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WIDERLEGT Lüge Nummer 2: MCS ist selten

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Wer hat MCS? Das sind zu viele!

Chemikalien-Sensitivität (MCS) wird von bestimmten Interessenvertretern nach außen immer wieder als selten auftretende, ja geradezu exotische Krankheit dargestellt, und dass, obwohl sie weltweit mit steigender Tendenz auftritt. Das Negieren geschieht in erster Linie, um die Brisanz, die mit der Krankheit verbunden ist, zu untergraben, Ansprüche abzuwehren und den Handlungszwang gegenüber den Erkrankten zu eliminieren, die oftmals krankheitsbedingt in unfreiwilliger Zwangsisolation leben müssen. Dass Chemikalien-Sensitivität de facto keine selten auftretende Erkrankung ist, beweisen epidemiologische Studien und Erhebungen aus verschiedenen Ländern seit Jahrzehnten.

Chemikalien- Sensitivität ist in der Allgemeinbevölkerung häufig

Wissenschaftler in den USA gehen davon aus, dass bereits zwischen 15 – 30 % der Allgemeinbevölkerung, darunter versteht man Personen, die nicht am Arbeitsplatz geschädigt wurden, (1,2,3,4,5,6,7) leicht bis mittelschwer und 4 – 6 % schwer (8) auf Alltagschemikalien, wie z.B. Parfum, Zigarettenrauch, frische Wandfarbe, Duftstoffe, Zeitungsausdünstungen, Autoabgase, etc. mit vielfältigen Symptomen reagieren.

Personen, die in bestimmten Arbeitsbereichen tätig sind, sind zusätzlich prädisponiert, Chemikalien-Sensitivität zu entwickeln (9,10). Maschewsky nennt als Primärrisikoberufe Maler, Drucker, Automechaniker, Chemiearbeiter und Metallberufe.

In Schweden wurde 2005 durch das Ministerium für Arbeits- und Umweltmedizin in Lund festgestellt, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung auf Umweltchemikalien reagiert. (12)

Dass die in Deutschland von Prof. Dr. Thomas Zilker/TU München ansässige Umweltambulanz bei ihrer Erhebung anhand 2032 Erwachsenen lediglich 9% „selbstberichtete“ Chemikalien-Sensitivität und 0,5% ärztlich diagnostizierte MCS feststellen (14), lässt in Anbetracht der in den anderen Ländern ermittelten Zahlen die Frage nach der verwendeten MCS Falldefinition und dem anwendeten Studiendesign laut werden. Insbesondere in Anbetracht dessen, dass Deutschland das europäische Land mit den meisten in MCS Selbsthilfegruppen organisierten Chemikaliensensiblen ist.

Auswahl einiger internationaler Studien zur Epidemiologie von Chemikalien-Sensitivität

Autor Art der Untersuchung Ergebnis
1981, NationalAcademy of Sciences (NAS) Bericht 15% der US Bevölkerung leidet unter Chemikaliensensibilität
1987, Mooser SB.The Epidemiology of Multiple Chemical Sensitivities (MCS). Occup Med 2:663-681. Bericht 2 – 10% der US Bevölkerung reagiert hypersensibel auf Chemikalien
1993, Bell IR, Schwartz GE, Peterson JM, Amend D. Self-reported illness from chemical odors in young adults without clinical syndromes or occupational exposures. Arch Environ Health 48:6-13. Wissenschaftliche Studie mit 643 jungen College Studenten in Arizona 15% der Studenten berichteten, sich mittel bis schwerkrank nach Exposition gegenüber einer Auswahl von mindestens 4 von 5 Alltagschemikalien zu fühlen (u. a. Autoabgase, frische Farbe, Parfüm, Pestizide und neuer Teppichboden) 22% der College Studenten fühlten sich mittel bis schwer krank nach mindestens 3 von 5 Alltagschemikalien
1993, Bell IR, Schwartz GE, Peterson JM, Amend D, Stini WA; Possible time-dependent sensitization to xenobiotics: self-reported illness from chemical odors, foods, and opiate drugs in an older adult population. Arch Environ Health 48:315-27. Wissenschaftliche Studie mit 263 älteren Rentnern in Arizona 17% der Teilnehmer einer Langzeitstudie über Osteoporose berichteten, mittel bis schwer krank nach Exposition von mindestens 5 Alltagschemikalien zu sein.
1994, Bell IR, Schwartz GE, Peterson JM, Amend D, Stini WA; Sensitization to early life stress and response to chemical odors in older adults. Biol Psychiatry 35:857-63. Wissenschaftliche Studie mit 192 älteren Rentnern in Arizona 37% gaben im Verlauf der Studie an, besonders sensibel auf bestimmte Chemikalien zu reagieren.
1993, Wallace LA, Nelson CJ, Highsmith R, and Dunteman G., Association of personal and workplace characteristics with health, comfort and odor: a survey of 3948 office workers in three buildings. Indoor Air 3:193-205.1995, Perception of indoor air quality among government employees inWashington, DC. Technology: Journal of the Franklin Institute, 332A:183-198(Anmerkung: Die Wissenschaftler waren Mitarbeiter der EPA, Studie wurde vor der Präsentation und Veröffentlichung durch die EPA geprüft) Wissenschaftliche Studie der EPA mit 3948 EPA Mitarbeitern in Washington D.C. und Virginia 32% der Mitarbeiter der EPA Hauptverwaltung (Amerikanische Umweltschutzbehörde) Waterview Mall sagten, dass sie nach der Verklebung eines neuen Teppichbodens begannen besonders sensibel auf Alltagschemikalien zu reagieren. Zwei weitere EPA Gebäude in Crystal und Fairchild wurden als Kontrollgruppe genommen. 32% und 29% der dort angestellten EPA Mitarbeiter reagierten besonders sensibel auf Alltagschemikalien. 33% einer zusätzlichen Kontrollgruppe von 3000 Mitarbeitern der Kongress Bibliothek sagten ebenfalls, dass sie besonders sensibel auf Alltagschemikalien reagieren.
1995, Kipen HM, Hallman W, Kelly-McNeil K, Fiedler N. Measuring Chemical Sensitivity Prevalence: a questionnaire for population studies. Am J Public Health 85:575-577. Wissenschaftliche Studie mit 705 Patienten einer arbeitsmedizinischen Klinik in New Jersey 54% der Patienten der arbeitsmedizinischen Klinik mit Asthma hatten MCS. 69% der MCS Patienten berichteten über Reaktionen auf 23 und mehr Substanzen. 20% der Gesamtpatientenzahl hatten MCS
1996, Meggs WJ, Dunn KA, Bloch RM, Goodman PE, Davidoff AL. Prevalence and nature of allergy and chemical sensitivity in a general population. Arch Environ Health 51:275-282. Wissenschaftliche Studie mittels Fragebogen und Telefonbefragung von 1027 Bewohnern des ländlichen Bereichs von North Carolina 33% der Bewohner von North Carolina reagierten auf chemische Alltagschemikalien (Parfüm, Pestizide, frische Farbe, Autoabgase, Zeitungsdruck, etc.)
1996, Bell, Miller, Schwartz, Peterson, Amend – Neuropsychiatric and somatic characteristics of young adults with and without self-reported chemical odor intolerance and chemical sensitivity. Arch Envirn Health. Wissenschaftliche Studie über 809 junge Erwachsene in Arizona mit und ohne selbst berichtete Intoleranz gegenüber chemischen Gerüchen oder Chemikaliensensibilität 28% waren besonders sensibel gegenüber Chemikalien
1997, Bell IR, Walsh ME, Gersmeyer A, Schwartz GE, Kano P. Cognitive dysfunctions and disabilities in geriatric veterans with self-reported intolerance to environmental chemicals. J Chronic Fatigue Syndr 2:5-42. Wissenschaftliche Studie mit 160 älteren Rentnern in Arizona 37% der älteren Rentner berichteten über Hypersensibilität gegenüber Chemikalien.
1999, Kreutzer R, Neutra RR, Lashuay N. Prevalence of people reporting sensitivities to chemicals in a population-based survey. Am J Epidemiol 150:1-12. Staatliche wissenschaftliche Studie (CDHS) mit 4000 Teilnehmern in Kalifornien – California Department of Health Services. Die Studie bestätigte den Bericht des NAS 1981 15,9% berichteten über eine ungewöhnliche Sensibilität gegenüber Alltagschemikalien. Die Studie fand eine heterogene Verteilung von MCS in der Bevölkerung unabhängig von Rasse, Geschlecht und Bildungsstand.
6,3% hatten ärztlich diagnostizierte MCS.
2003, Stanley M. Caress, Anne C. Steinemann, A Review of a Two-Phase Population Study of Multiple Chemical Sensitivities, State University of West Georgia, Carollton, Georgia, USA; Georgia Institute of Technology, Atlanta, Georgia, USA. Environmental Health Perspectives. Bevölkerungsbasierte wissenschaftliche Prävalenz- Studie mit 1582 Personen in Georgia 12,6% haben eine Hypersensibilität gegenüber Alltagschemikalien. 3,1% der Personen hatten eine umweltmedizinische Diagnose oder MCS. Nur 1,4% davon hatte eine Vorgeschichte mit emotionalen Problemen.

