Archiv der Kategorie ‘Umweltschutz, Naturschutz‘

Aktuelle Messwerte der Radioaktivität in Deutschland und in Japan

Radioaktivität Strahlenmesswerte

Das Geschehen am Atomkraftwerk Fukushima ist immer noch überaus kritisch. Wenngleich die Strahlungswerte sich im Augenblick etwas reduzierten, ist eine sichere Lage weit entfernt. Für die kommenden Wochen rechnen Behörden, dass radioaktive Strahlung auch in anderen Ländern ankommt. Bislang gilt Europa als nicht sonderlich bedroht, dennoch möchte die Bevölkerung sich möglichst genau über radioaktive Strahlungswerte informieren. Nachfolgend einige Webseiten, auf denen man Messwerte der am jeweiligen Ort herrschenden Radioaktivität einsehen kann.

Messwerte in Deutschland:

Bundesamt für Strahlenschutz

Das Bundesamt für Strahlenschutz hat eine Karte online gestellt, auf der man die Radioaktivität vor Ort abrufen kann. Die Werte werden viermal täglich aktualisiert. Durch Anklicken der Punkte auf der Karte erhält man Messwerte für Radioaktivität des jeweiligen Ortes. Zusätzlich gibt es Erklärungsberichte zum besseren Verständnis. Aufgrund der verstärkten Nachfrage kann es vorkommen, dass die Webseite des Bundesamtes für Strahlenschutz temporär überlastet ist.

IMIS

Radiologische Lage in der Bundesrepublik Deutschland: Aktivitätskonzentration in Luft

Lagebericht Gamma-Ortsdosisleistung

Strahlenbelastung Deutschland – Unabhägige Messdaten

Dieses neu gegründete deutsche „Grasswurzel-Meßsystem“ wird von kritischen Bürgern betrieben. Die Daten, die von Teilnehmern erhoben wurden, sind in Karten und anderen Aufbereitungen einsehbar.

Messwerte in Japan

Eine amtliche Webseite aus Japan mit aktuellen Werten um das Atomkraftwerk Fukushima. Die Karte wird alle 10 Minuten aktualisiert.

Unabhängige Organisationen messen Radioaktivität

RDTN sieht sich nicht als Ersatz für Messwerte, die von Behörden oder Atominstituten herausgegeben werden, sondern als Ergänzung. Der Organisation kann man auch auf Twitter folgen @RDTN.org

Wie breitet sich die Radioaktivität aus?

Das Rheinische Institut für Umweltforschung an der Universität Köln hat eine Karte zur möglichen Ausbreitung einer radioaktiven Wolke nach einem Reaktorunfall in Fukushima online gestellt.

Social Networks verbreiten Informationen nahezu in Echtzeit

Auf den Sozialen Netzwerken Facebook und Twitter werden rund um die Uhr Messwerte und Informationen von Behörden, Organisationen, Journalisten und Privatpersonen weitergegeben. Insbesondere über Twitter sind Informationen nahezu in Echtzeit zu erhalten.

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Unfall im Atomkraftwerk in Japan – radioaktive Strahlenbelastung in Deutschland erhöht?

Nachdem ein Erdbeben und nachfolgende Tsunamis das Atomkraftwerk Fukushima beschädigt hatten und die Stromversorgung ausfiel, wurde das Kühlsystem des Reaktors lahmgelegt und der Innendruck des Reaktors steigt an. Vor einigen Stunden kam es im Atomkraftwerk Fukushima zu einer Explosion. Radioaktivität wurde freigesetzt. Eine in Gang geratene Kernschmelze wurde von offizieller Seite bestätigt, später wieder dementiert.

Am frühen Nachmittag sagte der ehemalige Chef der Deutschen Atomaufsicht, Wolfgang Renneberg gegen- über Reuters: „Das ist das klassische Szenario, das den Super-GAU umschreibt“. Er sähe keine Chance mehr den Reaktor Fukushima 1 zu kontrollieren.

Die Behörden in Japan evakuieren die Bevölkerung und verteilen Jodtabletten. Besteht für die deutsche Bevölkerung Gefahr?

Erhöhte radioaktive Luftbelastung in Deutschland

Auf dem Informationsnetzwerk Twitter trug in den Morgenstunden ein Nutzer ein, dass das Bayrische Landesamt für Umwelt erhöhte radioaktive Luftbelastung in München vermeldete. Ich klickte den Link des Bayrischen Landesamtes für Umwelt an, weil ich es kaum glauben konnte. Es stimmte, die Werte waren angestiegen und zeigten eine ca. zehnfache Erhöhung. Beunruhigt fragte ich die Antiatompiraten, die gerade in meiner Timeline mit aktuellen Meldungen zu lesen waren.

Tabelle Radioaktivität in der Luft, erstellt aus Werten der Meßstelle München Johanneskirchen (Ungesicherte Werte, lt. Meßstelle des Bay. Landesamt für Umwelt)

Update 15. März, Werte Bq/m³

15.03.2011 / 05:00 115,2
15.03.2011 / 06:00 170,1
15.03.2011 / 07:00 115,5
15.03.2011 / 08:00 112,5
15.03.2011 / 09:00 115,8

Was bedeuten die erhöhten Werte?

Ich wollte wissen, wie die erhöhten Werte radioaktiver Luftbelastung in München zu werten seien:

@AntiAtomPiraten Könnt Ihr uns die Werte des Bay. Landesamtes zum Anstieg Radioaktivität in München erklären? http://bit.ly/ggSGlV #AKW

Die Antwort kam prompt:

AntiAtomPiraten @SilviaMueller Es ist unserer Ansicht nach ausgeschlo- ssen, dass diese beiden Vorfälle etwas miteinander zu tu… (cont) http://deck.ly/~WHWvt

Radioaktive Luftbelastung in Deutschland

Können wir uns zurücklehnen und Sorge über eine radioaktive Luftbelastung in Deutschland wegschieben? Die Statistik des Landesamtes für Umwelt war einige Zeit nicht erreichbar, jetzt ist sie wieder da und die aktuellen Werte sind gegenüber denen von vorhin gesunken. Alles Paletti?

Eine Informationsseite des Bayrischen Ladesamtes für Umwelt erklärt Schwankungen mit Wetterwechseln und Messfehlern. Doch warum gerade jetzt?

Während wir über diese Frage nachdenken, und Nachrichtenportale darüber informieren, was eine Kernschmelze ist und welche Folgen sie haben kann, gehen überall in Deutschland Menschen auf die Straße und demonstrieren gegen Atomkraft. Radioaktivität kann Krebs und andere Krankheiten auslösen. Die Folgen sind uns noch vom Reaktorunfall in Tschernobyl in Erinnerung. Dadurch hervorgerufene radioaktive Belastungen sind vor allem in Wildfleisch und Pilzen auch in Deutschland immer noch deutlich messbar und werden es auch noch für lange Zeit sein. Was bringt uns Fukushima in den nächsten Tagen und Wochen? Eine verlässliche Antwort darauf kann keiner geben. Das Atomkraftwerk Fukushima galt als erdbebensicher. Welche Verlässlichkeit die Aussagen von Behörden, Politikern und der Atomlobby haben, erfahren die Menschen, die gerade um Fukushima herum evakuiert werden, hautnah.

Der Kommentar von Reiner Metzger in der taz mit dem Titel „Die Dreckschweine der Atomlobby (Anm.: Die taz änderte diese Headline einige Zeit später). Dieses Vertuschen und Verzögern ist ein unfassbarer Skandal“, ist realitätsnäher als die Aussagen der Verantwortlichen. Reiner Metzger bringt es auf den Punkt, er schreibt:

„Dieses Vertuschen und Verzögern ist ein unfassbarer Skandal. Und er ist keine Folge des Chaos nach dem Beben, nein – das hat Methode. Noch bei jedem Atomunfall war es so. Erst mal versuchen, die schöne Fassade intakt zu lassen. Lieber die Gesundheit von Zehntausenden und Hunderttausenden gefährden, als schlechte Presse zu riskieren. ..“

In Gedanken sind wir bei unseren japanischen Freunden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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Wird aus nuklearem Sperrgebiet ein Vergnügungspark?

Bericht verbreitet Panikmache – um Genfood einzuführen

Ein Bericht über die zukünftige globale Lebensmittelversorgung und Landwirtschaft erzeugt Panik, um genmanipulierte landwirtschaftliche Produkte durchzusetzen

Manchmal frage ich mich, warum man es zulässt, dass öffentliche Gelder zur Förderung privater Geschäftsinteressen eingesetzt werden. Warum sollen britische Steuerzahler für die Finanzierung eines künstlich gehypten Berichtes zur globalen Zukunft von Nahrung und Landwirtschaft des Foresight Projects aufkommen?… Man sagte mir, dieser Bericht fasse eine zweijährige Studie zusammen, an der 400 Experten aus 35 Ländern beteiligt waren.

In seinen Schlussfolgerungen sagt uns der Bericht auch nur das, was uns die Gentechnik-Mafia die ganze Zeit erzählt hat. Man beruft sich auf Prof. John Beddington, der wissenschaftliche Chefberater der Britischen Regierung, welcher betont, dass genmanipulierte Agrarerzeugnisse „extrem wichtig seien“, um der sich verschärfenden Nahrungsmittelkrise beizukommen. Natürlich ist er clever genug darauf hinzuweisen, dass Gentechnik eines jener Werkzeuge ist, für das man sich stark machen müsse.

Nun, es ist tatsächlich so, dass Prof. Beddington überhaupt nicht zum wissen- schaftlichen Chefberater gemacht worden wäre, hätte er sich nicht offen zur Unterstützung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen bekannt. Ich will zu Prof. Beddington nicht unhöflich sein, aber dies bleibt eine Tatsache, egal ob es ihm gefällt oder nicht. Man kann nicht hoffen, mit seiner Karriere voran zu kommen, wenn man kein Vertrauen in die riskante, schädliche und unbeabsichtigt an Boden verlierende Gentechnologie ausdrückt. Wenn man es wagt, diese Technologie in Frage zu stellen, wird man verjagt. Das ist die Macht und die Kontrolle, über welche die Gentechnik-Industrie verfügt.

Eine offizielle Presseerklärung zitierend behauptet der Report: „Während viele Berichte nur die Besorgnis zu Ausdruck brachten, ob die Nahrungsmittelproduktion mit der rasant zunehmenden Weltbevölkerung Schritt halten kann, ist der Foresight-Report die erste ausführliche interdisziplinäre Studie, welche solche Befürchtungen auf eine gesicherte analytische Grundlage stellt.“

Nach Aussagen des wissenschaftlichen Chefberaters der Regierung, Professor Sir John Beddington, liefert der Bericht überzeugende Hinweise für Regierungen, nun zu handeln.

„Wir wissen, dass die Weltbevölkerung in den nächsten zwanzig Jahren auf ungefähr 8,3 Milliarden Menschen ansteigen wird. Wir wissen, dass die Urbanisation dies immer stärker voran treibt und dass dann grob geschätzt etwa 65 bis 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben wird.“

Ich dachte, die Welt wüsste dies bereits. Wir sind uns der Krise, die uns bevorsteht, bewusst. Dies immer wieder und wieder zu wiederholen wird uns nicht helfen, solange wir nicht wirklich bereit sind, ein paar drastische Schritte zu unternehmen. Der Report sagt in der Tat, dass die Lebensmittelproduktion grundlegend verändert werden muss, nicht nur um mehr Lebensmittel zu erzeugen, sondern um sie nachhaltig herzustellen, doch wenn es darum geht, diese drastischen Veränderungen zu benennen, versagt der Report nicht nur, sondern scheitert kläglich, irgend einen Entwurf oder einen Ratschlag anzubieten, der nicht auf einen weiteren Aufbau jenes industriellen Landwirtschaftsmodelles hinaus läuft, welches in erster Linie zur Krise geführt hat.

Deshalb habe ich am 24.01.2011 im Radioprogramm des BBC World Service gesagt, dass dieser Bericht eine sehr clevere Verschleierung oder eine Irreführung ist, um für gentechnische Nutzpflanzen zu werben. Ich sagte, „dass die Welt Nahrung für 11.5 Milliarden Menschen herstellt… 40% wird verschwendet… wir haben es nicht nötig, solche Panik zu verbreiten, wie es der Britische Report tut.“

Dieser Report wurde derart aufgebauscht, dass den politischen Entscheid- ungsträgern nichts anderes übrig bleibt, als noch mehr öffentliche Mittel in Forschungsgebiete fließen zu lassen, auf denen privatwirtschaftliche Biotechnik-Firmen maximale Gewinne erzielen können. Öffentlich-private Partnerschaft (Public-Private Partnership) ist lediglich eine beschönigende Beschreibung für die Ausbeutung öffentlicher Ressourcen und ich bin mir sicher, die Britische Regierung fühlt sich nun gedrängt, die Gentechnik-Forschung unter dem Vorwand neu zu starten, den Armen und Hungernden in den Entwicklungsländern zu helfen.

Seien Sie bitte nicht derart nett zu uns. Als Sie das letzte Mal nach Indien gekommen sind, um den Armen und Hungrigen zu helfen, wurden wir für 200 Jahre zu einer Kolonie.

Sehen wir uns trotzdem den Bericht an. In der offiziellen Presseerklärung heißt es: „Die Autoren fordern, dass Nahrungsmittel und Landwirtschaft auf der politischen Agenda eine höhere Priorität bekommen und mit Bemühungen in Einklang gebracht werden, den Folgen des Klimawandels, Problemen der Wasser- und Energieversorgung und dem Verlust an landwirtschaftlichen Flächen zu begegnen.“ OK. Und an diesem Punkt hätte ich von dem Team angesehener Wissenschaftler ein paar brauchbare Lösungsvorschläge erwartet. Hier sollte die von den Menschen dringend benötigte Versorgungssicherheit mit Nahrung in die politische Agenda aufgenommen werden und genau hier versagt der Report.

Die weltweite Enteignung von Ackerland und der von der Weltbank geförderte Erwerb von Ackerland, um bäuerliche Bevölkerungen in industrielle Arbeit zu verschieben, bleiben die allergrößte Sorge im Kampf um Nahrung für alle Menschen. Auch das Foresight Project hüllt sich wie das Internationale Forschungsinstitut für Nahrungspolitik (IFPRI/International Food Policy Research Institute), das bekanntlich ein Lobbyorgan der Agrarindustrie ist, auffallend in Schweigen. Das IFPRI schlägt immerhin einen Verhaltenscodex für Firmen vor, die sich Land aneignen, doch der Bericht vermeidet es genau so, irgendetwas zu empfehlen, das die Mächtigen ärgern könnte.

Während der Bericht über die zukünftige globale Lebensmittelversorgung und Landwirtschaft von der Notwendigkeit radikaler Veränderungen gesprochen hat, fordert er „den Schutz der Ärmsten vor extremen Preissteigerungen durch Eingriffe der Regierungen, sowie eine größere Liberalisierung des Handels mit Lebensmitteln, um Marktschwankungen auszugleichen.“ Dieser Vorschlag ist für die Lösung des Problems der Preisschwankungen, um die es angeblich geht, kontraproduktiv. Preisschwankungen können nur dann wirksam kontrolliert werden, wenn jedes Land zur Lebensmittel-Autarkie zurück kehren würde, indem es in Selbstversorgung investiert. Mit aller Deutlichkeit gesagt, entkam Indien der globalen Lebensmittelkrise von 2008, weil seine Landwirtschaft noch nicht vollständig in die globale Ökonomie integriert war.

Jene Preisschwankungen, welche die Welt 2008 erlebte, die in 37 Ländern zu Lebensmittelaufständen führten, waren die Folge von Rohstoffhandel und Spekulation. Konzerne verdienten tonnenweise Geld, während 2008 immer mehr Menschen hungrig zu Bett gehen mussten. Ich hätte erwartet, die 400 renommierten Wissenschaftler, die den Bericht geschrieben haben, würden politischen Mut zeigen und wenigsten das Ende der Spekulation mit Nahrungsmittel fordern. Eine solche Empfehlung hätte man wirklich radikal nennen können.

Wenn es um die landwirtschaftliche Produktion geht, um Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Überlebensfähigkeit zu gewährleisten, vermittelt der Report den Eindruck, als ob 400 angesehene Wissenschaftler im Nebel stochern und von den Grundrealitäten des Lebens keine Ahnung haben würden. Wie ein Frosch im Brunnen können sie nur das sehen, was innerhalb der Brunnenwände liegt. Darum bin ich nicht überrascht, dass es dem Report nicht gelingt, irgendetwas bedeutungsvolles und herausforderndes anzubieten. Der einzige Zweck des Reports besteht somit offenbar nur darin, den Feststellungen der IAASTD* zu widersprechen.

(*International Assessment of Agricultural Knowledge, Scientific and Technology for Development/sog. Synthesebericht des Weltagrarrats von 2008: Internationale Bewertung von landwirtschaftlichem Knowhow, Wissenschaft und Technik für die Entwicklung [menschenwürdiger Lebensbedingungen])

Lassen Sie sich von den Warnungen, die der Report zu verbreiten versucht, nicht irritieren. In Wirklichkeit ruft der Report aus dem Vereinigten Königreich nur dazu auf, wie bisher weiter zu machen. „Wissenschaftsbasierte Lösungen“ sind nichts anderes, als die Verschreibungen der Industrie. Wenn diese Rezepte so gut wären, hätten wir nicht diese gigantische Ernährungs- und Nachhaltigkeitskrise, die der Welt nun droht. Erinnern Sie sich an meine Worte, falls die internationale Gemeinschaft diesen Zukunftsbericht akzeptiert: Der Hunger wird zunehmen, die Welt wird noch weniger nachhaltig werden und jene Krisen, die wir bereits haben, noch verschlimmern – Verfügbarkeit von Wasser, immer weniger landwirtschaftliche Flächen, Vergiftung der Böden und Temperaturanstieg.

Wir haben die Wahl.

Autor: Devinder Sharma, 25. Januar 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Originalartikel: Global Food and Farming Futures report creates panic to push GM crops. Copyright: Devinder Sharma

Wir danken Devinder Sharma, seinen Artikel übersetzen und publizieren zu dürfen.
Devinder Sharma ist ein bekannter indischer Journalist, der sich gegen Gentechnik und Globalisierung und für Biolandwirtschaft engagiert. Er war Redakteur für Entwicklungspolitik einer großen indischen Zeitung, schreibt Bücher begibt sich auf Vortragsreisen. Mehr auf mindfully.org.

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Wird aus nuklearem Sperrgebiet ein Vergnügungspark?

Das nukleare Sperrgebiet der Hanford-Anlagen ein Vergnügungspark mit Donald Duck und Co?

Derartiges gibt es längst anderswo auf der Welt, etwas das umweltbewusste Leute veranlasst, sich irritiert am Kopf zu kratzen – Chernobyl, der Ort an dem sich der weltweit schlimmste Atomunfall ereignete, ist zu einer Touristenattraktion geworden. Für 100 bis 185 Dollar kann man eine private Tour buchen oder unter dem Vorwand ökologischer Wissbegier an Gruppentouren zur Chernobyl Unglücksstelle teilnehmen. Schulklassen sind willkommen!

25 Jahre nach dem Unglück ist das Gebiet unbewohnbar, die Oberflächengewässer sind hoch radioaktiv und die umliegenden Wälder haben aufgrund der Strahlenschädigung immer noch eine rote Farbe. Die verheerenden, außer Kontrolle geratenen Brände des letzten Sommers in Russland haben Moskau mit dickem, aufblähendem Qualm nahezu erstickt und es wurden Befürchtungen laut, daß die Brände radioaktive Partikel aus der Chernobylgegend verbreiten könnten. Irgendwie zieht dies alles Touristen an, welche die Verwüstung aus erster Hand mitbekommen wollen. Der Atomunfall in Chernobyl hat Zehntausende getötet, die Stadt Pripyat, wo die Chernobyl-Arbeiter lebten, ausgelöscht und weitere hundert Tausende vertrieben. Selbst die Kühe der lokalen Milchwirtschaft geben radioaktive Milch.

Kurz vor dem Chernobyl-Unglück hat die Stadt Pripyat einen nagelneuen Vergnügungspark errichtet, der nun in desolatem Zustand von einem Friedhof aus zerdeppertem Glas und kaputten Gebäuden umgeben ist, den verkrüp- pelte Bäume in Beschlag genommenen haben. Reiseleiter bringen Besucher zu diesem Vergnügungspark, wo kleine Grasflecken die Geigerzähler fast zum Explodieren bringen und die Touristen weg gescheucht werden, weil das Gelände plötzlich von simplen Reiseleitern für kontaminiert und für menschliche Besiedlung unsicher erklärt wird.

Am Ende der Chernobyl-Tour muss jeder Besucher auf Strahlung abgescannt werden, dabei steht er zwischen zwei Metallteilen [Bügel] und hält seine Hände seitlich an die Sensor-Apparatur. Vergessen wir nicht, diese Gegend war mal eine aufblühende Stadt mit einem benachbarten Atomkraftwerk.

Dieses Szenario aus dem wirklichen Leben in Chernobyl führt uns vor Augen, was sich im nuklearen Sperrgebiet und in der nahe gelegenen Stadt Richland in Washington abspielen könnte.

Wie bitte – wenn es in der Verglasungsanlage für hoch aktiven Atommüll zu einer Explosion kommt oder wenn aus den Tanks mit hoch aktivem Atommüll eine größere Menge entweicht?

Unvorstellbar? Keineswegs. Unser Bundesenergieministerium (USDOE/United States Department of Energy) ist gerade dabei, diese Anlage für „kleine“ Explosionen auszulegen, anstatt Techniken und Sicherheitstests zu entwickeln, die sicher stellen, dass es zu keinen Explosionen kommt. Ein Artikel auf der ersten Seite der Seattle Times vom 23. Januar 2011 liefert Details, was das Ministerium trotz der von zahlreichen externen Experten und von Whistleblowern geäußerten Bedenken vor hat.

Man stelle sich Disneyland vor, mit seinen bunt angemalten Fassaden, Bonbonpapieren und Blumenkörben und der unaufhörlich aus den Lautsprechern klingenden Hintergrundmusik „It’s a Small World„. Es ist ein Fantasieland, mit kostümiertem Personal, das fleißig alles was irgendwie nach Abfall aussieht von unberührt sauberen Gehwegen fegt, mit Warteschlangen begeisterter Kinder, die von Mickey Mouse in den Arm genommen werden wollen. Disneyland ist das Amerikanische Idealbild von Erlebnisspaß. Nichts gegen Walt [Disney/Mickey Mouse Erfinder und Mogul], aber anscheinend hat sich das Amerikanische Energieministerium seiner Fantasien bemächtigt und diese zurecht gebogen. Wir wollen kein Salz in die Wunde streuen, doch die Verbraucherschutzgruppe Center for Environmental Health [Umweltgesundheits-Center] untersuchte Einkaufstaschen mit Disney-Motiven, die von der Safeway-Ladenkette verkauft wurden und fand heraus, dass der Bleigehalt einiger Taschen um das 17-fache über dem Grenzwert der Bundesbehörde für Kinderprodukte lag. Tampa Tribune, vom 12. Januar 2011. Insofern kann selbst die vertrauenswürdige Marke Disney Kinder vergiften.

