Archiv der Kategorie ‘Krank durch Pestizide‘

Bauern bereit, 28% mehr zu zahlen für weniger giftige Pestizide

Altes rostiges Fass mit Pestiziden, Umweltgefahr, tickende Zeitbombe 

Hersteller können ihre schädlichen Pestizide bald selbst behalten

Die Bauern, die in Nicaragua Gemüse anpflanzen, gehören nicht zu den Reichsten. Das mittelamerikanische Land ist von Armut geprägt. Sie sind darauf angewiesen, dass jede Ernte ein Erfolg wird, damit ihre Familien nicht in ihrer Existenz gefährdet sind. Um das Gemüse vor Schädlingen zu schützen, werden Pestizide eingesetzt. Doch diese fordern ihren Tribut. Pestizide sind dafür ausgelegt, Schädlinge zu töten, und demnach hinterlassen sie auch Spuren bei den Menschen. Zum Teil sind die Spuren sichtbar durch angeborene Missbildungen bei Kindern. Schlimme Ekzeme an Armen und Beinen treten regelmäßig auf, bei Kindern und Erwachsenen, die den Pestiziden ausgesetzt sind, durch Arbeit auf den Feldern, oder auch durch den ständigen Kontakt mit Pestiziden durch Benutzung der durch die Felder führenden Wege, z.B. Schulwege. Dazu kommen eine ganze Reihe von Krankheiten und gehäuft sogar Sterilität, von denen die Bauern sicher sind, dass sie vom Gift, das sie versprühen, verursacht werden. Sie sind es leid, haben Angst davor, und dennoch sind sie auf Pestizide angewiesen, um Missernten durch Schädlingsbefall zu verhindern.   

Folgen von Pestiziden nicht mehr wegzulügen

In Nicaragua kennt man die Folgen von Pestiziden. Viele Tausend Bananenplantagenarbeiter in Zentral- und Südamerika waren durch das Pflanzengift Nemagon steril geworden. Ende vergangenen Jahres gewannen sie nach einem langen Kampf den Prozess um Entschädigung von den verantwortlichen Großkonzernen Dow Chemical und Dole. Doch ein solcher Kampf ist hart, viele der Pestizidopfer überleben ihn nicht, weil sie zuvor an den Gesundheitsschäden durch die Pestizide sterben. Zudem verschwinden die Folgen wie Krebs, missgebildete Kinder, Sterilität, etc. nicht durch Entschädigungszahlungen. Dort wo es möglich ist, schwenken Bauern daher um, versuchen in Öko- oder Fair Trade Projekte eingebunden zu werden. Doch die Möglichkeit ist nicht jedem gegeben, und das Vergiften geht weiter.  

Trotz schlimmer Armut bereit, für die Gesundheit zu zahlen

Ein Wissenschaftlerteam der Universität Hannover führte aktuell eine Studie bei nicaraguanischen Bauern durch um festzustellen, wie viel den Gemüsebauern ihre Gesundheit wert ist, die unerbittlich durch die dort eingesetzten Pestizide in Mitleidenschaft gezogen wird. Das Ergebnis der wissenschaftlichen Erhebung ist erstaunlich und erschütternd zugleich, denn es lässt die Tragweite des Pestizid-Martyriums erahnen, dem die Bauern ausgesetzt sind. Es ist vor allem dann erschütternd, wenn man mit in Betracht zieht, wie groß die Armut in diesem Land ist und wie gering das Einkommen der Bauern, und dass auch sie Wünsche für sich und ihre Kinder haben. Beispielsweise dass ihre Kinder endlich eine gute Schulbildung erhalten, damit sie rauskommen aus den giftigen Anbaufeldern und hoffentlich dadurch ein besseres Leben bekommen. Doch die Bauern haben aus ihrer bitteren Erfahrung mit den Giften und deren nachhaltigen Folgen gelernt. Sie wären bereit, für eine gesündere Zukunft für sich, ihre Kinder und ihre Umwelt zurückzustecken und sich dafür, wo es nur geht, einzuschränken.   Das Studienergebnis der Universität Hannover ergab, dass Gemüsebauern in Nicaragua trotz ihrer Armut und Not bereit wären, im Schnitt 28% zusätzlich zu dem, was sie schon jetzt für ihre Pestizide aufwenden, zu bezahlen, wenn diese nur weniger giftig und nicht so gesundheitsschädlich wie die Jetzigen wären.  

Doch müssen weniger giftige Pestizide gleichzeitig teurer sein? Sollte nicht schon in der Entwicklung von Pestiziden das oberste Gebot darin bestehen, Gesundheit und Umwelt zu schonen, statt nachhaltig zu zerstören? 

Autor:  Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008  

Literatur:

Garming H, Waibel H., Pesticides and farmer health in Nicaragua: a willingness-to-pay approach to evaluation, Development and Agricultural Economics, Faculty of Economics and Management, Leibniz University of Hannover, Eur J Health Econ. 2008 Jun 3.

WIDERGELGT: Die Lüge, Chemikalien-Sensitivität (MCS) sei nicht anerkannt/Teil II

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Chemikalien-Sensitivität durch Justitia persönlich anerkannt

Es gibt sie, die Anerkennungen bei Gericht. In den USA, Schweden und auch in Deutschland. Womit auch die Lüge „Chemikalien-Sensitivität ist nicht anerkannt“ durch Justitia persönlich widerlegt wurde.

Der lange Weg zum Recht

Zwischen Recht haben und Recht erhalten kann ein langer, zermürbender Weg liegen. Ein guter Anwalt alleine ist noch lange nicht die „halbe Miete“, wenn es zu Prozessen kommt, bei denen Menschen klagen, die durch Chemikalien krank wurden.

Was dazu gehört, um Recht zu erhalten:

  1. Aufrichtige Richter, die sich in die Materie einarbeiten

  2. Mutige Ärzte, die Untersuchungen veranlassen und belegte Schädigungen durch Chemikalien und deren Auswirkungen auf Gesundheit und Alltag attestieren

  3. Eiserne, unerschütterliche Anwälte mit medizinischen und toxikologischen Kenntnissen, die sich nicht ins Bockshorn jagen lassen

  4. Ehrliche Gutachter, die Willens sind, das Vorhandene korrekt zu dokumentieren, zu interpretieren und Falschgutachten zu widerlegen

  5. Sachverständige, die Berge von Material sichten, Ordnung darin schaffen und für Anwalt und Gericht verständlich aufbereiten

  6. Der Erkrankte selbst, der immer wieder ärztlich dokumentieren lässt, mit Akribie und Fleiß Beweise sammelt, seine Akten auf Vordermann hält und nie seinen Mut und Kampfgeist aufgibt

  7. Etwas Glück und ein gewisses finanzielles Potential

  8. Schlussendlich Durchhaltekraft für alle Beteiligten

Durchhaltekraft und ein Packen handfester Beweise

Doch auch dann, wenn alle an einem Strang ziehen, ist der Sieg vor Gericht noch nicht 100% in der Tasche, denn neben einigen notorisch „nicht verstehen wollenden“ Richtern stehen meist mächtige Interessen auf der Gegenseite. Diese Gegenseite versucht grundsätzlich alles nur Erdenkliche, um einen Sieg zugunsten des Geschädigten zu verhindern. Bekannte Falschgutachter werden auf den Plan gerufen, unwahre Behauptungen aufgestellt, gefälschte Studien angeführt, etc.

Wer jedoch gleich den Kopf in den Sand steckt, hat auch schon gleich verloren.Die nachfolgenden gerichtlichen Erfolge sollen Mut und Kampfgeist vermitteln.

Vollrente durch Landessozialgericht bestätigt

Prozesse bei Gericht können dauern. Im Jahr 2006, fünf Jahre nach einem obsiegenden Urteil am Sozialgericht Düsseldorf, bestätigte das Landessozialgericht das obsiegende erstinstanzliche Urteil eines chemikaliensensiblen Mannes. Die Rentenversicherung NRW war gegen das Urteil mit Berufung vorgegangen. Der anerkannt durch Pestizide berufskranke Kläger (TE II b; PNP; MCS) erhielt die erstinstanzlich zugesprochene Vollrente nachbezahlt, und sie wurde ihm auch für künftig zugestanden. Das Gericht hatte der beklagten Landesversicherungsanstalt in der mündlichen Verhandlung nahe gelegt, die Berufung zurückzunehmen. Die Beklagte tat dies ohne weiteren Kommentar. Das zuvor gefällte Urteil des Sozialgerichts Düsseldorf aus dem Jahr 2000 wurde damit im Januar 2006 rechtskräftig. 

Im Gerichtsprotokoll stand zu lesen:

„Dabei ist ferner zu berücksichtigen, dass ausweislich der ärztlichen Bescheinigung von Dr. M. beim Kläger mit einer erheblichen Symptomatik (Missempfindungen, Kopfschmerzen, Palpationen der Augenlider und verschiedener Muskelgruppen sowie Herzrhythmusstörungen) zu rechnen ist, wenn er Chemikalien ausgesetzt ist, die in ihrer Höhe von der Durchschnittsbevölkerung gut toleriert würden.“

„Auch diese Bescheinigung im Zusammenhang mit den medizinischen Unterlagen der Berufsgenossenschaft machen deutlich, dass die Verwendungsmöglichkeiten des Klägers auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt auch im Hinblick auf die mögliche Exposition von Chemikalien drastisch eingeschränkt ist. Die Beklagte hat keine Tätigkeiten des allgemeinen Arbeitsmarktes, auf die der Kläger noch zumutbar verweisbar wäre, benannt oder benennen können. Dies wäre aber im Hinblick auf die schwere gesundheitliche Beeinträchtigung des Klägers und daraus resultierende weitreichende Leistungseinschränkung erforderlich gewesen.“ (1)

Rente durch Gericht zuerkannt

Ein Angestellter war auf seinem Arbeitsplatz in der Süßwarenindustrie durchschnittlich sechs Mal im Jahr Chlorpyrifos, einem in den USA seit Jahren verbotenen Insektizid der Organophosphatklasse, ausgesetzt gewesen. Als Folge litt er auch unter Chemikalien-Sensitivität. Im Jahr 2000 erhielt der Mann richterlich 35 % berufsbedingte MdE/Rente zugestanden. Zu den gerichtlich anerkannten Folgen zählte u.a.: „Sensibilisierung gegenüber Gerüchen und Schadstoffen, insbesondere Pestiziden“. (2)

Bundesgerichtshof erkennt MCS an

Bereits vor fast 11 Jahren wurde in Deutschland ein Urteil zugunsten einer chemikaliengeschädigten Frau, die an MCS erkrankt war, gefällt. Der Bundesgerichtshof hob damit die ablehnende Entscheidung der Vorinstanzen „in Bausch und Bogen“ auf, wie RA Krahn-Zembol 2001 es in der Fachzeitung UMG beschrieb. (3)

„Die Klägerin hatte zivilrechtliche Schadensersatz – und Ausgleichsansprüche gegenüber einer 3 km entfernten Lackieranlage, von der erhebliche Geruchsemissionen ausgegangen waren, geltend gemacht. Die Klägerin hatte vorgetragen, dass insbesondere der Geruch von Lösungsmitteln und anderen toxischen Substanzen bei ihr erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Übelkeit, Ödembildung, Sehstörungen, Haarausfall, Schwächung des Immunsystems etc. verursacht und ihre Schulunfähigkeit herbeigeführt habe“. (3)

Richter sagt: „Nein“ zum Versprühen von Duftstoffen

Duftstoffe verursachen bei Chemikaliensensiblen schwere Reaktionen und gehören zu den Chemikalien, die am häufigsten als Auslöser beklagt werden. Das Oberlandesgericht Düsseldorf erkannte die Problematik und sprach sich gegen das Versprühen von Duftstoffen aus:

„Der Wohnungseigentümer einer Wohnanlage darf im Treppenhaus nicht eigenmächtig Duftstoffe versprühen und damit bestimmen, dass diese von allen benutze Räumlichkeit in ganz bestimmter, von ihm als angenehm, von anderen Eigentümern als störend empfundener Weise zu riechen habe“. Der Wohnungseigentümer habe nicht das Recht, „gewissermaßen die Atmosphäre vorzuschreiben, die die übrigen Eigentümer im Hausflur zu riechen haben„. (4)

Offizielle Anerkennung von MCS

In einem Schreiben der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) wurde MCS als „Somatisierungsstörung auf dem Boden eine prädisponierenden Persönlichkeitsorganisation“ bezeichnet. Als Reaktion darauf startete die Redaktion der umweltmedizinischen Zeitung „Umwelt-Medizin-Gesellschaft“ (UMG) eine Umfrage bei MCS Kranken und fragte nach amtlichen Anerkennungen von MCS als Behinderung, in denen anders verfahren worden war. (5) Der UMG wurden damals fünf Bescheide aus dem norddeutschen Raum zugestellt. Gemäß den amtlichen Dokumenten wurden Chemikaliensensiblen seit 1990 durch Versorgungsämter in verschiedenen Bundesländern eine Anerkennung des Schwerbehindertenstatus zuerkannt, auch mit ausdrücklicher Anerkennung von MCS. Die der UMG zugesandten Anerkennungen lagen bei GdB 30 bis GdB 80. (6) CSN liegen Bescheide mit ausdrücklicher Anerkennung von MCS mit GdB 30 bis GdB 100 aus verschiedenen Teilen Deutschlands vor.

Schwedisches Gericht schützt Chemikaliensensible

Eine Schwedin, die in Växjö auf der Insel Malmö lebt, darf in weiten Teilen ihres Gartens nicht mehr rauchen. Grund: Der Bewohner des Nachbarhauses hatte geklagt, weil er sein Grundstück nur noch mit Gasmaske benutzen konnte. Der Anwalt hatte seine Klage nach jahrelangem Streit damit begründet, dass der Mann unter „extremer Empfindlichkeit“ gegen Nikotin leide. Bei Rauchentwicklung vom Nachbargrundstück sei er stets zum Anlegen einer Gesichtsmaske gezwungen. Das Gericht gab dem Kläger nach einer Besichtigung vor Ort weitgehend Recht und verbot der Frau das Rauchen in allen an das Nachbarhaus angrenzenden Teilen ihres Gartens. Die uneinsichtige Raucherin sagte daraufhin: „Völlig verrückt. Dieser Mann läuft doch sowieso immer mit Maske ‚rum.“ Nach dem endgültigen Gerichtsentscheid muss die Frau sich nun an die vorgegebenen Rauchzonen in ihrem eigenen Garten halten, da sie sonst damit rechnen muss, ein Bußgeld auferlegt zu bekommen. (7)

USA – Berge von MCS Anerkennungen

Die Liste aller Rechtsfälle, die von amerikanischen Chemikaliensensiblen gewonnen wurden, würde viele Seiten in Anspruch nehmen. Alleine bis zum Jahr 1998 gab es 8 Bundesgerichtsentscheide, 21 Landesgerichtsentscheide und 14 Entscheidungen zugunsten von Chemikaliensensiblen in Fällen gegen die Berufsunfähigkeitsversicherung, die bekannt wurden. (8) Wir beschränken uns daher auf eine kleine Auswahl zu Verdeutlichung der Situation in Amerika.

Beweislast liegt in den USA beim Verursacher

In den USA liegt die Beweislast beim Verursacher, das stellt einen erheblichen Vorteil für Kläger dar, die durch Chemikalien erkrankten und möglicherweise Chemikalien-Sensitivität entwickelten. Da die Erkrankung in den USA schon wesentlich länger bei Ärzten diagnostiziert wird und teils auch renommierte arbeitsmedizinische und Umweltkliniken helfen, Beweise für den durch Chemikalien geschädigten Kläger zu schaffen, gibt es dort weitaus mehr Urteile, die zugunsten des Opfers ausgehen. Weitere Punkte, weshalb über dem großen Teich Erkrankte mehr Erfolge zu verzeichnen haben, ist, dass die Entschädigungssummen ganz andere Dimensionen erreichen und Anwälte auf Provisionsbasis arbeiten.

US Gericht erkennt MCS vor fast 30 Jahren als Behinderung an

Als Schwerbehinderung wurde Chemikalien-Sensitivität (MCS) in den USA erstmals 1979 von den Gerichten anerkannt. (8) Seit dieser Zeit haben amerikanische Chemikaliensensible viele Rechte und Zugeständnisse als Behinderte erkämpft. Im Jahr 1992 wurde eigens ein Memorandum verfasst. (9)

Der US District Court Hawaii (US Bezirksgericht in Hawaii) erklärte MCS 1979 als Schwerbehinderung und befahl dem Department of Health, Education (Ministerium für Gesundheit und Bildung) und der Welfare Division (Sozialhilfe), einem MCS Patienten Sozialhilfe zukommen zu lassen. (8)

US Staatsanwälte schützen Chemikaliensensible

Ein Generalstaatsanwalt aus New York führte 1991, unterstützt durch weitere Generalstaatsanwälte aus 25 US-Bundesstaaten, erfolgreich eine Petition bei der US Consumer Product Safety Commission (Kommission für Verbrauchersicherheit) durch. Durch diese Petition kam es zur Auferlegung von Sicherheitsstandards in der Industrie, die dazu führten, dass auf Teppichboden, Teppichbodenklebern und Polsterfüllungen Warnetiketten angebracht werden müssen, die beim Verkauf darauf hinweisen, dass der Verdacht besteht, dass diese Materialien Chemikalien-Sensitivität (MCS) und andere Krankheiten auslösen. (8)

US Gerichte erkennen MCS durch Arbeitsplatz an

Chemikaliensensibilität entsteht häufig durch Chemikalien am Arbeitsplatz, demgemäß führen Erkrankte Prozesse gegen die Verursacher. Einige Beispiele für frühe Urteile zugunsten der Erkrankten:

  • Oregon Court of Appeals legte fest, das ein Möbelverkäufer aufgrund von MCS Arbeitsunfähigkeitsrente bekam, 1986
  • Robinson gegen Saif Corp, Workers Compensation, 1987
  • Kyles gegen Workers Compensation Appeals Board,1987
  • McCreary gegen Industrial Commission of Arizona, 1992

US Gerichte sprechen sich gegen Diskriminierung von MCS aus

Diskriminierung im Gesundheitswesen:

Hall, Buffallo, Molloy und Lent gegen Kenneth Kizer/Molly Coe / California Department of Health Services. Die Kläger gewannen 1989 das Recht, wegen ihrer Chemikalien-Sensitivität Sauerstoffversorgung zu erhalten. (8)

US Gericht spricht Entschädigung zu

Produkthaftung: Bahura, Watkins, Shapiro, Lively-Dibold, Biggs gegen S.E.W. Investors et al. Die Kläger bekamen im Jahr 1993 Entschädigung für ihre durch toxische Exposition im Gebäude der Hauptverwaltung der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA, entstandene Chemikalien-Sensitvität. (8)

Einsatz für Recht und Gerechtigkeit

Wir bedauern, dass wir hier aus Platzgründen natürlich nur eine ganze kleine Auswahl an Beispielen vorstellen konnten, bei denen Chemikalien-Sensitivität gerichtlich anerkannt wurde. Es gibt viele weitere Fälle, denen wir allen zum Dank verpflichtet sind, weil sie viel Kraft dafür einsetzten, um Recht letztendlich zum Wohle von uns allen zu erkämpfen.

Danke an alle, die als Chemikaliensensible um Recht kämpften – Mut und Erfolg für alle, die jetzt und in Zukunft dafür kämpfen!

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Senstitivity Network, Mai 2008

Literatur:

  1. RA Herrmann, Sozialgericht Düsseldorf, Urteil vom 13.12.2000, Az.: S 5 RJ 116/99
  2. RA Herrmann, BG GroLa Mannheim Az.: E1/02620/966 BK 1307,13.03.2000
  3. RA Wilhelm Krahn-Zembol, BHG Urteil zu Gunsten einer MCS Erkrankten, Umwelt-Medizin-Gesellschaft 14 3/2001, S. 263. Urteil vom 17. Juni 1997, Az:VI ZR 372/95
  4. OLG Düsseldorf, Urteil gegen Duftstoffe im Treppenhaus, AZ: 3Wx98/03
  5. Umwelt-Medizin-Gesellschaft 15 (3/2002):197
  6. MCS offiziell anerkannt, Umwelt-Medizin-Gesellschaft, 2006
  7. Gerichtsurteil: Schwedin darf in Teilen ihres Gartens nicht mehr Rauchen, Kölner Stadtanzeiger, 23.08.07
  8. MCS Referral & Resources, Recognition of MCS as a Legitimate Disease and Disability, 23.10.2006
  9. MEMORANDUM FOR: Frank Keating, General Counsel,G, Equal Opportunity and Administrative Law, GM, SUBJECT: Multiple Chemical Sensitivity Disorder and Environmental Illness as Handicaps, March 5, 1992

WIDERLEGT Lüge Nummer 2: MCS ist selten

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Wer hat MCS? Das sind zu viele!

Chemikalien-Sensitivität (MCS) wird von bestimmten Interessenvertretern nach außen immer wieder als selten auftretende, ja geradezu exotische Krankheit dargestellt, und dass, obwohl sie weltweit mit steigender Tendenz auftritt. Das Negieren geschieht in erster Linie, um die Brisanz, die mit der Krankheit verbunden ist, zu untergraben, Ansprüche abzuwehren und den Handlungszwang gegenüber den Erkrankten zu eliminieren, die oftmals krankheitsbedingt in unfreiwilliger Zwangsisolation leben müssen. Dass Chemikalien-Sensitivität de facto keine selten auftretende Erkrankung ist, beweisen epidemiologische Studien und Erhebungen aus verschiedenen Ländern seit Jahrzehnten.

Chemikalien- Sensitivität ist in der Allgemeinbevölkerung häufig

Wissenschaftler in den USA gehen davon aus, dass bereits zwischen 15 – 30 % der Allgemeinbevölkerung, darunter versteht man Personen, die nicht am Arbeitsplatz geschädigt wurden, (1,2,3,4,5,6,7) leicht bis mittelschwer und 4 – 6 % schwer (8) auf Alltagschemikalien, wie z.B. Parfum, Zigarettenrauch, frische Wandfarbe, Duftstoffe, Zeitungsausdünstungen, Autoabgase, etc. mit vielfältigen Symptomen reagieren.

Personen, die in bestimmten Arbeitsbereichen tätig sind, sind zusätzlich prädisponiert, Chemikalien-Sensitivität zu entwickeln (9,10). Maschewsky nennt als Primärrisikoberufe Maler, Drucker, Automechaniker, Chemiearbeiter und Metallberufe.

In Schweden wurde 2005 durch das Ministerium für Arbeits- und Umweltmedizin in Lund festgestellt, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung auf Umweltchemikalien reagiert. (12)

Dass die in Deutschland von Prof. Dr. Thomas Zilker/TU München ansässige Umweltambulanz bei ihrer Erhebung anhand 2032 Erwachsenen lediglich 9% „selbstberichtete“ Chemikalien-Sensitivität und 0,5% ärztlich diagnostizierte MCS feststellen (14), lässt in Anbetracht der in den anderen Ländern ermittelten Zahlen die Frage nach der verwendeten MCS Falldefinition und dem anwendeten Studiendesign laut werden. Insbesondere in Anbetracht dessen, dass Deutschland das europäische Land mit den meisten in MCS Selbsthilfegruppen organisierten Chemikaliensensiblen ist.

Auswahl einiger internationaler Studien zur Epidemiologie von Chemikalien-Sensitivität

Autor Art der Untersuchung Ergebnis
1981, NationalAcademy of Sciences (NAS) Bericht 15% der US Bevölkerung leidet unter Chemikaliensensibilität
1987, Mooser SB.The Epidemiology of Multiple Chemical Sensitivities (MCS). Occup Med 2:663-681. Bericht 2 – 10% der US Bevölkerung reagiert hypersensibel auf Chemikalien
1993, Bell IR, Schwartz GE, Peterson JM, Amend D. Self-reported illness from chemical odors in young adults without clinical syndromes or occupational exposures. Arch Environ Health 48:6-13. Wissenschaftliche Studie mit 643 jungen College Studenten in Arizona 15% der Studenten berichteten, sich mittel bis schwerkrank nach Exposition gegenüber einer Auswahl von mindestens 4 von 5 Alltagschemikalien zu fühlen (u. a. Autoabgase, frische Farbe, Parfüm, Pestizide und neuer Teppichboden) 22% der College Studenten fühlten sich mittel bis schwer krank nach mindestens 3 von 5 Alltagschemikalien
1993, Bell IR, Schwartz GE, Peterson JM, Amend D, Stini WA; Possible time-dependent sensitization to xenobiotics: self-reported illness from chemical odors, foods, and opiate drugs in an older adult population. Arch Environ Health 48:315-27. Wissenschaftliche Studie mit 263 älteren Rentnern in Arizona 17% der Teilnehmer einer Langzeitstudie über Osteoporose berichteten, mittel bis schwer krank nach Exposition von mindestens 5 Alltagschemikalien zu sein.
1994, Bell IR, Schwartz GE, Peterson JM, Amend D, Stini WA; Sensitization to early life stress and response to chemical odors in older adults. Biol Psychiatry 35:857-63. Wissenschaftliche Studie mit 192 älteren Rentnern in Arizona 37% gaben im Verlauf der Studie an, besonders sensibel auf bestimmte Chemikalien zu reagieren.
1993, Wallace LA, Nelson CJ, Highsmith R, and Dunteman G., Association of personal and workplace characteristics with health, comfort and odor: a survey of 3948 office workers in three buildings. Indoor Air 3:193-205.1995, Perception of indoor air quality among government employees inWashington, DC. Technology: Journal of the Franklin Institute, 332A:183-198(Anmerkung: Die Wissenschaftler waren Mitarbeiter der EPA, Studie wurde vor der Präsentation und Veröffentlichung durch die EPA geprüft) Wissenschaftliche Studie der EPA mit 3948 EPA Mitarbeitern in Washington D.C. und Virginia 32% der Mitarbeiter der EPA Hauptverwaltung (Amerikanische Umweltschutzbehörde) Waterview Mall sagten, dass sie nach der Verklebung eines neuen Teppichbodens begannen besonders sensibel auf Alltagschemikalien zu reagieren. Zwei weitere EPA Gebäude in Crystal und Fairchild wurden als Kontrollgruppe genommen. 32% und 29% der dort angestellten EPA Mitarbeiter reagierten besonders sensibel auf Alltagschemikalien. 33% einer zusätzlichen Kontrollgruppe von 3000 Mitarbeitern der Kongress Bibliothek sagten ebenfalls, dass sie besonders sensibel auf Alltagschemikalien reagieren.
1995, Kipen HM, Hallman W, Kelly-McNeil K, Fiedler N. Measuring Chemical Sensitivity Prevalence: a questionnaire for population studies. Am J Public Health 85:575-577. Wissenschaftliche Studie mit 705 Patienten einer arbeitsmedizinischen Klinik in New Jersey 54% der Patienten der arbeitsmedizinischen Klinik mit Asthma hatten MCS. 69% der MCS Patienten berichteten über Reaktionen auf 23 und mehr Substanzen. 20% der Gesamtpatientenzahl hatten MCS
1996, Meggs WJ, Dunn KA, Bloch RM, Goodman PE, Davidoff AL. Prevalence and nature of allergy and chemical sensitivity in a general population. Arch Environ Health 51:275-282. Wissenschaftliche Studie mittels Fragebogen und Telefonbefragung von 1027 Bewohnern des ländlichen Bereichs von North Carolina 33% der Bewohner von North Carolina reagierten auf chemische Alltagschemikalien (Parfüm, Pestizide, frische Farbe, Autoabgase, Zeitungsdruck, etc.)
1996, Bell, Miller, Schwartz, Peterson, Amend – Neuropsychiatric and somatic characteristics of young adults with and without self-reported chemical odor intolerance and chemical sensitivity. Arch Envirn Health. Wissenschaftliche Studie über 809 junge Erwachsene in Arizona mit und ohne selbst berichtete Intoleranz gegenüber chemischen Gerüchen oder Chemikaliensensibilität 28% waren besonders sensibel gegenüber Chemikalien
1997, Bell IR, Walsh ME, Gersmeyer A, Schwartz GE, Kano P. Cognitive dysfunctions and disabilities in geriatric veterans with self-reported intolerance to environmental chemicals. J Chronic Fatigue Syndr 2:5-42. Wissenschaftliche Studie mit 160 älteren Rentnern in Arizona 37% der älteren Rentner berichteten über Hypersensibilität gegenüber Chemikalien.
1999, Kreutzer R, Neutra RR, Lashuay N. Prevalence of people reporting sensitivities to chemicals in a population-based survey. Am J Epidemiol 150:1-12. Staatliche wissenschaftliche Studie (CDHS) mit 4000 Teilnehmern in Kalifornien – California Department of Health Services. Die Studie bestätigte den Bericht des NAS 1981 15,9% berichteten über eine ungewöhnliche Sensibilität gegenüber Alltagschemikalien. Die Studie fand eine heterogene Verteilung von MCS in der Bevölkerung unabhängig von Rasse, Geschlecht und Bildungsstand.
6,3% hatten ärztlich diagnostizierte MCS.
2003, Stanley M. Caress, Anne C. Steinemann, A Review of a Two-Phase Population Study of Multiple Chemical Sensitivities, State University of West Georgia, Carollton, Georgia, USA; Georgia Institute of Technology, Atlanta, Georgia, USA. Environmental Health Perspectives. Bevölkerungsbasierte wissenschaftliche Prävalenz- Studie mit 1582 Personen in Georgia 12,6% haben eine Hypersensibilität gegenüber Alltagschemikalien. 3,1% der Personen hatten eine umweltmedizinische Diagnose oder MCS. Nur 1,4% davon hatte eine Vorgeschichte mit emotionalen Problemen.

Verstärkt auch Kinder chemikaliensensibel

Chemikalien-Sensitivität bei Kindern und Jugendlichen ist ein trauriges Kapitel, das bisher kaum Erwähnung findet in der Öffentlichkeit. Doch sie existieren, die Kinder und Jugendlichen, die auf Alltagschemikalien wie Parfum, Lacke, Zeitungen, Abgase, etc. mit zum Teil schweren körperlichen Symptomen reagieren. Schwedische Wissenschaftler fanden in einer aktuellen Studie heraus, dass Chemikalien-Sensitivität bei Jugendlichen mit 15,6% fast genauso häufig wie bei Erwachsenen auftritt. Die Folgen sind weitreichend, denn in Schulen und beim Start ins Berufsleben wird kaum Rücksicht auf sie genommen. Zusätzlich sind Kinder und Jugendliche durch ihre Krankheit zwangsläufig sozial ausgegrenzt (13)

Todschweigen ist folgenreich und kostet ein Vermögen

Menschen mit Chemikalien-Sensitivität zu negieren ist eine zwecklose Vogel-Strauss-Strategie, die erhebliche, nicht abschätzbare Folgen nach sich zieht, wie eine großangelegte Studie der US Wissenschaftler Stanley A. Caress und Anne C. Steinemann verdeutlicht. Deren epidemiologische Studie, die im September 2003 in der Zeitschrift Environmental Health Perspectives erschien, belegt, dass 12,6% der Gesamtbevölkerung in den USA unter Chemikalien-Sensitivität (MCS) leiden. Von dieser Bevölkerungsgruppe mit Hypersensitivität auf Chemikalien haben, laut Caress und Steinemann, 13,5% (oder 1,8% des gesamten Kollektivs) wegen der Erkrankung ihren Job verloren.

Umgerechnet auf die US Gesamtbevölkerung leiden demnach rund 36,5 Millionen Amerikaner an MCS und mehr als 5,2 Millionen, das sind etwa 1,8% der Gesamtbevölkerung, können infolgedessen ihren Arbeitsplatz aufgrund ihrer Chemikalien-Sensitivität verlieren (11).

Fazit: Chemikalien- Sensitivität ist also, wenn man die bisherigen epidemiologischen Studien genau betrachtet, keine seltene Erkrankung. Die Konsequenzen, wenn man Chemikalien-Sensitivität ignoriert, sind äußerst folgenreich und stellen, ganz abgesehen vom ethisch-moralischen Aspekt her, keine angemessene Strategie im Umgang mit dieser Bevölkerungsgruppe dar.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2008

Literatur:

  1. Wallace, Nelson, Kollander, Leaderer, Bascom, Dunteman – Indoor air quality and work environment study. Multivariate statistical analysis of health, comfort and odor perceptions as related to personal and workplace characteristics. US Environmental Protection Agency vol. 4, EPA Headquaters Buildings. Atmospheric Research and Exposure Assessment Laboratory. 1991
  2. Bell, Miller, Schwartz, Peterson, Amend – Neuropsychiatric and somatic characteristics of young adults with and without self-reported chemical odor intolerance and chemical sensitivity. Arch Envirn Health. 1996
  3. Meggs, Dunn, Bloch, Goodman, Davidoff – Prevalence and nature of allergy and chemical sensitivity in a general population. Arch Environ Health 1996
  4. Bell, Schwartz, Amend, Peterson, Stini – Sensitization to early life stress and response to chemical odors in older adults. Biol. Psychiatry. 1994
  5. Bell, Walsh, Goss, Gersmeyer, Schwartz, Kanof – Cognitive dysfunction and disability in geriatric veterans with self-reported sensitivity to environmental chemicals. J.Chronic Fatigue Syndrome. 1997
  6. Bell, Schwartz, Peterson, Amend – Self-reported illness from chemical odors in young adults without clinical syndromes or occupational exposures. Arch Environ Health. 1993
  7. Bell, Schwartz, Peterson, Amend, Stini – Possible time-dependent sensitization to xenobiotics: self – reported illness from chemical odors, foods and opiate drugs in an older adult population. Arch Environ. Health. 1993
  8. Kreutzer, Health Investigations branch, Department of Health Services, State of California. 1997
  9. Morrow, Ryan, Hodgson, Robin – Alternations in cognitive and psychological functioning after organic solvent exposure. J Occup Med. 1990
  10. Maschewsky – MCS und Porphyrinopathien. Zeitung für Umweltmedizin 1996
  11. Stanley M. Caress, Anne C. Steinemann, A Review of a Two-Phase Population Study of Multiple Chemical Sensitivities, State University of West Georgia, Carollton, Georgia, USA; Georgia Institute of Technology, Atalanta, Georgia, USA. Environmental Health Perspectives, Sept. 2003
  12. Carlsson F, Karlson B, Orbaek P, Osterberg K, Ostergren PO., Prevalence of annoyance attributed to electrical equipment and smells in a Swedish population, and relationship with subjective health and daily functioning.Public Health. 2005 Jul;119(7):568-77.
  13. Andersson L, Johansson A, Millqvist E, Nordin S, Bende M., Prevalence and risk factors for chemical sensitivity and sensory hyper reactivity in teenagers, Int J Hyg Environ Health. 2008 Apr 8
  14. Hausteiner C, Bornschein S, Hansen J, Zilker T, Forstl H.,Self-reported chemical sensitivity in Germany: a population-based survey, Int J Hyg Environ Health. 2005; 208(4):271-8.
  15. Katie Rook, 1.2 million Canadians suffer from unexplained illnesses, CanWest News Service; National Post, January 13, 2007
  16. Danish Environmental Protection Agency, Environmental Project no. 988, 2005, Multiple Chemical Sensitivity, MCS,2002

Die 10 größten Lügen über Chemikalien-Sensitivität (MCS)

  • WIDERLEGT Lüge Nummer 1: Chemikalien-Sensitivität (MCS) existiert nicht
  • WIDERLEGT Lüge Nummer 2: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist selten
  • Lüge Nummer 3: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist eine neue Krankheit
  • Lüge Nummer 4: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist nicht anerkannt
  • Lüge Nummer 5: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist nicht erforscht
  • Lüge Nummer 6: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist psychisch bedingt
  • Lüge Nummer 7: Chemikalien-Sensitivität (MCS) hat unbekannte Ursachen
  • Lüge Nummer 8: Chemikalien-Sensitivität (MCS) kommt nicht durch Chemie
  • Lüge Nummer 9: Chemikalien-Sensitivität (MCS) ist keine Behinderung
  • Lüge Nummer 10: MCS Erkrankte haben keine nachweisbaren pathologischen Befunde

Alle der „10 größten Lügen über Chemikalien-Sensitivität“ sind längst widerlegt.

Interview: MCS aus heiterem Himmel

WERNER SALLMAIER, FILMAUTOR DER ALPENKLINIK, IM GESPÄCH MIT SILVIA K. MÜLLER, CHEMICAL SENSITIVITY NETWORK.

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Am 4.April 2008 sahen die Fernsehzuschauer der beliebten ARD Serie Alpenklinik, was passiert, wenn eine Rose zur Ohnmacht führt:

„Kurz vor der Hochzeit bricht Miriam scheinbar ohne Grund ohnmächtig zusammen. Sie zeigt lebensgefährliche Vergiftungssymptome und ringt mit dem Tod. Daniel befindet sich am Rande der Verzweiflung, denn er kann ihr nicht helfen…“ Nach erneutem Zusammenbruch durch Pestizid behandelte Rosen, die ihr diesmal der Bürgermeister persönlich in die Klinik bringt, ist die Diagnose klar: Manchmal kommt eine MCS Erkrankung „Aus heiterem Himmel.“

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SILVIA K. MÜLLER: Herr Sallmaier, Chemikaliensensible in Deutschland haben sich unglaublich über Ihren Film gefreut, sie fühlten sich besser verstanden als beim Arzt. Der Film hat für viele MCS Kranke und ihre Angehörigen eine große Bedeutung, und er hat diese Menschen in ihrer Verzweifelung sehr aufgebaut, weil in der Alpenklinik so sachlich über die Krankheit und mögliche Ursache gesprochen wurde.

WERNER SALLMAIER: Das Interesse MCS- Betroffener war eine Überraschung. Das hätte ich nicht erwartet. Mich freuen die Reaktionen ganz besonders. Es kommt sehr selten vor, dass mit einem Unterhaltungsformat“ und das ist die „Alpenklinik“ ein ernstes Thema doch so nachhaltig von einem breiten Publikum erlebt wird.

Wenn gerade Betroffene so positiv reagieren, dann tut das dem Autor gut. Es zeigt ihm: Du hast deinen Job gut gemacht. Gut und sorgfältig recherchiert. Eine Umsetzung gefunden, die ein heikles Thema glaubwürdig darstellt.Ich muss dazu sagen, dass ich in keiner Weise medizinisch „vorbelastet“ bin. Ich versuche nur, meine Arbeit ernst zu nehmen. Das heißt, sich mit Figuren und den Situationen, in die man sie als Autor schickt, sehr intensiv auseinanderzusetzen.

Natürlich hat sich jeder der MCS Kranken gefragt: Wo kam bloß die Idee her. Auch in unserem Forum für Chemikaliensensible wurde gerätselt. Möchten Sie es uns verraten?

Wir wollten in dieser Folge eine dramatische, lebensbedrohliche Situation für Miriam. Es musste aber ein gutes Ende möglich sein. Ein Unfall, wo und wie auch immer, schied aus. Ebenso Krebsleiden und ähnliche Erkrankungen. Das wird ja oft genug erzählt.

Bei meinen Recherchen stieß ich durch Zufall (ja, so war’s) auf diese Chemikalien-Sensitivität. Je mehr ich darüber las, desto interessanter wurde das Thema. MCS passte perfekt zu dem dramaturgischen Bogen, den ich spannen wollte. Ein „Krankheitsbild“ wurde für Miriam geschaffen. Mögliche Diagnosen entwickelt etc.

Kennen Sie persönlich jemanden der unter MCS leidet?

MCS war mir bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt. Durch die Beschäftigung damit beginnt man aber die Welt (vor allem unsere Umwelt) mit anderen Augen zu sehen. Für chemikaliensensible Menschen kann der Alltag zum Spießrutenlauf werden. Glücklich, wer damit kein Problem hat.

Ist es Ihnen selbst schon einmal schlecht geworden von Parfüm oder sogar von einer pestizidbehandelten Rose?

Persönlich versuche ich, mit so wenig Chemie wie möglich durch mein Leben zu kommen. Das kommt aber eher aus allgemeinem Umweltbewusstsein. Lieber den Apfel mit einem Wurm teilen, als mit der chemischen Keule zuschlagen.

Die MCS Kranken waren, wie gesagt, begeistert über die Sachlichkeit bei der Diagnosestellung. Wie haben Sie diese fachlichen korrekten Details gefunden? Gab es einen Arzt, der sie beraten hat?

Neben diverser Fachliteratur konnte ich während des ganzen Arbeitsprozesses auf ärztliche Beratung zurückgreifen. Es war immer das Bestreben, diese Erkrankung so dramatisch wie nur möglich, jedoch auch in allen Bereich plausibel zu erzählen. Ein Arzt hier aus Österreich hat mich beraten über MCS.

Hat Ihnen die Redaktion völlig freie Hand gelassen bei der Ausarbeitung der MCS Szene?

Von Seiten der Redaktion (der Sender) hatte ich völlig freie Hand. Es gab da keine Vorbehalte, Einschränkungen etc. Die Geschichte musste stimmen. Hier liegt die Verantwortung beim Autor und der Produktion.

Möchten Sie uns verraten, ob Miriam weiter an MCS leiden wird in den Folgesendungen?

Ob MCS für die Figur der Miriam weiter eine Rolle spielt? Diese Erkrankung wird Teil ihrer „Biografie“. Das heißt, es kann nicht vergessen werden. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass MCS in einer weiteren Folge so dominant angesprochen wird. Aber: Nichts ist fix. Und ich bin nur einer von mehreren Autoren, die an dieses Reihe schreiben.

Ganz herzlichen Dank für das nette Interview, Herr Sallmaier. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg mit der Alpenklinik und werden sicher bei der nächsten Folge wieder dabei sein, denn für uns Chemikaliensensible wird es auf jeden Fall spannend anzuschauen, was nun weiter passiert.

Manchmal sind es eben wirklich Zufall und Glück, die beim Schreiben „Regie“ führen. Wenn es mit dieser Geschichte aus der „Alpenklinik“ gelungen ist, Betroffenen „aus der Seele“ zu sprechen, ihr Anliegen zu unterstützen, dann freut mich das ganz besonders.

Copyright: CSN-Chemical Sensitvity Network

Photos: Copyright Mona/Lisa Film

Dioxine in Lebensmitteln – alles Hysterie?

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Viele unter uns versuchen durch Sport und gesunde Ernährung ihre Gesundheit zu stärken. Allerdings ist es heutzutage nicht einfach, sich tatsächlich gesund zu ernähren, obwohl die Auswahl an Vitaminspendern wie Obst und Gemüse sowie einer breiten Palette von Bioerzeugnissen eigentlich ein Schlaraffenland für Körper und Sinne darstellen könnte.

mozzarella-ii.jpgGetrübt wird diese Schlaraffenlandatmosphäre immer wieder von schadstoffbelasteten Lebensmitteln, wie aktuell von mit Dioxin belastetem Büffelmozzarella aus Italien. Zu hoffen ist, dass die Verbraucher rechtzeitig vor belasteten Chargen geschützt wurden. Die Auswirkungen von Umweltgiften, wie z. B. Dioxin, spielen selbst bei kleinsten Mengen auf unsere Gesundheit eine nachhaltige und nicht zu unterschätzende Rolle.

Wie kommen Dioxine auf unseren Teller, und wenn, ist es tatsächlich so schlimm, mag sich mancher fragen. Hochgiftige Dioxine können beispielsweise bei Verbrennungsprozessen von ca. 300 °C und mehr in Anwesenheit mit Chlor und organischem Kohlenstoff entstehen und haben die Eigenschaft, sich in unserer Nahrungskette anzureichern. Dioxine können Krebs und Leberschäden verursachen, sowie das Nerven- und Immunsystem schädigen. Sie sind auch in der Lage, in den Hormonhaushalt einzugreifen und die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen zu schädigen, sowie Missbildungen am Embryo im Mutterleib zu bewirken. Dioxine gehören zu den schädlichsten Umweltgiften überhaupt, schon eine Dioxinaufnahme von weniger als einem Mikrogramm führt definitiv zu irreversiblen Gesundheitsschäden. Das Supergift Dioxin entsteht auch bei chemischen Produktionsprozessen, bei denen Chlor verwendet wird, und kann dabei als Verunreinigung in die Produkte gelangen. Siebziger Jahre Holzschutzmittel sind uns dafür in guter Erinnerung. Das extrem giftige PCP (Pentachlorphenol), das seit 1989  in Deutschland verboten ist, war auch deshalb ein so giftiges Holzschutzmittel, weil es zusätzlich mit Dioxin verunreinigt war, was noch wesentlich toxischer ist als das hochgiftige PCP selbst. Auch Müllverbrennungsanlagen und thermische Prozesse bei der Metallgewinnung, Kraftwerke, Hausbrandfeuerstellen, Industriefeueranlagen und der Verkehr zählen zu den möglichen Emissionsquellen von Dioxinen.

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie durch die Vielzahl der achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen die Natur und Umwelt völlig unnötigerweise mit Dioxin und anderen Giften schädigen. Durch Regen gelangen diese Giftstoffe letztendlich in unsere Flüsse, ins Grundwasser und verunreinigen unser Trinkwasser. rauchender-fisch-ii.jpg Durch Wegwerfen der Kippen durch den Toilettenabfluss ist damit der Verunreinigung ebenfalls kein Ende gesetzt. Denn in den Kläranlagen angekommen, gelangen sie mit dem Klärschlamm auf unsere Felder, da sie von den Wasserwerken nicht herausgefiltert werden können. Somit schließt sich der Kreis. Über die Nahrungskette landen Dioxine auf unseren Tellern, mit allen unerwünschten Folgen. Raucher schädigen also nicht nur die Gesundheit ihrer Mitmenschen durch den Qualm, den sie verursachen, sondern auch durch das achtlose Wegwerfen der Kippen.

Von Hysterie bei vergifteten Lebensmitteln und Umweltbelastung durch Dioxine kann also keine Rede sein. Solche manipulative Bagatellisierung ist nicht angesagt, das Problem für unsere Gesundheit besteht nämlich nicht darin, „bestimmte Substanzen als gefährlich wahrzunehmen“, sondern „bestimmte gefährliche Substanzen nicht wahrzunehmen“,

Euer Thommy

Umweltkranke: Jetzt glauben sie mir endlich!

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Es ist erschütternd wie sehr Chemikaliensensible und Umweltkranke darunter leiden müssen, wie mit ihnen umgegangen wird. Höhnische Bemerkungen, Belächeln oder direktes Anzweifeln der Existenz ihrer Krankheit, ist für viele Erkrankten der traurige Alltag. Wenn ich mit Umweltkranken am Telefon spreche, berichtet man mir von ungerechter Behandlung, Schikanen und direkter Diskriminierung.

Chemikaliensensible leiden oft sogar mehr darunter, als unter ihren zweifelsfrei vorhandenen Schmerzen und körperlichen Einschränkungen im Alltag. Muss das sein? Tritt jemand einem Gelähmten gegen den Rollstuhl? Oder nimmt jemand einem Blinden den Stock weg? Niemals, wer es wagen würde, den würde die Gesellschaft ächten.

Ich erinnere mich, als sei es gestern gewesen, an einen Abend in meinem damaligen Arbeitskreis Giftgeschädigter in Trier. Ein Ehepaar, das fast jedes Mal extra aus dem Saarland angereist kam, wollte mich beim Rausgehen sprechen. Der Mann war Schreiner gewesen und konnte kaum noch außer Haus körperlich funktionieren. Er reagierte aufgrund seiner Formaldehydsensibilität auf fast alles. „Ich muss Dir etwas sagen Silvia“, sagte er mit fester Stimme, „bei mir haben sie jetzt Krebs festgestellt.“ Ich war wie erschlagen und wusste vor Betroffenheit nicht recht was ich sagen sollte. „Das tut mir furchtbar Leid“, mehr kam nicht aus mir heraus, weil ich die beiden so sehr mochte. „Nein, Silvia, es ist in Ordnung, ich bin froh darüber, denn jetzt müssen sie mir endlich glauben.“

Diese Begebenheit habe ich einige Male an medizinischen Kongressen berichtet, um die Situation von Chemikaliensensiblen zu verdeutlichen. Die Ärzte reagierten erschüttert und brachten kein Wort hervor. Eigentlich kann man dazu kaum noch etwas sagen, so ungeheuerlich ist es, dass ein schwer kranker Mensch in unserer Gesellschaft froh ist, dass er schlussendlich zu allem noch Krebs bekommen hat – damit ihm endlich geglaubt wird.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, März 2008

Pestizide verursachen Abneigung gegen Alkohol

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Spanische Wissenschaftler der Universität Almeria haben im Tierversuch bewiesen, was Chemikaliensensible weltweit berichten: Erhöhte Empfindlichkeit und Abneigung gegenüber Alkohol. Eine einmalige Exposition gegenüber dem Organophosphatpestizid Chlorpyrifos reicht aus, dass Ratten Alkohol für lange Zeit vermeiden. Wenn sie dennoch Alkohol zu sich nehmen, führt dies zu einem verstärkten Betäubungseffekt. Eine Beobachtung, die bei chemikaliensensiblen Menschen ebenfalls zutrifft.

Schadstoffe lösen Alkoholintoleranz aus

Menschen, die unter Chemikaliensensitivität leiden, berichten immer wieder, dass sie Alkohol nicht mehr tolerieren und auch eine Abneigung dagegen haben. Zwei, drei Schlückchen Wein oder Bier reichen aus und sie fühlen sich sturzbetrunken oder bekommen schwerste Symptome. Der Ursache dafür ging ein fünfköpfiges Wissenschaftlerteam aus Spanien auf den Grund. Schadstoffe, vor allem Pestizide scheinen schuld zu sein. In der medizinischen Fachzeitschrift Toxicological Sciences berichteten sie entsprechend, dass eine wiederholte oder ständige Exposition mit einer großen Vielzahl von chemisch nicht miteinander verwandten Schadstoffen zur Entwicklung einer Multiplen Chemikalien Sensitivität (MCS) und erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Suchtmitteln führen kann. (1)

Tierversuch belegt Aussagen von Chemikaliensensiblen

Neurobiologische Interaktionen zwischen Drogen und Umweltgiften genau zu analysieren, ist ein Fachgebiet, das für Wissenschaftler weltweit von zunehmend großem Wert ist. Das Forschungsgebiet bildet eine wichtige Brücke zwischen Umweltmedizin, Toxikologie und Drogen- bzw. Arzneimittelforschung, die vielschichtige weiterführende Erkenntnisse in vielen Bereichen erbringen kann. Um die von Chemikaliensensiblen behauptete Abneigung und Intoleranz gegenüber Alkohol zu belegen, bauten die spanischen Wissenschaftler eine kontrollierte Tierversuchsstudie auf. Insbesondere die klinischen Hinweise darauf, dass beim Menschen eine Exposition gegenüber Organophosphaten mit einer erhöhten Ethanol-Empfindlichkeit und einem freiwillig verringerten Konsum von alkoholhaltigen Getränken einhergehen könnte, interessierten die Mediziner.

Chlorpyrifos, in USA verboten, in Europa erlaubt

Demgemäß untersuchte die vorliegende Studie insbesondere die neurobiologischen Reaktionen und Verhaltensweisen in Bezug auf Ethanol bei Wistar-Ratten, die zuvor dem Organophosphat-Pestizid Chlorpyrifos (CPF) ausgesetzt waren. Dieses Pestizid ist in Deutschland und den anderen europäischen Ländern noch immer in sehr vielen Schädlingsbekämpfungsmitteln für den häuslichen Gebrauch und die Landwirtschaft enthalten. Konventionelle Nahrungsmittel weisen regelmäßig Rückstände auf. In den USA ist das Pestizid wegen seiner Neurotoxizität und anderen schweren Nebenwirkungen seit vielen Jahren in nahezu allen Anwendungsbereichen verboten. Ein EPA Memorandum hatte zusätzlich bestätigt, dass Chlorpyrifos Chemikalien Sensitivität (MCS – Multiple Chemical Sensitivity) auszulösen vermag.

Einmal reicht aus

Die Tierversuche der spanischen Wissenschaftler waren erfolgreich. Sie bestätigten, was man anhand der Aussagen von Chemikaliensensiblen vermutet hatte. In Übereinstimmung mit den klinischen Daten zeigten mit einer Einmalinjektion von Chlorpyrifos vorbehandelte Tiere ein lang anhaltendes Vermeidungsverhalten gegenüber Ethanol, das weder aus einem veränderten Geschmacksempfinden noch einer Verstärkung der aversiven Charakteristika von Ethanol herrühren konnte. Darüber hinaus war zu beobachten, dass eine Vorbehandlung mit Chlorpyrifos zu einer verstärkten ethanol-induzierten Betäubung führte.

Wenn man bedenkt, dass viele unserer Nahrungsmittel Rückstände von Chlorpyrifos aufweisen, ist die Erkenntnis der Wissenschafter als sehr bedenklich einzustufen und erfordert auch in der EU ein rasches Verbot des Pestizides. Denn Unverträglichkeit gegenüber Alkohol ist bei Chemikaliensensiblen ein Faktor, der kaum Relevanz im Alltag besitzt, bei den ebenfalls von dieser Personengruppe vielfach beklagten Medikamentenunverträglichkeiten können die Auswirkungen jedoch weitaus folgenschwerer sein.

Autor: Silvia K. Müller , CSN – Chemical Sensitivity Network

Literatur: Carvajal F, Lopez-Grancha M, Navarro M, Sanchez-Amate M, Cubero I., Long-Lasting Reductions of Ethanol Drinking, Enhanced Ethanol-induced Sedation, and Decreased c-fos Expression in the Edinger-Westphal Nucleus in Wistar Rats Exposed to the Organophosphate Chlorpyrifos, Toxicol Sci. 2006 Dec 26

Begriffserklärung: Aversiv: Vermeidung, Ablehnung (Bsp.: Aversive Reize werden gemieden bzw. lösen eine Vermeidungsreaktion aus)

Spanische Wissenschaftler finden Ursachen für Chemikaliensensitivität (MCS)

Pestizide können die Gesundheit schwer schädigen und Chemical Sensitivity auslösen

Spuren von Parfüm, Reinigungsmitteln und Abgasen, der Geruch einer neuen Tageszeitung oder frischer Lackfarbe verursachen bei manchen Menschen körperliche Beschwerden, die von Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit bis zum Bewusstlosigkeit reichen können. Die als Chemikaliensensitivität (MCS) bezeichnete Symptomatik betrifft ca. 15% der Allgemeinbevölkerung. Bestimmte Berufs-gruppen haben, aufgrund der Arbeitsstoffe mit denen sie in Kontakt stehen, einen noch weitaus höheren Anteil zu verzeichnen. Bei einigen der Erkrankten sind die Auswirkungen so schwer, dass sie nur noch unter speziellen Bedingungen leben können, um beschwerdefrei zu sein. Ohne adäquate medizinische Behandlung und entsprechenden Vermeidungsstrategien weiten sich die Symptomatik und die Anzahl der Substanzen, auf die reagiert wird, immer weiter aus. Die Konsequenzen sind dementsprechend folgenreich. Manche sind außer Stande, ihren Arbeitsplatz zu behalten, andere müssen ihr Haus aufgeben oder sogar ohne Kontakt zu anderen Menschen leben. Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern forschen seit Jahren intensiv nach Ursachen und werden zwischenzeitlich immer häufiger fündig.

Konkrete Ursachenforschung im Bereich Umweltkrankheiten
In Spanien beschrieb ein Wissenschaftlerteam der Universität Barcelona Chemikaliensensitivität (MCS) in der medizinischen Fachzeitschrift Medicina Clinica treffend als Toleranzverlust gegenüber zahlreichen Umweltchemikalien. Das Team von Fernández-Solá untersucht seit Jahren Ursachen und Folgen von Umweltkrankheiten, insbesondere Chemikaliensensitivität (MCS) und Chronic Fatigue Syndrome (CFS). Das Ziel der aktuellen Verlaufsstudie bestand darin, 52 chemikaliensensible Patienten der Universitätsklinik Barcelona, Abt. Toxikologie / Chronic Fatigue, genau zu beschreiben und vor allem die Ursache ihrer Erkrankung herauszufinden. Die Wissenschaftler gaben als Ergebnis bekannt, dass MCS häufig durch Exposition gegenüber chemischen Substanzen ausgelöst wird, ganz speziell durch Pestizide. Eine Feststellung, die durch weitere internationale Studien und Mitteilungen von Ministerien der letzten Jahre bestätigt wird.

Zielgerichtete Diagnostik bringt handfeste Ergebnisse
Das Wissenschaftlerteam aus Barcelona, hatte 2005 die Studie „Chronic Fatigue Syndrome and Multiple Chemical Hypersensitivity after Insecticide Exposure“ veröffentlicht. Das Ergebnis der Studie erbrachte, dass die damaligen Studienteilnehmer durch Pestizide chemikaliensensibel geworden waren. (1)
Im Juni 2007 wurden die Ergebnisse einer Verlaufsstudie veröffentlicht, die auf diese erste Studie aufbaute. (2) Man hatte speziell solche Studienteilnehmer ausgewählt, die MCS Symptome zeigten und fortlaufend in der Klinikeinheit für Toxikologie und Chronic Fatigue (Chronische Erschöpfung) in Behandlung waren.

Die Diagnose wurde gemäß internationalem Standard ermittelt, alle Patienten erfüllten die validierten MCS Diagnosekriterien des American Consensus und vervollständigten u. a. den international von Wissenschaftlern anerkannten Quick Environmental Exposure and Sensitivity Inventory (QEESI) Fragebogen, der dazu dient, MCS- spezifische Symptome aufzudecken.

Chemikalien Krankheitsauslöser von MCS enttarnt
Insgesamt wurden 52 chemikaliensensible Patienten in die aktuelle Studie einbezogen. Das Durchschnittsalter lag bei den teilnehmenden Männern bei 47.2 Jahren und bei 46 Jahren bei den Frauen. Der Ursprung der Erkrankung stand bei 59.6% in Zusammenhang mit Exposition gegenüber zahlreichen chemischen Stoffen am Arbeitsplatz, einschließlich Arbeitsunfällen bei 14 Patienten (Verneblung von Pestiziden am Arbeitsplatz). Bei 38.5% der Studienteilnehmer konnte das Syndrom nicht mit einer toxischen Exposition in Zusammenhang gebracht werden und wurde als eine Folge der bei den Patienten vorliegenden chronischen Erschöpfung (CFS) in Betracht gezogen. Die Studienteilnehmer wurden über einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten beobachtet, um ein repräsentatives Ergebnis zu erhalten. Die Wissenschaftler merkten an, dass während dieser Zeit alle Patienten stabil blieben und niemand starb.

Wichtige Fakten zu Chemikaliensensitivität festgestellt
Das Fernández-Solá Team schloss aus seiner aktuellen Verlaufsstudie, dass MCS im Normalfall hauptsächlich Frauen mittleren Alters betrifft. Weiterhin fand man heraus, dass MCS häufig durch Exposition gegenüber chemischen Substanzen ausgelöst wird, insbesondere durch Pestizide. Zusätzlich bestätigte das Team Arbeiten anderer Wissenschaftler, die ebenfalls besagen, dass ein Zusammenhang mit dem Chronic Fatigue Syndrom bei Chemikaliensensiblen häufig ist. Die Prognose bei Chemikaliensensitivität sei, laut den Beobachtungen der Wissenschaftler aus Barcelona, zwar gut, aber die Patienten seien in ihrer Lebensqualität stark beeinträchtigt.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Januar 2008

Literatur:

  1. Fernandez-Sola J, Liuis Padierna M, Nogue Xarau S, Munne Mas P., Chronic Fatigue Syndrome and Multiple Chemical Hypersensitivity after Insecticide Exposure, Medicina Clinica, 124(12):451-3, April, 2005
  2. Nogué S, Fernández-Solá J, Rovira E, Montori E, Fernández-Huerta JM, Munné P., Multiple Chemical Sensitivity: study of 52 cases, Med Clin (Barc). 2007 Jun 16; 129(3):96-8

Mutige Ärzte fehlen unserem Land

Der nachfolgend wiedergegebene Vortrag wurde von Dr. Peter Binz, Neurologe und Umweltmediziner aus Trier, am 21.Oktober 2007 auf Einladung an der Evangelischen Akademie Iserlohn bei Schwerte gehalten. Die Tagung stand unter dem Motto „Verkaufte Gesundheit – Krankes System?“ Im Anschluss des Vortrages wurde er von einer Arztkollegin spontan für einen Zivilcouragepreis vorgeschlagen. Was sie nicht wusste, war, dass Dr. Binz für seinen Mut und seinen Widerstand gegen all jene, denen ein Menschenleben nichts wert ist, bereits für den Zivilcouragepreis der Solbach-Freise Stiftung nominiert war. Dieser Preis wurde ihm kurz darauf verliehen.

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Alternativen zu dem heutigen Gesundheitssystem aus der Sicht der Praxis und der Patienten

Tagung: Verkaufte Gesundheit – krankes System?

Evangelische Akademie Iserlohn

Schwerte, 21.10.2007, 10.45 Uhr
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Neue Wege:

Um neue Wege zu finden ist es sinnvoll, durch Beispiele aus der eigenen Praxis zu beschreiben,

  • wie Arbeitsschäden entstehen
  • wie man mit den Geschädigten umgeht
  • wie man sich verteidigen kann
  • wer einen dabei zu hindern versucht
  • wer einem hilft

Zu denen, die am meisten zu sagen haben: Die Krankenkassen

Fast alle sind in den Pflichtkrankenkassen versichert, die z. B. in ihrer Werbung versichern: „wir tun mehr“.

Es ist aber selten, dass Krankenkassen helfen bei der Aufklärung der Arbeitsschäden und der Giftschäden und bei der Durchsetzung der ohnehin geringen Ansprüche der Geschädigten, meist wird sogar versucht, die Berufsarbeitsverfahren zu blockieren, obwohl nach den gesetzlichen Regeln die Krankenkasse verpflichtet ist, bei der Aufklärung mitzuhelfen. Sie darf auch nicht aus den Beiträgen ihrer Mitglieder die Schäden bezahlen, die durch Arbeitsgifte entstanden sind. Um die Betroffenen und ihre Familien zu entmutigen und zur Aufgabe der BG-Verfahren zu bewegen, gibt es ein paar immer wiederkehrende Methoden:

– Sobald die Diagnose der toxischen Schäden in der Krankmeldung auftaucht T65.8, wird der Patient zur Krankenkasse bestellt und dort redet man ihm zu, endlich zu einem „richtigen Arzt“ zu gehen, bei mir seien doch alle vergiftet.

Es gibt dann auch Versprechungen: Meine Krankmeldungen werde man nicht anerkennen und es gebe „Schwierigkeiten“. Wenn sie sich aber von einem anderen Arzt, z. B. von einem Orthopäden krankschreiben ließen, dann könnten sie sich der Zahlungen sicher sein. Viele Patienten gehen darauf ein. Es gibt ja viele, die von Natur aus aber auch durch ihre Hirnschäden in ihrer Urteilsfähigkeit gestört sind, oder die sich durch ihre Schwäche nicht mehr verteidigen können.

Eine Reihe der Patienten werden also recht geräuschlos auf diese Weise am Berufskrankheitenverfahren vorbeigeführt und kommen „so“ in die Rente. Andere wehren sich und dann kommt die prompte Bestrafung durch die Krankenkasse: man wird zum Medizinischen Dienst bestellt. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen in Trier hat seit Jahrzehnten so gut wie nie die Diagnosen der toxischen Schäden, vor allem im Beruf, bestätigt. Er müsste dann ja auch bestätigen, dass z. B. die toxischen Belastungen der Schuhfabrik Romika seit dem Kriegsende weder chemisch noch medizinisch angemessen untersucht und beurteilt wurden, vom Sozialen ganz zu schweigen. Also steht stereotyp in den MDK-Gutachten, es gäbe „keine Anhaltspunkte für eine Vergiftung“, wobei besonders der wichtigste „Anhaltspunkt“ bei der Untersuchung weg gelassen wird, nämlich die toxische Vorgeschichte.

– Der MDK und die Kassen gehen auch nicht darauf ein, dass sie untrügliche Beweise für die Schäden haben, die ganz unabhängig sind von Arzt und Patient, nämlich die Statistik über die Krankheiten und die Lebenserwartung, etwa der Schuharbeiter, der Winzer, der Schreiner, der Schweißer etc. Bewusst werden also diese Zahlen jahrzehntelang geheim gehalten, man kann fragen, so oft man will, auch bei den BGs oder Aufsichtsbehörden. Jeder Geschädigte bleibt so ein „Einzelfall“.

– Ein weiteres Machtmittel der Krankenkassen ist die Entsendung der Patienten in die sogenannten „Heilverfahren“. Für toxische Schäden gibt es keine naturwissenschaftlich begründeten Heilverfahren außer der Expositionsvermeidung. Das war ja schon unseren Großvätern bekannt, die vernünftigerweise die Sanatorien ans Meer oder ins Hochgebirge gelegt haben, also an frische Luft aber leider schon damals mit Desinfektionsmitteln.

In den Heilverfahren wird dann versucht, den Patienten davon zu überzeugen, dass er psychosomatisch erkrankt sei oder eine Anpassungsstörung habe.

Psychosomatisch ist die Nachfolgebezeichnung für mehrere Benennungen, die inzwischen selten sind wegen ihrer offensichtlich beleidigenden Unsinnigkeit, früher nannte man diese Leute „verrückt, hysterisch“ oder „Simulanten“, besonders letztere Eigenschaft wird ja auch heute noch streng erforscht: kann der Patient dem Arzt schnell die Treppe  hinauf folgen obwohl er über Muskelschäden klagt, hat er Ölflecken an den Händen, geht er abends Bier trinken in Gesellschaft, verhält er sich in der Therapiegruppe intelligent oder dominant oder weinerlich, – dann steht jeweils der Verdacht nahe, dass er betrügt.
Gerne gesehen ist dagegen, wenn er die psychosomatischen Erklärungen für die Erkrankung annimmt, die man ihm vorsagt. Psychosomatik beruht auf der merkwürdigen Vorstellung, dass es Funktionen der Intelligenz oder Affektivität gebe, die außerhalb des Gehirns sich abspielen in der sogenannten Psyche und die dann aber auf den Körper zurückwirken. Psychosomatisch ist eine der Konstruktionen, mit der man alles und logischerweise daher gar nichts erklären kann. Aber Psychosomatisches hat der Patient wenigstens selbst zu verantworten.

Auch im Umgang mit der Chemie des Alltags sind die Kurkliniken oft recht unbedarft: Die Patienten werden z.B. zum Training in Chlorbäder geschickt, die sind nun mal lange in Gebrauch, auch wenn sie seit jeher mit dem Gift desinfiziert werden, das immer noch die meisten Schäden macht. Dazu kommen noch die Putzmittel, die Duftstoffe, der Zigarettenrauch, die staubigen Teppiche etc. Es gibt wenige lobenswerte Kliniken, in denen überempfindliche Patienten mit möglicht wenigen Auslösern und biologisch gesund leben können.

Eine wesentliche Rolle bei der „Erklärung“ der Schäden spielt auch der Alkoholkonsum der Geschädigten: Einige werden in verschiedenen Berufen Alkohol abhängig, z. B. die Schweißer, die Keramikarbeiter etc. In der Firma V&B gab es in den Hallen mit gefährlichen und Durst verursachenden Stäuben überall Bierautomaten, die später von den BG’s verboten werden, aber die Ursachen für den Bierdurst wurden nicht geändert. Unsere Vorfahren redeten von „Trinkerberufen“. Ein Gift zieht oft das andere nach sich, viele Gifte sind zumindest anfangs aktivierend und euphorisierend und können sich gegenseitig ersetzen.

Aber auch wenn ein Alkoholabusus erwiesen ist, dann darf man nicht vergessen, die Ursachen zu erwähnen, das sind häufig toxische Belastungen. Andererseits: viele Vergiftete sind überempfindlich gegen Ethanol und bei etwa sehr geringen Mengen haben sie massive Beschwerden wie etwa bei einem schweren Rausch.

Viele der toxisch geschädigten Patienten trinken daher keinen Alkohol. Sie vertragen ihn nicht weil sie überempfindlich geworden sind durch ihre toxischen Belastungen.

Anders ist es beim Nikotin. Nikotin ist ein anregendes Antidepressivum, es kann Konzentration, Stimmung und Kurzzeitgedächtnis verbessern.

Manche können Zigarettenrauch nicht ertragen und rauchen nicht. Viele berichten aber, dass sie jeweils viel mehr rauchen wenn sie in höherer toxischer Belastung arbeiten oder ihre Konzentrationsleistungen mit den Jahren nachlassen. Die Zahl der täglichen Zigaretten gibt Auskunft darüber, wann die Arbeit hoch toxisch belastet war oder besonders anstrengend war. Am meisten rauchen die Chinesen und die Bulgaren.

Nikotin und Alkohol werden als selbst zu verantwortendes Fehlverhalten eingeschätzt. „Entwöhnen“ kann man jedoch nur mit menschenverträglichen Arbeits- und Lebensumständen der Unterschicht.

In Abschlussberichten der Reha-Verfahren gibt es dann regelmäßig Diagnosen, die möglichst weit von der Immunotoxikologie entfernt sind, also die Anpassungsstörung, die chronische Depression ohne Ursache, die rheumatischen Gelenkschäden und wenn einmal der Verdacht auf Intoxikation bestätigt wird, ist das schon das Höchste. Die vollständige Aufklärung der Berufsschäden gibt es so gut wie nie.

Es gibt zwei lobenswerte Ausnahmen: die Klinik in Bredstedt und das Krankenhaus in Neukirchen bemühen sich, Schäden bei Überempfindlichkeiten durch toxische Belastungen aufzuklären und in beide Häuser schicken die Versicherungen daher nur widerstrebend.

Die „normalen“ Kurkliniken sind nun einmal von ihren Geldgebern zur Effektivität angewiesen und das heißt: arbeitsfähig oder gesund entlassen oder zumindest Selbstverschulden nachzuweisen.

Die Berufsgenossenschaften

Sie tragen einen Vertrauen erweckenden Namen, wer möchte nicht gerne „Genosse“ sein, und ihre Hauptverwaltung liegt in St. Augustin, aber da fällt einem schon das Karnevalslied ein.

Die Berufsgenossenschaften haben seit Generationen fast immer gewonnen, sie konnten etwa 95 % der Verfahren für sich entscheiden. Die meisten Ärzte, die zur Meldung der Berufskrankheiten verpflichtet sind, erstellen diese Meldungen nicht, meist aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit, aber auch aus Angst. Es ist daher klar, dass kaum einer der geschädigten Arbeiter wenigstens eine Entschädigung bekommt, die ohnehin meist sehr gering ist.

Das wichtigste Mittel für den Erfolg bei den BG’s sind ihre Gutachterschulen. Über Generationen wurden die leitenden Posten in der Arbeitsmedizin mit den Schülern der gleichen Schule besetzt. Kein Wunder, dass sie in ihren Gutachten immer zu den gleichen Schlüssen kommen, mit den stets gleichen Auslassungen zur Tatsache und Standard-Formulierungen „beweisen“, dass keine Berufskrankheiten vorliegen. Die wichtigsten Lehrstühle stehen in Erlangen, München, Bochum und Heidelberg.

Weiter zum Erfolg verhalfen die  „Lehrbücher“ wie der Valentin – Mehrtens, die ständig in den Urteilen zitiert werden, obwohl die Fachliteratur schon längst die oft makabren Behauptungen in diesem System widerlegt hat, zum Beispiel, dass Lösungsmittelschäden spätestens nach 2 Jahren ausgeheilt sein müssen, und dass sie auch erst eintreten, wenn man mindestens 10 Jahre hohen Konzentrationen ausgesetzt war, die die gesetzlich sicheren Grenzwerte überschritten haben.

In Wirklichkeit stehen die Lösungsmittel schon seit jeher auf der IDLH-Liste (Immediately Dangerous to Life and Health), d. h. in kürzester Zeit, (30 Minuten) können sie zu schweren bleibenden Schäden oder zum Tod führen. Darüber hinaus ist ein großer Teil der immunotoxischen Schadensabläufe Dosis- unabhängig, d. h., wenn eine Überempfindlichkeit eingetreten ist, dann kann ein einziges Molekül die Immunkaskade auslösen, die immer zu Kollateralschäden führt.

Trotz dieser fundamentalen gefährlichen Fehler werden in den Gerichtsurteilen die Gutachten aus dieser Schule als wissenschaftlich verlässlich und „verbindlich“ erklärt.

Darüber hinaus gibt es noch ein paar Praxen niedergelassener Ärzte, die von den BG’s aber auch von einigen Gerichten herangezogen werden – wenn alles für das Recht der geschädigten Arbeiter spricht und eindeutige Beweise vorliegen: auch diese werden dann noch versenkt mit oft ungeheuerlichen Behauptungen dieser Gutachter, die wissen, dass ihnen nichts passieren kann, wenn sie alle medizinischen und rechtlichen Regeln übertreten.

Viele Patienten, Rechtsanwälte und Ärzte haben natürlich versucht, sich gegen diese Falschgutachter zu wehren, selten mit Erfolg. Die Gutachterliste der BGs ist immer noch die gleiche wie vor 25 Jahren.

Eine wirksame behördliche oder juristische Aufsicht, die das Gröbste bei Berufsgenossenschaften und ihre Gutachtern verhindert gibt es bisher nicht. Es besteht ein festes Netzwerk zwischen Krankenkassen und Berufsgenossenschaften und Gutachtern, und vielen Gerichten, das nicht zu erschüttern ist und offensichtlich starke politische und finanzielle Unterstützung hat.

Die Strafjustiz

Bei den meisten toxischen Schäden im Beruf, liegt zumindest grobe Fahrlässigkeit vor, mit Körperverletzung oder Tötung, dann sind auch alle Beteiligten zur Meldung an die Staatsanwaltschaft verpflichtet.

Am Anfang der Aufklärung der sehr vielen Geschädigten z. B. bei der Schuhfabrik Romika wurde zwar zunächst ein Zivilverfahren gegen mich eröffnet, wegen „Verunglimpfung“ dieser eingebürgerten Schuhfabrik mit 2500 Arbeitsplätzen, aber dann wurde doch ein Strafverfahren eingeleitet gegen einige Funktionäre aus den unteren Rängen, sie mussten ein Busgeld von wenigen tausend DM bezahlen und danach wurde in wenigen Tagen das Verfahren eingestellt.

In den folgenden Jahrzehnten habe ich, wie es nun einmal vorgeschrieben ist, noch viele Meldungen auch an die Staatsanwaltschaft weitergegeben, etwa die Todesfälle aus der Romika, die Toten aus der Fabrik für Plastikbehälter in der Eifel, die Totenlisten aus den längst aufgelösten Auer-Werken, die hier in Trier Gasmasken etc. herstellten und auch viele einzelne Schäden und Todesfälle aus kleineren Firmen. Seit etwa 15 Jahren gab es nicht einmal eine Eingangsbestätigung, nur von der Staatsanwaltschaft in Saarbrücken kam einmal oder zweimal eine kurze Mitteilung, dass die Meldung eingegangen sei, das Ermittlungsverfahren aber gleich wieder eingestellt werde, wenn ich keine „weiteren Beweise“ vorlegen könne. Die Staatsanwaltschaft hat also selbst nie weiter nachgeforscht.

Die Kassenärztliche Vereinigung

Die KV ist gesetzlich verpflichtet zur Sicherstellung einer angemessenen medizinischen Betreuung. Die KV in Trier hat in den letzten 15 Jahren unter ihren Leitern Sauermann und Müller sich darum bemüht, zur Vermeidung weiterer Arbeitsschäden meine Praxis zu schließen. Einzelheiten zu den wenig erfreulichen und sehr teueren Verfahren will ich hier nicht ausbreiten. Es ist möglich, dass man jetzt bei der KV in Koblenz und in Mainz nüchterner und sachkundiger urteilt, wir wollen es hoffen.

Auch die Aktionen meist der KV, ab und zu auch des früheren Kammer-Präsidenten Prof. Krönig, mit den offensichtlichen Verbindungen zu den Berufsgenossenschaften, Krankenhaus, Kassen und Arbeitgebern haben dazu beigetragen, dass kaum noch ein Arzt Arbeitsschäden meldet obwohl bei näherem Hinsehen dieses Übersehen der Arbeitsschäden nur zu weiteren Schäden und zu endlosen Spätschäden führen wird, nicht zuletzt deswegen, weil auch das genetische Material der Familie geschädigt wird, d. h. ein Teil der Schäden wird weiter vererbt und Genschäden sind nicht reparabel, sie hören also erst auf, wenn es keine Nachkommen mehr gibt.

Die Kollegen unter den Ärzten

Es gibt durchaus Mediziner, die auf der Seite der geschädigten Arbeiter und ihrer Ärzte stehen, aber es sind nicht sehr viele. Sie sind meist Mitglieder von IGUMED, DGUHT, ÖÄB. Man kennt sich von den Tagungen. Wenn kleine Gruppen von Ärzten zusammenarbeiten, etwa der Neurologe, der HNO-, der Augenarzt und der Röntgenarzt bei der Dokumentation von Hirnleistungen, dann ist mindestens unter vorgehaltener Hand die Bezeichnung „Mafia“ fällig.

Außer dem Verantwortungsgefühl gibt es wenig, was einen „anziehen“ könnte bei der Aufklärung von Arbeits- oder Unfallschäden. Die Gebührenordnung ist z. B. so eingerichtet, dass man garantiert nicht zuviel verdient mit der nicht versicherungshörigen Arbeitsmedizin: Das ist nicht weiter schlimm, aber die persönlichen Herabsetzungen bis zur Kriminalisierung treffen einen schon.

Zu den Leuten und Gruppen, die helfen: Die Familie

Wenn ein Maler sein Verfahren gegen die BG gewinn, so steckt dahinter meist eine resolute Ehefrau die sich nicht von der Autorität der Funktionäre oder den akademischen und juristischen Titeln verblüffen lässt. (Ich denke übrigens, ich habe so eine Frau).

Oft sind die Patienten aber auch alleine, entweder weil sie schon geschädigt waren in der Zeit in der man sonst eine Partnerschaft sucht, viele bleiben Junggesellen. Viele sind geschieden, weil durch die ständigen Belastungen für die Familie und ihre schlechten Zukunftsaussichten, aber auch durch ihre zunehmende Aggressivität oder Passivität die Ehen zerstört werden. Der Leistungsabfall und die charakterlichen und affektiven Veränderungen sind eine häufige Ursache für Einzelgängertum und Scheidungen.

Viele verzichten auf Kinder, weil sie ihren Kindern das Leben, das sie erdulden mussten, nicht wünschen. Häufig gibt es keine Kinder weil in Giftberufen die Frauen nicht schwanger werden oder Aborte haben oder behinderte Kinder zur Welt bringen, das alles um so häufiger, je länger sie im Gift gearbeitet haben, z.B. Krankenschwestern, Schuharbeiterinnen, aber auch Lehrerinnen in belasteten Schulen.

Wichtig sind natürlich die Kinder, wenn es welche gibt, um die Verfahren durchzuhalten mit der Gemütsstärkung der durch die Kleinen und den Computer- Justiz- und Chemiekenntnissen der Großen.

Ich freue mich also, wenn mehrere Mitglieder der Familie und auch Freunde mit zur Untersuchung kommen, während die Gutachter der Versicherungen es regelmäßig versuchen, solche „unbeteiligten Angehörige“ oder Freunde bei der Untersuchung herauszuhalten, man will keine Zeugen.

Außer der Familie gibt es natürlich noch die Kameradschaften und die Genossenschaften im wahren Sinn des Wortes vor allem als Selbsthilfegruppen, sie tauschen ja ihre Kenntnisse über die Arbeitsstoffe, die Rechtsanwälte, die Gutachter und die Spätfolgen aus.

(Vor einigen Tagen hat Herr P. berichtet: seine Schwägerin, die früher 10 Jahre bei der Romika gearbeitet hatte, habe er nach Jahren endlich überreden können, zu mir zur Untersuchung zu kommen: Er habe ja 1981 in seinen 20er Jahren mit 45 anderen im gleichen Alter zusammen bei der PVC-Fabrik Pegulan in Konz zu arbeiten begonnen, von denen lebten jetzt noch 3.)

Die Psychologen

Schon immer hat ein Psychologe in der Praxis mitgearbeitet, seit 15 Jahren ist es Herr Klein. Die psychologische Leistungsuntersuchung ist die wichtigste objektivierbare und reproduzierbare Untersuchung um Veränderungen der Hirnleistung festzustellen, sie wird weltweit mit den gleichen Tests durchgeführt.

