Monatsarchiv für Februar 2009

Umweltmedizin in Deutschland Teil 5: Situation Umwelterkrankter aus der Sicht eines Umweltmediziners

Die Resonanz der Krankenkassen, der Kassenärztlichen Vereinigung und des Ministeriums für Gesundheit auf die Nachfrage der Gründe für die Beendigung der Umweltmedizin-Vereinbarung war für Patienten wie auch Umweltärzte wenig befriedigend. Auf die Antwort der Barmer Hauptverwaltung in Nordrhein schrieb Dr. Peter Ohnsorge, Präsident der Europaem – Europäische Akademie für Umweltmedizin e.V. und Vorstandsmitglied des dbu – Deutschen Berufsverbandes der Umweltmediziner e.V., nachfolgende Stellungnahme, in der die tatsächliche Situation der Umweltkranken in Deutschland sehr deutlich zum Ausdruck kommt.

Am 24.01.09 schrieb Dr. Peter Ohnsorge / Europaem

Sehr geehrte Frau Müller,

das ist mal wieder eine der Computersätze strotzenden Antworten der gesetzlichen Krankenkassen!

In Wirklichkeit ziehen sich alle Krankenkassen weiterhin auf eine Basisversicherung zurück und lassen Sie als Umwelt geschädigten Patienten im eiskalten Regen stehen. Die unter Absatz 2 blumig ausgeführten Irreleitungen der Krankenkasse ist ein Hohn! De facto ist eine umweltmedizinische Diagnostik und Therapie nicht Bestandteil des Leistungskataloges der gesetzlichen Krankenkassen! Man hat das geschickt gelöst, indem man Umwelt verursachte Erkrankte bewusst in den diffusen Bereich der Psychosomatik oder gar sogar der Psychiatrie abschiebt. Das wohlwissend, dass es keinen wissenschaftlich haltbaren Beweis einer psychosomatischen oder psychiatrischen Ursache dieser Krankheitsbilder gibt. Bisher sind unseres Wissens nach lediglich beschreibende Diagnosen und Verlaufsbeobachtungen von psychosomatischen Therapien veröffentlicht worden.

Zwei Aspekte sind dabei dramatisch:

  • Zum Einen wird vermeintlich eine nicht ausreichende und uneffektive Therapie angeboten oder auch sogar teilweise erzwungen. Eine psychosomatische Therapie kann durchaus eine momentane symptomatische Hilfestellung darstellen, wenn es sich um Verhaltenstherapie handelt. Eine ursächliche Behandlung wird damit aber nicht durchgeführt! Der Krankheitsprozess wird nicht gestoppt oder zur Gesundung geführt. Das Leiden geht weiter!
  • Zum Anderen wird wertvolle Zeit verstreichen, bis die ursächliche Kontaktunterbrechung zu den Krankheitsverursachern veranlasst wird. Die ursächliche Kontaktunterbrechung ist zwingend notwendig, um den ersten und wichtigsten Schritt der Therapie einer solchen Erkrankung einzuleiten. Eine psychiatrische Therapie hat zudem das Potential, die Erkrankung sogar noch zu verschlimmern. Psychopharmaka konkurrieren meist in den Stoffwechselwegen mit der Entgiftung von Schadstoffen oder blockieren diese Stoffwechselwege manchmal sogar. Damit wird möglicherweise eine Gesundung erheblich abgebremst.

Die klinisch praktizierende Umweltmedizin hat, entgegen der plakativ immer wieder aufgeführten Fehlinformation von Seiten des sogenannten „wissenschaftlichen Mainstreams“, inzwischen ausreichend wissenschaftlich basierte Erkenntnisse und die darauf aufbauende jahrelange klinisch praktizierte Erfahrung, diese Umwelt induzierten Erkrankungen zu diagnostizieren und zu therapieren! Alle Sozialversicherungsträger sollten sich endlich der Erkenntnis öffnen, dass es allemal effektiver, caritativer und vor allem langfristig versicherungs- sowie volkswirtschaftlich sinnvoller ist, erkannte Erkrankungsursachen anzugehen und rechtzeitig auf der Basis diagnostisch abgesicherten Erkenntnisse zu therapieren.

In Anbetracht der demoskopischen Entwicklung in unserer Bevölkerung mit der ausufernden Alterungspyramide mit synchronem Anwachsen chronischer Erkrankungen und auch zunehmender Umwelt verursachter Erkrankungen können nur die Gesundheitssysteme weiter existieren, die rechtzeitig primäre Präventionsmaßnahmen starten und dauerhaft umsetzen. Dazu sind die langjährigen Erfahrungen und Erkenntnisse der klinisch praktizierenden Umweltmedizin hilfreich.

Zur Bewältigung von chronischen Multisystem Erkrankungen, zu denen auch die Umwelterkrankungen gehören, müssen wir in unserem ärztlichen Handeln weniger den linear kausalen Weg der allein an Hochschulen orientierten Medizin verfolgen. Auch können nicht mehr die gängige Richt- und Grenzwertorientierung der Toxikologie und Arbeitsmedizin als einzige Grundlage umweltmedizinischer Entscheidungen akzeptiert werden. In der gängigen Abschätzung von Umwelt verursachten Erkrankungen fehlen die Beachtung u. a. immunologischer und teilweise auch endokriner Aspekte. Wir stehen komplexen Erkrankungen gegenüber, die wir in komplexer Diagnostik und Therapie bearbeiten müssen. In der Umweltmedizin beachten wir dabei besonders

  • die multifaktorielle Belastung,
  • die Langzeitbelastung im Niedrigdosisbereich, die zu erheblichen Kumulationseffekten  führen kann,
  • sowie die individuelle Suszeptibilität, in die Vorerkrankungen, Multimorbidität, der Genderaspekt und die individuelle Vulnerabilität genauso hineingeht, wie genetische Polymorphismen.

Das alles, einschließlich der Notwendigkeit primär präventive Strategien zu entwickeln, haben wir in den letzten Jahren bereits mehrfach mit nationalen und europäischen Politikern diskutiert und zunehmend Gehör gefunden, zuletzt auf Einladung des European Council im Europaparlament in der „Conference on Environment and Health, Indoor Pollution and Multi System Illnesses“, November 2008.

Zum Schluss noch die schmerzliche Wahrheit des Krankenkassenwesen 2009!

In Bayern bekomme ich von der gesetzlichen Krankenkasse als niedergelassener HNO-Arzt (Zusatzbezeichnung bedeuten keine Modulation der Gebühren) beim ersten Patientenkontakt 12,40 €, was in der zugedachten Zeiteinheit von 8 Minuten noch nicht einmal meine Praxiskosten deckt. Beim Zweitkontakt ist für die Dauer eines Quartals keine weitere Vergütung vorgesehen, es sei denn ich setze Diagnostik an. Ein Allergietest oder eine übliche Hörtestung überschreitet aber dann schon die definierte Quartalsgesamtvergütung von 33,60 € Wie glauben Sie, kann ich unabhängig von den laufenden Praxiskosten in der zeitlichen Vorgabe von 8 Minuten Patientenkontakt für 12€ an Umweltanamnese geschweige denn an differentialdiagnostischen Erwägungen und therapeutischen Aufklärungsgesprächen durchführen, sodass mir für meine Arbeit zumindest noch ein minimaler Erlös bleibt?

Die Honorarvergütung war schon jahrelang in der Kassenpraxis nicht kostendeckend und musste Praxis intern ständig aus den Liquidationen von Privatpatienten subventioniert werden. Mit der neuen Gebührenordnung sind jedoch in diesem Jahr zusätzliche erhebliche Honorareinbußen verordnet worden. Sie werden es sicher in der Presse verfolgt haben. Das trifft natürlich besonders die letzten Kassenarztpraxen, die bisher zumindest was möglich war noch kassentechnisch abgewickelt haben. Die politisch plakativ gern immer wieder geforderte „sprechende Medizin“ ist in Wirklichkeit nicht gewollt. Aber ohne umfangreiche Anamnese ist jede fundierte Umweltmedizin uneffektiv. Die Folge wird sein, dass nicht nur, wie bisher teilweise, sondern zukünftig die gesamte Umweltmedizin in den Bereich der sogenannten „Individuellen Gesundheitsleistung (IGeL)“ verschoben wird. IGeL bedeutet, dass Leistungen nach der  privatärztlichen Gebührenordnung abgerechnet werden. Wir Umweltmediziner können aber nach dem erheblichen Einbruch der allgemeinen ärztlichen Vergütung jetzt keine Leistungen mehr umsonst anbieten.

Hier muss mit den gesetzlichen Krankenkassen endlich ein gangbarer Weg gefunden werden. Es ist denkbar und zu hoffen, dass die explodierende Veränderung im Gesundheitswesen dafür in Zukunft wieder gangbare Wege finden wird. Wir als national und in Europa tätigen umweltmedizinischen Fachverbände, Deutscher Berufsverband der Umweltmediziner und European Academy for Environmental Medicine, werden uns dafür einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Peter Ohnsorge

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 27.02.2009

Fortsetzungsserie: Umweltmedizin in Deutschland

Umweltmedizin in Deutschland Teil 4: Resonanz des Ministeriums

Alleingelassen

Als die Umweltmedizin-Vereinbarung in Nordrhein zum Jahreswechsel ohne großes Aufsehen beendet wurde, war eine der wenigen wirklich positiven Maßnahmen in Deutschland zur Prävention und Verhindern einer Chronifizierung von Umweltkrankheiten ad acta gelegt worden. Obwohl der Erfolg der Umweltmedizin-Vereinbarung als erwiesen gilt, weinte ihr von offizieller Seite niemand nach. Keiner intervenierte, stattdessen kamen auf Anfrage von CSN nur unbefriedigende Antworten, die im Artikel „Kündigung der Umweltmedizin-Vereinbarung – Erklärungen der Krankenkassen und KV“ nachzulesen sind. Auch das Ministerium für Gesundheit sieht keinen Handlungsbedarf, die entstandene Lücke zu schließen oder einen neuen gangbaren Weg mit den Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung zu finden.

Antwort
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen

Sondervertrag „Umweltmedizin“

Ihre E-Mail von 02.01.2009

19.02.2009

Sehr geehrte Frau Müller,

für Ihre E-Mail vom 02.01.2009, mit dem Sie sich zur Kündigung des Sondervertrages „Umweltmedizin“ in Nordrhein an mich gewand haben, danke ich Ihnen.

Die Krankenkassen im Bereich Nordrhein haben die Sonderverträge „Umweltmedizin“ gekündigt. Bei den Sonderverträgen „Umweltmedizin“ handelte es sich jedoch um freiwillige Vereinbarungen, für die es keine zwingende Rechtsgrundlage gibt. Insofern liegt kein Rechtsverstoß vor und das Ministerium hat keinerlei rechtliche Einflussmöglichkeiten.

Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich die Ihrerseits gestellten Fragen nicht beantworten kann und bitte Sie, sich diesbezüglich an die Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein zu wenden, die der richtige Ansprechpartner sind.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag
Kerstin Angenendt

Was bleibt für Umweltkranke?
Die Lage, in die Umweltkranke in Deutschland gedrängt werden, ist alles andere als positiv. Von den Krankenkassen werden diagnostische und therapeutische Maßnahmen, die im Falle des Vorliegens einer Umweltkrankheit dienlich sein könnten, in der Regel nicht bezahlt. Näheres über diese derzeitige Situation wird in den nachfolgenden Artikeln der Fortsetzungsserie „Umweltmedizin in Deutschland deutlich werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 27.02.2009

Fortsetzungsserie: Umweltmedizin in Deutschland

Umweltmedizin in Deutschland Teil 3: Kündigung Umweltmedizinische Vereinbarung – Erklärungen der Krankenkassen und KV

Umweltmedizin unerreichbar

Erkrankungen, die auf umweltbedingte Ursachen zurückzuführen sind, haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Häufig sind die Auslöser von Umweltkrankheiten im häuslichen Bereich zu finden. Schimmelpilze, Pestizide und Lösungsmittel gehören zu den Hauptfaktoren die Umweltärzte in Betracht ziehen, wenn ein Patient chronisch krank ist und keine Besserung eintreten will.

In Nordhein-Westfalen wurden von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein gemeinsam mit Krankenkassen eigens Umweltmedizin-Projekte lanciert, die in eine Umweltmedizin-Vereinbarung mündeten. Mittels dieser Maßnahmen waren in die Vereinbarung integrierte Ärzte in der Lage, bei Verdacht Hausbegehungen und Analysen bei einem Umweltlabor anzuberaumen. Anschließend erfolgte anhand der Messergebnisse eine umweltmedizinische Beratung, die oft zu Sanierung des schadstoff- oder schimmelpilzbelasteten Wohnraums führte. Ein Vierteljahr später beurteilte der behandelnde Arzt den Gesundheitszustand seines Patienten.

Die Umwelt-Medizinvereinbarung in Nordrhein war, wie im Artikel „Krankenkassen und KV schaffen Basis für Hilfe bei Umweltkrankheiten“ ausführlich dargelegt, rundum ein Erfolg. Schon die im Vorfeld durchgeführten Pilotprojekte hatten keinen Zweifel daran gelassen, dass eine umweltmedizinische Herangehensweise bei vielen Patienten ein langes Leiden und eine kostenintensive Odyssee von Arzt zu Arzt beenden konnte.  Krankenkassen, die KV und die Ärztekammer waren gleichermaßen vom Nutzen der ergänzenden umweltmedizinischen Leistungen überzeugt. Aus deren Berichterstattung war zu vernehmen, dass bei 63 Prozent der Patienten mit Verdacht auf eine Umwelterkrankung sich die Diagnose bestätigt habe. Nach Sanierung, Umbau oder Entfernen schadstoffbelasteter Einrichtung seinen bei fast 70 Prozent der Patienten die Beschwerden verschwunden.

Die plötzliche Beendigung der Umweltmedizin-Vereinbarung in Nordrhein zum Jahreswechsel 2009 warf daher einige Fragen auf. CSN schrieb die Kassenärztliche Vereinigung, die Krankenkassen und das Ministerium für Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen an. Nachfolgend die Antworten der KV Nordrhein und verschiedener Krankenkassen.

Anschreiben CSN

Sehr geehrter Herr Prof.Dr. Klusen,

wie wir erfahren haben, wurde die Umweltmedizin-Vereinbarung in Nordrhein von allen teilnehmenden Kassen gekündigt. (Mitteilung Renate Fischer KV Nordrhein)

Als Organisation für Umweltkranke und insbesondere für chemikaliensensible Menschen möchten wir Sie um möglichst zeitnahe Beantwortung der nachfolgenden Fragen bitten, da unsere Mitglieder in höchster Sorge sind.

Welche Möglichkeiten der Diagnostik und Behandlung im Rahmen der Kassenleistungen stehen für Mitglieder der TK die unter Umweltkrankheiten und/oder MCS (ICD-10 T78.4) leiden, ab diesem Jahr noch offen?

Welche Möglichkeiten haben niedergelassene Kassenärzte, um dieser Patientengruppe mit besonderen Bedürfnissen, gerecht zu werden?

Welche Gründe von Seiten der TK Nordrhein führten zur Kündigung der Umweltmedizin-Vereinbarung?

Für die Beantwortung dieser für uns dringlichen Fragen danken wir Ihnen im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen,

Silvia K. Müller
Präsidentin CSN – Chemical Sensitivity Network

Antwortschreiben der Techniker Krankenkasse

Sehr geehrte Frau Müller,

ich komme heute auf Ihre an Herrn Prof. Dr. Klusen gerichtete E-Mail vom 2.1.2009 zurück.

Die Umweltmedizin-Vereinbarung sollte die Möglichkeiten verbessern, Gesundheitsstörungen und Erkrankungen durch Umwelteinflüsse im privaten Wohnbereich zu erkennen, zu diagnostizieren und zu behandeln. Sie stellte ein zusätzliches Angebot zur ärztlichen Regelversorgung dar. Die grundsätzlich ausreichende Versorgung aller Krankheitsbilder, somit auch der Umweltkrankheiten, wird daher nicht tangiert. Die Behandlung dieser Krankheitsbilder ist daher nach wie vor bei niedergelassenen Ärzten möglich.

Die Vereinbarung wurde zuletzt bundesweit einzigartig nur in Nordrhein-Westfalen angeboten. Die finanziellen Spielräume der Krankenkassen aufgrund der Einführung des Gesundheitsfonds haben eine Revision der bisherigen Sonder-/Förderverträge notwendig gemacht. Leider mussten wir uns, wie alle anderen Krankenkassen, entschließen, die besondere Versorgung der Umweltmedizin-Vereinbarung zu beenden.

Wir hoffen auf Ihr Verständnis und verbleiben

mit freundlichen Grüßen

Volker Habighorst
Referent Vertragswesen

Techniker Krankenkasse, Landesvertretung NRW
Antwortschreiben der KV Nordrhein

Sehr geehrte Frau Müller,

Sie hatten sich mit E-Mail vom 02.01.2009 in obiger Angelegenheit an Herrn Dr. Hansen gewandt.

Wie Sie bereits in Ihrer E-Mail selbst schreiben, wurde die Umweltmedizinvereinbarung in Nordrhein von allen teilnehmenden Krankenkassen gekündigt.

Wir möchten Sie daher bitten, sich wegen näherer Einzelheiten unmittelbar an die nordrheinischen Krankenkassen zu wenden.

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Bohnekamp
Hauptstelle, stellv. Hauptgeschäftsführer KVNordrhein

Antwortschreiben der Barmer

Sehr geehrte Frau Mueller,

mit E-Mail vom 02.01.09 stellen Sie Fragen, die im Zusammenhang mit der durch die Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen gekündigte Umweltmedizin-Vereinbarung stehen.

Zu den einzelnen Fragen nehmen wir wie folgt Stellung:

zu 1) Welche Möglichkeiten der Diagnostik und Behandlung im Rahmen der Kassenleistungen stehen für die Mitglieder der Barmer in NRW, die unter Umweltkrankheiten und/oder MCS (ICD-10 T78.4) leiden, ab diesem Jahr noch offen?

Alle in der gesetzlichen Krankenversicherung vom gemeinsamen Bundesausschuss vorgesehenen diagnostischen Maßnahmen für den Patienten können natürlich weiter erbracht werden. Die Umweltmedizinvereinbarung in der bisherigen Form richtete sich in erster Linie an eine ggf. notwendige Untersuchung des häuslichen Umfelds und in Einzelfällen der Untersuchung von verdächtigen Materialien in einem Labor. Diese Kosten für Untersuchungen von z.B. Teppichproben, Farbanalysen etc. muss der Versicherte nun, wie in anderen Bundesländern auch, privat bezahlen.

zu 2) Welche Möglichkeiten haben niedergelassene Kassenärzte, um dieser Patientengruppe mit besonderen Bedürfnissen gerecht zu werden?

Die Behandlung des Patienten war nie Bestandteil der Umweltmedizinvereinbarung. Die Behandlung von Patienten mit Umweltkrankheiten kann somit auch zukünftig in der gewohnten Qualität weitergeführt werden.

zu 3) Welche Gründe von Seiten der Barmer führten zur Kündigung der Umweltmedizin-Vereinbarung?

Ab diesem Jahr gibt es einen einheitlichen Beitragssatz für alle gesetzlich krankenversicherten Personen. Gleichzeitig müssen die durch gesetzliche Vorgaben stark steigenden Ausgaben im vertragsärztlichen und stationären Bereich über diesen Beitragssatz finanziert werden. In dieser Situation haben die Krankenkassen einige Vereinbarungen gekündigt, um keinen Zusatzbeitrag zur Deckung aller Ausgaben erheben zu müssen. Hierzu gehörte auch die Umweltmedizin-Vereinbarung in Nordrhein und Westfalen-Lippe.

Mit freundlichen Grüßen

Frank Szczepanski

BARMER Hauptverwaltung Wuppertal
Abteilung Ärzte, Zahnärzte, Arznei- und Heilmittel
SG I Ambulante Ärztliche Behandlung

Antworten für Umweltkranke und Umweltärzte nicht zufriedenstellend
Diese Antworten der Krankenkassen und KVNo bewogen den Präsidenten einer Standesgesellschaft für Umweltmedizin zu einer Stellungnahme, über die wir in einem der nächsten Artikel der CSN Fortsetzungsserie „Umweltmedizin in Deutschland“ berichten werden.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. 02.2008

Umweltmedizin in Deutschland Teil 1 & 2: Krankenkassen und KV schaffen Basis für Hilfe bei Umweltkrankheiten

Umweltmedizin öffnet neue Türen

Als sich die Umweltmedizin in Deutschland in den 80-iger Jahren langsam zu etablieren begann, waren es vorerst einzelne enthusiastische Ärzte, die sich zeitintensiv auf eigene Kosten Wissen aneigneten. Manche von ihnen flogen in die USA, assistierten in Umweltkliniken und sammelten auf Fachkongressen Wissen. Sie begannen, neue Wege in der Diagnostik und Therapie zu beschreiten und stellten rasch fest, dass die Krankheitsgenese vieler Patienten in ihren Facharztpraxen schadstoffbedingt war. Sie bemerkten, diesen Patienten konnte durch zielgerichtete umweltmedizinische Herangehensweise geholfen werden.

Bald erkannten Krankenkassen, Ärztekammern und Kassenärztliche Vereinigungen in der Umweltmedizin eine Chance und führten Pilotprojekte durch. Schnell realisierten Kassenärztliche Vereinigungen und Krankenkassen, dass es zweckdienlich ist, Umwelterkrankten rasch helfen. In einer Vereinbarung über umweltmedizinische Behandlung zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) und dem BKK Landesverband NORD, die vom 26. Februar 1996 bis zum Jahr 2000 galt, wird dies verdeutlicht:

„Ziel der Vereinbarung ist es, Umweltgefährdungen als Krankheitsursachen unter Einbeziehung des häuslichen Umfeldes frühzeitig zu erkennen, die Erkrankten effektiv und kostengünstig zu behandeln und eine langfristige Rehabilitation sicherzustellen.“ (1)

In Nordrhein schlossen die KV und die Krankenkassen nach erfolgreichen Modellprojekten eine Umweltmedizinische Vereinbarung ab. Das Konzept ging voll auf, der Erfolg war enorm. (2) Trotz des Erfolges wurde die Umweltmedizin-Vereinbarung zum Jahreswechsel 2009 beendet. (3)

Fakten und Hintergründe zum Thema Umweltmedizin-Vereinbarung Nordrhein werden durch die mit dem nachfolgenden Artikel beginnende Fortsetzungsserie im CSN Blog, „Umweltmedizin in Deutschland“, zu erfahren sein.

Umweltmedizinisches Modellprojekt erfolgreich
Über das von der KV Nordrhein initiierte umweltmedizinische Modellprojekt berichtete Dr. Sabine Glöser im November 1998 im Deutschen Ärzteblatt. (4)

Das Modellprojekt Umweltmedizin hatte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) zusammen mit den nordrheinischen Ersatzkassen, der AOK Rheinland, dem BKK Landesverband Nordrhein-Westfalen und der Bundesknappschaft im Juni 1996 begonnen. Die Medizinerin erläuterte, dass am Modellversuch der KV Nordrhein insgesamt 122 Ärzte mit umweltmedizinischer Qualifikation teilgenommen hätten.

Das Konzept habe so ausgesehen, dass, wenn bei einem Patienten der Verdacht auf eine Umwelterkrankung vorlag, der Arzt ein Umweltlabor beauftragte, um Innenraumschadstoffe in der Wohnung des Patienten zu messen. Ein Umweltlabor habe in der Phase des Modellversuches Schadstoffe in 512 Wohnungen analysiert.

Das Ergebnis könne sich sehen lassen: Nachgewiesen hätte man vor allem Schimmelpilze (68 Prozent), Aldehyde (43 Prozent), leichtflüchtige organische Komponenten (34 Prozent) und Holzschutzmittel (24 Prozent). In zwei von drei Wohnungen, in denen Schimmelpilze nachgewiesen wurden, hätte die Belastung sogar über dem Grenzwert gelegen. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) habe das Projekt über zwei Jahre wissenschaftlich begleitet und die Daten der ersten 1400 Fälle ausgewertet.

Dr. Sabine Glöser führte weiter aus, dass sich bei 63 Prozent der Patienten mit Verdacht auf eine Umwelterkrankung die Diagnose bestätigt hätte.

Umweltpatienten keine Hypochonder
Auch ein Resümee des Vorsitzenden der KV Nordrhein, Dr. Winfried Schorre, stand im Artikel im Ärzteblatt vom November 1998 zu lesen. Entgegen den Ergebnissen früherer Studien seien die Patienten psychisch unauffällig gewesen und die Analysen belegten, dass Umweltpatienten in der Regel keine Hypochonder seien.

Der Vorsitzende der KV Nordrhein gab sich im Ärzteblattartikel abschließend zufrieden, und teilte mit, dass man mit dem Modellprojekt eine Lücke in der umweltmedizinischen Versorgung geschlossen habe, da in das Projekt auch Kinder und nichterwerbstätige Frauen einbezogen wurden und man sich bisher auf Belastungen am Arbeitsplatz konzentriert habe. (4)

Ein von Erfolg gekröntes Konzept
Aus dem Modelprojekt Umweltmedizin entwickelte sich eine neue, kooperative Vorgehensweise. In einer gemeinsamen Pressemitteilung verschiedener Krankenkassen und der KV verkündete man die Umweltmedizin-Vereinbarung (2) und berichtete über den Erfolg des 1996 begonnenen Umweltmedizin-Projektes in Nordrhein:

„Bei fast 70 Prozent der Patienten nahmen daraufhin die Beschwerden ab.“

Den ganzen Beitrag lesen…

Freie Therapiewahl für MCS Kranke

Hoffnung auf Therapie

Patienten die unter MCS – Multiple Chemical Sensitivity (ICD-10 / T 78.4), Chemikaliensensitivität, leiden, bekommen neben Hinweisen auf Vermeidungsstrategien relativ wenig an Therapien und Behandlungen angeboten.

Viele der Erkrankten können herkömmliche Medikamente nicht einnehmen, weil sie unter schweren Medikamentenunverträglichkeiten und -intoleranzen leiden, bzw. sie genetisch bedingt viele Medikamente überhaupt nicht verstoffwechseln können. Es gäbe Alternativen, aber diese werden von den Krankenkassen in der Regel nicht übernommen. 

MCS- Blogfrage der Woche:

  • Wenn Ihr freie Therapiewahl von Eurer Krankenkasse offeriert bekämt, welche Therapie, Behandlung oder Alternativmedizin würdet Ihr wählen?
  • Welche Therapien, Behandlungen, Alternativen sollten Krankenkassen in ihr Leistungsprogramm für chemikaliensensible Patienten aufnehmen?
  • Was wünscht Ihr Euch?

Umweltmedizin wird in Deutschland systematisch auf das Abstellgleis geschoben

Bye, Bye Umweltmedizin

Als in den Achtziger und Neuziger Jahren publik wurde, dass immer mehr Menschen unter Umweltkrankheiten und MCS – Multiple Chemical Sensitivity leiden, waren viele Mediziner, Politiker und teilweise auch Behörden hoch motiviert, den Erkrankten zu helfen. Es gab erste Pilotprojekte, später kamen Umweltambulanzen, Ausbildung zum Umweltmediziner und umweltmedizinische Verein-barungen der Krankenkassen hinzu.

Die Zahl der Erkrankten hat seit den Achtziger Jahren drastisch zugenommen, doch statt die umweltmedizinische Versorgung weiter auszubauen, internationales Wissen zu integrieren und zielgerichtete Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, ist in den letzten Jahren ein eher gegensätzlicher Trend zu beobachten. Interessen-vertreter betreiben zielgerichtete Lobbyarbeit, um Umweltkrankheiten eine psychische, psychiatrische Genese anzudichten und damit den Erkrankten adäquate Hilfe zu verbauen.

Kranke werden alleine gelassen
Patienten und niedergelassene Umweltmediziner zeigen sich von der gegenwärtigen Situation gleichermaßen besorgt und fordern funktionierende medizinische Versorgungsprogramme für Umwelt-kranke. Rein ökonomisch würden angemessene Maßnahmen sogar erheblich dazu beitragen, Gelder zu sparen, wie sowohl wissenschaftliche Studien als auch wirtschaftliche Erhebungen und Einschätzungen deutscher Krankenkassen bereits ermittelten.

Wider alle Vernunft wurde aktuell zum Jahresanfang 2009 die Umweltmedizinische Vereinbarung von den Krankenkassen in Nordrhein – Westfalen gekündigt. (1) Damit ist eine Versorgungs-lücke entstanden, die nicht zu schließen ist. Umweltambulanzen, die an Universitäten angeschlossen sind, werden die entstandene Lücke jedenfalls nicht schließen können, wie aus den über Jahre getätigten Äußerungen von Leitern solcher Umweltambulanzen in der Öffentlichkeit zweifelfrei erkennbar war.

Umweltambulanzen für Psychiatrisierung bekannt
Die Vorsitzenden der KV Nordrhein und der Ärztekammer Nordrhein hatten sich über diese Tatsache und den Nutzen der niederge-lassenen Umweltmedizin bereits im Dezember 2000 im Rheinischen Ärzteblatt geäußert:

„In der praktischen, klinischen Umweltmedizin kann auf den immer wieder geforderten interdisziplinären Ansatz verzichtet werden, da das etablierte System von Überweisung und Konsil eine differenzialdiagnostische Abgrenzung zu anderen Fachgebieten sichert. Dies vermeidet eine unzulässige Psychiatrisierung der Patienten, wie sie in „Umweltambulanzen“ mit einer obligaten psychiatrischen Testung durch das System impliziert wird.“ (2)

In der Fortsetzungsserie – Umweltmedizin in Deutschland – wird die Situation von verschiedenen Seiten beleuchtet werden.

  1. Teil – Krankenkassen schafften Basis für Hilfe bei Umweltkrankheiten
  2. Teil – Umweltmedizinische Vereinbarung ein erfolgreiches Konzept
  3. Teil – Kündigung Umweltmedizinische Vereinbarung, Resonanz der Krankenkassen
  4. Teil – Resonanz des Ministeriums in NRW
  5. Teil – Situation Umwelterkrankter aus der Sicht des Präsidenten einer Standesgesellschaft für Umweltmedizin

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 23. 02.2009

Literatur:
1. KV Nordrhein, Umweltmedizin-Vereinbarung zum 31. Dezember 2008 beendet
2. Dr. Leonhard Hansen – Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. Dietrich Rohde – Mitglied des Vorstandes und Vorsitzender des Ausschusses „Umweltmedizin“ der Ärztekammer Nordrhein,  Honorierung qualitätsgesicherter umweltmedizinischer Leistungen, Rheinisches Ärzteblatt 12/2000

Frei nach Ernst Neger: Heile, heile…

Helauuuu

Liebe Närrinnen und Narralesen,

meine lieben Damen und Herren im Parkett und auf den Rängen,
Ihr erinnert euch sicher an den singenden Dachdecker, Ernst Neger , der mit seinem Lied „Heile, heile Gänsje“ die Herzen der Meenzer erobert hat.

Immer wenn Ernst Neger „Heile, heile Gänsje“ sang, brachen im Saal alle Dämme und viele Mainzer hatten Tränen in den Augen.
Er durfte nie die Bühne verlassen ohne das Lied anzustimmen.

Und so mancher von Euch hat das Lied von der Mutti als Kind gehört.
Mir als echtem Meenzer Mädche geht der Ohrwurm auch vierzig Jahre nach der Premiere net aus dem Kopp. Und deshalb stimm ich mit Euch heut gemeinsam noch einmal frei dem unserem lieben Ernst Neger an.

Es grüßt Euch euer Meenzer Mädche mit einem dreifachen

Hellau! Hellau! Hellau!

Frei nach Ernst Neger:

Heile, heile……

Die Arbeit ist kein Tanzlokal,
Die Arbeit ist sehr ernst,
Sie bringt so manche Körperqual,
Wenn du sie kennen lernst,
Doch brich nicht unter ihrer Last,
Sonst wärest du ein Tor,
Und trag was du zu tragen hast,
Geduldich mit Humor,
Und denk dein ganzes Leben lang,
Ans Lied das dir die Mutter sang:

***
Heile, heile Gänsje
Es is bald wieder gut,
Es Kätzje hat a Schwänzje
Es is bald wieder gut,
Heile heile Mausespeck
In hunnert Jahr is alles weg
***

Doch manchmal hilft auch nicht Humor
wenn es dir ganz schlecht geht,
weil im Büro gleich neben Dir
so ein Kopierer steht.
Du merkst nicht gleich, was Dir geschieht,
dir ist nur elend schlecht,
sogar die hübsch Kollegin Schmiedt,
die ist dir nicht mehr recht.
Sie duftet stark, das stört dich sehr
du merkst gar nicht warum
jetzt hilft dir auch des Lied nicht mehr,
obwohl du ’s singts wie dumm:
***
Heile, heile Gänsje
Es is bald wieder gut,
Es Kätzje hat a Schwänzje
Es is bald wieder gut,
Heile heile Mausespeck
In hunnert Jahr is alles weg
***

Du gehts zum Arzt, du klagst dein Leid,
und der, erzählt dir glatt,
dass dein Weh-weh, jetzt hier schon bald
ein jeder Kunde hat.
Der gute Mann verschreibt Dir gleich
Tabletten für die Nacht.
Du wärst nervös, zu unruhig halt,
das Problem wär hausgemacht.
So gut versorgt, legst du dich hin
und summts das alte Lied
***
Heile, heile Gänsje
Es is bald wieder gut,
Es Kätzje hat a Schwänzje
Es is bald wieder gut,
Heile heile Mausespeck
In hunnert Jahr is alles weg
***

Die Arbeit ist kein Tanzlokal,
Das Arbeit ist sehr ernst,
Sie bringt so manche Körperqual,
Wenn du sie kennen lernst,
Doch brich nicht unter ihrer Last,
Sonst wärest du ein Tor,
Und trag was du zu tragen hast,
Geduldich mit Humor,
Und denk dein ganzes Leben lang,
Ans Lied das dir die Mutter sang:
***

Heile, heile Gänsje
Es is bald wieder gut,
Es Kätzje hat a Schwänzje
Es is bald wieder gut,
Heile heile Mausespeck
In hunnert Jahr is alles weg
***

Die schleppst Dich hin
noch jeden Tag, weil arbeiten du must.
Doch geht es täglich schlechter Dir,
das Auge tränt und weh tut auch die Brust.
Dein Doktor kein Verständnis hat,
er meint du simulierst.
Der denkt, du willst nur Geld vom Staat
und du merkst, du krepierst.
Dein Leben ist mit Sorgen voll.
Du summst das Lied das helfen soll:
***

Heile, heile Gänsje
Es is bald wieder gut,
Es Kätzje hat a Schwänzje
Es is bald wieder gut,
Heile heile Mausespeck
In hunnert Jahr is alles weg
***

Dem Doktor wird es bald zu bunt,
der weiss sich keinen Rat.
Er schickt Dich zum Professor hin
der von allem Ahnung hat.
Und dieser Mann versteht Dich gut
meint Du brauchst dich nicht genieren
er werde dich zur Heilung psychotherapieren.
Ja, ja spricht dieser kluge Mann
und stimmt dein altes Lied noch an:
***

Heile, heile Gänsje
Es is bald wieder gut,
Es Kätzje hat a Schwänzje
Es is bald wieder gut,
Heile heile Mausespeck
In hunnert Jahr is alles weg
***

Man hat dich dann gleich psychotherapiert
und weil das überhaupt nicht half
auch psychiatrisiert
Du armer Tropf, jetzt stehts du da
hast deinen Job verloren
und hast zu deinen Schmerzen noch
Geldsorgen um die Ohren.
Erinnerst dich jetzt angst und bang
ans Lied das deine Mutter sang:
***
Heile, heile Gänsje
Es is bald wieder gut,
Es Kätzje hat a Schwänzje
Es is bald wieder gut,
Heile heile Mausespeck
In hunnert Jahr is alles weg
***

Das Leben ist kein Tanzlokal
das Leben ist sehr ernst
das merkst du erst,
wenn du es kennen lernst
Für dieses Land , bist du nur was,
wenn du auch funktionierst
und helfen will dir keiner hier,
brauchst lang, bist du das kapierst
***

Heile, heile Gänsje
Es wird nicht wieder gut,
Es Kätzje hat a Schwänzje
Du brauchst jetzt sehr viel Mut
Heile heile Mausespeck
Augen auf, sonst wirst du noch ganz jeck.

Autor: Meenzer Mädche

Die ersten Frühlingsboten sind schon da!

Stroch

Am Mittwoch unternahm ich einen ausgiebigen Spaziergang, obwohl es mir gesundheitlich eigentlich gar nicht da nach war, aber andererseits vielleicht auch genau deshalb. Ich habe mich förmlich aufgerappelt, wie immer eigentlich. Vom Hause herumsitzen, davon wird es bestimmt auch nicht besser, so meine Gedanken. Und ich sollte Recht behalten, denn ich wurde durch so manche Naturschönheit von meinen starken Kopfschmerzen und anderen Beschwerden ein wenig abgelenkt. Nur leider war ich wie so oft ohne Photoapparat unterwegs, aber dafür mit Fernglas. Am Flussufer konnte ich dem lauten Geschnatter einiger Entenpärchen beiwohnen, die schon Frühlingsgefühle zu haben schienen. Auch beobachtete ich eine Menge Graugänse in geselliger Runde auf dem Wasser, deren orangefarbenen Schnäbel in der Sonne leuchteten. Nach und nach kamen scharenweise weitere Graugänse hinzu. Weiter weg entdeckte ich Kormorane und Enten- und Gänsearten, die ich nicht kenne.

Dann landete plötzlich ein Buntspecht recht nah über meinem Kopf in einem Baum und hämmerte am Stamm. Ich konnte ich ganz genau erkennen und ihm zusehen, so nah war er über mir und ich freute mich riesig darüber. Nun flog er vor mir her und probierte noch einige weitere Baumstämme aus. Dann verabschiedete er sich mit typischem Spechtgesang und flog davon, aber ich konnte sein Hämmern noch recht lange hören.

StrochenpaarAber das Tollste an diesem Spaziergang möchte ich Euch selbstverständlich nicht vorenthalten, Ihr werdet es kaum glauben, aber die Störche sind aus ihren Winterquartieren zurück. Mitten im Februar, das ist, soweit ich weiß, ziemlich früh! Oben auf dem eigens vom NABU errichteten Platz für die hübschen Störche, entdeckte ich zwei wunderschöne Prachtexemplare, wie sie nebeneinander saßen, so als seien sie gerade erst angekommen und würden sich nun von der langen Reise erholen. Vielleicht verheißen diese frühen Rückkehrer ja ein baldiges warmes Frühjahr. Das wäre jedenfalls nicht schlecht, nach diesem langen kalten Wintertagen.

Meine Beschwerden sind am Mittwoch leider nicht durch den Aufenthalt an der frischen Luft verschwunden, aber ich hatte trotz allem ein wunderbares Erlebnis und habe wieder so viele schöne Tiere angetroffen, die mir große Freude bereitet haben. Also vielleicht probiert Ihr es selbst mal aus, denn man kann, obwohl man einen äußerst schlechten Tag erwischt hat, Wunderbares erleben.

Autor: Maria, CSN – Chemical Sensitivity Network, 22. Feb. 2009

Servicewüste Deutschland und Europa

Servicewüste Deutschlans

Kundenservice mag zwar Geld kosten, aber eine Firma, die ihren Kunden keinen Service oder schlechten Service bietet, muss sich nicht wundern, wenn ihr die Kunden davonlaufen. Schlechter Service kostet den Kunden Zeit, Geld, Energie und Nerven. Außerdem kann es Ressourcen verschlingen, denn wie Ihr gleich aus meinem Tagebuch über den Versuch, ein Paket ins Ausland zu verschicken, erfahren werdet. Es kommt vor, dass ein Paket enorme Strecken hin und her transportiert wird, ohne je beim gewünschten Empfänger anzukommen. Und dann die ganzen unnötigen Telefonate, die ins Nichts gehen…

Hotlines, anonyme Callcenter & Co
Die Hotline der Telekom hat mir kürzlich fast den Verstand geraubt. Erst beim dritten Versuch bin ich zu einem Servicetechniker durchgedrungen. Mein Internet funktionierte nicht. Zweimal lief die Prozedur durch ohne Erfolg. Es kam dann immer bitte haben Sie etwas Geduld, Sie werden durchgestellt (sinngemäß zitiert die Sprüche). Nach einer viertel Stunde kam dann die Nachricht: alle Serviceplätze sind besetzt, bitte versuchen Sie es noch mal. Erst der dritte Anruf war erfolgreich, nach ca. 8 Min. hatte ich dann einen Ansprechpartner und nach einem Reset lief die Kiste wieder. Es sind noch hohe Bitfehler auf der Leitung, aber ich kann zumindest wieder das Internet benutzen.

Mein Tipp fürs Konzern Image:
Schafft endlich wieder mehr ansprechbares Personal an und Rufnummern, die man direkt anrufen kann und es kommt eine menschliche Stimme. Diese Hotlines nerven.

Einen „Fortschritt“ habe ich entdeckt, beim zweiten und dritten Versuch sagte die Computerstimme, es handele sich um das selbe Problem und man brauche nicht wieder etliche Tasten zu drücken um kompetente Ansprechpartner zu bekommen.

Versuch ein Paket zu verschicken
Wo wir jetzt schon mal dabei sind, ich habe noch einen Serviceknackpunkt. Der mich seit geraumer Zeit auf Trapp hält und zwar mit der DHL. Ich wollte Mitte Dezember als Weihnachtsüberraschung ein Paket ins nahe europäische Ausland zu einer kranken Frau verschicken. Das Paket war 13,81 kg schwer und 32 Euro teuer der Versand.

Das Makabere an dieser Geschichte ist, das Paket ist überhaupt nicht ausgeliefert worden. Ich hatte nach der Postleitzahl ein HR vergessen. Wie ich jetzt weiß, ist diese Info in dem Land wichtig. Recht schnell habe ich einen Nachforschungsauftrag gestellt und die fehlende Information geliefert, auch mehrfach angerufen. Der Empfänger hat auch mehrfach versucht Einfluss per Telefon zu nehmen – ohne Erfolg. Der Empfänger sagte mir, in seinem Land hätte die Zustellfirma einen ganz schlechten Ruf. Nun soll das Paket zurück geschickt werden, angeblich stimmt die Hausnummer nicht. Ich habe aber auf dem Einlieferungsschein die richtige Hausnummer stehen. Sogar DHL hat mir schriftlich bestätigt das Paket sei mit der richtigen Anschrift angekommen. Auch die Geschichte über die zahlreichen erfolglosen Zustellungen stimmt nicht, das Paket ist nie erfolglos zugestellt worden. Der Empfänger hätte sonst ein Schreiben im Briefkasten haben müssen. Einen Einschreibebrief mit Rückschein habe ich vorgestern losgeschickt. Es ist zum Verzweifeln, auch in diesem Fall es läuft alles über Computer, man bekommt telefonisch kein Paketzentrum zu fassen. Auch innerhalb der DHL zum Ausland läuft es über Computer oder besser gesagt, es läuft nicht.

Ich habe dann angerufen bei der Adresse in Hamburg, an die ich das Einschreiben mit Rückschein geschickt habe, denn es sind gibt keine direkte Telefonnummer nach Hamburg zu dieser Stelle. Auf den Briefköpfen dieser Firmen sind Telefonnummern verbannt. Somit ist es nicht möglich diese Firmen direkt telefonisch zu erreichen. Man verärgerte die Kunden lieber mit nervigen Hotline-Nr., auch hier wieder so eine unsägliche Hotline Nr.

Der erste Anruf endete im Nirvana, dann war auf einmal war das Gespräch weg. Dann… ein Brief sei zu mir unterwegs und das Paket würde ausgeliefert. Ich bin ja gespannt. Trotzdem möchte ich raten: Nur bitte schafft wieder Telefonnummern an, es ist doch zum Verzweifeln, der Kunde hat sich doch schon gefälligst selbst über den Verbleib des Paketes zu informieren. Warum keine schnelle Antwort ???? Auch eine Info in der Sendungsverfolgung im Internet wäre doch möglich. Habe gerade noch mal nachgeschaut, es steht immer noch der letzte Satz in der Sendungsverfolgung: 30.01.09 11:50 Sendung wurde erfolgreich zugestellt.

Eine Sechs für den Service!
Jetzt, endlich habe schriftlich die Nachricht bekommen, sinngemäß: Man bitte um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten. Der Vorgang sei gespeichert unter Zeichen…….

Nach den Bestimmungen des Weltpostvertrages hätten ausländische Postverwaltungen 8 Wochen Zeit, die Nachforschung abschließend zu beantworten. Die Einflussnahme der DHL ende mit der Übergabe an die fremde Postverwaltung. Wenn der Vorgang sich erledigt habe, bitte man um eine kurze Nachricht.

Das Paket ist in ein europäisches Nachbarland geschickt, man fasst es nicht. Ich habe absolut keine neuen Informationen bekommen. Die Geschichte mit den 8 Wochen sagte mir schon die Nachforschungsstelle. Also, von einem Europa mit gut funktionierendem Postwesen keine Spur.

27.01.2009  Das Paket kam zu mir zurück. Der Empfänger in Holland hatte tatsächlich die Auslieferstelle telefonisch erreicht und gebeten das Paket doch zu zustellen. Dort behauptete man auf einmal die Hausnummer wäre falsch. Bei mir auf dem Einlieferungsschein steht die richtige Hausnummer. Mit falscher Hausnummer. dürfte man das Paket nicht zustellen.

Da hilft dann kein Bitten und Betteln, oder der Hinweis die Nr. stimmt, nein, so ein Paket wird einfach zurückgeschickt und niemand, nicht mal die DHL kann oder will das stoppen.

Das Paket ist jetzt wieder auf die Reise nach Holland und die DHL muss blechen, so nehme ich es jedenfalls an. Ich denke, da kommt dann die nächste Überraschung, sie hatten mir ja schon schriftlich bestätigt das Paket sei bereits an der wirklich richtigen Adresse abgeliefert. Die haben angeblich richtig abgeliefert und ich bin denen ausgeliefert. Man kann mir wirklich glauben, ich trauere den guten Zeiten nach, wo man solche Angelegenheiten noch telefonisch klären konnte.

Oh, das Päckchen meldet sich wieder
30.01.2009 – Zum Paket nach Holland kam jetzt wieder die Info: erfolgloser Zustellversuch.

Der Empfänger war aber informiert, dass das Paket kommt. Er sagte mir auch, die schreiben hier so etwas einfach drauf, obwohl das Paket nicht abgeliefert wird. Ich habe Angst das gleiche Spielchen beginnt von vorne und ich habe dann wieder den Rückversand über 42 Euro für nichts zu blechen. Habe schon wieder soooooooooooo einen Hals.

Neuer Versuch…Anruf bei DHL…neues Glück?
Erfolgloser Zustellversuch (Empfänger wurde nicht angetroffen), das sei nur eine interne Redensart und das Paket würde vermutlich heute zugestellt. Es würde jedoch nicht heißen, dass wirklich ein erfolgloser Zustellversuch zum Kunden schon geleistet wurde. Bitte? Gibt es keine Sprache, die der Kunde ebenfalls versteht? Ich fass es nicht, wie ungeschickt man Kunden unnötig in Rage treiben kann. Ich bin ja gespannt ob da Paket nun wirklich seinen Weg zum Empfänger findet.

Anhand der Nr. des Paketes, bietet das Internet in der Beziehung ja die Möglichkeit, das Paket fast live zu verfolgen, man braucht nur bei DHL unter „Sendungsverfolgung“ diese Nummer einzugeben. Ich hatte beim ersten Versuch (dasselbe Paket), gesagt, das da stand: „Paket erfolgreich zugestellt“, was gar nicht stimmte, denn das Paket kam zurück. Also merke, auf diese Aussagen ist nur begrenzt oder kein Verlass.

31.01.2009 – Das Paket ist angeblich beim Empfänger eingetroffen. Ich bin noch skeptisch, ich hatte ja schon mal sogar die schriftliche Bestätigung von DHL, dass das Paket beim Empfänger wäre und dann kam es zurück. Ich hoffe das Beste und dass sie mir den Schaden bzw. die Unkosten vom ersten erfolglosen Versuch erstatten. Die Antwortkarte vom Einschreibebrief mit Rückschein von der DHL habe ich, aber noch keine Antwort ob sie zahlen.

Es steht auch nicht der Empfänger dabei, also könnte es ja rein praktisch auch heißen, das Paket ist vom einem Paketzentrum zum Auslieferungszentrum erfolgreich zu gestellt worden.
15 Uhr – habe gerade die Nachricht durch den Empfänger erhalten, das Paket ist eingetroffen.

Na also – wenn´s mit der Erstattung dann auch noch klappen sollte, wäre es prima. Ich denke die Informationspolitik von DHL sollte verbessert werden, so wie jetzt ist, ist es doch wohl eine Zumutung. Wegen der Erstattung der ersten erfolglosen Zustellung, ich warte, habe ich noch keine Antwort, der Rückschein ist schon längst da.

Gruß aus der Servicewüste,

Euer Energiefox

Sibirische Wildgänse – prachtvolle Wintergäste

Wildgänse

Beim Anblick der sibirischen Wildgänse muss ich immer an Nils Holgersson denken. Der Film darüber war der Lieblingsfilm meines Neffen, als er klein war. Am Abend lagen er und seine Omi auf dem Sofa, kuschelten und schauten sich die Abenteuer von Nils Holgersson und der Wildgänse LagerplatzWildgans Martin und der Leitgans Akka an. Ein schöner, friedlicher Anblick, und beide genossen es. Es kümmerte sie kein wenig, dass sie die ganzen Folgen schon dutzende Male gesehen hatten.

Die Wildgänse überwintern nur in den wärmeren Regionen Deutschlands. Am Niederrhein sind sie öfter verbreitet. Etwa 200 000 Gänse verbringen ihren Winter dort. Auf Äckern und Wiesen schlagen sie ab Ende September ihr Quartier auf. Über das Baltikum fliegen sie nach Polen und Ostdeutschland ein. Wenn es auch dort zu frostig wird, nehmen sie Kurs auf den Niederrhein. Manche Gänseschwärme haben dann schon 6000 bis 8000 Kilometer zurückgelegt.

Wildgänse und SchwäneMan kann die sibirischen Wildgänse schon von weitem erkennen, noch bevor sie zum Ladeflug übergehen. Sie kommen in ästhetischer Keilformation angeflogen, und ihr Geschnatter ist unverkennbar.

Zu Hunderten lagern die sibirischen Wildgänse oft ganz nahe an der menschlichen Zivilisation. Es stört sie auchWildgände im Stadtpark nicht, wenn Schwäne oder andere Vögel sich zu ihnen gesellen. Im Gegenteil, es schaut aus, als hätten sie gerne Kontakt zu ihnen. Gegenüber Menschen verhalten sie sich eher scheu, doch nicht immer. In Düsseldorf kann man sie sogar in Stadtparks sehen.

Es kostet die Wildgänse ungeheuer viel Kraft aufzufliegen, und das Land Nordrhein Westfalen zahlt Bauern eine Wildgänse fliegen aufEntschädigung, wenn Gänse auf den Äckern das Saatgut wegpicken.

Der NABU versucht ebenfalls, Sensibilität bei der Bevölkerung für die sibirischen Wildgänse zu wecken. Bis in  den Februar stattfindende Gänseexkursionen zu den großen Winterquartieren finden begeisterten Anklang Wildgänse Freunde des Menschenund helfen den gefiederten Freunden von Nils Holgersson, weitere Freunde unter den Menschen zu finden.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 22.Feb. 2009