Bevölkerung durch Duftstoffe und Parfum gesundheitlich beeinträchtigt

Viertel der Gesamtbevölkerung hat Probleme mit Duftstoffen

Studie ermittelte: Eine ständig größer werdende Anzahl von Alltagsprodukten ist beduftet, und immer mehr Menschen reagieren mit Gesundheitsbeschwerden auf Duftstoffe. Weichspüler, Parfüm, Aftershave, duftende Waschmittel, Raumbeduftung, beduftete Produkte lösen bei ihnen eine Vielzahl von Symptomen aus, die von Kopfschmerzen, Schwindel, Atembeschwerden bis hin zu psychischen Reaktionen wie bspw. Aggression oder Depression führen können.

Reagiert die Gesamtbevölkerung auf Duftstoffe?
Eine aktuell erschienene Studie des amerikanischen Wissenschaftlerteams Caress und Steinemann erforschte, wie viele Personen in der Allgemeinbevölkerung bereits mit Gesundheitsbeschwerden auf duftstoffhaltige Produkte reagieren und wie viele Menschen in Subpopulationen, die bereits unter Asthma und Chemikaliensensitivität (MCS) leiden, Probleme damit haben. (1) Caress und Steinemann trugen in zwei Studiendurchgängen in zwei geographischen Gebieten Daten mittels Telefoninterviews zusammen.

Die beiden erfahrenen Wissenschaftler hatten in den vergangenen Jahren bereits mehrfach Studien über Multiple Chemical Sensitivity, Asthma durch Chemikalien und Hypersensitivität auf Chemikalien durchgeführt. (2-6) Sie ermittelten Häufigkeit, Ursachen, erstes Auftreten der Erkrankung und die Auswirkung im Alltag für die betroffenen Personen. In der aktuellen Studie gingen sie per Zufallsprinzip vor und erhielten in den Jahren 2002-2003 Daten von 1057 Teilnehmern und 2005 bis 2006 von 1058 Teilnehmern.

Duftstoffe sind lästig und verursachen Gesundheitsbeschwerden
Die Auswertung der Daten erbrachte, dass über ein Viertel der Allgemeinbevölkerung duftende Produkte an Mitmenschen als lästig empfinden. Eine hohe Anzahl von Studienteilnehmern bekundete zusätzlich gesundheitliche Auswirkungen durch duftende Waschmittel, Weichspüler und Raumbeduftung.

Die beiden Wissenschaftler der University of West Georgia hatten die Studienteilnehmer zur Ermittlung u. a. gefragt, wie es ihnen ergeht, wenn sie sich neben jemandem aufhalten müssen, der Duftstoffe benutzt hat, ob sie es lästig oder ansprechend finden.

Weitere Fragen des Teams erörterten, ob jemand Kopfschmerzen, Atembeschwerden oder andere Gesundheitsprobleme erleidet, wenn er Raumduftsprays oder Duftstoffen ausgesetzt ist, oder ob er durch den Geruch von Weichspüler, Weichspülervlies, gestört fühlt, wenn dieser durch die Abluft des Wäschetrockners nach außen dringt. (1,6)

Erheblicher Anteil der Bevölkerung hat Probleme mit Duftstoffen
Die Ergebnisse von beiden Umfragen zusammen ergaben, dass sich 30,5 % der Gesamtbevölkerung durch duftstoffhaltige Produkte von Mitmenschen belästigt fühlt.

Schwere gesundheitliche Auswirkungen beklagten 19 % und 10,9 % der Studienteilnehmer aus der Gesamtbevölkerung. Sie berichteten u. a. über Reizungen, die durch den Geruch von Weichspüler oder Wäschetrocknervlies eintreten, der in die Außenluft geleitet wurde.

Die beiden amerikanischen Wissenschaftler sagten, dass ihre Ergebnisse klar darlegen, dass ein erheblicher Prozentsatz der amerikanischen Gesamtbevölkerung unter beeinträchtigenden gesundheitlichen Auswirkungen durch duftstoffhaltige Produkte leidet. Bei der Bevölkerungsgruppe, die bereits unter Asthma und Chemikaliensensitivität leidet, liegt der Prozentsatz noch höher als bei der Allgemeinbevölkerung, bekundeten die beiden Wissenschaftler der University of West Georgia.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 02.04.2009

Weitere Artikel über Studien von Caress SM und Steinemann AC:

Literatur:
1. Caress SM, Steinemann AC. Prevalence of fragrance sensitivity in the American population, University of West Georgia, J Environ Health. 2009 Mar;71(7):46-50.
2. Caress S, Steinemann A., Asthma and chemical hypersensitivity: prevalence, etiology, and age of onset, Toxicol Ind Health. 2009 Feb; 25(1):71-8.
3. Caress SM, Steinemann AC.,A national population study of the prevalence of multiple chemical sensitivity. Arch Environ Health. 2004 Jun;59(6):300-5.
4. Caress SM, Steinemann AC., Prevalence of multiple chemical sensitivities: a population-based study in the southeastern United States.Am J Public Health. 2004 May;94(5):746-7.
5. Caress SM, Steinemann AC, Waddick C, Symptomatology and etiology of multiple chemical sensitivities in the southeastern United States. Arch Environ Health. 2002 Sep-Oct;57(5):429-36.
6. Anne C. Steinemann, Fragranced consumer products and undisclosed ingredients, Department of Civil and Environmental Engineering, Evans School of Public Affairs, University of Washington, USA, Environ Impact Asses Rev (2008), doi:10:1016/j.eiar.2008.05.002

8 Kommentare zu “Bevölkerung durch Duftstoffe und Parfum gesundheitlich beeinträchtigt”

  1. schlumpf 2. April 2009 um 16:14

    Jeder der Parfüm verwendet sollte sich in Zukunft fragen ist es eigentlich OK wenn ich Parfüm auftrage und dadurch fast jeden Dritten Menschen damit belästige?

  2. Empire 3. April 2009 um 12:58

    Schlumpf, das wird die Leute geauso wenig interessieren, wie die Raucher, die ihre Mitmenschen mit Passivrauch gesundheitlich schädigen. Mein Freund wuchs in einer Raucherfamilie auf. Er und sein Bruder haben schwere Atemwegserkrankungen und Allergien. Also nicht einmal Eltern haben Respekt vor ihren eigenen Kindern.

    Was Parfum und Duftstoffe anbelangt, wird das Verständnis in der Gesellschaft, von den Konsumenten von Parfum und dergleichen, für die Mitmenschen noch geringer ausfallen.

  3. Mary-Lou 3. April 2009 um 14:29

    Die Zahl derjenigen in der Bevölkerung, die sich durch Parfum und Duftstoffe ihrer Mitmenschen belästigt und gesundheitlich beeinträchtigt fühlen, wird sicherlich weiter ansteigen. In letzter Zeit haben mir viele Menschen erzählt, sie vertragen Duftstoffe nicht und bekommen viele unterschiedliche gesundheitliche Reaktionen vom Parfum ihrer Mitmenschen. Das Interesse an der CSN-Gesundheitsbroschüre ist daher sehr rege, die Gespräche die ich beim Verteilen führen konnte, waren sehr aufschlussreich, und einige Menschen waren sehr dankbar über die Aufklärung durch den MCS-Flyer.

    Deshalb an dieser Stelle der Link zum MCS-Flyer von CSN, der vielleicht und hoffentlich vielen Betroffenen weiterhelfen kann.

    http://www.csn-deutschland.de/flyer/CSN_Flyer_MCS.pdf

  4. Suzette 3. April 2009 um 17:39

    Das sehe ich auch so, Mary-Lou. Duftstoffe zählen mit zu den häufigsten Allergenen, die Duftstoff-Allergiker steigt rapide an.

    Einen interessanten Bericht, der die Misere um Duftstoffe und Parfüm unterstreicht, habe ich soeben bei BR online gefunden.

    http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/gesundheit/gesundheit-allergie-duftstoffe-allergien-ID1201014542165.xml

  5. Christobal 5. April 2009 um 10:58

    Diese Studie sollte die Industrie motivieren mehr duftfreie Produktlinie herzustellen. Der Markt ist da.

  6. X-Faktor 6. April 2009 um 08:29

    Hallo Christobal,

    das sehe ich genau wie Du. Der Markt für duftstoffreie Produktlinien ist da und wird weiter wachsen. Duftfreie Kosmetika ist nicht nur für die Konsumenten gesünder, sondern auch umweltfreundlicher, da sie weniger Chemikalien enthalten und schon beim Produktionsprozess die Gesundheit der Arbeiter und die Umwelt schonen.

    XXX

  7. Marina Hausharter 19. Februar 2020 um 10:53

    Können Duftstoffe im Waschmittel bei Kleinkindern Schlafstörungen und Aggressionen auslöen?

  8. Silvia 19. Februar 2020 um 11:01

    Hallo Marina, es ist absolut möglich, dass Kleinkinder, wie auch Erwachsene mit Schlafstörungen, Aggression und anderen Beschwerden reagieren können. Die bekannte Umweltmedizinerin Prof. Doris Rapp aus den USA hat zu diesen Problemen Videos veröffentlicht.
    Viele Grüße,
    Silvia

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