Die beliebten Behauptungen, der Patient simuliere oder es sei alles nicht so schlimm, können mit der Psychometrie widerlegt werden. Am frühesten betroffen bei Hirnschäden sind meist Konzentration und Geschwindigkeit sowie Kurzzeitgedächtnis und der Nachzeichnung von geometrischen Formen.

Eine Reihe von Patienten brauchen auch psychologische Unterstützung in ihrer Niedergeschlagenheit und Unsicherheit. Zu länger dauernden Psychotherapien überweisen wir an niedergelassene Psychologen, bei denen ändert sich auch das Krankheitsverständnis: Wenn sie früher in ihrer Ausbildung die Schäden und Veränderungen mehr auf psychische und soziale Mechanismen zurückführten, erkennen sie immer mehr als Ursache die organischen Hirnschäden. Es ist oft für alle Beteiligten belastend, vor allem wenn man bei jüngeren Menschen schwere Hirnschäden feststellt und den unaufhaltbaren weiteren Abfall über die Jaher, aber gerade diese Menschen brauchen am meisten Unterstützung.

Die Rechtsanwälte

Die meisten sind korrekt, hilfsbereit und hören auch zu, was man so als Arzt vorbringt, (von Richtern kann man das nicht so oft behaupten, die haben alte Zöpfe in den Verfahren oft noch nicht abgeschnitten). Viele Rechtsanwälte geben sich sehr viel Mühe bei relativ geringem Verdienst in den Sozialgerichtsverfahren. Alle wissen, wie gering die Chancen sind und wie erdrückend oft die Belastungen für die Patienten, ihre Familien und nebenbei für ihre Ärzte.

Viele Berufskrankheitenverfahren gehen über Jahre und Jahrzehnte, die Romika-Verfahren sind bis heute z. T. noch nicht abgeschlossen. Ab und zu gewinnt einer seine 20 % MdE-Rente, mehr ist nicht drin. Ein anderer mit den gleichen Schäden von der gleichen Arbeitsstelle, der sich aber aufmüpfiger im Verfahren gewehrt hat, kann noch Jahre warten.

Die Gewinnrate der BG’s von ca. 95 % ist schon erwähnt. Die Wahrscheinlichkeit zu „gewinnen“ wechselt auch mit der Zeit und der Politik: In den 90er Jahren waren Berufsgenossenschaften und Sozialgerichte von den Beweisen für die bisher „unbekannten“ Schäden so verblüfft, dass z.B. alle von den etwa 20 Geschädigten aus der Tierkörper¬beseitigungsanstalt Rivenich anerkannt und entschädigt wurden, dort hatte man unter seltsamen physikalischen, chemischen und neurologischen Vorstellungen geglaubt, man könne gefahrlos das Fett aus dem erhitzten und gemahlenen Fleisch der Tierkadaver mit dem Lösungsmittel Perchlorethylen herauslösen und nachher wieder das PER zurückgewinnen.

Aber alle Dichtungen und Kugellager der Anlage wurden regelmäßig von PER aufgelöst. Die Arbeiter stiegen bei der Reparatur unbesorgt in die großen Behälter. Einer stand aber draußen und wenn der drinnen anfing zu singen oder Sternchen zu sehen, wurde er herausgeholt und der nächste ging hinein. Man hielt das für einen ungefährlichen kleinen Rausch.

Zu mir in die Praxis kamen die Beschäftigten auf dringenden Rat der Tierärztin, die für die Tierkörperbeseitigungsanstalt zuständig war, die hatte sich kundig gemacht im Gegensatz zu der Schulmedizin und den „Kassen“.

Es war also die alte Geschichte, zunächst ungenügende Information, Euphorisierung und Aktivierung durch die Lösungsmittel, später zunehmende vielfältige Schäden, zunächst der Gehirnleistung, dann des Verhaltens, zum Schluss meist Demenz und Krebs, fast alle sind inzwischen tot.

Nachdem man aber nach den „Ereignissen“ in Rivenich ausrechnen konnte, was in der gesamten rückständigen Lösungsmittelindustrie z. B. in Reinigungen angerichtet hatte wurden die oben genannten Gutachter- und Verfahrensmechanismen entwickelt. Es wurden nur noch sehr wenige Lösungsmittelgeschädigte entschädigt.

Dabei spielt es inzwischen keine Rolle mehr, ob jemand für Laien erkennbar sehr schwer körperlich und geistig geschädigt ist: 23 Jahre hat Herr M. als Maler gearbeitet hat. Viele einzelne Bericht und sogar ein eindeutiges Gutachten für ihn bei Frau Prof. Elsner und dem Psychologen Dr. Ruß in Frankfurt wurde von der BG „abgelehnt“ und sie schickt die altbekannte Gutachterliste mit ihren Spitzen-Leuten: Prof. Triebig, Prof. Norpoth und Prof. Bolt.

Es gibt aber auch Hoffnungen: Herr Sch. kam erstmals 1984 hierher, er beschrieb seine Karriere als Maler seit der Jugend: er hatte eine arme allein erziehende Mutter, daher trotz guter Leistungen Malerlehre, das Geld fehlte für Weiterbildung.

Mit 16 J. Anstrich von Sprossenfenstern in einem restaurierten Schloss mit dem kräftigsten Weiß, der Name Bleiweiß sagte ihm zunächst nichts.

Tage später die mit Sicherheit zu erwartenden Symptome: Bleikoliken, aber Diagnose im Krankenhaus: „geplatzter Blinddarm“ und Eröffnung der Bauchhöhle, worauf er beinahe gestorben wäre. Er hat sich erholt, mit viel Arbeit Karriere gemacht, er hat eine Firma mit mehreren Angestellten und konnte sich ein paar Mehrfamilienhäuser bauen.

Dann kam langsam die Zeit, in der er „alles vergessen hat“, wenn er z. B. eine Besorgung von Arbeitsmaterialien von Limburg nach Frankfurt fahren wollte, hatte er auf halber Strecke vergessen, was er eigentlich in Frankfurt wollte. Der Niedergang der Firma und der Verlust seines gesamten Vermögens waren die Folge.

Er hat aber immer noch andere in ähnlichen Situationen unterstützt und zu mir „geschleppt“, z. B. einen ähnlich erkrankten Türken, der die Trümmerfelder der früheren Hoechst abgeräumt hatte.

Die Meldung einer Berufskrankheit des Herrn Sch. habe ich 1994 erstellt, die Verfahren in allen Instanzen hat Herr Sch.  verloren, obwohl oder gerade weil ich ihn ständig unterstützt habe.

Aber 2006 kam die Entscheidung des Bundessozialgerichtes: das Verfahren sei wieder aufzunehmen. Sogar mein Name in dem Urteil wird einmal kurz erwähnt. Herr Sch., bei dem inzwischen die sehr starke Hirnleistungsstörung mit PET und Kernspintomogramm nachgewiesen ist, wurde schließlich unter der Diagnose „Alzheimer“ eingeordnet. Mit „Alzheimer“ werden ja gerne Arbeitsschäden verschleiert.

Herr Sch. hat sich auf meinen Rat hin dann bemüht, das aufzuklären, was Prof. Alzheimer übersehen hatte: Er hat die mit 56 Jahren gestorbene Frau Deter zu Lebzeiten nicht gefragt oder hat zumindest nicht dokumentiert, wo sie gelebt hat und wo sie und ihr Mann gearbeitet haben.

Herr Sch. hat inzwischen dank seiner für kurze Zeit noch funktionierenden Leutseligkeit und Aktivität Stadtpläne und Adressen der Firmen und Familien in der Umgebung der Wohnung der Frau Deter beschafft, sie hat in der Nähe einer Firma zur Asbest- und Teerverarbeitung gewohnt und vielleicht auch dort gearbeitet. Auch die erste Erdölindustrie in Frankfurt produzierte in der Nähe. Der große Schornstein steht noch als Kulturdenkmal.

Ende

Spanische Universität stellt in zwei Studien fest: Insektizide verursachen Multiple Chemical Sensitivity (MCS)

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Während in Deutschland immer wieder bewusst Artikel veröffentlicht werden, in denen behauptet wird, man wüsste nicht, ob Chemikaliensensitivität (MCS- Multiple Chemical Sensitivity) überhaupt existiert und durch was diese gesteigerte Sensibilität gegenüber Chemikalien im Niedrigdosisbereich ausgelöst wird, häufen sich wissenschaftliche Studien aus vielen anderen Ländern, die Existenz und Ursachen dieser Erkrankung darlegen. Von der Universität Barcelona wurden zwei Studien veröffentlicht, die über Patienten referieren, die als Folge einer Insektizidexposition eine Hypersensibilität gegenüber Chemikalien, sowie MCS – Multiple Chemical Sensitivity und CFS – Chronic Fatigue Syndrome entwickelten. (1,2)

Stand der Wissenschaft zu MCS in Spanien

Laut einem Team spanischer Wissenschaftler der multidisziplinären Klinik für Toxikologie und Chronische Erschöpfung, sind CFS – Chronic Fatigue Syndrome – und MCS – Multiple Chemical Sensitivity – gut definierte Erkrankungen, die nach Exposition von Insektiziden eintreten können. Diese Erkenntnis hatte man durch ein Kollektiv von 26 Patienten gewonnen, welches CFS nach Insektizidexposition entwickelt hatten. Ein Drittel der Fälle entwickelte gleichzeitig auch eine Hypersensibilität auf Chemikalien (MCS). 

Ursache & Wirkung

Die Patienten, über die die Wissenschaftlergruppe berichtete, hatten als Ursache ihrer Erkrankung eine toxische Exposition erlitten, nachdem sie ihren normalen Arbeitsplatz nach einer Insektizidvernebelungsaktion betreten hatten. Bei 42% der Patienten waren die Sicherheitsmaßnahmen bei der Vernebelungsaktion nicht eingehalten worden. Die Mehrzahl der Patienten, Frauen im mittleren Alter, hatten eine akute Entzündung der oberen Atemwege, ohne muscarinartige oder nikotinartige Manifestation, gefolgt von einem Darmsyndrom und neurokognitiven, wie auch fibromyalgischen Manifestationen, sowie chronische Erschöpfung, entwickelt.

Folgen von Insektizidintoxikation

Die Dauer der Erkrankung der spanischen Patienten war unterschiedlich. Bei 19% betrug die Dauer weniger als ein Jahr. 58% der Insektizidexponierten waren länger als ein Jahr krank. 23 % der Patienten hatten so schwere gesundheitliche Probleme erlitten, dass sie dadurch arbeitsunfähig geworden waren.

Dringende Präventionsempfehlung

Da die gesundheitlichen Folgen der Insektizidexposition sehr schwerwiegend und für die Betroffenen durchweg überaus folgenreich waren, empfahlen die Wissenschaftler der Universität Barcelona in der medizinischen Fachzeitschrift Medicina Clinica: Um solche toxischen Expositionen zu vermeiden, ist es sehr wichtig, Sicherheitsmaßstäbe wie Abriegelung und Ventilation der Umgebung nach Insektizideinsätzen sehr sorgsam zu befolgen. Dadurch kann das Entstehen solcher Erkrankungen verhindert werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Dezember 2007

Literatur:

  1. Fernandez-Sola J, Liuis Padierna M, Nogue Xarau S, Munne Mas P., Chronic Fatigue Syndrome and Multiple Chemical Hypersensitivity after Insecticide Exposure, Medicina Clinica, 124(12):451-3, April, 2005
  2. Nogué S, Fernández-Solá J, Rovira E, Montori E, Fernández-Huerta JM, Munné P., Multiple Chemical Sensitivity: study of 52 cases, Med Clin (Barc). 2007 Jun 16; 129(3):96-8