Archiv der Kategorie ‘Pressemitteilungen‘

US Firma muss fast 1 Million Dollar zahlen – Antibakterielle Ausrüstung in Schuhen stellt Pestizide dar

Schuhe mit antibakterieller Ausrüstung

SAN FRANCISCO – Die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA hat eine Klage gegen einen Konzern für Outdoor Kleidung eingereicht. Die EPA wirft dem Mutterkonzern der Outdoor Firma The North Face vor, nicht zugelassene Pestizide in Handel und Verkauf gebracht zu haben.

Die EPA gibt an, dass The North Face öffentlich unbegründete Gesundheits-versprechen macht bezüglich nicht zugelassener Produkte und deren Fähigkeit, Bakterien und Krankheitserreger zu kontrollieren. Dies stellt laut EPA Pressemitteilung eine Verletzung der staatlichen Gesetzgebung für Insektizide, Fungizide und Rodentizide dar. Die beanstandeten Produkte wurden online ausfindig gemacht und Beweisstücke fanden sich in Einzelhandelsgeschäften von The North Face in San Francisco. Dies veranlasste die Behörde, eine Beschwerde gegen den Mutterkonzern VF Corporation zu erheben.

„Die EPA nimmt ihre Verantwortung, gegen Unternehmen vorzugehen, die Produkte mit unbegründeten antimikrobiellen Fähigkeiten verkaufen, sehr ernst“, sagte Katherine Taylor, die stellvertretende Direktorin der EPA Pacific Southwest Region. „Unbewiesene öffentliche Gesundheitsversprechen können Menschen dazu führen anzunehmen, dass sie beschützt sind vor krankheitsverursachenden Organismen, wobei sie in Wahrheit nicht davor geschützt sind.“

In Frage gestellt wurden mehr als 70 verschiedene Schuhmodelle, die ein AgION silberbehandeltes Fußbett besitzen. Die Firma verkaufte diese Produkte mit den unbegründeten Versprechungen, dass diese Schuhe krankheitsverursachende Bakterien verhindern könnten. Insbesondere beanstandet wurden folgende von The North Face gemachten öffentlichen Gesundheitsversprechen über die Schuhe online und auf Produktverpackungen:

  • „AgION antimikrobielle Silbersubstanzen hemmen das Wachstum von krankheitsauslösenden Bakterien“
  • „Verhindert Bakterien- und Schimmelwachstum“
  • Anhaltende Freisetzung von antimikrobiellen Substanzen

Nachdem The Noth Face von der EPA kontaktiert wurde, stoppte die Firma die Versprechungen, dass ihr Schuhwerk gegen Bakterien schützt, entfernte die Versprechungen auf der Webseite und überarbeitete die Produktverpackungen.

Produkte, die Bakterien oder Erreger töten, sind im festgelegten Sinne Pestizide und müssen von der EPA vor Vertrieb und Verkauf zugelassen werden. Die Behörde lässt kein Pestizid zu, bis sie geprüft hat, dass es kein unzumutbares Risiko darstellt, wenn es gemäß der Gebrauchsanweisung verwendet wird. Konsumenten sollten vorsichtig sein und nachschauen nach der EPA Registrierungsnummer, die auf einem Produktlabel aufgedruckt ist, und sollten die Gebrauchsanweisung für eine ordnungsgemäße Verwendung befolgen.

Literatur:

EPA, „The North Face“ Clothing Parent Company Facing Nearly $1M in Federal Fines Following Unsubstantiated Product Claims, 09/22/2009

Übersetzung: CSN

Grußwort zur taz Panter Preis Verleihung

CSN Grußwort zum taz Panter Preis

Grußwort zur taz Panter Preis Verleihung

Bis zur letzten Sekunde hatte ich gehofft, dass ich bei der heutigen Vergabe des taz Panter Preises teilnehmen könnte. Meine Chemikalien-Sensitivität hat mir leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher möchte ich Ihnen auf diesem Wege meine Grüsse und die vieler chemikaliensensibler Menschen übermitteln, die ebenfalls gerne am heutigen Abend dabei gewesen wären.

Wir alle haben uns sehr über die Nominierung zum taz Preis gefreut. Es kam soviel positive Resonanz, sogar ein sehr guter Fernsehbeitrag zu bester Sendezeit kam dadurch bereits zustande.

Ich möchte mich besonders bei der taz Redaktion und den taz Teams, die uns aufsuchten, ganz herzlich bedanken. Schon die Nominierungszeit war großartig und ungeheuer spannend.

Die taz Nominierung hat für uns das Licht auf ein Thema gerückt, das als rotes Tuch gilt, weil es unbequem ist und meist totgeschwiegen wird. Gerade deshalb waren die Erkrankten so sehr erfreut über die Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wurde. Wir erhielten Zuschriften aus ganz Deutschland, aus anderen europäischen Ländern und aus den USA. Alle sind in Gedanken heute Abend bei uns. Ob Dr. Binz und ich den Panter Preis erhalten, ist für all diese durch Chemikalien erkrankten Menschen nicht einmal so wichtig, denn wie ich waren auch sie der Meinung, den Preis hätte eigentlich jeder Nominierte verdient, weil alle Projekte herausragend sind.

Deshalb haben wir alle nur einen Wunsch, dass es heute ein gelungener Abend wird und alle Anwesenden für uns Umweltkranke, die wir nicht dabei sein können, kräftig mitfeiern.

