MCS: Akupressur zur Symptomlinderung, Teil 1

Glücklich ohne Schmerzen

Akupressur ist eine Methode, die MCS-Patienten gefahrlos anwenden können, da nur die eigenen Finger benötigt werden und keine Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten zu erwarten sind. Das macht Akupressur zu einer optimalen Methode, um Symptome zu lindern. So kann man Akupressur zum Beispiel bei Heuschnupfen anwenden, wenn man die chemischen Sprays und Tabletten nicht verträgt.

Akupressur zur Symptomlinderung bei MCS

Was läge näher, als Akupressur auch bei MCS-Symptomen zur Symptomlinderung einzusetzen? Heilung könnte man davon zwar nicht erwarten, aber vielleicht eine Verbesserung der Symptome. Amalie hat es versucht. Es gibt in der Traditionellen Chinesischen Medizin (kurz TCM) keine langjährigen Erfahrungen mit der „neuen“ Krankheit MCS, und keine Informationen zu entsprechenden Akupressurpunkten, nur einige Akupunkturversuche aus den USA. In den Texten, die es dazu im Internet gibt, steht aber nicht, welche Punkte genadelt wurden, sodass man diese dann akupressieren könnte.

Also muss Amalie sich etwas anderes einfallen lassen. Mein erster Versuch war, einfach möglichst viele Symptome abzudecken. Das hätte dann eine ganz individuelle Punktkombination ergeben, weil schließlich nicht jeder die selben Symptome hat wie ich. Aber es hat sowieso nicht geklappt. Egal, wie exakt ich die Punkte entlang der Symptome wählte – es ging daneben. Wirkung: Keine. Also habe ich es erst mal aufgegeben.

Erst mal kein Erfolg – Die richtigen Punkte sind nicht so leicht zu finden

Dann hatte ich eine schwere Lebensmittelreaktion. Es war eine ziemlich ungewöhnliche Reaktion, ungewöhnlich stark und andere Symptome als sonst. Ich nehme an, mit dem Sojakäse, den ich gegessen hatte, war wirklich etwas nicht in Ordnung, auch wenn nicht nur ich davon gegessen hatte und die anderen, die auch davon gegessen hatten, gesund blieben. Es fing spätabends an, ging die ganze Nacht. Höhepunkt drei Uhr morgens, um fünf dann besser. Und die ganze nächste Woche noch was davon gehabt. Ich habe in der Nacht alle Punkte nach Symptomen ausprobiert, kein Erfolg.

Ich wusste allerdings nicht, dass es der Sojakäse war, weil ich den sonst immer gut vertragen hatte, sondern ich hatte es einem anderen Lebensmittel zugeschrieben. So aß ich denselben Sojakäse, ein anderes Päckchen, aber dasselbe Produkt, zwei Wochen später noch mal. Wieder die Reaktion. Sehr viele Symptome auf einmal, diesmal noch stärker. Bauchbeschwerden, Benommenheit, Schwindel, Zittern, innere Unruhe, das Gefühl, nicht richtig Luft zu bekommen und starke Rückenschmerzen. Dazu eine starke Erschöpfung, aber es war unmöglich, mich hinzulegen, ich musste sitzen bleiben.

Eine neue Idee – Übertragen und Experimentieren

Um die Nacht zu überstehen, beschloss ich, einige Punkte gegen die Erschöpfung zu drücken, die diese Situation so unerträglich machte. Die üblichen Punkte dafür hatten aber schon das letzte Mal nichts gewirkt, und taten es auch diesmal nicht. Also schlug ich in meinem ausgedruckten Material zu Akupressur nach, mit einer neuen Idee. Bei MCS glaubt der Körper zumindest, vergiftet worden zu sein. Egal, ob die Dosis nun der Reaktion entspricht.

Also suchte ich nach einem Punkt, den man bei einer echten Lebensmittelvergiftung, oder bei einer Vergiftung durch Verschlucken einsetzen würde. Ein Punkt, der sich auf meiner ausgedruckten Punkteliste durch alle Vergiftungserscheinungen von Einatmen über Verschlucken bis Lebensmittelvergiftung zieht, ist der Punkt Lunge 9, dort in den 36 wichtigsten Akupressurpunkten die Nummer 12.

Der Ansatz ist gefunden – Keine Heilung, aber deutliche Besserung

Und siehe da: Nach einer Viertelstunde konnte ich mich hinlegen. Die Symptome ließen nach, auch die Unruhe. Erst mal begann ich heftig zu zittern, besonders mein Bein und meine Schulter. Unterdrückte ich das, gingen die Symptome wieder los. Ich hoppelte richtig, aber dafür verschwanden die Muskelschmerzen, die Bauchbeschwerden ließen nach, die Benommenheit und die unnatürliche Erschöpfung nahmen ab. Gegen fünf Uhr morgens war das Ganze überstanden, am nächsten Morgen war die Reaktion weg, keine tagelangen Nachwirkungen.

Ich begann erst mal, den Punkt nun immer einzusetzen, wenn ich etwas abbekam. Beeindruckend war der Effekt, als ich versehentlich alle Fenster aufgelassen hatte, und am einen Fenster Benzin und am anderen Fenster ein leichter, aber noch deutlich merkbarer Waschmittelgeruch hereinkam. Ich ging in das Waschmittelzimmer, das für mich kleinere Übel. Ich habe das Glück, einen Luftreiniger zu besitzen, war aber durch die Reaktion zu nervös und lärmempfindlich, um ihn anzumachen. Ich konnte mich nicht genug konzentrieren, um meine Maske zu finden.

Ich drückte versuchsweise einfach den Punkt. Die Reaktion verschwand nicht, besserte sich aber so weit, dass ich den Luftreiniger anmachen konnte, und ruhig warten, bis der Waschmittelgeruch verschwunden war. Maske brauchte ich nicht mehr. Ich konnte sogar lesen, um mich abzulenken. Das ist insofern erstaunlich, weil ich bei einer Reaktion sonst keinen zusammenhängenden Satz lesen kann.

Was sind die Energieleitbahnen und Meridiane?

Danach begann ich zu recherchieren. Der Punkt Lunge 9 ist ein Punkt auf dem Lungenmeridian. In der TCM geht man davon aus, dass der Körper von Energieleitbahnen, den Meridianen, durchzogen wird. Diese sind nicht identisch mit Adern oder Nerven, sondern etwas Zusätzliches. Es gibt zwölf Leitbahnen, von denen jeweils zwei zusammengehören. Ein Teil ist ein „Yin“-Meridian, der andere Teil ist ein „Yang“-Meridian, wobei Yin und Yang Bezeichnungen für entgegengesetzte Energien sind, die sich ausgleichen müssen. Man könnte Yin als ruhiges, passives Prinzip und Yang als aktives Prinzip bezeichnen. Diese sollten einander das Gleichgewicht halten.

Diese Teilung in zwei entgegengesetzt wirkende, sich ausgleichende Prinzipien, findet man auch bei den bisher wissenschaftlich bewiesenen Funktionen des menschlichen Körpers. So kommen alle Muskeln paarweise, ein Beugemuskel und ein Streckmuskel vor. Wir haben auch Venen und Arterien, die sauerstoffarme Blut zum Herz hin und das sauerstoffangereicherte von Herz weg transportieren.

Auch gibt es z.B. beim vegetativen Nervensystem den Entspannung übertragenden Parasymphaticus und den Aktivität und Aufregung übertragenden Symphaticus, auch Vagus-Nerv genannt. Diese steuern die Verdauung oder den Herzschlag, sodass wir z.B. beim Rennen schneller atmen und das Herz schneller schlägt, ebenso wenn wir uns aufregen. Ein Ungleichgewicht in der Muskulatur entsteht, wenn z.B. immer nur der Beugemuskeln und der Streckmuskel nicht beansprucht wird. Das gibt Schmerzen und Verspannungen. Ein langfristiges Ungleichgewicht im vegetativen Nervensystem kann den Körper auf die Dauer belasten.

Unwissenschaftlich? Überhaupt nicht – Die praktische Wirkung zählt

Auch wenn man die Meridiane noch nicht – ich sage bewusst noch nicht – mit irgendeinem Gerät wissenschaftlich gesichert nachweisen kann, warum sollte es nicht ein weiteres solches Regelsystem im Körper geben, das Informationen und Energien verteilt? Auch wenn wir die Energien noch nicht messen können? Ich bin mir sicher, dass die Existenz der Meridiane irgendwann wissenschaftlich belegt werden wird. Bereits die Qi Gong Expertin Josephine Zöller beschrieb in der 80er Jahren Forschungsansätze, die die Meridiane im Bindegewebe nachweisen, als Übertragung minimaler elektrischer Impulse wie in den Nerven, nur eben zwischen Bindegewebszellen.

Momentan ist mir der experimentelle Nachweis für die Wirkung, den ich an mir selbst erleben kann, genug. Es macht keinen Sinn, mit etwas zu warten, bis es wissenschaftlich sichtbar gemacht werden kann, wenn man es im Experiment schon nachweisen kann, wenn man aus etwas Nutzen ziehen kann, obwohl man es nicht erklären kann. Hätte man zu Zeiten der Pest ein Antibiotikum gehabt, ohne zu wissen, dass es Bakterien gibt, sondern durch zufällige Feststellung der Wirkung, es hätte sicher auch genutzt, ohne dass man die Bakterien nachweisen hätte können. Und die Akupressur beruht auf Jahrtausenden unermüdlicher Beobachtung und Dokumentierung ihrer Wirkung – wohl die wissenschaftlichste Methode überhaupt.

Was ist der Lungenmeridian?

Zurück zum Punkt Lunge 9 und dem Lungenmeridian. Der Lungenmeridian, der Yin-Teil, mit dem ihm verknüpften Dickdarmmeridian, dem Yang-Teil, steht für die „empfindlichen“ Schleimhäute, die Blutgefäße, für alles Empfindliche, und für den Kontakt des Körpers mit der Umwelt.

Ist die Lungen- und Dickdarmenergie ausgeglichen, gibt das dem Körper z.B. eine gute Abwehr gegen Erkältungen und wohl auch eine vergleichsweise hohe Widerstandskraft was Schadstoffe angeht. Ungleichgewichte und Schwächen des Lungen/Dickdarm-Meridians äußern sich in Atemwegserkrankungen, Allergien, Entzündungen, Infektanfälligkeit, Erschöpfung… Das Thema: Allergien und Entzündungen. Passt MCS nicht in diesen Kreis?

Die Wurzel des Übels finden – Ein Erklärungsversuch

Die „Verstopfung“ im Lungenmeridian kann zum Beispiel durch eine Überlastung mit Chemikalien entstehen. Oder durch nicht vertragene Milchprodukte, ein hochgradiger, geradezu klassischer Auslöser für stagnierende Energie in der Lungenleitbahn. Bei mir waren es von Kindheit an unverträgliche Milchprodukte, die wohl eine große Rolle gespielt haben. Besserungen gab es erst, seit ich vor über zwei Jahren aufgehört habe, diese Produkte zu essen. Kalte, stagnierende Energie, der so genannte „Schleim“ sammelt sich jedenfalls in der Lungenleitbahn an und wirkt als Blockade. Die Lungenenergie ist geschwächt. Das kann zu Allergien führen, zu Infektanfälligkeit, schneller Erschöpfung, Asthma – oder eben zu MCS. Denke ich mir zumindest.

Was kann der zentrale Punkt Lunge 9?

Der Punkt Lunge 9 löst „Schleim“, so wird eine stagnierende, verstopfende Energie bezeichnet, und baut die Lungenenergie auf. Zugleich ist der Punkt Lunge 9 noch mit der Milz verknüpft. Die hilft in der TCM dem Körper dabei, Fremdstoffe zu verarbeiten und Nahrungsmittel zu verwerten. Wohl daher wird dieser Punkt, der so viel mit der Fähigkeit des Körpers, mit einem Fremdstoff umzugehen, bei Vergiftungen eingesetzt. Diesen Einsatz findet der Punkt nur in der Akupressur bei der Stanford University, auf Internetseiten, die sich mit Akupunktur befassen, fand ich nichts dazu. Wenn man darüber nachdenkt, lassen sich damit auch auf einem energetischen Ansatz viele Nahrungsmittelunverträglichkeiten erklären.

Ich kam mit dem Punkt Lunge 9 zu einem guten Zufallsergebnis. Ich habe deutlich weniger Ahnung von der TCM als die Akupunktur-Ärzte in den USA, die teilweise mit deutlich anderen Konzepten oder anderen Leitbahnen arbeiten. Mein gesamtes Wissen ist Laienwissen. Ich habe mit experimentellem Ansatz gearbeitet, durch Assoziieren und Probieren. Das hat ein gutes Ergebnis erbracht. Die theoretische Herleitung hinterher ist vielleicht noch sehr lückenhaft, würde sie ein TCM-Fachmann beurteilen. Aber die Wirkung stimmt. Vielleicht kann ein experimenteller Ansatz, den man sich bei Akupressur ja gefahrlos leisten kann, manchmal mehr als eine Theorie, die erst nachher in die Praxis übertragen werden soll.

Meine eigene „Fallstudie“: Deutliche Besserung

Ich würde schätzen, dass sich meine Sensitivität um ein Drittel bis die Hälfte reduziert hat. Jemand, der mit Parfüm an mir vorbei geht, ein Gang in den Keller oder Hausgang ist kein Problem mehr. Die Reaktionen verlaufen auch deutlich schwächer. Für ältere Bücher brauche ich keine Lesekiste oder Zellglastüte mehr. Ich hatte früher auch Probleme, wenn ich viel saures Obst gegessen habe. Jetzt kann ich die Sommerbeeren und die Aprikosen und Pfirsiche ohne anschließendes Bauchweh genießen.

Die Besserung geht langsam voran, jede Woche etwas mehr. Ich leide außerdem nicht mehr unter ständigem Durstgefühl, die Verdauung ist besser, ich habe gesündere Haut, schlafe besser und überstehe eine Erkältung leichter als früher. Was für mich persönlich sehr schön ist, ist, dass sich meine Halswirbelsäule und meine Augen, deren Pupillen bei Reaktionen früher „steif“ wurden, sich so weit gebessert haben, dass ich wieder Radfahren kann.

So. Genug der Theorie. Ich habe eine Akupressurmethode entwickelt, mit mehreren anderen Punkten, die die Wirkung von Punkt Lunge 9 verstärken. Dieser Blog bekommt einen Teil 2. Dort beschreibe ich, wie jeder die genannte Akupressurmethode selbst ausführen kann. Es ist sehr einfach, da alle Punkte an der Hand liegen, muss man sich nicht „verbiegen“ dafür. Man braucht nur die Disziplin, viermal täglich zehn Minuten lang zu akupressieren.

Teil II erscheint morgen.

Autor: Amalie für CSN – Chemical Sensitivity Network, 14. August 2009-08-14

Hinweis: Die oben genannten Hinweise sind kein Ersatz für eine medizinische Behandlung oder einen Arztbesuch.

Ein Kommentar zu “MCS: Akupressur zur Symptomlinderung, Teil 1”

  1. Gismo 14. August 2009 um 21:38

    Gesundheitliche Besserungen mit einfachen Methoden herbeiführen, ist eine prima Sache. Oftmals bedarf es keines chemischen Medikaments, sondern es helfen andere Therapien sogar besser, weil frei von Nebenwirkungen. Das dürfte allerdings der Pharma-Industrie ein Dorn im Auge sein und nicht in deren Interesse liegen, derartige Therapieansätze publik zu machen.

Kommentar abgeben: