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Künstlich erzeugte Verwirrung über den ICD-10 zu MCS

In einer internationalen Newsgruppe für Aktivisten und Wissenschaftler, die sich mit dem Themengebiet Umweltkrankheiten, toxisch bedingte Erkrankungen und Chemikalien-Sensitivität auseinandersetzen, wurde von einer deutschen Aktivistin ein Eintrag bzgl. des ICD-10 zu MCS eingebracht. (Siehe Anlage) Sie führte darin ein Antwortschreiben von DIMDI auf, das sie auf ein Anfrageschreiben ihrerseits erhalten hatte. Diese Antwort des DIMDI bewertete sie fehlerhaft und übersetzte sie teilweise falsch, auch unter Auslassen wichtiger Punkte, ins Englische.

So wurde bspw. der im Brief von DIMIDI angeführte Begriff „Qualitätssicherung“ unterschlagen. Dieser ist aber von essentieller Bedeutung, da nur die Qualitätssicherung in Form einer exakten Diagnostik gemäß international anerkannter Kriterien eine adäquate Therapie zur Folge haben kann, was im Rahmen des „QM“ (Qualitätsmanagement) in der deutschen Medizin eine zentrale Rolle einnimmt. Die Leser, die das deutsche Originalschreiben nicht lesen konnten, wurden folglich gänzlich verwirrt und fehlinformiert über den Stellenwert des MCS ICD-10 in Deutschland.

Dr. Tino Merz, Sachverständiger für Umweltfragen nimmt Stellung:

Künstliche Verwirrung über den ICD-10

Es immer wieder faszinierend zuzuschauen, was alles möglich ist. Damit nicht alles möglich ist, haben wir die Ärzteinformation publiziert. Dort finden sich für MCS, CFS, FM und TE die ICD-10 Klassifikation der WHO und die Diagnosekriterien zur jeweiligen Diagnose, ohne viel Kommentar. Aber wie sich zeigt, kann man auch das noch durcheinander bringen.

ICD 10 – Liste der Diagnosen

Deshalb und weil es nicht das erste Mal ist, dass über falsche Vorstellungen falsche Schlüsse gezogen wurden, in aller Klarheit: die internationale Klassifikation von Krankheiten 10. Auflage (ab 1992) ist eine Liste von ca. 70 000 Diagnosen, die in 26 Hauptkategorien eingeteilt sind. Die Diagnosen, die dort aufgenommen werden, sind anerkannte und damit gültige Diagnosen. Das ist wichtig für die Juristerei. Die medizinische Definition (etwa Diagnosekriterien) sind dort nicht aufgeführt.

Zerreden des ICD-10: Thema verfehlt

Weil das so ist, haben wir in der Ärzteinformation beides aufgeführt. Für die Diagnosestellung sind die Diagnosekriterien da, die ICD-10-Bezeichnung für die rechtliche Zuordnung. „T78.4 … Allergie, nicht näher bezeichnet“ ordnet MCS den äußeren Verletzungen zu und zwar als erworbener Immunschaden in der Ausprägung einer unspezifischen Allergie oder Überempfindlichkeit. Schon vor einiger Zeit meinte eine Aktivistin, das sei ungenügend. Zur Begründung hat diese wissenschaftliche Argumente angeführt. Nun, damit war das Thema verfehlt. Der ICD-10 ist eine formale Zuordnung. Ganz falsch ist der Satz „T78.4 does not recognize „MCS“ as a medical diagnosis.“ Denn genau das tut die ICD-10 Liste: sie anerkennt MCS als definierte Diagnose.

Künstliche Verwirrung stiftet Schaden

Seit das so ist, zusammen mit der Klassifikation als physische und äußere Verletzung, hören die Versuche nicht auf, das, was seit über einem Jahrzehnt wissenschaftlich entschieden ist, relativieren zu wollen. Die Umdeutung in „IEI“ hat die WHO 1996 zurückgewiesen. Die Psychothese wurde erst formuliert, als der internationale Diskurs entschieden war, eben mit dem ICD-10-Eintrag. Der Trick dabei ist genial. Da Chemikalien die psychischen Funktionen beschädigen, wendet man genau das gegen die Geschädigten. Die Psychothese vertauscht Ursache und Wirkung. Man kann so eine Studie immer so falsch interpretieren, wie man will. Das hat mit Wissenschaft nichts zu tun (s. Blog: Erlanger Fake). Doch damit gelingt es, Verwirrung zu stiften. Gekoppelt wird dies mit Lautstärke und Einschüchterung. Der Nachsatz des DIMDI zeigt, dass die Sachbearbeiterin keinen Ärger wollte. Die fragende Aktivistin hat den klassischen Fehler gemacht: „Frage nie etwas, deren Antwort Du nicht genau kennst“. Nun urteilt die fragende Aktivistin auch noch falsch: sie behauptet als neue Erkenntnis („eye-opening“), im ICD-10 seien gar keine anerkannten Diagnosen gelistet. Was denn dann? Das ist der eigentliche Sinn des ICD. So etwas trauen sich noch nicht einmal jene, die die Psychothese vertreten. Solcher Unfug ist deshalb äußerst hilfreich, und zwar zum Zwecke der Verwirrung, zum Schaden der Geschädigten.

Außer Frage: Umweltkrankheiten sind längst anerkannt

Niemand kann ernsthaft wegdiskutieren, dass die Umweltkrankheiten längst anerkannt sind. Aber mit Halbwahrheiten und Verdrehungen kann man fast alles erreichen, wenn die Betroffenen sich nicht schlau machen. So bekommt die Gegenseite sie dorthin, wo sie sie hinhaben will.

