Monatsarchiv für Mai 2009

Multiple Chemical Sensitivity (MCS) im Duden, Brockhaus und Schulbuch aufgeführt

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MCS ist in Standardwerke für Allgemeinwissen eingeflossen

Wer bis heute nicht weiß, was sich hinter dem Begriff MCS – Multiple Chemical Sensitivity (Chemikalien-Sensitivität) verbirgt, oder wie er geschrieben wird, kann sich in den Standardwerken des Wissens orientieren. MCS ist längst keine völlig unbekannte, seltene Krankheit mehr, und demzufolge haben auch Duden, Brockhaus und ein Klett Schulbuch eine Beschreibung in ihre Publikationen integriert.

Was MCS ist, kann man mit Klett bereits in der Schule lernen
Im Klett Schulbuch „Impulse Physik 2“ für die Physik Mittelstufe Gymnasium in Baden-Württemberg gab es laut Verlag 2008 erstmals im Kapitel Diffusion und Teilchenbewegung einen Kapitelanstieg, in dem auf die MCS Problematik (didaktisch vereinfacht) aufmerksam gemacht wird:

Teilchenbewegung und Temperatur
Parfümeure entwickeln Düfte nicht nur für Produkte der Körperpflege, sondern auch für die sogenannte Produktparfümierung in Reinigungs-, Toiletten- und Haushaltsartikeln sowie Nahrungsmitteln und sogar Fahrzeugen. Dazu stehen ihnen 200 natürliche und rund 2000 synthetische Duftstoffe zur Verfügung. Immer mehr Menschen reagieren auf solche Stoffe allergisch, sie entwickeln eine „Multiple Chemikaliensensitivität“ (MCS). Wieso ist es so schwer, sich als Allergiker solchen Duftstoffen zu entziehen?….

Wie wird das geschrieben? Schau doch im Duden nach…
Nicht wissen, wie etwas geschrieben wird oder was eine Abkürzung bedeutet? „Dann schau doch im Duden nach“, dürfte wohl eine der gängigsten Antworten lauten. Seit 1880 gibt es den Duden. Das Wörterbuch erscheint derzeit in zwölf Bänden nach Fachgebieten sortiert. Trotz Internet ist der Duden das Wörterbuch schlechthin geblieben.

Was sich hinter der Abkürzung MCS verbirgt, ist im Duden Wörterbuch für Abkürzungen auf S. 274 folgendermaßen zu finden:

MCS – Multiple Chemical Sensitivity

Brockhaus steht für Wissen
Der Brockhaus ist eine seit dem 18. Jahrhundert existierenden Enzyklopädie und das wohl bekannteste deutsche Nachschlagwerk. Der „Große Brockhaus“ durfte bis zum Durchbruch des Computerzeitalters in keiner Familie fehlen. MCS ist im Brockhaus unter „Umwelt- und Zivilisationskrankheiten“ aufgeführt.

Umwelt- und Zivilisationskrankheiten

Untertitel:
Ein Preis für Wohlstand und Fortschritt?
Gesundheitsgefährdungen in den Industrienationen

Stichwörter:
Schadstoffe, Strahlung, Sick-Building-Syndrom, MCS, Holzschutzmittel, Wohlstandskrankheiten

Kurzfassung:
Da sich Lebensstil und Umwelteinflüsse in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt haben, treten zunehmend Krankheitsbilder auf, die bei Naturvölkern selten sind oder ganz fehlen. Zu den umweltbedingten Krankheitsursachen gehören nur schwer beeinflussbare äußere Bedingungen wie Lärm und der Schadstoffgehalt von Luft und Lebensmitteln. Aber auch der Lebensstil des Einzelnen, Nahrung und Genussmittel können zur Entstehung von Krankheiten beitragen.

Vorbei die Zeiten, in denen es hieß: „MCS, kenne ich nicht“
Langsam dringt der Krankheitsbegriff ins Allgemeinwissen der Bevölkerung ein. Noch vor Jahren wusste kaum jemand in Deutschland, was sich hinter der Abkürzung „MCS“ oder dem Begriff „Multiple Chemical Sensitivity“ verbirgt.

Spricht man heute mit Mitmenschen, weiß zwar nicht jeder, welche Krankheit und wie viel Elend sich hinter diesen drei Buchstaben verbergen, doch werden es stetig mehr Menschen, die nicht nur wissen, was „MCS“ bedeutet, sondern Personen persönlich kennen, die chemikaliensensibel sind. Manche Gesprächspartner berichten sogar spontan, dass sie selbst z. B. Parfum, Zigarettenrauch, frisch gestrichene Farbe oder die morgendliche Tageszeitung „nicht abhaben können“ und sich bei ihnen Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Konzentrationsstörungen oder andere Beschwerden einstellen.

Wo und von welcher relevanten Institution  MCS im Internet aufführt wird, ist demnächst im CSN Blog zu erfahren.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. Mai 2009

Literatur:

  1. Klett Verlag, Impulse Physik 2, Kapitel Teilchenbewegung und Temperatur, S. 146, Feb. 2008
  2. Duden, MCS – Multiple Chemical Sensitivity, Das Wörterbuch der Abkürzungen, 5. Auflage, s. 274, 2005
  3. Brockhaus, MCS – Multiple Chemical Sensitivity, Infothek, Aktuelle Version 2009
    Anm: Die 5-seitige Langfassung kann man für 2.50 € direkt bei Brockhaus bestellen.

Trigeminale Chemorezeption – Bedeutung als eine Ursache für Chemical Sensitivity

Neuronen

Eine spezielle Möglichkeit des Körpers, chemische Substanzen wahrzunehmen, ist die Chemorezeption.

Feron et. al. betonen in [1] die Bedeutung der Chemorezeption als dominantes Fenster des Gehirns zur Außenwelt sowie die der sich schnell entwickelnden nasalen Neurotoxikologie, die sich mit der Toxikologie der olfaktorischen und trigeminalen Nerven befasst. Bessere Einsichten in die Prozesse, die neurogener Inflammation zugrunde liegen, könnten ihrer Ansicht nach unser Wissen über die Ursachen der verschiedenen Chemical Sensitivity Syndrome verbessern.

Daher hier ein Beitrag zu dem in Darstellungen häufig vernachlässigten Thema der Chemorezeption. Es ist, neben dem Geschmacks- und dem Geruchssystem, das dritte chemosensorische System.

Ein Sinnesorgan, das auf chemische Stimuli reagiert, wurde erstmals 1912 von G.H. Parker beschrieben. Er nannte es „common chemical sense“, mittlerweile spricht man von „Chemesthesis“. Es handelt sich dabei nicht um ein unabhängiges sensorisches System, sondern besteht aus Nervenendungen, die eine Untergruppe der schmerz- und temperaturempfindlichen Nervenfasern bilden und sich durchgängig in der Haut und den Schleimhäuten befinden.

Wachposten für schädliche chemische Stimuli

Man kann das System als eine spezialisierte Komponente des schmerz- und temperaturempfindlichen somatosensorischen Nervensystems in Kopf und Nacken betrachten. Die gegenüber irritierenden Substanzen empfindlichen Schmerzrezeptoren des trigeminalen Systems helfen dabei, den Organismus auf potentiell schädliche chemische Stimuli aufmerksam zu machen, die eingeatmet wurden oder mit dem Gesicht in Kontakt gekommen sind.

Die peripheren Rezeptorneuronen und ihre zugehörigen Nervenendungen werden typischerweise erst durch relativ hohe Konzentrationen irritierender Chemikalien aktiviert, die in direkten Kontakt mit den Schleimhäuten des Kopfes, inklusive Mund, Nase und Augen kommen. Zu den Stimuli des trigeminalen Chemorezeptorsystems gehören Luftschadstoffe wie Schwefeldioxid, Ammoniak, Alkohol, Aldehyde, Essigsäure, Kohlendioxid, Menthol und Capsaicin (Pfeffer, Chili). Mit der Ausnahme von Capsaicin und sauren Stimuli, die beide kationselektive TRP-Kanäle (spezielle Rezeptoren auf den Nervenfasern) aktivieren, ist bisher wenig über die Reizübertragungsmechanismen für irritierende Substanzen und die zugehörige zentralnervöse Weiterverarbeitung bekannt. Alle genannten Substanzen können auch über das Geschmacks- und Geruchssystem wahrgenommen werden. Die Wahrnehmungsschwelle ist aber für die Rezeptoren des trigeminalen Chemorezeptorsystems deutlich höher.

Nerven reagieren auf chemische Stimuli
Beim Menschen ist das beste Beispiel für dieses System der chemosensitive Zweig des Trigeminusnervs (der 5. kraniale Nerv). Obwohl auch freie Nervenendungen von anderen kranialen und spinalen Nerven auf chemische Stimuli reagieren, ist der trigeminale Zweig der am besten erforschte. Er besteht aus polymodalen (durch verschiedene Arten von Reizen (z.B. Temperatur, Druck, chemische Reize) aktivierbaren) schmerzempfindlichen Neuronen und deren Axone (unmyelinierte C-Fasern) im Trigeminusnerv und in geringerem Maß aus entsprechenden Neuronen, deren Axone den Zungen-Rachen-Nerv bzw. den Vagusnerv entlanglaufen.

Die trigeminalen Nervenfasern finden sich innerhalb oder unter Epithelzell-  (Deckgewebe-)schichten, wodurch sie für eventuelle Stimuli weniger gut zugänglich sind, als olfaktorische oder gustatorische (Geschmacks-) Rezeptoren. Zwischen den Epithelzellen reichen einige dieser Fasern fast bis zur Oberfläche und enden erst wenige Mikrometer unter den von engen Zellverbindungen gebildeten Grenzlinien zwischen den Zellwänden.

Um trigeminale Nervenendungen zu stimulieren, müssen die Stimuli daher erst entweder die Lipidphase (der fettfreundliche Teil) der Zellmembranen von Epithelzellen oder die wässrige Phase in den engen Zellzwischenräumen überwinden. Hydrophobe (Wasser abstoßende) Substanzen nutzen primär die Lipidphase, und Fettlöslichkeit ist daher ein wichtiger Faktor für die Effizienz hydrophober irritierender Substanzen. Allerdings beschränkt sich die Empfindlichkeit der Chemorezeption nicht auf hydrophobe Substanzen. Bisher ist nur ein kleiner Teil der rezeptiven Mechanismen bekannt.

Rezeptoren aktivieren Nerven
Das derzeit am besten verstandene Beispiel für die Aktivierung der trigeminalen Nerven ist der Capsaicinrezeptor. Capsaicin enthält einen vanilloidähnlichen Teil, weshalb der Rezeptor als Vanilloidrezeptor VR1 bekannt ist. Die Aktivierung von VR1 führt durch Depolarisierung des Axons zu einem kleinen Stromimpuls in der Nervenfaser, der dann ans Zentralnervensystem weitergeleitet wird. VR1 ist ein gutes Beispiel für einen polymodalen Rezeptor, der nicht nur durch Capsaicin, sondern auch durch Hitze und niedrige pH-Werte aktiviert werden kann. Ein weiterer polymodaler Rezeptor ist der Mentholrezeptor CMR1, der sowohl von Menthol als auch Kältereizen aktiviert wird. Ähnlich wie VR1 bei Stimulation durch Capsaicin zu einer „heißen“ Sensation führt, bewirkt Menthol bei CMR1 eine „kalte“ Empfindung. Der VR1 und der CMR1 Rezeptor sind strukturell mit der TRP (Transient Receptor Potential)-Rezeptorfamilie verwandt.

Spezielle Subtypen von Rezeptoren für körpereigene Substanzen wie ATP, Histamin, 5HT und Acetylcholin scheinen auch von den trigeminalen Neuronen gebildet zu werden. Im Falle von Acetylcholin scheint es mehr als einen Subtyp des nikotinischen Acetylcholinrezeptors (NnAChR) zu geben. Letzterer bewirkt auch die Empfindlichkeit gegenüber Nikotin.

Die Tatsache, dass viele irritierende Substanzen lipophil (fettlöslich) sind, legt die Vermutung nahe, dass es noch einen anderen Weg für die direkte Aktivierung trigeminaler Nervenendungen gibt, der nicht auf Rezeptoren angewiesen ist. Fettlösende Substanzen depolarisieren die Nervenendungen möglicherweise, indem sie die doppelte Lipid (Fett-) membran der Nervenendungen schädigen und so einen Ioneneintritt ermöglichen. Alternativ könnten auch diskrete Ionenkanäle entstehen.

Indirekte Stimulation reicht aus
Einige Stimuli benötigen keine direkte Interaktion mit einem Rezeptor, sondern stimulieren die Nervenendungen indirekt. Diese Stoffe müssen, nachdem sie in die Epithelzellschichten eingedrungen sind, erst verstoffwechselt werden und dabei eine aktive Substanz erzeugen. Das beste Beispiel hierfür ist Kohlendioxid.

Viele gut bekannte stechend wirkende Stoffe aktivieren die trigeminalen Nervenendungen vermutlich auf solch einem indirekten Weg, z.B. Aldehyde, Ketone, und Ester wie Benzaldehyd und Cyclohexanon sowie Äthylazetat.

Die trigeminalen Nervenendungen werden aber auch durch im Körper entstehende Substanzen aktiviert, die bei Gewebeschädigungen freigesetzt werden. Auch entzündliche Prozesse können dazu beitragen.

Die meisten chemosensorischen Informationen vom Gesicht, der Kopfhaut, der Hornhaut des Auges und der Schleimhäute des Mundes und der Nase werden über die drei wesentlichen sensorischen Zweige der Trigeminusnervs übertragen: den ophtalmischen, maxillaren und mandibularen Zweig ( vgl. nochmals #) Das zentrale Ziel dieser afferenten (zum Hirn hinführenden) Nerven ist der Trigeminus Nukleus im Rückenmark, der die Informationen über einen Nukleus des Thalamus an das Großhirn weiterleitet. Durch Exposition gegenüber irritierenden Substanzen wird eine ganze Anzahl von physiologischen Reaktionen ausgelöst, die vom trigeminalen Chemorezeptorsystem reguliert werden. Dazu gehören erhöhter Speichelfluss, Gefäßerweiterung, Tränenfluss, nasale Sekretion, Schwitzen, Verringerung der Atemfrequenz und Verengung der Bronchien. Einige der ausgelösten Schutzreflexe, die dazu dienen, den Körper aus der vermeintlichen Gefahrenzone zu bringen, gehören zu den stärksten, die wir haben.

Während einige der vorgenannten physiologischen Reaktionen von der trigeminalen Aktivierung autonomer Nervenfasern über das ZNS herrühren, gibt es daneben auch noch den Vorgang des Axonreflexes. Eine Untergruppe der capsaicinsensitiven trigeminalen Fasern geben bei Stimulation das vasoaktive (die Gefäßweite beeinflussende) Neuropeptid Substanz P (SP)  und CGRP (calcitonin gene related protein) ab. Außerdem wird ein Signal in Richtung des trigeminalen Ganglions und des ZNS gesendet. Beim Axonreflex kann dieses Signal auch zu einer in die andere Richtung wirkenden Erregung anderer Zweige des Axons führen, was dann zur Freisetzung von Neuropeptiden durch alle Zweige des betreffenden Neurons führt. Dies hat weiter Gefäßerweiterung und das Auslaufen von Plasma zur Folge, womit gewebsschützende Effekte verbunden sind.

Trigeminale Stimulation beeinträchtigt Geschmackssystem
Es gibt Hinweise darauf, dass orale trigeminale Stimulation die Funktion des Geschmackssystems modifiziert (vgl. die Geschmacksbeeinträchtigung durch Cyclohexanon (s.o.) die in dem kürzlich erschienenen Blogbeitrag beschrieben wird. Der Hauptautor hatte das selbst erlebt und sagte: „Ich bin ein Schokoladenjunkie und nach meiner Bypassoperation schmeckte alles fürchterlich und Schokolade schmeckte monatelang wie Holzkohle.“ Ähnlich wurde gezeigt, dass die lokale Freisetzung von Neuropeptiden nach nasaler Stimulation die Funktion des Geruchssystems verändert. Trigeminale Stimulation vermindert die Empfindlichkeit des Geruchssinns. Weiter wird auch die Funktion des Riechkolbens beeinflusst. Substanz P und CGRP enthaltende Nervenendungen innervieren auch den Riechkolben bis hin zur Glomerularschicht. Einige dieser Nervenfasern sind Seitenzweige von Fasern, die man auch in der Nasenschleimhaut findet. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Modulation des Riechkolbens durch trigeminale Stimulation über den Axonreflex erfolgt, ohne eine Weiterschaltung durch die trigeminalen sensorischen Nukei im Hirnstamm zu benötigen.

Vor kurzem wurden spezielle chemorezeptive Zellen bei Mäusen gefunden, wodurch sich das Spektrum der chemorezeptiven Mechanismen weitert vergrößert hat. Darüber werde ich kurz in einem späteren Beitrag berichten.

Autor: Karlheinz für CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. Mai 2009

Literatur:
Neuroscience, Fourth Edition, Edited by Dale Purves, George J. Augustine, David Fitzpatrick, William C. Hall, Anthony-Samuel LaMantia, James O. McNamara, and Leonard E. White, Sinauer 2008 (Die komplette zweite Auflage eines Buchs über Neuroscience gibt es unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/bv.fcgi?call=bv.View..ShowTOC&rid=neurosci.TOC&depth=10 . Um einzelne Themen aufzurufen Stichwort bei der Suchfunktion eingeben. Unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?db=books findet man weitere gehaltvolle Bücher, die man durchsuchen kann.)
Alimohammadi Hessamedin, Wayne L. Silver, Chemesthesis: Hot and Cold Mechanisms, Chemosense, Vol. 4 No.2 March 2002.
[1] Feron VJ, Arts JH, Kuper CF, Slootweg PJ, Woutersen RA., Health risks associated with inhaled nasal toxicants. Crit Rev Toxicol. 2001 May;31(3):313-47. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11405443
Links: a) http://www.csn-deutschland.de/blog/?s=TRP , b) in CSN Suchfunktion „trigeminal“ eingeben http://www.csn-deutschland.de.

Gefahren durch Duftstoffe und Parfum – Infokarte zum Weitergeben

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Ohne Duft – Bessere Luft!

Seit Jahren warnen Behörden und Organisationen vor Gesundheitsgefahren durch den zunehmenden Einsatz von Duftstoffen. Für Menschen mit Allergien auf Duftstoffe, für Asthmatiker und insbesondere für Chemikaliensensible sind Duftstoffe nicht nur ein unangenehmes Ärgernis, sondern sie können deren Aktionsradius im Alltag völlig einschränken. Duftstoffe gelten wissenschaftlich nachgewiesen für Asthmatiker wie auch für Menschen mit Chemikaliensensitivität als Auslöser Nummer Eins ihrer gesundheitlichen Beschwerden. Auch Schwangere und Chemotherapiepatienten reagieren in der Regel auf Duftstoffe. CSN hat auf Wunsch vieler chemikaliensensibler Menschen eine Informationskarte über die Gefahren von Duftstoffen erstellt, die zum Weitergeben gedacht ist.

Duftstoffe grenzen Mitmenschen aus

Für manchen können Parfums, duftstoffhaltige Waschmittel oder Weichspüler, nach denen Kollegen und Mitmenschen riechen, so schwere gesundheitliche Reaktionen auslösen, dass dies letztendlich zum Verlust des Arbeitsplatzes führt und zusätzlich gesundheitlich bedingt den Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben bedeutet.

Duftstoffe, Parfums – Gesundheitsschädliche Chemikaliencocktails

Rund 136 verschiedene Chemikalien fügt ein Durchschnittsbürger täglich seinem Körper jeden Tag zu, wenn er ganz normal wie fast jeder ein konventionelles Shampoo, eine Creme, Bodylotion, Zahncreme, Haarspray und Deo verwendet. Wird noch ein Parfum oder Aftershave benutzt, können locker drei- bis sechshundert weitere Chemikalien auf den Körper einwirken. Eine Vielzahl dieser Chemikalien ist hochgradig gesundheitsschädlich und kann Krebs, Nerven- und Immunschäden, Geburtsdefekte, Allergien, etc. verursachen.

Chemikaliengeschwängerte Raumluft durch Duftstoffe

Diese Gefahren aus Duftstoff- und Chemikaliencocktails mutet ein Kosmetikbenutzer nicht nur sich selbst, sondern auch zwangsläufig seinen Mitmenschen zu. Sind in einem Raum beispielsweise mehrere parfümierte Personen, können rasch über 1000 Chemikalien und mehr auf alle Raumbenutzer einwirken. Aus Respekt vor der Gesundheit und dem Wohlbefinden seiner Mitmenschen, insbesondere die von bereits Erkrankten und Kindern, sollte daher jeder auf die Verwendung von Duftstoffen in der Öffentlichkeit weitgehend verzichten.

Duftstoff-Informationskarten zum downloaden

Um die Mitmenschen über die Gefahren zu informieren, die von Duftstoffen ausgehen und auf die Gesundheit von jedem einwirken, hat CSN neben einer ganzen Reihe informativer Artikel zwei ansprechend gestaltete Informationskärtchen über Duftstoffe bereit gestellt.

Informationskarte Duftstoffe

Vorderseite

Informationskarte

Zum Lesen von Hintergrundinfos anklicken

Informationskarte Gesundheitsgefahren durch Duftstoffe

Rückseite – Version 1

Zum Downloaden anklicken

Informationskarte Duftstoffe

Rückseite – Version 2

Zum Downloaden anklicken

Die Duftstoff-Infokarten (Version 1) können Sie kostenlos gegen einen frankierten und adressierten Rückumschlag anfordern. Wenn Sie Interesse an den Duftstoff-Infokarten haben, frankieren Sie bitte den Rückumschlag (Langformat) für 10 Infokarten mit 1.45€ (weitere Mengen sind auf Anfrage gerne möglich) und senden Sie diesen an CSN – Chemical Sensitivity Network, Mühlwiesenstr. 2, 55743 Kirschweiler.

Wir wünschen viel Erfolg beim Verteilen.

Ohne Duft – gesündere Luft!

Gesetzesvorlage zur Hilfe für Menschen mit Umweltkrankheiten und MCS

ohio-state-house2In Ohio haben kürzlich zwei Senatoren eine Gesetzesvorlage verfasst, um den Monat Mai permanent zum „Multiple Chemical Sensitivity Aufklärungsmonat“ zu erklären. Bisher musste jedes Jahr neu entschieden werden, ob im Mai mittels einer Proklamation besondere Aufklärung darüber stattfindet, wie Spuren von Alltagschemikalien manche Menschen gesundheitlich so stark beeinträchtigen, dass sie nicht mehr am Allgemein- und Berufsleben teilnehmen können. Nun soll jedes Jahr im Mai ohne weitere Bürokratie in der Bevölkerung Bewusstsein für Menschen mit Umweltkrankheiten und MCS geschaffen werden.

Senatoren setzen sich für MCS ein

Einen weiteren Erfolg zum diesjährigen MCS Aufklärungsmonat Mai hat ONFCI, eine Patientenorganisation für Chemikaliensensible in Ohio zu verzeichnen. Nachdem die Organisation erst kürzlich erreicht hat, dass Krankenwagen so umgerüstet werden, dass ein Transport für Chemikaliensensible risikoärmer ist, konnte nun erreicht werden, dass sich zwei Senatoren in ganz besonderem Maße für MCS Kranke einsetzen.

Gesetzesvorlage für MCS Kranke

Die Senatoren Dale Miller und Kevin Coughlin, die gemeinsam als Hauptsponsoren für den diesjährigen MCS Aktionsmonat fungieren, haben jüngst eine Gesetzesvorlage verfasst, um den Monat Mai, permanent zum „Multiple Chemical Sensitivity Aufklärungsmonat“ in Ohio zu erklären. Bisher musste jedes Jahr neu entschieden werden, ob im Mai ein MCS Aufklärungsmonat stattfindet.

Abbau von Barrieren für MCS Kranke

In der Gesetzesvorlage der beiden Senatoren wird u. a. angeregt, dass Bürger des Bundesstaates „einfache Schritte“ in Angriff zu nehmen, um chemische Barrieren zu beseitigen. Unter „chemische Barrieren beseitigen“ ist gemeint, dass jeder Bürger des Staates darüber nachdenkt wie er es vermeidet Chemikalien freizusetzen. Dass man beispielsweise keine Pestizide rings um das Haus ausbringt oder lösungsmittelhaltige Farben vermeidet. Es ist damit auch gemeint, dass in öffentlichen Gebäuden mit ökologischen Reinigungsmitteln ohne Duftstoffe geputzt wird, anstatt mit scharfen Mitteln die Gesundheit und Umwelt schädigen. Durch diese Maßnahmen soll gleichzeitig das soziale Umfeld für Chemikaliensensible soweit verbessert werden, dass diese Behinderten mit weniger Risiken und Reaktionen, ebenfalls am normalen Leben teilnehmen können. Chemikaliensensible reagieren beispielsweise besonders schwer auf Pestizide, Parfums, Duftstoffe, chemische Reinigungsmittel, lösungsmittelhaltige Farben und Zigarettenrauch.

Bewusstsein für MCS Kranke wecken

Senator Miller ermutigte den Bundesstaat Ohio; lokale Ministerien, Unternehmen, Vereine und Gruppen in den Gemeinden; als auch Bürger an den Aktivitäten zur MCS Aufklärung teilzunehmen und auch selbst Aktivitäten ins Leben zu rufen, um das Bewusstsein für Menschen mit Multiple Chemical Sensitivity zu stärken. Der Senator erhofft sich dadurch, hilfreiche Reaktionen in der Bevölkerung gegenüber Chemikaliensensiblen zu erzielen.

„Wir schätzen die umfangreichen Anstrengungen von Senator Miller, dass er sich über MCS so kundig machte, aufrichtig. Wir danken ihm für seine Gesetzesvorlage für einen permanenten MCS Aufklärungsmonat und sein Aufrütteln derer, die MCS in Frage stellen“, sagte Toni Temple, Präsidentin der MCS Patientenorganisation ONFCI, in einer Pressemitteilung.

Besser für Chemikaliensensible, besser für uns alle

Im Laufe des Monats Mai werden in Ohio in verschiedenen Regionen Veranstaltungen stattfinden, an denen bspw. Filme gezeigt werden, Vorträge stattfinden und Organisationen Mitbürgern Tipps geben, wie sie ihr eigenes Haus „Grün“ und schadstofffrei herrichten können. Zusätzlich haben verschiedene Gruppen Infomaterial erstellt und lassen Mitbürger Bücher einsehen. Büchereien haben spezielle Ausstellungen arrangiert und auch andere Institutionen haben Aktivitäten vorgesehen, um auf MCS und toxisch bedingte Gesundheitsschäden hinzuweisen.