Verstärkt auch Kinder chemikaliensensibel

Chemikalien-Sensitivität bei Kindern und Jugendlichen ist ein trauriges Kapitel, das bisher kaum Erwähnung findet in der Öffentlichkeit. Doch sie existieren, die Kinder und Jugendlichen, die auf Alltagschemikalien wie Parfum, Lacke, Zeitungen, Abgase, etc. mit zum Teil schweren körperlichen Symptomen reagieren. Schwedische Wissenschaftler fanden in einer aktuellen Studie heraus, dass Chemikalien-Sensitivität bei Jugendlichen mit 15,6% fast genauso häufig wie bei Erwachsenen auftritt. Die Folgen sind weitreichend, denn in Schulen und beim Start ins Berufsleben wird kaum Rücksicht auf sie genommen. Zusätzlich sind Kinder und Jugendliche durch ihre Krankheit zwangsläufig sozial ausgegrenzt (13)

Todschweigen ist folgenreich und kostet ein Vermögen

Menschen mit Chemikalien-Sensitivität zu negieren ist eine zwecklose Vogel-Strauss-Strategie, die erhebliche, nicht abschätzbare Folgen nach sich zieht, wie eine großangelegte Studie der US Wissenschaftler Stanley A. Caress und Anne C. Steinemann verdeutlicht. Deren epidemiologische Studie, die im September 2003 in der Zeitschrift Environmental Health Perspectives erschien, belegt, dass 12,6% der Gesamtbevölkerung in den USA unter Chemikalien-Sensitivität (MCS) leiden. Von dieser Bevölkerungsgruppe mit Hypersensitivität auf Chemikalien haben, laut Caress und Steinemann, 13,5% (oder 1,8% des gesamten Kollektivs) wegen der Erkrankung ihren Job verloren.

Umgerechnet auf die US Gesamtbevölkerung leiden demnach rund 36,5 Millionen Amerikaner an MCS und mehr als 5,2 Millionen, das sind etwa 1,8% der Gesamtbevölkerung, können infolgedessen ihren Arbeitsplatz aufgrund ihrer Chemikalien-Sensitivität verlieren (11).

Fazit: Chemikalien- Sensitivität ist also, wenn man die bisherigen epidemiologischen Studien genau betrachtet, keine seltene Erkrankung. Die Konsequenzen, wenn man Chemikalien-Sensitivität ignoriert, sind äußerst folgenreich und stellen, ganz abgesehen vom ethisch-moralischen Aspekt her, keine angemessene Strategie im Umgang mit dieser Bevölkerungsgruppe dar.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2008

Literatur:

  1. Wallace, Nelson, Kollander, Leaderer, Bascom, Dunteman – Indoor air quality and work environment study. Multivariate statistical analysis of health, comfort and odor perceptions as related to personal and workplace characteristics. US Environmental Protection Agency vol. 4, EPA Headquaters Buildings. Atmospheric Research and Exposure Assessment Laboratory. 1991
  2. Bell, Miller, Schwartz, Peterson, Amend – Neuropsychiatric and somatic characteristics of young adults with and without self-reported chemical odor intolerance and chemical sensitivity. Arch Envirn Health. 1996
  3. Meggs, Dunn, Bloch, Goodman, Davidoff – Prevalence and nature of allergy and chemical sensitivity in a general population. Arch Environ Health 1996
  4. Bell, Schwartz, Amend, Peterson, Stini – Sensitization to early life stress and response to chemical odors in older adults. Biol. Psychiatry. 1994
  5. Bell, Walsh, Goss, Gersmeyer, Schwartz, Kanof – Cognitive dysfunction and disability in geriatric veterans with self-reported sensitivity to environmental chemicals. J.Chronic Fatigue Syndrome. 1997
  6. Bell, Schwartz, Peterson, Amend – Self-reported illness from chemical odors in young adults without clinical syndromes or occupational exposures. Arch Environ Health. 1993
  7. Bell, Schwartz, Peterson, Amend, Stini – Possible time-dependent sensitization to xenobiotics: self – reported illness from chemical odors, foods and opiate drugs in an older adult population. Arch Environ. Health. 1993
  8. Kreutzer, Health Investigations branch, Department of Health Services, State of California. 1997
  9. Morrow, Ryan, Hodgson, Robin – Alternations in cognitive and psychological functioning after organic solvent exposure. J Occup Med. 1990
  10. Maschewsky – MCS und Porphyrinopathien. Zeitung für Umweltmedizin 1996
  11. Stanley M. Caress, Anne C. Steinemann, A Review of a Two-Phase Population Study of Multiple Chemical Sensitivities, State University of West Georgia, Carollton, Georgia, USA; Georgia Institute of Technology, Atalanta, Georgia, USA. Environmental Health Perspectives, Sept. 2003
  12. Carlsson F, Karlson B, Orbaek P, Osterberg K, Ostergren PO., Prevalence of annoyance attributed to electrical equipment and smells in a Swedish population, and relationship with subjective health and daily functioning.Public Health. 2005 Jul;119(7):568-77.
  13. Andersson L, Johansson A, Millqvist E, Nordin S, Bende M., Prevalence and risk factors for chemical sensitivity and sensory hyper reactivity in teenagers, Int J Hyg Environ Health. 2008 Apr 8
  14. Hausteiner C, Bornschein S, Hansen J, Zilker T, Forstl H.,Self-reported chemical sensitivity in Germany: a population-based survey, Int J Hyg Environ Health. 2005; 208(4):271-8.
  15. Katie Rook, 1.2 million Canadians suffer from unexplained illnesses, CanWest News Service; National Post, January 13, 2007
  16. Danish Environmental Protection Agency, Environmental Project no. 988, 2005, Multiple Chemical Sensitivity, MCS,2002

Die 10 größten Lügen über Chemikalien-Sensitivität (MCS)

  • WIDERLEGT Lüge Nummer 1: Chemikalien-Sensitivität (MCS) existiert nicht
  • WIDERLEGT Lüge Nummer 2: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist selten
  • Lüge Nummer 3: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist eine neue Krankheit
  • Lüge Nummer 4: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist nicht anerkannt
  • Lüge Nummer 5: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist nicht erforscht
  • Lüge Nummer 6: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist psychisch bedingt
  • Lüge Nummer 7: Chemikalien-Sensitivität (MCS) hat unbekannte Ursachen
  • Lüge Nummer 8: Chemikalien-Sensitivität (MCS) kommt nicht durch Chemie
  • Lüge Nummer 9: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist keine Behinderung
  • Lüge Nummer 10: MCS Erkrankte haben keine nachweisbaren pathologischen Befunde

Alle der „10 größten Lügen über Chemikalien-Sensitivität“ sind längst widerlegt.

Die 10 größten Lügen über MCS

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Notorische Lüge: „MCS ist eine neue, nicht anerkannte, von den Medien hochgespielte seltene und psychisch bedingte Krankheit.“

  • Lüge Nummer 1: Chemikalien-Sensitivität (MCS) existiert nicht
  • Lüge Nummer 2: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist selten
  • Lüge Nummer 3: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist eine neue Krankheit
  • Lüge Nummer 4: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist nicht anerkannt
  • Lüge Nummer 5: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist nicht erforscht
  • Lüge Nummer 6: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist psychisch bedingt
  • Lüge Nummer 7: Chemikalien-Sensitivität (MCS) hat unbekannte Ursachen
  • Lüge Nummer 8: Chemikalien-Sensitivität (MCS) kommt nicht durch Chemie
  • Lüge Nummer 9: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist keine Behinderung
  • Lüge Nummer 10: MCS Erkrankte haben keine pathologischen Befunde

Die Realität sieht anders aus, denn die 10 größten Lügen über Chemikalien-Sensitivität sind längst widerlegt.

Weichspüler kann den Atem rauben

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Weichspüler verschmutzen nachgewiesenermaßen unsere Gewässer, doch was nur Wenige wissen, der unnötige Waschzusatz kann auch die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Im Mäuseversuch wurde durch ein US Forschungslabor bestätigt, dass viele Menschen sich zu Recht über Gesundheitsbeschwerden durch Weichspülergeruch beschweren, denn auch die Versuchstiere reagierten erheblich auf die Ausdünstungen von handelsüblichen Weichspülern, und Mäuse lügen bekanntermaßen nicht.

Gesundheitsbeschwerden durch Weichspüler

Weichspüler sind trotz dass sie problematische Substanzen für unsere Umwelt darstellen immer noch in vielen Haushalten im ständigen Gebrauch. Wäsche, die einmal damit gewaschen wurde, „duftet“ über lange Zeit oder präziser gesagt: Sie dünstet gesundheitsschädliche Chemikalien aus. Allergiker, Asthmatiker und insbesondere chemikaliensensible Personen beklagen sich immer wieder, dass bei ihnen Weichspülergeruch erhebliche Gesundheitsbeschwerden auslöst. In Einzelfällen kann dies soweit führen, dass eine betroffene Person aus einem Haus ausziehen muss, weil der Nachbar ständig mit Weichspüler gewaschene Wäsche im Garten oder auf dem Balkon aufhängt und dadurch die gesundheitlichen Beschwerden im Lauf der Zeit unerträglich werden.

Menschen kann man als Simulanten hinstellen, Mäuse nicht

„Das kann doch überhaupt nicht sein, auf Weichspüler kann man gar nicht reagieren, was für ein Spinner“, so oder ähnlich klingt oft die Rede eines uneinsichtigen Weichspüleranwenders, den ein Nachbar verzweifelt um Rücksicht bittet. Dass es sehr wohl sein kann, dass eine Person auf Weichspülerausdünstungen reagiert, liegt auf der Hand, denn herkömmlicher Weichspüler enthält eine erhebliche Anzahl von Chemikalien. Ein Labor in Vermont konnte die Auswirkungen im Tierversuch eindeutig nachvollziehen, so dass nun auch der letzte Zweifel erlöschen muss. In einer kontrollierten Studie untersuchte Anderson Laboratories, ein Speziallabor für Schadstoffanalytik, ob es eine biologische Ursache für die akuten nachhaltigen Beschwerden von bestimmten Personen, beispielsweise Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) oder mit Asthma, auf Weichspüler gibt. Dafür wurden verschiedene Tests mit Mäusen durchgeführt, bei denen die Tiere den Emissionen von 5 verschiedenen handelsüblichen Weichspülern für 90 Minuten unter verschiedenen Testbedingungen ausgesetzt wurden. Der Testverlauf wurde per Video dokumentiert.

Präziser Untersuchungsablauf

Sensoren zur Feststellung der Lungenfunktion und eine computergestützte Version der ASTM Testmethode E-981 wurden vom Anderson Team verwendet, um die akuten Veränderungen in verschiedenen Atmungszyklen bei den Versuchstieren festzustellen. Ganz spezielles Augenmerk wurde hierbei auf die Atempause nach dem Einatmen und die Pause nach dem Ausatmen, als auch auf den Luftfluss in der Mitte der Ausatmungsgeschwindigkeit gelegt. Die Wissenschaftler untersuchten die stattfindenden Veränderungen bei fünf verschiedenen Weichspülern und achteten dabei insbesondere auf sensorische Irritationen (SI), pulmonale Irritationen (PI) und die Einschränkungen im Luftfluss (AFL) in Bezug auf eine sich verändernde Intensität.

Auch Mäuse reagieren auf die Chemikalien in Weichspüler

Am Höhepunkt des jeweils eintretenden Effektes auf Weichspülergeruch bei den Versuchstieren erstreckten sich die sensorischen Irritationen auf 21 bis 58% der Atemzüge. Nach drei Expositionen wurde eine krankhafte Veränderung in Form einer leichten Entzündung in den Lungen der Mäuse festgestellt. Analysen aus den Emissionen eines Weichspülertuchs wurden mittels gaschromatographischer Massenspektrometrie durchgeführt. Die Wissenschaftler identifizierten verschiedene bekannte irritative Substanzen, dazu zählten die aromatischen Kohlenwasserstoffe Isopropylbenzol, Styrol und Trimethylbenzol, sowie Phenol und das Monoterpen Thymol.

Langanhaltender gesundheitsschädlicher Effekt

Wäsche, die bereits mit einem der Weichspülertücher getrocknet wurde, emittierte Chemikalien, die ausreichten, um während des Höhepunktes des Effekts, eine sensorische Irritation bei 49% der Atemzüge auszulösen. Das Auslegen eines Weichspülertuches über Nacht in einem kleinen Raum, was dem Trocknen in einem Bad oder einer kleinen Küche gleichkommt, führte zu einer Atmosphäre, die eine deutliche sensorische Irritation bei 61% der Atemzüge auslöste.

Ohne Weichspüler waschen ist gesünder

Die Ergebnisse der Wissenschaftler von Anderson Laboratories, demonstrieren ganz unverkennbar, dass einige handelsübliche Weichspüler Chemikalien freisetzen, die dazu in der Lage sind, erhebliche Atemwegsbeschwerden auszulösen. Sie verursachten sensorische und pulmonale Irritation, sowie einen reduzierten Luftfluss in der Mitte der Ausatmungsphase bei normalen Mäusen. Diese Forschungsergebnisse bieten klare toxikologische Grundlage für eine Erklärung, warum einige Menschen schwere gesundheitliche Reaktionen auf Weichspülerausdünstungen erleiden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2008

Literatur:

Anderson RC, Anderson JH., Respiratory toxicity of fabric softener emissions, J. Toxicol Environ Health A. 2000 May 26;60(2):121-36.

Krank durch Chemikalien – Der Brief zu Pfingsten

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Manfred B. war Landvermesser, ein Beruf an der frischen Luft, der dafür sorgt, dass man kernig und abgehärtet durch Wind und Wetter ist. Eigentlich müsste Manfred B. mit 70 Jahren nun seinen Ruhestand genießen dürfen, doch es kam alles anders. Während seiner Arbeit musste er ein Benzinaggregat im Dienstwagen mit sich führen. Benzin enthält viele hochgiftige Chemikalien, auch solche, die dafür bekannt sind, dass sie Krebserkrankungen auslösen.

Manfred B.

Alter: 75

Beruf: Landvermesser

1998 fing meine Krankheit an. Ich war Landvermesser und hatte in meinem Dienstwagen ein Benzinaggregat, was eigentlich im Fahrgastraum nicht transportiert werden durfte, weil der Benzingeruch wohl nicht gesund ist. Ich bekam immer Halsschmerzen und konnte kaum noch schlucken, sodass ich von meinem Hausarzt ein Attest bekam, dass ich dieses Benzinaggregat im Auto nicht transportieren dürfe, da ich darauf allergisch reagierte. Nachdem das Aggregat trotzdem nicht abgeschafft wurde, wurde ich krankgeschrieben. Seit dieser Zeit bin ich plötzlich auf vielfältige chemische Gerüche überempfindlich und reagiere mit Schwindel, Brechreiz, Brustschmerzen und Atemnot – zudem habe ich nur 3/5tel Lunge und bin dadurch besonders empfindlich. Heute bekomme ich Brust- und Kopfschmerzen mit Schwindel bei den geringsten Gerüchen, bin geschieden und wohne nur noch alleine.

Ich bin nun Rentner und habe mit 58 Jahren meinen Dienst gekündigt und bin vorzeitig im Vorruhestand gewechselt.

Meine Familie musste ich aufgegeben und habe meine zwei Kinder dadurch auch noch verloren. Ich muss Unterhalt zahlen, sodass ich mir keine wichtigen Medikamente oder dringend notwendige Nahrungsergänzungsmittel erlauben kann und bin mit ca. 7.000 Euro verschuldet.

Fehldiagnosen gab es bei mir nicht, weil es für meine Ärzte keine MCS gibt, und die Ärzte, die MCS diagnostisieren können, kann ich nicht bezahlen. Man untersuchte mich, fand nichts, guckte mich komisch an und schickte mich wieder nach Hause. Ich habe schon oft nachgedacht, meinem Leben ein Ende zu machen – 1973 hatte ich einen Lungentumor der mir 2/5tel Lunge kostete – jetzt muss ich wieder ins Krankenhaus nach Essen- Heidhausen in die Ruhrlandklinik, um einen weiteren Tumor an der Lunge entfernen zu lassen. Ich habe vor dem Zweibettzimmer jetzt schon Angst, weil ich nicht weiß, ob mein Bettnachbar Rasierwasser oder sonstige kosmetischen Artikel benutzt und ob sein Besuch parfümiert ist.

Ich war in dem Krankenhaus zu einem Vorgespräch, um die Narkose zu besprechen. Ich wollte gerne die Narkose mit Xenon haben, aber es geht dort nicht – man hat mich nur ausgelacht und gesagt – ich sollen mir keine Sorgen machen, ich würde auch mit der anderen Narkose wieder wach – aber ob ich Nachwirkungen habe, weiß ich erst später. Vielleicht hänge ich dann ganz daneben.

Brief an CSN von Manfred B. zu Pfingsten 2008:

Hallo Silvia,

kann nur wenig schreiben, muss mich wieder hinlegen – bin zu schwach – musste mir vor ca. 5-6 Wochen in obige Klinik einen Lungentumor entfernen lassen. Du kennst ja wie normale Krankenhäuser eingerichtet sind – Furnierholz – Gardinen – desinfiziertes Putzwasser – kann man als MCS Kranker nichts gegen machen – auch das mehrmals tägliche Ansprühen mit Desinfektionsmittel bei Spritzengeben – hat mich so zugedeckt , dass ich anstatt wie andere nach einem Tag Intensivstation, erst am 11.Tag auf ein Zimmer kam – zwischendurch hatte ich, wohl durch die Ansprüherei mit Desinfektionsmittel, eine Herzattacke, was den Aufenthalt auf der Intensivstation noch verlängerte. Ich habe jeden Abend gebetet, morgens nicht mehr aufzuwachen. Ich hoffe, dass so etwas niemand von Euch mitmachen muss – übrigens, ich bin ein lebenslanger Nichtraucher.

So es wird wieder schwummerig und als Alleinstehender muss ich vorsichtig sein und mich schnell wieder legen.

Den Brief kannst Du auch veröffentlichen, wenn es wichtig genug erscheint.

Liebe Grüße an alle,

Manfred Bröcker

Interview: MCS aus heiterem Himmel

WERNER SALLMAIER, FILMAUTOR DER ALPENKLINIK, IM GESPÄCH MIT SILVIA K. MÜLLER, CHEMICAL SENSITIVITY NETWORK.

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Am 4.April 2008 sahen die Fernsehzuschauer der beliebten ARD Serie Alpenklinik, was passiert, wenn eine Rose zur Ohnmacht führt:

„Kurz vor der Hochzeit bricht Miriam scheinbar ohne Grund ohnmächtig zusammen. Sie zeigt lebensgefährliche Vergiftungssymptome und ringt mit dem Tod. Daniel befindet sich am Rande der Verzweiflung, denn er kann ihr nicht helfen…“ Nach erneutem Zusammenbruch durch Pestizid behandelte Rosen, die ihr diesmal der Bürgermeister persönlich in die Klinik bringt, ist die Diagnose klar: Manchmal kommt eine MCS Erkrankung „Aus heiterem Himmel.“

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SILVIA K. MÜLLER: Herr Sallmaier, Chemikaliensensible in Deutschland haben sich unglaublich über Ihren Film gefreut, sie fühlten sich besser verstanden als beim Arzt. Der Film hat für viele MCS Kranke und ihre Angehörigen eine große Bedeutung, und er hat diese Menschen in ihrer Verzweifelung sehr aufgebaut, weil in der Alpenklinik so sachlich über die Krankheit und mögliche Ursache gesprochen wurde.

WERNER SALLMAIER: Das Interesse MCS- Betroffener war eine Überraschung. Das hätte ich nicht erwartet. Mich freuen die Reaktionen ganz besonders. Es kommt sehr selten vor, dass mit einem Unterhaltungsformat“ und das ist die „Alpenklinik“ ein ernstes Thema doch so nachhaltig von einem breiten Publikum erlebt wird.

Wenn gerade Betroffene so positiv reagieren, dann tut das dem Autor gut. Es zeigt ihm: Du hast deinen Job gut gemacht. Gut und sorgfältig recherchiert. Eine Umsetzung gefunden, die ein heikles Thema glaubwürdig darstellt.Ich muss dazu sagen, dass ich in keiner Weise medizinisch „vorbelastet“ bin. Ich versuche nur, meine Arbeit ernst zu nehmen. Das heißt, sich mit Figuren und den Situationen, in die man sie als Autor schickt, sehr intensiv auseinanderzusetzen.

Natürlich hat sich jeder der MCS Kranken gefragt: Wo kam bloß die Idee her. Auch in unserem Forum für Chemikaliensensible wurde gerätselt. Möchten Sie es uns verraten?

Wir wollten in dieser Folge eine dramatische, lebensbedrohliche Situation für Miriam. Es musste aber ein gutes Ende möglich sein. Ein Unfall, wo und wie auch immer, schied aus. Ebenso Krebsleiden und ähnliche Erkrankungen. Das wird ja oft genug erzählt.

Bei meinen Recherchen stieß ich durch Zufall (ja, so war’s) auf diese Chemikalien-Sensitivität. Je mehr ich darüber las, desto interessanter wurde das Thema. MCS passte perfekt zu dem dramaturgischen Bogen, den ich spannen wollte. Ein „Krankheitsbild“ wurde für Miriam geschaffen. Mögliche Diagnosen entwickelt etc.

Kennen Sie persönlich jemanden der unter MCS leidet?

MCS war mir bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt. Durch die Beschäftigung damit beginnt man aber die Welt (vor allem unsere Umwelt) mit anderen Augen zu sehen. Für chemikaliensensible Menschen kann der Alltag zum Spießrutenlauf werden. Glücklich, wer damit kein Problem hat.

Ist es Ihnen selbst schon einmal schlecht geworden von Parfüm oder sogar von einer pestizidbehandelten Rose?

Persönlich versuche ich, mit so wenig Chemie wie möglich durch mein Leben zu kommen. Das kommt aber eher aus allgemeinem Umweltbewusstsein. Lieber den Apfel mit einem Wurm teilen, als mit der chemischen Keule zuschlagen.

Die MCS Kranken waren, wie gesagt, begeistert über die Sachlichkeit bei der Diagnosestellung. Wie haben Sie diese fachlichen korrekten Details gefunden? Gab es einen Arzt, der sie beraten hat?

Neben diverser Fachliteratur konnte ich während des ganzen Arbeitsprozesses auf ärztliche Beratung zurückgreifen. Es war immer das Bestreben, diese Erkrankung so dramatisch wie nur möglich, jedoch auch in allen Bereich plausibel zu erzählen. Ein Arzt hier aus Österreich hat mich beraten über MCS.

Hat Ihnen die Redaktion völlig freie Hand gelassen bei der Ausarbeitung der MCS Szene?

Von Seiten der Redaktion (der Sender) hatte ich völlig freie Hand. Es gab da keine Vorbehalte, Einschränkungen etc. Die Geschichte musste stimmen. Hier liegt die Verantwortung beim Autor und der Produktion.

Möchten Sie uns verraten, ob Miriam weiter an MCS leiden wird in den Folgesendungen?

Ob MCS für die Figur der Miriam weiter eine Rolle spielt? Diese Erkrankung wird Teil ihrer „Biografie“. Das heißt, es kann nicht vergessen werden. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass MCS in einer weiteren Folge so dominant angesprochen wird. Aber: Nichts ist fix. Und ich bin nur einer von mehreren Autoren, die an dieses Reihe schreiben.

Ganz herzlichen Dank für das nette Interview, Herr Sallmaier. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg mit der Alpenklinik und werden sicher bei der nächsten Folge wieder dabei sein, denn für uns Chemikaliensensible wird es auf jeden Fall spannend anzuschauen, was nun weiter passiert.

Manchmal sind es eben wirklich Zufall und Glück, die beim Schreiben „Regie“ führen. Wenn es mit dieser Geschichte aus der „Alpenklinik“ gelungen ist, Betroffenen „aus der Seele“ zu sprechen, ihr Anliegen zu unterstützen, dann freut mich das ganz besonders.

Copyright: CSN-Chemical Sensitvity Network

Photos: Copyright Mona/Lisa Film

Resultat eines Arbeitslebens als Maler

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Lösungsmittel hinterlassen bleibende Gesundheitsschäden

Fall Peter J. Krank seit 12.09.2002

Arbeitsplatz: Maler (Berufskrankheit 1317)

Diagnosen

Chronisch toxische Encephalopathie, ausgeprägte Defizite, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, extreme Vergesslichkeit, Kopfschmerzen, Alkoholunverträglichkeit. Chemikaliensensitivität, Müdigkeit/ chron. Erschöpfung, Magen-Darm-Probleme, chron. Durchfall, Herz-Kreislauf Beschwerden.

Alltag

Jetzt bei Chemikalienkontakt sofortige Reaktion: Schwindel, Herzrhythmusstörungen, Unwohlsein, zittrige schwere Beine, kann sich nicht auf den Beinen halten, fällt wie ein Betrunkener, verwirrt, Kopfschmerzen. Am Tag danach Durchfall. Lebensqualität extrem eingeschränkt, kann nirgendwo hingehen. Kaum Kontakt zu anderen Menschen wegen deren Duftstoffe, Zigarettenrauch, etc…

Was Peter J. hilft, ist viel spazieren gehen im Wald, aber allein schon Duftstoffwolken von anderen Spaziergängern bereiten ihm enorme Probleme. Bei Spaziergängen außerhalb des Waldes bekommt er durch Autoabgase oft Schwindelanfälle und Gleichgewichtsstörungen, er hat dann keine Orientierung mehr und weiß nicht mehr, wo er sich befindet. Leute aus dem kleinen Dorf bringen ihn oft heim, oder die Familie muss ihn suchen gehen.

Peter J. kann keinem Gesprächsverlauf auf Dauer folgen, er kommt beim Gesagten nicht mit, kann die Gespräche nicht schnell genug verarbeiten und leidet unter mangelnder Wortfindung. Bekannte, Freunde und Verwandte haben sich zurückgezogen. Er kann auch nicht alleine mit dem Auto fahren, zum Beispiel einkaufen, da er oft keine Orientierung mehr hat. Zu Hause geht’s ihm am besten, weil dort keine Duftstoffe, Putzmittel, etc. verwendet werden.

Gedächtnis

Schwere ausgeprägte Defizite, Kurzzeitgedächtnis, er erkennt oft Bekannte nicht mehr. Peter J. ist durch die Hirnschäden in allem sehr langsam geworden, braucht für alles viel Zeit. Im Bad weiß er oft nicht, was er gerade machen wollte oder schon gemacht hat. Stress löst die gleichen Probleme aus, er ist überhaupt nicht belastbar.

Essen

Nur BIO ohne Pestizide (sehr starke Reaktion auf konventionelles Essen). Geschmacksstörungen, alles ist für ihn zu wenig gewürzt und fad, auch wenn es sehr scharf gewürzt ist.

Medikamentenunverträglichkeit

Bei einer Grippeimpfung im September 2007, unmittelbar nach der Injektion, wurde ihm sehr heiß, Schweiß stand regelrecht auf dem Kopf, ihm wurde unwohl und schwindelig, er musste sich hinlegen und war dann etwa 2 Stunden lang nicht mehr ansprechbar und verwirrt, und zeigte keine Reaktion auf Fragen. Auch bei weiteren Medikamenten traten extreme Reaktionen auf.

Arztbesuche ohne Ende in Sicht

Erster Arztbesuch 2001 wegen Schwindel.

Diagnose Dr. Risse Traben-Trarbach, Psychologe/ Neurologe: Schwindel, Höhenangst.

