Ist Pillenschlucken die neue Volkskrankheit?
Freiverkäufliche Medikamente werden bei uns so stark umworben wie nie zuvor. Die Medien überfluten mit Werbespots für Arzneien, Diät- und Vitaminpräparate – für jeden Zweck quasi das passende Mittelchen. Zeitungen sind ebenfalls vollgestopft mit Medikamentenwerbung, die uns die schnelle und einfache Lösung für fast jedes medizinische Problem vorgaukeln. Pille einwerfen und schon geht´s wieder!
Stürzt das Kind, dann gibt man am besten gleich eine Wund- und Heilsalbe.
Bei Kopfschmerzen nimmt man sofort eine Schmerztablette, damit man alle Aktivitäten ungehindert wahrnehmen kann. Für Magenschmerzen und Völlegefühl nach zu fettem Essen oder zu viel Alkohol gibt ja Säurehemmer.
Gegen Rückenschmerzen am besten gleich eine Salbe auftragen oder ein Wärmepflaster.
Überflüssige Pfunde bekämpft man mit Pülverchen aus der Apotheke und das Abnehmen geht fast von selbst, ganz ohne Sport, so die Werbung. Auch Erkältungsmittel werden uns noch und nöcher angepriesen.
Die sorglose Einnahme der verschiedensten Medikamente, diese wohlmöglich miteinander kombiniert, sollte uns vorsichtig stimmen, das kann nicht gut gehen. Alt bewährte Heilmittel geraten durch den Trend der schnellen unkomplizierten Selbstmedikation in den Hintergrund. Das Wissen um diese oftmals sehr wirkungsvollen und gut verträglichen Hausmittel geht völlig verloren.
Anstatt sich maßlosen Essattacken und übermäßigem Alkoholkonsum hinzugeben, rate ich auf die Alarmsignale des Körpers zu achten, seinen Lebensstil zu korrigieren, sich zu bewegen und auch mal versuchen, ein Zipperlein auszuhalten. Man muss nicht wegen jeder Kleinigkeit sofort zur Keule greifen, einige Beschwerden vergehen von selbst. Die Pharmaindustrie freut sich, deren Rechnung geht auf, wie die Pressemeldungen über ständige Umsatzsteigerungen bestätigen. Die Werbung macht sich bezahlt, denn deren Kasse klingelt!
Ein Spaziergang oder Ruhe bewirken oft Wunder bei Kopfschmerzen und erspart so manche bittere Pille. In meiner Kindheit gab es bei kleineren Blessuren nicht gleich ein Wundheilungspräparat. Bei uns galt die Devise „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, Pflaster drauf und die Wunden heilten ganz von alleine. Durch den epidemieartigen Bewegungsmangel unseres Zeitalters, sind Übergewicht, Rücken- und Gelenkprobleme die reinsten Volkskrankheiten. Hier würden mehr Bewegung, wie z. B. Nordic Walking, Schwimmen, Fahrradfahren, spezielle Gymnastikübungen für den Rücken dazu beitragen, dass diese Erkrankungen erst gar nicht entstehen bzw. sie sich auf gesunde Weise regulieren. Die Dicksten in ganz Europa zu sein, ist keine besondere Ehre. Ausreichend Bewegung und sportliche Aktivitäten, fettarme und gesunde ausgewogene Ernährung verhelfen zum gesünderen Abnehmen als die Drinks aus der Apotheke.
Die medikamentenlastige allgegenwärtige Werbung suggeriert uns, die Einnahme von Medikamenten als harmlose Normalität anzusehen. Aber weit gefehlt, es sollte uns hingegen bewusst sein, dass Arzneimittel unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. Es handelt sich um synthetisch hergestellte Präparate, sprich chemische Stoffe, angereichert mit Aromen und anderen Hilfsstoffen, deren negative Auswirkungen, ebenfalls nicht zu unterschätzen sind. Durch den Standartsatz „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker“, soll die Alltagstauglichkeit unterstrichen oder vorgetäuscht werden. Allerdings ist ein weiteres nicht zu unterschätzendes Risiko, die Selbstmedikation, denn Kombination verschiedener Präparate kann ungeahnte Folgen haben.
Wir stopfen uns gedankenlos voll mit Arzneimittel ohne über die möglichen Folgen nachzudenken. Dass viele medizinische Studien das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt werden, wissen die meisten Leute leider nicht. Der SWR berichtete im vergangenen Jahr, dass davon auszugehen ist, dass bis zu 90 Prozent der Pharmastudien in irgendeiner Form manipuliert sind:
Euer Thommy