Archiv der Kategorie ‘Chemical Sensitivity‘

Schadstofffreier Wohnraum für Umweltkranke, Chemikaliensensible und Gesundheitsbewusste

Ottawa - ein Wohnprojekt für Umweltkranke entsteht

Umweltkranke und Menschen mit Chemikaliensensitivität haben spezielle Bedürfnisse, was Wohnraum angeht. Ohne schadstofffreie Wohnung verschlechtert sich der Gesundheitszustand dieser Menschen oft rapide. Können sie hingegen in einer Wohnung leben, in der keine Schadstoffe aus Baumaterialien oder Inventar ausdünsten, sind sie oft in der Lage, ihren Gesundheitszustand zu stabilisieren.

Aus der kanadischen Hauptstadt Ottawa wurde aktuell bekannt, dass dort ein Wohnprojekt entstehen soll, das speziell auf Umweltkranke und Chemikaliensensible ausgerichtet ist. Mit in diesem Wohnprojekt sollen auch gesundheitsbewusste Menschen leben.

Hintergrund zum Projekt Chemical Free Housing Ottawa
Die Organisation Safe Housing Ottawa teilte in der ersten Aprilwoche offiziell mit, dass Action Ottawa das Kapital für das beabsichtige schadstoffkontrollierte, umweltfreundliche Wohnprojekt, das im Westteil von Ottawa entstehen soll, genehmigt hat.

EHA Ontario bedankt sich ebenfalls beim CMHC Affordable Housing Centre für die Zubilligung des Basiskapitals für das Wohnprojekt. Diese Mittel werden helfen, den nächsten Schritt des Projektes anzugehen.

Die umweltfreundlichen, schadstoffkontrollierten Apartments werden aus 1 und 2 Zimmereinheiten bestehen, die ganz speziell in Hinsicht auf Umweltkranke und Chemikaliensensible gebaut werden. Die Erbauung soll Mitte 2009 beginnen und möglichst bis Sommer 2010 beendet sein. Die Bau- und Ausstattungsmaterialien werden so weit als irgend möglich frei von Lösungsmitteln und sonstigen Schadstoffen sein.

Eine Broschüre über das Windmill Projekt kann man hier einsehen: Parkway House Information

Strikte Hausordnung – chemie- und strahlungsfrei
Das Kapital, das der Organisation zur Verfügung steht, wird dazu verwendet werden, 24 Mietwohnungen zu bauen und zusätzlich 50 Wohneinheiten, die als Eigentumswohnungen an solche Leute verkauft werden, die der speziellen Hausordnung zustimmen. In der Hausordnung ist u. a. verankert, dass im Gebäude und um das Gebäude herum nicht geraucht werden darf, keine Haustiere zugelassen sind und man chemiefrei und duftstofffrei leben muss. Drahtloses Internet wird im Wohnkomplex aufgrund der Gesundheitsgefahren ebenso verboten sein. Satellitenschüsseln werden ebenfalls nicht geduldet. Verkabeltes Internet ist genehmigt.

Alle Wohnungen bereits vergeben
Bereits jetzt steht das Projekt unter einem guten Stern, die Warteliste für die geplanten 24 Wohneinheiten, die man mieten kann, ist bereits voll. Man akzeptiert jedoch noch weitere Anwärter, die einspringen können, falls jemand abspringt, bzw. damit Bedarf für weiteren Wohnraum kundgetan werden kann.

Wohnprojekte für Umweltkranke in Deutschland
Auch in Deutschland besteht seit Jahren Bedarf für schadstofffreien Wohnraum für Umweltkranke und Chemikaliensensible. Das bestätigen Wohnraumgesuche in Foren und Zeitungen von Selbsthilfeorganisationen. Bisher konnten jedoch nur sehr kleine Privatprojekte realisiert werden. Größere Projekte kamen bislang über eine erste Planungsphase nicht hinaus.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. April 2009

Literatur:
Chemical free Housing Ottawa, 1. April 2009

MCS nicht durch Psyche oder Trauma bedingt

Arzt erklärt Patientin: Ihre MCS ist nicht psychisch bedingt

Matthew Hogg von EIR – Environmental Illness Resource betrachtet eine Mannheimer Psychologie-Studie zum Thema MCS – Multiple Chemical Sensitivity und kommt zu diesen Schlussfolgerungen:

Die Studie zeigt, dass MCS-Kranke in der Vergangenheit nicht mehr traumatische Erlebnisse hatten als Gesunde. Die Forschungsarbeit gibt keine Hinweise darauf, dass MCS eine psychische Erkrankung sein könnte.

