Archiv der Kategorie ‘Medizin‘

Fehlinformationen über MCS in TV-Doku

Patienten kommen und gehen  

Fehlinformationen über MCS in TV-Doku

Psychiatrie deckt „Marktnische“ 

Aufklärung ist immer wichtig, wenn es darum geht, Krankheiten möglichst früh zu erkennen oder besser noch zu vermeiden. Das gilt auch für MCS (Multiple Chemikalien Sensitivität). Da den meisten Menschen über diese schwere Krankheit wenig oder nichts bekannt ist, tut möglichst exakte Aufklärung Not. Zeitungsartikel, Radiosendungen und Filme können zu dieser Aufklärung beitragen. Es gab schon mehrfach solche Medienberichte, die helfen konnten, zu informieren, so z.B. die sehr gute Reportagen im ZDF 37 Grad – Ich kann Dich nicht riechen – Wenn Alltagsdüfte krank machen oder der informative SWR Beitrag über Gifte am Arbeitsplatz.   

MCS psychisch? Verbreitung unwahrer „Fakten“ gefährlich für Patienten

Schlimmer als gar keine Aufklärung ist aber die Verbreitung unwahrer „Fakten“.  MCS ist als organische Krankheit bei der WHO gelistet. Das deutsche DIMDI bezog sich auf MCS als organische Erkrankung. Verschiedene Studien u.a. aus den USA zeigten Forschungsansätze, die Ursachen für MCS in Chemikalien und anderen Umwelteinflüssen sehen. Mittlerweile lassen sich die Vorgänge im Körper bei MCS zunehmend besser erklären, so z.B. schwere Entzündungen oder neurologische Beschwerden. Um lebensgefährliche Folgen zu vermeiden, müssen die Erkrankten auch Alltagschemikalien, die die Beschwerden auslösen, meiden. 

Nimmt man für MCS allerdings eine psychische Ursache an, was wissenschaftlich nicht belegbar ist, hieße das auch, man könnte MCS mit Psychotherapie oder Medikamenten behandeln. Das hieße, man müsste den Patienten nicht die Chemikalien meiden lassen, sondern ihn an die normale Umgebung gewöhnen. Das mag bei einer psychischen Krankheit gehen. Setzt man einen MCS-Kranken aber den Chemikalien aus, riskiert man lebensgefährliche Reaktionen oder langfristige Schäden. Der Patient leidet immer darunter, wenn man ihn chemischen Stoffen aussetzt. 

Fehldarstellung in Medien – Es passiert immer wieder

Man erlebt immer wieder, dass in Fernsehsendungen oder Zeitungsartikeln MCS nicht als körperliche Krankheit dargestellt wird. Meistens geschieht das durch universitäre Umweltmediziner oder Arbeitsmediziner, die MCS als mehr oder weniger komplett psychisch  bedingte Krankheit einstufen. Der Grund dafür ist klar. Werden Menschen in Beruf krank, brauchen sie Rente, wenn man sie als arbeitsunfähig diagnostiziert. Wird ihre Krankheit als Berufskrankheit anerkannt, ist das noch deutlich teurer. Dann müssten Berufsgenossenschaften zahlen. Es gibt also ein starkes Interesse bestimmter Gruppen, dass MCS in der Öffentlichkeit als psychisch/psychosomatische Krankheit wahrgenommen wird. 

Marktnische Umweltkranke

In der Bundesrepublik gibt es Umweltambulanzen, die über Ausschlussdiagnostik meist zu einer psychischen Diagnose der MCS Erkrankung gelangen. Eine Versorgung mit Umweltkliniken, die in der Lage wären die MCS als körperliche Erkrankung zu behandeln gibt es nicht. 

Es gibt aber auch Ärzte, die eine alternative Marktnische entdeckt haben. Beispielsweise kann sich ein psychiatrisches Fachkrankenhaus auch mal nebenbei zusätzlich auf Umweltmedizin spezialisieren. Stolze sechs Betten stehen im Fachkrankenhaus Nordfriesland in Bredstedt (Riddorf) für Umweltkranke zur Verfügung. Viele Patienten berichteten, dass sie in der Fachklinik nicht bleiben konnten. So wäre zum Beispiel im Haus geraucht worden und man hätte es schwer gehabt, verträgliches Essen zu finden. Schlechte Innenraumluft, u.a. weil kein Duftstoffverbot besteht, soll auch ein Problem gewesen sein. Das kann die Autorin nicht belegen. Es waren nur persönliche Berichte von Patienten in CSN Forum.

 Psychiater Dr. Mai ist leitender Arzt in Bredstedt

Dr. med. Christoph Mai, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, leitender Arzt der Fachkliniken Nordfriesland trat mit zwei TV Dokus an die Öffentlichkeit. 

RTL regional sendete am 02.04.2008 einen Film über MCS. Dort betrieb der Psychiater erstaunliche MCS-Ursachenforschung:

Zitat: „Menschen, die in ihrem Leben extrem intensive Traumata erleiden mussten, wie man sie vielleicht in einer Kriegssituation erleiden muss, aber auch als Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Missbrauchs in der Kindheit, haben ein vielfach erhöhtes Risiko an MCS zu erkranken…“ 

Dafür gibt es keine Studie, keinen wissenschaftlichen Beleg, der das einwandfrei festhält. Dennoch macht Dr. Mai diese Aussage vor laufender Kamera. Also doch psychische Ursachen, muss der Zuschauer denken? 

MCS ist eine relativ neue Krankheit. Weder 1918 noch 1945 wurden MCS-Epidemien festgestellt obwohl in dieser Zeit bestimmt viele traumatisierte Menschen Europa bevölkerten. Stattdessen stiegen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Zahlen der MCS-Kranken rasant an, sofern jemals Statistiken geführt wurden. Die meisten MCS Kranken werden allerdings nicht als solche diagnostiziert. MCS Kranke aus der Unterschicht mit dieser Diagnose haben Seltenheitswert. Menschen aus der Mittelschicht, die mehr Zugang zu Informationen und/oder gut ausgebildeten Ärzten haben, gibt es weitaus häufiger. 

Man geht in Deutschland von ca. 400.000 schwer an MCS Erkrankten aus. Die wenigsten jedoch erfahren jemals, was sie haben. Meist landen diese Kranken mit anderen Diagnosen in der Psychiatrie. Da kann man mehr dran verdienen als an Menschen, die Chemikalien meiden müssen. Diagnostizierte MCS Patienten kriegen keinen Cent von der Krankenkasse und keinen Mehrbedarf bewilligt. Sie verarmen, leiden und sterben früher, weil man ihnen kein Geld für nötige Hilfsmittel zahlt. 

Wie sieht die „Behandlung“ in Bredstedt aus?

Am 15.10.2009 kam der leitende Facharzt der Fachklinik Nordfriesland in einer zweiten TV Doku zu Wort: In dem Film „Wenn Düfte krank machen“, der am 15.10.2009 im SWR gesendet wurde berichtet Dr. Mai über die MCS-Therapie in den Fachkliniken. 

Originalzitat des Psychiaters: „Die beiden wesentlichen Eckpfeiler sind die Balance zwischen Rückzug und sich wieder etwas zutrauen. Wir vermitteln unseren Patienten, dass sie insbesondere in ihrer Wohnung, und da insbesondere im Schlafzimmer, eine ganz reizarme Umgebung schaffen. Wir vermitteln ihnen aber auch, dass sie sich wieder daran gewöhnen sollen, die übliche Umgebung mit Parfum und mit anderen Reizen auszuhalten.“ 

Also, die typische Verhaltenstherapie. Nur, dass das bei einer organischen Krankheit nicht hilft. Dazu gibt’s noch ein paar Vitamininfusionen und schon soll alles wieder gut sein. Dass viele Erkrankten hochdosierte Vitamine und andere Infusionen gar nicht vertragen, wird gnädig verschwiegen. 

„Die Umweltklinik hat mir mein Leben wiedergegeben“ erzählt ein kranker Mann in dem SWR-Film. Er müsse da immer wieder hingehen, um seine Gesundheit zu erhalten, wisse nicht, was er ohne die Klinik tun solle. 

„Wir vermitteln ihnen aber auch, dass sie sich wieder daran gewöhnen sollen, die übliche Umgebung mit Parfum und mit anderen Reizen auszuhalten.“ vermittelt der Psychiater dem TV Publikum. Gerade das ist aber bei MCS nicht möglich. Man kann MCS Reaktionen nicht abkonditionieren, wie man einem Mensch die Angst vor Spinnen oder Höhe abkonditioniert. 

Es gibt Menschen, die sich von einer schweren MCS Krankheitsphase wieder erholt haben. Menschen die zeitweise gar nicht mehr ihr Haus verlassen konnten und das heute wieder können. Die Voraussetzung für eine solche Krankheitsentwicklung ist aber ein absoluter Expositionsstopp. Eine verträgliche Wohnung, verträgliche Nahrung. Das ermöglicht dem Körper Regeneration. Wenn Menschen sich selber mit Stoffen exponieren, die bei ihnen Reaktionen auslösen, wird sich ihr Krankheitszustand verschlechtern. 

Schlimm ist es für chemikaliensensitive Menschen, wenn sie nach TV Dokus immer wieder neue Aufklärungsarbeit leisten müssen bei Angehörigen, Freunden, Kollegen. Die glauben nämlich einem Weißkittelträger immer gerne die psychischen Ursachen und die mögliche Psychotherapie. 

Autor: Amalie, CSN  – Chemical Sensitivity Network, 19. Oktober 2009 

Quellen: 

MCS jetzt auch in Japan im ICD-10 als körperlich bedingte Krankheit klassifiziert

Japanische Webseite der Organisation Citizens Against Chemicals Pollution (CACP)

Eva Caballé – Eva’s No Fun Blogspot – aus Spanien berichtet:

Vor einigen Tagen entdeckte ich, dass mein Blog einige Besucher von einer japanischen Webseite zu verzeichnen hatte. Es war ein Blog, der von Prof. Masumi Yamamuro von der Tokyo University erstellt wurde. Als ich den Eintrag las, stellte ich fest, dass es mein Artikel „Die nackte Wahrheit über MCS“ auf Japanisch war, und es wurde erwähnt, dass er von Citizens Against Chemicals Pollution (CACP) übersetzt wurde. Ich beschloss, ihnen zu schreiben. Herr Takeshi Yasuma von Citizens Against Chemicals Pollution (CACP) schrieb mir zurück und erklärte mir, dass er meinen Artikel bei Canary Report gefunden hatte. Er sei sehr beeindruckt davon gewesen und habe ihn sofort ins Japanische übersetzt und mit dem Untertitel „Schrei aus dem Herzen einer spanischen MCS Patientin“ versehen. Er veröffentlichte die japanische Version meines Artikels im letzten August auf der Citizens Against Chemicals Pollution Website und zusätzlich in der September Ausgabe von deren monatlichem Newsletter. Ich fragte ihn über die MCS Situation in Japan, und jetzt darf ich, mit seiner Genehmigung, darüber berichten. Ich schreibe Euch den Teil seiner E-mail, in dem er darüber schreibt, und berichte auch über die Mission von CACP.

Takeshi Yasuma Citizens Against Chemicals Pollution (CACP) schrieb:

Es gibt gute Neuigkeiten.

Am 1. Oktober 2009 hat MEDIS-DC, das Medical Information System Developement Center, eine Unterorganisation des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales (MHLW) eine überarbeitete Liste der japanischen ICD-10 Kodierung für Krankheiten herausgegeben. Darin ist MCS mit T65.9 klassifiziert: das steht für Toxische Auswirkung durch andere und unspezifische Substanzen / Toxische Auswirkungen durch unspezifische Substanzen. Es wurde dadurch jetzt in Japan ganz klar anerkannt, dass MCS keine psychische Krankheit, sondern eine körperlich bedingte Erkrankung ist.

Diese Entscheidung wird von den MCS Patienten und ihren Unterstützern sehr begrüßt und sie erwarten eine mögliche Übernahme der Kosten für MCS durch die Krankenkassen, aber bis jetzt ist es noch ungewiss, ob und wie eine Änderung eintritt. Patienten und ihre Unterstützer werden Anstrengungen unternehmen, um die Japanische Regierung anzurufen, um MCS Patienten dringend Unterstützung zu gewähren, einschließlich der Übernahme von MCS durch die Krankenkasse, Ausbau der medizinischen Leistungen, finanzielle Unterstützung für den Lebensunterhalt und Bereitstellung von geeignetem schadstofffreiem Wohnraum.

Am 31. Oktober werden wir in Tokio ein MCS Symposium abhalten, wir werden die MCS Anerkennung feiern und die Japanische Regierung um weitere Maßnahmen für MCS bitten.

CACP’s Zielsetzungen

Bereitstellung von Informationen an die Öffentlichkeit und Ergreifung von notwendigen Maßnahmen zum Schutze der menschlichen Gesundheit und der Umwelt vor schädigenden Chemikalien nach dem Vorsorgeprinzip und ökologischer Gerechtigkeit.

Hauptaktivitäten:

  • Herausgabe eines monatlichen Newsletter (PICO)
  • Bereitstellung eines wöchentlichen Mailservices
  • Bereitstellung von Informationen auf unserer Webseite
  • Publizierung von Büchern und Broschüren, die mit umweltbedingter Gesundheit in Zusammenhang stehen
  • Einbringen unserer Vorgaben bei der Japanischen Regierung und lokalen Verwaltungen.
  • Abhalten von Seminaren für Bürger über den Schutz menschlicher Gesundheit und der Umwelt

Ich möchte Herrn Takeshi Yasuma für die Übersetzung meines Artikels danken und dafür, dass ich die Informationen über MCS in Japan veröffentlichen darf und auch dafür, dass er mich fragte, ob ich eine Mitteilung für MCS Patienten und deren Unterstützer schreibe, die am MCS Symposium verlesen wird. Es wird mir eine große Ehre sein!

