Krankmachende Chemikalien im Alltag

Alltagschemikalien über den ganzen TagDie Gesundheit ist bekanntlich unser höchstes Gut. Doch auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten, reicht bei weitem nicht aus, um auf der sicheren Seite zu sein. Gesundheitsgefährdende Schadstoffe, zahlreiche toxische Chemikalien, laueren in vielen Alltagsprodukten, die wir alle arglos kaufen und kaum jemand ist sich der möglichen Gefahr für das eigene Wohlergehen bewusst ist, das so manches Alltagsprodukt in sich birgt. Aber auch längst bekannte Krankmacher werden wieder zugelassen, so schrecken viele Verantwortliche nicht davor ab, die Bevölkerung unnötigen Gesundheitsgefahren auszusetzen. Wie man am Beispiel des erst kürzlich eingeführten Rauchverbots bestens erkennen kann, denn gerade sind viele Politiker in einigen Bundesländern damit beschäftigt, den langersehnten Nichtraucherschutz verantwortungslos zu lockern, zum Nachteil der Bevölkerung. Gesundheitsschäden werden also bewusst in Kauf genommen.

Schlapp statt fit durch den Alltag
Die Zahl derjenigen unter uns, die sich einfach nicht gut und nicht voll leistungsfähig fühlt, ist auf dem ansteigenden Ast. Kopfschmerzen, Konzentrationsmangel, Schlafstörungen, körperliche Erschöpfung, zählen zu den weit verbreiteten Beschwerden in der Bevölkerung, ganz abgesehen von der drastischen Zunahme an Atemwegerkrankungen, chronische Hauterkrankungen wie z. B. Neurodermitis, Allergien, ADHS bei Kindern und Jugendlichen, Krebserkrankungen und auch direkte Umweltkrankheiten wie Sick-Building-Syndrome und Multiple Chemical Sensitivity.

Chemikalien in Alltagsprodukten sind die Regel
Doch woher kommt die Tendenz, dass es immer weniger gesunde Menschen gibt? Eine mögliche Erklärung könnte die Zunahme der verarbeitenden krankmachenden Chemikalien in unseren Alltagsprodukten ein, die noch lange nach Erwerb auf uns alle einwirken können. Pressemeldungen über Pestizidbelastungen unserer Nahrungsmittel gehören schon fast zur Normalität. Meldungen über Giftstoffe in Kinderspielzeug sind ebenfalls fast an der Tagesordnung.

Lösungsmittel, Flammschutzmittel, Weichmacher, etc.
Aber dies sind nicht die einzigen Quellen für eine schleichende und kaum wahrnehmbare Gesundheitsgefährdung, der wir alle tagtäglich ausgesetzt sind. Neue Elektrogeräte sind u. a. häufig mit Flammschutzmittel und Kunststoffen ausgerüstet, die unsere Gesundheit nachhaltig negativ beeinflussen können. Auch wer ein neues Auto erwirbt, wie gerade jetzt hunderttausendfach im Zeichen der Abwrackprämie praktiziert, der völlig unrechtmäßig als Umweltprämie deklarierten Konjunkturspritze, wird möglicherweise einer Vielzahl von krankmachenden Chemikalien ausgesetzt, die im neu angeschafften PKW verarbeitet wurden. Die Innenraumluft vieler Neu- bzw. Jahreswagen ist stark mit toxischen Schadstoffen belastet.

Chemikalien wo hin man auch schaut
Doch all dem nicht genug, schadstoffbelastete Kosmetikprodukte, Putzmittel, auch Waren, die beim Renovieren zum Einsatz kommen, Möbel, Textilien und vieles mehr, können allesamt negative und bleibende Schäden an unserer Gesundheit anrichten. Selbst beim Gärtnern oder beim Arbeiten in so mancher Hobbywerkstatt, kommen krankmachende Chemikalien sorglos zum Einsatz. Das Spektrum der schadstoffbelasteten Produkte um uns herum ist größer, als es sich der arglose Verbraucher im Alltag vorzustellen vermag, Vorsicht ist auf alle Fälle geboten, der Griff zu umweltfreundlichen Produkten ist mehr als ratsam.

Detailliert werde ich das nächste Mal auf die unterschiedlichen krankmachenden Chemikalien in unseren Alltagsprodukten eingehen, seid gespannt.

Autor: Maria, CSN – Chemical Sensitivity Network, 14. Mai, 2009

Weitere interessante CSN Blogs zum Thema:

Frühlingszeit – Allergien, Beschwerden durch Pestizide

allergien-pollenx2Die Frühlingszeit ist für viele Allergiker und Menschen mit Chemikalien Sensitivität / MCS eine besonders schwierige Zeit. Überall sind Pollen in der Luft und hinzu kommen Pestizide, die von Bauern und Winzern ausgebracht werden und den Organismus schwächen. Mancher an schweren Allergien oder an Chemikalien-Sensitivität Erkrankte, kann das Haus kaum noch verlassen, ohne schwere gesundheitliche Beschwerden zu erleiden. An Pollen kleben Schadstoffe und Pestizide besonders gut, was bei Betroffenen oft zu erheblicher Verschlimmerung der Symptome führt. Wer schwer betroffen ist, hat im Frühling eine schwere Zeit zu durchlaufen.
Thommy’s Blogfrage der Woche:
  • Seid Ihr durch Pollen oder Pestizide während der Frühlingszeit eingeschränkt?
  • Habt Ihr zusätzliche Symptome oder Symptomverschlechterung zu verzeichnen?
  • Wie schützt Ihr Euch?
  • Könnt Ihr rausgehen oder müsst Ihr die schönste Zeit des Jahres drinnen mit Luftfilter verbringen?

Schadstofffreier Wohnraum für Umweltkranke, Chemikaliensensible und Gesundheitsbewusste

Ottawa - ein Wohnprojekt für Umweltkranke entsteht

Umweltkranke und Menschen mit Chemikaliensensitivität haben spezielle Bedürfnisse, was Wohnraum angeht. Ohne schadstofffreie Wohnung verschlechtert sich der Gesundheitszustand dieser Menschen oft rapide. Können sie hingegen in einer Wohnung leben, in der keine Schadstoffe aus Baumaterialien oder Inventar ausdünsten, sind sie oft in der Lage, ihren Gesundheitszustand zu stabilisieren.

Aus der kanadischen Hauptstadt Ottawa wurde aktuell bekannt, dass dort ein Wohnprojekt entstehen soll, das speziell auf Umweltkranke und Chemikaliensensible ausgerichtet ist. Mit in diesem Wohnprojekt sollen auch gesundheitsbewusste Menschen leben.

Hintergrund zum Projekt Chemical Free Housing Ottawa
Die Organisation Safe Housing Ottawa teilte in der ersten Aprilwoche offiziell mit, dass Action Ottawa das Kapital für das beabsichtige schadstoffkontrollierte, umweltfreundliche Wohnprojekt, das im Westteil von Ottawa entstehen soll, genehmigt hat.

EHA Ontario bedankt sich ebenfalls beim CMHC Affordable Housing Centre für die Zubilligung des Basiskapitals für das Wohnprojekt. Diese Mittel werden helfen, den nächsten Schritt des Projektes anzugehen.

Die umweltfreundlichen, schadstoffkontrollierten Apartments werden aus 1 und 2 Zimmereinheiten bestehen, die ganz speziell in Hinsicht auf Umweltkranke und Chemikaliensensible gebaut werden. Die Erbauung soll Mitte 2009 beginnen und möglichst bis Sommer 2010 beendet sein. Die Bau- und Ausstattungsmaterialien werden so weit als irgend möglich frei von Lösungsmitteln und sonstigen Schadstoffen sein.

Eine Broschüre über das Windmill Projekt kann man hier einsehen: Parkway House Information

Strikte Hausordnung – chemie- und strahlungsfrei
Das Kapital, das der Organisation zur Verfügung steht, wird dazu verwendet werden, 24 Mietwohnungen zu bauen und zusätzlich 50 Wohneinheiten, die als Eigentumswohnungen an solche Leute verkauft werden, die der speziellen Hausordnung zustimmen. In der Hausordnung ist u. a. verankert, dass im Gebäude und um das Gebäude herum nicht geraucht werden darf, keine Haustiere zugelassen sind und man chemiefrei und duftstofffrei leben muss. Drahtloses Internet wird im Wohnkomplex aufgrund der Gesundheitsgefahren ebenso verboten sein. Satellitenschüsseln werden ebenfalls nicht geduldet. Verkabeltes Internet ist genehmigt.

Alle Wohnungen bereits vergeben
Bereits jetzt steht das Projekt unter einem guten Stern, die Warteliste für die geplanten 24 Wohneinheiten, die man mieten kann, ist bereits voll. Man akzeptiert jedoch noch weitere Anwärter, die einspringen können, falls jemand abspringt, bzw. damit Bedarf für weiteren Wohnraum kundgetan werden kann.

Wohnprojekte für Umweltkranke in Deutschland
Auch in Deutschland besteht seit Jahren Bedarf für schadstofffreien Wohnraum für Umweltkranke und Chemikaliensensible. Das bestätigen Wohnraumgesuche in Foren und Zeitungen von Selbsthilfeorganisationen. Bisher konnten jedoch nur sehr kleine Privatprojekte realisiert werden. Größere Projekte kamen bislang über eine erste Planungsphase nicht hinaus.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. April 2009

Literatur:
Chemical free Housing Ottawa, 1. April 2009

Berufsgenossenschaften bekennen, Multiple Chemical Sensitivity – MCS und Sick Building Syndrome – SBS kosten Milliarden

Arbeitsplätze können Milliarden kosten 

Arbeitsplätze können krank machen, oft werden die Ursachen erst nach Jahren entdeckt. Dann ist es bereits zu spät, bis dahin können viele Angestellte krank geworden sein, manchmal sogar mehrere Hundert in einem Betrieb. Angestellte in Büros kann es ebenfalls treffen, sie erkranken häufig an Sick Building Syndrome (SBS) oder Chemikaliensensitivität (MCS).

Report enthüllt Schadstoffquellen
In einem 284-seitigen Report legten gewerbliche Berufsgenossenschaften, der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand und des BGIA – Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitsschutz ausführlich dar, welche Ursachen und Auswirkungen Innenraumbelastungen auf Arbeitnehmer haben. Innenraumarbeitsplätze können durch verschiedenste Faktoren belastend oder gesundheitsschädlich für einen Arbeitsnehmer sein. In ausführlicher Weise wurden Vorgehensempfehlungen für die Ermittlungen im Arbeitsumfeld ausgeführt.

Erkannt: SBS und MCS kosten Milliarden
Der Report der Berufsgenossenschaften beginnt mit folgender einführender Kurzfassung, die darlegt, dass man sich auch von Seiten der Versicherer durchaus bewusst ist, dass Erkrankungen wie Sick Building Syndrome oder Chemikaliensensitivität (MCS) einen immensen wirtschaftlichen Schaden verursachen:

„Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation klagen 20 bis 30 Prozent aller in Büros Beschäftigten über Symptome wie Brennen der Augen, Kratzen im Hals, verstopfte Nase oder Kopfschmerzen. In den Medien werden diese Beschwerden gelegentlich unter Begriffen wie „Sick-Building-Syndrom“, „Building related Illness“ oder auch „Multiple chemische Sensitivität“ aufgegriffen. Die betriebs- und volkswirtschaftlichen Verluste durch diese typischen Bürokrankheiten gehen in die Milliarden – eine Belastung also nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Wirtschaft!“

Innenraumarbeitsplätze – Vorgehensempfehlung
Der BGIA Report stellt eine auf die Praxis zugeschnittene, gestuft modulare Ermittlungs- und Beurteilungsstrategie zur Behandlung von Fällen mit Innenraumproblemen dar. Die Vorgehensweise, die angeführt wird, berücksichtigt in sehr ausführlicher Form die wesentlichen Faktoren, die nach dem heutigen Stand der Kenntnis als Ursache für Innenraumprobleme bekannt sind. Es wird beschrieben, wodurch Formaldehyd, Holzschutzmittel, PCB, Ozon, Lösungsmittel und viele weitere Schadstoffe freigesetzt werden können. Tabellen geben weiteren Aufschluss. Auch elektromagnetische und elektrostatische Störfaktoren kommen zur Sprache, als auch physikalische Faktoren wie Luftfeuchte, zu trockene Luft, Lärm und Lichtbedingungen.

Ziel des Reports war es, im Rahmen einzelner Bausteine dem Anwender nicht nur Möglichkeiten zur Ermittlung von Schadstoff und Schadensquellen zu liefern, sondern gleichzeitig eine Grundlage für die Gestaltung einer Arbeitsumgebung anzubieten, die Angestellten weitgehende Beschwerdefreiheit bietet und dem Erbringen von Arbeitsleistung dienlich ist.

Versteckte Schadstoffe und Allergene
Nicht nur auf gängige Schadstoffklassen und deren Quellen wurde eingegangen, sondern auch auf Emittenten, die häufig nicht als Problemfaktor angesehen werden. So wird auf Seite 49 des Reports auch von der Verwendung von Duftstoffen deutlich gewarnt:

„Auch das in Mode gekommene Verdampfen sogenannter Aromaöle in Duftlampen und raumlufttechnischen Anlagen ist nicht unproblematisch. Hierdurch können Sensibilisierungen entstehen und nachfolgend allergische Reaktionen bis hin zu asthmatischen Anfällen ausgelöst werden. Aus diesem Grund sollte von einer Odorierung der Zuluft von raumlufttechnischen Anlagen abgesehen werden.“ 

Auf Seite 63 des Reports wird auf die Gefahren, die von alltäglich eingesetzten Reinigungsmitteln ausgehen können hingewiesen:

„Rückstände von Reinigungsmitteln können die Innenraumluft über längere Zeit durch Verdampfen oder Ausgasen der in ihnen enthaltenen Stoffe belasten. Dies sind oftmals Konservierungsstoffe und Desinfektionsmittel (z.B. Aldehyde) sowie Lösungsmittel (z.B. Glykole, Isopropanol), organische Säuren und Treibgase.“

Zauberwort Prävention am Arbeitsplatz
Wenn Unternehmen, die Vorgaben des vorliegenden Reports präventiv für ein gesünderes, schadstofffreieres Arbeitsumfeld schon bei Neugestaltungen bestmöglich erfüllen würden, würde dies nicht nur die Produktivität der Angestellten erheblich steigern, es könnte dadurch auch so manche Berufskrankheit vermieden werden. Milliarden an Verlusten blieben der Wirtschaft eingespart. Nicht zuletzt würde Arbeitnehmern, die unter arbeitsplatzbedingten Erkrankungen leiden, viel Leid und Elend erspart. Sie müssten nicht, wie aus zahlreichen Fällen bekannt, in der unsäglichen Ablehnungsmaschinerie BGen enden, die in Gang gerät, wenn eine Berufskrankheit eingetreten ist.  

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. März 2009

Literatur:
BGIA, HVBG, Report der gewerblichen Berufsgenossenschaften, der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand und des Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitsschutz – BGIA, 2. Auflage, Juli 2005

50% der Büroangestellten leiden unter Sick Building Syndrome

Krank durch das BüroIn Jakarta/ Indonesien wurde unter den Angestellten in Büros der Stadt eine Studie durchgeführt. Die Studie brachte zutage, dass über 50% der Büroangestellten dort unter Sick Building Syndrome leiden. Die Wissenschaftler sagten gegenüber dem Jakarta Globe, die Krankheit würde oft verkannt.

Ursache seien toxische Substanzen in den Bürogebäuden. 400 Personen nahmen an der Studie teil, die von Juli 2008 bis Januar 2009 lief. Die Hälfte der Arbeiter klagten nach einem Arbeitstag über akutes Unwohlsein, Kopfschmerzen, Atemwegsbeschwerden, Erschöpfung, trockenen Husten und Halsschmerzen.

Die WHO hatte 1984 bekannt gegeben, das rund 30% aller neuen Gebäude weltweit Probleme mit der Luftqualität im Innenraum aufweisen.

Der Studienleiter Budi Haryanto teilte mit, dass viele Menschen überhaupt nicht richtig realisieren, dass der Aufenthalt über einen gewissen Zeitraum in einem Gebäude das Sick Building Syndrome bei ihnen verursachen könne.

Bundi Haryanto erklärte, dass SBS durch schlechte Ventilation und Klimaanlagen, die von Schimmel befallen sind, verursacht würde. Zur Luftverschmutzung im Innenraum würden aber auch Photokopierer, Laserdrucker und andere Maschinen, Gardinen und Einrichtung, als auch Schmutz in Teppichen beitragen.

Budi Haryanto erläuterte, dass eine langfristige Exposition gegenüber Schadstoffen zu Krebs und Herzkrankheiten führen könne, während weniger schwere Symptome durch den Schadstoffkontakt sich in Konzen-trationsstörungen, Paranoia und sogar Depressionen äußerten. Budi Haryanto meinte weiter, dass sich dies vielleicht für manchen harmlos anhören würde, SBS könne aber über längere Sicht tödlich enden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 19.01.2009

Anstieg von Allergien, Asthma, MCS – Verbot von Parfum von Asthma- und Allergieverein gefordert

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NAAF: Duftstoffverbot der Gesundheit von Kindern zuliebe

Norwegen gehört zu den wenigen Industrieländern auf der Welt mit sehr sauberer Luft und sauberem Wasser. Doch selbst in diesem Land klagen Menschen über Atemwegsbeschwerden, Allergien und Chemikalien-Sensitivität. Stark im Anstieg sind Allergien auf Duftstoffe, weil der Konsum von duftstoffhaltigen Alltagsprodukten auch in diesem nordischen Land, mit über 80000 km Küste (inkl. der vielen Inseln) und sechsundzwanzig Berggipfeln mit über 2300 Metern Höhe, rasant ansteigt. Gesundheitlich besonders betroffen sind Kinder, weshalb der norwegische Asthma- und Allergiebund eine Forderung nach einem Duftstoffverbot in Schulen und Kindergärten stellt:

NAAF: Die Gesundheit von Kindern sollte vor persönlicher Eitelkeit stehen

Immer mehr Menschen reagieren auf verschiedene chemische Stoffe, insbesondere auch Kinder. Duftstoff-intoleranzen sind uns bekannt (NAAF), und vieles deutet darauf hin, dass das Problem immer stärker zunimmt. Durch Informationen und kompatible Regeln kann viel erreicht werden, so dass niemand mehr Angst haben muss vor den gesundheitsschädlichen Gerüchen.

Dass Rauchen und Zigarettenrauch Probleme bereiten, wurde nach und nach zu Allgemeinwissen und erfuhr eine breite Akzeptanz, aber nicht jeder versteht sofort, dass vermeintlich gute Düfte für viele Menschen genauso so problematisch sein können.

Für die Gruppe von Kindern, die auf Duftstoffe reagieren, bedeutet es im Alltag, dass ein Besuch im Kindergarten und der Schule für sie komplizierter und schwieriger ist als für andere, weil viele Ältere die Luft durch Duftstoffvernebler und andere parfümierte Produkte verschmutzen.

Die Verwendung von parfümierten Produkten ist ein Luftverschmutzungsfaktor, dem diese bedauernswerten Kinder im Unterricht in den Innenräumen den Großteil des Tages ausgesetzt sind. Durch Einatmen dieser vielen chemischen Stoffe kommt es unter anderem zu Schädigung der Atmungsorgane. Sie können auch auf der Haut Reaktionen verursachen, bspw. in Form von Ekzemen.

Mehr und mehr
Die Meisten von uns sind täglich, direkt oder indirekt, einer immer größer werdenden Anzahl von parfümierten Produkten ausgesetzt. Eine Tatsache, die vom Zeitpunkt der Geburt an immer mehr ansteigt. Es ist also zu erwarten, dass immer Menschen dadurch krank und überempfindlich werden.

Eine frühere Studie aus England belegt, dass Parfümallergien bei Kindern unter 9 Jahren bei 2,8% liegen, während das Vorkommen bei Erwachsenen über 60 Jahre fast 14% betrug. Laut einer Studie aus Dänemark reagieren 40% der Erwachsenen auf Parfümgeruch.

Der Begriff  „Parfümierte Produkte“ kann alles Mögliche bedeuten, von Parfüm in reiner Form, Kosmetika, bis zu Waschmitteln für Kleider und Reinigungsprodukten. Wenn wir uns der Folgen richtig bewusst wären, dass Exposition gegenüber Parfüm auf lange Sicht zu großen Schäden führt, würden alle Gewerkschaften Duftstoffe am Arbeitsplatz verbieten!

„Die Gesundheit von Kindern hat vor persönlicher Eitelkeit zu stehen“, so der norwegischen Asthma und Allergiebund (NAAF).

„Diese Kinder leiden unter einer Behinderung, die unsichtbar ist, und sie werden deswegen nicht in gleicher Weise wie Kinder mit sichtbaren Behinderungen, wie Seh-, Hör- oder körperlich Behinderte, berücksichtigt.“

Zugang für alle
In der Info T-4/98 zum Thema „Kinder und Planung“, sagt die Behörde, „dass die Schaffung einer guten Erziehung und gesunder Umgebungen für Kinder und junge Menschen in den örtlichen Gemeinden angebracht ist, die vor allem auf die speziellen Bedürfnisse von behinderten Kindern und jungen Menschen abgestimmt ist.“

Umfassendes Design und die Zugänglichkeit für alle sollte im ganzen Land auf der Tagesordnung stehen. Die Gemeinden müssten dies als einen roten Faden in allen Planungsbestrebungen und Lösungen, mit bestmöglicher Verfügbarkeit auf die örtlichen Bedingungen, abstimmen. Ein Index ist eine gute Planungsgrundlage.

Wenn man die Planung auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen abstimmt, sind die Lösungen in den meisten Fällen gleichzeitig besser für Menschen ohne Behinderungen.

Andere Länder haben sich diesbezüglich schneller weiterentwickelt als Norwegen,   z. B. Kanada. Wir haben diese Vorgaben für einige Arbeitsplätze hier im Hause angenommen, NAAF hat auch seit Jahren Duftstoffverbot.

Ein Verbot der Verwendung von Duftstoffen in Schulen und Kindergärten ist zwar eine sehr umfassende Maßnahme, sollte dennoch populär in allen Kommunen werden, trotz dass die Kommunen oft die Ausrede benutzen, dass die Kassen leer seien.

Denn PARFUMVERBOT IST „GRATIS“, und allgemeine persönliche Hygiene und ein parfumfreies Deodorant sind sehr effektiv!

Saubere Luft sollten alle genießen, auch wenn die Probleme durch Schadstoffe für Menschen mit Asthma und Allergien am Größten sind.


Literatur: NAAF, Barnas helse må gå foran personalets forfengelighet, 28.08. 2008

Übersetzung: Alena Jula, Norwegen

Der Stoff aus dem die Schulen sind – Teil II

Moderene Schulen sind oft mit Schadstoffen und Schimmelpilz belastet

Lösemittel, luftdicht verpackt. Der neue Kram

MCS durch giftige Schule

Im Februar 2008 berichtete das ZDF in der Sendung 37° über Menschen, die an Multipler Chemikalien Sensitivität leiden.  

Ein junges Mädchen, das das Filmteam im seinem Alltag begleitete, ist durch die Raumluft ihrer ehemaligen Grundschule an MCS erkrankt. Die Erkrankung der Schülerin in einem Neubau des Schulzentrums Nideggen ist kein Einzelfall.  

In Neubauten und bei Sanierungen alter Schulgebäude kommen eine Vielzahl von Materialien zum Einsatz, die die Raumluft der Schulen mit Schadstoffen belasten. 

 

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Plastiktüteneffekt

In heutigen Schulneubauten herrscht dicke Luft. Die Architekten planen Schulgebäude als Energiesparmodelle. Gut gedämmte Außenwände, dichte Fenster, die keinen Wärmeverlust aber auch keinen Luftaustausch zulassen. Der Bauunternehmer, der das günstigste Angebot erstellt hat, erhält den Zuschlag. Es muss zügig gebaut werden, jeder Bautag kostet bares Geld. Da bleibt keine Zeit, um den Estrich auf dem Fußboden austrocknen zu lassen. Kaum steht der Rohbau, wird verputzt, werden schon die Fenster und Türen mit PU-Schäumen eingesetzt, die Fußböden verklebt, die Wände tapeziert oder mit Rauputz verschönert.  

Billig, abwaschbar & giftig

Auf den Boden werden Gummibeläge aus Industriekautschuk gelegt, damit das ökologisch ausschaut auch schon mal mit Einsprenklern aus Altgummi. Wenn es eher „Bio“ daher kommen soll, kommt mancherorts auch Linoleum mit PU-Beschichtungen zum Einsatz oder man verklebt Industrieparkett oder Teppichboden. Geklebt wird dann, je nach Material und Untergrund, mit Dispersionsklebstoffen, Reaktionsharzklebstoffen, Lösemittelklebstoffen. Auch die blauen Bengel unter den Klebern sind nicht unproblematisch. Denn, von blauen „Engeln“ kann man bei den beliebten glykolhaltigen Klebern nicht sprechen.** (siehe Anhang) 

Die Wände hat man gerne abwaschbar. Besonders beliebt sind hier neuerdings Glasfasertapeten mit abwaschbaren Wandfarben überpinselt. Aber auch Kunstharzputze kommt an die Wände. Mit Ausrüstung versteht sich, damit es nicht schimmelt oder Algen ansetzt. Die neuen Möbel sind aus Kunststoff oder schichtverleimtem Holz. Wen wunderst, was man dann bei Raumluftanalysen so alles messen kann:  

Üble reaktionsfreudige Gemische

Das ist nicht nur die Summe der einzelnen Schadstoffe, sondern, weil viele Schadstoffe sehr reaktionsfreudig sind, ein toxischer Cocktail. In vielen Gebäuden findet man Styrol, Methylacetat, Formaldehyd, Alkohole aus Glykol, Weichmacher aus den Bodenbelägen und Wandfarben. Und wehe, wenn der nicht ausgetrocknete Estrich sich mit den glykolhaltigen Klebern des Bodenbelags verbindet.  

Wer glaubt, dieser Cocktail könne keinen Schaden anrichten, weil er ja nur eingeatmet und nicht gegessen wird, hat sich getäuscht. 

Landesweit Kinder im Laborversuch?  schuler-ii.jpg

Im Nidegger Schulzentrum fand man im Blut der Kinder Aceton, Dichlormethan, Methylethylketon, Methanol, Xylol, Toluol. Der höchste gemessene Toluol Wert bei einem Kind betrug 1195 Mikrogramm/l. Der Referenzwert beträgt 5 Mikrogramm/l. 

Schüler und Lehrer in Neubauten und sanierten Altbauten leiden bei belasteter Raumluft unter Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Schwindel, Übelkeit, trockenen und brennenden Augen, Atemwegsproblemen, Bauchweh und manchmal auch unter grippeähnlichen Reaktionen .  

Der neue Kram ist also nicht besser als der alte. In Nideggen wurden Schüler und Lehrer krank. Und Nideggen ist kein Einzelfall.  

***Anhang: „Dabei erlaubt das Umweltbundesamt, dass in Lacken, die den blauen Engel verliehen bekommen, bis zu 10 % Glykolverbindungen erhalten sein dürfen. In vielen lösemittelfreien Teppichklebern werden hochsiedende Glykolverbindungen mit Siedepunkten oberhalb 200 °C verwendet. Diese Hochsieder müssen nicht als Lösungsmittel deklariert werden und die Produkte dürfen somit als „lösemittelfrei“ bezeichnet werden. Glykolverbindungen verdunsten aufgrund ihrer meist gegenüber konventionellen Lösemitteln höheren Siedepunkte nur extrem langsam. Durch Glykolverbindungen vorherrschende Belastungen können dabei über lange Zeiträume von Monaten und Jahren hinweg aus Oberflächen ausgasen und stellen somit eine potentielle Langzeitquelle dar.“

 

Herzlicher Dank für diesen Gastbeitrag geht an Julianne.  

Weiterführende Informationen:

Weitere CSN Blogs zum Thema Schule:

 

Ein interessanter Thread mit vielen Tipps und Hinweisen aus dem CSN Forum zum Thema Schulen:

Heinrich Heine Schule in Hagen

Pestizide verursachen Abneigung gegen Alkohol

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Spanische Wissenschaftler der Universität Almeria haben im Tierversuch bewiesen, was Chemikaliensensible weltweit berichten: Erhöhte Empfindlichkeit und Abneigung gegenüber Alkohol. Eine einmalige Exposition gegenüber dem Organophosphatpestizid Chlorpyrifos reicht aus, dass Ratten Alkohol für lange Zeit vermeiden. Wenn sie dennoch Alkohol zu sich nehmen, führt dies zu einem verstärkten Betäubungseffekt. Eine Beobachtung, die bei chemikaliensensiblen Menschen ebenfalls zutrifft.

Schadstoffe lösen Alkoholintoleranz aus

Menschen, die unter Chemikaliensensitivität leiden, berichten immer wieder, dass sie Alkohol nicht mehr tolerieren und auch eine Abneigung dagegen haben. Zwei, drei Schlückchen Wein oder Bier reichen aus und sie fühlen sich sturzbetrunken oder bekommen schwerste Symptome. Der Ursache dafür ging ein fünfköpfiges Wissenschaftlerteam aus Spanien auf den Grund. Schadstoffe, vor allem Pestizide scheinen schuld zu sein. In der medizinischen Fachzeitschrift Toxicological Sciences berichteten sie entsprechend, dass eine wiederholte oder ständige Exposition mit einer großen Vielzahl von chemisch nicht miteinander verwandten Schadstoffen zur Entwicklung einer Multiplen Chemikalien Sensitivität (MCS) und erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Suchtmitteln führen kann. (1)

Tierversuch belegt Aussagen von Chemikaliensensiblen

Neurobiologische Interaktionen zwischen Drogen und Umweltgiften genau zu analysieren, ist ein Fachgebiet, das für Wissenschaftler weltweit von zunehmend großem Wert ist. Das Forschungsgebiet bildet eine wichtige Brücke zwischen Umweltmedizin, Toxikologie und Drogen- bzw. Arzneimittelforschung, die vielschichtige weiterführende Erkenntnisse in vielen Bereichen erbringen kann. Um die von Chemikaliensensiblen behauptete Abneigung und Intoleranz gegenüber Alkohol zu belegen, bauten die spanischen Wissenschaftler eine kontrollierte Tierversuchsstudie auf. Insbesondere die klinischen Hinweise darauf, dass beim Menschen eine Exposition gegenüber Organophosphaten mit einer erhöhten Ethanol-Empfindlichkeit und einem freiwillig verringerten Konsum von alkoholhaltigen Getränken einhergehen könnte, interessierten die Mediziner.

Chlorpyrifos, in USA verboten, in Europa erlaubt

Demgemäß untersuchte die vorliegende Studie insbesondere die neurobiologischen Reaktionen und Verhaltensweisen in Bezug auf Ethanol bei Wistar-Ratten, die zuvor dem Organophosphat-Pestizid Chlorpyrifos (CPF) ausgesetzt waren. Dieses Pestizid ist in Deutschland und den anderen europäischen Ländern noch immer in sehr vielen Schädlingsbekämpfungsmitteln für den häuslichen Gebrauch und die Landwirtschaft enthalten. Konventionelle Nahrungsmittel weisen regelmäßig Rückstände auf. In den USA ist das Pestizid wegen seiner Neurotoxizität und anderen schweren Nebenwirkungen seit vielen Jahren in nahezu allen Anwendungsbereichen verboten. Ein EPA Memorandum hatte zusätzlich bestätigt, dass Chlorpyrifos Chemikalien Sensitivität (MCS – Multiple Chemical Sensitivity) auszulösen vermag.

Einmal reicht aus

Die Tierversuche der spanischen Wissenschaftler waren erfolgreich. Sie bestätigten, was man anhand der Aussagen von Chemikaliensensiblen vermutet hatte. In Übereinstimmung mit den klinischen Daten zeigten mit einer Einmalinjektion von Chlorpyrifos vorbehandelte Tiere ein lang anhaltendes Vermeidungsverhalten gegenüber Ethanol, das weder aus einem veränderten Geschmacksempfinden noch einer Verstärkung der aversiven Charakteristika von Ethanol herrühren konnte. Darüber hinaus war zu beobachten, dass eine Vorbehandlung mit Chlorpyrifos zu einer verstärkten ethanol-induzierten Betäubung führte.

Wenn man bedenkt, dass viele unserer Nahrungsmittel Rückstände von Chlorpyrifos aufweisen, ist die Erkenntnis der Wissenschafter als sehr bedenklich einzustufen und erfordert auch in der EU ein rasches Verbot des Pestizides. Denn Unverträglichkeit gegenüber Alkohol ist bei Chemikaliensensiblen ein Faktor, der kaum Relevanz im Alltag besitzt, bei den ebenfalls von dieser Personengruppe vielfach beklagten Medikamentenunverträglichkeiten können die Auswirkungen jedoch weitaus folgenschwerer sein.

Autor: Silvia K. Müller , CSN – Chemical Sensitivity Network

Literatur: Carvajal F, Lopez-Grancha M, Navarro M, Sanchez-Amate M, Cubero I., Long-Lasting Reductions of Ethanol Drinking, Enhanced Ethanol-induced Sedation, and Decreased c-fos Expression in the Edinger-Westphal Nucleus in Wistar Rats Exposed to the Organophosphate Chlorpyrifos, Toxicol Sci. 2006 Dec 26

Begriffserklärung: Aversiv: Vermeidung, Ablehnung (Bsp.: Aversive Reize werden gemieden bzw. lösen eine Vermeidungsreaktion aus)