Persistente Altlasten in Lebensmitteln

Emily Elert hat diesen Artikel anlässlich des Earth Day 2010 verfasst, der am 22.04. zum vierzigsten Mal begangen wurde. Der „Tag der Erde“ wurde von Senator Gaylord Nelson (Democrats) initiiert, um die Umwelt als Thema in die Politik zu bringen.

Damals engagierten sich politisch interessierte Menschen vor allem gegen den Vietnam-Krieg. Das erwachende politische Bewusstsein sollte für die Belange des Umweltschutzes genutzt werden. Wenig später entstanden auch bei uns die ersten Bürgerinitiativen. Selbst ohne Internet war es möglich mitzumischen, indem man Informationen verbreitete, möglichst viele Menschen für ein Thema interessierte und eine politische Debatte los trat. Von Umweltschutz müssen inzwischen selbst jene reden, die ihn missachten, und es wird immer leichter, ihnen auf die Finger zu schauen.

Der Artikel beschreibt ausführlich, wie Schadstoffe in der Umwelt akkumulieren und wie wenig historisch aus ihnen gelernt wurde. Es wird klar, warum eine vegetarische oder bei Beachtung der Nährstoffe vegane Ernährung trotz anders lautender Auskünfte von Medizinern die gesündere ist. Eine vertretbare Gewichtsreduktion kann ebenfalls einen Vorteil bringen.

Über eine Gruppe von Ersatzstoffen für das weltweit immer noch hergestellte DTT werden wir einen eigenen Artikel veröffentlichen. Die ebenfalls persistenten Pyrethroide werden genauso häufig und bedenkenlos wie einst DDT eingesetzt. Verschwiegen wird, dass es sich um ein nicht harmloses Nervengift handelt, das kleine Lebewesen tötet, das Nervensystem größerer massiv schädigt und bei MCS eine fatale Rolle spielt.

Persistente Altlasten zum Earth Day 2010:

US-Lebensmittel sind immer noch durch alte Chemikalien verunreinigt

Auf einem Foto in einer Zeitungswerbung von 1947 beugt sich eine strahlende Mutter über die Wiege ihres Babys. Die Wand hinter ihr ist mit Reihen von Blumen und Disney Figuren verziert. Über dem Foto verkündet eine Überschrift: „Schützen Sie Ihre Kinder vor Krankheiten übertragende Insekten.“

Diese Werbung für DDT imprägnierte Tapete ist die Momentaufnahme historischer Ignoranz, bevor das berüchtigte Insektizid viele Vögel fast ausrottete und im Körper von nahezu jedem Menschen auf der Welt auftauchte.

Die Geschichte von DDT lehrt uns eine Lektion über die Vergangenheit. Experten meinen jedoch, sie ermögliche auch einen Blick in die Zukunft.

Achtunddreißig Jahre nach dem Verbot nehmen Amerikaner immer noch täglich Spuren von DDT und seinen verstoffwechselten Formen auf, zusammen mit mehr als zwanzig anderen verbotenen Chemikalien. Reste dieser Altlast-Schadstoffe sind in Amerikanischen Lebensmitteln allgegenwärtig, besonders in Molkereiprodukten, Fleisch und Fisch.

Ihre jahrzehntelange Anwesenheit im Nahrungsangebot unterstreicht das Gefahrenpotential einer neuen Generation weitverbreiteter Chemikalien mit ähnlichen Eigenschaften und Gesundheitsrisiken.

Neuste Studien skizzieren ein komplexes Bild von Altlast-Schadstoffen in Amerikanischen Lebensmitteln – ein unüberschaubares Heer an Chemikalien in kleinsten Spuren, überall aber in unterschiedlichsten Konzentrationen im Nahrungsangebot vorhanden, manchmal allein, öfter jedoch in Kombination mit anderen. Dazu gehören DDT und einige weniger bekannte Organochlorpestizide, als auch Industriechemikalien wie Polychlorierte Biphenyle oder PCBs, welche bis in die späten 70’er Jahre in elektrischen Geräten eingesetzt wurden.

Dieses Bild wirft eine ganze Reihe von nicht weniger komplizierten Fragen auf: Sind kleine Mengen dieser Chemikalien für sich allein oder in Kombinationen gefährlich? Warum sind sie immer noch vorhanden und wie gelangen sie in unsere Nahrung?

Stellen Sie sich diese Chemikalien wie den Sand in ihren Schuhen nach einem Ausflug zum Strand vor. Trotz unserer Bemühungen, uns davon zu befreien, werden wir etwas später fündig – manchmal am gleichen Abend, manchmal nach Jahren – wenn wir das betreffende Paar Sommerschuhe anziehen und die Sandkörner zwischen unseren Zehen spüren.

„Sie sind menschengemacht und sie sind giftig, und sie reichern sich in der Biosphäre an. Deshalb überrascht es nicht, dass sie lange Zeit, nachdem sie verboten wurden, immer noch da sind“ – so Arnold Schecter, von der University of Texas School of Public Health, der seit mehr als 25 Jahren die Chemikalienbelastung des Menschen untersucht.

Viele Chemikalien sind genau so hartnäckig präsent wie jene Sandkörner. Sie gehören zur Klasse der sogenannten „persistenten organischen Pollutanten“ kurz POPs – die zum Abbau in Sedimenten und im Boden Jahrzehnte benötigen, die sich mit Wind und Wasser weltweit verbreiten können und bis in derart entfernte Gegenden wie die Arktis vordringen. Diese ortsbeweglichen POPs nehmen im Fettgewebe lebender Organismen einen halb-permanenten Aufenthalt an, wenn sie über Nahrung aufgenommen werden. Das geschieht in Tieren und manchmal in Menschen. Viele von ihnen können das Risiko für Krebs oder andere Erkrankungen erhöhen, den Hormonhaushalt verändern, die Fruchtbarkeit einschränken oder die Entwicklung des Gehirnes stören.

Die gute Nachricht ist, dass DDT und andere Organochlorpestizide, PCBs und als Dioxine bezeichnete industrielle Nebenprodukte in Lebensmitteln und in der Umwelt signifikant abgenommen haben, seitdem sie Jahrzehnte zuvor verboten worden sind. Einige sind unter messbare Werte abgefallen. „Wir erwarten nicht, dass sich die Werte in der Nahrung oder in den Menschen abrupt verringern, wir erwarten, dass sie langfristig kleiner werden. Und genau das beobachten wir“, sagte Schecter.

Exakte Tendenzen von Chemikalien in Lebensmitteln sind schwierig auszumachen, da sowohl die Regierung als auch unabhängige Studien verschiedene Lebensmittel an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten untersucht haben. Jedoch weisen die Werte der menschlichen Muttermilch darauf hin, dass bis zum Jahre 1990 DDT auf ein Zehntel des Wertes von 1970 abgefallen ist, wie aus einem Bericht im International Journal of Epidemiology von 1999 hervorgeht. Ähnliche Tendenzen gibt es für PCBs und Dioxine. An den meisten Orten sind POPs nur noch ein Bruchteil dessen, was sie waren.

Letztes Jahr, im Rahmen einer fortlaufenden Studie über POPs im Nahrungsangebot haben Schecter und seine Kollegen über 300 Proben aus Supermärkten um Dallas in Texas zusammengetragen und analysiert. Für 31 verschiedene Lebensmittel wie z.B. Joghurt, Hähnchen und Erdnussbutter wurden Mischproben hergestellt und auf alte wie auch neuere Schadstoffe untersucht.

„Jedes Nahrungsmittel aus dieser Studie enthielt mehrere Pestizide“, schrieben die Autoren in einem Artikel, der im Februar 2010 in der Zeitschrift Environmental Health Perspectives veröffentlicht wurde.

Das DDT-Abbauprodukt DDE war am häufigsten vorhanden, es kam in 23 der 31 beprobten Nahrungsmitteln vor.

Die Leute nehmen mehr DDT als jeden anderen persistenten Schadstoff auf, stellten die Forscher fest. Sein relativ übermäßiges Vorkommen ergibt sich aus dessen weitverbreiteter Anwendung in der Vergangenheit. Nach Auskunft der Environmental Protection Agency wurden allein in der Vereinigten Staaten in einem Zeitraum von etwa 30 Jahren schätzungsweise „1,35 billion pounds“, d.h. 612,3 Millionen Kilogramm versprüht, um Moskitos und landwirtschaftliche Schädlinge auszurotten.

Zu den anderen verbotenen Pestiziden, die sich für Jahrzehnte in Nahrungsmitteln gehalten haben, gehören Dieldrin, Toxaphen, Chlordan, Hexachlorocyclohexan und Hexachlorbenzol. Obwohl sie weniger bekannt sind, gehen von ihnen ähnliche Risiken wie von dem berüchtigten DDT und den PCBs aus.

Das am stärksten verseuchte Lebensmittel war Lachs, mit Spuren von sechs verschiedenen PCPs, zwei Flammschutzmitteln und 25 Pestiziden, einschließlich DDT, Dieldrin und Toxaphen. Proben von Sardinenkonserven und Wels enthielten ebenfalls zahlreiche verbotene Chemikalien.

Generell waren umso mehr Chemikalien enthalten, je höher der Fettgehalt der Nahrungsmittel war. Erdnussbutter, Eiscreme, Käse, Butter, Öl, Fisch und fettreiche Fleischsorten waren stärker kontaminiert als fettarme Milch und Gemüse.

Dieser Zusammenhang zwischen hohem Fettgehalt und hohen Chemikalienwerten ist kein Zufall. POPs sind lipophile oder „fettliebende“ Chemikalien – sie wählen das Fett von Tieren als ihren Aufenthaltsort und brauchen viele Jahre zum Abbau. Dieses Fett wandert durch die Nahrungskette und die Schadstoffe nehmen in einem Vorgang, den man Bioakkumulation nennt, stufenweise höhere Konzentrationen an.

Beispielsweise haften im Lake Michigan PCBs an anorganischen Sedimenten und werden von dann von mikroskopischem, frei schwebendem Plankton absorbiert. Ein Weichtier ernährt sich von dem Plankton, indem es durch seinen Verdauungstrakt Wasser filtert und während seines kurzen Lebens sammeln sich Schadstoffe im Fettgewebe des Molluskes an. Ein kleiner Barsch frisst hunderte Mollusken, bevor ein größerer Raubfisch, die Seeforelle, den Barsch frisst – und all die Chemikalien in ihm. Dann kommt ein Adler oder ein Fischer vorbei und verzehrt die Forelle.

Dieser Effekt ist gut dokumentiert und hilft zu erklären, warum abnehmende Populationen von Vögeln und Beutetieren oft die ersten Zeichen einer Umweltverschmutzung sind, welche die Gesundheit des Menschen bedrohen könnte. Vögel haben im Vergleich zu Menschen relativ kleine Körper und wenn sie sich ausschließlich von verseuchtem Fisch ernähren, kann ihre Körperbelastung schnell toxische Werte erreichen, die Küken töten können, Eier zerstören oder Missbildungen verursachen.

Zuchtfische sind sogar stärker belastet. Eine Studie von 2004 stellte fest, dass Zuchtlachs zehnmal höher mit POPs belastet war als wilder Lachs. Die Quelle der Schadstoffe, sagte Dr. David Carpenter, Leiter des Institute for Environmental Health an der University of Albany, New York und einer der Autoren der Abhandlung, ist die kontaminierte Mischung von Fischfetten und Proteinen im Fischfutter.

Dasselbe Problem stellt sich bei Fleisch- und Milchprodukten, sagte Dr. Carpenter. Ein von der National Academies Press 2003 veröffentlichter Bericht hob hervor, dass tierische Fette enthaltendes Futter eine Hauptquelle für die anhaltende Belastung der Menschen mit Dioxinen war, die Krebs hervorrufen.

„Wir recyceln tierische Abfallfette zurück in das Nahrungsangebot“, erklärt Capenter. „Wir verfüttern das Fett der Kuh an die Schweine und Hühner und wir füttern das Fett von Schweinen und Hühnern an die Kühe.“ Diese tierischen Abfallprodukte machen den größten Anteil am Tierfutter aus.

Wissenschaftler sind sich über die Gesundheitsrisiken für den Menschen unsicher, die von Spurenwerten der meisten POPs ausgehen. Manche, wie z.B. Dioxine, sind auch in sehr geringen Konzentrationen mit Risiken verbunden. Nach Tierstudien, aber auch nach einigen Studien mit Menschen, könnte eine Belastung mit diesen Chemikalien das Risiko für Krebs und andere Erkrankungen erhöhen, die Fruchtbarkeit verringern, den Hormonhaushalt verändert, die Gehirnentwicklung beeinträchtigen und das Immunsystem ungünstig beeinflussen.

Für einige Chemikalien hat die EPA überwiegend auf Grundlage von Tierversuchen Referenz-Dosiswerte festgelegt, deren tägliche Aufnahme als sicher erachtet wird. Keines der Nahrungsmittel in Schecters Studie von 2009 enthielt Konzentrationen über diesen Richtwerten. Die tägliche nahrungsbedingte DDT-Aufnahme der Amerikaner ist z.B. etwa die Hälfte der Referenz-Dosis.

Aber die Beamten des Gesundheitswesens wissen über die Wirkung vieler Chemikalien nicht ausreichend Bescheid, um Referenz-Dosen festzulegen, sagte Schecter. Und sie wissen noch weniger darüber was passiert, wenn Menschen mehreren Schadstoffen ausgesetzt sind.

„Wo es Referenz-Werte gibt, sind diese für einzelne Chemikalien. Und wir haben keine Referenzwerte für eine Kombination mehrerer Chemikalien“, sagte er.

„Sichere“ Werte für Chemikalienkombinationen zu bestimmen dürfte schwierig und teuer sein und bisher wurden wenige Studien durchgeführt.

Dr. Alex Stewart, ein Arzt des Britischen Gesundheitssystems, der 2009 eine Arbeit über Mischungen von Chemikalien veröffentlichte sagte, Schadstoffe könnten, wenn sie in unserer Nahrung und in unseren Körpern in Kombinationen vorkommen, noch schädlicher sein als einzeln. Manche Chemikalien, wie z.B. Dioxine, addieren sich wahrscheinlich zu ihrer Wirkung, da sie dieselben Körpersysteme auf dieselbe Art beeinträchtigen, erklärte er.

Das kombinierte Potential mancher Substanzen hat man gut dokumentiert. „Jeder weiß, dass Rauchen Lungenkrebs hervorruft und wenn man Radon einatmet, erzeugt dies Lungenkrebs. Beides, Rauchen und Radon, verursachen Lungenkrebs, aber wenn man beidem ausgesetzt ist, ist das Risiko höher“, erklärte Carpenter.

Während vor langer Zeit verbotene Schadstoffe immer noch eine Belastung darstellen, gesellt sich eine neue Generation von Umweltschadstoffen zu ihnen.

Eine davon ist die Gruppe der Flammschutzmittel, die Polybromierte Diphenilether oder PBDEs heißen. PBDEs hat man in einer Reihe von Gebrauchsgütern seit den 70’er Jahren eingesetzt. In den Jahrzehnten danach nahm die Belastung des Menschen stark zu und die Werte der menschlichen Muttermilch und des Blutes sind in Nordamerika um Größenordnungen höher als in anderen Teilen der Welt.

PBDEs in Nahrungsmitteln variieren sehr. Z.B. kann eine Probe Rind doppelt so hoch belastet sein wie eine andere. Doch trotz dieser uneinheitlichen Werte enthält die durchschnittliche Amerikanische Diät die tägliche Aufnahme von ein paar PBDEs, hauptsächlich durch den Verzehr von Milchprodukten und Fleisch, wie aus der Studie von Schecter hervorgeht.

Tierstudien haben PBDEs mit einer eingeschränkter Schilddrüsen- und Leberfunktion und mit einer gestörter Hirnentwicklung in Zusammenhang gebracht. Bedenken bezüglich ihrer gesundheitlichen Folgen führten 2004 zu einem US-Verbot mehrerer PBDEs. 2009 wurden sie in die Liste der Schadstoffe, die Gegenstand des Stockholmer Abkommens sind, aufgenommen.

Das Stockholmer Abkommen – eine internationale Anstrengung von fast 100 Ländern, den Gebrauch und die Herstellung von POPs zu beenden oder einzuschränken – wurde 1991 unterzeichnet. Die ursprüngliche, das „Dreckige Dutzend“ genannte Liste umfasste mehrere Pestizide und PCBs, die immer noch in Nahrungsmitteln vorhanden sind. Die Liste wurde 2009 um 9 neue Chemikalien erweitert, von denen viele in Schecters Nahrungsmittel-Studie auftauchten.

Die Studie wies auch Spurenwerte von Perfluoroctansäure oder PFOA nach, eine Chemikalie, die bisher im Nahrungsangebot noch nicht festgestellt worden war. Perfluorierte Substanzen werden üblicherweise zur Herstellung von fett- und wasserabweisenden Gebrauchsgegenständen eingesetzt, dazu zählt Teflon.

Manche dieser Stoffe sind verboten worden oder die Industrie hat ihren Gebrauch verringert. Da sie aber immer noch in Gebrauchsgegenständen vorkommen, werden die Menschen gleichermaßen durch Staub wie Ernährung belastet.

Man weiß nicht, wie perfluorierte Stoffe in die Nahrung gelangen, sagte Dr. Tom Webster, ein Epidemiologe an der Boston School of Public Health. Es ist möglich, dass sie wie andere Schadstoffe in der Biosphäre akkumulieren, aber sie könnten beim Vorgang des Verpackens auch direkt in Nahrungsmittel eindringen, sagte er.

Da Gebrauchsgegenstände diese Chemikalien enthalten, werden diese möglicherweise auf Abfall-Deponien gebracht. Sie stellen ein „Problem der Innenraum-Umgebung dar, das immer mehr zu einem Problem der äußeren Umgebung wird“, sagte Dr. Mike McClean, ebenfalls ein Epidemiologe der Boston’s School of Public Health. Mit dem Regen sickern die Schadstoffe aus den Deponien in das Grundwasser, von wo sie durch die Umwelt wandern und möglicherweise in die Nahrungskette gelangen.

Perfluorierte Stoffe bauen schneller als andere Schadstoffe ab, aber Flammschutzmittel verhalten sich mehr wie andere POPs, in dem sie sich in Fettgewebe ansammeln und viele Jahre zum Abbau benötigen.

„Wir erwarten, dass sie für viele weitere Jahrzehnte in der Umwelt präsent sein werden“, sagte Schecter.

Schecter meinte weiter, dass in Anbetracht der großen Zahl von Schadstoffen im US-Nahrungsangebot die Regierung viel mehr Schadstoffe überprüfen muss. „Das wäre die Hauptaufgabe, aber da sie immer noch vorhanden sind, scheint mehr Kontrolle angebracht“, sagte er.

Und die Leute sollten versuchen, weniger tierisches Fett zu sich zu nehmen, um die Aufnahme hoher POP-Werte zu vermeiden, sagte Schecter. Carpenter beschreibt die Situation unverblümter. Er sagte, „Wir müssen diese Chemikalien aus unserer Nahrung herausbekommen.“

Autorin: Emily Elert, 22.04.2010 für Environmental Health News

Literatur:

Environmental Health Perspectives, Schecter, et al. Lingering legacies for Earth Day 2010: U.S. food still tainted with old chemicals, Feb. 10, 2010 – doi:10.1289/ehp.0901347

Übersetzung und Antext: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network, 10. Mai 2010

Vielen Dank an EHN für die freundliche Genehmigung den Artikel übersetzen und im CSN Blog veröffentlichen zu dürfen.

(Zum Vergrößern das Diagramm bitte anklicken)

Diagramm zur täglichen Aufnahme von Schadstoffen durch Lebensmittel. Es sind die Werte von 32 Organochlorpestiziden, 7 PCBs und 11 PFCs (Perfluorierte Chemikalien) aus Mischproben von 31 verschiedenen Nahrungsmitteln, die 2009 in Supermärkten in Dallas, Texas erworben wurden. Die nahrungsbedingte Aufnahme dieser Chemikalien wurde für einen Durchschnittsamerikaner berechnet.

Weitere Beiträge von BrunO:

Verpackungen von Lebensmitteln geben Schadstoffe in Nahrungsmittel ab

Fachleute sind besorgt wegen einer bislang unbekannten Schadstoffquelle für Nahrungsmittel. Kartonverpackungen für Lebensmittel enthielten „hohe Mineralölanteile“, heißt es dem Nachrichtenmagazin „Focus“ zufolge in einem Protokoll des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). (1) Das Problem, dass Lebensmittelverpackungen eine Schwachstelle darstellen können, die zu Lasten der Gesundheit der Verbraucher geht, ist dem BfR schon seit Jahren bekannt. Probleme bereiten neben dem Schadstoffeintrag aus Altpapier auch Perfluorchemikalien, Nanomaterialien, recycelte Kunststoffe, Phthalate, Druckfarben, Dichtungsmaterial bei Glaskonserven, Bakterizide, etc.

