Schadensersatz: Rekordsumme für Schädigung durch Passivrauch

Rauchen am Arbeitsplatz macht krankIm gestrigen Blog berichteten wir über einen Mann in Japan, der durch Passivrauch seiner Kollegen chemikalien-sensibel wurde und in einem Vergleich 7 Millionen Yen von seinem Arbeitgeber erhielt. Dieser Betrag ist die höchste Summe, die bisher wegen Gesundheitsschäden durch Passivrauch in Japan erzielt wurde. Jetzt standen weitere Details über den Fall in zwei weiteren japanischen Zeitungen.

Kopfschmerzen, Übelkeit durch Zigarettenrauch
Der 35 Jahre alte Mann war als Büroangestellter bei einer Firma für Baumaterialien angestellt gewesen. Im Januar 2007 hatte er seine Arbeit dort begonnen. Von Anfang an rauchten seine Kollegen den ganzen Tag lang sehr stark an ihrem Schreibtisch. Der Angestellte litt sehr schnell unter täglichen Kopfschmerzen und Übelkeit. Er fragte seinen Chef, ob man nicht eine Raucherzone einrichten könne und schilderte ihm, dass es ihm durch den Zigarettenrauch der Kollegen schlecht ginge. Der Chef lehnte dies nicht nur ab, er reagierte auch noch verärgert, trug der Anwalt des erkrankten Mannes vergangene Woche bei Gericht vor. Im November sei der erkrankte Mann dann aus ungerechtfertigten Gründen gefeuert worden.

Nichtraucher diskriminiert
Bei Gericht teilte der Mann mit, dass er von einem älteren Angestellten die Worte um die Ohren gehauen bekam: „Wenn es Dir hier nicht passt, suchst Du Dir besser anderswo einen Job. Wenn wir Rauchverbot im Büro verhängen, dann können auch unsere Kunden nicht rauchen, wenn sie das möchten, und das könnte unser Geschäft schädigen“.

Freiwillige Zahlung für Verursachung von MCS
Die Japan Times berichtet heute, dass der Präsident der Firma damals Reportern gegenüber gesagt hatte, dass der Mann aus gesundheitlichen Gründen gefeuert worden sei und dann man adäquate Schritte wegen es Rauchens eingeleitet hätte. Man hätte sogar einen Luftfilter im Büro aufgestellt.

Der gefeuerte Angestellte hatte daraufhin im Januar 2008 die Firma verklagt und das Gericht erklärte die Kündigung damals für nichtig. Die Firma für Bauteile erklärte sich daraufhin bereit, eine Raucherzone im Büro einzurichten. Als die Gesundheitsbeschwerden des Mannes jedoch anhielten und in eine Chemikalien-Sensitivität durch den Passivrauch mündeten, verklagte er die Firma. Er forderte 23 Millionen Yen Schadensersatz für seine ärztlich attestierte Chemikalien-Sensitivität. Am Sapporo Bezirksgericht in Takikawa erhielt er nun in einer freiwilligen Einigung von seinem ehemaligen Arbeitgeber die Rekordsumme von 7 Millionen Yen (ca. 53.340,000 Euro) zugesprochen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN- Chemical Sensitivity Network, 2. April 2009

4 Kommentare zu “Schadensersatz: Rekordsumme für Schädigung durch Passivrauch”

  1. Empire 3. April 2009 um 13:01

    Das finde ich äußerst interessant. Ich hätte nicht gedacht, dass man in Japan MCS auf Grund von Passivrauch am Arbeitsplatz anerkennt, geschweige denn Schadensersatz bezahlt. Aber soweit wird es in Deutschland sicher auch bald kommen, das Fernsehen bringt verstärkt kritische Berichte in Bezug auf umweltbedingte Erkrankungen bzw. unangemessenen Arbeitsschutz.

  2. Eric 3. April 2009 um 14:06

    Für japanische Verhältnisse ist das tatsächlich eine Rekordsumme. Aber es geht noch mehr ums Prinzip, dass Multiple Chemkalien Sensitivität eine Anerkennung durch Passivrauch am Arbeitsplatz erlangt hat. Das wird sicherlich weiter Schule machen. Adäquater Arbeitsschutz wird zukünftig immer wichtiger werden, dazu gehört auch der Nichtraucherschutz in den Betrieben. Da muss Deutschland noch einiges vom Ausland lernen, zumal der Nichtraucherschutz in Deutschland gerade wieder gelockert werden soll.

    Kaum zu glauben, unsere europäischen Nachbarn kriegen es hin, das Rauchverbot durchzusetzen, nur in Deutschland klappt es mal wieder nicht mit dem Schutz der Gesundheit der Nichtraucher. Armes Deutschland…

  3. X-Faktor 6. April 2009 um 08:26

    Auch ich arbeitete früher mit Kettenrauchern zusammen, Übelkeit, Bauchschmerzen, ständige Kopfschmerzen und häufige Infekte bestimmten meinen Alltag. Meine Gesundheit ging immer mehr den Bach runter, es kam unweigerlich zu häufigen Fehlzeiten. Heute bin ich an MCS erkrankt, eine Krankheit für deren Ursache man in Deutschland, durch Behörden und anderen Verantwortlichen Umwelteinflüsse, wie Passivrauch, gerne verschweigt und verharmlost.

    Die Gefahr des Passivrauchens wird in Deutschland weiter verharmlost, was das Aufweichen des Nichtraucherschutzes verdeutlicht. Passivrauchen verursacht neben Asthma und anderen Lugenerkrankungen, bekannterweise viele andere Krankheiten, wie z. B. Krebs, Herz- Kreislauferkrankungen, Arteriosklerose und sogar Multiple Chemikalien Sensitivität.

    Aber die Steuereinnahmen scheinen wichtiger zu sein, als die Gesundheit am Arbeitsplatz. Das ist unverantwortlich. Um so mehr freue ich mich für den japanischen Mann, der für seine gesundheitliche Schädigung am Arbeitsplatz, eine für japanische Verhältnisse hohe Entschädigung, erhalten hat.

    XXX

  4. Lucie 7. April 2009 um 06:40

    Das nenne ich gute Neuigkeiten, dass ein Japaner von seinem früheren Arbeitgeber eine Entschädigung für seine am Arbeitsplatz entstandene MCS – Erkrankung durch Passivrauch, zugesprochen bekam. Diese Meldungen verdeutlichen aber auch, wie hinterwäldlerisch Deutschland mit dem Arbeitsschutz verfährt. Bei uns wird der Nichtraucherschutz ja gerade wieder zum Schutz der Tabakindustrie und der Raucher, aufgeweicht.

    Außerdem ist die Zahlung der Entschädigung an den Japaner, durch seinen früheren Arbeitgeber, eine Anerkennung an die Existenz von Multiple Chemical Sensitivity, die man bei uns immer noch gerne unter den Teppich kehrt.

Kommentar abgeben: