Archiv der Kategorie ‘Allergien‘

Interview: MCS aus heiterem Himmel

WERNER SALLMAIER, FILMAUTOR DER ALPENKLINIK, IM GESPÄCH MIT SILVIA K. MÜLLER, CHEMICAL SENSITIVITY NETWORK.

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Am 4.April 2008 sahen die Fernsehzuschauer der beliebten ARD Serie Alpenklinik, was passiert, wenn eine Rose zur Ohnmacht führt:

„Kurz vor der Hochzeit bricht Miriam scheinbar ohne Grund ohnmächtig zusammen. Sie zeigt lebensgefährliche Vergiftungssymptome und ringt mit dem Tod. Daniel befindet sich am Rande der Verzweiflung, denn er kann ihr nicht helfen…“ Nach erneutem Zusammenbruch durch Pestizid behandelte Rosen, die ihr diesmal der Bürgermeister persönlich in die Klinik bringt, ist die Diagnose klar: Manchmal kommt eine MCS Erkrankung „Aus heiterem Himmel.“

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SILVIA K. MÜLLER: Herr Sallmaier, Chemikaliensensible in Deutschland haben sich unglaublich über Ihren Film gefreut, sie fühlten sich besser verstanden als beim Arzt. Der Film hat für viele MCS Kranke und ihre Angehörigen eine große Bedeutung, und er hat diese Menschen in ihrer Verzweifelung sehr aufgebaut, weil in der Alpenklinik so sachlich über die Krankheit und mögliche Ursache gesprochen wurde.

WERNER SALLMAIER: Das Interesse MCS- Betroffener war eine Überraschung. Das hätte ich nicht erwartet. Mich freuen die Reaktionen ganz besonders. Es kommt sehr selten vor, dass mit einem Unterhaltungsformat“ und das ist die „Alpenklinik“ ein ernstes Thema doch so nachhaltig von einem breiten Publikum erlebt wird.

Wenn gerade Betroffene so positiv reagieren, dann tut das dem Autor gut. Es zeigt ihm: Du hast deinen Job gut gemacht. Gut und sorgfältig recherchiert. Eine Umsetzung gefunden, die ein heikles Thema glaubwürdig darstellt.Ich muss dazu sagen, dass ich in keiner Weise medizinisch „vorbelastet“ bin. Ich versuche nur, meine Arbeit ernst zu nehmen. Das heißt, sich mit Figuren und den Situationen, in die man sie als Autor schickt, sehr intensiv auseinanderzusetzen.

Natürlich hat sich jeder der MCS Kranken gefragt: Wo kam bloß die Idee her. Auch in unserem Forum für Chemikaliensensible wurde gerätselt. Möchten Sie es uns verraten?

Wir wollten in dieser Folge eine dramatische, lebensbedrohliche Situation für Miriam. Es musste aber ein gutes Ende möglich sein. Ein Unfall, wo und wie auch immer, schied aus. Ebenso Krebsleiden und ähnliche Erkrankungen. Das wird ja oft genug erzählt.

Bei meinen Recherchen stieß ich durch Zufall (ja, so war’s) auf diese Chemikalien-Sensitivität. Je mehr ich darüber las, desto interessanter wurde das Thema. MCS passte perfekt zu dem dramaturgischen Bogen, den ich spannen wollte. Ein „Krankheitsbild“ wurde für Miriam geschaffen. Mögliche Diagnosen entwickelt etc.

Kennen Sie persönlich jemanden der unter MCS leidet?

MCS war mir bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt. Durch die Beschäftigung damit beginnt man aber die Welt (vor allem unsere Umwelt) mit anderen Augen zu sehen. Für chemikaliensensible Menschen kann der Alltag zum Spießrutenlauf werden. Glücklich, wer damit kein Problem hat.

Ist es Ihnen selbst schon einmal schlecht geworden von Parfüm oder sogar von einer pestizidbehandelten Rose?

Persönlich versuche ich, mit so wenig Chemie wie möglich durch mein Leben zu kommen. Das kommt aber eher aus allgemeinem Umweltbewusstsein. Lieber den Apfel mit einem Wurm teilen, als mit der chemischen Keule zuschlagen.

Die MCS Kranken waren, wie gesagt, begeistert über die Sachlichkeit bei der Diagnosestellung. Wie haben Sie diese fachlichen korrekten Details gefunden? Gab es einen Arzt, der sie beraten hat?

Neben diverser Fachliteratur konnte ich während des ganzen Arbeitsprozesses auf ärztliche Beratung zurückgreifen. Es war immer das Bestreben, diese Erkrankung so dramatisch wie nur möglich, jedoch auch in allen Bereich plausibel zu erzählen. Ein Arzt hier aus Österreich hat mich beraten über MCS.

Hat Ihnen die Redaktion völlig freie Hand gelassen bei der Ausarbeitung der MCS Szene?

Von Seiten der Redaktion (der Sender) hatte ich völlig freie Hand. Es gab da keine Vorbehalte, Einschränkungen etc. Die Geschichte musste stimmen. Hier liegt die Verantwortung beim Autor und der Produktion.

Möchten Sie uns verraten, ob Miriam weiter an MCS leiden wird in den Folgesendungen?

Ob MCS für die Figur der Miriam weiter eine Rolle spielt? Diese Erkrankung wird Teil ihrer „Biografie“. Das heißt, es kann nicht vergessen werden. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass MCS in einer weiteren Folge so dominant angesprochen wird. Aber: Nichts ist fix. Und ich bin nur einer von mehreren Autoren, die an dieses Reihe schreiben.

Ganz herzlichen Dank für das nette Interview, Herr Sallmaier. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg mit der Alpenklinik und werden sicher bei der nächsten Folge wieder dabei sein, denn für uns Chemikaliensensible wird es auf jeden Fall spannend anzuschauen, was nun weiter passiert.

Manchmal sind es eben wirklich Zufall und Glück, die beim Schreiben „Regie“ führen. Wenn es mit dieser Geschichte aus der „Alpenklinik“ gelungen ist, Betroffenen „aus der Seele“ zu sprechen, ihr Anliegen zu unterstützen, dann freut mich das ganz besonders.

Copyright: CSN-Chemical Sensitvity Network

Photos: Copyright Mona/Lisa Film

Chemikaliensensitivität durch Lösemittel

Lösungsmittel - oft Krankmacher am ArbeitsplatzAn vielen Arbeitsplätzen erkranken die Angestellten durch Lösemittel, sie können deren Leistungsfähigkeit erheblich mindern oder sogar zu Arbeitsunfähigkeit führen. Die Forschungsgruppe Allergie und Asthma, geleitet von der schwedischen Wissenschaftlerin Prof. Dr. Eva Millqvist, untersuchte für die Universität Göteborg Personen, die an ihrem Arbeitsplatz Lösemitteln ausgesetzt waren, und konnte gegenüber einer Kontrollgruppe Chemikaliensensitivität und einen Anstieg des Nervenwachstumsfaktor objektivieren. Provokationsgestützte PET Studien sicherten das Ergebnis zusätzlich ab.

Atemwegsbeschwerden durch Chemikalien

Lösemittel sind in vielen Fertigungs-prozessen und an zahllosen Arbeitsplätzen vertreten. Oft ist der Schutz unzureichend, und nach einer Weile treten gesundheitliche Beschwerden auf. Es müssen keine hohen Konzentrationen erreicht werden, damit bestimmte Lösemittel sensibilisieren oder Schäden am Nervensystem verursachen. Auf Dauer wirkt sich stetiger Kontakt im Niedrigdosisbereich ähnlich aus.

Atemwegssymptome verursacht durch Chemikalien oder Gerüche, gehören zu den gängigen Beschwerden, die auch nach Kontakt mit Substanzen berichtet werden, die normalerweise als ungiftig gelten. Die schwedische Wissenschaftlerin Eva Millqvist veröffentlichte ganz aktuell eine Studie, in die sie Erkenntnisse aus einer Recherche über Mechanismen einer erhöhten Atemwegssensitivität gegenüber Gerüchen und Chemikalien am Arbeitsplatz einfließen ließ.

Krankmacher Arbeitsplatz

Millqvist stellte fest, dass Personen, die an ihrem Arbeitsplatz organischen Lösemitteln ausgesetzt waren, öfter nasale Irritationen und geringere Schwelle gegenüber dem Geruch von Pyridin, verglichen mit einer nicht exponierten Kontrollgruppe, aufwiesen. Diese über die Atemwege ablaufende, durch Chemikalien ausgelöste Symptomatik kommt relativ häufig vor. Alleine in Schweden weisen rund sechs Prozent der Allgemeinbevölkerung eine deutliche, speziell über die Atemwege ablaufende Chemikaliensensitivität auf und leiden unter einer verstärkten Capsicain Hustensensitivität, die dafür bekannt ist, die Reaktivität sensorischen Nerven der Atemwege zu reflektieren.

Abgesicherte Studienergebnisse

Die Hustensensitivität der am Arbeitsplatz Lösemittel ausgesetzten Angestellten war laut der schwedischen Wissenschaftler assoziiert mit veränderten Werten von Nervenwachstumsfaktoren im Nasensekret. Die Patienten hatten lang anhaltende Symptome, die ihre Arbeitsleistung negativ beeinträchtigten. PET Studien (Positronen Emissionstomographie) begleitet von Provokation mit mehreren verschiedenartigen Duftstoffen zeigte bei den Patienten mit geruchsassoziierten Symptomen einen Anstieg in der Aktivierung des vorderen gürtelförmigen Cortex und des Cuneus-Precuneus. Diese abnormalen Muster wurden nur bei Aktivierung durch Gerüche beobachtet, ansonsten blieb sie aus.

Chemikaliensensitivität nicht psychisch

Prof. Millqvist stellte bei einer Teilgruppe, die unter Chemikalien und durch Gerüche verursachte Atemwegssymptomatik litt, fest, dass den Reaktionen ein sich dauerhaft auswirkender physiologischer Mechanismus zugrunde zu liegen scheint. Nur in wenigen Ausnahmefällen könne sich Stress noch als zusätzlicher Störfaktor auswirken.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, April 2008

Literatur: Millqvist E., Mechanisms of increased airway sensitivity to occupational chemicals and odors, Asthma and Allergy Research Group, Department of Respiratory Medicine and Allergy, Sahlgrenska Academy at Göteborg University, Göteborg, Sweden. Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2008 Apr;8(2):135-9.

Angst und Depressionen zu Leibe rücken

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Neben medikamentöser Behandlung und Psychotherapie kann es für Menschen mit Angsterkrankungen und Depressionen zusätzlich sehr hilfreich sein, ihre Ernährung entsprechend auszurichten. Eine ausgewogene Ernährung, Vermeidung von Allergenen und gezielte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln gehören hierzu genauso, wie die Vermeidung von Nahrungsmitteln, die dafür bekannt sind, leicht Angstzustände oder Depressionen zu verursachen oder solche vortäuschen.

Nahrungsmittel können zwar keine Angsterkrankung oder Depressionen heilen, jedoch kann eine Änderung der Essgewohnheiten und Vermeidung bestimmter Nahrungsmittel bei manchen Betroffenen enorme Unterstützung bedeuten.

Viele kleine Mahlzeiten verteilt über den Tag einnehmen
Große Zwischenräume zwischen den Mahlzeiten oder Überspringen von Mahlzeiten kann zu niedrigem Blutzucker führen. Dies kann Zittern, Nervosität und Reizbarkeit auslösen. Deshalb ist es ratsam, mehr komplexe Kohlenhydrate (Stärken) und weniger einfache Kohlenhydrate (Zucker) zu konsumieren. Von kohlenhydratreichen Mahlzeiten und Snacks wird angenommen, dass sie die Menge des Botenstoffs Serotonin im Gehirn steigern, was einen beruhigenden Effekt hat. Komplexe Kohlenhydrate benötigen zusätzlich einen längeren Zeitraum zur Verstoffwechselung, was verhindert, dass der Blutzucker zu schnell fällt.

Allergene als Auslöser von Angst und Depressionen
Es wird leider noch immer viel zu selten darüber informiert, dass Nahrungsmittel nicht nur in der Lage sind körperliche Symptome auszulösen, sondern auch die Stimmung eines Allergikers beeinflussen können. Einige Allergene der „Top 10 Liste“, wie bspw. Weizen, Milch, Zucker, Eier, Schokolade, Orangen und Erdnüsse zählen hierzu, doch auch jedes andere Nahrungsmittel oder eine Histaminintoleranz vermag bei bestimmten Menschen eine Gehirnallergie auszulösen und kann dadurch auch zu Angstzuständen, Panikattacken, Depressionen bis hinzu Suizidgedanken führen. Eine Weglassdiät führt bei diesen Menschen nicht selten zu drastischer Verbesserung und in manchen Fällen sogar zu Symptomfreiheit.

Serotonin in der Nahrung gegen Angst
Nahrungsmittel in den Speiseplan aufzunehmen, die Tryptophan enthalten, ist sehr hilfreich. Die Aminosäure Tryptophan wird in unserem Körper in Serotonin umgewandelt und wirkt dadurch Angst und Depressionen entgegen. Tryptophan ist besonders in Milch, Bananen, Geflügel, Soja, Nüssen, Sesam, Käse, Erdnussbutter und Hafer enthalten. Bei Aufnahme dieser Nahrungsmittel in den Speiseplan muss man jedoch unbedingt auf  Allergien achten, um eventuelle allergische körperliche Reaktionen oder Gehirnallergien zu vermeiden.

Wasser – Trinken, Trinken, Trinken
Sehr wichtig ist es für Angstpatienten, immer für ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu sorgen. Selbst leichte Dehydrierung kann die Gemütsverfassung beeinträchtigen und Ängste verstärken oder hervorrufen. Es kommt jedoch sehr auf das richtige Getränk an. Alkohol beispielsweise hat zwar einen sehr raschen beruhigenden Effekt für die meisten Menschen, aber er kann, sobald er im Körper verstoffwechselt wird, angstartige Symptome hervorrufen. Kaffee kann Angst, Panikattacken und Depressionen auslösen. Das darin enthaltene Koffein ist ein Stimulans, das einen zittrig und nervös werden lassen kann. Außerdem ist Koffein in der Lage, den Schlaf zu beeinflussen. Es ist stattdessen ratsam, möglichst viel gutes Wasser aus Glasflaschen oder gefiltertes Wasser, sowie Obst- und Gemüsesäfte zu sich zu nehmen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Literatur:

Mayo Klinik, Coping with anxiety disorder can be difficult, May 7, 2007Jahng.

JW, Kim JG, Kim HJ, Kim BT, Kang DW, Lee JH., Chronic food restriction in young rats results in depression- and anxiety-like behaviors with decreased expression of serotonin reuptake transporter, Brain Res. 2007 May 30;1150:100-7

Patrick Holford, Optimale Ernährung für die Psyche, Veda Nutria, 2003Nardi AE, et al. Caffeine Challenge Induced Panic Attacks in Patients with Panic Disorder, Compr Psychiatry. 2007;48:257-263

Anmerkung:

Informationen in diesem Artikel dienen nicht als Aufforderung zur Selbstbehandlung. Jede Therapie, Einnahme von Nährstoffen oder spezielle Diäten sollten immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Farbstoffe rauben die Intelligenz von Kindern

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Hunderte von Nahrungsmitteln werden in nicht allzu ferner Zukunft eine neue Zutatenliste auf der Packung aufweisen. Der Grund ist eine im Lancet veröffentliche englische Studie, die aufdeckte, dass einige häufig verwendete Farb- und Konservierungsstoffe für das Gehirn von Kindern genauso schädlich sein können, wie früher das Blei aus Benzin. Die englische Behörde für Nahrungsmittelsicher-heit FSA, appelliert derzeit an die die Vernunft der Nahrungsmittelindustrie, doch möglicherweise werden auch Gesetze erlassen.

Nahrungsmittel ohne Farbe sind unbeliebt

„Das Auge isst mit“, nehmen Hersteller von Nahrungsmittel zum Anlass, um Nahrungsmittel durch Farbgebung ansehnlicher und oft auch frischer aussehen zu lassen. Bonbons ohne Farbe beispielsweise werden kaum verzehrt, sie gelten als langweilig und nicht ansprechend. Künstliche Farbstoffe gehören zu den zehn häufigsten Nahrungsmittelallergenen. Künstliche, wie auch natürliche Farbstoffe können Asthma, Allergien, Hyperaktivität, Schockreaktionen und, wie eine aktuelle englische Studie belegt, auch schwere Langzeitfolgen verursachen.

Kinder werden wütend und hyperaktiv

Prof. Dr. Jim Stevenson von der University Southampton untersuchte mit seinem Team eine Gruppe von 153 Kindern im Alter von 3 Jahren und eine zweite Gruppe von 144 Kindern im Alter von 8 und 9 Jahren. Diese Kinder bekamen Getränke mit Farb- und Konservierungsstoffen (Tatrazine – E102, Sunset Yellow – E110, Natrium- benzoat E-211, Allura Red E129, Carmoisine E-122 und die Azofarbe Ponceau E124), über einen längeren Zeitraum zu trinken. Um objektive Ergebnisse zu erzielen, arbeiteten die Wissenschaftler im doppelblind Verfahren und mit Placebos. Stevenson stellte fest, dass die Kinder, die Farb- und Konservierungsmittel verabreicht bekamen, zum Teil sehr auffällig wurden. Erstaunlich war, dass Eltern, Lehrer, wie auch untersuchende Ärzte beobachteten, dass Hyperaktivität innerhalb einer Stunde nach Genuss des farbigen Getränks eintrat. Die „E-Nummern“ verursachten bei den Kindern Verwirrtheit, Hyperaktivität, Wutausbrüche, verminderte Aufmerksamkeit und, was das Schlimmste war, sie verringerten auf längere Sicht deren IQ um durchschnittlich 5,5 Punkte.

E-Nummern sind die Übeltäter, nicht die Kinder

Die in der renommierten medizinischen Fachzeitung Lancet veröffentlichte Studie offenbarte, dass alle dreijährigen Kinder, denen von den Wissenschaftlern bestimmte Farbstoffe verabreicht worden waren, signifikante schwere Auswirkungen zeigten. Auch die Gruppe der acht- bis neunjährigen Kinder reagierte signifikant und schwerwiegend auf Farbstoffe, wenn das Getränk regelmäßig konsumiert wurde.

Manche Farbstoffe machen dumm

Prof. Stevenson äußerte in einem 18-seitigen Brief gegenüber der Behörde für Nahrungsmittelsicherheit FSA, dass schnellstmöglich ein Verbot der besagten Farbstoffe erfolgen müsse, da er und sein Team festgestellt hätten, dass die Forschungsresultate bei den Kindern denen ähnelten, die Kinder in den frühen Achtzigern aufwiesen, deren Gehirn Einbussen durch bleihaltigen Kraftstoff aufwiesen. Damals wurde wissenschaftlich bestätigt, dass der IQ der Kinder sich verringerte. Als Konsequenz wurde bleihaltiges Benzin vom Markt genommen, und genau dies müsse auch im Fall der besagten Farbstoffe geschehen.

Wissenschaftler mahnen zum schnellen Handeln

Dass Farbstoffe schwerwiegende Auswirkungen haben, ist schon über zwei Jahrzehnte bekannt, und eigentlich hätte man schon viel eher handeln müssen, argumentierte Prof. Stevenson, doch nun läge die Bestätigung durch eine kontrollierte Studie mit einer repräsentativen Gruppe von Kindern vor und ließe keinen Spielraum mehr. Lediglich zum Konservierungsstoff Natriumbenzoat bat sich der Wissenschaftler weitere Forschungsmöglichkeit aus, um deren Konsequenzen für die Gesundheit umfassender untersuchen zu können. Die Industrie schaut dem mit Sorge entgegen, denn der Konservierungsstoff wird bspw. vielen Limonaden und Cola zugesetzt, und man wird so schnell keinen vergleichbaren Ersatz gegen Schimmelbildung finden. Ähnlich geht es mit anderen Produkten wie Erdbeeren in Dosen, auch hier gibt es Probleme, wenn bestimmte Zusatzstoffe wegfallen. Dies kann sogar dazu führen, dass der Verbraucher ein bestimmtes Produkt für eine Weile nicht mehr in den Regalen finden wird. Doch dass es auch ohne bedenkliche Farb- und Konservierungsstoffe geht, machen Bioanbieter schon lange vor, und daher dürfte es auch der konventionellen Nahrungsmittelindustrie auf Dauer nicht schwer fallen, Alternativen zu finden und die Regallücken wieder zu füllen – mit gesünderen Produkten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, April 2008

Literatur:

Donna McCann, Angelina Barrett, Alison Cooper, Debbie Crumpler, Lindy Dalen, Kate Grimshaw, Elizabeth Kitchin, Kris Lok, Lucy Porteous,Emily Prince, Edmund Sonuga-Barke, John O Warner, Jim Stevenson, Food additives and hyperactive behaviour in 3-year-old and 8/9-year-old children in the community: a randomised, double-blinded, placebo-controlled trial, Lancet, September 6, 2007 DOI:10.1016/S0140-6736(07)61306-3

Schwedische Behörden verbieten Duftstoffe in Krankenhäusern

antiduftstoffzeichen-ii.jpgNachdem es in den USA und Kanada bereits viele Krankenhäuser, Schulen und Universitäten gibt, die Duftstoffe wie Parfüm, Deo, After Shave, Weichspüler, etc. verbieten, soll nun auch in Schweden Vernunft zum Wohle der Gesundheit eintreten. Insbesondere sollen Personen mit Allergien und Multiple Chemical Sensitivity (MCS) durch ein Duftstoffverbot geschützt werden. Diese Personengruppen erleiden bei minimalem Kontakt bereits leichte bis sehr schwere Symptome, die von Kopfschmerzen, Hautreaktionen, asthmatischen Beschwerden bis zu Schockreaktionen reichen können.

Der Grund des Duftstoffverbotes besteht darin, dass ca. 6% der Bevölkerung Schwedens bereits unter einer Hypersensibilität gegenüber Duftstoffen leidet. Das kommt bisherigen amerikanischen und kanadischen Erhebungen nahe, auch dort leiden immer mehr Menschen unter körperlichen Beschwerden, wenn sie mit Duftstoffen bereits in geringer Konzentration in Kontakt kommen. Dies hat sogar ganze Städte, bspw. Flagstaff oder Calgary, dazu bewogen, den Duftstoffen den Kampf anzusagen. Kein leichtes Unterfangen, denn die Duftstoffindustrie steht sofort Gewehr bei Fuß und versucht mit Gegenkampagnen solche Bestrebungen zu unterbinden.

In der Region Göteborg werden von dem geplanten Duftstoffverbot in Krankenhäusern etwa 50.000 Angestellte betroffen sein, hinzukommen Patienten, die in den medizinischen Einrichtungen Behandlung bekommen. Eine sinnvolle Maßnahme, wenn man bedenkt, dass viele Parfüms aus mehreren Hundert chemischen Einzelsubstanzen bestehen, die kranke Menschen leichter beeinträchtigen und deren Genesung verzögern oder in Frage stellen können.

In Deutschland steht man Duftstoffverboten bisher konträr gegenüber. Außer drei Warnmeldungen des Umweltbundesamtes erfuhren Allergiker und MCS Erkrankte bisher keine Unterstützung. Im Gegenteil, die Zahl der öffentlichen Gebäude und Krankenhäuser, die Duftvernebler installieren, nimmt zu, sehr zum Leidwesen von Menschen, die auf diese Duftstoffchemikalien reagieren.

Die Krankenhausbehörde von Göteborg/Schweden bereitet derzeit einen Maßnahmenkatalog vor, der Duftstoffverboten in den USA nachkommt. Parfüms und andere stark duftende Produkte des persönlichen Bedarfs sollen in Krankenhäusern verboten werden. Insgesamt 49 Gemeinden in der Region Göteborg streben die Einführung eins vollständigen Duftstoffverbotes an, war von der schwedischen Online Zeitung „The Local“ zu erfahren.


Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, März 2008

Vorsicht: Duftstoffallergie durch Patchtest ausgelöst

Patchtest für Allergien Die Tendenz zu Allergien in der Bevölkerung ist steigend. Einer allergischen Reaktion muss eine Sensibilisierung vorangehen, die durch Kontakt eintritt. Zur Ursachenfindung setzen Allergologen standardmäßig Epikutantests, so genannte Patchtests, ein. Die dermatologische und allergologische Abt. des St John’s Institute of Dermatology und des St. Thomas‘ Hospital in London fand nun heraus, dass der in der Basistestserie für Kontaktallergene enthaltene Duftstoffmix I manche Patienten sensibili-siert. Patchtests auf Duftstoffe sind somit nicht mehr länger als unbedenklich zu bezeichnen, denn wurde eine Sensibilisierung erst einmal erworben, bleibt sie in der Regel ein Leben lang bestehen.

Kontaktallergien sind häufig
In Deutschland leiden ca. 15-20% der Bevölkerung unter mindestens einer Kontaktallergie. Eine solche Allergie entwickelt sich in der Regel erst im Verlauf von Jahren und ist daher, im Gegensatz zu Erwachsenen, bei Kindern unter zehn Jahren nur selten anzutreffen. In Ausnahmefällen ist eine Sensibilisierung jedoch auch innerhalb von sieben bis zehn Tagen möglich.
Duftstoffe sind nach Nickel die häufigsten Auslöser für Allergien. Es gibt etwa eine halbe Million Duftstoffallergiker in Deutschland. Im Kosmetik- und Waschmittelbereich sind kaum noch Produkte ohne Duftstoffe zu finden.

Kann der Duftstoffmix I eine aktive Sensibilisierung bewirken?
Aktive Sensibilisierung durch Epikutantests ist ein seltenes Phänomen, denn wenn eine Sensibilisierung tatsächlich eintritt, kann dies für diejenigen, die sich diesem Goldstandard zur Untersuchung von Kontaktallergien unterziehen, unerwünschte Konsequenzen nach sich ziehen. Ob dies auf die üblich getesteten Kontaktallergene eintreten kann, wurde in London im St John’s Institute of Dermatology und im St. Thomas Hospital untersucht.

Das Ziel der Studie bestand darin, durch eine retrospektive Analyse herauszufinden, ob eine solche Sensibilisierung als Folge einer normalen Patchtest – Standartaustestung, wie sie bei Allergologen täglich durchgeführt wird, stattfinden kann. Hierzu wurden die Resultate von 241 Personen vorgenommen, die zweimal einem Epikutantest unterzogen wurden. Die Patientengruppe stammte aus einer englischen Einrichtung, in der jährlich etwa 1500 Personen untersucht werden. Es wurden folgende elf verbreitete Allergene aus der empfohlenen (europäischen) Basis-Serie für Kontaktallergene auf eine positive Reaktion bei den Patienten geprüft: Nickelsulfat, Perubalsam, Duftstoffmix I, Paraphenylendiamin, Kolophonium, Epoxidharz, Neomycin, Hexamethylentetramin, Thiurammix, Sequiterpen/Lakton-Mix, para-tert.-Butylphenolharz.

Allergietest „Duftstoffmix I“ sensibilisiert Patienten
Die Londoner Wissenschaftler stellten fest, dass nur der Duftstoffmix I eine statistisch signifikante erhöhte Rate von positiven Ergebnissen bei der zweiten Ablesung im Vergleich zur Ersten (P=0.011) ergab. Dieser Trend blieb bestehen, als separat eine Untergruppe von 42 Personen ausgewertet wurde, die innerhalb eines Jahres wiederholt getestet worden war. Diese erweiterte Analyse wurde durchgeführt, um den potentiellen störenden Einfluss durch eine erhöhte Anwendung von Duftstoffen bei dem großen Zwischenraum zwischen den Tests zu minimieren. Um den störenden Einfluss des Alters auf die Daten zu reduzieren, berechneten die Mediziner der beiden englischen Kliniken die zu erwartenden Häufigkeiten von positiven Ergebnissen mit dem Duftstoffmix I aufgrund früher publizierter Daten ihrer Einrichtung. Dabei zeigte sich ein deutlicher Überschuss von beobachteten Fällen im Vergleich zu den berechneten Zahlen, insbesondere bei Frauen im Alter von 40-60 Jahren.

Fazit
In ihrem Studienergebnis teilten die Wissenschaftler des St John’s Institute of Dermatology und des St. Thomas‘ Hospital in London mit, dass sie befürchten, dass tatsächlich eine aktive Sensibilisierung gegenüber dem Duftstoffmix I eintreten kann. Eine ähnliche Analyse von einer anderen großen Gruppe mit der besagten Standardmethodologie hätte die von ihren ermittelten Daten noch zusätzlich unterstützt. So genannte Patchtests sind demnach zwar sinnvolle Testverfahren zur Ermittlung von  herkömmlichen Kontaktallergien, aber bei der Ermittlung einer Duftstoffallergie sollte zukünftig auf das durch den Test entstehende Risiko einer Sensibilisierung hingewiesen werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Jan. 2008

Literatur:
White JM, McFadden JP, White IR., A review of 241 subjects who were patch tested twice: could fragrance mix I cause active sensitization? Department of Cutaneous Allergy, St John’s Institute of Dermatology, St Thomas‘ Hospital, Br J Dermatol. 2008 Jan 17

Umweltmedizin: Chemical Sensitivity (MCS) durch Farbstoffe in Bonbons

kind-mit-maske.jpg Nahrungsmittel ohne Farbstoffe sind in unserer heutigen Gesellschaft nahezu undenkbar. Bonbons sieht man ihren Farbstoffgehalt an, doch sie werden ganz selbstverständlich auch Wurst, genauso wie Medikamenten, oder Butter zugesetzt. Künstliche Farbstoffe gehören zu den zehn häufigsten Nahrungsmittelallergenen (1). Künstliche wie auch natürliche Farbstoffe können Asthma, Allergien, Hyperaktivität, sogar Anaphylaxis, und schwere Langzeitfolgen verursachen. Der Zusammenhang zwischen Farbstoffen und Allergien gilt als lange bekannt, ist jedoch allgemein unterdiagnostiziert (2,3). Provokationstests sind Pricktests diagnostisch überlegen (3,4,7). Bei Allergien auf Farbstoffe ist Meidung die einzig wirksame Therapie.

Japanische Wissenschaftler der Universität von Yokohama dokumentierten den Fall eines fünfjährigen Mädchens, bei dem eine schwere Chemikalien- sensitivität (MCS) und eine Medikamenten- unverträglichkeit attestiert wurde, welche durch Süßigkeiten, die mit Azofarbstoffen gefärbt waren, ausgelöst wurde (2). Das Kind musste aufgrund der MCS im weiteren Verlauf die Schule wechseln.

Farbstoffe in Nahrungsmitteln
„Das Auge isst mit“, nehmen Hersteller von Nahrungsmittel zum Anlass, um Nahrungsmittel durch Farbgebung ansehnlicher und oft auch frischer aussehen zu lassen. Die meisten Farbstoffe dienen ausschließlich der Optik. Bonbons ohne Farbe beispielsweise werden kaum verzehrt, sie gelten als langweilig und nicht ansprechend. Andere Farbstoffe werden zugesetzt, um Farbschwankungen von Nahrungsmitteln auszugleichen, die durch unterschiedliche Erntezeit bedingt sind. Ungefähr 40 Lebensmittelfarbstoffe, gewonnen aus tausenden von chemischen und natürlichen Verbindungen, sind zugelassen, sie schließen die Farbpalette fast lückenlos. Zu ihnen gehören sogar Metalle wie Aluminium, Silber und Gold, die zum Einsatz kommen, wenn nur die Oberfläche eingefärbt werden soll. Am stärksten verbreitet sind rote, gelbe, orange und schwarze Farbtöne. Blau findet sich wegen seines „Chemiecharakters“, außer bei Süßigkeiten, eher selten.

Sind Farbstoffe in Nahrungsmitteln unbedenklich?
In Nahrungs- und Genussmitteln werden natürliche, künstliche und naturidentische Farbstoffe eingesetzt. Die wenigsten Farbstoffe sind jedoch pflanzlichen Ursprungs, meistens stammen sie aus dem Chemielabor und sind synthetische Nachbildungen von in der Natur vorkommenden Substanzen oder gänzlich chemische Kreationen. Chemische Farbstoffe haben keinen guten Ruf, da sie als Allergieauslöser bekannt sind und sogar Krebs auslösen können. Den schlechtesten Ruf besitzen Azofarbstoffe, die in Nahrungsmitteln, Kosmetika und Medikamenten eingesetzt werden. Sie wurden ursprünglich aus Teer hergestellt, später dann auf Erdöl- oder Erdgasbasis und gelten als die gesundheitsschädlichste Farbstoffgruppe. Ihr Vorteil ist, dass sie hitze- und lichtunempfindlich sind, meist säurestabil und zudem sehr viel preisgünstiger als natürliche bzw. naturidentische Farbstoffe. Der gelbe Azofarbstoff Tatrazin gilt als besonders bedenklich (6, 8, 9, 17,18) wie das nachfolgende Fallbeispiel veranschaulicht. Gefährdet sind vor allem Menschen, bei denen eine Aspirinunverträglichkeit vorliegt (3,17,18).

Farbstoffe können, wie bestimmte Nahrungsmittel, versteckte Ursache für viele Beschwerden sein. Sie sind als Auslöser für Asthma, Hautreaktionen, Schwellungen, Kopfschmerzen, Hyperaktivität, ADHD, Bettnässen, Ohrenentzündung und in schweren Fällen sogar Anaphylaxis bekannt (4,7,9,10,12,17,18). Nur ein Provokationstest bringt letztendlich objektive Bestätigung (3,5,6,7,9,10). Pricktests zeigen oft keine verlässlichen Resultate.

Fallbeispiel: Azofarben – Auslöser von Chemikaliensensitivität (MCS) und schwerer Medikamentenunverträglichkeit
Welche tragischen nachhaltigen Konsequenzen bereits geringe Mengen von Farbstoffen haben, wurde  durch einen Fallbericht über ein kleines japanisches Mädchen deutlich, das durch Genuss von bunten Bonbons eine Multiple Chemical Sensitivity und Medikamentenunverträglichkeiten entwickelte. In der allergologischen Abteilung der Yokohama Universität wurde der Fall genauestens untersucht und dokumentiert (3).

Das fünfjährige Mädchen litt unter schweren wiederkehrenden Reaktionen, begleitet von Urticaria (Nesselsucht), Quincke Ödem, Atemnot, Kopfschmerzen, Verlust des Bewusstseins und Bauchschmerzen, die nicht zu bekämpfen waren. Die Beschwerden verschlimmerten sich durch verschiedene Behandlungen mit Antihistaminika und intravenös verabreichten Corticosteroiden. Der Zustand des Mädchens verschlechterte sich so weit, dass es in die Notaufnahme des Krankenhauses eingewiesen werden musste. Dort besserten sich die Symptome, bis auf Schwellungen und leichtes Fieber. Die Ärzte der Klinik ordneten daraufhin Kontrolle und Beobachtung der Ernährung zuhause an.

Das Führen eines Ernährungstagebuches deckte letztendlich auf, dass die Symptome jeweils nach dem Essen von farbigen Süßigkeiten wie Bonbons und Jellybeans (knallig bunte Zuckerdragees) auftraten. Die Ärzte der University of Yokohama brachten die Reaktionen des Mädchens daraufhin mit Azofarben in den Süßigkeiten in Zusammenhang. Die Mutter erinnerte sich, dass der erste schwere Vorfall erstmalig unmittelbar nach dem Essen von roten Bonbons (sie enthielten Tatrazin und Brillantblau) aufgetreten war.
Es wurden deshalb offene Provokationstests (mit Einwilligung der Eltern) mit Nahrungsmittelzusatzstoffen und entzündungs-hemmenden Medikamenten (NSAIDs) nach Elimination der Süßigkeiten durchgeführt. Die Tests brachten den Nachweis, dass sie auf Azofarbstoffe, Aspirin, Benzoesäure, Acetaminophen und Anästhetika reagiert. Ein Pricktest mit diesen Substanzen brachte kein Ergebnis.

Nachdem Azofarben in der Ernährung des Kindes vermieden wurden, traten die Schwellungen und das leichte Fieber nur noch sehr selten auf. Das Mädchen litt jedoch häufig unter Ausschlag, Schwindel, Kopfschmerzen, Erschöpfung, Engegefühl auf der Brust und Übelkeit, obwohl vermutete Auslöser weggelassen wurden. Die Ärzte stellten fest, dass sie mit diesen Symptomen nun auf viele chemische Gerüche wie Zigarettenrauch, Desinfektionsmittel, Ethanol, Weichspüler und Waschmittel, Lösemittel, Reinigungsmittel, Parfüm und Haarpflegemittel reagierte. Sie bekam die Diagnose schwere Multiple Chemical Sensitivity (MCS), ausgelöst durch Azofarbstoffe. Zur Stabilisierung wurden ihr Vitamine und Glutathion verabreicht. Die Aktivitäten des Mädchens wurden durch die MCS im Alltag in öffentlichen Bereichen sehr stark eingeschränkt. Weil sie Symptome in einigen Räumlichkeiten der Klinik bekam, stellten die Ärzte dort vor ihren Besuchen einen Luftfilter im Raum auf. Auch in der Schule bekam das Mädchen Beschwerden durch Schulmaterialien und Reinigungsmittel. Als die Schule den Eltern verweigerte, einen Luftfilter in der Klasse aufstellen zu dürfen, musste das Mädchen die Schule wechseln. Am Ende zogen die Eltern mit ihrem Kind aufs Land, wo es eine alte Schule besuchen konnte, in der sie symptomfrei am Unterricht teilnehmen konnte.

Autor: Silvia K. Müller, CSN, Januar, 2008

Literatur:

  1. Speer F., Food allergy: the 10 common offenders. Am Fam Physician. 1976 Feb;13(2):106-12
  2. Wilson BG, Bahna SL., Adverse reactions to food additives, Allergy and Immunology Section, Louisiana State University Health Sciences Center, Ann Allergy Asthma Immunol. 2005 Dec;95(6):499-507
  3. Naoko Inomata, Hiroyuki Osuna, Hiroyuki Fujita, Toru Ogawa and Zenro Ikezawa, Multiple chemical sensitivities following intolerance to azo dye in sweets in a 5-year-old girl. Allergology International 2006;55(2):203-205
  4. Wilson BG, Bahna SL., Adverse reactions to food additives, Allergy and Immunology Section, Louisiana State University Health Sciences Center, Ann Allergy Asthma Immunol. 2005 Dec;95(6):499-507
  5. Huijbers GB, Colen AA, Jansen JJ, Kardinaal AF, Vlieg-Boerstra BJ, Martens BP, Masking foods for food challenge: practical aspects of masking foods for a double-blind, placebo-controlled food challenge.Department of Human Nutrition, TNO Nutrition and Food Research Institute, Zeist, The Netherlands. J Am Diet Assoc. 1994 Jun;94(6):645-9
  6. Orchard DC, Varigos GA. Fixed drug eruption to tartrazine, Dermatology Department, Royal Children’s Hospital, Melbourne, Victoria, Australia. Australias J Dermatol. 1997 Nov;38(4):212
  7. Boris M, Mandel FS., Foods and additives are common causes of the attention deficit hyperactive disorder in children. Ann Allergy. 1994 May;72(5):462-8
  8. Thuvander A., Hypersensitivity to Azo coloring agents. Tartrazine in food may cause rash and asthma, Lakartidningen. 1995 Jan 25;92(4):296-8.
  9. Mikkelsen H, Larsen JC, Tarding F., Hypersensitivity reactions to food colours with special reference to the natural colour annatto extract (butter colour), Arch Toxicol Suppl. 1978;(1):141-3.
  10. Zenaidi M, Pauliat S, Chaliier P, Fratta A, Girardet JP., Allergy to food colouring. A prospective study in ten children, Tunis Med. 2005 Jul;83(7):414-8
  11. Nish WA, Whisman BA, Goetz DW, Ramirez DA., Anaphylaxis to annatto dye: a case report.Department of Medicine, Wilford Hall USAF Medical Center, Lackland AFB, Texas, Ann Allergy. 1991 Feb;66(2):129-31
  12. DiCello MC, Myc A, Baker JR Jr, Baldwin JL, Anaphylaxis after ingestion of carmine colored foods: two case reports and a review of the literature, Department of Internal Medicine, University of Michigan Medical Center, Allergy Asthma Proc. 1999 Nov-Dec;20(6):377-8
  13. Lucas CD, Hallagan JB, Taylor SL. The role of natural color additives in food allergy. International Association of Color Manufacturers, USA. Adv Food Nutr Res. 2001;43:195-216.
  14. Zenaidi M, Pauliat S, Chaliier P, Fratta A, Girardet JP., Allergy to food colouring. A prospective study in ten children, Tunis Med. 2005 Jul;83(7):414-8.
  15. Kagi MK, Wuthrich B, Johansson SG., Campari-Orange anaphylaxis due to carmine allergy. Lancet. 1994 Jul 2; 344(8914):60-1.
  16. Denner WH., Colourings and preservatives in food, Hum Nutr Appl Nutr. 1984 Dec;38(6):435-49.
  17. Dipalma JR., Tartrazine sensitivity, Am Fam Physician. 1990 Nov; 42(5):1347-50
  18. John Emsley, Was it something you ate? Oxford University Press, 2005

Rücksicht auf Umweltkranke sollte an Schulen selbstverständlich sein

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Gestern bekam ich eine Nachricht über einen Dialog aus dem Forum einer Frauenzeitung. Das Thema drehte sich um die rigide Ausübung der Schulpflicht in Deutschland und deren Anwendung selbst bei kranken Kindern. Diskussionsgegenstand war in diesem Zusammenhang, wie Kinder mit Umweltkrankheiten, auch mit Chemikaliensensitivität (MCS – Multiple Chemical Sensitivity) daran teilnehmen könnten, wenn es entsprechende Rücksicht gäbe. Alternativ wurde diskutiert, ob man die Schulpflicht ganz abschaffen sollte, damit erkrankte Kinder per Fernunterricht unterrichtet werden können.

Ein bbu Mitglied versuchte Außenstehenden auf sachliche Weise klarzumachen, welche Probleme ein chemikaliensensibles Kind in der Schule hat. Sie berichtete über ein ihr bekanntes Ehepaar mit einer chemikaliensensiblen Tochter. Doch dann kam es knüppeldick. Nach allen Regeln der Kunst wurde sie regelrecht in die Ecke gemobbt und das Thema zerstückelt. Sie wurde sogar in die Richtung einer gefährlichen Sekte gerückt. Tja, gute alte Taktik wenn man Probleme mit einem Thema in einem Forum hat, was nicht zum eigenen Image passt oder einen Interessenkonflikt darstellt – man unterstellt, bringt spezielle Schlagworte ein und schon ist der Laden dicht. Genau das war hier auch das offensichtliche Ziel. Als das erfahrene bbu Mitglied sich nicht aus der Ruhe bringen ließ, wurde durch eine Vielschreiberin des Forums eine andere Strategie aufgefahren. Sie wurde verletzend:

Zitat:

„Wenn es denn wirklich so krass sein sollte .. wie J,,.. hier schildert … dann stellt sich mir die Frage: Brauchen solche extrem MCS Kranke denn überhaupt eine Schulbildung … wozu ???

Nicht so wirklich ??? Oder ???

Ich meine, ein Beruf z. B. schließt sich unter solchen Umständen doch aus … Wozu das ganze … zum Selbstzweck???“

Dieser Ball wurde dann von einer anderen Vielschreiberin des Forums aufgefangen und gekontert:

Zitat:

Nun, sie gründen Selbsthilfegruppen, wenden sich an Sat1 und ähnliche Sender und müssen die Verträge lesen und verstehen können, klagen gegen Versicherungen und Rentenkasse, obwohl schon alle Anwälte aussteigen. Das geht kaum ohne Schulbildung.“

Zu guter Letzt wurde der ganze Thread und alle anderen Threads des bbu Mitglieds gelöscht und sie wurde aus dem Forum gebannt. Richtig gehört, die Bekannte der Eltern des kranken Mädchens wurde verbannt, nicht die diskriminierenden „Ladie“. Sie dürfen immer noch munter weiterschreiben im betreffenden Forum.

Insgesamt eine traurige, schockierende Angelegenheit, die von der Frauenzeitung sehr unprofessionell gelöst wurde. Jedenfalls waren Chemikaliensensible, die den Dialog in diesem Forum verfolgt hatten, erschüttert und fühlten sich geradezu als „wertlos“ dargestellt.

In mir bohrte daraufhin die Frage, ob es tatsächlich überzogen ist, um Integration oder um eine Lösung für einen kranken jungen Menschen zu bitten. Persönlich bin ich der Meinung, dass eine Gesellschaft immer nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied und man darauf achten sollte.

Doch wie denken andere?

Ich startete eine Google Suche und gab die Begriffe „schools, scent free, 2007“ ein. Es sind nämlich vor allem Duftstoffe (Parfüms, Deos, Weichspüler, etc.) mit denen chemikaliensensible Kinder Probleme haben. Der Grund besteht darin, dass diese aus vielen Hundert verschiedenen zum Teil hochgiftigen Chemikalien bestehen. Ich gab mir 15 Minuten Zeit um herauszufinden, ob es ganz aktuell überhaupt duftstofffreie Schulen gibt oder ob Chemikaliensensible anmaßend sind und sich in etwas völlig Utopisches verrennen, mit ihrem Wunsch nach Integration und duftfreien Schulen.

Interessant, was ich in Sekundenschnelle auf dem Tisch hatte. Da tauchten Schulen aus allen Teilen der USA und Kanada auf dem Monitor auf, die über eine Regelung in ihrer Schulordnung verfügen, dass die jeweilige Schule duftfrei ist. Manche sind zusätzlich „nussfrei“, weil es auch Kinder gibt, die so allergisch auf Nüsse reagieren, dass sie eine Schockreaktion bei geringstem Kontakt erleiden. Nicht einmal Spuren von Nüssen in anderen Nahrungsmitteln dürfen in diese Schulen mitgebracht werden. Das finde ich korrekt, denn es geht um Menschenleben. Genauso strikt ist man mit der Durchsetzung von Duftverboten, weil es immer mehr Kinder und Lehrer gibt, die unter Allergien und schwerer Chemikaliensensitivität (MCS) leiden. Man möchte sie nicht isolieren. Als weiteren ausschlaggebenden Grund für das herrschende Duftverbot an so mancher Schule, wird das Recht auf saubere, chemikalienfreie Luft angeführt, was allen zugute kommt.

Für diejenigen unter Euch, die etwas Englisch können, schicke ich die Fundstücke meiner Schnellsuche gleich mit. Wer mehr Zeit hat, findet weitaus mehr Schulen, die ein Duftverbot aus Rücksichtname auf Allergiker und Chemikaliensensible haben.

Diskriminierung von Umweltkranken wie sie gestern passiert ist, sollte es generell nicht geben und jeder von uns kann mit den entsprechenden Informationen zur Aufklärung beitragen. In Kanada wäre der Fall wahrscheinlich sogar vor der Menschenrechtskommission gelandet.

Und übrigens, weil es zum Thema passt, vor etwa einer Woche erhielt ich eine Mail von einer amerikanischen Mutter mit der ich in Kontakt stehe. Deren Tochter ist ebenfalls chemikaliensensibel. Molly stand kurz davor, die Schule verlassen zu müssen, weil es ihr täglich schlechter ging. Der Schulleiter, die Lehrer, Eltern und Mitschüler hatten Verständnis und Molly bekam Unterstützung. Sogar der Jahresabschlussball war duftfrei und sie konnte teilnehmen. Die Mutter von Molly berichtete, dass sie zu 95% klarkommt und im Gegensatz zu vorher, ihre Noten hervorragend seinen. Sie hat fünf Einser, zwei Zweier und eine Fünf mit heimgebracht. Der Ausrutscher ist ein Fach, was sie partout nicht mag. Was soll’s! Molly ist unter Gleichaltrigen, kommt jetzt gesundheitlich gut klar und die anderen Mitschüler sind stolz auf sie, genau wie ihre Mutter. Nur deren Mut, mit dem Leiter der Schule zu sprechen, und dessen Offenheit und Menschlichkeit ist es zu verdanken, dass ein junger Mensch trotz Handicap seinen Weg macht.

Eine Integration ist also überhaupt nicht schwer und in anderen Ländern wird sie praktiziert. Warum bei uns nicht? Warum werden hierzulande Chemikaliensensible öffentlich angegriffen und diskriminiert, wo eine Umstellung doch allen zugute käme.

Autor: Silvia K. Müller, CSN

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Einige Beispiele für duftstofffreie Schulen und Universitäten:


School – Community RelationsJefferson City Public Schools

Visitors to the Jefferson City Public Schools will often see signs regarding „Fragrance Free“ zones. We also make every attempt to remind patrons of the district about fragrance free through our news releases to the media.

Fragranced products can cause people with some chronic illnesses to suffer additional and extra symptoms and medical expenses. These include asthma, allergies, sinus problems, rhinitis and migraine headaches. Some authorities and victims also believe that neurological conditions such as ADHD, autism, and other behavioral and learning disorders are exacerbated by fragrances. The Jefferson City School District has students, parents and staff with health conditions that are, at times, severely affected by fragrances. In an effort to help these people enjoy their experience with the Jefferson City Public School District, we respectfully request that all patrons that attend any JCPS event, be as fragrance free as possible by not wearing perfume, aftershave, scented lotions, fragranced hair products, and/or similar products. If you have questions about Fragrance Free, please call us.

has always strived to provide both the best curriculum for their students, as well as the best environment for higher learning. As part of the campus initiatives, the college adopted an important policy several years ago to help ensure everyone is comfortable on a variety of levels, including air quality.

A Fragrance Free Campus – North Seattle Community College


Did you know the school advocates for a pollutant/fragrance free environment? That’s right, the school asks that all individuals be sensitive to air quality, which helps support a more healthful learning/teaching environment. This includes perfumes, fragrances and any other air pollutants which could cause people with allergies to be less comfortable. So…were you made aware of this policy when you first arrived on campus? Did your instructor or other faculty make you aware of this when you were orientated to the college? And more importantly…do you do your part to help keep this clean air initiative in place? Keeping the air clean at North Seattle Community College benefits everyone don’t you think?

SCENT FREE SCHOOL Oliver School

Please remember Oliver School is a “ Scent Free“ School

This limitation includes the use of any product with a strong odor including all perfumes and scented preparations. Due to severe allergy concerns, we request the understanding and co-operation of all students and parents in our efforts to provide a safe and healthy environment for all students and staff members.

Meadowbrook Elementary School (a scent-free school)

„Making a Difference Together“

University of Windsor – Scent-free Guidelines

Please consider how fragrance use affects others who may be highly sensitive. The University Windsor’s „Scent-free Guidelines“ may be viewed at …

St. Peter’s Junior High – Weekly Newsletter

1. Allergies . There are some students with serious, life-threatening nut allergies in our building. Please ensure that your son or daughter does not bring any nuts or food containing nut product to school or on the bus. There are also staff members an d students who have scent allergies. We ask that you help keep our school scent free by not wearing perfumes and colognes while in the building. Thank-you for your cooperation in this important matter.

November School Newsletter 2007-2008 – St. Augustine School

January 2008 St. Augustine School Important Safety Reminders:

1. This school is a nut free and scent free school at all times. Thank you for your help in ensuring that all children are safe at school. Thank you for your assistance.

SHERWOOD ELEMENTARY SCHOOL HANDBOOK 2007 – 2008

Food Allergy – Sherwood School & playground areas are totally „peanut/nut free“ Many students at our school are anaphylactic. Please be diligent and check labels. Please do not send any products that contain peanuts/nuts trace amounts of these products. We appreciate and thank you for your cooperation.

Anaphylactic/Life Threatening ConditionsAll students identified with life threatening allergies/conditions must have an emergency treatment plan in place. This plan is coordinated through Public Health and your family physician. MedicationIf a student requires medication to be administered at school a form must be completed by the family physician before this can occur.

Scent Free – Sherwood is designated as scent free. All staff, students and visitors are asked to refrain from wearing scented products.

Diagnose bekannt – medikamentöse Behandlung nicht möglich

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Krankheitssymptome werden im medizinischen Alltag in der Regel mit entsprechenden Medikamenten behandelt. Nahezu alle marktüblichen Medikamente enthalten chemische Inhaltsstoffe. Patienten mit Chemikalien Sensitivität (MCS) und ihre Ärzte werden hierdurch vor ein Problem gestellt, denn diese Patienten leiden aufgrund von Reaktionen auf Spuren bestimmter Chemikalien häufig unter Medikamentenunverträglichkeit. Der behandelnde Arzt steht dem oft hilflos gegenüber, denn selten sind vor einer erstmaligen Einnahme die Unverträglichkeiten bereits bekannt oder das mit gewissen Substanzen verbundene Risiko wird weit unterschätzt.

Unvorhergesehene Nebenwirkungen
Im Praxisalltag fallen Patienten mit Chemikalien Sensitivität häufig durch schwere unerwartete Reaktionen bei Medikamenteneinnahme oder Verabreichung von Anästhetika auf. Um die Problemstellung Medikamentenunverträglichkeit bei Chemikaliensensiblen besser einordnen zu können, führte die Tokio University of Science in ihrer pharmakologischen Forschungsabteilung eine Studie mit dem Titel „Die Probleme von Patienten mit Multipler Chemikalien Sensibilität bei der Einnahme von Medikamenten“ durch.

Diagnose bekannt – medikamentöse Behandlung nicht möglich

205 Personen, die durch einen Arzt Multiple Chemical Sensitivity (MCS T 78.4) diagnostiziert bekommen hatten, nahmen teil. Die Wissenschaftler erfassten, inwieweit MCS Patienten Schwierigkeiten mit der Einnahme von Medikamenten haben. Die Ergebnisse der Erhebung zeigten, dass 60% der MCS Patienten Schwierigkeiten mit der Einnahme von Medikamenten haben. Die größten Schwierigkeiten hatten Frauen und Personen in der Altersgruppe zwischen 40-59 Jahren, sowie Patienten, die ihre MCS als Folge einer Pestizidexposition oder durch Medikamente entwickelt hatten.

Risiken und Nebenwirkungen zu erwarten

Die Ergebnisse der japanischen Studie zeigten deutlich, dass Lidocain, ein gängiges Betäubungsmittel, bei Patienten mit Chemikalien Sensitivität nahezu nicht anwendbar ist. Weiterhin waren Koffein (oft in Schmerzmitteln enthalten), Aspirin, Chlorphenylamin Maletat, Minocyclin Hydrochlorid, Levofloxacin, etc. für MCS Patienten ungeeignet. Auffallend für die japanischen Wissenschaftler war, dass viele der Patienten, die bestimmte Medikamente nicht tolerieren können, über Allergien in ihrem Werdegang berichteten. Die Pharmakologen schlossen daraus, dass auch Allergien bei den Beschwerden beteiligt sind, die Patienten bei der Einnahme von Medikamenten entwickeln.

Fazit

Aufgrund der Tatsache, dass medikamentöse medizinische Behandlung laut der vorliegenden Studie der University of Tokio für Chemikaliensensible mit erheblichen Risiken verbunden sein kann, ist für einen behandelnden Arzt ohne umfassende Erfahrung mit MCS Patienten, eine Behandlung u. U. riskant. Eine Anfrage bei einer Umweltklinik oder bei einem erfahrenen Umweltmediziner ist ein guter Weg, um die Gefahr von Komplikationen zu reduzieren oder die Prognose für den chemikaliensensiblen Patienten durch geeignete Medikamente oder Betäubungsmittel im Vorfeld einer Operation zu verbessern.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Januar 2008

Literatur:

Suzuki J; Nikko H; Kaiho F; Yamaguchi K; Wada H; Suzuki M., The problems of multiple-chemical sensitivity patients in using medicinal drugs, Faculty of Pharmaceutical Sciences, Tokyo University of Science, Yamazaki, Noda, Japan, Yakugaku Zasshi 2004 Aug;124(8):561-70

Japanische Multicenterstudie zu Multiple Chemical Sensitivity (MCS)

Fragebogen zur MCS Diagnostik

Ein japanisches Wissenschaftlerteam beschreibt Multiple Chemical Sensitivity (MCS) als ein Syndrom, bei dem multiple Symptome durch Chemikalien-exposition im Niedrigdosisbereich eintreten, Details seien bisher ungeklärt. Das Ziel der Ende Dezember 2007 veröffentlichten Multicenterstudie bestand darin, die jeweiligen klinischen Charakteristika bei ärztlich diagnostizierten MCS Patienten zu analysieren. Die Wissenschaftler bewerteten diese spezifischen Charakteristika anhand der 106 Krankenakten von Patienten, bei denen MCS gemäß den international in der Wissenschaft angewendeten Diagnosekriterien, dem American Consensus von 1999, und den japanischen Diagnosekriterien für MCS diagnostiziert worden waren. (1)

 Studiendesign

Das Team führte mittels eines validierten Fragebogens, des Quick Environment Exposure Sensitivity Inventory (QEESI), eine Auswertung subjektiver Symptome der Patienten durch. Anschließend verglichen sie diese QEESI Auswertungs-ergebnisse mit denen von vier Patientengruppen aus den USA, über die Miller und Prihoda zuvor berichtet hatten. Es handelte sich bei den amerikanischen Wissenschaftlern um einen kontrollierten Vergleich von Symptomen und chemischen Intoleranzen, die von Golfkriegsveteranen, Personen mit Implantaten und Personen mit Multiple Chemical Sensitivity berichtet worden waren. (2)  

Patientengruppe

74% des japanischen Patientenkollektivs waren Frauen. Die Mehrzahl der männlichen Patienten war um dreißig Jahre alt, während das Alter der Frauen zwischen 10 und 65 Jahren variierte. Bei den bewerteten verursachenden Faktoren lag bei Männern die Tendenz bei einer Verursachung durch den Arbeitsplatz, während weibliche Patienten eine Vielfalt von Faktoren zeigten.

 Studienergebnis

Allergische Erkrankungen waren bei 84.0% der Patienten vor der Erkrankung präsent. Ein signifikanter Unterschied bei der QEESI Auswertung zwischen Männern und Frauen wurde nur in einem von zehn Punkten gefunden, der Symptomschwere und der Auswirkung der Krankheit im Leben. Jedoch waren alle zehn Bewertungspunkte bei der chemischen Intoleranz bei Frauen signifikant höher als bei Männern, was auf eine schwerere Symptomatik bei der weiblichen Patientengruppe hindeutet. Die durchschnittliche QEESI Punktzahl in der japanischen Patientengruppe lag niedriger, als bei allen vier amerikanischen Patientengruppen mit selbst berichteter MCS. Hierzu ist anzumerken, dass die amerikanischen Patientenkollektive, die zum Vergleich herangezogen wurden – u. a. Implantatpatienten und Golfkriegsveteranen – Extremgruppen darstellen, die nicht unbedingt repräsentativ für die allgemeinen Patienten mit Chemikalien-sensitivität anzusehen sind.

Fazit

Diese japanische Studie ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sich erfreu-licherweise weltweit immer mehr Wissenschaftler adäquat mit dem Thema MCS auseinander setzen und im Stande sind, die Erkrankung zu diagnostizieren.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Literatur:

  1. Hojo S, Ishikawa S, Kumano H, Miyata M, Sakabe K., Clinical characteristics of physician-diagnosed patients with multiple chemical sensitivity in Japan, Department of Environmental Science, Shokei Gakuin University, Japan; Department of Psychosomatic Medicine, The University of Tokyo, Tokyo, Japan; Department of Public Health and Clinical Ecology, Kitasato University School of Pharmaceutical Sciences, Tokyo, Japan., Int J Hyg Environ Health. 2007 Dec 20.
  2. Miller, C.S., Prihoda, T.J., 1999b. A controlled comparison of symptoms and chemical intolerances reported by Gulf War veterans, implant recipients, and persons with Multiple Chemical Sensitivity. Toxicol Ind Health 15, 386-397.  

Anhang

Diagnosekriterien Chemikaliensensitivität (MCS) American Consensus 1999

  1. Die Symptome sind durch (wiederholte chemische) Exposition reproduzierbar
  2. Der Zustand ist chronisch
  3. Minimale Expositionen (niedriger als vorher oder allgemein toleriert) resultieren in Manifestationen des Syndroms
  4. Die Symptome verbessern sich, oder verschwinden, wenn der Auslöser entfernt ist
  5. Reaktionen entstehen auch gegenüber vielen chemisch nicht verwandten Substanzen
  6. Die Symptome betreffen mehrere Organsysteme

Asthma, Allergien, Migräne, Chronic Fatigue Syndrome (CFS) und Fibromyalgie stellen keine Ausschlussdiagnose für MCS dar.