Folgende Einzel-Ergebnisse hatten die Forscher der Psychologischen Abteilung in Mannheim erhalten:

In allen drei untersuchten Gruppen (MCS-Kranke, SFD-Patienten mit somatoformen Störungen, Gesunde) wurden etwa gleich häufig frühere traumatische Erlebnisse festgestellt.

Man fand unter den drei Gruppen auch keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Größe des Traumas, der Kombination mehrerer Traumen oder der Erwartungshaltung gegenüber Traumen.

Auch bei den einzelnen Trauma-Kategorien gab es nur wenig Unterschiede, denn im Vergleich zu Gesunden nannten MCS- und SFD-Kranke nur zwei Trauma-Kategorien häufiger: Die Kategorie „anderes Trauma“ wurde von MCS- und SFD-Patienten, die Kategorie „frühere lebensgefährliche Erkrankung“ wurde von MCS-Patienten öfter als von Gesunden genannt.

Wie interpretiert M. Hogg diese häufigere Nennung?
MCS-Kranke nennen die Kategorie „anderes Trauma“ öfter als Gesunde, da ihre MCS-Erkrankung oftmals auf einer Exposition gegenüber Pestiziden oder anderen Toxinen beruhen dürfte und dies in die Kategorie „anderes Trauma“ fällt.
Auch dürften MCS-Kranke, besonders jene mit Beeinträchtigung der Atmung, bei entsprechender Exposition öfter lebensbedrohliche Situationen erleben als Gesunde. Das dürfte also zur häufigeren Nennung dieser Trauma-Kategorie führen.

Psychisch-traumatische Vorgeschichte nicht bestätigt
Die Mannheimer Untersucher kamen zu folgender Zusammenfassung: „Es wurden keine Hinweise auf vermehrte traumatische Erlebnisse bei MCS und SFD gefunden.“ Sie fügten noch hinzu, dass umfangreichere Folge-Studien möglicherweise andere Ergebnisse liefern könnten. Die vorliegende Studie aber, so Hogg, kann eine psychisch-traumatische Vorgeschichte bei MCS/IEI nicht bestätigen.

Autor:
Annamaria für CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. April 2009-04-09

Literatur:
Matthew Hogg, Multiple Chemical Sensitivity not related to traumatic events study finds, 3. April 2009

Bailer J, Witthöft M, Bayerl C, Rist F.,Trauma experience in individuals with idiopathic environmental intolerance and individuals with somatoform disorders, J Psychosom Res. 2007 Dec;63(6):657-61.

Erste Ansatzpunkte für Barrierefreiheit für MCS-Kranke

Chemikaliensensible Frau mit Schutzmaske

Wann kommt Barrierefreiheit für MCS-Kranke?

Die geltende UN-Behindertenkonvention legt fest, dass alle Menschen- und Bürgerrechte auch für Menschen mit Behinderungen uneingeschränkt gelten. Dies ist seit vergangenem Monat auch für Deutschland völkerrechtlich verbindlich. Als Vertragsstaat verpflichtet sich die Bundesrepublik, allen Behinderten eine gleichberechtigte Teilhabe an Arbeit, Beruf und Gesellschaft zu ermöglichen. MCS – Multiple Chemical Sensitivity (ICD-10, T78.4) ist in Deutschland als körperliche Behinderung (Ziffer 26.18) anerkannt, somit muss auch diese Behindertengruppe zukünftig integriert werden.

Thommy’s MCS-Blogfrage der Woche:
Wo müsste von Seiten der Behörden zuerst angesetzt werden, um Barrierefreiheit für Menschen mit der Behinderung MCS – Multiple Chemical Sensitivity umzusetzen und dieser Behindertengruppe, die sehr spezielle Bedürfnisse hat, wenigstens ein wenig Teilhabe im Alltag, Beruf und in der Gesellschaft zu ermöglichen?

Neue Studie erbringt Beweise, dass Golfkriegsveteranen durch Chemikalien im Niedrigdosisbereich krank wurden

Gehirn durch Chemikalien geschädigt

Golfkriegsveteranen weisen abnorme Reaktionen des Gehirns gegenüber bestimmten Chemikalien auf

DALLAS – 20. März 2009 – Eine neue Studie, die von Wissenschaftlern des UT Southwestern Medical Center durchgeführt wurde, hat erstmalig Schädigungen in den Gehirnen von Veteranen, die unter Golfkrieg-Syndrom leiden, genau lokalisiert – eine Feststellung, die die Krankheit direkt mit Chemikalienexpositionen in Verbindung bringt und zu diagnostischen Tests und Behandlung führen könnte.

Prof. Robert Haley, Leiter des Bereiches Epidemiologie an der UT Southwestern und auch leitender Autor der Studie, sagte, das diese Forschung Areale im Gehirn enthüllt und lokalisiert, die nicht richtig funktionieren. Kürzlich durchgeführte Studien hatten den Beweis über chemische Abnormalitäten und Schwund der weißen Hirnsubstanz bei Veteranen erbracht, die bestimmten toxischen Chemikalien, wie dem Nervengas Sarin, im Persischen Golfkrieg 1991 ausgesetzt waren.

Die Forschung, die in der Märzausgabe des medizinischen Fachjournals „Psychiatry Research“ veröffentlicht wurde, trug den Titel: „Neuroimaging ermöglicht Forschern exakt die Gehirnstrukturen bei Patienten sichtbar werden zu lassen, die durch Chemikalienexposition beeinträchtigt wurden“, sagte Prof. Haley.

„Vor dieser Studie wussten wir nicht exakt, welche Teile des Gehirn verletzt waren und die Symptome bei den Veteranen verursachten“, sagte er. „Wir entwickelten ein Experiment, um die Areale im Gehirn zu testen, die verletzt sein müssten im Fall, dass sie durch Sarin oder Pestizide verursacht wurden, und die Resultate waren positiv.“

Beim Planen der Studie hatten Prof. Haley und seine Kollegen durchdacht, dass, wenn geringe Konzentrationen von Sarin oder Pestiziden das Gehirn der Golfkriegsveteranen verletzt haben, dann müssen ein wahrscheinliches Ziel der Verletzung cholinerge Rezeptoren an Zellen in bestimmten Hirnstrukturen sein. Wenn dem so sei, dann würde die Verabreichung einer sicheren Dosis von Medikamenten, die cholinerge Rezeptoren stimulieren, eine abnormale Reaktion bei den kranken Veteranen hervorrufen.

In der Studie bekamen 21 chronisch erkrankte Golfkriegsveteranen und 17 gesunde Veteranen kleine Dosierungen von Physostigmin verabreicht, eine Substanz, welche cholinerge Rezeptoren kurzzeitig stimuliert. Die Wissenschaftler ermittelten dann die Reaktion der Hirnzellen der Studienteilnehmer mittels radiologischer Aufnahmen des Gehirns.

„Was wir fanden war, dass einige der Gehirnareale, die wir schon im Vorfeld in Verdacht gehabt hatten, abnormal auf den cholinergen Provokationstest reagierten“, sagte Prof. Haley. „Diese Areale waren in den Basalganglien, im Hippocampus, im Thalamus und der Amygdala zu finden. Veränderungen in der Funktionsweise dieser Gehirnstrukturen können ohne Zweifel Probleme bei Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeit, körperliche Schmerzen, Erschöpfung, abnormale emotionale Reaktionen und Persönlichkeitsveränderungen hervorrufen, ganz wie wir es für gewöhnlich bei kranken Golfkriegsveteranen sehen.

Eine vorhergehende Studie, die von der U.S. Army finanziert wurde, fand auch bei Laborratten Veränderungen in den cholinergen Rezeptoren, die durch wiederholte Exposition gegenüber dem Nervengas Sarin im Niedrigdosisbereich verursacht wurden.