Auf verschiedenen öffentlichen Versammlungen haben die Beamten der Energiebehörde (DOE) vorgeschlagen, dass aus Hanford ein Nationalpark wird, der die Möglichkeit bietet, direkt auf der Fundamentsohle von nuklearen Reaktorkernen zu picknicken und zu zelten. Die Energiebehörde führt weiter aus, dass das Gelände natürlich nicht mehr belastet ist und in einen sicheren Zustand versetzt wurde. Es wird einmal ein öffentliches Wahrzeichen an den unberührten Ufern des Columbia Rivers sein, obwohl längst eine große Menge radioaktives Material in den Fluss sickert, so dass die Fische im Flussabschnitt um Hanford von Geschlechtsumwandlung betroffen sind und möglicherweise ihre Reproduktionsfähigkeit verlieren. Die DOE-Beamten erklären, dass die stillgelegten Anlagen zu Touren und zur Nutzung als Museen zur Verfügung stehen sollten. Auf den umliegenden Flächen sollte die Neuansiedlung von Industrie oder vielleicht auch Landwirtschaft ermöglicht werden. Die 70 Kilometer nicht abgedichteter Gräben, aus denen die entsorgten giftigen Abfalle Hanfords in Boden und Grundwasser auslaufen, spielen dabei keine Rolle. Und die berühmte, unausgegorene Verglasungsanlage (die dafür geplant wurde, auf magische Art und Weise Millionen Gallonen (3,785 l) nuklearen Schlamm, der aus morschen Aufbewahrungstanks sickert, in lagerfähige Glasklumpen zu verwandeln), ist nicht nur um Jahre in Verzug und hat die immer noch wachsenden Ausgaben auf mehr als 12 Milliarden Dollar verdreifacht, sondern sie arbeitet auch physikalisch nicht stabil und ist möglicherweise dafür anfällig, dass radioaktives Gas explodiert.

Welch‘ großartige und entzückende Umstände für die Grundstückseigentümer und Bewohner von Richland! Die DOE könnte doch am Eingang von Hanford den Bau eines Märchenschlosses vorsehen, jede Nacht mit Feuerwerksvorführungen, die vor jubilierenden Massen abgebrannt werden, während gierige Bälge an pink gefärbter Zuckerwatte rumschmatzen. Jawohl Amerika, die Bundesregierung beabsichtigt, Hanford in nettes Geschenkpapier zu wickeln, um es uns als ein Vergnügungspark zurück zu geben, in welchem man uns Hirsch und Antilope vorführt.

Am 23. Dezember 2010 berichtete das Wall Street Journal, dass auf dem 1.518 Quadratkilometer großen Hanford Gelände ein Kaninchen kleine radioaktive Kügelchen verteilte, nachdem es radioaktives Wasser konsumiert hatte, das aus irgend einer unbekannten radioaktiven Abfallhalde sicherte – denken wir aber auch an radioaktive Mäuse, Steppenläufer, Beutelratten, Tauben, Wüstentermiten, Blattschneiderameisen, Kröten, Schwalben, Schlangen, Dachse, Fruchtfliegen und Grabwespen [Sceliphron caementarium].

Für die Betreiber bestand die Lösung darin, dass Kaninchen mit einer Schrotflinte abzuschießen und es dabei zu belassen (als ob es dort nur dieses eine Kaninchen gäbe). Vielleicht werden sie den Kadaver ausstopfen, eine Schleife um den Hals binden, ihm eine Karotte in die Tasche stecken und eine Neon-Leuchtschrift mit „Das echte Bugs Bunny Häschen“ darüber montieren, nichts gegen Warner Brothers.

Konzentrieren wir uns wieder auf die Verglasungsanlage

Auf unzähligen öffentlichen Versammlungen haben Bürger wiederholt Zweifel geäußert, ob die Verglasungsanlage wirklich funktionieren wird. Der Bau begann viele Jahre bevor die Planungen überhaupt fertig waren, und die Ausrüstung der Anfangsphase und der Betrieb wurden nie getestet. Mittlerweile lässt es die Bundesregierung zu, dass die undichten Lagertanks weiterhin auslaufen, ohne dass es einen Notfallplan gibt, falls die Verglasungsanlage versagt. Der Atommüll ist in die Böden und das Grundwasser vorgedrungen, welches in den Fluss gelangt. Bundesbeamte haben öffentlich ausgesagt, dass es nicht möglich wäre, alle giftigen Abfälle aus Boden und Grundwasser zu entfernen, da ein Dekontaminierungsvorhaben dieser Größe noch nie versucht wurde. Die im Schneckentempo stattfindenden Aufräumarbeiten dienen dem Schutz der Arbeiter und der Kostenkontrolle.

Während die lokale Flora und Fauna in Hanford bereits radioaktive Neutronen verteilt, fragt sich, wann Richlands Kläranlagen aufgrund der Belastung durch Hanford größere Mengen radioaktiven Abfall in die Umwelt abgeben. Immerhin ist der Columbia River flussabwärts von der Hanford-Anlage die Trinkwasserquelle der Stadt Richland und Radioisotope sind in dem, was am Ufer in den Fluss sickert, in Größenordnungen messbar, die weit über den für Trinkwasser zugelassenen Werten liegen. Die Umweltfolgenanalyse der DOE sagt eine großflächige radioaktive Verseuchung der gesamten geographischen Region für tausende von Jahren voraus und trotzdem gibt es immer noch diese undichten Tanks, eine der Hauptursachen für die Verseuchung des Geländes. Wie lange noch? Das Amerikanische Energieministerium brachte den Bundesstaat Washington dazu, eine Verzögerung von 22 Jahre bis zum Jahre 2040 zu akzeptieren, um die undichten einwandigen Tanks zu leeren. Vor der Leerung kann die Kontamination unter den Tanks nicht beseitigt werden… aber natürlich plant das Ministerium nicht, sie zu beseitigen. Es wird unsere Aufgabe sein, sie als aktive Bürger zu zwingen, die Behälter schneller zu leeren, das was ausgelaufen ist und die Abfälle in jenen 70 Kilometer nicht isolierter Gräben zu beseitigen.

Am 22. Januar 2011 brachte die Seattle Times ein Artikel-Duett zum Thema Verglasungsanlage in Hanford heraus:

Die Seattle Times berichtet: „Doch Teile der [Verglasungs-] Anlage sind immer noch mit dem Risiko verbunden, sich zu entzünden, zu explodieren oder unkontrollierte nukleare Kettenreaktionen auszulösen, was aus Projektunterlagen, Interviews und offiziellen Beurteilungen von Wissenschaftler und anderen Bundesbehörden hervor geht… Die eigenen Untersuchungen der Regierung zeigen, dass die Geräte versagen und Leitungen in Bereichen der Anlage verstopfen könnten, die wegen dem Atommüll so sehr strahlen, dass sich weder Menschen noch Maschinen jemals dorthin begeben können, um etwas zu reparieren… Die überstürzte Durchführung dieses Projektes hat zu derart vielen nachträglichen Planungsänderungen geführt, dass DOE-Beamte kürzlich behaupteten, die Anlage wäre zu komplex. Darum fingen sie an, das Anlagendesign zu vereinfachen, indem sie die Sicherheitsanforderungen herunter schraubten… Da der Atommüll z.B. gefährliche Gase produzieren kann, versuchten die Konstrukteure zuerst, das Leitungssystem so auszulegen, dass Feuer und kleine Explosionen verhindert werden. Doch nun werden die Leitungen so konstruiert, dass man Explosionen zulässt; die Betreiber der Anlage müssen sie nur beherrschbar halten.

Jawohl Leute, unsere Weltklasse-Verglasungsanlage in Hanford wird nun so geplant, dass man Explosionen von außer Kontrolle geratenem radioaktivem Gas zulässt. Wenn nicht alles täuscht, ist dies genau das, was zur Chernobyl-Explosion geführt hat, deshalb ist der Vergleich gar nicht so weit her geholt und Richland im Bundesstaat Washington ist vielleicht bald die Amerikanische Version von Pripyat. Wie werden wohl die nordwestlichen Wälder am Pazifik mit einem Hauch von radioaktivem Rot aussehen?

Um alles noch zu verschlimmern, wurde ein Beamter, der auf die Gefahr einer Explosionskatastrophe in Hanford hinwies gefeuert und sah sich gezwungen, einen Whistleblower-Prozess gegen die DOE anzustrengen. Wissenschaftler haben erklärt, dass die DOE grob unterschätzt, wie weit sich die Strahlung bei einem Unfall in Hanford ausbreiten könnte, doch sie behauptet weiterhin, die Öffentlichkeit wäre unter ihrer Verwaltung sicher.

Der [erste oben aufgeführten] Artikel der Seattle Times bemerkt, dass in offiziellen Stellungnahmen die Ansicht vertreten wird, es gäbe keine andere Wahl als die Verglasungsanlage mit der Zuversicht zu bauen, dass sie funktionieren wird. Nukleare Sicherheit und radioaktive Explosionen nur mit Zuversicht zu managen ist jedoch so ähnlich, wie mit den Händen zu klatschen, damit Tinkerbell wieder ins Leben zurückkommt. [Tinkerbell, eine in der Not helfende Fee aus einem Stück von M. Barrie, ist leider gestorben.] Dies ist ein Holzweg und Captain Hook wird bald von Krokodil gefressen, so dass nur noch seine tickende Uhr aus dessen Maul schaut. [Captain Hook ist eine weitere Figur von Barrie, die wie Tinkerbell zu einer Walt Disney Ikone wurde. Was könnte er für die DOE tun und welcher Kasper hat nun auch noch das Krokodil hereingelassen?]

Die DOE erwartet von uns, dass wir bedingungslos und absolut darauf vertrauen, dass diese nie erprobte, nicht fertige, [doch] beschlossene, um Jahre verzögerte, über dem Budget liegende Verglasungsanlage vielleicht ganz wunderbar funktionieren und nie ausfallen oder kaputt gehen wird, denn wenn das passiert, werden weder Mensch noch Maschine jemals in der Lage sein, sie aufgrund der extrem hohen Radioaktivität des verarbeiteten Atommülls, reparieren zu können. WAHRLICH! Diese Anlage ist die himmlische Lösung des schlimmsten Atommüllproblems in der westlichen Hemisphäre? ABER JA DOCH! Wenn wir darauf herein fallen, hat sich die Wirklichkeit vollends zum Disneyland gewandelt. Und wenn wir die Ethik der DOE bezweifeln, werden wir als Nörgler abgetan und in die Klapsmühle komplimentiert, unsere Bedenken werden ignoriert.

