Archiv der Kategorie ‘Krank durch Pestizide‘

Zur Unterstützung von Dr. Peter Binz und allen anderen Ärzten, die sich in besonderer Weise um ihre Patienten kümmern

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Zur Unterstützung von Dr. Peter Binz und allen Ärzten weltweit, die sich in ganz besonderer Weise um ihre Patienten kümmern, um ihnen nicht nur nicht zu schaden, sondern uns zuhören, wenn wir reden, und zu Detektiven werden, um Verknüpfungen zwischen Ursache und Auswirkung herzustellen, und die rigoros die wissenschaftliche Literatur und Fachzeitschriften zu durchforsten, um unsere multiplen Symptome zu beweisen. Wir ziehen unseren Hut vor Ihnen, wir applaudieren Ihnen und sagen „machen Sie weiter mit Ihrer hervorragenden Arbeit.“ Toxische Schädigungen haben seit Jahrzehnten epidemische Ausmaße angenommen. Sie wurden zum größten Teil unter den Teppich gekehrt, zugunsten finanzieller Vorteile der Industrie, genauso unter den Teppich gekehrt wie ihre verheerenden Konsequenzen. Es wurde berichtet, dass Pharmafirmen die doppelte Summe an Geld für Werbung ausgeben als für die eigentliche Entwicklung.

Ob Sie es wissen oder nicht, wir alle, Sie, ich, unsere Kinder, tragen die direkten Konsequenzen der Entscheidungen, die unsere Regierung, der Handel und andere treffen. Schauen Sie sich um und betrachten Sie, was tatsächlich passiert mit der Gesundheit der Weltbevölkerung und mit unserem Planeten, und dann unterstützen Sie Ärzte, die ihre Patienten mit toxisch bedingten und / oder sich verschlimmernden Krankheiten ernst nehmen und sich ausreichend darum kümmern, dass sie die allerbeste Behandlung erhalten, die verfügbar ist.

Die, die durch die Umwelt und Gifte in Alltagsprodukten geschädigt wurden, können keine pharmazeutisch gestützte Behandlung in Anspruch nehmen. Sie müssen alternative Verfahren versuchen; hierzu gehören viele hilfreiche Heilmittel, die für ihre Sicherheit und Effizienz zur Behandlung spezieller Störungen bekannt sind, zur Aufrechterhaltung der Gesundheit und Vermeidung von Krankheit, wie vor der pharmazeutischen Revolution benutzt. Diese Behandlungsmöglichkeiten haben nie aufgehört zu wirken; sie wurden nur unterdrückt zu Gunsten einer viel lukrativeren Pharmaindustrie. Die Spezialisten und Behandler, die bereit sind, diejenigen mit toxisch bedingten und / oder sich verschlimmernden Krankheiten / Schädigungen ohne „Medikamente“ zu behandeln, sollten ihre Arbeit tun können, ohne schikaniert oder bedroht zu werden.

Lange bevor wir geboren wurden, hat THOMAS EDISON gesagt: „Der Arzt der Zukunft gibt keine Medizin, vielmehr wird er die Patienten dazu anregen, sich für den menschlichen Körper, für die Ernährung und für die Ursache für und Prävention von Krankheiten zu interessieren“… die Zukunft ist da, es ist längst Zeit, diese weisen Worte zu beachten.

Wir sind eine oftmals unsichtbare (durch die medizinisch bedingte Isolation), unverstandene (durch Ignoranz), jedoch enorm und schnell wachsende Bevölkerungszahl von behinderten Bürgern, einschließlich Kinder (unsere zukünftigen Führer), als auch Frauen und Männer, die im Militär dienen. Wenn auch unsere Behinderungen komplexer sein mögen als andere, macht dies unsere Leben nicht weniger wertvoll, weniger wichtig, oder gar zum Wegwerfen. Noch immer werden wir täglich diskriminiert, beleidigt, unsere Rechte, Privilegien vernachlässigt und ordentlicher Behandlung beraubt, weil es zu wenige Ärzte gibt, die sich mit unserem Zustand auskennen.

Die weite Verbreitung solcher Krankheiten und der Mangel an wissenden und qualifizierten Ärzten rechtfertigen ganz klar adäquate Ausbildung und fortlaufende Weiterbildung auf diesem Gebiet. Wir müssen – vor der Entstehung einer Behinderung – der medizinischen Fachwelt die Informationen zur Verfügung stellen, die sie braucht, um toxische Schädigungen und toxisch bedingte Krankheiten früh genug besser identifizieren und behandeln zu können. Fehldiagnosen, Falschbehandlung und Diskriminierung gegenüber denen, die unter toxisch bedingten und sich dadurch verschlimmernden Krankheiten leiden, müssen aufhören.

Um alle Bürger, unsere Kinder, unsere Haustiere, unsere Nutztiere, unsere Äcker, unsere Industrien und unsere Umwelt zu schützen, müssen wir unumgänglich unsere Vorstellungen und unser Handeln ändern. Niemand kann es sich leisten, weiterhin blind Alltagsprodukte zu verwenden, die giftige Substanzen enthalten oder Umweltgiften ausgesetzt zu sein. Der Preis ist zu hoch, und die Rechnung kommt mit raschen Schritten auf uns zu. Die rasant steigende Anzahl derer, die durch toxische Schädigungen arbeitsunfähig wurden, bestätigt dies.

Wenn Ärzte sich bewusst werden über die zahllosen toxischen Auswirkungen vieler Chemikalien in unserem Alltag und unserer Umgebung, sollten sie gelobt werden, nicht verfolgt. Es gibt Diagnoseschlüssel für „Toxische Schädigungen“. Es liegt an uns, dass sie auch angewendet werden.

Einige ICD-9 Codes:

  • 272.7 – E997.2 V82.5 Screening for chemical poisoning and other contamination.
  • 349.82 Encephalopathy due to chemical toxin.
  • 380.22 Acute chemical otitis external.
  • 500-508 Pneumoconioses And Other Lung Diseases Due To External Agents
  • 500 Coal workers‘ pneumoconiosis
  • 501 Asbestosis
  • 502 Pneumoconiosis due to other silica or silicates
  • 506.4 Chronic Respiratory Conditions Due To Fumes And Vapors: {Emphysema (diffuse) (chronic)} {Obliterative bronchiolitis (chronic) (subacute)} {Pulmonary fibrosis (chronic)} due to inhalation of chemical fumes and vapors
  • 692.4 Contact dermatitis from chemical product.
  • 975 Poisoning By Agents Primarily Acting On The Smooth & Skeletal Muscles & Respiratory System
  • 987.6 Toxic Effect Of Chlorine Gas
  • 987.9 Toxic Effect Of Unspecified Gas, Fume, Or Vapor
  • 989.0 Toxic Effect Of Hydrocyanic Acid And Cyanides Potassium cyanide; Sodium cyanide
  • 989.3 Toxic Effect Of Organophosphate And Carbamate Carbaryl; Dichlorvos; Malathion; Parathion; Phorate; Phosdrin
  • 989.4 Toxic Effect Of Other Pesticides, NEC Mixtures of insecticides
  • 989.6 Toxic Effect Of Soaps And Detergent
  • 995.66 Anaphylactic Shock Due To Food Additives
  • E997.2 Injury due to war operations by gases, fumes, and chemicals

Weitere Statistiken und Codes: http://www.mcsbeaconofhope.com/stat2005.html

Verletzungen und Vergiftungen (800-999)

Sincerely, your friends in Hope & Health at the „MCS“ Beacon of Hope Foundation,

Peggy, Julia, and Jennifer

Mounting actions against environmental medicine practitioners

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Lately the prominent case of Prof. Rea in Dallas, who has been investigated by the Texas medical board, has drawn significant national and international public attention Dr. Rea has been the first physician worldwide to have been awarded the title of a professor of environmental medicine, by the University of Surrey, England. According to him in the USA „there is currently an organized nation-wide effort to destroy the specialty of Environmental Medicine and to eliminate from practice physicians who diagnose and treat patients suffering from chemical sensitivities“.

Unfortunately, similar activities are observed in Germany

Dr. Peter Binz, a internationally renowned neurologist practicing in the German City of Trier, is paying dearly for diagnosing his patients with toxic injury for many years:
It happened more than two years ago on June 4, 2006: Agents of the Public Prosecutor’s Office of Trier searched the home and the practice of Dr. Peter Binz without advance notice or leaving him a chance to object or discuss the reason for this raid. Dr. Binz had been accused of fraudulent billing by the local Doctors Association (Kassenärztliche Vereinigung = KV). The agents of the Public Prosecutor’s Office seized all of his patients‘ files beginning with the year 2000. The archives in the basement had been sealed. The Doctors Association, which is specifically responsible for collecting the money owed to physicians from the German National Healthcare System on behalf of the doctors, suspended all payments to Dr. Binz until November 8, 2006. His home, in which he is living with his family, had been seized to cover an alleged claim of 183,966.19 Euros.

A Doctor for the workers

According to statements from Dr. Binz’s tax-adviser, Gerhard Eppler, the revenue of his practice is lower and his expenses are higher than those of the average comparable practices. His income is about 50,000 Euros lower than the average. He prescribes 1/3 less drugs than the average neurologist. And his revenue per patient is lower than average. He didn’t charge for medical certificates. Because his wife was working as a teacher, she has helped to provide the funds necessary to support his family -including 5 Children (of which 4 are adopted).

On January 9, 2007, his appeal was rejected. It followed the interrogation of all his medical assistants, a psychologist he had hired for his practice, etc. Dr. Binz himself was not heard at all.

600 severely sick patients are scheduled for questioning

Recently, in June 2008, the police started to interrogate his patients all over Germany. According to reports, 600 severely sick patients are scheduled for questioning. They are sometimes asked to remember and to provide detailed testimony about visits to his practice they made 5 years ago.
It has become known from interrogated patients that the police usually declared that their investigation is about charges of fraud. In Trier a patient was specifically asked to talk to a tape recorder. He did then ask for a written protocol to be signed by him, which he was denied by the interrogator. Subsequently the interviewee refused to provide testimony.

Comments from the police were:

A day has only 24 hours, so Dr. Binz cannot work more than 24 hours per day. Their alleged claim obviously is intended to be construed from the files with additional support from patient interviews. As it seems the files aren’t sufficiently supportive. The police in Boppard stated that Dr. Binz must have worked 26 hours a day, while the Police in Bonn mentioned 24 hours.

According to Mrs. Binz there are only very few mandatory time data in the items which neurologists are permitted to charge for. Of relevance for Dr. Binz‘ practice is only No. 823 (30min interview with the patient).

In the town of Merzig a police inspector visited a patient to arrange a date for a summoning. She was appalled about what she was told about Dr. Binz and declared she could only report positive experiences with him. Whereupon she was told that in this case, she doesn’t have to come to the summoning.

In Dresden the police surprised a severely sick patient with information that made her doctor look like a felon. Up until July 25, 2008, 75 patients, who had been asked for an interrogation, notified Dr. Binz.

Dr. Binz has been lobbied against and bullied for a long time

At first it was enterprises, then Public Health Insurance, because he insisted on diagnostic evidence for the toxic injury of workers, which is more expensive in the short term than drugging them. Later the Doctors Association (DA) joined in. In 1996 there had been a first meeting of a complaints board of the DA with the threat that he (Dr. Binz) has to pay for non-IgE mediator release tests himself. Further, the validity of psychometric tests of patients with toxic injury had been questioned and payments for PET-scans of the brain rejected.

Toxic injuries and consequences

He diagnosed toxic injuries in workers of Romika and other shoe manufacturers, Kalle, Michelin, Agrob, V+B, Pegulan, Kuag, Fanck, Mosel-Stahl-Werke (=Steel Works) , carpenter’s shops, car repair shops, metal workshops, gas stations, swimming pools, hospitals, butcher’s shops, dry cleaners, market gardens, vineyards and many other workplaces.

In 1989 Dr. Binz won a lawsuit against the shoe manufacturer Romika in the first instance in Trier and in the second instance in Koblenz, which had poisoned some of their workers.

In 1993 a disciplinary action had been agreed upon because he felt called upon to „pursue comprehensive investigations about the causes of certain disease syndromes“. The disciplinary action had been cancelled but a reason for this was never stated. Mr. Spaetgens, a lawyer, just declared „it could have been“.

1996 Dr. Binz had been subjected to accusations from the part of the German Berufsgenossenschaften (= BG, compulsory insurance for work related damages to workers paid for by employers).

In 1997 an action had been brought before the Court of the Medical Profession (a special court of the Doctors‘ Association concerned with professional conduct) at the Administration Court in Mainz by the state section of the Doctors Association.

In 1997 he was prohibited to counsel his patients in matters of German social law.

1998 there had been a new action before the Court of the Medical Profession, filed by the Doctors Association.

In 1999 the Doctors Association repeated its action to have Dr. Binz’s license suspended. This was tried on accusations of false treatment and neglect of duty.

In 2000 the Court for the Medical Professions decided to discontinue the lawsuit.

Dr. Binz continued to help those who had been made sick at work by chemicals
In spite of all these indignities and an abundance of written vilifications by the Doctors Association, Dr. Binz stayed with his convictions. He continued to help those who had been made sick at work by chemicals. Since the suspension of his license didn’t work, the DA resorted to more radical means. The package of the charges mentioned at the beginning contained a lot of documents from the aforementioned actions. His license for the German public insurance system was always important to Dr. Binz, because most of his patients became sick on the job and cannot afford to pay for his services by other means.

The lists of the dead would be shorter, if anyone would have taken action on behalf of them

Though Dr. Binz treats a lot of patients who had been damaged at work he doesn’t view himself as working against industry as such, just against enterprises without adequate job safety – measures. Workers have lost their health and quality of life and many are dying. Dr. Binz had to notify health insurers, disability insurers (BG), the ministry of health and the Public Prosecutor’s Office of these cases because he was legally obliged to do so as a physician. The lists of the dead would be shorter, if anyone would have taken action on behalf of them. Dr. Binz has five folders with copies of those case-histories of sick workers, which he had reported to the Public Prosecutor’s Office. Only once he did he obtained a receipt from their office, which is obligatory according to German Federal Law.

Cases of death continue to accrue

On the occasion of the raid in June 2006, the State Attorney in charge rejected to seize at least two of these folders. In the meantime the cases of severely injured people and cases of death continue to accrue. The last two years Dr. Binz has been systematically deprived of his quality of life. It has been tried to intimidate him, but he carries on. There continue to be reports about toxic injury going to the Public Attorney’s Office because that’s the law.

In November 2007 Dr. Binz received the Civil Courage Award of the Solbach- Freise Stiftung (Foundation) in Bodenwerder near Hameln.

Support is needed

Dr. Binz has the support of his patients. He was co-initiator of many support groups. He has received a lot of backup from support groups, non-governmental organizations, prominent scientists, and environmental physicians from Germany and abroad. More is needed given the continuing actions and would be welcome.

If you would like to add your solidarity and support you may send an email to „CSN-Chemical Sensitivity Network“ csn.deutschland@googlemail.com) or use the blog function to write a comment. (If you need assistance to sign in just let us know)

Strafanzeige und das zivilrechtliche Verfahren gegen Dr. Peter Binz – Hintergründe

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Dr. Binz diagnostiziert toxische Schädigungen – dafür soll er büßen

Eine Strafanzeige

Es geschah vor über zwei Jahren, am 4. Juni 2006. Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Trier durchsuchen das Wohnhaus und die Praxisräume des Trierer Neurologen Dr. Peter Binz ohne vorherige Ankündigung, ohne seine Anhörung.

Der niedergelassene Mediziner wird des Abrechnungsbetrugs verdächtigt. Die Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten alle Krankenakten der Patienten ab dem Jahr 2000. Die Archive in den Kellerräumen der Praxis wurden versiegelt. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) sperrte bis zum 8.11.2006 alle Zahlungen an den Mediziner. Das Wohnhaus des Arztes, in dem er mit seinen Kindern und Enkelchen wohnt, wurde gepfändet, um die Forderung der sofortigen Bereitstellung einer Summe von 183.966,19 Euro abzudecken.

Widerspruch abgelehnt – Keine Vernehmung des Angeschuldigten

Am 9. Januar 2007 wurde der Widerspruch des Neurologen im Rahmen einer Plausibilitätsprüfung mit festgesetztem Regress, betreffend den Ansatz der EBM 822 und 823, zurückgewiesen. Es folgt die Vernehmung aller Arzthelferinnen, des Psychologen, u.a., Dr. Binz selbst wurde hingegen nicht angehört.

Patientenbefragung quer durchs Land

Im Juni 2008 begann die Polizei mit einer Patientenbefragung quer durch Deutschland. Dem Vernehmen nach sollen rund 600 schwerkranke Patienten befragt werden. Sie sollen sich teils an Arztbesuche erinnern, die fünf Jahre zurückliegen, und dazu detailliert Auskunft erteilen.

Die Polizei erklärte bei ihrer Patientenbefragung, wie bisher durch Patientenberichte bekannt wurde, fast überall, dass es sich um ein Verfahren wegen Betruges handele.

In Trier sollte ein Patient nur auf Tonband sprechen. Er forderte jedoch ein Protokoll, das er unterschreiben könne. Dies wurde ihm vom Polizeikommissar nicht gestattet. Daraufhin machte er von seinem Verweigerungsrecht Gebrauch. Kommentar des Polizisten: „Ein Tag hat nun mal nur 24 Stunden, und länger könne auch Dr. Binz nicht arbeiten.“

Die Polizei in Boppard erklärte, dass Dr. Binz 26 Stunden gearbeitet habe, in Bonn beschränkte die Polizei sich auf 24 Stunden.

In Merzig besuchte ein Polizeikommissar eine Patientin, um einen Termin wegen Vorladung mit ihr abzusprechen. Sie erschrak über das, was man ihr über Dr. Binz mitteilte und erklärte, dass sie nur Positives über den Arzt berichten könne, worauf der Kommissar erklärte, dass sie dann nicht zur Vorladung kommen müsse. Es hätte sich erledigt.

In Dresden überraschte die Polizei eine schwer erkrankte Patientin mit den Informationen, die den Arzt, Herrn Dr. Binz, gar als Verbrecher erschienen ließen.

Bis zum 25. Juli 2008 meldeten sich 75 Patienten bei Herrn Dr. Binz, denen man eine Patientenbefragung angetragen hatte.

Der Hintergrund – Die Lobby gegen Dr. Binz war immer sehr groß

Zunächst waren es die Unternehmer, dann die Krankenkassen, weil Dr. Binz auf den diagnostischen Beweisen der Arbeitsschädigung bestand, und schließlich war auch die Ärztekammer und die Kassenärztliche Vereinigung gegen ihn. So kam es bereits 1996 zu einer Sitzung des Beschwerdeausschusses der KV mit der Androhung, dass alle kernspintomographischen Leistungen von Dr. Binz selbst zu zahlen seien. Weiter wurden die Psychometrien bei toxisch Geschädigten angezweifelt und die Positronen-Emissions-Tomographien des Hirns (PETs), die wichtigsten bildhaften Beweise, also auch abgelehnt.

Ein unbequemer Mediziner

Peter Binz ist unbeliebt. Bei der KV, bei den Berufsgenossenschaften, beim Medizinischen Dienst, bei Krankenkassen und bei der Industrie. Der Neurologe erkannte in den 90er Jahren Schäden bei den Arbeitern an verschiedenen Arbeitsplätzen. Weil er sich mit seiner Meinung nicht zurückhielt, versuchte man ihn einzuschüchtern. 

Gerichtliche Auseinandersetzungen und angedrohte Disziplinarverfahren blieben nicht aus:

1989 gewann der Neurologe Dr. Binz den in erster Instanz in Trier verlorenen Romika-Prozess, in zweiter Instanz in Koblenz.

1993 wurde ein Disziplinarverfahren beschlossen und angekündigt, weil Herr Dr. Binz sich dazu berufen fühle: „umfängliche Ursachenforschung für bestimmte Krankheitsbilder zu betreiben“. Das Disziplinarverfahren wird eingestellt – aber eine Entschuldigung gab es nicht. Herr RA Spaetgens erklärte: „es hätte ja sein können“.

1996 wurde Dr. Binz von Berufsgenossenschaften beim Amtsgericht Wiesbaden angegriffen,

1997 vom Berufsgericht für Heilberufe beim Verwaltungsgericht Mainz durch die Landesärztekammer. Es gab ebenfalls einen Prozess.

1997 erging ein Verbot bzgl. sozialjuristischer Beratung der Patienten.

1998 kam es erneut zu einem berufsgerichtlichen Verfahren durch die Ärztekammer, dazu gibt es einen geheimen Briefwechsel Krönig, Trabach, Michels, der Zeugnis gibt über diese seltsamen Machenschaften (im Internet unter Abekra nachzulesen).

1999 stellte die Ärztekammer erneut den Antrag zum Ruhen der Approbation. Man versuchte, Pflichtverletzung oder Falschbehandlung nachweisen.

2000 lehnte das Berufsgericht für Heilberufe die Eröffnung des Hauptverfahrens ab.

Eisern – trotz Demütigungen, Schmähungen,…

Trotz all dieser Demütigungen und der vielen schriftlichen Schmähungen durch die KV, besonders durch deren Assessor, blieb Dr. Binz bei seiner Überzeugung. Er half den durch Chemikalien auf ihrem Arbeitsplatz erkrankten Arbeitern weiter. Da der Versuch des Approbationsentzugs noch nicht funktionierte, griff die KV jetzt zu brutaleren Mitteln. Im „Anklagepaket“ für die oben genannte Strafanzeige waren viele Schriftstücke der oben genannten Vorgänge enthalten.

Ein Arzt, der für seine Patienten einsteht

Dr. Binz war die Kassenzulassung immer besonders wichtig, denn die meisten seiner Patienten erkrankten am Arbeitsplatz und viele von ihnen kommen aus einer Schicht, die sich keine privatärztliche Behandlung leisten kann. So wurden in der Praxis Bescheinigungen immer mit dem Vermerk ausgestellt: Liquidation: keine. Da seine Frau berufstätig war und für den Unterhalt der 5 Kinder sorgte, konnte er dies so handhaben.

Über beschlagnahmte und nicht beschlagnahmte Akten

Dr. Binz behandelt zwar viele Patienten, die durch ihre Arbeit geschädigt sind, fest steht aber, dass er nicht gegen die Industrie arbeitet, sondern nur gegen drittklassige Industrie. Solche Industriezweige, für die es keinen Arbeitsschutz gibt. Die Arbeiter dort haben ihre Gesundheit und ihre Lebensqualität verloren und viele sterben. Dr. Binz musste diese Fälle melden, dazu ist er als Arzt verpflichtet, und die Listen der Toten wären nicht so lang, wenn jemand dagegen eingeschritten wäre.

In der Praxis des Neurologen Dr. Binz gibt es fünf Aktenordner mit Kopien über die bislang gemeldeten Krankengeschichten erkrankter Arbeiter an die Staatsanwaltschaft.

Alle Meldungen der Krankheiten der Arbeiter waren an die Staatsanwaltschaft gegangen, nur in einem einzigen Fall gab es von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken eine Eingangsbestätigung.

Bei der Razzia in der Praxis Binz im Juni 2006 wurde der leitende Staatsanwalt gebeten, wenigstens zwei dieser fünf Aktenordner zu beschlagnahmen. Der Staatsanwalt lehnte das Ansinnen ab. Inzwischen nehmen die schweren Erkrankungen und die Toten, die in der Praxis Binz bekannt werden, weiter zu.

Dr. Binz wurde in den letzten beiden Jahren systematisch der Lebensqualität beraubt. Man versucht ihn als Arzt, der viele tausend Menschen betreut, einzuschüchtern, aber er macht weiter: Es gehen weiterhin Meldungen über toxisch geschädigte Menschen an die Staatsanwaltschaft, weil es das Gesetz so vorschreibt.

Solidarität mit Dr. Peter Binz

Rückhalt hat Dr. Binz immer bei seinen Patienten, er war Mitbegründer vieler Selbsthilfegruppen. Unterstützung hat er auch durch bedeutende Umweltmediziner im In- und Ausland.

Folgende Organisationen, Ärzte, Wissenschaftler und Politiker, bekundeten im Herbst 2006 ihre Solidarität mit Dr. Binz:

  • CSN – Chemical Sensitivity Network
  • Dr. H.U. Hill, Wiesbaden SHG für Chemikaliengeschädigte im Rhein-Main Gebiet
  • Antje Bultmann, Wissenschaftsjournalistin, Ethikschutz-Initiative
  • Initiative Gifterkrankter Weser-Ems/Oldenburg
  • SHG Chemikaliengeschädigte Wiesbaden,
  • PI – Politischer Arbeitskreis von Patienten-Initiativen Umwelterkrankter Dr. Birgit Stöcker
  • Interessengemeinschaft umweltgeschädigter Schüler und Lehrer der Gemeinschaftsgrundschule und Realschule Nideggen e. V.
  • Initiative Gesunde Schule Hamm
  • ZEB
  • IVU e.V. – Internationaler Verein für Umwelterkrankte
  • MCS Selbsthilfegruppe Umweltgeschädigter Hamburg VHUE e.V.  – Verein zur Hilfe Umweltbedingt Erkrankter
  • Deutsche Umwelt- und Gesundheitsinitiative e.V.
  • Bereich Schulen der AG Innenraumschadstoffe und Gesundheit im BBU e.V., Dagmar von Lowjewski
  • Initiative Chemikalienerkrankte Berlin R. Frey
  • IHG – IInteressengemeinschaft der Holzschutzmittelgeschädigten
  • IPG – Interessengemeinschaft der Pyrethroidgeschädigten ABEKRA – Verband arbeits- und berufsbedingt Erkrankter e.V. Dr. Angela Vogel
  • Selbsthilfegruppe für Chemikaliengeschädigte, Arbeits- und Unfallopfer und Kontaktstelle abeKra (Verband arbeits- u. berufsbedingt Erkrankter e.V.) Kontakt: Manfred Heppner
  • MCS Liga Schweiz, Christian Schifferle
  • MCS Infoportal Schweiz, Silvia Nussio
  • Selbsthilfegruppe Umwelterkrankter Olpe, Christian Hohn, Sprecher der Landes Arbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz NRW von Bündnis 90 die Grünen
  • Selbsthilfegruppe Amalgam Berlin, c/o Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle MitteStadtRand
  • ASSOCIATION PROTECTION DEFENSE DE L’ENVIRONNEMENT, DE BOURG FIDELE, France Denise Schneider
  • Hiltrud Breyer, Mitglied des Europäischen Parlaments
  • Prof. Dr. Lawrence Plumlee, CSDA Chemical Sensitivity Disorder Asocciation, USA
  • Dr. Hanspeter Donate Vorstand dbu
  • Prof. Dr. Doris Rapp, Phoenix Arizona, PARF
  • Prof. Dr. William Rea, EHC-Dallas
  • Prof. Dr. med. Helmuth Müller Mohnssen, München
  • Dr. habil. Richard Albrecht, Ph.D. online-Editor rechtskultur.de, 53902 Bad Münstereifel
  • Dr. Wolfgang Baur, Gründer Ökologischer Ärztebund, 38690 Vienenburg

Für weitere Solidaritätsbekundungen bitte die Kommentarfunktion des Blogs nutzen.

Gesunde, umweltfreundliche Schulen per Gesetz

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Der Geruch von Schulgebäuden ist einem noch lange nach der Schulzeit im Gedächtnis. Er ist signifikant und häufig geprägt von scharfen Putzmitteln, die in der Luft zu stehen scheinen. Die langen Schulgänge mit ihrem alten PVC- oder Linoleumboden glänzen durch das Wachs, das stetig aufgetragen wird und süßlich nach Chemie riecht. Wen wundert es, dass manche Putzkammer in einer Schule regelrecht einer Chemiefabrik gleicht, so viele Dosen, Kanister und Behälter mit aufgedruckten Warnzeichen für deren giftigen Inhalt stehen herum. Im Bundesstaat Missouri ist jetzt Schluss damit. Wer dort eine Schule betritt, dem weht frische Luft entgegen.   

Noten unten – Krank durch giftige Putzmittel 

Reinigungsmittel können erhebliche Gesundheitsschäden anrichten, manche Putzfrau kann von völlig ruinierter Gesundheit berichten. Auch Schulkinder leiden erheblich unter der Chemikalienbelastung, die von den gängigen Reinigungsmitteln in der Schule ausgehen. Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Aggression, Atemwegsbeschwerden, juckende Augen, Asthmaanfälle, Konzentrationsstörungen und Lernschwierigkeiten gehören mit zu der Palette der Beschwerden, die häufig beklagt werden. Der US Bundesstaat Missouri zog Anfang Juli nach New York und Illinois einen Schlussstrich und verbietet giftige Reinigungsmittel in Schulen – der Gesundheit und der Umwelt zuliebe.   

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Unterschrift des Gouverneurs gegen giftige Putzmittel an Schulen

Am 11. Juli setzte Gouverneur Matt Blunt seine Unterschrift unter eine neue Gesetzgebung zum Wohl von Schulkindern, Lehrpersonal und Reinigungskräften. An den Schulen von Missouri wird fortan nur noch mit „grünen Reinigungsmitteln“ geputzt, also solchen Reinigungsmitteln, die umwelt- und gesundheitsverträglich sind.  Missouri ist der dritte Bundesstaat, der diese sinnvolle Entscheidung trifft. In New York wurde bereits 2006 und in Illinois im Jahr 2007 Gesetze verabschiedet, die giftfreie Reinigungsmittel in Schulen vorschreiben.  

Giftfreies Putzen an amerikanischen Schulen bald Norm

Mark Bishop, Leiter der Kampagne für gesunde Schulen, ist stolz auf die bisherigen Erfolge und sieht darin den Beginn einer nationalen Bewegung zum Schutz der Gesundheit von Kindern. Bishop geht sogar euphorisch davon aus, dass in wenigen Jahren im ganzen Land nur noch ohne Gift geputzt wird. Deutlich würde dies dadurch, dass auch Gouverneure aller Staaten langsam zu verstehen beginnen, dass ein gesunder Innenraum zu mehr und zu besserer Leistung führt, meint Bishop begeistert.    

Auch Gary Walker, der als Triebfeder für „Green Cleaning“ gilt, ist zuversichtlich. Er half mit, die Gesetzesvorlage in Illinois zu schaffen. „Grünes Reinigen“ schützt die Umwelt und die Gesundheit, das ist wichtig und wird ganz sicher zur allgemeinen Norm werden an amerikanischen Schulen.  

Jede Schule kann Vorbild sein

Healthy School Campain ist eine gemeinnützige Organisation, die Anleitungen und Informationen auf ihrer Webseite anbietet, die leicht von jeder Schule umzusetzen sind. Der „Quick and Easy Guide to Green Cleaning in Schools“ ist ein Leitfaden, den die Organisation herausgegeben hat, der in schnellen einfachen Schritten erklärt, wie man eine Schule auf Reinigungsmittel umstellt, die Gesundheit und Umwelt schonen. Interessierte Schulen bekommen ihn sogar kostenlos zugeschickt.   

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Fünf einfache Schritte für bessere Gesundheit und besseren Noten

Eine Schule mit umwelt- und gesundheitsfreundlichen Reinigungsmitteln auszustatten, ist nicht so schwer, wie man es sich vorstellt. Fünf Schritte genügen für den Anfang und werden schnell Erfolg zeigen. Die Initiatoren von Healthy School Campain geben mit auf den Weg, dass man sich nur nicht überwältigen lassen soll und mit den nachfolgenden Schritten beginnen solle:    

Schritt 1: Zertifizierte“grüne Reinigungsprodukte“ kaufen

Es gibt Dutzende von Möglichkeiten, die hervorragend funktionieren und auch preislich kaum unterschiedlich zu den normalen Reinigungsprodukten sind. Im Anfangsstadium sollte das Reinigungspersonal gezielte Hinweise erhalten, wie Reinigungsmittel richtig verwendet werden (Aufbringen, mischen, verdünnen, entsorgen, etc.).  

Schritt 2: Einführung umweltfreundlicher Ausrüstung und Hilfsmittel

Verwendung von Saugern und spezieller Ausrüstung zum Reinigen von Böden, die mit Hocheffizienzfiltern ausgestattet sind, um mikroskopische Partikel und Feinstäube aufzunehmen, die Gebäudebenutzer nachhaltig schädigen. Solche „grüne Ausrüstung“ kostet zwar mehr, ist aber von höherer Qualität und längerer Haltbarkeit. Über lange Sicht überwiegt der Nutzen die Kosten.    

Schritt 3: Einführung „grüner Reinigungsverfahren“

Änderung der Frequenz, Technik und dem Zeitpunkt, wann das Reinigen durchgeführt wird. Beispielsweise, dass ein Spray nur auf ein Tuch gesprüht wird, um eine Oberfläche zu behandeln, anstatt die ganze Oberfläche einzusprühen. Oder ganz auf Sprays zu verzichten, stattdessen Reiniger stark mit Wasser zu verdünnen. Das Vermeiden von Pestiziden und Einführen von integrierten Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen, die ganz ohne Gift auskommen.   

Schritt 4. Verwendung von Umweltpapier und Umweltkunststoffprodukten

Einführung von Umweltpapier in den Papierspendern und recycelten Müllsäcken für die Mülleimer der Schule. Durch Austausch der Papiertücher und Toilettenpapier gegen Papier auf Rollen sinkt beispielsweise der Verbrauch drastisch.    

Schritt 5: Beteiligung an der Verantwortung

Schulung von Lehrpersonal, Schülern, Besuchern, etc. darüber, was sie tun können, um eine gesunde Schulumgebung zu unterstützen. Beispielsweise recyceln von Papier und Plastik, Wassersparen, kein Liegenlassen von Nahrungsmitteln, Sauberkeit,…  

Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein zahlt sich aus

„Das kostet viel mehr, wir können uns keine Ökoputzmittel leisten, das Budget ist zu klein.“ So, oder so ähnlich könnte das wohl einzige Argument gegen die Einführung umwelt- und gesundheitsbewusster Reinigungsmittel lauten. Dass genau das Gegenteil der Fall sein kann, davon berichten Schulen auf der Webseite von „Green Schools“.    

Besonders die richtige Putzausrüstung kann den Unterschied ausmachen und letztendlich Kosten sparen. So berichteten verschiedene Schulen über den Einsatz von speziellen HEPA-Saugsystemen, die selbst Feinstäube wirklich effektiv in Griff bekommen und für weniger Krankheiten und sichtbar weniger Staub sorgen. Schulen im Distrikt von San Fransisco hatten immer wieder Beschwerden, dass Kinder unter Atemwegsproblemen litten. Seit der Einführung von HEPA-Saugsystemen, staubanziehenden Fußmatten in den Eingangsbereichen und neuen speziellen Putzmopps gab es keinerlei Beschwerden und Nachfragen mehr.   

Auch die Wahl der Papierhandtuch-Systeme kann entscheidend sein, so stellte ein Schulleiter fest, dass durch den Einsatz von speziellen Systemen, die keinen Handkontakt zur Entnahme des Papierhandtuchs erfordern, die Infektionen an seiner Schule zurückgingen und man auch kaum noch desinfizierende Reiniger benutzen musste.    

Eine Untersuchungsbehörde stellte während einer Pilotphase in den Jahren 2003-2004 an Schulen in der Region Chicago fest, dass umwelt- und gesundheitsfreundliche Reinigungsmittel ohne Mühe zum gleichen Preis wie konventionelle Mittel erhältlich sind. Was noch interessanter war, sie putzen oft sogar noch besser als die giftigen herkömmlichen Reiniger.  

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Impuls

Vielleicht ist der Erfolg in den US Bundesstaaten New York, Illinois und Missouri ein Impuls, dass auch in Deutschland Eltern und Lehrer „grünes Reinigen“ der Schulen einfordern, statt der bisherigen oft mit gesundheitsschädlichen Chemikalien durchgeführten Reinigung von Schulgebäuden. Von wem auch der erste Impuls in Deutschland ausgehen mag, eins ist sicher, viele Schüler und Lehrer werden mit Begeisterung an Programmen zur Entwicklung umwelt- und gesundheitsfreundlicher Strategien teilnehmen und an Wettbewerben für die „grünste Schule“, um aus ihrer Schule eine gesunde Schule werden zu lassen.    

