MCS-Studie des RKI hatte erhebliche Mängel im Studiendesign, stellten Studienleiter fest

Perplex über Mängel

Obwohl die RKI MCS-Studie längst überholt und ein alter verstaubter Hut ist, wurde sie mehrfach neu publiziert und wird hier in Deutschland noch immer als State of the Art zu MCS – Multiple Chemical Sensitivity angeführt. Und das, obwohl ein Fachgespräch zur Studie schon 2003 Mängel im Studiendesign festgestellt hatte.

Am 04.09.2003 fand in Berlin ein Fachgespräch MCS im Umweltbundesamt statt. Es trug den Titel: „Was hat das abgeschlossene MCS-Vorhaben gebracht?“ Bei diesem Fachgespräch wurde verdeutlicht, dass die MCS-Studie eine Studie mit erheblichen Mängeln war. Aus der Sicht der beteiligten Ambulanzen äußerten sich Prof. Dr. med. Thomas Eikmann und Dr. med. Doris Stinner vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Justus-Liebig-Universität Giessen wie folgt:

Zitat: „Die vorliegende Multi-Center-Studie ist als deskriptive Studie angelegt, und führt daher nicht zu wesentlichen neuen Erkenntnissen der Ätiopathogenese, was aufgrund des Studiendesigns auch nicht zu erwarten war. Sie weist eine Reihe methodischer Schwächen auf, die bei einer Fortführung oder bei weiteren Untersuchungen vermieden werden sollten. Nur auf diese Weise kann das Ziel einer einheitlichen Dokumentation von Patienten mit (selbstberichteter) MCS nach klinisch-diagnostischen und wissenschaftlich fundierten Kriterien erreicht werden. Unter Berücksichtigung der beschriebenen methodischen Schwierigkeiten bestätigen die vorliegenden Untersuchungsdaten die bisherigen Erkenntnisse zur Beschreibung und Charakterisierung von MCS.“

9 Kommentare zu “MCS-Studie des RKI hatte erhebliche Mängel im Studiendesign, stellten Studienleiter fest”

  1. Mary-Lou 5. Januar 2009 um 16:34

    Die RKI MCS-Studie weißt zwar erhebliche Mängel auf, wie auch hier im Blog beschrieben, dennoch wird sie vermutlich in Deutschland noch in hundert Jahren als MCS-Aushängeschild gepriesen werden, genau wie die ganze Zeit. Eine weitere groß angelegte MCS-Studie ist in Deutschland in naher Zukunft nicht zu erwarten, weil die RKI MCS-Studie eigentlich genau das Bild von MCS Kranken wiedergibt, das man von MCS Kranken in Deutschland haben will.

  2. Lucie 6. Januar 2009 um 07:10

    Und ausländische, aussagekräftig MCS-Studien werden bagatellisiert und damit abgetan: „Das ist wieder so eine Studie aus dem Ausland…“

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/11/22/situation-der-umweltmedizin-in-kanada-studie-ueber-multiple-chemical-sensitivity/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/11/18/golfkriegsveteranen-leiden-unter-einer-realen-krankheit-die-durch-toxische-chemikalien-verursacht-wurde/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/09/30/adaequate-behandlung-von-mcs-patienten-in-einer-umweltklinik-spart-gesundheitskosten/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/09/17/380/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/05/14/diagnostik-von-chemikalien-sensitivitaet-mcs-in-der-praxis/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/05/03/umweltmedizin-mcs-psycho-studien-halten-kritischer-betrachtung-nicht-stand/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/05/02/umweltmedizin-genvariationen-bei-chemikalien-sensitivitaet-festgestellt/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/04/23/biochemische-anomalien-bei-patienten-mit-mcs/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/04/21/chemikaliensensitivitaet-durch-loesemittel/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/04/18/jugendliche-haeufig-an-chemikaliensensitivitaet-erkrankt/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/02/14/auslaendische-wissenschaftler-in-der-medizin-fragen-whats-up-in-germany/

    Hier aus dem CSN-Blog könnte ich noch massenhaft ausländische Studienergebnisse einkopieren, die die Mängel der RKI MCS-Studie belegen, aber ich belasse es bei den bereits eingestellten Beispielen. Ich denke, ich konnte auch so dazu beitragen, die Aussagekraft der RKI MCS-Studie aufzuzeigen.

    Lucie

  3. Analytiker 6. Januar 2009 um 11:24

    Die RKI MCS Studie hat keine realistische Aussagekraft, wie die hier zusammengestellten Fakten weiter verdeutlichen. Außerdem ist die RKI MCS Studie schon einige Jahre her, ausländische Forscher haben zwischenzeitlich weitaus aussagekräftigere Forschungsergebnisse abgeliefert.

    Zu oben eingestellten Links möchte ich diesen, m. E. wichtigen Beitrag, ebenfalls hier ergänzen, zumal dieser Blog in den Top 10 des Jahres 2008 Platz 3 belegt.

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/01/31/wissenschaftlicher-sachstand-zu-multiple-chemical-sensitivity-mcs/

  4. Joana 6. Januar 2009 um 13:18

    Hat Prof. Thomas Eikmann bisher nicht ein einziges mal MCS diagnostiziert? Ich meine das hätte Prof. C. Herr im Forum der Apotheken Umschau im Sommer des vergangenen Jahres angegeben, finde aber den Eintrag nicht mehr.

    Weiß das noch jemand oder hat jemand die Stellungnahme von Prof. C. Herr? Denn wenn dem tatsächlich so ist, finde ich es eine Ungeheuerlichkeit, dass solch ein Mediziner bei der RKI Studie überhaupt beteiligt war.

  5. Henriette 7. Januar 2009 um 09:43

    Der Umweltteil des Forums der Apotheken Umschau, mit Prof. C. Herr und Prof. Th. Eikmann (er war nur groß angekündigt, beantwortete aber keinerlei Fragen), wurde, obwohl es sich im ein Titelthema handelte, schnell „off“ genommen. Ich habe damals im Forum der Apotheken Umschau ebenfalls die Antwort auf die Frage, wie oft MCS bisher in der Universitätsklinik in Gießen, unter Leitung von Prof. Th. Eikmann diagnostiziert wurde, von Prof. C. Herr gelesen, dass Prof. Th. Eikmann bisher keine MCS diagnostiziert habe, es hätten sich immer andere Ursachen für die Erkrankung der Patienten gefunden.

    Dass solch ein Mediziner an der großflächig angelegten RKI-MCS-Studie maßgeblich beteiligt war, ist Hohn erster Güte.

    Die RKI-MCS-Studie hat im internationalen Vergleich keine Aussagekraft, siehe die in vorherigen Kommentare angegebenen Links.

    Aber die RKI-MCS-Studie wird als DIE MCS-Studie dargestellt. Es ist ein Trauerspiel, was hier aufgeführt wird, mehr nicht.

  6. Franz 7. Januar 2009 um 22:16

    Liebe Joana,

    ich habe den Eintrag im Forum gefunden. Er ist von Jolokia :

    “ Expertenforum mit C. Herr und Th. Eikmann – 29.07.2008, 08:53:33

    Frau Prof. Caroline Herr hat mir geantwortet. Wenn Ihr jetzt noch nicht ganz wach seid, werdet Ihr gleich wach sein.

    Sehr geehrte Frau Prof. Herr, sehr geehrter Herr Prof. Eikmann
    Sie weisen in einer vorangegangenen Frage darauf hin, dass die Umweltmedizinische Ambulanz an der Uni Gießen die komplette Palette der medizinischen Diagnostik im Rahmen einer Vorstellung im Hessischen Zentrum für Klinische Umweltmedizin bietet.

    Wie viele Fälle von MCS (ICD-10 T78.4) konnten Sie in den vergangenen Jahren in Ihrer Umweltambulanz in Giessen diagnostizieren?

    Welche Therapien bieten Sie den von Ihnen diagnostizierten MCS Patienten an?
    Ist Ihre Umweltambulanz zwischenzeitlich umweltkontrolliert, im Sinne von Duftverbot, Einsatz von Luftfiltern, schadstoffarme Ausstattung, etc.?

    Vielen Dank für eine Beantwortung meiner Fragen,
    Jolokia

    Antwort Prof.Herr – 28.07.2008 15:39

    Ihre Fragen zur Ausstattung werden Ihnen bei einem persönlichen Gespräch mit der Ambulanz in Gießen beantwortet werden. Bisher haben wir kein Patienten mit dieser Diagnose. Es fanden sich immer andere Erklärungen für die beklagten Beschwerden.

    https://www.gesundheitpro.de/forum/viewthread?thread=3839

  7. K. Fux 8. Januar 2009 um 12:13

    Das ist einfach unglaublich, Franz und Joana, wie kann ein Professor bei einer Studie eine leitende Funktion übernehmen, bei der es sich um eine Erkrankung handelt, die er selbst niemals diagnostiziert hat.

    Da fehlen mir die Worte. Dieser Tatbestand stellt einen erheblichen und gravierenden Mangel der RKI MCS-Studie dar.

    K. Fux

  8. Morningstar 23. April 2009 um 14:36

    Lachhaft und traurig zugleich, dass Ärzte, die die Erkrankung, um die es bei der RKI-Studie maßgeblich ging, nämlich um Chemikalien Sensitivität, zuvor und bisher, kein einziges Mal diagnostiziert haben, dann als Studienleiter bei der RKI-MCS-Studie einsetzt. Das ist unfassbar und verdeutlicht, was von dieser Studie zu halten ist. Derartige Mißstände müssten bei seriösen Studien vollkommen tabu sein.

    Aber die RKI-Studie ist wie ich meine längst überholt, wenn man sich z. B. die im CSN-Blog angeführten internationalen MCS-Studien betrachtet, merkt man doch leicht, dass die RKI-Studie niemals eine fundierte Aussagekraft hatte, so jedenfalls mein Empfinden.

  9. Stables 6. September 2009 um 10:30

    Diese RKI Studie wird in Deutschland immer noch als Stein der Weisen verkauft. Sonstwo spricht keiner davon. Sie hatte ja auch kein konkretes Studienergebnis das irgendeinen wissenschaftlichen Nutzwert erbracht hätte.

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