Als Gutachter muss ich immer wieder erleben, dass Verfahren scheitern, weil die Mandanten nach ihren Vorstellungen – falsch – entscheiden, weil sie die rechtlichen Grundlagen und die rechtlichen Interpretationen der naturwissenschaftlichen Erkenntnis nicht kennen und die Ratschläge in den Wind schlagen.

Autor: Dr. Tino Merz für CSN – Chemical Sensitivity Network, 29. Januar 2009

Weiterführende Informationen:

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ANLAGE

Eintrag der Aktivistin in Newsgruppen Anfang Januar:

The German ICD-10 Coding Guidelines have taken on an important role in Germany since 2002. Because of the cross mapping from the German payment system (known as the Fallpauschel [FP] and Sonderentgelt [SE]) for the hospital inpatient billing requirements to the implementation of the German DRG (G-DRG) payment system, an increasing awareness for the necessity of correct coding could be seen. As of August 15, 2003, Germany named the ICD-10 version  ICD-10-GM (German Modification). Usage of the ICD-10-GM: In Germany, the practicing physician is legally responsible for documenting and coding patient charts that are seen in his/her office, and the hospital physician is legally responsible for documentation and coding of the hospital inpatient/outpatient admissions.

Multiple Chemical Sensitivity (MCS) has been formally registered as a physical illness by the German Institute of Medicine, Documentation and Information, and is classified within the German version of the World Health Organization (WHO) International Classification of Diseases ICD-10-GM, Code T 78.4… allergy, unspecified.

For clarification whether MCS has been recognized as a physical illness or not, I wrote to Dr. Ursula Kueppers at the DIMDI. On December 22, 2009 she sent the below reply. An eye-opener to me are the last sentences of her e-mail:

„The ICD-10 can only partly be helpful in deciding the obviously unsolved controversy whether a disease like MCS is to be listed under physical illnesses or mental (psychogenetic, psychiatric) disorders. The facts of this issue have to be discussed by medical experts and can only be answered by them.“

The essence of her statement is that ICD-10-GM, code T78.4 does not recognize „MCS“ as a medical diagnosis. The German government simply put „MCS“ into the index of the German ICD-10-GM for different purposes (statistics, payment, etc.) in the National Health Care System.

Best to everyone,

xxx

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ÜBERSETZUNG des Eintrags

Die Deutschen Vorgaben zur ICD-10 Kodierung spielen seit 2002 eine bedeutende Rolle in Deutschland. Wegen dem Cross Mapping zwischen dem Deutschen Abrechnungssystem (bekannt als Fallpauschale [FP] und Sonderentgelt [SE]) für die Abrechnung stationärer Behandlung in Krankenhäusern und der Anwendung des Deutschen DRG Abrechnungssystems (G-DRG/German Diagnosis Related Groups), kann ein zunehmendes Bewusstsein für die Notwendigkeit einer korrekten Kodierung beobachtet werden. Mit Wirkung des 15. August 2003 nannte Deutschland seine ICD-10 Version ICD-10-GM (German Modification). Zur Gebrauch des ICD-10-GM: In Deutschland ist der praktizierende Arzt gesetzlich verpflichtet, die Befunde jener Patienten zu dokumentieren und zu kodieren, die bei Ihm in der Praxis waren und der Krankenhausmediziner ist gesetzlich verpflichtet, die Einweisungen von stationären und ambulanten Patienten zu dokumentieren und zu kodieren.

Multiple Chemical Sensitivity (MCS) wurde durch das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) formell als eine körperliche Erkrankung registriert und ist im ICD-10-GM, der Deutschen Version der Internationalen Klassifikation von Krankheiten der World Health Organization (WHO) mit dem Code T 78.4… Allergie, nicht näher bezeichnet, klassifiziert. [Das DIMDI wird im Originaltext fehlerhaft als Institut für Medizin, Dokumentation und Information bezeichnet!]

Um zu klären, ob MCS als eine körperliche Erkrankung anerkannt wurde oder nicht, schrieb ich Dr. Ursula Küppers vom DIMDI an. Am 22. Dezember 2009 schickte sie mir die untenstehende Antwort. Die letzten Sätze ihrer Email sind für mich ein Augenöffner:
„Der ICD-10 kann nur zum Teil nützlich sein um die offenbar ungelöste Frage zu entscheiden ob eine Erkrankung wie MCS unter körperlichen Krankheiten oder unter mentalen (psychogenerierten, psychiatrischen) Störungen aufgeführt werden sollte. Die Fakten dieser Angelegenheit sollten von medizinischen Experten diskutiert werden und können nur durch sie beantwortet werden.“

Die Essenz ihrer Aussage ist, dass der Code T78.4, ICD-10-GM, „MCS“ nicht als eine medizinische Diagnose anerkennt. Die Deutsche Regierung hat „MCS“ lediglich für verschiedene Zwecke (Statistik, Abrechnung, etc) in den Index des Deutschen ICD-10-GM aufgenommen.

Allen alles Gute
xxx


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Zitiertes Antwortschreiben  des DIMDI

Sehr geehrte Frau xxxx,

leider komme ich erst jetzt dazu, Ihre Anfrage zu beantworten.

