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60 Wissenschaftler und NGOs appellieren an EFSA

Wissenschaftler und Nichtregierungsorganisationen [NGOs] warnen gemeinsam vor Kunststoff-Chemikalie BPA

Eine noch nie da gewesene Anzahl von sechzig Wissenschaftlern, internationalen Gesundheit- und Frauenorganisationen aus der ganzen Welt haben zusammen an die European Food Safety Authority (EFSA), die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit geschrieben und bekundet, dass Handlungsbedarf besteht, um die Belastung mit Bisphenol-A (BPA), insbesondere für hoch gefährdete Personengruppen wie Kleinkinder und Schwangere, zu reduzieren.

Stellungnahmen von einigen der beteiligten Wissenschaftlern und NGOs finden Sie gegen Ende dieser Mitteilung.

Insgesamt haben 41 NGOs und 19 Wissenschaftler aus 15 Ländern aus verschiedenen Regionen dieses Globusses (einschließlich 9 aus Großbritannien) den Brief unterzeichnet. Dieser Brief trifft unmittelbar vor der Veröffentlichung einer neuen wissenschaftlichen Einschätzung zur Sicherheit von Bisphenol-A in Materialien ein, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, welche Anfang Juli 2010 erwartet wird. Die EFSA wurde von der Europäischen Kommission gebeten, die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Bisphenol-A zu bewerten und wenn nötig die derzeit als vertretbar angesehene tägliche Aufnahmemenge, den Tolerable Daily Intake (TDI) zu aktualisieren (die exakte Menge in Lebensmitteln und Trinkwasser, die (oral) ein ganzes Leben lang ohne nennenswertes Gesundheitsrisiko aufgenommen werden kann).

Bisphenol-A ist eine in großen Mengen hergestellte Chemikalie, welche zur Produktion von transparenten und nahezu unzerbrechlichen Polycarbonat-Kunststoffen verwendet wird. Man findet es in Kunststoffen für Lebensmittel und Getränke, wie z.B. Babyfläschchen, Wasserflaschen für Sportler, als Epoxydharzbeschichtungen in Lebensmittelkonserven und Getränkedosen, in Plastikbehältern zur Aufbewahrung von Lebensmitteln, in Geschirr und anderen Erzeugnissen, einschließlich Zahnfüllungen, und es wurde festgestellt, dass es in die Nahrung und die Getränke gelangt.

Zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Bisphenol-A gab es schon länger aufgrund wissenschaftlicher Studien Bedenken, welche gezeigt haben, dass extrem geringe Belastungen den Hormonhaushalt stören. Humane Biomonitoring-Studien haben nachgewiesen, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen in den Industriestaaten einer Belastung mit Bisphenol-B ausgesetzt ist.

Die bisherige Einschätzungen der EFSA von 2007 und 2008 stützten sich in erster Linie auf ein paar industriefinanzierte wissenschaftliche Studien, die keine Bedenken wegen den Belastungen mit BPA zum Ausdruck brachten, denen wir ausgesetzt sind. Das Schreiben von Forschern und NGOs weist auf die wissenschaftliche Kritik an diesen Studien in akademischen Journalen hin, da „mehrere hundert peer reviewed, [d.h. von Kollegen/Fachgremien geprüfte] wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht worden sind, die auf mögliche nachteilige Gesundheitsfolgen durch BPA-Belastungen hingewiesen hatten“.

Darüber hinaus lenkt das Schreiben den Blick auf ein paar der neuen Studien, welche belastungsbedingte, potentielle Risiken aufzeigten, mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit an ‚Diabetes‘, ‚Entwicklungsstörungen‘ und Brustkrebs zu erkranken. Bisphenol-A Belastung in umweltrelevanter Höhe, die man üblicherweise in der Umwelt entwickelter Länder findet, wurde außerdem von unabhängigen Wissenschaftlern an Universitäten immer wieder mit einer Reihe anderer ernsthafter chronischer Erkrankungen in Zusammenhang gebracht.

Trotz der bestimmenden Position der EFSA, chemische Sicherheitsstandards EU-weit festzulegen, wurden Schweden und Deutschland nach Frankreich und Dänemark der aktuell dritte und vierte EU-Mitgliedsstaat, welcher vor der EFSA-Bewertung Maßnahmen einleitet.

Andreas Carlgren, Schwedens Umweltminister, stellte am 11. Mai 2010 fest, dass

„Schweden mit einen nationalen Verbot vorpreschen wird, falls die EU nicht schleunigst die hormonwirksame Substanz Bisphenol in Babyfläschchen verbietet“.

Der Präsident des Deutschen Umweltbundesamtes gab am 9. Juni ebenfalls die EFSA-Leitlinie auf, indem er neue Richtlinien veröffentlichte, die an

„Hersteller, Importeure und Anwender von Bisphenol-A“ appellieren, „alternative Substanzen zu benutzen, welche in allen Anwendungs-bereichen die maßgeblich zur Belastung beitragen, für die menschliche Gesundheit und Umwelt ein geringeres Risiko verursachen“.

Behörden in Kanada und den USA haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die Belastung durch BPA zu begrenzen, beispielsweise bei der Verwendung für Babyfläschchen. Bis jetzt hat es auf Europäischer Ebene noch keine ähnliche Aktion gegeben.

Eine Anzahl von EU-Mitgliedstaaten treten weiterhin für ein europaweites gemeinsames Vorgehen bzgl. Bisphenol-A ein. Tim Smith, Leiter der Britischen Food Standards Agency, der Verbraucherschutzbehörde, erklärte am 12. Mai 2010 in einem internen FSA Bericht, dass er „es als wichtig erachtet, dass es eine europaweite einvernehmliche Haltung gibt“ und dass die FSA nur in dem Fall „unsere Position entsprechend [der FSA Neubewertung] ändern wird, wenn dies als notwendig befunden wird“, ungeachtet der Maßnahmen, die anderswo in der EU ergriffen werden.

Die EFSA hat bereits die Veröffentlichung ihrer Neubewertung verschoben, wie es auf der Homepage heißt:

Um der Europäischen Kommission einen Überblick zum neusten Stand der Sicherheit von BPA zu verschaffen, wird die EFSA nun eine wissenschaftliche Einschätzung eher Anfang Juli als Ende Mai vorlegen. Grund ist, dass die Mitglieder des Gremiums hunderte von Studien für ihren Bericht und die Analyse der neusten wissenschaftlichen Literatur berücksichtigen müssen.

Das Schreiben der Wissenschaftler und Organisationen beginnt damit, ‚diese Ankündigung zu begrüßen‘, welche nach 11 Stunden veröffentlicht wurde, nachdem die EFSA endgültig zugestimmt hatte, hunderte nicht industriefinanzierte Studien in Augenschein zu nehmen.

Der Brief wurde von ‚Breast Cancer UK‘ und Prof. Fredrick vom Saal entworfen, kuratierter Professor für Biologie-Wissenschaften an der University of Missouri-Columbia, der von seinen Kollegen für seine Arbeit zu Bisphenol-A ausgezeichnet wurde und eine anerkannte Koryphäe auf seinen Gebiet ist. Die Bemühungen wurden außerdem von der Health and Environment Alliance in Brüssel [HEAL) koordiniert.

Prof. vom Saal erklärte anlässlich der Veröffentlichung des Briefes das folgende:

„Im Kern der BPA-Debatte geht es um eine veraltete Ansammlung von Richtlinien von Regulierungsbehörden, die auf Verfahren beruhen, welche vor über 50 Jahren entwickelt wurden, um die Sicherheit von Chemikalien abzuschätzen. So haben Forschungsmethoden des 21. Jahrhunderts in hunderten von veröffentlichten Berichten eine überwältigende wissenschaftliche Evidenz für die Schädlichkeit geliefert, doch diese Ergebnisse werden zurückgewiesen, weil sie nicht mit den überkommenen Prüfrichtlinien übereinstimmen.“

„Dies hat bewirkt, dass sich Regulierungsbehörden gänzlich auf die industriefinanzierte Forschung verlassen, die ‚zugelassene‘ Prüfmethoden anwendet, welche grob und unempfindlich sind, und es überrascht nicht, dass 100% dieser industriefinanzierten Studien zum Schluss kommen, dass BPA keine Schäden hervorruft.“

„Der einzige vernünftige Weg für Europäische Regulierer ist, entscheidungsfreudige Maßnahmen zu ergreifen, um die menschliche Belastung durch BPA zu verringern. Die überwältigende Natur aller wissenschaftlichen Beweise rechtfertigt dies als Dringlichkeit.“

Clare Dimmer, Vorsitzende des Kuratoriums von Breast Cancer UK und ehemaligen Krebspatientin erklärte:

„Brustkrebs ist die häufigste Krebsart in Europa und hat trotz aller kostenintensiven Aufwendungen der Regierungen für Untersuchung, Behandlung und Intensivierung der Forschung schnell zugenommen. Nun muss es an der Zeit sein, dass die Behörden auf die Wissenschaft reagieren und anfangen, zu gefährlichen Chemikalien wie Bisphenol-A, das in unseren Alltagsprodukten vorkommt, eine vorsorgliche Haltung einzunehmen.“

Lisette van Vliet, Ph.D., Beraterin für Giftstoff-Richtlinien bei HEAL sagte:

Es ist höchste Zeit, dass die EFSA zum überwältigenden Forschungsstand aufholt, der reale Gründe liefert, sich über unsere tägliche BPA-Belastung Gedanken zu machen.“

Die Beteiligten Wissenschaftler und Organisationen bekamen die Möglichkeit, für diese Pressemitteilung eine kurze Bemerkung zu übermitteln. Jene, die darauf reagierten, sind unten aufgeführt. Dies soll die teilnehmenden Organisationen nicht daran hindern, eigene Pressemitteilungen, unterstützende Erklärungen und zusätzliche Kommentare heraus zu geben.

