Resultat eines Arbeitslebens als Maler

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Lösungsmittel hinterlassen bleibende Gesundheitsschäden

Fall Peter J. Krank seit 12.09.2002

Arbeitsplatz: Maler (Berufskrankheit 1317)

Diagnosen

Chronisch toxische Encephalopathie, ausgeprägte Defizite, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, extreme Vergesslichkeit, Kopfschmerzen, Alkoholunverträglichkeit. Chemikaliensensitivität, Müdigkeit/ chron. Erschöpfung, Magen-Darm-Probleme, chron. Durchfall, Herz-Kreislauf Beschwerden.

Alltag

Jetzt bei Chemikalienkontakt sofortige Reaktion: Schwindel, Herzrhythmusstörungen, Unwohlsein, zittrige schwere Beine, kann sich nicht auf den Beinen halten, fällt wie ein Betrunkener, verwirrt, Kopfschmerzen. Am Tag danach Durchfall. Lebensqualität extrem eingeschränkt, kann nirgendwo hingehen. Kaum Kontakt zu anderen Menschen wegen deren Duftstoffe, Zigarettenrauch, etc…

Was Peter J. hilft, ist viel spazieren gehen im Wald, aber allein schon Duftstoffwolken von anderen Spaziergängern bereiten ihm enorme Probleme. Bei Spaziergängen außerhalb des Waldes bekommt er durch Autoabgase oft Schwindelanfälle und Gleichgewichtsstörungen, er hat dann keine Orientierung mehr und weiß nicht mehr, wo er sich befindet. Leute aus dem kleinen Dorf bringen ihn oft heim, oder die Familie muss ihn suchen gehen.

Peter J. kann keinem Gesprächsverlauf auf Dauer folgen, er kommt beim Gesagten nicht mit, kann die Gespräche nicht schnell genug verarbeiten und leidet unter mangelnder Wortfindung. Bekannte, Freunde und Verwandte haben sich zurückgezogen. Er kann auch nicht alleine mit dem Auto fahren, zum Beispiel einkaufen, da er oft keine Orientierung mehr hat. Zu Hause geht’s ihm am besten, weil dort keine Duftstoffe, Putzmittel, etc. verwendet werden.

Gedächtnis

Schwere ausgeprägte Defizite, Kurzzeitgedächtnis, er erkennt oft Bekannte nicht mehr. Peter J. ist durch die Hirnschäden in allem sehr langsam geworden, braucht für alles viel Zeit. Im Bad weiß er oft nicht, was er gerade machen wollte oder schon gemacht hat. Stress löst die gleichen Probleme aus, er ist überhaupt nicht belastbar.

Essen

Nur BIO ohne Pestizide (sehr starke Reaktion auf konventionelles Essen). Geschmacksstörungen, alles ist für ihn zu wenig gewürzt und fad, auch wenn es sehr scharf gewürzt ist.

Medikamentenunverträglichkeit

Bei einer Grippeimpfung im September 2007, unmittelbar nach der Injektion, wurde ihm sehr heiß, Schweiß stand regelrecht auf dem Kopf, ihm wurde unwohl und schwindelig, er musste sich hinlegen und war dann etwa 2 Stunden lang nicht mehr ansprechbar und verwirrt, und zeigte keine Reaktion auf Fragen. Auch bei weiteren Medikamenten traten extreme Reaktionen auf.

Arztbesuche ohne Ende in Sicht

Erster Arztbesuch 2001 wegen Schwindel.

Diagnose Dr. Risse Traben-Trarbach, Psychologe/ Neurologe: Schwindel, Höhenangst.

Berufkrankheit: Nein

Februar 2003

Reha, LVA fühlt sich nicht zuständig, Folgeerscheinungen Berufskrankheit.

Berufsgenossenschaft teilt mit: Zuständigkeit nicht gegeben, bis der Sachverhalt geprüft ist.

Das Spiel mit der Zeit

Der Fall Peter J. liegt beim Sozialgericht, Peter J. wird wie viele andere von einem Gutachter zum anderen geschoben. Abschlägige Mitteilungen der Versicherungen kommen in der Regel zum Wochenende. Der Gesundheitszustand verschlimmert sich. Peter J. ist jetzt auf ständige Hilfe seiner Familie angewiesen.

5 Kommentare zu “Resultat eines Arbeitslebens als Maler”

  1. Franz 9. Mai 2008 um 13:25

    Ich habe im Februar in der TAZ einen Bericht gelesen mit dem Titel
    „Das miese Spiel der BerufsgenossenschaftenParteiische Sachverständige“
    http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/parteiische-sachverstaendige/?src=SE&cHash=5738845606
    Es ist die übliche Praxis in dieser Republik. Erst lässt man die Menschen mit diesen Chemikalien arbeiten und wenn sie dann krank werden, lässt man sie einfach hängen.
    Es ist ein absolut mieses Spiel. Leider glaube ich nicht an eine Hölle. Tät ich es, ich würde gern alle diese menschenverachtenden ,gekauften Ärzte und Gutachter posthum dort gut aufgehoben wissen. Das wäre dann wenigstens gerecht.

  2. Clarissa 10. Mai 2008 um 06:22

    Ich empfinde die Haltung diverser Gutachter, Versicherungen und andere Leistungsträger als Menschen verachtend. Ich habe immer den Eindruck, das die Fleißbienchen in ihre Akte bekommen wenn sie es schaffen berechtigte Ansprüche abzuschmettern und man hofft auf eine biologische Endlösung.

    Das Problem ist einfach auch das alle die an solchen Entscheidungen beteiligt sind (ausgenommen natürlich die Antragsteller (OPFER)) stehen alle unter Zwang. Ein Bescheid der Geld kostet oder etwas anerkennt hat riesige finanzielle Folgen und das macht sich immer schlecht in der Personalakte und behindert eine Beförderung oder neue lukrative Gutachteraufträge.

    Nicht zu vergessen, das ja eine einzige Anerkennung von schadstoffinduzierten Erkrankungen die vom Staat vorgegebenen Grenzwerte MAK als viel zu hoch erklären würde und das wäre fatal für jeden Staat der ja angeblich seine Bürger vor Schäden schützt.

    Das wäre das Ende für die chemische Industrie und das ist in vielen Ländern eine heilige Kuh und ein jeder weiß, das man die nicht schlachten darf sondern warten muss, bis sie an Altersschwäche sterben.

  3. Mary-Lou 14. Mai 2008 um 07:07

    Diese üble Praxis des Gutachtersystem ist nur erfolgreich durchführbar, in dem alle Institutionen bei diesem miesen Spiel mitmachen. Wie Franz schreibt, wenn man nicht mehr kann, weil man auf Grund seiner jahrelangen Arbeit schwer erkrankt ist, wird man fallengelassen wie eine heiße Kartoffel.

    Dass diese Masche im großen Stil so gut funktioniert, bedarf es gewisse Verflechtungen, die uns durch Dr. Binz in seinem aufschlussreichen Vortrag erläutert wurden.

    Lieber Dr. Binz, ihre Offenheit und ihre mahnenden Worte sind wieder einmal durch dieses Praxis-Beispiel belegt und haben aktuell leider immer noch Gültigkeit. Es ist ein Trauerspiel, das bei uns allen betrieben wird. Diese miese Praxis ist traurig aber wahr.

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/01/01/mutige-aerzte-fehlen-unserem-land/

  4. Mary-Lou 19. Mai 2008 um 22:46

    Dass es sich bei Peter J. um keinen Einzelfall handelt, belegt auch der Filmbeitrag in der ARD-Sendung FAKT vom 19.05.2008.

    Das in FAKT gezeigte Beispiel von Claus G . aus Niedersachsen, verdeutlicht ebenfalls, dass viele durch Lösungsmittel am Arbeitsplatz Geschädigte jahrelang gegen die Berufsgenossenschaften um Anerkennung ihrer Berufskrankheit kämpfen müssen. Leider ist dies ein schwerer Kampf, denn in den letzten Jahren ist es gerade einmal vier Prozent der Antragstellern geglückt, eine Anerkennung ihrer Berufskrankheit zu erreichen, laut Dr. Angela Vogel vom Verband arbeits- und berufsbedingt Erkrankter.

    http://www.mdr.de/fakt/5514866.html

  5. Terminator 20. Mai 2008 um 13:22

    Den gestrigen Filmbericht habe ich gestern auch kurz gesehen. Es kam gut rüber, wie man Kranke im reichen Deutschland durch die Berufsgenossenschaften weich zukochen versucht.

    Im betreffenden Fallbeispiel wurde darüber berichtet, dass dem Betroffenen, Peter J., bereits vor Jahren die Rechtsschutzversicherung gekündigt wurde und sein Sohn die Prozesskosten übernimmt. Hätte der arme Mann keine unterstützenden Familienmitglieder, hätte er überhaupt keine Möglichkeit mehr, sein Recht einzuklagen.

    Armes Deutschland!

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