Nominiert für den taz Panter Preis: Silvia K. Müller – CSN und Neurologe Dr. Peter Binz

Der taz Panter Preis wird 2009 zum fünften Mal verliehen. Zu den 6 Nominierten gehören in diesem Jahr Silvia K. Müller, Leiterin des CSN – Chemical Sensitivity Network und der Trierer Neurologe Dr. Peter Binz.

Nominiert für taz Panter Preis 2009 - Silvia K. Müller / CSN und Dr. Peter Binz

Was ist der taz Panter Preis? taz Panter Preis

Wer ist für den taz Phanter Preis 2009 nominiert? Die Nominierten

Die LeserInnenwahl beginnt am 1. August 2009. Die Jury, die den zweiten taz Panter Preis vergibt, trifft sich kurz vor der Preisverleihung im September. Die letztendlichen Gewinner und Gewinnerinnen des taz Panter Preises werden auf der Preisverleihung am 19. September 2009 bekannt gegeben.

Die taz berichtet: Gegen Gifte, die das Hirn zerfressen

taz-logoSilvia Müller und Peter Binz, die Patientin und der Arzt: Seit Jahren setzen sie sich für die Rechte der Menschen ein, die durch aggressive und hochgefährliche Chemikalien am Arbeitsplatz krank geworden sind.

Dass Silvia Müller schwerbehindert und deshalb mit 46 Jahren schon Rentnerin ist, merkt man erst an ihrer langsamen, leicht undeutlichen Sprache. Und an den Hörgeräten, die sie seit 17 Jahren tragen muss, auf beiden Ohren, klein, aber unübersehbar. Silvia Müller ist „chemikaliensensibel“, wie es im Fachjargon heißt. Das bedeutet: Sie reagiert auf die Stoffe in Deos, Weichspülern, Haarsprays und vielen anderen Chemikalien extrem empfindlich; wenn es schlimm kommt, verliert sie das Bewusstsein. Spontan das Haus verlassen, wie es andere tun, zum Einkaufen, ins Theater, zu Freunden – völlig ausgeschlossen. „Ich vermisse das sehr“, sagt sie. Es hat lange gedauert, bis sie herausfand, was sie in diese Isolation getrieben hat.

Zwölf Jahre hatte Silvia Müller als Dekorateurin bei einem großen Warenhaus gearbeitet. Anfangs hatte sie „nur“ rasende Kopfschmerzen, ihr wurde schwindelig und sie war schnell müde. Später wurde der Atem schwer, sie begann schlecht zu hören und einmal setzte ihr Herz für kurze Zeit aus. Sie hatte keine Ahnung, dass sie sich an ihrem Arbeitsplatz systematisch vergiftete.

Durch einen Zufall erfuhr sie, dass ihr Arbeitgeber nachts toxische Insektizide versprühen ließ – Nervengift. „Ich fing früh um 6 Uhr an, um diese Zeit war noch nicht gelüftet worden.“ Sie war nicht als Einzige betroffen. Von 40 Kolleginnen erlitten einige Fehlgeburten, vier bekamen behinderte Kinder. Die Ärzte konnten oder wollten keinen Zusammenhang erkennen. „Die waren feige und wollten mit Berufskrankheiten nichts zu tun haben.“

Durch eine Empfehlung kam Silvia Müller zu dem Trierer Neurologen Peter Binz. Er ermutigte sie, ihren ehemaligen Arbeitgeber anzuzeigen. „Er hat so eine tiefe Überzeugung ausgestrahlt, ohne ihn hätte ich den Kampf wohl nicht aufgenommen.“

Der 68-jährige Binz ist ein stämmiger Mann, sein Gesicht läuft rot an, wenn er über seine „feigen Kollegen“, die „korrupte Politik“ und die „geldgeile Großindustrie“ redet. Die Wut hat sich in ihm angestaut. „Sie glauben nicht, wie viele Arbeiter durch Chemikalien vergiftet und schwer geschädigt sind.“

Seit 30 Jahren macht Binz nichts anderes als das, was das Gesetz vorschreibt und was eigentlich für alle Ärzte selbstverständlich sein sollte: Wenn er den Verdacht hat, dass ein Mensch bei seiner Arbeit vergiftet wurde, meldet er das der Staatsanwaltschaft – meist jedoch folgenlos. „Das Kartenhaus bräche zusammen, würden die einen Präzedenzfall schaffen.“

Fast alle Kollegen scheuen sich zu diagnostizieren, dass der Patient während der Arbeit vergiftet wurde. Sie würden unter Druck gesetzt: von den Kassen, Ärztekammern und Berufsgenossenschaften.

Anfang der 80er-Jahre eröffnete Binz seine Praxis. Schnell erkannte er, dass viele seiner Patienten täglich mit gefährlichen Substanzen arbeiten. Allein mehr als 150 Arbeiter einer deutschen Schuhfabrik hat er bis heute behandelt – viele sind frühzeitig gestorben. Die lokale Presse berichtet darüber nicht.

„Giftberufe“ nennt er die Jobs, die die Gehirne innerhalb weniger Jahre zerfressen können: Schreiner, Lackierer, Maler und Metallarbeiter, aber auch Putzfrauen und Bademeister gehören dazu. Binz spricht aus, was viele nicht hören wollen, und macht sich damit Feinde, die ihn fast zerstört haben: Mehrfach wollte man ihm die Approbation entziehen. Ein Ermittlungsverfahren wegen angeblichen Abrechnungsbetrugs hat ihn bisher 400.000 Euro gekostet – und ihn an den Rand seiner Kraft gebracht. Die Lobby gegen ihn ist mächtig. Noch ein Jahr will er durchhalten, dann ist sein ältester Sohn bereit, seine Praxis zu übernehmen und sie in seinem Sinne weiterzubetreiben.

Warum er seit mehr als 30 Jahren gegen diese massiven Widerstände ankämpft? „Ich kann doch den Burschen nicht das Feld überlassen, ich würde ja mitspielen, wenn ich schweigen würde“, sagt der ehemalige Klosterinternatsschüler. „Vieles auf meiner Schule war weltfremd, aber Grundwerte wie Gerechtigkeit, Gleichheit und Demut habe ich bis heute verinnerlicht.“ Mehrere tausend Fälle hat er dokumentiert, unermüdlich Anzeigen erstattet und in Vorträgen und auf Kongressen über die Folgen von Vergiftungen am Arbeitsplatz informiert. Gemeinsam mit Silvia Müller versucht er aufzuklären, zu informieren, die Patienten über ihre Rechte aufzuklären. Denn nur wer weiß, was ihm passiert sein könnte, kann sich wehren.

Vor 13 Jahren gründete Silvia Müller das Chemical Sensitivity Network (CSN), eine Internetplattform, auf der sich Betroffene austauschen und informieren können. 3.000 Besucher hat die Seite täglich. Viele Stunden am Tag übersetzt Silvia Müller Studien, recherchiert oder hört einfach zu, was sich die Anrufer von der Seele reden müssen.

Als Anlaufstelle ist CSN mittlerweile unverzichtbar geworden. „Chemikaliensensible sind oft völlig verzweifelt und isoliert.“ Neben den körperlichen Symptomen quälten die psychischen „Nebenwirkungen“. Menschen, die ihren Verdacht äußern, sich wehren, würden verleumdet, als irre abgestempelt, ihrer Würde beraubt.

Silvia Müller ist umso entschlossener, gegen die „Lügen der Industrie“ anzukämpfen. CSN nimmt keine Spenden entgegen, zu groß sei die Gefahr der Einflussnahme. „Vielleicht bin ich nur eine kleine Ameise in dieser großen Maschinerie.“ Aber auch Ameisen, sagt sie und klingt sehr entschieden, können manchmal Großes bewegen.

taz Artikel: PAUL WRUSCH

Photo: Anja Weber

Genormt, Manipuliert, Krank – Was Duftstoffe machen

Saubere Luft statt Chemikalien in der Luft

Wir wollen saubere Luft. Angenehme oder neutrale Gerüche. In unsere gute Luft stecken wir Geld und Aufwand. Alles gegen den Mief. Wir putzen, sind reinlich und ordentlich. Aber das ist nicht alles. Wir setzen auch Stoffe ein, die für uns gut riechen. Das ist nichts Neues. Schon immer nutzten Menschen wohlriechende Stoffe für sich, zum Beispiel den Duft von Blumen, Kräutern oder Obst. Denken Sie an getrocknete Rosenblüten, Blumensträuße oder duftende Säckchen mit Lavendel aus Eigenanbau im Garten. Der Geruch von Blumen und Kräutern aus dem Garten oder von der Wiese, oder der Duft der kochenden Marmelade auf dem Herd im Sommer. All das war sicher nicht jeden Tag da, sondern ein kleines Highlight im Alltag.

Doch die Industrie hat gelernt, mit den guten Gerüchen kräftig Profit zu machen. Wenn es heute nach Blumen riecht, braucht man nicht mehr zu erwarten, eine echte Blume zu finden. Der Blumenduft wird im Labor entwickelt und dann in der Fabrik in großer Menge hergestellt. Mit Blumen, Holz, Obst oder nach was es auch immer riechen soll, hat das absolut nichts mehr zu tun.

Grauer Alltag statt Dufthighlights – Aller riecht nach der gleichen Chemie

Den Stand des Highlights haben die angenehmen Düfte auch längst verloren. Wir bemerken sie nicht mehr, weil sie ständig in unserer Nase sind.

Duftstoffe sind überall. Gemeint ist nicht nur das Parfüm zum absichtlichen Aufsprühen oder das Raumspray. Tatsächlich sind nahezu alle Waschmittel, Kosmetika, Seifen und Shampoos, Putzmittel sind mit Duftstoffen versetzt. So wird auch aus dem vermeintlichen Highlight grauer Alltag. Und wie wollen wir riechen, wie der erste sonnige Tag im Frühling riecht, wie ein heißer Sommer riecht, Regen oder Wald, Laub und Erde in der Herbstsonne, der erste Schnee… Sicher haben Sie bei den letzten Begriffen durchaus an bestimmte Gerüche gedacht. Sommer. Wie riecht Sommer? Nach Sonnencreme? Dann geht Ihnen vom restlichen, natürlichen Geruch der Pflanzen, der Erde und des Essens in dieser Zeit so einiges durch die Lappen.

Wie der Duft des Sommers zur Industrie-Norm wird

Dabei ist der Duft in der Sonnencreme nicht für die Wirkung nötig. Es werden auch für Allergiker duftfreie Sonnencremes produziert, die genauso gut wirken. In der Sonnencreme wirken mineralische oder chemische UV-Filter. Nach den typischen Sonnencremegerüchen riechen die aber nicht. Die typischen Sonnencremegerüche, wo kommen die her? Da überlegen sich Marketingspezialisten, welche Gerüche wir mit Sommer und Sonne verbinden könnten. Dann entwickeln sie einen Duft. So riecht dann Sonnencreme. Wenn der Geruch sich bewährt, also die Leute das Produkt viel kaufen, riechen bald alle anderen Produkte so ähnlich.

Schon hat Deutschlands Sommergeruch eine Industrienorm. Dann riecht Sommer eben so. Und wenn wir gerade keine Sonnencreme brauchen, ist der entsprechende Sommergeruch im passenden Weichspüler oder im Parfümflakon. Dabei haben warme Sommertage eine große Bandbreite an Gerüchen, mit denen jetzt nicht heißer Asphalt und Gummireifen unterm Einfluss zu hoher Temperaturen gemeint sind. Denken Sie an abgemähte Wiesen oder hohes Gras, an Erdbeeren im Stroh wenn die Sonne darauf scheint, an einen milden Regenguss…

Kleiner Tipp: Mal raus in die Natur gehen, ohne Parfüm und Sonnencreme (vor viel Sonne kann auch ein Hut und ein Shirt schützen), in den Wald oder an einen See, im Morgentau oder in der Abenddämmerung, bei Sonne und Hitze oder nach einem lauen Regen. Mal sehen, wie es da riecht. Und wie vielfältig die natürlichen Gerüche sind.

Profitieren tut nur die Industrie

Die Industrie darf uns die Gerüche nicht wegnehmen. Sie sind schließlich ein Stück von unserem Leben. Und die künstlichen Gerüche sind überall. Tatsächlich ist es kaum möglich, den Chemiefabrikdämpfen aus dem Wege zu gehen. Jeder trägt ein anders Parfüm, überall mischen sich die Ausdünstungen von Weichspülern, Kosmetika, Putzmitteln. Diesen Mix kennt jeder, nimmt ihn entweder noch wahr oder bemerkt es gar nicht mehr. Was bringen uns Parfümgerüche, wenn wir so daran gewöhnt sind, dass wir sie nicht mehr merken? Eben. Nichts, nur die Firmen definieren ihre Produkte über deren Geruch. Da klingeln ein paar Kassen, für uns springt aber nichts raus.

Duftmarketing – Was verbirgt sich dahinter?

Aber es geht noch eine ganze Nummer fieser. Duftmarketing nennt sich der neueste Trick. Gut, ganz so neu auch nicht mehr, einige Jahre alt und ganz groß im Einsatz. Wir achten nicht mehr darauf, was wir riechen, weil wir ständig irgendetwas riechen und es absolut nichts zu bedeuten hat. Dennoch nimmt unsere Nase die Gerüche wahr. Was, wenn sich nun ein Geruch darunter mischt, mit dem unser Gehirn etwas verbindet? Als Verbraucher werden wir ganz gezielt manipuliert! Wie geht das?

Zum Beispiel stehen Sie in der Stadt auf der Straße und wollen bummeln gehen. In ein Cafe vielleicht, vielleicht auch erst mal die Blumen vorm Blumenladen ansehen oder im Kleidergeschäft mit der neuen Sommermode herumgucken. Also, so viele Möglichkeiten, wohin nun? Sie denken auf einmal an Ihren letzten Urlaub. Sommer, Sonne, Strand. Sie wissen zwar noch nicht, wohin Sie dieses Jahr fahren und haben viel passende Urlaubsgarderobe im Schrank. Trotzdem, Sie gehen mal in das Geschäft hinein. Später im Auto fragen Sie sich, warum Sie noch so eine Strandtasche gekauft haben, Sie haben doch schon vier von der Sorte im Schrank. Sie nehmen sowieso nur zwei mit.

Eiskalt reingelegt

Was ist hier passiert? Eine Möglichkeit: Sie wurden mit einem Duft, der so leicht war, dass Sie ihn kaum wahrgenommen haben, ihr Gehirn aber sehr wohl, geschickt manipuliert. Das Kleidergeschäft setzte schon auf das Duftmarketing. Sie beduften ihr Geschäft und den Eingangsbereich gezielt mit einem Duft, den wir mit Urlaub verbinden. Zum Beispiel mit einem so ähnlich wie in der Sonnencreme. Wir denken automatisch an Urlaub und angenehme Dingen, fühlen uns von der Quelle der Gerüche und Empfindungen angezogen. Dann kaufen wir viel leichter etwas.

Hier ist es der Industrie nicht nur gelungen, Ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen, sondern auch, Ihre Gefühle zu manipulieren. Gerüche und Gefühle stehen seit jeher in enger Verbindung, das ist im Gehirn nun mal so angelegt. Aber Kaufen, Geschäfte machen, das sollte eigentlich auf der sachlichen Ebene bleiben, oder? Sie können Duftmarketing durchaus als unverschämten Übergriff auf Ihre Intimsphäre, Ihre Gefühle ansehen.

Duftstoffe sind Chemikalien, die krank machen

Die künstlichen Düfte nehmen uns aber nicht nur angenehme Erfahrungen mit natürlichen Gerüchen, Dufthighlights im Alltag, weg, und manipulieren uns beim Kaufen. Sie machen auch noch krank. Die Zahlen der Duftstoffallergiker und Chemikaliensensiblen, das sind Personen, die nicht nur auf Duftstoffe, sondern auch auf andere chemische Stoffe wie Lösungsmittel usw. mit Krankheitssymptomen reagieren, steigen stetig. Ob Asthma oder Kontaktekzem, offensichtliche Allergie oder dauernde unspezifische Beschwerden wie Kopfweh, Schwindel oder Übelkeit, Duftstoffe machen Millionen von Menschen einfach nur krank!

Fast 20% der Bevölkerung krank von Duftstoffen

In Amerika wurden sogar Studien dazu gemacht. So haben die Wissenschaftler Caress und Steinemann in den USA Telefonumfragen durchgeführt.

Frage: Wer hat Probleme mit Duftstoffen?

In den Gebieten, in denen befragt wurde, fühlten sich 30,5% der Gesamtbevölkerung sich von den Duftstoffen an Mitmenschen belästigt, denken Sie an das unerträglich penetrante Parfüm eines Sitznachbarn z.B. im Wartezimmer. Dem Rest ist es wohl einfach egal, die merken es eben nicht mehr, wenn es überall nach Chemie riecht. In der Gesamtbevölkerung beklagten aber in der einen Befragung 19%, in der anderen ca. 11%, dass sie schwere gesundheitliche Probleme mit Duftstoffen hätten.

Das sollte uns zum Nachdenken bringen. Wer chemikaliensensibel ist oder schwere Duftstoffallergien hat, kann kaum mehr aus dem Haus gehen und verliert nicht selten seinen Arbeitsplatz, weil er oder sie die ganzen Duftstoffe um sich herum gesundheitlich nicht mehr erträgt. Das sind nicht gleich die 19% der Bevölkerung, aber wenige sind es nicht, die es so schwer trifft. Und für was das alles? Den praktischen Nutzen von Duftstoffen, außer dem für die Kassen der Konzerne, den muss uns noch mal einer weiß machen.

Verbraucher können und müssen handeln

Was können Sie tun? Wenn Sie es leid sind, manipuliert zu werden, Ihren Geruchssinn in Industrienormen pressen zu lassen, und dabei mit ihren eigenen Duftstoffdämpfen kranken Mitmenschen zu schaden? Hier finden Sie Tipps, was Sie als Verbraucher tun können, um klar zu machen, dass die Industrie nicht alles mit Ihnen machen kann.

Ob Allergien oder nicht, duftstofffreie Produkte bevorzugen. Fragen Sie nach Produkten für Allergiker, und achten Sie drauf, dass tatsächlich „ohne Duftstoffe“ draufsteht. Bitte merken Sie sich, diese Produkte kosten nicht mehr und sind ganz normal im Supermarkt zu erhalten! So gibt es in Drogerien ganze Produktserien mit duftstofffreien Körperpflegeprodukten und Spülmittel zum niedrigen Preis.

Sie riechen, ob ein Produkt ohne Duftstoffe ist, und Sie lassen sich nicht hereinlegen. Das „natürliche ätherische Öl“ ist erstens nicht immer so natürlich, weil es z.B. mit üblen Lösungsmitteln aus den Pflanzen gelöst wird, und zweitens ist das Normen von Gerüchen, Manipulation und das Erzeugen von Allergien damit auch möglich. Glauben Sie also nicht, wo Bio draufsteht, ist was Besseres drin. Bei Kosmetik ist es oft nur was Teureres. Die Standards für Biokosmetik sind nicht mit den strengen Regeln für den Anbau von Biolebensmitteln zu vergleichen.

Auch mit Aromastoffen in Fertiglebensmitteln werden die Verbraucher auf einen Einheitsgeschmack hin manipuliert. Wenn Sie sich das nicht gefallen lassen wollen, machen Sie so viel wie möglich selbst, meiden Fertignahrung. Aroma (egal ob „natürlich“ davor steht), Glutamat, E-Nummern? Wenn Sie eine Alternative haben, lassen Sie das Produkt im Regal. Weniger Fertigfutter, mehr selbst machen oder auf Einfaches setzen. Also wenn die Zeit knapp ist lieber Brot belegen oder Spaghetti kochen statt Büchse öffnen, und am Wochenende richtig schön kochen.

Lassen Sie sich beim Kauf nicht manipulieren. Kaufen Sie nur, was Sie kaufen wollten. Keiner sollte Sie mit Tricks zum Kaufen bewegen dürfen, Sie brauchen Ihr Geld schließlich noch! Wenn Sie wissen, dass Sie öfters spontan etwas Kaufen, was Sie nicht geplant hatten, schreiben Sie sich am Besten immer auf, was Sie kaufen wollen, wenn Sie etwas brauchen, und kaufen nur das. Wenn Sie wissen, was Sie wollen, kann Ihnen keiner was andrehen!

Sie finden die Duftstoffmanipulation richtig gemein und wollen helfen, etwas dagegen zu tun? Informieren Sie. Jeder hat das Recht zu wissen, wie Verbrauchermanipulation versucht wird, und wie man sich wehren kann. Binden Sie zum Beispiel diesen Link auf Ihre Website ein. Schicken Sie den Link herum. Stecken Sie da, wo die Manipulation stattfindet, im Supermarkt, Infoblätter an das Brett mit den Flyern…

Autor: Amalie für CSN – Chemical Sensitivity Network, 10. Juli 2009

Weitere interessante Artikel zum Thema:

50 000 Einträge im CSN Forum für Chemikaliensensible und Umweltkranke

Glückwunsch zu 50 000 Einträgen im CSN Forum

Herzlichen Glückwunsch an alle CSN Forumsmitglieder. Heute wurde im CSN Forum der 50 000. Eintrag eingestellt. Das Forum des Chemical Sensitivity Network besteht in der jetzigen Form seit 2004 und richtet sich in erster Linie an Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) und Umweltkranke. Rund um die Uhr stellen Mitglieder des CSN Forums Informationen ein, die sie für wichtig erachten oder mit denen sie anderen helfen wollen. Täglich wird das Forum auch von vielen an umweltmedizinischen Thematiken interessierten Menschen und Fachleuten gelesen.

Als Dankeschön an alle, die Tag für Tag für Mitbetroffene und Leser da waren, Themen einstellten und Fragen anderer Umweltkranker beantworteten, haben wir uns ein Geschenk ausgedacht:

Die Duftstoff-Informationskarten, die kürzlich vom CSN-Kreativteam gestaltet wurden, sind derzeit im Druck. Wenn sie fertig sind, verschenken wir sie an Euch als Dank für Euren Fleiß, andere MCS Kranke aufzuklären und denen, die in Not waren, zu helfen und allen CSN Forumslesern als Dank für ihre Treue.

Jeder Interessierte, der gerne Duftstoff-Infokarten verteilen möchte, kann sie von uns gegen einen frankierten Rückumschlag kostenlos anfordern. Näheres teilen wir Euch mit, wenn die Kärtchen aus der Druckerei eingetroffen sind.

Vielen Dank an alle CSN Forumsmitglieder und alle CSN Leser.

Weiter so!

Herzlichst Euer

CSN Team

Chemical Sensitivity ab Oktober in Japan eine offiziell anerkannte Krankheit

Chemical Sensitivity in Japan anerkanntZum ersten Oktober soll Chemical Sensitivity – MCS in Japan in das medizinische Abrechnungsregister aufgenommen werden. MEDIS – DC, das Medical Information System Developement Center, eine Organisation, die dem Ministerium für Gesundheit und dem Wirtschaftsministerium direkt unterstellt ist, plant, die Krankheit in einer Revision seines Krankheitsregisters wirksam zum 1. Oktober aufzunehmen. MEDIC-DC ist vergleichbar dem deutschen DIMDI. In Deutschland ist MCS – Multiple Chemical Sensitivity bereits seit Jahren mit dem Code T.78.4 versehen und im Kapitel 19 für Verletzungen, Vergiftungen als körperliche Krankheit im ICD-10 gelistet.

In Japan wird Chemikalien-Sensitivität mit der Aufnahme in das Register für Krankheiten erstmalig von Regierungsseite als Krankheit anerkannt. Wenn die Krankheit im Register aufgenommen ist, wird dies große Erleichterung für Chemikaliensensible bringen, denn davon ist abhängig, ob eine Krankenkasse eine medizinische Behandlung bezahlt oder nicht. Derzeit zahlen die Erkrankten ihre Behandlungen selbst. Man geht in Japan von rund 700 000 Menschen aus, die chemikaliensensibel sind.

Im Mai hatte eine in Tokio ansässige Organisation, das Sick House Syndrome Liaison Committee, das Ministerium für Gesundheit dazu aufgefordert, Chemical Sensitivity offiziell als medizinische Krankheit anzuerkennen. Die Organisation wurde am 1. Juni vom Ministerium kontaktiert und bekam mitgeteilt, dass vorgesehen ist, Chemical Sensitivity zum 1. Oktober in die offizielle Liste für Krankheiten aufzunehmen.

Für die Menschen in Japan, die an Chemical Sensitivity erkrankt sind, bedeutet diese offizielle Anerkennung als Krankheit in erster Linie eine moralische Unterstützung, sagte Hinobu Hirota aus Yokohama, der Leiter der Patientenorganisation „Chemical Sensitivity Syndrome Support Center“, die in Yokohama ansässig ist, gegenüber den Medien.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. Juni 2009

Literatur:

Chemical sensitivity syndrome to make list of gov’t-insured medical conditions, Mainichi Daily News, 12. Juni 2009

Ein Ort an dem Chemikaliensensible beschwerdefrei sind

Chemiefreier Platz in der Natur

Dass sie auf Spuren von Chemikalien im Alltag zu reagieren, bedeutet für Menschen, die an Chemikalien-Sensitivität (MCS) erkrankt sind, dass es für sie kaum mehr einen Platz in unserer Gesellschaft gibt. Denn wo hält sich niemand auf, der beduftete Körperpflegemittel und Kosmetik benutzt hat, die eine Vielzahl von Chemikalien enthalten? Wo gibt es keine Abgase von Industrie, Autos und Heizungsanlagen? Wo gasen keine Chemikalien aus Baumaterialien und Mobiliar in Innenräumen aus? Wo wird nur chemiefrei gereinigt? Wo kann man an Feldern vorbei gehen die nicht mit giftigen Pestiziden gespritzt sind? Wo ist ein Strand ohne Menschen mit Sonnencreme?

Für Menschen mit MCS bedeutet die Flut von Chemikalien im ganz normalen Alltag, dass sie sich zurückziehen müssen um beschwerdefrei zu sein.

Thommy’s Blogfrage der Woche:

  • Habt Ihr als Chemikaliensensible einen Ort gefunden, wo es Euch gut geht trotz MCS?
  • Einen Platz an dem Ihr keine Symptome durch irgendwelche Chemikalien habt?
  • Wo ist Euer Ort oder Platz an dem es Euch gut geht? Wie sieht es dort aus?
  • Oder könnt Ihr Euch nur in Eurem eigenen Wohnraum mit Luftfilter aufhalten?

Glutathionspray reduziert Auswirkungen von Luftverschmutzung

Therapiemöglichkeit bei Multiple Chemical Sensitivity?

Luftverschmutzung steht für Wissenschaftler eng in Zusammenhang mit schwerwiegenden signifikanten Auswirkungen auf die Gesundheit. Herzkrankheiten und vernebler-Asthma gehören ebenso dazu wie DNA Schäden, die schon nach dreistündiger Exposition eintreten können, wie eine kürzlich erschienene Studie belegt. Die meisten Forschungsarbeiten halten jedoch ihren Focus auf die Quantifizierung von Krankheiten oder der Toten, die im Zusammenhang mit Luftverschmutzung stehen. Forschung, die potentielle Methoden untersucht, die solche Auswirkungen auf die Gesundheit verhindern, findet sich kaum. Der Großteil konventioneller Therapien liegt im Bereich der Behandlung expositionsbedingter Krankheiten, nicht in Präventionsstrategien. Das Peptid Glutathion in Sprayform oder vernebelt inhaliert scheint sowohl präventive als auch lindernde Wirkung zu besitzen.

Prävention vernachlässigt
Einige wenige medizinische Vorgehensweisen gehen in die Richtung, die Lunge direkt zu schützen. Laut J. Allan, einem Wissenschaftler der University of Washington, sind Praktiker im Bereich Komplementär- und Alternativmedizin zwar weithin dafür bekannt und kritisiert, therapeutische Substanzen zu verabreichen, deren Wirkung auf Plausibilität beruht oder auf prä-klinische Studien.

Inhalation von Glutathion als Schutz vor Schadstoffen
Eine weithin angewendete komplementär- und alternativmedizinische Methode ist die Inhalation des Antioxidant Glutathion. Inhaliertes Glutathion wird von dieser Sparte im Allgemeinen dafür eingesetzt, eine Reihe von Gesundheitszuständen wie Asthma, chronische obstruktive Atemwegserkrankungen, Bronchitis, Sinusitis und Chemikalien-Sensitivität zu behandeln. Nach Auffassung des Wissenschaftlers aus Washington deuten erbrachte Beweise darauf hin, dass inhaliertes Glutathion den Glutathionwert in der Lunge schnell ansteigen lässt. Der Wissenschaftler erläutert, dass inhaliertes Glutathion eine potentiell präventive Intervention darstellt bei Vorhandensein von umweltbedingten Oxidantien, wie bspw. Luftverschmutzung.

Glutathion kann Auswirkungen reduzieren
Den Glutathionspiegel in der Lunge anzuheben, kann systemische Auswirkungen, die durch Luftverschmutzung eingetreten sind, reduzieren oder eliminieren. Bislang gibt es jedoch noch keine kontrollierten Studien, die dieses Potential bewertet haben. Der Wissenschaftler der University of Washington schlug daher eine Pilotstudie vor, um das Potenzial von Glutathion in Hinsicht auf Erbringung von Schutz vor nachhaltigen Gesundheitsbeschwerden zu überprüfen.

Erfahrungen mit Glutathionspray
CSN hörte sich unter amerikanischen Leitern von Organisationen für Chemikaliensensible um und fragte nach deren Erfahrung mit Glutathionspray. (2) Diese Behandlungsweise ist bei Patientengruppen hinreichend bekannt und gehört mit zum Therapieprogramm, das von Prof. Mall und Dr. Ziem entwickelt wurde. Glutathionspray oder Vernebler muss von einem Arzt verschrieben werden.

Eine selbst unter schwerer MCS leidende Organisationsleiterin berichtete:

Ich verwende inhaliertes Glutathion seit ungefähr fünf Jahren. Ich sprühe es in die Nase oder verwende einen speziellen Vernebler. Es ist sehr hilfreich, wenn ich auch ergänzen muss, dass es eine lange Zeit dauerte, bis ich eine richtige Verbesserung bemerkte. Erst nach etwa 9 Monaten oder einem Jahr, realisierte ich einen Unterschied,  wenn ich es direkt nach einer Exposition nahm. Jetzt nehme ich es normalerweise nur nach einer Exposition, und es hilft mir, die Zeit, bis es mir besser geht, erheblich zu verkürzen.

Man muss langsam damit anfangen. Anfangs habe ich zuviel Glutathion im Vernebler genommen, zwar nicht mehr als verschrieben, aber ich bekam eine raue Kehle davon. Ich wechselte dann zu Gluathionnasenspray, davon bekam ich jedoch jedes Mal eine verschorfte Nase. Ich sprach dann mit einigen anderen, die diese Therapie durchziehen, und erfuhr, dass sie abwechseln zwischen inhalieren und vernebeln, das löste die Probleme dann auch für mich.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Netwok, 20. Mai 2009

Literatur:
Allen J., Inhaled glutathione for the prevention of air pollution-related health effects: a brief review, University of Washington School of Public Health and Community Medicine, Department of Environmental and Occupational Health Sciences, Seattle, USA., Altern Ther Health Med. 2008 May-Jun;14(3):42-4.
Persönliche Konversation, 06.03.2008

Anmerkung:
Dieser Artikel ist keine Aufforderung zur Selbstbehandlung, er dient ausschließlich der Information über Behandlungsmethoden. Jede Behandlung sollte nur unter Aufsicht und nach Anweisung eines Arztes erfolgen.

Schadstoffkontrollierte Krankenwagen und voller Einsatz für Chemikaliensensible

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Notfallmediziner setzen sich für MCS – Multiple Chemical Sensitivity ein

Im amerikanischen Bundesstaat Ohio setzt man sich in ganz besonderem Maße für Menschen ein, die unter MCS – Multiple Chemical Sensitivity (Chemikalien-Sensitivität) leiden. Eine Patientenorganisation für Chemikaliensensible erreichte in Kooperation mit Notfallmedizinern und Feuerwehr, dass zwei Ambulanzfahrzeuge speziell umgerüstet wurden. Neun weitere Krankenwagen werden in Kürze folgen.

Fortschritte für Chemikaliensensible
In Ohio tritt die Aktion „Green Progress“ (grüner Fortschritt) für Menschen mit Multiple Chemical Sensitivity (MCS) ein, um eine verträglichere Umwelt für die MCS Kranken zu schaffen. MCS ist ein chronischer Gesundheitszustand, der durch toxische Chemikalien verursacht wird, von denen wir in unserem Alltagsleben umgeben sind. MCS Kranke entwickeln häufig neurologische, kardiovaskuläre, rheumatische, vaskuläre und pulmonale Beschwerden durch toxische Expositionen. Andere Menschen entwickeln Krebs, Asthma, Depressionen, Parkinson, Alzheimer, Geburtsdefekte und andere schwere körperliche Erkrankungen durch die gleichen Expositionen, die MCS verursachen.
Ambulanzfahrzeuge wegen MCS Kranken umgerüstet
Das Ohio Network for the Chemically Injured (ONFCI), eine gemeinnützige Organisation, tritt seit den 90zigern für Menschen mit MCS ein. Das ONFCI fördert Aufklärung über MCS, liefert Unterstützung und networking für MCS Betroffene.

Die Organisation, die von Toni Temple geleitet wird, hat jüngst erreicht, dass zwei Ambulanzfahrzeuge in der Region umgerüstet wurden. Nachdem die Organisationsleiterin sehr sensible auf Dieselabgase reagierte und bei einem Notfall wegen massiver Herzbeschwerden durch die Dieselabgase des Rettungsfahrzeuges beinahe starb, strebte sie Änderung zum Wohle aller an.

Schwere Reaktionen durch Dieselabgase
Da Ambulanzfahrzeuge bei einem Einsatz meistens den Motor laufen lassen, ist der Patient den Abgasen voll und ganz ausgesetzt. Dieselabgase enthalten eine Vielzahl gefährlicher Chemikalien und sind dafür bekannt schwere Reaktionen bei vielen Chemikaliensensiblen auszulösen. Durch ein spezielles Abgassystem kommen in den beiden Ambulanzfahrzeugen, auch wenn das Fahrzeug mit offenen Türen steht, keine Abgase mehr in die Transportkabine hinein.

Als angenehmer Nebeneffekt für die Umwelt werden die gesamten Emissionen um 40% reduziert. Neun weitere Ambulanzfahrzeuge sollen in Kürze folgen. Wertvolle Hinweise hatte Toni Temple für ihr Projekt durch eine Umweltorganisation bekommen. Diese hatte es erreicht den Ausstoß von Dieselabgasen bei Schulbussen in den Griff zu bekommen.

Krankenhaus auch für MCS Kranke
Toni Temple bekam durch eine Überexposition mit einer gefährlichen Chemikalie, MCS und hatte größte Schwierigkeiten, wenn sie ins Krankenhaus musste. Sie reagierte dort schwer auf Reinigungs- und Desinfektionsmittel und Inventar. Ihre Reaktionen war teilweise so problematisch, dass man sie nach draußen bringen musste. Nach mehreren dramatischen Erfahrungen schrieb die Leiterin der Patientenorganisation ein Buch, das den Titel „Gesünderes Krankenhaus“ trägt und vielen MCS Patienten, Ärzten und Kliniken wertvolle Informationen im Umgang mit der Erkrankung liefert.

Spezielle Instruktionen für Rettungskräfte
Die Organisation für MCS Kranke in Ohio ist insbesondere dem Feuerwehrleiter der Region und dem Direktor für Notfallmedizin sehr dankbar für ihr herausragendes Engagement, durch das Möglichkeiten geschaffen wurden, damit Patienten mit Chemikaliensensitivität risikoärmer geholfen werden kann. Die MCS Kranken, die sehr schwer auf Dieselabgase während eines Krankentransportes reagieren, werden in erheblichem Umfang davon profitieren.

Der Direktor für Notfallmedizin gab für die Rettungskräfte der Region zusätzlich ganz spezielle schriftliche Anweisungen heraus, um MCS Patienten gesundheitliche Schädigung und Reaktionen durch bestimmte Allergene, erfahrungsgemäß schwer oder nicht zu tolerierende Medikamente und problematische medizinische Hilfsmittel während eines Rettungs- oder Krankentransporteinsatzes, zu ersparen.

Über einen weiteren Erfolg der Organisation für Chemikaliensensible in Ohio berichten wir in Kürze.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 4. Mai 2009

Reference:
Ohio Network for the chemically Injured, OHIO’s „GREEN“ SENATE BILL, GREEN LIBRARY MEETINGS, AND GREENING OF THE FLEETS HIGHLIGHT MCS AWARENESS MONTH, Press Release May 2009

Chemikaliensensible Frau durch Schüsse schwer verletzt

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Während sie draußen in der Natur mit ihrer Kamera unterwegs war und Photos machte, wurde auf Kelly geschossen. Das Projektil eines 22er Magnumgewehrs traf sie im rechten Kieferknochen und blieb sechs Millimeter vor der Halsschlagader stecken.

Kelly ist Amateurphotographin und wollte ein altes zerfallenes Blockhaus photographieren, als aus dem Nichts auf sie geschossen wurde. Sie kämpfte sich in der einsamen Gegend für Hilfe bis zum nächsten bewohnten Anwesen, das einige hundert Meter entfernt lag, ohne zu wissen, dass der Schuss von dort gekommen war. Die Freundin des Schützen rief für die schwer verletzte Frau den Krankenwagen. Kelly schreibt auf ihrer Webseite, dass, wenn die Frau nicht die Ambulanz gerufen hätte, sie vor Ort gestorben wäre.

Am vierten April gegen 10Uhr morgens passierte dieses Unglück, dessen Einzelheiten noch nicht vollständig geklärt sind, weil sich der Schütze in Widersprüchlichkeiten verstrickt hat. Eine Woche lag die chemikaliensensible Frau auf der Intensivstation, dann drei Wochen auf Station. Drei schweren und einer leichteren Operationen musste sie sich seither unterziehen. Dass Kelly überlebt hat, ist ein Wunder, sagen die Ärzte. Das 22er Magnumprojektil steckt noch immer im Kieferknochen. Das Entfernen ist zu riskant, teilten die Ärzte mit, es könnte Kelly’s Leben kosten. Ob sie ihre Stimme je wieder benutzen kann ist ungewiss, denn der Schuss hat den Kehlkopf und die Stimmbänder gestreift und ein Trauma der Stimmbänder ausgelöst. Auch Schlucken ist seither nicht möglich. Alles was sie essen würde, ginge direkt in die Lunge. Um sich zu verständigen schreibt sie auf Notizzettel und in mehrere Notizbücher.

Kelly wird über Katheter ernährt und atmet über Luftröhrenklappe. Der Kieferknochen wurde gesichtschirurgisch rekonstruiert. Ob sie je wieder wird essen oder trinken können, ist bisher ungewiss. Noch ist der Kiefer verdrahtet. Weil Kelly chemikaliensensibel ist, war jeder Eingriff ein doppeltes Risiko. Sie reagiert auf Medikamente, Chemikalien, Nahrungsmittel und Desinfektionsmittel schwer. Zweimal musste der Katheter für die Nahrungsaufnahme entfernt werden, weil Kelly’s Körper ihn nicht tolerierte.

Was war passiert? Kelly ging am vierten April mit ihren drei Schäferhunden auf einem Grundstück in ihrer Nachbarschaft spazieren und machte Photos. Sie hatte ausdrückliche Erlaubnis, sich auf diesem Grundstück in der Einsamkeit aufzuhalten. Der Grundstücknachbar schoss auf sie und erklärte später der Polizei, dass er gedacht habe, es sei ein Coyote. Später änderte er diese Aussage ein paar Mal und sagte, er hätte gedacht, es sei ein Hund, dann sagte er wieder er habe gedacht, es sei ein Coyote gewesen. Die Polizei geht daher bislang von einem Unfall aus.

Kelly selbst hegt starke Zweifel, denn sie hatte eine leuchtend gelbe Jacke an und trug einen pinkfarbenen Rucksack auf dem Rücken. Sie schreibt auf ihrer Webseite, dass sie nicht daran glaubt, dass der Mann auf eine Hund oder Coyoten zielen wollte. Sie sei sich vielmehr sicher, dass sie das eigentliche Ziel war. Kelly war früher bei der Army gewesen und kann selbst sehr gut schießen.

Der Charleston Gazette teilte Kelly schriftlich mit: „Ich habe viel darüber nachgedacht, ob es ein Unfall war. Ich war in der Army und weiß, wie man schießt. Ich hätte den Schuss nicht ohne ein Zielfernrohr machen können. Die Chance, dass dieser Schuss mich per Zufall traf, ist eins zu einer Million“, Kelly fügte an: „Wenn mir das während ganz normaler Photoaufnahmen passieren kann, kann es jedem passieren.“

Die Krankenhauskosten der chemikaliensensiblen Frau belaufen sich bis jetzt auf über 300 000$ wegen der aufwendigen Operationen. Wie ein Großteil der Amerikaner ist sie in keiner Krankenversicherung. Eine soziale Pflichtversicherung wie in Deutschland gibt es dort nicht. Nun versuchen soziale Netzwerke die Frau aus Virginia zu unterstützen, auch eine Zeitung hat schon einen Spendenaufruf gestartet. Kelly Peet kämpft sozusagen in zweierlei Hinsicht um ihr Überleben und ist wirklich auf Hilfe Dritter dringend angewiesen. Ihr gesundheitlicher Werdegang ist offen, im Moment ist es ihr nur möglich, in kleinen Schritten zu planen, denn bis vor einer Woche musste sie um ihr Überleben bangen. Der nächste Schritt, an den sie denkt, ist, raus aus dem Krankenhaus und wieder nach Hause zu kommen.

Good Luck Kelly!

Kellys Webseite *** Kelly’s Photogalerie

Man kann auf der Charleston Gazette einen Kommentar für Kelly hinterlassen, was sie sicher sehr aufbauen wird. Auch Möglichkeit zu spenden ist über die Webseite der Zeitung gegeben: Charleston Gazette

Autor: Thommy, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. Mai 2009

Umweltmedizin Kongress in Australien erstmals ohne Duftstoffe

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In Melbourne wird am 15. Mai ein Kongress über Allergien und Chemical Sensitivity / MCS stattfinden. Der Veranstalter ist AESSRA, eine Organisation die über Allergien und Chemikalien-Sensitivität aufklärt. Der Kongress in Melbourne wird in Australien erstmalig eine Veranstaltung sein, bei der Duftstoffe verboten sind. AESSRA will damit ermöglichen, dass auch chemikaliensensible Mitglieder und Interessierte, die unter der Erkrankung leiden, teilnehmen können. Kongressbesucher, die noch Duftstoffe in ihrer Kleidung haben, werden nicht im gleichen Raum sitzen, wie die Personen, die sensibel auf Duftstoffe reagieren. Die Konferenzräume in Melbourne werden vorab mit ökologischen Reinigungsmitteln geputzt. Für Chemikaliensensible, die zu krank sind oder zu weit weg wohnen, versuchen die Veranstalter eine Audioaufnahme zu realisieren.

In Australien ist MCS wie in Deutschland mit einem ICD -10 Diagnosecode beziffert.

Das Programm und weitere Informationen über den Kongress der AESSRA – Australia Allergy and Environmental Sensitivity Support and Research Association: Chemical Sensitivity 09.

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Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. April 2009

Weiterer CSN Artikel über MCS in Australien:

Schadstofffreier Wohnraum für Umweltkranke, Chemikaliensensible und Gesundheitsbewusste

Ottawa - ein Wohnprojekt für Umweltkranke entsteht

Umweltkranke und Menschen mit Chemikaliensensitivität haben spezielle Bedürfnisse, was Wohnraum angeht. Ohne schadstofffreie Wohnung verschlechtert sich der Gesundheitszustand dieser Menschen oft rapide. Können sie hingegen in einer Wohnung leben, in der keine Schadstoffe aus Baumaterialien oder Inventar ausdünsten, sind sie oft in der Lage, ihren Gesundheitszustand zu stabilisieren.

Aus der kanadischen Hauptstadt Ottawa wurde aktuell bekannt, dass dort ein Wohnprojekt entstehen soll, das speziell auf Umweltkranke und Chemikaliensensible ausgerichtet ist. Mit in diesem Wohnprojekt sollen auch gesundheitsbewusste Menschen leben.

Hintergrund zum Projekt Chemical Free Housing Ottawa
Die Organisation Safe Housing Ottawa teilte in der ersten Aprilwoche offiziell mit, dass Action Ottawa das Kapital für das beabsichtige schadstoffkontrollierte, umweltfreundliche Wohnprojekt, das im Westteil von Ottawa entstehen soll, genehmigt hat.

EHA Ontario bedankt sich ebenfalls beim CMHC Affordable Housing Centre für die Zubilligung des Basiskapitals für das Wohnprojekt. Diese Mittel werden helfen, den nächsten Schritt des Projektes anzugehen.

Die umweltfreundlichen, schadstoffkontrollierten Apartments werden aus 1 und 2 Zimmereinheiten bestehen, die ganz speziell in Hinsicht auf Umweltkranke und Chemikaliensensible gebaut werden. Die Erbauung soll Mitte 2009 beginnen und möglichst bis Sommer 2010 beendet sein. Die Bau- und Ausstattungsmaterialien werden so weit als irgend möglich frei von Lösungsmitteln und sonstigen Schadstoffen sein.

Eine Broschüre über das Windmill Projekt kann man hier einsehen: Parkway House Information

Strikte Hausordnung – chemie- und strahlungsfrei
Das Kapital, das der Organisation zur Verfügung steht, wird dazu verwendet werden, 24 Mietwohnungen zu bauen und zusätzlich 50 Wohneinheiten, die als Eigentumswohnungen an solche Leute verkauft werden, die der speziellen Hausordnung zustimmen. In der Hausordnung ist u. a. verankert, dass im Gebäude und um das Gebäude herum nicht geraucht werden darf, keine Haustiere zugelassen sind und man chemiefrei und duftstofffrei leben muss. Drahtloses Internet wird im Wohnkomplex aufgrund der Gesundheitsgefahren ebenso verboten sein. Satellitenschüsseln werden ebenfalls nicht geduldet. Verkabeltes Internet ist genehmigt.

Alle Wohnungen bereits vergeben
Bereits jetzt steht das Projekt unter einem guten Stern, die Warteliste für die geplanten 24 Wohneinheiten, die man mieten kann, ist bereits voll. Man akzeptiert jedoch noch weitere Anwärter, die einspringen können, falls jemand abspringt, bzw. damit Bedarf für weiteren Wohnraum kundgetan werden kann.

Wohnprojekte für Umweltkranke in Deutschland
Auch in Deutschland besteht seit Jahren Bedarf für schadstofffreien Wohnraum für Umweltkranke und Chemikaliensensible. Das bestätigen Wohnraumgesuche in Foren und Zeitungen von Selbsthilfeorganisationen. Bisher konnten jedoch nur sehr kleine Privatprojekte realisiert werden. Größere Projekte kamen bislang über eine erste Planungsphase nicht hinaus.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. April 2009

Literatur:
Chemical free Housing Ottawa, 1. April 2009