Prof. Andrew Watterson, Forschungsgruppe Arbeit- und Umweltmedizin an der University of Stirling sagte:

„Es macht Angst, wenn die Beweiskraft der wissenschaftlichen Belege geprüft wird [um erst herauszufinden), ob ernsthafte Maßnahmen zur Verringerung der menschlichen Belastung unmittelbar ergriffen werden sollten. Hunderte akademischer Studien haben ausdrücklich das Risiko von Entwicklungsschäden bei Föten und Kleinkindern durch BPA-Belastung hervorgehoben, und dies sollte eine starke Vorsorgerichtlinie als Antwort der Europäischen Behörden diktieren. Falls dies nicht der Fall sein sollte, muss die Britische Regierung eingreifen, wie es andere Europäische Länder bereits tun.“

Daniela Hoffmann, Expertin für Chemikalien, GLOBAL 2000/Friends of the Earth Österreich:

„Letztendlich muss die EFSA den überwältigenden wissenschaftlichen Beweis des Risikos, das BPA für die menschliche Gesundheit bedeutet, anerkennen.“

Sarah Häuser, Expertin für Chemikalien, BUND/Friends of the Earth Deutschland:

„Der bestehende Wert für die tolerierbare tägliche Aufnahme von BPA schützt die Gesundheit des Menschen nicht. In Tierversuchen und Biomonitoring-Studien werden viel geringere Dosen als jene, welche die EFSA als sicher eingeschätzt hat, mit chronischen Erkrankungen und Gesundheitsschäden wie Diabetes und Herzkreislauferkrankungen in Zusammenhang gebracht. Nun ist es Zeit zu handeln.“

Pressemeldung vom 23.06.2010

Hinweis für Redaktionen:

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an

Hratche Koundarjian, Campaign Manager, Breast Cancer UK

Charity No: 1088047

T: 07905 911 039, E-Mail: hratche@breastcanceruk.org.uk

W: www.breastcanceruk.org.uk / www.nomorebpa.org.uk

Der Brief mit den Unterschriften:

An

Prof. Klaus-Dieter Jany, Chair of the CEF Panel

European Food Safety Authority

Largo N. Palli 5/A

43121 Parma, Italy

23. Juni 2010

Sehr geehrter Herr Prof. Jany,

wir schreiben, um die Ankündigung auf der Webpräsenz der European Food Safety Authority (EFSA) zu begrüßen, wonach das CEF-Gremium ‚hunderte von Studien in seinem Bericht und in seiner Analyse der neusten wissenschaftlichen Literatur‘ für die Überprüfung des DTI, [der tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge] von Bisphenol-A in Produkten, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, berücksichtigen wird.

Während der letzten eineinhalb Jahrzehnte wurde ein substantieller Korpus veröffentlicht, der sich auf mehrere hundert geprüfte (peer rewiewed) wissenschaftliche Abhandlungen beläuft, die auf mögliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit hingewiesen haben, welche mit den BPA-Belastungen durch interne Dosen zusammenhängen, dem biologisch wirksamen BPA, das man im menschlichen Körper findet.

Wie eine Rezension (Vandenberg et al) von 80 Biomonitoring-Studien in Environmental Health Perspectives im März 2010 veranschaulichte, ‚haben die zwei bis heute durchgeführten toxokinetischen Studien, die nahelegen, dass die Belastung des Menschen zu vernachlässigen ist, signifikante Mängel und sind deshalb für die Einschätzung von Risiken nicht brauchbar.‘

In ihrer vorausgegangenen Risikoeinschätzung von BPA hat die EFSA sich jedoch ausschließlich auf eine kleine Zahl von Studien gestützt, anstatt auf die sehr viel größere Anzahl, welche die US Food and Drug Administration als relevant und sehr brauchbar für ihre Risikobewertung von BPA anerkennt und welche die FDA veranlasste, wegen den Gesundheitsgefahren die von BPA ausgehen Besorgnis zum Ausdruck zu bringen.

Nur eine kleine Minderheit von Studien kamen zu der Aussage, dass die BPA-Belastung völlig sicher ist, und viele dieser Forschungsberichte wurden in akademischen Kommentaren und Antworten als mangelhaft kritisiert, aber gerade auf diese wenigen Studien voller Fehler hat sich die EFSA bisher gestützt, um BPA als sicher zu erklären.

So stellte z.B. ein von 24 Wissenschaftlern verfasster, in der Februar 2010 Ausgabe von Toxicological Sciences publizierter Brief fest: ‚Studien zu veröffentlichen, die für hormonell wirksame Chemikalien in niedrigen Dosen keine schädliche Wirkung feststellen, wobei die Studien keine Positivkontrolle (Tyl et al., 2002), Positivkontrollen mit unzureichende Dosen (Ryan et al., 2009; Tyl et al., 2008), oder wirkungslose Positivkontrollen enthalten (Cagen et al., 1999), ist für Peer Review Journale nicht angebracht (Myers et al., 2009a,b; vom Saal and Welshons, 2006). Solche Studien verletzen die Grundregeln des Studiendesigns.‘

Viele wissenschaftliche Studien stellen nun die Sicherheit von BPA in Frage. Beispielsweise hat eine jüngste Studie darauf hingewiesen, dass BPA möglicherweise zu Stoffwechselstörungen führt, welche die Zucker-Homöostase betreffen und legt nahe, dass BPA ein Risikofaktor für Diabetes darstellen könnte (Alonso-Magdalena et al., 2010). Darüber hinaus ergaben Versuche an der Yale University, dass BPA die normale Entwicklung stören könnte (Bromer et al., 2010), und Doherty et al. (2010) von der Yale University haben eine Studie veröffentlicht, die wegen der epigenetischen Wirkung von BPA auf die Steuerung der Brustdrüsen Anlass zur Sorge gibt, dass möglicherweise ein Risiko für Brustkrebs besteht. Das Auftreten von Endometriose kann ebenfalls befürchtet werden, da die Arbeit von Signorile et al (2010) darauf hindeutet, dass eine pränatale Belastung von Mäusen mit Bisphenol-A bei den weiblichen Nachkommen eine mit Endometriose vergleichbare Reaktion hervorruft.

Darum sind wir der Auffassung, dass jede objektive und gründliche Prüfung der wissenschaftlichen Literatur zu dem Schluss führen wird, dass Maßnahmen notwendig sind, um die BPA-Belastung zu reduzieren, insbesondere für Gruppen mit dem höchsten Risiko, nämlich Kleinkinder und Schwangere.

Es gibt immer mehr Länder, die entweder bereits dabei sind, solche Maßnahmen zu ergreifen, oder die signalisiert haben, dass sie bald ähnliche Maßnahmen einleiten werden.

Wir teilen die Bedenken dieser Regierungen und Behörden und glauben, dass ein Reduzieren der BPA-Belastung für diese Gruppen gleichermaßen wissenschaftlich gut begründet, wie das Beste für die öffentliche Gesundheit ist.

Deshalb bitten wir Sie als Vorsitzender des CEF-Gremiums und die Mitglieder des CEF-Komitees, für die aktuelle Prüfung alle relevanten Studien einschließlich Biomonitoring-Studien zu berücksichtigen, und wir kommen aufgrund dieser Belege zu dem Ergebnis, dass es ein starkes wissenschaftliches Mandat zum Handeln gibt.

Mit freundlichen Grüßen,

  • Benson Akingbemi, Associate Professor, Department of Anatomy, Physiology and Pharmacology, Auburn University, Auburn, USA.
  • Prof. Dr. Ibrahim Chahoud, Institute of Clinical Pharmacology and Toxicology, Dept. of Toxicology, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • André Cicolella, Dipl Eng chemist-toxicologist.
  • Prof. Patricia Hunt, Meyer Distinguished Professor, School of Molecular Biosciences, Washington State University
  • Prof. Maricel V. Maffini. Ph.D. Research Assistant Professor. Department of Anatomy and Cellular Biology, Tufts University School of Medicine
  • Jane Muncke, Ph.D, Environmental Toxicologist, Emhart Glass SA, Switzerland.
  • John Peterson Myers, Ph.D., Chief Scientist, Environmental Health Sciences, Charlottesville VA.
  • Angel Nadal, PhD, Professor of Physiology, Instituto de Bioingeniería and CIBERDEM, Universidad Miguel Hernández de Elche, Spain.
  • Dr John Newby, Medical Information Scientist for the Cancer Prevention Society and Former Member of the Developmental Toxico-Pathology Research Group, Department of Human Anatomy & Cell Biology, Faculty of Medicine, University of Liverpool.
  • Prof. Jörg Oehlmann, Goethe University Frankfurt am Main, Institute for Ecology, Evolution and Diversity.
  • Prof. Gail S. Prins, PhD, Professor of Physiology, Department of Urology, University of Illinois at Chicago.
  • Prof. Fredrick vom Saal, Curators Professor of Biological Sciences, University of Missouri-Columbia.
  • Prof. Pietro Giulio Signorile, President of the Italian Endometriosis Foundation.
  • Prof. Ana M Soto, MD, Department of Anatomy and Cell Biology, Tufts University, School of Medicine.
  • Prof. Hugh S. Taylor, M.D., Professor of Molecular, Cellular and Developmental Biology, Department of Obstetrics, Gynecology and Reproductive Sciences, Yale University.
  • Laura N. Vandenberg, PhD, Postdoctoral Fellow, Center for Regenerative and Developmental Biology, Tufts University.
  • Prof. Cheryl S. Watson, PhD, Professor, Biochemistry & Molecular Biology Dept. University of Texas, Medical Branch, Galveston.
  • Prof. Andrew Watterson, Occupational and Environmental Health Research Group, University of Stirling.
  • Prof. R. Thomas Zoeller, Biology Department, Morrill Science Center, University of Massachusetts.