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juli 2008  

Literatur: Healthy School Campain, 2008

Ökologisch Gärtnern – nachhaltig die Umwelt schonen

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Bestimmt hat eine ganze Reihe von Euch geglaubt, der Thommy ist einer, der nur vor dem Computer sitzt, also, eher der technisch versierte Typ. Heute verrate ich Euch mein Hobby:

Mein Naturgarten

Naturverbundene Themen begeistern mich total. Daher bin ich jetzt auch nach und nach dabei, unseren Garten artgerecht, für meine Tierfreunde zu gestalten. Dieser Bereich ist für mich recht neues Territorium. Aber mit ein wenig Kreativität, Phantasie und vorausschauendem, naturnahem Denken, kriege ich das schon hin. Dean Riddle ist eines meiner Vorbilder. Unglaublich, was der Bursche selbst aus dem kleinsten Garten zaubert. Nichts gestyltes, eher geplante Naturgärten, die vor Kreativität nur so strotzen. Ein Jamie Oliver unter den Gärtnern sozusagen.

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Eins, zwei, drei, schon sind sie da, die gefiederten Freunde

Seit letztem Jahr haben wir eine Vogeltränke auf der Terrasse, die mittlerweile, nach verhaltenem Anlauf, rege Nutzung von meinen gefiederten Freunden findet. Täglich bekommen sie frisches Wasser, und ich beobachte von meinem PC aus, wer alles vorbeischaut. Amseln, Rotschwänzchen und Spatzen baden regelmäßig darin, aber auch Stieglitze haben sogar schon darin gebadet. Jede Art hat seinen eigenen „Badestil“, amüsant, kann ich nur sagen. Stellt auch einen „Pool“ für die Vögelchen auf, Ihr werdet mächtig Freude daran haben. Wir haben den kleinen Piepmätzen jetzt sogar eine zweite Anflugstelle im Garten geschaffen. Bei heißem Wetter, wird die Vogeltränke sogar von Wespen, Libellen und anderen Insekten dankend angenommen. Ein Schauspiel zu jeder Tageszeit sage ich Euch.

Ökologisch statt Andreaskreuz und Totenkopf

Ökologisches Gärtnern wird zunehmend an Bedeutung gewinnen, da bin ich mir sicher. In England und in den USA ist es schon in und man tauscht sich über Gartentipps, statt neue über Benzinfresser aus. Sogar Stars wurden schon in IN-Gartenmärkten gesichtet.

Es bringt auch ziemlich wenig und ist halbherzig, zwar im Ökoladen einzukaufen, jedoch im eigenen Garten mit der chemischen Keule zu hantieren oder den Gärtner hantieren zu lassen. Sorgloser Umgang mit Insektiziden und Pflanzenschutzmitteln ist keine empfehlenswerte Variante der Gartenarbeit. Nachhaltigkeit und Artenschutz sind angesagt. Pestizide verursachen u. a. Krebs, neurologische Krankheiten und MCS. Diese Krankheiten muss sich keiner „suchen gehen“, indem er im Garten Gift versprüht.

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Umwelt- und Artenschutz fängt im eigenen Garten an!

Nicht nur „große“ Umweltschutzprojekte sind von Nöten, auch naturnahes Gärtnern im privaten Bereich ist unerlässlich und leistet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für den Umwelt- und Artenschutz, der in heutigen Zeiten immer wichtiger wird. Denkt nur daran, welche Freude Libellen, Vögel, Eidechsen, Bienen, Hummeln, herrlich bunte Schmetterlinge, Marienkäfer und Co. bei unseren Kindern und bei uns Erwachsenen hervorrufen. Diese Naturschönheiten und die Artenvielfalt müssen bewahrt werden, damit wir sie auch zukünftig in der Natur bewundern können. Das Artensterben schreitet laut den Medien rapide voran, daher ist bewusstes Handeln unerlässlich, ökologische Gartenpflege ein entscheidender Beitrag zur Schadensbegrenzung, den jeder von uns leisten kann.

Man beachte, Herbizide und Insektizide sind alles andere als umweltverträglich und oftmals sogar extrem gesundheitsschädlich für uns Menschen. Den Schaden, den diese Mittelchen durch unüberlegten und massiven Einsatz für Mensch und Natur verursachen, ist nicht zu unterschätzen. Die giftigen Substanzen, manches Insektizides/Pestizids reichern sich nicht nur in Schädlingen an, sondern auch in Nützlingen. Ich setze lieber auf Natur und das Schaffen von Lebensräumen für die nützlichen Tierchen.

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Eins ist auch klar: Wer die Nützlinge leben lässt, der hat kaum Notwendigkeit, Pestizide einsetzen zu müssen. Ihr alle kennt doch die süßen kleinen Marienkäferchen? Wisst Ihr auch, wie viele Blattläuse sie und ihre Larven pro Tag vertilgen? Unmengen, es ist ihre absolute Leib- und Seelenspeise. Blattläuse, was ist das, werdet Ihr nach drei, vier Jahren sagen.

Körperlicher Einsatz – statt der chemischen Keule

Anstatt dem Unkraut, das genau wie unsere geliebten Pflanzen bei sommerlichen Temperaturen fleißig wächst, mit chemischen Waffen den Kampf anzusagen, ist es weit aus umweltfreundlicher, die unerwünschten Gewächse mit körperlichem Einsatz zu entfernen.

Bewegung im Garten ist nicht nur gesund, man erspart sich praktisch den Gang ins Fitness-Studio. So schlägt man schon mal zwei Fliegen mit einer Klappe! Schließlich bereiten Aktivitäten an der frischen Luft viel mehr Spaß und sind weitaus gesünder, als in einem miefigen Studio seinen Trainingsplan abzuarbeiten, außerdem hat man am Ende der gärtnerischen Tätigkeit ein Erfolgserlebnis, man sieht die „Früchte“ seiner Arbeit. Spätestens wenn alles in voller Blüte steht, kann man sich mit berechtigtem Stolz an seiner geleisteten Arbeit erfreuen.

Mein Tipp: Schneidet fleißig Verblühtes ab, das regt die Pflanze zu neuem Blütenwachstum an, dann werdet Ihr nicht die Einzigen sein, die sich am Blütenmeer erfreuen, sondern auch Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Brummer.

Unkraut – kein Problem

Und noch ein kleiner Tipp am Rande: Kennt Ihr schon die handgeschmiedeten, englischen Werkzeuge zum Unkrautjäten? Absoluter Oberhammer, sie funktionieren unglaublich gut und halten mindestens ein Leben lang.

Das Unkraut in Pflanzbeeten, auf Gehwegen und in den Schlitzen zwischen den Terrassenplatten bekämpfe ich immer erfolgreich mit meinem Ritzenmesser, am besten, nachdem es geregnet hat. In langen Trockenperioden gieße ich das Unkraut kurz am Gehweg und siehe da, ich kriege es mit samt den Wurzeln raus, ganz ohne Giftspritzerei und große Mühe! Man muss sich nur zu helfen wissen.

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Einen schönen Rasen auch ohne Chemie

Gerade den von den Deutschen über Alles geliebten Rasen, muss man nicht penibel unkrautfrei halten. Viele Leute versuchen aber gerade, dies mit der Giftspritze zu erreichen. Die Chemikalien gelangen ins Grundwasser, irgendwann ins Trinkwasser und dann schließlich auch auf unsere Teller. Die Hersteller suggerieren zwar, dass ihre Produkte angeblich ungefährlich sind, aber das sollte man nicht alles für bare Münze nehmen. Ich persönlich entferne das Unkraut immer mit einem Messer mit relativ langer Klinge, geht prima!  Für morgen habe ich es mir wieder einmal vorgenommen. Ich muss gestehen, anstrengend ist es schon, aber Ihr kennt das ja, ohne Fleiß kein Preis!

Ich werde versuchen, Unkrautstechen zukünftig fest in mein Wochenprogramm zu integrieren, am besten zweimal die Woche jeweils eine halbe Stunde, und schon ist der Rasen wieder tip top! Dieses Jahr haben wir uns einen neuen leistungsstarken Vertikutierer zugelegt und das Ergebnis kann sich sehen lassen, seitdem ist Moos kein Thema mehr in unserem Rasen und somit wächst auch viel weniger vom ungeliebten Unkraut. Diese folgenreiche Konsequenz der nun besseren Bodenbelüftung, verdeutlicht, dass eins ins andere greift und man oft mit einfachen Mitteln, entscheidende Verbesserungen bewirken kann, ganz ohne chemische Hilfsmittel.

Für Liebhaber von Blumen habe ich einen besonderen Tipp, wie wäre es mit Blumeninseln oder gar einer Naturwiese statt Rasen. Ist bei weitem nicht so pflegeintensiv, da man sie nur zweimal im Jahr zu mähen braucht. Ihr werdet staunen, welche Blütenpracht sich entwickelt. Je weniger ihr Euch mit Eurer Naturwiese befasst, umso toller wird sie. Probiert es einfach mal aus und schreibt mir Eure Erfahrungen.

Umweltverträgliche Arbeitserleichterung –  gewusst wie!

Die Regale in den Gartencentern sind voll mit Pestiziden und Insektiziden, die schließlich auch regen Ansatz finden, leider. Aber es geht auch anders und viel umweltverträglicher, wie Ihr seht, z. B. durch die Auswahl von Pflanzen, die nicht so anfällig für Schädlinge sind, hat man schon viel gewonnen und einiges an Chemie gespart. Oder noch besser, geht ran und schafft Lebensräume für Nützlinge. Die Natur wird es danken, garantiert!

Auf meiner Wunschliste für den nächsten Geburtstag und für Weihnachten habe ich deshalb schon ganz spezielle Helfer notiert. Mit drauf sind: Ein Wildbienenkasten, ein Schmetterlingskasten, verschiedene Vogelnistkästen aus Ton (könnt Ihr bei NABU kaufen) und die handgeschmiedete Gießkanne mit langem Hals aus England. Außer meinem Naturgarten werden sich meine Eltern, meine liebe Freundin und meine Freunde über die Liste freuen, weil sie ihre grauen Zellen nicht mehr anstrengen müssen für ein sinnvolles Geschenk.

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Ein Garten – Eurer Freund

Noch etwas zum Abschluss, Ihr solltet das Gärtnern wirklich nicht als Arbeit ansehen, sondern als Freizeitvergnügen und Hobby, Ihr wisst selbst, alles was in Arbeit ausartet, bereitet keinen so rechten Spaß, aber Freude am Gärtnern solltet Ihr schon haben, dann klappt´s noch mal so gut.

Besonderer Nebeneffekt, durch die körperliche Aktivität an frischer Luft, bringt man nicht nur seinen Stoffwechsel in Schwung, sondern beugt Vitamin D-Mangel vor, bzw. gleicht ihn aus. Viele MCS-Patienten sind nämlich davon betroffen, somit ist der Garten die beste Medizin. So, ich werde mal eben Verblühtes abschneiden und meinen Freunden frisches Wasser auffüllen, wenn ich dann noch Lust habe, versuche ich, das Unkraut im Zaum zu halten, aber danach gönne ich mir auf alle Fälle ein alkoholfreies Bierchen zwischen all den hübschen, von meiner Freundin gesammelten Blumenkübeln auf meiner Terrasse. Das habe ich mir dann auch verdient, und Ihr schreibt zwischenzeitlich, wie Ihr in Eurem Garten naturverträglicher zu Werke gehen könnt, in Teil II meines Garten-Blogs erfahrt Ihr noch ein paar mehr Geheimtipps!

Außerdem verrate ich im nächsten Gartenblog, wonach ich seit Monaten für meinen Garten suche, aber wehe, Ihr lacht über mich.

Seid gespannt und fröhliches Gärtnern wünsche ich Euch,

Euer Thommy

Chemikalien-Sensitivität ist kein Buch mit sieben Siegeln

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Gutes Studiendesign und Fleißarbeit schaffen Fakten

Die wohl aufschlussreichsten Studien über das Leben mit Chemikalien-Sensitivität (MCS – WHO ICD-10 T78.4) und die Auswirkungen der weit verbreiteten Krankheit wurden von den Wissenschaftlern Caress und Steineman von der State University of West Georgia durchgeführt.Das Forscherteam stellte fest unter welcher Symptomatik die Erkrankten leiden, wie lange ihre Reaktionen auf Spuren von Alltagschemikalien im Schnitt anhalten, durch was sie am Häufigsten ausgelöst werden und welche Auswirkungen die Krankheit hat. Die Ergebnisse decken sich weitgehend mit Angaben, die deutsche Chemikaliensensible berichten. Die Studien widerlegen die Behauptung, dass Chemikalien-Sensitivität eine diffuse, auf keiner Ebene zu packende Krankheit ist.

Studiendesign und Epidemiologie – Erste Phase

Das Wissenschaftlerteam Caress und Steineman stellten sich für seine hervorragend strukturierte zweigeteilte Studie verschiedene Aufgaben. Die erste Phase bestand aus dem Abfragen einer Gruppe von 1582 zufällig ausgewählten Personen aus dem Ballungsgebiet von Atlanta, Georgia, um festzustellen, ob bei ihnen eine Hypersensibilität auf Chemikalien vorliegt. In dieser Phase berichteten 12,6% der Befragten über eine Hypersensibilität auf Alltagschemikalien. 3,1% der Teilnehmer berichteten, dass sie eine medizinische Diagnose einer Umwelterkrankung oder MCS von einem Arzt hatten.

Ursache und Auswirkung – Zweite Phase

Die zweite Phase der Studie bestand in einer ausführlichen weiterführenden Befragung der Personen, die eingangs über eine Hypersensibilität berichtet hatten. Die Wissenschaftler überprüften die potentielle Verbindung zwischen Beginn der Reaktionen und spezifischen chemischen Stoffen, Verbindungen zu anderen Krankheiten, potentielle Triggerstoffe, sowie Veränderungen des Lebensstils von hypersensiblen Personen. Von den Personen, die berichteten, dass sie ungewöhnlich sensibel auf Alltagschemikalien sind, konnten 42,7% die ursprüngliche Ursache (Auslöser) der Hypersensibilität angeben. Ein signifikanter Prozentsatz von 27,5% berichtete, dass die Hypersensibilität nach einer Pestizidexposition eintrat. Mit dem gleichen Prozentsatz von 27,5% wurden Lösemittel als Verursacher angegeben.

Verlust des Arbeitsplatzes durch Chemikalien-Sensitivität

Von den Studienteilnehmern, die über eine Hypersensibilität gegenüber Chemikalien berichteten, wurden nur 45,1% medizinisch behandelt. Die Mehrheit der Befragten gab an, zuhause einige Vorsichtsmaßnahmen aufgrund ihrer Hypersensibilität vorzunehmen. Etwas weniger als ein Drittel (29,9%) gaben an, dass ihre Hypersensibilität es schwierig macht, in normaler Art und Weise in Geschäften einzukaufen. Außerdem verloren 13,5% der Teilnehmer ihren Arbeitsplatz, weil ihre Hypersensibilität gegenüber Alltagschemikalien sie von einer adäquaten Funktionsweise an ihrem Arbeitsplatz abhielt. Umgerechnet auf die gesamte US Bevölkerung, rund 290 Millionen Menschen, bedeutet die Studie, dass rund 36,5 Millionen Amerikaner an MCS leiden, und mehr als 5,2 Millionen deshalb ihren Job verlieren können.

Beginn der Chemikalien-Sensitivität

Das Ergebnis der zweiten Phase der Studie legte dar, dass jüngere Teilnehmer eher an Chemikaliensensibilität erkranken als Ältere. Der Beginn der Chemikalien-Sensitivität lag bei den meisten Teilnehmern in der produktivsten Zeit des Lebens, zwischen dem 20. und 36. Lebensjahr.

  • vor dem 20. Lebensjahr – 32.4%
  • vom 21.-36. Lebensjahr – 35,2%
  • vom 26.-50. Lebensjahr – 14,8%
  • nach dem 50. Lebensjahr – 9,7%

Ursprünglicher Auslöser der Chemikalien-Sensitivität

Bei der Angabe des initialen Auslösers ihrer Chemikaliensensibilität konnte die Mehrzahl der Teilnehmer exakte Angaben machen. Pestizide und Lösemittel zählten zu den Hauptauslösern der Hypersensibilität.

  • 27,5% Pestizide
  • 27,5% Lösemittel oder schwere Reinigungsmittel
  • 17,4% Baumaterialien
  • 15,9% Benzin oder Erdölprodukte

Auslöser für Reaktionen

Bei Fragen nach den Reaktionsauslösern bei Chemikaliensensiblen zeichnete sich ein klares Bild ab. Die Mehrzahl reagierte auf Substanzen, denen wir in unserem Alltagsleben ständig begegnen. Dies erklärt auch, dass manche Betroffenen ihre Arbeit nicht mehr ausführen können.

  • 88,4% Reinigungsmittel
  • 81,2% Pestizide
  • 81,2% Parfüm
  • 72,5% Autoabgase
  • 60,9% Friseursalons
  • 53,6% neuer Teppichboden
  • 39,1% neue Möbel
  • 39,1% Chlor im Trinkwasser
  • 26,1% Druckfarbe

Reaktion auf Chemikalien können direkt eintreten

Die Mehrzahl der Chemikaliensensiblen reagiert direkt nach Exposition gegenüber einem Auslöser. Bei sehr wenigen Betroffenen trat die Reaktion über einen längeren Zeitraum verzögert ein.

  • 42% reagierten direkt nach Exposition
  • 24,6% reagierten innerhalb ca. einer Stunde
  • 5,8% reagierten erst nach Stunden
  • 26,1% reagierten unterschiedlich, abhängig von der Art der Exposition
  • 1,4% waren sich nicht sicher

Dauer der Reaktion auf Alltagschemikalien

Die Dauer der Reaktionen auf Chemikalien der verschiedenen Teilnehmer variierte stark.

  • 47,8% reagierten über Stunden
  • 40,6% reagierten über mehrere Tage
  • 11,6% reagierten über Wochen

Symptomatik der Reaktion

Es wurde offensichtlich, dass die Betroffenen unterschiedlich reagieren und verschiedene Maßnahmen als Hilfe gegen die Reaktionen ergreifen müssen. Fast alle Teilnehmer reagierten jedoch mit neurologischen Beschwerden auf minimalen Kontakt mit Alltagschemikalien.

  • 88,4% reagierten mit Kopfschmerzen
  • 76,8% reagierten mit brennenden Augen
  • 59,4% reagierten mit asthmaartigen Beschwerden
  • 55,1% reagierten mit Magenbeschwerden/Übelkeit
  • 50,7% reagierten mit mehreren Symptomen
  • 46,4% reagierten mit Schwindel
  • 31,9% reagierten mit Konzentrationsverlust
  • 30,4% reagierten mit Muskelschmerzen
  • 17,4% reagierten mit Fieber
  • 7,2% verloren das Bewusstsein

Art der Reaktion fast immer gleich

Beim Großteil der Studienteilnehmer lief die Reaktion auf Chemikalien, auf die sie reagieren, immer gleich ab.

  • 68,1% reagierten immer gleich
  • 18,8% reagierten meistens auf die gleiche Art
  • 8,7% reagierten meist ähnlich
  • 2,9% reagierten nie oder selten auf die gleiche Art
  • 1,4% waren sich nicht sicher

Zusammenhang mit anderen Krankheiten

Die Wissenschaftler untersuchten auch den Zusammenhang von Chemikaliensensibilität zu anderen Krankheiten und kamen zu dem Ergebnis, dass die Mehrzahl der Teilnehmer (53,6%) unter anderen Krankheiten, die mit der MCS in Zusammenhang standen, litt.

  • 26,1% Gastrointestinale Beschwerden
  • 21,7% Fibromyalgie
  • 18,8% CFS oder andere Immunsystemstörungen
  • 27,5% andere Krankheiten
  • 73,9% Allergien gegenüber natürlichen Substanzen
  • 65,2% Pollenallergien
  • 52,2% Reaktionen auf Tierhaare
  • 55,1% Allergien gegenüber Hausstaub und Hausstaubmilben
  • 3, 0% Reaktionen auf Schimmelpilze
  • 44,9% Reaktionen auf andere natürliche Allergene

Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen oder psychogene Ursache

Da in wissenschaftlich nicht begründeten Berichten immer wieder darauf verwiesen wird, Chemikaliensensibilität sei eine psychogene Erkrankung, hielten es die Wissenschaftler der University of Georgia für besonders wichtig, diesen Aspekt gründlich abzuklären. Das Ergebnis zeigte, dass nur 1,4% der Studienteilnehmer über Depressionen, Angstzustände oder andere emotionale Probleme berichteten, bevor ihre Symptome auf Alltagschemikalien anfingen. 37,7% der Befragten gaben jedoch an, dass sich psychische Beschwerden nach Krankheitsbeginn manifestierten.

Der Unterschied zwischen psychischen Symptomen vor und nach Beginn der Erkrankung, schwächt die Behauptung MCS sei psychogen oder Hypersensibilität auf Alltagschemikalien ein Produkt emotionaler Störungen, erheblich. Die Ergebnisse zeigen vielmehr, dass körperliche Beschwerden zuerst eintreten und emotionale Probleme sich erst in Folge einstellen. Es ist plausibel, dass die Hypersensibilität auf Alltagschemikalien so zerstörend wirken kann, dass sie beträchtlichen mentalen Stress, aufgrund des Versuchs des Betroffenen, mit den limitierenden Umständen umzugehen, verursacht.

Eine weitere Erklärung der Wissenschaftler ist, dass toxische Substanzen das Gehirn in den Funktionen, die mit Gemüt und Emotion zusammenhängen, beeinträchtigen könnten. Die Erforschung dieses Bereichs fordern verschiedene Wissenschaftler schon seit längerem.

Umstellung im täglichen Leben durch Chemikaliensensibilität

Da Chemikaliensensible auslösende Substanzen meiden müssen, um symptomfrei zu bleiben, verlangt dies zahlreiche Umstellungen in ihrem Alltag und täglichen Leben von ihnen. Einige der Teilnehmer mussten den Wohnort wechseln, in ein anderes Haus ziehen oder ihr Haus ihren Bedürfnissen entsprechend umbauen.

  • 13% Auszug aus dem Haus
  • 34,8% Veränderung im Wohnumfeld (Entfernen von Teppichboden / Möbelstücke)
  • 76,8% Umstellung von Reinigungs- und Körperpflegemittel, Hygieneartikel
  • 15,9% Umstellung von Gasversorgung auf Elektroversorgung.
  • 33,3% anderweitige Veränderungen im Haus
  • 47,8% Installierung von Luft- und Wasserfiltern

Viele Betroffene litten unter gesundheitlicher Beeinträchtigung durch Handlungen Dritter, die sie in ihrem Alltag gesundheitlich schwer beeinträchtigten.

  • 39,1% Rauch aus dem offenen Kamin des Nachbarn, Grillrauch
  • 33,3% Zigarettenrauch anderer
  • 14,5% im Stand laufendes Auto
  • 31,9% Pestizid- und Herbizidanwendung des Nachbarn
  • 18,8% Verwendung von duftenden Waschmitteln

Zusammenfassendes Ergebnis der Studie der University of Georgia

Die Studie kam zum Ergebnis, dass bis zu 15% der Amerikaner, ca. 5,2 Millionen, eine Hypersensibilität auf bestimmte Chemikalien im Niedrigdosisbereich haben. Dies bestätigt eine erste Aussage über die Häufigkeit von Chemikaliensensibilität durch die NAS – National Academy of Sciences 1981. Bei den meisten Chemikaliensensiblen liegt der Beginn ihrer Erkrankung zwischen dem 20. und 36. Lebensjahr.

Vielen Chemikaliensensiblen war der Auslöser ihrer Erkrankung bekannt. Die häufigsten Auslöser der Chemikaliensensibilität waren Pestizide und Lösemittel. Die Betroffenen reagierten zumeist direkt nach Exposition gegenüber einer Alltagschemikalie. Fast alle Betroffenen reagieren auf Reinigungsmittel, Pestizide und Parfüm mit neurologischen Symptomen wie Kopfschmerzen und Schwindel. Die Reaktion dauert bei fast allen mehrere Stunden bis Tage, bis sie abklingt. 52,2% der Chemikaliensensiblen beurteilten ihre Reaktionen als schwer bis sehr schwer.

Die meisten der Betroffenen leiden zusätzlich unter Allergien auf natürliche Substanzen. Psychische Krankheiten lagen vor Beginn der Erkrankung bei nur extrem wenigen Betroffenen (1,4%) vor, traten aber durch die Schwere der Erkrankung und die Begleitumstände (z.B. durch Verlust des Hauses oder Arbeitsplatzes) im weiteren Verlauf bei über einem Drittel ein.

Chemikaliensensibilität erfordert von schwer Betroffenen, große Umstellungen in ihren Lebensgewohnheiten und große kostenintensive Veränderungen im Wohnumfeld. Fast die Hälfte der Betroffenen benötigt Luft- und Wasserfilter, um beschwerdefrei leben zu können. Ca. 13,5% der Hypersensiblen verlieren aufgrund der MCS ihren Arbeitsplatz. Medizinische Behandlung erhält nicht einmal die Hälfte der Betroffenen. 

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juli 2008

Literatur:

  • Caress SM, Steinemann AC.,A national population study of the prevalence of multiple chemical sensitivity.Arch Environ Health. 2004 Jun;59(6):300-5.
  • Caress SM, Steinemann AC., Prevalence of multiple chemical sensitivities: a population-based study in the southeastern United States.Am J Public Health. 2004 May;94(5):746-7.
  • Caress SM, Steinemann AC, Waddick C.Symptomatology and etiology of multiple chemical sensitivities in the southeastern United States.Arch Environ Health. 2002 Sep-Oct;57(5):429-36.

Afrika – Menschen mit MCS leiden besonders unter Pestiziden

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Hitze, Feuchtigkeit – ideale Brutplätze für Moskitos – Malaria. Durch die Bevölkerungsexplosion im Hochland im Südwesten von Uganda wurden fruchtbare Feuchtgebiete in Moskitolöcher verwandelt. Malariagebiet. Allein im Jahr 1999 starben dort schätzungsweise 100 000 Menschen an der Malaria. Durch die USA wurden Hilfsmaßnahmen durchgeführt. Pestizide sollten Rettung bringen, doch die gesundheitlichen Nebenwirkungen sind groß. Auch in Afrika gibt es Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS – Multiple Chemical Sensitivity), sie trifft es besonders. 

Pyrethroide im Großeinsatz
Die Malaria Kontrollinitiative von U.S. Präsident Bush wurde 2005 ins Leben gerufen  und führte dazu, dass im Distrikt Kabale, an der Grenze zu Ruanda, Hunderte von Häusern mit einem Pestizid gegast wurden. Verwendet wurde das Pyrethroid Lambda-Cyhalothrin (ICON). Ganz abhängig von den Chemikalien, die als weiterer Inhaltsstoff verwendet werden, ist das Pestizid leicht bis sehr gefährlich. Rund ein halbes Jahr ist das Pyrethroid, das auf die Wände gesprüht und vergast wird, aktiv. 

Pyerthroid verursacht Gesundheitsbeschwerden
Trotz dass man das Projekt zur Bekämpfung von Malaria überwachte, klagten viele Bewohner von 107 000 behandelten Häusern über Symptome. Kopfschmerzen, Schwindelanfälle und temporärer Hörverlust wurden insbesondere beklagt, sagte ein Offizieller, der seinen Namen aus Furcht nicht nennen wollte. Er selbst litt unter Niesen und tagelang anhaltendem Husten. Nicht verwunderlich, denn die Bewohner der pestizidbehandelten Häuser hatten keine Schutzkleidung wie die Arbeiter, die die Gifte ausbrachten, und waren dann anschließend dem Gift in ihren Häusern bis zu dessen Zerfall ausgesetzt.

Schaden- Nutzenabwägung statt ungiftige Alternativen
Von Seiten der Gesundheitsbehörde versuchte man hingegen, das Pestizid und dessen Anwendung zu verteidigen. Man stellte den Nutzen und die Effektivität des Pyrethroids in der Moskitobekämpfung heraus. Die Menschen hätten nur kurzfristig unter Jucken der Haut gelitten, wenn sie mit den besprühten Wänden in Kontakt gekommen wären. Der Rest wurde verschwiegen und dass es ungiftige Alternativen gibt, kam nicht zur Sprache.

Chemikaliensensible sind besonders gefährdet
Alex Muhwezi, ein Repräsentant von IUCN (eine internationale Vereinigung zum Erhalt der Natur) beschrieb ICON als ein normal übliches Pestizid, dass von der WHO für Innenräume zur Bekämpfung von Malaria anerkannt sei. Anerkannt für seine Wirksamkeit, nicht dass es unschädlich für Menschen ist. Seiner Auffassung nach käme es vor allem darauf an, wie das Pestizid gehandhabt würde. Am  Wichtigsten dabei sei zu wissen, dass eine Person, wenn sie vor dem Kontakt mit dem Pyrethroid bereits krank gewesen oder allergisch auf Parfum oder auf Insektensprays sei, dass diese Person dann mit schlimmen Auswirkungen rechnen müsse.

Wer krank ist hat das Nachsehen

Man weiß im afrikanischen Uganda somit ganz genau, dass bestimmte Pestizide, wie das in Kabale eingesetzte Pyrethroid ICON, auf kranke, chemikaliensensible und allergische Menschen sehr gefährlich wirken können, eine Tatsache, die nicht in jedem Land so deutlich ausgedrückt wird. Aber wie sieht die Prävention für diese krankheitsbedingt besonders anfälligen Menschen aus? Sie leben meist in großer Armut, wohin sollten sie unterdessen ausweichen, um den angenommenen schweren gesundheitlichen Folgen zu entkommen?

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. Juni 2008 

Literatur: IPS, HEALTH-UGANDA: USAID’s Malaria Control Plan Risks Public Disapproval, 25. Sept. 2006

Wannsee-Schwimmer berichtet: Fachgespräch „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“

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Hallo Leute,

ich habe am Freitag mal den Wannsee im Stich gelassen und mir angehört, was im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus diskutiert wurde. Ich schreib hier Alles auf, für euch, die ihr vielleicht gern mitdiskutiert hättet, aber wegen der MCS dort nicht hinkönnt.

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Im ersten Teil des Fachgesprächs „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“ gab es drei Vorträge von bayrischen Umweltmedizinern: 

Dr. Frank Bartram
Dr. Bartram (IGUMED) berichtete, was die bedeutendsten Expositionsbereiche für umweltassoziierte Erkrankungen sind (Innenräume, Dentalersatzmaterial, Nahrung/Getränke, Genussmittel).
Er erklärte, wie man eine „Umweltmedizinische Spezialanamnese“ durchführt. Dabei muss man zunächst die „Lebensumfelder“ des Patienten abfragen, andere Erkrankungen ausschließen, weil „umweltassoziierte Erkrankungen“, wie Dr. Bartram sagte, „unspezifisch“ sind.
Dr. Bartram hat so eine Laboranalytik, mit der er verschiedene Marker erfasst. Er lässt die Biomarker (Belastung in Körpermaterial) messen, die Effektmarker (Sensibilisierungsreaktionen, pathologische Zytokinexpressionsmuster), Suszeptibilitätsmarker (Polymorphismen, Blut-Hirn-Schranke), Umweltmarker (Messung durch Bausachverständige) und er schaut nach inneren Belastungen durch die Dentalersatzmaterial.

Lasst euch nicht erschrecken von den vielen Fachbegriffen, die haben in Berlin auch nicht alle gleich verstanden. Aber Dr. Bartram hat das alles auch zum Nachlesen zur Verfügung gestellt.

Auch über die häufigsten Symptome seiner Patienten hat Dr. Bartram berichtet. Das Grundproblem „Es handelt sich um unspezifische Symptome“. Allgemeinsymptome (Leistungsmangel), Nervensystem (Konzentrationsstörungen, somatopsychische Störungen, Polyneuropathie), Störungen des Immunsystems, Schleimhautsystem (Magen-Darm, NNH, Lungen-Bronchien, Harnwege, gyn. Schleimhautbereich), Haut /Haare/Nägel.

Die „Multiple Schadstoff Sensitivität“ (MCS) hat Dr. Bartram unter den Stichworten „Oxidativer Stress und Inflammation“ und „Wirkungen von IFN-gamma“ erklärt.

Dr. Bartram meint „Expositionen zu neurotoxischen Substanzen können bei Einwirkung auf das… ZNS auch zu psychischen Störungen/Veränderungen führen: somatopsychische Störungen“

Er berichtet auch, dass es zu reaktiven Verstimmungszuständen kommen kann durch jahrelange Arztbesuche, Arbeitsunfähigkeit, Perspektivlosigkeit, sozialen Abstieg.
Abschließend erklärte Dr. Bartram, was bei nachgewiesener Erkrankung zu machen ist:

Expositionsvermeidung, Expositionsverminderung, Expositionsstop.

Dr. Bartram hat uns Zuhörern schon was abverlangt, aber wie gesagt, es gibt ein Papier zum nachlesen.

Dr. Peter Ohnsorge
Dr. Ohnsorge vom Deutschen Berufsverband der Umweltmediziner hat uns in Berlin die Augen geöffnet über das, was an den Universitäten und in der Fortbildung so geschieht oder besser gesagt, nicht geschieht. Zwar ist die Umweltmedizin im Studium vorgesehen, aber in der Realität  sieht das dann so aus, dass zum Beispiel ein Toxikologe über Intoxikation  und Grenzwerte lehrt, aber über Langzeiteffekte von Schadstoffen, die für Umwelterkrankungen relevant sind, nicht gesprochen wird.

Dr. Ohnsorge meinte, dass die vielen Symptome, die man bei Umwelterkrankungen vorfindet, für die Mediziner verwirrend seien und dass die Mediziner deshalb nicht mit dieser Komplexität zurechtkämen. Die „Entität des Krankheitsbildes“ würde nicht erkannt.
Dann kritisierte Dr. Ohnsorge auch, dass Umwelterkrankungen nicht in den „Scientific Mainstream“ passen, der sich vor allem um Genetik und um High-Tech-Medizin drehe.

Dr. Ohnsorge hat von einer „historischen Lagerbildung“ gesprochen. Umweltmedizin würde mit Naturheilkunde im negativen Sinn gleichgesetzt. Viele Mediziner behaupteten, es gäbe keine Umwelterkrankungen. Und was noch dazukomme, Umweltmedizin lasse sich schlecht abrechnen. Man hätte 8 Minuten zur Verfügung, wo man acht Stunden brauche.

Von Dr. Ohnsorge haben wir auch erfahren, dass die Weiterbildung im Bereich Umweltmedizin von ehemals 200 Stunden auf 100 Stunden gekürzt wurde. Dr. Ohnsorge hat an den Inhalten dieser 100 Stunden-Weiterbildung mitgearbeitet. Nicht, weil er diese Kürzung gut findet, sondern, weil er wenigsten dazu beitragen wollte, dass die wichtigsten Inhalte noch erhalten bleiben.

Es gibt nämlich Umweltmediziner, die sich während ihres Studiums schon spezialisiert haben – also so wie Augenärzte- und es gibt weitergebildete Ärzte. Das sind dann die mit den 100 Stunden.

Die Grünen hören nach Dr. Ohnsorge zu sehr auf Toxikologen und das RKI und zu wenig auf Umweltmediziner. Er kritisierte auch den Lobbyismus und die Finanzierung der Forschung aus Drittmitteln. 

Dr. John Ionescu
Der dritte Referent Dr. Ionescu von der Spezialklinik Neukirchen sprach über Allergische Erkrankungen durch Umweltbelastungen. Es gibt in der Bundesrepublik 25 Millionen Allergiker. Dass die Allergien in den letzten Jahren ständig zugenommen haben, sieht Dr. Ionescu vor dem Hintergrund der Umweltbelastung. Er berichtete zum Beispiel über ein Ehepaar, das mit Holzschutzmittel in Kontakt gekommen war. Beide hatten die gleiche Exposition mit diesem Holzschutzmittel, der Mann blieb gesund, während die Frau erkrankte. Interessanterweise hatte der Mann mehr Schadstoffe im Urin als seine Frau. Er hatte aber dieselbe Exposition, war also nicht stärker belastet. Es stellte sich heraus, dass die Leber der Frau hier Ursache war und die Frau deshalb die Schadstoffe nicht richtig entgiftete. Nach mehrwöchiger Unterstützung der Leberfunktion  erholte sich Frau von ihrer schweren Erkrankung.

Dr. Ionescu kritisierte den Einsatz von Kortison. Er behandelt die Ursachen einer allergischen Erkrankung. Er wies auch auf die Bedeutung der Ernährung und der Darmflora bei Allergien hin.
Dr. Ionesu stellte einen Sonderdruck OM und Ernährung Heft 2008/122 über „Umweltbedingte Erkrankungen – Diagnosekriterien und integrative Therapieverfahren bei MCS, CFS und Fibromyalgie“ zur Verfügung.

Diskussionsrunde, Kommentare
Nach den Vorträgen der drei Mediziner hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich zu Wort zu melden.

Ein Dr. Otto aus Osnabrück warf ein, Krebs sei ein Altersproblem, die Umwelt spiele, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle.

Ein Mitglied einer Selbsthilfegruppe aus NRW informierte über die Probleme, die die Krankenkassen bei Diagnostik und Therapie von Umweltkrankheiten den Patienten machen. Er kann sich als Privatpatient eine bessere Diagnostik und Therapie leisten als andere Menschen, die gesetzlich versichert sind.

Dr. Scheiner kritisierte Studien zum Mobilfunk. Er wurde von Dr. Ionescu unterstützt, der Laborerfahrungen mit dem Blut sensibler Personen hat und der auch eine mobilfunkerkrankte Patientin, Frau Frielinghaus, vorstellte.

Frau Infante-Göb, die auf ihre Unabhängigkeit von Vereinen und Verbänden hinweisend als Betroffene sich zu Wort meldete, forderte von den Politikern mehr Prävention und berichtete, bei dem Begriff MCS habe in den neunziger Jahren eine Änderung stattgefunden. Sie sprach von schadstoffinduzierter Krankheit.

Dann baten die Gastgeber zu Kaffee und Kuchen und belegten Brötchen. (Lecker!)

Podiumsdiskussion
Nach der Kaffeepause war die Podiumsdiskussion angesetzt.

Die angekündigte Mitarbeiterin der ZEIT, Frau Zinkant war verhindert, und für sie war der stellvertretende Chefredakteur der TAZ vor Ort.

Frau Kotting-Uhl (Grüne) berichtete über die „Kleine Anfrage“ aus dem Jahr 2007 und die Antwort der Bundesregierung. Sie wollte von Dr. Straff, UBA wissen, wie er an Stelle der Bundesregierung geantwortet hätte bzw. wie er Umwelterkrankung definieren würde. Dr. Straff ist nach eigener Aussage nicht an der Antwort aus 2007 beteiligt gewesen, hätte aber genau so  wie die Bundesregierung geantwortet.

Dr. Wiedemann vom Forschungszentrum Jülich sieht keine Probleme bei einer klaren Definition des Begriffs Umwelterkrankung, gefragt sei der gesunde Menschenverstand.

Dr. Ohnsorge vertrat die Meinung, der Begriff Umwelterkrankung müsse die individuelle Verletzbarkeit/Empfindlichkeit einbeziehen.

Auf die Frage von Frau Kotting-Uhl nach Berichten von Betroffenen meldeten sich eine ehemalige Friseurin, die Tochter eines Obstbauern und eine Frau aus Stuttgart zu Wort. Die Friseurin berichtete, dass sie von keinem Arzt ernst genommen wurde, die Tochter eines Obstbauern war durch Pestizide in der Kindheit und durch Chemikalien während ihrer Schreinerlehre erkrankt und war zeitweise nur noch im Rollstuhl. Ihr Gesundheitszustand hat sich in der Klinik Neukirchen verbessert. Die Frau aus Stuttgart ist sehr durch die schlechte Luft an ihrem Wohnort belastet und müsste eigentlich wegziehen.
Abschließend wurde über die „Umkehr der Beweislast“ diskutiert. Und über die Anerkennung von Berufskrankheiten.

Herr Metzger von der TAZ meinte, dass das, was heute schon als Berufskrankheit anerkannt würde, nie ohne den Druck seitens der Gewerkschaften zur Anerkennung gebracht hätte.

Bei der Diskussion um Pestizide, äußerte Dr. Straff vom UBA, Pestizide seien bei korrekter Anwendung unschädlich.

Frau Kotting-Uhl forderte bei neuen Stoffen müsse vor Einsatz deren Unbedenklichkeit nachgewiesen werden. Allerdings meinten Frau Kotting-Uhl und Dr. Terpe (Grüne), es gäbe in der Gesellschaft eine gewisse Bereitschaft, Risiken zu akzeptieren. Als Beispiel wurden die Todesfälle im Straßenverkehr angeführt.
Frau Kotting-Uhl könnte sich Freiräume zum Beispiel bei Mobilfunk vorstellen.

Frau Regina Nowack, die die Replik zu der Antwort der Bundesregierung 2007 verfasst hat, wies nochmals auf die Gefahren durch Amalgam hin.

Resümee
Jetzt fragt Ihr euch, was Ihr erwarten könnt?

Die beiden Politiker der Grünen werden alles noch mal in Ruhe bedenken. Sie werden es zunächst in der Partei diskutieren (Dr. Terpe) und sehen, was man in Entwürfe umsetzten kann.
Gegebenenfalls wollen sie zu weiteren Fachgesprächen einladen.

Flyer, Material zum Mitnehmen
Was gab es an Papieren, außer den erwähnten Papieren:

– Flyer „Unnötige Duftstoffe vermeiden“ vom Verein für Umwelterkrankte e.V. Bredstedt
– Flyer „Entgiftung und Prävention – gewusst wie“ vom Verein zur Hilfe umweltbedingt Erkrankter e.V. Neunkirchen
– Sonderdruck 8/2006 von Aktiv for you, BAYER Health Care mit einem Beitrag zur Allergologie von Dr. Ionescu
– Auszug aus „raum und zeit“ von 2007 mit einem Beitrag von Hanne Weizenegger, „Macht die Umwelt krank?“

Ich berichte euch hier, was bei mir angekommen ist. Also ohne Gewähr. Sicher haben andere Teilnehmer noch andere Erinnerung. Ich hoffe aber, dass mein Gedächtnis das Wesentliche hergegeben hat.

Und jetzt geht es ab in den Wannsee. Bei dem Wetter.

 Die Antwort auf die Anfrage der Grünen

Das Gift der Insektenblume

  Totenkopf, Totenschädel - auf der einen Seite der Globus, Weltkugel mit Blumenkranz  - Symbol für Verseuchung des Globus durch Pestizide aus der Chrysantheme

Pestizide aus der Chrysantheme verseuchen den ganzen Globus

  

Im Herzen Afrikas findet man sie. Die Felder mit Chrysanthemum cinerafolis und Chrysantemum coccineum. Wunderschöne margaritenähnliche Blumen, die aber nur auf den Feldern das Auge des Betrachtes erfreuen. Sie sind nicht für die Vasen im fernen Europa bestimmt. Die Blüten dieser Blumen werden getrocknet und zu feinem Pulver verarbeitet. Und dieses Pulver ist eine der begehrten Handelwaren des Kontinents. 

Chrysanthemum cinerafolis und Chrysantemum coccineum gehören nämlich zu jenen Pflanzenarten, die insekttötende Wirkstoffe produzieren. 

Durch Zugabe von Extraktionsmitteln (Kerosin/ Methanol, Petroether/ Acetonnitril oder Petroether/ Nitromethan) werden aus dem Pulver der Blüten sogenannte Pyrethrine gewonnen. Pyrethrine wurden bereits 1917 von der US Marine hergestellt: Insektizide zum Einsatz gegen Moskitos, Hausfliegen und andere Tierchen. 

Natur im Chemielabor umgebaut

Das Pulver der Chrysanthemum-Blüten ist teuer. Deshalb setzten Chemiker Piperonylbutoxid und anderer Substanzen zu und erzielten damit eine höhere Toxizität. Die zugesetzten Substanzen wirken als Synergisten.  

Weil aber auch das so gewonnene Insektizid immer noch teuer ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis Chemiker die Struktur der natürlichen Pyethrine entschlüsselten. Das gelang  bereits im Jahr 1924. Und 1947 wurde dann Allethrin synthetisiert. Damit gelang in den fünfziger Jahren der Markteinstieg. 

Allethrin war dem Naturprodukt noch ähnlich. Aber es war weniger giftig als Pyrethrine und ebenso wie Pyrethrine nicht photostabil. In rascher Folge kamen neue Produkte aus den Chemielaboren. Giftigere (zweite Generation) und photostabilere (dritte Generation). 

Permethrin ist ein Insektizid aus der dritten Generation. Permethrin ist in Deutschland als Mittel gegen Kopfläuse und Krätze zugelassen und findet auch in der Tiermedizin gegen Läuse, Flöhe, Milbe und Zecken Verwendung. Permethrin dient als vorbeugendes und/oder bekämpfendes Holzschutzmittel. Wollteppiche werden damit ausgerüstet. In Deutschland und Österreich ist Permethrin nicht als Pflanzenschutzmittel zugelassen. 

Ein Gift erobert den ganzen Globus

Der Boom der Pyrethroide kam mit der Einführung photostabiler Verbindungen (vierte Generation) für die Landwirtschaft. Fenvalerat, Deltamethrin, Cypermethrin und Permethrin sind die Umsatzrenner der Hersteller. 

Pyrethrine und Pyrethroide werden tonneweise produziert und sind mittlerweile über den Globus verteilt. Pyrethrine und Pyrethroide sind Insektizide. Aber auch für Menschen sind sie gefährlich:

„Naturpyrethrum und alle Pyrethroide sind Nervengifte, die auch das Zentralnervensystem angreifen. Pyrethroide reichern sich im Gehirn an. Kurz nachdem man Pyrethroiden ausgesetzt war, können die Gifte im Blut gemessen werden, sie werden aber relativ schnell abgebaut. Bei Langzeitbelastungen können sie im Fettgewebe gespeichert werden.“ 

Was passiert bei akuten Vergiftungen?

„Bei akuten Vergiftungen mit Pyrethroiden sind die ersten Symptome Reizungen und Rötungen der Haut und Schleimhaut, Kribbeln und Jucken, Taubheit um den Mund, Augenbrennen und Reizhusten. Dazu kommen die Symptome von Vergiftungen mit Nervengiften wie Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Schwächegefühl, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schweißausbrüche. Diese Empfindungen gehen wieder zurück, wenn die Belastung vorüber ist.“ 

Was passiert bei chronischen Vergiftungen?

„Bei chronischer Einwirkung können Taubheitsgefühle auf der Haut, Kopfschmerz, Schwindel, Depression, Erschöpfung, Angst, Seh- und Hörstörungen, Herz-Rhythmusstörungen, Muskelschwäche, Immunschwäche und Asthma auftreten.Bei Personen in stark belasteten Innenräumen und Flugpersonal sind chronische Vergiftungen beobachtet worden. Permethrin und Cypermethrin stehen im Verdacht, hormonelle Wirkungen zu haben und die Fortpflanzung zu schädigen“ 

Auch die Natur ist bekanntermaßen nicht harmlos 

Pyrethrine sind entgegen der landläufigen Meinung nicht harmlos:

„Pyrethrine wirken neurotoxisch, sowohl auf sensorische wie auch auf motorische Nerven… Ein zweijähriges Kind starb, nachdem es 14 g Pyrethrum-Pulver gegessen hatte. Es gab auch tödliche Vergiftungen durch inhaliertes Pyrethrin-Aerosol Pyrethrine verursachten im Rattenversuch Leber- und Schilddrüsenkrebs. 

Belastende Hintergrundbelastung

Das alltägliche Gift gehört zu dem, was die Experten eine „Hintergrundbelastung“ nennen. Auch unsere Kinder bleiben vor der alltäglichen „Hintergrundbelastung“ nicht verschont. Unsere Human Biomonitoring Spezialisten wissen das auch: 

Kinder-Umwelt-Survey, Pilotstudie (2001/2002):

Hinweise auf Expositionspfade für die innere Belastung mit Organophosphaten und Pyrethroiden: 

„In der Pilotstudie des Kinder-Umwelt-Surveys (KUS) wurden die Urine von 2- bis 17-jährigen Kindern aus vier Orten in Deutschland auf ihre Gehalte an Organophosphat- und Pyrethroidmetaboliten untersucht… 

Die Exposition gegenüber Pyrethroiden wird bestimmt durch das Lebensalter, den Probenahmeort, den Konsum von gekochtem Gemüse und die Verwendung von Pyrethroiden im häuslichen Innenraum. Die signifikante Korrelation zwischen den Metabolitgehalten im Urin und den Permethringehalten im Hausstaub zeigt, dass Hausstaub eine Quelle für die Belastung von Kindern darstellen kann. Wahrscheinlich ist dies auf die Staubaufnahme durch Hand-zu-Mund-Kontakt zurückzuführen“ 

Herzlichen Dank an Gastautorin Juliane für diesen informativen Blogartikel!

Hörschäden durch Pestizide bei Kindern und Erwachsenen festgestellt

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Schwerhörig durch Pestizide. Vergiften Bauern ihre eigenen Kinder?

Pestizide werden weltweit im privaten, öffentlichen und landwirtschaftlichen Bereich zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Sie können jedoch bei Menschen je nach Art des Wirkmechanismus schwere Gesundheitsschäden verursachen. Meist liegen diese Schädigungen im Bereich des Immun- und Nervensystems.
Wissenschaftliche Studien aus verschiedenen Ländern haben bestätigt, dass Pestizide das menschliche Gehör bis zu völliger Taubheit schädigen können. In erster Linie betroffen sind Arbeiter in der Industrie und im Agrarbereich, die häufigen Umgang mit diesen Pestiziden haben, bedenklicherweise aber leider auch die Kinder von Bauern, wie eine Studie der Harvard Universität herausfand. (1)

Dass bestimmte Chemikalien Hörschäden und Hörverlust auslösen können, ist bekannt und beschäftigt Wissenschaftler weltweit. (1-13) Eine relativ neue Erkenntnis ist, dass auch Pestizide in der Lage sind, Hörschäden zu verursachen, die sogar bis zu permanentem Hörverlust führen können. (1,3,4,5) Als Ursache für besonders schwerwiegende Schädigungen des Gehörs, wie permanentem Hörverlust, wird die  potenzierende Kombinationswirkung verschiedener Wirkstoffe angenommen.

Pestizide haben ein breites Einsatzgebiet
Am weitesten verbreitet sind die Pestizide der Organophosphatklasse. Sie gelten als besonders wirkungsvoll und werden im privaten, öffentlichen und landwirtschaftlichen Bereich häufig eingesetzt. Dichorvos, Chlorpyrifos und Malathion gehören zu den klassischen Vertretern dieser Pestizidklasse, die über eine relativ hohe Toxizität verfügt. E605 gehört ebenfalls dazu und ist sehr lange als klassisches Suizidmittel bekannt. Der Wirkstoff wurde aus geächteten Kriegskampfstoffen, wie Tabun, Sarin, Saran, abgeleitet.
Man findet Organophosphat- Insektizide für den Hausgebrauch vor allem in Ameisenköderdosen, Mottenstrips, Mückensprays, Flohsprays für Haustiere und Mitteln zur Bekämpfung von Kakerlaken und anderen Schädlingen. Im öffentlichen, sowie im landwirtschaftlichen Bereich, im Obstanbau, auf Plantagen und im Weinbau werden Organophosphate ebenfalls noch immer in großem Umfang angewendet.

Eine weitere Insektizidklasse, die mittlerweile sehr häufig eingesetzt wird, sind die Pyrethroide. Sie sind lang anhaltend wirkende synthetische Abkömmlinge des natürlichen Wirkstoffs Pyrethrum, der aus Chrysanthemen gewonnen wird.

Pestizide schädigen das Gehör
Der Wirkmechanismus der Organophosphate besteht hauptsächlich in der Hemmung eines Enzyms, der Acetylcholinesterase. Diese Hemmung ist irreversibel. Schädigungen durch höhere oder chronische Expositionen treten vor allem im Bereich des Nerven- und Immunsystems auf. Weiterhin wird über Sensibilisierung und darauf folgende Chemikalien-Sensitivität als Begleitsymptomatik berichtet. Durch neuere wissenschaftliche Forschung fand man heraus, dass Organophosphatinsektizide wie auch Pyrethroide für Schäden am Gehör verantwortlich sein können. Auch im Tierversuch konnten pestizidinduzierte Gehörschäden bestätigt werden. (14)

Hörschäden bei Kindern durch Pestizide
Eine Studie der Harvard Universität belegte, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, multiplen Risiken durch Unfälle und Krankheiten durch die Landwirtschaft ausgesetzt sind. Die Studie beschäftigte sich vornehmlich mit Risiken für das Gehör durch Lärm und Chemikalien. Von beidem sind Bauernkinder potentiell umgeben. Es wurde durch das Wissenschaftlerteam Perry und May deren Evidenz in der derzeitigen Literatur beleuchtet. Als Risikofaktoren kristallisierten sich Lärm durch die Landwirtschaftmaschinen und potenziell toxische chemische Expositionen durch Lösemittel und Pestizide heraus, die Alltag auf Bauernhöfen sind. Im Schlusswort ihrer Studie betonen Perry MJ, May JJ, dass die ermittelten Ergebnisse die Notwendigkeit für vermehrte Forschung über das Problem, das bis zu 2 Millionen Kinder alleine in den USA betrifft, illustriert. Die Mediziner forderten als Konsequenz öffentliche und arbeitsmedizinische Lösungen. (1)

Hörverlust durch Organophosphate und Pyrethroide
In zwei Studien untersuchten brasilianische Wissenschaftler in einer kontrollierten Studie eine Gruppe von 98 Arbeitern, die im Rahmen von Ausbringen von Organophosphaten und Pyrethroiden zur Bekämpfung von Überträgern von Gelbfieber und anderen Krankheiten, gegenüber den Pestiziden exponiert waren. Unter den exponierten Personen litten 63.8% unter Hörverlust. In der Gruppe der Arbeiter, die Lärm und Insektiziden ausgesetzt waren, wurde Hörverlust bei 66.7% festgestellt. Die mittlere Expositionszeit, bis sich ein Hörverlust einstellt, betrug 3.4 Jahre für Arbeiter, die beidem ausgesetzt waren. Bei Personen, die nur Insektiziden ausgesetzt waren, betrug der mittlere Expositionszeitraum bis zur Entwicklung eines Hörschadens 7.3 Jahre.
Die Gruppe, die gegenüber Pestiziden und Lärm exponiert war, hatte ein relativ hohes Risiko für zentrale Schädigung, es lag bei 6.5 (95% CI 2.2-20.0) im Vergleich zur Kontrollgruppe und bei 9.8 (95% CI 1.4-64.5) verglichen mit der ausschließlich lärmexponierten Gruppe. Durch diese Ergebnisse schloss die Wissenschaftlergruppe aus Recife, dass Expositionen gegenüber Organophosphatinsektiziden und Pyrethroiden Schädigungen am zentralen audiotorischen System verursachen und dass Lärm die ototoxische Wirkung der Insektizide potenzieren kann (4,6).

In der medizinischen Fachzeitung Laryngoscope stellte ein Wissenschaftlerteam den Fall eines Mannes vor, der eine kombinierte Intoxikation durch ein Organophosphat Kombipräparat; ein Aerosol, das Malathion und Methoxychlor enthielt, ausgesetzt gewesen war. Nach einem leichten Einsetzen von Symptomen und Anzeichen wurde ein beidseitiger und permanenter neurosensorischer Hörverlust und verbleibende periphere Neuropathien der Extremitäten festgestellt. Eine mögliche Potenzierung durch die Kombinationswirkung der beiden Organophosphate, wegen der normalerweise leichten Toxizität von Malathion, wurde von den Wissenschaftlern angenommen. (3)

Lösungsmittel verstärken Wirkung von Pestiziden
Lösemittel, die oft als Vermittler und Wirkungsverstärker in Pestizidzubereitungen zum Einsatz kommen, können ebenfalls ototoxische Wirkung haben. Besonders bei Toluol, Xylol und Aceton wurde in Studien und Untersuchungen festgestellt, dass schädigende Auswirkungen auf das Gehör auftreten können. (8-13) Erschwerend kann durch diese ototoxischen Lösemittel ein weiterer zusätzlicher Potenzierungseffekt bei Organophoshat- und Pyrethroidzubereitungen auftreten.

Ursache für Hörschaden aufdecken
Es ist wichtig, dass Mediziner bei Hörschäden, die keinen offensichtlichen Grund wie generelle Schwerhörigkeit in einer Familie, ein Knalltrauma, etc., auch Chemikalien als Ursache in Betracht ziehen und durch gründliche Anamnese ermitteln, wo eine hörgeschädigte Person arbeitet, ob sie in einem belasteten Umfeld wohnt oder anderweitig Kontakt mit bestimmten, als bekannt ototoxisch wirkenden Lösemitteln, Metallen oder Pestiziden hatte. In Bereichen, in denen ototoxisch wirkende Substanzen zur Anwendung kommen müssen, sollten präventiv strikte Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, die einschließen, dass Kinder mit diesen Substanzen nicht in Kontakt geraten können.

Autor: Silvia K. Müller, CSN, Juni 2008


Literatur:

  1. Perry MJ, May JJ., Noise and chemical induced hearing loss: special considerations for farm youth. Department of Environmental Health, Harvard
    School of
    Public Health,
    Boston, MA,
    02115, USA. J Agromedicine. 2005;10(2):49-55.
  2. Morata TC , Chemical exposure as a risk factor for hearing loss, J Occup Environ Med. 2003 Jul;45(7):676-82.
  3. Harell M, Shea JJ, Emmett JR. Bilateral sudden deafness following combined insecticide poisoning. Laryngoscope. 1978 Aug;88(8 Pt 1):1348-51.
  4. Teixeira CF, Giraldo Da Silva Augusto L, Morata TC, Occupational exposure to insecticides and their effects on the auditory system. Noise Health. 2002;4(14):31-39
  5. Ernest K, Thomas M, Paulose M, Rupa V, Gnanamuthu C., Delayed effects of exposure to organophosphorus compounds. Indian J Med Res. 1995 Feb;101:81-4.
  6. Teixeira CF, Augusto LG, Morata TC, Hearing health of workers exposed to noise and insecticides, Rev Saude Publica. 2003 Aug;37(4):417-23. Epub 2003 Aug 20.
  7. Palacios-Nava ME, Paz-Roman P, Hernandez-Robles S, Mendoza-Alvarado L. Persistent symptomatology in workers industrially exposed to organophosphate pesticides, Salud Publica Mex. 1999 Jan-Feb;41(1):55-61.
  8. Morata TC, Fiorini AC, Fischer FM, Colacioppo S, Wallingford KM, Krieg EF, Dunn DE, Gozzoli L, Padrao MA, Cesar CL. Toluene-induced hearing loss among rotogravure printing workers. Scand J Work Environ Health. 1997 Aug;23(4):289-98.
  9. Cynthia Wilson, Chemical Exposures and Human Health, McFarland, 1993
  10. Morata TC, Engel T, Durao A, Costa TR, Krieg EF,
    Dunn DE, Lozano MA.Hearing loss from combined exposures among petroleum refinery workers. 1: Scand Audiol. 1997;26(3):141-9.
  11. Polizzi S, Ferrara M, Pira E, Bugiani M., Exposure to low levels of solvents and noise, ear canal volume and audiometric pattern, G Ital Med Lav Ergon. 2003 Jul-Sep;25 Suppl(3):67-8.
  12. Sliwinska-Kowalska M, Zamyslowska-Szmytke E, Szymczak W, Kotylo P, Fiszer M, Dudarewicz A, Wesolowski W, Pawlaczyk-Luszczynska M, Stolarek R., Hearing loss among workers exposed to moderate concentrations of solvents., Scand J Work Environ Health. 2001 Oct; 27(5):335-42
  13. Sliwinska-Kowalska M, Zamyslowska-Szmytke E, Kotylo P, Wesolowski W, Dudarewicz A, Fiszer M, Pawlaczyk-Luszczynska M, Politanski P, Kucharska M, Bilski B., Assessment of hearing impairment in workers exposed to mixtures of organic solvents in the paint and lacquer industry, Med Pr. 2000;51(1):1-10.
  14. Nicotera TM, Ding D, McFadden SL, Salvemini D, Salvi R.Paraquat-induced hair cell damage and protection with the superoxide dismutase mimetic m40403., Audiol Neurootol. 2004 Nov-Dec;9(6):353-62. Epub 2004 Oct 1.