„Ein zusätzlicher Bonus bei dieser Studie ist eine statistische Formel, die Reaktionen in 17 Gehirnregionen bei kranken Golfkriegsveteranen mit denen von gesunden Veteranen unterscheidet. Zusätzlich unterscheidet sie drei verschiedene Arten von Varianten des Golfkriegs-Syndroms mit einem hohen Genauigkeitsgrad voneinander“, sagte Prof. Haley. „Wenn diese Feststellung in einer größeren Gruppe wiederholt werden kann, könnten wir einen objektiven Test für das Golfkriegs-Syndrom und seine Varianten in der Hand haben.“

Ein objektiver diagnostischer Test, sagte er, bildet die Basis für weiterführende genetische Studien, um festzustellen, warum manche Menschen durch Chemikalienexposition beeinträchtigt werden und andere nicht. Neue Studien werden dann auch die Selektion homogener Gruppen kranker Veteranen zulassen, welche in effiziente klinische Versuche für Behandlung münden.

Prof. Haley beschrieb das Golfkriegs-Syndrom erstmalig in einer Reihe von Veröffentlichungen im Journal of the American Medical Association im Januar 1997. In vorherigen Studien ergab die Forschung von Prof. Haley, dass Veteranen, die unter dem Golfkriegs-Syndrom litten, niedrigere Konzentrationen von Paraoxogenase aufwiesen, einem schützenden Enzym im Blut, das normalerweise Toxine, die in Sarin gefunden werden, bekämpft. Veteranen, die in der gleichen geographischen Gegend gedient hatten und nicht krank geworden waren, wiesen eine höhere Konzentration dieses Enzyms auf.

Prof. Haley und seine Kollegen haben die gleiche Gruppe von Testpersonen seit 1995 genau verfolgt. Im Jahr 2006 etablierten die UT Southwestern und das Department of Veterans Affairs in Dallas eine spezielle, gemeinsame Initiative zur Erforschung der Golfkriegskrankheit, die von der UT Southwestern geleitet wird.

Der texanische Senator Kay Bailey Hutchison, seit langer Zeit ein Unterstützer der Golfkriegsforschung, förderte das Abkommen und sicherte die Zuwendung von 75 Millionen U.S. Dollar für einen fünfjährigen Forschungszeitraum zur weiteren Erforschung der Golfkriegskrankheit.

Diese Studie wurde zum Teil vom U.S. Army Medical Research und Material Command finanziert.

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. April 2009

Literatur:
Robert Haley, Gulf War veterans display abnormal brain response to specific chemicals, Press Release UT Southwestern, March 20, 2009

Weitere interessante CSN Artikel zum Thema:

CSN und der VHUE – Eine Klarstellung

Justicia

Am Mittwoch, den 25. März um 22.58 Uhr, stellte der VHUE – Verein zur Hilfe umweltbedingt Erkrankter –  auf seiner Vereinswebseite einen gegen CSN und meine Person gerichteten Text und zwei Dokumente online.

Die als pdf- Dokument eingestellte Ausführung bezüglich meiner Person und Umweltkranken aus dem CSN Forum entspricht weitgehend dem Wortlaut einer Strafanzeige, die der VHUE, vertreten durch M. Frielinghaus, Ende letzten Jahres gegen uns erstattete, weil ihnen kritische Eintragungen im CSN Forum missfielen. Das zweite pdf- Dokument auf der VHUE Webseite entspricht einem ohne Genehmigung eingestellten Auszug aus dem CSN Forum, der zudem von Frau Frielinghaus noch erheblich verändert wurde.

M. Frielinghaus und der VHUE verschweigen bei ihren Ausführungen auf der VHUE Webseite die Tatsache, dass diese Auflistung bereits als Strafanzeige der Staatsanwaltschaft vorlag und in allen Punkten widerlegt wurde. Alle Punkte waren von der Polizei und Staatsanwaltschaft eingehend geprüft worden und führten am 12.02.2009 zur Niederlegung der Strafanzeige.

Schadensersatz: Rekordsumme für Schädigung durch Passivrauch

Rauchen am Arbeitsplatz macht krankIm gestrigen Blog berichteten wir über einen Mann in Japan, der durch Passivrauch seiner Kollegen chemikalien-sensibel wurde und in einem Vergleich 7 Millionen Yen von seinem Arbeitgeber erhielt. Dieser Betrag ist die höchste Summe, die bisher wegen Gesundheitsschäden durch Passivrauch in Japan erzielt wurde. Jetzt standen weitere Details über den Fall in zwei weiteren japanischen Zeitungen.

Kopfschmerzen, Übelkeit durch Zigarettenrauch
Der 35 Jahre alte Mann war als Büroangestellter bei einer Firma für Baumaterialien angestellt gewesen. Im Januar 2007 hatte er seine Arbeit dort begonnen. Von Anfang an rauchten seine Kollegen den ganzen Tag lang sehr stark an ihrem Schreibtisch. Der Angestellte litt sehr schnell unter täglichen Kopfschmerzen und Übelkeit. Er fragte seinen Chef, ob man nicht eine Raucherzone einrichten könne und schilderte ihm, dass es ihm durch den Zigarettenrauch der Kollegen schlecht ginge. Der Chef lehnte dies nicht nur ab, er reagierte auch noch verärgert, trug der Anwalt des erkrankten Mannes vergangene Woche bei Gericht vor. Im November sei der erkrankte Mann dann aus ungerechtfertigten Gründen gefeuert worden.

Nichtraucher diskriminiert
Bei Gericht teilte der Mann mit, dass er von einem älteren Angestellten die Worte um die Ohren gehauen bekam: „Wenn es Dir hier nicht passt, suchst Du Dir besser anderswo einen Job. Wenn wir Rauchverbot im Büro verhängen, dann können auch unsere Kunden nicht rauchen, wenn sie das möchten, und das könnte unser Geschäft schädigen“.

Freiwillige Zahlung für Verursachung von MCS
Die Japan Times berichtet heute, dass der Präsident der Firma damals Reportern gegenüber gesagt hatte, dass der Mann aus gesundheitlichen Gründen gefeuert worden sei und dann man adäquate Schritte wegen es Rauchens eingeleitet hätte. Man hätte sogar einen Luftfilter im Büro aufgestellt.

Der gefeuerte Angestellte hatte daraufhin im Januar 2008 die Firma verklagt und das Gericht erklärte die Kündigung damals für nichtig. Die Firma für Bauteile erklärte sich daraufhin bereit, eine Raucherzone im Büro einzurichten. Als die Gesundheitsbeschwerden des Mannes jedoch anhielten und in eine Chemikalien-Sensitivität durch den Passivrauch mündeten, verklagte er die Firma. Er forderte 23 Millionen Yen Schadensersatz für seine ärztlich attestierte Chemikalien-Sensitivität. Am Sapporo Bezirksgericht in Takikawa erhielt er nun in einer freiwilligen Einigung von seinem ehemaligen Arbeitgeber die Rekordsumme von 7 Millionen Yen (ca. 53.340,000 Euro) zugesprochen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN- Chemical Sensitivity Network, 2. April 2009

Bevölkerung durch Duftstoffe und Parfum gesundheitlich beeinträchtigt

Viertel der Gesamtbevölkerung hat Probleme mit Duftstoffen

Studie ermittelte: Eine ständig größer werdende Anzahl von Alltagsprodukten ist beduftet, und immer mehr Menschen reagieren mit Gesundheitsbeschwerden auf Duftstoffe. Weichspüler, Parfüm, Aftershave, duftende Waschmittel, Raumbeduftung, beduftete Produkte lösen bei ihnen eine Vielzahl von Symptomen aus, die von Kopfschmerzen, Schwindel, Atembeschwerden bis hin zu psychischen Reaktionen wie bspw. Aggression oder Depression führen können.

Reagiert die Gesamtbevölkerung auf Duftstoffe?
Eine aktuell erschienene Studie des amerikanischen Wissenschaftlerteams Caress und Steinemann erforschte, wie viele Personen in der Allgemeinbevölkerung bereits mit Gesundheitsbeschwerden auf duftstoffhaltige Produkte reagieren und wie viele Menschen in Subpopulationen, die bereits unter Asthma und Chemikaliensensitivität (MCS) leiden, Probleme damit haben. (1) Caress und Steinemann trugen in zwei Studiendurchgängen in zwei geographischen Gebieten Daten mittels Telefoninterviews zusammen.

Die beiden erfahrenen Wissenschaftler hatten in den vergangenen Jahren bereits mehrfach Studien über Multiple Chemical Sensitivity, Asthma durch Chemikalien und Hypersensitivität auf Chemikalien durchgeführt. (2-6) Sie ermittelten Häufigkeit, Ursachen, erstes Auftreten der Erkrankung und die Auswirkung im Alltag für die betroffenen Personen. In der aktuellen Studie gingen sie per Zufallsprinzip vor und erhielten in den Jahren 2002-2003 Daten von 1057 Teilnehmern und 2005 bis 2006 von 1058 Teilnehmern.

Duftstoffe sind lästig und verursachen Gesundheitsbeschwerden
Die Auswertung der Daten erbrachte, dass über ein Viertel der Allgemeinbevölkerung duftende Produkte an Mitmenschen als lästig empfinden. Eine hohe Anzahl von Studienteilnehmern bekundete zusätzlich gesundheitliche Auswirkungen durch duftende Waschmittel, Weichspüler und Raumbeduftung.

Die beiden Wissenschaftler der University of West Georgia hatten die Studienteilnehmer zur Ermittlung u. a. gefragt, wie es ihnen ergeht, wenn sie sich neben jemandem aufhalten müssen, der Duftstoffe benutzt hat, ob sie es lästig oder ansprechend finden.

Weitere Fragen des Teams erörterten, ob jemand Kopfschmerzen, Atembeschwerden oder andere Gesundheitsprobleme erleidet, wenn er Raumduftsprays oder Duftstoffen ausgesetzt ist, oder ob er durch den Geruch von Weichspüler, Weichspülervlies, gestört fühlt, wenn dieser durch die Abluft des Wäschetrockners nach außen dringt. (1,6)

Erheblicher Anteil der Bevölkerung hat Probleme mit Duftstoffen
Die Ergebnisse von beiden Umfragen zusammen ergaben, dass sich 30,5 % der Gesamtbevölkerung durch duftstoffhaltige Produkte von Mitmenschen belästigt fühlt.

Schwere gesundheitliche Auswirkungen beklagten 19 % und 10,9 % der Studienteilnehmer aus der Gesamtbevölkerung. Sie berichteten u. a. über Reizungen, die durch den Geruch von Weichspüler oder Wäschetrocknervlies eintreten, der in die Außenluft geleitet wurde.

Die beiden amerikanischen Wissenschaftler sagten, dass ihre Ergebnisse klar darlegen, dass ein erheblicher Prozentsatz der amerikanischen Gesamtbevölkerung unter beeinträchtigenden gesundheitlichen Auswirkungen durch duftstoffhaltige Produkte leidet. Bei der Bevölkerungsgruppe, die bereits unter Asthma und Chemikaliensensitivität leidet, liegt der Prozentsatz noch höher als bei der Allgemeinbevölkerung, bekundeten die beiden Wissenschaftler der University of West Georgia.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 02.04.2009

Weitere Artikel über Studien von Caress SM und Steinemann AC:

Literatur:
1. Caress SM, Steinemann AC. Prevalence of fragrance sensitivity in the American population, University of West Georgia, J Environ Health. 2009 Mar;71(7):46-50.
2. Caress S, Steinemann A., Asthma and chemical hypersensitivity: prevalence, etiology, and age of onset, Toxicol Ind Health. 2009 Feb; 25(1):71-8.
3. Caress SM, Steinemann AC.,A national population study of the prevalence of multiple chemical sensitivity. Arch Environ Health. 2004 Jun;59(6):300-5.
4. Caress SM, Steinemann AC., Prevalence of multiple chemical sensitivities: a population-based study in the southeastern United States.Am J Public Health. 2004 May;94(5):746-7.
5. Caress SM, Steinemann AC, Waddick C, Symptomatology and etiology of multiple chemical sensitivities in the southeastern United States. Arch Environ Health. 2002 Sep-Oct;57(5):429-36.
6. Anne C. Steinemann, Fragranced consumer products and undisclosed ingredients, Department of Civil and Environmental Engineering, Evans School of Public Affairs, University of Washington, USA, Environ Impact Asses Rev (2008), doi:10:1016/j.eiar.2008.05.002

Firma zahlt einem Angestellten Schadensersatz: Millionen wegen Chemical Sensitivity (MCS) durch Passivrauch

Rauchen am Arbeitsplatz kann kostenEine japanische Firma zahlt einem Mitarbeiter außergerichtlich 7 Millionen Yen (53.340,000 EUR) Schadensersatz. Der Mitarbeiter war in seinem Büro durch Passivrauch seiner Kollegen chemikaliensensibel geworden. Diese Meldung kann man heute in der aktuellen Ausgabe der japanischen Tageszeitung Kyodo News lesen.  Die außergerichtliche Regelung wurde am vergangenen Mittwoch am Sapporo Bezirksgericht im Bereich Takikawa, erzielt, sie ist kein Aprilscherz.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 1.4. 2009

Literatur:
Kyodo News, Firm pays 7 million yen for damage from secondhand smoke, 1.4.2009

Asthma, Hypersensitivität auf Chemikalien: Häufigkeit, Ursache und Alter bei Krankheitsbeginn

Asthma wird häufig durch Duftstoffe und Chemikalien ausgelöst

Asthma und Hypersensitivität auf Chemikalien sind in Industrieländern relativ häufig verbreitet. Das amerikanische Wissenschaftlerteam Caress und Steinemann untersuchte in einer Studie die Prävalenz und Ätiologie von Asthma, als auch die Überlappung mit Chemikalienhypersensitivität in der Bevölkerung. Asthma und Hypersensitivität auf Chemikalien waren fast im gleichen Maße vertreten.

Ursachen und Häufigkeit vom MCS auf der Spur
Die Wissenschaftler der University of West Georgia, Caress und Steinemann, hatten in den vergangenen Jahren bereits drei groß angelegte Studien über die Häufigkeit und Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity – MCS durchgeführt. Aus den Erkenntnissen, die aus den Studien gewonnen wurden, verdeutlichte sich, dass Chemikalien-Sensitivität kein Buch mit sieben Siegeln ist.

In ihrer aktuellen Studie ermittelten die beiden Wissenschaftler das nationale Auftreten von Asthma und die potentielle Überschneidung mit Hypersensitivität auf Chemikalien. Sie untersuchten dabei auch die Ätiologie des Asthma, das Alter der Patienten, als es erstmalig auftrat, und demographische Besonderheiten. Die Daten wurden in vier Etappen in den Jahren 2005 bis 2006 auf dem amerikanischen Kontinent gesammelt.

Asthmatiker reagieren häufig auf Chemikalien
Caress und Steinemann fanden bei ihrer Studie heraus, dass 12,9 % der Bevölkerung unter Asthma leidet. Fast genauso viele Menschen, 11,6 %, litten unter einer Hypersensitivität auf Chemikalien. Von den Personen, die Asthma beklagten, berichteten 31,4 %, dass sie hypersensibel auf Chemikalien reagieren.

Duftstoffe häufige Auslöser von Asthma
Von den Studienteilnehmern, deren Asthma durch Chemikalien getriggert wurde, berichteten 38 % über Irritationen durch Produkte, die Duftstoffe enthalten, 37,2 % hatten gesundheitliche Probleme durch Raumduftsprays. Dass ihr Asthma durch toxische Chemikalien verursacht wurde, berichteten 13,6 % der Studienteilnehmer.

Einen Unterschied zwischen Rasse und Herkunft konnten die Wissenschaftler nicht feststellen, hier lag die Verteilung ziemlich gleich. Das Alter des ersten Auftretens des Asthmas lag bei fast 50% der Studienteilnehmer in deren Kindheit.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 31. März, 2009

Weiterer Artikel über Studien von Caress und Steinemann:

Literatur:
Caress S, Steinemann A., Asthma and chemical hypersensitivity: prevalence, etiology, and age of onset, Toxicol Ind Health. 2009 Feb; 25(1):71-8.
Caress SM, Steinemann AC.,A national population study of the prevalence of multiple chemical sensitivity. Arch Environ Health. 2004 Jun;59(6):300-5.
Caress SM, Steinemann AC., Prevalence of multiple chemical sensitivities: a population-based study in the southeastern United States.Am J Public Health. 2004 May;94(5):746-7.
Caress SM, Steinemann AC, Waddick C, Symptomatology and etiology of multiple chemical sensitivities in the southeastern United States.Arch Environ Health. 2002 Sep-Oct;57(5):429-36.