In einer aktuellen Pressemeldung heißt es:

Den aktuellen BfR-Analysen, die im Auftrag des Bundesverbraucherschutz-ministeriums erstellt wurden, liegt eine Studie des Kantonalen Labors Zürich zugrunde. Die Schweizer Toxikologen wiesen nach, dass Ölspuren aus der Druckfarbe wiederverwerteten Papiers „binnen weniger Wochen“ in Lebensmittel übergehen können, die mit Produkten aus Altpapier verpackt sind. „Diese Stoffe gehören nicht in die Nahrung“, sagte BfR-Präsident Andreas Hensel. Neue Grenzwerte sind allerdings nicht in Sicht. Während der Züricher Laborleiter Rolf Etter Deutschland auffordert, bei der EU auf „Regulierungen“ zu drängen, sieht Hensel „weiteren Erkenntnisbedarf“.

Bekanntes Problem: Verpackungen kontaminieren Nahrungsmittel

Dass Lebensmittelverpackungen für Schadstoffeintrag in unsere Nahrungsmittel verantwortlich sein können, weiß das BfR seit Jahren. Es ist schließlich nicht nur das belastete Altpapier, sondern auch die Druckfarben, die bei der Bedruckung der Lebensmittelverpackungen zum Einsatz kommen und kritisch betrachtet werden müssen. Bei einem Blick auf die Webseite des BfR wird ersichtlich, dass sich die Behörde mit der Thematik „Druckfarbenrückstände“ schon länger beschäftigt. In der Meldung „Druckfarben in Lebensmitteln: Gesundheitliche Bewertung mangels Daten nicht möglich“ aus dem Jahr 2006 äußerte das BfR bezüglich einer Situation, die bereits damals für die Behörde nicht zufriedenstellend war, und nennt den Hauptgrund:

„Das Problem: Anders als viele andere Stoffe, die im Kontakt mit Lebensmitteln eingesetzt werden, sind Druckfarben auf europäischer Ebene gesetzlich nicht geregelt.“

Behörden und Industrie: Kein Konsens zugunsten der Verbrauchergesundheit

Aus der Pressemitteilung des BfR vom 1. März 2006 wird offenkundig, dass es zum damaligen Zeitpunkt bereits Treffen mit Vertretern der Industrie gab:

„Das Gespräch zwischen der Kunststoffkommission und Vertretern der Druckfarbenindustrie im BfR hat ergeben, dass sich der Übergang von Stoffen aus Druckfarben auf Lebensmittel durch einen so genannten Abklatscheffekt oder aufgrund von Migration durch das Verpackungsmaterial technologisch derzeit nicht vermeiden lässt. Kurzfristig wird sich diese Situation auch nicht ändern: Die Druckfarbenindustrie setzt zur Erfüllung lebensmittelrechtlicher Anforderungen auf ihre eigene Leitlinie. Danach sollen besonders bedenkliche Substanzen von der Verwendung ausgeschlossen und für andere Stoffe toxikologische Daten vorgelegt werden. Die hierfür vorgesehenen Fristen halten das BfR und die Kunststoffkommission für unakzeptabel: Je nach Menge des zu erwartenden Übergangs der Substanz in Lebensmittel will die Industrie die Daten – insbesondere solche zur Klärung einer eventuell vorhandenen erbgutverändernden Wirkung – erst zwischen 2010 und 2015 vorlegen. Damit wäre sowohl die gesundheitliche Bewertung als auch die Überprüfung auf Einhaltung lebensmittelrechtlicher Anforderungen lange Zeit nicht möglich. (2)

Vier Jahre sind seitdem vergangen, wir haben das Jahr 2010, die Verbraucher sind, wie die aktuelle Pressemeldung offenbart, noch immer Schadstoffen aus Lebensmittelverpackungen ausgesetzt und noch immer setzt man auf „Erkenntnisbedarf“. Das bedeutet, dass der Verbraucher weiterhin auf „Goodwill“ warten muss, bis Änderungen zum Wohle seiner Gesundheit getroffen werden.

Statt Verbraucherschutz, Selbstkontrolle der Industrie

Das BfR teilt in einer Veröffentlichung erläuternd mit, dass es kein spezielles Zulassungsverfahren gibt für Materialien im Kontakt mit Lebensmitteln. Es gibt aber die bereits erwähnten Anforderungen der EU-Verordnung 1935/2004, die alle Materialien und ihre Bestandteile erfüllen müssen, wenn sie für den Kontakt mit Lebensmitteln verwendet werden sollen. Die Verantwortung hierfür tragen jedoch die Hersteller selbst.

Sorge hat die Behörde, der die Hände gebunden zu sein scheinen, wie man an einer weiteren Meldung von 2007 sieht. Damals gab das BfR an, dass man eine Regelung auf EU-Ebene für die vielen Stoffe, die durch das Bedrucken von Lebensmittelverpackungen mit Nahrungsmitteln in Kontakt kommen können, für dringend erforderlich hält. Über 1000 Stoffe würden für das Bedrucken von Lebens-mittelverpackungen eingesetzt, so die Behörde für Risikobewertung. (3)

Das BfR ist sich den Reaktionen der Konsumenten, wenn es um schadstoffbelastete Nahrungsmittel geht, durchaus bewusst, wie aus einer Hintergrundinformation für Journalisten deutlich wird. Darin heißt es: „Wenn Lebensmittel Stoffe enthalten, die man als Verbraucher dort nicht erwartet und schon gar nicht gewünscht hat, ist die öffentliche Diskussion schnell auf dem Siedepunkt.“(3)

Verbraucher werden im Regen stehen gelassen

Verwunderlich ist die Reaktion der Verbraucher nicht, von der das BfR berichtet. Der Verbraucher von Heute erwartet, dass Nahrungsmittel frei von krankmachenden Schadstoffen sind. Ihn interessiert es wenig, welche Gründe Hersteller vorbringen, warum in welchem Fertigungsprozess Schadstoffe in die Nahrung übergehen können, er möchte sich darauf verlassen können, dass das, was er isst, seine Gesundheit stärkt, nicht gefährdet. Dem Verbraucher dies abzusprechen, bedeutet, ihm das Vertrauen zu nehmen, das er den verantwortlichen Behörden und den Herstellern in der Nahrungsmittel produzierenden Industrie entgegenbringen möchte.

Es ginge auch anders, die Hersteller müssten nur umschwenken

Dass es durchaus Möglichkeiten gibt, Lebensmittelverpackungen schadstofffrei oder schadstoffarm zu bedrucken, müsste man vermuten können, wenn man Angebote von Druckereien studiert. Da fallen Begriffe wie: „umweltfreundliche Produktion, lösungsmittelfrei, kein Einsatz von Industriealkohol im Druckprozess, Rapsöl als Bindemittel der Druckfarbe,…“ Es bleibt abzuwarten, ob zunehmender Druck von Seiten der Verbraucher und Verbraucherinitiativen umweltfreundliche und für die Gesundheit unschädliche Lebensmittelverpackungen bei den Nahrungsmittel-produzenten erwirken kann, wenn Behörden dazu seit Jahren nicht im Stande sind.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. März 2010

Literatur:

  1. dts, Fachleute besorgt wegen Giftstoffen im Essen, 07.03.2010.
  2. BfR, Druckfarben in Lebensmitteln: Gesundheitliche Bewertung mangels Daten nicht möglich, 06/2006, 01.03.2006.
  3. BfR, Materialien im Kontakt mit Lebensmitteln, A/2007, 27.04.2007.

Diabetes – Bitter, süß oder giftig?

Indigene Völker, Diabetes und die Bürde der Umweltverschmutzung

Diabetes wird heute vielerorts als die Epidemie des 21. Jahrhunderts angesehen. Mit ungefähr 284 Millionen Menschen, bei denen diese Krankheit gegenwärtig diagnostiziert wurde, ist dies bestimmt keine Übertreibung, nicht zuletzt für Indigene Völker.

Nach dem „State of the World’s Indigenous Peoples Report“, dem Bericht über die Lage der Indigenen Weltbevölkerung der Vereinten Nationen, haben mehr als 50% der Indigenen Erwachsenen über 35 Jahre Diabetes Typ 2, und es heißt darin, „diese Zahlen werden voraussichtlich noch steigen“.

Diabetes wird „Lifestyle Krankheit“ genannt, für deren grassierende Ausbreitung man Fettleibigkeit verantwortlich macht, die unserem zunehmenden Verlass auf die westliche Ernährungsweise (auch als Fleisch-Zucker-Diät bekannt) und unserem Verzicht auf regelmäßige körperliche Betätigung geschuldet ist.

Während dies sicher mitverursachende Faktoren sein können, gibt es immer mehr wissenschaftliche Belege, dass zwischen Diabetes und unserer Umwelt ein enger Zusammenhang besteht. Es wurden über ein Dutzend Studien veröffentlicht die langlebige organische Schadstoffe, Persistent Organic Pollutants (POPs), darunter Polychlorierte Biphenyle (PCBs), als Dioxine bekannte krebserzeugende Kohlenwasserstoffe und das tödlichste synthetische Pestizid DDT, in einen Zusammenhang mit höheren Raten der Erkrankung bringen.

„Wenn es die POPs sind, wenn nicht Übergewicht Diabetes verursacht, ist dies wirklich heftig, wenn es stimmt“, meint Dr. David O. Carpenter, Direktor des Institutes für Gesundheit und Umwelt an der Universität von Albany (im Bundesstaat New York).

Einer von vier Indigenen Erwachsenen, die in Kanadischen Reservaten leben, wurde mit Diabetes vom Typ 2 diagnostiziert, der am weitesten verbreiteten Form von Diabetes. Die Prävalenz dieser Erkrankung scheint dermaßen stark zu sein, dass die Zahl der in Kanada neu diagnostizierten Fälle über dem Wachstum der Indigenen Bevölkerung liegen könnte. Es ist nicht mehr ungewöhnlich, Kinder die nicht älter als drei Jahre sind, mit dieser Erkrankung zu finden. Nach der Statistik der Regierung werden 27 Prozent aller Indigenen Menschen in Kanada in den nächsten 10 Jahren an Diabetes vom Typ 2 leiden.

Die Situation der Sandy Lake First Nation in der Sioux Lookout Zone von Nord Ontario entspricht genau diesen Daten. Eine Studie vom März 2009, die von Dr. Stewart Harris mitverfasst wurde stellte fest, dass 26 Prozent der Gemeinschaft an dieser Krankheit leiden, die höchste in Kanada festgestellte Diabetes-Rate. Mit einer Bevölkerung von 2.500 wurde die nördliche Cree Gemeinschaft kürzlich als ein „Epizentrum“ der Epidemie beschrieben.

Es wurde wenig über die Konzentrationen langlebiger organischer Schadstoffe in Sandy Lake geforscht, doch nach Angaben des First Nations Environmental Health Innovation Network (FNEHIN), (Plattform zur Vernetzung von First Nations und Umweltmedizin-Forschung) sind von mehreren Nachbar-Gemeinschaften die ebenfalls hohe Diabetes Raten aufweisen, wie der Kitchenuhmaykoosib Inninuwug First Nation, erhöhte PCB-Werte ihrem Blut bekannt.

Die Mohawk Gemeinschaft von Akwesasne muss sich auf ihre Art mit Diabetes und der Belastung durch POPs auseinandersetzen. Ihr Lebensraum erstreckt sich über die Staatsgrenze zwischen New York und Ontario-Quebec entlang des St. Lawrence Flusses. Über Jahrzehnte leiteten drei Aluminium-Gießereien stromaufwärts des Reservats PCBs in den Fluss und verseuchten Wasser, Boden und Vegetation.

Dr. Carpenter hat sich jahrelang mit erwachsenen Mohawks in Akwesasne wissenschaftlich beschäftigt. Erst kürzlich, im Jahre 2007, war er an einer Studie beteiligt, die den Zusammenhang zwischen Diabetes und Umweltverschmutzung in der Gemeinschaft untersuchte. „Unsere Studie an erwachsenen Mohawks zeigte eine auffällige Erhöhung der Diabetes-Raten in Abhängigkeit von den Blutwerten dreier langlebiger organischer Schadstoffe, DDE, dem Stoffwechselprodukt von DDT, Hexachlorbenzol und PCBs“, so Dr. Carpenter. „Unsere Ergebnisse stimmen sehr gut mit denen von Lee et al überein.“

2006 zeigten Dr. Dae-Hee Lee und ihre Kollegen, dass für Menschen mit der höchsten Belastung durch POPs die Wahrscheinlichkeit an Diabetes zu erkranken ungefähr 38 mal höher ist, als für solche mit der niedrigsten Belastung. Außerdem, „zeigten sie, dass für Personen die zwar übergewichtig waren, aber keine hohen Werte von POPs im Blut aufwiesen, das Risiko an Diabetes zu erkranken nicht erhöht war“, fährt Dr. Carpenter fort. „Wahrscheinlich werden die meisten Leute übergewichtig, weil sie zu viele tierische Fette aufnehmen und genau in denen sind die POPs enthalten.“

Die Aufnahme von POPs über die Nahrung wurde von der Amerikanischen EPA (Environmental Protection Agency) in ihrem Entwurf von 1994 zur Dioxin Neubewertung bestätigt, der offiziell nie veröffentlicht worden ist. Nach diesem Entwurf zur Neubewertung stammt 93 Prozent unserer Dioxinbelastung aus dem Verzehr von Rindfleisch, Milchprodukten, Milch, Geflügel, Schweinefleisch, Fisch und Eiern. Mit anderen Worten, die westliche Ernährungsweise.

Eine im Mai 2001 im Journal für Toxikologie und Umweltmedizin veröffentlichte Studie zog ähnliche Schlüsse aus der Neubewertung der EPA. Zusätzlich zeigte die Studie, dass „Säuglinge sehr viel mehr Dioxine in Relation zum Körpergewicht aufnehmen, als alle älteren Altersgruppen“ und dass Muttermilch doppelt so giftig ist wie Milch aus dem Handel. Außerdem wurde festgestellt, dass Veganer den aller niedrigsten Anteil von POPs in ihrem Körper aufwiesen.

Nach einer Veröffentlichung vom Oktober 2009, des Forschungszentrums für Umweltchemie und Ökotoxikologie der Masaryk University, sind die Weltmeere eine weitere Hauptquelle von POPs, insbesondere DDT. Darüber hinaus wurde in der Abhandlung festgestellt, dass trotz aller Einschränkungen, die der Verwendung von DDT vor über 30 Jahren auferlegt wurden, die Konzentrationen des Giftes weiter zunehmen.

Indigene Völker tragen einen ungleich hohen Anteil dieser globalen Giftlast. Nach dem National Pollutant Release Inventory (NPRI), der staatlichen Erfassung von Schadstoffemissionen von Environment Canada, einer Einrichtung des Kanadischen Umweltministeriums, gibt es in Kanada beispielsweise 212 Indigene Gemeinschaften, die flussabwärts oder in der Nähe von Zellstoff-Fabriken oder anderen Anlagen leben, die Dioxine oder Furane abgeben. Ein erschreckendes Beispiel ist die alte Dryden Pulp Mill in der Nähe von Grassy Narrows. Nach Auskunft des Mercury Disability Boards, dem von den betroffenen Gemeinschaften gebildeten Rat für Quecksilber-Behinderung, der auf gesetzlicher Grundlage über Entschädigungsrenten für Angehörige der Grassy Narrows und Islington Bands entscheidet, leitete dieser Betrieb von 1962 bis 1970 tonnenweise Quecksilber-Abwasser, das zusätzlich Dioxin enthielt, in den English-Wabigoon River.

Vierzig Jahre später stellt der giftige Abfall immer noch eine „ernsthafte Gefahr“ für die Grassy Narrows und die Wabaseemoong First Nations dar, wie das Disability Board erklärt. Zur Dekontamination wurden von der Staats- oder Landesregierung keinerlei offizielle Schritte unternommen.

Die Lage der Tohono O’odham Nation erinnert sehr an die Grassy Narrows: diese Nation im Südwesten Arizonas weist die welthöchste Diabetesrate auf. Stammeseigenen Gesundheitsbeamten zufolge wurde bei fast 70 Prozent der 28.000 Menschen zählenden Bevölkerung diese Erkrankung diagnostiziert. Die O’odham Angehörigen sind die zweitgrößte Indigene Nation in den Vereinigten Staaten.

Lori Riddle gehört zur Aquimel O’odham Gemeinschaft und ist Gründerin der Gila River Alliance for a Clean Environment (GRACE), der Gila River Allianz für eine unbelastete Umwelt.

GRACE dient dem zehnjährigen Kampf gegen eine gefährliche Müllaufbereitungsanlage, die ohne ausreichende Genehmigung für Jahrzehnte auf O’odham-Gebiet in Betrieb war. Die Anlage gehörte der Romic Environmental Technologies Corporation und spuckte ununterbrochen Abwasser in die Luft, bis sie schließlich 2007 geschlossen wurde.

Die Anlage von Romic war nicht der erste Beitrag zur toxischen Belastung der O’odham’s, erklärt Riddle. Sich an ihre Kindheit erinnernd berichtet sie: „Fast ein Jahr lang, immer wenn ein Flugzeug über unseren Köpfen geflogen ist, konnte man den Nebel sehen. Wir dachten nie daran unser Wasser abzudecken. Die Chemikalien bemächtigten sich unser und wurden ein Teil von uns.“

Von den frühen 50’er Jahren bis in die späten Sechzigern sprühten Baumwoll-Farmer im Wassereinzugsgebiet des Gila Rivers routinemäßig DDT auf ihre Pflanzen um sie gegen Baumwollraupen zu schützen. Nach Angabe der Agentur für giftige Substanzen und Erfassung von Erkrankungen, der Agency of Toxic Substances and Disease Registry (ATSDR), versprühten die Farmer jährlich ungefähr 23 Pfund DDT pro Acre, das sind etwa 25.7 Kilogramm pro Hektar.

1969 wurde im Staat Arizona der Einsatz von DDT verboten. Zu dem Zeitpunkt war der Fluss hochgradig kontaminiert. Nach Auskunft der ATSDR wechselten die Farmer danach zu Toxaphen, einem Ersatz für DDT, bis dieses 1990 von der US-Regierung verboten wurde.

Wegen diesen Chemikalien, erklärt Riddle, waren die O’odham gezwungen, ihre traditionelle Ernährung aufzugeben und die westliche anzunehmen. Auch mussten Farmen aufgegeben werden und nötigten die Familien ihre Stammesgemeinschaft zu verlassen. Gesellschaften wie Romic begannen, sich auf ihrem Gebiet nieder zu lassen und trieben die Situation auf die Spitze. „Das hat unserer Lebensqualität einen Tribut abverlangt“, sagt sie. „Ich habe mich in den Schlaf geweint.“

Die O’odham schlagen sich mit dem herum, was Riddle als „Cluster Symptome“ bezeichnet. Das sind Fehlgeburten, Arthritis der Wirbelsäule, Atemprobleme, unerklärliche Hautausschläge und Probleme mit der Produktion roter Blutkörperchen. Dies zusätzlich zu Diabetes, der häufig zu Nierenversagen, Erblindung, Herzerkrankungen und Amputationen führt.

Es werden immer mehr Studien veröffentlicht, die in Nachfolge der wegweisenden „Ranch Hand“ Studie den Zusammenhang zwischen Diabetes und langlebigen organischen Schadstoffen wie DDT belegen. 1998 stellte diese Studie für US Air Force Personal, das während des Vietnamkrieges mit dem Herbizid und Entlaubungsmittel Agent Orange besprüht worden war, eine Zunahme von Diabetes (der eine Insulinkontrolle erfordert) um 166 Prozent fest. Die Studie zeigte auch, dass sich mit höheren Dioxinwerten die Häufigkeit und die Schwere von Typ 2 Diabetes ebenfalls erhöht; die Zeit bis zur Erkrankung verkürzte sich einem ähnlichen Trend folgend.

Dr. Carpenter weist jedoch darauf hin, dass wegen der überall auf Zustimmung stoßenden Meinung, Diabetes sei eine durch die Lebensweise verschuldete Erkrankung, die von der Ernährungsweise und dem Maß an Bewegung abhängt, dem Zusammenhang mit POPs von Regierungen, Nachrichtenagenturen oder irgend einer von den Hunderten an gemeinnützigen Diabetes-Stiftungen weltweit, wenig Beachtung geschenkt wird. „Nicht einmal bei uns, in Medizinerkreisen, ist dies angekommen“, fügt Dr. Carpenter hinzu. „Man braucht viel Zeit um beides zu ändern, die Ansichten der Medizin und die der Öffentlichkeit.“

„Das eine was jeder tun kann ist eindeutig, weniger tierisches Fett zu essen“, empfiehlt Dr. Carpenter. Einige Indigene Gemeinschaften im nördlichen Manitoba und in British Columbia haben damit begonnen dies zu tun, indem sie ihre eigenen Gärten bepflanzen und Gewächshäuser bauen; indem sie ganz traditionell auf ein paar Lebensmitteln zurückgreifen, die sie seit Millenien versorgt haben. Andere wenden sich körperlichen Aktivitäten zu, was nicht nur für die Prävention von Diabetes, sondern für ihre gesamte Gesundheit eine wichtige Rolle spielt.

„Wir müssen also Wege finden, die POPs aus den Tieren herauszubekommen, die wir essen. Das wird nicht einfach sein, angesichts des Ausmaßes, wie verseucht wir die Welt gemacht haben“, ergänzt Dr. Carpenter. Deshalb weist Lori Riddle, die selbst an Diabetes erkrankt ist, auf den Tribal Council (Stammesrat) und auf die US-Bundesregierung hin.

Autor und Copyright:

John „Ahniwanika“ Schertow, Indigenous people, diabetes and the burden of pollution, Winnipeg 02.02.2010

Zum Autor: Ahni  ist ein Verfechter Indigener Rechte und Autor des Blogs Intercontinental Cry

Wir danken Ahni für die Genehmigung den Artikel übernehmen und übersetzen zu dürfen.

Wer den Artikel übernehmen möchte, bitte bei Ahni Kontakt oder CSN anfragen.

Übersetzung: IP: 87.187.136.186 @19.02.2010 00:40:56

AGÖF startet neues Forschungsvorhaben zur Innenraumluftqualität

Labor - Team forscht nach Schadstoffen in Innenräumen

 

Datenerhebung zur Raumluftqualität von Wohn- und Bürogebäuden als Bewertungsgrundlage von Zielkonflikten energieeffizienter Bauweise

Die Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute ist seit 01.10.2009 vom Umweltbundesamt beauftragt, ein vom BMU gefördertes, dreijähriges FuE-Vorhaben mit dem Thema „Zielkonflikt energieeffiziente Bauweise und gute Raumluftqualität – Datenerhebung für flüchtige organische Verbindungen in der Innenraumluft von Wohn- und Bürogebäuden (Lösungswege)“ durchzuführen. Im Rahmen des Projektes werden umfangreich Daten zu flüchtigen organischen Verbindungen in der Innenraumluft von Wohn- und Bürogebäuden erhoben, in einer Datenbank zentral erfasst und ausgewertet. 

Ziel ist es, mögliche Konflikte zwischen einer zunehmend dichteren Gebäudehülle und der Raumluftqualität empirisch besser beschreiben und bewerten zu können. Anhand fundierter Daten werden Lösungswege für die raumlufthygienische Optimierung energieeffizienter Gebäude entwickelt, die bei weiteren Energiesparmaßnahmen gezielte Hinweise für Politik und Verwaltung liefern können. 

Schwerpunkt des Vorhabens ist die Erfassung und Auswertung vorhandener Daten zur Qualität der Innenraumluft. Die AGÖF-Institute führen jährlich bundesweit mehrere tausend Raumluftuntersuchungen durch. Damit steht dem Vorhaben für die Jahre 2007 bis 2012 ein großer Pool an Daten zur Auswertung zur Verfügung. Sie werden durch Daten aus den Jahren 2002 und 2006 ergänzt, die im FuE-Vorhaben „Erstellung einer Datenbank zum Vorkommen von flüchtigen organischen Verbindungen in der Raumluft“ schon erfasst wurden. 

Ergänzend zu vorhandenen, auftragsbezogen erhobenen Daten werden im Rahmen des Projektes in 50 Gebäuden, die entsprechend der Energieeinsparverordnung 2002 bzw. später errichtet oder saniert wurden, gezielt Messungen durchgeführt. Geplant sind Messungen in Wohn- und Schulgebäuden jeweils in unterschiedlichen Klimasituationen (Winter/Sommer). Ein hoher Anteil von Gebäuden mit Lüftungsanlagen wird angestrebt, um den Einfluss unterschiedlicher Lüftungsarten zu erfassen. 

Die Mitglieder der AGÖF haben schon früh auf mögliche Auswirkungen der Energieeinsparbemühungen im Bauwesen auf die Raumlufthygiene hingewiesen und Lösungskonzepte dazu erarbeitet. Die AGÖF begrüßt deshalb ausdrücklich die Chance, das Konfliktpotential mit aussagekräftigen Zahlen belegen zu können. Darüber hinaus ermöglicht die umfangreiche Datenerhebung Hinweise auf zeitliche Trends bei Schadstoffen in Innenräumen und eine Aktualisierung der AGÖF Orientierungswerte. 

Projektleitung: Dr. Heidrun Hofmann und Dr. Peter Plieninger

Weitere Informationen über die Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute e.V. (AGÖF):   AGÖF

Schulen: Umweltbundesamt gibt Tipps, um Fehler bei Renovierungsarbeiten zu vermeiden

Endlich werden Schulen gesünder

 

Schulen in denen Schüler und Lehrer reihenweise durch Schadstoffe oder Schimmel krank wurden, gibt es quer durch ganz Deutschland. An mancher Schule tobt ein jahrelanger Kampf, ob das PCB, Lösungsmittel, Holzschutzmittel oder die vorhandene Schimmelbelastung zumutbar sind oder nicht. Im Zuge des Konjunkturprogramms soll auch für Verbesserung der Innenraumluft an Schulen gesorgt werden, wie der nachfolgende Pressemitteilung des Umweltbundesamtes zu entnehmen ist: 

Pressemitteilung des UBA – Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau, 09.11.2009 

Konjunkturprogramm hilft auch Schulen
Umweltbundesamt gibt Tipps, Fehler bei Renovierungsarbeiten in Schulen zu vermeiden

Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern dürfen sich auf baldige Sanierungsarbeiten in ihren Schulen freuen. Geld aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung soll die Lernbedingungen vor allem in älteren Schulgebäuden verbessern. Die für Sanierungs-, Modernisierungs- und Renovierungsarbeiten bereitgestellten Bundesmittel machen Schulen nicht nur schöner. Sie sollen auch für gute Luft beim Lernen sorgen. Voraussetzung dafür ist jedoch die richtige Materialauswahl durch die öffentlichen Beschaffungsstellen. Sonst kann es auch unangenehme Gerüche geben – hervorgerufen durch erhöhte Emissionen flüchtiger und schwerflüchtiger organischer Stoffe. Diese wiederum können Ursache für Konzentrationsschwäche sowie Kopfschmerzen sein. 

Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt, sich bei Renovierungsarbeiten am „Leitfaden für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden“ zu orientieren. Die Innenraumlufthygiene-Kommission des UBA hat diese Publikation 2009 umfassend überarbeitet. Der Leitfaden gibt Tipps, wie die Schulen umweltfreundlich und gesundheitsbewusst saniert und dabei wirtschaftlich aufgewertet werden können. Er erleichtert es den Verantwortlichen – sowohl den Baubetrieben als auch den Schulleitern – dauerhaft gutes Raumklima zu schaffen. Voraussetzung sind eine fachliche Bauausführung – auch unter Beachtung möglicher Schadstoffe in der vorhandenen Bausubstanz – sowie der Einsatz geeigneter Materialien und Produkte. 

Für gesundheitlich unbedenkliche Bauprodukte ist das Umweltzeichen Blauer Engel ein zuverlässiger Wegweiser. Der Blaue Engel wurde beispielsweise für folgende Produkte vergeben: Parkett-, Laminat- und Linoleumböden, elastische Fußbodenbeläge, Fugendichtstoffe, Klebstoffe für Böden, Schall- und Wärmedämm-Material, Holzwerkstoffe, Raufaser, Lacke und Wandfarben. Der Einsatz dieser Produkte muss jedoch auch aufeinander abgestimmt sein. Die Baubetriebe sollten darauf achten, dass zum Beispiel Kleber und Bodenbelag keine reaktionsbedingten Ausgasungen verursachen. 

Renovieren mit emissionsarmen Produkten ist eine wichtige Voraussetzung für gesunde Luft in Klassenzimmern – auch, wenn diese Produktgruppen in der Anschaffung zunächst etwas teurer sind. Ein nachträgliches Beseitigen von Renovierungs- oder Modernisierungsmängeln verursacht höhere Kosten, so die Erfahrungen in betroffenen Schulen. 

Treten nach der Renovierung bei den Schülern Kopfschmerzen, müde Augen und Konzentrationsschwäche auf, wirkt dies dem angestrebten Lernerfolg entgegen und verursacht auch Kosten an anderer Stelle, etwa zur Wiederherstellung der Gesundheit. Die Einbeziehung von Umweltkriterien in die öffentliche Auftragsvergabe ist mittlerweile zweifelsfrei zulässig. Diese veränderte Rechtslage ist allerdings vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Beschaffungsstellen und den Gemeinden noch nicht bekannt. 

Die folgenden Publikationen des UBA stehen zum kostenlosen Download bereit, geben Tipps und bieten Orientierung: 

Quelle: Presseinformation des UBA, Konjunkturprogramm hilft auch Schulen, Dessau-Roßlau, 09.11.2009

CSN Artikel zum Thema Schulen:

  • Frau mit Chemical Sensitivity gewinnt fast 400.000 Euro in Sick Building Prozess

    Gerichtsurteil positiv für Frau mit Multiple=

    MCS Kranke erhält fast 400.000 Euro Entschädigung in Sick Building Prozess

    Chemical Sensitivity in JapanSeit sie in ihre neue Wohnung zog, ging es der Frau schlecht. Ärzte stellten die Diagnose MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Das Yomiuri Shimbun/ Asia News Network berichte heute über den Fall der Frau, der am Tokio Bezirksgericht gewonnen wurde. Der Bauherr wurde vom Gericht dazu verklagt, 36.6 Millionen Yen, das sind rund 400.000 Euro, als Entschädigung zu zahlen. Die Frau entwickelte gleich nach Bezug ihres Apartments, das sie im Jahr 2000 gekauft hatte, ein Sick Building Syndrome.

    Klage wegen MCS und Sick Building Syndrome

    Die 48-jährige Teiko Okaya reichte wegen ihrer seither bestehenden Krankheit Klage gegen den Bauherrn ein. Der Streitwert gegen die in Yokohama sitzende Baufirma war auf 87.9 Millionen Yen angesetzt.

    Baufirma war nachlässig gewesen

    Der vorsitzende Richter am Bezirksgericht Tokio beschloss am Donnerstag, dass die Baufirma nachlässig gehandelt hatte und deswegen verpflichtet sei, die fast 400.000 Euro als Entschädigung an die nun chemikaliensensible Frau zu zahlen. Die Baufirma hatte deswegen nachlässig gehandelt, weil sie die Schadstoffkonzentration der chemischen Substanzen im Innenraum der Wohnung nicht gemessen hatte nach der Fertigstellung.

    MCS diagnostiziert – Folge belasteter Wohnung

    Laut dem Beschluss des Gerichtes zog Teiko Okaya im Juli 2000 in die Wohnung ein. Bereits wenige Tage später begann sie unter Symptomen, einschließlich schwerer Kopfschmerzen, zu leiden. Die Symptome, die diagnostiziert wurden, sind als Sick Building Syndrome bekannt. Im Juni 2002 wurde bei der Japanerin Chemikalien-Sensitivität (MCS) diagnostiziert. Trotz dass sie im Dezember 2002 aus der schadstoffbelasteten Wohnung auszog, hielten ihre Symptome an.

