Rücksicht auf Umweltkranke sollte an Schulen selbstverständlich sein

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Gestern bekam ich eine Nachricht über einen Dialog aus dem Forum einer Frauenzeitung. Das Thema drehte sich um die rigide Ausübung der Schulpflicht in Deutschland und deren Anwendung selbst bei kranken Kindern. Diskussionsgegenstand war in diesem Zusammenhang, wie Kinder mit Umweltkrankheiten, auch mit Chemikaliensensitivität (MCS – Multiple Chemical Sensitivity) daran teilnehmen könnten, wenn es entsprechende Rücksicht gäbe. Alternativ wurde diskutiert, ob man die Schulpflicht ganz abschaffen sollte, damit erkrankte Kinder per Fernunterricht unterrichtet werden können.

Ein bbu Mitglied versuchte Außenstehenden auf sachliche Weise klarzumachen, welche Probleme ein chemikaliensensibles Kind in der Schule hat. Sie berichtete über ein ihr bekanntes Ehepaar mit einer chemikaliensensiblen Tochter. Doch dann kam es knüppeldick. Nach allen Regeln der Kunst wurde sie regelrecht in die Ecke gemobbt und das Thema zerstückelt. Sie wurde sogar in die Richtung einer gefährlichen Sekte gerückt. Tja, gute alte Taktik wenn man Probleme mit einem Thema in einem Forum hat, was nicht zum eigenen Image passt oder einen Interessenkonflikt darstellt – man unterstellt, bringt spezielle Schlagworte ein und schon ist der Laden dicht. Genau das war hier auch das offensichtliche Ziel. Als das erfahrene bbu Mitglied sich nicht aus der Ruhe bringen ließ, wurde durch eine Vielschreiberin des Forums eine andere Strategie aufgefahren. Sie wurde verletzend:

Zitat:

„Wenn es denn wirklich so krass sein sollte .. wie J,,.. hier schildert … dann stellt sich mir die Frage: Brauchen solche extrem MCS Kranke denn überhaupt eine Schulbildung … wozu ???

Nicht so wirklich ??? Oder ???

Ich meine, ein Beruf z. B. schließt sich unter solchen Umständen doch aus … Wozu das ganze … zum Selbstzweck???“

Dieser Ball wurde dann von einer anderen Vielschreiberin des Forums aufgefangen und gekontert:

Zitat:

Nun, sie gründen Selbsthilfegruppen, wenden sich an Sat1 und ähnliche Sender und müssen die Verträge lesen und verstehen können, klagen gegen Versicherungen und Rentenkasse, obwohl schon alle Anwälte aussteigen. Das geht kaum ohne Schulbildung.“

Zu guter Letzt wurde der ganze Thread und alle anderen Threads des bbu Mitglieds gelöscht und sie wurde aus dem Forum gebannt. Richtig gehört, die Bekannte der Eltern des kranken Mädchens wurde verbannt, nicht die diskriminierenden „Ladie“. Sie dürfen immer noch munter weiterschreiben im betreffenden Forum.

Insgesamt eine traurige, schockierende Angelegenheit, die von der Frauenzeitung sehr unprofessionell gelöst wurde. Jedenfalls waren Chemikaliensensible, die den Dialog in diesem Forum verfolgt hatten, erschüttert und fühlten sich geradezu als „wertlos“ dargestellt.

In mir bohrte daraufhin die Frage, ob es tatsächlich überzogen ist, um Integration oder um eine Lösung für einen kranken jungen Menschen zu bitten. Persönlich bin ich der Meinung, dass eine Gesellschaft immer nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied und man darauf achten sollte.

Doch wie denken andere?

Ich startete eine Google Suche und gab die Begriffe „schools, scent free, 2007“ ein. Es sind nämlich vor allem Duftstoffe (Parfüms, Deos, Weichspüler, etc.) mit denen chemikaliensensible Kinder Probleme haben. Der Grund besteht darin, dass diese aus vielen Hundert verschiedenen zum Teil hochgiftigen Chemikalien bestehen. Ich gab mir 15 Minuten Zeit um herauszufinden, ob es ganz aktuell überhaupt duftstofffreie Schulen gibt oder ob Chemikaliensensible anmaßend sind und sich in etwas völlig Utopisches verrennen, mit ihrem Wunsch nach Integration und duftfreien Schulen.

Interessant, was ich in Sekundenschnelle auf dem Tisch hatte. Da tauchten Schulen aus allen Teilen der USA und Kanada auf dem Monitor auf, die über eine Regelung in ihrer Schulordnung verfügen, dass die jeweilige Schule duftfrei ist. Manche sind zusätzlich „nussfrei“, weil es auch Kinder gibt, die so allergisch auf Nüsse reagieren, dass sie eine Schockreaktion bei geringstem Kontakt erleiden. Nicht einmal Spuren von Nüssen in anderen Nahrungsmitteln dürfen in diese Schulen mitgebracht werden. Das finde ich korrekt, denn es geht um Menschenleben. Genauso strikt ist man mit der Durchsetzung von Duftverboten, weil es immer mehr Kinder und Lehrer gibt, die unter Allergien und schwerer Chemikaliensensitivität (MCS) leiden. Man möchte sie nicht isolieren. Als weiteren ausschlaggebenden Grund für das herrschende Duftverbot an so mancher Schule, wird das Recht auf saubere, chemikalienfreie Luft angeführt, was allen zugute kommt.

