Kräuter und „Killergewürze“ als biologische Pestizide: wirkungsvoll, gesundheitsverträglicher und umweltschonend

Kräuter als Schädlingsbekämpfungsmittel

Öl aus Rosmarin, Nelke und Pfefferminze schützt vor Schädlingen

Zunehmend wird man sich der Gefahr chemischer Pestizide bewusst und den Schäden, die sie bei Mensch und Natur anrichten. Wissenschaftler weltweit suchen gezielt nach Alternativen. Die Natur hat einiges aufzuwarten um Schädlinge in den Griff zu bekommen. Allergiker müssen jedoch auch bei den natürlichen Alternativen abwägen, ungefährlicher als langlebige hochtoxische Chemikalien sind sie jedoch allemal. Der nachfolgende Bericht aus Vancouver erläutert die Möglichkeiten und auch deren bisherige Schwächen, die man zu beseitigen versucht.

Natürliche Schädlingsbekämpfung im Trend

Extrakte aus Kräutern und Gewürzen bilden eine umweltverträgliche und gesündere Alternative zur herkömmlichen Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft. Zu diesem Schluss kommen US-amerikanische Forscher beim Treffen der American Chemical Society Laut einem BBC-Bericht entwickelten sie biologische Pestizide, die auf der Mischung winziger Mengen von zwei bis vier verschiedenen Kräutern beruhen, die in Wasser aufgelöst werden. Die Substanzen töten Insekten direkt ab oder halten sie fern, ohne dabei für den Menschen oder die Umwelt ungünstige Nebenwirkungen zu entfalten. Besonders konzentrierten sich die Wissenschaftler dabei auf Wirkstoffe aus Rosmarin, Thymian, Gewürznelke und Pfefferminze.

Killergewürze

„Die neu entwickelten Produkte erweitern die bisher beschränkten Möglichkeiten, Schädlinge in der biologischen Landwirtschaft zu bekämpfen. Bisher gibt es nur wenige dafür geeignete Insektizide, doch ihre Zahl steigt ständig“, berichtet Studienleiter Murray Isman von der University of British Columbia http://www.ubc.ca. Einige Gewürz-basierte kommerzielle Produkte, die derzeit von Bauern eingesetzt werden, schützen bereits mit Erfolg biologische Erdbeer-, Spinat- und Tomatenfelder vor Blattläusen und Milben. Anders als konventionelle Pestizide könnten die „Killergewürze“ laut Isman den Zulassungsbehörden furchtlos ins Auge blicken und seien zudem bereits fertig für ihren Einsatz. „Ein wichtiger Vorteil dieser Methode ist, dass die bekämpften Insekten keine Resistenzen entwickeln“, so Isman. Zudem seien sie auch sicherer für Beschäftigte in der Landwirtschaft, die gewöhnlich den Pestiziden in Verbindung mit hohem Risiko ausgesetzt sind.

Pluspunkte bei Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit

Derzeit haben biologische Pestizide allerdings noch mit einigen Schwächen zu kämpfen. So verdunsten und zerfallen ätherische Pflanzenöle etwa schnell unter Sonnenlicht, zudem ist der Arbeitsaufwand größer, da Bauern sie häufiger als herkömmliche Pestizide anwenden müssen. „Die Wirkung von manchen Essenzen vergeht sogar schon nach einigen Stunden, während herkömmliche Pestizide tage- bis monatelang wirken. Da sie außerdem weniger stark sind, müssen sie in höheren Konzentrationen eingesetzt werden, um erwünschte Effekte zu erzielen“, so Isman. Um diesen Nachteil aufzuholen, sucht man derzeit nach Methoden, die neuen Wirkstoffe länger haltbar und stärker zu machen. „Sie sind kein Allheilmittel für die Schädlingsbekämpfung, haben jedoch in Sachen Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit eindeutige Vorteile.“

Pflanzliche Wirkstoffe weniger Gegenargumente als behauptet

„Der biologische Landbau verwendet „Pflanzenschutzmittel“ im wahrsten Wortsinn, wohingegen diese Aussage beim Einsatz herkömmlicher Pestizide ironisch ist. Hier trifft eher „Schädlingsbehandlung zu“, betont Lukas Schrattenthaler, Sprecher von Bio-Austria, gegenüber pressetext. In der EU sind mehrere hundert pflanzliche Wirkstoffe erlaubt, die in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt werden können. Viele dieser Essenzen fördern auch gezielt die Entwicklung von Nützlingen, die das Pflanzenwachstum begünstigen. Schrattenthaler sind die Probleme, mit denen biologische Pestizide zu kämpfen haben, bekannt. „Die Benetzung und Haftung ist geringer als beim Einsatz von Chemie. Das oft vorgebrachte Gegenargument, dass die Notwendigkeit, in Folge häufiger in den Acker gehen zu müssen, dem Boden mehr schadet als die Chemie, ist jedoch nicht haltbar.“

Sensibilisierung der Konsumenten verlangt sichere Produkte

Als entscheidenden Vorteil der pflanzlichen Düngemethode sieht der Biobauern-Sprecher die Vermeidung von Rückständen in den Produkten selbst als auch in der Umwelt. „Ein Teil der herkömmlichen Spritzmittel landet in der Luft, im Boden oder im Trinkwasser und sorgt auch dort für entsprechende, unerwünschte Umweltwirkungen. Biologische Lösungen sind somit Teil des Umwelt- und Klimaschutzes und liefern einen gesellschaftlichen Beitrag.“ Schrattenthaler hält es für wahrscheinlich, dass „biologische Pestizide“ eines Tages auch in der nicht-biologischen Landwirtschaft größere Verbreitung erringen. „Erstens spielt der Kostenfaktor eine entscheidende Rolle, denn chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel werden immer teurer. Daneben steigt beim Konsumenten die Sensibilisierung dafür, dass Agrarförderungen aus Steuermitteln für Lösungen eingesetzt werden, die umweltverträglich sind.“

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. August 2009

pressetext.austria, Kräuter als biologische Pestizide, Vancouver (pte/19.08.2009/11:35)

3 Kommentare zu “Kräuter und „Killergewürze“ als biologische Pestizide: wirkungsvoll, gesundheitsverträglicher und umweltschonend”

  1. Energiefox 21. August 2009 um 12:56

    Prima Bericht Silvia,
    hatte es ja schon öfter hier im Blog, Forum berichtet, der Welternährungsrat rät zum Bioanbau. Warum wohl der Hungerbekämpfung und damit die Artenvielfalt gewahrt bleibt. In Indien gab es mal, ich meine fast 1000 Reissorten, jeweils dem Boden angepaßt. Manche Reissorten kamem mit wenig Wasser aus.
    Wir mit unserern wenigen Getreidesorten, sowie Reissorten weltweit, das kann doch nicht die Lösung sein. Siehe bei Arte im Forum „Monsanto mit Gift und Genen“ Ich mag ja freiwillige ca. alle 4 Wochen Bücherdienst.
    Hab da ein kleines Buch entdeckt
    „Der naturnahe Garten Tips und Rezepte.“
    Edition Ellert & Richter.
    Wirklich auch super Fotos. Ich hab ja nur einen wilden Wildgarten, aber so manches Kräutlein wächst da, ohne viel Arbeit und ich kann es auch noch essen.
    Gruß Energiefox

  2. Kallewirsch 21. August 2009 um 21:19

    Die neuen Tendenzen in der Landwirtschaft finde ich prima. Es könnte weitaus besser um unseren Planeten und dessen Bewohner bestellt sein, wenn man mit Chemikalien nicht so sorglos hantieren. Verbesserungen beim Umweltschutz könnten man wirkungsvoll durch verträglichere Methoden bei der Schädlingsbekämpfung umsetzen.

    Gut dass ein Umdenken stattfindet.

    Gruss Kalle

  3. Eric 23. August 2009 um 22:53

    Ein Umdenken in der Monotonie der Landwirtschaft ist unumgänglich. Nur wenn die globale Landwirtschaft komplett umgebaut wird, ist unser Planet noch zu retten. Mit kombiniertem Anbau, anstatt großflächigem monotonen Bewirtschaften der Felder, ließe sich der Einsatz manches Pestizids reduzieren. Doch dies liegt sicherlich nicht im Sinne der Produzenten. So gehe ich davon aus, dass der Verbrauch dieser Umweltchemikalien weiterhin gesteigert wird, um die Kassen der riesigen Chemiekonzerne weiter satt zu füllen. Die Gesundheit der Menschen ist zweitrangig, die Hauptsache die Gewinne sind stimmig.

    Parkinson, Alzheimer, MCS, MS und weitere Krankheiten sind die Folgen.

    Dennoch freue ich mich sehr über diesen Bericht, der aufzeigt, das es auch anders geht.

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