Autor: Eva Caballé, Eva’s No Fun Blogspot

Deutsche Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN

Weitere Blogs auf denen der Artikel erschien:

Umwelterkrankungen – Die besten Informationen und Tipps

Die besten Informationen Ein Arzttermin nach dem anderen und trotzdem weiß kein Arzt eine Diagnose zu stellen, die es auf den Punkt bringt. Von einer Behandlung, die hilft, die Beschwerden zu verringern, ganz zu schweigen. So ging es vielen Umwelterkrankten, ganz besonders wenn sie unter Chemikalien-Sensitivität (MCS) leiden.

Die Krankheit MCS ist zwar nichts Neues, man kennt sie seit den Fünfziger Jahren, aber trotzdem weiß kaum ein Arzt etwas damit anzufangen. Wenn ein Patient kommt und mitteilt, dass er auf Parfums, die morgendliche Tageszeitung, die Diesel-abgase des Stadtbusses auf dem Weg zur Arbeit und den neuen Teppichboden im Büro mit Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Sehstörungen, etc. reagiert, bekommt er oft statt Hilfe ein Achselzucken oder die Worte: „So was gibt es nicht“. Die Diagnose MCS, die den Diagnosecode ICD-10 T78.4 trägt, wird selten gestellt. Oft dauert es Jahre, bis ein Erkrankter herausbekommt, was er hat, wie die Krankheit heißt, die ihm den Alltag erschwert. Dann geht die Suche nach guten Informationen los, um mit der Krankheit zurechtzukommen. Wer an die richtigen Infos über MCS gerät, hat die Chance, seinen Gesundheitszustand zu stabilisieren.

Thommy’s MCS Blogfrage der Woche:

  • Wo habt Ihr die ersten Informationen über MCS erhalten, die Euch klarmachten: „Das habe ich“?
  • War es beim Arzt, aus dem Fernsehen, dem Internet, aus einem Buch, einem Zeitungsbericht, einer Selbsthilfegruppe oder von Freunden?
  • Wo habt Ihr die besten Informationen erhalten, die Euch das Leben mit MCS erleichterten oder sogar Euren Gesundheitszustand verbesserten? Habt Ihr Tipps für andere?

Volle Rentenleistung aus der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung (BUZ) bei Fibromyalgie, MCS, SBS, CFS?

Justizia - Recht bekommen

Am 27.03.2009 erließ das OLG Koblenz ein vor Kurzem veröffentlichtes Urteil (Az. 10 U 1367/07, VersR 2009, S. 1249 ff.), das jeder Schmerzpatient und jeder an Fibromyalgie, MCS, SBS oder CFS leidende Patient kennen sollte, wenn er sich privat gegen Berufsunfähigkeit versichert hat.

Der dem Urteil zugrunde liegende Sachverhalt:

Der Kläger des Verfahrens war von Beruf Anwendungsprogrammierer und litt unter depressiven Störungen sowie Schmerzen im Bereich der linken Gesichtshälfte, des linken Halses, der linken Brust, des linksseitigen Rückens und des linken Beckenbereichs. Vom Versorgungsamt wurde ihm daher wegen einer Depression, eines chronischen Schmerzsyndroms, psychovegetativer Störungen sowie funktioneller Organbeschwerden ein Grad der Behinderung von 50 zuerkannt. Der mit der beklagten Versicherung geschlossene Vertrag sah vor, dass eine volle Rentenleistung ab einer Berufsunfähigkeit von 75 % erbracht wird und eine Rente entsprechend dem jeweils vorliegenden Grad der Berufsunfähigkeit, wenn mindestens ein Grad von 25 % erreicht wird. Das OLG Koblenz nahm auf der Grundlage des erstellten Sachverständigengutachtens eine Berufsunfähigkeit von mehr als 75 % an und verurteilte die beklagte Versicherung zur Zahlung der vollen BU-Rente.

Die Begründung der Entscheidung:

I. Die Feststellungen des Sachverständigen:

Der vom Gericht beauftragte Sachverständige stellte fest, dass als medizinisch-diagnostisches Ergebnis seiner Untersuchung von ausschlaggebendem Gewicht sei, dass beim Kläger eine verfestigte somatoforme Schmerzstörung vorliege. Bei dieser handele es sich um eine dauerhafte, für den Kläger und auch den Sachverständigen unerklärliche Schmerzempfindung, vornehmlich im Gesichtsbereich, teilweise aber auch in andere Körperregionen ausstrahlend. Hinzu komme eine – jedoch im Hintergrund stehende- rezidivierende depressive Störung. Die Schmerzstörung sei nachhaltig, dauerhaft und von erheblicher Intensität und bewirke eine dauerhafte erhebliche Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit des Klägers.

Die Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit stelle sich so dar, dass praktisch bei jeder Lebensbetätigung des Klägers mehr oder minder die Schmerzsymptomatik alsbald wieder in den Vordergrund trete und die Aufmerksamkeit des Klägers mit Macht beanspruche. Soweit er an einem Acht-Stunden-Tag schätzungsweise ungefähr bis zu drei Stunden arbeiten könne, müsse er hierbei anders als ein Gesunder Pausen und Unterbrechungen in Anspruch nehmen, wobei es durchaus sein könne, dass eine Pause doppelt so lange wie das Arbeitsintervall sein kann, bis der Kläger zur Weiterarbeit in der Lage sei.

Dieser zeitliche Rahmen von allenfalls drei Stunden Arbeitstätigkeit, die auch nur mit Unterbrechungen zu erreichen sind, galt nach Einschätzung des Sachverständigen für alle vom Kläger als zu seiner Berufsausübung gehörend dargestellten Tätigkeiten. Im Ergebnis gelangte der Sachverständige zu einer Berufsunfähigkeit von 70-80%.

II. Die Feststellungen des Gerichts:

Das OLG Koblenz gelangte auf der Grundlage des Sachverständigengutachtens zu dem Ergebnis, beim Kläger liege eine Berufsunfähigkeit von mehr als 75 % vor, so dass die Voraussetzungen für die volle Versicherungsleistung gegeben seien. Das von der Beklagtenseite vorgelegte Privatgutachten, das lediglich zu einer Berufsunfähigkeit von 20 % gelangte, war aus Sicht des Gerichts nicht nachvollziehbar.