Die ICD-10-GM wird in der Bundesrepublik Deutschland für verschiedene Zwecke im Gesundheitswesen eingesetzt (u.a. Entgeltsysteme, Qualitätssicherung, statistische Zwecke). Die ICD-10-GM basiert auf der ICD-10-Ausgabe der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Die ICD-10 (-GM) definiert Krankheiten in der Regel nicht, sondern sie teilt Erkrankungen nach bestimmten Gesichtspunkten in Kapitel, Gruppen, etc. ein. Diese Struktur der ICD-10(GM) hat historische Wurzeln. Näheres können Sie darüber nachlesen im Band 2 (Regelwerk) der ICD-10-WHO-Ausgabe (zu finden z.B. unter http://www.dimdi.de/dynamic/de/klassi/downloadcenter/icd-10-who/version2006/regelwerk/ ).

Der aktuelle Stand bzgl. MCS ist, dass MCS in der ICD-10-GM derzeit unter „T78.4 … Allergie, nicht näher bezeichnet“ kodiert wird und damit nicht dem Kapitel V – Psychische und Verhaltensstörungen zugeordnet ist. Für die Kodierung unter T78.4 spricht aus meiner Sicht der dort angegebene Hinweistext „Diese Kategorie ist zur primären Verschlüsselung zu benutzen, um anderenorts nicht klassifizierbare Schäden durch unbekannte, nicht feststellbare oder ungenau bezeichnete Ursachen zu kennzeichnen. Bei der multiplen Verschlüsselung kann sie zusätzlich benutzt werden, um Auswirkungen von anderenorts klassifizierten Zuständen zu kennzeichnen.“

Zur Entscheidung der offenbar ungeklärten Streitfrage, ob eine Erkrankung wie MCS den organischen oder den psychischen Krankheiten zuzuordnen ist, kann die ICD-10 nur bedingt helfen. Diese Frage muss in der Sache von den medizinischen Experten diskutiert werden und kann auch nur von diesen beantwortet werden.“

Mit freundlichen Grüßen

im Auftrag

Dr. Ursula Küppers

DIMDI – Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information

Medizinische Klassifikationen

www.dimdi.de

Das DIMDI ist ein Institut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG).

Schüler unnötig giftigen Chemikalien durch Reinigungsmittel ausgesetzt

 

Eine aufrüttelnde dpa Meldung kursierte durch viele deutsche Zeitungen und Zeitschriften. In einer Schule im nordhessischen Zierenberg war Giftgasalarm ausgelöst worden. Dutzende Jungen und Mädchen hatten über Übelkeit, Atem- und Kreislaufbeschwerden geklagt. Bei einigen waren die Beschwerden so stark, dass sich der Notarzt um sie kümmern musste, 30 Kinder wurden in Kliniken gebracht. Die 550 Schüler der Gesamtschule wurden evakuiert. Als Ursache wurde ein Kanister mit einem Reinigungsmittel für den Fußboden gefunden, dessen Deckel offenstand.

Eine ähnliche Meldung gab es im Februar 2006. Damals hatten Putzmittel den Giftgassensor im Capitol in Washington ausgelöst. Sicherheitspersonal evakuierte Senatoren und Angestellte. Spezialuntersuchungen der Polizei fanden auch in diesem Fall, dass nichts anderes als ein Reinigungsmittel, das die Putzfrauen verwendet hatten, Ursache gewesen war.

Dass gesundheitliche Beschwerden durch Reinigungsmittel eintreten können, die in täglicher Routine verwendet werden, wird erst durch solche dramatischen Zwischenfälle publik. Sorgsamerer Umgang mit Putzmitteln, gute Belüftung während der Anwendung und eine sehr kritische Auswahl der eingesetzten Mittel, alle Gesundheits- und Umweltaspekte einbeziehend, sind geboten. Im häuslichen Bereich sind scharfe chemische Reiniger in der Regel völlig unnötig. Kommt ein Kind regelmäßig mit Übelkeit aus der Schule nach Hause, sollten Eltern sich beim Schulleiter nach der Art der Reinigungsmittel erkundigen. Im Fall, dass giftige Mittel verwendet werden, ist es angemessen, aus Rücksicht auf die Gesundheit der Schüler und Lehrer auf Umstellung zu drängen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 27. Januar 2010

Weitere Artikel zum Thema Schule:

Antwort der Europäischen Kommission auf eine Anfrage zur Umweltkrankheit Multiple Chemical Sensitivity

Jüngst setze sich das Europäische Parlament mit der Anfrage eines italienischen Politikers auseinander, ob MCS – Multiple Chemical Sensitivity eine seltene Erkrankung ist und demnach besondere Unterstützung bereitgestellt werden muss. Die EU-Kommissarin für Gesundheit gab hierzu eine Stellungnahme ab, die verdeutlicht, dass MCS keine seltene Erkrankung ist und international mit einem ICD-10 Code als unspezifische Allergie einklassifiziert ist.

Seltene Krankheiten

Als seltene Krankheit wird eine Erkrankung dann bezeichnet, wenn sie in den Praxen von Allgemeinmedizinern in der Regel höchstens einmal pro Jahr vorkommt. Auf EU-Ebene gilt die Definition, dass eine Krankheit dann als seltene Krankheit (Orphan Disease) bezeichnet wird, wenn weniger als 5 pro 10 000 Einwohner darunter leiden. Es handelt sich dabei oft um schwere und chronische Krankheiten.

Anfrage eines Mitglieds des EU-Parlaments bzgl. MCS

Am 4. November 2009 stellte Oreste Rossi, italienisches Mitglied des EU-Parlaments, eine schriftliche Anfrage an die EU-Kommission hinsichtlich der Diagnostik, Behandlung und Versorgung von MCS-Kranken.

In seiner Anfrage gab das Parlamentsmitglied zu verstehen, dass er MCS für eine in Italien selten auftretende, umweltbedingte Erkrankung hält. Das Parlamentsmitglied erklärte zu Beginn seiner Anfrage die Erkrankung. Er erläutert, dass MCS-Kranke auf Pestizide, Desinfektionsmittel, künstliche Parfüme, Deodorants und Raumluft-Erfrischer, bedrucktes Papier, Tinte, Kunststoffe, Medikamente, Betäubungsmittel, Textilien und Kleidung und alles, das man aus Erdöl oder Erdgas herstellen kann, reagieren und dies selbst in geringfügigster Konzentration.

Der Parlamentarier fuhr in seiner Beschreibung fort, dass Multiple Chemical Sensitivity eine der schlimmsten Krankheiten der Welt sei. Sie führe zur vollständigen Behinderung, und damit zu einer vollständigen Isolation und mache es unmöglich, auf irgendeine Art am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Oreste Rossi ging in seiner Anfrage auch auf die Situation MCS-Kranker in den USA ein, da die Krankheit dort schon länger im Brennpunkt der Diskussion steht und die Erkrankten bereits über Rechte verfügen. Er lies das EU Parlament wissen, dass MCS in den Vereinigten Staaten (wo es 35 Millionen Erkrankte gibt) eine anerkannte Krankheit sei, man sich in Italien jedoch seit einigen Jahrzehnten weigere, MCS in das Register der seltenen Erkrankungen aufzunehmen, und so blieben die Patienten unsichtbar in Bezug, was ihre Rechte angehe. Dieses Problem noch länger zu ignorieren würde das Eingeständnis darstellen, dass es immer noch Bürger zweiter Klasse gibt, denen man das Recht auf Gesundheit verwehrt.

Der italienische Parlamentarier teilte in seiner Anfrage mit, dass er davon ausgehe, dass in seinem Land rund 4 000 Menschen unter MCS leiden. Seine gezielte Frage an das EU-Parlament galt der Versorgung MCS-Kranker in Italien, da die Krankheit dort, im Gegensatz zu Deutschland und einigen anderen Ländern, bislang nicht im ICD-10 aufgenommen ist.

Oreste Rossi stellte dem EU-Parlament die Frage, ob die Kommission beabsichtige, Menschen in den Mitgliedstaaten, die an MCS leiden, auf vorbildliche Weise die notwendige Unterstützung und eine angemessene Versorgung zu gewähren.

In einer zweiten Frage wollte er wissen, ob die Kommission die nötigen Schritte einleiten werde um sicherzustellen, dass MCS in die nationalen Listen der Seltenen Erkrankungen aufgenommen werden kann und dass Patienten von allen finanziellen Beiträgen für Diagnose und Behandlung freigestellt werden.

Antwort des EU-Gesundheitsausschusses

Am 18. November 2009 erfolgte die Antwort der EU-Kommission durch die Vorsitzende, Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Gesundheit.

Die EU-Kommissarin teilte dem italienischen Parlamentarier mit, man sei sich bewusst, was Multiple Chemical Sensitivity für die Patienten, die daran leiden, bedeutet. Diese Erkrankung werde auf internationaler Ebene im ICD (International Classification of Diseases) als unspezifische Allergie aufgeführt. Dies sei eine Gruppe verschiedener Erkrankungen, von denen viele eine größere Prävalenz (Häufigkeit des Vorkommens) besitzen, als der Schwellenwert für Seltene Erkrankungen, der auf EU-Ebene mit weniger 5 von 10.000 Einwohner festgelegt sei, wie dies in der Kommissions- Mitteilung zu Seltenen Erkrankungen ausgeführt sei.

Die EU-Kommissarin ließ in ihrer Antwort wissen, dass diese Mitteilung eine Gesamtstrategie der Gemeinschaft für Seltene Erkrankungen darstelle, auch solche wie seltene Formen von MCS.

Die Strategie umfasse den Austausch von Informationen zu Seltenen Erkrankungen über bestehende Europäische Nachrichten-Netzwerke und die Entwicklung von Strategien und Mechanismen für den Informationsaustausch und die Koordination auf EU-Ebene, um die Arbeit und grenzüberschreitende Kooperation anzuregen. Man wolle die Anerkennung und Sichtbarkeit von Seltenen Erkrankungen verbessern, mehr Forschung zu Seltenen Erkrankungen anregen und Zentren der Expertise und Fachleute in verschiedenen Ländern zusammenbringen. Dies solle durch die Einrichtung Europäischer Referenz-Netzwerke geschehen, um Wissen und Expertise auszutauschen und um gegebenenfalls sagen zu können, wohin sich Patienten wenden können, wenn es nicht möglich ist, ihnen solche Expertise zugänglich zu machen.

Forschung über Wechselbeziehungen zwischen Umwelt-Risikofaktoren und der Gesundheit des Menschen, erläuterte die EU-Kommissarin, würden im Siebten Forschungs-Rahmenprogramm gefördert. Auf diesem Gebiet geförderte Projekte sollen ein besseres Verständnis wissenschaftlicher Unsicherheiten über die Wirkung von Umwelt-Stressoren auf die menschliche Gesundheit ermöglichen. Solches Wissen könne potentiell für umweltbedingte Erkrankungen wie Multiple Chemical Sensitivity von Nutzen sein. Die EU-Kommissarin für Gesundheit teilte abschließend mit, dass die Kommission durch ihr Forschungs-Rahmenprogramm (FP7) auch für die klinische und physiopathologische Definition von MCS Unterstützung bereitstellen könne. Dies würde helfen, die Prävalenz und die verschiedenen Formen von MCS, einschließlich der seltenen Formen, besser zu definieren und zu überprüfen.

