Nicht jeder ist zum Umweltaktivisten geboren, aber jeder kann über Nacht ein Kämpfer werden

plastiktuete-ade-xx.jpg

Plastiktüten? NEIN DANKE!!!

Die allerwenigsten Menschen sind zum Kämpfer oder Aktivisten für Gerechtigkeit und Umwelt geboren. Doch für jeden gibt es einen Punkt, an dem er einen Zustand oder eine Tatsache nicht mehr länger für sich akzeptiert. An diesem Punkt entscheidet sich, ob man ein Kämpfer ist oder ein Mensch, der resigniert und weiter runterschluckt. Es gibt Menschen, die durch einen Input ihr Leben von einem Tag auf den anderen komplett veränderten und von da an mithalfen, unserem Planeten zu helfen oder Menschen, Tieren in Krankheit und Not.

Plötzlich war sie Umweltaktivist aus Überzeugung

Ein kleiner verträumter Ort namens Modbury, wenige werden ihn kennen, er liegt in England. Modbury kann stolz auf sich und auf eine Mitbürgerin sein. Rebecca Hosking wuchs auf einer Farm auf und hatte eine Passion: Tauchen und die Natur. Irgendwann verschlug es sie in den Pazifischen Ozean. An einen einsamen weißen Sandstrand änderte sich ihr Leben: Der ganze Strand war bedeckt mit Albatrossen, toten Albatrossen – elendig gestorben an Zivilisationsmüll, vor allem Plastiktüten. Sie brach weinend zusammen, als ein Albatros, den sie retten wollte, in ihren Armen starb. Bei näherem Untersuchen der Tiere stellten sie und ein BBC Filmteam fest, dass die Bäuche der Tiere mit Plastikmüll gefüllt waren. Dies und die Erinnerung an den Geruch des Todes, ließen sich nie wieder aus ihrem Gedächtnis löschen. Rebecca Hosking wurde ein Umweltaktivist, einer der schon etwas erreicht hat. Sogar der Premierminister und Queen Elizabeth II. ehrten sie dafür. Offizielle aus China und Kolumbien kamen nach Modbury, um sich zu informieren.

Die Idee kam über Nacht

Rebecca Hosking war felsenfest überzeugt, dass Plastiktüten unnötig sind und weg müssen. Diese Tüten, die die Albatrosse am einsamen Strand im Pazifik elendig umgebracht haben, töten und verseuchen die Meere auf dem ganzen Planeten. Sie verbrachte, wieder Zuhause angekommen, viel Zeit schnorchelnd an der Küste. Was sie sah war erschütternd: Tausende von Plastiktüten und Plastikunrat aus aller Herren Länder. Plastiktüten aus Supermärkten, Designläden, kleinen Geschäften, Restaurants, sie alle bedeckten den Grund des Meeres. Rebecca Hosking war klar, dass sie nicht die ganze Welt auf einen Schlag überzeugen könne, von überall benutzten Plastiktüten abzuschwören. Sie wollte klein anfangen und hatte ein Ziel vor Augen:

Ein plastiktütenfreies Modbury, denn

  • Eine Person benutzt eine Plastiktüte durchschnittlich 12 Minuten
  • In der Umwelt braucht eine Plastiktüte ungefähr 500 – 1000 Jahre bis sie abgebaut ist
  • In England enden ca. 200 Millionen Plastiktüten jährlich im Meer, in Parks und an Straßenrändern
  • Plastiktüten enden letztendlich oft im Meer. Dort werden sie von Meerestieren fälschlicherweise als Futter angesehen und gefressen. Die Tiere leiden furchtbare Qualen und sterben oft daran.

Ein Plan muss her

In Modbury ist man eher konservativ, wie in fast jedem verschlafenen Nest. Das 1600 Seelenstädtchen wachzurütteln und zu überzeugen, das war das Ziel. Nun musste ein Plan her. Der 600 Jahre alte Pub, – Dreh- und Angelpunkt im kleinen Städtchen, dort wollte sie ansetzen. Sie hatte ihren Film über Meeresverschmutzung fertig gestellt und wollte ihn zum Überzeugen benutzen. Er würde erschüttern und aufrütteln, aber würde er ausreichen, um die Bewohner des südenglischen Städtchens dazu zu bewegen, keine Plastiktüten mehr zu verwenden? Die Geschäftsinhaber dazu bewegen, Alternativen zu suchen. Rebecca Hosking wurde immer unruhiger und überlegte Tag und Nacht. Dann war sie da, die zündende Idee.

Mit Speck fängt man Mäuse

Im April vergangenen Jahres arrangierte Rebecca Hosking ein Treffen in der lokalen Kunstgalerie. Sie lud alle 43 Geschäftsleute ein. Sie lockte mit Wein und Essen und es kamen tatsächlich 37 neugierige Geschäftinhaber. Sie streute Sand von Hawaii aus der voller kleiner bunter Plastikstückchen war. Rebecca Hosking beschrieb den Meeresboden der Küste direkt vor der Haustür des kleinen englischen Ortes. Alle waren erschüttert. Genau an diesem Punkt trug Rebecca Hosking ihren Plan vor. Sie teilte den Geschäftsleuten mit, dass Modbury frei Plastiktüten werden solle.

Fuchsjäger werden zu ausgefuchsten Umweltschützern

Rebecca Hosking wusste, es würde nicht leicht sein die konservativen Geschäftsinhaber des kleinen Städtchens zu überzeugen. Keiner interessierte sich irgendwie besonders für Umweltschutz und dergleichen. Sie gingen auf Fuchstreibjagd und hatten eher anderes im Sinn. Aber sie hatte viele alte Freunde und Schulkameraden unter den Teilnehmern, das ließ hoffen. Rebecca Hosking hatte sich auch gut vorbereitet. Wochenlang hatte sie das Internet akribisch nach ökologischen Tüten, z.B. aus Maisstärke durchsucht. Tüten, die kompostierbar sind und der Natur und keinem Tier Schaden zufügen. Sie hatte Muster geordert und dem Metzger welche gegeben, um zu testen, ob diese geeignet sind und vor allem reißfest. Die Tüten sahen fast wie die gewohnten Plastiktüten aus und fühlten sich auch nahezu gleich an. Der Metzger saß mitten unter den Teilnehmern und als Rebecca Hosking von ihrem Test erzählte, richteten sich alle Augen der Anwesenden auf ihn. Der Metzger sagte, dass die neuen Tüten aus Maisstärke prima seien und er stimme der Verbannung von Plastiktüten aus Modbury zu. Die Hände von allen Anwesenden ginge in die Höhe „Plastiktüten weg aus Modbury“ wurde einstimmig angenommen.

Erste Plastiktütenfreie Stadt Europas

Modbury wurde bekannt durch seine Verbannung von Plastiktüten. Großhändler wurden angeschrieben, Angebote eingeholt und dann bestellten alle Maisstärkentüten und Behälter. Die Bürger der Stadt zogen in Windeseile mit und mit einer Plastiktüte durch Modbury zu gehen, wäre Fluchen in der Kirche gleichgekommen. Modbury wurde dadurch zur Sensation, us aller Welt interessierten sich Stadtoberhäupter für das Konzept der kleinen englischen Stadt, das Rebecca Hosking angeregt hatte. 120 englische Städte sind gefolgt, Städte auf Hawaii, in den USA, in Kanada ebenso, aus über 12 Ländern kamen Anfragen. 

Begeisterte Resonanz aus aller Welt

In Modbury sind jetzt alle Sinne für die Umwelt geschärft, von wegen Fuchs und Hase sagen sich gute Nacht. Zum 1. Mai, dem Jahrestag der Verbannung von Plastiktüten, zogen alle an den Strand, um Müll aufzusammeln. Rebecca Hosking hatte sie mit einer neuen Idee angesteckt. Das was sich am Strand am meisten ansammle, wolle man als Nächstes verbannen. Es sind Plastikflaschen, die nun in Modbury bald keine Existenzberechtigung mehr haben.

Die Bürger Modbury’s ziehen mit: Wir stehen hinter Rebecca Hosking’s Plänen zu 100%. Ihre Webseite ist großartig und hochinformativ. Niemals im Leben hatten die Bewohner der kleinen Küstenstadt gedacht, dass sie aus aller Welt mit E-Mails und Briefen überschüttet würde und alle Anfragenden wollten auch loslegen, ihre Stadt zu überzeugen, zu danken.

Es traf soviel Resonanz in Modbury ein, dass man alles dran setzte die Webseite zu perfektionieren, so dass kaum noch eine Frage offen bleibt. Man musste sogar bitten, nicht mehr zu schreiben, weil die Leute vor lauter Post nicht mehr zum Arbeiten kamen.

Die Geschichte der 34-jährigen Rebecca Hosking aus England, war ein Beispiel aus einer Serie von Artikeln über Menschen, die wir Euch nach und nach vorstellen möchten.

Welcher Plan schlummert in Ihnen?

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juli 2008

10 Kommentare zu “Nicht jeder ist zum Umweltaktivisten geboren, aber jeder kann über Nacht ein Kämpfer werden”

  1. Mary-Lou 9. Juli 2008 um 18:58

    Toller Erfolg, was Rebecca Hosking auf die Beine gestellt hat. Gerade Plastik-Müll kann viel Unheil anrichten, mir geht auch der Hut hoch, wenn ich sehe, wie achtlos die Leute ihre Plastikmüll (auch leider anderen Abfall) in die Natur werfen. Auch wenn man Plastik ordnungsgemäß zu Hause sammelt, für´s Duale System, der Müll ist dennoch vorhanden. Also gilt Vermeidung von Plastikmüll an oberster Stelle.

    Beim Einkaufen nehme ich immer meinen Korb und meistens meine beiden Baumwoll-Taschen, die zu meinen Lieblingseinkauftaschen zählen, die eine hat einen Eisvogel, die andere ein Rotkehlchen als Motiv, mit, anstatt mir wegen jedem bißchen Plastiktüten aufschwatzen zu lassen. Das lehne ich in den meisten Fällen schon seit Jahren ab.

    Der Bericht macht Mut, sich kritisch mit den Dingen des Lebens auseinander zu setzen. Der Blog vermittelt, dass man, wenn man hinter einer Sache steht, viel erreichen kann.

    Anerkennende Grüsse!
    Mary-Lou

  2. yol 9. Juli 2008 um 22:34

    Man stelle sich vor, Analoges würde mit Duftstoffen passieren. Sie sind ähnlich gefährlich und überflüssig, genau wie Plastiktüten. Sie werden genauso bedenkenlos benutzt wie Plastiktüten. Wo ist der Ort auf dieser Welt, der imstande wäre, Duftstoffe für diesen bestimmten Ort zu verbannen?
    Dann hätten viele Kinder eine gesündere Zukunft, weniger Kinder Asthma, der soziale Austausch wäre für jedermann möglich, Allergiker würden wieder Luft bekommen, die Menschen dieses Ortes würden sich besser „riechen“ können, die Hunde würden vielleicht weniger beissen und weniger aggressiv sein usw. usw.
    Es ist nicht so, dass es nicht Menschen gäbe, die den Mut hätten dies realisieren zu wollen, nur beim eingekauften „personalifizierten“ Geruch hört die Toleranz gegenüber andern Menschen sehr schnell auf. Düfte sind nun mal nicht für jedermann als Giftmüll und schädliche Substanz identifizierbar als eben Plastiktüten.
    Das wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis hier etwas geschieht.

  3. Jewel 12. Juli 2008 um 10:50

    Das ist echt eine super Aktion, was Rebecca Hosking auf die Beine gestellt hat. Vielleicht könnten wir MCS-Kranke uns ein Beispiel daran nehmen und eine Aktion gegen den massiven Duftstoffeinsatz starten.

    Irgendwas muss doch noch gehen, oder?
    Was meint Ihr?

    Motivierte Grüsse
    Jewel

  4. Supergirl 13. Juli 2008 um 17:32

    Das nenne ich mal gute Nachrichten, welch eine Tat, wirklich super.

    Beim Lesen konnte ich kaum glauben, dass Rebecca Hosking eine derart große Tat vollbracht hat. Man sollte wirklich, wie von Jewel angeregt, darüber nachdenken, was wir in Bezug von MCS noch alles bewerkstelligen könnten.

    Ich bin mir sicher, bei uns ist auch noch mehr drin, Aktionen, die niemand für möglich hält, sind oftmals dennoch machbar und dann DIE Sensation.

  5. Henriette 15. Juli 2008 um 21:59

    Mein anerkennendes Lob geht an Rebecca Hosking, sagenhaft was die Frau aus Eigeninitiative auf die Beine gestellt hat. Was ein Schlüsselerlebnis so alles bewirken kann.

    Ich schließe mich Jewel und Supergirl an und bin ebenfalls der Meinung, dass wir irgendeine Aktion starten sollten, damit wir Verbesserungen für uns MCS Kranke bewirken können.

    Irgendetwas muss uns einfallen.

    Ebenfalls motivierte Grüsse
    Henriette

  6. Yella 21. Juli 2008 um 11:51

    Die Idee eine unkonventionelle Aktion gegen den Duftstoffwahnsinn zu starten reizt mich. Wie können wir loslegen???

  7. Marcel 24. Juli 2008 um 06:58

    Hallo Leute,

    super Idee eine Anti-Duftstoffaktion zu starten, die Umwelt wird es danken. Also wenn Ihr noch jemanden braucht, ich bin dabei.

    Wann soll´s losgehen?

    Gruss Marcel

  8. never ending story 9. August 2008 um 15:52

    Klasse was Rebecca Hosking da bewerkstelligt hat. Was könnten wir auf die Beine stellen?

    Irgendwas muss doch gehen!

  9. Birgit 23. August 2012 um 12:55

    die Probleme bestehen nach wie vor, seit 2008 ist hier aber nicht mehr geschrieben worden.
    liest hier noch jemand?
    verbietet Plastiktüten!
    verbietet Plastikflaschen!
    wo sind die Rebecca Hoskings der Welt?

  10. Silvia 23. August 2012 um 18:20

    Du antwortest auf einen Blog. Wir haben in Zwischenzeit einige gute Artikel über Gesundheitsschäden durch Kunststoffchemikalien publiziert.

    Es gibt ein paar weitere Länder, Regionen und Städte die Plastiktüten verboten haben.
    Deutschland its nicht dabei. Sehr beschämend.

Kommentar abgeben: