Jahresarchiv für 2008

Werden Chemikaliensensible genauso behandelt wie andere Behinderte auch, oder ignoriert man ihre Behinderung?

Wer nicht ins System passt wird gefressen

Chemikalien-Sensitivität ist in Deutschland als körperliche Behinderung (Ziffer 26.18, Register Einschränkung des Bewegungsapparates) seit 2005 anerkannt. Der Behindertenstatus wird auf Antrag im Einzelfall zugebilligt. Behinderte sind vom Gesetz her generell gegenüber Nichtbehinderten gleichgestellt. Es darf keine Behinderung einer anderen Behinderung gegenüber benachteiligt oder speziell übervorteilt werden. Behinderte dürfen nicht diskriminiert werden.

MCS – Blogfrage der Woche:

  • Wie geht es Euch mit Chemikalien-Sensitivität, geht man auf Eure Behinderung ein? Werdet Ihr gemäß Eurer Behinderung behandelt, bekommt Ihr Hilfe zugebilligt in Eurem Umfeld, von Behörden, etc.?
  • Billigt man Euch die gleichen Rechte wie anderen Behinderten im Alltag, in der Gesellschaft und im Beruf zu?
  • Existiert Barrierefreiheit für Euch, oder seid Ihr durch Eure MCS unüberwindbaren Barrieren ausgesetzt, die niemand für Euch aus dem Weg räumt?
  • Oder ignoriert man Eure Chemikalien-Sensitivität gänzlich und diskriminiert man Euch sogar deswegen?
  • Fühlt Ihr Euch als Chemikaliensensible von der Gesellschaft als Behinderte verstanden und akzeptiert?

Herbstimpressionen – Die letzten Ausflüge in die Pilze

Herbstwald

Der goldene Oktober zeigt sich von seiner besten Seite, doch die schönen warmen und sonnigen Herbsttage sind leider gezählt. Auch die abwechslungsreiche Pilzzeit neigt sich langsam ihrem Ende zu, denn Bodenfrost mögen die Früchte des Waldes absolut nicht, sie fangen an zu schimmeln, auch das Wachstum der Fruchtkörper stellt sich ein.

Steinpilze im KorbOhne zu übertreiben kann man sagen, 2008 war ein Pilzjahr. Der Grundstock dafür wird bereits im Frühjahr gelegt. Ist das Frühjahr trocken, so sind die Bedingungen für ein reiches Pilzwachstum leider nicht gegeben. Pilze benötigen bereits im Frühling genügend Feuchtigkeit, um prächtig gedeihen zu können.

Zum Saisonabschluss habe ich kürzlich „meine“ Steinpilzgründe noch einmal inspiziert, aber leider ist die Zeit meiner Lieblingspilze nun vorbei, keinen einzigen Steinpilz habe ich entdeckt, dafür jede Menge anderer Sorten. Auf alle Fälle war es ein gelungener Ausflug, währenddessen ich fast all meine durch die Chemikalien- Sensitivität (MCS) bedingten Beschwerden und sonstigen Probleme rundum vergessen konnte. So frei waren Schopftintlingmein Kopf und die Schönheit der Natur, so dass ich eine ganz besonders schöne Waldwanderung erleben durfte. Probiert es selbst einmal aus, Ihr werdet sehen, Ablenkung an der frischen Luft wirkt sich bei jedem positiv auf das Wohlbefinden aus.

Statt Pilze brachte ich vom letzten Waldausflug Photos von Pilzen mit. Eine Photoexpedition macht fast soviel Spaß wie Pilze sammeln und Beute macht man auch. So wie diesen Schopftintling, der mir vors Objektiv kam. Im Anfangsstadium ist er essbar, jedoch in diesem Reifegrad zerfließt er tintenartig und verbreitet dabei seine Sporen.

FlaschenbovisteUnmengen an Flaschenstäublingen, die zur Familie der Boviste gehören, gab es bei uns zu sehen. Sie sind hübsch anzuschauen, sogar mitten auf dem Schotterweg sind ganze „Familien“ an Flaschenstäublingen gewachsen. Ausgerechnet an diesem Tag hatte ich den Photoapparat zu Hause vergessen. Junge Frucht-körper dieser niedlichen Pilze sind essbar und schmackhaft, in älterem Zustand verfärben sich die einst weißen Pilzköpfe grau, graugrün bis braun und verwandeln sich in mikrofeinen braunen Sporenstaub.

Als ich diesen nicht alltäglichen Pilz sah, freute ich mich, ihn photographieren zu können, Krause Gluckedenn er ist nicht sehr häufig. Sein 10 – 35 cm Durchmesser großer, fast kugeliger und weiß bis cremefarbener, später bräunlich gefärbter Fruchtkörper, erinnert beim ersten Anblick an einen Meeresschwamm. Die Krause Glucke, sie wächst auf Wurzeln oder am Grunde der Stämme. Geschmacklich ist die Krause Glucke würzig bis aromatisch angesiedelt. Es ist die erste Krause Glucke meines Lebens, nie zuvor habe ich diesen Pilz in natura gesehen.

FliegenpilzfamilieÜber diese Fliegenpilzfamilie habe ich mich ebenfalls gefreut, weil ich finde, sie sind allesamt hübsch anzuschauen. Man gerät regelrecht ins Träumen, wenn man eine solch schöne Fliegenpilzfamilie findet und dass man sie nicht essen kann, weil sie giftig sind, macht überhaupt nichts, denn dazu sind sie auch viel zu zauberhaft anzusehen.

PfifferlingeMorgen soll fast überall nochmals die Sonne scheinen und die Blätter der Bäume werden in wunderschönen Farben leuchten. Wie wär’s, wenn Ihr Eure Kamera einpackt und losstiefelt durch den Herbstwald, die saubere Luft tief einatmet und die Natur in vollen Zügen genießt,…

Viel Spaß bei Euren Herbstausflügen wünscht Euch
Eure Maria

Ein Professor aus Korea zur Sache Dr. Peter Binz

Prof. Kim zur Sache Dr. Peter Binz 

Prof. Dr. Tschong-dae Kim
427-010 Gwacheon, Apt. 1008-404
Republik Korea       
                                
 
An:
Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit
Postfach 3180
55021 Mainz  /  Bundesrepublik Deutschland
 
Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung
Rheinland-Pfalz
Postfach 2567
55015 Mainz  /  Bundesrepublik Deutschland
 
Staatsanwaltschaft
z. Hd. v. Herrn Dr. Roos
Irminenfreihof 10
54290 Trier  /   Bundesrepublik Deutschland
 
zur Kenntnisnahme:
an Herrn Dr. Binz
Kernscheid, Schmittsberg 1
54296 Trier  /  Bundesrepublik Deutschland
 
 
 
8. September 2008
 
 
Betreff: die Sache von Dr. med. Peter Binz
 
 
Sehr geehrter Herr, sehr geehrte Dame,
 
Ich wende mich heute an Sie mit dem Fall von Herrn Dr. med. Peter Binz, wohnhaft in Trier.
Ich kenne ihn und seine Frau seit 1982. Ich habe die Familie Binz oft in Trier besucht. Wenn ich dienstlich oder zur Tagung nach Deutschland fahre, habe ich gern die Chance wahrgenommen die beiden zu besuchen. Damit wollte ich aussagen, dass ich Herrn Dr. Binz und seine Frau sehr gut kenne.
 
Nun möchte ich mich Ihnen vorstellen: Ich habe an der Universität Heidelberg Germanistik studiert und promoviert. Nach der Rückkehr aus Deutschland habe ich den Lehrstuhl für deutsche Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität in Korea angenommen. Präsident der Koreanischen Germanisten-Gesellschaft, Präsident der Koreanischen Goethe-Gesellschaft, sowie Vorstandsmitglied der Goethe-Gesellschaft in Weimar (von 1999 bis 2007) waren meine wissenschaftliche Karriere. Ich habe mich bemüht, in Korea, Japan und China deutsche Literatur und Kultur durch Vorträge oder Organisierung wissenschaftlicher Tagungen zu vermitteln. Mit der Angabe von meiner Tätigkeit wollte ich Ihnen andeuten, dass ich den sehr belesenen, polyglotten Herrn Dr. Peter Binz mit offenem Herzen und ausgesprochen humaner Gesinnung sehr hochschätze. Also engagiere ich mich mit diesem Schreiben und plädiere für ihn.
 
Ich habe die Sache inzwischen durch Unterlagen von pro und contra in der Sache Dr. Binz durchgelesen. Ich fühle mich stark angesprochen, an die betreffenden Stellen Briefe, sei es eine dringende Bittschrift, oder zur Solidarität mit ihm, zu senden – wahrlich eine Sendung von mir.
Ich bin weder Jurist noch Mediziner, also bin ich durchaus nicht authentisch, fachlich zu argumentieren. Dagegen verfüge ich über gewisse Menschenkenntnisse, die ich mir im Lauf des Lebens (Jahrgang1935) durch Erfahrungen und Erlebnisse angeeignet habe.
 
Herr Dr. Binz geht seinem Beruf gewissenhaft nach und bringt ungeheuren Mut auf, um die Interessen der Patienten zu vertreten. Nur die Bürger, die frei von Angst sind, können die wahre demokratische Gesellschaft verwirklichen, das kann das bürgerliche Kollektiv sichern, wie auch die ehemalige Präsidentin des Verfassungsgerichts der Bundesrepublik Deutschland, Frau Uta Limbach, dieselbe Meinung einst zum Ausdruck brachte (leider kann ich sie nicht genau zitieren).
 
Sicher ist die Bundesrepublik ein bestes Beispiel der demokratischen Gesellschaft. Diese müsste weiterhin zum Paradebeispiel fortgeschritten werden. Herr Dr. Binz ist sicher ein mutiger Wahrheitssager, den wir heute im konfliktvollen Industriezeitalter als Kassandra nennen dürfen. Allerdings respektiere ich sehr, dass Deutschland Jahrzehnte lang für bessere Umwelt systematisch und erfolgreich investiert hat. Wir Koreaner schätzen sehr hoch das hohe Umweltbewusstsein deutscher Bürger.
Die Koreaner erwarten, dass die Regierung aus dem Beispiel des bisher errungenen Erfolgs im Kampf gegen Umweltverpestung Deutschlands große Lehre ziehen und eine konsequente Bekämpfung einleiten wird. In China sterben, wie bekannt, jährlich über 750.000 Menschen in unvorstellbaren Lebens- und Arbeitsbedingungen infolge der rücksichtslosen und unverantwortlichen Dramatisierung der Industrialisierung.

 Markt in Frankreich

Herr Dr. Binz und seine Frau Waltraud sind geborene Humanisten, die im Interesse der Mitmenschen sich aufopfernd einsetzen. Die beiden haben 4 Kinder adoptiert und tun das Beste, was ich mir vorstellen kann.
Einmal (1985?) hat mich die Familie Binz gefragt, ob ich ein weiteres Waisenkind aus Korea vermitteln könnte. Darauf reagierte ich nicht gleich, und murmelte vor mich hin: noch ein Kind adoptieren? Herr Dr. Binz fügte hinzu: es sei nicht wichtig, ob ein zu adoptierendes Waisenkind körperlich oder geistig behindert sein sollte. Ich habe mich in Korea bei Holt erkundigt. Derzeit hatte Holt Korea wegen kritischer Stimmen in Korea seine Arbeit teilweise stillgelegt. Daher hatte ich den Wunsch der Familie Binz nicht erfüllen können.
 
Er und seine Frau sind Naturfreunde, leben dem Naturgesetz entsprechend treu. In ihrem mehr oder weniger verwilderten Garten hausen Dom in Trier mit Prof. Kim, Dr. BinzFrösche, Fische, Schlangen und andere Tiere frei. Sein Haus und Garten sind eine ökologische Nische, in der ver-schiedene Lebewesen friedlich herumtummeln. Hierin habe ich die bewundernswerte warme Seele von beiden erblickt, was auch zur Vermeidung der Giftstoffe geschah. 
 
Mir ist aufgefallen, dass man in den traditionellen Industrieländern relativ mehr Menschen beobachten kann, die mehr hirn- bzw. neurologisch behindert sind als in den „Hinter-dem-Mond-Ländern“. Ist dieses Phänomen nicht etwa auf die industrielle Vergiftung zurückzuführen?
 
Erst in den 1960er Jahren hat die Industrialisierung Koreas begonnen und es gibt heute immer mehr Menschen, die von diesem Unheil betroffen sind. Ich habe die Absicht, bald in Korea den Fall Dr. Binz publik zu machen, um dem schleichenden Unglück Einhalt zu bieten. Ich bin motiviert, in Korea öffentlich aufzutreten, und auf die Problematik der Vergiftungen mehr aufmerksam zu machen. Das wäre ein sozialer Beitrag von mir, einem Germanisten in Korea, der dem deutschen lebendigen Geist sehr viel verdankt.
 
Mit besten Grüssen
 
Prof. Dr.Tschong-dae Kim

Reaktion der Solidargemeinschaft auf die drei Buchstaben MCS, die für viel Leid und Elend stehen

MCS Kranke sind kein Gesellschaftmuell

Es ereignete sich ein multiples Desaster, bevor in unseren ärztlichen Befunden diese 3 Buchstaben MCS (Multiple Chemical Sensitivity) überhaupt manifestiert wurden.

Was in der BRD etwa anderthalb Jahre nach den sehr gut dokumentierten Insektizid-Intoxikationen mit Dursban/ Chlorpyrifos, Cypermethrin, Permethrin und Piperonilbutoxyd aus dem Jahr 1992 in Florida, mittels Gas-Chromatographie im Nov. 1993, sich zweifelsfrei in einem Bremer Labor nach einer sehr umfassenden Hausstaubuntersuchung darstellte. Erst nach diesem Zeitraum stellten sich bei uns schwerwiegende Intoleranzen gegen die verschiedenartigsten spezifischen und unspezifischen Düfte und Umweltnoxen ein.

Keiner der zahlreichen Ärzte in den USA oder der BRD hatte bis zum Nov. 1993 eine Pestizidintoxikation überhaupt in Erwägung gezogen.

Bis Anfang 1992 wurden nach bis dahin bester Gesundheit die diffusen und multiplen Symptome, Ganzkörperschmerzen, unterschiedliche Blutungen, zeitweilige Blindheit, Synkope aus ungeklärter Ursache, von zahlreichen medizinischen Einrichtungen in Florida mit diversen Krebs -Verdachtsdiagnosen versehen, weshalb  eine sofortige Überführung in die Uni-Klinik Düsseldorf erfolgte. Dort wurde nach mehrwöchigen stationären Explorationen eine „Depressive Psychose“ und eine „Osteoporose“ als Symptom- Ursachen diagnostiziert. Da die multiplen Ganzkörper-Symptome und Blutungen sich noch weiter verschlechterten, wurde im Sommer 1993 erstmalig ein MRI des Gehirns durch den Röntgenologen Dr. Rausch in Düsseldorf angefertigt, das schwerwiegende Auffälligkeiten im Gehirn dokumentierte, weshalb eine Düsseldorfer Ärztin  eine  Überweisung in die Uniklinik  Köln veranlasste, wo in der Stereotaxie von Prof. Sturm,  die erwähnten Veränderungen evaluiert werden sollten. Leider war dieser Gehirnchirurg bei unserer Ankunft ortsabwesend, so dass wir von dessen Oberarzt in diese Klinik zu einem 16-köpfigen Konsil einbestellt wurden, das überwiegend aus PsychosomatikerInnen bestand. Die Diagnose war dementsprechend.

Zwischenzeitlich war die Krankheit in eine therapieresistente Phase geraten, weil  kein Arzt erkannt hatte, dass in der Tat die Insektizide bereits irreparable  Schäden angerichtet hatten.

Erst am 13.Nov. 1993, nach Auswertung der Hausstaubproben aus Florida, führte uns Herr Prof. Müller Mohnssen, an den wir durch Herrn Prof. Godehard Hoffmann vom Bundesinstitut für Entomologie in Berlin verwiesen wurden, zu der Erkenntnis, dass die aufgelisteten Noxen die irreparablen gesundheitlichen Folgen ausgelöst haben. Dies wurde anschließend in der Universitätsklinik von L.A. nach mehrwöchigen medizinischen Explorationen – und Jahre später durch das St.Luke’s Hospital in Tokio bestätigt.

Entsprechend wurden wir bereits 1995 durch das Gesundheitsamt Düsseldorf zu Geisteskranken erklärt und entsprechend  behördlich verfolgt, obwohl das Amtsgericht und Landgericht Düsseldorf und das Landessozialgericht Essen durch ihre Offizialgutachter ausdrücklich das Vorliegen einer seelischen und psychischen Krankheit verneint, wohl aber schwerwiegende toxische Schäden an allen Organsystemen durch Organophosphate bestätigt hatten.

Hieraus folgte eine über die Jahre fortschreitende absolute Entsorgung aus der Solidargemeinschaft, zumal die vorliegende Krankheit aus dem Kanon der deutschen Universitäten gestríchen wurde. Daraus folgt, dass Ärzte keine Therapie für eine Krankheit entwickeln müssen, die es nach der herrschenden deutschen Lehrmeinung nicht gibt und ihnen somit kein Kunstfehler angelastet werden kann, wenn sie keine ärztliche Hilfe leisten. Hierzu bedarf es offenbar der Absegnung durch die Konvention.

Die fatalen Folgen von sozialer Ausgrenzung sind allen Mitgeschädigten bestens bekannt und finden außerdem vollumfängliche Bestätigung durch jahrzehntelange weltweite Studien aus der Tierwelt.

Autor: Siegfried Fischer

Chemikalien-Sensitivität (MCS): Armut trotz materiellem Reichtum

Armut hat in Bezug auf die weltweit verbreitete Krankheit Chemikalien-Sensitivität viele Facetten. Der materielle Reichtum ist ab einem gewissen Schweregrad der Erkrankung kaum noch von Relevanz. Für einen Menschen, dessen Aktionsradius sich nur noch auf wenige Quadratmeter gefilterte Luft beschränkt, der also in unfreiwilliger Zwangsisolation lebt und weder seine Umwelt, noch jede Nahrung oder ein normales Wasser zum Trinken toleriert, für den Menschen spielen materielle Werte nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Airstream Trailer in Texas

Gleißendes Sonnenlicht, unerträgliche Schwüle, kein Windhauch regt sich. Einige silberne Alu-Trailer die sich in der Sonne spiegeln, ringsum keine Menschenseele. In der Mitte ein „Küchenhaus“ aus Wellblech, aus dem man das Surren von Gefrierschränken hört. Ein Geräusch, das die Monotonie des trostlosen Ortes unterstreicht. Es ist kein richtiger Ort, sondern nur eine Ansammlung von metallisch glänzenden Wohnwagen aus den sechziger und siebziger Jahren. Der nächste richtige Ort ist Meilen entfernt und nur durch eine staubige Strasse erreichbar.

Plötzlich ein Geräusch, das Quietschen einer Metalltür, sie schlägt ruckartig zu. Herauskommt eine Person, völlig in weiße Kleidung gehüllt, die viel zu warm scheint für die schwülen Temperaturen. Sie haucht aus der Ferne ein schwaches „Hi“ durch eine weiße Aktivkohlemaske entgegen und hebt freundlich die Hand. Sie kommt nicht näher und verschwindet im Küchenhaus. Einige Gegenstände vor den anderen Aluwohnwagen lassen vermuten, dass es weitere Menschen gibt, die hier leben. Auf einer Wäscheleine hängen Kleidungsstücke, ein Stück weiter einzelne Seiten einer Zeitung.

Am Küchenhaus vorbei steht ein weiterer Wohnwagen, der offensichtlich von mehreren Personen genutzt wird. Von der kahlen Metallaußenwand hebt sich ein Münzfernsprecher ab. Innen sind einige Metallstühle zu sehen, ein Glastisch und ein Fernseher in einer Metallkiste mit Glasscheibe.

Ganz am Ende der kleinen Trailersiedlung steht ein großer Airstream- Wohnwagen. Er ist größer als die anderen, ansonsten unterscheidet er sich von außen nicht. Plötzlich steht ein kernig aussehender Mann neben mir und spricht mich an. Ob ich interessiert sei, der Wohnwagen sei zu verkaufen. Nein, eher nicht, denke ich, nicht an diesem Ort. Der Mann erkennt an meinem Gesicht, dass mein Interesse nicht groß ist, aber er beginnt dennoch zu erzählen. Dieser Wohnwagen habe Lizz gehört, sie sei weggezogen nach fast zwei Jahrzehnten. Es sei sehr schwierig für sie gewesen, doch sie habe es geschafft. Er fasst in seine Hosentasche und zieht einen Schlüsselbund heraus und deutet mir mit der Hand, dass ich ihm folgen solle. Ich erhasche einen ersten Blick in das Innere. Boden, Decken, Wände sind mit pastellfarbenem Emaille überzogen.

Der Trailer ist trotz seiner Kargheit sehr schön anzusehen und wirkt großzügig.  Er hat drei Schlafzimmer, drei Bäder, zwei Salons und eine Küche. Dort im Salon hingen echte Picassos hinter Glas, erzählt mir der Mann. Lizz habe sie mitgenommen in ihr neues Zuhause. Auf meinen verwunderten Blick hin stellt der Mann sich als Dan vor und beginnt zu berichten.

Die Frau, die in diesem Airstream Trailer lebte, gehörte zu den Superreichen in den USA. Ihr Mann und sie hatten keine Kinder, dafür mehrere Häuser und Yachten, zwei davon sogar mit Helikopterport. Ihnen mangelte es an nichts, sie konnten wirklich tun und lassen was sie wollten. Eines ihrer Hobbies war es, ihre Villen schön einzurichten. Sie wurden krank durch giftige Baumaterialien, Farben und Ausstattung, der Mann starb. Lizz wurde so chemikaliensensibel, dass sie ihre Umwelt nicht mehr tolerierte. Sie konnte fast nichts mehr essen, in keinem ihrer Häuser hielt sie es aus, ohne schwerste körperliche Reaktionen zu erleiden. Jeder Versuch machte sie kränker, es ging soweit, dass sie fast nicht überlebte. Durch Zufall erfuhr sie von einem Arzt von einer Umweltklinik in Dallas, die damals noch klein war. Sie ließ sich hinbringen und begann eine Behandlung. Ihre Sensibilität auf Chemikalien war jedoch so stark ausgeprägt und ihr Körper so schwerwiegend vergiftet, dass ihr Leben lange am seidenen Faden hing. Es dauerte, bis überhaupt ein Wasser gefunden war, dass sie ohne Reaktionen trinken konnte. Sie hatte keine Chance, in einem Apartment oder in einem Haus zu wohnen und kam hier raus, um in einem Alutrailer zu leben, der extra für Menschen umgebaut wurde, die auf alles reagieren. Lizz ließ sich dann diesen Trailer hier bauen nach ihren eigenen Vorstellungen. Er hat allen nur erdenklichen Komfort und ist wirklich safe.

In jedem der Räume stand noch immer ein Luftfilter aus Edelstahl, doch auch ohne dass sie liefen, war die Luft ohne jeglichen störenden Geruch. Als Dan die eingebauten Schränke öffnete, konnte ich sehen, dass auch sie innen völlig mit porzellanbeschichtenem Edelstahl ausgekleidet waren. Die Möbel waren alle aus Glas und Metall. Lizz lebte fast zwanzig Jahre nur in diesem Alutrailer und konnte fast nie hinaus. Der Arzt kam zu ihr, wenn es erforderlich war. Sie wurde hier gesünder, aber nie ganz gesund, sie wünschte es sich von Herzen, ans Meer zu ziehen. Dort lebt sie jetzt, und dieser Trailer ist zu verkaufen. Andere hier hatten mehr Glück als sie, obwohl sie kaum Geld besaßen. Sie waren nicht so krank wie Lizz und schafften es sogar wieder, einen Job anzunehmen. Ja, es sei in der Tat nicht alles von Geld abhängig, meinte Dan, denn sonst hätte Lizz es geschafft, denn daran mangelte es ihr nicht. Hätte sie Kinder haben können, hätten auch diese für Generationen ausgesorgt.

Wir hatten den Wohnwagen wieder verlassen und saßen auf der Außentreppe, die Sonne begann sich zu neigen am Horizont und tauchte alles in ein warmes Abendlicht. Die silbernen Trailer leuchteten plötzlich rotgolden. Man sah nach und nach Menschen aus ihnen herauskommen und in Richtung Küchenhaus gehen und wieder zurückkommen und wieder in ihr Refugium verschwinden.

Dan sagte, er könne mir viele Geschichten von Menschen erzählen, die sich hier an diesem trostlosen Ort wegen ihrer Krankheit niedergelassen hatten. Arm, materiell gesehen, ist keiner von ihnen hier, das Wohnen in den Alutrailern sei nicht gerade billig. Geld spiele bis zu einem gewissen Grad dennoch eine völlig untergeordnete Rolle. Wenn man nur noch drei Nahrungsmittel hat, die der Körper annimmt, dann ist man reich, wenn man nach einiger Zeit durch das karge chemiefreie Leben wieder zwanzig oder dreißig Nahrungsmittel essen kann. Oder wenn jemand, der kollabiert nach wenigen Schlucken Wasser wieder ein Wasser findet, was er ohne Schmerzen und ohne Kollaps trinken kann.

Die Vorstellung von arm und reich, die man eigentlich hat, verschiebt sich gänzlich, nachdem man einen Ort wie diesen Trailerpark irgendwo da draußen mitten in Texas gesehen und über sein Eigenleben erfahren hat. Die Schmerzen dieser Menschen, die oft unerträglich sind, lassen sich durch kein Geld der Welt in Luft auflösen, weil Chemikalien-Sensitivität es nahezu unmöglich macht, Schmerzmittel oder andere Medikamente nehmen zu können. Reich ist, wer keine Schmerzen hat, und sei es nur für einen Tag oder eine Stunde.

Die Armut bei Menschen mit Chemikalien-Sensitivität hat viele Gesichter und selbst wer Geld für Generationen hat, ist im Grunde arm. Chemikalien-Sensitivität schränkt den Aktionsradius eines Menschen völlig ein, und mit Geld ist weder die Freiheit, die man einst besaß, zurückzukaufen, noch die Fähigkeit, frei zu entscheiden, was man anziehen möchte, was man gerne essen würde, oder alte Freunde wiederzuerlangen. Nichts ist mehr wie zuvor, als man noch die Vorstellung besaß, ein Mensch, der Originalbilder von Picasso an den Wänden hängen hat, sei reich.

Dieser Artikel wurde zum Thema Armut als Beitrag zum Weltblogtag 2008 geschrieben.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 15. Oktober 2008

Multiple Chemical Sensitivity macht zwangsläufig arm

Arm durch MCS

Die Armut, die durch MCS entsteht, bezieht sich nicht allein auf die materielle Armut, sondern ebenso Armut auf anderen Ebenen des Lebens. Die materielle, die intellektuelle, die emotionale, die körperliche, die nahrungsbedingte usw.

Bei MCS- Ausbruch war an ein ganz normales Arbeiten nicht mehr zu denken, es war ja kaum möglich, durch die vielen teils lebensbedrohlichen Symptome überhaupt noch das Haus zu verlassen. Mit MCS kann man nicht mehr wohnen, wo man will, nicht mehr essen, was einem schmeckt, nicht mehr kaufen, was einem gefällt, nicht mehr treffen, wen man möchte und natürlich nicht mehr arbeiten, was man bislang konnte. Die gesamte bisher gekannte Welt bricht auf einen Schlag zusammen, und man muss sein Leben komplett umstellen, und das 20 Jahre vor dem Rentenalter bei mir, also in zukünftiger lebenslanger Armut.

Ich hatte noch das große Glück, mir vorher bei bester Gesundheit die halbe Welt angesehen zu haben und viel zu erleben. Heute zehre ich zumindest davon, weil eine Flugreise nie mehr möglich sein wird, wegen der parfümierten Passagiere, dem Pestizidsprühen im Flugzeug und natürlich, weil solche Summen nicht mehr zusammen zu sparen sind, selbst bei strengster Diät.

Armut auf materieller Ebene
Jeder Cent geht jetzt drauf für spezielle, einzig verträgliche Bionahrung, für viele gute Vitamine und Mineralien, für Bahn- u. Busfahrten zu Ärzten und Therapien, sehr viel Geld für Naturheilmittel, Homöopathie, weil Mittel, die die Kasse erstattet, chemisch sind oder chemische Zusätze enthalten und daher unberechenbare Reaktionen hervorrufen. Und Dinge wie Sauerstoffflasche, Atemgerät, Nasendusche, dazu noch die Praxisgebühren. Dem Amt ist es egal, dass ein kranker Mensch so viel Mehraufwand benötigt, man bekommt das gleiche Geld wie ein Gesunder. Ohne ein Büchlein mit täglichen Eintragungen über die Ausgaben wäre das Geld spätestens Mitte des Monats alle, ohne dass man sich irgendeinen Luxus geleistet hätte. Heute mit MCS wäre es für mich ein beglückender Luxus, mir Dinge leisten zu können, die zumindest ein Leben mit weniger Symptomen möglich machen würde, wie Luftfilter, Spezialheizung, Heimsauna, Atlastherapie, ein vernünftiges Bett oder ein heiles Fahrrad. Selbst für Lotto reicht das Geld ja nicht, also auch da keine Chance.

Armut auf intellektueller Ebene
Weil die Kontakte stark eingeschränkt werden durch MCS, fehlen häufig auch die geistigen Herausforderungen. Die früheren interessanten Gespräche enden meist beim Thema Krankheit, weil MCS nun mal das Leben regiert. Das halten gesunde Freunde nicht lange aus, und ich wiederum kann die Problemchen nur noch schwer nachvollziehen, mit denen sich Leute rumschlagen, die keinerlei Symptome haben. Deren Sorgen nachzuvollziehen, wenn man selber froh ist, den Tag zu überleben, ist nicht einfach. Gute Bücher zu lesen ist auch nur selten möglich, da es sehr anstrengt und außerdem der rote Faden verloren geht. Die Werte verschieben sich mit einer so schweren Krankheit, und das Verständnis zwischen Gesunden und Kranken wird immer schwieriger.

Armut auf emotionaler Ebene
Am meisten fehlt mir das Lachen, die unbeschwerte Freude. Und vor allem auch die große Erfüllung, die ich lebenslang bei meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten empfunden habe. Aber gerade dies motiviert mich tagtäglich, alles zu versuchen, wieder gesund zu werden. Wofür sollte denn sonst ein so zerstörtes Leben noch Sinn machen? Ausgehen, Tanzen, Kino, Cafe, nichts geht mehr wegen der bedufteten Menschen, den Teppichböden und weil man immer auf der Hut sein muss vor Chemikalien.

Armut auf körperlicher Ebene
Weil Sport und jede Bewegung schmerzt (dabei wäre es so wichtig) und Reisen in ferne Länder gar nicht mehr zu schaffen sind, geschweige denn, Hobbys von früher auszuüben. Meine Lebensträume, mit Delfinen zu schwimmen, mit Haien zu tauchen, einen Blumen- u. Gemüsegarten anzulegen und vieles mehr ist zerstört, weil es der Körper nicht mehr schafft. Und ich war einmal sehr durchtrainiert und stark.

Armut auf der Ebene Nahrungsaufnahme
Weil die Verträglichkeit der meisten Nahrungsmittel nicht mehr gegeben ist und beim kleinsten Ausrutscher in Richtung Genuss oder Heißhunger die Strafe auf dem Fuße folgt mit Atemnot, Herzrasen, Schmerzen, Schwindel und schlimmeren, wie Lebensmittelvergiftungen. Bei all dem gibt es keinen Arzt, den man aufsuchen kann, weil unbegreiflicher Weise MCS noch immer so unbekannt ist, trotz Millionen Betroffener weltweit. Unser Schicksal müsste man hinausschreien, dass es jedem Menschen so geläufig wird wie Krebs oder Aids.

Dennoch, Armut ist ja relativ, und seit ich vor langer Zeit in Indien war, sehe ich ohnehin vieles mit anderen Augen. Jeder sollte im Leben einmal in so ein armes Land reisen, es prägt fürs ganze Leben. Positiv. Nun denn, wenn Reichtum das Gegenteil von Armut ist, dann kann ich mir zumindest noch eines leisten und bewahren: meinen inneren Reichtum.

Dieser Artikel wurde zum Thema Armut als Beitrag zum Blog Action Day 2008 geschrieben.

Autor: Monja, 15. Oktober 2008

Armut durch Chemikalien-Sensitivität / MCS

Sad Angel - Trauriger Engel

Jeder ist seines Glückes Schmied – so ein altes Sprichwort. Früher empfand ich diesen Spruch als realistisch, aber seitdem ich an Chemikalien- Sensitivität (MCS) erkrankt bin, bin ich zu ganz anderer Ansicht gelangt.

Es kann ganz schnell gehen, und plötzlich verliert man jeglichen Einfluss auf sein Leben. Ein Leben mit MCS weist einen urplötzlich in ungeahnte Bahnen, die man selbst nicht mehr beeinflussen kann, so war es auch bei mir und darüber möchte ich Euch erzählen:

Als sich meine Krankheitssymptome stets verschlimmerten und nichts mehr ging, verlor ich neben einigen Freundinnen letztendlich auch meine Arbeitsstelle. Das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass ich in so frühen Jahren plötzlich nicht mehr arbeiten würde. Gut, anfangs ist man abgesichert, mit dem im Verhältnis zum früheren Gehalt niedrigeren Arbeitslosengeld / Krankengeld kommt man noch zurecht. Jedoch zusätzliche Kosten für die plötzlich lebensnotwendigen Bio Lebensmittel, waren für mich unerschwinglich.

Löcher im Portemonnaie
Zusätzliche Löcher taten sich im Portemonnaie auf, weil ich zu diesem Zeitpunkt bei meinem behandelnden Umweltarzt jede Menge Geld investieren musste, um die erforderlichen Untersuchungen, die leider keine Kassenleistung sind, zu bezahlen, geschweige denn von den Fahrtkosten und Medikamente. Nun hatte ich noch das Glück, dass sich mein Partner rührend um mich kümmerte, sich extra Urlaub nahm und mich überall hinfuhr. Alleine wären diese anstrengenden Manöver für mich undenkbar gewesen. Doch auch der soziale Geldhahn versiegt irgendwann, und dann???

MCS – Schutzengel kennen viele Schicksale
In andere Chemikaliensensible kann ich mich gut hineinversetzen. Es ist schwer für all jene, die mit ihren Problemen völlig auf sich gestellt, klarkommen müssen. Dies trug dazu bei, dass ich ein MCS- Schutzengel wurde. Ich wollte gerne Menschen, die wie ich an MCS erkrankt sind, also mit mir das gleiche Schicksal teilen, mit Rat und Tat beiseite stehen und versuchen so gut es geht zu helfen.

Das Leben ein einziger Scherbenhaufen
Bei meinen Schutzengelgesprächen erhalte ich Einblicke in das schwere persönliche Leid von MCS Kranken. An Chemikalien- Sensitivität erkrankt zu sein, bedeutet in den meisten Fällen, sein komplettes früheres Leben zu verlieren. Oftmals kommt der Partner mit den vielfältigen gravierenden Einschränkungen, die ihn letztendlich ebenfalls betreffen, irgendwann nicht mehr zurecht und sucht das Weite. So ist nicht nur die Arbeit urplötzlich dahin, auch der Partner ist weg und langjährige Freundschaften gehen von jetzt auf gleich durch Unkenntnis von MCS, in die Brüche, und dann steht man völlig auf sich alleine gestellt, seinen massenhaft unlösbaren Problemen gegenüber.

Einschränken ist nicht endlos möglich
Neben all dem persönlichen Leid, den für Gesunde kaum vorstellbaren vielfältigen körperlichen Krankheitssymptomen, den starken finanziellen Schwierigkeiten, steht in den meisten Fällen zu allem Überfluss zwangsläufig auch noch ein Umzug in eine kleinere Wohnung an.
Wie soll man das mit MCS und ohne Einkommen alleine realisieren? Es ist völlig unmöglich. Hinzu kommt, dass das frühere Mobiliar für viele durch Schadstoffbelastung unbrauchbar geworden ist. Mir sind MCS Patienten bekannt, die sich Möbel bei der Caritas besorgen mussten, weil der Partner fast alles mitgenommen hat, sogar das Auto. Ob die Möbel von der Caritas frei von Schadstoffen sind, ist zu bezweifeln.

Jobs zum Überleben trotz schwerer Krankheit
Da das Geld hinten und vorne nicht reicht, gehen MCS- Kranke sogar mit letzter Kraft putzen und bringen dazu eigene ungiftige Putzmittel mit, um sich überhaupt etwas zu Essen leisten zu können, von Kleidung ganz zu schweigen. Andere müssen zur Tafel gehen für Nahrungsmittel, an Bionahrung können sie nicht einmal denken.

Im freien Fall aus dem sozialen Gefüge
Nach der Aussteuerung bei der Krankenkasse, konnten sich manche mangels eigener finanzieller Mittel, nicht einmal krankenversichern. Früher gut verdienende Menschen wurden zu Hartz IV Empfängern, und das geht ganz schnell. Vom Luxus in die Armut, von der MCS verträglichen Wohnung in eine Hartz IV gerechte, für MCS Patienten meist unverträgliche Wohnung, mit enormen Folgen für die Betroffenen.

Druck auf Schwerkranke statt Hilfe
Da MCS vielfach als nicht existent abgetan wird, erhalten MCS Kranke dann keinerlei staatliche Unterstützung mehr. Das Arbeitsamt schickte eine schwer kranke Chemikaliensensible sogar in Fortbildungsmaßnahmen, man nahm ihre Beschwerden nicht ernst. Als die Betreffende anmerkte, aus Gesundheitsgründen dort nicht hingehen zu können, wurde ihr das als Nichteinhaltung der Mitwirkungspflicht ausgelegt und gedroht, die Zahlungen an sie einzustellen.

Zwangsläufige Gesundheitsverschlechterung
Dadurch, dass sie nicht ausreichend Geld zur Verfügung haben und sich krankheitserleichternde Dinge wie biologische Nahrungsmittel, notwenige Medikamente / Vitaminpräparate, Luftfilter, Wasserfilter, Sauerstoffversorgung, MCS-Maske, Bio Kleidung etc. nicht leisten können, in völlig ungeeignetem Wohnumfeld leben müssen, laufen viele Gefahr, dass sich ihre Krankheitssymptome sich weiter chronifizieren, anstatt sich bessern. Sie sind in einem schier unüberwindbaren Teufelskreis angelangt.

Selbst um Recht zu bekommen braucht man Geld
Einen Antrag auf  Erwerbsminderungsrente stellen viele MCS Kranke nicht, weil sie keine Rechtschutzversicherung haben und sich keinen Anwalt leisten können. Sie haben kaum eine Chance, ihre gerechtfertigten Ansprüche gegenüber den Behörden mangels finanzieller Mittel, durchzusetzen. Wie erschütternd die Situation manchmal sein kann, möchte ich Euch anhand einer Frau erzählen, die ich als MCS Schutzengel betreute. Die ältere Dame versuchte trotz schwerer MCS an Geld zu kommen, damit sie zu Ärzten fahren konnte um ein paar Befunde zu haben, damit man ihre Rente zuerkennen würde. Für die Fahrt zu den Ärzten brauchte die schwer kranke Frau Sauerstoff. Um die erforderliche Summe zusammenzubekommen, ging sie abends im Park zu den Mülleimern und suchte Pfandflaschen heraus, um dann im Supermarkt ein paar Euro dafür zu bekommen.

Kranke helfen Not von Kranken einzudämmen
Die Menschen, die ich als MCS- Schutzengel kennen lernen durfte, standen alle mitten im Leben als es sie erwischte. In fast allen Fällen wurden sie ohne jegliches eigenes Verschulden krank. Mich bekümmert die Ungerechtigkeit daran, denn es ist alles andere als fair, dass man sie fallen lässt, wenn sie zusammenbrechen.
Auch wenn es mir oft selbst schwer fällt, ist das einer der Gründe, dass ich mich einsetze für Chemikaliensensible, denn die Ungerechtigkeit ist nicht akzeptabel und darf nicht stillschweigend hingenommen werden,

Euer MCS- Schutzengel Helene

Dieser Artikel wurde zum Thema Armut als Beitrag zum Weltblogtag 2008 geschrieben.

Für Menschen mit Chemical Sensitivity existiert keine Barrierefreiheit

Für Chemikaliensensible existiert keine Barrierefreiheit

Einer Person mit MCS zu sagen, es sei nur „ein wenig Duftstoff oder ein bisschen von einer Chemikalie“ in der Luft, ist genauso, wie einem Rollstuhlfahrer zu sagen, dass da „nur ein paar Stufen sind, die er überwinden muss“.

Wurde Eure Chemikalien- Sensitivität / MCS schnell als solche diagnostiziert oder habt Ihr eine Odyssee von Arzt zu Arzt durchlebt?

Arzt verabschiedet Patientin mit MCS DiagnoseEinigen wissenschaftlichen Studien zufolge dauert es meist eine Weile, bis eine Person, die auf geringste Spuren von Alltagschemikalien wie Zeitungsdruck, Parfüm, Weichspüler, Benzin, Farbe, Zigarettenrauch, Putzmittel, etc. mit Symptomen reagiert, von einem Arzt richtig diagnostiziert wird. Oft haben niedergelassene Ärzte keine Erfahrung mit Chemikalien-Sensitivität (MCS – Multiple Chemical Sensitivity) und suchen verzweifelt danach, was ihren Patienten fehlt. Mancher Arzt, der kein Fachwissen im Bereich Umweltmedizin hat, geht von einer psychischen Störung aus und ist nicht in der Lage, dem Patienten adäquat zu helfen, was weitere Verschlimmerung zu Folge hat.

MCS-Blofrage:

  • Wie viele Ärzte musstet Ihr aufsuchen, bis die Diagnose gestellt wurde und wie viel Zeit ging ins Land?
  • Welche Fachrichtung hatte der Arzt, der bei Euch MCS diagnostizierte?
  • Wäre Euch Eurer Meinung nach Leid erspart geblieben, wenn Eure Chemikalien-Sensitivität schneller diagnostiziert worden wäre und der Arzt Euch zumindest Vermeidungsstrategien erklärt hätte?

Happy Birthday – 1 Jahr CSN – Blog

Happy Birthday CSN

Schon ein Jahr CSN-Blog liegen hinter uns und wir möchten uns bei Euch Allen bedanken für das fleißige Lesen, die vielen Kommentare und die netten Dankesmails die uns erreicht haben.

Wir freuen uns auf weitere Jahre mit Euch!!!


Herzlichst, Eure CSN Blogger

Silvia, Juliane, Maria, Glasprinzessin, Elly, Helene, Sternentänzer,Energiefox, Thommy, Wannseeschwimmer, Karlheinz