In Bezug auf die Zuständigkeit ließ die EU-Kommissarin wissen, dass die Festlegung einer bestimmten Erkrankung als selten in einem Mitgliedstaat den nationalen Behörden obliege. Dies hänge jedoch von der besonderen Prävalenz der besagten Erkrankung in jenem Land ab. Außerdem falle in der EU die Bereitstellung von Gesundheitsvorsorge in die alleinige Verantwortung eines Mitgliedstaates. Daher müsse Italien selbst herausfinden und entscheiden, wie man Diagnose, Behandlung und Pflege, einschließlich Schmerzversorgung, für MCS bereitstelle.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. Januar 2010

Literatur:

  • Oreste Rossi (EFD) Anfrage P-5468/2009 EU-Kommission, 4 November 2009
  • Androulla Vassiliou, Antwort der EU-Kommission durch die Vorsitzende, EU-Kommissarin für Gesundheit, 18. November 2009

Spanisches Gesundheitsministerium trifft sich mit Multiple Chemical Sensitivity Selbsthilfegruppen

PRESSEINFORMATION

BARCELONA – Am 15. Januar 2010 wurde der Generalsekretär des Spanischen Gesundheitsministeriums von „Carne Cruda“ (Rohes Fleisch) interviewed. In dieser Sendung im Dritten Programm des Spanischen Rundfunks, in der es um Multiple Chemical Sensitvitiy ging, versprach dieser, sich innerhalb von zehn bis zwanzig Tagen mit MCS-Selbsthilfegruppen zu treffen.

Diese Pressemitteilung soll Sie über die aktuellen Vorgänge informieren. Wir wollen für größtmöglichste Transparenz sorgen und Sie alle teilhaben lassen.

Das Treffen wird am 4. Februar 2010 im Gesundheitsministerium stattfinden. Der Generalsekretär des Gesundheitsministeriums, Herr José Martínez Olmos und Herr Alberto Infante Campos, der Generaldirektor der Ordenación Profesional aus Nationalem Gesundheitssystem SNS (Sistema Nacional de Salud) und oberster Aufsichtsbehörde, werden an dem Treffen teilnehmen und das Gesundheitsministerium vertreten. Nach den Vorgaben des Gesundheitsministeriums soll aus jeder MCS-Selbsthilfegruppe eine Person teilnehmen, sowie ein Rechtsanwalt und ein auf MCS spezialisierter Mediziner.

David Palma leistet die für dieses Vorgehen nötige Koordinationsarbeit ehrenamtlich.

Wir erarbeiten zurzeit ein Petitions-Dokument, das von allen MCS-Selbsthilfegruppen unterschrieben werden wird. Dieses Dokument wird bei obigem Treffen dem Ministerium zusammen mit Informationen zu MCS übergeben.

Die folgenden MCS-Gruppen werden am Treffen teilnehmen:

Diese Pressemitteilung soll Sie darüber unterrichten, dass wir alle zusammenarbeiten werden, um aus dieser großen Chance das Beste zu machen. Wir haben ein gemeinsames Ziel: MCS soll in Spanien offiziell als körperliche Erkrankung anerkannt werden und wir möchten, dass alle Erkrankten die gleichen Rechte wie andere chronisch Kranke haben sollen.

Die englische Übersetzung von Eva Caballé erschien am 25.01.2010 auf ihrem No Fun Blog.

Deutsche Übersetzung: BrunO

PMS – Prämenstruelles Syndrom – Natürliche Hilfe für die Tage vor den Tagen

PMS SchmerzenDie Tage vor den Tagen –  Ein Thema, dass viele Frauen besonders „lieben“. Etwa die Hälfte aller Frauen zeigt Anzeichen von PMS (Prämenstruelles Syndrom). Nervige und belastende Symptome wie Kopfschmerzen, Migräne, schmerzende Brüste, Bauchweh, Unwohlsein, depressive Verstimmung oder Gereiztheit treten jeden Monat bei Millionen von Frauen auf. Und „Ich krieg bald meine Tage“ kann man auch schlecht als Entschuldigung sagen, wenn es einem schlecht geht. Schließlich ist PMS vielen Frauen immer noch peinlich.

Das Wichtigste wäre den Betroffenen wohl eine wirksame und schonende Behandlung. Medikamente sind nur Notfallhilfen, weil sie Nebenwirkungen haben und nicht über längere Zeit jeden Monat eingenommen werden sollten. Und langfristig wird man die Beschwerden damit auch nicht los.

Schonende und natürliche Behandlungsmethoden, die in den Alltag passen, sind also gefragt. Die gute Nachricht: In vielen Fällen ist das möglich. Eine Behandlung aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die u.a. mit Akupressur arbeitet, kann Linderung bringen. Langfristig gibt es keine Nebenwirkungen, allerdings können sich die Beschwerden mit der Zeit sogar dauerhaft bessern.

Hier finden Sie erst mal eine kleine Reihenfolge von Akupressurpunkten. Damit können Sie die Symptome lindern. Setzen Sie diese Punkte nach Bedarf ein, um Ihre Symptome zu lindern, z.B. morgens und/oder abends in der angegebenen Reihenfolge. Sie können auch einzelne Punkte zwischendurch drücken. Akupressieren Sie jeden der Punkte (auf beiden Körperseiten) für 1-2 Minuten.

Akupressur Fuss1. Am inneren Fußrand. Dort ist ein Knochen zu tasten, in Richtung Knöchel eine Erhebung. Direkt vor dieser Erhebung liegt der Punkt. Mit Daumen oder Zeigefinger mittelfest drücken.

Akupressur Fuss, Akupressurpunkt 22. Vier Finger breit oberhalb der Spitze des Innenknöchels, hinterm Schienbein. Mit den Daumen mittelfest drücken.

Akupressur Hand, Akupressurpunkt3. Dieser Punkt liegt zwei Finger breit entfernt von Ansatz des Handgelenks. Sie finden ihn mittig zwischen den zwei dort tastbaren Sehnen.

Akupressur, Akupressurpunkt Bauch4. Eine Handbreit unterm Nabel. Leicht bis mittelfest mit dem Mittelfinger drücken.

Akupressur, Akupressurpunkt über Nabel5. Vier Finger breit überm Nabel. Mit dem Mittelfinger mittelfest drücken, dabei in den Oberbauch atmen.

6. Man denkt sich eine Gerade vom tiefsten Punkt des Ohrläppchens zur Ohrmuschelspitze und diese bis zum Scheitelpunkt verlängert. Der Punkt liegt auf dieser Geraden und auf der Mittellinie des Kopfes (gerader Mittelscheitel).

Frauen, die unter starken Beschwerden leiden, können von einer Therapie nach der TCM viel profitieren. Regelmäßige Akupunktur oder Akupressur können die Beschwerden deutlich verbessern. Sie können z.B. den als zweites genannten Punkt den ganzen Monat hindurch jeden Abend akupressieren. Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, könnte Ihnen auch eine Akupunkturbehandlung oder das Erlernen von Qi Gong helfen, die Beschwerden in den Griff zu bekommen.

Autor: Amalie, CSN – Chemical Sensitivity Network, 8. Januar 2010

Weitere Artikel von Amalie zum Thema Akupressur:

Umweltmedizinische Leistungen durch die Krankenkasse erstattet

Arzt und Patient oft hilflos weil Krankenkassen nicht zahlen

Patienten, die an einer Umweltkrankheit leiden, benötigen oft spezifische Diagnostik und ganz spezielle Therapien. Erstattung umweltmedizinischer Diagnostik, fallspezifischer Behandlungen und Hilfsmittel können den Gesundheitszustand des Erkrankten oft stabilisieren und Chronifizierung verhindern.

Thommy’s Blogfrage der Woche

  • Hat Eure Krankenkasse umweltmedizinische Diagnostik übernommen?
  • Wie steht es mit umweltmedizinischen Behandlungen beim Umweltarzt oder einer Therapie in einer Umweltklinik, half Euch die Krankenkasse?
  • Oder bekamt Ihr nur Steine in den Weg gelegt?
  • Musstet Ihr kämpfen um eine Therapie? Vielleicht sogar vor Gericht gehen?
  • Mit welcher Begründung wurden Eure Anträge abgelehnt?
  • Wurden Euch Hilfsmittel wie z.B. Sauerstoffgerät, Luftfilter, Aktivkohlemaske, Spezialbett genehmigt?
  • Wurden Euch in den letzten 12 Monaten Hilfsmittel, umweltmedizinische Diagnostik oder Therapien zugebilligt?

Berichtet uns über Eure Erfahrungen mit der Erstattung umweltmedizinischer Leistungen durch die Krankenkasse.

Warum Antidepressiva bei so vielen Menschen nicht wirken

Neue Studie zeigt Mängel an der Wirkung von Antidepressiva

Mehr als die Hälfte der Menschen, die Antidepressiva nehmen, erfahren niemals eine Besserung.

Eine neue Studie von Eva Redei von der Northwestern University Feinberg School of Medicine belegt, dass die Ursachen von Depressionen zu stark vereinfacht wurden und Medikamente an den falschen Punkten ansetzen.

Es sieht so aus, als wären zwei lange favorisierte Glaubenssätze über Depressionen nicht mehr haltbar: Zum einen, dass stressreiche Ereignisse eine Hauptursache für Depressionen sind, und zum anderen, dass eine Störung in der Balance der Neurotransmitter im Gehirn depressive Symptome auslöst.

Beide Ergebnisse sind bedeutsam, da diese Glaubenssätze gegenwärtig die Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten gegen Depressionen darstellen.

Eva Redei fand auf molekularer Ebene starke Belege gegen das alte Dogma, dass Stress allgemein eine Hauptursache für Depressionen ist. Sie fand, dass es fast keine Überlappung zwischen Genen, die mit Stress in Zusammenhang stehen, und solchen, die mit Depressionen in Zusammenhang stehen, gibt.

In ihrer Präsentation auf der Neuroscience 2009 Konferenz in Chicago sagte Redei: „Dies ist eine sehr große Studie und statistisch aussagekräftig. Diese Forschungsergebnisse eröffnen neue Wege, um Antidepressiva zu entwickeln, die evtl. effektiver sind. Seit 20 Jahren gibt es kein Antidepressivum, das auf einem neuen Konzept basiert.“

Ihre Ergebnisse basieren auf umfangreichen Studien mit einem stark depressiven Rattenmodell, dass viele der Verhaltensauffälligkeiten aufweist, die sich auch bei Patienten mit Depressionen finden.

Geringe Überlappung zwischen Stressgenen und Depressionsgenen

Redei isolierte die spezifischen Gene, die in diesen Tieren mit Depressionen in Zusammenhang stehen. Sie untersuchte die Hirnregionen “Hippokampus und Amygdala“ , die gewöhnlich in Ratten und Menschen mit Depressionen assoziiert werden.