    Recht bekommen

    Nach dem Urteilsspruch erschien Frau Okaya bei einer Pressekonferenz in Tokio. Um ihre Symptome zu reduzieren. trug sie eine Schutzmaske und sagte: “ Die Entscheidung bedeutet nicht, dass sich mein Leben ändert. Ich bin jedoch glücklich, dass vom Gericht erkannt wurde, dass ich das Opfer in diesem Rechtsstreit bin.

    Traurigerweise ist die Baufirma im Insolvenzverfahren und derzeit nur in der Lage, 6% dessen zu bezahlen, was sie Gläubigern schuldet. Ein Sprecher der Baufirma sagte, man könne keinen Kommentar abgeben, solange man das Urteil nicht vorliegen habe.

    MCS von Gericht entschädigt

    Der aktuelle Fall ist der zweite Fall in Japan, der bekannt wurde, in dem eine Person wegen MCS eine Entschädigung bekam. Bereits im April hatte ein junger Mann fast 55.000 Euro vom Gericht zugesprochen bekommen. Er hatte durch das Rauchen seiner Kollegen im Büro MCS bekommen. In Japan ist Chemical Sensitivity seit 1. Oktober 2009 eine von Regierungsseite anerkannte Krankheit, die Krankenkassen dazu verpflichtet, medizinische Behandlungen zu bezahlen.

    Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. Oktober 2009

    Weitere interessante Berichte aus Japan:

    Babyschnuller sind Bisphenol-A-belastet. Hormonell wirksame Chemikalien in Kinderartikeln gehören verboten

    Viele Baby Schnuller mit Chemikalien belastet

    Viele Babyschnuller sind mit hormonell wirksamen Chemikalien belastet. In allen zehn durch ein Testlabor im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) untersuchten Schnullern wurde Bisphenol A gefunden. Diese Substanz steht im Verdacht, Unfruchtbarkeit, Schädigungen der Gehirnentwicklung und Brustkrebs hervorzurufen. „Säuglinge und Kleinkinder reagieren besonders emp­findlich auf hormonartige Schadstoffe wie Bisphenol A“, sagte Professor Ibrahim Chahoud, Toxikologe an der Berliner Universitätsklinik Charité. „Hormone spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Organen. Ist der Körper künstlichen hormonähnlichen Stoffen ausgesetzt, können diese das empfindliche Gleichgewicht der natürlichen Hormone stören.“

    Die höchsten Konzentrationen an Bisphenol A wurden in den Kunststoffschildchen gefunden, die den eigentlichen Schnullersauger halten. Die Kunststoffschildchen bestanden mit einer Ausnahme aus Polycarbonat, bei dessen Herstellung Bisphenol A eingesetzt wird. In den Schildchen aus Polycarbonat zeigten sich in den Untersuchungen Konzentrationen zwischen 200 und fast 2300 Milligramm pro Kilogramm.

    Auch in den Saugteilen der Latex-Schnuller von Baby-smile, Dentistar, Babylove und NUK, sowie bei einem der sechs untersuchten Silikon-Schnuller (von AVENT) lagen die Analysewerte zwischen 80 und 400 Milligramm pro Kilogramm. Eine mögliche Erklärung wäre, dass Bisphenol A aus den Hartkunststoff-Schildchen in den weichen Saugteil diffundiert. Dafür spricht die hohe Mobilität von Bisphenol A sowie die Tatsache, dass in fast allen Schnullern mit hohen Konzentrationen der Chemikalie in den Saugern noch höhere Konzentrationen in den Kunststoffschildchen gefunden wurden. Angesichts der hohen Mengen lässt sich auch nicht ausschließen, dass Bisphenol A bereits den Ausgangsmaterialien beigemengt wurde. So fanden sich in den meisten Silikonfabrikaten im Vergleich zu den Latexfabrikaten geringere Mengen der Chemikalie. Die deshalb durchgeführten Vergleichsuntersuchungen des stark belasteten Silikon-Saugers der Marke AVENT deuten darauf hin, dass hier Bisphenol A bereits im Ausgangsmaterial vorhanden war. Die hohen Werte bestätigten sich in zwei Fällen, in einer dritten Probe aus einer anderen Charge wurde kein Bisphenol A nachgewiesen.

    Die Hersteller wurden vom BUND noch vor Vorliegen der Einzelergebnisse in schriftlicher Form befragt, ob und in welcher Weise Bisphenol A im Produktionsprozess eingesetzt wird und wie gewährleistet wird, dass keine hormonell wirksamen Chemikalien in ihren Schnullern vorhanden sind. Mehrere Hersteller gaben an, ausschließen zu können, dass Bisphenol A im Saugteil ihrer Schnuller vorhanden ist, obwohl die BUND-Untersuchungen dies nun in Frage stellen. Einige Hersteller räumten jedoch ein, dass die Kunststoffschildchen aus Polycarbonat bestehen und daher Bisphenol A enthalten.

    Patricia Cameron, BUND-Chemieexpertin: „Wir sind schockiert, dass ausgerechnet Babyschnuller mit Bisphenol A belastet sind. Die Hersteller müssen nun klären, wie die Chemikalie in die Sauger und in die Schnuller gelangen konnte.“

    Der BUND forderte die Schnullerhersteller auf, bei der Produktion der Kunststoffschilde auf Polycarbonat zu verzichten. „Es ist bekannt, dass Kinder gern alles in den Mund nehmen, das gilt auch für den ganzen Schnuller. Außerdem steht das Kunststoffschildchen beim Saugen in ständiger Berührung mit den Lippen des Kindes. In diesem sensiblen Anwendungsbereich haben hormonell wirksame Schadstoffe nichts verloren. Wir erwarten von den Firmen, dass sie ihre Produktion umstellen und künftig auf Bisphenol A verzichten“, sagte Cameron. Der BUND forderte von den Herstellern außerdem aufzuklären, wie Bisphenol A in die Sauger gelangen konnte sowie Maßnahmen, die sicherstellen, dass die Sauger zukünftig frei von Bisphenol A sind.

    Handeln müssten auch die Behörden. Nicht nur für Schnuller und Babyflaschen, sondern für alle Kleinkinderartikel und für Produkte, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, forderte der BUND ein Verbot von Bisphenol A und anderer hormonartig wirksamer Chemikalien.

    Die BUND-Hintergrundmaterialien mit allen Testergebnissen finden Sie im Internet unter: www.bund.net/bisphenol-a

    BUND Pressemitteilung vom 1. Oktober 2009

    Fotos der untersuchten Babyschnuller: BUND

    Weiterer interessanter Artikel zum Thema:

    US Hersteller nehmen toxische Babyflaschen vom Markt – Verkauf nach Europa geht weiter

    Möglichkeiten für den Eigenbau einer Sauna mit einfachsten Mitteln

    Schwitzen treibt Schadstoffe aus dem Körper

    Sauna ist eine gute, effektive Möglichkeit um den Körper von Schadstoffen zu entgiften. In Umweltkliniken setzt man Sauna ein, um Patienten die durch Chemikalien erkrankten, zu stabilisieren. Einen Aufenthalt in einer Umweltklinik wird von Krankenkassen in den meisten Fällen nicht bezahlt und oft reicht die Behandlungszeit nicht, um den Körper voll zu entgiften. Eine Sauna Zuhause wäre also das Optimum. Eine Sauna in schadstofffreier Ausführung kostet recht viel Geld, mehr, als viele Chemikalienerkrankten zur Verfügung haben. Nachfolgend wird der Prototyp einer Eigenbau-Sauna vorgestellt.

    Ein Hinweis vorab

    Sauna ist für viele eine hervorragende Möglichkeit zu entgiften, aber sicher nicht für alle. Ein Abklären mit dem Umweltarzt ist daher sinnvoll. Auch bei den Materialien schwankt die Toleranz bei den MCS Erkrankten beträchtlich. Was der eine nicht kann, ist für den anderen nicht mehr möglich. Da jeder sich selbst am Besten kennt, ist auch die Materialauswahl, die für die Herstellung der Selbstbau-Sauna angeführt wird, nur als Hinweis und Ansporn zu eigener Kreativität zu sehen, nicht als Muss. Wer Ideen hat, kann sie uns als Kommentar vorstellen. Vielleicht schaffen wir es auf diese Weise, eine günstige, sichere Sauna für den schmalen Geldbeutel zu konstruieren. Ich habe für meine Frau eine Sauna in einfachster Ausführung gebaut und möchte den ersten Prototyp vorstellen. Sie ist sicherlich nicht perfekt, aber sie funktioniert und das Vorhaben ist ausbaubar. Meine Ziele waren: Günstig und mobil soll die „Sauna“ sein und schnell auf- und abzubauen.

    Sauna Marke Eigenbau

    Sauna-Variante-A-1Version A 1 – Für das Dach sind sicher Dreikanthölzer am Besten. Die einfachste und preiswerteste Methode um die Vierkanthölzer miteinander zu verbinden ist die, dass die waagerechten Hölzer auf die senkrechten aufgeschraubt werden. Es können auch die im Baumarkt erhältlichen Eckverbindungen genutzt werden. Dadurch wird der Bau aber spürbar teurer. Eine weitere Variante, die vom Material noch sicherer ist, wären Alurohre, was dann aber wesentlich teuerer wird.

    Version Tipi-Sauna

    Sauna-Variante-A-2

    Version A 2 (Meine Version) – Hier kreuzen sich, wie beim einem Tipizelt, die Dachhölzer. Zur Stabilisierung habe ich eine Hartplastschüssel genommen, den Boden kreuzweise eingeschlitzt und die Rundhölzer durchgesteckt. Dadurch bekam die Verbindung halt und konnte jederzeit auch noch angepasst werden, indem die Rundhölzer mehr oder weniger durch den Boden der Schüssel ragten. Eine Metallschüssel wäre freilich noch besser. Eine einfache Methode, um die Rundhölzer am Rahmen zu befestigen wäre, an den oberen Ecken Schlauchstücke anzuschrauben und in diesen die Hölzer zu stecken (wobei das betreffende Schlauchteil natürlich nach oben gebogen wird, entsprechend der Neigung der Hölzer. Siehe Abbildung oben.

    Sauna-Variante-B

    Version B

    Hier sind für das Dach sicher auch Dreikanthölzer am besten.

    Sauna-Variante-C1

    Version C 1

    Sicher am einfachsten zu bauen. Für das Grundgerüst müssen aber die Vierkanthölzer länger sein, wie bei den vorangegangenen Versionen. Während die Versionen A-B auch für das Freiland geeignet sind, ist die Version C nur für dass Freiland geeignet, wenn dass Dach mit einer wetterfesten und wasserdichten Platte abgedeckt wird.

    Das grau gekennzeichnete Brett könnte als Rückenlehen dienen, wenn man nur einen Hocker in der Sauna hat.

    Sauna-Variante-C2

    Version C 2

    Wenn das Gerüst zu instabil ist, können Verstrebungen nötig werden. Die grünen Bretter dienen ebenfalls zur Stabilisierung, im Eingangsbereich und im Rückenteil.

    Das grau gekennzeichnete Brett könnte als Rückenlehen dienen, wenn man nur einen Hocker in der Sauna hat.

    Diese Grundgerüste können nun je nach Verträglichkeit mit unterschiedlichen Gewebearten (unbehandelter Zeltstoff, Hanfgewebe, ökologisches Stoffbarrierengewebe,  usw.) bespannt werden oder mit verträglichem Holz verkleidet werden, evt. mit Glasplatten. Die Maße der Grundgerüste können nach vorhandenen Platz und den eigenen Raum-und Temperaturbedarf  variiert werden (größere Räume brauchen mehr Energie und leistungsfähigere Heizungsgeräte).

    Dach von Sauna Tipi Version

    Die Dachregion – Zum schnellen Abnehmen der Plane nur mit Klammern (möglichst alte Holzklammern) befestigt (um sie waschen zu können, um die Sauna wegen Umzugs auseinander nehmen zu können usw.). Besonders für eine Freilandnutzung wäre das Waschen mit einem wenig Borax zur Schimmelvermeidung anzuraten oder es wird ein schimmelresistenter Zeltstoff  verwendet. Sowohl die Wasserdichtheit als auch die Schimmelresistenz wird ohne jegliche Chemie nur durch spezielle Webverfahren erzielt. Schimmelresistente Stoffe sind allerdings dreimal so teuer. (Achtung auch, dass solche Stoffe nicht chemisch ausgerüstet sind)

    Der Hocker mit integrierter Heizung. Platzsparend, aber für Elektrosensible evt. nicht die beste Lösung, oder man kann auf der Sitzfläche noch eine Abschirmung anbringen.

    Sauna Tipi mit Heizung

    Der Hocker vom Nahen. Natürlich muss ein Sicherheitsabstand zu den Planen Sauna-IMG_0011-xxeingehalten werden. Besondere Vorsicht bei Kindern und stark geschwächten Personen (Aufsicht!). Auch muss darauf geachtet werden, dass ein solcher Hocker nichts ausdünstet. Alternativ kann man die Tipi-Sauna mit einem Heizgerät aufheizen und es vor dem Betreten herausnehmen. Wer sehr sensibel ist, kann sich zum Sitzen einen Edelstahlhocker besorgen oder setzt sich auf Handtücher auf den Boden.

    Dach Sauna TipiBlick auf das Zeltdach von unten. Man sieht, wie die Rundhölzer durch den Schüsselboden geführt wurden. Es entsteht eine Spannung, die die Hölzer oben alleine hält und gleichzeitig noch Veränderungen bezüglich des Dachgefälles zulassen.

    Noch einige Tipps:

    Bei einer Freiluftverwendung sollte die Sauna möglichst windgeschützt aufgestellt werden. Geht das nicht, reichen Wäscheklammern (gibt es auch aus Holz oder komplett aus Metall) zum Befestigen des Zeltstoffes im Dachbereich nicht aus (Sturm…). Dann müssten schon die kräftigen Hobbyklammern verwendet werden, die es auf den Baumärkten in verschiedenen Größen gibt. Auf Überlappungen ist zu achten, damit kein Regenwasser eindringen kann oder es wird eine zusätzlich andere Überdachung verwendet.

    Den Stoffanteil unterhalb des Daches (entsprechend Varianten A und B) habe ich mit Pinnwandstiften an den Vierkanthölzern befestigt. Tackern wollte ich nicht, weil die Tackerklammern zu schwer wieder zu lösen sind. Ebenso Reißzwecken. Für die Freiluftanwendung müsste evt. eine von Außen aufgeschraubte flache Leiste für den nötigen Halt sorgen, da bei starkem Wind möglicherweise die Pinnwandstifte herausgerissen werden (auch die Tackerklemmen, bzw. der Stoff wird zerrissen, während die Klemmen drinnen bleiben). In diesem Fall den Stoff mit einigen wenigen Reißzwecken fixieren (Reißzwecken nicht zu fest reindrücken, lassen sich dann erheblich schlechter wieder entfernen). Dann kann in Ruhe mittels der aufgeschraubten Leisten die Plane sturmsicher befestigt werden. Besonders im Bereich der waagerechten Leisten darauf achten, dass kein Sickerwasser zu Fäulnisprozessen führt. Evt. Gummibänder zum Abdichten verwenden.

    Wer es ganz akkurat machen will, der nähe für das Gestell einen maßgeschneiderten „Überzug“ aus Zeltstoff. Dafür gibt es im Internet wasserfesten Zwirn. Den Link habe ich im Forum schon veröffentlicht. Dadurch erübrigt sich das Befestigen mittels Leisten usw.

    Außensauna

    Soll die Sauna Tag und Nacht dauerhaft im Freien aufgestellt werden, muss, um das Faulen des Holzes und der Planen zu verhindern, eine wasserfeste Unterlage gewählt werden, z.B. Laufsteggitter oder Abdeckgitter für Luftschächte, wie sie für Kellerfenster an manchen Gebäuden verwendet werden. Um ein Umkippen der Sauna bei Sturm zu verhindern, sollte eine Verankerung der Sauna am Boden für sturmsichere Standfestigkeit sorgen. Auch das einziehen eines Fußbodens in der Sauna ist möglich, der dann mit Gehwegsteinen belegt wird. Das Gewicht dürfte ein Umkippen ebenfalls verhindern. In diesem Fall müsste im Fußbereich für eine Umrandung gesorgt werden, die das Wegrutschen der Gehwegsteine verhindert.

    Das ungeschützte dauerhafte Aufstellen der Zeltsauna im Freien erfordert also einige Sorgfalt, um Sturm und Wasserschäden zu vermeiden. Am günstigsten wäre das Aufstellen unter einer Überdachung (überdachte Terrasse).

    Mobile Sauna

    Wer die Sauna mobil gestalten will: Auf den Baummärkten gibt es in allen Richtungen schwenkbare Räder (ähnlich wie die Räder von Rollstühlen, nur größer). Werden diese unten angeschraubt, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Es wird für den nötigen Abstand zum Boden gesorgt und der Standort der Sauna kann jederzeit leicht verändert werden (wenn sie z.B. nach Gebrauch in einem Schuppen weggeschlossen werden soll). Hierbei müsste natürlich eine Bodenplatte eingezogen werden, damit die Sauna dicht ist. Oder preiswerter: Die Plane hängt ringsherum über die unteren Vierkanthölzer und Räder hinaus, wie eine Art Schürze, bis zum Bodenbereich hinab. Soll sie woanders hin gerollt werden, wird die überhängende Plane einfach nach oben umgeklappt und mittels Klammern befestigt, damit sie nicht am Boden schleift. Verfügen die Räder über keine Bremsvorrichtung, muss ein unbeabsichtigtes Wegrollen mittels Keile oder ähnlichem verhindert werden. Das könnte sonst eine Unfallgefahr beim Betreten oder Verlassen der Sauna sein. Oder wer sitzt schon gern in einer Sauna, die plötzlich irgendwo hin rollt?

    Wer die Sauna nur für den Innenbereich vorsieht, sich aber nicht sicher ist, ob er sie eines Tages nicht in einem anderen Raum aufstellen will oder auch evt. einmal umzieht, der sollte die Sauna von den Maßen her so bauen, dass sie an einer Front nicht breiter ist wie der (innere) Türrahmen. Ein arbeitsaufwendiges Auseinandernehmen der Sauna wird so verhindert.

    Kleine Anmerkung zum Schluss

    Mit diesem Blog möchte ich einen kreativen Input geben. Er soll kein Anlass sein zum Ausdruck zu bringen, was alles nicht geht, sondern Ansporn darüber nachzudenken was geht und wie wir eine Sauna für den schmalen Geldbeutel konstruieren können. Also, die Kreativen unter Euch sind gefragt und die Materialexperten. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam mit einer low Budget Sauna sozusagen in Serie zu gehen. Oder besser gesagt, dass jeder, der eine Sauna braucht, sich mit unserer ausgefeilten Version dann leicht seine Heimsauna bauen kann.

    Autor: Gerhard für CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. September 2009

    Mit giftiger Schulausrüstung die Gesundheit der Kinder leichtsinnig verspielen? Es geht auch anders!

    Schule hat angefangen, Schüler sind durch giftige Schulartikel oft Schadstoffen ausgesetzt

    Die Sommerferien sind in den meisten Bundesländern beendet bzw. in einigen wenigen steht der Schulbeginn kurz bevor. Seit längerem werden die unterschiedlichsten Schulutensilien unübersehbar in vielen Geschäften und Einkaufsmärkten zum Verkauf angeboten, und so manches Teil geht zum verlockenden Schnäppchenpreis über den Ladentisch. Leider machen toxische Schadstoffe vor Utensilien für die Schule keinen Halt und es besteht die Gefahr, dass sich unsere Jüngsten nicht nur an den sog. „Ernst des Lebens“ im Schulalltag gewöhnen müssen, sondern durch chemikalienbelastete Schulausrüstung schwer krank werden können.

    Jedes zehnte Produkt im Schulranzen strotzt vor toxischen Substanzen

    Focus online berichtete bereits im vergangenen Jahr über die Prüfung von Schulbedarfsartikel durch die Stiftung Warentest, die zu einem besorgniserregenden Testergebnis gelangte. Demnach ist jedes zehnte der 105 getesteten Artikel stark mit Schadstoffen kontaminiert und hätte so überhaupt nicht verkauft werden dürfen.

    Ob Filzstifte, Lineal oder Radiergummi – gesundheitsgefährdende Weichmacher wie DEHP, DBP oder BBP lassen grüßen! Doch all dem nicht genug, Buntstifte schossen im Angebot der nachgewiesenen toxischen Substanzen den Vogel ab. Sie enthielten Weichmacher in der Lackschicht, die in der EU für Spielzeug generell verboten sind. Farbkästen, Wachsmal-, Bunt- und Filzstifte zählen zu den Spielwaren, da Kinder sie auch gerne außerhalb der Schule verwenden. Umso schlimmer, so werden die Kids vermutlich auch noch am Nachmittag durch Chemikalien gesundheitlich geschädigt. Das krebserregende Lösungsmittel Benzol fanden die Tester in einem Faserstift. Im Radiergummi „Peliklid“ wurde der Weichmacher DEHP um mehr als das 200-Fache überschritten. Aber auch Barium, PAK, Blei- und chromhaltige Farbe wurden in den Schulutensilien nachgewiesen.

    Risiko von Erbgutschäden im Kindesalter – Verbraucherschutz versagt!

    Aus einem Bericht der taz ist lt. TÜV Rheinland zu erfahren, dass Schulsachen auch in diesem Jahr größtenteils einen Cocktail gefährlicher Chemikalien enthalten. Ralf Diekmann warnt vor Schwermetallen und Lösungsmittel in Stiften, die bereits durch Speichelkontakt zu Erbgutschäden führen können. Die aus Federmäppchen, Sportbeuteln und Schulranzen entweichenden Weichmacher können u. a. Kopfschmerzen und Lernstörungen verursachen. Er bemängelt, dass mögliche Gesundheitsgefahren oft nicht ernst genommen würden.

    Schadstoffbelastungen unserer Kinder besorgniserregend

    Das UBA kritisiert, dass die Belastungen der Kinder mit fruchtbarkeitsschädigenden Phthalaten zu hoch sind. Die Studienergebnisse dokumentieren, dass die Auswirkungen der Schadstoffexpositionen im Lebensumfeld unserer Kinder dringendes Handeln erfordern und dass Abhilfe schaffen unerlässlich ist. Unsere Liebsten sind in ihrem schulischen Tagesablauf nicht „nur“ mit den Schadstoffen ihrer Schulausrüstung konfrontiert. Viele Schulen sind hochgradig sanierungsbedürftig, jedoch viel schlimmer ist die Tatsache, dass immer mehr Schulen potentielle krankmachende Giftquellen darstellen und Schimmelbelastungen aufweisen. In ganz Deutschland werden an Schulen in zunehmendem Ausmaß immer mehr toxische Chemikalien nachgewiesen. Die Medien bestätigen anhand vieler Beispiele, dass hier unvorstellbare Zustände herrschen, jedoch das dringend erforderliche Handeln in den meisten Fällen Fehlanzeige ist.

    Unantastbarkeit unserer Gesundheit nur auf dem Papier…

    Kinder sind die Zukunft eines jeden Staates, der Grundstock und sozusagen das Wichtigste überhaupt. In Deutschland ist zu kritisieren, dass der Verbraucherschutz allzu oft versagt. Die Interessen der Bevölkerung, z. B. die Gewährleistung unserer Gesundheit sowie umfangreicher Verbraucherschutz, sind als unzureichend einzustufen. Die jedem von uns per Grundgesetz zugestandene Unantastbarkeit der Gesundheit findet demzufolge nur auf dem Papier statt. Es müssen grundlegende Veränderungen durch die verantwortlichen Politiker umgesetzt werden, damit unser höchstes Gut, unsere Gesundheit, auch tatsächlich gewahrt wird. Als völlig unverständlich ist es anzusehen, dass gerade die Gesundheit unserer Kinder unnötigerweise fahrlässig und leichtsinnig verspielt wird. Langzeitschäden durch Chemikalienexpositionen sind vorprogrammiert. Konfrontationspunkte gibt es bei unserem heutigen hochtechnisierten, chemieumgebenen Lebensstandard bekanntlich nicht nur in der Schule.

    Schadstoffquellen in allen Lebensbereichen

    Rechnet man mögliche Schadstoffbelastungen in der Atemluft, im häuslichen Umfeld, in unseren Lebensmitteln und die Gesundheitsbelastungen durch Mobilfunk zu den bereits erwähnten möglichen Auslösern hinzu, kommt ein ordentlicher Mix an gesundheitsbelastenden Faktoren zusammen. Die Gesundheit der Bevölkerung, speziell die unserer Kinder, müsste bei den Verantwortlichen an erster Stelle stehen. Stattdessen werden überwiegend wirtschaftswachstumsgesteuerte Entscheidungen umgesetzt und unsere Gesundheit sowie der Verbraucherschutz lediglich als Anhängsel behandelt. Auch das 2007 in Kraft getretene REACH-Gesetz ändert bis weilen nichts an dem inakzeptablen Zustand. Chemikalienbelastete Produkte mit krankmachendem Potential dürften generell nicht in den Handel gelangen. Hier ist die Politik gefordert, denn es ist untragbar, dass die Gesundheit unserer Kinder sinnlos verspielt und ihre Zukunft ohne eigenes Verschulden bereits im Kindesalter in den Sand gesetzt wird.

    Markenprodukte sind oft die bessere Wahl

    In den untersuchten Schulartikel wurden auffallend hohe Schadstoffbelastungen bei Billigprodukten nachgewiesen. Daher ist zu empfehlen, sich nicht von den verlockenden Schnäppchenangeboten zum unüberlegten Kauf verleiten zu lassen. Sicherer ist es, nach Markenware Ausschau zu halten. Viele Produkte gibt es in schadstoffgeprüfter Qualität und in naturbelassener Holzausführung ohne Lackbeschichtung. Lt. Focus empfehlen Experten, um auf Nummer sicher zu gehen, sich an den Prüfzeichen „LGA tested“ und „LGA Qualitätszertifikat“ zu orientieren, da derartig gekennzeichneten Produkte eine Schadstoffprüfung durchlaufen haben.

    Gesundes Lernen ohne negative Umwelteinflüsse mit Qualität ohne Chemie

    Mit nachhaltigen und gesundheitlich unbedenklichen Schulartikel können sich Eltern auf der sicheren Seite wiegen. Immer mehr Eltern greifen zu chemisch unbelasteten Schulmaterialien und kaufen z. B. bei Ökoversandhäusern im Internet ein.

    Tipps, damit das Lernen im Schulalltag ungetrübt Spaß machen kann:

    • Schulranzen ohne Verwendung von Azofarben und aus PVC- und weichmacherfreien Materialien
    • Schulutensilien selbst zusammenstellen
    • z. B. Buntstifte mit ungiftigen Farbpigmenten
    • chlor- und weichmacherfreie Radiergummis aus Naturkautschuk anstelle von herkömmlichen Radierern aus PVC
    • Mäppchen aus Leinen, Jute oder pflanzengegerbten Leder
    • Füller, Stifte und Filzstifte, die Pflanzenfarben enthalten
    • Hefte,  Zeichenblock & Co. aus Recyclingpapier
    • Ordner und Ringbücher aus weichmacherfreier kaschierter Recyclingpappe können echte Hingucker sein!
    • Schnellhefter aus Papier
    • chlor- und schwermetallfreie Polypropylen-Schnellhefter anstelle der handelsüblichen Variante aus PVC

    Mit dem Kaufentscheid für alternative Schulbedarfsartikel schlagen verantwortungs-bewusste Eltern gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Die Gesundheit ihrer Kinder wird nicht nur nachhaltig geschont, sondern auch ganz nebenbei die der Beschäftigten während des Produktionsprozesses. Ein weiterer dicker Pluspunkt ist der Umweltaspekt. Bei der Herstellung und Entsorgung haben die ökologischen Schulutensilien ganz klar die Nase vorn. Es fallen weitaus weniger umweltbelastende Chemikalien, Plastikmüll und Weichmacher an. Es ist zu hoffen, dass der immer lauter werdende Wunsch der Konsumenten, generell gesunde und schadstoffarme Produkte zu erwerben, bei den Herstellern intensiveres Gehör findet. Umwelt- und gesundheitsschonende Waren sollten nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein, überall angeboten werden und keine Detektivarbeit erfordern.

    Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. September 2009

    Gericht entscheidet: Möbel die Chemikalien ausdünsten, müssen zurückgenommen werden – auch nach über einem Jahr

    Schlafzimmermöbel dürfen keine Chemikalien ausdünsten, entscheidet Gericht

    Rechtsgültiges Urteil:

    Möbel die Chemikalien ausdünsten, müssen zurückgenommen werden

    Zur Frage, ob ein von Schlafzimmermöbeln über längere Zeit ausgehender unangenehmer Geruch den Käufer zum Rücktritt vom Kaufvertrag berechtigt:

    Wenn Schlafzimmermöbel auch mehr als ein Jahr nach dem Kauf noch einen unangenehmen Chemikaliengeruch verströmen, dann kann der Käufer vom Vertrag zurücktreten. Dabei ist es ohne Belang, ob die Gerüche auch gesundheitsschädlich sind.

    Das entschied das Landgericht Coburg, bestätigt durch das Oberlandesgericht Bamberg, und verurteilte den Verkäufer zur Rückzahlung des Kaufpreises von rund 6.200€. Der Geruch und die damit verbundene nachvollziehbare Sorge der Käuferin, dass dadurch ihre Gesundheit gefährdet werde, verhindern nach Auffassung der Gerichte einen ungestörten Gebrauch der Schlafzimmereinrichtung.

    Sachverhalt

    Rund ein Drittel seiner Lebenszeit verbringt der Mensch schlafend, so dass das Schlafzimmer regelmäßig der am längsten genutzte Raum ist. In ihrem Refugium wollte es die Klägerin daher gemütlich haben und kaufte beim Beklagten eine Einrichtung in Esche massiv für rund 6.200€. Doch auch Monate nach dem Kauf verströmten die Möbel einen unangenehmen Chemikaliengeruch. Die Klägerin monierte das, der Verkäufer konnte aber keine Abhilfe schaffen. Als eine Raumluftanalyse eine auffällige Häufung flüchtiger organischer Verbindungen ergab, trat die Klägerin vom Kauf zurück und klagte auf Rückzahlung des Kaufpreises.

    Gerichtsentscheidung

    Mit Erfolg, denn das Landgericht Coburg gab ihrer Klage statt. Auch noch 13 Monate nach der Anlieferung ging von der Schlafzimmereinrichtung ein störender Geruch aus. Unabhängig von der Frage, ob es für die organischen Verbindungen einen verbindlichen Grenzwert gibt und dieser überschritten war, eignen sich die Möbel nicht für die gewöhnliche Verwendung, also das Schlafen in dem mit ihnen ausgestatteten Raum, und sind deshalb mangelhaft. Denn auch ohne besondere Vereinbarung kann ein Käufer solcher Möbel erwarten, dass sie geruchsneutral sind oder Geruchsentwicklungen, die wegen der Lackierung unvermeidbar sind, zumindest alsbald nach dem Aufstellen verschwinden.

    Fazit

    In Schlafzimmermöbeln, die einem buchstäblich stinken, muss man nicht in seine Träume sinken.

    Literatur:

    Landgericht Coburg, Wenn das Schlafzimmer dem Käufer stinkt, Pressemitteilung 426/09, 28. August 2009

    LG Coburg, Urteil vom 13.5.2009, Az: 21 O 28/09; OLG Bamberg, Beschlüsse vom 13.7. und 7.8.2009, Az: 6 U 30/09; rechtskräftig