Viel Spaß am heutigen Abend und ein herzliches Danke an alle, die uns mit ihrer Stimme unterstützten,

Silvia K. Müller

CSN – Chemical Sensitivity Network

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Wir halten Euch hier im CSN Blog und im CSN Forum auf dem Laufenden wer den diesjährigen taz Panter Preis heute Abend erhält.

„Plastic Planet“ – Die Welt erstickt im Plastikmüll

Film-Doku zeigt: Kunststoffe haben den Globus restlos erobert

Plastic-Planet - Der FilmEs liest sich wie eine Horrorgeschichte, dass in den Weltmeeren heute sechs Mal mehr Plastikmüll zu finden ist als Plankton. Kunststoffe können bis zu 500 Jahre in Böden und Gewässern über-dauern und mit ihren zahllosen Zusatzstoffen das menschliche Hormonsystem schädigen. „Plastik ist praktisch überall – sogar in unserem Blut“, meint Regisseur Werner Boote. Boote hat zehn Jahre lang Informationen über Kunststoffe gesammelt und tausende Kilometer auf der Welt zurückgelegt. Er hat hunderte Interviews mit Vertretern der Kunststoffindustrie, mit Umwelt-schützern, mit Wissenschaftlern und Medizinern geführt, um den Film „Plastic Planet“ fertigzustellen. Am 18. Sept-ember läuft der Film in Österreich an, in Deutschland und in der Schweiz zu Anfang 2010.

„Zurzeit werden nur in Europa ca. 60 Mio. Tonnen Plastik jährlich produziert“, so John Taylor, Präsident von PlasticsEurope, der Dachorganisation europäischer Kunststofferzeuger. Das entspreche etwa einem Viertel der Weltproduktion. Die Menge des Kunststoffs, der in den vergangenen 100 Jahren produziert wurde, würde reichen, um den gesamten Erdball sechsmal einzupacken. Aller Orts argumentieren die Hersteller von Kunststoffen mit den immensen Vorteilen ihrer Produkte. Plastik ist leichter als Glas und ganz offensichtlich weniger zerbrechlich. Über negative Eigenschaften spricht die Industrie allerdings nicht so gerne. „Es ist vor allem das Müllproblem, das das Image von Kunststoffen in Verruf bringt“, sagt Taylor im Film. Aber darum müsse sich die Gesellschaft kümmern. Die Industrie habe andere Aufgaben. Eine andere Kameraeinstellung zeigt die Sahara in Marokko. Dort wo einst der Monumentalfilm „Lawrence von Arabien“ gedreht wurde liegen heute Tonnen von Plastikabfällen, die vom Wind in alle Richtungen vertrieben werden. Nur wenn Filmteams anreisen, wird der Müll weggeräumt. Die lokale Regierung unternimmt nichts gegen den Plastikmüll. „Das ist allerdings kein Einzelfall, denn Plastikmüll ist fast überall zu finden – sogar in Regionen, in denen kaum Menschen leben“, meint Boote gegenüber pressetext.

Etwa 1.600 Kilometer vor der Küste Kaliforniens treibt ein Müllstrudel, dessen Größe mittlerweile auf 700.000 Quadratkilometer geschätzt wird, im Pazifischen Ozean. Der Müllstrudel, der „Great Pacific Garbage Patch“ genannt wird, liegt im offenen Meer. „Um auf den Plastikmüll im Meer aufmerksam zu machen, rudert im Moment die Britin Roz Savage im Alleingang von den USA über den Pazifik nach Australien“, erklärt Boote. „Neben den PlasticPlanet-Filmaufnahmen, die vor zwei Jahren gedreht wurden, und dem Forscherteam um David deRothschild von Scripps Institution of Oceanography macht sich also nun die Atlantik-Rekordinhaberin für das Müllproblem stark“, so der Filmemacher. „Wenn man an Deck steht, sieht man relativ wenig von dem Ausmaß dieses Müllstrudels, außer ein paar größere treibende Teile.“ Doch unter der Wasseroberfläche treiben Plastikstückchen unterschiedlichster Größe und Herkunft wie bunte Konfetti.

Abseits der Müllberge ist Plastik aber auch noch aus anderen Gründen sehr problematisch, wie Boote im Film zeigt. Zahlreiche Substanzen, die in den verschiedenen Kunststoffen enthalten sind, sind gesundheitsschädlich. Eine solche Substanz heißt Bisphenol A. Es wird als Hauptbestandteil bei der Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen etwa für CDs, Plastikschüsseln, Babyfläschchen sowie für Epoxidharzlacke für Beschichtungen von Konservendosen und Folienverpackungen verwendet. Die Substanz steht im Verdacht erbgutschädigend zu sein. In Tierversuchen stört es die Embryonal- und Gehirnentwicklung, verursacht Unfruchtbarkeit, Krebs und Verhaltensstörungen.