Dann setzte sie vier verschiedene genetische Varianten von Ratten für zwei Wochen chronischem Stress aus. Danach identifizierte sie die Gene, die reproduzierbar die Stressreaktion in allen vier genetischen Varianten in den gleichen Hirnregionen verstärkten oder verminderten.

Redei erhielt so einen Satz von depressionsbezogenen Genen, die aus dem Rattenmodell für Depression stammten, und einen, der aus der Studie über chronischen Stress stammte.

Als nächstes verglich sie die beiden Sätze und suchte nach Überlappungen. „Wenn der Stress die Depressionen verursacht, sollte es eine signifikante Überlappung zwischen diesen beiden Sätzen von Genen geben. Aber es gab keinen.“

Sie fand in den untersuchten 30.000 Genen ungefähr 254 stressbezogene Gene und 1275 depressionsbezogene Gene. Eine Überschneidung gab es nur bei 5 Genen.

Redei schließt daraus, dass es zumindest im Tiermodell keinen belastbaren Hinweis darauf gibt, dass chronischer Stress zu den gleichen molekularen Veränderungen führt wie eine Depression.

Antidepressiva behandeln Stress und nicht Depressionen

Die meisten Tiermodelle, die zum Testen von Antidepressiva verwendet werden, basieren auf der Hypothese, dass Stress Depressionen verursacht. „Man stresst die Tiere und sieht auf ihr Verhalten. Dann manipuliert man das Verhalten der Tiere mit Medikamenten und sagt `OK, dass werden mal gute Antidepressiva“. Aber in Wirklichkeit behandelt man nicht Depressionen, sondern Stress.“

Das ist eine der Hauptursachen, warum aktuelle Antidepressiva so schlecht wirken. Redei sucht nun nach den Genen, die bei den depressiven Ratten anders sind, um Ziele für die Medikamentenentwicklung zu identifizieren.

Redei sagte, ein anderer Grund dafür, dass heutige Antidepressiva oft ineffektiv sind, rühre daher, dass sie darauf abzielen, Neurotransmitterkonzentrationen zu erhöhen, dies basierend auf der populären molekularen Erklärung von Depressionen als Resultat verminderter Konzentrationen der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Aber das sei falsch. Die Medikamente haben die falschen Ziele.

Medikamente haben das falsche Ziel

„Die Medikamente haben sich auf die Effekte konzentriert, nicht auf die Ursachen. Darum dauert es so lange, bis sie wirken, und deshalb sind sie bei so vielen Menschen ineffektiv.“

Ihre Tiermodelle zeigten keine dramatischen Unterschiede in der Anzahl der Gene, die die Neurotransmitterfunktionen kontrollieren. Wenn Depressionen mit Neurotransmitterfunktionen im Zusammenhang stünden, hätte man es sehen müssen.

Ähnlichkeiten zwischen menschlichen und Nagetiergehirnen

Redei sagte, ihre Ergebnisse mit den depressiven Ratten seien sehr wahrscheinlich auf Menschen übertragbar. „Die Ähnlichkeiten zwischen diesen Hirnregionen bei Menschen und Nagetieren sind bemerkenswert. Der Hippokampus und die Amygdala sind Teile des entwicklungsgeschichtlich alten sogenannten Eidechsenhirns, dass das Überleben kontrolliert und auch bei primitiven Organismen das gleiche ist.“

Literatur: Feinberg, Northwestern University, Northwestern Research Finds Antidepressant Drugs Aim at Wrong Target, October 2009

Übersetzung: Karlheinz, CSN – Chemical Sensitivity Network, 4. Jan. 2010

Paradigmenwechsel in der Medizin zu Gunsten der Umweltmedizin notwendig

Zeitung berichtet über Man mit Chemikalien-Sensitivität

Acht Jahre, bis ein Arzt in der Lage war, die richtige Diagnose zu stellen

In der Rheinischen Post (RP), eine der größten Zeitungen am Niederrhein, erschien Mitte Dezember ein Artikel über einen Mann, der acht Jahre von Arzt zu Arzt ging, bis er endlich die richtige Diagnose erhielt. Er reagiert auf nahezu alle Chemikalien, schon in geringster Konzentration, wie sie nahezu überall im Alltag auftreten. Das wurde jahrelang als psychisches Problem abgetan. Dann erhielt der Rheinländer durch einen Arzt aus Süddeutschland endlich die korrekte Diagnose: MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Würde in Deutschland der Umweltmedizin mehr Stellenwert eingeräumt, wären Fälle wie der aktuell in der Rheinischen Post beschriebene vermeidbar.

Körperliche Beschwerden, Psyche sollte schuld sein

Ralf Tollkien war sportlich sehr aktiv, bis er immer mehr Allergien entwickelte. Zu den Allergien kamen immer weitere Gesundheitsbeschwerden, doch kein Arzt war in der Lage, eine korrekte Diagnose zu stellen und festzustellen, was die Ursache ist. Die RP zählt die Symptome auf: „Atembeklemmungen, chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Übelkeit, Kopfschmerz und vieles mehr.“

Die Ursache der Erkrankung: Giftiger Kleber

Der studierte Sportwissenschaftler war Trainer in einem Fitnessstudio. Ein Kleber, mit dem der Fußbodenbelag in seiner Wohnung verklebt war, ruinierte seine Gesundheit. Er gaste über Jahre giftige Chemikalien aus, die, wie die Rheinische Post berichtet, zu einem Immunknacks führten.