Die Aktivitäten während des MCS Aufklärungsmonats sind so ausgerichtet, dass jeder der daran teilnimmt, dadurch auch neues Wissen zur Verbesserung seiner eigenen Gesundheit, der seiner Familie und seines Umfeld erzielen kann und gleichzeitig lernt für die Umwelt zu handeln.

Ganz nach dem Motto: Besser für Chemikaliensensible, besser für uns alle!

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 4. Mai 2009

Literatur:

Ohio Network for the chemically Injured, OHIO’S „GREEN“ SENATE BILL, GREEN LIBRARY MEETINGS, AND GREENING OF THE FLEETS HIGHLIGHT MCS AWARENESS MONTH, May 2009

Deutsche Behörden warnen: Bei Chemikalien-Sensitivität / MCS kein Insektizid gegen Kopfläuse verwenden

Schulkind, hübsches kleines MädchenTrotz hohem Hygienestandard sind auch in Deutschland Kopfläuse wieder auf dem Vormarsch. In Schulen, Kindergärten und dort wo viele Menschen auf engstem Raum zusammenkommen, kann Gefahr bestehen, sich zu infizieren. Fängt es an zu jucken, ist mancher schnell in Panik und greift zu chemischen Mitteln zur Bekämpfung der Läuse. Die zur Wahl stehenden Präparate enthalten u. a. Permethrin, Pyrethrum, Allethrin oder Lindan. Alle diese Insektizide schädigen die Gesundheit. Deshalb raten Ministerien, Länder-, Bundesbehörden und Mediziner besonders Schwangeren, Stillenden und Personen mit MCS – Multiple Chemical Sensitivity (Chemikalien-Sensitivität) davon ab, diese gefährlichen, neurotoxischen Insektizide zu verwenden. (1-9)

Vorsicht bei toxischer Chemiekeule gegen Läuse
Die in Läusebekämpfungsmitteln eingesetzten insektiziden Wirkstoffe Permethrin, Pyrethrum, Allethrin und Lindan sind in der Toxikologie als gesundheitsschädlich eingestuft. Sie schädigen in erster Linie das Nerven- und Immunsystem. Selbst der Naturstoff Pyrethrum gilt als ein hochgradiger Allergie- und Asthmaauslöser. Synthetische Pyrethroide stehen unter Verdacht, Krebs auszulösen und das Erbgut zu schädigen.

Risikogruppen: Kinder, Schwangere und Chemikaliensensible
Das RKI – Robert Koch Institut und die BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (1,2,3) warnen eindringlich vor dem Einsatz von Insektiziden:

„Größere Aktionen in der Wohnung, wie etwa das Desinfizieren von Polstermöbeln oder die Behandlung von Teppichen mit Insektiziden, sind dagegen nicht nötig und – da es sich um Gifte handelt – eher schädlich“.

Für Schwangere und Stillende oder Personen, die unter MCS – Multiple Chemical Sensitivity (Chemikalien-Sensitivität) leiden und Läusebekämpfungsmittel mit Pyrethrum oder Pyrethroiden erwägen, sprechen Behörden, Gesundheitsämter, Schulen und Mediziner auf ihren Informationsseiten eine weitere Warnung aus (1-9):

„…Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit, bei MCS-Syndrom (multiple Überempfindlichkeit gegen chemische Substanzen) und Chrysanthemenallergie wird empfohlen, Kopfläuse rein mechanisch durch nasses Auskämmen mit dem Läusekamm zu entfernen.“

Kopfläuse lassen sich auch ohne Gift bekämpfen
Neben diesen beiden Warnungen, die im gleichen oder ähnlichen Wortlaut von zahlreichen Behörden, Schulen, Kliniken, Gesundheitsämtern, Gemeinden und Medizinern übernommen wurden, gaben die Bundesbehörden neben nassem Auskämmen noch weitere Ratschläge im Umgang mit Kopfläusen, durch die niemand Schaden nimmt (1,3):

Folgende Reinigungsmaßnahmen sind zu empfehlen:

  1. Kämme und Haarbürsten gründlich reinigen
  2. Handtücher, Leib- und Bettwäsche wechseln und bei mindestens 60 Grad waschen
  3. Mützen, Schals, Decken, Kopfkissen und Kuscheltiere wenn möglich ebenfalls bei mindestens 60 Grad waschen
  4. Textilien und Kuscheltiere, die nicht so heiß waschbar sind, für zwei Wochen in einem verschließbaren Plastikbeutel aufbewahren oder für einen Tag einfrieren
  5. Teppiche und Polstermöbel sowie Autositze und Kopfstützen sorgfältig absaugen
  6. Waschen von Textilien bei mindestens 60 Grad und gründliches Reinigen gemeinsam benutzter Gegenstände – ja!

Blinder Aktionismus, womöglich mit Desinfektionsmitteln oder Insektiziden – nein!

 

TIPP: Die informative, bebilderte 24-seitige Broschüre „Kopfläuse…was tun?“ kann kostenlos (bis 500Stk. von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung angefordert werden. Zusätzlich besteht auch auf der Webseite der bzga Möglichkeit die Broschüre „Kopfläuse – Was tun?“ herunterzulanden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 19. April 2009

Literatur:

  1. RKI – Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte, Kopflausbefall (Pediculosis capitis), Aktualisierte Fassung vom Mai 2007 Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 47/2003
  2. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung, Broschüre Kopfläuse was tun? Mai 2004
  3. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Kindergesundheit – Schaden Läusemittel meinem Kind, Download 2009
  4. Stadtgesundheitsamt Frankfurt, Der Magistrat, Sind Läusemittel giftig oder schädlich? Downloads 2009
  5. Stadtgesundheitsamt Frankfurt, Der Magistrat, Umgang mit Kopfläusen, 2005
  6. Gesundheitsamt des Schwarzwald-Baar Kreises, Merkblatt Kopfläuse, Downloads 2009
  7. Medical Tribune, Zweimal Chemie plus Kamm – So haben Kopfläuse keine Chance, Epidemiologisches Bulletin 2007; 20: 169 – 173
  8. Verwaltung Berlin Wilmersdorf, Merkblatt und zu unterschreibende Erklärung für Eltern, Download 2009
  9. Gesundheitsamt Freising, Infektionsschutz, März 2009

Analyse: „Selbstberichtete MCS“ statt MCS ICD-10, T78.4 in einer Multicenter-Studie

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Ganz gleich, ob man als gewissenhafter Arzt beruflich mit der Erkrankung MCS zu tun hat oder ob man als Privatperson mit MCS konfrontiert ist: Man kann es wirklich nicht mehr hören, das Unwort „selbstberichtet“ in Zusammenhang mit MCS  – Multiple Chemical Sensitivity, Multiple Chemikalien-Sensitivität, ICD-10: T78.4.

Soll uns das Wort „selbstberichtet“ bei MCS suggerieren, es gäbe keine Diagnosemöglichkeiten für diese Erkrankung? Doch MCS ist diagnostizierbar, sowohl an Hand von Diagnosekriterien, als auch durch diagnostische Messwerte.