Die Tätigkeit des Klägers als Anwendungsprogrammierer erfordere in allen Arbeitsschritten höchste Konzentration. Es sei daher einleuchtend, dass bei einer Tätigkeit mit derart hohen Anforderungen an die Konzentrationsfähigkeit die gesundheitsbedingt erzwungenen Pausen im Hinblick auf den Fortgang der Arbeit besonders störend und verlangsamend wirken, zumal wegen der Konzentrationsstörungen nach jeder Pause ein Überprüfen der letzten Arbeitsergebnisse erforderlich sein dürfte. Damit sei davon auszugehen, dass der Kläger unter Berücksichtigung seiner gesundheitlichen Einschränkungen ein sinnvolles Arbeitsergebnis in einem für seine Kunden zumutbaren Zeitrahmen schwerlich wird erreichen können.

Das Gericht kam darüber hinaus zu dem Ergebnis, dem Kläger sei auch eine Umorganisation seines Betriebes nicht zumutbar. Der Kläger müsste einen Aushilfsprogrammierer anstellen, der jedoch „da er die Hauptarbeit im Betrieb erbringen würde“ entsprechend hoch bezahlt werden müsse, was für den Kläger eine erhebliche Einbuße seines Einkommens bedeuten würde, die ihm nicht zumutbar sei.

Bewertung der Entscheidung

Die Bedeutung der Entscheidung wird vor allem durch zwei Faktoren begründet:

Zum einen lag beim Kläger eine ursächlich letztlich nicht erklärbare Schmerzstörung vor. Zum anderen wurde die Berufsunfähigkeit vom OLG damit begründet, dass die gesundheitlichen Beschwerden des Klägers eine dauerhafte erhebliche Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit bewirkten und diesen zu regelmäßigen und auch längeren Pausen zwingen, so dass ein sinnvolles Arbeitsergebnis nicht mehr zu erzielen sei.

Die Entscheidung sollte es Schmerzpatienten und Patienten mit MCS, Fibromyalgie, SBS oder CFS in Zukunft erleichtern, ihre Ansprüche gegenüber privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen durchzusetzen.

Autor und Ansprechpartner:

RA Dr. jur. Burkhard Tamm

MedizinR – VersicherungsR – LebensmittelR

Kanzlei Bohl & Coll., Franz-Ludwig-Str. 9, 97072 Würzburg

Tel: 0931- 796 45-0, E-Mail: tamm@ra-bohl.de Internet: www.ra-bohl.de und www.tamm-law.de

Weitere Artikel über Rechtliches auf CSN Blog:

MCS-Kranken eine Stimme geben: Mia’s Fall

Zerstörte Existenz durch Pestizide

Zerstörte Existenz durch Pestizide

Mia war Lehrerin und kann heute wegen ihrer Chemikalien-Sensitivität (MCS) nicht mehr arbeiten. Sie wurde durch Chemikalien im eigenen Haus krank. Beim Gesundheitsamt wurde sie nicht ernst genommen und sogar verbal angegriffen. Geholfen hat ihr natürlich niemand.

„Sehr schlimm war für mich, als mich die damalige Amtsärztin unseres „Gesundheitsamtes“ hier im Emsland fertigmachte, nachdem ich 4 Wochen in der damaligen Umweltklinik in Inzell/Bayern erfolgreich verbracht hatte. Ich hatte einen regulären Termin bei ihr, nachdem ich (nach 4jähriger, nachgewiesener Intoxikation mit Insektizidstäuben in unserem Wohnhaus) aus Gesundheitsgründen meinen Beruf im Schuldienst nicht mehr ausüben konnte und freiwillig aufgegeben hatte.

Diese Klinik hatte mir endlich geholfen und ich sah Perspektiven für meine Zukunft. Der Bericht aus Inzell hatte klar die allergologischen, immunologischen und andere Gesundheitsschäden definiert.

Die Amtsärztin, als Aufsichtsperson über den bei uns eingesetzten Schädlingsbekämpfer, der uns genau von dieser Behörde empfohlen worden war, schrie mich an, was mir einfiele, ihr so einen Bericht vorzulegen. Zitat: „Sie schminken sich nicht und essen wohl nur Körner, Sie gehören wohl zu den Grünen!“ Damit war für Frau Dr. G…berg das Thema Gift in unserem ganzen Haus und meine schwere Erkrankung erledigt.

Genau diese Personen sind es, die diese Vergiftungen nicht weitermelden, weil sie ihre eigene Verantwortung fürchten oder ihr gutes Verhältnis zur Firma des Kammerjägers nicht belasten wollen. An diesen Personen scheitert schon die Aufklärung über Umweltkrankheiten und ihre Ursachen.

In meiner Personalakte, die ich, leider erst Jahre später, einsah, hieß es dann. Zitat:“ Frau ….. ist sich der Ursache Ihrer Erkrankung selber nicht bewusst.“ Eine glatte Lüge. Bis dahin hatte sich Frau „Dr. G…berg“ längst versetzen lassen und damit vom Acker gemacht. Dass für mich und meinen Mann damals wieder eine Welt zusammenbrach, nachdem wir gerade Haus und Hab und Gut (alles war kontaminiert) verloren hatten, interessierte sie keine Spur.“

Fakt ist, dass bei Mia die Erkrankung diagnostiziert und definitiv vorhanden war. Durch die jahrelange Giftbelastung im Haus war sie empfindlich auf Chemikalien geworden. Das hatte nichts mit ihrer Einstellung oder mit Angst vor Chemikalien zu tun. Die Aussage der Amtsärztin war also ausschließlich als Beleidigung gedacht und hatte keinen Bezug zur Realität.

Mias Fall ist kein Einzelfall. Es würde Behörden Geld kosten, wenn sie anerkennen, dass Menschen durch Chemikalien krank werden und dann nicht mehr arbeiten können. Das scheint auch den einzelnen Personen in den Behörden klar zu sein. Sie machen kranke Menschen systematisch fertig.

Autoren: Amalie und Mia, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. Oktober 2009

Weitere interessante Artikel zum Thema:

Umweltmedizin: Die Gene – MCS-Risiko – Ursache

Genvarianten werden bei fast allen MCS Patienten gefunden

Seit Anfang der 90er-Jahre ist die Humangenetik in die Umweltdiskussion gekommen. Vor allem hat interessiert, ob genetisch bedingt Unterschiede der Empfindlichkeit existieren (Stichwort: gute und schlechte Entgifter). Die Genanalyse zeigt, dass die Entgiftungskapazitäten individuell sehr unterschiedlich sind (Stichwort: Polymorphismen). Die Toxikologie nennt eine Spreizung der Suszeptibilität von einer Zehnerpotenz. Schaut man in Einzelberichte, erkennt man, dass die Unterschiede in der individuellen Wirkschwelle noch größer sind.

Kuklinski, der schon seit Mitte der 90er Jahre bei seinen Patienten die Genabschnitte (Allele) für die Entgiftungsenzyme bestimmen ließ, berichtet auf einem der Frankfurter Kolloquien Ende der 90er Jahre, von den guten Entgiftern hätte er noch keinen in seiner Praxis gesehen. Das heißt, unsere Grenzwerte schützen nur die Minderheit der guten Entgifter, und das ist verfassungswidrig (wird vertieft, soweit professionelles Interesse besteht).

In der Debatte um das „C“ in MCS wurde gefragt, ob MCS – Patienten statistisch gesehen ein schwächeres Detox-System aufweisen. Die Antwort ist ja. Pall hat Genstudien von MCS-Patienten gesammelt. In verschiedenen Studien wurden verschiedene Allele getestet. Natürlich wurde prompt argumentiert, das sei kein Beweis für das „C“. Pall sagt dazu, das zwar einzelne Polymorphismen bei Genen, die für die Entgiftungsenzyme zuständig sind, den Rückschluss auf Chemikalienverursachung nicht erlauben, aber alle Ergebnisse zusammen den Zweifel an der Verursachung durch Chemikalien verbieten.

In dem Zusammenhang fällt auch ein Schlaglicht auf die deutsche Forschung. Pall streicht die Studie von Schnakenberg als besonders hilfreich heraus. Es gibt aber noch eine zweite Studie aus Deutschland. Diese ist von Wiesmüller mit nur 1/9 des Aufwandes der Schnakenbergstudie (lt. Pall, nicht von mir) und sie findet keinen Zusammenhang. Es liegt also nicht am handwerklichen und/oder wissenschaftlichen Können in Deutschland, sondern um gewollten Pfusch. Jeder, der etwas von Epidemiologie versteht, weiß, dass Signifikanz verschwindet, wenn die Probantenzahl klein ist – man kann das vorher abschätzen. So machte Triebig seine Malerstudie, Wiesmüller seine MCS-Gen-Studie und auch die Erlanger Fakestudie benutzte statistische Verdünnung: immer nur ein paar Probanten pro Schadstoff.

Pfusch ist die Grundlage der negativen Ergebnisse der deutschen MCS-Forschung, die einen Umweltbezug verneint. Das einzig wissenschaftliche dieser Forschung ist die Abschätzung, welche gezielten Mängel ein negatives Ergebnis bezüglich der Ursache sichern.

Autor: Dr. Tino Merz, CSN – Chemical Sensitivity Network, 8. Oktober 2009

Vorhergehende Blogs zur Serie und zum Thema:

Weiterführende Informationen:

Frau mit Chemical Sensitivity gewinnt fast 400.000 Euro in Sick Building Prozess

Gerichtsurteil positiv für Frau mit Multiple=

MCS Kranke erhält fast 400.000 Euro Entschädigung in Sick Building Prozess

Chemical Sensitivity in JapanSeit sie in ihre neue Wohnung zog, ging es der Frau schlecht. Ärzte stellten die Diagnose MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Das Yomiuri Shimbun/ Asia News Network berichte heute über den Fall der Frau, der am Tokio Bezirksgericht gewonnen wurde. Der Bauherr wurde vom Gericht dazu verklagt, 36.6 Millionen Yen, das sind rund 400.000 Euro, als Entschädigung zu zahlen. Die Frau entwickelte gleich nach Bezug ihres Apartments, das sie im Jahr 2000 gekauft hatte, ein Sick Building Syndrome.

Klage wegen MCS und Sick Building Syndrome

Die 48-jährige Teiko Okaya reichte wegen ihrer seither bestehenden Krankheit Klage gegen den Bauherrn ein. Der Streitwert gegen die in Yokohama sitzende Baufirma war auf 87.9 Millionen Yen angesetzt.

Baufirma war nachlässig gewesen

Der vorsitzende Richter am Bezirksgericht Tokio beschloss am Donnerstag, dass die Baufirma nachlässig gehandelt hatte und deswegen verpflichtet sei, die fast 400.000 Euro als Entschädigung an die nun chemikaliensensible Frau zu zahlen. Die Baufirma hatte deswegen nachlässig gehandelt, weil sie die Schadstoffkonzentration der chemischen Substanzen im Innenraum der Wohnung nicht gemessen hatte nach der Fertigstellung.

MCS diagnostiziert – Folge belasteter Wohnung

Laut dem Beschluss des Gerichtes zog Teiko Okaya im Juli 2000 in die Wohnung ein. Bereits wenige Tage später begann sie unter Symptomen, einschließlich schwerer Kopfschmerzen, zu leiden. Die Symptome, die diagnostiziert wurden, sind als Sick Building Syndrome bekannt. Im Juni 2002 wurde bei der Japanerin Chemikalien-Sensitivität (MCS) diagnostiziert. Trotz dass sie im Dezember 2002 aus der schadstoffbelasteten Wohnung auszog, hielten ihre Symptome an.

Recht bekommen

Nach dem Urteilsspruch erschien Frau Okaya bei einer Pressekonferenz in Tokio. Um ihre Symptome zu reduzieren. trug sie eine Schutzmaske und sagte: “ Die Entscheidung bedeutet nicht, dass sich mein Leben ändert. Ich bin jedoch glücklich, dass vom Gericht erkannt wurde, dass ich das Opfer in diesem Rechtsstreit bin.

Traurigerweise ist die Baufirma im Insolvenzverfahren und derzeit nur in der Lage, 6% dessen zu bezahlen, was sie Gläubigern schuldet. Ein Sprecher der Baufirma sagte, man könne keinen Kommentar abgeben, solange man das Urteil nicht vorliegen habe.

MCS von Gericht entschädigt

Der aktuelle Fall ist der zweite Fall in Japan, der bekannt wurde, in dem eine Person wegen MCS eine Entschädigung bekam. Bereits im April hatte ein junger Mann fast 55.000 Euro vom Gericht zugesprochen bekommen. Er hatte durch das Rauchen seiner Kollegen im Büro MCS bekommen. In Japan ist Chemical Sensitivity seit 1. Oktober 2009 eine von Regierungsseite anerkannte Krankheit, die Krankenkassen dazu verpflichtet, medizinische Behandlungen zu bezahlen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. Oktober 2009

Weitere interessante Berichte aus Japan:

Erfahrungen einer MCS Patientin in der Umweltklinik EHC-Dallas

MCS Patientin in einer Umweltklinik in den USA

Diagnostik und Therapie in der Umweltklinik EHC – Dallas

Manuela’s Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends und es gab nur eine Alternative nachdem in Deutschland keine Hilfe für sie gab, ihre Freunde, ihre Famile legte zusammen und ermöglichte ihr einen eine Therapie in der amerikanischen Umweltklinik von Prof. Rea, dem EHC-Dallas. Nachfolgend berichtet sie uns wie es ihr zuvor erging, welche Diagnosen sie hatte und welche Behandung und Diagnostik in der renommierten Umweltklinik durchgeführt wurden.

