Neue Studie erbringt Beweise, dass Golfkriegsveteranen durch Chemikalien im Niedrigdosisbereich krank wurden

Gehirn durch Chemikalien geschädigt

Golfkriegsveteranen weisen abnorme Reaktionen des Gehirns gegenüber bestimmten Chemikalien auf

DALLAS – 20. März 2009 – Eine neue Studie, die von Wissenschaftlern des UT Southwestern Medical Center durchgeführt wurde, hat erstmalig Schädigungen in den Gehirnen von Veteranen, die unter Golfkrieg-Syndrom leiden, genau lokalisiert – eine Feststellung, die die Krankheit direkt mit Chemikalienexpositionen in Verbindung bringt und zu diagnostischen Tests und Behandlung führen könnte.

Prof. Robert Haley, Leiter des Bereiches Epidemiologie an der UT Southwestern und auch leitender Autor der Studie, sagte, das diese Forschung Areale im Gehirn enthüllt und lokalisiert, die nicht richtig funktionieren. Kürzlich durchgeführte Studien hatten den Beweis über chemische Abnormalitäten und Schwund der weißen Hirnsubstanz bei Veteranen erbracht, die bestimmten toxischen Chemikalien, wie dem Nervengas Sarin, im Persischen Golfkrieg 1991 ausgesetzt waren.

Die Forschung, die in der Märzausgabe des medizinischen Fachjournals „Psychiatry Research“ veröffentlicht wurde, trug den Titel: „Neuroimaging ermöglicht Forschern exakt die Gehirnstrukturen bei Patienten sichtbar werden zu lassen, die durch Chemikalienexposition beeinträchtigt wurden“, sagte Prof. Haley.

„Vor dieser Studie wussten wir nicht exakt, welche Teile des Gehirn verletzt waren und die Symptome bei den Veteranen verursachten“, sagte er. „Wir entwickelten ein Experiment, um die Areale im Gehirn zu testen, die verletzt sein müssten im Fall, dass sie durch Sarin oder Pestizide verursacht wurden, und die Resultate waren positiv.“

Beim Planen der Studie hatten Prof. Haley und seine Kollegen durchdacht, dass, wenn geringe Konzentrationen von Sarin oder Pestiziden das Gehirn der Golfkriegsveteranen verletzt haben, dann müssen ein wahrscheinliches Ziel der Verletzung cholinerge Rezeptoren an Zellen in bestimmten Hirnstrukturen sein. Wenn dem so sei, dann würde die Verabreichung einer sicheren Dosis von Medikamenten, die cholinerge Rezeptoren stimulieren, eine abnormale Reaktion bei den kranken Veteranen hervorrufen.

In der Studie bekamen 21 chronisch erkrankte Golfkriegsveteranen und 17 gesunde Veteranen kleine Dosierungen von Physostigmin verabreicht, eine Substanz, welche cholinerge Rezeptoren kurzzeitig stimuliert. Die Wissenschaftler ermittelten dann die Reaktion der Hirnzellen der Studienteilnehmer mittels radiologischer Aufnahmen des Gehirns.

„Was wir fanden war, dass einige der Gehirnareale, die wir schon im Vorfeld in Verdacht gehabt hatten, abnormal auf den cholinergen Provokationstest reagierten“, sagte Prof. Haley. „Diese Areale waren in den Basalganglien, im Hippocampus, im Thalamus und der Amygdala zu finden. Veränderungen in der Funktionsweise dieser Gehirnstrukturen können ohne Zweifel Probleme bei Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeit, körperliche Schmerzen, Erschöpfung, abnormale emotionale Reaktionen und Persönlichkeitsveränderungen hervorrufen, ganz wie wir es für gewöhnlich bei kranken Golfkriegsveteranen sehen.

Eine vorhergehende Studie, die von der U.S. Army finanziert wurde, fand auch bei Laborratten Veränderungen in den cholinergen Rezeptoren, die durch wiederholte Exposition gegenüber dem Nervengas Sarin im Niedrigdosisbereich verursacht wurden.

„Ein zusätzlicher Bonus bei dieser Studie ist eine statistische Formel, die Reaktionen in 17 Gehirnregionen bei kranken Golfkriegsveteranen mit denen von gesunden Veteranen unterscheidet. Zusätzlich unterscheidet sie drei verschiedene Arten von Varianten des Golfkriegs-Syndroms mit einem hohen Genauigkeitsgrad voneinander“, sagte Prof. Haley. „Wenn diese Feststellung in einer größeren Gruppe wiederholt werden kann, könnten wir einen objektiven Test für das Golfkriegs-Syndrom und seine Varianten in der Hand haben.“

Ein objektiver diagnostischer Test, sagte er, bildet die Basis für weiterführende genetische Studien, um festzustellen, warum manche Menschen durch Chemikalienexposition beeinträchtigt werden und andere nicht. Neue Studien werden dann auch die Selektion homogener Gruppen kranker Veteranen zulassen, welche in effiziente klinische Versuche für Behandlung münden.

Prof. Haley beschrieb das Golfkriegs-Syndrom erstmalig in einer Reihe von Veröffentlichungen im Journal of the American Medical Association im Januar 1997. In vorherigen Studien ergab die Forschung von Prof. Haley, dass Veteranen, die unter dem Golfkriegs-Syndrom litten, niedrigere Konzentrationen von Paraoxogenase aufwiesen, einem schützenden Enzym im Blut, das normalerweise Toxine, die in Sarin gefunden werden, bekämpft. Veteranen, die in der gleichen geographischen Gegend gedient hatten und nicht krank geworden waren, wiesen eine höhere Konzentration dieses Enzyms auf.

Prof. Haley und seine Kollegen haben die gleiche Gruppe von Testpersonen seit 1995 genau verfolgt. Im Jahr 2006 etablierten die UT Southwestern und das Department of Veterans Affairs in Dallas eine spezielle, gemeinsame Initiative zur Erforschung der Golfkriegskrankheit, die von der UT Southwestern geleitet wird.

Der texanische Senator Kay Bailey Hutchison, seit langer Zeit ein Unterstützer der Golfkriegsforschung, förderte das Abkommen und sicherte die Zuwendung von 75 Millionen U.S. Dollar für einen fünfjährigen Forschungszeitraum zur weiteren Erforschung der Golfkriegskrankheit.

Diese Studie wurde zum Teil vom U.S. Army Medical Research und Material Command finanziert.

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. April 2009

Literatur:
Robert Haley, Gulf War veterans display abnormal brain response to specific chemicals, Press Release UT Southwestern, March 20, 2009

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5 Kommentare zu “Neue Studie erbringt Beweise, dass Golfkriegsveteranen durch Chemikalien im Niedrigdosisbereich krank wurden”

  1. Lucie 7. April 2009 um 06:33

    Besten Dank für diese wichtigen Ausführungen, denn die Forschungsergebnisse belegen, dass bei den im Golfkrieg an Chemikalien erkrankten Veteranen, Hirnregionen geschädigt sind.

    Diese Studie ist auch für uns MCS Betroffenen äußerst wichtig, denn sie beweist, dass man durch Chemikalien krank werden kann. Um so schwieriger lassen sich andere Behauptungen aufrecht erhalten.

  2. Energiefox 7. April 2009 um 07:47

    Letztens war ja Natotreffen (60 Jahre Nato) . Ein Demonstrant sagte Europa gibt 800 Milliarden für Verteidigung aus. Würde man nur die hälfte der Summe gegen Hunger, Krankheitsvorsorge und Umweltschutz ausgeben, ich denke die Welt wäre ein Stück friedlicher. Wir sollten unser Geld für wichtige Dinge ausgeben.
    Wann begreifen wir es endlich krankmachend Stoffe sofort verbieten. Der
    Bericht zeigt doch eindrucksvoll wie krank uns solche Stoffe machen.
    Gruß Energiefox

  3. Karlheinz 7. April 2009 um 09:57

    Möglicherweise auch für MCS der wichtigste Forschungsbeitrag seit langem.

  4. Maria 7. April 2009 um 12:11

    Das sehe ich ebenso, diese Studienergebnisse sind ein Meilenstein in der Forschung in Bezug auf durch Chemikalien verursachte Erkrankungen, bei denen Multiple Chemical Sensitivity ebenfalls einzuordnen ist.

    Wer weiß, was sich aus diesen neusten Forschungserkenntnissen noch für uns MCS Patienten ergibt.

    Herzlichen Dank Silvia, für diesen überaus erfreulichen Blog,
    Maria :)

  5. Silvia 9. April 2009 um 08:22

    Haley erläuterte bei einem Kongress, dass sich aus der weiteren Forschung möglicherweise sehr gezielte Behandlungsmöglichkeiten ergeben werden. Außerdem versucht er die aussagefähigen Tests so auszubauen, dass sie erschwinglich und allgemein durchführbar sind.
    Es können also bessere Zeit kommen für uns.

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