„Ein weiteres großes Problem für Konsumenten ist, dass sie nicht wissen, woraus das Plastik gemacht ist, in dem ihre Nahrung verpackt wird. Die Nahrungsmittelindustrie weiß nicht, woraus das Plastik gemacht ist, in dem sie ihre Erzeugnisse verpackt“, meint Boote. „Die Plastikindustrie weiß das alles, aber sie hält dicht. Und wenn die Politik wirklich mal Druck macht, schickt sie eben ihre Lobbyisten vor.“

Literatur: Pressetext Austria, „Plastic Planet“ – Die Welt erstickt im Plastikmüll, Wien (pte/12.09.2009/06:05)

Gericht entscheidet: Möbel die Chemikalien ausdünsten, müssen zurückgenommen werden – auch nach über einem Jahr

Schlafzimmermöbel dürfen keine Chemikalien ausdünsten, entscheidet Gericht

Rechtsgültiges Urteil:

Möbel die Chemikalien ausdünsten, müssen zurückgenommen werden

Zur Frage, ob ein von Schlafzimmermöbeln über längere Zeit ausgehender unangenehmer Geruch den Käufer zum Rücktritt vom Kaufvertrag berechtigt:

Wenn Schlafzimmermöbel auch mehr als ein Jahr nach dem Kauf noch einen unangenehmen Chemikaliengeruch verströmen, dann kann der Käufer vom Vertrag zurücktreten. Dabei ist es ohne Belang, ob die Gerüche auch gesundheitsschädlich sind.

Das entschied das Landgericht Coburg, bestätigt durch das Oberlandesgericht Bamberg, und verurteilte den Verkäufer zur Rückzahlung des Kaufpreises von rund 6.200€. Der Geruch und die damit verbundene nachvollziehbare Sorge der Käuferin, dass dadurch ihre Gesundheit gefährdet werde, verhindern nach Auffassung der Gerichte einen ungestörten Gebrauch der Schlafzimmereinrichtung.

Sachverhalt

Rund ein Drittel seiner Lebenszeit verbringt der Mensch schlafend, so dass das Schlafzimmer regelmäßig der am längsten genutzte Raum ist. In ihrem Refugium wollte es die Klägerin daher gemütlich haben und kaufte beim Beklagten eine Einrichtung in Esche massiv für rund 6.200€. Doch auch Monate nach dem Kauf verströmten die Möbel einen unangenehmen Chemikaliengeruch. Die Klägerin monierte das, der Verkäufer konnte aber keine Abhilfe schaffen. Als eine Raumluftanalyse eine auffällige Häufung flüchtiger organischer Verbindungen ergab, trat die Klägerin vom Kauf zurück und klagte auf Rückzahlung des Kaufpreises.

Gerichtsentscheidung

Mit Erfolg, denn das Landgericht Coburg gab ihrer Klage statt. Auch noch 13 Monate nach der Anlieferung ging von der Schlafzimmereinrichtung ein störender Geruch aus. Unabhängig von der Frage, ob es für die organischen Verbindungen einen verbindlichen Grenzwert gibt und dieser überschritten war, eignen sich die Möbel nicht für die gewöhnliche Verwendung, also das Schlafen in dem mit ihnen ausgestatteten Raum, und sind deshalb mangelhaft. Denn auch ohne besondere Vereinbarung kann ein Käufer solcher Möbel erwarten, dass sie geruchsneutral sind oder Geruchsentwicklungen, die wegen der Lackierung unvermeidbar sind, zumindest alsbald nach dem Aufstellen verschwinden.

Fazit

In Schlafzimmermöbeln, die einem buchstäblich stinken, muss man nicht in seine Träume sinken.

Literatur:

Landgericht Coburg, Wenn das Schlafzimmer dem Käufer stinkt, Pressemitteilung 426/09, 28. August 2009

LG Coburg, Urteil vom 13.5.2009, Az: 21 O 28/09; OLG Bamberg, Beschlüsse vom 13.7. und 7.8.2009, Az: 6 U 30/09; rechtskräftig

CSN im TV – Wenn der Job Menschen krank macht – Gift am Arbeitsplatz

Gift am Arbeitsplatz

Heute wurde ein TV Beitrag gedreht, in dem auch CSN und Dr. Klaus Runow vom Institut für Umweltkrankheiten mitgewirkt haben. Die Reportage „Gift am Arbeitsplatz“ wird morgen schon gesendet. Wer den SWR nicht empfangen kann, ab Freitag wird der Beitrag auch online zu sehen sein.

SWR Ländersache – Sendung am Donnerstag, 03.09.2009, 20.15 bis 21.00 Uhr

Wenn der Job Menschen krank macht – Gift am Arbeitsplatz

Sie darf weder Weichspüler noch Haarspray benutzen, und wenn Besucher kommen, bittet sie sie, kein Parfum aufzulegen. Silvia Müller ist krank – ihr Körper reagiert allergisch auf immer mehr Chemikalien. Der Grund: Ihr früherer Arbeitgeber, ein großes Warenhaus, versprühte jede Nacht Insektengift, Silvia Müller und mehrere ihrer Kollegen wurden dadurch offensichtlich vergiftet. Inzwischen ist sie schwerbehindert und Frührentnerin.

Kein Einzelfall: Auch verschiedene Mitarbeiter einer Modekette in Mainz wurden krank: Beim Auspacken und Aufbügeln der frisch gelieferten Ware kamen sie zu oft in Kontakt mit Chemikalien in Kleidung und Verpackung. Eine junge Dekorateurin musste mit gerade einmal Mitte 20 ihren Beruf aufgeben.

Viele Menschen werden krank durch ihren Arbeitsplatz – auf Hilfe von außen können sie meist nicht hoffen; Berufsgenossenschaften und Staatsanwälte scheuen sich offenbar, Präzedenzfälle zu schaffen. Sabine Rappen über das Tabuthema Berufskrankheit.

