Nanopartikel in Körperpflegeprodukten und Kosmetik haben möglicherweise Auswirkungen auf die Umwelt

 Nano Partikel können problematisch fürt die Umwelt sein

Salt Lake City, 26. März 2009 – Über die Verwendung von Mikroben als ihren „Kanarienvogel im Käfig“  berichteten Wissenschaftler aus Ohio vorgestern, dass Nanopartikel, die jetzt in Kosmetika, Sonnencremes und Hunderten anderer Körperpflegeprodukte eingesetzt werden, schädlich für die Umwelt sein könnten.
 
Ihr Bericht war Teil von Symposien, die rund zwei Dutzend Dokumente beim 237. Nationalen Meeting der American Chemical Society einbezogen. Wissenschaftler bemühten sich dort darum, die Auswirkungen von Nanopartikeln auf die Umwelt und auf die menschliche Gesundheit zu verstehen. Hunderte von Produkten nutzen diese Nanopartikel – die ein Fünftausendstel des Durchmessers eines menschlichen Haares besitzen – und sind bereits auf dem Markt. Angesichts, dass noch viele weitere Produkte auf ihr Debüt warten, versuchen Wissenschaftler, unerwünschte Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt schon im Vorfeld zu vermeiden.
 
Die Studie von Cyndee Gruden, PH. D. und Olga Mileyeva-Biebesheimer fokussierte sich auf Nano-Titandioxid (nano-TiO2) Partikel, die man in Kosmetik, Sonnencremes und sonstigen Körperpflegeprodukten findet. Diese Partikel werden wegen ihrer hochgradig nützlichen Eigenschaft zugefügt, ultraviolettes Licht im Sonnenlichtspektrum zu blocken. Übermäßige Sonnenlichtexposition kann zu vorzeitiger Hautalterung und Hautkrebs führen.
 
Gruden, die an der University of Toledo arbeitet, erklärte, dass die Nanopartikel in Haushalten den Abfluss heruntergespült werden, wenn die Leute baden und dann in den Klär- und Wasseraufbereitungsanlagen enden. Von dort aus können sie in Seen, Flüsse und andere Wasserströme eintreten, wo Wasserorganismen eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung einer gesunden Umwelt leisten.
 
„Wenn sie in einen See geraten, was passiert dann?“, fragte Gruden, „Werden sie in einen Organismus eintreten und sich mit ihm verbinden? Vielleicht töten sie ihn – oder haben überhaupt nichts damit zu tun. Das sind wichtige Fragen die beantwortet werden müssen, um zu entscheiden, welche Auswirkungen Nanopartikel auf unsere Umwelt haben können. Im Moment sind wir hinsichtlich der Antworten hierzu nicht allzu sicher.“
 
Gruden studierte das Überleben von Escherichia coli (E. coli) Bakterien, wenn diese in Laborkulturen unterschiedlichen Konzentrationen von nano-TiO2 ausgesetzt sind. Sie fand überraschenderweise eine ausgedehnte Reduktion von Überleben bei ihren Proben, die für weniger als eine Stunde geringen Konzentrationen von Nanopartikeln ausgesetzt waren. „Wie schnell die Auswirkungen eintraten überraschte mich.“ sagte sie. Diese Erkenntnisse öffnen die Türen für zukünftige Forschung, einschließlich Studien zur Feststellung, ob der gleiche Effekt auch in der Natur eintritt.
 
Gruden’s Methode zur genauen Feststellung der Schäden durch Nanopartikel verwendet Fluressenz, um zu identifizieren, wann die Zellmembranen in Mikroben Schaden nehmen. Wenn Membranen – ein kritischer Bestandteil einer Mikrobe – beschädigt sind, stoßen diese Zellen ein schwaches rotes Leuchten aus. „Die Methode, die sich auf Fluressenz stützt, erlaubt uns, die Ergebnisse schneller zu erlangen, vielleicht mit größerer Sensitivität,“ sagte sie und ergänzte dazu, dass diese Herangehensweise wissenschaftliche Anstrengungen beschleunigen könnte, die Schwelle, bei der Nanopartikel toxisch für Mikroben werden können, zu verstehen.   

 
Anhand einer zweiten Studie über Nanopartikel am ACS National Meeting beschrieben Wissenschaftler aus Utah, die Entwicklung eines neuen Biosensors, der wie ein Leuchtturm blinkt, wenn er Nanopartikel in der Umwelt feststellt.
 
Anne Anderson und ihre Kollegen von der Utah State University haben Gene in eine Stammkultur von Pseudomonas putida (P. putida) eingefügt – einer nützlichen Mikrobe in der Erde – damit sie Licht beim Kontakt mit Nanopartikeln von Schwermetallen aussendet. Das Bakterium leuchtet hell, wenn es in einem normalen gesunden Zustand ist. Das Leuchten verdunkelt sich jedoch bei Exposition gegenüber toxischen Substanzen.
 
„Die Neuheit dieses Biosensors ist, dass wir in der Lage sind, die Resultate sehr, sehr schnell zu erhalten“, sagte sie,  „und wir können diese Antworten in Abwesenheit anderer Faktoren erhalten, die mit herausfordernden Substanzen auch wieder Verbindung eingehen könnten.“ Anderson merkt an, das herkömmliche Herangehensweisen, um bakterielles Zellwachstum zu messen, zwei Tage dauern können. „Mit dem Schnipsen Ihrer Finger können Sie sehen, wie einige dieser Dinge passieren.“
 
Anderson’s Gruppe entdeckte, das P. putida Silber-, Kupfer- und Zinkoxid Nanopartikel nicht tolerieren kann. Die Toxizität tritt bei Konzentrationen ein, die so niedrig sind, wie Mikrogramms pro Liter. Das ist vergleichbar mit einem oder zwei Tropfen Wasser in einem Schwimmbad von Olympiagröße. Anderson warnt davor, dass dieser Umstand eine Gefahr für das Wasserleben auslösen könnte. „Wenn Sie auf den Grenzwert für Kupfer schauen, den die Environmental Protection Agency für Fische und andere Wasserorganismen festgelegt hat, dann sind Sie bereits an dieser Wirkschwelle für Toxizität angelangt.
 
„Es gibt viele Diskussionen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft über die Toxizität von Nanopartikeln“, sagte Anderson. Einige Wissenschaftler glauben, dass sich Nanopartikel in der Natur zusammen anreichern oder sich mit dem Schlamm und/oder anderem organischen Material verbinden, und dadurch dann im höchsten Maße ihre Toxizität reduzieren. „Wir wissen nicht, ob das wahr ist oder nicht“, sagte sie. Deshalb untersuchen andere Mitglieder der Wissenschaftlergruppe aus Utah derzeit diesen Aspekt des Problems. 
 
Selbst wenn die Öffentlichkeit letztendlich verantwortlich ist, die Risiken durch Konsumprodukte zu verstehen, sagte Gruden, spielt die Wissenschaft eine große Rolle, die möglichen Gefahren aufzuzeigen. „Es ist die Aufgabe des Wissenschaftlers, gute Wissenschaft zu verrichten, und die Ergebnisse für sich selbst sprechen zu lassen, “ sagte sie. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es unklar, ob der Nutzen von Nanotechnologie die Risiken überwiegt, die mit ihr in Zusammenhang stehen durch die Freisetzung der Partikel in die Umwelt und der Exposition der Umwelt gegenüber Nanopartikeln.“

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. März, 2009

 

Literatur:
American Chemical Society, Nanoparticles in cosmetics/personal care products may have adverse environmental effects, Pressemitteilung, 26. März 2009
 
Anm.: Die American Chemical Society ist eine gemeinnützige Organisation, die vom U.S. Kongress berufen ist. Mit mehr als 154.000 Mitgliedern ist die ACS die größte wissenschaftliche Gesellschaft weltweit und weltweit führend in der Bereitstellung chemikalienbedingter Forschung durch seine zahlreichen Datenbanken, peer-review Journale und wissenschaftlichen Konferenzen. Seine Hauptbüros befinden sich in Washington D.C. und in Columbus, Ohio.

4 Kommentare zu “Nanopartikel in Körperpflegeprodukten und Kosmetik haben möglicherweise Auswirkungen auf die Umwelt”

  1. Energiefox 29. März 2009 um 07:40

    Ein sehr wichtiger Punkt ist doch wohl wir verlieren, wie auch mit der Gentechnik, unsere Unabhängigkeit. Ich möchte nicht gerne von solchen Produkten abhängig werden. Dann noch wie hier berichtet wird, es sind unabschätzbare Risiken für die Gesundheit zu befürchten. Welch ein Kraut soll uns dann noch retten? Die große Gefahr besteht, dass traditionelle Güter und Produkte vom Markt verdrängt werden. Wie soll ich mich dann im Notfall selber versorgen. Völlig unverständlich ist mir, wir haben zigtausend natürliche Produkte mit der der Mensch immer gut klar kam.

    Warum sind denn viele Leute an MCS erkrankt, doch wohl, weil viel zu viel Schadstoffe in unseren Produkten stecken.

    Gruß Energiefox

  2. Analytiker 30. März 2009 um 08:39

    Dass die Risiken von Nanopartikeln in Körperpflegeprodukten und in anderen Gegenständen unseres Alltags, nicht ausreichend abgeklärt sind bzw. per dato nicht ausgeschlossen werden können, wäre man gut beraten, diese Risiken auch nicht auf die Menschheit loszulassen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Menschheit als Laborratte missbraucht wird.

  3. Henriette 30. März 2009 um 12:51

    Ich kann mich dem Analytiker nur anschließen. Man sollte die Menschen nicht als Versuchskaninchen missbrauchen und sie nicht unnötigen Risiken durch die unzureichend erforschte Nanotechnologie aussetzen. Es gibt ja bereits vielfältige Anwendungen für Nanotechnik, in Kosmetika, wie hier beschrieben, aber auch in Küchengeräten, vielfältigen Beschichtungen, z. B. von Duschkabinen aber auch Nano-Food ist im Kommen.

    Also ich finde es unverantwortlich, wie mannigfaltig die Nano-Technologie globale Anwendung findet, währenddessen man die Risiken nicht ausschließen kann. Aber das kennen wir MCS Betroffenen ja bereits von anderer Stelle, mögliche Risiken werden gerne unter den Teppich gekehrt.

  4. Lucca 2. April 2009 um 08:31

    Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat diese Woche einen Bericht vom schwedischen grünen Europaabgeordneten Carl Schlyter angenommen, der für stärkere Kontrolle von Nanotechnologie plädiert und auch die Anwendung eines „Ohne Daten kein Markt?-Prinzips fordert, das in der REACH- Verordnung enthalten ist.

    http://www.euractiv.com/de/wissenschaft/europaabgeordnete-ohne-daten-kein-markt-nanotechnologie/article-180908

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