Keine Hilfe durch die Krankenkasse

Jetzt muss Ralf Tollkien zurückgezogen leben und sich mit dem Geringsten behelfen, auch finanziell. Sein Wohnumfeld möchte er sich schadstoffkontrolliert herrichten, um seine Gesundheit zu verbessern. Doch dem steht das Verhalten der Krankenkasse entgegen. Die Rheinische Post teilt mit, dass dem 52-Jährigen nicht einmal notwendige Dinge wie ein spezielles Bett gewährt werden. Die Krankenkasse würde sich einfach hinter Vorschriften verschanzen, was lebensnotwendig für den umweltkranken Mann ist, stünde nicht zur Debatte. Um sich zu wehren, fehlt ihm jede Kraft.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. Januar 2010

Literatur: Rheinische Post: Artikel „Allergie raubt jede Energie“ vom 16. 12. 2009

Die beliebtesten Blogs des Jahres 2009

Top-10 des Jahres 2009 im ESN Blog

Wissenschaftliche Fakten über Umweltkrankheiten, deren Ursachen und Mechanismen werden immer stichhaltiger präsentiert. Im vergangenen Jahr zählten die Veröffentlichungen von Prof. Dr. Martin Pall zu den Highlights im Bereich Umweltmedizin. Ein Artikel über die neue Webseite des Wissenschaftlers belegte den Platz Eins der CSN Blog Top 10 des Jahres 2009.

Auf Platz Zwei landete ein Thema, dass die Menschen weltweit in Atem hielt, die Schweinegrippe. Der Berufsverband der deutschen Umweltmediziner hatte eine Pressemitteilung herausgegeben und auf die speziellen Gefahren eines Schweinegrippen-Impfstoffes für Umwelterkrankte hingewiesen. Der Artikel wurde von CSN ins Englische übersetzt, und in Windeseile transferierten ihn Umweltorganisationen in viele weitere Sprachen, einschließlich Japanisch.

Gefolgt wurde dieser Artikel von einem Bericht über ein Buch von Dr. H.-U. Hill, das die Ursachen von Umweltkrankheiten und vieler chronischer Krankheiten abhandelt, einschließlich Alzheimer, Parkinson, Multipler Sklerose. Der Artikel erschien direkt im Anschluss an die Pressemitteilung der Umweltmediziner, was dann auch für dieses Thema zu einem Hype führte.

Zum Lesen der Top 10 des Jahres 2009 bitte anklicken >>>

  1. Wissenschaftler bringt Fakten über die Umweltkrankheiten MCS, CFS, FMS auf neuer Webseite
  2. Berufsverband der Umweltmediziner warnt vor Schweinegrippen-Impfstoff bei Patienten mit Umweltkrankheiten
  3. Neues Buch zeigt Ursachen von Umweltkrankheiten und vieler chronischer Krankheiten auf, einschließlich Alzheimer, Parkinson, MS
  4. Die CSN Silvesterparty ist eröffnet (2008-2009)
  5. Die letzten Monate im Leben der chemikaliensensiblen Angelika S.
  6. Schweinegrippe – Wie schützen wir uns
  7. Hoher Blutdruck, niedriger Blutdruck – Natürliche Hilfe bei Kreislaufproblemen
  8. Die Psychiatrisierung von MCS-Kranken stellt in Deutschland den Tatbestand der Diskriminierung körperlich Behinderter dar
  9. Akupressur – Wirksam, einfach, schnell
  10. Natürliche Hilfe gegen Nackenverspannung, Rückenschmerzen, Hohlkreuz & Co

Die beliebtesten Blogs im Dezember 2009

Top 10 im CSN Blog Dezember 2009

Im Dezember erfolgte im CSN Blog ein öffentlicher Hilferuf für eine MCS-Patientin, die unter völligen Toleranzverlust gegenüber Nahrungsmitteln und Chemikalien leidet. Erschüttert nahmen viele Mitmenschen zur Kenntnis, dass für Umweltkranke in Deutschland keine Klinik existiert, die in der Lage ist, Akutfälle krankheitsgerecht aufzunehmen. Durch den öffentlichen Hilferuf konnte letztendlich ein Platz in einer Umweltklinik für die Hilfe suchende Frau arrangiert werden. Der Hilferuf war der am Häufigsten gelesene Artikel im Dezember und belegte damit den ersten Platz der Top10.

Auf Platz Zwei und Drei gelangten Berichte von Coretta Danzer, einer chemikalien-sensiblen junge Frau, die in der Live Show SternTV mit Günther Jauch aus einem Glaskasten heraus Fragen zum Thema Chemikalien-Sensitivität beantwortete. In den beiden Artikeln berichtet die Tierärztin über ihre Erfahrungen während und nach der Show, als auch zu den Dreharbeiten zur Reportage, die in der Sendung eingeblendet wurde.

Zum Lesen der Top 10, einfach die Artikel anklicken >>>

  1. Öffentlicher Hilferuf für eine MCS-Patientin
  2. Chemikalien-Sensitivität „MCS in SternTV“ Bericht über den Drehtag zur Sendung
  3. SternTV Gast mit Chemikalien-Sensitivität berichtet über ihre Erfahrungen in und nach der Sendung
  4. MCS-Schutzengel Aktion: Weihnachten, es denkt wer an Dich
  5. Bundesministerium für Gesundheit zum aktuellen MCS-Notfall
  6. CSN Silvester-Party
  7. Weihnachtsbäckerei für Allergiker: Kokosmakronen glutenfrei
  8. Wenn die Galle überläuft: Natürliche Hilfe bei Gallensteinen, Gallenkolik & Co
  9. Berufsverband der Umweltmediziner warnt vor Schweinegrippen-Impfstoff bei Patienten mit Umweltkrankheiten
  10. Die letzten Monate im Leben der chemikaliensensiblen Angelika S.