Berufkrankheit: Nein

Februar 2003

Reha, LVA fühlt sich nicht zuständig, Folgeerscheinungen Berufskrankheit.

Berufsgenossenschaft teilt mit: Zuständigkeit nicht gegeben, bis der Sachverhalt geprüft ist.

Das Spiel mit der Zeit

Der Fall Peter J. liegt beim Sozialgericht, Peter J. wird wie viele andere von einem Gutachter zum anderen geschoben. Abschlägige Mitteilungen der Versicherungen kommen in der Regel zum Wochenende. Der Gesundheitszustand verschlimmert sich. Peter J. ist jetzt auf ständige Hilfe seiner Familie angewiesen.

Chemikaliensensitivität durch Lösemittel

Lösungsmittel - oft Krankmacher am ArbeitsplatzAn vielen Arbeitsplätzen erkranken die Angestellten durch Lösemittel, sie können deren Leistungsfähigkeit erheblich mindern oder sogar zu Arbeitsunfähigkeit führen. Die Forschungsgruppe Allergie und Asthma, geleitet von der schwedischen Wissenschaftlerin Prof. Dr. Eva Millqvist, untersuchte für die Universität Göteborg Personen, die an ihrem Arbeitsplatz Lösemitteln ausgesetzt waren, und konnte gegenüber einer Kontrollgruppe Chemikaliensensitivität und einen Anstieg des Nervenwachstumsfaktor objektivieren. Provokationsgestützte PET Studien sicherten das Ergebnis zusätzlich ab.

Atemwegsbeschwerden durch Chemikalien

Lösemittel sind in vielen Fertigungs-prozessen und an zahllosen Arbeitsplätzen vertreten. Oft ist der Schutz unzureichend, und nach einer Weile treten gesundheitliche Beschwerden auf. Es müssen keine hohen Konzentrationen erreicht werden, damit bestimmte Lösemittel sensibilisieren oder Schäden am Nervensystem verursachen. Auf Dauer wirkt sich stetiger Kontakt im Niedrigdosisbereich ähnlich aus.

Atemwegssymptome verursacht durch Chemikalien oder Gerüche, gehören zu den gängigen Beschwerden, die auch nach Kontakt mit Substanzen berichtet werden, die normalerweise als ungiftig gelten. Die schwedische Wissenschaftlerin Eva Millqvist veröffentlichte ganz aktuell eine Studie, in die sie Erkenntnisse aus einer Recherche über Mechanismen einer erhöhten Atemwegssensitivität gegenüber Gerüchen und Chemikalien am Arbeitsplatz einfließen ließ.

Krankmacher Arbeitsplatz

Millqvist stellte fest, dass Personen, die an ihrem Arbeitsplatz organischen Lösemitteln ausgesetzt waren, öfter nasale Irritationen und geringere Schwelle gegenüber dem Geruch von Pyridin, verglichen mit einer nicht exponierten Kontrollgruppe, aufwiesen. Diese über die Atemwege ablaufende, durch Chemikalien ausgelöste Symptomatik kommt relativ häufig vor. Alleine in Schweden weisen rund sechs Prozent der Allgemeinbevölkerung eine deutliche, speziell über die Atemwege ablaufende Chemikaliensensitivität auf und leiden unter einer verstärkten Capsicain Hustensensitivität, die dafür bekannt ist, die Reaktivität sensorischen Nerven der Atemwege zu reflektieren.

Abgesicherte Studienergebnisse

Die Hustensensitivität der am Arbeitsplatz Lösemittel ausgesetzten Angestellten war laut der schwedischen Wissenschaftler assoziiert mit veränderten Werten von Nervenwachstumsfaktoren im Nasensekret. Die Patienten hatten lang anhaltende Symptome, die ihre Arbeitsleistung negativ beeinträchtigten. PET Studien (Positronen Emissionstomographie) begleitet von Provokation mit mehreren verschiedenartigen Duftstoffen zeigte bei den Patienten mit geruchsassoziierten Symptomen einen Anstieg in der Aktivierung des vorderen gürtelförmigen Cortex und des Cuneus-Precuneus. Diese abnormalen Muster wurden nur bei Aktivierung durch Gerüche beobachtet, ansonsten blieb sie aus.

Chemikaliensensitivität nicht psychisch

Prof. Millqvist stellte bei einer Teilgruppe, die unter Chemikalien und durch Gerüche verursachte Atemwegssymptomatik litt, fest, dass den Reaktionen ein sich dauerhaft auswirkender physiologischer Mechanismus zugrunde zu liegen scheint. Nur in wenigen Ausnahmefällen könne sich Stress noch als zusätzlicher Störfaktor auswirken.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, April 2008

Literatur: Millqvist E., Mechanisms of increased airway sensitivity to occupational chemicals and odors, Asthma and Allergy Research Group, Department of Respiratory Medicine and Allergy, Sahlgrenska Academy at Göteborg University, Göteborg, Sweden. Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2008 Apr;8(2):135-9.

Multiple Chemical Sensitivity (MCS) und Sick Building Syndrom (SBS) im Mäuseversuch bestätigt

MäuseversuchInternationale Studien haben mehrfach gezeigt, dass etwa 15 % der Allgemeinbevölkerung unter Chemikal-iensensitivität (MCS) leidet. Der dadurch entstehende wirtschaftliche Schaden geht in die Milliardenhöhe.


Deuten Menschen jedoch an, durch Schadstoffe im Innenraum oder durch Alltagschemikalien krank geworden zu sein, wird ihnen oft kein Glauben geschenkt. Ihre Beschwerden werden bagatellisiert und gerne auf die Psyche geschoben, der Grund liegt auf der Hand: Kostenabwehr.


Moderne Schadstoffanalytik ist mittlerweile jedoch in der Lage, Aufschluss zu bringen. Ein Labor in den USA konnte bei Mäusen ähnliche Reaktionen und Sensitivitäten nach Inhalation von flüchtigen Innenraum-schadstoffen feststellen, wie man sie von Chemikaliensensiblen kennt. Den Versuchstieren kann jedoch im Gegensatz zu Menschen keine Simulation unterstellt werden.

Mäuse brauchen kein Geld
Anderson Laboratories ist ein renommiertes Labor in Vermont in den USA, das sich seit über zwei Jahrzehnten auf Schadstoffanalytik spezialisiert hat. Das besondere an diesem Labor sind Tierversuche im Doppel- oder Trippelblind Verfahren, die zur Beweisführung dienen, dass bestimmte Materialproben toxische Inhaltsstoffe enthalten. Die von Menschen beklagten Reaktionen werden sehr oft bei den Labormäusen nachgewiesen. Die Versuche werden bei Anderson Laboratories mittels Video aufgezeichnet und im Doppelblindversuch abgesichert. Gerade dann, wenn behauptet wird, dass beispielsweise Angestellte in einem Büro gar nicht krank sein können durch die Ausgasungen eines giftigen Teppichbodens und nur hysterisch sind, kann ein solcher Test sehr anschaulich verdeutlichen, dass Emissionen des besagten Teppichbodens sehr wohl Reaktionen hervorrufen können. Für solche Versuche wird Luft über eine Teppichbodenprobe in ein abgeschlossenes Glas-Terrarium geblasen, in dem sich die Versuchtiere befinden. Nicht selten tritt bei solchen Versuchen sogar das Ableben der Versuchstiere ein. Gleichzeitig zu den Tierversuchen werden Screenings durchgeführt, die analysieren, um welche Schadstoffe es sich handelt. Für Personen, die sich in Gerichtsverfahren befinden, kann eine solche Analytik und Tierversuchsreihe ausschlaggebend sein, denn Labormäusen ist keine Hysterie, Geldnot, Simulantentum, etc. anzuhängen.

Alltagschemikalien lösen sensorische und pulmonale Irritationen aus
Viele Symptome, die bei MCS und Sick Building beschrieben werden, berichtet das Anderson Team, ähneln den Symptomen, von denen man weiß, dass sie durch flüchtige irritierende Chemikalien eintreten. Insbesondere Reizungen von Augen, Nase und Rachen sind häufig bei SBS, MCS und sensorischer Irritation (SI). Auch Atembeschwerden werden bei SBS, MCS und pulmonaler Irritation (PI) sehr häufig beobachtet.

Mäuse reagieren auf Weichspüler, Wegwerfwindeln, Parfüm…
Anderson Laboratories klärte in der vorliegenden Studie die Fragestellung, ob Innenraumschadstoffe sensorische und / oder pulmonale Irritationen hervorrufen können. Dazu atmeten die Mäuse der Versuchsreihe eine Stunde lang die verdünnten flüchtigen Emissionen von Raumluftspray, Weichspüler, Parfüm und Schaumstoffmatratzen ein. Währenddessen konnten bei den Versuchstieren zahlreiche Kombinationen von sensorischen und pulmonalen Irritationen, als auch Verminderung der Atmung (analog einer Asthmaattacke) gemessen werden. Luftproben, die in Räumlichkeiten genommen wurden, in denen Menschen sich wiederholt über schlechte Luftqualität beschwerten, verursachten ebenfalls sensorische und pulmonale Irritationen und Verminderung der Atmung bei den Mäusen. (Anm.: die Mäuse waren zuvor auf funktionale Ausfälle hin untersucht worden). Bereits in vorherigen Studien hatte Anderson Laboratories schon zahlreiche neurologisch bedingte Verhaltensänderungen nach Expositionen gegenüber Emissionen von Produkten oder Luft aus einer angeschuldigten Räumlichkeit bei den Versuchsmäusen dokumentieren können. Solche neurologischen Beschwerden sind vordergründiger Teil der Symptomatik bei SBS und MCS Patienten. Anderson Laboratories empfiehlt anhand der veröffentlichten Daten, dass SBS und MCS als sensorische Irritation, pulmonale Irritation und Neurotoxizität beschrieben werden kann. Denn all diese Beschwerden können von flüchtigen irritativen Chemikalien verursacht werden, die beispielsweise aus herkömmlichen Alltagsprodukten ausgasen und in belasteter Innenraumluft vorgefunden werden.

Chemikaliensensitivität bei Mäusen beobachtet
Bei einigen der verabreichten Chemikalienmischungen (z.B. Emissionen einiger Weichspüler, Wegwerfwindeln und Vinylmatratzenschoner) traten stärker werdende sensorische Irritationen auf (2-4fach), wenn sie in einem Zeitraum von 24 Stunden zwei- bis dreimal pro Stunde in Serie verabreicht wurden. Bei anderen Chemikaliengemischen (z.B. Emissionen eines Duftsteins) trat diese Wirkung nicht auf. Obwohl bei jeder Exposition der Stimulus bei den Versuchstieren gleich war, steigerte sich jedoch das Ausmaß der Reaktion der Tiere, was die Wissenschaftler als veränderte Sensibilität bei den Mäusen gegenüber diesen Chemikalien deuteten. Diese Reaktion sei nicht als generalisierte Stressreaktion zu deuten, bekundeten die Wissenschaftler aus Vermont, da die Reaktionen bei den Tieren eben nur bei bestimmten Mischungen von irritativen Stoffen auftraten und bei anderen eben nicht. Dies sei eindeutig eine spezifische Reaktion gegenüber einer Mischung einer bestimmten flüchtigen Chemikalie.

Erfolgsversprechendes MCS Forschungsmodell
Diese Studie von Anderson Laboratories ist eines der wenigen Male in der MCS Forschung, dass Wissenschaftler wirklich beides, die Intensität eines Stimulus und das Ausmaß der Reaktion, messen konnten, womit es ihnen in der Tat gestattet ist, eine Diskussion über Sensitivitätsänderungen zu führen.
Die Veränderung der sensorischen Irritation bei den Mäusen könnte als Forschungsmodell dafür dienen, wie Menschen eine sich steigernde Sensitivität gegenüber Schadstoffen entwickeln. Ein intensives Studieren dieses sich darbietenden Systems sollte in der Lage sein, sehr viel darüber herauszufinden, wie Menschen auf Schadstoffe reagieren und wie sich ihre Sensitivität gegenüber flüchtigen irritativen Chemikalien verändert.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, April 2008

Literatur: Anderson RC, Anderson JH., Sensory irritation and Multiple Chemical Sensitivity, Toxicol Ind Health. 1999 Apr-Jun;15(3-4):339-45.

Schwedische Behörden verbieten Duftstoffe in Krankenhäusern

antiduftstoffzeichen-ii.jpgNachdem es in den USA und Kanada bereits viele Krankenhäuser, Schulen und Universitäten gibt, die Duftstoffe wie Parfüm, Deo, After Shave, Weichspüler, etc. verbieten, soll nun auch in Schweden Vernunft zum Wohle der Gesundheit eintreten. Insbesondere sollen Personen mit Allergien und Multiple Chemical Sensitivity (MCS) durch ein Duftstoffverbot geschützt werden. Diese Personengruppen erleiden bei minimalem Kontakt bereits leichte bis sehr schwere Symptome, die von Kopfschmerzen, Hautreaktionen, asthmatischen Beschwerden bis zu Schockreaktionen reichen können.

Der Grund des Duftstoffverbotes besteht darin, dass ca. 6% der Bevölkerung Schwedens bereits unter einer Hypersensibilität gegenüber Duftstoffen leidet. Das kommt bisherigen amerikanischen und kanadischen Erhebungen nahe, auch dort leiden immer mehr Menschen unter körperlichen Beschwerden, wenn sie mit Duftstoffen bereits in geringer Konzentration in Kontakt kommen. Dies hat sogar ganze Städte, bspw. Flagstaff oder Calgary, dazu bewogen, den Duftstoffen den Kampf anzusagen. Kein leichtes Unterfangen, denn die Duftstoffindustrie steht sofort Gewehr bei Fuß und versucht mit Gegenkampagnen solche Bestrebungen zu unterbinden.

In der Region Göteborg werden von dem geplanten Duftstoffverbot in Krankenhäusern etwa 50.000 Angestellte betroffen sein, hinzukommen Patienten, die in den medizinischen Einrichtungen Behandlung bekommen. Eine sinnvolle Maßnahme, wenn man bedenkt, dass viele Parfüms aus mehreren Hundert chemischen Einzelsubstanzen bestehen, die kranke Menschen leichter beeinträchtigen und deren Genesung verzögern oder in Frage stellen können.

In Deutschland steht man Duftstoffverboten bisher konträr gegenüber. Außer drei Warnmeldungen des Umweltbundesamtes erfuhren Allergiker und MCS Erkrankte bisher keine Unterstützung. Im Gegenteil, die Zahl der öffentlichen Gebäude und Krankenhäuser, die Duftvernebler installieren, nimmt zu, sehr zum Leidwesen von Menschen, die auf diese Duftstoffchemikalien reagieren.

Die Krankenhausbehörde von Göteborg/Schweden bereitet derzeit einen Maßnahmenkatalog vor, der Duftstoffverboten in den USA nachkommt. Parfüms und andere stark duftende Produkte des persönlichen Bedarfs sollen in Krankenhäusern verboten werden. Insgesamt 49 Gemeinden in der Region Göteborg streben die Einführung eins vollständigen Duftstoffverbotes an, war von der schwedischen Online Zeitung „The Local“ zu erfahren.


Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, März 2008

Anerkennung von MCS durch Stadt Zürich

christian-maske.jpgChristian Schifferle, Präsident der MCS Liga Schweiz, gehört zu den Chemikalien-sensiblen, die trotz schweren Reaktionen auf Alltagschemikalien zwei Dinge nie verlieren: Mut und Beharrlichkeit. Jetzt zeigt es sich, dass es sich auszahlt, wenn man den Kopf nicht in den Sand steckt, ganz gleich wie dick es kommt. Die Stadt Zürich baut als erste europäische Stadt Wohnraum für Menschen mit MCS.

Schadstofffreier Wohnraum gesünder für alle Menschen

fotos_mcs_alu-vorbau_wohnwa.jpg Über zehn Jahre lebt der Schweizer in einem Wohnwagen, den er mit Alu ausgekleidet hat, um Ausgasungen von Materialien zu  unterbinden. Keine normale Wohnung war so schadstofffrei, dass er es lange darin aushielt. Reaktionen auf lösemittelhaltige Farbe, Ausdünstungen aus Teppichboden, rauchende oder Duftstoffe benutzende Mitbewohner, irgendetwas war immer, was ihn krank werden ließ. Seit der Gründung der MCS Liga traf der rührige Schweizer auf viele weitere Chemikaliensensible, denen es ähnlich geht und hatte nur noch ein Ziel vor Augen: MCS-gerechter Wohnraum.

Jetzt hat Christian Schifferle es geschafft, sein lang gehegter Traum wird wahr. Im schweizerischen Uster wurde vergangene Woche die Wohnungsbaugenossenschaft „Gesundes Wohnen MCS“ gegründet. Deren Ziel ist es, in der gesamten Schweiz baubiologischen Wohnraum zu schaffen. Dieser soll in erster Linie Menschen mit MCS zugute kommen, aber selbstverständlich auch anderen Bevölkerungskreisen. Gleichzeitig stellte sich ein größerer Erfolg ein, die Stadt Zürich sagte zu, dass sie ein MCS Apartmenthaus baut. Zukunftsgerichtet denkend, erhofft man sich von Seiten der Stadt dadurch auch Bündelung von Knowhow für weitere gesunde Wohnprojekte, die vielen Menschen zugute kommen werden.

Sieben Zeitungsartikel in kürzester ZeitAnerkennung MCS

Zum Wochenende erschien ein weiterer Artikel im Züricher Tages-Anzeiger über die Umweltkrankheit MCS, mit dem gleichen Foto eines Artikels über Christian Schifferle wie vor einem Jahr. Thema war, dass die Stadt Zürich nun ca. 12 MCS-gerechte Wohnungen bauen will. Für Anfangs März sind Baubiologe Guido Huwiler und Christian Schifferle von der Stadt zur Begutachtung von möglichem Bauland eingeladen. Guido Huwiler hat bereits einen Beratungsauftrag durch die Stadt erhalten, das Projekt ist also auf gutem Weg. Im Endeffekt bedeutet dies eine weitgehende Anerkennung von Multiple Chemical Sensitivity (MCS) durch die Stadt Zürich. Ein Erfolg, der in Europa seinesgleichen sucht.

Nichts ist umsonst und Anstrengung lohnt

Erst vergangene Woche hatte der 53-jährige Schweizer MCS Aktivist eine große Strapaze auf sich genommen. Er flog von Zürich nach Hamburg, um an einer Talkshow teilzunehmen, die im Anschluss an einen Beitrag über ihn in der ZDF Sendung 37° ausgestrahlt wurde. Es war sehr schwierig für Christian Schifferle, denn eine Aktivkohlemaske allein reicht nicht, um hundertprozentig vor Reaktionen durch Flugzeugbenzin, Dieselabgase bei Start und Landung zu schützen. Im Flugzeug selbst ist mit Antiflammschutzmitteln, Rückständen von Reinigungslösungen und vor allem mit Chemikalien aus Parfums und Aftershaves der Mitreisenden zu rechnen. Trotz aller berechtigten Bedenken ging alles gut vonstatten. Christian Schifferle hat die Reise gut überstanden und sich auch von seinem Auftritt bei Johannes B. Kerner ganz gut erholt. Die Sendung 37° wurde am Folgetag wiederholt und durch eine spannende Expertendiskussion mit Dr. Tino Merz, Rechtsanwalt Tamm und Prof. Dr. Eikmann ergänzt. Christian Schifferles Einsatz hat sich also gelohnt, es war ein voller Erfolg. Über 100 positive Reaktionen erreichten ihn, auch bei der Schweizer Partnerorganisation MCS SOS und bei CSN und anderen deutschen MCS-Gruppen gab große Resonanz.

Ausruhen ist nicht, denn auf Los geht’s los

Für ein Ausruhen bleibt kaum Zeit, denn in etwas zwei Wochen wird die MCS- Wohnbaugenossenschaft, als deren Präsident Christian Schifferle gewählt wurde, konstituiert und beginnt mit der Arbeit. Der Start lief vom Fleck weg gut und verspricht weiteren Erfolg. Innerhalb von drei Wochen gab es sieben Zeitungsartikel über MCS in Schweizer Zeitungen. Unterstützung durch die Medien ist den Schweizer Chemikaliensensiblen weiterhin gewiss. Alles in Allem also ein toller Erfolg, den die Schweizer MCS Aktivisten zu verbuchen haben.

foto_wohnwagen_schnee-ii.jpg Als Krönung ist zu erwarten, dass für Christian Schifferle persönlich die beschwerliche Zeit im betagten Wohnwagen einem Ende zugeht. „Es wird auch wirklich Zeit“, meint er gegenüber CSN, „denn noch einmal zügeln (umziehen) schafft der treue alte Bursche wahrscheinlich nicht mehr. Schon beim letzten Zügeln hatte ich große Bedenken. Ja, und wohin auch?“

Zürich handelt zukünftsorientiert und nachhaltig

Sobald die Realisierung des Projektes beginnt, wird auch Heidi Stremminger mit von der Partie sein. Die Leiterin des Vereins MCS-SOS verfügt durch den Bau ihres eigenen MCS Hauses nämlich sehr viel Erfahrung mit der Auswahl schadstofffreier Baumaterialien und Lösungen für MCS-typische Problemstellungen während der Bauphase.

Die Stadt Zürich hat eine gute Entscheidung getroffen, indem sie 10-12 Apartments für Chemikaliensensible schaffen will, denn kein Anderer als Chemikaliensensible kann mit soviel know how einen größeren Beitrag zu gesundem Bauen leisten. Ein Risiko besteht ohnehin nicht, meinte Arno Roggo Leiter der Liegenschaftsverwaltung, denn die Wohnungen können in jedem Fall vermietet werden. Zürich zeigt Weitblick, den gesundes Wohnen ist nicht nur ein gegenwärtiger kurzfristiger Trend, sondern, wie in vielen anderen Ländern erkannt, bedeutet es Gesundheit und Leistungsfähigkeit, statt Krankheit durch Sick Building’s (kranke Gebäude), und es erhöht die Lebensqualität aller Menschen, die in solchen gesunden Wohnräumen wohnen und arbeiten dürfen.

Autor: Silvia K Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Februar 2008