Soll „selbstberichtete MCS“ suggerieren, es gäbe die Erkrankung MCS mit direkten körperlichen Reaktionen auf Chemikalien nicht? Auch das ist durch diverse Studien widerlegt und festgehalten im ICD-10 für MCS: T.78.4.

Und wie sollen wir uns eigentlich einen Kranken mit „selbstberichteter MCS“ vorstellen? Als einen Spinner, der einem verdutzten Arzt die Worte an den Kopf wirft: „Ich habe MCS“? So etwas macht man ja bei anderen Erkrankungen schließlich auch nicht, außer man wird gebeten, einen Anamnesebogen auszufüllen.

Was hat es mit der Wortschöpfung „selbstberichtet“ auf sich?

Soll sie etwa Journalisten verwirren, wie kürzlich in der „Österreichischen Ärztewoche“ geschehen? Da wird doch aus dem Multicenter-Unwort „selbstberichtete MCS“ (Englisch „self-reported MCS“) unbemerkt die Wortneuschöpfung „self related MCS“ erfunden und gleich anschließend auch noch selbst und falsch interpretiert als Hinweis auf psychiatrische Aspekte.

Genug der Spekulationen!
Nehmen wir den aktuellen Vorfall in der „Österreichischen Ärztewoche“ zum Anlass, den Begriff „selbstberichtete MCS“ in der oben angesprochenen deutschen Multicenter-Studie etwas genauer zu durchleuchten.

Die deutsche Multicenterstudie sollte als Pilotstudie einen groben Überblick über die Erkrankung MCS geben. Durchgeführt im Jahr 2000 (ergänzt im Jahr 2003) rekrutierte man die Studienteilnehmer aus den allgemeinen Patienten der Umweltambulanzen und versuchte, diese Umweltambulanzbesucher bereits vor Studienbeginn in zwei Gruppen aufzuteilen: MCS-erkrankt, ja oder nein.

Wie wurde die Aufteilung in Gruppen im Jahr 2000 durchgeführt?
1) Einteilung in 2 mögliche Gruppen: sMCS / Nicht-sMCS:
„Auf der Ebene 0 (Studieneingangsebene) wurde die Selbsteinstufung der Patienten zugrunde gelegt und die Gruppe der Patienten mit selbstberichteter MCS (sMCS) den übrigen Umweltambulanzpatienten (Nicht-sMCS) gegenübergestellt.“
S.18 unten und S.19 oben in 1.Teil der Studie.

2) Wann und wie gelangte man zu der Selbsteinstufung des Patienten?
„Beim Erstkontakt oder spätestens beim ersten Ambulanztermin wurde eruiert, ob der Patient schon etwas über MCS gehört hatte und ob er vermutete, selbst an MCS erkrankt zu sein (sog. selbstberichtete MCS = sMCS).“
S.70 in 1.Teil der Studie

3) Wie wurde die Selbsteinstufung des Patienten eruiert?
Frage im EKB (Erstkontaktbogen), EKB S.21 im Anlagenband:

„Bezeichnete sich der Patient beim Erstkontakt als „MCS erkrankt“?

  • Ja (selbstberichtete MCS = sMCS)
  • Nein
  • Nicht erfragt

(Anmerkungen: 1) Die Antwortmöglichkeit „diagnostizierte MCS“ ist nicht gegeben.
2) Jeder Erkrankte ist automatisch „selbstberichtet“ erkrankt.)

4) War dies schon alles bezüglich Selbsteinstufung?
„Alle Auswertungen, denen die Gegenüberstellung von sMCS und Nicht-sMCS zugrunde liegen, basieren auf den Angaben zur Frage 54 des BDB.“ S. 81 in 1.Teil der Studie.

5) Die Frage 54 des BDB (Ärztlicher Basisdokumentationsbogen) ist gerichtet an den Arzt und lautet:

„Einstufung auf der Studien-Eingangsebene (E 0 ), S.136 im Anlagenband:
War der Patient aus Ihrer Sicht in die sMCS-Gruppe einzuordnen (= selbstberichtete MCS-Erkrankung)? ja / nein“
(Anmerkung: „Nein“ hieße: nicht an MCS erkrankt.)

Wenn wir nun Punkt 4) und 5) in Einklang bringen bzw. zusammen betrachten, so lässt sich feststellen: Ausschlaggebend für die Gruppenzuordnung und damit für die Diagnosestellung war letztlich also die ärztliche (!) Beurteilung darüber, ob der Patient an MCS erkrankt ist oder nicht.

Somit wollen wir zu sMCS festhalten:
„Selbstberichtet MCS“, sMCS, bedeutet: Sowohl nach Einschätzung des Patienten als auch, und das ganz ausschlaggebend, nach Einschätzung des Eingangsarztes liegt die Erkrankung MCS vor.

Bei dieser einstimmig ermittelten Diagnosestellung müsste sich aber ein weit besserer Krankheitsname finden lassen als „selbstberichtete MCS“. Wie wäre es, ganz einfach, mit MCS:

Multiple Chemical Sensitivity, Multiple Chemikalien-Sensitivität, ICD-10: T78.4


Autor: Annamaria für CSN  – Chemical Sensitivity Network, 6. Mai 2009

Weitere CSN Blogartikel zum Thema MCS ICD-10:

Schadstoffkontrollierte Krankenwagen und voller Einsatz für Chemikaliensensible

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Notfallmediziner setzen sich für MCS – Multiple Chemical Sensitivity ein

Im amerikanischen Bundesstaat Ohio setzt man sich in ganz besonderem Maße für Menschen ein, die unter MCS – Multiple Chemical Sensitivity (Chemikalien-Sensitivität) leiden. Eine Patientenorganisation für Chemikaliensensible erreichte in Kooperation mit Notfallmedizinern und Feuerwehr, dass zwei Ambulanzfahrzeuge speziell umgerüstet wurden. Neun weitere Krankenwagen werden in Kürze folgen.

Fortschritte für Chemikaliensensible
In Ohio tritt die Aktion „Green Progress“ (grüner Fortschritt) für Menschen mit Multiple Chemical Sensitivity (MCS) ein, um eine verträglichere Umwelt für die MCS Kranken zu schaffen. MCS ist ein chronischer Gesundheitszustand, der durch toxische Chemikalien verursacht wird, von denen wir in unserem Alltagsleben umgeben sind. MCS Kranke entwickeln häufig neurologische, kardiovaskuläre, rheumatische, vaskuläre und pulmonale Beschwerden durch toxische Expositionen. Andere Menschen entwickeln Krebs, Asthma, Depressionen, Parkinson, Alzheimer, Geburtsdefekte und andere schwere körperliche Erkrankungen durch die gleichen Expositionen, die MCS verursachen.
Ambulanzfahrzeuge wegen MCS Kranken umgerüstet
Das Ohio Network for the Chemically Injured (ONFCI), eine gemeinnützige Organisation, tritt seit den 90zigern für Menschen mit MCS ein. Das ONFCI fördert Aufklärung über MCS, liefert Unterstützung und networking für MCS Betroffene.

Die Organisation, die von Toni Temple geleitet wird, hat jüngst erreicht, dass zwei Ambulanzfahrzeuge in der Region umgerüstet wurden. Nachdem die Organisationsleiterin sehr sensible auf Dieselabgase reagierte und bei einem Notfall wegen massiver Herzbeschwerden durch die Dieselabgase des Rettungsfahrzeuges beinahe starb, strebte sie Änderung zum Wohle aller an.

Schwere Reaktionen durch Dieselabgase
Da Ambulanzfahrzeuge bei einem Einsatz meistens den Motor laufen lassen, ist der Patient den Abgasen voll und ganz ausgesetzt. Dieselabgase enthalten eine Vielzahl gefährlicher Chemikalien und sind dafür bekannt schwere Reaktionen bei vielen Chemikaliensensiblen auszulösen. Durch ein spezielles Abgassystem kommen in den beiden Ambulanzfahrzeugen, auch wenn das Fahrzeug mit offenen Türen steht, keine Abgase mehr in die Transportkabine hinein.

Als angenehmer Nebeneffekt für die Umwelt werden die gesamten Emissionen um 40% reduziert. Neun weitere Ambulanzfahrzeuge sollen in Kürze folgen. Wertvolle Hinweise hatte Toni Temple für ihr Projekt durch eine Umweltorganisation bekommen. Diese hatte es erreicht den Ausstoß von Dieselabgasen bei Schulbussen in den Griff zu bekommen.

Krankenhaus auch für MCS Kranke
Toni Temple bekam durch eine Überexposition mit einer gefährlichen Chemikalie, MCS und hatte größte Schwierigkeiten, wenn sie ins Krankenhaus musste. Sie reagierte dort schwer auf Reinigungs- und Desinfektionsmittel und Inventar. Ihre Reaktionen war teilweise so problematisch, dass man sie nach draußen bringen musste. Nach mehreren dramatischen Erfahrungen schrieb die Leiterin der Patientenorganisation ein Buch, das den Titel „Gesünderes Krankenhaus“ trägt und vielen MCS Patienten, Ärzten und Kliniken wertvolle Informationen im Umgang mit der Erkrankung liefert.

Spezielle Instruktionen für Rettungskräfte
Die Organisation für MCS Kranke in Ohio ist insbesondere dem Feuerwehrleiter der Region und dem Direktor für Notfallmedizin sehr dankbar für ihr herausragendes Engagement, durch das Möglichkeiten geschaffen wurden, damit Patienten mit Chemikaliensensitivität risikoärmer geholfen werden kann. Die MCS Kranken, die sehr schwer auf Dieselabgase während eines Krankentransportes reagieren, werden in erheblichem Umfang davon profitieren.

Der Direktor für Notfallmedizin gab für die Rettungskräfte der Region zusätzlich ganz spezielle schriftliche Anweisungen heraus, um MCS Patienten gesundheitliche Schädigung und Reaktionen durch bestimmte Allergene, erfahrungsgemäß schwer oder nicht zu tolerierende Medikamente und problematische medizinische Hilfsmittel während eines Rettungs- oder Krankentransporteinsatzes, zu ersparen.

Über einen weiteren Erfolg der Organisation für Chemikaliensensible in Ohio berichten wir in Kürze.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 4. Mai 2009

Reference:
Ohio Network for the chemically Injured, OHIO’s „GREEN“ SENATE BILL, GREEN LIBRARY MEETINGS, AND GREENING OF THE FLEETS HIGHLIGHT MCS AWARENESS MONTH, Press Release May 2009

Chemikaliensensible Frau durch Schüsse schwer verletzt

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Während sie draußen in der Natur mit ihrer Kamera unterwegs war und Photos machte, wurde auf Kelly geschossen. Das Projektil eines 22er Magnumgewehrs traf sie im rechten Kieferknochen und blieb sechs Millimeter vor der Halsschlagader stecken.

Kelly ist Amateurphotographin und wollte ein altes zerfallenes Blockhaus photographieren, als aus dem Nichts auf sie geschossen wurde. Sie kämpfte sich in der einsamen Gegend für Hilfe bis zum nächsten bewohnten Anwesen, das einige hundert Meter entfernt lag, ohne zu wissen, dass der Schuss von dort gekommen war. Die Freundin des Schützen rief für die schwer verletzte Frau den Krankenwagen. Kelly schreibt auf ihrer Webseite, dass, wenn die Frau nicht die Ambulanz gerufen hätte, sie vor Ort gestorben wäre.

Am vierten April gegen 10Uhr morgens passierte dieses Unglück, dessen Einzelheiten noch nicht vollständig geklärt sind, weil sich der Schütze in Widersprüchlichkeiten verstrickt hat. Eine Woche lag die chemikaliensensible Frau auf der Intensivstation, dann drei Wochen auf Station. Drei schweren und einer leichteren Operationen musste sie sich seither unterziehen. Dass Kelly überlebt hat, ist ein Wunder, sagen die Ärzte. Das 22er Magnumprojektil steckt noch immer im Kieferknochen. Das Entfernen ist zu riskant, teilten die Ärzte mit, es könnte Kelly’s Leben kosten. Ob sie ihre Stimme je wieder benutzen kann ist ungewiss, denn der Schuss hat den Kehlkopf und die Stimmbänder gestreift und ein Trauma der Stimmbänder ausgelöst. Auch Schlucken ist seither nicht möglich. Alles was sie essen würde, ginge direkt in die Lunge. Um sich zu verständigen schreibt sie auf Notizzettel und in mehrere Notizbücher.

Kelly wird über Katheter ernährt und atmet über Luftröhrenklappe. Der Kieferknochen wurde gesichtschirurgisch rekonstruiert. Ob sie je wieder wird essen oder trinken können, ist bisher ungewiss. Noch ist der Kiefer verdrahtet. Weil Kelly chemikaliensensibel ist, war jeder Eingriff ein doppeltes Risiko. Sie reagiert auf Medikamente, Chemikalien, Nahrungsmittel und Desinfektionsmittel schwer. Zweimal musste der Katheter für die Nahrungsaufnahme entfernt werden, weil Kelly’s Körper ihn nicht tolerierte.

Was war passiert? Kelly ging am vierten April mit ihren drei Schäferhunden auf einem Grundstück in ihrer Nachbarschaft spazieren und machte Photos. Sie hatte ausdrückliche Erlaubnis, sich auf diesem Grundstück in der Einsamkeit aufzuhalten. Der Grundstücknachbar schoss auf sie und erklärte später der Polizei, dass er gedacht habe, es sei ein Coyote. Später änderte er diese Aussage ein paar Mal und sagte, er hätte gedacht, es sei ein Hund, dann sagte er wieder er habe gedacht, es sei ein Coyote gewesen. Die Polizei geht daher bislang von einem Unfall aus.

Kelly selbst hegt starke Zweifel, denn sie hatte eine leuchtend gelbe Jacke an und trug einen pinkfarbenen Rucksack auf dem Rücken. Sie schreibt auf ihrer Webseite, dass sie nicht daran glaubt, dass der Mann auf eine Hund oder Coyoten zielen wollte. Sie sei sich vielmehr sicher, dass sie das eigentliche Ziel war. Kelly war früher bei der Army gewesen und kann selbst sehr gut schießen.

Der Charleston Gazette teilte Kelly schriftlich mit: „Ich habe viel darüber nachgedacht, ob es ein Unfall war. Ich war in der Army und weiß, wie man schießt. Ich hätte den Schuss nicht ohne ein Zielfernrohr machen können. Die Chance, dass dieser Schuss mich per Zufall traf, ist eins zu einer Million“, Kelly fügte an: „Wenn mir das während ganz normaler Photoaufnahmen passieren kann, kann es jedem passieren.“

Die Krankenhauskosten der chemikaliensensiblen Frau belaufen sich bis jetzt auf über 300 000$ wegen der aufwendigen Operationen. Wie ein Großteil der Amerikaner ist sie in keiner Krankenversicherung. Eine soziale Pflichtversicherung wie in Deutschland gibt es dort nicht. Nun versuchen soziale Netzwerke die Frau aus Virginia zu unterstützen, auch eine Zeitung hat schon einen Spendenaufruf gestartet. Kelly Peet kämpft sozusagen in zweierlei Hinsicht um ihr Überleben und ist wirklich auf Hilfe Dritter dringend angewiesen. Ihr gesundheitlicher Werdegang ist offen, im Moment ist es ihr nur möglich, in kleinen Schritten zu planen, denn bis vor einer Woche musste sie um ihr Überleben bangen. Der nächste Schritt, an den sie denkt, ist, raus aus dem Krankenhaus und wieder nach Hause zu kommen.

Good Luck Kelly!

Kellys Webseite *** Kelly’s Photogalerie

Man kann auf der Charleston Gazette einen Kommentar für Kelly hinterlassen, was sie sicher sehr aufbauen wird. Auch Möglichkeit zu spenden ist über die Webseite der Zeitung gegeben: Charleston Gazette

Autor: Thommy, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. Mai 2009

Johns Hopkins: Chemical found in medical devices impairs heart function

medical-devices1Researchers at the Johns Hopkins University School of Medicine have found that a chemical commonly used in the production of such medical plastic devices as intravenous (IV) bags and catheters can impair heart function in rats. Reporting online this week in the American Journal of Physiology, these new findings suggest a possible new reason for some of the common side effects – loss of taste, short term memory loss–of medical procedures that require blood to be circulated through plastic tubing outside the body, such as heart bypass surgery or kidney dialysis. These new findings also have strong implications for the future of medical plastics manufacturing.

In addition to loss of taste and memory, coronary bypass patients often complain of swelling and fatigue. These usually resolve within a few months after surgery, but they are troubling, sometimes hinder recovery, but generally go away.

His personal experience with coronary bypass surgery propelled his search for a root cause for the loss of taste phenomenon, reports principal investigator Artin Shoukas, Ph.D., professor of biomedical engineering, physiology and anesthesiology and critical care medicine at Johns Hopkins. „I’m a chocoholic, and after my bypass surgery everything tasted awful, and chocolate tasted like charcoal for months.“

Shoukas and Caitlin Thompson-Torgerson, PhD, a postdoctoral fellow in anesthesiology and critical care medicine suspected the trigger for these side effects might be a chemical compound of some kind.

To test their theory, Shoukas and his team of researchers took liquid samples from IV bags and bypass machines before they were used on patients. The team analyzed the fluids in another machine that can identify unknown chemicals and found the liquid to contain a chemical compound called cyclohexanone. The researchers thought that the cyclohexanone in the fluid samples might have leached from the plastic. Although the amount of cyclohexanone leaching from these devices varied greatly, all fluid samples contained at least some detectable level of the chemical.

The researchers then injected rats with either a salt solution or a salt solution containing cyclohexanone and measured heart function. Rats that got only salt solution pumped approximately 200 microliters of blood per heartbeat and had an average heart rate of 358 beats per minute, while rats injected with cyclohexanone pumped only about 150 microliters of blood per heartbeat with an average heart rate of 287 beats per minute.

In addition to pumping less blood more slowly, rats injected with cyclohexanone had weaker heart contractions. The team calculated that cyclohexanone caused a 50 percent reduction in the strength of each heart contraction. They also found that the reflex that helps control and maintain blood pressure is much less sensitive after cyclohexanone exposure. Finally, the team observed increased fluid retention and swelling in the rats after cyclohexanone injections.

According to Thompson-Torgerson and Shoukas, they would like to figure out how these side effects ”decreased heart function and swelling”occur and to what degree cyclohexanone is involved. Despite the findings in this study, they emphasize that patients should listen carefully to the advice of their physicians. „We would never recommend that patients decline this type of treatment if they need it,“ says Shoukas.

„On the contrary, such technologies are life-saving medical advances, and their benefits still far outweigh the risks of the associated side effects. As scientists, we are simply trying to understand how the side effects are triggered and what the best method will be to mitigate, and ultimately remedy, these morbidities.“

Reference:

Johns Hopkins, Press Release, Chemical found in medical devices impairs heart function, May 1, 2009.

Authors on the paper are Caitlin S. Thompson-Torgerson, Hunter C. Champion, Lakshmi Santhanam, Z. Leah Harris and Artin A. Shoukas, all of Johns Hopkins University School of Medicine.

This study was funded by the Bernard A. & Rebecca S. Bernard Foundation, the American Heart Association, the W.W. Smith Foundation, the National Institutes of Health, the Pulmonary Vascular Research Institute, the American College of Cardiology, the Shin Chun-Wang Young Investigator Award, the American Physiological Society, the Joyce Koons Family Cardiac Endowment Fund, and funds from Dr. Shoukas.

Sonntagsgedicht der Glasprinzessin: Nähe

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Nähe

Begegnungen sind das Lebenselixier
wir brauchen sie
wie das Salz in den Speisen

Alles wird fade – machst du es immer
alleine.

Und wachsen an den Gaben des Gegenüber
kannst du nicht
ohne das
miteinander begegnen.

* * *

Autor: Mona, die Glasprinzessin, Sonntag, 3. Mai 2009

Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draussen in der Natur verbringen.

Mona’s Geschichte:

Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und eine Geschichte der Glasprinzessin:

Naturchaos * Heilung * Rotkehlia, das Rotkehlchen erzählt aus seinem Leben * Dazwischen