Plötzlich ging es immer schlechter…

Seit Ende Oktober des vergangenen Jahres hatte und habe ich mit vielschichtigen gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen, die mich fortlaufend an den Rand der Erschöpfung brachten. Besonders gravierend waren dabei massive Verdauungsprobleme (ständig Durchfall, Blähbauch und Brennen im Magenbereich). Dem vorausgegangen waren drei Ereignisse, die ich nicht einordnen konnte: Bei der Vorbereitung zu einer ambulanten OP im Uterus (Entfernung eines Polypen) bekam ich sehr starke Atemnot. Einige Wochen später bekam ich am linken Unterarm eine sehr starke Nesselsucht, die man als mögliche Wiesendermatitis diagnostizierte und die sehr langsam abheilte. Anfang Oktober trank ich im Rahmen eines Gaststättenbesuchs 2 Gläser Wein, die mich seltsamerweise stark betrunken machten. Heute weiß ich, dass das alles Vorboten meiner Erkrankung waren.

Diagnostik und weitere Abwärtsspirale

Ende des Vorjahres stellten sich eine Reihe von Lebensmittelunverträglichkeiten ein. Davon wurden von einem Allergologen lediglich eine leichte Fructoseintoleranz diagnostiziert. Eine Magenspiegelung im Februar 2009 ergab eine leichte chronische Magenschleimhautentzündung, sonst keine auffälligen Befunde. Eine Histaminintoleranz wollte man auf Grund der Laborwerte der Blutuntersuchung nicht in Betracht ziehen, obwohl ich gerade die histaminhaltigen Lebensmittel mit Abstand am schlechtesten vertrug.

Beschwerden über Beschwerden

Unter folgenden Symptomen litt ich besonders: Ständige allgemeine Erschöpfung und Schwäche, trotz Einnahme von Speisen nach dem Essen starke Hungergefühle und das Empfinden, unterzuckert zu sein, Muskelschwäche und Muskelzuckungen an den verschiedensten Stellen im Körper, Gelenk- und Muskelschmerzen, Sehstörungen, Dauerdurchfall, Gedächtnisprobleme, Schwindel,…

Pilze

Ich war vor ca. 4 Jahren schon einmal an einer Darminfektion mit Candida albicans und Candida glabrata erkrankt. Die gleichen diesbezüglichen Symptome einer Darminfektion hatte ich wieder, ohne dass durch Stuhlproben ein Befall nachgewiesen werden konnte. Erst eine Blutuntersuchung beim Hautarzt im August 2009 ergab, dass ich im Blut Antikörper gegen Candida albicans hatte. Ich möchte noch dazu sagen, dass ich seit meiner Kindheit unter den Befall von Nagelpilz und Allergien leide. Vor 2 Jahren wurde bei mir eine Polyallergie und Asthma diagnostiziert. Ca. zwei Jahre lang machte ich auch eine Desensibilisierung mit, die zwar teilweise Erfolg hatte, aber seit dem Auftreten der genannten Beschwerden überhaupt nicht mehr vertragen wurde. Offenbar reagierte ich auch auf die Konservierungsstoffe des verwendeten Materials. Des Weiteren leide ich an einer Skoliose in den Bereichen der BWS und HWS.

Kaum noch Nahrungsmittel tolerierbar

Meine Lebensmittelunverträglichkeiten hatten sich so ausgeweitet, dass ich mich seit Jahresbeginn nur noch von Hirse, Amaranth, Quinoa, Kamut, Vollkornreis, Dinkel, Hühnerfleisch und Pute, sowie Kokosfett, Butter, Rapsöl und Olivenöl ernährte. Innerhalb von 3 Monaten verlor ich 10 kg Gewicht.

Reaktionen auf Chemikalien stellten sich ein

Seit dem Sommer des Jahres stellte sich bei mir eine Überempfindlichkeit gegenüber Düften und Gerüchen ein, besonders gegenüber Parfüms und Duftstoffen in Körperpflegemittel, Kosmetika, Haarpflegemittel, Waschpulver, Reinigungsmittel, Weichspüler, Benzin, Rauch, Tabakrauch, Ausdünstungen von Polstermöbeln und Farben und Lacken. Ich reagiere seitdem auf diese Gerüche sofort mit sehr starken Schwindel, Kreislaufproblemen. rauschartigen Zuständen, Sehstörungen und schließlich mit Gelenkschmerzen und Brennen im Magenbereich.

Statt Verständnis Verhöhnung

Ich muss bedauerlicherweise sagen, dass mich kein Hausarzt mit meinen Beschwerden ernst nahm. Teilweise wurde mir sogar höhnisch empfohlen, ich solle das Leben genießen, ordentlich essen und mal abends ausgehen.

Ich bemühte mich mehrere Monate lang um die Aufnahme in der Umweltklinik in Neukirchen, die von allen Krankenkassen anerkannt wird. Meine Krankenkasse war sogar bereit, die Behandlung zu übernehmen, außer den Fahrtkosten. Aber zwei Hausärzte hielten eine Einweisung nicht für erforderlich, obwohl sich mein Zustand weiter verschlechterte.

EHC – Dallas – Diagnostik – Therapie

Schließlich halfen mir Verwandte und Bekannte, die mir Geld liehen, so dass ich im weltbekannte Environmental Health Center  – Dallas in Texas eine umfangreiche, intensive Diagnostik und Therapie unter Leitung von Dr. Rea wahrnehmen konnte.

Testraum in der Umweltklinik EHC-Dallas, emaillierte Wände, Luftfilter, Duftstoffverbot, etc. Dort wurde u.a. festgestellt, dass ich gegenüber fast allen Lebensmitteln allergisch bin. Eine starke Allergie besteht auch gegenüber Schimmelpilzen, Hund und Katze, und das in fast allen Parfüms verwendeten Orris Root (Veilchenwurzel). Es wurde festgestellt, dass mein ganzer Körper entzündet ist, besonders die Schleimhäute, Blutgefäße und Muskeln. Die venösen Gaswerte meines Blutes sind zu hoch. Mein Körper ist stark mit Arsen, Blei und Cadmium belastet. Kurz gesagt: Ich habe MCS! Mein Zustand rührt einerseits von Umweltgiften her und wird andererseits durch meine Skoliose sehr begünstigt, die fortlaufend zu Nervenquetschungen führt. 3 Autounfälle haben diesbezüglich noch verschärfend gewirkt. Dadurch ist mein vegetatives Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen worden. Außerdem wurde ein erneuter Befall meines Darmes mit Candida albicans festgestellt. Das festzustellen war dem medizinischen Personal in Deutschland nicht möglich oder sie sollten es nicht feststellen, denn die Weigerung, tiefgründigere Untersuchungen an mir vorzunehmen oder mich in eine Umweltklinik einzuweisen, lassen den starken Verdacht auf ein vorsätzliches Handeln erkennen.

Schlafzimmer für Umweltkranke in einem Apartment Ich wohnte in Dallas in einem schadstofffreien Apartment mit ganz purer Ausstattung. Es lag nicht weit von der Klinik entfernt. Man wird mit einem Shuttle Service in die Klinik gebracht oder kann mit anderen mitfahren. Luftfilter, Duschfilter und Wasserfilter, alles war im Apartment für Umweltpatienten vorhanden um dafür zu sorgen, dass man seine Symptome in der reinen Umgebung abbaut. Das ist auch ein Teil der Therapie und man merkt schnell wie gut einem eine pure Wohnumgebung bekommt.

Zuhause konsequent weiter nach Plan

Gegen eine Reihe von Lebensmittel, auf die ich allergisch reagiere, erhielt ich so genannte Antigene, die ich mir seit dem 21.09.09 vierzehn Tage lang täglich und dann später aller vier Tage spritzen muss. Diese bewirken eine Desensibilisierung. Im Gegensatz zu deutschen Desensibilisierungsmaterial sind diese völlig frei von Konservierungsstoffen. Ihre Haltbarkeit wird durch Einfrieren gewährleistet. Des Weiteren muss ich mir jeden 4. Tag eine Desensibilisierung auf Histamin und Serotonin spritzen, welches ich bei Reaktionen auf Lebensmitteln und Duftstoffen zudem bis 4-mal täglich insgesamt spritzen kann. Dr. Rea hatte durch seine Forschungen festgestellt, dass Menschen mit der Symptomatik, wie sie bei mir vorliegt, ein Histamin aufweisen, was nicht richtig funktioniert. Aus meinem Blut wurden T-Zellen entnommen, die dann gezüchtet und so bearbeitet wurden, dass sie nicht mehr überschießend auf Allergene reagieren. Diese Substanz – ALF genannt – muss ich mir ebenfalls jeden 4.Tag spritzen. Diese ganze fortführende Selbst-Behandlung dauert ein Jahr. Sollten die genannten Spritzen nicht ausreichen, um die Reaktionen zu beseitigen, soll ich zudem Bi-Salze nehmen (es gibt auch noch Tri-Salze, dass in ihm enthaltene Natriumbicarbonat [Sodium] vertrage ich aber nicht).

Zur Entgiftung und Stärkung des Körpers nehme ich eine ziemlich hohe Dosis von Vitamin A (in Form von A-Palmitat und  Betacarotin), Vitamin B-Komplex (welches nicht, wie in Deutschland üblich, auf Schimmelbasis hergestellt sein darf) und Vitamin C (hier vertrage ich jedoch viele Sorten nicht), sowie Calcium, Magnesium, Taurin.

Pure Nahrung und Wasser

Ich darf nur noch gute Biokost nach einem konsequent einzuhaltenden Rotationsplan im viertägigen Rhythmus zu mir nehmen. Die mir zur Verfügung stehenden bzw. vom Ernährungsberater verordneten Nahrungsmittel zwingen mich, drei mal am Tag warme Mahlzeiten zu kochen. Das Trink- und Duschwasser muss gefiltert werden. Durch das Filtern des Duschwassers habe ich kein Hautjucken nach dem Duschen mehr. Ich sollte im EHC-D möglichst täglich eine Sauna aufsuchen, da dadurch der Körper sehr entgiftet. Das soll ich auch zu Hause weiter fortführen. Vor dem Saunabesuch sollte ich anfänglich 25mg Niacin, später dann 50mg einnehmen, weil dadurch die Entgiftung verbessert wird.

Saubere Luft –  Sauerstoff als Therapie

MCS Patientin bei der Sauerstofftherapie in der UmweltklinikDie Wohnungsluft muss ständig durch Luftfilter gereinigt werden. Täglich sollte ich auch eine jeweils zweistündige Sauerstofftherapie wahrnehmen.

Diese Sauerstofftherapie bewirkte wahre Wunder. Sie führte jeweils zu einer völligen Entkrampfung meines Körpers. Ich konnte klarer denken und war nicht mehr so vergesslich. Sofort spürte ich, wie meine Entzündungen im Körper aufhörten. Auch diese Sauerstofftherapie soll ich zu Hause fortführen. Außerdem inhalieren Menschen mit meinem Erkrankungsbild sofort Sauerstoff, sobald sie Unverträglichkeitsreaktionen durch Gerüche und Lebensmittel wahrnehmen, sowie, wenn die Entgiftungsreaktionen stark sind.

Resümee

Zusammenfassend kann ich sagen, dass im EHC-D sich mein Gesundheitszustand wesentlich verbessert hat. Aber ich stehe erst am Anfang des Weges, der konsequent weitergeführt werden muss. Leider wird man dabei in Deutschland nicht unterstützt. So muss ich derzeit stark darum kämpfen, dass ich die Sauerstofftherapie weiter durchführen kann. Jeder Tag, auf den ich mit dieser Therapie länger warten muss, wirkt sich auf meine Genesung kontraproduktiv aus. Das spüre ich bereits jetzt, indem die Entzündungen wieder zunehmen.

Autor: Manuela für CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. Oktober 2009

Babyschnuller sind Bisphenol-A-belastet. Hormonell wirksame Chemikalien in Kinderartikeln gehören verboten

Viele Baby Schnuller mit Chemikalien belastet

Viele Babyschnuller sind mit hormonell wirksamen Chemikalien belastet. In allen zehn durch ein Testlabor im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) untersuchten Schnullern wurde Bisphenol A gefunden. Diese Substanz steht im Verdacht, Unfruchtbarkeit, Schädigungen der Gehirnentwicklung und Brustkrebs hervorzurufen. „Säuglinge und Kleinkinder reagieren besonders emp­findlich auf hormonartige Schadstoffe wie Bisphenol A“, sagte Professor Ibrahim Chahoud, Toxikologe an der Berliner Universitätsklinik Charité. „Hormone spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Organen. Ist der Körper künstlichen hormonähnlichen Stoffen ausgesetzt, können diese das empfindliche Gleichgewicht der natürlichen Hormone stören.“

Die höchsten Konzentrationen an Bisphenol A wurden in den Kunststoffschildchen gefunden, die den eigentlichen Schnullersauger halten. Die Kunststoffschildchen bestanden mit einer Ausnahme aus Polycarbonat, bei dessen Herstellung Bisphenol A eingesetzt wird. In den Schildchen aus Polycarbonat zeigten sich in den Untersuchungen Konzentrationen zwischen 200 und fast 2300 Milligramm pro Kilogramm.

Auch in den Saugteilen der Latex-Schnuller von Baby-smile, Dentistar, Babylove und NUK, sowie bei einem der sechs untersuchten Silikon-Schnuller (von AVENT) lagen die Analysewerte zwischen 80 und 400 Milligramm pro Kilogramm. Eine mögliche Erklärung wäre, dass Bisphenol A aus den Hartkunststoff-Schildchen in den weichen Saugteil diffundiert. Dafür spricht die hohe Mobilität von Bisphenol A sowie die Tatsache, dass in fast allen Schnullern mit hohen Konzentrationen der Chemikalie in den Saugern noch höhere Konzentrationen in den Kunststoffschildchen gefunden wurden. Angesichts der hohen Mengen lässt sich auch nicht ausschließen, dass Bisphenol A bereits den Ausgangsmaterialien beigemengt wurde. So fanden sich in den meisten Silikonfabrikaten im Vergleich zu den Latexfabrikaten geringere Mengen der Chemikalie. Die deshalb durchgeführten Vergleichsuntersuchungen des stark belasteten Silikon-Saugers der Marke AVENT deuten darauf hin, dass hier Bisphenol A bereits im Ausgangsmaterial vorhanden war. Die hohen Werte bestätigten sich in zwei Fällen, in einer dritten Probe aus einer anderen Charge wurde kein Bisphenol A nachgewiesen.

Die Hersteller wurden vom BUND noch vor Vorliegen der Einzelergebnisse in schriftlicher Form befragt, ob und in welcher Weise Bisphenol A im Produktionsprozess eingesetzt wird und wie gewährleistet wird, dass keine hormonell wirksamen Chemikalien in ihren Schnullern vorhanden sind. Mehrere Hersteller gaben an, ausschließen zu können, dass Bisphenol A im Saugteil ihrer Schnuller vorhanden ist, obwohl die BUND-Untersuchungen dies nun in Frage stellen. Einige Hersteller räumten jedoch ein, dass die Kunststoffschildchen aus Polycarbonat bestehen und daher Bisphenol A enthalten.

Patricia Cameron, BUND-Chemieexpertin: „Wir sind schockiert, dass ausgerechnet Babyschnuller mit Bisphenol A belastet sind. Die Hersteller müssen nun klären, wie die Chemikalie in die Sauger und in die Schnuller gelangen konnte.“

Der BUND forderte die Schnullerhersteller auf, bei der Produktion der Kunststoffschilde auf Polycarbonat zu verzichten. „Es ist bekannt, dass Kinder gern alles in den Mund nehmen, das gilt auch für den ganzen Schnuller. Außerdem steht das Kunststoffschildchen beim Saugen in ständiger Berührung mit den Lippen des Kindes. In diesem sensiblen Anwendungsbereich haben hormonell wirksame Schadstoffe nichts verloren. Wir erwarten von den Firmen, dass sie ihre Produktion umstellen und künftig auf Bisphenol A verzichten“, sagte Cameron. Der BUND forderte von den Herstellern außerdem aufzuklären, wie Bisphenol A in die Sauger gelangen konnte sowie Maßnahmen, die sicherstellen, dass die Sauger zukünftig frei von Bisphenol A sind.

Handeln müssten auch die Behörden. Nicht nur für Schnuller und Babyflaschen, sondern für alle Kleinkinderartikel und für Produkte, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, forderte der BUND ein Verbot von Bisphenol A und anderer hormonartig wirksamer Chemikalien.

Die BUND-Hintergrundmaterialien mit allen Testergebnissen finden Sie im Internet unter: www.bund.net/bisphenol-a

BUND Pressemitteilung vom 1. Oktober 2009

Fotos der untersuchten Babyschnuller: BUND

Weiterer interessanter Artikel zum Thema:

US Hersteller nehmen toxische Babyflaschen vom Markt – Verkauf nach Europa geht weiter

Der Krankheitsbegriff MCS und das darin störende C für Chemikalien

Das C im Krankheitsbegriff MCS stresst so manchen

Wissenschaftliche Studien beweisen, dass MCS durch folgende Chemikalien ausgelöst wird:

Organophosphate (OP) und Carbamate, Lösemittel (VOC), Pyrethroide, Chlodane, Lindan, Dieldrin, Aldrin, Kohlenmonoxid, Schwefelwasserstoff und Quecksilber. Pall zitiert in seinem Buch von 2007 vierundzwanzig solcher Studien und Claudia Miller zitiert weitere zwölf Studien. Im neuen Pall-Paper von 2009 werden sogar noch weitere Studien aufgeführt.

UBA: in einer nano-Sendung zu MCS sagt ein Vertreter des UBA, das „C“ habe sich „nicht erwiesen“. Diese Aussage ist nicht kommentierbar. Allerdings muss doch gefragt werden, wie weit man sich international noch blamieren will.

MCS und die Biochemie

Die, die immer schon alles im Voraus wissen, haben eingewandt, dass so viele so unterschiedliche Substanzen mit so unterschiedlichen Wirkweisen nicht das gleiche Krankheitsbild erzeugen könnten. Dies sei unplausibel.

Pall hat jedoch genau das biochemisch nachgewiesen: alle diese Substanzen erzeugen – eigentlich als Nebenwirkung – eine Aktivierung des NMDA-Rezeptors und zwar auf verschiedenen Wegen. Dieser ist nun in der Lage, die NO-Produktion zu erhöhen. Das führt im Weiteren zur Erhöhung der Peroxinitrite (ONOO-). Ab einer bestimmten Schwelle entwickelt sich dies zum Selbstläufer. Es entwickelt sich der NO/ONOO-Zyklus, der nicht zurückgeht.

Chronifizierung erfolgt zwangsläufig

Das ist die Erklärung für die Chronifizierung aller Multisystemerkrankungen (CFS, FM, …). Die Spezialität von MCS ist der Einstieg über den NMDA-Rezeptor. Von dort aus die Symptome zu erklären, ist vergleichsweise leicht:

der NO/ONOO-Zyklus setzt systemische Entzündungsprozesse in Gang. Sie nehmen den Zellen die Energie (Mitochondriopathie). Diese reagieren dann auch auf den geringsten Stress.

MCS ist wissenschaftlich nachvollziehbar

MCS und die anderen MSE-Erkankungen müssen demzufolge auch wissenschaftlich als ausreichend aufgeklärt gelten. Darüber wissen wir mehr, als über M. Parkinson, M. Alzheimer oder MS.

Diejenigen, die immer wieder betonen, sie hätten keine wissenschaftlich erhärteten Ergebnisse in Sachen MCS gefunden, darf man ruhig glauben. Wer im dunklen Keller mit verbundenen Augen Kohlen sortiert, wird nie seine Liebe zur Astronomie entdecken. Diese Leute wird es immer geben. Es ist eher zu fragen, was von einer Nation zu halten ist, in der systematisches Dummstellen zu Ruhm und Ehren führt, ja dieses sogar als wissenschaftliche Forschung honoriert wird.

Thema im nächsten Blog: MCS und Gene

Autor: Dr. Tino Merz, CSN- Chemical Sensitivity Network, 28. September 2009

Weiterführende Informationen: