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Fehlinformationen über MCS in TV-Doku

Patienten kommen und gehen  

Fehlinformationen über MCS in TV-Doku

Psychiatrie deckt „Marktnische“ 

Aufklärung ist immer wichtig, wenn es darum geht, Krankheiten möglichst früh zu erkennen oder besser noch zu vermeiden. Das gilt auch für MCS (Multiple Chemikalien Sensitivität). Da den meisten Menschen über diese schwere Krankheit wenig oder nichts bekannt ist, tut möglichst exakte Aufklärung Not. Zeitungsartikel, Radiosendungen und Filme können zu dieser Aufklärung beitragen. Es gab schon mehrfach solche Medienberichte, die helfen konnten, zu informieren, so z.B. die sehr gute Reportagen im ZDF 37 Grad – Ich kann Dich nicht riechen – Wenn Alltagsdüfte krank machen oder der informative SWR Beitrag über Gifte am Arbeitsplatz.   

MCS psychisch? Verbreitung unwahrer „Fakten“ gefährlich für Patienten

Schlimmer als gar keine Aufklärung ist aber die Verbreitung unwahrer „Fakten“.  MCS ist als organische Krankheit bei der WHO gelistet. Das deutsche DIMDI bezog sich auf MCS als organische Erkrankung. Verschiedene Studien u.a. aus den USA zeigten Forschungsansätze, die Ursachen für MCS in Chemikalien und anderen Umwelteinflüssen sehen. Mittlerweile lassen sich die Vorgänge im Körper bei MCS zunehmend besser erklären, so z.B. schwere Entzündungen oder neurologische Beschwerden. Um lebensgefährliche Folgen zu vermeiden, müssen die Erkrankten auch Alltagschemikalien, die die Beschwerden auslösen, meiden. 

Nimmt man für MCS allerdings eine psychische Ursache an, was wissenschaftlich nicht belegbar ist, hieße das auch, man könnte MCS mit Psychotherapie oder Medikamenten behandeln. Das hieße, man müsste den Patienten nicht die Chemikalien meiden lassen, sondern ihn an die normale Umgebung gewöhnen. Das mag bei einer psychischen Krankheit gehen. Setzt man einen MCS-Kranken aber den Chemikalien aus, riskiert man lebensgefährliche Reaktionen oder langfristige Schäden. Der Patient leidet immer darunter, wenn man ihn chemischen Stoffen aussetzt. 

Fehldarstellung in Medien – Es passiert immer wieder

Man erlebt immer wieder, dass in Fernsehsendungen oder Zeitungsartikeln MCS nicht als körperliche Krankheit dargestellt wird. Meistens geschieht das durch universitäre Umweltmediziner oder Arbeitsmediziner, die MCS als mehr oder weniger komplett psychisch  bedingte Krankheit einstufen. Der Grund dafür ist klar. Werden Menschen in Beruf krank, brauchen sie Rente, wenn man sie als arbeitsunfähig diagnostiziert. Wird ihre Krankheit als Berufskrankheit anerkannt, ist das noch deutlich teurer. Dann müssten Berufsgenossenschaften zahlen. Es gibt also ein starkes Interesse bestimmter Gruppen, dass MCS in der Öffentlichkeit als psychisch/psychosomatische Krankheit wahrgenommen wird. 

Marktnische Umweltkranke

In der Bundesrepublik gibt es Umweltambulanzen, die über Ausschlussdiagnostik meist zu einer psychischen Diagnose der MCS Erkrankung gelangen. Eine Versorgung mit Umweltkliniken, die in der Lage wären die MCS als körperliche Erkrankung zu behandeln gibt es nicht. 

Es gibt aber auch Ärzte, die eine alternative Marktnische entdeckt haben. Beispielsweise kann sich ein psychiatrisches Fachkrankenhaus auch mal nebenbei zusätzlich auf Umweltmedizin spezialisieren. Stolze sechs Betten stehen im Fachkrankenhaus Nordfriesland in Bredstedt (Riddorf) für Umweltkranke zur Verfügung. Viele Patienten berichteten, dass sie in der Fachklinik nicht bleiben konnten. So wäre zum Beispiel im Haus geraucht worden und man hätte es schwer gehabt, verträgliches Essen zu finden. Schlechte Innenraumluft, u.a. weil kein Duftstoffverbot besteht, soll auch ein Problem gewesen sein. Das kann die Autorin nicht belegen. Es waren nur persönliche Berichte von Patienten in CSN Forum.

 Psychiater Dr. Mai ist leitender Arzt in Bredstedt

Dr. med. Christoph Mai, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, leitender Arzt der Fachkliniken Nordfriesland trat mit zwei TV Dokus an die Öffentlichkeit. 

RTL regional sendete am 02.04.2008 einen Film über MCS. Dort betrieb der Psychiater erstaunliche MCS-Ursachenforschung:

Zitat: „Menschen, die in ihrem Leben extrem intensive Traumata erleiden mussten, wie man sie vielleicht in einer Kriegssituation erleiden muss, aber auch als Opfer einer Vergewaltigung oder eines sexuellen Missbrauchs in der Kindheit, haben ein vielfach erhöhtes Risiko an MCS zu erkranken…“ 

Dafür gibt es keine Studie, keinen wissenschaftlichen Beleg, der das einwandfrei festhält. Dennoch macht Dr. Mai diese Aussage vor laufender Kamera. Also doch psychische Ursachen, muss der Zuschauer denken? 

MCS ist eine relativ neue Krankheit. Weder 1918 noch 1945 wurden MCS-Epidemien festgestellt obwohl in dieser Zeit bestimmt viele traumatisierte Menschen Europa bevölkerten. Stattdessen stiegen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Zahlen der MCS-Kranken rasant an, sofern jemals Statistiken geführt wurden. Die meisten MCS Kranken werden allerdings nicht als solche diagnostiziert. MCS Kranke aus der Unterschicht mit dieser Diagnose haben Seltenheitswert. Menschen aus der Mittelschicht, die mehr Zugang zu Informationen und/oder gut ausgebildeten Ärzten haben, gibt es weitaus häufiger. 

Man geht in Deutschland von ca. 400.000 schwer an MCS Erkrankten aus. Die wenigsten jedoch erfahren jemals, was sie haben. Meist landen diese Kranken mit anderen Diagnosen in der Psychiatrie. Da kann man mehr dran verdienen als an Menschen, die Chemikalien meiden müssen. Diagnostizierte MCS Patienten kriegen keinen Cent von der Krankenkasse und keinen Mehrbedarf bewilligt. Sie verarmen, leiden und sterben früher, weil man ihnen kein Geld für nötige Hilfsmittel zahlt. 

Wie sieht die „Behandlung“ in Bredstedt aus?

Am 15.10.2009 kam der leitende Facharzt der Fachklinik Nordfriesland in einer zweiten TV Doku zu Wort: In dem Film „Wenn Düfte krank machen“, der am 15.10.2009 im SWR gesendet wurde berichtet Dr. Mai über die MCS-Therapie in den Fachkliniken. 

Originalzitat des Psychiaters: „Die beiden wesentlichen Eckpfeiler sind die Balance zwischen Rückzug und sich wieder etwas zutrauen. Wir vermitteln unseren Patienten, dass sie insbesondere in ihrer Wohnung, und da insbesondere im Schlafzimmer, eine ganz reizarme Umgebung schaffen. Wir vermitteln ihnen aber auch, dass sie sich wieder daran gewöhnen sollen, die übliche Umgebung mit Parfum und mit anderen Reizen auszuhalten.“ 

Also, die typische Verhaltenstherapie. Nur, dass das bei einer organischen Krankheit nicht hilft. Dazu gibt’s noch ein paar Vitamininfusionen und schon soll alles wieder gut sein. Dass viele Erkrankten hochdosierte Vitamine und andere Infusionen gar nicht vertragen, wird gnädig verschwiegen. 

„Die Umweltklinik hat mir mein Leben wiedergegeben“ erzählt ein kranker Mann in dem SWR-Film. Er müsse da immer wieder hingehen, um seine Gesundheit zu erhalten, wisse nicht, was er ohne die Klinik tun solle. 

„Wir vermitteln ihnen aber auch, dass sie sich wieder daran gewöhnen sollen, die übliche Umgebung mit Parfum und mit anderen Reizen auszuhalten.“ vermittelt der Psychiater dem TV Publikum. Gerade das ist aber bei MCS nicht möglich. Man kann MCS Reaktionen nicht abkonditionieren, wie man einem Mensch die Angst vor Spinnen oder Höhe abkonditioniert. 

Es gibt Menschen, die sich von einer schweren MCS Krankheitsphase wieder erholt haben. Menschen die zeitweise gar nicht mehr ihr Haus verlassen konnten und das heute wieder können. Die Voraussetzung für eine solche Krankheitsentwicklung ist aber ein absoluter Expositionsstopp. Eine verträgliche Wohnung, verträgliche Nahrung. Das ermöglicht dem Körper Regeneration. Wenn Menschen sich selber mit Stoffen exponieren, die bei ihnen Reaktionen auslösen, wird sich ihr Krankheitszustand verschlechtern. 

Schlimm ist es für chemikaliensensitive Menschen, wenn sie nach TV Dokus immer wieder neue Aufklärungsarbeit leisten müssen bei Angehörigen, Freunden, Kollegen. Die glauben nämlich einem Weißkittelträger immer gerne die psychischen Ursachen und die mögliche Psychotherapie. 

Autor: Amalie, CSN  – Chemical Sensitivity Network, 19. Oktober 2009 

Quellen: 

Alltag mit der Krankheit MCS – Multiple Chemical Sensitivity in Norwegen

Leben in Norwegen

Teil II – Der Alltag von Menschen, die unter der Krankheit MCS leiden, sieht in Norwegen anders aus als in Deutschland. Es gibt dort keine Umweltärzte oder spezielle Umweltkliniken für MCS-Patienten. Doch das Land im hohen Norden bietet dennoch Vorzüge vor anderen Ländern, die Chemikaliensensiblen sehr entgegenkommen. Über das Leben mit MCS in Norwegen berichtet Alena im nachfolgenden zweiten Teil ihres Berichtes (Teil 1 – MCS und Duftstoffallergien in Norwegen), um einen Eindruck über die Situation von Umweltkranken in ihrem Land zu vermitteln:

Ursachen für MCS in Norwegen

Norwegen ist ein wunderschönes Land mit viel sauberer Luft, glasklaren Gewässern und trotzdem gibt es Menschen, die auf Chemikalien im Alltag in winziger Konzentration reagieren. Sie haben MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Die meisten haben MCS durch die Arbeit bekommen oder Zuhause durch Farbe mit giftigen Inhaltsstoffen, Holzschutzmitteln, Reinigungsmittel, Überfluss an parfümierten Produkten usw.

Viele andere Norweger wurden von Dingen krank, von denen sie vielleicht nicht mal wussten, dass sie krank machen können, wie z..B gerade die Chemiebombe Laminat, die gerade im Moment bei uns so im Trend ist. Wo man in anderen Ländern zurückkehrt zu Fliesen oder Vollholzboden aus Eiche oder Esche, verlegt man bei uns jetzt ganz oft Laminat.

Viele wurden auch krank durch Pfusch am Bau, das gab es hier viel gerade in den letzten Jahren, während des Baubooms, weil extrem schnell gebaut wurde. Aber auch natürlich oft durch ältere Häuser, weil sie häufig schimmelbelastet sind. Das kann schnell passieren, weil bei uns hauptsächlich aus Holz gebaut wird.

Ein großes Problem ist, dass man hier nicht so viel Infos über gesundes Bauen und gesunde Materialien bekommt wie in Deutschland. Ich habe mein Wissen durch das CSN Forum in Deutschland bereichert. Und bin sehr dankbar, dass ich das Forum und die CSN Webseite damals im Internet fand, denn ich konnte mein gewonnenes Wissen auch oft an andere Menschen hier in meinem Land weitergeben. Und vor allem mein Zuhause schadstofffrei gestalten. Dafür habe ich wirklich immer tolle Tipps bekommen.

MCS DK ist auch eine Seite mit wertvollen Tipps gerade für Norwegen, weil wir die Sprache verstehen.

Auch in Norwegen liebt man Duftstoffe

Duftstoffe gehören in Norwegen wie überall zum Leben dazu. Fast alles, was man an Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmitteln in den Läden zu kaufen bekommt, ist beduftet. Das macht es sehr schwer für Menschen mit MCS, Allergien oder Asthma.

Es gibt aber einen Lichtblick, seit letztem Jahr gibt es auch in jedem norwegischen Supermarkt ca. vier verschieden Serien von Neutralprodukten von Waschpulver bis zur Körperpflege.

Auch fast alle Babyprodukte, die bis vor kurzem noch mit Parfum waren, sind seit diesem Jahr ohne Parfüm und selbstverständlich auch ohne Parabene. Und das, was für Babys gut ist, ist auch gesünder für alle anderen. Es wäre nur toll, wenn die Masse auch diese duftfreien Produkte kaufen würde, dann hätten wir ein neutrales und gesundes Innenraumklima, wenigstens in den Schulen und Kindergärten. Wenn die Menschen nur wüssten, wie viel besser man sich fühlt, wenn man in einem duftstofffreien Haus wohnt.

Bio-Nahrung sucht man in Norwegen meist vergeblich

An Bio-Nahrung kommt man so gut wie überhaupt nicht. Vielleicht in Großstädten. Hier in den Supermärkten bekommt man nur ökologische Äpfel und Orangen. Wir zur Hause kaufen ökologische Eier jede Woche und benutzen ökologische Pflegeprodukte, natürlich nur ohne Duft. Andere Sachen, so wie Gemüse, sind konventionell, man bekommt es nicht ökologisch hier wo wir wohnen.

Ich fühle mich aber trotzdem richtig fit im Vergleich zu vor ein paar Jahren, wo ich nicht wusste, dass parfümierte Produkte einen so krank machen können. Wir haben damals in Deutschland gelebt, dort war ich nur krank und müde von allem. Hier ist die Luft viel reiner, wenn man nicht gerade einen Nachbarn hat, der jeden Tag mit Holz heizt oder seine Wäsche raushängt, die mit parfümierten Produkten gewaschen wurde.

Alltag mit MCS in Norwegen

Natürlich lebe ich und auch andere mit MCS in Isolation. Wir können nicht einfach in Geschäfte gehen, ins Kino oder ins Theater. Wir spazieren in der Stadt nur ab und zu beim Regen, weil dann nicht so viele Menschen draußen sind, die die schöne Luft mit ihrer Parfumchemie verunreinigen und einen richtig krank machen. Leider hat man mit MCS nicht so viele Freunde und es ist schwierig, denn auch wenn sie sich wirklich Mühe geben, neutral waschen usw., das riecht dann für mich doch noch. Ich glaube, es braucht richtig Zeit, dass diejenigen so neutral werden wie wir. Daher hat man halt nicht so viel Besuch.

In unserer chemiebedufteten Welt ist es in keinem Land mehr einfach zu leben, wenn man MCS hat. Ich hoffe, die Menschen kommen bald zur Vernunft und waschen sich mit Wasser und neutraler Seife wie früher – zurück zur Natur!

Aber ich bin trotzdem sehr glücklich und zufrieden, auch wenn man eben anders leben muss mit MCS, habe ich hier immer noch Natur um mich herum, Stellen wo es nicht so viele Menschen gibt oder überhaupt keine. Und ich denke, dass es hier schon besser ist zum Leben mit MCS als in Deutschland. Dort ist es noch schwieriger, einen einsamen Platz zu finden, weil dort so viele Menschen an einer Stelle leben. Und die Luft ist einfach schlecht.

Für die Menschen, die keine Familie haben und alleine leben, ist es in jedem Land noch viel schwieriger, auch hier. Dann ist man wirklich allein, wenn man MCS hat. Daher wäre es nett, wenn man in jedem Land so was wie MCS-Gemeinschaften gründen könnte. Bis dahin haben wir glücklicherweise das Internet und dort wir sind ja schon eine große MCS-Gemeinschaft.

Wohnraum für Chemikaliensensible in Norwegen

Speziell für Chemikaliensensible ausgestattete Häuser und Wohnungen gibt es nicht wirklich. Aber das Gute ist, dass hier von der Stadt Eigenheime gefördert werden. Das bedeutet, dass ca. 85% der Bevölkerung ein Eigenheim hat. Auch Studenten bekommen schon Finanzierung für ein Eigenheim und die Raten sind auch nicht viel höher, als wenn man zur Miete wohnt. Da kann man im Notfall, wenn das Haus nicht gerade eine reine Giftbombe ist, schon einfacher umbauen, als wenn man zur Miete wohnt.

Aber ein großes Problem ist es, dass die Leute sehr schlecht aufklärt sind. Ökologisches Bauen kommt erst jetzt langsam (gibt es noch ganz wenig), ist aber immer noch in den Kinderschuhen, wie etwa vor 15 Jahren im Deutschland. Die meisten wissen überhaupt nicht, was gesund ist und was nicht. Aber wie gesagt, es kommt jetzt langsam. Ich wusste es auch nicht, die ganzen Infos bekam ich von CSN-Deutschland.

Den Beruf des Baubiologen gibt es hier erst seit letztem Jahr. Daher lassen wir auch unser Haus von einem deutschen Baubiologen bauen. Denn in Deutschland ist man mit Ökologie und Baubiologie schon viel weiter. Im Moment baut man hier Passivhäuser mit Folie (also Wohnen in einer Plastiktüte), das kann nicht gesund sein. Deshalb gehe ich davon aus, dass leider noch mehr Menschen krank werden durch schadstoffbelastetes Innenraumklima. Natürlich sollte man energiesparend bauen, aber das Haus muss deshalb noch lange nicht in Folie eingepackt werden. Wir bauen gerade ökologisch und energiesparend mit Solarenergie, aber das Haus ist zusätzlich gesund und nicht im Plastik eingepackt. Wie schon gesagt, gesundes Bauen ist noch nicht so weit wie in Deutschland und noch in den Kinderschuhen.

Soziale Absicherung bei MCS

Die meisten, die ich kenne mit MCS, haben einen Partner, der halt arbeitet, dann wird man nicht so schnell ein Sozialfall. Hier leben recht wenig Menschen, daher hat man schon die Möglichkeiten, außerhalb zu wohnen mit guter Luft, und für den Partner ist es trotzdem nicht zu weit zur Arbeit in der Stadt. Aber wie gesagt, das ist doch nicht ganz MCS freundlich, und die meisten hier wissen auch nicht, was MCS ist oder ein gesundes Haus. Viele wissen nicht mal, dass sie Beschwerden z.B. durch Giftstoffe im eigenen Haus haben. Doch ein Lichtblick, gerade in der letzten Zeit kommt jetzt immer wieder das Thema krank durch falsches Bauen…usw. Aber über MCS kam noch nie ein Artikel in die Zeitung, soweit ich weiß. Über krank durch Parfum oder Innenraumklima allerdings schon öfter.

Norwegen ein Land mit viel sauberer Luft

In welchem Bereich haben es norwegische MCS Kranke besser als andere Länder?

Ich habe schon in vielen Ländern gelebt, aber Norwegen finde ich am Besten. Auch wenn es hier so oft regnet, ich liebe es. Hier sind die Sommer so schön, mit sehr langen Tagen und nicht zu heiß. Ja, und dann ist natürlich die gute Luft ein großer Vorteil. Wenig Industrie (natürlich wenn man nicht gerade in der Umgebung von Oslo wohnt, da ist die Luftverschmutzung schon hoch.)

MCS kennt man hier nicht so wie in Deutschland, aber wenn man dann Menschen erklärt, was man hat, und dass Parfüm für einen z.B. ein Problem darstellt, habe ich noch nie Ignoranz erlebt.

Eine Frührente auf Grund von MCS oder Vergiftung am Arbeitsplatz ist schwer zu bekommen, da MCS nicht anerkannt ist. Dafür muss man Jahre lang kämpfen wie auch anderswo. Aber wie ich weiß, man wird halt schon langzeitkrankgeschrieben aufgrund von Asthma, das z.B. durch Arbeit ausgelöst wurde. Ja, das ist auch so eine Sache, jedes fünfte Kind in Norwegen hat Asthma, dass könnte man vermeiden, wenn die Haushalte, Schulen, Kindergärten nicht so stark belastet wären mit parfümierter Chemie (Parfüms, Weichspüler, Körperpflege mit Duft…), so traurig, gerade wo es so viele neutrale Produkte gibt.

Was ist in Norwegen für MCS Kranke nachteiliger als anderswo?

Schlimmer als woanders ist nicht viel, nur halt, dass MCS noch nicht anerkannt ist als körperliche Krankheit. Aber ich denke, wenn es hier mehrere Leute angehen würden im Bereich MCS und der Parfümproblematik, könnte schneller etwas Positives erreicht werden.

Ich wünsche mir vor allem duftstofffreie Schulen und Kindergärten. Arme Kinder, die müssen jeden Tag diese giftige lösemittelhaltigen Chemikalien aus Weichspülern und Parfüms von anderen im geschlossenen Innenraum einatmen. Da muss man sich nicht wundern, dass Kinder schon Depressionen haben, ADHD, usw…

Gibt es irgendwelche Hilfe durch Behörden, Stiftungen, Kirchen, etc.?

NEIN!!! Eine einzige Webseite gibt es die Hilfe bietet, die von Kjell Aas,  www.inneklima.com und www.allergiviten.no wo Menschen Infos über MCS bekommen, aber das war’s dann auch. Sehr schön, dass ein Mann, der schon längst in der Rente ist, sich dafür einsetzt. Das ist wirklich großartig.

Ich versuche jetzt auch etwas durch Facebook zu bewegen, dass mehr Menschen hier aktiv werden, und vielleicht passiert endlich etwas, vielleicht bekommen wir dann auch Parfümverbot wie in Canada. Fakt ist, nichts kommt von allein. Man muss schon etwas dafür tun. Schulen, Kindergärten, Politiker etc. informieren, halt überall Infoflyer aufhängen über MCS und auf die Gefahren von Duftstoffen und anderen Innenraumschadstoffen hinweisen.

Viele Grüße an Euch alle aus Norwegen,

Alena

Situation von MCS Kranken in anderen Ländern

Teil 1 – Multiple Chemical Sensitivity und Duftstoffallergien in Norwegen

Weiterer CSN Artikel von Alena:

Anstieg von Allergien, Asthma und MCS – Verbot von Parfüm von Allergie- und Asthmaverein gefordert

Gedicht: Nur weil ich hinabsteige

MCS Alptraum - Treppen hinabsteigen durch ein Treppenhaus mit Parfüm, Zigarettenrauch...

Nur weil ich hinabsteige

Hinabsteigen

die Treppen unseres Hauses

wie immer

früher

Ja früher

dass es nicht mehr gibt

Hinabsteigen

und gebissen werden

von den Wölfen

der Duftwüsten

Zähne des Parfüms,

Schwanzschläge des Tabakrauches,

Geruchsklauen die mich würgen,

nur weil ich hinabsteige

die Treppen unseres Hauses…

—-

Autor: Gerhard für CSN  – Chemical Sensitivity Network, 4. Oktober 2009

Weitere Gedichte von Gerhard:

MCS – Multiple Chemical Sensitivity und Duftstoffallergie in Norwegen

Norwegen, glasklare Fjorde, saubere Luft

Eine Studie aus Georgia zeigt, dass rund 36,5 Millionen Amerikaner unter MCS leiden. Auch in Europa gibt es sehr viele Menschen, die überdurchschnittlich auf Chemikalien reagieren. Es gibt sie auch in unserem Land, in Norwegen, trotz viel sauberer Luft.

Wie ist die Situation in Norwegen?

MCS ist in Norwegen bis jetzt noch nicht behördlich anerkannt wie in einigen Ländern, wie Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo MCS mit T78.4 als Vergiftung kodiert wird.

Hoffnungsschimmer für MCS in Norwegen

Großer Dank geht in unserem Land an Prof. Dr. Kjell Aas, Editor bei www.allergiviten.no und www.inneklima.com, weil er eine Menge dafür getan hat, damit MCS auch in Norwegen anerkannt werden könnte. Prof. Dr Kjell Aas und NAAF haben sich für umfangreichere MCS Forschung zusammengeschlossen. Doch leider haben sie bisher keine finanzielle Unterstützung für ihre Vorhaben erhalten.

Was benötigen Chemikaliensensible in Norwegen?

Menschen mit MCS benötigen auch hier Anerkennung ihrer Krankheit und Regelungen für eine duftfreie Umgebung in öffentlichen Bereichen

  • Wir fordern, dass der Staat seine Bürger vor dieser Krankheit schützt
  • Wir regen die Chemische Industrie dazu an, Verantwortung zu übernehmen
  • Wir bitten um Unterstützung und Forschung über MCS in Norwegen

Wir bitten unsere Mitmenschen, die Erwachsenen und Kinder mit Duftstoff- und Chemikaliensensitivität, ernst zu nehmen und Abstand davon zu nehmen, Parfüm und duftstoffhaltige Produkte auf dem Arbeitsplatz, in Schulen, Tagesstätten, etc. und in öffentlichen Gebäuden zu benutzen.

Heutzutage kann man duftfreie Alternativen finden!

Saubere Luft ist wichtig für Alle

Saubere Luft und eine gesunde Innenraumumgebung, die frei ist von Luftverschmutzung durch Parfüms, ist besser für jeden, selbst wenn Probleme durch diese Art von Luftverschmutzung für Menschen mit MCS, Asthma, Allergien, Hypersensitivität, etc. am Größten sind.

Übermäßige Verwendung von Parfüms und parfümierten Produkten an den vielen Orten des Zusammentreffens von Menschen errichten für Erkrankte genauso unüberwindbare Barrieren wie Treppenstufen für Rollstuhlfahrer. (ENVIRONMENT Hemming – a hidden handicap by Kjell Aas)

Autor: Alena für CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. September 2009

Zeitkritisches Gedicht: Verfluchtes Pack

MCS - Multiple Chemical Sensitivity kann jeden erwischen

Verfluchtes Pack

 

Und er sah arrogant herab

auf die Kranken

die nach seinen Messungen

überhaupt nicht krank.

 

Verfluchte Meute diese,

wollen stören unser Geschäft,

dass die Wirtschaft gesund hält.

 

Wer ist krank?

Das bestimmen

immer noch wir!

Überdrehtes Pack,

will uns noch belehren

was Krankheit ist.

 

Sollen sie doch meiden,

was duftet, schmeckt und

voller Farbe.

 

Hilfe!

Luft, Luft…

… dreht sich alles,

was ist los mit mir?

 

Hilfe!

Hört mich denn

niemand?

… muss wohl an diesem Parfüm…

…s´war doch so teuer…

 

Hilfe!

Niemand hört mich,

dieses verfluchte Pack…

—-

Autor: Gerhard für CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. September 2009

 

Dieses zeitkritische Gedicht wurde von Gerhard geschrieben. Seine Frau hat schwere Chemikalien-Sensitivität (MCS). Eine Krankheit die jeden treffen kann, auch die, die Chemikalien-Sensitivität bewusst in Abrede stellen.

 

Weiteres Gedicht von Gerhard: Was bleibt von mir?

Diagnose MCS – Ein Cleanroom schafft gesundheitliche Stabilität

Cleanroom für MCS - Multiple=

Die Diagnose MCS – Chemikalien-Sensitivität ist für einen Erkrankten in der Regel schon lange klar, bevor sie ein Arzt ausspricht. Was sollte es sonst sein, wenn es einem ständig von minimalen Konzentrationen von Parfüm, Abgasen, frischer Lackfarbe körperlich von einer Minute auf die andere total schlecht geht? Oder wenn der Geruch von Nachbars Wäsche im Nu dafür sorgt, dass man Kopfschmerzen und Schwindel bekommt, man kaum noch richtig reden kann und nur noch ins Haus wanken kann?

Dennoch, wenn der Arzt vor einem sitzt und die Diagnose ausspricht, ist es hart und für fast jeden ziemlich überwältigend. Was nun? Ist es das Ende? Kann man nie wieder gesünder werden? Wird die Sensibilität zwangsläufig bei jedem immer stärker?

Diagnose MCS

Wenn die Diagnose MCS steht, ist der Zeitpunkt erreicht, dass Leben umzukrempeln. Dies ist nicht als Strafe zusehen, sondern als Notwendigkeit und erster Schritt zur Besserung. In mehreren Artikeln soll ein Leitfaden zur Verfügung gestellt werden, mit dem ein an MCS Erkrankter Stabilität und damit letztendlich wieder mehr Lebensqualität zurückgewinnen kann.

Raus aus dem Haus mit der Chemie

Die erste Maßnahme für eine chemikaliensensible Person besteht darin, Chemikalien aus dem Haushalt und Umfeld zu verbannen. Das muss kein teures Unterfangen werden, wenn man daran denkt, mit wie wenig unsere Großeltern auskamen. Wie geht man vor? Man nimmt eine große Kiste für die chemikalienhaltigen Produkte und geht mit gnadenlosem Blick Zimmer für Zimmer durch. Spraydosen, Farbdosen, Fleckenwasser, Nitroverdünnung von der letzten Renovierung, Parfums, scharfe Reiniger, all das sollte aus dem Wohnumfeld verbannt werden. Strategien wie: „Ich brauche erst noch die Flaschen auf, dann wechsele ich zu schadstofffreien Produkten“, verhindern, dass der Körper im eigenen Umfeld Symptome abbauen kann. Konsequenz hingegen führt schnell zu spürbarem Erfolg. Nächster Schritt: ein Cleanroom.

Anleitung zur Gestaltung eines Cleanroom – Schlafzimmers

In der Wohnung sollte ein Zimmer bereitstehen, das es zulässt, Symptome abzubauen. Weil die meisten Chemikaliensensiblen kein weitläufiges Haus besitzen, empfiehlt es sich, das Schlafzimmer als Cleanroom (Reinraum) umzufunktionieren. Wenn man es schafft, dieses Zimmer in eine „Oase“ ohne Chemikalien umzufunktionieren, hat man sich eine reelle Chance geschaffen, den Körper zur Ruhe zu bringen.

Kein Raum ist schadstofffrei – Was nun?

Ist im Wohnraum kein Zimmer wirklich schadstofffrei und ein Umzug nicht zu realisieren, muss improvisiert werden. Eine Überganglösung muss geschaffen werden. Die Betonung liegt auf Übergangslösung, da keine konkrete Besserung des Gesundheitszustandes zu erwarten ist, wenn man im eigenen Wohnraum fortlaufend Schadstoffen ausgesetzt ist.

Notfallalternative Aluzimmer

Eine von Chemikaliensensiblen praktizierte Möglichkeit für den Notfall ist das Austapezieren eines belasteten Zimmers mit Alufolie oder Edelstahlfolie. Hierzu wird Alufolie oder Alukraftpapier genommen und je nach Bedarf Boden, Decke und Wände damit tapeziert oder bespannt. Beides ist nicht als Dauerlösung gedacht, da das Raumklima auf Dauer nicht angenehm ist. Zu beachten ist, dass die Folie ganz spezifisch ausgewählt werden muss. Die Folienart und Dicke muss je nach Belastung ausgewählt werden. Es gibt sogar Spezialfolien die PCB abschirmen.