Aktionsvorschläge

Anstatt auf blindes Vertrauen zu setzen, regt „Heart of America Northwest“ folgende Aktionen an, um die beschriebenen Probleme zu lösen. Wenden Sie sich bitte mit diesen Forderungen an Ihren Gouverneur, an Senatoren und Repräsentanten:

  • Keine Verzögerung um 22 Jahre, um die undichten einwandigen Tanks mit hoch aktivem Atommüll zu leeren. Stattdessen ist der Bau neuer Lagertanks erforderlich, da wir nicht bis 2040 warten können, um die Tanks zu leeren oder damit anzufangen, die Leckagen und absichtlichen Entleerungen unter den Tanks zu beseitigen. Vor über einem Jahr waren mehrere hundert Menschen bei den Anhörungen gegen die Zustimmung des Staates Washington, das Leeren der Tanks um Jahrzehnte zu verschieben. Der Staat Washington muss seine Zustimmung zur Verzögerung zurück nehmen und mit dem Bau neuer Lagertanks unmittelbar beginnen.
  • Mit dem Versuch aufhören, die Anlage zu bauen, ohne die Sicherheit und die chemischen Verfahren zu überprüfen und die Entscheidung zurück nehmen, dass „kleine“ radioaktive Explosionen toleriert werden können. Der Kongress sollte die USDOE daran hindern, die technische Ausrüstung einzubauen, bis der Ausschuss für Verteidigung und Sicherheit nuklearer Anlagen bescheinigt, dass die Sicherheitsvorkehrungen ohne die Inkaufnahme der Möglichkeit „kleiner“ Explosionen auskommt.
  • Mittel für die Verglasungsanlage für den Bau neuer Lagertanks abzweigen. Dies verschafft Zeit, die Technik für Chemie und Sicherheit der Verglasungsanlage angemessen zu testen um zu sehen, ob sie tatsächlich funktioniert. Warum für etwas Milliarden ausgeben, das nicht den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht?
  • Fordern Sie, daß die USDOE mit dem Versuch aufhört, Hanford als Lager für weiteren Atommüll einzuplanen, wenn die Behörde heute und auch in der Zukunft nicht in der Lage ist, die bestehende Verseuchung zu entfernen. (Jawohl, während das Leeren der einwandigen Tanks mit hoch aktivem Atommüll bis 2040 hinausgeschoben wird und die Beseitigung der Leckagen nicht vorgesehen sind, besteht die USDOE weiterhin darauf, Hanford nach 2020 als Lager für den amerikanischen Atommüll zu benutzen.)

Unterstützen Sie die Klage von „Heart of America Northwest“ gegen die Entscheidung der USDOE, Hanford als nationales Atommüll-Lager zu benutzen, indem Sie auf unserer Homepage www.hoanw.org online spenden. Dort finden Sie weitere Information, um Behörden und Politiker zu kontaktieren und sich ehrenamtlich zu engagieren.

Autor: Dvija Michael Bertish für Heart of America Northwest, 23.01.2011

Übersetzung: BrunO für CSN-Deutschland

Originalartikel: The Hanford Nuclear Reservation becomes an American Pop-Icon Amusement Park?

Heart of America Northwest (das Herz des Amerikanischen Nordwestens) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich mit der Dekontamination des Atommüll-Lagers in Hanford befaßt. Es ist das am stärksten verseuchte Gelände in der westlichen Hemisphäre.

Nachbemerkung:

Hanford ist zwar noch kein Vergnügungspark, kann aber schon heute besucht werden. Näheres verrät eine Behördenseite. In Chernobyl war dies unter ähnlichen Bedingungen, d.h. mit etwas bürokratischem Aufwand, bereits seit 2002 möglich und soll weiter erleichtert werden.

Wir haben dieses Thema aufgegriffen, da manche Symptome einer Strahlenkrankheit MCS- oder CFS-Betroffenen nicht ganz unbekannt vorkommen dürften. Ionenstrahlung kann CFS auslösen. Die hier von Dvija Michael Bertish mit stellenweise unübersetzbarem schwarzem Humor beschriebene Horrorgeschichte besitzt leider noch weitere über Hanford hinausgehende Dimensionen.

Fragt man z.B. nach der Herkunft des radioaktiven Materials, das in Hanford zu Atomsprengstoff verarbeitet wurde, öffnet sich ein weiteres Kapitel einer großen Horrorgeschichte. Living on Earth brachte dazu 2010 ein erschreckendes Feature: „Yellow Dirt„. Vielleicht sollten wir dieses irgendwann ebenfalls übersetzen.

Kurz zusammengefasst:

Auf dem Reservat der Navajo Indianer im Westen der USA, zwischen den Staaten Utah und New Mexico wurde Uran abgebaut. Die Minen wurden nach der Einstellung des Betriebes ungesichert hinterlassen. So gab es Seen mit radioaktivem Wasser und die Menschen die dieses Wasser unwissend tranken, wurden krank. Kinder kamen mit der sogenannten Navajo Neuropathy zur Welt und wurden kaum älter als zehn Jahre. Auch Tiere erkrankten. Aus dem Abraum wurden Häuser gebaut, die ihre Bewohner verstrahlten. – Dazu gibt es eine Posse. Bei einem Congressional Hearing wurden Bodenproben von der Polizei aus Sicherheitsgründen entfernt, als jemand einen Geigerzähler daran hielt.

Ein weiteres Kapitel sind die Atombombentests in Nevada. Die Downwinders (Bewohner in Windrichtung) kämpfen um Entschädigungen für die ungefragte Belastung mit dem radioaktiven Fallout dieser Versuche. Die ursprüngliche Homepage dieser Bewegung ist leider nicht mehr auffindbar. Ihre Geschichte kann hier nachgelesen werden. – Dafür gibt es eine Downwinders-Seite zu Hanford, die ein weiteres Beispiel einer opportunen Studie liefert. Nach dieser gibt es um Hanford herum kein erhöhtes Risiko für strahlungsbedingte Schilddrüsenerkrankungen.

Aus dieser großen Horrorgeschichte kann man nur einen Schluss ziehen: Die Herstellung der Atombomben hat einen ähnlichen Schaden wie deren Abwurf angerichtet und es ist noch weiteres Schadenspotential vorhanden.

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In ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift der American Chemical Society (ACS) „Chemical Research in Toxicology“ veröffentlicht wurde, stellte ein Team von dänischen Wissenschaft- lern fest, dass die unsichtbaren Partikel des Rauchs, die von den Lungen eingeatmet werden, verschiedene negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben können.

Auswirkungen von Feinstaub gut belegt

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche wissenschaftliche Studien veröffentlicht, die Auswirkungen von Feinstäuben auf die Gesundheit gut belegen. Auch Steffen Loft, Ph.D., und seine Kollegen verweisen auf die Fülle wissenschaft- licher Erkenntnisse, die das Einatmen feinster Luftverschmutzungspartikel – dem sogenannten „Feinstaub“ – der durch Kfz-Abgase, Kohlekraftwerke und einige andere Quellen freigesetzt wird, mit Herzkrankheiten, Asthma, Bronchitis und anderen gesundheitlichen Problemen in Zusammenhang bringen.

Ist Feinstaub aus Holzrauch gefährlich?

Nach Auskunft der Wissenschaftler existieren nur relativ wenige Informationen hinsichtlich der Auswirkungen des Feinstaubs, der durch Holzrauch (WSPM) freigesetzt wird, obwohl Millionen von Menschen auf der ganzen Welt Holz zum Heizen und Kochen zu Hause verwenden und dabei regelmäßig den Feinstaub aus dem Holzrauch (WSPM) inhalieren. Bislang hatten Wissenschaftler sich mit dieser Problematik nicht befasst.

Rauchvergleich

Um festzustellen, ob der Rauch aus Kaminen von Häusern, in denen mit Holz gefeuert wird, bedenklicher ist und wie der Feinstaub daraus einzuschätzen ist, analysierte das Wissenschaftlerteam den Feinstaub aus der Luft des Ortsmittelpunkts eines Dorfes in Dänemark, in dem die meisten Bewohner Holzöfen verwendeten, und verglichen diesen Ort anschließend mit einem benachbarten ländlichen Gebiet, in dem nur wenige Holzöfen in Betrieb sind. Ergänzend sammelte das Studienteam den reinen Feinstaub eines mit Holz befeuerten Herdes zur spezifischen Beurteilung ein.

Die Gefahr aus dem Kamin

Die Analysen der Wissenschaftler brachten zutage, dass die Feinstäube in der Gemeinde, in der viele Holzöfen betrieben wurden, wie auch der reine Feinstaub aus dem Holzrauch von dort die tendenziell und potenziell gefährlichste Größe aufwies, nämlich die jener Feinstaubpartikel, die klein genug sind, um in die tiefsten Regionen der Lunge eingeatmet zu werden.

Potentielle Gesundheitsgefahr durch Holzrauch

Die Besorgnis der Wissenschaftler über Holzrauch aus dem Kamin ist begründet, die Ergebnisse ihrer Studie legten unmissverständlich dar, dass der Feinstaub, der durch Holzrauch freigesetzt wird, höhere Konzentrationen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) enthält. PAKs gelten als „wahrscheinliche“ Karzinogene für den Menschen. Als die Forscher den Feinstaub aus dem Holzrauch (WSPM) an menschlichen Zellkulturen testeten, stellten sie fest, dass der aus Holzrauch resultierende Feinstaub umfassende Schäden an der Erbsubstanz, der DNA, verursacht, mehr Entzündungen auslöst und eine größere Aktivität aufweist, Gene auf Weisen zu beeinflussen, die mit verschiedenen Krankheiten in Zusammenhang stehen.

Rasches Handeln durch Behörden erforderlich

Die Erkenntnisse, die durch die dänischen Wissenschaftler offenbar wurden, fordern ein rasches Einschreiten der Behörden und straffere Gesetze zum Schutz der Gesundheit der Menschen, die in Regionen wohnen, in denen stark mit Holz gefeuert wird. Innovative Filtertechniken und konsequentes Ausrangieren alter Öfen wären im ersten Schritt dazu in der Lage, die Feinstaubbelastung in diesen Regionen zu reduzieren. Mittelfristig ist der Ausstieg aus der Holzfeuerung die konsequenteste Lösung, die Gesundheit der Bevölkerung sicherzustellen.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. Februar 2011

Literatur:

American Chemical Society, Air pollutants from fireplaces and wood-burning stoves raise health concerns, WASHINGTON, Feb. 5, 2011.

Volltext der Studie:Oxidative Stress, DNA Damage, and Inflammation Induced by Ambient Air and Wood Smoke Particulate Matter in Human A549 and THP-1 Cell Lines

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Verbot von vier gefährlichen Chemikalien in Konsumgütern

Das norwegische Ministerium für Umwelt reichte bei der Überwachungsbehörde EFTA Anträge ein, um vier gefährliche Chemikalien in Konsumgütern zu verbieten. Die Substanzen sind in einer Reihe von Produkten zu finden, u.a. in Buntstiften, Spielzeug, Farben, Teppichböden, Kunststoffen und Textilien.

Die vorgeschlagenen Verbote betreffen Blei, mittelkettige Chlorparaffine (MCCP), Pentachlorphenol (PCP) und Perfluoroctansäure (PFOA), die zu den am stärksten gefährlichen Substanzen gehören, die wir kennen.

Konsumgüter sind eine wichtige Quelle von Emissionen gefährlicher Stoffe für die Umwelt und für die Belastung bei Menschen. Gefährliche Stoffe reichern sich in der Natur an und sind eine Bedrohung für die Umwelt und die menschliche Gesundheit.

Es ist wichtig, die Ausbreitung gefährlicher Substanzen zu reduzieren. Gefährliche Stoffe wurden in solchen Produkten nachgewiesen, mit denen wir uns täglich umgeben, aber genau das macht es für den Verbraucher schwierig, sich dessen bewusst zu sein. Der Ausstieg von der Verwendung gefährlicher Stoffe bei Konsumgütern ist wichtig, um Produkte sicherer zu machen und um die Ausbreitung gefährlicher Stoffe zu verringern. Die vier vorgeschlagenen Verbote sind ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung negativer gesundheitlicher und ökologischer Auswirkungen, die Konsumgüter verursachen können, sagte der Minister für Umwelt- und internationale Entwicklung Erik Solheim.

Norwegen als Vorreiter

Die Anträge zum Verbot der vier Chemikalien in Konsumgütern sind strenger als die derzeitigen Regelungen in der EU.

Ich will Norwegen international zu einer treibenden Kraft für strengere Umweltauflagen machen. Die beantragten Verbote haben eine wichtige Signalwirkung dafür, dass Norwegen die Herausforderung durch gefährliche Stoffe in Konsumgütern ernst nimmt. Ich hoffe, dass die umfangreiche Arbeit, auf der diese Verbote basieren, zu gemeinsamen internationalen Regelungen in diesem Bereich beitragen kann, sagte Solheim.

Die Überwachungsbehörde EFTA sendet nun die Vorschläge zur öffentlichen Anhörung im EEA-Gebiet. Das Umweltministerium wird zur gleichen Zeit die Behörde für Klima-und Umweltschutz auffordern die vorgeschlagenen Verbote zur öffentlichen, nationalen Beratung zu stellen.

Die Behörde für Klima-und Umweltschutz ist der Auffassung, dass es gute und sichere Alternativen gibt, und dass die Industrie nicht von der Verwendung dieser Substanzen abhängig ist um ihre Produkte zu produzieren.

Referenz:

Ministry of the Environment Norway, Norway proposes to prohibit four hazardous substances in consumer products, Dec. 20, 2010

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivty Network

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Nano: Winzige Gefahrstoffe

Nanopartikel in Schnullern, Unterhosen und wo man sie sonst nicht erwartet

Haben Sie schon davon gehört, dass mittlerweile viele Schnuller Nanopartikel aus Silber enthalten, und ist das gut? Die Hersteller erklären uns, dass derart hergestellte Schnuller antibakteriell sind, aber warum wäscht man diese nicht einfach mit Wasser und Seife ab?

Was sind überhaupt Nanopartikel?

Synthetische Nanopartikel sind [sich selbst organisierende] Atomgruppen, über- wiegend aus Kohlenstoff- und Metallatomen hergestellt, die sich durch ihre fantastisch kleine Größe auszeichnen. Man spricht von einem neuartigen Produkt. Sie sind (zumindest in einer Ausdehnung) zwischen einem und 100 Nanometer groß, das heißt, zwischen einem und 100 Milliardstel eines Meters. Um sich vorzustellen, wie klein das ist, müsste man 800 Partikel, die 100 Nanometer groß sind, nebeneinander legen, um auf den Durchmesser eines Menschenhaares zu kommen. (Die Definition ist noch nicht endgültig. Partikel bis zu 300 Nanometer in einer Ausdehnung kann man ebenfalls als Nanomaterialien bezeichnen und sie können ebenfalls toxische Eigenschaften besitzen.) Nanomaterialien kann man nur unter leistungsstarken Mikroskopen sehen.

Der wesentlichste Aspekt ist, dass sie unverwechselbare chemische Eigenschaften besitzen, die sich von den Eigenschaften ihrer in größeren Strukturen vorkommenden Ursprungssubstanzen unterscheiden.

Werfen wir ohne Umweg einen Blick auf das Fazit

Produkte ,die Nanopartikel enthalten, kommen immer häufiger in der Elektronik, Medizin, in Körperpflegemitteln (sogar in solchen, bei denen ‚organisch‘ auf dem Etikett steht) und in vielen anderen Anwendungsbereichen vor. Die Lebensmittel- und Agrarindustrie benutzt Nanopartikel, um Lebensmittel, Lebensmittelverpackungen, wirksamere Pestizide und vieles mehr herzustellen. Nach einem Europäischen Bericht [BUND/Pressemeldung zur Nanodatenbank] verdienen deren Hersteller ein Vermögen mit ihnen. Doch von keiner dieser Anwendungen wurde bewiesen, dass sie sicher ist. Ich würde keinen versilberten Schnuller in den Mund meines Enkel stecken oder ihm Nanosilber imprägnierte Sachen anziehen. Zumindest zurzeit nicht.

Wirkung auf Mensch und Umwelt bislang nicht bekannt

Niemand weiß genau, was diese Partikel beim Menschen, insbesondere bei Kindern oder gar bei Pflanzen und Wildtieren anrichten, doch was wir bisher wissen, ist beunruhigend. Als Verbraucher und Eltern sind wir im Nachteil, da die Hersteller den Einsatz von Nanopartikeln auf den Etiketten nicht angeben müssen (unten finden Sie dazu Hinweise, die Ihnen helfen könnten). Desweiteren gibt es weltweit niemanden, der die Herstellung oder den Gebrauch von Nanomaterialien regelt, noch gibt es irgendeine öffentliche Behörde, welche sie erfasst und überwacht. Deshalb ist es nahezu unmöglich heraus zu bekommen, wie viele „Nano“-Konsumgüter auf dem Markt sind und welche Ware man „Nano“ nennen kann.

Nano in Produkten wo es keiner vermutet

Hunderte Nanoprodukte (soweit bekannt) werden aus Silber hergestellt, das antibakterielle Eigenschaften hat. Nanosilber wurde in Socken, T-Shirts, Unterhosen und andere Kleidungsstücke eingebaut, hauptsächlich aus China, Südkorea oder anderen asiatischen Ländern – die dann als keimtötend oder geruchsfrei vermarktet werden. Es wird außerdem Zahncremes, Shampoos, Kosmetik, Deos und Sonnenschutzcremes hinzugefügt (das ermöglicht es den Chemikalien noch einfacher, in die Haut einzudringen). Und man beschichtet Computer-Tastaturen und Mäuse damit, mischt es [in das Material von] Zahnbürsten, Lebensmittelbehältern und Lichtschaltern. Niemand weiß, wie viel Nanosilber mittlerweile verwendet wird.

Bislang keine gesetzliche Regelung

Eigentlich sollte Nanosilber wegen seinen antibakteriellen Eigenschaften längst ein gesetzlich reguliertes Produkt sein. Silber selbst, das für im Wasser lebende Pflanzen und Tiere mit Ausnahme von Quecksilber giftiger als jedes andere Metall ist, wird von der EPA (z.Zt. von den Republikanern in ihrer Existenz bedrohte Amerikanische Umweltschutzbehörde) als Gefahr für die Umwelt klassifiziert. Nanosilber-Materialien geben (aufgrund ihrer [insgesamt] größeren Oberfläche ihre toxischen Silberionen [leichter]2 ab, als größer [strukturierte] Formen. Ein Tropfen Nanosilber hat die umweltbelastende Wirkung von einer Tonne Silber. Wie eine Studie gezeigt hat, geben mit Silber-Nanopartikel präparierte Textilien diese Partikel ab, wenn sie mit künstlichem menschlichem Schweiß in Berührung kommen. Die EPA ist sich noch nicht im Klaren, was sie unternehmen soll, obwohl sie die Zulassung eines Pestizids, das Nanosilber enthält, unter Auflagen in Aussicht stellt.

Nanopartikel passieren die Blut-Hirn-Schranke

Die Forschung hat nachgewiesen, dass Nanopartikel an Stellen vordringen können, wo größere Partikel nicht hin kommen, etwa über die Blut-Hirn-Schranke, die normalerweise toxische Moleküle daran hindern würde, aus dem Blut in das Gehirn zu gelangen. Diese Partikel finden auch ihren Weg in lebenswichtige Organe, einschließlich Nieren und Leber, doch was sie genau mit ihnen machen, konnte bis jetzt noch nicht voll in Erfahrung gebracht werden. Forscher aus dem Vereinigten Königreich [GB] haben herausgefunden, dass manche Nanopartikel in gebräuchlichen Haushaltsgegenständen die DNA schädigen können, sogar ohne in die Zellen einzudringen (die Nanopartikel senden Signale durch die Schutzschranke des menschlichen Gewebes und beschädigen die DNA im Inneren der Zellen indirekt). Würmer die mit Gold-Nanopartikeln gefüttert wurden, haben bis zu 90% weniger Nachkommen.

Für die Umwelt eine Katastrophe

Wenn sie einmal von dem Produkt, in dem sie enthalten waren, abgegeben wurden, landen Silber- und (Gold-) Nanopartikel wie anderer Dreck zuerst im Klärwerk Ihrer Stadt. Dort verhindern sie den Abbau anderer Schadstoffe. Und dies lässt an der Fähigkeit von Städten wie San Francisco zweifeln, aus Klärschlamm „organischen“ Kompost herzustellen. Die Silber-Nanopartikel sind biologisch nicht abbaubar, deshalb können sie nicht beseitigt werden und deshalb zirkulieren sie weiter und sammeln sich mit der Zeit in Organismen an, dazu gehören auch wir Menschen. Wenn diese Nanopartikel in Wasserläufe vordringen, sind sie für die Fische und das Ökosystem des Wassers hochgradig toxisch. Gold-Nanomaterialien sind ähnliche Killer.

Nano genschädigend?

Die Nanopartikel, welche in Sonnenschutzcreme zum Einsatz kommen, aber auch in Lebensmittelfarbstoffen, Farben und anderen Konsumgütern, sind von Titandioxid abgeleitet, das heute in Konsumgütern am häufigsten eingesetzte Nanomaterial. Die wenigen Studien, die es bisher gab, deuten darauf hin, dass eine Exposition des Fötus über die Mutter die Wirkungsweise jener Gene beeinträchtigt, die bei der Entwicklung des Gehirns beteiligt sind. Diese Studien sprechen für sich (es geht darum, wie diese Gene aus und an geschaltet werden, um das was sie tun sollen, zu tun oder nicht zu tun). Die Hersteller bringen nun Blei und Kadmium auf Nanogröße, zwei berüchtigt giftige Metalle und in Nanogröße unglaublich giftiger. Aber die Hersteller werden keine Auskunft darüber erteilen, in welchen Produkten sie diese Materialien einsetzen wollen.

Was bedeutet das dann für die Zukunft?

Wahrscheinlich werden manche Nano-Anwendungen nützlich sein, vielleicht sogar wunderbar, insbesondere auf dem Gebiet der Medizin. Z.B, sind die schlimmsten Nebenwirkungen aktueller Behandlungsverfahren wie etwa die Chemotherapie Folge der Methoden, wie man den Wirkstoff verabreicht. Sie wirken nicht zielgenau genug auf die Zellen, die man im Visier hatte. Forscher an der Harvard University und am Massachusetts Institute of Technology experimentieren mit dem Einsatz von Nanopartikeln, um eine Krebsbehandlung bereit zu stellen, die nur den Tumor angreift, ohne normales Gewebe zu beschädigen.

Grüne Nanotechnologie

Vielleicht wird uns die Zukunft eine „Grüne Nanotechnologie“ bringen. So versucht z.B. eine Firma in Maryland, die kleinste organische Solarzelle herzustellen, die man auf Glas sprühen kann, wo sie elektrische Energie erzeugen soll. Die Kansas State University hat ein ungiftiges Material entwickelt, das als nanokristallines Pulver giftige Substanzen noch besser aus der Luft absorbieren könnte. Firmen behaupten, dass diese Technologien sicher sein werden, aber bisher gibt es keine Vorschriften, die dafür sorgen, dass solche Behauptungen mit Fakten belegt werden. Nicht vergessen werden darf, dass Nanomaterialien zu ihrer Herstellung große Mengen an Energie benötigen und dass dabei Giftstoffe freigesetzt werden.

Gesetz zur Überwachung des Einsatzes von Nanotechnologie

Falls das Gesetz [zur Überwachung toxischer Substanzen] (TSCA/Toxic Substances Control Act), welches dazu dienen soll, uns vor allen synthetischen Chemikalien zu schützen, jemals nach gebessert werden sollte, was dringendst nötig wäre, müssen neue Regelungen für Nanomaterialien eingefügt werden. Natürlich steht die Industrie bei Fuß, einer „zunehmend schwierigen und weitaus teureren“ Regelung Widerstand zu leisten.

Einsatz von Nanosilber, die Kosten für die Umwelt nicht wert

Fürs Erste gibt es nun eine Geschichte mit einer Moral: Samsung stelle eine Produktline mit Nanosilber beschichteten Waschmaschinen her, die „Silver Care“ heißt und in der Lage ist, 99,9 Prozent der Bakterien in einer Wäschefüllung zu beseitigen. Diese Maschine setzt für jede Befüllung 400 Milliarden Silberionen in Nanogröße frei. Als ein anderer Hersteller die Brauchbarkeit von Nanosilber für Waschmaschinen untersuchte und mit der herkömmlichen Waschmaschinen-Technik verglich, stellten sie fest, dass eine 20°-Wäsche (68°F) mit Detergentien 99,79 Prozent der Bakterien entfernt. Daraufhin kamen sie zu dem Schluss, dass der Einsatz von Nanosilber die Kosten für die Umwelt nicht wert ist.

Nutzen gering, Risiken beträchtlich

Wenn zur Zeit der Nutzen so gering und die Gesundheitsrisiken beträchtlich sind, macht die Schlussfolgerung von einem der führenden amerikanischen Umweltgesundheits-Wissenschaftlern, Dr. Jen Sass vom Natural Resources Defence Council (NGO zur Verteidigung natürlicher Ressourcen) Sinn:

„Für Dinge im Nanomaßstab, die dafür entwickelt wurden, in Konsumgüter gesteckt zu werden, sollten sofort Tests vorgeschrieben werden und bis einwandfreie Risikoabschätzungen abgeschlossen sind, sollte es nicht gestattet sein, sie zu verkaufen“ (Quelle: Korrespondenz der Autorin).

Autorin: Alice Shabecoff für CSN – Chemical Sensitivity Network, Januar 2011

Übersetzung: BrunO for Krauts

Alice Shabecoff ist Co-Autorin von „Poisoned for Profit: How Toxins Are Making Our Children Chronically ill“ (Für den Profit vergiftet: Wie Giftstoffe unsere Kinder chronisch krank machen). Das Buch (engl.) enthält Anleitungen für Eltern, wie man das Risiko der Kinder reduziert und das System ändert, das solche Toxine im Alltagsleben unserer Kinder zulässt.

Informationsquellen für Eltern:

Zur Identifikation von Produkten die Nanomaterialien enthalten:

Englisch: www.nanotechproject.org/inventories/consumer

Obwohl nicht allumfassend, bietet dieses Verzeichnis der Öffentlichkeit den bestmöglichen Überblick nach Herstellernamen über die mehr als 1000 auf Nanotechnologie basierenden Konsumgüter, die es aktuell auf dem Markt gibt. Man kann es nach Namen und Kategorien von Produkten, Herstellern oder Ländern durchsuchen. Es handelt sich um ein Projekt der Pew Charitable Trusts und des Woodrow Wilson Intl Center for Scholars.)

Deutsch: Nanodatenbank von BUND Neu eingerichtet und noch ausbaufähig.

Wenn Sie Fragen zu einem Produkt haben, das sich nicht in den Verzeichnissen findet, versuchen Sie den Hersteller anzurufen.

Überblick zu Sonnenschutzcremes ohne Nanopartikel:

www.nano.foe.org.au/safesunscreens (engl.)

Bürgerorganisierte Forschung und Initiativen:

Nanotechnology Citizen Engagement Organization, www.nanoceo.net

Friends of the Earth Europe, www.foeeurope.org (engl.)

Zur Information über die Wirkung von Nanopartikel auf die weibliche Gesundheit:

Von der University of California at San Francisco gibt es dazu eine Studie. Die Emailadresse zur Anforderung bitte bei CSN erfragen.

Weitere englischsprachige Quellen zu Nanosilber auf www.sourcewatch.org

Weitere CSN Artikel zur Nano-Thematik:

Rosa Schnee über Stockholm – Revenge von Wikileaks oder Anonymus?

Giftalarm, Rattengift – Rachefeldzug?

Rosa Schneeflocken fielen heute in Stockholm vom Himmel. Als das rosafarbene Schneetreiben dichter wurde, löste es zeitweilig Giftgasalarm aus. Die Behörden handelten sofort und das ansässige Umweltamt warnte die Anwohner von drei Stadtteilen, den Schnee zu berühren. Man äußerte die Befürchtung, dass es sich möglichweise um Rattengift handeln könne, teilte ein schwedischer Radiosender mit. Spezielle Räummannschaften wurden abkommandiert, um den rosafarbenen, vermeintlich giftigen Schnee umgehend zu beseitigen.

Rosa Schnee als Rache?

Mancher in Stockholm mag schon eine Attacke durch WikiLeaks oder Anonymus befürchtet haben, denn heute war in London die Gerichtsverhandlung des WikiLeaks Gründers Julian Assange. Ihm wird vorgeworfen, zwei Schwedinnen sexuell belästigt zu haben. Auf Drängen Schwedens wurde deswegen per Interpol ein internationaler Steckbrief herausgegeben. Dieses unverhältnismäßige Vorgehen und die Behandlung von Assange, den man, nachdem er sich der Polizei gestellt hatte, in London einem alten viktorianischen Gefängnis in Einzelhaft gesetzt hatte, werteten viele Menschen weltweit als Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit.

Keine Revenge, „nur“ Umweltverschmutzung

Nachdem lokale Radiosender vor dem rosa Schnee in Stockholm warnten, meldete sich ein Skiclub bei der Stadtverwaltung und teilte mit, dass sie die Urheber gewesen seien. Man habe zur Begrenzung der Loipe rosafarbenes Pulver ausgelegt. Dieses Pulver habe sich durch starken Wind mit dem herniederfallenden Schnee vermischt und sei dann als rosa Schneeflocken herab geschneit.

Ups, ups – Ziemlich auffällig dieser Tage, die Schweden

Während dies geschah, beschloss das Hohe Gericht in London, Julian Assange gegen Kaution, neun Bürgen, elektronische Fußfesseln, Hausarrest und weitere hohe Auflagen freizulassen. Der Einspruch Schwedens, bei Assange bestünde zu hohe Fluchtgefahr, wurde vom Gericht abgelehnt. Julian Assange wird somit nicht mehr in die Zelle zurückmüssen, in der einst schon Oscar Wilde gefangen saß, ließ sein Anwalt in London vor Journalisten wissen. Das wird voraussichtlich klappen, wie man dem Live Ticker des Guardian und Twittermeldungen von Journalisten vor Ort entnehmen konnte – Unterstützung gibt es vom Gericht, man bleibe da, bis alle Unterschriften der Bürgen eingetroffen und das Kautionsgeld gezählt sei, Julian Assange müsse nicht mehr ins Gefängnis zurück.

WikiLeaks Sympathisanten und Menschen weltweit, die sich um Meinungs- und Pressefreiheit in den letzten Tagen und Wochen sorgten, atmen zum gleichen Zeitpunkt auf, als Stockholms Bürgen aufatmeten, als sie erfuhren, dass es sich bei dem rosafarbenen, giftigen Schnee um keine Revenge von WikiLeaks oder Anonymus handelte, sondern um die Chemieausbringung eines Skiclubs.

„Oh my Gosh, was für eine Story, alter Schwede!“

Good Luck WikiLeaks!

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 16. Dezember 2010.

Grüne Chemie – Die Zukunft braucht neue Lehrpläne

Neues Zeitalter, neue Lehrpläne

Viele Amerikaner denken über ihr Verhältnis zu Chemikalien nach, fragen, wo sie in Mensch und Umwelt bleiben, nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben. Mittlerweile lehren Universitäten ihre Studenten, genau solche Fragen zu stellen. Ingrid Lobet berichtet, was sich an der kalifornischen Universität in Berkeley tat.

GELLERMAN: Seit mehr als 60 Jahren versprach die Chemiefirma DuPont: „Bessere Dinge für ein besseres Leben dank Chemie.“ Nun, heute sollte der Slogan so lauten: „Eine bessere Chemie für ein besseres Leben.“

Überall in unserem Land versuchen Chemiker in Laboren neue chemische Formeln zu entwickeln, um Produkte sicherer zu machen. Und an vielen Universitäten lernen die Studenten, wie das geht. Man nennt es Grüne Chemie. Ingrid Lobet von Living on Earth berichtet über die Veränderungen an einer der einflussreichsten chemischen Fakultäten der USA, an der Universität von Kalifornien in Berkeley.

Living on Earth Interview:

LOBET: Michael Wilson steht vor einer Garage, zwei Blöcke vom Campus der UC Berkeley (University of California, Berkeley) entfernt.

WILSON: Wir besuchen gerade eine normale Autoreparaturwerkstatt. Es gibt ungefähr sechs oder acht Mechaniker, die hier an Fahrzeugen auf hydraulischen Hebebühnen arbeiten, und wie man sieht, ist dies eine Prozedur, bei der ziemlich viele Lösungsmittel zur Anwendung kommen.

LOBET: Wilson ist jetzt Professor für Öffentliche Gesundheit, aber vor acht Jahren war er Sanitäter bei der Feuerwehr, der in Berkeley Umweltmedizin studierte, um zu promovieren, als er vom Fall eines verletzten Arbeiters erfuhr.

WILSON: Es war ein junger Mann, ein 24-jähriger Auto- mechaniker, mit sehr weit voran geschrittenen Symptomen einer neurologischen Erkrankung. Er hatte den Tastsinn und die motorischen Funktionen in seinen Extremitäten verloren. Seine Hände hatten keine Kraft mehr, er saß im Rollstuhl.

LOBET: Das Gesundheitsministerium ahnte, was mit diesem jungen Mann geschah.

WILSON: Er verbrauchte jeden Tag ungefähr acht bis zehn Behälter eines handelsüblichen Lösungsmittels zur Reinigung von Bremsanlagen, das Hexan und Aceton enthielt. Und diese chemische Zusammensetzung verursacht Nervenschäden.

LOBET: Wilson interessierte, ob es sich um einen Einzelfall handelte, deshalb begann er, Autowerkstätten zu besuchen. Allein in Gebiet um die Berkeley Bucht fand er 14 weitere Mechaniker mit ähnlichen neurologischen Schäden. Sie sprühten die Autos mit dem reinigenden Lösungsmittel ein und arbeiteten daran, während die Dämpfe, wie Wilson bemerkt, in ihren Atembereich aufstiegen.

LOBET: Dieser toxische Bremsreiniger war nicht etwas, das es schon seit Jahren gab und das der Aufmerksamkeit des kalifornischen Gesetzgebers entglitten war. Es war ein neues Produkt. Die kalifornischen Behörden hatten die Hersteller gebeten, einen Teil des Hexans aus dem Reiniger heraus zu nehmen, da es sich in Ozon umwandeln kann, welches die Lungen der Menschen angreift und Asthma verschlimmert. Das taten sie und ersetzen es durch Aceton.

WILSON: Wie kommt es, dass ein bekanntes neurotoxisches Lösungsmittel im gesamten Bundesstaat Kalifornien von Arbeitern völlig unkontrolliert eingesetzt wird?

LOBET: An der Uni, so sagt Wilson, fand er sich in der heiklen Situation wieder, jene Disziplin verändern zu wollen, in die er sich gerade begeben hatte.

WILSON: Typischerweise befasste sich unser Fach damit, das Ausmaß des Schadens festzustellen, und in mir erwachte das Interesse an den sich daraus ergebenden Fragen wie:

  • Warum lassen wir es überhaupt zu diesen Gesundheitsgefahren in Beruf und Umwelt kommen?
  • Haben wir nicht die Begabung und die Ressourcen, von vorneherein sicherere Chemikalien und Produkte herzustellen?

LOBET: Diese Fragen führten Wilson in die Fachrichtung der Grünen Chemie. In den 90’er Jahren von Paul Anastas und John Warner eingeführt, handelt es sich um ein sich neu entwickelndes Fachgebiet, das untersucht, wo sich Chemikalien in Mensch und Umwelt ansammeln und das für sicherere Substanzen eintritt. Als nächstes fing Wilson an, mit der Fakultät für Chemie zu verhandeln.

WILSON: Wir stellten fest, dass sich hier auf dem Campus von Berkeley an der Ausbildung von Chemikern in den vergangenen 30 bis 40 Jahren nicht wirklich viel geändert hat.

LOBET: Nicht viel später traf Wilson einen neuen Chemie-Doktoranten, der an die Universität gekommen war. Marty Mulvihill und Mike Wilson hatte etwas gemeinsam – nennen wir es eine Herangehensweise im Sinne des Gemeinwohls.

MULVIHILL: Während meiner Zeit hier legte ich sehr großen Wert darauf, nicht nur zu forschen, sondern auf die Menschen in meinem Umfeld zuzugehen und darüber nachzudenken, wie gerade Chemiker die Gesellschaft beeinflussen können. [Gedanken] wie: Wir nehmen sehr viele Ressourcen von der Gesellschaft, Chemie ist eine sehr ressourcenintensive Angelegenheit. [Fragen] wie: Auf welche Art geben wir etwas zurück?

LOBET: Mit dieser Art gesellschaftlicher Orientierung war es selbstverständlich, dass Mulvihill als erstes damit anfing, eine Zusammenarbeit mit anderen Chemie-Doktoranten zu organisieren, als er nach Berkeley kam.

MULVIHILL: Der Name dieser Gruppe war tatsächlich „Chemiker für den Frieden„, der sich für einen Ort wie Berkeley als zu kontrovers heraus stellte. Genauer gesagt denkt man, in Berkeley gehe es besonders aktivistisch zu, doch wenn sie sich den Fachbereich Chemie ansehen, so ist dort alles, was einen politischen Anschein hat, nicht besonders akzeptiert.

So ließen wir eine Menge Werbetassen (Beispiel) [für unser Anliegen] herstellen, die Leute fanden es gut dass, wir da waren, aber wir konnten nicht wirklich Fuß fassen.

LOBET: Mulvihill dämmerte, dass er zu Wissenschaftlern wissenschaftlich sprechen musste. Er und eine Kerngruppe weiterer Doktoranten organisierten deshalb ihre eigene Seminarreihe.

Von Dow Chemical bekamen sie finanzielle Unterstützung und engagierte Chefdenker der Grünen Chemie: John Warner, Paul Anastas und Terry Collins. Mulvihill erzählt, dass die Chemische Fakultät ihnen zuerst nicht mal einen Versammlungsraum überlassen wollte, aber allmählich setzten sich die Studenten durch.

MULVIHILL: Ich kann mich noch an den Abend erinnern, als es geschah. Der Dekan war gerade herein gekommen. Ich glaube, es war sein erstes, oder vielleicht sein zweites Jahr. Das Doktoranten-Seminar lief und John Warner, einer der Väter, einer der Typen, die das erste Buch der Grünen Chemie geschrieben hatten, hatte sich bereit erklärt, vorbei zu kommen und einen Vortrag zu halten. Und der Dekan tauchte tatsächlich zu diesem Vortrag auf. Er erschien nicht nur zum Vortrag, sondern er kam auch zum anschließenden Dinner mit, und es war lustig zu beobachten, wie der Dekan und John Warner, genauer, wie Dekan Rich Mathies und John Warner miteinander kommunizierten und mit einem Mal wurde mir klar, dass das Ganze nun größer ist als ich.

LOBET: Um die Bedeutung dessen, was in Berkeley und an anderen Universität im Land geschah. wirklich verstehen zu können, muss man wissen, wie fern den meisten Chemikern Gesundheitsfragen lagen. Für dieses Wissenschaftsgebiet ist die Toxikologie zuständig: die Untersuchung der Nebenwirkungen chemischer Substanzen auf Lebewesen, und auch die von Naturkräften und biologischen Stoffen.

MULVIHILL: Eine traditionelle Ausbildung zum Chemiker vermittelt nicht viel über das, was mit dem Zeug passiert. Man lernt viel darüber, wie man es herstellt, und wie man es billig und wirksam macht – das gehört alles zur traditionellen wissenschaftlichen Ausbildung. Wo die Stoffe landen, wie sie sich möglicherweise auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt auswirken, genau das gehörte traditioneller Weise nicht zur Chemieausbildung.

NARAYAN: Wir arbeiten die ganze Zeit mit diesen Chemikalien, aber wir wissen nicht unbedingt, wie giftig sie sind. Oder wenn sie giftig sind, [wissen wir nicht,] wie sie wirken und warum sie für Menschen schädlich sind.

LOBET: Hier ist Alison Narayan, ein weitere Studentin, welche die von Studenten durch- geführten Seminarreihen organisiert. Narayan ist im fünften Jahr der Organischen Chemie und entwickelt völlig neue Stoffe.

NARAYAN: In der Tat ist unsere Ausbildung auf die Reaktionsfähigkeit der Chemikalien ausgerichtet und darauf, neue Reaktionen und neue Herstellungsver- fahren zu entwickeln, und nicht notwendigerweise darauf, etwa das Verhalten oder die Toxizität dieser Materialien zu untersuchen.

LOBET: Narayan sagt, sie war überrascht, dass es in ihrer Chemieausbildung keinen Toxikologie-Unterricht gab. Und der Wissenschaftler für Umweltmedizin Michael Wilson meint, ihm erscheine es ebenfalls seltsam.

WILSON: Fakt ist, dass man in den Vereinigten Staaten den Grad eines Bachelors, eines Masters und eines Doktors der Chemie an allen Universitäten und Colleges erwerben kann und nie ein Grundverständnis dafür nachweisen muss, wie sich Chemikalien auf die menschliche Gesundheit oder die Umwelt auswirken. Und sind wir also überrascht, dass giftige Materialien ihren Weg in Verbraucherprodukte finden, die überall auf dem Markt erhältlich sind? Wir sollten es wahrscheinlich nicht sein.

LOBET: Und Wilson sagt, Chemiker sind nicht die einzigen Wissenschaftler, die der Toxikologie nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet haben. Erstaunlicherweise sind selbst Fachleute für Öffentliche Gesundheit oft nicht darin ausgebildet.

WILSON: Nun sehen wir eine Veränderung in der Disziplin der Öffentlichen Gesundheit, welche den Gedanken der Grünen Chemie aufgreift, während bis jetzt unsere Aufgabe hauptsächliche darin bestand, das Ausmaß des Problems festzustellen, zu bewerten und zu beschreiben. Es ist für uns in der Öffentlichen Gesundheit und der Umweltmedizin schlichtweg nicht mehr länger möglich, den Schaden zu begrenzen [wörtlich: die Sauerei am Ende der Leitung wegzuputzen]. Wir müssen Chemikalien, wir müssen Produkte so konzipieren, dass sie nicht im menschlichen Blut und in der Muttermilch und in Sondermülldeponien und im Grundwasser zum Vorschein kommen.

LOBET: Die ersten deutlichen Hinweise auf Veränderungen, die in Berkeley über die von Studenten organisierten Seminare hinaus stattfanden, machten sich letzten Sommer bemerkbar. Zum ersten Mal bot die Universität seine Einführungsver- anstaltung mit der Wahlmöglichkeit an, eine eigenständige grüne Laborübung zu belegen.

LOBET: Heute machen Swetha Akella und Michael Poon, Studenten im zweiten Jahr, ein Praktikum in einem der neuen Labors.

POON: Was sie [Akella] zurzeit versucht, ist die Konzentration von Farbstoffen in Getränken festzustellen um zu sehen, wie viel wir davon aufnehmen. Red 40 [roter Azofarbstoff] kommt in vielen Verbraucherprodukten vor. Da die Konzentrationen des Farbstoffes sehr gering sind, muss man das Wasser aufkochen und das erhöht den Anteil der Farbstoffe in den Proben. Hier habe ich Sunkist und Hawaiian Punch.

AKELLA: Ich denke, das was mich wirklich anspricht ist die Anwendbarkeit, denn oft macht man Laborarbeiten, bei denen man vielleicht irgendeine Konzentration findet, die man wahrscheinlich hinterher vergisst. Doch wenn man z.B. im Sonnenschutzmittel-Labor oder in diesem Labor hier arbeitet, überlegt man es sich wirklich das nächste Mal, wenn man Sonnenschutz aufträgt oder man beschließt, das nächste Mal ein Selters zu trinken.

LOBET: Poon weist darauf hin, dass es nicht nur um das geht, womit man sich im Labor befasst.

POON: Ich denke, es ist wirklich wichtig darüber nachzudenken, wozu das eigene Handeln führt. Wohin fließt es, wenn Du etwas in den Ausguss gießt? Denke darüber nach und über das, was erforderlich ist, es wieder sauber aufzubereiten, damit dieses Wasser wieder benutzt werden kann.

LOBET: Eine Auswertung der Befragung von Studenten, die dieses erste Grüne Labor im Sommer belegt hatten, wies viel Begeisterung [bei den Studenten] nach. Chantelle Khambholja war eine dieser Studienanfängerinnen.

KHAMBHOLJA: Nun, in unserer ersten Laborübung ging es um Biotreibstoffe. In unserer ersten Übung befassten wir uns damit und untersuchten die Wirkung von Biotreibstoffen auf das Keimen von Saaten, um deren Ökotoxizität zu messen. In der zweiten Übung synthetisierten wir tatsächlich unser eigenes Biodiesel, was großartig war, und in der dritten Laborübung maßen wir die erzeugte Energiemenge, wenn man es verbrannte.

LOBET: In diesem Herbst hat die Chemische Fakultät alle Labore für die Laborübungen der Studienanfänger in grüne Labors umgewandelt. Die Berkeley Chemie-Dozentin Michelle Douskey beaufsichtigt die Übungsgruppenleiter für die Einführungskurse. Sie sagt, die traditionellen Chemie-Curricula stützen sich zu sehr auf gemerktes Wissen. Sie versucht dies zu ändern. Die neue Ausrichtung auf grüne Chemie, sagt sie, wird den Lehrstoff für die Studenten, die solche Fragen bereits stellen, relevanter machen.

DOUSKEY: Die Studenten interessieren sich sehr für Körperpflegemittel. Was ist in ihrer Wasserflasche? Gibt es in meiner wirklich alten Wohnung Blei in der Anstrichfarbe? Und all das sind chemische Probleme.

LOBET: Ein typischer Lehrplan oder ein Text, sagt Douskey, befasst sich vielleicht in einer Fragestellung mit jemandem, der sich wegen Blei im Trinkwasser Sorgen macht, um dann zur nächsten zu wechseln.

DOUSKEY: Wenn wir z.B. Blei in Farben untersuchen, können wir dies aus verschiedenen Blickrichtungen tun. Wir können Blei während des Semesters immer wieder aufgreifen. Bleibt es in der Farbe oder nicht. Wo hin gelangt es, wenn es in den Staub übergeht? Dann gibt es z.B. diesen ganzen Chemie-Unterrichtsstoff, wie man überhaupt Blei in Farben nachweist. Auf diese Art beziehen wir Themen mit ein wie, dass z.B. Licht mit Materialien interagiert und dass wir gewisse Instrumente haben, die uns helfen, diese Vorgänge genau zu messen. Darum kommt es mir so vor, als ob die Grüne Chemie dabei wäre uns zu gestatten, eine etwas vollständigere Geschichte zu erzählen. Es war wohl so, dass wir früher die Geschichte [einer Substanz] nur zum Teil erzählt haben, nämlich, „na gut, man muss nicht wissen, woher das kommt“.

