MCS nicht durch Psyche oder Trauma bedingt

Arzt erklärt Patientin: Ihre MCS ist nicht psychisch bedingt

Matthew Hogg von EIR – Environmental Illness Resource betrachtet eine Mannheimer Psychologie-Studie zum Thema MCS – Multiple Chemical Sensitivity und kommt zu diesen Schlussfolgerungen:

Die Studie zeigt, dass MCS-Kranke in der Vergangenheit nicht mehr traumatische Erlebnisse hatten als Gesunde. Die Forschungsarbeit gibt keine Hinweise darauf, dass MCS eine psychische Erkrankung sein könnte.

Folgende Einzel-Ergebnisse hatten die Forscher der Psychologischen Abteilung in Mannheim erhalten:

In allen drei untersuchten Gruppen (MCS-Kranke, SFD-Patienten mit somatoformen Störungen, Gesunde) wurden etwa gleich häufig frühere traumatische Erlebnisse festgestellt.

Man fand unter den drei Gruppen auch keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Größe des Traumas, der Kombination mehrerer Traumen oder der Erwartungshaltung gegenüber Traumen.

Auch bei den einzelnen Trauma-Kategorien gab es nur wenig Unterschiede, denn im Vergleich zu Gesunden nannten MCS- und SFD-Kranke nur zwei Trauma-Kategorien häufiger: Die Kategorie „anderes Trauma“ wurde von MCS- und SFD-Patienten, die Kategorie „frühere lebensgefährliche Erkrankung“ wurde von MCS-Patienten öfter als von Gesunden genannt.

Wie interpretiert M. Hogg diese häufigere Nennung?
MCS-Kranke nennen die Kategorie „anderes Trauma“ öfter als Gesunde, da ihre MCS-Erkrankung oftmals auf einer Exposition gegenüber Pestiziden oder anderen Toxinen beruhen dürfte und dies in die Kategorie „anderes Trauma“ fällt.
Auch dürften MCS-Kranke, besonders jene mit Beeinträchtigung der Atmung, bei entsprechender Exposition öfter lebensbedrohliche Situationen erleben als Gesunde. Das dürfte also zur häufigeren Nennung dieser Trauma-Kategorie führen.

Psychisch-traumatische Vorgeschichte nicht bestätigt
Die Mannheimer Untersucher kamen zu folgender Zusammenfassung: „Es wurden keine Hinweise auf vermehrte traumatische Erlebnisse bei MCS und SFD gefunden.“ Sie fügten noch hinzu, dass umfangreichere Folge-Studien möglicherweise andere Ergebnisse liefern könnten. Die vorliegende Studie aber, so Hogg, kann eine psychisch-traumatische Vorgeschichte bei MCS/IEI nicht bestätigen.

Autor:
Annamaria für CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. April 2009-04-09

Literatur:
Matthew Hogg, Multiple Chemical Sensitivity not related to traumatic events study finds, 3. April 2009

Bailer J, Witthöft M, Bayerl C, Rist F.,Trauma experience in individuals with idiopathic environmental intolerance and individuals with somatoform disorders, J Psychosom Res. 2007 Dec;63(6):657-61.

5 Kommentare zu “MCS nicht durch Psyche oder Trauma bedingt”

  1. Spider 9. April 2009 um 14:02

    Ein Dankeschön an alle, die an dem heutigen Blog beteiligt waren.

    Diese Forschungsergebnisse versüßen mir das Osterfest, denn endlich einmal deutsche Forschungsergebnisse, die keine psychogene Ursachen für MCS verantwortlich machen, sondern realistische Erkenntnisse dokumentieren.

  2. Henriette 9. April 2009 um 15:12

    Dass MCS nicht durch Psyche oder Trauma bedingt ist, belegen ausländische Forschungsergebnisse schon viele Jahre. Erfreulich finde ich, dass diese Erkenntnisse nun auch von der Deutschen Wissenschaft veröffentlicht werden.

    Herzliche Grüsse,
    Henriette

  3. Juliane 10. April 2009 um 08:25

    Hoffen wir mal, dass man auch in den Fachkliniken Nordfriesland in 25821 Bredstedt CSN Blog liest. Der ärztliche Geschäftsführer Dr.med.Christoph Mai, vertrat in einem Interview eine andere Meinung:

    „Menschen die in ihrem Leben extrem intensive Traumata erleiden mußten, wie man sie vielleicht in einer Kriegssituation erleiden muß, aber auch als Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Mißbrauchs in der Kindheit, haben ein vielfach erhöhtes Risiko an MCS zu erkranken..“

    http://www.rtl-regional.de/player.php?id=1679&tag=Umwelt&seite=6

    http://www.fklnf.de/presse.html

  4. Mona 10. April 2009 um 15:07

    Da wird mir ja meine Geburtsstadt Mannheim richtig sympathisch,dass sie das nun auch erkannt haben und überhaupt diese Studie durchführten.
    Bleibt zu hoffen,dass andere nachziehen.
    Juliane ,in Bredstedt wird seit geraumer Zeit auch vieles auf die Psyche geschoben…einfach weil keine wirklichen Fachkompetenzen mehr da sind.
    Natürlich saind einige nach Jahren der Odysee mit unerklärlichen Symptomen auch seelisch auffällig.Das ist doch wohl kein Wunder.
    Deshalb sind solche Studien ja auch wertvoll für offene Ärzte und Gutachter.
    Aber es kommt immer auf den einzelnen Menschen an,den wir vor uns haben,ob er seine Macjt lieber ausspielt oder einfach zuhört und hilft.

  5. kate 12. April 2009 um 17:02

    Die Mannheimer Psychologie ist ja sehr angesehen. Hoffen wir, dass das etwas zur Beachtung durch die Zunft beiträgt. Es ist übrigens auch meine Geburtsstadt, Mona.

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