Text SWR: Sabine Rappen

Bild: SWR

Kräuter und „Killergewürze“ als biologische Pestizide: wirkungsvoll, gesundheitsverträglicher und umweltschonend

Kräuter als Schädlingsbekämpfungsmittel

Öl aus Rosmarin, Nelke und Pfefferminze schützt vor Schädlingen

Zunehmend wird man sich der Gefahr chemischer Pestizide bewusst und den Schäden, die sie bei Mensch und Natur anrichten. Wissenschaftler weltweit suchen gezielt nach Alternativen. Die Natur hat einiges aufzuwarten um Schädlinge in den Griff zu bekommen. Allergiker müssen jedoch auch bei den natürlichen Alternativen abwägen, ungefährlicher als langlebige hochtoxische Chemikalien sind sie jedoch allemal. Der nachfolgende Bericht aus Vancouver erläutert die Möglichkeiten und auch deren bisherige Schwächen, die man zu beseitigen versucht.

Natürliche Schädlingsbekämpfung im Trend

Extrakte aus Kräutern und Gewürzen bilden eine umweltverträgliche und gesündere Alternative zur herkömmlichen Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft. Zu diesem Schluss kommen US-amerikanische Forscher beim Treffen der American Chemical Society Laut einem BBC-Bericht entwickelten sie biologische Pestizide, die auf der Mischung winziger Mengen von zwei bis vier verschiedenen Kräutern beruhen, die in Wasser aufgelöst werden. Die Substanzen töten Insekten direkt ab oder halten sie fern, ohne dabei für den Menschen oder die Umwelt ungünstige Nebenwirkungen zu entfalten. Besonders konzentrierten sich die Wissenschaftler dabei auf Wirkstoffe aus Rosmarin, Thymian, Gewürznelke und Pfefferminze.

Killergewürze

„Die neu entwickelten Produkte erweitern die bisher beschränkten Möglichkeiten, Schädlinge in der biologischen Landwirtschaft zu bekämpfen. Bisher gibt es nur wenige dafür geeignete Insektizide, doch ihre Zahl steigt ständig“, berichtet Studienleiter Murray Isman von der University of British Columbia http://www.ubc.ca. Einige Gewürz-basierte kommerzielle Produkte, die derzeit von Bauern eingesetzt werden, schützen bereits mit Erfolg biologische Erdbeer-, Spinat- und Tomatenfelder vor Blattläusen und Milben. Anders als konventionelle Pestizide könnten die „Killergewürze“ laut Isman den Zulassungsbehörden furchtlos ins Auge blicken und seien zudem bereits fertig für ihren Einsatz. „Ein wichtiger Vorteil dieser Methode ist, dass die bekämpften Insekten keine Resistenzen entwickeln“, so Isman. Zudem seien sie auch sicherer für Beschäftigte in der Landwirtschaft, die gewöhnlich den Pestiziden in Verbindung mit hohem Risiko ausgesetzt sind.

Pluspunkte bei Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit

Derzeit haben biologische Pestizide allerdings noch mit einigen Schwächen zu kämpfen. So verdunsten und zerfallen ätherische Pflanzenöle etwa schnell unter Sonnenlicht, zudem ist der Arbeitsaufwand größer, da Bauern sie häufiger als herkömmliche Pestizide anwenden müssen. „Die Wirkung von manchen Essenzen vergeht sogar schon nach einigen Stunden, während herkömmliche Pestizide tage- bis monatelang wirken. Da sie außerdem weniger stark sind, müssen sie in höheren Konzentrationen eingesetzt werden, um erwünschte Effekte zu erzielen“, so Isman. Um diesen Nachteil aufzuholen, sucht man derzeit nach Methoden, die neuen Wirkstoffe länger haltbar und stärker zu machen. „Sie sind kein Allheilmittel für die Schädlingsbekämpfung, haben jedoch in Sachen Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit eindeutige Vorteile.“

Pflanzliche Wirkstoffe weniger Gegenargumente als behauptet

„Der biologische Landbau verwendet „Pflanzenschutzmittel“ im wahrsten Wortsinn, wohingegen diese Aussage beim Einsatz herkömmlicher Pestizide ironisch ist. Hier trifft eher „Schädlingsbehandlung zu“, betont Lukas Schrattenthaler, Sprecher von Bio-Austria, gegenüber pressetext. In der EU sind mehrere hundert pflanzliche Wirkstoffe erlaubt, die in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt werden können. Viele dieser Essenzen fördern auch gezielt die Entwicklung von Nützlingen, die das Pflanzenwachstum begünstigen. Schrattenthaler sind die Probleme, mit denen biologische Pestizide zu kämpfen haben, bekannt. „Die Benetzung und Haftung ist geringer als beim Einsatz von Chemie. Das oft vorgebrachte Gegenargument, dass die Notwendigkeit, in Folge häufiger in den Acker gehen zu müssen, dem Boden mehr schadet als die Chemie, ist jedoch nicht haltbar.“

Sensibilisierung der Konsumenten verlangt sichere Produkte

Als entscheidenden Vorteil der pflanzlichen Düngemethode sieht der Biobauern-Sprecher die Vermeidung von Rückständen in den Produkten selbst als auch in der Umwelt. „Ein Teil der herkömmlichen Spritzmittel landet in der Luft, im Boden oder im Trinkwasser und sorgt auch dort für entsprechende, unerwünschte Umweltwirkungen. Biologische Lösungen sind somit Teil des Umwelt- und Klimaschutzes und liefern einen gesellschaftlichen Beitrag.“ Schrattenthaler hält es für wahrscheinlich, dass „biologische Pestizide“ eines Tages auch in der nicht-biologischen Landwirtschaft größere Verbreitung erringen. „Erstens spielt der Kostenfaktor eine entscheidende Rolle, denn chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel werden immer teurer. Daneben steigt beim Konsumenten die Sensibilisierung dafür, dass Agrarförderungen aus Steuermitteln für Lösungen eingesetzt werden, die umweltverträglich sind.“

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. August 2009

pressetext.austria, Kräuter als biologische Pestizide, Vancouver (pte/19.08.2009/11:35)

taz Panter Preis 2009 – Jetzt Stimme abgeben: Umweltkranke und Chemikaliengeschädigte unterstützen

Unermütlicher Einsatz für Menschen die durch Chemikalien erkrankten

Nominiert für den taz Panter Preis 2009

Silvia K. Müller, CSN, und Dr. Peter Binz, Neurologe aus Trier, sind für den diesjährigen taz Panterpreis nominiert. Ihr Engagement gilt seit vielen Jahren Menschen, die durch Chemikalien auf ihrem Arbeitsplatz, durch Wohngifte in ihrem Haus oder anderweitige Chemikalienexposition erkrankten. Viele dieser Erkrankten leiden dadurch unter MCS – Multiple Chemical Sensitivity, einer Hypersensibiltät auf Chemikalien. Sie reagieren auf geringste Spuren von Alltagschemikalien und müssen deshalb oft sozial vollig isoliert leben. Die seit den Vierziger Jahren bekannte Krankheit betrifft mindestens 10% der Bevölkerung (internationale Studien sprechen von 10-30%), sie wird jedoch weitgehend verschwiegen und bagatellisiert. Von Behörden, Insitutionen und Versicherungen bekommen Menschen, die durch Chemikalien erkrankten, in den seltensten Fällen Hilfe, im Gegenteil, man rückt ihre Beschwerden häufig sogar mit Kalkül in Richtung Psyche, um so auf subtile Weise Ansprüche abzuwehren. Die taz berichtete in ihrem Artikel „Gegen Gifte, die das Hirn zerfressen“ über die Arbeit und die Beweggründe der beiden Nominierten.

Jetzt an der Wahl der Preisträger beteiligen

Stimme für Umweltkranke und Chemikaliengeschädigte abgeben

Die LeserInnenwahl für den taz Panter Preis hat am Samstag, den 1. August 2009, begonnen. Bis zum 29. August 2009 ist es möglich, das Projekt zu wählen, das einem am Wichtigsten erscheint. Jeder kann mitmachen, man muss dazu kein taz Abonennt sein. Auch Stimmen aus dem Ausland sind zulässig.

Die Nominierten >>> Panter Preis 2009

taz Präsentation >>> Bericht über Silvia K. Müller und Dr. Peter Binz

Bericht im CSN Blog >>> Nominiert für den taz Panther Preis: Silvia K. Müller – CSN und Neurologe Dr. Peter Binz

Man kann online oder per Briefpost abstimmen. Jeder kann nur einmal wählen. Es zählen nur Stimmabgaben, die mit Absender versehen sind. Es ist möglich, dass mehrere Personen aus einem Haushalt unter Angabe des vollen Namens abstimmen.

Wer Silvia K. Müller und Dr. Peter Binz wählen möchte, klickt online die Namen über dem Adressfeld im taz Formular an, und wer per Post abstimmt, schreibt einfach die beiden Namen und seine eigene Adresse auf eine Karte (ohne ist ungültig).

Online Stimme abgeben >>> taz Panterpreis

Die Postadresse der taz:

taz, Rudi-Dutschke-Straße 23, 10969 Berlin

Preisverleihung taz Panter Preis 2009

Der taz Panter Preis wird am 19. September in der Komischen Oper Berlin verliehen. Es gibt zwei Preise, die verliehen werden, einen, den die taz Jury vergibt und einen, bei dem die Leser die Entscheidung treffen. Die Nominierten haben also eine doppelte Chance, den Preis zu erhalten. Die Gewinner und Gewinnerinnen des taz Panter Preises werden auf der Preisverleihung bekannt gegeben.

taz Panter Preis - CSN und Umweltmediziner nominiert

Wir würden uns freuen, wenn Sie mit Ihrer Stimme das Engagement von Silvia K. Müller und Dr. Peter Binz, und damit Menschen die durch Chemikalien erkrankten, unterstützen.

Nominiert für den taz Panter Preis: Silvia K. Müller – CSN und Neurologe Dr. Peter Binz

Der taz Panter Preis wird 2009 zum fünften Mal verliehen. Zu den 6 Nominierten gehören in diesem Jahr Silvia K. Müller, Leiterin des CSN – Chemical Sensitivity Network und der Trierer Neurologe Dr. Peter Binz.

Nominiert für taz Panter Preis 2009 - Silvia K. Müller / CSN und Dr. Peter Binz

Was ist der taz Panter Preis? taz Panter Preis

Wer ist für den taz Phanter Preis 2009 nominiert? Die Nominierten

Die LeserInnenwahl beginnt am 1. August 2009. Die Jury, die den zweiten taz Panter Preis vergibt, trifft sich kurz vor der Preisverleihung im September. Die letztendlichen Gewinner und Gewinnerinnen des taz Panter Preises werden auf der Preisverleihung am 19. September 2009 bekannt gegeben.

Die taz berichtet: Gegen Gifte, die das Hirn zerfressen

taz-logoSilvia Müller und Peter Binz, die Patientin und der Arzt: Seit Jahren setzen sie sich für die Rechte der Menschen ein, die durch aggressive und hochgefährliche Chemikalien am Arbeitsplatz krank geworden sind.

Dass Silvia Müller schwerbehindert und deshalb mit 46 Jahren schon Rentnerin ist, merkt man erst an ihrer langsamen, leicht undeutlichen Sprache. Und an den Hörgeräten, die sie seit 17 Jahren tragen muss, auf beiden Ohren, klein, aber unübersehbar. Silvia Müller ist „chemikaliensensibel“, wie es im Fachjargon heißt. Das bedeutet: Sie reagiert auf die Stoffe in Deos, Weichspülern, Haarsprays und vielen anderen Chemikalien extrem empfindlich; wenn es schlimm kommt, verliert sie das Bewusstsein. Spontan das Haus verlassen, wie es andere tun, zum Einkaufen, ins Theater, zu Freunden – völlig ausgeschlossen. „Ich vermisse das sehr“, sagt sie. Es hat lange gedauert, bis sie herausfand, was sie in diese Isolation getrieben hat.

Zwölf Jahre hatte Silvia Müller als Dekorateurin bei einem großen Warenhaus gearbeitet. Anfangs hatte sie „nur“ rasende Kopfschmerzen, ihr wurde schwindelig und sie war schnell müde. Später wurde der Atem schwer, sie begann schlecht zu hören und einmal setzte ihr Herz für kurze Zeit aus. Sie hatte keine Ahnung, dass sie sich an ihrem Arbeitsplatz systematisch vergiftete.

Durch einen Zufall erfuhr sie, dass ihr Arbeitgeber nachts toxische Insektizide versprühen ließ – Nervengift. „Ich fing früh um 6 Uhr an, um diese Zeit war noch nicht gelüftet worden.“ Sie war nicht als Einzige betroffen. Von 40 Kolleginnen erlitten einige Fehlgeburten, vier bekamen behinderte Kinder. Die Ärzte konnten oder wollten keinen Zusammenhang erkennen. „Die waren feige und wollten mit Berufskrankheiten nichts zu tun haben.“

Durch eine Empfehlung kam Silvia Müller zu dem Trierer Neurologen Peter Binz. Er ermutigte sie, ihren ehemaligen Arbeitgeber anzuzeigen. „Er hat so eine tiefe Überzeugung ausgestrahlt, ohne ihn hätte ich den Kampf wohl nicht aufgenommen.“

Der 68-jährige Binz ist ein stämmiger Mann, sein Gesicht läuft rot an, wenn er über seine „feigen Kollegen“, die „korrupte Politik“ und die „geldgeile Großindustrie“ redet. Die Wut hat sich in ihm angestaut. „Sie glauben nicht, wie viele Arbeiter durch Chemikalien vergiftet und schwer geschädigt sind.“

Seit 30 Jahren macht Binz nichts anderes als das, was das Gesetz vorschreibt und was eigentlich für alle Ärzte selbstverständlich sein sollte: Wenn er den Verdacht hat, dass ein Mensch bei seiner Arbeit vergiftet wurde, meldet er das der Staatsanwaltschaft – meist jedoch folgenlos. „Das Kartenhaus bräche zusammen, würden die einen Präzedenzfall schaffen.“

Fast alle Kollegen scheuen sich zu diagnostizieren, dass der Patient während der Arbeit vergiftet wurde. Sie würden unter Druck gesetzt: von den Kassen, Ärztekammern und Berufsgenossenschaften.

Anfang der 80er-Jahre eröffnete Binz seine Praxis. Schnell erkannte er, dass viele seiner Patienten täglich mit gefährlichen Substanzen arbeiten. Allein mehr als 150 Arbeiter einer deutschen Schuhfabrik hat er bis heute behandelt – viele sind frühzeitig gestorben. Die lokale Presse berichtet darüber nicht.

„Giftberufe“ nennt er die Jobs, die die Gehirne innerhalb weniger Jahre zerfressen können: Schreiner, Lackierer, Maler und Metallarbeiter, aber auch Putzfrauen und Bademeister gehören dazu. Binz spricht aus, was viele nicht hören wollen, und macht sich damit Feinde, die ihn fast zerstört haben: Mehrfach wollte man ihm die Approbation entziehen. Ein Ermittlungsverfahren wegen angeblichen Abrechnungsbetrugs hat ihn bisher 400.000 Euro gekostet – und ihn an den Rand seiner Kraft gebracht. Die Lobby gegen ihn ist mächtig. Noch ein Jahr will er durchhalten, dann ist sein ältester Sohn bereit, seine Praxis zu übernehmen und sie in seinem Sinne weiterzubetreiben.

Warum er seit mehr als 30 Jahren gegen diese massiven Widerstände ankämpft? „Ich kann doch den Burschen nicht das Feld überlassen, ich würde ja mitspielen, wenn ich schweigen würde“, sagt der ehemalige Klosterinternatsschüler. „Vieles auf meiner Schule war weltfremd, aber Grundwerte wie Gerechtigkeit, Gleichheit und Demut habe ich bis heute verinnerlicht.“ Mehrere tausend Fälle hat er dokumentiert, unermüdlich Anzeigen erstattet und in Vorträgen und auf Kongressen über die Folgen von Vergiftungen am Arbeitsplatz informiert. Gemeinsam mit Silvia Müller versucht er aufzuklären, zu informieren, die Patienten über ihre Rechte aufzuklären. Denn nur wer weiß, was ihm passiert sein könnte, kann sich wehren.

Vor 13 Jahren gründete Silvia Müller das Chemical Sensitivity Network (CSN), eine Internetplattform, auf der sich Betroffene austauschen und informieren können. 3.000 Besucher hat die Seite täglich. Viele Stunden am Tag übersetzt Silvia Müller Studien, recherchiert oder hört einfach zu, was sich die Anrufer von der Seele reden müssen.

Als Anlaufstelle ist CSN mittlerweile unverzichtbar geworden. „Chemikaliensensible sind oft völlig verzweifelt und isoliert.“ Neben den körperlichen Symptomen quälten die psychischen „Nebenwirkungen“. Menschen, die ihren Verdacht äußern, sich wehren, würden verleumdet, als irre abgestempelt, ihrer Würde beraubt.

Silvia Müller ist umso entschlossener, gegen die „Lügen der Industrie“ anzukämpfen. CSN nimmt keine Spenden entgegen, zu groß sei die Gefahr der Einflussnahme. „Vielleicht bin ich nur eine kleine Ameise in dieser großen Maschinerie.“ Aber auch Ameisen, sagt sie und klingt sehr entschieden, können manchmal Großes bewegen.

taz Artikel: PAUL WRUSCH

Photo: Anja Weber

WHO veröffentlicht im Rahmen der Leitlinien zur Raumluftqualität erste Leitlinien zu Feuchtigkeit und Schimmel

WHO veröffentlicht Leitlinie Schimmel

Die WHO veröffentlicht heute ihre ersten Leitlinien zur Raumluftqualität, die sich konkret mit dem Thema Feuchtigkeit und Schimmel befassen. (1) Diese Leitlinien sind das Ergebnis einer eingehenden zweijährigen Prüfung des aktuellen Wissensstands durch 36 führende Sachverständige aus aller Welt unter der Federführung des WHO-Regionalbüros für Europa. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass Menschen, die sich in feuchten oder von Schimmel befallenen öffentlichen wie privaten Gebäuden aufhalten, ein um bis zu 75% höheres Risiko tragen, an Atemwegsbeschwerden und Asthma zu leiden. In den Leitlinien wird die Verhütung oder Behebung von Feuchtigkeits- und Schimmelproblemen empfohlen, um Schäden an der Gesundheit wesentlich zu reduzieren.

„Da die Menschen einen Großteil ihres Alltags zu Hause, in Büros, Schulen, Gesundheitseinrichtungen oder anderen Gebäuden verbringen, ist die Luftqualität in diesen Räumen für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung“, sagt Dr. Srdan Matic, Leiter des Referats Nichtübertragbare Krankheiten und Umwelt beim WHO-Regionalbüro für Europa. „Mit diesen Leitlinien werden den Gesundheitsbehörden und anderen Behörden zum ersten Mal Wege aufgezeigt, wie ein sicheres und gesundes Raumklima erreicht werden kann. Wir sind der Ansicht, dass diese Arbeiten dazu beitragen werden, die Gesundheit der Menschen überall auf der Welt zu verbessern.“

Diese Publikation steht am Beginn einer Reihe von WHO-Leitlinien zur Raumluftqualität. Diese sollen weltweit anwendbar sein, um den Schutz der Gesundheit unter verschiedenen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen zu ermöglichen. Weitere Veröffentlichungen zu bestimmten Chemikalien und Verbrennungsprodukten befinden sich in Arbeit. In ihrer Gesamtheit enthalten die Leitlinien die ersten umfassenden evidenzbasierten Empfehlungen zur Bekämpfung von Verunreinigungen der Innenraumluft, einer der weltweit häufigsten Ursachen von Tod und Krankheit.

Weltweit stehen jährlich etwa 1,5 Millionen Todesfälle, hauptsächlich bei Frauen und Kindern in Entwicklungsländern, mit der Verbrennung fester Brennstoffe in Innenräumen in Verbindung. Allein in der Europäischen Union (EU) sind Verbrennungsprozesse, Chemikalien in Baustoffen und Feuchtigkeit für den Verlust von mehr als 2 Millionen gesunden Lebensjahren aufgrund vorzeitiger Mortalität oder chronischer Krankheiten wie Asthma und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich.

In vielen EU-Ländern haben 20-30% der Haushalte mit Feuchtigkeitsproblemen zu kämpfen. Alles deutet darauf hin, dass dies eine Gefährdung für die Gesundheit darstellt. In feuchten Innenräumen wachsen Hunderte Arten von Bakterien und Pilzen, die Sporen, Zellfragmente und Chemikalien freisetzen. Eine Belastung durch diese Schadstoffe wird mit dem Auftreten bzw. der Verschlimmerung von Atemwegsbeschwerden, Allergien, Asthma und Immunreaktionen in Verbindung gebracht. Kinder sind in besonderem Maße gefährdet. Neuesten Daten zufolge könnten 13% aller Fälle von Asthma im Kindesalter in den entwickelten Ländern der Europäischen Region der WHO auf feuchte Wohnräume zurückzuführen sein.

Das Wissen um die Luftschadstoffe in geschlossenen Räumen ist der Schlüssel zu Maßnahmen zur Verhütung gesundheitlicher Beeinträchtigungen und zur Reinhaltung der Luft. Viele dieser Maßnahmen entziehen sich dem einzelnen Nutzer oder Bewohner von Gebäuden und müssen daher von den Behörden initiiert werden. Die in den Leitlinien empfohlenen Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass bei Konzeption, Bau und Instandhaltung von Gebäuden sachgerecht vorgegangen wird und geeignete Regelungen für Wohnen und Gebäudebelegung aufgestellt werden. Es ist Aufgabe der Gebäudeeigentümer, ein gesundes, von Feuchtigkeit und Schimmel freies Arbeits- bzw. Wohnumfeld bereitzustellen, indem sie für ausreichende Isolierung sorgen. Dagegen ist es Aufgabe der Gebäudenutzer, durch angemessene Nutzung von Wasser, Heizung und Lüftung übermäßige Feuchtigkeit zu vermeiden.

„Da bisher keine klaren Erkenntnisse vorlagen, waren Baunormen und -vorschriften nicht ausreichend auf die Verhütung und Eindämmung von überhöhter Feuchtigkeit ausgerichtet. Die neuen Leitlinien sind deswegen so wichtig, weil sie Bezugskriterien dafür liefern, was gesunde Raumluft bedeutet.“ Zu diesem Schluss kommt Dr. Michal Krzyzanowski, Regionalbeauftragter für Nichtübertragbare Krankheiten und Umwelt beim WHO-Regionalbüro für Europa und Leiter des WHO-Projekts zur Erstellung der Leitlinien. „Bei der Ausarbeitung der Leitlinien wurden mehr als 100 Studien zu den Auswirkungen einer feuchten Umgebung auf die Gesundheit herangezogen. Dieses Indizienmaterial bildet das Gerüst der Leitlinien und liefert eine solide Handlungsgrundlage.“

Weitere Informationen über Luftqualität und Gesundheit finden sich auf der Website des Regionalbüros.

Literatur:

WHO guidelines on indoor air quality: dampness and mould. Copenhagen, WHO Regional Office for Europe, Kopenhagen und Bonn, 16. Juli 2009.

Anm: Bisher gibt es die Leitlinie nur in englischer Sprache:  Indoor Air Quality Guidelines on Dampness and Mould

Bessere Aussichten für Umweltkranke? Konferenz Gesunde Umwelt in Innenräumen

Umweltkranke und Menschen mit Chemikalien-Sensitivität / MCS, die bereits auf geringste Konzentrationen von Schadstoffen in Innenräumen reagieren, warten gespannt auf das Ergebnis der Konferenz GESUNDE UMWELT IN INNENRÄUMEN die vom Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt in Berlin ausgerichtet wurde. Wenn sich neue Regelungen zur Verbesserung der Innenraumluft in Innenräumen daraus ergeben, könnte dies für Menschen mit Chemikalien-Sensitivität, Asthmatiker und viele Millionen Allergiker mehr Lebensqualität bedeuten und ein erster Schritt in Richtung Barrierefreiheit für diese Behinderten sein.

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Presse-Information 041/2009 – Gemeinsame Presseinformation mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:

Konferenz Gesunde Umwelt in Innenräumen

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller, hat heute in Berlin eine Konferenz zur Luftqualität in Innenräumen eröffnet: „Umweltschutz ist vorsorgender Gesundheitsschutz. Wir müssen überall dort tätig werden, wo Umweltfaktoren zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Da wir uns 80 bis 90 Prozent des Tages in Innenräumen aufhalten, ist die Sorge um die Raumluftqualität ein wichtiger Bestandteil der Prävention von gesundheitsbezogenen Umweltbelastungen“, sagte Müller. Die gemeinsam von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt ausgerichtete Konferenz soll heute und morgen (23. und 24. Juni) klären, welche Probleme es aktuell in Innenräumen gibt, wie diese gesundheitlich zu bewerten sind und welche politischen Handlungsoptionen sich daraus ergeben.

Zu Hause, in der Schule, im Büro oder in Verkehrsmitteln – die Menschen in Deutschland halten sich den überwiegenden Teil des Tages in Innenräumen auf. Sie sind dort vielfältigen Belastungen ausgesetzt: Chemische Stoffe wie Lösemittel oder Weichmacher, feiner und ultrafeiner Staub oder Mikroorganismen wie Bakterien und Schimmel. Einige Innenraumschadstoffe, die in der Vergangenheit eine Rolle spielten, sind dank politischer Bemühungen und konsequenten Handelns verschwunden, beispielsweise das Holzschutzmittel Pentachlorphenol, chlorierte Lösemittel wie Perchlorethylen oder auch Asbest.

Andere, neue Stoffe sind an ihre Stelle getreten: So finden sich heute mehr als 200 flüchtige und schwer flüchtige organische Verbindungen in der Innenraumluft. Die Raumluftkonzentrationen hängen dabei von den eingesetzten Materialien ab, von Bauprodukten über das Inventar bis zu beispielsweise Reinigungsmitteln. Die Belastung hängt auch von dem Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer sowie von der Gebäudekonstruktion und -situation ab. In vier Fachforen werden auf der Konferenz die Themen Energiesparen und gute Raumluft, Emissionen aus Bauprodukten, Emissionen aus Laserdruckern und Kopierern sowie der zunehmende und aus gesundheitlicher Sicht problematische Eintrag von Duftstoffen in die Raumluft behandelt.

Literatur:

UBA, Pressemitteilung: Gesunde Umwelt in Innenräumen, Dessau-Roßlau, 23.06.2009

Bildmaterial UBA