  • Action for Breast Cancer, Malta
  • Alliance for Cancer Prevention, UK
  • Arnika, Czech Republic
  • Association for Environmental and Chronic Toxic Injury, Italy
  • Austrian section of ISDE (International Society of Doctors for the Environment), Austria
  • Breast Cancer Fund, USA
  • Breast Cancer UK, UK
  • BUND / Friends of the Earth Germany, Germany
  • Cancer Prevention and Education Society, UK
  • ChemSec – International Chemical Secretariat, International
  • CHEM Trust, UK
  • Chemical Sensitivity Network, Germany
  • Clean Air Action Group, Hungary
  • Comité pour le Développement Durable en Santé, France
  • Danish Consumer Council, Denmark
  • The Danish Ecological Council, Denmark
  • Eco-Accord Program on Chemical Safety, Eastern Europe, Caucasus and Central Asia
  • EcoAid, Germany
  • Ecologistas en Acción, Spain
  • Environmental Health Fund, USA
  • Environment Illinois, USA
  • European Environmental Bureau, EU
  • Finnish Association for Nature Conservation, Finland
  • Friends of the Earth Spain, Spain
  • Global 2000 / Friends of the Earth Austria, Austria
  • Health and Environmental Network, Europe
  • Health Care Without Harm, International
  • Indiana Toxics Action, USA
  • Instituto Sindical de Trabajo Ambiente y Salud, Spain
  • The Irish Doctors‘ Environmental Association, Ireland
  • Italian Endometriosis Foundation, Italy
  • Plastic Planet, Austria
  • Rachel’s Friends Breast Cancer Coalition, USA
  • Réseau Environnement Santé, France
  • Society for Sustainable Living, Czech Republic
  • Unison, UK
  • VHUE e.V., Germany
  • Women in Europe for a Common Future, Europe
  • Women’s Environmental Network, Scotland
  • Women’s Voices for the Earth, USA
  • WWF European Policy Office, Europe

Referenzen

Übersetzung: BrunO für CSN-Chemical Sensitivity Network

Obst „klauen“ für mehr Nachhaltigkeit und Artenschutz

Mundraub ausdrücklich erlaubt und sogar gefördert

Die Idee für das Projekt entstand auf einer Kanufahrt. Obstbäume, von deren Zweigen verlockend leckeres Obst hing, brachten einige junge Leute zum Nachdenken. Sie hatten nicht im Sinn, es unentdeckt zu klauen, denn, auch wenn es „nur“ Obst vom fremden Baum ist – das ist Diebstahl und strafbar. Obst ungenutzt hängenlassen bis es verfault, ist aber auch keine akzeptable Alternative und eigentlich müsste auch das strafbar sein, also schritten die jungen Leute zur Tat. Ihre Idee: Sie wollten MUNDRAUB salonfähig machen und dafür sorgen, dass er legal wird. Sie haben es geschafft: Mundraub ist in Deutschland seit November 2009 ausdrücklich und offiziell erwünscht. Die Plattform www.mundraub.org wurde am 23.11.2009 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung als aussichtsreich und zukunftsfähig eingeschätzt und wurde sogar mit dem Nachhaltigkeitspreis prämiert.

Mundraub wird legal

Die hunderttausende vergessenen und herrenlosen Obstbäume in Deutschland werden nach und nach von der Mundraub-Community getaggt und jedem Bürger für eine freie Nutzung überlassen. Das köstliche Obst muss nicht mehr länger nutzlos verfaulen und ganz nebenbei werden alte Obstsorten, die in vielen Regionen nur noch selten anzutreffen sind, erhalten. Um des den „Obst-Räubern“ leicht zu machen, wurde eine interaktiven MundraubMap erstellt, dort kann man nachschauen, wo in nächster Nähe „Beute“ auf freigegebenen Bäumen wartet. Die Initiative kümmert sich außerdem um Freigaberegelungen mit öffentlichen und privaten Eigentümern und sie erarbeitet Geschäftsmodelle für regionale Akteure.

Mundraub wird salonfähig und trägt zu Nachhaltigkeit bei

Mundraub ist ein wichtiges Projekt, das der Sicherheit dient, wie sich im letzten Jahr zeigte, als im Nordosten der Republik der Obstnotstand ausgerufen wurde. Es gab einfach zu viele Äpfel, Birnen und Pflaumen an den Alleen und in den verlassenen Gärten der landflüchtigen Bevölkerung. Eine Fahrt über eine Mecklenburger Obstbaumallee wurde nicht selten zu einer Rutschpartie durch Mus und Kompott. Die meisten dieser Früchte verrotteten, mit ihnen Potenzial für Sprösslinge alter und wertvoller Sorten. Zur gleichen Zeit wurde auf der anderen Seite über die Nicht-Finanzierbarkeit des EU-Schulobstprogramms gestritten und Bioläden boten Früchte aus Neuseeland und Südafrika an.

Genau hieraus entstand letztendlich die Idee, Mundraub wieder salonfähig zum machen. Entwickelt und umgesetzt wird das Projekt von einem kleinen Team aus Deutschland, Dänemark und Kanada. Die fünf Protagonisten wollen nicht nur eine rein technische Lösung anbieten, sondern eine Reihe von positiven Effekten auf Gesellschaft und Landschaft initiieren.

Regional Werte schaffen

Mundraub hat das Potenzial, viele kreative Akteure zusammen zu bringen, die für sich und ihre Regionen Werte schaffen und Werte bewahren. So soll beispielsweise Mundraubsaft in ortsansässigen Lohnmostereien produziert werden und der ländliche Tourismus durch Mundraub-Aktionen während der Erntesaison eine Aufwertung erfahren. Von Betriebsausflügen und Schulwandertagen zur nächsten Obstbaumallee wird das Raubgut in Form von gepresstem Saft mitgebracht, welcher dann monatelang in Büros und Klassenzimmern fließt. Ein rundum gelungenes Projekt also, das volle Unterstützung von jedem Obstbaumbesitzer verdient.

Raubzüge zulassen – Obstbäume melden

Wer Obstbäume im Garten oder auf Grundstücken der Familie hat, die selbst nicht leeressen kann, der kann sie bei www.mundraub.org melden. Oder wenn Ihre Gemeinde Alleen oder Streuobstwiesen besitzt,die niemand nutzt, dann sprechen Sie doch den Bürgermeister an und tragen Sie das Projekt „Mundraub“ vor. Die freigegebenen Bäume werden dann getaggt und auf der mit Googlemaps verbunden Karte auf der Webseite der Initiative vermerkt. Wichtig ist, dass die Bäume nicht mit Pestiziden gespritzt werden, um die Nachhaltigkeitseffekt in vollem Umfang zu garantieren und besser für die Umwelt und die Gesundheit aller „Obst-Diebe“ ist es natürlich auch.

Was es Neues über das Projekt gibt und ausgefallene Rezepte für das Verarbeiten von allem, was in der Natur wächst, kann man auf dem Blog der Initiative MUNDRAUB erfahren. Wer Freude daran findet, kann sich mit der Initiative in Verbindung setzen und auf seine Weise mitmachen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 31. Mai 2010.

Weitere CSN-Blogs über tolle Umweltprojekte:

Persistente Altlasten in Lebensmitteln

Emily Elert hat diesen Artikel anlässlich des Earth Day 2010 verfasst, der am 22.04. zum vierzigsten Mal begangen wurde. Der „Tag der Erde“ wurde von Senator Gaylord Nelson (Democrats) initiiert, um die Umwelt als Thema in die Politik zu bringen.

Damals engagierten sich politisch interessierte Menschen vor allem gegen den Vietnam-Krieg. Das erwachende politische Bewusstsein sollte für die Belange des Umweltschutzes genutzt werden. Wenig später entstanden auch bei uns die ersten Bürgerinitiativen. Selbst ohne Internet war es möglich mitzumischen, indem man Informationen verbreitete, möglichst viele Menschen für ein Thema interessierte und eine politische Debatte los trat. Von Umweltschutz müssen inzwischen selbst jene reden, die ihn missachten, und es wird immer leichter, ihnen auf die Finger zu schauen.

Der Artikel beschreibt ausführlich, wie Schadstoffe in der Umwelt akkumulieren und wie wenig historisch aus ihnen gelernt wurde. Es wird klar, warum eine vegetarische oder bei Beachtung der Nährstoffe vegane Ernährung trotz anders lautender Auskünfte von Medizinern die gesündere ist. Eine vertretbare Gewichtsreduktion kann ebenfalls einen Vorteil bringen.

Über eine Gruppe von Ersatzstoffen für das weltweit immer noch hergestellte DTT werden wir einen eigenen Artikel veröffentlichen. Die ebenfalls persistenten Pyrethroide werden genauso häufig und bedenkenlos wie einst DDT eingesetzt. Verschwiegen wird, dass es sich um ein nicht harmloses Nervengift handelt, das kleine Lebewesen tötet, das Nervensystem größerer massiv schädigt und bei MCS eine fatale Rolle spielt.

Persistente Altlasten zum Earth Day 2010:

US-Lebensmittel sind immer noch durch alte Chemikalien verunreinigt

Auf einem Foto in einer Zeitungswerbung von 1947 beugt sich eine strahlende Mutter über die Wiege ihres Babys. Die Wand hinter ihr ist mit Reihen von Blumen und Disney Figuren verziert. Über dem Foto verkündet eine Überschrift: „Schützen Sie Ihre Kinder vor Krankheiten übertragende Insekten.“

Diese Werbung für DDT imprägnierte Tapete ist die Momentaufnahme historischer Ignoranz, bevor das berüchtigte Insektizid viele Vögel fast ausrottete und im Körper von nahezu jedem Menschen auf der Welt auftauchte.

Die Geschichte von DDT lehrt uns eine Lektion über die Vergangenheit. Experten meinen jedoch, sie ermögliche auch einen Blick in die Zukunft.

Achtunddreißig Jahre nach dem Verbot nehmen Amerikaner immer noch täglich Spuren von DDT und seinen verstoffwechselten Formen auf, zusammen mit mehr als zwanzig anderen verbotenen Chemikalien. Reste dieser Altlast-Schadstoffe sind in Amerikanischen Lebensmitteln allgegenwärtig, besonders in Molkereiprodukten, Fleisch und Fisch.

Ihre jahrzehntelange Anwesenheit im Nahrungsangebot unterstreicht das Gefahrenpotential einer neuen Generation weitverbreiteter Chemikalien mit ähnlichen Eigenschaften und Gesundheitsrisiken.

Neuste Studien skizzieren ein komplexes Bild von Altlast-Schadstoffen in Amerikanischen Lebensmitteln – ein unüberschaubares Heer an Chemikalien in kleinsten Spuren, überall aber in unterschiedlichsten Konzentrationen im Nahrungsangebot vorhanden, manchmal allein, öfter jedoch in Kombination mit anderen. Dazu gehören DDT und einige weniger bekannte Organochlorpestizide, als auch Industriechemikalien wie Polychlorierte Biphenyle oder PCBs, welche bis in die späten 70’er Jahre in elektrischen Geräten eingesetzt wurden.