Für diejenigen unter Euch, die etwas Englisch können, schicke ich die Fundstücke meiner Schnellsuche gleich mit. Wer mehr Zeit hat, findet weitaus mehr Schulen, die ein Duftverbot aus Rücksichtname auf Allergiker und Chemikaliensensible haben.

Diskriminierung von Umweltkranken wie sie gestern passiert ist, sollte es generell nicht geben und jeder von uns kann mit den entsprechenden Informationen zur Aufklärung beitragen. In Kanada wäre der Fall wahrscheinlich sogar vor der Menschenrechtskommission gelandet.

Und übrigens, weil es zum Thema passt, vor etwa einer Woche erhielt ich eine Mail von einer amerikanischen Mutter mit der ich in Kontakt stehe. Deren Tochter ist ebenfalls chemikaliensensibel. Molly stand kurz davor, die Schule verlassen zu müssen, weil es ihr täglich schlechter ging. Der Schulleiter, die Lehrer, Eltern und Mitschüler hatten Verständnis und Molly bekam Unterstützung. Sogar der Jahresabschlussball war duftfrei und sie konnte teilnehmen. Die Mutter von Molly berichtete, dass sie zu 95% klarkommt und im Gegensatz zu vorher, ihre Noten hervorragend seinen. Sie hat fünf Einser, zwei Zweier und eine Fünf mit heimgebracht. Der Ausrutscher ist ein Fach, was sie partout nicht mag. Was soll’s! Molly ist unter Gleichaltrigen, kommt jetzt gesundheitlich gut klar und die anderen Mitschüler sind stolz auf sie, genau wie ihre Mutter. Nur deren Mut, mit dem Leiter der Schule zu sprechen, und dessen Offenheit und Menschlichkeit ist es zu verdanken, dass ein junger Mensch trotz Handicap seinen Weg macht.

Eine Integration ist also überhaupt nicht schwer und in anderen Ländern wird sie praktiziert. Warum bei uns nicht? Warum werden hierzulande Chemikaliensensible öffentlich angegriffen und diskriminiert, wo eine Umstellung doch allen zugute käme.

Autor: Silvia K. Müller, CSN

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Einige Beispiele für duftstofffreie Schulen und Universitäten:


School – Community RelationsJefferson City Public Schools

Visitors to the Jefferson City Public Schools will often see signs regarding „Fragrance Free“ zones. We also make every attempt to remind patrons of the district about fragrance free through our news releases to the media.

Fragranced products can cause people with some chronic illnesses to suffer additional and extra symptoms and medical expenses. These include asthma, allergies, sinus problems, rhinitis and migraine headaches. Some authorities and victims also believe that neurological conditions such as ADHD, autism, and other behavioral and learning disorders are exacerbated by fragrances. The Jefferson City School District has students, parents and staff with health conditions that are, at times, severely affected by fragrances. In an effort to help these people enjoy their experience with the Jefferson City Public School District, we respectfully request that all patrons that attend any JCPS event, be as fragrance free as possible by not wearing perfume, aftershave, scented lotions, fragranced hair products, and/or similar products. If you have questions about Fragrance Free, please call us.

has always strived to provide both the best curriculum for their students, as well as the best environment for higher learning. As part of the campus initiatives, the college adopted an important policy several years ago to help ensure everyone is comfortable on a variety of levels, including air quality.

A Fragrance Free Campus – North Seattle Community College


Did you know the school advocates for a pollutant/fragrance free environment? That’s right, the school asks that all individuals be sensitive to air quality, which helps support a more healthful learning/teaching environment. This includes perfumes, fragrances and any other air pollutants which could cause people with allergies to be less comfortable. So…were you made aware of this policy when you first arrived on campus? Did your instructor or other faculty make you aware of this when you were orientated to the college? And more importantly…do you do your part to help keep this clean air initiative in place? Keeping the air clean at North Seattle Community College benefits everyone don’t you think?

SCENT FREE SCHOOL Oliver School

Please remember Oliver School is a “ Scent Free“ School

This limitation includes the use of any product with a strong odor including all perfumes and scented preparations. Due to severe allergy concerns, we request the understanding and co-operation of all students and parents in our efforts to provide a safe and healthy environment for all students and staff members.

Meadowbrook Elementary School (a scent-free school)

„Making a Difference Together“

University of Windsor – Scent-free Guidelines

Please consider how fragrance use affects others who may be highly sensitive. The University Windsor’s „Scent-free Guidelines“ may be viewed at …

St. Peter’s Junior High – Weekly Newsletter

1. Allergies . There are some students with serious, life-threatening nut allergies in our building. Please ensure that your son or daughter does not bring any nuts or food containing nut product to school or on the bus. There are also staff members an d students who have scent allergies. We ask that you help keep our school scent free by not wearing perfumes and colognes while in the building. Thank-you for your cooperation in this important matter.

November School Newsletter 2007-2008 – St. Augustine School

January 2008 St. Augustine School Important Safety Reminders:

1. This school is a nut free and scent free school at all times. Thank you for your help in ensuring that all children are safe at school. Thank you for your assistance.

SHERWOOD ELEMENTARY SCHOOL HANDBOOK 2007 – 2008

Food Allergy – Sherwood School & playground areas are totally „peanut/nut free“ Many students at our school are anaphylactic. Please be diligent and check labels. Please do not send any products that contain peanuts/nuts trace amounts of these products. We appreciate and thank you for your cooperation.

Anaphylactic/Life Threatening ConditionsAll students identified with life threatening allergies/conditions must have an emergency treatment plan in place. This plan is coordinated through Public Health and your family physician. MedicationIf a student requires medication to be administered at school a form must be completed by the family physician before this can occur.

Scent Free – Sherwood is designated as scent free. All staff, students and visitors are asked to refrain from wearing scented products.

15 Kommentare zu “Rücksicht auf Umweltkranke sollte an Schulen selbstverständlich sein”

  1. Mary-Lou 16. Januar 2008 um 23:18

    Die Angelegenheit im Forum dieser besagten Frauenzeitschrift habe ich als extreme Diskriminierung und Verletzung von Chemikaliensensiblen, ebenso auch von Menschenrechten, empfunden. Den ganzen Tag haben mich die Gedanken an dieses menschenverachtende Behandeln von schwer Kranken verfolgt, ja sogar noch bis heute Abend. Eigentlich wollte ich meinen PC garnicht mehr an machen, weil es mir selbst ziemlich übel geht z. Zt. Aber dieses menschenunwürdige Vorgehen, das uns somit allen zuteil wurde, läßt mich nicht los und so hoffe ich, dass es mir nachher besser geht, wenn ich diesen Kommentar beendet habe.

    Es ist schön zu lesen, dass in anderen Ländern ein anderer Weg gegenüber Chemikaliensensiblen eingeschlagen wird. Dass man versucht Umweltkranke im normalen Leben zu halten oder nach Mitteln und Wegen sucht, sie wieder zu integrieren. In Deutschland verfährt man genau anders herum, mit allen Mitteln wird versucht uns zu verdrängen, ja sogar kaputt zu machen. Sei es finanziell, in dem man Chemikaliensensiblen die Rente versagt, oder sei es psychisch. Denn erst durch das allgemein diskriminierende Verhalten uns gegenüber, kann es letztendlich dazu kommen, dass sich bei den Betroffenen psychische Probleme auftreten, wie z.B. Depressionen, weil sie mit der menschenverachtenden Situation nicht zurechtkommen.

    Dieses Vorgehen wird sich sicherlich irgendwann rächen, nämlich spätestens dann, wenn dermaßen viele Personen an Multipler Chemakaliensensitivität erkrankt sind, dass es sogar in Deutschland unmöglich ist, Umwelterkrankungen zu verleugnen. Leider müssen bis dahin viele Menschen weiter leiden, anstatt mit Gegenmaßnahmen weiterer Krankheitsfälle vorzubeugen.

    Die Industrie wird sicherlich Agenturen damit beauftragt haben, in den Foren für entsprechende Stimmung zu sorgen. Aber eines sollten sich diese Schreiberlinge vor Augen halten, MCS kann jeden treffen, auch diejenigen, die alles so professionell zu vertuschen versuchen. Ich denke, irgendwann werden auch sie begreifen…

  2. Mary-Lou 16. Januar 2008 um 23:55

    Leider ist das Wort Rücksicht in Deutschland zum Fremdwort geworden. Nur ganz wenige Menschen nehmen heutzutage Rücksicht auf Andere. Das sind die Auswirkungen des Überflusses, denke ich. Doch eine gut funktionierende Gesellschaft ist auch auf gegenseitige Rücksicht angewiesen.

    Da Chemikaliensensitivität in Deutschland so erfolgreich als nicht existent erklärt wird bzw. nur als psychische Erkrankung in der Öffentlichkeit dargestellt wird, gelten Chemikaliensensible als Hypochonder oder bei vielen unserer Mitmenschen eben als Versager – jedenfalls diejenigen unter uns, die nicht mehr arbeiten können. Daher haben wir keine Lobby und man nimmt auch keine Rücksicht auf uns. Mit Schmarotzern und Faulenzern möchte heutzutage niemand etwas zu tun haben. Das viele Menschen so denken, habe ich schon des öfteren am eigenen Leib zu spüren bekommen. Also ich weiß von was ich rede bzw. schreibe.

    Chemikaliensensibilität ist leider keine Mode-Erscheinung, wie viele Menschen vielleicht denken.

    Wie man in Deutschland z. B. den Nichtraucherschutz angeht, zeigt uns, wer in Deutschland das Sagen hat. Die Tabak-Industrie versucht nun durch finanzielle Unterstützung viele Kneipen in Clubs umzuwandeln, damit sie auch weiterhin mit guten Absatzzahlen rechnen kann. Vermeidung umweltbedingter Erkrankungen ist nicht wirklich ein Ziel in Deutschland. Das kann man auch daran erkennen, dass man das Nichtraucherschutzgesetz in Deutschland im internationalen Vergleich, relativ spät verabschiedet hat. In Deutschland braucht man zukünftig praktisch einen Nichtraucher-Führer, um die vielen Ausnahmen zu durchblicken, da die Regelungen in jedem Bundesland unterschiedlich sind. Ja, das Nichtraucherschutzgesetz ist noch nicht einmal durch den Bund geregelt, nein, die Regierung ist fein raus und hat das Nichtraucherschutzgesetz auf die Bundesländer abgewälzt. Daran kann man ableiten, welches Interesse man seitens der Bundesregierung hat, Umwelterkrankungen zu begrenzen. Die Industrie läßt grüssen!!!

    Die Beispiele aus den USA bzw. aus Kanada sollten uns aber Mut machen, unseren eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen, und das Thema Multiple Chemikaliensensibilität (MCS) auch weiterhin in der Öffentlichkeit zu halten. Wir möchten durch unsere Aufklärung für ein besseres Bewußtsein und auch für mehr Rücksicht und Verständnis in der Bevölkerung gegenüber Chemikaliensensiblen, beitragen.

  3. Juliane 17. Januar 2008 um 00:59

    Liebe Silvia Müller,

    danke, dass Sie dieses Thema aufgreifen. Die von Ihnen zitierte Nutzerin des besagten Forums, die dort so „markische“ Sprüche abgab, wurde von der Frauenzeitschrift nicht gesperrt. Sie durfte heute munter weiter posten.
    Ihre Mitstreiter ebenfalls.

    Die Zeitung hatte ja vor Jahren mal einen Werbe-Slogan „B…….Leser wissen mehr“. In der Tat, über diese Zeitung wissen wir jetzt mehr.

    Offensichtlich hat diese Republik nichts aus ihrer Vergangenheit gelernt.

    Manche offenbaren sich mit ähnlichen Sprüchen sogar vor laufender Kamera:

    Befragt nach den Risiken des Verzehrs chemikalienbelasteter Lebensmittel äußerte sich der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer im Novemer 2005 im ZDF folgendermaßen:

    “ Ein Guter hälts aus, und um einen Schlechten ists net schad“.

    Diese zynische Äußerung zeigt , wo es lang geht.

    Die, die nicht chemiekalienkompatibel sind, werden jetzt aussortiert. Nicht brauchbar für die schöne neue Welt.

  4. Analytiker 17. Januar 2008 um 11:06

    Das allgemeine Verhalten uns Chemikaliensensiblen gegenüber in der Öffentlichkeit sind die Auswirkungen des überall vertretenen Lobbyismus.

    Zynismus und Verachtung, Belächeln und Diskriminieren von Umweltkranken ist in Deutschland an der Tagesordnung. Leider, aber wahr!

    Der Vorfall bei der besagten Frauenzeitschrift B……. verdeutlicht, wie weit die Verflechtungen verlaufen, nämlich sie sind allgegenwärtig.

    Chemikaliensensilbe sind nirgendwo erwünscht. Ich möchte mich Juliane anschließen: Sie werden aussortiert.

    In einer Welt von Glimmer, Reichtum und Erfolg ist für Arme und Kranke kein Platz, schon garnicht für Umweltpatienten. Die werden überall nur verhöhnt und menschenunwürdig behandelt. Das Frauenmagazin B……. ist ein Beispiel dafür, welchen Platz wir in der Gesellschaft inne haben und wie mit unsereinem umgegangen wird.

    Meiner Meinung nach, werden Werte wie gegenseitige Achtung, Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft, oftmals nicht mehr an unsere Kinder weitergeben. Die Folgegeneration wird daher noch rabiater gegen gesellschaftlich Schwache vorgehen.

    Das läßt sich vergleichen mit den aktuellen Vorgängen, wo man in U-Bahn-Stationen auf Leute losgeht, auf sie einschlägt und dann, wenn sie schon am Boden liegen, nochmals nachlegt, ja auf sie eintritt.

    Chemikaliensensible liegen ebenfalls schon auf dem Boden in unserer Gesellschaft und sie bekommen Fußtritte an jeder Ecke.

  5. yol 18. Januar 2008 um 01:13

    Es ist dennoch ein Frage der Zeit, bis die Glimmerwelt , der Reichtum, der Erfolg brüchig wird. Es bröckelt doch an allen Ecken und Enden. Wer heute In ist, ist morgen Out.

    Was mir ausser der Respektlosigkeit und Gefühllosigkeit besonders aufgefallen ist, ist diese wirklich bodenlose Dummheit. Vielleicht resultiert das zur Schau getragene Verhalten grundsätzlich auf einer Dummheitsskale, die nach oben hin offen ist. Ein Mensch, der noch menschliche Gefühle hat und somit auch noch Mensch ist, kann sich so gar nicht benehmen . In besagtem B-Forum sind sehr viele Beiträge für normaldenkende Menschen nicht mal mehr verständlich, so daneben sind sie. Ich bin der Meinung, wir sollten uns so gut und viel wie möglich zur Wehr setzen, dafür auch einige Energie verwenden, doch gegen Dummheit kämpfen, das hat noch niemand geschaftt, das war immer schon vergebens.

    Was mich so aus der Ferne stört, ist die Tatsache, dass das in allen Hinsichten völlig deplazierte Verhalten scheinbar an der Tagesordung ist und als Normalzustand selbstverständlich zu sein scheint. Gesellschaftlich scheint mir das sehr bedenklich zu sein.

    Die Verrohung der Gesellschaft und die fehlgeleitete Entwicklung trifft meistens die schwächeren Glieder (siehe auch psychisch Kranke – heute wie vor meiner Geburt vor 62 Jahren…) Aber eine Masse auch von schwächeren Gliedern in der Kette, ist nicht mehr so leicht platt zu walzen als einzelne…

  6. Janik 18. Januar 2008 um 11:50

    Hallo zusammen,

    das Verhalten der B..garde war völlig daneben und untragbar für den Verlag. Ich würde an deren Stelle einen Austausch meiner bezahlten Forumsschreiberinnen vornehmen. Diese „Ladies“ bringen es nicht.

    Zum Thema passend erschien gerade eine Studie einer Universität aus Schweden. Man untersuchte, warum Kinder in Schulen in China unter Asthma leiden und kam dahinter, daß es meist mit sehr schlechter Außenluft in China zusammenhängt. Aber das war nicht der einzige Punkt, sondern man stellte fest, daß Formaldehyd aus Möbeln eine große Rolle spielt. Auch das Materialien aus neuen Schulgebäuden schuld sind. Darauf hätte die B…garde eingehen können. Schulmöbel, giftige Schulgebäude hätten dann von der Duftstoffproblematik, die nicht ins Konzept passt, abgelenkt und gleichzeitig weiter aufgeklärt. Denn B..Leserinnen haben Kinder und wollen wissen, warum sie kränkeln, schlechte Leistung bringen, nach der Schule ins Bett fallen, dunkle Ringe und den Augen haben, mit Kopfschmerzen heimkommen, kaum noch Luft kriegen nach der Schule,…..

    Was lernt das B… Management – hoffentlich – daraus:
    Lieber etwas mehr ausgeben für gebildete Animateure im B…Forum, die Englisch können und ein Thema auf intelligente Weise aus dem Kakao ziehen, anstatt peinlich und diskriminierend zu werden.

    Gruß,
    Janik

    Asthmatic Symptoms among Pupils in Relation to Winter Indoor and Outdoor Air Pollution in Schools in Taiyuan, China

    Zhao Z, Zhang Z, Wang Z, Ferm M, Liang Y, Norbäck D.

    Department of Occupational and Environmental Medicine, University Hospital and Uppsala University, Uppsala, Sweden.

    Environ Health Perspect. 2008 Jan;116(1):90-7.

    BACKGROUND: There are few studies on associations between children’s respiratory heath and air pollution in schools in China. The industrial development and increased traffic may affect the indoor exposure to air pollutants in school environment. Moreover, there is a need to study respiratory effects of environmental tobacco smoke (ETS) and emissions from new building materials in homes in China.

    OBJECTIVES: We studied the associations between pupils‘ asthmatic symptoms and indoor and outdoor air pollution in schools, as well as selected home exposures, in a coal-burning city in north China.

    METHODS: A questionnaire survey was administered to pupils (11-15 years of age) in 10 schools in urban Taiyuan, collecting data on respiratory health and selected home environmental factors. Indoor and outdoor school air pollutants and climate factors were measured in winter.

    RESULTS: A total of 1,993 pupils (90.2%) participated; 1.8% had cumulative asthma, 8.4% wheezing, 29.8% had daytime attacks of breathlessness. The indoor average concentrations of sulfur dioxide, nitrogen dioxide, ozone, and formaldehyde by class were 264.8, 39.4, 10.1, and 2.3 mug/m(3), respectively. Outdoor levels were two to three times higher. Controlling for possible confounders, either wheeze or daytime or nocturnal attacks of breathlessness were positively associated with SO(2), NO(2), or formaldehyde. In addition, ETS and new furniture at home were risk factors for wheeze, daytime breathlessness, and respiratory infections.

    CONCLUSIONS: Indoor chemical air pollutants of mainly outdoor origin could be risk factors for pupils‘ respiratory symptoms at school, and home exposure to ETS and chemical emissions from new furniture could affect pupils‘ respiratory health.

  7. Juliane 18. Januar 2008 um 13:14

    @ Janik

    Der Strang „Brauchen wir die Schulpflicht“ wurde eröffnet vor dem Hintergrund eines Berichts der Frankfurter Rundschau vom 8.1.2007.

    Dort konnte man unter der Überschrift „Flucht vor der Schulpflicht“ lesen dass, „Eine Bremer Familie emigriert, weil sie ihre Kinder nicht selbst unterrichten darf“. Die Kinder Thomas und Moritz „besuchten zunächst Grundschulen, litten in dieser Zeit unter Alpträumen, Bauch-und Kopfschmerzen…..Deshalb unterrichtete das Paar die Söhne seit 2005 selber.“

    Nun wird in diesem Fall die Schulpflicht in der in der Bundesrepublik üblichen Form mit Bußgeld und möglichem Sorgerechtsentzug ausgeübt. Das hat die Eltern zur Republikflucht bewogen . Die Eltern haben mittlerweile einen Anwalt beauftragt „den Rechtsstreit durch die Instanzen zu treiben- notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte,“ so die FR.

    Soviel zum Anlass, dass Thema Schulpflicht zu eröffen. Deutschland hinkt mit der rigiden Ausübung der Schulpflicht hinter Europa her. Und es ist ein Unding, Kinder in die Schule zu schicken , wenn sie dort immer wieder krank werden. Ein Elternpaar muß das Recht haben, die körperliche und seelische Gesundheit seiner Kinder zu schützen.

    Natürlich muß man in der Argumentation einer solchen Thematik darauf eingehen, dass es häugig gerade die Schadstoffbelastungen in Schulinnenräumen sind, die bei Kindern körperliche und auch psychische Krankheitssymptome hervorrufen können. Zu den Schadstoffen in der Innenraumluft gehören mittlerweile auch Duftstoffe. Darüber auch zu sprechen, ist insbesondere deshalb notwendig , weil es im Gegensatz zu Kanada und Nordamerika in der Bundesreuplik überhaupt keinen öftentlichen Diskurs gibt. Duftstoffe kommen zwar immer mehr zum Einsatz, aber über Risiken und Nebenwirkungen weiss keiner Bescheid. In diesem speziellen Fall nicht einmal der Arzt oder Apotheker.

    Das Thema Duftstoffe wurde urspründlich von einer Vielschreiberin der besagten Frauenzeitschrift in die Diskussion gebracht:

    „herbstblatt2 10.01.2008 00:30
    AW: Brauchen wir die Schulpflicht? Liebe juliane.s,ist mir schon klar, aber ohne die Eltern, als Mediatoren in diesem Fall oder Druckgeber, dass sich ihre Kinder an die Fernschulwebsite setzen, geht das schon gar nicht.Und wie es die crux will, diese, nämlich ganz normale Eltern wie ich und, ich unterstelle mal, wie Du, haben es nicht gelernt Lehrinhalte zu vermitteln und schon gar nicht per „Fern“.Kinder brauchen haptische, olfaktorische … Nähe zum Lernen, genauso wie Erwachsene bzw. noch viel mehr. Es sei denn, sie sind genial.“

    Gerade weil die „erfahrene Mutter“ Herbstblatt auf das olfaktorische Schulerlebnis pochte, war es notwendig darauf einzugehen, was der Riechnerv in einem Schulinnenraum alles verkraften muß.

    Alle Leser und Nutzer des Strangs konnten sich im gesamten Verlauf desselben immer über Links hinsichtlich der eingebrachten Argumente informieren.

  8. Janik 18. Januar 2008 um 14:31

    Danke Juliane für die präzise Hintergrundinformation, sie läßt das menschliche Fehlverhalten noch deutlicher zutage kommen.

    Wie ich schon sagte die Bri…garde hätte sich informieren sollen und dann etwas Konstruktives daraus machen sollen. Warum nicht einen Bericht über Schulen, die Gesundheit der Kinder in Schulen und über die Nöte von Eltern mit kranken Kindern? Das hätte ich der Forumsadministration empfohlen. Das in den Strang geschrieben und diese idiotische Sektenbeschuldigung aufgelöst.

    Nun, wie es so ist, nicht jeder hat das entsprechende Feingefühl, Stil und Niveau. Oder Know How.

  9. Eike 18. Januar 2008 um 15:59

    Diese Sektenbeschuldigungen waren ja wohl das Allerletzte, sie haben mich sehr aufgebracht.
    Interessant war in diesem Zusammenhang, dass nicht nur Juliane sondern auch Carell eine Zugehörigkeit zu Scientology unterstellt wurde.

    Wenn ich es recht in Erinnerung habe, hat Carell in seinen wenigen Beiträgen eigentlich nur auf das Problem von Schadstoffbelastungen in Schulgebäuden aufmerksam gemacht.
    Er verwies z.B. auf einen Beitrag: Steht die Gesundheit unserer Kinder zur Disposition ?(über den Umgang mit Schadstoffbelastungen an Schulen) – übernommen von einem Schreiben des BBU- Fachbereich Schulen (www.bbu-online.de) – zu finden im Internet.
    Weiterhin verwies er auf einen Beitrag vom Sachverständigen für Umweltfragen Dr. Tino Merz (www.dr-merz.com) mit dem Thema:
    VOC in Schulgebäuden
    und er verwies auf eine Interessengemeinschaft schadstoffgeschädigter Schüler und Lehrer mit der Website: http://www.gift-in-schulen.

    Was mag wohl in Köpfen vorgehen, die aufgrund dieser Hinweise an eine Zugehörigkeit zu Scientology denken?

    Das Thema „Gesundheitsgefährdungen durch Schadstoffe in Schulgebäuden“ war den Moderatoren der Frauenzeitschrift B. wohl auch
    ein Dorn im Auge.
    Dieses Thema scheint wohl ein großes Tabuthema zu sein.

    Die Devise – wahrscheinlich nicht nur bei dieser Frauenzeitschrift – heißt wohl:
    Lieber das Thema „Schadstoffbelastungen in Schulgebäuden“ nicht ansprechen, sonst könnten ja Eltern, die sich bisher immer von wahrscheinlich „gekauften“ Experten – deren Taktiken u.a. darin bestehen, zu verharmlosen, zu vertuschen, zu beruhigen – haben dummreden lassen, aufgrund qualifizierter Informationen von unabhängigen Experten plötzlich „erwachen“ und aufmüpfig werden.
    Dass nicht gerade wenige Schulgebäude schadstoffbelastet sind, wird aus den oben erwähnten Beiträgen deutlich.
    Aufgeklärte Eltern (sowie auch Schüler und Lehrpersonen) sind in unserem Lande nicht erwünscht.

  10. Henriette 18. Januar 2008 um 23:20

    Auch ich habe mich extrem über den Vorfall im Forum der besagten Frauenzeitschrift B……. aufgeregt. Mit der Thematik Schadstoffbelastung in Schulgebäuden dermaßen unproffessionell umzugehen, war wirklich keine Glanzleistung.

    Ich denke, dass neben den vielen Fakten zur Schadstoffbelastung in deutschen Schulen auch noch Dr. Tino Merz angesprochen wurde, waren eben zu viele unbequeme Wahrheiten für diese Frauenzeitschrift.

    In anderen Ländern wird alles nur erdenklich mögliche getan, um Kindern eine gute Ausbildung und auch ansonsten ein gesundes Leben zu ermöglichen, Kinder so gut es geht zu fördern. In Deutschland wird aus Angst vor den Konsequenzen schädlicher Umweltfaktoren, alles nur erdenklich mögliche getan, dass sich die Bevölkerung in Sicherheit wiegt, und somit die wahrheiten der Schadstoffbelastung unserer Umwelt und deren möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit, zu vertuschen.

    PR-Agenturen und Presse sind dabei gern eingesetzte Hilfsmittel, die auf Kosten von Kindern und Kranken großes Geld verdienen.

    Anstatt Umweltkranken eine Integration zu ermöglichen, werden sie dadurch völlig überflüssig zu Außenseitern in der Gesellschaft. Chemikaliensensible haben auch eine Menschenwürde und nach dem Grundgesetz das Recht auf Unversehrtheit ihres Körpers, wie jeder andere Bürger dieses Landes auch. Das haben viele Menschen hierzulande vergessen. Sie betreiben eine Hetzkampagne gegen Chemikaliensensible. Das ist wirklich das Allerletzte – Frauenzeitschriften die dabei mitmachen, ebenfalls!!!

  11. Yella 19. Januar 2008 um 22:01

    Ein Zauberword beim Thema Schulen mit Schadstoffbelastung ist
    Social Sponsoring

    Hintergrund
    Die Arbeitsgemeinschaft zur Patienteninformation über Gesundheit und Umwelt e. V. wurde 1995 von zwölf engagierten Ärzten und Apothekern gegründet. Anlass war die Beobachtung, dass immer mehr Patienten in Praxen und Apotheken kamen, die von Schlagzeilen wie „Krebs durch Leggins“ oder „Schule PCB-vergiftet“ verängstigt und verunsichert waren. Hier sachlich aufzuklären, hatte sich unsere Initiative zur Aufgabe gemacht….

    Social Sponsoring
    Unsere Broschüren sind anzeigenfrei. Die Arbeit unserer Initiative kostet aber Geld. Mit der Firma Mylan dura haben wir ein Unternehmen gefunden, dass unsere Ideen und Vorstellungen in Bezug auf eine ernsthafte und seriöse Patientenaufklärung teilt. Die Merck-Tochter unterstützt unsere Arbeit finanziell, übernimmt Verteilung und Versand der Broschüren, und dies alles, ohne Einfluss auf die Inhalte unserer Arbeit zu nehmen.

    Für diese kontinuierliche finanzielle und ideelle Unterstützung seit vielen Jahren bedanken wir uns hiermit ganz herzlich bei Mylan dura……

    http://www.merck-dura.de/dura/patienten-service/magazin/ueberuns.php?PHPSESSID=b

  12. Eike 20. Januar 2008 um 17:01

    hallo Yella,

    danke für den informativen Eintrag.
    In der Liste vom wissenschaftlichen Beirat taucht als erstes Prof. Eikmann auf. Bei Patienteninformationen mit diesem Hintergrund weiß man schon, wo das Pferdchen hinlaufen soll. Da liegt der Verdacht nahe, dass solche Patienteninformationen eigentlich nur Patientenverdummung sein können.

  13. Sweden Allergy School 21. März 2008 um 15:10

    Sweden Allergy School…

    Hi – just wanted to say good design and blog -…

  14. Spider 18. Juli 2008 um 18:21

    Rücksicht nehmen auf Andere wird heute von der Mehrheit nicht mehr gelebt. Rücksicht auf MCS Patienten und Umweltkranke kommt dann noch weiter hinten. Vielen Leuten geht´s noch zu gut.

  15. Juliane 25. April 2009 um 00:17

    Auch bei Gruner und Jahr gab es schon andere Zeiten:

    Zitate aus dem Artikel Brigitte“-Heft 26/1997
    „Schon der Geruch eines fremden Menschen kann sie töten“ von
    Harald Willenbrock

    „Schon der Geruch eines fremden Menschen kann sie töten.“ Mit diesem Titel und dem folgenden Text wird Cindy Duehring im „Brigitte“-Heft 26/1997 als wohl bekannteste MCS-Patientin und Trägerin des alternativen Nobelpreises vorgestellt:

    Die Amerikanerin Cindy Duehring, 35, lebt das unfreiwillige Leben einer Eremitin. Nachdem 1985 ihr Apartment mit einer starken Chemikalie gegen Flöhe behandelt wurde, überlebte sie nur knapp: Ihre Niere versagte, ihr Atem kam zum Stillstand und ihr Immunsystem kollabierte, indem es Antikörper gegen die eigenen Zellen entwickelte. Cindy Duehring ist allergisch gegen sich selbst.

    In den folgenden vier Jahren verschlechterte sich Duehrings Gesundheitszustand immer weiter. Ungefilterte Luft und feinste Spuren von Chemikalien sind seitdem für sie lebensgefährlich. Sie überlebt nur dank ihres hermetisch abgeriegelten Hauses in North Dakota, das aus ungiftigen Materialien gebaut wurde und durch mehrere Filtersysteme von der Außenwelt abgeschirmt ist. Zum letztenmal hat sie dieses Haus im September 1989 verlassen. Weil auch Audioreize Anfälle auslösen, kann Duehring weder telefonieren, fernsehen noch Computer oder sonstige elektrische Geräte benutzen.

    Seit sie in ihrer „Verbannung“ lebt, sammelt Duehring wissenschaftliches Material über die Gefahren chemischer Substanzen. Freiwillige Helfer erledigen für sie die Computer-Recherche und das Abtippen ihres Newsletters „Medical & Legal Briefs: A Referenced Compendium on Chemical Injury“. Diesen Monat erhielt Cindy Duehring für ihre Arbeit den „alternativen Nobelpreis“. Brigitte-Mitarbeiter Harald Willenbrock führte mit Cindy Duehring ein Fax-Interview. Besucher kann sie nur empfangen, wenn diese sowohl die Kleidung wie ihren Körper über längere Zeit ohne Duftstoffe pflegen. Bisher war das ihr Mann der sie wöchentlich einmal besucht und ihre Eltern.

    Cindy Duehring studierte in Seattle Medizin und stand kurz vor ihrem Doktortitel, als ihr Apartment mit Flohpestiziden behandelt wurde. Der Angestellte der Schädlingsbekämpfungsfirma sagte ihr, die versprühten Mittel seien völlig unbedenklich.

    Hätte ich gewußt, wie gefährlich diese Chemikalien tatsächlich sind, hätte ich meine Kleidung als Sondermüll entsorgt. Ich wurde extrem krank, zwang mich aber, weiterzuarbeiten. Weil die ersten Symptome einer Grippe ähnelten, brachte ich sie nie mit den Pestiziden in Zusammenhang. Auch die Ärzte führten nicht die entsprechenden Tests durch. Dann brachen meine Körperfunktionen komplett zusammen. Die Chemikalien beschädigten mein Nervensystem so nachhaltig, daß schon der Kontakt mit geringen Spuren von Chemikalien, wie sie zum Beispiel in Parfüms oder Reinigungsmittel enthalten sind, genügte, um bei mir schwere Anfälle hervorzurufen. Meine Niere wurde schwer geschädigt, und ich habe bereits mehrmals Nierenversagen überlebt. Der Chemikalienschock brachtemeinen Körper dazu, eine Autoimmunität gegen seine inneren Organe zu entwickeln, was bedeutet, daß er seine eigenen Zellen und Gewebe irrtümlich als „feindlich“ identifiziert und Antikörper gegen sie entwickelt. Mehrmals mußte ich nach anaphylaktischen Schocks wiederbelebt werden, die in einem Fall sogar meine Atmung zum Stillstand brachten. Die Anfälle gehen normalerweise mit extremen Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen einher. Mehrere Ärzte, die Erfahrung in der Behandlung von Chemiearbeitern nach Arbeitsunfällen haben, sind erstaunt, daß ich überhaupt noch am Leben bin.

    Cindy Duehring dachte, ihre Heilung wäre nur eine Frage der Zeit, und deswegen hat sie auch den Kammerjäger nicht verklagt. Als ihr jedoch klar wurde, daß sie nie mehr ein Leben wie zuvor würde führen können, war die Zweijahresfrist für Klagen schon verstrichen. Seit September 1989 kann sie keine Außenluft mehr atmen, weil ihr extrem sensibles Atmungssystem schon auf die in normaler Außenluft enthaltenen Partikel mit bronchialen Anfällen reagiert. Gesichtsfilter oder Beatmungsgeräte helfen nicht, da ihre Filterkapazität nicht ausreicht. Außerdem ist sie meist gegen die Materialien allergisch, aus denen sie hergestellt sind.

    Cindy Duehring bekam den alternativen Nobelpreis für ihre Arbeit mit der von ihr gegründeten Organisation „Environmental Access Research Network“ (EARN). Sie ist mit ihrer Gruppe vor allem eine Forschungsorganisation. Sie tragen Material über die gesundheitlichen Schäden von Chemikalien zusammen und veröffentlichen sie in ihrem Newasletter. Sie vermitteln auch Experten und Rechtsanwälte für Betroffene.

    Im Brigitte-Interview wurde Cindy Duehring gefragt, wie viele Menschen wie sie an Vergiftungen durch Chemikalien leiden. Die Zahlen seien hoch und weiter steigend.

    Eine von der Europäischen Union in Auftrag gegebene Untersuchung ergab, daß MCS in einer alarmierenden Geschwindigkeit wächst – und zwar nicht nur in der industrialisierten Welt, sondern auch in Regionen wie dem südlichen Afrika. Eine Studie in den USA belegte, daß vier Prozent der Bevölkerung, also fast elf Millionen Menschen, täglich oder nahezu täglich unter Sensitivitätsreaktionen durch chemische Substanzen leiden. Was kein Wunder sei: Im Oktober 1986 waren knapp 76.000 Chemikalien in kommerziellem Gebrauch, jedes Jahr kommen 1.500 neue hinzu. Nur von den wenigsten wissen wir, wie sie uns beeinflussen.

    Auf die Frage, wie viele Chemieopfer wie sie leben müssen, antwortete Cindy Duehring:

    Mein Fall ist der extremste, von dem meine Ärzte je gehört haben. Es gibt jedoch einige zehntausend Menschen in den USA, die durch MCS an ihr Haus gefesselt sind. Einige können sich „reine“, gefilterte Umwelt, wie ich sie habe, nicht leisten und leben in abgelegenen Gegenden in Zelten oder Hütten. Wenn wir es uns nicht hätten leisten können, dieses Haus zu bauen, hätte ich nicht überlebt. Wir haben keine exakten Zahlen über die Situation in Deutschland, obwohl wir auch dort Mitglieder haben. Bei ihnen hat es einige aufsehenerregende Fälle von Vergiftungen durch Holzschutzmittel gegeben.

    http://www.drlauda.at/file/rhomberg-mcs.pdf

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