Unfall im Atomkraftwerk in Japan – radioaktive Strahlenbelastung in Deutschland erhöht?

Nachdem ein Erdbeben und nachfolgende Tsunamis das Atomkraftwerk Fukushima beschädigt hatten und die Stromversorgung ausfiel, wurde das Kühlsystem des Reaktors lahmgelegt und der Innendruck des Reaktors steigt an. Vor einigen Stunden kam es im Atomkraftwerk Fukushima zu einer Explosion. Radioaktivität wurde freigesetzt. Eine in Gang geratene Kernschmelze wurde von offizieller Seite bestätigt, später wieder dementiert.

Am frühen Nachmittag sagte der ehemalige Chef der Deutschen Atomaufsicht, Wolfgang Renneberg gegen- über Reuters: „Das ist das klassische Szenario, das den Super-GAU umschreibt“. Er sähe keine Chance mehr den Reaktor Fukushima 1 zu kontrollieren.

Die Behörden in Japan evakuieren die Bevölkerung und verteilen Jodtabletten. Besteht für die deutsche Bevölkerung Gefahr?

Erhöhte radioaktive Luftbelastung in Deutschland

Auf dem Informationsnetzwerk Twitter trug in den Morgenstunden ein Nutzer ein, dass das Bayrische Landesamt für Umwelt erhöhte radioaktive Luftbelastung in München vermeldete. Ich klickte den Link des Bayrischen Landesamtes für Umwelt an, weil ich es kaum glauben konnte. Es stimmte, die Werte waren angestiegen und zeigten eine ca. zehnfache Erhöhung. Beunruhigt fragte ich die Antiatompiraten, die gerade in meiner Timeline mit aktuellen Meldungen zu lesen waren.

Tabelle Radioaktivität in der Luft, erstellt aus Werten der Meßstelle München Johanneskirchen (Ungesicherte Werte, lt. Meßstelle des Bay. Landesamt für Umwelt)

Update 15. März, Werte Bq/m³

15.03.2011 / 05:00 115,2
15.03.2011 / 06:00 170,1
15.03.2011 / 07:00 115,5
15.03.2011 / 08:00 112,5
15.03.2011 / 09:00 115,8

Was bedeuten die erhöhten Werte?

Ich wollte wissen, wie die erhöhten Werte radioaktiver Luftbelastung in München zu werten seien:

@AntiAtomPiraten Könnt Ihr uns die Werte des Bay. Landesamtes zum Anstieg Radioaktivität in München erklären? http://bit.ly/ggSGlV #AKW

Die Antwort kam prompt:

AntiAtomPiraten @SilviaMueller Es ist unserer Ansicht nach ausgeschlo- ssen, dass diese beiden Vorfälle etwas miteinander zu tu… (cont) http://deck.ly/~WHWvt

Radioaktive Luftbelastung in Deutschland

Können wir uns zurücklehnen und Sorge über eine radioaktive Luftbelastung in Deutschland wegschieben? Die Statistik des Landesamtes für Umwelt war einige Zeit nicht erreichbar, jetzt ist sie wieder da und die aktuellen Werte sind gegenüber denen von vorhin gesunken. Alles Paletti?

Eine Informationsseite des Bayrischen Ladesamtes für Umwelt erklärt Schwankungen mit Wetterwechseln und Messfehlern. Doch warum gerade jetzt?

Während wir über diese Frage nachdenken, und Nachrichtenportale darüber informieren, was eine Kernschmelze ist und welche Folgen sie haben kann, gehen überall in Deutschland Menschen auf die Straße und demonstrieren gegen Atomkraft. Radioaktivität kann Krebs und andere Krankheiten auslösen. Die Folgen sind uns noch vom Reaktorunfall in Tschernobyl in Erinnerung. Dadurch hervorgerufene radioaktive Belastungen sind vor allem in Wildfleisch und Pilzen auch in Deutschland immer noch deutlich messbar und werden es auch noch für lange Zeit sein. Was bringt uns Fukushima in den nächsten Tagen und Wochen? Eine verlässliche Antwort darauf kann keiner geben. Das Atomkraftwerk Fukushima galt als erdbebensicher. Welche Verlässlichkeit die Aussagen von Behörden, Politikern und der Atomlobby haben, erfahren die Menschen, die gerade um Fukushima herum evakuiert werden, hautnah.

Der Kommentar von Reiner Metzger in der taz mit dem Titel „Die Dreckschweine der Atomlobby (Anm.: Die taz änderte diese Headline einige Zeit später). Dieses Vertuschen und Verzögern ist ein unfassbarer Skandal“, ist realitätsnäher als die Aussagen der Verantwortlichen. Reiner Metzger bringt es auf den Punkt, er schreibt:

„Dieses Vertuschen und Verzögern ist ein unfassbarer Skandal. Und er ist keine Folge des Chaos nach dem Beben, nein – das hat Methode. Noch bei jedem Atomunfall war es so. Erst mal versuchen, die schöne Fassade intakt zu lassen. Lieber die Gesundheit von Zehntausenden und Hunderttausenden gefährden, als schlechte Presse zu riskieren. ..“

In Gedanken sind wir bei unseren japanischen Freunden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Weiterer interessanter CSN Artikel zum Thema:

Wird aus nuklearem Sperrgebiet ein Vergnügungspark?

15 Kommentare zu “Unfall im Atomkraftwerk in Japan – radioaktive Strahlenbelastung in Deutschland erhöht?”

  1. Juliane 12. März 2011 um 16:07

    „Die Ausbreitung der Radioaktivität um den Globus wird Wochen dauern….“
    http://www.tweetdeck.com/twitter/AntiAtomPiraten/~WHWvt

    Vergleichen wir mal die Daten des letzten Super_GAU 1986

    Zitat Wiki:

    „Die größten Freisetzungen radioaktiver Stoffe fanden während des Zeitraums von zehn Tagen nach der Explosion statt. Etwa 15 % der Freisetzung erfolgte durch die Kritikalitätsexkursion schon am 26. April 1986, die Hauptfreisetzung aber verteilt auf die folgenden Tage durch die Zerstörungen aufgrund des Graphitbrandes. Aufgrund der großen Hitze des bauartbedingten Graphitbrandes gelangten gasförmige oder leichtflüchtige Stoffe (z. B. Jod oder Cäsium) in Höhen von 1.500 bis 10.000 Meter. [9]Die Wolken mit dem radioaktiven Fallout verteilten sich zunächst über weite Teile Europas und schließlich über die gesamte nördliche Halbkugel. Wechselnde Luftströmungen trieben sie zunächst nach Skandinavien, dann über Polen, Tschechien, Österreich, Süddeutschland und Norditalien. Eine dritte Wolke erreichte den Balkan, Griechenland und die Türkei. Innerhalb dieser Länder wurde der Boden je nach regionalen Regenfällen unterschiedlich hoch belastet. Insgesamt wurden etwa 218.000 Quadratkilometer mit mehr als 37.000 Becquerel (37 kBq) Cs-137 pro m² radioaktiv belastet. Mehr als 70 Prozent dieser Gebiete liegen in Russland, der Ukraine und Weißrussland. Während hier die stärksten Konzentrationen an flüchtigen Nukliden und Brennstoffpartikeln entstanden, wurde mehr als die Hälfte der Gesamtmenge der flüchtigen Bestandteile und heißen Partikel außerhalb dieser Länder abgelagert. Jugoslawien, Finnland, Schweden, Bulgarien, Norwegen, Rumänien, Deutschland, Österreich und Polen erhielten jeweils mehr als ein Petabecquerel (1015 Bq oder eine Billiarde Becquerel) an Cäsium-137. Insgesamt wurden in Europa etwa 3.900.000 km² (40 % der Gesamtfläche) durch Cäsium-137 kontaminiert (mindestens 4 kBq pro m²)….

    Auch einige Regionen in Großbritannien und Skandinavien sowie im Alpenraum sind teilweise hohen Cäsium-Kontaminationen ausgesetzt, wobei die Belastung im Laufe der Jahre nur langsam abnimmt. In einigen Ländern gelten weiterhin Einschränkungen bei Produktion, Transport und Verzehr von Lebensmitteln, die immer noch durch den radioaktiven Niederschlag von Tschernobyl belastet sind.[10]

    http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl

    Allerdings
    Der Fallout ist längst hier

    „Von Stunde zu Stunde wird das Ausmaß des Horrors sichtbarer, der Japan ergreift. Wohin die radioaktive Wolke zieht, ist schwer abzuschätzen. Grenzen kennt die tödliche Strahlung nicht.

    Meteorologen und Atomexperten versichern uns: Nach Deutschland kommt der Fallout nicht. Das scheint richtig. Aber der politisch-gesellschaftliche Fallout ist längst da……

    Denn sicher, das zeigen die Bilder aus Japan aufs Drastischste, ist diese Technik nicht zu machen. Todsicher.“

    http://www.fr-online.de/politik/meinung/der-fallout-ist-laengst-hier/-/1472602/8113934/-/index.html

    Meine Gedanken sind bei den Opfern in Japan.

    Juliane

  2. Clarissa 12. März 2011 um 16:31

    Also das mit München kann kaum mit Japan zusammen hängen, denndie Wolke bräuchte unter günstigsten Bedingungen mindesten 10 Tage bis sie in Deutschland anlanden würde. Ich habe vor 2 Stunden um ca 13:00 gemessen und hatte nur eine ganz normale Hintergrundstrahlung von 0,07uSv/h in meinem Keller habe ich 0,13uSv/h also noch ist hier nichts angekommen. Ich werde jetzt einmal öfter messen und vor allen Dingen Lebensmittel überprüfen aber für die nächsten 7 Tagen dürften wir hier noch absolut sicher sein, danach muss man sehen was passiert.

    Gestern wurden dort ja schon erhöhte Cäsiumwerte gemessen und das ist nicht gut für den Menschen, denn unsere Körper nehmen nur allzu gerne Cäsium auf, denn es ähnelt unserem Calcium und das Jodtabletten an die Bevölkerung verteilt werden bedeutet, daß dort auch mit Jod 131 gerechnet wird und das reichert sich in der Schilddrüse an, es gibt nur die Möglichkeit die Schilddrüse mit sauberem Jod voll zu füllen, denn dann will sie vom Jod 131 nichts mehr wissen.

  3. Ben 13. März 2011 um 12:33

    Hallo,

    letzte Nacht waren laut der Webseite wieder erhöhte Werte gemessen worden, ca der gleiche Start- und Endpunkt der Erhöhungen. Was gibt es da für eine Erklärung? Die Nacht?

    Hier nochmal die Seite: http://inters.bayern.de/mnz/php/ifrmw.php?station=812&komp=207&tbltyp=2

    Interessant wäre dazu mal eine längere Auflistung, über die letzten Wochen oder so, vielleicht ist es ja einfach nur eine natürliche Schwankung?

  4. Silvia 13. März 2011 um 14:08

    Hallo Ben,

    eine solche Liste mit Werten der letzten Wochen und Monate habe ich auch vergeblich gesucht.
    In der Tat, es wäre interessant sie einzusehen.

    Viele Grüsse, Silvia

  5. Clarissa 13. März 2011 um 15:10

    Und hier kommt der Link für alle Messstellen online: http://odlinfo.bfs.de/

  6. Clarissa 13. März 2011 um 15:11

    Quelle (DPA)
    Berlin – Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) betreibt 1800 Messsonden, die die Radioaktivität in Deutschland messen. Sie könnten auch frühzeitig eine mögliche erhöhte Radioaktivität aus dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima erfassen.

    Zudem gibt es ein hochsensibles Vorwarnsystem auf dem Schauinsland bei Freiburg. Diese Messstation für atmosphärische Radioaktivität kann laut BfS feinste Konzentrationen von Radioaktivität in der Atmosphäre aufspüren.

  7. Clarissa 13. März 2011 um 15:13

    Hintergrund: Strahlenkrankheit
    Quelle: (DPA)
    Berlin – Radioaktive Strahlen sind von einer gewissen Stärke an gesundheitsschädlich, bei gewissen Dosen führen sie zwangsläufig zum Tod. Denn die Strahlen können Körperzellen zerstören.

    Die Schäden sind unterschiedlich und hängen von der Dauer, Art und Stärke der Strahlen ab. Experten unterscheiden zwischen akuten Strahlenschäden und Spätfolgen. Bereits niedrig dosierte Strahlen können das Erbgut verändern und damit langfristig Krebs auslösen. Von welcher Strahlendosis an solche Schäden auftreten können, ist unter Wissenschaftlern umstritten.

    Besonders Leukämie, Schilddrüsen-, Lungen- und Brustkrebs sind mögliche Spätfolgen. Geringe Schäden des Erbguts kann das Reparatursystem der Körperzellen aber beheben. Hohe Strahlendosen führen schnell zu Fieber, Übelkeit, Verbrennungen von Haut und Mundraum, in der Folge zu Haarausfall, inneren Blutungen und schlimmstenfalls zum Tod.

    Die Auswirkungen einer Bestrahlung von großen Teilen oder des ganzen Körpers wird als Strahlenkrankheit bezeichnet. Die Intensität der Bestrahlung wird in der Regel in Gray (Gy) gemessen, wobei die Einheit Gray das Maß der vom Gewebe absorbierten Strahlungsdosis angibt.

    Ab der kritischen Dosis von einem Gy reagiert der Körper relativ schnell etwa mit Übelkeit, Fieber und Durchfall. Das Knochenmark wird angegriffen, es kann zu Blutungen und Infektionen kommen. Eine Belastung von mehr als fünf Gy greift außerdem den Verdauungstrakt an, bei optimaler Behandlung kann der Betroffene sich aber unter Umständen erholen. Bei einer Ganzkörperbestrahlung mit mehr als sechs Gray sind die Überlebenschancen selbst bei optimaler Behandlung gering. Fast keine Überlebenschancen gibt es bei mehr als 15 Gy.

  8. Clarissa 14. März 2011 um 17:18

    In Berlin aktuell der Wert von 13:00 0,10 uSv/h also keine Veränderung gegenüber Gestern. Gemessen wurde nach dem Regen, das Erdreich, das Wasser, die Luft. Die Schwankungsbreite lag bei 0,03 uSv/h

  9. Clarissa 15. März 2011 um 14:15

    Dienstag 15.03.2011 Messung Luft, Boden 0,09 uSv/H
    Messort Berlin

  10. Silvia 15. März 2011 um 14:44

    Hallo Clarissa,

    vielen Dank, dass Du uns auf dem Laufenden hälst über die Werte in Berlin.

    In München wurden folgende Werte gemessen:

    Messwertetabelle [Bq/m³]

    14.03.2011 / 24:00 30,6
    15.03.2011 / 01:00 27,0
    15.03.2011 / 02:00 38,5
    15.03.2011 / 03:00 64,2
    15.03.2011 / 04:00 49,6
    15.03.2011 / 05:00 115,2
    15.03.2011 / 06:00 170,1
    15.03.2011 / 07:00 115,5
    15.03.2011 / 08:00 112,5
    15.03.2011 / 09:00 115,8
    15.03.2011 / 10:00 45,4
    15.03.2011 / 11:00 11,7

    http://inters.bayern.de/mnz/php/ifrmw.php?station=812&komp=207&tbltyp=2

  11. Clarissa 15. März 2011 um 17:44

    Da wir hier mit Sievert (Sv) bzw. Mikrosievert )uSv) und Becquerel (Bq) hantieren hier mal ein wenig Aufklärung zum besseren Verständnis.

    Äquivalentdosis

    Die Äquivalentdosis ist das Maß für die biologische Wirkung ionisierender Strahlung auf den Menschen. Sie ist definiert als das Produkt aus der Strahlungsenergie, die in einem Kilogramm Gewebe absorbiert wird und einem Bewertungsfaktor für die biologische Wirksamkeit unterschiedlicher Strahlenarten.

    Die Äquivalentdosis wird in der Einheit Sievert angegeben (Sv).
    1 µSv = Mikrosievert ist der millionste Teil des Sievert.
    1 mSv = Millisievert ist der tausendste Teil des Sievert.

    Aktivitätskonzentration der L U F T

    Die Aktivitätskonzentration in der Luft wird in der Einheit Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3) angegeben. Die Aktivitätskonzentration der Luft gibt an, wieviele Atome eines bestimmten Radionuklids in einem Kubikmeter Luft pro Sekunde zerfallen.

    Bedeutung der durchschnittlichen natürlichen Strahlenexposition für die Gesundheit des Menschen

    Die durchschnittliche natürliche Strahlenexposition einer Person liegt in Deutschland bei 2,4 mSv pro Jahr. In Abhängigkeit vom Wohnort und der Wohnung kann die Bestrahlung zwischen 1 und 10 mSv pro Jahr schwanken. Maßgeblich beeinflußt wird die Höhe der Strahlenexposition von der Konzentration des radioaktiven Edelgases Radon, die sehr unterschiedlich in den verschiedenen Regionen Deutschlands sein kann.

    Quelle und weitere Informationen: http://www.gesundheitsamt.de/alle/umwelt/physik/strahl/ion/ra/bg.htm

  12. Sausewind 16. März 2011 um 17:22

    Die interaktive Karte von DIE ZEIT zeigt, wie viele Menschen in Deutschland im direkten Umkreis von Atomkraftwerken leben:

    http://opendata.zeit.de/atomreaktoren/

  13. Jens Miller 16. März 2011 um 23:30

    DIE EINFACHSTE aber radikale Methode ist auf die defekten Atomkraftwerke Atombomben oder Wasserstoffbomen werfen.. da ist zwar 50 km im Umkreis alles platt aber die Strahlen bleiben nur in dem Bereich

  14. Clarissa 18. März 2011 um 13:51

    Wert vom 17,03,2011 13:00 0,10 uSv/h
    Wert vom 18,03,2011 13:00 0,12 uSv/h
    Messort Berlin

  15. Clarissa 19. März 2011 um 16:08

    Wert vom 19,03,2011 13:00 0,11 uSv/h
    Messort Berlin

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