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Golfkriegsveteranen leiden unter einer realen Krankheit, die durch toxische Chemikalien verursacht wurde

Gulf War Veterans get right

Washington, DC – (17. Nov. 2008) “Mindestens einer von vier der 697.000 U.S. Veteranen des Golfkrieges 1991 leidet unter der Golfkriegskrankheit, einem Gesundheitszustand, der durch Exposition gegenüber toxischen Chemikalien, einschließlich Pestiziden und einem Medikament, das die Truppen vor Nervengiften schützen sollte, ausgelöst wurde. Bisher ist keine effektive Behandlung gefunden worden, so fasste es ein staatlicher Ausschuss, bestehend aus wissenschaftlichen Experten und Veteranen, in einem Bericht zusammen, der am Montag veröffentlicht wurde. Der Bericht stellt einen Meilenstein für die Golfkriegsveteranen dar.

Das vom US Kongress einberufene Komitee – Research Advisory Committee on Gulf War Veterans‘ Illnesses – präsentierte den Bericht gestern dem US-Staatssekretär für Veteranen-angelegenheiten, James Peake, im VA Headquater in Washington. Der vollständige 452-seitige Bericht ist auf der Webseite der Boston University School of Public Health (BUSPH) veröffentlicht.

Der umfassende Teil der wissenschaftlichen Forschung, die jetzt verfügbar ist, bezeichnet die Golfkriegskrankheit durchweg als reale Krankheit und dass sie ein Resultat neurotoxischer Exposition während des Golfkriegseinsatzes ist und dass nur wenige Veteranen sich erholt oder sich auch nur wesentlich verbessert hätten mit der Zeit, legte der Bericht dar.

Der 452-seitige Bericht bringt zum ersten Mal die ganze wissenschaftliche Forschung und die Ergebnisse der Regierungs-untersuchungen über die Golfkriegskrankheit zusammen und beantwortet viele Fragen über den Zustand.

„Veteranen des Golfkrieges von 1990-1991 hatten den Ruf, dass ihr Einsatz in der militärischen Operation ein ungeheuerer Erfolg war, der in nur kurzer Zeit erlangt wurde. Aber viele hatten das Pech, dadurch anhaltende gesundheitliche Konsequenzen davonzutragen, die schwer verstanden und für zu lange geleugnet und trivialisiert wurden“, stellte der Bericht des Komitees fest.

Der Bericht stellte weiterhin fest, dass die Golfkriegskrankheit sich im Wesentlichen von stressbedingten Syndromen unterscheidet, die nach anderen Kriegen beschrieben wurden. „Studien geben konsistent an, dass es sich bei der Golfkriegskrankheit nicht um die Folgen des Kampfeinsatzes oder anderer Stressoren handelt. Die Golfkriegsveteranen zeigten im Vergleich zu Veteranen anderer Kriege deutlich niedrigere Raten von posttraumatischem Stress auf“, schrieb das Komitee.

Der Bericht fasste zusammen: „Ein neues staatliches Forschungsengagement ist erforderlich… um das kritische Angriffsziel – die Gesundheit der Golfkriegsveteranen – zu verbessern und ähnliche Probleme in Zukunft zu vermeiden.“  Das sei eine nationale Verpflichtung, die besonders durch die vielen Jahre, die Golfkriegsveteranen auf Antworten und Unterstützung warteten, dringlich sei.

James H. Binns, Abteilungsleiter und früherer Principal Deputy Assistant Secretary, sagte, dass der Bericht auch einen Entwurf für eine neue Administration vorsieht, die den Fokus haben solle, Möglichkeiten zu finden, die Gesundheit der Golfkriegsveteranen zu verbessern und ähnliche Konsequenzen bei zukünftigen militärischen Einsätzen zu verhindern.

Die wissenschaftliche Direktorin des Komitees, Roberta White, bestätigte, „Veteranen des ersten Golfkrieges werden seit ihrer Rückkehr vor 17 Jahren von Krankheit geplagt. Obwohl die Beweise für dieses gesundheitliche Phänomen überwältigend sind, müssen die Veteranen feststellen, dass ihre Beschwerden meist mit Zynismus und mit einer „beschuldige das Opfer“ Mentalität abgehandelt werden, die ihre Gesundheitsbeschwerden als Geisteskrankheit darstellt oder anderen als körperlichen Faktoren zuspricht.

White sagte, das, was das Komitee herausgefunden hat, „macht die Vorstellungen der Veteranen, dass ihre Gesundheits-beschwerden mit den Expositionen, die sie während der Golfkriegshandlungen ausgesetzt waren, in Zusammenhang stehen, absolut deutlich glaubhaft. Der Bericht sorgt für eine State-of-the-Art Übersicht über das Wissen hinsichtlich der Angelegenheiten um die Gesundheit der Golfkriegsveteranen, die Kliniker und Wissenschaftler belehren kann. Der Bericht bietet auch ein wissenschaftliches Grundprinzip für die neue Administration für das Verständnis hinsichtlich dieser Gesundheitsprobleme – und noch wichtiger, um durch Förderung von Behandlungsstudien eine effektive Behandlung für die Symptome der Golfkriegsveteranen zu entwickeln.“

Eine große Anzahl englischer Golfkriegsveteranen sind ebenfalls krank. „Die Anerkennung des vollen Umfanges der Krankheiten, unter denen die Veteranen des Konfliktes leiden, und der Verpflichtung, die man ihnen schuldet, ist lange überfällig“, sagte der Marshall der Royal Airforce Lord David Craig. „Sie sind Opfer des Krieges, genauso wie jeder, der von einer Kugel oder Granate getroffen wurde. Über dies hinaus sind medizinische Behandlungen für ihren Zustand notwendig, um jetziges und zukünftiges Militärpersonal mit ähnlichem Risiko zu schützen.“

Das Komitee bewertete ein breites Spektrum von Beweisen bezüglich Expositionen, die im Zusammenhang mit dem Golfkrieg standen. Seine Überprüfung beinhaltete das Inspizieren von Hunderten von Fallstudien von Golfkriegsveteranen, ausgedehnter Forschung in anderen Bevölkerungsgruppen, Studien toxischer Expositionen an Tiermodellen und Regierungsuntersuchungen, die in Zusammenhang mit den Geschehnissen und Expositionen des Golfkriegs standen.

Die Golfkriegskrankheit ist typischer Weise durch eine Kombination von Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen, persistierenden Kopfschmerzen, unerklärbarer Erschöpfung und ausgedehnten Schmerzen charakterisiert. Die Krankheit kann auch chronische Verdauungsprobleme, Atemwegssymptome und Hautausschlag einschließen.

Seit ihrem Einsatz am Golf reagierte ein hoher Prozentsatz von Veteranen auf Alltagschemikalien wie Parfum, Rauch, Benzin, Reinigungsmitteln. Sie hatten Chemikalien-Sensitivität entwickelt. So hatte beispielsweise eine Studie von Kang HK, Mahan CM, Lee KY, et. al. von 1998 festgestellt, dass die Veteranen, die im Golfkrieg gewesen waren dreimal häufiger unter Chemikalien-Sensitivität (MCS) litten, als solche, die nicht dort gewesen waren. (2) Bei einer Patientengruppe des Veterans Administration Hospital in Tucson, wurde Chemikalien-Sensitivität von 86% der ehemaligen Golfkriegssoldaten berichtet. Veteranen aus einen Kontrollgruppe, die nicht im Golfkrieg waren, berichten zu 30% über MCS. (3) Weitere Studien kamen zu ähnlichen Feststellungen.

Der neue Bericht äußert, dass der wissenschaftliche Beweis „keine Frage offen lässt, dass die Golfkriegskrankheit eine reale Krankheit ist“ und er zitiert Dutzende von Forschungsstudien, die „objektive biologische Ausmaße“ identifiziert haben, die Veteranen, die unter der Krankheit leiden, von Kontrollpersonen unterscheiden. Diese Ergebnisse stünden in Zusammenhang mit Struktur und Funktion des Gehirns, Funktion des Autonomen Nervensystems, neuroendokrinen und immunologischen Veränderungen und Veränderungen der Enzyme, die den Körper vor neurotoxischen Chemikalien schützen.

Der Ausschuss bezeichnete zwei der Expositionen im Golfkrieg als durchweg kausal mit der Golfkriegskrankheit assoziiert:

1. das Medikament Pyridostigminbromid (PB), das den Truppen zum Schutz gegen Nervengiftkampfstoffe gegeben wurde;

2. Pestizide, die während des Golfkrieges weitläufig benutzt, oft überbenutzt wurden.

Das Komitee befand, dass ein Zusammenhang zwischen der Golfkriegskrankheit und verschiedenen anderen Expositionen nicht ausgeschlossen werden könne. Diese bezögen Expositionen gegenüber Nervengiftkampfstoffen, ausgeprägter Exposition gegenüber dem Rauch von brennenden Ölquellen, dem Erhalt zahlreicher Impfungen und Kombinationen neurotoxischer Expositionen mit ein.

Berichte des Verteidigungsministeriums indizieren, dass rund 100.000 Soldaten der U.S. Truppen potenziell Nervengift-kampfstoffen ausgesetzt waren, ein Ergebnis einer großen Reihe von Sprengungen irakischer Munition im Jahr 1991 in der Nähe von Khamisiyah, Irak. Im Jahr 2007 fand eine Studie, die Prof. White, Leiter der Environmental Health an der Boston University, leitete, den Beweis, dass Expositionen gegenüber den Nervengiftgasen im Niedrigdosisbereich die anhaltenden Defizite der Persischen Golftruppen verursacht haben könnten. Der Umfang der Veränderungen – weniger „weiße Hirnmasse“ und reduzierte kognitive Funktionen – korrespondieren mit dem Umfang der Expositionen, fand die Studie heraus.

Weiterhin, ergänzte das Komitee, würden Golfkriegsveteranen eine höhere Anzahl an Amyotropher Lateral Sklerose (ALS) aufweisen. Und andere Veteranen von Truppen, die sich in Fallwindrichtung der Sprengungen befanden, starben zweimal häufiger an Gehirntumoren als andere Golfkriegsveteranen.

Der Bericht befand, dass, historisch gesehen, das staatliche Golfkriegs-Forschungsprogramm nicht effektiv gewesen sei, die Golfkriegskrankheit zu adressieren. Während das Komitee neue hoffnungsvolle zukünftige Forschungsprogramme am VA und DOD lobte, merkte es auch an, dass Unterstützung von Golfkriegsforschung in den letzten Jahren dramatisch nachgelassen habe. Der Ausschuss drängte die Herausgeber der Richtlinien, künftig jährlich 60 Millionen U.S. Dollar für solche Forschungsprogramme zur Verfügung zu stellen.

Das Beratungskomitee über Golfkriegsveteranen-Krankheiten ist ein Ausschuss, der aus hochrangigen Wissenschaftlern, Experten und Veteranen besteht, die mit der Überprüfung staatlicher Forschung hinsichtlich der Gesundheit der Golfkriegsveteranen betraut sind. Das Komitee ist dem Kongress unterstellt und wurde vom Minister für „Veterans Affairs“ eingesetzt.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. November 2008

Literatur:

  1. Gulf War Research Panel Finds 1 in 4 Veterans Suffers from Illness Caused by Toxic Exposure, Boston University School of Public Health, MEDIA RELATIONS, Press Release 11 a.m. EST, November 17, 2008
  2. Kang HK, Mahan CM, Lee KY, et. al., Prevalence og Chronic Fatigue Syndrome among U.S. Gulf War Veterans. Boston MA: Fourth International AACFS Conference on CFIDS, 10. Oktober, 1998
  3. Bell IR, Warg-Damiani L, Baldwin CM, et al. Self-reported chemical sensitivity and wartime chemical exposures in Gulf War Verterans with and without decreased global health ratings. Milit. Med.1998.

Antibiotika gegen akute Bronchitis unnötig

Krank im Bett mit Bronchitis

Feuchtes Wetter, Heizungsluft und viele Menschen auf engem Raum begünstigen Viruskrankheiten wie akute Bronchitis. Fünf Prozent der Erwachsenen leiden jährlich etwa unter dieser Erkrankung, die durch Entzündung der Bronchien und der Lunge eintritt. Als Mittel der Wahl werden sehr häufig Antibiotika und bei fast hundert Prozent der Patienten  Hustenmedizin verschrieben.
Völlig sinnlos, sagen Wissenschaftler der Virginia Commonwealth Universität, denn es ist keine Indikation ersichtlich, dass Antibiotika und Hustenmittel bei akuter Bronchitis helfen. (1) Antibiotika haben weit reichende Nebenwirkungen und können Resistenzen und Allergien auslösen, (2) zusätzlich schädigen sie die Natur.

Winterzeit – Erkältungszeit
Bei der vorherrschenden feuchten Witterung und den kurzen Tagen halten wir uns vornehmlich in Innenräumen auf. Die Ansteckungsgefahr für bakterielle und virale Infekte steigt.

Top- Diagnose in Arztpraxen
Die Diagnose „Akute Bronchitis“ ist eine der am häufigsten gestellten Diagnosen in Allgemeinpraxen, vor allem bei Kindern, Alten und geschwächten Personen.  Treffender wäre jedoch in den meisten Fällen die Diagnose „Akuter Atemwegsinfekt“, da in der Regel nicht nur die Bronchien, sondern auch andere Teile der Atemwege betroffen sind.

Nutzlos bei akuter Bronchitis
Antibiotika sind bei unkomplizierter Bronchitis meist ohne großen Nutzen, doch trotzdem gehört Bronchitis zu den häufigsten Anwendungsgebieten für Antibiotika. Oft erfolgt die Verordnung auf Wunsch der Patienten oder aus der Sorge des Arztes heraus, er könnte eine sich entwickelnde Lungenentzündung übersehen. Wichtige Gegenargumente liefert eine im renommierten amerikanischen Ärzteblatt JAMA erschiene Studie. Prof. Dr. Richard P. Wenzel und sein Team sichteten auf kritische Weise die internationale medizinische Fachliteratur. Sie untersuchten wissenschaftliche Studien und klinische Versuche dahingehend, ob die Wirksamkeit von Antibiotika und Hustenmedikamenten bei akuter Bronchitis nachgewiesen wurde.

Nahezu alle Ursachen für akute Bronchitis sind viral bedingt und werden von Organismen verursacht, für die es keine bekannte Therapie gibt und die nicht durch eine Behandlung mit einem Antibiotikum beeinflusst werden können.

Bei einem relativ geringen Prozentsatz von fünf Prozent liegt die Ursache für die Bronchitis bei irritierenden Substanzen aus der Umwelt. Nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz von Fällen mit akuter Bronchitis wird überhaupt durch Bakterien verursacht. Professor Wenzel meinte daher abschließend in seinem Bericht, dass man anhand der Daten aus der medizinischen Fachliteratur behaupten kann, dass landläufig keine evidenz-basierte Medizin praktiziert wird, wenn man die gängige Therapieweise von akuter Bronchitis objektiv betrachtet.

Auch vor Wenzel und seinem Team gab es bereits Kritiker für die unsinnige Behandlungsweise. So wies auch Mark Ebell von der Michigan State University darauf hin, dass selbst Patienten mit leichtem Fieber oder grün gefärbten Sputum nicht unbedingt Vorteile von der Therapie mit einem Antibiotikum hatten. Die Ärzte sollten deshalb, so Ebell, den Mut haben, ihren Patienten zu erklären, dass eine akute Bronchitis in der Regel drei Wochen dauert, ob mit oder ohne Antibiotika. Genauso verhält es sich bei der Verabreichung von Hustenmedizin gegen akute Bronchitis, sagten die Wissenschaftler der Virginia Commonwealth University, denn es ist keine Indikation aus der medizinischen Literatur ersichtlich, dass sie helfen würde.

Das American College of Physician und die U.S. Centers for Disease Control haben als Konsequenz Leitlinien erstellt, die Mediziner dazu auffordern, damit aufzuhören, Patienten mit akuter Bronchitis einfach automatisch Antibiotika zu verschreiben.

Erhebliche Nebenwirkungen
Bei 70 – 80 % der Patienten wird bei akuter Bronchitis Antibiotika für einen durchschnittlichen Zeitraum von fünf bis zehn Tagen verabreicht.

Die Einnahme von Antibiotika kann mit erheblichen Nebenwirkungen und Resistenzbildung einhergehen. Resistenzen gegenüber Antibiotika können sehr folgenreich sein, weil sie automatisch bei einem Notfall bei anderen schweren Infektionen ausscheiden, was tödliche Folgen haben kann.

Als Hauptnebenwirkungen von Antibiotika sind Bauchschmerzen, Durchfall und Darmstörungen bekannt. Sie können auch in seltneren Fällen organtoxische Wirkungen wie Nieren- und Hörschäden auslösen. Zusätzlich ruinieren sie die Darmflora, was im weiteren Verlauf zu erhöhter Infektanfälligkeit, Allergien, Asthma und nicht selten zu rasanter Vermehrung des Candida Hefepilzes führt. (3)

Auch Allergien können durch die Einnahme von Antibiotika auslöst werden, was zu deren dramatischen Anstieg weltweit beigetragen hat. Besonders prädestiniert für die Entwicklung von Allergien nach Einnahme von Antibiotika, sind Kinder bis zum fünften Lebensjahr. (3,6) Als eklatant zeigten sich die Auswirkungen auch bei Kleinkindern, die im Verlauf ihres ersten Lebensjahres Antibiotika bekamen, denn sie leiden später weitaus eher unter Asthma. (3, 5)

Unnötige Kosten für das soziale System eindämmen
Ganz abgesehen vom fehlenden Nachweis, dass Antibiotika bei akuter Bronchitis überhaupt helfen, können sie sehr teuer sein und durch entstehende Nebenwirkungen zusätzlich weitere Kosten und Krankenstand verursachen.

Prof. Dr. Wenzel von der VCU weißt daher mahnend darauf hin, dass auch der Patient einen Teil der Verantwortung für diesen Missstand mit trägt, denn manche Patienten kommen bei akuter Bronchitis mit der Erwartung auf ein Rezept für Antibiotika oder Hustenmedizin in die Praxis, was den Arzt in Zugzwang bringt. Ein verantwortungsvoller Arzt hilft seinem Patienten jedoch am besten, wenn er ihn klar darüber aufklärt, dass beiden Medikamentengruppen in diesem Falle unnötig und schädlich sind, weil es keinen Nachweis in der wissenschaftlichen Literatur gibt, dass Antibiotika oder Hustenmittel für akute Bronchitis wirksam sind. Auf diese Art können im Gesundheitssystem, wie Prof. Dr. Wenzel betont, als weiterer positiver Nebeneffekt, große Summen eingespart werden.

Die Natur leidet mit
Ein weiterer großer Schaden durch zu häufige und unnötige Verabreichung von Antibiotika entsteht der Natur, insbesondere den Gewässern. Durch den unzureichenden Abbau der Antibiotika im Körper gelangen Reste von Antibiotika ins Abwasser, wodurch Bakterien in den Kläranlagen und Abwasserkanälen durch den dauernden Selektionsdruck Resistenzen ausbilden, was der Umwelt großen Schaden zufügt.

Tipps bei akuter Bronchitis
Bisher gibt es wenig, was eine ausgebrochene akute Bronchitis stoppen kann. Viel mehr, als schleimlösende Medikamente kann ein Arzt bei einem normalen Verlauf kaum anbieten. Natürliche Präparate gegen die Entzündung, wie Bromelain, Kreuzkümmel, Omega III Fischöl und Antioxidantien wie Vitamin C und E, N-Acetylcystein, wie auch Zink, haben sich als sehr unterstützend erwiesen.

Der Hustenreiz sollte, wenn möglich, nicht unterdrückt werden, da er zum Selbstheilungseffekt beiträgt. Viel trinken, möglichst Wasser, Kräutertee oder Grüner Tee, der zusätzlich sehr reich an Antioxidantien ist, hilft den Schleim zu lösen und gibt dem Körper Flüssigkeit zurück. Raucher sollten sofort nach Ausbruch der Krankheit das Rauchen einstellen. Auch auf Duftstoffe sollte verzichtet werden, weil sie die Atemwege unnötig reizen.

Nicht zuletzt sollte man Geduld für den eigenen Körper entwickeln, denn auch wenn akute Bronchitis schmerzhaft und Kräfte zehrend ist, sie verschwindet meist von ganz alleine, sobald die Entzündung der Bronchien abklingt.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, November 2008

Literatur:

1. Richard P. Wenzel, Alpha A. Fowler III, Press Release: Antibiotics Unnecessarily Prescribed For Acute Bronchitis, Virginia Commonwealth University, New England Journal of Medicine, 16. Nov. 2006
2. Linder JA, Singer DE, Stafford RS., Association between antibiotic prescribing and visit duration in adults with upper respiratory tract infections, Clin Ther. 25 (9):2419-30. 2003 Sep.
3. Mairi C. Noverr,1 Rachael M. Noggle,1 Galen B. Toews,1 and Gary B. Huffnagle1,2, Role of Antibiotics and Fungal Microbiota in Driving Pulmonary Allergic Responses, Infection and Immunity, p. 4996-5003, Vol. 72, No. 9
4. Mark Ebell, JAMA 2005; 293: 3062-3064, September 2004
5. Marra F, Lynd L, Coombes M, Richardson K, Legal M, Fitzgerald JM, Marra CA., Health Economics Program, Centre for Clinical Epidemiology and Evaluation, Vancouver Coastal Health Research Institute, Faculty of Pharmaceutical Sciences, Does antibiotic exposure during infancy lead to development of asthma?: a systematic review and metaanalysis. Chest. 2006 Mar; 129 (3):610-8.
6. Bjorksten, B., E. Sepp, K. Julge, T. Voor, and M. Mikelsaar. Allergy development and the intestinal microflora during the first year of life. J. Allergy Clin. Immunol. 108:516-520.2001

Gesetz geht Beauty-Salons und Friseuren an die Existenz

Zuviel Chemie im FriseursalonDie Besitzer von Beautysalons und Friseure stehen Kopf. Sie fürchten, dass eine neue Gesetzgebung ihre Existenz kostet. Es wird gefordert, dass Beautysalons und Friseure der amerikanischen Kleinstadt Bellingham einen separaten Tank für chemikalien-belastete Abwässer einbauen müssen. Ein Gesuch nach einer Ausnahme-regelung von der Abwasserverordnungsregel 5 fand kein offenes Ohr bei den Verantwortlichen der Stadt, Umweltschützern, Vertretern der Gesundheits-behörde und anderen Geschäftsbesitzern.

Beauty- und Friseursalons produzieren täglich Abwasser, dass stark mit Chemikalien belastet ist. Shampoos, Haarspülungen, Haarfärbe- und Dauerwellenmittel, Nagellackentferner, Gesichts-packungen, Lotionen, etc. sind fast ausnahmslos Chemiecocktails. Sie enthalten Chemikalien, die für Umwelt und Gesundheit erheblich bedenklich oder sogar gefährlich sind.

Die Besitzer der Salons von Bellingham hatten um eine Ausnahmeregelung bei der Stadtverwaltung erbeten, weil das Installieren und die Wartung der zusätzlichen Tanks, die chemikalienbelastete Abwässer auffangen sollen, ihre Existenz kosten könne. Den Direktor der Abwassergesellschaft beeindruckte das Jammern nicht, er argumentierte, dass es eine Regelung gäbe, und einen guten Grund dafür. Wenn Salons sich nicht an die Abwasserregelung halten müssen, warum sollten es dann Chemische Reinigungen oder Tankstellen? Das Entscheidende an der ganzen Angelegenheit sei, dass man es, nur weil es teuer sei, den Salonbetreibern weiter erlauben könne, dass sie weitermachen mit der Kontaminierung des Grundwassers.

Der Gesundheitsvertreter der Stadt hatte auf eine Beschwerde eines Bürgers hin sofortiges Handeln innerhalb von einem Vierteljahr gefordert. Alle Friseursalons wurden aufgefordert, dass innerhalb dieser Zeit einen separaten Tank zum normalen Abwassertank zu installieren. Die Kosten, die damit verbunden sind, können sich auf 20.000$ belaufen. Eine stolze Summe für ein kleines Unternehmen. Doch dabei bleibt es nicht, denn diese Tanks müssen alle 10 Tage geleert werden, und das kann pro Leerung bis zu 1.200$ kosten.

Man ist sich in der Stadt Bellingham bewusst, dass Betriebe, die von dieser Regelung erfasst werden, unter Umständen aufgeben müssen. Nichts desto trotz beharren die Verantwortlichen darauf und begründen ihre Standhaftigkeit damit, dass sie verhindern wollen, dass Chemikalien das Grundwasser in den Bereichen der Stadt verseucht, die keine normale Kanalisation haben. Der Direktor der Gesundheitsbehörde der Stadt betonte beharrlich, dass die Regeln aus einem Grund geschaffen wurden, nämlich um die Umwelt zu schützen.

Der Direktor der Abwassergesellschaft argumentierte in seiner Stellungnahme gegenüber den Inhabern von Beauty- und Friseursalons, dass der Aufwand für sie zwar teuer sei, aber die Chemikalien, um die es sich handele, seien eben auch ziemlich toxisch. Man solle daran denken, dass Mitarbeiterinnen in Nagelsalons nicht umsonst eine Maske während der Arbeit tragen würden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN  – Chemical Sensitivity Network, 11. November 2008

Depressionen: Nicht immer ist die Psyche schuld

Depressive Frau

Es begann schleichend. Eva B., eine attraktive, lebenslustige junge Frau hatte eine kleine Erbschaft gemacht und sich damit einen Traum erfüllt. Die ausgebildete Masseurin hatte sich ein kleines Wellness-Zentrum eingerichtet, in dem sie selbstständig arbeiten konnte. Eva B. hatte bald viel Zulauf von Kundinnen, die zur Aroma-Massage kamen.

Alles lief besser als erwartet – dann der Zusammenbruch
Eigentlich hätte Eva B. zufrieden sein können. Wenn da nicht diese Müdigkeit und die Konzentrationsstörungen gewesen wären. Zuerst dachte Eva B., die viele Arbeit sei schuld. Aber in der Klinik, in der sie vorher gearbeitet hatte, hatte sie oft längere Arbeitszeiten gehabt. Als ihr Befinden auch nicht mehr vor ihrem Freund und anderen Menschen zu verbergen war, suchte Eva B. einen Arzt auf. Der aber konnte keine körperlichen Ursachen feststellen und verordnete der jungen Frau ein antidepressiv wirkendes Medikament. Aber Eva B. bekam Schwindel, Benommenheit, ihr Mund war trocken, sie kämpfte mit Übelkeit. Eva B. konnte die Blase nicht mehr entleeren und verhielt sich so auffällig, dass der Freund sie abends in eine Klinik brachte. Dort wurde sie in der psychiatrischen Abteilung untergebracht. Eva B. erhielt verschiedene psychiatrische Diagnosen und die Ärzte versuchten, sie auf Medikamente einzustellen.

Die „Psyche“ war doch nicht schuld
Als Eva B. schließlich die Klinik verlies, war sie nicht mehr fähig, ihr Wellness-Zentrum weiter zu führen. Evas Freund zog sich schnell zurück, und auch viele andere Menschen in ihrem Bekanntenkreis distanzierten sich. Eva B. musste ihr kleines Unternehmen verpachten. Immer, wenn Eva B. die Räume ihres Wellness-Zentrums betrat, ging es ihr schlecht. Aber sie nahm keine Notiz von diesem Zusammenhang. Erst ein Jahr später, nachdem ihre aufmerksame Schwester sie zu einem gut informierten Arzt gebracht hatte, wurde klar, was geschehen war.

Eva B. hatte auf die Massageöle mit Symptomen reagiert, die ihr damals behandelnder Hausarzt und auch die Klinikärzte für eine Depression gehalten hatten, und Eva B. wurde wegen der Nebenwirkung des verordneten Medikamentes stationär behandelt.

Medikamente gegen Depressionen nicht für jeden unproblematisch Eva B. ist nämlich, wie acht Prozent der einheimischen Bevölkerungsgruppe, Trägerin einer genetischen Variante, die dazu führt, dass sie das verordnete antidepressive Mittel nicht vertragen hat.

Eva B. ist sicher kein Einzelfall.

Medikamente, die Allgemeinmediziner und Fachärzte gegen Depressionen oder Symptome einer Depression verordnen, sind  nicht unproblematisch.

Oft werden sogar Mittel verordnet, die vom Hersteller gar nicht als Medikament gegen Depressionen entwickelt wurden.

Depressionen sollen ja heute eine weit verbreitete Krankheit sein
Viele Menschen gehen mit Beschwerden zum Arzt und erwarten, dass sie dort eine Pille bekommen, die sie aller Sorgen enthebt. Aber man sollte sich auch klar machen, dass ein Medikament nicht die Umstände verändert, unter denen mal lebt. Auch wenn man antriebslos, traurig, müde, schlafgestört etc. ist, sollte innehalten und nachdenken die erste Handlung sein.

Dr. Strunz schreibt in seinem Bestseller „Frohmedizin“: „Es gibt viele Studien, die zeigen: Sport wirkt wie ein Antidepressivum“. Und der französische Psychiater David Servan-Schreiber berichtet in „Die neue Medizin der Emotionen“ über die Erfolge, die man mit der Gabe von Omega-3 Fettsäuren auch bei schweren seelischen Erkrankungen gemacht hat.

Umfeld kontrollieren
Wie das Beispiel von Eva B. zeigt, sollte man auch darauf achten, ob Symptome in Abwesenheit von Duftstoffen und/oder Chemikalien verschwinden. Auch die Wohn -und Arbeitsräume auf Schimmelbefall zu prüfen kann hilfreich sein.

Wichtige Ratschläge:
Tägliche Bewegung am Besten an der frischen Luft und die richtige Ernährung, nämlich das, was man unter Mittelmeerkost versteht, sind die Grundpfeiler seelischer Gesundheit. Unter Umständen sind auch Nahrungsergänzungsmittel mit Omega3 Fettsäuren sinnvoll. Da braucht man einen Mediziner, der sich mit Orthomolekularer Medizin, auskennt.

Also als Erstes anfangen zu laufen, es muss nicht gleich ein Marathon sein, den Küchenschrank und den Kühlschrank ausmisten und nur frische Nahrungsmittel einkaufen. Schwerpunkt Gemüse, Gemüse, Obst, Olivenöl und Leinöl verwenden und auch Fisch auf den Speiseplan setzen.

Als nächstes für einen geregelten Schlaf sorgen. Auch bei Schlafstörungen täglich früh aus dem Bett.

Und dann die Atmung. Das muss man lernen. Auch hier kann man bei Dr. Strunz nachschlagen: „Es gibt … 100 Meter Bücher über Atemtechnik… Sie können die 100 Meter ganz schnell zusammenfassen: ‚Atmen Sie aus’…

Sie atmen zurzeit 16-mal in der Minute. Sie müssten aber nur viermal. Das wissen Sie bloß nicht. Sie wissen gar nicht, was das bedeutet: viermal. Sie könnten es herausfinden. Sie nehmen die Uhr und atmen fünf Minuten lang viermal pro Minute. Ist überhaupt keine Kunst. Kann jeder. Wissen Sie, was dann passiert in den fünf Minuten? Ihr Kalziumspiegel steigt dermaßen an… Sie werden plötzlich ein Buddha, in nur fünf Minuten… In fünf Minuten haben Sie Ihr Leben verändert… Sie sind …Ruhig. Souverän“ (Dr. Ulrich Strunz, Praxisbuch Mental Programm, Seite 104)

Der einfach Weg zu innerer Harmonie
David Servan-Schreiber berichtet in seinem „Antikrebsbuch“ wie man seinen Körper mit ganz einfachen Methoden harmonisieren kann:
„Seit 15 Jahren interessiert sich Dr. Luciano Bernardi von der Universität Pavia in Italien für die autonomen Rhythmen der Körpers, die die Basis der Physiologie bilden: den Atemrhythmus, die Variationen des Herzrhythmus…, für den Anstieg und Rückgang des Blutdrucks und selbst für Variationen bei Zufluss und Abfluss des Blutes zum und vom Gehirn. …
Als Dr. Bernardis Versuchspersonen eine Litanei von ‚Ave Maria‘ auf Lateinisch zu rezitieren begannen, registrierten die Apparate ein ganz und gar unerwartetes Phänomen: Alle biologischen Rhythmen kamen in Einklang…

Ein erklärbares Wunder
Dr. Bernardi dachte nicht an ein Wunder, sondern fand eine ganz einfache wie wichtige Erklärung: In Italien rezitiert die Gemeinde den Rosenkranz abwechselnd mit dem Priester. Jede Fürbitte erfolgt mit einer einzigen Ausatmung, die nächste Einatmung findet statt, während der Priester an der Reihe ist. Die Versuchspersonen waren ganz natürlich in ihren vertrauten Rhythmus verfallen. Und dabei hatten sie sich automatisch, ohne sich dessen bewusst zu sein, auf eine Frequenz von sechs Atemzügen pro Minute eingestellt. Das ist genau der natürliche Fluktuationsrhythmus der übrigen Funktionen, die Dr. Bernardi messen wollte (Herz, Blutdruck, Blutfluss zum Gehirn)…

Nun war Luciano Bernardis Neugier geweckt, und er sagte sich, wenn das ‚Ave Maria‘ die Physiologie so tief greifend zu verändern vermochte, müssen andere religiöse Praktiken den gleichen Effekt haben…

Bernardi erweiterte das ursprüngliche Experiment und brachte Personen, die niemals einen östlichen Glauben praktiziert hatten, das bekannte Mantra des Buddhismus bei: ‚Om-Mani-Padme-Hum‘. Wie beim Yoga lernten sie, mit voller Stimme jede Silbe des Mantra zum Klingen zu bringen…

Bernardi beobachtete genau die gleichen Resultate wie beim ‚Ave Maria‘: Die Atmung stellte sich von selbst auf einen Rhythmus von sechs Atemzügen pro Minute ein, und entsprechend erfolgte die Harmonisierung – die ‚Kohärenz‘- der anderen biologischen Rhythmen.“

Nicht jeder verträgt jedes Medikament
Wenn mit keinen vorgenannten Maßnahmen Erfolg zu erzielen ist und man sich entschließt, ein Medikament zu nehmen, sollte man sorgfältig sein bei der Wahl des Arztes.

Man kann den Arzt darauf ansprechen, erst einen Gentest zu veranlassen, um sicher zu stellen, dass „erbliche Tippfehler im Gen des Enzyms CYP2D6 aufspürt“ werden. Ein solcher Test kann unter Umständen von der Krankenkasse bezahlt werden. „Genetische Varianten sind nicht selten. Ein falsches Medikament oder eine Überdosierung könne schnell mehrere Tausend Euro an Folgekosten verursachen. Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jährlich etwa 60.000 Menschen im Zusammenhang mit unerwünschten Arzneimittelreaktionen“, sagt der Pharmakologe Jürgen Borlak vom Fraunhofer-Institut.

Und zu guter letzt noch ein weiterer wichtiger Hinweis:
15 Prozent der einheimischen Bevölkerung können keinen Milchzucker verstoffwechseln. Auch eine genetische Variante. Den Menschen fehlt einfach das dafür notwendige Enzym Lactase. Sicher schon mal irgendwo gehört. Und dann taucht plötzlich ein Reizdarm auf.

Das Reizdarmsyndrom hat schon so Manchen zum Psychiater geführt. Denn die Betroffenen leiden nicht nur am Reizdarm. Über kurz oder lang kommt es zu Mangelernährung mit Folgen wie Schwäche, Schwindel, Krämpfen, Depressionen, etc. Man kann auch hier einen Gentest machen. Oder einfach mal vier Wochen auf alle Milchprodukte verzichten. Auch auf die versteckten Milchbestandteile in Form von Milchpulver, Molkepulver etc.

Autor:
Juliane, 11. November 2008

Literatur:
Dr. Ulrich Strunz, Praxisbuch Mental Programm, Seite 104, Heyne, 2008

Luciano Bernardi, Peter Sleight, Gabriele Bandinelli, Simone Cencetti, Lamberto Fattorini, Johanna Wdowczyc-Szulc,  Alfonso Lagi, Effect of rosary prayer and yoga mantras on autonomic cardiovascular rhythms: comparative study, BJ 2001;323:1446-1449 ( 22-29 December )

David Servan-Schreiber, Anti-Krebs-Buch: Was uns schützt: Vorbeugen und nachsorgen mit natürlichen Mitteln, Kunstmann, Antje, Verlag (5. März 2008)

Duftstoffe sind Teil unseres Alltags. Kann man sich davor schützen oder ist man ihnen hilflos ausgeliefert?

Zwangsisolation durch Duftstoffe

Duftstoffe haben nahezu alle unsere Lebensbereiche erreicht. An vielen Orten wird beduftet, selbst in Büros, Schulen, Geschäften, Hotels, Krankenhäusern und öffentlichen Toiletten werden künstliche Duftstoffe freigesetzt. Zusätzlich gibt es kaum eine Produktgruppe, die völlig ohne „Duft“ auskommt. Von Pflege- und Putzmitteln, über Kleidung, Handys, bis hin zu bedufteten Briefmarken oder Fahrkarten für die U-Bahn, fallen Duftstoff-Produzenten ständig neue irrwitzige Möglichkeiten ein, ihre teils gesundheitlich erheblich bedenklich bis gesundheitsgefährlichen Duftkompositionen zu vermarkten.

Dies ist nicht ungefährlich. Duftstoffe können je nach Zusammensetzung gesundheitlich erheblich bedenklich bis gesundheitsgefährlich sein. Die chemischen Inhaltsstoffe, aus denen die Kompositionen bestehen, sind z. T. dafür bekannt, Krebs, Genschäden, Nerven- und Immunschäden, Allergien, bis hin zu Verhaltensauffälligkeiten auslösen zu können. Warnhinweise beispielweise auf Produktverpackungen fehlen.

Menschen, die unter Asthma leiden, bezeichnen Duftstoffe als Auslöser Nr. 1 für ihre Anfälle.

Gleiches gilt für Chemikaliensensible, sie haben häufig durch die überall eingesetzten Duftstoffe keine Lebensqualität mehr, weil ihr Lebensraum durch deren Verbreitung auf ihre eigenen vier Wände geschrumpft ist.

Allergien auf Duftstoffe haben laut Behördenaussagen die 10% Marke in der Bevölkerung überschritten. Auch diese Personengruppe wird durch Ausbringung und den Einsatz von Duftstoffen in allen Lebenslagen eingeschränkt.

MCS-Blogfrage der Woche:

  • Gibt es eine Möglichkeit, sich vor Duftstoffen komplett zu schützen?
  • Oder ist man ihnen unfreiwillig völlig ausgeliefert, ohne dass man sich davor schützen kann, z.B. wenn der Postbote klingelt, durch Duftmarketing oder Raumbeduftung…?

MCS – Multiple Chemical Sensitivity – Eine Krankheit, die in Deutschland nicht sein darf

MCS - Eine Krankheit die es nicht geben darf

Die chemikaliensensitive ehemalige Krankenschwester Frau J. handelte in bester Absicht, als sie der Journalistin der Frankfurter Rundschau einen Einblick in ihr Leben gewährte. Frau J. hoffte, ein Stück zur Aufklärung über die Krankheit MCS beizutragen, die in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit diskret verschwiegen wird.

Frau J., die aus eigener leidvoller Erfahrung weiß, dass jeden Tag mehr Menschen an MCS erkranken, weil weder die Bevölkerung allgemein, noch die Ärzteschaft im Besonderen über MCS informiert ist, wollte aufklären im besten Sinne. Doch dann kam alles anderes.

Während Frau J. noch gar nicht über den FR Artikel informiert war, konnte die Leserschaft der FR am Samstag den 3. November 2007 in der Printausgabe einen doppelseitigen Artikel nebst Experteninterview lesen.

Experten über eine weltweit auftretende Krankheit
„Wenn Parfüm zur Ohnmacht führt“, titelte die FR in der Wochenendausgabe und ließ die Leserschaft nicht im Unklaren darüber, was man von Menschen zu halten habe, die an MCS erkrankt sind.

In der Printausgabe war der Eyecatcher des Artikels eine in einen weißen Schutzanzug mit Handschuhen und Mundschutz verhüllte Person, in einem fast leeren Raum. Dieses Foto füllte ein Drittel der Doppelseite. Das Agenturfoto (Nr. 39830 eingeben) ohne Bezug zum Inhalt des Artikels wurde benutzt, um dem Leser zu suggerieren, wie man sich einen MCS Patienten vorzustellen habe.

Die FR Autorin, Frauke Haß, stellte Aussagen der MCS Patientin über den Verlauf und die alltäglichen Beschwerden, die eine Multiple Chemikalien-Sensitivität verursacht, drei Expertenmeinungen und ein Experten-Interview mit Herrn Dr. Dieter Eis vom Robert-Koch-Institut gegenüber.

Während der Leiter des Fachkrankenhauses Nordfriesland, Dr. E. Schwarz, in einem kurzen Absatz mit dem Rat zu Wort kam, bei MCS sei vor allem auf Expositionsvermeidung zu achten und die Gabe von Vitaminen und Mineralien bzw. der Anwendung der Millertechnik, räumte die FR Autorin Prof. Dr. Eikmann, Prof. Dr. Nowack und Dr. Eis unvergleichbar viel Platz ein, um ihre Argumente vorzutragen:

So konnte der Leser am Frühstückstisch erfahren:

„Doch was ist MCS? Professor Thomas Eikmann vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin an der Uni Gießen fasst es so zusammen: „Es gibt MCS-Patienten, aber MCS als Krankheitsbild gibt es nicht.“

„Alles, was die Patienten angeben, können wir wissenschaftlich nicht nachweisen“, bilanzierte Eikmann…

Thomas Eikmann weiß genau, wie sehr die Patienten leiden…

„Wenn jemand chronisch Schmerzen hat, hat das psychische Folgen: Er ist deprimiert, hat Angst…“

Die Verhaltenstherapie, die die Giessener anbieten, soll den Patienten helfen,
„wieder normal zu leben“…

Es ist zu lesen, dass Eikmann sich über manche niedergelassenen Ärzte ärgert: „Die diagnostizieren MCS und verschreiben Vitaminpräparate.“

Manche Patienten hätten eine Bindung an ihre Ärzte, „wie an eine Sekte“.

Sein Team versuche den Patienten andere Erklärungsmuster zu geben, „um sie aus dem Teufelskreis herauszukriegen“. So sollen sie versuchen, Gerüche auszuhalten, „ohne gleich umzufallen“.

„Die müssen aus der sozialen Isolierung raus.“

Es gibt eine Menge Phänomene…
Unterstützend zitiert die FR Autorin Prof. Dr. Nowack, Direktor des Instituts für Umweltmedizin an der Ludwig-Maximillian-Universität München:

„Es ist wenig hilfreich, wenn Schulmediziner sagen, „Sie haben nichts, Sie müssen jetzt zum Irrenarzt!“ Er bespreche deshalb mit den Patienten, „dass es eben eine Menge Phänomene gibt, die man nicht erklären kann. Und genauso, wie ich das Krankheitsbild der Patienten nachvollziehe, bitte ich sie darum, hinzunehmen, dass ich MCS naturwissenschaftlich nicht erklären kann. Um dann zu überlegen: Wie kann der Patient konzeptionell mit der Krankheit umgehen?“

„Es bringt nichts, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, warum etwas nicht geht. Wir müssen den Betroffenen helfen, sich Teile des Alltags zurückzuerobern.“

Der RKI Experte Dr. D. Eis lässt den Leser nicht zweifeln:

„MCS ist keine Krankheit und kein Syndrom im engeren Sinn. Man findet bei Patienten, die sehr überzeugt davon sind, dass Umweltgifte sie krank machen, einen recht hohen Prozentsatz an Somatisierungsstörungen. Das heißt, das sind häufig Leute, die ihre Körpervorgänge sehr aufmerksam wahrnehmen und glauben, die Ursachen würden in der Umwelt liegen „und zwar in Form von Umweltgiften.
Außerdem zeigen viele dieser Patienten hypochondrische Neigungen und sind depressiv….

Auch beim Fremdstoffabbau unterscheiden sich MCS-Patienten nicht von Gesunden. Dies alles spricht zumindest nicht für erhöhte Fremd-stoffbelastungen bei Patienten…

Es ist doch so, wenn Sie alle Sinne auf Parfüm oder Abgase richten, und diesen ein schädigendes Moment zumessen, dann werden Sie Körperreaktionen feststellen. Das geht jedem von uns so. Die meisten können umgehen mit solchen Phänomenen. Wer sich als MCS- krank empfindet, aber nicht. Krankheit ist halt nicht nur etwas, was im Körper passiert. „

FR erhielt Protestbriefe und reagierte…
Der FR Artikel führte bei MCS Patienten zu einem Proteststurm. Bronski, der Leserversteher der Zeitung, bekam viel Post.

Die Frankfurter Rundschau eröffnete am 16. November 2007 ein Blog zum Artikel. Einmalig in der FR Geschichte wurde das Blog wegen der überwältigenden Beteiligung am 9.Dezember 2007  mit einem zweiten Teil weitergeführt. Vier Wochen lang, bis zum 17. Dezember 2007, hatten MCS Kranke Gelegenheit, sich zu dem Artikel „Wenn Parfüm zur Ohnmacht führt“ bzw. dem Experteninterview zu äußern.

Am 3. November 2007 startete ich den ersten Eintrag zum FR Artikel im Forum „Politik und Gesellschaft“ der Frankfurter Rundschau. Auch diese Plattform nutzten viele Kommentatorinnen und Kommentatoren neun Monate, um sich öffentlich über MCS zu äußern.

Im Sommer 2008 entschied die Online-Redaktion der Frankfurter Rundschau das komplette Forum „Politik und Gesellschaft“ zu schließen und innerhalb weniger Tage aus dem Internet zu nehmen.

Über die Umstände des Ablebens der FR Forums „Politik und Gesellschaft“ kann man sich hier bei CSN näher informieren.

Eine „amüsierte“ Autorin eines Artikels über Ohnmacht und MCS
Nun, man kann sich so seine Gedanken machen, wie ein Artikel, wie „Wenn Parfüm zur Ohnmacht führt“ zustande kommt. Zu denken gibt dann auch, wenn man die Autorin im Workshop der GSF wieder findet.

Aber wir wollen die „amüsierte“ Autorin zu diesem Workshop lieber hier selbst zu Wort kommen lassen:

Am 21. November 2007 antwortete Frauke Haß auf unsere Blogeinträge:

„Im Sommer gab es in Frankfurt eine Tagung zu umweltbezogenem Gesundheitsschutz der von Juliane 50 so geschätzten GSF. Auf der Pressekonferenz erwähnte Herr Eikmann MCS, und dass MCS sich nicht nachweisen lasse. Das interessierte mich, woraufhin ich zu recherchieren begann…

Die Auffassung von Juliane 50, der Artikel sei das Ergebnis von Lobbyarbeit, werde ich wohl kaum ändern können… Schmunzeln musste ich über Ihren kriminologischen Eifer, der zu Tage brachte, dass ich offenbar 1999 auf einem Workshop zum Thema Wissenschaftsjournalismus der GSF war. Ich erinnere mich natürlich, dass ich dort war – damals noch als Lokaljournalistin in Frankfurt – hätte aber nicht mehr gewusst, wann das war. Lustig fand ich dass auch deshalb, weil ich völlig vergessen hatte, wer damals der Veranstalter war. Das fiel mir erst auf der Pressekonferenz im Juli wieder ein, als ich Herrn Haury wieder erkannte.“

Die Frankfurter Rundschau hat bis zum heutigen Tag das Thema MCS nie mehr aufgegriffen. Der kritische Betrachter wird nicht umhin kommen, angesichts dieses Sachverhalts und der Tatsache, dass die FR ihre Foren ausgerechnet im Sommer 2008 aus dem Netz genommen hat, an einen Maulkorb zu denken.

Gastautor Juliane, 3. November 2008

Für Menschen mit Chemical Sensitivity existiert keine Barrierefreiheit

Für Chemikaliensensible existiert keine Barrierefreiheit

Einer Person mit MCS zu sagen, es sei nur „ein wenig Duftstoff oder ein bisschen von einer Chemikalie“ in der Luft, ist genauso, wie einem Rollstuhlfahrer zu sagen, dass da „nur ein paar Stufen sind, die er überwinden muss“.

Cosmetic: FDA Agrees Clarins Expertise 3P is a Drug

Press Release

NTEF – National Toxic Encephalopathy Foundation, October 6. 2008

PRESS RELEASE

FDA Agrees Clarins Expertise 3P is a Drug

Las Vegas, NV-AZ (1888PressRelease) October 06, 2008

The National Toxic Encephalopathy Foundation (NTEF) is pleased to announce that the Food and Drug Administration (FDA) has concurred that Clarins Expertise 3P (EP3) is a drug, not a cosmetic as advertised.

In February, the NTEF notified the FDA that Clarins EP3 was making drug versus cosmetics claims and requested an investigation into these allegations. As previously stated: „We are now requesting that the FDA verify the claims made by Clarins, in vitro testing versus in vivo testing, along with compliance, since this product is a new drug under section 201(p) of the FDCA, 21 U.S.C. subsection 321 (p), because it is not generally recognized by qualified scientific experts as „effective“ for its intended use.“

On October 1, 2008, the NTEF received the following notification from Patricia A. Hansen, Ph.D. Sr. Advisor for Science and Policy at the FDA:

„The Office of Cosmetics and Colors has reviewed the information at the U.S. website, where products may also be purchased, and consulted with others in the Agency. We are of the opinion that the claims made are drug claims. We have referred the matter to the office that handles these issues, FDA’s Office of Non-Prescription Drug Products in the Center for Drug Evaluation and Research (CDER)“.

We couldn’t be happier with the FDA’s determination regarding EP3″, said Angel De Fazio, President of the NTEF. „Cosmetic companies have been skirting the drug versus cosmetics claims for too long. It is hoped that as a result of this action, cosmetic companies, such as Clarins, will stop their deceptive advertising. It is expected that in the future they will be forced to submit new drug applications for their products when making medical claims“.

„I extol the opinion of the FDA“s findings regarding EP3 and am confident that they will be of the same mind regarding the two dozen plus other drug versus cosmetic claims that we have submitted. As we will be just as aggressive in having those also being re-classified“, said Dr. Jack D. Thrasher, Ph.D., Toxicologist, Immuno-toxicologist, Fetal-toxicologist and technical director for the NTEF. „Clarins has pushed both the limit of believability and cosmetic references regarding this product. This is not the first time that the FDA has taken Clarins to task for drug versus cosmetic claims and we are highly confident that this will not be the last.“

Duftstoffe verboten in Krankenhäusern und Arztpraxen in Schweden

Krankenhaus ohne Duftstoffe

Duftstoffe gehören zu den größten Problemfaktoren für Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS). Sie reagieren auf geringste Spuren der nahezu überall anzutreffenden duftstoffhaltigen Produkte und auf beduftete Menschen mit teils schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Ein notwendiger Aufenthalt in einem Krankenhaus wird für Chemikaliensensible durch Parfums, Aftershave, duftende Putz- und Desinfektionsmittel erheblich erschwert und verschlechtert deren Prognose.

In Schweden wurde der Problemfaktor Duftstoffe im Krankenhaus nun eliminiert: Alle siebzehn Krankenhäuser der schwedischen Region um Göteborg sind seit dem 10. September 2008 duftstofffrei. Über ein halbes Jahr hat die zuständige Krankenhausbehörde an einem Maßnahmenkatalog für das Duftstoffverbot gearbeitet, der nun in Kraft getreten ist. Das Duftstoffverbot sorgt dafür, dass weder Patienten, noch Angestellte und Ärzte oder Besucher die Gebäude beduftet betreten dürfen. Auch die Reinigungsmittel wurden konsequent auf duftfreie Produkte umgestellt.

Hintergrund für das Duftstoffverbot
Der zunehmende Einsatz duftstoffhaltiger Produkte und die breitflächige Benutzung parfümhaltiger Kosmetika, Parfüms, Aftershaves und duftenden Wasch- und Reinigungsmittel verursachen bei vielen Menschen verschiedenartige Beschwerden, wie beispielweise Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Konzentrationsverlust, Ekzeme und Atembeschwerden. Für Asthmatiker gelten Duftstoffe als Auslöser Nummer Eins für Asthmaanfälle. Für chemikaliensensible Menschen sorgen Duftstoffe neben Zigarettenrauch dafür, dass ihnen ein Sozialleben meist gänzlich versagt ist und sie keiner Arbeit mehr nachgehen können.

Duftstoffe beeinträchtigen Hunderttausende
Die Duftstoffindustrie verwendet über 3000 verschiedene Chemikalien zur Herstellung ihrer duftenden Produkte. Hinzukommen noch ätherische Öle, deren gesundheitliche Bedenklichkeit man gerade intensiver zu erfassen beginnt. Gesundheitliche Beschwerden durch Duftstoffe werden immer häufiger von einer Vielzahl von Menschen in der Allgemeinbevölkerung beklagt. In Schweden leiden laut Aussage von Wissenschaftlern und Behörden rund 6% der Gesamtbevölkerung unter einer Hypersensibilität gegenüber Duftstoffen. Diese Personengruppe stellt den Hauptgrund für die neue Regelung der Krankenhäuser dar.

Breitflächiges Duftstoffverbot
Die Politiker des Gesundheitsausschusses der Region Göteborg haben mit dem nun in Kraft getretenen Duftstoffverbot ein nachahmenswertes Exempel statuiert und gleichzeitig dafür gesorgt, dass für alle 45 000 Angestellten in den Krankenhäusern und in der Verwaltung des Gesundheitswesens die gleichen konsequenten Richtlinien des Rauch- und Duftstoffverbotes gelten. Dieser Beschluss gilt ebenso für die ärztliche Grundversorgung und für Zahnärzte.

Schweden übernimmt Vorreiterposition
In den USA und Kanada gibt es zwischenzeitlich bereits einige Krankenhäuser und Universitätskliniken mit konsequentem Duftstoffverbot. Doch weltweit dürfte dies das erste Mal sein, dass eine solche große kollektive Anstrengung betrieben wird, um eine duftfreie Umgebung im Gesundheitsbereich zu schaffen.

In Deutschland existieren bisher keine vergleichbaren Regelungen, lediglich drei Warnmeldungen des Umweltbundesamtes und eine des Bayrischen Staatsministeriums, die darauf hinwiesen, dass man zum Wohle von Allergikern und Chemikaliensensibeln auf Duftstoffe in öffentlichen Räumen verzichten solle. Duftstoffverbote sind bisher nur von drei privaten deutschen Umweltkliniken bekannt. Eine Situation, die sich zu Gunsten besserer, schadstofffreierer Luft in Krankenhäusern für die vielen allergischen Menschen, Asthmatiker und Chemikaliensensible ändern müsste. Dies käme gleichzeitig allen Patienten und Angestellten in Krankenhäusern in erheblichem Maße zugute.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. Oktober 2008