Dieses Bild wirft eine ganze Reihe von nicht weniger komplizierten Fragen auf: Sind kleine Mengen dieser Chemikalien für sich allein oder in Kombinationen gefährlich? Warum sind sie immer noch vorhanden und wie gelangen sie in unsere Nahrung?

Stellen Sie sich diese Chemikalien wie den Sand in ihren Schuhen nach einem Ausflug zum Strand vor. Trotz unserer Bemühungen, uns davon zu befreien, werden wir etwas später fündig – manchmal am gleichen Abend, manchmal nach Jahren – wenn wir das betreffende Paar Sommerschuhe anziehen und die Sandkörner zwischen unseren Zehen spüren.

„Sie sind menschengemacht und sie sind giftig, und sie reichern sich in der Biosphäre an. Deshalb überrascht es nicht, dass sie lange Zeit, nachdem sie verboten wurden, immer noch da sind“ – so Arnold Schecter, von der University of Texas School of Public Health, der seit mehr als 25 Jahren die Chemikalienbelastung des Menschen untersucht.

Viele Chemikalien sind genau so hartnäckig präsent wie jene Sandkörner. Sie gehören zur Klasse der sogenannten „persistenten organischen Pollutanten“ kurz POPs – die zum Abbau in Sedimenten und im Boden Jahrzehnte benötigen, die sich mit Wind und Wasser weltweit verbreiten können und bis in derart entfernte Gegenden wie die Arktis vordringen. Diese ortsbeweglichen POPs nehmen im Fettgewebe lebender Organismen einen halb-permanenten Aufenthalt an, wenn sie über Nahrung aufgenommen werden. Das geschieht in Tieren und manchmal in Menschen. Viele von ihnen können das Risiko für Krebs oder andere Erkrankungen erhöhen, den Hormonhaushalt verändern, die Fruchtbarkeit einschränken oder die Entwicklung des Gehirnes stören.

Die gute Nachricht ist, dass DDT und andere Organochlorpestizide, PCBs und als Dioxine bezeichnete industrielle Nebenprodukte in Lebensmitteln und in der Umwelt signifikant abgenommen haben, seitdem sie Jahrzehnte zuvor verboten worden sind. Einige sind unter messbare Werte abgefallen. „Wir erwarten nicht, dass sich die Werte in der Nahrung oder in den Menschen abrupt verringern, wir erwarten, dass sie langfristig kleiner werden. Und genau das beobachten wir“, sagte Schecter.

Exakte Tendenzen von Chemikalien in Lebensmitteln sind schwierig auszumachen, da sowohl die Regierung als auch unabhängige Studien verschiedene Lebensmittel an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten untersucht haben. Jedoch weisen die Werte der menschlichen Muttermilch darauf hin, dass bis zum Jahre 1990 DDT auf ein Zehntel des Wertes von 1970 abgefallen ist, wie aus einem Bericht im International Journal of Epidemiology von 1999 hervorgeht. Ähnliche Tendenzen gibt es für PCBs und Dioxine. An den meisten Orten sind POPs nur noch ein Bruchteil dessen, was sie waren.

Letztes Jahr, im Rahmen einer fortlaufenden Studie über POPs im Nahrungsangebot haben Schecter und seine Kollegen über 300 Proben aus Supermärkten um Dallas in Texas zusammengetragen und analysiert. Für 31 verschiedene Lebensmittel wie z.B. Joghurt, Hähnchen und Erdnussbutter wurden Mischproben hergestellt und auf alte wie auch neuere Schadstoffe untersucht.

„Jedes Nahrungsmittel aus dieser Studie enthielt mehrere Pestizide“, schrieben die Autoren in einem Artikel, der im Februar 2010 in der Zeitschrift Environmental Health Perspectives veröffentlicht wurde.

Das DDT-Abbauprodukt DDE war am häufigsten vorhanden, es kam in 23 der 31 beprobten Nahrungsmitteln vor.

Die Leute nehmen mehr DDT als jeden anderen persistenten Schadstoff auf, stellten die Forscher fest. Sein relativ übermäßiges Vorkommen ergibt sich aus dessen weitverbreiteter Anwendung in der Vergangenheit. Nach Auskunft der Environmental Protection Agency wurden allein in der Vereinigten Staaten in einem Zeitraum von etwa 30 Jahren schätzungsweise „1,35 billion pounds“, d.h. 612,3 Millionen Kilogramm versprüht, um Moskitos und landwirtschaftliche Schädlinge auszurotten.

Zu den anderen verbotenen Pestiziden, die sich für Jahrzehnte in Nahrungsmitteln gehalten haben, gehören Dieldrin, Toxaphen, Chlordan, Hexachlorocyclohexan und Hexachlorbenzol. Obwohl sie weniger bekannt sind, gehen von ihnen ähnliche Risiken wie von dem berüchtigten DDT und den PCBs aus.

Das am stärksten verseuchte Lebensmittel war Lachs, mit Spuren von sechs verschiedenen PCPs, zwei Flammschutzmitteln und 25 Pestiziden, einschließlich DDT, Dieldrin und Toxaphen. Proben von Sardinenkonserven und Wels enthielten ebenfalls zahlreiche verbotene Chemikalien.

Generell waren umso mehr Chemikalien enthalten, je höher der Fettgehalt der Nahrungsmittel war. Erdnussbutter, Eiscreme, Käse, Butter, Öl, Fisch und fettreiche Fleischsorten waren stärker kontaminiert als fettarme Milch und Gemüse.

Dieser Zusammenhang zwischen hohem Fettgehalt und hohen Chemikalienwerten ist kein Zufall. POPs sind lipophile oder „fettliebende“ Chemikalien – sie wählen das Fett von Tieren als ihren Aufenthaltsort und brauchen viele Jahre zum Abbau. Dieses Fett wandert durch die Nahrungskette und die Schadstoffe nehmen in einem Vorgang, den man Bioakkumulation nennt, stufenweise höhere Konzentrationen an.

Beispielsweise haften im Lake Michigan PCBs an anorganischen Sedimenten und werden von dann von mikroskopischem, frei schwebendem Plankton absorbiert. Ein Weichtier ernährt sich von dem Plankton, indem es durch seinen Verdauungstrakt Wasser filtert und während seines kurzen Lebens sammeln sich Schadstoffe im Fettgewebe des Molluskes an. Ein kleiner Barsch frisst hunderte Mollusken, bevor ein größerer Raubfisch, die Seeforelle, den Barsch frisst – und all die Chemikalien in ihm. Dann kommt ein Adler oder ein Fischer vorbei und verzehrt die Forelle.

Dieser Effekt ist gut dokumentiert und hilft zu erklären, warum abnehmende Populationen von Vögeln und Beutetieren oft die ersten Zeichen einer Umweltverschmutzung sind, welche die Gesundheit des Menschen bedrohen könnte. Vögel haben im Vergleich zu Menschen relativ kleine Körper und wenn sie sich ausschließlich von verseuchtem Fisch ernähren, kann ihre Körperbelastung schnell toxische Werte erreichen, die Küken töten können, Eier zerstören oder Missbildungen verursachen.

Zuchtfische sind sogar stärker belastet. Eine Studie von 2004 stellte fest, dass Zuchtlachs zehnmal höher mit POPs belastet war als wilder Lachs. Die Quelle der Schadstoffe, sagte Dr. David Carpenter, Leiter des Institute for Environmental Health an der University of Albany, New York und einer der Autoren der Abhandlung, ist die kontaminierte Mischung von Fischfetten und Proteinen im Fischfutter.

Dasselbe Problem stellt sich bei Fleisch- und Milchprodukten, sagte Dr. Carpenter. Ein von der National Academies Press 2003 veröffentlichter Bericht hob hervor, dass tierische Fette enthaltendes Futter eine Hauptquelle für die anhaltende Belastung der Menschen mit Dioxinen war, die Krebs hervorrufen.

„Wir recyceln tierische Abfallfette zurück in das Nahrungsangebot“, erklärt Capenter. „Wir verfüttern das Fett der Kuh an die Schweine und Hühner und wir füttern das Fett von Schweinen und Hühnern an die Kühe.“ Diese tierischen Abfallprodukte machen den größten Anteil am Tierfutter aus.

Wissenschaftler sind sich über die Gesundheitsrisiken für den Menschen unsicher, die von Spurenwerten der meisten POPs ausgehen. Manche, wie z.B. Dioxine, sind auch in sehr geringen Konzentrationen mit Risiken verbunden. Nach Tierstudien, aber auch nach einigen Studien mit Menschen, könnte eine Belastung mit diesen Chemikalien das Risiko für Krebs und andere Erkrankungen erhöhen, die Fruchtbarkeit verringern, den Hormonhaushalt verändert, die Gehirnentwicklung beeinträchtigen und das Immunsystem ungünstig beeinflussen.

Für einige Chemikalien hat die EPA überwiegend auf Grundlage von Tierversuchen Referenz-Dosiswerte festgelegt, deren tägliche Aufnahme als sicher erachtet wird. Keines der Nahrungsmittel in Schecters Studie von 2009 enthielt Konzentrationen über diesen Richtwerten. Die tägliche nahrungsbedingte DDT-Aufnahme der Amerikaner ist z.B. etwa die Hälfte der Referenz-Dosis.

Aber die Beamten des Gesundheitswesens wissen über die Wirkung vieler Chemikalien nicht ausreichend Bescheid, um Referenz-Dosen festzulegen, sagte Schecter. Und sie wissen noch weniger darüber was passiert, wenn Menschen mehreren Schadstoffen ausgesetzt sind.

„Wo es Referenz-Werte gibt, sind diese für einzelne Chemikalien. Und wir haben keine Referenzwerte für eine Kombination mehrerer Chemikalien“, sagte er.

„Sichere“ Werte für Chemikalienkombinationen zu bestimmen dürfte schwierig und teuer sein und bisher wurden wenige Studien durchgeführt.

Dr. Alex Stewart, ein Arzt des Britischen Gesundheitssystems, der 2009 eine Arbeit über Mischungen von Chemikalien veröffentlichte sagte, Schadstoffe könnten, wenn sie in unserer Nahrung und in unseren Körpern in Kombinationen vorkommen, noch schädlicher sein als einzeln. Manche Chemikalien, wie z.B. Dioxine, addieren sich wahrscheinlich zu ihrer Wirkung, da sie dieselben Körpersysteme auf dieselbe Art beeinträchtigen, erklärte er.

Das kombinierte Potential mancher Substanzen hat man gut dokumentiert. „Jeder weiß, dass Rauchen Lungenkrebs hervorruft und wenn man Radon einatmet, erzeugt dies Lungenkrebs. Beides, Rauchen und Radon, verursachen Lungenkrebs, aber wenn man beidem ausgesetzt ist, ist das Risiko höher“, erklärte Carpenter.

Während vor langer Zeit verbotene Schadstoffe immer noch eine Belastung darstellen, gesellt sich eine neue Generation von Umweltschadstoffen zu ihnen.

Eine davon ist die Gruppe der Flammschutzmittel, die Polybromierte Diphenilether oder PBDEs heißen. PBDEs hat man in einer Reihe von Gebrauchsgütern seit den 70’er Jahren eingesetzt. In den Jahrzehnten danach nahm die Belastung des Menschen stark zu und die Werte der menschlichen Muttermilch und des Blutes sind in Nordamerika um Größenordnungen höher als in anderen Teilen der Welt.

PBDEs in Nahrungsmitteln variieren sehr. Z.B. kann eine Probe Rind doppelt so hoch belastet sein wie eine andere. Doch trotz dieser uneinheitlichen Werte enthält die durchschnittliche Amerikanische Diät die tägliche Aufnahme von ein paar PBDEs, hauptsächlich durch den Verzehr von Milchprodukten und Fleisch, wie aus der Studie von Schecter hervorgeht.

Tierstudien haben PBDEs mit einer eingeschränkter Schilddrüsen- und Leberfunktion und mit einer gestörter Hirnentwicklung in Zusammenhang gebracht. Bedenken bezüglich ihrer gesundheitlichen Folgen führten 2004 zu einem US-Verbot mehrerer PBDEs. 2009 wurden sie in die Liste der Schadstoffe, die Gegenstand des Stockholmer Abkommens sind, aufgenommen.

Das Stockholmer Abkommen – eine internationale Anstrengung von fast 100 Ländern, den Gebrauch und die Herstellung von POPs zu beenden oder einzuschränken – wurde 1991 unterzeichnet. Die ursprüngliche, das „Dreckige Dutzend“ genannte Liste umfasste mehrere Pestizide und PCBs, die immer noch in Nahrungsmitteln vorhanden sind. Die Liste wurde 2009 um 9 neue Chemikalien erweitert, von denen viele in Schecters Nahrungsmittel-Studie auftauchten.

Die Studie wies auch Spurenwerte von Perfluoroctansäure oder PFOA nach, eine Chemikalie, die bisher im Nahrungsangebot noch nicht festgestellt worden war. Perfluorierte Substanzen werden üblicherweise zur Herstellung von fett- und wasserabweisenden Gebrauchsgegenständen eingesetzt, dazu zählt Teflon.

Manche dieser Stoffe sind verboten worden oder die Industrie hat ihren Gebrauch verringert. Da sie aber immer noch in Gebrauchsgegenständen vorkommen, werden die Menschen gleichermaßen durch Staub wie Ernährung belastet.

Man weiß nicht, wie perfluorierte Stoffe in die Nahrung gelangen, sagte Dr. Tom Webster, ein Epidemiologe an der Boston School of Public Health. Es ist möglich, dass sie wie andere Schadstoffe in der Biosphäre akkumulieren, aber sie könnten beim Vorgang des Verpackens auch direkt in Nahrungsmittel eindringen, sagte er.

Da Gebrauchsgegenstände diese Chemikalien enthalten, werden diese möglicherweise auf Abfall-Deponien gebracht. Sie stellen ein „Problem der Innenraum-Umgebung dar, das immer mehr zu einem Problem der äußeren Umgebung wird“, sagte Dr. Mike McClean, ebenfalls ein Epidemiologe der Boston’s School of Public Health. Mit dem Regen sickern die Schadstoffe aus den Deponien in das Grundwasser, von wo sie durch die Umwelt wandern und möglicherweise in die Nahrungskette gelangen.

Perfluorierte Stoffe bauen schneller als andere Schadstoffe ab, aber Flammschutzmittel verhalten sich mehr wie andere POPs, in dem sie sich in Fettgewebe ansammeln und viele Jahre zum Abbau benötigen.

„Wir erwarten, dass sie für viele weitere Jahrzehnte in der Umwelt präsent sein werden“, sagte Schecter.

Schecter meinte weiter, dass in Anbetracht der großen Zahl von Schadstoffen im US-Nahrungsangebot die Regierung viel mehr Schadstoffe überprüfen muss. „Das wäre die Hauptaufgabe, aber da sie immer noch vorhanden sind, scheint mehr Kontrolle angebracht“, sagte er.

Und die Leute sollten versuchen, weniger tierisches Fett zu sich zu nehmen, um die Aufnahme hoher POP-Werte zu vermeiden, sagte Schecter. Carpenter beschreibt die Situation unverblümter. Er sagte, „Wir müssen diese Chemikalien aus unserer Nahrung herausbekommen.“

Autorin: Emily Elert, 22.04.2010 für Environmental Health News

Literatur:

Environmental Health Perspectives, Schecter, et al. Lingering legacies for Earth Day 2010: U.S. food still tainted with old chemicals, Feb. 10, 2010 – doi:10.1289/ehp.0901347

Übersetzung und Antext: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network, 10. Mai 2010

Vielen Dank an EHN für die freundliche Genehmigung den Artikel übersetzen und im CSN Blog veröffentlichen zu dürfen.

(Zum Vergrößern das Diagramm bitte anklicken)

Diagramm zur täglichen Aufnahme von Schadstoffen durch Lebensmittel. Es sind die Werte von 32 Organochlorpestiziden, 7 PCBs und 11 PFCs (Perfluorierte Chemikalien) aus Mischproben von 31 verschiedenen Nahrungsmitteln, die 2009 in Supermärkten in Dallas, Texas erworben wurden. Die nahrungsbedingte Aufnahme dieser Chemikalien wurde für einen Durchschnittsamerikaner berechnet.

Weitere Beiträge von BrunO:

Monsanto: Patent auf Schnitzel?

Darf uns ein Konzern das echte Schnitzel vom Teller nehmen?

Auf der Beliebtheitsskala von Fleischgerichten ist das Schnitzel ganz weit vorne angesiedelt, wie man auch bei der Eingabe in Google an den knapp 2 Millionen angezeigten Seiten erkennen kann. Das Schnitzel zählt sozusagen zum Standard internationaler Küche, es gibt kaum eine Speisekarte, auf der es nicht vertreten ist und in vielfältigen Variationen angeboten wird. Auch Kinder können bei Schnitzel mit Pommes nicht Nein sagen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Konzern-Giganten wie Monsanto beim Thema Schnitzel profitable Geschäfte wittern, die ihren „Erfindungsgeist“ beflügeln.

„Ware Tier“ in neuer Dimension

Allen negativen Auswirkungen auf unser Klima zum Trotz, ist die Fleischproduktion weltweit beständig am wachsen. Der Vorliebe für ungebremsten Fleischkonsum sind nicht nur negative Folgen für das Weltklima zu zuschreiben, sondern neben großflächigem Verbrauch an Landflächen und immenser Wasservergeudung u. a. auch ein stets steigender Bedarf an Getreide und Sojabohnen. Dies ruft den US-Agrargiganten Monsanto auf den Plan, der nunmehr auch Patente auf Schinken und Schnitzel vom Schwein anstrebt. Meldungen von Greenpeace zu Folge, hat Monsanto bereits im vergangenen Jahr beim Weltpatentamt in Genf seinen Patentantrag (WO 2009097403) für Fleisch von Schweinen, die mit seinen gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden, gestellt. Greenpeace und 300 weitere Umweltverbände forderten vergangene Woche ein Verbot für Patente auf Tiere, Pflanzen und Lebensmittel. Monsanto begründet sein avisiertes Ziel damit, dass die Schweine durch die Fütterung mit genveränderten Soja-Bohnen und Gen-Getreide einen erhöhten Anteil an ungesättigten Fettsäuren im Fleisch vorweisen und somit eine Erfindung des Biotechnik-Konzerns seien.

Lebensmittelsektor wird zunehmend von Agrarkonzernen kontrolliert

Patentberater für Greenpeace Christoph Then, kritisiert die neuerliche Patentanmeldung von Monsanto als Missbrauch des Patentrechts, denn Schnitzel und Schinken seien keine neue Erfindung. Lt. Recherchen von Greenpeace hat sich die Zahl der Patentanmeldungen auf Saatgut und Pflanzen im Zeitraum 2007 bis 2009 mehr als verdoppelt. Greenpeace gibt zu bedenken, dass von den zunehmenden Patenten im Lebensmittelbereich, Konsumenten, Lebensmittelproduzenten, Landwirte und Züchter gleichermaßen betroffen sein werden. Durch die Gewährung von Patenten auf Lebensmittel ist von höheren Preisen, Reduzierung der Auswahlmöglichkeiten, steigender Abhängigkeit sowie der Entstehung von Marktmonopolen auszugehen.

Greenpeace berichtet, dass sich Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner erst vor ein paar Tagen erneut für ein Verbot von Patenten auf Nutzpflanzen und –tiere ausgesprochen hat. Nun muss sie als weiteren Schritt in der EU die Neuverhandlung der EU-Patentgesetze einfordern.

Die Kasse klingelt – die Marktbeherrschung wächst

Greenpeace berichtet bereits 2005, dass sich Gen-Konzerne wie z. B. Monsanto, Bayer, DuPont und Syngenta durch die Patentierung von Pflanzen, deren Aufbau und Weiterzüchtung, wie auch auf die Ernte und deren Verwendung in der Herstellung von Nahrungsmittel, systematisch Allgemeingut aneignen. Mit jedem neu erworbenen Patent ebnen sie sich die Konzernmultis den Weg, um die nach wie vor umstrittene Gentechnik weltweit geschickt weiter zu etablieren. Durch diese Vorgehensweise wird herkömmliches Saatgut immer mehr vom Markt verdrängt, die Marktbeherrschung der Saatgutriesen kontinuierlich ausgebaut. Die Machtposition einiger weniger Gen-Konzerne wird somit weltweit aufhaltlos gefestigt. In den USA ist die Situation bereits dort angekommen, dass Landwirte Knebelverträge bei Monsanto unterzeichnen, die dem Konzern das Recht erteilen, bei den Landwirten jederzeit durch Inspekteure Kontrollen durchführen zu lassen. Neben dem genveränderten Saatgut müssen die Landwirte auch die Pestizide des Agrargiganten ordern.

Schnitzel, eine Erfindung des Agrar-Giganten Monsanto?

Aus den bisherigen Entwicklungen in den USA zu Gunsten der Agrarriesen kann man schließen, dass sich Patente auf Schnitzel und Schinken vermutlich nicht positiv für Landwirte, Züchter, Nahrungsmittelkonzerne und Verbraucher auswirken werden. Es ist davon auszugehen, dass die Gewinner von Patenten auf Leben, lediglich einige wenige Multikonzerne sein werden, deren Marktposition sich immer weiter zur Monopolstellung entwickelt und dies nichts Gutes erahnen lässt.

Umweltverbände setzten sich bereits seit vielen Jahren gegen die Vergabe von Patenten auf Leben, Saatgut und Pflanzen ein. Die Auswirkungen genveränderter Pflanzen auf die Gesundheit von Mensch und Tier sind mangels Langzeitstudien wissenschaftlich derzeit völlig unzureichend untersucht. Verbraucher sind Gen-Nahrungsmittel gegenüber ebenfalls skeptisch eingestellt. Deutsche essen leidenschaftlich gerne Schnitzel und das nicht erst seit heute. Monsantos Vorhaben, den Deutschen ihr altbewährtes Schnitzel nunmehr als neuerliche Erfindung auftischen zu wollen, ist aus Sicht des Konzerns sicherlich ein strategischer Schachzug, doch neu erfunden hat der Multikonzern das Schnitzel bei weitem nicht.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity, 5. Mai 2010

Weitere CSN Artikel zum Thema Nahrung und Nahrungsmittelsicherheit:

Krank durch Aspartam?

Die Zahl übergewichtiger Menschen nimmt in Deutschland tendenziell zu, mit vielfältigen negativen Folgen für die Gesundheit der Betroffenen. Ein Zuviel an Gewicht in Kombination mit Bewegungsmangel kann u. a. Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes, Arthrose, Fettleber, Schäden am Bewegungsapparat, Krebsleiden und Stoffwechselerkrankungen fördern. Um bestehendem Übergewicht entgegenzuwirken bzw. es erst gar nicht aufkommen zu lassen, ist es empfehlenswert, neben ausreichender Bewegung, bei der Ernährung auf Ausgewogenheit und verminderte Kalorienzufuhr zu achten.

Aspartam – dickes Geschäft für die Lebensmittelindustrie

Genau das ist die Sternstunde für die Nahrungsmittelindustrie, denn das Geschäft mit kalorienreduzierten und mit Zuckeraustauschstoffen angereicherten Lebensmitteln boomt, die Produktvielfalt von Light-Produkten nimmt rapide zu. Gerade im Frühjahr sind sie Verkaufsschlager schlechthin, da es nach dem langen Winter darum geht, schnellstmöglich zur Strand-tauglichen Figur zurückzufinden. Doch man sollte ruhig auch hinter die Kulissen der Lebensmittelindustrie schauen und kritisch hinterfragen, wie diese Kalorienreduktion tatsächlich zu Stande kommt, zu welchen Mitteln die Hersteller greifen, um uns den Konsum „ohne Reue“ schmackhaft zu machen.

Das Zugpferd unter den kalorienarmen Zuckeraustauschstoffen ist Aspartam, das wegen seines neutralen zuckerähnlichen Geschmacks weltweit am meisten zum Einsatz kommt. Dieser synthetische Zuckerersatz (E-951) ist unter den Markennamen Nutrasweet, Assugrin und Canderel bekannt und kann lt. Informationen von TransGen genetisch veränderte Mikroorganismen enthalten, was keiner Deklarationspflicht unterliegt. Aspartam kann mit einer um das zweihundertfach höheren Süßungskraft als herkömmlicher Zucker aufwarten und ist u. a. zuckerfreien Süßigkeiten und Süßspeisen, Gebäck, Joghurts, Diätprodukten, Kaugummis, Erfrischungsgetränken, Tees wie auch Medikamenten zugesetzt.

Süßes genießen ohne Reue – der Schein trügt

Aspartam gerät auf Grund vielfach zugeschriebener möglicher Gesundheitsrisiken verstärkt in Misskredit. Im vergangenen Jahr wurde Coca Cola Zero auf Anordnung des Gesundheitsministers von Venezuela, Jesús Mantilla, sogar komplett vom Markt genommen. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Folge soll Aspartam Störungen am Hormonsystem, neurologische Schäden am Gehirn, Allergien, Krebs und Adipositas fördern. Das Internet-Gesundheitsportal Zentrum der Gesundheit berichtet in einem ausführlichen Artikel über den beliebten Süßstoff von einer Vielzahl von Nebenwirkungen, die durch die amerikanische Zulassungsbehörde für Lebensmittel und Medikamente dokumentiert wurden. Demnach sind Aspartam u. a. folgende Gesundheitsstörungen anzulasten: Angstzustände, Arthrose, Atemwegsreaktionen, Sehstörungen, chronische Müdigkeit, Impotenz, Migräne, Tinnitus, Krebs und viele mehr.

Ebenfalls ist in der Medizin bekannt, dass Aspartam im menschlichen Organismus zu Methanol und Formaldehyd verstoffwechselt wird, mit weiteren möglichen gravierenden Folgen für die Gesundheit der Verbraucher. Forscher sehen in dieser toxischen Metabolisierung die karzinogene Wirkung von Aspartam als begründet. Lt. einem Bericht im Ärzteblatt wurden in medizinischen Studien in Bologna erhöhte Tumorraten im Bereich des Lymphsystems und Leukämie im Tierversuch mit Ratten nachgewiesen und dies bereits in Dosen, die unter den Grenzwerten für den menschlichen Verzehr von Aspartam lagen. Dieses Studienergebnis lässt auf ein erhöhtes Krebsrisiko beim Menschen schließen. Auffallend ist zu bewerten, dass die Ramazzini-Studie zu erheblich anderen Ergebnissen führte, als die von der Industrie in Auftrag gegebenen Untersuchungen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vertritt trotz dieser Studie weiterhin die Auffassung, dass Aspartam als unbedenklich einzustufen ist.

Menschen, die an der Krankheit Phenylketonurie leiden, dürfen keine Produkte konsumieren, die Aspartam enthalten. Deshalb müssen Lebensmittel, denen der chemischen Süßstoff zugesetzt ist, mit dem Warnhinweis enthält „eine Phenylalaninquelle“ versehen sein. Desweiteren steht Aspartam in Verdacht, das Gewicht der Verbraucher sogar zu erhöhen, weil nach dem Konsum aspartamhaltiger Nahrungsmittel Heißhungerattacken entstehen, die Adipoditas hervorrufen würden.

Maßvoller Genuss contra maßlosen Konsum

Es liegt im Ermessen eines jedes Einzelnen, zu welchen Lebensmittel man greift. Mit Zuckerersatz versehene Nahrung wird vermutlich nicht als alleinige Maßnahme zum Wunschgewicht führen, da der Trend eher dahingehend ist, dass man sich zusätzlich dann weitere Leckereien gönnt, schließlich war der vorherige Snack ja kalorienarm. Das lässt sich auch an der Tatsache ableiten, dass, trotz des ungebremsten Einsatzes von kalorienarmen Süßstoffen, die Zahl fettleibiger Menschen bei den Industrienationen auf globaler Ebene kontinuierlich massiv ansteigend ist.

Man sollte sich dessen bewusst sein, dass es sich bei Aspartam und anderen synthetischen Süßungsmitteln um Chemikalien handelt, deren Wirkung auf den Organismus schwerwiegende gesundheitliche Nebenwirkungen zur Folge haben können. Somit ist es ratsam, lieber in Maßen zu genießen und naturbelassene Lebensmittel zu schlemmen und sich zusätzlich viel zu bewegen, um Fettpolstern keine Chance zu geben, uns den Alltag zu vermiesen, statt uns mit Chemikalien angereicherten Produkten möglichen Gesundheitsgefahren auszusetzen, die überflüssig sind und absolut vermeidbar wären.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity, 28. April 2010

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Hersteller warnt: Empfindliche Kinder sollten Nahrungsmittel mit Azofarben nicht essen

Algen sind gesund und schmecken, wenn sie richtig zubereitet sind, wirklich sehr lecker. Wakame-Salat ist besonders köstlich und man bekommt ihn im japanischen Supermarkt tiefgefroren und fertig zubereitet. Frisch gibt es Wakame nur saisonal und ist nicht so leicht zu bekommen. Also greift man zum Fertigprodukt im Tiefkühlschrank. Prima, keine Arbeit mit der Zubereitung und dass Garant, dass der Wakame-Salat richtig abgeschmeckt ist und authentisch schmeckt. Vorsicht ist angesagt, denn die schöne grüne Farbe der fertig abgepackten Wakame-Alge kann durch einen Azofarbstoff hervorgerufen sein. Das stellte ich durch Zufall beim Einkaufen fest und machte schnell ein Photo. Es ist keine photographische Meisterleistung – sorry, aber ich musste mich beim Photographieren ein wenig vorsehen, weil ein Angestellter gerade Waren auffüllte.

Wakame mit Azofarbstoff?

Zwei Sorten Wakame-Salat verschiedener Hersteller fand ich im japanischen Supermarkt im Tiefkühlschrank. Bei Herausnehmen der Packung fiel mir ein kleines Hinweisschild ins Auge:

„Azofarbstoffe können bei empfindlichen Kindern möglicherweise zu Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen führen.“

Ein vorbildlicher Nahrungsmittel-hersteller, der eine solche Warnung auf die Packung seines Nahrungs-mittels aufklebt. Es ist das erste Mal gewesen, dass ich eine solche Warnung auf einer Nahrungsmittel-packung sah. Gerade für Kinder können Azofarben wirklich sehr problematisch sein. Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen sind nur ein Teil dessen, was an Beschwerden eintreten kann. An den Fallbericht eines Mädchens, dass durch Essen von bunten Bonbons, die mit Azofarben gefärbt waren und dadurch chemikaliensensibel wurde und auch keine Medikamente mehr vertrug, erinnert Ihr Euch vielleicht noch.

Azofarben in Nahrungsmitteln generell bedenklich

Azofarben sollten generell aus Nahrungsmitteln draußen bleiben, da sie ein reines chemisches Erdölprodukt sind und für keinen gut. In einem eigentlich rundum gesunden Nahrungsmittel wie Wakame-Algen hätte ich ehrlich gesagt Farbstoffe nie vermutet. Die Algenart ist bei vielen Menschen beliebt, weil sie vergleichsweise wenig Jod enthält und reich an Magnesium, Calzium, Eisen, Kalium, B-Vitaminen und einer Reihe von Aminosäuren ist. Wakame wird auch wegen seiner antibakteriellen Wirkung geschätzt und weil die Alge die Abwehrkräfte stärkt. Sogar entgiftend wirkt diese Braunalge durch die darin enthaltende Alginsäure.

Aber, man lernt ständig dazu und ich gehe davon aus, dass in Restaurants der Wakame-Salat recht oft fertig angeliefert wird. Ob auf der Speisekarte ein Hinweis auf die Azofarben steht? Müsste eigentlich. Gesehen habe ich es jedoch noch nicht. Beim nächsten Besuch im japanischen Restaurant werde ich interessehalber nachfragen. Essen werde ich im Restaurant keine, da bleibe ich lieber bei Sushi.

Autor: Thommy, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. März 2010

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Farbstoffe reduzieren die Intelligenz von Kindern

Umweltmedizin: Chemical Sensitivity – MCS durch Farbstoffe in Bonbons

Medikament löste Symptomverschlimmerung aus – Weitere Nebenwirkungen bis hin zu Suizid möglich

Verpackungen von Lebensmitteln geben Schadstoffe in Nahrungsmittel ab

Fachleute sind besorgt wegen einer bislang unbekannten Schadstoffquelle für Nahrungsmittel. Kartonverpackungen für Lebensmittel enthielten „hohe Mineralölanteile“, heißt es dem Nachrichtenmagazin „Focus“ zufolge in einem Protokoll des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). (1) Das Problem, dass Lebensmittelverpackungen eine Schwachstelle darstellen können, die zu Lasten der Gesundheit der Verbraucher geht, ist dem BfR schon seit Jahren bekannt. Probleme bereiten neben dem Schadstoffeintrag aus Altpapier auch Perfluorchemikalien, Nanomaterialien, recycelte Kunststoffe, Phthalate, Druckfarben, Dichtungsmaterial bei Glaskonserven, Bakterizide, etc.

In einer aktuellen Pressemeldung heißt es:

Den aktuellen BfR-Analysen, die im Auftrag des Bundesverbraucherschutz-ministeriums erstellt wurden, liegt eine Studie des Kantonalen Labors Zürich zugrunde. Die Schweizer Toxikologen wiesen nach, dass Ölspuren aus der Druckfarbe wiederverwerteten Papiers „binnen weniger Wochen“ in Lebensmittel übergehen können, die mit Produkten aus Altpapier verpackt sind. „Diese Stoffe gehören nicht in die Nahrung“, sagte BfR-Präsident Andreas Hensel. Neue Grenzwerte sind allerdings nicht in Sicht. Während der Züricher Laborleiter Rolf Etter Deutschland auffordert, bei der EU auf „Regulierungen“ zu drängen, sieht Hensel „weiteren Erkenntnisbedarf“.

Bekanntes Problem: Verpackungen kontaminieren Nahrungsmittel

Dass Lebensmittelverpackungen für Schadstoffeintrag in unsere Nahrungsmittel verantwortlich sein können, weiß das BfR seit Jahren. Es ist schließlich nicht nur das belastete Altpapier, sondern auch die Druckfarben, die bei der Bedruckung der Lebensmittelverpackungen zum Einsatz kommen und kritisch betrachtet werden müssen. Bei einem Blick auf die Webseite des BfR wird ersichtlich, dass sich die Behörde mit der Thematik „Druckfarbenrückstände“ schon länger beschäftigt. In der Meldung „Druckfarben in Lebensmitteln: Gesundheitliche Bewertung mangels Daten nicht möglich“ aus dem Jahr 2006 äußerte das BfR bezüglich einer Situation, die bereits damals für die Behörde nicht zufriedenstellend war, und nennt den Hauptgrund:

„Das Problem: Anders als viele andere Stoffe, die im Kontakt mit Lebensmitteln eingesetzt werden, sind Druckfarben auf europäischer Ebene gesetzlich nicht geregelt.“

Behörden und Industrie: Kein Konsens zugunsten der Verbrauchergesundheit

Aus der Pressemitteilung des BfR vom 1. März 2006 wird offenkundig, dass es zum damaligen Zeitpunkt bereits Treffen mit Vertretern der Industrie gab:

„Das Gespräch zwischen der Kunststoffkommission und Vertretern der Druckfarbenindustrie im BfR hat ergeben, dass sich der Übergang von Stoffen aus Druckfarben auf Lebensmittel durch einen so genannten Abklatscheffekt oder aufgrund von Migration durch das Verpackungsmaterial technologisch derzeit nicht vermeiden lässt. Kurzfristig wird sich diese Situation auch nicht ändern: Die Druckfarbenindustrie setzt zur Erfüllung lebensmittelrechtlicher Anforderungen auf ihre eigene Leitlinie. Danach sollen besonders bedenkliche Substanzen von der Verwendung ausgeschlossen und für andere Stoffe toxikologische Daten vorgelegt werden. Die hierfür vorgesehenen Fristen halten das BfR und die Kunststoffkommission für unakzeptabel: Je nach Menge des zu erwartenden Übergangs der Substanz in Lebensmittel will die Industrie die Daten – insbesondere solche zur Klärung einer eventuell vorhandenen erbgutverändernden Wirkung – erst zwischen 2010 und 2015 vorlegen. Damit wäre sowohl die gesundheitliche Bewertung als auch die Überprüfung auf Einhaltung lebensmittelrechtlicher Anforderungen lange Zeit nicht möglich. (2)

Vier Jahre sind seitdem vergangen, wir haben das Jahr 2010, die Verbraucher sind, wie die aktuelle Pressemeldung offenbart, noch immer Schadstoffen aus Lebensmittelverpackungen ausgesetzt und noch immer setzt man auf „Erkenntnisbedarf“. Das bedeutet, dass der Verbraucher weiterhin auf „Goodwill“ warten muss, bis Änderungen zum Wohle seiner Gesundheit getroffen werden.

Statt Verbraucherschutz, Selbstkontrolle der Industrie

Das BfR teilt in einer Veröffentlichung erläuternd mit, dass es kein spezielles Zulassungsverfahren gibt für Materialien im Kontakt mit Lebensmitteln. Es gibt aber die bereits erwähnten Anforderungen der EU-Verordnung 1935/2004, die alle Materialien und ihre Bestandteile erfüllen müssen, wenn sie für den Kontakt mit Lebensmitteln verwendet werden sollen. Die Verantwortung hierfür tragen jedoch die Hersteller selbst.

Sorge hat die Behörde, der die Hände gebunden zu sein scheinen, wie man an einer weiteren Meldung von 2007 sieht. Damals gab das BfR an, dass man eine Regelung auf EU-Ebene für die vielen Stoffe, die durch das Bedrucken von Lebensmittelverpackungen mit Nahrungsmitteln in Kontakt kommen können, für dringend erforderlich hält. Über 1000 Stoffe würden für das Bedrucken von Lebens-mittelverpackungen eingesetzt, so die Behörde für Risikobewertung. (3)

Das BfR ist sich den Reaktionen der Konsumenten, wenn es um schadstoffbelastete Nahrungsmittel geht, durchaus bewusst, wie aus einer Hintergrundinformation für Journalisten deutlich wird. Darin heißt es: „Wenn Lebensmittel Stoffe enthalten, die man als Verbraucher dort nicht erwartet und schon gar nicht gewünscht hat, ist die öffentliche Diskussion schnell auf dem Siedepunkt.“(3)

Verbraucher werden im Regen stehen gelassen

Verwunderlich ist die Reaktion der Verbraucher nicht, von der das BfR berichtet. Der Verbraucher von Heute erwartet, dass Nahrungsmittel frei von krankmachenden Schadstoffen sind. Ihn interessiert es wenig, welche Gründe Hersteller vorbringen, warum in welchem Fertigungsprozess Schadstoffe in die Nahrung übergehen können, er möchte sich darauf verlassen können, dass das, was er isst, seine Gesundheit stärkt, nicht gefährdet. Dem Verbraucher dies abzusprechen, bedeutet, ihm das Vertrauen zu nehmen, das er den verantwortlichen Behörden und den Herstellern in der Nahrungsmittel produzierenden Industrie entgegenbringen möchte.

Es ginge auch anders, die Hersteller müssten nur umschwenken

Dass es durchaus Möglichkeiten gibt, Lebensmittelverpackungen schadstofffrei oder schadstoffarm zu bedrucken, müsste man vermuten können, wenn man Angebote von Druckereien studiert. Da fallen Begriffe wie: „umweltfreundliche Produktion, lösungsmittelfrei, kein Einsatz von Industriealkohol im Druckprozess, Rapsöl als Bindemittel der Druckfarbe,…“ Es bleibt abzuwarten, ob zunehmender Druck von Seiten der Verbraucher und Verbraucherinitiativen umweltfreundliche und für die Gesundheit unschädliche Lebensmittelverpackungen bei den Nahrungsmittel-produzenten erwirken kann, wenn Behörden dazu seit Jahren nicht im Stande sind.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. März 2010

Literatur:

  1. dts, Fachleute besorgt wegen Giftstoffen im Essen, 07.03.2010.
  2. BfR, Druckfarben in Lebensmitteln: Gesundheitliche Bewertung mangels Daten nicht möglich, 06/2006, 01.03.2006.
  3. BfR, Materialien im Kontakt mit Lebensmitteln, A/2007, 27.04.2007.

Weihnachtsbäckerei für Allergiker: Kokosmakronen glutenfrei

Leckere Kokosmakronen 

Die Weihnachtsbäckerei bietet für viele Leckereien, aber meist werden Menschen, die unter Allergien oder Zöliakie leiden, einfach vergessen. Wir haben ein Rezept herausgesucht, dass der ganzen Familie gut schmecken wird und die Plätzchen werden für diejenigen, die auf Gluten reagieren, kein Problem werden. Bei den Zutaten empfehlen wir auf Bio zurückzugreifen.

 

Zutaten:

400 g Marzipan – Rohmasse 

250 g Zucker 

1  Eigelb 

5  Eiweiß 

2 EL Zitronensaft 

200 g Kokosraspel 

 

Zubereitung

Den Backofen auf 170 Grad Celsius vorheizen. Ein Blech mit Backpapier auslegen. Marzipanrohmasse, Puderzucker und das Eigelb mit dem Knethaken des Handrührgerätes verkneten. Das Eiweiß steif schlagen. Marzipanrohmasse, Zitronensaft und die Kokosraspel unterheben. Den Teig mit zwei Teelöffeln etwa walnussgroß auf das Blech setzen. Die Makronen im Backofen (Mitte, Umluft 150 Grad Celsius) 20 Minuten backen.

 

Gutes Gelingen und viel Spaß bei der Weihnachtsbäckerei!

Was hilft, wenn der Körper keine Nahrung mehr toleriert?

Allergien gegen Nahrungsmittel Bei Chemikaliensensiblen treten neben den bekannten Reaktionen auf Alltagschemikalien häufig auch schwerwiegende Allergien und Sensitivitäten gegenüber Nahrungsmitteln oder deren Bestandteile (Zitronensäure, Phenole, Histamin, etc.) auf. Wird darauf kein Augenmerk gerichtet, wird die Anzahl der Nahrungsmittel, die noch vertragen werden, immer kleiner. MCS Patienten, die nur noch weniger als fünf Nahrungsmittel essen können, sind durchaus keine absolute Seltenheit. 

Symptome, die durch Nahrungsmittel-sensitivitäten ausgelöst werden, können leicht bis sehr schwer sein. Eine Ernährung ausschließlich mit biologischer Nahrung ohne Zusatzstoffe ist in solchen Fällen zwingend. Eine Rotationsdiät kann zu wesentlicher Besserung und zu Toleranzgewinn beitragen. Doch was kann unternommen werden, wenn fast kein Nahrungsmittel mehr toleriert wird? Oder wenn eigentlich kein Nahrungsmittel mehr ohne Beschwerden gegessen werden kann? Der Gewichtsverlust immer bedenklicher wird? Ward Ihr einmal in dieser Situation? 

Anlass der heutigen Blogfrage: Mit Euren Antworten könnt Ihr möglicherweise den MCS-Kranken unter uns weiterhelfen, die sich im Augenblick in der oben beschriebenen schlimmen Situation befinden. 

Thommy’s Blogfrage der Woche: 

  • Welche Erfahrung habt Ihr mit schweren Nahrungsmittelsensitivitäten?
  • Wie habt Ihr Euch stabilisiert, was half Euch, damit Euer Körper wieder mehr Nahrungsmittel tolerierte?
  • Habt Ihr Erfahrung mit künstlicher Ernährung? Gibt es welche ohne Zusatzstoffe?
  • Habt Ihr Ärzte gefunden, die sich mit dieser extremen Problematik auskennen und weiterhelfen können?

Übergewicht – Warum wir fett werden – Fakten, Hintergründe, Prävention

Übergewicht hat Hintergründe - Chemikalien

 

MEINE MUTTER HAT MICH FETT GEMACHT

 

Wenn Joannie nicht etwa dreimal die Woche Big Macs gegessen hätte, wäre sie nicht fett geworden. Wenn sie, während sie noch im Bauch ihrer Mutter war, nicht den Chemikalien x, y und z ausgesetzt gewesen wäre, hätte Joannie nicht die Neigung gehabt fett zu werden. Und wenn Joannie’s Mutter etwas vernünftiger gegessen hätte, wäre beider Hüften schlanker. 

Fette Menschen sind meistens schon programmiert dafür, fett zu werden, bevor sie auch nur den ersten Schluck Milch getrunken haben. 

Die Nachricht des Tages ist, dass Pestizide zu den Chemikalien gehören, die für diese Programmierung verantwortlich sind. 

Zwei von drei erwachsenen Amerikanern sind jetzt als übergewichtig eingestuft. Typ II Diabetes hat über die letzten Jahrzehnte wie eine Maßeinheit zugenommen, Herzerkrankungen ebenfalls. Das ist kein Zufall. Diese Krankheiten teilen sich gemeinsame Charakteristika: Sie werden im Mutterleib durch Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien ausgelöst, und das Ergebnis zeigt sich im Erwachsenenleben. Wissenschaftler nennen dieses Gebilde „den fetalen Ursprung von Erwachsenenkrankheiten.“ 

Die wahrscheinlichsten Missetäter sind Chemikalien, die jetzt zusammen in der Rubrik „endokrine Disruptoren“ gruppiert werden. (Anm.: Damit werden Stoffe bezeichnet, die wie Hormone wirken und so das empfindliche Gleichgewicht des Hormonsystems stören können). 

Es ist seit etwa zwei Jahrzehnten bekannt, wenn auch von den Herstellern bestritten, dass diese Chemikalien die normalen Signalübertragungswege für Hormone verändern. Man denke an Bisphenol A (BPA), zur Zeit der meist gefeierte endokrine Disruptor der Nation. 

Pestizide, wenn auch nicht speziell als endokrine Disruptoren gedacht, noch als solche geregelt, können ebenso die normale Entwicklung aus der Spur bringen. Die Wissenschaft hat gerade eben festgestellt, dass eine Gruppe von Pestiziden, die zudem weltweit am Häufigsten Verwendung findet, in Zusammenhang mit diesen drei Erwachsenenkrankheiten steht. Es ist die Gruppe der Organophosphate, zusammengebraut aus Mineralöl mit einer Beigabe von Phosphorsäure.  

Wenn Ratten diesen Pestiziden durch die Nahrung der Mutter in der Entwicklungsphase ausgesetzt sind, die equivalent dem zweiten Trimester eines menschlichen Babys im Mutterleib ist, verändert sich deren Metabolismus auf zwei Arten: Ihr Cholesterol und die Triglyzeride steigen an. Diese abnormen und bleibenden Veränderungen ähneln denen, die im späteren Leben Übergewicht, Diabetes und Herzkrankheiten vorausbestimmen und lenken (Speziell Arteriosklerose, ein Zustand, bei dem sich fettes Material entlang der Arterien ansammelt und die Arterienwände verhärten lässt). 

Diese Veränderungen des Metabolismus geschehen auf niedrigem Niveau, innerhalb der Werte, denen wir einheitlich ausgesetzt sind, Werte, von denen die Umweltschutzbehörde angibt, dass sie „sicher“ sind, was sie aber augenscheinlich nicht sind. Die Veränderungen sind am Stärksten, wenn die Rattenmütter mit einer fettreichen Diät gefüttert werden. Menschliche Babys, selbst wenn sie bei Geburt untergewichtig sind (und es gibt eine Flut von untergewichtigen Babys) werden schnell übergewichtig. 

Menschen sind diesen Pestiziden durch unsere Nahrung und unser Wasser ausgesetzt. Natürlich sind unsere Kinder ihnen, wenn sie geboren sind, weiterhin ausgesetzt, und in Wahrheit sind sie ihnen als Erwachsene noch stärker ausgesetzt, weil sie in Relation mit ihrem Körpergewicht mehr essen und trinken und eine vergleichbar größere Hautoberfläche haben.

Die weiteren Bevölkerungsgruppen, die am häufigsten Organophosphaten und anderen Pestiziden ausgesetzt sind, sind die gleichen Bevölkerungsgruppen mit den höchsten Übergewichtsanteilen – Menschen, die in heruntergekommenen innerstädtischen Gegenden wohnen, die Armen, und die Landarbeiter. Nochmals, das ist kein Zufall, aber ein Zusammenhang, ein Auslöser.

Dr. Ted Slotkin von der Duke University, der Forscher, der verantwortlich ist für diese Erkenntnisse, hat einen anderen zwingenden Anhaltspunkt gefunden: Exposition verursachte Schädigungen im Gehirn von Nagetieren, als auch in dessen Metabolismus. Wenn das exponierte Labortier dann geboren ist und angefangen hat, selbstständig zu fressen, reduzierte der Verzehr fettreicher Nahrung die widrigen Symptome bei deren Hirnfunktion. Wie Dr. Slotkin sinnierend sagte, „Wenn man neurofunktionale Defizite entwickelt hat, und diese durch pausenloses Essen von Big Macs ausgeglichen werden können, dann wird man natürlich (aber unbewusst) diese Art von Essen auswählen, weil man sich dadurch besser fühlt.“ Bedauerlicherweise, verstärkt jedoch vermehrtes Fett die Schädigung des Metabolismus bei Tieren oder bei Menschen.  

Was diese Erkenntnisse für Sie bedeuten:  

Speziell wenn man schwanger werden will, während der Schwangerschaft, während des Stillens und für Ihre Kinder, sollten Sie Pestizide vermeiden; Sie sollten biologisch essen.

Als Information über Hormonsystem beeinträchtigende Substanzen sollte man die Broschüren, die von einer gemeinnützigen Initiative herausgegeben wurde, lesen: BUND INFO-BROSCHÜREN

Autor: Alice Shabecoff für CSN – Chemical Sensitivity Network, 8. November 2009

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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Alice Shabecoff war in ihrem Berufsleben als Journalistin für die New York Times, die Washington Post und die International Herald Tribune tätig. Sie schrieb zusammen mit ihrem Mann Philip Shabecoff das Buch Poisoned Profits.

CSN Artikel zum Buch von Philip und Alice Shabecoff: Vergiftete Profite