LOBET: Die Idee, die ganze Geschichte zu lehren, war seit über einem Jahrzehnt Schwerpunkt an der University of Oregon. Als in der Grünen Chemie führend, schulte sie Chemie-Lehrkörper aus dem ganzen Land in einwöchigen Workshops. Das verleiht Julie Haack, der stellvertretenden Dekanin der Universität von Oregon, einen geschärften Blick für die Veränderungen in Berkeley.

HAACK: Ich denke, die Veränderungen, die in Berkeley vor sich gehen, sind eine unglaubliche Validierung dieses Ansatzes.

LOBET: Eine Validierung wegen Berkeleys Bedeutung und Reichweite. Jedes Jahr werden 24 Hundertschaften neuer Studenten ihre wichtigsten Grundlagen über Chemie lernen … Grüne.

HAACK: Ich denke die Wirkung ist enorm. Es handelt sich um die zukünftigen Entscheidungsträger unserer Gesellschaft und was wir gesehen haben ist, sobald die Studenten mit den Werkzeugen der Grünen Chemie ausgerüstet sind, werden sie tatsächlich in die Lage versetzt, sich an den Lösungen zu beteiligen, mehr nachhaltige Produkte und Verfahren zu entwickeln.

LOBET: Sofern die Chemikerin Alison Narayan ein Indikator ist, wird die Veränderung umfassend sein, vom alltäglichen bis zum grundlegenden.

NARAYAN: So werde ich angeregt darüber nachzudenken, wie ich als Chemikerin arbeite, beispielsweise um die Menge des Abfalles, den man verursacht, zu reduzieren. Tatsächlich hatten wir gestern Abend in unserer Forschungsgruppe eine Diskussion über die Wiederverwendung von Reagenzgläsern. So benutzen wir sehr viele Reagenzgläser und üblicherweise werfen wir sie einfach weg, wenn wir sie nicht mehr brauchen. Deshalb ertappe ich mich in meiner Freizeit dabei, wie ich darüber nachdenke, was man sonst noch damit anfangen könnte. Oder wenn ich am Abzug stehe und warte, bis die Reaktionen abgelaufen sind, oder wenn ich im Bus zu meinem Labor sitze. Woraus könnte man dies oder jenes noch machen, anstatt die gebräuchliche Ausgangschemikalie auf Erdölbasis zu verwenden. So wirkt es, es färbt auf meine Gedanken über die Dinge ab und auf das, was ich mir erträume.

LOBET: Berkeley hat nun ein Zentrum für Grüne Chemie eröffnet. Im Frühjahr ist ein neuer Studiengang geplant. Und man wird einen neuen Schwerpunkt „Grüne Chemie“ anbieten, den Studenten wählen können, und dieser wird in ihren Abschlussurkunden wie ein Nebenfach eingetragen. Alle diese Veränderungen sind der Wahrnehmung der chemischen Industrie nicht entgangen, sagt Mike Wilson.

WILSON: Es sind Diskussionen, die den innersten Kern des Chemiegeschäftes erschüttern, die Dinge, die wir schreiben und die wir lehren, haben einen enormen Einfluss, was einige der größten Industriegruppen und die größten Firmen der Welt angeht. Und sicherlich haben sie ein Interesse daran, das, was wir hier machen, zu beeinflussen und deshalb müssen wir sehr vorsichtig sein, denn wir wollen natürlich, dass diese Firmen den Gedanken der Grünen Chemie aufnehmen, nicht um sich grün zu waschen, sondern als grundlegendes Element ihres Firmenzwecks. Doch wir müssen auch in der Art, wie wir unsere Arbeit durchführen, unabhängig sein, deshalb gibt es eine innere Spannung, mit der wir fast täglich zu tun haben.

LOBET: Diese Spannung könnte in Berkeley stärker sein, wo sich die Veränderungen in der Chemieausbildung auf die Chemikalienpolitik in ganz Kalifornien auswirken. Doch der Wechsel zur Grünen Chemie scheint an allen Universitäten im Land deutlich stattzufinden. Noch einmal Julie Haack von der University of Oregon.

HAACK: Es ist unser Ziel, dass die Grüne Chemie zu dem wird, wie man Chemie lehrt. Und sehr bald wird die Grüne Chemie verschwinden und zum Grundprinzip der Chemie werden.

LOBET: Die Professoren in Berkeley sagen, das Ziel besteht darin, nicht nur die nächsten Generation von Chemiker hervorzubringen, sondern auch Schriftsteller, Politiker und Rechtsanwälte, welche die Folgen davon verstehen können, wie etwas hergestellt wird.

Autorin: Ingrid Lobet für Living on Earth

Photos: Berkeley University

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity

Diese von „Living on Earth“ produzierte Sendung wurde Mitte November 2010 an viele US-Radiostationen verteilt und gesendet. Sie kann im Original nachgelesen oder nachgehört werden.

Wir danken Eileen und LOE für die Erlaubnis, das Transskript zu übersetzen!


Kleine persönliche Nachbemerkung des Übersetzers BrunO:

Der vielleicht zu mühselig anmutende Weg der Evolution, inklusive der Überzeugung der Widersacher, scheint mir langfristig der wirksamste zu sein. Wie dieses Beispiel zeigt, geht die Entwicklung manchmal gar nicht so langsam voran und Chemie ist immerhin very big business. Vielleicht ist aber Deutschland für so etwas zu knöchern, zu konservativ. Mich hat dieses Radiofeature sehr stark an die Bewegung der Postautistischen Ökonomie, an PAECON, erinnert. Im Jahre 2000 waren Ökonomie- studenten an der Sorbonne (Paris) mit der Art, wie sie ausgebildet werden, unzufrieden und kritisierten die Ökonomie, welche gerade die Welt besonders nachdrücklich globalisierte, als autistisch. Auch daraus entstand eine Bewegung, welche die Lehre an den Unis von innen heraus umstülpt. Irgendwann wird es hoffentlich genug Ökonomen geben, die sich neben der reinen Geldökonomie auch dafür interessieren, wie sich das auf die Menschen auswirkt. Ökonomie heißt nämlich nicht, nur mit Geld, sondern mit allen Ressourcen sinnvoll zu haushalten.

Letztes Mahnschreiben: Deutschland muss Chemikalienrecht umsetzen

Deutschland droht ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof, weil es europäische Chemikalien-Vorschriften nicht korrekt umgesetzt hat

Die EU-Kommission hat ein letztes Mahnschreiben an Berlin gerichtet. Konkret geht es um die Richtlinie über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen. Sie zielt unter anderem darauf ab, die menschliche Gesundheit und die Umwelt mit Hilfe umfassender Informationen besser zu schützen.

Die EU hat dabei viele verschiedene Produkte im Blick, etwa Kosmetika, Spielzeug, Farben und Elektrogeräte. Die Richtlinie (2008/112/EC) hätte bis zum 1. April 2010 in nationales Recht gegossen werden sollen. Deutschland hat die Kommission bislang nicht über Maßnahmen zur Umsetzung informiert. Eine Rüge ging auch an Finnland, Portugal und Polen. Die Mitgliedstaaten haben nun zwei Monate Zeit, um der Aufforderung nachzukommen.

Umwelt: Kommission fordert vier Mitgliedstaaten zur Umsetzung der EU-Vorschriften für Chemikalien auf

Europäische Kommission

Brüssel, den 24. November 2010

Die Europäische Kommission fordert Deutschland, Finnland, Polen und Portugal dazu auf, ihre Gesetze für chemische Stoffe zu aktualisieren und sie mit den jüngsten auf EU-Ebene vereinbarten rechtlichen Änderungen in Einklang zu bringen. Diese Mitgliedstaaten haben die Kommission nicht über Maßnahmen zur Richtlinie über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen in Kenntnis gesetzt. Polen hat die Kommission außerdem nicht über die Umsetzung von Rechtsvorschriften für Biozide informiert. Auf Empfehlung von EU-Umweltkommissar Janez Poto?nik übermittelt die Kommission eine mit Gründen versehene Stellungnahme. Die vier Mitgliedstaaten haben zwei Monate Zeit, um der Aufforderung nachzukommen. Andernfalls kann die Kommission den Europäischen Gerichtshof anrufen.

Mit der Richtlinie 2008/112/EG[M1] über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung (CLP) von Stoffen und Gemischen werden verschiedene andere Richtlinien über die Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien geändert. Sie betrifft die „nachgeordneten“ Rechtsvorschriften für Kosmetika, Spielwaren, Farben, Lacke, Fahrzeugreparaturlackierungen, Fahrzeuge sowie Elektro- und Elektronikgeräte. Zweck dieser Richtlinie ist es, durch verbesserte Informationen und Kenntnisse zum Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit beizutragen.

Um dieser Richtlinie nachzukommen, hätten die Mitgliedstaaten die erforderlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften vor dem 1. April 2010 erlassen und veröffentlichen müssen. Da Deutschland, Finnland, Polen und Portugal die Kommission nicht fristgerecht über die Umsetzung der Rechtsvorschriften unterrichtet haben, übermittelt die Kommission ihnen eine mit Gründen versehene Stellungnahme.

Darüber hinaus erhält Polen aufgrund fehlender Maßnahmen zur Umsetzung der aktualisierten Vorschriften für Biozide in innerstaatliches Recht eine mit Gründen versehene Stellungnahme. Mit der Richtlinie 2009/107/EG wird die Richtlinie über das Inverkehrbringen von Biozidprodukten in Bezug auf die Verlängerung bestimmter Fristen geändert. Polen hätte diese Vorschriften bis zum 14. Mai 2010 in innerstaatliches Recht umsetzen müssen. Da diesbezüglich immer noch keine Rechtsvorschriften erlassen wurden, übermittelt die Kommission Polen eine mit Gründen versehene Stellungnahme.

Hintergrund der CLP-Rechtsvorschriften

Die CLP-Richtlinie wurde aktualisiert, nachdem neue Vorschriften zur Anpassung des EU-Systems über Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen an das GHS der Vereinten Nationen (United Nations Globally Harmonised System – weltweit harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien) erlassen wurden. Dieses neue System stellt sicher, dass dieselben Gefahren überall auf der Welt einheitlich beschrieben und gekennzeichnet werden. Die vom GHS-System eingeführten Regelungen wurden in die Verordnung 1272/2008 aufgenommen, welche eine schrittweise Ersetzung von aktuellen Rechtvorschriften über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Mischungen vorsieht.

Hintergrund der aktualisierten Rechtsvorschriften für Biozide

Mit der neuen Richtlinie wird die Frist für die Prüfung der in sogenannten „Biozidprodukten“ vorhandenen Wirkstoffe verlängert, zu welchen u.a. Desinfektions- und Insektenabwehrmittel gehören. Wirkstoffe sind chemische Stoffe oder Mikroorganismen, die eine bestimmte Wirkung auf oder gegen Schadorganismen haben. Eine systematische Prüfung aller auf dem EU-Markt vorhandenen Wirkstoffe wurde im Jahr 2000 eingeleitet und sollte bis zum 14. Mai 2010 abgeschlossen werden. Um diesen Vorgang abzuschließen wurde die Frist nun bis zum 14. Mai 2014 verlängert.

Literatur:

Europäische Kommission, Umwelt: Kommission fordert vier Mitgliedstaaten zur Umsetzung der EU-Vorschriften für Chemikalien auf IP/10/1573, Brüssel, den 24. November 2010