Vorsicht: Duftstoffallergie durch Patchtest ausgelöst
Die Tendenz zu Allergien in der Bevölkerung ist steigend. Einer allergischen Reaktion muss eine Sensibilisierung vorangehen, die durch Kontakt eintritt. Zur Ursachenfindung setzen Allergologen standardmäßig Epikutantests, so genannte Patchtests, ein. Die dermatologische und allergologische Abt. des St John’s Institute of Dermatology und des St. Thomas‘ Hospital in London fand nun heraus, dass der in der Basistestserie für Kontaktallergene enthaltene Duftstoffmix I manche Patienten sensibili-siert. Patchtests auf Duftstoffe sind somit nicht mehr länger als unbedenklich zu bezeichnen, denn wurde eine Sensibilisierung erst einmal erworben, bleibt sie in der Regel ein Leben lang bestehen.
Kontaktallergien sind häufig
In Deutschland leiden ca. 15-20% der Bevölkerung unter mindestens einer Kontaktallergie. Eine solche Allergie entwickelt sich in der Regel erst im Verlauf von Jahren und ist daher, im Gegensatz zu Erwachsenen, bei Kindern unter zehn Jahren nur selten anzutreffen. In Ausnahmefällen ist eine Sensibilisierung jedoch auch innerhalb von sieben bis zehn Tagen möglich.
Duftstoffe sind nach Nickel die häufigsten Auslöser für Allergien. Es gibt etwa eine halbe Million Duftstoffallergiker in Deutschland. Im Kosmetik- und Waschmittelbereich sind kaum noch Produkte ohne Duftstoffe zu finden.
Kann der Duftstoffmix I eine aktive Sensibilisierung bewirken?
Aktive Sensibilisierung durch Epikutantests ist ein seltenes Phänomen, denn wenn eine Sensibilisierung tatsächlich eintritt, kann dies für diejenigen, die sich diesem Goldstandard zur Untersuchung von Kontaktallergien unterziehen, unerwünschte Konsequenzen nach sich ziehen. Ob dies auf die üblich getesteten Kontaktallergene eintreten kann, wurde in London im St John’s Institute of Dermatology und im St. Thomas Hospital untersucht.
Das Ziel der Studie bestand darin, durch eine retrospektive Analyse herauszufinden, ob eine solche Sensibilisierung als Folge einer normalen Patchtest – Standartaustestung, wie sie bei Allergologen täglich durchgeführt wird, stattfinden kann. Hierzu wurden die Resultate von 241 Personen vorgenommen, die zweimal einem Epikutantest unterzogen wurden. Die Patientengruppe stammte aus einer englischen Einrichtung, in der jährlich etwa 1500 Personen untersucht werden. Es wurden folgende elf verbreitete Allergene aus der empfohlenen (europäischen) Basis-Serie für Kontaktallergene auf eine positive Reaktion bei den Patienten geprüft: Nickelsulfat, Perubalsam, Duftstoffmix I, Paraphenylendiamin, Kolophonium, Epoxidharz, Neomycin, Hexamethylentetramin, Thiurammix, Sequiterpen/Lakton-Mix, para-tert.-Butylphenolharz.
Allergietest „Duftstoffmix I“ sensibilisiert Patienten
Die Londoner Wissenschaftler stellten fest, dass nur der Duftstoffmix I eine statistisch signifikante erhöhte Rate von positiven Ergebnissen bei der zweiten Ablesung im Vergleich zur Ersten (P=0.011) ergab. Dieser Trend blieb bestehen, als separat eine Untergruppe von 42 Personen ausgewertet wurde, die innerhalb eines Jahres wiederholt getestet worden war. Diese erweiterte Analyse wurde durchgeführt, um den potentiellen störenden Einfluss durch eine erhöhte Anwendung von Duftstoffen bei dem großen Zwischenraum zwischen den Tests zu minimieren. Um den störenden Einfluss des Alters auf die Daten zu reduzieren, berechneten die Mediziner der beiden englischen Kliniken die zu erwartenden Häufigkeiten von positiven Ergebnissen mit dem Duftstoffmix I aufgrund früher publizierter Daten ihrer Einrichtung. Dabei zeigte sich ein deutlicher Überschuss von beobachteten Fällen im Vergleich zu den berechneten Zahlen, insbesondere bei Frauen im Alter von 40-60 Jahren.
Fazit
In ihrem Studienergebnis teilten die Wissenschaftler des St John’s Institute of Dermatology und des St. Thomas‘ Hospital in London mit, dass sie befürchten, dass tatsächlich eine aktive Sensibilisierung gegenüber dem Duftstoffmix I eintreten kann. Eine ähnliche Analyse von einer anderen großen Gruppe mit der besagten Standardmethodologie hätte die von ihren ermittelten Daten noch zusätzlich unterstützt. So genannte Patchtests sind demnach zwar sinnvolle Testverfahren zur Ermittlung von herkömmlichen Kontaktallergien, aber bei der Ermittlung einer Duftstoffallergie sollte zukünftig auf das durch den Test entstehende Risiko einer Sensibilisierung hingewiesen werden.
Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Jan. 2008
Literatur:
White JM, McFadden JP, White IR., A review of 241 subjects who were patch tested twice: could fragrance mix I cause active sensitization? Department of Cutaneous Allergy, St John’s Institute of Dermatology, St Thomas‘ Hospital, Br J Dermatol. 2008 Jan 17
Tests auf Kontaktallergene wie Nickel oder ähnliches, macht für mich Sinn. Auf Duftstoffe würde ich allerdings keinen Test durchführen lassen, denn wozu auch.
Hintergrund:
Seit Juli 2004 müssen europaweit zwar 26 allergene Duftstoffe auf Kosmetikverpackungen deklariert werden. Leider bietet auch diese neue Deklarationspflicht Allergikern keinen vollständigen Schutz, weil viele Duftstoffe immer noch ungenau deklariert sind. In manchen Parfüms sind hunderte verschiedener Duftstoffe, die nicht auf der Packung oder einem Beipackzettel vermerkt sind, enthalten. Ein weiteres großes Problem für Allergiker ist, dass die 26 nun deklarierten Allergene nicht unbedingt diejenigen sind, auf die viele Menschen reagieren.
Deshalb, dieser Patchtest kratzt noch nicht mal an der Oberfläche.
Das Risiko ist unnötig einzugehen. Wer meint, er reagiert auf sein Parfüm, weg damit. Besser und gesünder ist das sowieso.
Ich finde es erschreckend, dass man sich durch ungeeignete Untersuchungsmethoden eine Duftstoffallergie einfangen kann. Dass nach Patchtests mögliche negative gesundheitliche Verschlechterungen eintreten können, war mir bisher nicht bewußt.
Allerdings möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass Provokationstests bleibende Gesundheitsschäden verursachen können. Da besteht ein erhebliches gesundheitliches Risiko für MCS-Patienten. An anderer Stelle habe ich gelesen, dass man Provokationstests als Diagnosemethode von MCS befürwortet und sich für die generelle Anwendung solcher Tests einsetzen möchte, kann ich nur davor warnen, diese waghalsigen Untersuchungsmethoden zu zulassen. Hierbei gefährdet man Menschenleben.
http://www.csn-deutschland.de/forum/showthread.php?id=6047
Das ist ja ein Ding, da kommt man kranker vom Arzt als man hingegangen ist. Über Gesundheitsrisiken eines Patch-Tests wurde ich bisher noch nie aufgeklärt. Ist dies rechtlich in Ordnung? Müsste man nicht von den Ärzten über mögliche schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit informiert werden?
Das ist mir völlig neu und ich finde es erschreckend, dass man durch Untersuchungsmethoden, wie durch den hier erwähnten Patchtest, kranker vom Arzt nach Hause kommt, als man hingegangen ist. Davon habe ich zuvor noch nie gehört, dass man bei einen Patchtest auf Duftstoffe dem Risiko einer Sensibilisierung ausgesetzt ist und man daraufhin eine Duftstoffallergie entwickeln kann. Darauf hat mich bisher kein Mediziner hingewiesen.
Das zweite Problem mit den Patchtests auf Duftstoffe besteht darin, dass nur eine ganz begrenzte Anzahl von Duftstoffkomponenten (noch keine 40 von über 3000 im Einsatz befindlichen Bestandteilen) getestet wird. Patienten die darauf nicht anzeigen, fallen sofort durch ein Raster und werden nicht selten als psychisch überlastet deklariert und so ohne Hilfe nach Hause geschickt.
Ich war im Oktober 2014 bei einem Lungenarzt wegen eines erstmalig aufgetretenen Asthmaanfalls.
In der Nachbarschaft fand ein Lagerfeuer statt.
Der Lungenarzt machte div. Test darunter einen Allergie Hauttest,
drei Monate später ging es mit der Duftstoffallergie los und alles was zu MCS gehört.
Hätte ich davon vorher gewußt, vielleicht hätte ich es nie bekommen.
Ich kann nur jedem davon abraten