Schaffung eines Cleanroom-Schlafzimmers

Generell sollte der Raum, den man als Cleanroom auswählt, frei von Chemikalien und Schimmelpilz sein. Hat man Zweifel, ist eine Raumanalyse zu erwägen. Sollte man eine Auswahl unter verschiedenen Räumen treffen können, wählt man am besten einen licht- und luftdurchfluteten Raum, abgewandt von verkehrsreichen Zonen. In einem dunklen muffigen Raum im Erd- oder Kellergeschoss fühlt sich keiner wohl. Die Räume in der unmittelbaren Nähe des Schlafzimmers sollten ebenfalls frei von Chemikalien sein. Ein Schlafzimmer neben oder über einer Garage, einem Heizraum, oder ähnlichem bedeutet für jeden eine Gesundheitsgefahr und darf in keinem Falle unterschätzt werden.

Der Raum sollte nicht mit Möbeln und Gegenständen überladen werden. Je weniger herumsteht, desto sauberer die Luft. Trotz Kargheit sollte in höchstem Maße auf Ästhetik geachtet werden. Warme Farben, nette Bilder an der Wand, schöne Dekorationsgegenstände aus Porzellan, Stein, Glas oder anderen nicht ausdünstenden Materialien sorgen für eine wohltuende und nicht völlig sterile Atmosphäre.

Welche Baumaterialien können im Cleanroom zum Einsatz kommen?

  • Wände und Decke sollten mit Naturfarben gestrichen werden. Am pursten ist eine Kreide-, Kalk-, Kasein- oder Silikatwasserglasfarbe oder Lehmstreichputz. Farben auf Toleranz testen. (Achtung: konventionelle Farben und Grundierungen mit bis zu 2% Lösungsmitteln dürfen in Deutschland „lösungsmittelfrei“ genannt werden.)
  • Als Bodenbelag sind Fliesen, Marmor, Granit, Hartholzdielen, Edelstahl oder Riffelblechplatten am Besten geeignet. Diese Materialien sind zu bevorzugen anstatt chemiegeladenem Teppichboden, Laminat und PVC.
  • Der Fußbodenuntergrund sollte frei von PAK’s sein. Diese sind in Bitumenklebern und Flüssigasphalt enthalten. (erkennbar an der schwarzen Farbe)

Welche Baumaterialien sollte man vermeiden?

  • Vinyltapete, Stofftapeten, Raufaser (oft aus Altpapier und belastetem Recyclingholz hergestellt. Bedruckte Tapeten (Schwermetalle, Lösemittel, Fungizide und andere Chemikalien)
  • Latexfarbe
  • Terpen- oder harzhaltige Farben, Wachse, Standöle und Oberflächenversiegelungen
  • Chemiehaltige Antischimmelfarbe
  • Teppiche und Teppichboden, da er Schmutz, Schimmelpilze und Pollen ansammelt und Chemikalien ausdünstet. Anmerkung: Teppichböden mit Wollsiegel müssen mit Mottenschutz (Pestizide, wie z.B. Pyrethroide) ausgerüstet sein, um dieses Siegel zu erhalten.
  • Falls vorhandener Teppichboden aus Kostengründen nicht entfernt werden kann, sollte man ihn versiegeln, oder mit schwerer Alufolie, mittels Aluklebeband abdecken. Anschließend kann man Leintücher oder Stoffbarrierenstoff auflegen.
  • Behandelte Holzdecken und Holzvertäfelungen (falls vorhanden, auf Holzschutzmittel hin untersuchen lassen)
  • Zedernholz und Pinie, da sie Allergieauslöser ist und der Geruch von vielen nicht vertragen wird. Die bessere Wahl sind Harthölzer ohne hohen Terpen- und Harzgehalt

Das Raumklima

Ein gesundes Raumklima für Chemikaliensensible erfordert besondere Reinigungsmodalitäten. Das Zimmer sollte mindestens zweimal pro Woche gesaugt und dann feucht gereinigt werden. Bei Hausstauballergikern ist manchmal sogar tägliches Wischen angebracht, um Symptomfreiheit zu gewährleisten. Alle Dekorationsgegenstände, Möbel, etc. müssen mindestens einmal wöchentlich feucht gereinigt werden.

Was verbessert die Raumluft?

  • Wenig im Raum
  • Keine Kunstfasern und Kunststoffe
  • häufiges Lüften zu schadstoffarmen Zeiten (früh morgens, abends und an Wochenenden)
  • Raumluftfilter mit HEPA Filter (nur Raumluftfilter mit Metallgehäuse verwenden, da Kunststoff ausdünstet)
  • Fenster nachts geschlossen halten (Schimmelpilze strömen um diese Tageszeit ihre Sporen aus) vor allem bei hausnaher Begrünung
  • Fenster während der Pollensaison geschlossen halten oder Raumluftfilter einsetzen
  • Polstermöbel und Polsterbetten bei Hausstaubmilben- oder Stauballergie vermeiden
  • Kleider nicht offen oder auf Kleiderstangen im Raum hängen lassen (chemische Ausrüstung, Staub, Pollen, etc. von außen haften an der Kleidung). Die beste Lösung ist es, die Kleider aus dem Schlafzimmer zu verbannen.

Was verschlechtert die Raumluft?

  • Gas-, Holz- oder Ölöfen
  • Duftstoffe, Raumspray, Zigarettenrauch
  • Schimmelpilz
  • Pestizide
  • Teppichboden, Laminat
  • Gardinen (sie sind oft mit Flammschutzmitteln und farbkonservierenden Chemikalien ausgestattet)
  • Dekorationsgegenstände aus Material die ausdünsten können (z.B. auch Kunstblumen)
  • Fernseher, Stereoanlage, Zeitschriften, DVD, Bücher, etc.
  • Bitumenkleber, Flüssigasphaltestrich
  • Kunststoffe
  • Chemische Reinigungsmittel
  • Chemische Baumaterialien und Oberflächenbehandlungen

Hypersensibel erfordert vollste Konsequenz

Wer sich im Hypersensibilitätsstadium befindet, darunter versteht man einen Zustand, in dem jemand nahezu ständig auf fast alles, was ihn umgibt, reagiert, sollte seinen Cleanroom völlig ohne Kompromisse gestalten. Lieber nach und nach weitere Gegenstände hineinbringen und ausprobieren, als sich durch Kompromisse um den wichtigen Erfolg zu bringen, den Gesundheitszustand zu stabilisieren.

Wie das Bett, der Kleiderschrank und das restliche Mobiliar im Cleanroom-Schlafzimmer aussehen sollten und welche speziellen Alternativen es für Hypersensible gibt, ist im nächsten Teil der Serie zu erfahren.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. September 2009

Gedicht: Was bleibt von mir?

Hilfe - Jeder benutzt Duftstoffe, was bleibt für uns?

Was bleibt von mir?

Du bist ein mensch, du bist ein mensch,

doch ich kann dich nicht riechen.

Du riechst nicht wie ein mensch,

so riecht nicht ein mensch,

es stinkt wie blanke chemie.

Du nennst es duft,

es ist aber gestank,

es ist betäubende chemie.

Die welt hat vergessen

wie riecht die natur,

wir sind kanaris,

für uns eine tödliche spur.

Du bist ein mensch, du bist ein mensch,

doch ich kann dich nicht riechen.

Die nase fast taub,

das gehirn rebelliert,

spür tausend hiebe.

Du bist ein mensch?

Warum bringst du mich um?

Du hast ein zuhaus,

warum riecht es nicht nach dir,

warum riecht es,

als würgten mich stählerne hände?

Wenn du nicht wie du riechst,

deine Wohnung nicht nach dir,

deine wäsche nach duftnote vier,

was bleibt von dir?

Düfte verduften nicht,

treiben keile ins gehirn,

was bleibt von mir?

Für Manu, bleib stark!

Autor: Gerhard Becker für CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. September 2009

Gerhard’s Frau hat schwere MCS und ist im Moment in einer Spezialklinik in den USA. Wir wünschen viel Erfolg und Besserung.

Gift am Arbeitsplatz – TV Beitrag des SWR jetzt online anschauen

Fernsehbeitrag über Gifte am Arbeitsplatz jetzt online

Gift am Arbeitsplatz – Wenn der Job Menschen krank macht

Gestern sendete der SWR den am Mittwoch gedrehten Beitrag „Gift am Arbeitsplatz“. Der Film ist jetzt auch online anzuschauen für alle, die den SWR nicht empfangen können.

Dargestellt wurde der Fall einer jungen Dekorateurin, die in einer bekannten Modehauskette krank geworden war. Nach Aufgabe der Arbeit geht es Ihr nun langsam besser. Der Arbeitgeber dementiert einen Zusammenhang ihrer Beschwerden mit ihrem ehemaligen Arbeitsplatz, wo sie häufig in einem kleinen geschlossenen Raum Kleidungsstücke aufbügelte. Die Chemikalien, die in Kleidungsstücken häufig vorkommen, waren in ihrem Blut nachweisbar.

Der Umweltmediziner Dr. Klaus Runow vom Institut für Umweltkrankheiten erläuterte sehr anschaulich, dass Umweltkrankheiten und insbesondere MCS -Multiple Chemical Sensitivity sehr ernst genommen werden sollten und dass es keinen nachvollziehbaren Grund gibt, die Erkrankung in Richtung Psyche zu rücken.

Dreharbeiten Fernsehbeitrag Gift am Arbeitsplatz mit CSN Für CSN kam der Anruf des SWR überraschend. Die Redakteurin hatte im Internet recherchiert und sich nach Selbsthilfegruppen umgeschaut. Es gab keine Zeit zum Überlegen, der Drehtag sollte schon zwei Tage später sein. Silvia Müller, selbst durch Pestizide am Arbeitsplatz krank geworden, sollte die Arbeit des CSN kurz darstellen, warum sie sich der Aufklärung über MCS gewidmet hat und durch was Menschen, die sich bei CSN melden, krank wurden.

Für die Redakteurin Sabine Rappen war klar, dass ganze Team würde sich größte Mühe geben und am Mittwoch duftfrei zum Drehtermin zu CSN kommen. Nach ein paar Stunden war der Beitrag dann im Kasten und es ging weiter zu Dr. Runow. Noch keinen Tag später kam die Sendung schon im Fernsehen und gab auch Menschen, die vorher noch nie von MCS und Krankheit durch Chemikalien im Alltag gehört hatten, einen sehr anschaulichen Einblick und viel zum Nachdenken mit auf den Weg.

SWR Beitrag zum Online anschauen,

einfach anklicken >>> SWR Ländersache – Wenn der Job Menschen krank macht

Autor: CSN Redaktion, 4. September 2009

CSN im TV – Wenn der Job Menschen krank macht – Gift am Arbeitsplatz

Gift am Arbeitsplatz

Heute wurde ein TV Beitrag gedreht, in dem auch CSN und Dr. Klaus Runow vom Institut für Umweltkrankheiten mitgewirkt haben. Die Reportage „Gift am Arbeitsplatz“ wird morgen schon gesendet. Wer den SWR nicht empfangen kann, ab Freitag wird der Beitrag auch online zu sehen sein.

SWR Ländersache – Sendung am Donnerstag, 03.09.2009, 20.15 bis 21.00 Uhr

Wenn der Job Menschen krank macht – Gift am Arbeitsplatz

Sie darf weder Weichspüler noch Haarspray benutzen, und wenn Besucher kommen, bittet sie sie, kein Parfum aufzulegen. Silvia Müller ist krank – ihr Körper reagiert allergisch auf immer mehr Chemikalien. Der Grund: Ihr früherer Arbeitgeber, ein großes Warenhaus, versprühte jede Nacht Insektengift, Silvia Müller und mehrere ihrer Kollegen wurden dadurch offensichtlich vergiftet. Inzwischen ist sie schwerbehindert und Frührentnerin.

Kein Einzelfall: Auch verschiedene Mitarbeiter einer Modekette in Mainz wurden krank: Beim Auspacken und Aufbügeln der frisch gelieferten Ware kamen sie zu oft in Kontakt mit Chemikalien in Kleidung und Verpackung. Eine junge Dekorateurin musste mit gerade einmal Mitte 20 ihren Beruf aufgeben.

Viele Menschen werden krank durch ihren Arbeitsplatz – auf Hilfe von außen können sie meist nicht hoffen; Berufsgenossenschaften und Staatsanwälte scheuen sich offenbar, Präzedenzfälle zu schaffen. Sabine Rappen über das Tabuthema Berufskrankheit.

Text SWR: Sabine Rappen

Bild: SWR

Gourmets, Weinkenner und Restaurantkritiker einig: Parfum im Restaurant, bitte nicht

Weinkenner, Restaurantkritiker, Gourmets lehnen Parfum ab

Gourmets, Weinkenner und Restaurantkritiker haben einige gemeinsame Vorlieben und gemeinsame Abneigungen. Erlesene frische Zutaten, gepflegtes Ambiente, ein guter Tropfen lassen sie in Verzückung geraten. Grauenvoll hingegen finden sie, wenn ihnen ein Parfum die Sinne raubt, mit denen sie genießen wollen, um Sterne zu vergeben oder Kritiken zu schreiben.

Michael Bauer vom San Francisco Chronicle schrieb im Juni zum zweiten Mal über das Thema Parfum im Restaurant, der Restaurantkritiker ließ seinem Frust freien Lauf und titelte:

Lasst uns Parfums aus Restaurants verbannen

Der Restaurantkritiker lässt wissen, warum er gerne so rigoros vorgehen möchte. Er sei in Restaurants oft mit Gästen konfrontiert, die nach Cologne oder Parfum stinken. Es müsse gesagt werden, dass sei widerlich, und in manchen Fällen würde einem schlecht davon, gelinde ausgedrückt.

Parfum schlimmer als Passivrauch

Duftstoffe seien für ihn nahezu schlimmer als Passivrauch, schreibt der Restaurantkritiker, weil er Schmerzen davon bekäme. Schwaden von stinkendem floralen Parfum umwaberten einen, während man sein Essen genieße. Das würde nicht nur dazu führen, dass alles wie eine LKW Ladung Gardenien schmecken würde, es würde bei ihm auch Kopfschmerzen verursachen.

Professionelle Weintester tragen nie Parfum

Michael Bauer erinnert in seinem Artikel die Leser daran, dass professionelle Weintester wissen, dass man kein Parfum trägt, weil es den Eindruck über den Wein verfälscht. Aus diesem Grund gäbe es in der Essen und Wein Abteilung des San Francisco Chronicle ein Duftstoff-Verbot, weil sie dort täglich Essen und Weine probieren müssten. Bedauerlicherweise könnten Restaurants nicht das gleiche Verbot aussprechen.

Dass Michael Bauer ein Thema angestochen hatte, über dass Interesse besteht, zeigen 450 Kommentare von Lesern, die er dafür bekam.

Kommt Parfum im Restaurant schlechten Manieren gleich?

Helena Echlin von Chow, einem Trendmagazin über Essen und Restaurants, erhielt eine Mailanfrage, die sie veröffentlichte und kommentierte. Der Schreiber beschwerte sich. Er habe am Abend vorher in einem Restaurant gesessen und jemand sei hereingekommen, der sich mit Drakkar Noir geradezu überschüttet hatte. Der Geruch hätte ihn nahezu hinausgeekelt. Er fragt deshalb, ob es schlechte Manieren seien, ein schweres Cologne oder schweres Parfum zu benutzen, wenn man essen geht.

Parfum – nicht geliebt von Restaurantkritikern und Weinexperten

Helena Echlin schrieb zurück, dass eine Menge Restaurantkritiker eine regelrechte Parfum-Phobie hätten. Das ginge Chowhounds so, und Michael Bauer vom SF Chronicle sei sogar soweit gegangen, dass er vorgeschlagen hätte, Parfums in Restaurants zu verbieten.

Geruch betäubt den Geschmackssinn

Geruch stünde in engem Zusammenhang mit schmecken. Der Weinkäufer Randi Leehan, Geschäftsführer der Weinbar Bottlerock in Los Angeles, hätte bspw. gesagt, dass selbst Seifen oder Waschmittel die Fähigkeit beeinträchtigen, einen Wein richtig genießen zu können. Ihm ginge es so, dass er seine Nase putzen müsse, um richtig zu schmecken. Er ginge, wenn er mit solchen Gerüchen konfrontiert würde, hinaus und würde frische Luft schnappen, bevor er den Wein richtig testen könne. Moschus sei am Schlimmsten, weil es so lange im Raum stünde und so stark sei, führt der Weinexperte aus.

Eigenes Parfum kann anderen das Essen verderben

Helena von Chow’s Table Manner erklärt ihren Lesern, dass selbst wenn man den Geruch des eigenen Parfums nicht mehr wahrnehmen könne, weil die Nase sich innerhalb ungefähr 15 Minuten anpassen würde und den Duft dann nicht mehr registriert, ein anderer ihn durchaus riechen würde. Wenn jemand eine empfindliche Nase hätte, schreibt sie, könne ein Parfum einem anderen das Essen verderben. In einem Restaurant, in dem der Weinkenner Leehan gearbeitet habe, hätten sich einige Gäste beispielsweise über das Haargel einer Bedienung beschwert. Sie nahmen den Geruch an seinen Händen wahr, wenn er ihre Teller wegnahm.

Wenn es sein „muss“, dann dezent bitte

Helena Echlin gibt ihren Lesern abschließend den Rat sich nicht mit Parfum zu übergießen, sondern einmal in die Luft zu sprühen und schnell darunter durchzugehen, wenn sie nicht ohne Duft aus dem Haus gehen wollten. Auf diese Weise sei das Parfum im Vergleich gesehen wie ein leichter Kashmirschal wahrzunehmen und nicht ein schwerer Wollmantel, Hut und dicke Winterhandschuhe.

Rausgeschmissen wegen Parfum

Allergiker und Chemikaliensensible kennen das Dilemma, im Restaurant zu sitzen, das Essen kommt gerade auf den Tisch und jemand kommt mit einem starken Parfum ins Lokal, zur Genüge. Das war’s dann, hektischer Aufbruch, rasches Suchen nach der Bedienung, um zu zahlen oder nachzufragen, ob man den Tisch wechseln könne oder das Menü in einem Nebenraum einnehmen dürfe. Was des einen Menschen Auffassung von Kultur – O-Ton mancher: „Parfums gehören doch zu unserer Kultur“ – ist für andere Menschen ein Ausschlusskriterium aus der Gesellschaft. Allergiker und Chemikaliensensible würde deshalb ein durchgestrichener Parfumflakon neben dem Rauchverbotsschild an der Restauranttür, sicher ein: „Oh wie phantastisch, endlich genießen dürfen“ entlocken.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. August 2009

Literatur:

Michael Bauer, Let’s ban perfume from restaurants, Etiquette, San Francisco Chronicle, 9. Juni 2009

Helena Echlin, Scent-free dining, CHOW’s Table Manners column, 25. August, 2009