Jahresarchiv für 2008

Ökologisch Gärtnern – nachhaltig die Umwelt schonen

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Bestimmt hat eine ganze Reihe von Euch geglaubt, der Thommy ist einer, der nur vor dem Computer sitzt, also, eher der technisch versierte Typ. Heute verrate ich Euch mein Hobby:

Mein Naturgarten

Naturverbundene Themen begeistern mich total. Daher bin ich jetzt auch nach und nach dabei, unseren Garten artgerecht, für meine Tierfreunde zu gestalten. Dieser Bereich ist für mich recht neues Territorium. Aber mit ein wenig Kreativität, Phantasie und vorausschauendem, naturnahem Denken, kriege ich das schon hin. Dean Riddle ist eines meiner Vorbilder. Unglaublich, was der Bursche selbst aus dem kleinsten Garten zaubert. Nichts gestyltes, eher geplante Naturgärten, die vor Kreativität nur so strotzen. Ein Jamie Oliver unter den Gärtnern sozusagen.

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Eins, zwei, drei, schon sind sie da, die gefiederten Freunde

Seit letztem Jahr haben wir eine Vogeltränke auf der Terrasse, die mittlerweile, nach verhaltenem Anlauf, rege Nutzung von meinen gefiederten Freunden findet. Täglich bekommen sie frisches Wasser, und ich beobachte von meinem PC aus, wer alles vorbeischaut. Amseln, Rotschwänzchen und Spatzen baden regelmäßig darin, aber auch Stieglitze haben sogar schon darin gebadet. Jede Art hat seinen eigenen „Badestil“, amüsant, kann ich nur sagen. Stellt auch einen „Pool“ für die Vögelchen auf, Ihr werdet mächtig Freude daran haben. Wir haben den kleinen Piepmätzen jetzt sogar eine zweite Anflugstelle im Garten geschaffen. Bei heißem Wetter, wird die Vogeltränke sogar von Wespen, Libellen und anderen Insekten dankend angenommen. Ein Schauspiel zu jeder Tageszeit sage ich Euch.

Ökologisch statt Andreaskreuz und Totenkopf

Ökologisches Gärtnern wird zunehmend an Bedeutung gewinnen, da bin ich mir sicher. In England und in den USA ist es schon in und man tauscht sich über Gartentipps, statt neue über Benzinfresser aus. Sogar Stars wurden schon in IN-Gartenmärkten gesichtet.

Es bringt auch ziemlich wenig und ist halbherzig, zwar im Ökoladen einzukaufen, jedoch im eigenen Garten mit der chemischen Keule zu hantieren oder den Gärtner hantieren zu lassen. Sorgloser Umgang mit Insektiziden und Pflanzenschutzmitteln ist keine empfehlenswerte Variante der Gartenarbeit. Nachhaltigkeit und Artenschutz sind angesagt. Pestizide verursachen u. a. Krebs, neurologische Krankheiten und MCS. Diese Krankheiten muss sich keiner „suchen gehen“, indem er im Garten Gift versprüht.

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Umwelt- und Artenschutz fängt im eigenen Garten an!

Nicht nur „große“ Umweltschutzprojekte sind von Nöten, auch naturnahes Gärtnern im privaten Bereich ist unerlässlich und leistet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für den Umwelt- und Artenschutz, der in heutigen Zeiten immer wichtiger wird. Denkt nur daran, welche Freude Libellen, Vögel, Eidechsen, Bienen, Hummeln, herrlich bunte Schmetterlinge, Marienkäfer und Co. bei unseren Kindern und bei uns Erwachsenen hervorrufen. Diese Naturschönheiten und die Artenvielfalt müssen bewahrt werden, damit wir sie auch zukünftig in der Natur bewundern können. Das Artensterben schreitet laut den Medien rapide voran, daher ist bewusstes Handeln unerlässlich, ökologische Gartenpflege ein entscheidender Beitrag zur Schadensbegrenzung, den jeder von uns leisten kann.

Man beachte, Herbizide und Insektizide sind alles andere als umweltverträglich und oftmals sogar extrem gesundheitsschädlich für uns Menschen. Den Schaden, den diese Mittelchen durch unüberlegten und massiven Einsatz für Mensch und Natur verursachen, ist nicht zu unterschätzen. Die giftigen Substanzen, manches Insektizides/Pestizids reichern sich nicht nur in Schädlingen an, sondern auch in Nützlingen. Ich setze lieber auf Natur und das Schaffen von Lebensräumen für die nützlichen Tierchen.

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Eins ist auch klar: Wer die Nützlinge leben lässt, der hat kaum Notwendigkeit, Pestizide einsetzen zu müssen. Ihr alle kennt doch die süßen kleinen Marienkäferchen? Wisst Ihr auch, wie viele Blattläuse sie und ihre Larven pro Tag vertilgen? Unmengen, es ist ihre absolute Leib- und Seelenspeise. Blattläuse, was ist das, werdet Ihr nach drei, vier Jahren sagen.

Körperlicher Einsatz – statt der chemischen Keule

Anstatt dem Unkraut, das genau wie unsere geliebten Pflanzen bei sommerlichen Temperaturen fleißig wächst, mit chemischen Waffen den Kampf anzusagen, ist es weit aus umweltfreundlicher, die unerwünschten Gewächse mit körperlichem Einsatz zu entfernen.

Bewegung im Garten ist nicht nur gesund, man erspart sich praktisch den Gang ins Fitness-Studio. So schlägt man schon mal zwei Fliegen mit einer Klappe! Schließlich bereiten Aktivitäten an der frischen Luft viel mehr Spaß und sind weitaus gesünder, als in einem miefigen Studio seinen Trainingsplan abzuarbeiten, außerdem hat man am Ende der gärtnerischen Tätigkeit ein Erfolgserlebnis, man sieht die „Früchte“ seiner Arbeit. Spätestens wenn alles in voller Blüte steht, kann man sich mit berechtigtem Stolz an seiner geleisteten Arbeit erfreuen.

Mein Tipp: Schneidet fleißig Verblühtes ab, das regt die Pflanze zu neuem Blütenwachstum an, dann werdet Ihr nicht die Einzigen sein, die sich am Blütenmeer erfreuen, sondern auch Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Brummer.

Unkraut – kein Problem

Und noch ein kleiner Tipp am Rande: Kennt Ihr schon die handgeschmiedeten, englischen Werkzeuge zum Unkrautjäten? Absoluter Oberhammer, sie funktionieren unglaublich gut und halten mindestens ein Leben lang.

Das Unkraut in Pflanzbeeten, auf Gehwegen und in den Schlitzen zwischen den Terrassenplatten bekämpfe ich immer erfolgreich mit meinem Ritzenmesser, am besten, nachdem es geregnet hat. In langen Trockenperioden gieße ich das Unkraut kurz am Gehweg und siehe da, ich kriege es mit samt den Wurzeln raus, ganz ohne Giftspritzerei und große Mühe! Man muss sich nur zu helfen wissen.

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Einen schönen Rasen auch ohne Chemie

Gerade den von den Deutschen über Alles geliebten Rasen, muss man nicht penibel unkrautfrei halten. Viele Leute versuchen aber gerade, dies mit der Giftspritze zu erreichen. Die Chemikalien gelangen ins Grundwasser, irgendwann ins Trinkwasser und dann schließlich auch auf unsere Teller. Die Hersteller suggerieren zwar, dass ihre Produkte angeblich ungefährlich sind, aber das sollte man nicht alles für bare Münze nehmen. Ich persönlich entferne das Unkraut immer mit einem Messer mit relativ langer Klinge, geht prima!  Für morgen habe ich es mir wieder einmal vorgenommen. Ich muss gestehen, anstrengend ist es schon, aber Ihr kennt das ja, ohne Fleiß kein Preis!

Ich werde versuchen, Unkrautstechen zukünftig fest in mein Wochenprogramm zu integrieren, am besten zweimal die Woche jeweils eine halbe Stunde, und schon ist der Rasen wieder tip top! Dieses Jahr haben wir uns einen neuen leistungsstarken Vertikutierer zugelegt und das Ergebnis kann sich sehen lassen, seitdem ist Moos kein Thema mehr in unserem Rasen und somit wächst auch viel weniger vom ungeliebten Unkraut. Diese folgenreiche Konsequenz der nun besseren Bodenbelüftung, verdeutlicht, dass eins ins andere greift und man oft mit einfachen Mitteln, entscheidende Verbesserungen bewirken kann, ganz ohne chemische Hilfsmittel.

Für Liebhaber von Blumen habe ich einen besonderen Tipp, wie wäre es mit Blumeninseln oder gar einer Naturwiese statt Rasen. Ist bei weitem nicht so pflegeintensiv, da man sie nur zweimal im Jahr zu mähen braucht. Ihr werdet staunen, welche Blütenpracht sich entwickelt. Je weniger ihr Euch mit Eurer Naturwiese befasst, umso toller wird sie. Probiert es einfach mal aus und schreibt mir Eure Erfahrungen.

Umweltverträgliche Arbeitserleichterung –  gewusst wie!

Die Regale in den Gartencentern sind voll mit Pestiziden und Insektiziden, die schließlich auch regen Ansatz finden, leider. Aber es geht auch anders und viel umweltverträglicher, wie Ihr seht, z. B. durch die Auswahl von Pflanzen, die nicht so anfällig für Schädlinge sind, hat man schon viel gewonnen und einiges an Chemie gespart. Oder noch besser, geht ran und schafft Lebensräume für Nützlinge. Die Natur wird es danken, garantiert!

Auf meiner Wunschliste für den nächsten Geburtstag und für Weihnachten habe ich deshalb schon ganz spezielle Helfer notiert. Mit drauf sind: Ein Wildbienenkasten, ein Schmetterlingskasten, verschiedene Vogelnistkästen aus Ton (könnt Ihr bei NABU kaufen) und die handgeschmiedete Gießkanne mit langem Hals aus England. Außer meinem Naturgarten werden sich meine Eltern, meine liebe Freundin und meine Freunde über die Liste freuen, weil sie ihre grauen Zellen nicht mehr anstrengen müssen für ein sinnvolles Geschenk.

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Ein Garten – Eurer Freund

Noch etwas zum Abschluss, Ihr solltet das Gärtnern wirklich nicht als Arbeit ansehen, sondern als Freizeitvergnügen und Hobby, Ihr wisst selbst, alles was in Arbeit ausartet, bereitet keinen so rechten Spaß, aber Freude am Gärtnern solltet Ihr schon haben, dann klappt´s noch mal so gut.

Besonderer Nebeneffekt, durch die körperliche Aktivität an frischer Luft, bringt man nicht nur seinen Stoffwechsel in Schwung, sondern beugt Vitamin D-Mangel vor, bzw. gleicht ihn aus. Viele MCS-Patienten sind nämlich davon betroffen, somit ist der Garten die beste Medizin. So, ich werde mal eben Verblühtes abschneiden und meinen Freunden frisches Wasser auffüllen, wenn ich dann noch Lust habe, versuche ich, das Unkraut im Zaum zu halten, aber danach gönne ich mir auf alle Fälle ein alkoholfreies Bierchen zwischen all den hübschen, von meiner Freundin gesammelten Blumenkübeln auf meiner Terrasse. Das habe ich mir dann auch verdient, und Ihr schreibt zwischenzeitlich, wie Ihr in Eurem Garten naturverträglicher zu Werke gehen könnt, in Teil II meines Garten-Blogs erfahrt Ihr noch ein paar mehr Geheimtipps!

Außerdem verrate ich im nächsten Gartenblog, wonach ich seit Monaten für meinen Garten suche, aber wehe, Ihr lacht über mich.

Seid gespannt und fröhliches Gärtnern wünsche ich Euch,

Euer Thommy

Chemikalien-Sensitivität ist kein Buch mit sieben Siegeln

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Gutes Studiendesign und Fleißarbeit schaffen Fakten

Die wohl aufschlussreichsten Studien über das Leben mit Chemikalien-Sensitivität (MCS – WHO ICD-10 T78.4) und die Auswirkungen der weit verbreiteten Krankheit wurden von den Wissenschaftlern Caress und Steineman von der State University of West Georgia durchgeführt.Das Forscherteam stellte fest unter welcher Symptomatik die Erkrankten leiden, wie lange ihre Reaktionen auf Spuren von Alltagschemikalien im Schnitt anhalten, durch was sie am Häufigsten ausgelöst werden und welche Auswirkungen die Krankheit hat. Die Ergebnisse decken sich weitgehend mit Angaben, die deutsche Chemikaliensensible berichten. Die Studien widerlegen die Behauptung, dass Chemikalien-Sensitivität eine diffuse, auf keiner Ebene zu packende Krankheit ist.

Studiendesign und Epidemiologie – Erste Phase

Das Wissenschaftlerteam Caress und Steineman stellten sich für seine hervorragend strukturierte zweigeteilte Studie verschiedene Aufgaben. Die erste Phase bestand aus dem Abfragen einer Gruppe von 1582 zufällig ausgewählten Personen aus dem Ballungsgebiet von Atlanta, Georgia, um festzustellen, ob bei ihnen eine Hypersensibilität auf Chemikalien vorliegt. In dieser Phase berichteten 12,6% der Befragten über eine Hypersensibilität auf Alltagschemikalien. 3,1% der Teilnehmer berichteten, dass sie eine medizinische Diagnose einer Umwelterkrankung oder MCS von einem Arzt hatten.

Ursache und Auswirkung – Zweite Phase

Die zweite Phase der Studie bestand in einer ausführlichen weiterführenden Befragung der Personen, die eingangs über eine Hypersensibilität berichtet hatten. Die Wissenschaftler überprüften die potentielle Verbindung zwischen Beginn der Reaktionen und spezifischen chemischen Stoffen, Verbindungen zu anderen Krankheiten, potentielle Triggerstoffe, sowie Veränderungen des Lebensstils von hypersensiblen Personen. Von den Personen, die berichteten, dass sie ungewöhnlich sensibel auf Alltagschemikalien sind, konnten 42,7% die ursprüngliche Ursache (Auslöser) der Hypersensibilität angeben. Ein signifikanter Prozentsatz von 27,5% berichtete, dass die Hypersensibilität nach einer Pestizidexposition eintrat. Mit dem gleichen Prozentsatz von 27,5% wurden Lösemittel als Verursacher angegeben.

Verlust des Arbeitsplatzes durch Chemikalien-Sensitivität

Von den Studienteilnehmern, die über eine Hypersensibilität gegenüber Chemikalien berichteten, wurden nur 45,1% medizinisch behandelt. Die Mehrheit der Befragten gab an, zuhause einige Vorsichtsmaßnahmen aufgrund ihrer Hypersensibilität vorzunehmen. Etwas weniger als ein Drittel (29,9%) gaben an, dass ihre Hypersensibilität es schwierig macht, in normaler Art und Weise in Geschäften einzukaufen. Außerdem verloren 13,5% der Teilnehmer ihren Arbeitsplatz, weil ihre Hypersensibilität gegenüber Alltagschemikalien sie von einer adäquaten Funktionsweise an ihrem Arbeitsplatz abhielt. Umgerechnet auf die gesamte US Bevölkerung, rund 290 Millionen Menschen, bedeutet die Studie, dass rund 36,5 Millionen Amerikaner an MCS leiden, und mehr als 5,2 Millionen deshalb ihren Job verlieren können.

Beginn der Chemikalien-Sensitivität

Das Ergebnis der zweiten Phase der Studie legte dar, dass jüngere Teilnehmer eher an Chemikaliensensibilität erkranken als Ältere. Der Beginn der Chemikalien-Sensitivität lag bei den meisten Teilnehmern in der produktivsten Zeit des Lebens, zwischen dem 20. und 36. Lebensjahr.

  • vor dem 20. Lebensjahr – 32.4%
  • vom 21.-36. Lebensjahr – 35,2%
  • vom 26.-50. Lebensjahr – 14,8%
  • nach dem 50. Lebensjahr – 9,7%

Ursprünglicher Auslöser der Chemikalien-Sensitivität

Bei der Angabe des initialen Auslösers ihrer Chemikaliensensibilität konnte die Mehrzahl der Teilnehmer exakte Angaben machen. Pestizide und Lösemittel zählten zu den Hauptauslösern der Hypersensibilität.

  • 27,5% Pestizide
  • 27,5% Lösemittel oder schwere Reinigungsmittel
  • 17,4% Baumaterialien
  • 15,9% Benzin oder Erdölprodukte

Auslöser für Reaktionen

Bei Fragen nach den Reaktionsauslösern bei Chemikaliensensiblen zeichnete sich ein klares Bild ab. Die Mehrzahl reagierte auf Substanzen, denen wir in unserem Alltagsleben ständig begegnen. Dies erklärt auch, dass manche Betroffenen ihre Arbeit nicht mehr ausführen können.

  • 88,4% Reinigungsmittel
  • 81,2% Pestizide
  • 81,2% Parfüm
  • 72,5% Autoabgase
  • 60,9% Friseursalons
  • 53,6% neuer Teppichboden
  • 39,1% neue Möbel
  • 39,1% Chlor im Trinkwasser
  • 26,1% Druckfarbe

Reaktion auf Chemikalien können direkt eintreten

Die Mehrzahl der Chemikaliensensiblen reagiert direkt nach Exposition gegenüber einem Auslöser. Bei sehr wenigen Betroffenen trat die Reaktion über einen längeren Zeitraum verzögert ein.

  • 42% reagierten direkt nach Exposition
  • 24,6% reagierten innerhalb ca. einer Stunde
  • 5,8% reagierten erst nach Stunden
  • 26,1% reagierten unterschiedlich, abhängig von der Art der Exposition
  • 1,4% waren sich nicht sicher

Dauer der Reaktion auf Alltagschemikalien

Die Dauer der Reaktionen auf Chemikalien der verschiedenen Teilnehmer variierte stark.

  • 47,8% reagierten über Stunden
  • 40,6% reagierten über mehrere Tage
  • 11,6% reagierten über Wochen

Symptomatik der Reaktion

Es wurde offensichtlich, dass die Betroffenen unterschiedlich reagieren und verschiedene Maßnahmen als Hilfe gegen die Reaktionen ergreifen müssen. Fast alle Teilnehmer reagierten jedoch mit neurologischen Beschwerden auf minimalen Kontakt mit Alltagschemikalien.

  • 88,4% reagierten mit Kopfschmerzen
  • 76,8% reagierten mit brennenden Augen
  • 59,4% reagierten mit asthmaartigen Beschwerden
  • 55,1% reagierten mit Magenbeschwerden/Übelkeit
  • 50,7% reagierten mit mehreren Symptomen
  • 46,4% reagierten mit Schwindel
  • 31,9% reagierten mit Konzentrationsverlust
  • 30,4% reagierten mit Muskelschmerzen
  • 17,4% reagierten mit Fieber
  • 7,2% verloren das Bewusstsein

Art der Reaktion fast immer gleich

Beim Großteil der Studienteilnehmer lief die Reaktion auf Chemikalien, auf die sie reagieren, immer gleich ab.

  • 68,1% reagierten immer gleich
  • 18,8% reagierten meistens auf die gleiche Art
  • 8,7% reagierten meist ähnlich
  • 2,9% reagierten nie oder selten auf die gleiche Art
  • 1,4% waren sich nicht sicher

Zusammenhang mit anderen Krankheiten

Die Wissenschaftler untersuchten auch den Zusammenhang von Chemikaliensensibilität zu anderen Krankheiten und kamen zu dem Ergebnis, dass die Mehrzahl der Teilnehmer (53,6%) unter anderen Krankheiten, die mit der MCS in Zusammenhang standen, litt.

  • 26,1% Gastrointestinale Beschwerden
  • 21,7% Fibromyalgie
  • 18,8% CFS oder andere Immunsystemstörungen
  • 27,5% andere Krankheiten
  • 73,9% Allergien gegenüber natürlichen Substanzen
  • 65,2% Pollenallergien
  • 52,2% Reaktionen auf Tierhaare
  • 55,1% Allergien gegenüber Hausstaub und Hausstaubmilben
  • 3, 0% Reaktionen auf Schimmelpilze
  • 44,9% Reaktionen auf andere natürliche Allergene

Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen oder psychogene Ursache

Da in wissenschaftlich nicht begründeten Berichten immer wieder darauf verwiesen wird, Chemikaliensensibilität sei eine psychogene Erkrankung, hielten es die Wissenschaftler der University of Georgia für besonders wichtig, diesen Aspekt gründlich abzuklären. Das Ergebnis zeigte, dass nur 1,4% der Studienteilnehmer über Depressionen, Angstzustände oder andere emotionale Probleme berichteten, bevor ihre Symptome auf Alltagschemikalien anfingen. 37,7% der Befragten gaben jedoch an, dass sich psychische Beschwerden nach Krankheitsbeginn manifestierten.

Der Unterschied zwischen psychischen Symptomen vor und nach Beginn der Erkrankung, schwächt die Behauptung MCS sei psychogen oder Hypersensibilität auf Alltagschemikalien ein Produkt emotionaler Störungen, erheblich. Die Ergebnisse zeigen vielmehr, dass körperliche Beschwerden zuerst eintreten und emotionale Probleme sich erst in Folge einstellen. Es ist plausibel, dass die Hypersensibilität auf Alltagschemikalien so zerstörend wirken kann, dass sie beträchtlichen mentalen Stress, aufgrund des Versuchs des Betroffenen, mit den limitierenden Umständen umzugehen, verursacht.

Eine weitere Erklärung der Wissenschaftler ist, dass toxische Substanzen das Gehirn in den Funktionen, die mit Gemüt und Emotion zusammenhängen, beeinträchtigen könnten. Die Erforschung dieses Bereichs fordern verschiedene Wissenschaftler schon seit längerem.

Umstellung im täglichen Leben durch Chemikaliensensibilität

Da Chemikaliensensible auslösende Substanzen meiden müssen, um symptomfrei zu bleiben, verlangt dies zahlreiche Umstellungen in ihrem Alltag und täglichen Leben von ihnen. Einige der Teilnehmer mussten den Wohnort wechseln, in ein anderes Haus ziehen oder ihr Haus ihren Bedürfnissen entsprechend umbauen.

  • 13% Auszug aus dem Haus
  • 34,8% Veränderung im Wohnumfeld (Entfernen von Teppichboden / Möbelstücke)
  • 76,8% Umstellung von Reinigungs- und Körperpflegemittel, Hygieneartikel
  • 15,9% Umstellung von Gasversorgung auf Elektroversorgung.
  • 33,3% anderweitige Veränderungen im Haus
  • 47,8% Installierung von Luft- und Wasserfiltern

Viele Betroffene litten unter gesundheitlicher Beeinträchtigung durch Handlungen Dritter, die sie in ihrem Alltag gesundheitlich schwer beeinträchtigten.

  • 39,1% Rauch aus dem offenen Kamin des Nachbarn, Grillrauch
  • 33,3% Zigarettenrauch anderer
  • 14,5% im Stand laufendes Auto
  • 31,9% Pestizid- und Herbizidanwendung des Nachbarn
  • 18,8% Verwendung von duftenden Waschmitteln

Zusammenfassendes Ergebnis der Studie der University of Georgia

Die Studie kam zum Ergebnis, dass bis zu 15% der Amerikaner, ca. 5,2 Millionen, eine Hypersensibilität auf bestimmte Chemikalien im Niedrigdosisbereich haben. Dies bestätigt eine erste Aussage über die Häufigkeit von Chemikaliensensibilität durch die NAS – National Academy of Sciences 1981. Bei den meisten Chemikaliensensiblen liegt der Beginn ihrer Erkrankung zwischen dem 20. und 36. Lebensjahr.

Vielen Chemikaliensensiblen war der Auslöser ihrer Erkrankung bekannt. Die häufigsten Auslöser der Chemikaliensensibilität waren Pestizide und Lösemittel. Die Betroffenen reagierten zumeist direkt nach Exposition gegenüber einer Alltagschemikalie. Fast alle Betroffenen reagieren auf Reinigungsmittel, Pestizide und Parfüm mit neurologischen Symptomen wie Kopfschmerzen und Schwindel. Die Reaktion dauert bei fast allen mehrere Stunden bis Tage, bis sie abklingt. 52,2% der Chemikaliensensiblen beurteilten ihre Reaktionen als schwer bis sehr schwer.

Die meisten der Betroffenen leiden zusätzlich unter Allergien auf natürliche Substanzen. Psychische Krankheiten lagen vor Beginn der Erkrankung bei nur extrem wenigen Betroffenen (1,4%) vor, traten aber durch die Schwere der Erkrankung und die Begleitumstände (z.B. durch Verlust des Hauses oder Arbeitsplatzes) im weiteren Verlauf bei über einem Drittel ein.

Chemikaliensensibilität erfordert von schwer Betroffenen, große Umstellungen in ihren Lebensgewohnheiten und große kostenintensive Veränderungen im Wohnumfeld. Fast die Hälfte der Betroffenen benötigt Luft- und Wasserfilter, um beschwerdefrei leben zu können. Ca. 13,5% der Hypersensiblen verlieren aufgrund der MCS ihren Arbeitsplatz. Medizinische Behandlung erhält nicht einmal die Hälfte der Betroffenen. 

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juli 2008

Literatur:

  • Caress SM, Steinemann AC.,A national population study of the prevalence of multiple chemical sensitivity.Arch Environ Health. 2004 Jun;59(6):300-5.
  • Caress SM, Steinemann AC., Prevalence of multiple chemical sensitivities: a population-based study in the southeastern United States.Am J Public Health. 2004 May;94(5):746-7.
  • Caress SM, Steinemann AC, Waddick C.Symptomatology and etiology of multiple chemical sensitivities in the southeastern United States.Arch Environ Health. 2002 Sep-Oct;57(5):429-36.

Nicht jeder ist zum Umweltaktivisten geboren, aber jeder kann über Nacht ein Kämpfer werden

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Plastiktüten? NEIN DANKE!!!

Die allerwenigsten Menschen sind zum Kämpfer oder Aktivisten für Gerechtigkeit und Umwelt geboren. Doch für jeden gibt es einen Punkt, an dem er einen Zustand oder eine Tatsache nicht mehr länger für sich akzeptiert. An diesem Punkt entscheidet sich, ob man ein Kämpfer ist oder ein Mensch, der resigniert und weiter runterschluckt. Es gibt Menschen, die durch einen Input ihr Leben von einem Tag auf den anderen komplett veränderten und von da an mithalfen, unserem Planeten zu helfen oder Menschen, Tieren in Krankheit und Not.

Plötzlich war sie Umweltaktivist aus Überzeugung

Ein kleiner verträumter Ort namens Modbury, wenige werden ihn kennen, er liegt in England. Modbury kann stolz auf sich und auf eine Mitbürgerin sein. Rebecca Hosking wuchs auf einer Farm auf und hatte eine Passion: Tauchen und die Natur. Irgendwann verschlug es sie in den Pazifischen Ozean. An einen einsamen weißen Sandstrand änderte sich ihr Leben: Der ganze Strand war bedeckt mit Albatrossen, toten Albatrossen – elendig gestorben an Zivilisationsmüll, vor allem Plastiktüten. Sie brach weinend zusammen, als ein Albatros, den sie retten wollte, in ihren Armen starb. Bei näherem Untersuchen der Tiere stellten sie und ein BBC Filmteam fest, dass die Bäuche der Tiere mit Plastikmüll gefüllt waren. Dies und die Erinnerung an den Geruch des Todes, ließen sich nie wieder aus ihrem Gedächtnis löschen. Rebecca Hosking wurde ein Umweltaktivist, einer der schon etwas erreicht hat. Sogar der Premierminister und Queen Elizabeth II. ehrten sie dafür. Offizielle aus China und Kolumbien kamen nach Modbury, um sich zu informieren.

Die Idee kam über Nacht

Rebecca Hosking war felsenfest überzeugt, dass Plastiktüten unnötig sind und weg müssen. Diese Tüten, die die Albatrosse am einsamen Strand im Pazifik elendig umgebracht haben, töten und verseuchen die Meere auf dem ganzen Planeten. Sie verbrachte, wieder Zuhause angekommen, viel Zeit schnorchelnd an der Küste. Was sie sah war erschütternd: Tausende von Plastiktüten und Plastikunrat aus aller Herren Länder. Plastiktüten aus Supermärkten, Designläden, kleinen Geschäften, Restaurants, sie alle bedeckten den Grund des Meeres. Rebecca Hosking war klar, dass sie nicht die ganze Welt auf einen Schlag überzeugen könne, von überall benutzten Plastiktüten abzuschwören. Sie wollte klein anfangen und hatte ein Ziel vor Augen:

Ein plastiktütenfreies Modbury, denn

  • Eine Person benutzt eine Plastiktüte durchschnittlich 12 Minuten
  • In der Umwelt braucht eine Plastiktüte ungefähr 500 – 1000 Jahre bis sie abgebaut ist
  • In England enden ca. 200 Millionen Plastiktüten jährlich im Meer, in Parks und an Straßenrändern
  • Plastiktüten enden letztendlich oft im Meer. Dort werden sie von Meerestieren fälschlicherweise als Futter angesehen und gefressen. Die Tiere leiden furchtbare Qualen und sterben oft daran.

Ein Plan muss her

In Modbury ist man eher konservativ, wie in fast jedem verschlafenen Nest. Das 1600 Seelenstädtchen wachzurütteln und zu überzeugen, das war das Ziel. Nun musste ein Plan her. Der 600 Jahre alte Pub, – Dreh- und Angelpunkt im kleinen Städtchen, dort wollte sie ansetzen. Sie hatte ihren Film über Meeresverschmutzung fertig gestellt und wollte ihn zum Überzeugen benutzen. Er würde erschüttern und aufrütteln, aber würde er ausreichen, um die Bewohner des südenglischen Städtchens dazu zu bewegen, keine Plastiktüten mehr zu verwenden? Die Geschäftsinhaber dazu bewegen, Alternativen zu suchen. Rebecca Hosking wurde immer unruhiger und überlegte Tag und Nacht. Dann war sie da, die zündende Idee.

Mit Speck fängt man Mäuse

Im April vergangenen Jahres arrangierte Rebecca Hosking ein Treffen in der lokalen Kunstgalerie. Sie lud alle 43 Geschäftsleute ein. Sie lockte mit Wein und Essen und es kamen tatsächlich 37 neugierige Geschäftinhaber. Sie streute Sand von Hawaii aus der voller kleiner bunter Plastikstückchen war. Rebecca Hosking beschrieb den Meeresboden der Küste direkt vor der Haustür des kleinen englischen Ortes. Alle waren erschüttert. Genau an diesem Punkt trug Rebecca Hosking ihren Plan vor. Sie teilte den Geschäftsleuten mit, dass Modbury frei Plastiktüten werden solle.

Fuchsjäger werden zu ausgefuchsten Umweltschützern

Rebecca Hosking wusste, es würde nicht leicht sein die konservativen Geschäftsinhaber des kleinen Städtchens zu überzeugen. Keiner interessierte sich irgendwie besonders für Umweltschutz und dergleichen. Sie gingen auf Fuchstreibjagd und hatten eher anderes im Sinn. Aber sie hatte viele alte Freunde und Schulkameraden unter den Teilnehmern, das ließ hoffen. Rebecca Hosking hatte sich auch gut vorbereitet. Wochenlang hatte sie das Internet akribisch nach ökologischen Tüten, z.B. aus Maisstärke durchsucht. Tüten, die kompostierbar sind und der Natur und keinem Tier Schaden zufügen. Sie hatte Muster geordert und dem Metzger welche gegeben, um zu testen, ob diese geeignet sind und vor allem reißfest. Die Tüten sahen fast wie die gewohnten Plastiktüten aus und fühlten sich auch nahezu gleich an. Der Metzger saß mitten unter den Teilnehmern und als Rebecca Hosking von ihrem Test erzählte, richteten sich alle Augen der Anwesenden auf ihn. Der Metzger sagte, dass die neuen Tüten aus Maisstärke prima seien und er stimme der Verbannung von Plastiktüten aus Modbury zu. Die Hände von allen Anwesenden ginge in die Höhe „Plastiktüten weg aus Modbury“ wurde einstimmig angenommen.

Erste Plastiktütenfreie Stadt Europas

Modbury wurde bekannt durch seine Verbannung von Plastiktüten. Großhändler wurden angeschrieben, Angebote eingeholt und dann bestellten alle Maisstärkentüten und Behälter. Die Bürger der Stadt zogen in Windeseile mit und mit einer Plastiktüte durch Modbury zu gehen, wäre Fluchen in der Kirche gleichgekommen. Modbury wurde dadurch zur Sensation, us aller Welt interessierten sich Stadtoberhäupter für das Konzept der kleinen englischen Stadt, das Rebecca Hosking angeregt hatte. 120 englische Städte sind gefolgt, Städte auf Hawaii, in den USA, in Kanada ebenso, aus über 12 Ländern kamen Anfragen. 

Begeisterte Resonanz aus aller Welt

In Modbury sind jetzt alle Sinne für die Umwelt geschärft, von wegen Fuchs und Hase sagen sich gute Nacht. Zum 1. Mai, dem Jahrestag der Verbannung von Plastiktüten, zogen alle an den Strand, um Müll aufzusammeln. Rebecca Hosking hatte sie mit einer neuen Idee angesteckt. Das was sich am Strand am meisten ansammle, wolle man als Nächstes verbannen. Es sind Plastikflaschen, die nun in Modbury bald keine Existenzberechtigung mehr haben.

Die Bürger Modbury’s ziehen mit: Wir stehen hinter Rebecca Hosking’s Plänen zu 100%. Ihre Webseite ist großartig und hochinformativ. Niemals im Leben hatten die Bewohner der kleinen Küstenstadt gedacht, dass sie aus aller Welt mit E-Mails und Briefen überschüttet würde und alle Anfragenden wollten auch loslegen, ihre Stadt zu überzeugen, zu danken.

Es traf soviel Resonanz in Modbury ein, dass man alles dran setzte die Webseite zu perfektionieren, so dass kaum noch eine Frage offen bleibt. Man musste sogar bitten, nicht mehr zu schreiben, weil die Leute vor lauter Post nicht mehr zum Arbeiten kamen.

Die Geschichte der 34-jährigen Rebecca Hosking aus England, war ein Beispiel aus einer Serie von Artikeln über Menschen, die wir Euch nach und nach vorstellen möchten.

Welcher Plan schlummert in Ihnen?

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juli 2008

Allergien am Arbeitsplatz und Umweltkrankheiten sind auf dem Vormarsch – Handeln ist angesagt

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Allergien: Lange kann er seine Arbeit nicht mehr ausüben

Da ich selbst MCS erkrankt bin, ist mein Bewegungsradius stark eingeschränkt und die Kontakte zu meinen Mitmenschen sind leider sehr begrenzt. Nicht dass ich Kontaktschwierigkeiten hätte, nein, im Gegenteil, es sind die MCS-bedingten Konsequenzen, jeder MCS-Betroffene weiß, von was ich rede.

Auffallend ist, dass ich von meinen verbliebenen Freunden und Bekannten oft zu hören bekomme, dass sie selbst oder jemand, den sie kennen, auf vieles in ihrer Umgebung mit gesundheitlichen Störungen reagieren, zum Teil sehr heftig. Dies spiegelt die allgemeine Gesundheitssituation der Bevölkerung wieder. Allergien und andere umweltbedingte Erkrankungen nehmen die vorderen Plätze bei den gestellten ärztlichen Diagnosen ein. Tendenz steigend.

Duftstoffe werden von Vielen nicht vertragen, ohne dass sie es wissen

Kürzlich erzählte mir meine Freundin Barbara, dass ihre Schwester zunehmend auf Duftstoffe mit Hautproblemen reagiere und es so schwierig sei, duftstofffreie Kosmetika zu finden. Da konnte ich mit einem Ratschlag schon weiterhelfen.

Eine Bekannte hat das gleiche Problem, sie hat intensiv gerötete Hautausschläge. Ihr Hautarzt wollte ihr schon die Kortison-Keule verordnen, aber sie hörte auf meinen Tipp, doch einmal mit einem Waschmittel ohne Duftstoffe zu waschen und siehe da, die ersten Erfolge sind schon sichtbar, die Rötungen sind fast nicht mehr zu sehen. Jetzt will sie komplett auf duftstofffreie Wasch-, Reinigungs- und Kosmetikprodukte umsteigen.

Ähnliche Erfahrungen machte auch eine Nachbarin, deren süße Tochter total gerötete Haut mit extremem Juckreiz hatte. Das arme Kind! Seitdem sie die Ernährung komplett auf Bio-Lebensmittel umstellte, sind die Hautausschläge bei der süßen Maus wie weggezaubert. Duftstofffreie Kosmetika verwendeten sie schon lange, nachdem der Kinderarzt die Diagnose „Duftstoffallergie“ bei dem Kind stellte. Ja, die Mutter hat früher immer Weichspüler benutzt, weil sie den Geruch so toll fand. Damit hat sie auf Anraten des Kinderarztes schnell aufgehört. Die nächtlichen Atembeschwerden und Hustenanfälle des Kindes besserten sich rapide.

Unverträglichkeiten auf Stoffe am Arbeitsplatz nehmen zu

Der Bruder meiner Freundin arbeitet als Werkzeugmacher, ist seit vielen Jahren gesundheitlich stark angeschlagen und war lange Zeit, über mehrere Monate krankgeschrieben. Er fühlte sich immer müde, abgespannt, völlig unter seinem früheren Leistungslevel, klagte über starke Kopf- und Bauchschmerzen, extreme körperliche Schwäche, Schlafstörungen und Atemnot. Er hatte etliche Arzttermine. Jetzt muss er wahrscheinlich seinen Beruf an den Nagel hängen. An seinen Arbeitsplatz kann er keinesfalls zurück, er verträgt die Öle und Schmierstoffe, die zum Berufsbild als Werkzeugmacher praktisch dazugehören wie die Butter auf´s Brot, leider absolut nicht mehr. Man will ihn nun aus der Firma rausdrücken, und das alles schon im jungen Alter von 24 Jahren. Der arme Kerl, er hatte sich seine berufliche Zukunft sicherlich ganz anders vorgestellt.  All seine Pläne sind dahin, einfach so, ohne dass er etwas dafür kann.

Junge Menschen werden unfreiwillig ins Abseits gedrängt

Wo soll diese Entwicklung noch hinführen? Immer wieder trifft es bereits junge Menschen im Berufsleben, so dass sie auf Grund von Allergien und Unverträglichkeiten aus ihrem erlernten Beruf ausscheiden müssen. Sie werden praktisch unfreiwillig ins Abseits gedrängt. Eigentlich sollten sie in der Blüte ihres Schaffens stehen, anstatt krank zu sein und ihre Zeit beim Arzt zu verbringen. Ist auch nicht gerade der Knüller, während andere sich eine Existenz am aufbauen sind, vielleicht sogar eine eigene Firma gründen oder ihre Fühler in Richtung Familienplanung ausstrecken. Statt ihr Leben sozusagen in vollen Zügen zu genießen, müssen sie sich mit Umschulung und ihren Zukunftsängsten auseinandersetzen.

All das ist nicht nur ermüdend und frustrierend für die Betroffenen, es entstehen immense Kosten für die ganzen Arztbesuche, langwierige Diagnoseverfahren, Umschulungskosten etc. auf Staatskassen und Kosten der Allgemeinheit. Alles vielfach völlig überflüssig, anders kann man es nicht sagen.

Vieles wäre vermeidbar

Warum werden internationale fundierte Studienergebnisse im umweltmedizinischen Bereich bei uns im hochtechnisierten Deutschland so sehr in Frage gestellt, ignoriert bzw. verleugnet?

Warum werden langjährige Warnungen des UBA bezüglich der möglichen Gesundheitsgefährdung durch Duftstoffe komplett übergangen?

Unterdessen lässt man es zu, dass bereits bei unseren Kindern in bedufteten Schulen die Grundsteine für ein Allergierisiko gelegt werden, mit unbekanntem Ausgang. Als Eltern kann man sich dagegen kaum wehren. Die Schüler sind den chemischen Duftstoffen erst einmal hilflos ausgeliefert.

Ignoriert und kurzfristig gedacht – Langfristiger Schaden

Wohin wird uns diese besorgniserregende Entwicklung alle hinbringen, das frage ich mich immer öfter. Gerade dann, wenn mir wieder jemand von Unverträglichkeiten und Gesundheitsstörungen ungekannter Ursache berichtet.

Oft stellt sich heraus, dass die Ursache mit verwendeten Duftstoffen oder Chemikalien in Zusammenhang steht. Denn bei einigen sind die Beschwerden nach Umsetzung meiner Ratschläge zurückgegangen.

Allergien, Atemwegserkrankungen, Neurodermitis, Elektrosensibilität, Krebserkrankungen und die Zahl der MCS-Kranken sind auf dem Vormarsch, dringendes Handeln längst überfällig, aber hier redet man lieber von Kostenersparnis im Gesundheitswesen, notfalls werden eben wieder die Beiträge erhöht, anstatt der tendenziell negativen Entwicklung im Gesundheitswesen, mit angebrachten Maßnahmen Paroli zu bieten.

Allergien auf Duftstoffe aufspüren ist wahre Detektivarbeit

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Allergien können von einer Stunde auf die andere auftreten. Das eigene Parfum führt plötzlich zu Hautreaktionen, obwohl der Duft gestern noch als nett und die Persönlichkeit untersteichend empfunden wurde. Meist verschaffen sich betroffene Personen per Selbstversuch Bestätigung – doch es bleibt dabei: die Reaktion auf das Parfum ist echt und wiederholbar. Bis zur ärztlichen Diagnose „Duftstoffallergie“ ist es dennoch oft ein langer Weg, der über den Allergologen seinen Lauf nimmt. Die Tests, die in einer normalen allergologischen Praxis durchgeführt werden, verfehlen meist ihr Ziel und decken eine Allergie auf Duftstoffe nicht auf. Nicht selten wird eine Überweisung zum Psychologen ausgestellt. Zu Unrecht, wie akribische Mediziner aufdeckten.  

Plötzlich Reaktionen auf das eigene Parfum

In einer deutschen Langzeitstudie (1998 – 2002) wurden Patienten mit einer Kontaktallergie auf Duftstoffe untersucht. (1) Man nahm dazu Parfums, Deos und Aftershaves, die von den Patienten aufgrund des Verdachtes auf Unverträglichkeit mitgebracht wurden. Zusätzlich wurden einzelne Duftstoffallergene untersucht. Im Verlauf des Studienzeitraums wurden 1468 Patienten mit 2557 einzelnen Produkten (Deos – 1094, Eau de Toilette – 598, Parfums – 530, Pre- oder Aftershave – 325) getestet. 

Detektivarbeit führ zum korrekten Ergebnis

Positive Testergebnisse wurden von Wissenschaftlern mehrerer Kliniken bei 129 Patienten festgestellt. Bei 58 Patienten zeigte kein anderer Duftstofftest, außer dem Test auf das mitgebrachte duftstoffhaltige Produkt, ein Ergebnis an. Es wurde auf diese Weise ein starker Zusammenhang zwischen den mitgebrachten Produkten und der jeweiligen Kontaktsensibilität ermittelt.  

Natur ist nicht immer harmlos

Natürliche Inhaltsstoffe werden häufig als harmlos dargestellt und Allergikern sogar als Alternative empfohlen. Dass sie ein erhebliches Problem darstellen können, konnten die Wissenschaftler im Fall von Ylang-Ylang Ölen, Propolis und besonders bei Eichenmoos feststellen. Sie offenbarten sich zusätzlich als absolut schwere Allergene bei den Patienten, die bei Parfums positiv getestet hatten.  

Einfach, aber sicher

Die Wissenschaftler befanden, dass Hauttests (Patchtests) mit mitgebrachten verdächtigen Produkten eine einfache, sichere und effektive Methode darstellen, um eine klinisch relevante Kontaktsensibilität zu diagnostizieren. Besonders im Hinblick darauf, dass Rezepturen von Produkten ständig wechseln, sind Tests mit herkömmlichen „Screening Allergenen“ hingegen meist unzureichend.  

Anmerkung: Für Patienten mit Verdacht auf Chemikalien-Sensitivität sind solche Testverfahren nicht geeignet, da diese Patientengruppe sehr schwere, nicht vorhersehbare Reaktionen entwickeln kann und durch Patchtests zusätzliche Sensibilisierung eintreten kann. (2,3) 

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2008 

Literatur:

  1. Uter W, Geier J, Schnuch A, Frosch P., Patch test results with patients‘ own perfumes, deodorants and shaving lotions: results of the IVDK 1998-2002, J Eur Acad Dermatol Venereol. 2007 Mar; 21(3):374-9

  2. White JM, McFadden JP, White IR., A review of 241 subjects who were patch tested twice: could fragrance mix I cause active sensitization? Department of Cutaneous Allergy, St John’s Institute of Dermatology, St Thomas‘ Hospital, Br J Dermatol. 2008 Jan 17

  3. Silvia K. Müller, Vorsicht: Duftstoffallergie durch Patchtest ausgelöst, CSN Blog, 28. Januar 2008

Welche Therapie ist die Richtige bei Chemical Sensitivity?

Beste Therapie bei Multiple=

Wissenschaftler beenden das große Rätselraten über MCS Therapien

Dass bei Reaktionen auf bestimmte Chemikalien die Therapie Nummer Eins Expositionsstopp ist, ist aus toxikologischen Lehrbüchern bekannt. Menschen, die im Niedrigdosisbereich hypersensibel auf viele Alltagschemikalien wie: Lacke, Parfum, Duftstoffe, Zigarettenrauch, Zeitungsdruck, etc. reagieren, geben sich mit dieser Empfehlung alleine nicht zufrieden. Mancher wurde durch die Reaktionen in die völlige Isolation gedrängt und sucht nach einer Therapie, die ihm wieder den Einstieg ins normale Leben verschaffen soll. Die Auswahl ist groß und einige der Therapien, die angeboten werden, kosten erhebliche Summen und werden von keiner Krankenkasse übernommen. Andere Behandlungen können sich sogar als schädlich erweisen. Wissenschaftler haben Chemikaliensensible befragt und dann mittels ihrer Erhebung einen Überblick erstellt, um aufzuzeigen welche Behandlung hilft, welche schadet und welche nichts gebracht hat.   

 

Halten MCS-Therapien was sie versprechen?

 Wissenschaftler der James Madison University sammelten Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Behandlungsmöglichkeiten bei Chemikalien-Sensitivität. 108 verschiedene Methoden wurden von 917 Teilnehmern bewertet.  

Die Übersetzung der Studie mit Tabellen von allen bewerteten Behandlungsmethoden:  

Wirksamkeit von 108 Therapienmethoden bei MCS

 Leonard Jason von der DePaul University in Chicago befragte eine Gruppe von 305 Chemikaliensensiblen was ihnen geholfen hat und was keine Verbesserung oder sogar Verschlechterung brachte.

Die Übersetzung der Studie mit Tabellen von allen bewerteten Behandlungsmethoden:  

Es gibt einige Fortschritte durch den Einsatz der Falldefinition zum Diagnostizieren von Chemikalien-Sensitivität und erläuternden Symptomprofilen. Doch trotz, dass Umweltmediziner mittlerweile einen systematischen Arbeitsansatz zu MCS gefunden haben, ist ein allgemeines MCS Behandlungsprotokoll, das von den verschiedenen medizinischen Disziplinen akzeptiert wird, noch immer von Nöten. Infolgedessen experimentieren Patienten mit einer Vielzahl von konventionellen und ganzheitlichen Behandlungsmethoden. Die Bandbreite ist groß, sie reicht von Umweltmedizin und „Oase“ Techniken, über ganzheitliche Therapien, Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, Entgiftungstechniken, fernöstlichen Techniken, Physiotherapie, speziellen neuen Therapien, bis zu verschreibungspflichtigen Medikamenten.   

Bewertungsübersicht verschiedener MCS-Therapien   

Mehr als 1200 MCS-Kranke gaben genaue Auskunft

Das Gibson Team befragte 917 Menschen mit MCS, die sie durch die Selbsthilfeorganisation CIIN- Chemical Injury Information Network, einer unabhängigen und der wohl größten Organisation weltweit , kontaktiert hatten. Die Teilnehmer waren 82% Frauen und zu 95% weißer Hautfarbe. Das Alter reichte von 20 – 82 Jahre. Bei der Frage nach dem Schweregrad Ihrer Erkrankung, beurteilten 7% ihre MCS als leicht, 32% als mittel, 45% als schwer und 13% als total behindernd.   

Das Wissenschaftlerteam der DePaul University befragte 305 MCS-Patienten, von denen einige zusätzlich unter CFS, Fibromyalgie und Elektrosensibilität litten. Im Schnitt hatten 280 der teilnehmenden Chemikaliensensiblen ihre Krankheit bereits über 13 Jahre. 139 Teilnehmer gaben an, dass chronische Erschöpfung im Schnitt schon fast 12 Jahre zu ihrem Alltag gehöre. Fibromalygie lag seit etwas länger als 10 Jahren bei 86 Patienten vor und 59 der Teilnehmer hatten seit rund 8 Jahren Elektrosensibilität.   

Ursachen für MCS meistens klar

Auf die Frage der Ursache ihrer Chemikaliensensibilität nannten in der Gibson Studie  20,2% der MCS Patienten eine große Chemikalienexposition, 58,5% eine Serie von verschiedenen Expositionen im Niedrigdosisbereich, 5,2% eine physische Erkrankung, 0,8% einen psychologischen Stressor und 8,7% kannten die Ursache nicht.  

Wer sich kein Wissen aneignet, kann schnell arm werden

Bisherige Forschungen über die Auswirkung von MCS auf das tägliche Leben zeigen, dass Betroffene einen beträchtlichen Betrag ihrer finanziellen Reserven für ihre Gesundung ausgeben. Oftmals versuchen sie viele verschiedene Therapien. Gibson und ihr Team fanden heraus, dass 305 MCS Patienten im Schnitt ungefähr 6000$ oder die Hälfe ihres Jahreseinkommens im vergangenen Jahr für Behandlung ausgegeben hatten und fast 35 000$, seit sie unter MCS litten.  

Geht man alle Statistiken der beiden Wissenschaftlerteams jedoch genau durch, erkennt man, dass große Geldausgaben eigentlich nicht unbedingt erforderlich sind, um Verbesserung zu erzielen, da manche Behandlungen wenig oder sogar gar nichts kosten. Teuer wird es vor allem dann, wenn aus Unwissenheit, Verzweifelung und aus Mangel an erfahrenen Ärzten, unzählige Therapien durchprobiert werden.

Vermeidung hilfreicher als teure Medikamente?
Die Wissenschaftler aus Virginia fanden heraus, dass die Teilnehmer ihrer Studie während des Krankheitsverlaufes im Durchschnitt 12 Mediziner aufgesucht hatten und im Schnitt 51.000$ für ihre Erkrankung ausgegeben hatten. Manche MCS-Patienten berichteten, dass ihre medizinischen Bedürfnisse nicht erfüllt oder durch ärztliche Behandlung sogar beträchtliche Schäden ausgelöst wurden.

Die Behandlungsmöglichkeiten, denen sich die Teilnehmer unterzogen hatten, wurden mit gemischtem Erfolg bewertet, jedoch beurteilten glatte 95% der Teilnehmer der Gibson Studie und 99,7% der Teilnehmer der Studie von Jason, dass Reduzieren von Chemikalienexpositionen und Aneignung von Expositionsvermeidungsstrategien um Reaktionen zu verhindern, sich als enorm hilfreich erwiesen hatte. Einen ähnlich großen Erfolg brachte laut Aussage der MCS-Patienten chemikalienfreier Wohnraum. Gibson erhielt von 98,8% von 820 Patienten die Aussage, dass chemikalienfreies Wohnen ihnen erheblich geholfen hat. Leonard Jason gaben 239 Patienten dazu Auskunft und 86,1% davon hatten ebenfalls positive Erfahrungen durch konsequente Schaffung eines umweltkontrollierten Wohnumfeldes gemacht.  

Wissen sammeln und handeln, führt zum Erfolg

Für manche Maßnahmen, die Chemikaliensensible weiterbrachten, brauchten sie nicht einmal eine Spezialklinik oder einen Arzt. Sie hatten sich durch Lesen von Literatur über die Krankheit, Aufsuchen von Selbsthilfegruppen, umfassendes Wissen angeeignet, mit dem sie eine Basis bildeten ihr Leben und Gewohnheiten so umzustellen, dass sie Chemikalien, die Reaktionen auslösten, vermeiden konnten. Sie lernten ihr Leben neu einzurichten und hatten oft erstmals eine Chance überhaupt aktiv gegen die Krankheit anzutreten, weil sie diese nun erkannt hatten, verstanden und erstmals in die Lage versetzt wurden, handeln zu können.

Das Lesen von Büchern über Chemikalien-Sensitivität hatte 96,7% von 303 Teilnehmern zwar nicht geheilt, aber beträchtlich geholfen sich zu verbessern. Annähernd hilfreich schnitten Selbsthilfegruppen ab, 86,5% von 200 Teilnehmern befanden Selbsthilfegruppen für MCS- Kranke als leichte bis enorme Hilfe. 

Patienten finden die besten Therapien

In der Gibson Studie wurden von den MCS-Patienten einige spezielle Behandlungen, die durch Umweltmediziner durchgeführt werden, als besonders hilfreich befunden. Millertechnik, eine Desensibilisierungsbehandlung, die auch im Akutfall hilft, wurde von fast 55% (178 Pat.) der Patienten als hilfreich bis sehr hilfreich befunden, wenn die Seren ohne Konservierungsmittel waren. Waren die Desensibilisierungsseren hingegen mit Konservierung, wurden sie von nicht so vielen Patienten positiv bewertet und die Anzahl der Teilnehmer, die geantwortet hatten, dass diese Therapieform schädlich oder sogar sehr schädlich für sie war, erhöhte sich dadurch erheblich.  

Saunatherapie zur Entgiftung im eigenen Haus oder in einer Klinik gehörte zu den Therapiemethoden, die als sehr effektiv bezeichnet wurde. Für fast 65% der befragten MCS-Patienten war das Ausschwitzen von Giften in einer Klinik ein hilfreicher bis sehr hilfreicher Therapiebaustein. Zuhause profitierten fast 60% der Erkrankten.  

Ein Großteil der Chemikaliensensiblen leidet zusätzlich unter Nahrungsmittelallergien, -sensibilitäten oder Nahrungsmittelintoleranzen. Eine darauf ausgerichtete, konsequent durchgeführte Rotationsdiät gilt als sehr wichtiger Behandlungsbaustein, um die Gesamtkörperbelastung und das Immunsystem zu entlasten. Demnach war es nicht verwunderlich, dass über 70% der MCS-Patienten eine Rotationsdiät für hilfreich bis sehr hilfreich auf ihrem Weg zu einem besseren Gesundheitszustand hielten. Jason stellte zusätzlich fest, dass spezielle Diäten mit „müssen Sie essen“ Nahrungsmitteln, die eigentlich nicht vertragen wurden, sich als enorm schädigend auswirkten. Vermeidung von Nahrungsmitteln die allergische Reaktionen hervorriefen, stellte hingegen bei nahezu 100% seiner Studienteilnehmer eine leichte bis enorme Hilfe dar. 

Nährstoffe können Defizite ausgleichen und bei Akutreaktionen helfen und werden von vielen Umweltmedizinern und in Umweltkliniken gezielt verabreicht. MCS-Patienten gaben auch hierzu ihr Urteil ab. Sehr gut schnitten intravenös verabreichtes Magnesium (63,5%), gepuffertes Vitamin C (57,8%) und Acidophilous (59%) ab.  

Hilfsmittel schützen und sorgen für schadstofffreie Luft zum Atmen

Das Gibson Team fragte die MCS-Patienten auch nach effektiven Hilfen im Alltag und was sie wirklich vor Reaktionen schützt. Atemschutz stand verständlicherweise ganz oben bei den Erkrankten. Luftfilter hielten 82,1% von 786 befragten MCS-Patienten für hilfreich, bis sehr hilfreich.  

Aktivkohlemasken waren ebenfalls für fast 600 der befragten MCS-Patienten Bestandteil ihres Alltags und wurden von 77,4% als bis zu sehr hilfreich beurteilt.  

Sauerstoff ist für schwerer betroffene Chemikaliensensible bei Reaktionen eine ganz wichtige Hilfsmaßnahme, und dementsprechend fanden fast 80% der Personen, die Sauerstoff versuchten, ihn als hervorragende Hilfe. Es gibt ihn in Einwegdosen, als Versorgung für unterwegs und stationär für Zuhause. Eine Therapie mit Sauerstoff probierten 162 MCS-Patienten in einer Umweltklinik oder beim Arzt aus und fast 70% beurteilten diese Therapieform als hilfreich bis zu sehr hilfreich.  

Um sich im Wohnraum zu behelfen, wenn Schadstoffe ausgasen oder etwas störend riecht, gilt Alufolie als Geheimtipp unter den Chemikaliensensiblen. Für fast 75% von 326 MCS-Patienten war dieser Tipp in der Vergangenheit ein hilfreicher bis sehr hilfreicher Retter gewesen, um Ausgasungen zu stoppen.  

Therapien: Auf einem Bein kann man nicht gut stehen

Manche Teilnehmer der Gibson Studie gaben an, dass verschiedene Behandlungsmethoden (z.B. Kombination von Vermeidung chemischer Substanzen, gutes Nährstoffprogramm und wohl selektierte ganzheitliche oder konventionelle Behandlungen), zur Verbesserung ihres Zustandes geführt hätten.  

Die größten Flops

MCS-Patienten spüren meist sehr schnell, ob ihnen eine Behandlung oder ein Hilfsmittel Linderung, Besserung oder Verschlechterung bringt. Bei Gibson, als auch in der Studie der DePaul University bewerteten die Studienteilnehmer Psychopharmaka als extrem schädlich und als Erfahrung, die sie nicht wiederholen möchten. Psychopharmaka stellten insgesamt bei beiden Studien die allerschädlichste Behandlungsmethode dar.  

Antipilztherapien wurden von der Mehrzahl, wegen der schweren Nebenwirkungen als schädlich bis sehr schädlich bewertet. Aromatherapie zeigte sich verständlicherweise ebenfalls als weit mehr schädlich als nutzbringend. Weiterhin waren sich die Teilnehmer einig, dass es Geldverschwendung sei, in zahllose fragwürdige Behandlungen zu investieren. 

Manche Umweltmediziner versuchten MCS-Patienten mittels Millertechnik auf Chemikalien zu desensibilisieren, das kann vor allem bei schwerer gelagerten Fällen zu erheblicher Verschlechterung statt zu Verbesserung führen. Sind die Seren zusätzlich auch noch konserviert, ist das Resultat noch negativer. Kliniken, wie das EHC-Dallas, sehen davon ab auf Chemikalien zu desensibilisieren und testen lediglich mit dieser Methode beim Patienten aus, um herauszufinden, ob sie auf bestimmte Chemikalien reagieren oder nicht, damit diese in Folge vermieden werden können. Entsprechend ist nachvollziehbar, dass sowohl in der Gibson Studie, als auch in der DePaul Studie Patienten aussagten, dass diese Behandlungsart sich schädlich bis sehr schädlich auf sie auswirkte.  

Wunder lassen auf sich warten

Wenn jemand jeden Tag Schmerzen hat und kein Arzt bringt ihm Linderung und der Lebensraum besteht nur noch aus einem Zimmer, ist es nicht verwunderlich, dass dieser Kranke sich bereitwillig auf Heilversprechen einlässt, die die jeder Gesunde für völlig absurd hält. Solche Experimente können sehr ins Geld gehen, und nicht nur das, es lauern auch Sekten auf leichte Beute. Ein guter Rat für alle Erkrankten besteht daher darin, sich mit anderen auszutauschen, kritisch zu sein und vor Einstieg in eine ungewöhnliche Therapie lieber erst eine etablierte Patientenorganisation zu befragen. 

Geduld gehört zum Gesund werden dazu

Leonard Jason stellte durch seine Erhebung fest, dass manche Therapien und Maßnahmen Geduld und Zeit erfordern. So wurde ein Wohnortwechsel von 170 Patienten als hilfreich befunden. Die wirkliche Hilfe dadurch zeigte sich jedoch im Schnitt erst nach mehr als einem Jahr (68.2%), nur 12.4% der Chemikaliensensiblen, die ihren Wohnort wechselten, verspürten schon nach einem halben Jahr erhebliche Wirkung. Bei einigen war der Unterschied jedoch schon schnell deutlich, 4.7% merkten bereits nach weniger als einem Monat wie sehr ihnen ihr belastetes Umfeld geschadet hatte und dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatten. Interessant war auch, dass nur 3 Teilnehmer innerhalb des Zeitraumes von 3 Monaten befanden, dass ihnen der Wohnortwechsel geschadet hätte und keiner auf lange Sicht den Wechsel für negativ befand.  

Therapien die helfen gibt es, wo sind die Therapeuten?

Den Auswertungen der US Wissenschaftler nach zu schließen, ist es möglich, den Gesundheitszustand von Chemikaliensensiblen erheblich zu stabilisieren und zu verbessern. Was dazu in europäischen Ländern durch die Bank fehlt, sind Ärzte, die sich eingehend mit der Materie auskennen, um die notwendigen Anleitungen für ein Leben mit der Erkrankung zu erteilen und den fragilen Gesundheitszustand von Chemikaliensensiblen in geeigneten schadstoffkontrollierten Räumlichkeiten mit dem notwendigen Respekt und Sachverstand bewerten und adäquate Therapien durchführen können.    

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juli 2008

Literatur:

  • Leonard Jason, Treatment Efficacy, a survey of 305 MCS patients, DePaul University, Chicago, 1995
  • Pamela Reed Gibson, Amy Nicole-Marie Elms, Lisa Ann Ruding. Perceived Treatment Efficiency for Conventional and Alternative Therapies. Reported by Persons with Multiple Chemical Sensitivity, School of Psychology, James Madison University, Harrisonburg, Virginia, USA, Sept. 2003, Environmental Health Perspectives

Afrika – Menschen mit MCS leiden besonders unter Pestiziden

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Hitze, Feuchtigkeit – ideale Brutplätze für Moskitos – Malaria. Durch die Bevölkerungsexplosion im Hochland im Südwesten von Uganda wurden fruchtbare Feuchtgebiete in Moskitolöcher verwandelt. Malariagebiet. Allein im Jahr 1999 starben dort schätzungsweise 100 000 Menschen an der Malaria. Durch die USA wurden Hilfsmaßnahmen durchgeführt. Pestizide sollten Rettung bringen, doch die gesundheitlichen Nebenwirkungen sind groß. Auch in Afrika gibt es Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS – Multiple Chemical Sensitivity), sie trifft es besonders. 

Pyrethroide im Großeinsatz
Die Malaria Kontrollinitiative von U.S. Präsident Bush wurde 2005 ins Leben gerufen  und führte dazu, dass im Distrikt Kabale, an der Grenze zu Ruanda, Hunderte von Häusern mit einem Pestizid gegast wurden. Verwendet wurde das Pyrethroid Lambda-Cyhalothrin (ICON). Ganz abhängig von den Chemikalien, die als weiterer Inhaltsstoff verwendet werden, ist das Pestizid leicht bis sehr gefährlich. Rund ein halbes Jahr ist das Pyrethroid, das auf die Wände gesprüht und vergast wird, aktiv. 

Pyerthroid verursacht Gesundheitsbeschwerden
Trotz dass man das Projekt zur Bekämpfung von Malaria überwachte, klagten viele Bewohner von 107 000 behandelten Häusern über Symptome. Kopfschmerzen, Schwindelanfälle und temporärer Hörverlust wurden insbesondere beklagt, sagte ein Offizieller, der seinen Namen aus Furcht nicht nennen wollte. Er selbst litt unter Niesen und tagelang anhaltendem Husten. Nicht verwunderlich, denn die Bewohner der pestizidbehandelten Häuser hatten keine Schutzkleidung wie die Arbeiter, die die Gifte ausbrachten, und waren dann anschließend dem Gift in ihren Häusern bis zu dessen Zerfall ausgesetzt.

Schaden- Nutzenabwägung statt ungiftige Alternativen
Von Seiten der Gesundheitsbehörde versuchte man hingegen, das Pestizid und dessen Anwendung zu verteidigen. Man stellte den Nutzen und die Effektivität des Pyrethroids in der Moskitobekämpfung heraus. Die Menschen hätten nur kurzfristig unter Jucken der Haut gelitten, wenn sie mit den besprühten Wänden in Kontakt gekommen wären. Der Rest wurde verschwiegen und dass es ungiftige Alternativen gibt, kam nicht zur Sprache.

Chemikaliensensible sind besonders gefährdet
Alex Muhwezi, ein Repräsentant von IUCN (eine internationale Vereinigung zum Erhalt der Natur) beschrieb ICON als ein normal übliches Pestizid, dass von der WHO für Innenräume zur Bekämpfung von Malaria anerkannt sei. Anerkannt für seine Wirksamkeit, nicht dass es unschädlich für Menschen ist. Seiner Auffassung nach käme es vor allem darauf an, wie das Pestizid gehandhabt würde. Am  Wichtigsten dabei sei zu wissen, dass eine Person, wenn sie vor dem Kontakt mit dem Pyrethroid bereits krank gewesen oder allergisch auf Parfum oder auf Insektensprays sei, dass diese Person dann mit schlimmen Auswirkungen rechnen müsse.

Wer krank ist hat das Nachsehen

Man weiß im afrikanischen Uganda somit ganz genau, dass bestimmte Pestizide, wie das in Kabale eingesetzte Pyrethroid ICON, auf kranke, chemikaliensensible und allergische Menschen sehr gefährlich wirken können, eine Tatsache, die nicht in jedem Land so deutlich ausgedrückt wird. Aber wie sieht die Prävention für diese krankheitsbedingt besonders anfälligen Menschen aus? Sie leben meist in großer Armut, wohin sollten sie unterdessen ausweichen, um den angenommenen schweren gesundheitlichen Folgen zu entkommen?

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. Juni 2008 

Literatur: IPS, HEALTH-UGANDA: USAID’s Malaria Control Plan Risks Public Disapproval, 25. Sept. 2006

Schutzengel Helene: Hilfe für MCS-Kranke aus der Politik

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Nun ist sie vorbei, die von vielen so langersehnte Fachanhörung im Deutschen Bundestag „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“. Der Termin weckte bei vielen MCS-Kranken im Vorfeld große Erwartungen und Hoffnungen. Hoffnungen darauf, dass sich in Deutschland recht bald etwas in die richtige Richtung bewegt, denn die deutsche Umweltmedizin führt derzeit im internationalen Vergleich leider nur ein Schattendasein. Viele schmiedeten Pläne, nach Berlin zu fahren, mussten dieses Vorhaben auf Grund ihrer starken Krankheitsbeschwerden letztendlich zum Schluss dann doch aufgeben. Schade, zu gerne hätten sie an der besonders wichtigen Tagung teilgenommen. 

Probleme Umweltkranker bedürfen Lösungen
Dass dieses Fachgespräch im Bundestag zustande kam, geht auf den persistenten Einsatz von Frau Regina Nowack von der SHG Amalgam in Berlin zurück. Besten Dank an dieser Stelle an Frau Nowak und an die Politiker von Bündnis90/Die Grünen, die diese Fachtagung ermöglichte! 

Hauptgründe für dieses gesuchte Gespräch waren, eine Verbesserung der umweltmedizinischen Versorgung zu bewirken, die Zahl gut ausgebildeter Umweltmediziner voranzutreiben, da den Betroffenen, umweltgeschädigten Patienten, nur völlig unzureichende Hilfe in unserem Land zuteil wird. Ganz besonders MCS-Patienten stehen ihrer Erkrankung in Deutschland quasi alleine gegenüber und sind deren einschneidenden massiven Folgen hilflos ausgeliefert. Die Behandlung von MCS und anderen Umwelterkrankungen ist absolut unzureichend, Umweltkliniken mit internationalem Standard sind hierzulande völlige Fehlanzeige. Der Realisierung des Titels der Fachtagung „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“ ist dementsprechend längst, längst überfällig.

Logisch: Kranke Umwelt – Kranker Mensch
Stand der Dinge: Dass die Umwelt krank macht, ist erwiesen, Handeln seitens der Entscheidungsträger ist bisher leider ausgeblieben. In Zeiten leerer öffentlicher Kassen und Massenarbeitslosigkeit, ist die Finanzierung unabhängiger Studien zur Erforschung von Umwelterkrankungen und adäquate Präventions- und Arbeitsschutzmaßnahmen in weite Ferne gerückt.

Der behördlichen und sozialrechtlichen Umsetzung der Anerkennung von Umwelterkrankungen fehlt es offensichtlich an Untermauerung und tatsächlicher Ausführung, denn die Praxis spricht leider eine andere Wahrheit als bisher auf dem Papier proklamiert.

Die Schweiz ist z. B. Vorreiter in unseren Gefilden, es gibt dort ein öffentlich finanziertes MCS-Wohnprojekt, das in Arbeit ist. Solche hilfreichen Projekte sind in Deutschland zu forcieren, ohne langes Gerede. Jetzt leben schwer an MCS Erkrankte z.B. bei Freunden im gekachelten Bad, in ihrem Auto oder schlafen im Freien. Manche ohne Perspektive, brachten sich um.

MCS-Kranke wurden wie immer ausgegrenzt
Anmerken möchte ich, wegen der oben genannten Umstände, dass ich als MCS-Schutzengel mir den Ablauf des Fachgespräches anders gewünscht hätte. Viele wichtige bedeutende Belange von Umwelterkrankten, schwerpunktmäßig von uns MCS-Kranken wurden m. E. nicht genügend hervorgehoben. Sicher, es war viel zu wenig Zeit, um in die Tiefe zu gehen und MCS ist „nur“ eine Umweltkrankheit von vielen für die dringend Lösungen gefunden werden müssen. Aber als MCS-Schutzengel denke ich natürlich in erster Line an all die MCS-Kranken in Not, die mich kontaktieren. Mir gehen dann viele Geschichten von Schwerkranken durch den Kopf und all das Elend, das damit verbunden ist. Für sie passierte in Berlin genau das, was ihnen im Alltag widerfährt, sie konnten nicht teilnehmen. Ich kenne keinen schwer MCS-Erkrankten, der diese Strapaze auf sich nehmen konnte. Das ist wirklich ein Dilemma, denn der Eindruck, der somit bei dem Fachgespräch entstanden ist, spiegelt nicht die Realität wider, leider, denn die Fakten sind m. E. weitaus schlimmer, als man es nunmehr nach dem Gespräch in Berlin annehmen könnte.

Schwer MCS-Kranke – aus den Augen aus dem Sinn
Es kam in Berlin insbesondere nicht zum Ausdruck, dass das Gros der Umweltkrankten/ MCS-Betroffenen auf Grund ihrer schwerwiegenden gesundheitlichen Beschwerden überhaupt nicht in der Lage war, dieser Fachtagung, bei der es grundsätzlich um ihre Bedürfnisse gehen sollte, teilnehmen zu können – paradox irgendwie, die Hauptpersonen waren nicht anwesend.

Eine weitere Fachtagung wünsche ich mir deshalb im Rahmen von entsprechender Barrierefreiheit für MCS-Kranke. Machbar wäre dies durch eine per Computer zu verfolgende Fachtagung, damit die Menschen, die es tatsächlich am Härtesten betrifft, ebenfalls am Geschehen teilhaben könnten. Eine solche weitere Veranstaltung ist wirklich ganz bitter nötig, das können die anderen MCS Schutzengel genauso bestätigen, wie jeder Selbsthilfegruppenleiter, der direkten Patientenkontakt hat. Alle von uns sind überlastet und oft auch überwältigt von all dem Elend gegen das wir ankämpfen müssen und dass wir den Kranken fast nur Trost bieten können, anstatt direkte Hilfe.

Als MCS-Schutzengel bitte ich um:

  • Zukünftige barrierefreie MCS-Fachgespräche mit Politikern und Entscheidungsträgern.
  • Unabhängige Forschung und das Einrichten adäquater und an internationale Standards angepasste Umweltkliniken mit entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten.
  • Duftstofffreie Zonen in Krankenhäusern, Behördengebäuden, Universitäten, Schulen, Kindergärten. Es kann nicht länger angehen, dass langjährige Warnungen des UBA in Bezug auf Duftstoffe ohne eingreifende Konsequenzen bleiben und die Duftstoffindustrie im Gegenzug im sog. Duftdesign weiter kräftig aufgerüstet, mit all seinen schweren und gesundheitsschädigenden Einschneidungen im Leben von Umwelt- und MCS-Patienten.
  • Einfließen von Fachwissen über MCS in die Aus- und Weiterbildung bei Ärzten und Krankenhaus-, Pflege- und Rettungspersonal.
  • Wohnprojekte und betreutes Wohnen für MCS-Kranke, MCS-Altenwohneinrichtungen.

Wannsee-Schwimmer berichtet: Fachgespräch „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“

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Hallo Leute,

ich habe am Freitag mal den Wannsee im Stich gelassen und mir angehört, was im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus diskutiert wurde. Ich schreib hier Alles auf, für euch, die ihr vielleicht gern mitdiskutiert hättet, aber wegen der MCS dort nicht hinkönnt.

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Im ersten Teil des Fachgesprächs „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“ gab es drei Vorträge von bayrischen Umweltmedizinern: 

Dr. Frank Bartram
Dr. Bartram (IGUMED) berichtete, was die bedeutendsten Expositionsbereiche für umweltassoziierte Erkrankungen sind (Innenräume, Dentalersatzmaterial, Nahrung/Getränke, Genussmittel).
Er erklärte, wie man eine „Umweltmedizinische Spezialanamnese“ durchführt. Dabei muss man zunächst die „Lebensumfelder“ des Patienten abfragen, andere Erkrankungen ausschließen, weil „umweltassoziierte Erkrankungen“, wie Dr. Bartram sagte, „unspezifisch“ sind.
Dr. Bartram hat so eine Laboranalytik, mit der er verschiedene Marker erfasst. Er lässt die Biomarker (Belastung in Körpermaterial) messen, die Effektmarker (Sensibilisierungsreaktionen, pathologische Zytokinexpressionsmuster), Suszeptibilitätsmarker (Polymorphismen, Blut-Hirn-Schranke), Umweltmarker (Messung durch Bausachverständige) und er schaut nach inneren Belastungen durch die Dentalersatzmaterial.

Lasst euch nicht erschrecken von den vielen Fachbegriffen, die haben in Berlin auch nicht alle gleich verstanden. Aber Dr. Bartram hat das alles auch zum Nachlesen zur Verfügung gestellt.

Auch über die häufigsten Symptome seiner Patienten hat Dr. Bartram berichtet. Das Grundproblem „Es handelt sich um unspezifische Symptome“. Allgemeinsymptome (Leistungsmangel), Nervensystem (Konzentrationsstörungen, somatopsychische Störungen, Polyneuropathie), Störungen des Immunsystems, Schleimhautsystem (Magen-Darm, NNH, Lungen-Bronchien, Harnwege, gyn. Schleimhautbereich), Haut /Haare/Nägel.

Die „Multiple Schadstoff Sensitivität“ (MCS) hat Dr. Bartram unter den Stichworten „Oxidativer Stress und Inflammation“ und „Wirkungen von IFN-gamma“ erklärt.

Dr. Bartram meint „Expositionen zu neurotoxischen Substanzen können bei Einwirkung auf das… ZNS auch zu psychischen Störungen/Veränderungen führen: somatopsychische Störungen“

Er berichtet auch, dass es zu reaktiven Verstimmungszuständen kommen kann durch jahrelange Arztbesuche, Arbeitsunfähigkeit, Perspektivlosigkeit, sozialen Abstieg.
Abschließend erklärte Dr. Bartram, was bei nachgewiesener Erkrankung zu machen ist:

Expositionsvermeidung, Expositionsverminderung, Expositionsstop.

Dr. Bartram hat uns Zuhörern schon was abverlangt, aber wie gesagt, es gibt ein Papier zum nachlesen.

Dr. Peter Ohnsorge
Dr. Ohnsorge vom Deutschen Berufsverband der Umweltmediziner hat uns in Berlin die Augen geöffnet über das, was an den Universitäten und in der Fortbildung so geschieht oder besser gesagt, nicht geschieht. Zwar ist die Umweltmedizin im Studium vorgesehen, aber in der Realität  sieht das dann so aus, dass zum Beispiel ein Toxikologe über Intoxikation  und Grenzwerte lehrt, aber über Langzeiteffekte von Schadstoffen, die für Umwelterkrankungen relevant sind, nicht gesprochen wird.

Dr. Ohnsorge meinte, dass die vielen Symptome, die man bei Umwelterkrankungen vorfindet, für die Mediziner verwirrend seien und dass die Mediziner deshalb nicht mit dieser Komplexität zurechtkämen. Die „Entität des Krankheitsbildes“ würde nicht erkannt.
Dann kritisierte Dr. Ohnsorge auch, dass Umwelterkrankungen nicht in den „Scientific Mainstream“ passen, der sich vor allem um Genetik und um High-Tech-Medizin drehe.

Dr. Ohnsorge hat von einer „historischen Lagerbildung“ gesprochen. Umweltmedizin würde mit Naturheilkunde im negativen Sinn gleichgesetzt. Viele Mediziner behaupteten, es gäbe keine Umwelterkrankungen. Und was noch dazukomme, Umweltmedizin lasse sich schlecht abrechnen. Man hätte 8 Minuten zur Verfügung, wo man acht Stunden brauche.

Von Dr. Ohnsorge haben wir auch erfahren, dass die Weiterbildung im Bereich Umweltmedizin von ehemals 200 Stunden auf 100 Stunden gekürzt wurde. Dr. Ohnsorge hat an den Inhalten dieser 100 Stunden-Weiterbildung mitgearbeitet. Nicht, weil er diese Kürzung gut findet, sondern, weil er wenigsten dazu beitragen wollte, dass die wichtigsten Inhalte noch erhalten bleiben.

Es gibt nämlich Umweltmediziner, die sich während ihres Studiums schon spezialisiert haben – also so wie Augenärzte- und es gibt weitergebildete Ärzte. Das sind dann die mit den 100 Stunden.

Die Grünen hören nach Dr. Ohnsorge zu sehr auf Toxikologen und das RKI und zu wenig auf Umweltmediziner. Er kritisierte auch den Lobbyismus und die Finanzierung der Forschung aus Drittmitteln. 

Dr. John Ionescu
Der dritte Referent Dr. Ionescu von der Spezialklinik Neukirchen sprach über Allergische Erkrankungen durch Umweltbelastungen. Es gibt in der Bundesrepublik 25 Millionen Allergiker. Dass die Allergien in den letzten Jahren ständig zugenommen haben, sieht Dr. Ionescu vor dem Hintergrund der Umweltbelastung. Er berichtete zum Beispiel über ein Ehepaar, das mit Holzschutzmittel in Kontakt gekommen war. Beide hatten die gleiche Exposition mit diesem Holzschutzmittel, der Mann blieb gesund, während die Frau erkrankte. Interessanterweise hatte der Mann mehr Schadstoffe im Urin als seine Frau. Er hatte aber dieselbe Exposition, war also nicht stärker belastet. Es stellte sich heraus, dass die Leber der Frau hier Ursache war und die Frau deshalb die Schadstoffe nicht richtig entgiftete. Nach mehrwöchiger Unterstützung der Leberfunktion  erholte sich Frau von ihrer schweren Erkrankung.

Dr. Ionescu kritisierte den Einsatz von Kortison. Er behandelt die Ursachen einer allergischen Erkrankung. Er wies auch auf die Bedeutung der Ernährung und der Darmflora bei Allergien hin.
Dr. Ionesu stellte einen Sonderdruck OM und Ernährung Heft 2008/122 über „Umweltbedingte Erkrankungen – Diagnosekriterien und integrative Therapieverfahren bei MCS, CFS und Fibromyalgie“ zur Verfügung.

Diskussionsrunde, Kommentare
Nach den Vorträgen der drei Mediziner hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich zu Wort zu melden.

Ein Dr. Otto aus Osnabrück warf ein, Krebs sei ein Altersproblem, die Umwelt spiele, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle.

Ein Mitglied einer Selbsthilfegruppe aus NRW informierte über die Probleme, die die Krankenkassen bei Diagnostik und Therapie von Umweltkrankheiten den Patienten machen. Er kann sich als Privatpatient eine bessere Diagnostik und Therapie leisten als andere Menschen, die gesetzlich versichert sind.

Dr. Scheiner kritisierte Studien zum Mobilfunk. Er wurde von Dr. Ionescu unterstützt, der Laborerfahrungen mit dem Blut sensibler Personen hat und der auch eine mobilfunkerkrankte Patientin, Frau Frielinghaus, vorstellte.

Frau Infante-Göb, die auf ihre Unabhängigkeit von Vereinen und Verbänden hinweisend als Betroffene sich zu Wort meldete, forderte von den Politikern mehr Prävention und berichtete, bei dem Begriff MCS habe in den neunziger Jahren eine Änderung stattgefunden. Sie sprach von schadstoffinduzierter Krankheit.

Dann baten die Gastgeber zu Kaffee und Kuchen und belegten Brötchen. (Lecker!)

Podiumsdiskussion
Nach der Kaffeepause war die Podiumsdiskussion angesetzt.

Die angekündigte Mitarbeiterin der ZEIT, Frau Zinkant war verhindert, und für sie war der stellvertretende Chefredakteur der TAZ vor Ort.

Frau Kotting-Uhl (Grüne) berichtete über die „Kleine Anfrage“ aus dem Jahr 2007 und die Antwort der Bundesregierung. Sie wollte von Dr. Straff, UBA wissen, wie er an Stelle der Bundesregierung geantwortet hätte bzw. wie er Umwelterkrankung definieren würde. Dr. Straff ist nach eigener Aussage nicht an der Antwort aus 2007 beteiligt gewesen, hätte aber genau so  wie die Bundesregierung geantwortet.

Dr. Wiedemann vom Forschungszentrum Jülich sieht keine Probleme bei einer klaren Definition des Begriffs Umwelterkrankung, gefragt sei der gesunde Menschenverstand.

Dr. Ohnsorge vertrat die Meinung, der Begriff Umwelterkrankung müsse die individuelle Verletzbarkeit/Empfindlichkeit einbeziehen.

Auf die Frage von Frau Kotting-Uhl nach Berichten von Betroffenen meldeten sich eine ehemalige Friseurin, die Tochter eines Obstbauern und eine Frau aus Stuttgart zu Wort. Die Friseurin berichtete, dass sie von keinem Arzt ernst genommen wurde, die Tochter eines Obstbauern war durch Pestizide in der Kindheit und durch Chemikalien während ihrer Schreinerlehre erkrankt und war zeitweise nur noch im Rollstuhl. Ihr Gesundheitszustand hat sich in der Klinik Neukirchen verbessert. Die Frau aus Stuttgart ist sehr durch die schlechte Luft an ihrem Wohnort belastet und müsste eigentlich wegziehen.
Abschließend wurde über die „Umkehr der Beweislast“ diskutiert. Und über die Anerkennung von Berufskrankheiten.

Herr Metzger von der TAZ meinte, dass das, was heute schon als Berufskrankheit anerkannt würde, nie ohne den Druck seitens der Gewerkschaften zur Anerkennung gebracht hätte.

Bei der Diskussion um Pestizide, äußerte Dr. Straff vom UBA, Pestizide seien bei korrekter Anwendung unschädlich.

Frau Kotting-Uhl forderte bei neuen Stoffen müsse vor Einsatz deren Unbedenklichkeit nachgewiesen werden. Allerdings meinten Frau Kotting-Uhl und Dr. Terpe (Grüne), es gäbe in der Gesellschaft eine gewisse Bereitschaft, Risiken zu akzeptieren. Als Beispiel wurden die Todesfälle im Straßenverkehr angeführt.
Frau Kotting-Uhl könnte sich Freiräume zum Beispiel bei Mobilfunk vorstellen.

Frau Regina Nowack, die die Replik zu der Antwort der Bundesregierung 2007 verfasst hat, wies nochmals auf die Gefahren durch Amalgam hin.

Resümee
Jetzt fragt Ihr euch, was Ihr erwarten könnt?

Die beiden Politiker der Grünen werden alles noch mal in Ruhe bedenken. Sie werden es zunächst in der Partei diskutieren (Dr. Terpe) und sehen, was man in Entwürfe umsetzten kann.
Gegebenenfalls wollen sie zu weiteren Fachgesprächen einladen.

Flyer, Material zum Mitnehmen
Was gab es an Papieren, außer den erwähnten Papieren:

– Flyer „Unnötige Duftstoffe vermeiden“ vom Verein für Umwelterkrankte e.V. Bredstedt
– Flyer „Entgiftung und Prävention – gewusst wie“ vom Verein zur Hilfe umweltbedingt Erkrankter e.V. Neunkirchen
– Sonderdruck 8/2006 von Aktiv for you, BAYER Health Care mit einem Beitrag zur Allergologie von Dr. Ionescu
– Auszug aus „raum und zeit“ von 2007 mit einem Beitrag von Hanne Weizenegger, „Macht die Umwelt krank?“

Ich berichte euch hier, was bei mir angekommen ist. Also ohne Gewähr. Sicher haben andere Teilnehmer noch andere Erinnerung. Ich hoffe aber, dass mein Gedächtnis das Wesentliche hergegeben hat.

Und jetzt geht es ab in den Wannsee. Bei dem Wetter.

 Die Antwort auf die Anfrage der Grünen

Reaktion auf Parfum auch ohne Riechen des Parfums möglich

Schutzanzug

Gegen Parfum reicht eine Aktivkohlemaske als Schutz nicht aus 

Parfums werden von den meisten Menschen mit Chemikalien-Sensitivität – MCS als häufigster Auslöser ihrer Reaktionen im Alltag angegeben. Parfums und Duftstoffe zu umgehen ist nahezu unmöglich und kann im schlimmsten Fall bedeuten, das sich eine hypersensibilisierte Person aus dem Sozial- und Berufsleben zurückziehen muss, denn einen 100%igen Schutz gibt es nicht dagegen, außer einem professionellen Schutzanzug.   

Es gibt mehr als nur Allergien

 Die schwedische Wissenschaftlerin Eva Millqvist untersuchte eine Gruppe von neun Patienten mit respiratorischen Symptomen nach unspezifischen, reizenden Stimuli, um vermutetes Asthma zu ermitteln. Ausgeschlossen von der Studie wurden Patienten mit IgE-vermittelter Allergie oder demonstrierbarer bronchialer Obstruktion. 

Placebokontrollierte Studie mit Parfum

Um ein Provokationsmodel zu finden und die Symptome der Patienten objektiv in einer kontrollierten Studie festzustellen, wurden Provokationen mit Parfum oder Placebo durchgeführt. Die gleichen Patienten durchliefen auch eine spezielle Provokation mit Parfum, mit und ohne Aktivkohlemaske, um festzustellen, ob das Atmen durch einen Filter mit Aktivkohle Symptome verhindern könne. Die Patienten atmeten im Verlauf der Provokationen durch den Mund, während sie eine Nasenklammer benutzten, um das Riechen von Parfum zu verhindern. Die schwedischen Wissenschaftler fanden heraus, dass die früheren Symptome der Patienten gegenüber Parfum bestätigt werden konnten. Das Atmen durch den Aktivkohlefilter hatte keinen schützenden Effekt gezeigt.  

Reaktion ohne Riechen möglich

Millqvist und Lowhagen schlossen aus ihrer schon vor zwölf Jahren durchgeführten Studie, dass Symptome, die eine Hyperreaktivität des Respirationstraktes und Asthma andeuten, durch Parfum, ohne das Vorhandensein von bronchialer Obstruktion, provoziert werden können. Weiterhin wurde in dieser Studie deutlich, dass dabei ein Aktivkohlefilter keinen vollständigen präventiven Nutzen bei Parfum hat. Die Symptome werden nicht über den Olfaktorius (Riechnerv) übertragen, weil die Patienten das Parfum nicht riechen konnten, können aber durch einen trigeminalen Reflex (Reflex eines Hirnnervs) über den Respirationstrakt oder über die Augen verursacht worden sein.  

Voller Schutz vor Chemikalien

Ein 100% Schutz vor bestimmten Chemikalien ist nur mit einer professionellen ABC-Schutzkleidung möglich, wie sie zum Beispiel von der Bundeswehr eingesetzt wird, doch damit wird sich kaum jemand im Alltag unter die Menschen wagen. Für Menschen mit Hypersensibilität auf Parfum und Duftstoffe bleibt somit nur die soziale Isolation.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur:

Millqvist Eva, Lowhagen O.; Asthma and Allergy Center, Sahlgrenska University Hospital, Göteborg, Schweden, Placebo-controlled challenges with perfume in patients with asthma-like symptoms, Allergy, Jun. 1996; 51(6):434-9