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Kostenloses iPhone / Android App für Ärzte und Patienten – ICD-10 Auskunft

Ein gelungenes App für iPhone und Android Smartphones bietet die Techniker Krankenkasse. Mit dem kostenlosen App können Ärzte und Patienten mit ihrem Mobiltelefon ICD-10 Diagnoseauskünfte erhalten.

Völlig unkompliziert lässt sich mit dem TK-App herausfinden, welche Krankheit sich hinter dem Code verbringt, den der Arzt auf die Krankmeldung geschrieben hat. Praktisch ist dieses App gleichermaßen für jeden Arzt, denn in Sekunden hat er den richtigen ICD-10 Code griffbereit zum Verschlüsseln der Krankheit eines Patienten, z.B. bei einem Hausbesuch.

Kostenloser Download des TK-App für das iPhone

Das App „ICD-Diagnoseauskunft“ kann man im Apple App-Store downloaden. Um es zu finden, einfach „ICD“ oder „Techniker Krankenkasse“ in die Suchfunktion des App-Store eingeben.

Oder direkt über diesen Link downloaden: ICD-10 Diagnoseauskunft

Kostenloser Download des TK-App für das Adroid Smartphone

Für Android Smartphones steht im „Android-Market“ das App „ICD-Diagnoseauskunft“ ebenfalls kostenlos bereit.

Oder direkt über diesen QR-Code, den man mit dem Smartphone einfach einscannt. Hierfür ist ggf. das vorherigen downloaden eines Barcode App erforderlich, die man kostenlos in verschiedenen Ausführungen im Google „Android-Market“ findet.

Ein praktisches Beispiel für die Funktionsweise des ICD-10 APP

Die Bedienung des App ist unkompliziert. Wenn Sie beispielsweise wissen möchten, mit welchem ICD-Code die Umweltkrankheit „MCS – Multiple Chemical Sensitivity verschlüsselt wird, geben Sie einfach „MCS“ in der ICD-10 Diagnoseauskunft ein.

Schon erscheint der Diagnoseschlüssel T78.4


und die Kurzbeschreibung: Allergie nicht näher bezeichnet

Synonyme: Hypersensibilität, Multiple Chemical Sensitivity,…

Klicken Sie darauf, erhalten Sie eine ausführlichere Abhandlung nebst Code, Beschreibung und den häufig verwendeten Synonymen.

Umgekehrt können Sie genauso leicht herausfinden was z.B. der Verschlüsselungscode „T78.4“ bedeutet, den Ihr Arzt auf Ihre Krankmeldung geschrieben hat. Kaum geklickt, erhalten Sie die Information, was sich dahinter verbirgt.

Rundum empfehlenswertes App

Insgesamt gesehen ist „ICD-10 Diagnoseauskunft“ ein sinnvolles App, das präzise funktioniert, unkompliziert in der Bedienung ist und obendrein kostenlos.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. Februar 2010

Bildmaterial: QR Code, ICD-10 App –  Techniker Krankenkasse

Neun Gründe, warum die Hypothese, MCS sei psychisch bedingt, vom medizinischen Standpunkt her absurd ist

In mehr als einem Dutzend Veröffent-lichungen wurde die Hypothese aufge-stellt, dass MCS keine echte körperlich bedingte Erkrankung, sondern eine Art psychogene Erkrankung sei, die durch einige unzureichend beschriebene psychologische Mechanismen ausgelöst werde. Den Beweis für ihre Behauptungen bleiben die Autoren schuldig, sie behaupten dies einfach und versuchen, ihre unwissenschaftlichen Behauptungen durch ständig wiederholtes Vorbringen als allgemeine Meinung zu etablieren. Wissenschaftliche Studien, die den tatsächlichen wissenschaftlichen Stand schlüssig darlegen, werden ebenso vehement ignoriert, wie die Tatsache, dass MCS im ICD-10 als körperlich bedingte Krankheit in Kapitel 19, das für Verletzungen und Vergiftungen steht, einklassifiziert ist.

Im nachfolgenden eine von Prof. Martin L. Pall erstellte Liste, die darlegt, welchen Stellenwert die Psycho-Hypothese im Fall von MCS tatsächlich hat.

Zusammenfassung der Mängel für die psychogene Hypothese bezüglich MCS

Die Vertreter der psychogenen These für MCS und verwandte Erkrankungen haben

  1. zahlreiche gegenteilige Hinweise auf die toxikologischen Wirkungen der mit MCS in Verbindung gebrachten Chemikalien, auf die physiologischen Veränderungen bei Patienten, die an MCS und verwandten Erkrankungen leiden, auf genetische Hinweise zur Anfälligkeit für MCS, auf objektiv messbare Reaktionen nach Exposition gegenüber niedrig dosierten Chemikalien bei MCS-Patienten, auf Tiermodelle zu MCS und auf klinische Studien über mit MCS verwandte Erkrankungen ignoriert.
  2. pauschale Schlussfolgerungen auf der Grundlage von nur wenigen oder keinen Daten gezogen.
  3. ihre Hypothese mit dem Konzept der somatoformen Störungen und der Somatisierung begründet, Konzepte, die sowohl in der Theorie als auch in der Praxis erhebliche Mängel aufweisen und in der wissenschaftlichen Literatur zunehmend infrage gestellt werden.
  4. ihre Ansichten mit einem angenommenen Dualismus zwischen einerseits psychologischen/psychiatrischen/mentalen Aspekten und andererseits physischen/physiologischen/biologischen Aspekten begründet, wobei dieser Dualismus von der modernen Wissenschaft verworfen worden ist.
  5. wiederholt unlogische Argumente vorgebracht.
  6. die lange Geschichte irrtümlicher psychogener Zuordnung in der Medizin ignoriert, eine Geschichte, die die Frage aufwirft, ob dieser Personenkreis nicht die Fehler wiederholt, die in der Vergangenheit zu irrigen psychogenen Thesen geführt haben.
  7. zahlreiche ihrer Veröffentlichungen in hohem Maße durch emotionsgeladene Rhetorik geprägt, anstatt der bewährten wissenschaftlichen Praxis zu folgen, ihre Argumente von einer gut strukturierten Theorie, verfügbaren Erkenntnissen und schlüssiger Logik leiten zu lassen.
  8. umfangreiche Literatur mit gegenteiligen Argumenten nicht berücksichtigt, obwohl es dafür kaum oder gar keinen Grund für gibt.
  9. in der Regel keine nachprüfbaren Annahmen gemacht, die dazu verwendet werden können, die Hypothese nachzuprüfen und ggf. zu widerlegen. Es gibt zwar zwei einzelne Ausnahmen von diesem Verhaltensmuster, diese wurden jedoch widerlegt und führen somit zu einer Zurückweisung der Hypothese.

Jeder dieser Mängel ist schwerwiegend. Einige davon, insbesondere Nr. 1, 2, 5, 8 und 9, sind nach meiner Auffassung bereits für sich allein mehr als ausreichend, um die These von der Psychogenese für MCS abzulehnen. Die Kombination aller neun kann nur als vernichtender Schlag gegen die psychogene These betrachtet werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. März 2010

Literatur: Auszug aus Martin L. Pall, Multiple Chemikaliensensitivität: Toxikologie- und Sensitivitätsmechanismen, Broschüre 2009.

Anmerkung:

Die 44-seitige Broschüre „Multiple Chemikaliensensitivität: Toxikologie- und Sensitivitätsmechanismen“ kann bei CSN gegen einen mit 1.45€ frankierten Din4 Rückumschlag angefordert werden. Sie kann auch auf der deutschsprachigen Webseite von Prof. Pall online gelesen werden.

Weitere CSN Blogs über die Arbeit von Prof. Martin Pall:

Bisphenol A – Eine Chemikalie verseucht unsere Nahrungsmittel und Getränke

Verzweifelung auf Seiten der Nahrungsmittelindustrie und der Konsumenten

Das Thema ist brisant – Bisphenol A (BPA) ist eine Chemikalie, die für eine ganze Reihe von Gesundheitsproblemen einschließlich Krebs ursächlich ist. Der Washington Post war BPA gestern die Titelseite und die erste Innenseite wert. Die Zeitung berichtete über die verzweifelte Suche von verantwortungsbewussten Lebensmittelherstellern nach Verpackungen für ihre Produkte, die frei von Bisphenol A sind. Ein Unterfangen, das sich schwieriger gestaltet, als man vermutet.

Einige US Nahrungsmittelhersteller gaben große Summen aus, um ihre Produkte ohne die allgegenwärtige BPA – Kontaminierung anbieten zu können. Die Washington Post beschreibt in ihrem Leitartikel, wie schwer sich für Nahrungsmittelhersteller die Suche nach BPA-freier Verpackung gestaltet.

Die Frustration unter Herstellern, die auf BPA-frei umgestellt haben, sei oft groß, berichtet die Zeitung und führt zur Illustration den Fall eines Fischkonservenherstellers an. Die Firma hatte im vergangenen Jahr mit großem Aufwand zu Bisphenol A freien Dosen gewechselt und musste erschüttert zur Kenntnis nehmen, dass eine Verbraucherorganisation dennoch BPA in ihrem Thunfisch fand. 10 000$ wurden für Laboranalysen ausgegeben um herauszufinden, an welcher Stelle der Schadstoff sich einschlich. Die Suche nach der Kontaminierungsquelle gestaltete sich als Katastrophe. Ob es die Handschuhe waren, mit denen der Fisch angefasst wurde, oder ein Schneidbrett, oder schon der Thunfisch selbst, man wisse es nicht, so der verzweifelte Fischkonservenhersteller, denn die Chemikalie sei omnipräsent – sie einfach überall. Es bliebe nur eins übrig, weiterzusuchen und Lösungen finden.

Der BUND gab heute eine Pressemitteilung zur Bisphenol A Situation im Nahrungsmittel- und Getränkesektor in Deutschland heraus, denn Bier-, Softdrink- und Energydrink-Dosen in deutschen Regalen enthalten auch Bisphenol A.

Hormone aus der Dose

Berlin: In Getränkedosen von Sprite, Red Bull, Schöfferhofer, Faxe-Bier, Nescafé und weiteren Abfüllern hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die riskante Chemikalie Bisphenol A nachgewiesen. In den Epoxidlacken der Innenbeschichtungen der Dosen habe ein vom BUND beauftragtes Labor je Dose zwischen 0,3 und 8,3 Mikrogramm Bisphenol A gefunden. Akute Gesundheitsschäden seien beim Trinken aus Dosen zwar nicht zu befürchten, jedoch trage der Schadstoffgehalt zur Gesamtbelastung des Menschen mit Bisphenol A bei. Bisphenol A wirke ähnlich wie das weibliche Hormon Östrogen und habe bei Versuchen an Muttertieren schon in geringer Konzentration bei Föten zu Organmissbildungen, Beeinträchtigungen der Gehirnentwicklung und späteren Fruchtbarkeitsschäden geführt, so der BUND. Beim Menschen seien Zusammenhänge zwischen einer Bisphenol-A-Belastung mit Herz- und Kreislauferkrankungen, Sexualstörungen sowie Diabetes festgestellt worden. Der Umweltverband forderte die Hersteller von Dosen und anderen Lebensmittelverpackungen auf, auf Bisphenol-A-haltige Materialien zu verzichten.

Patricia Cameron, BUND-Chemieexpertin: „Bisphenol A findet man nicht nur in Schnullern, Babyflaschen und jetzt auch in Getränkedosen. Es kommt auch in Konservendosen, Zahnfüllungen und Thermopapier vor. Und es gibt noch viele weitere Quellen, die zur Belastung des Menschen mit hormonellen Schadstoffen beitragen.“ Die BUND-Expertin nannte als Beispiel Weichmacher in PVC-Produkten.

Cameron: „Hochwirksame hormonelle Stoffe haben in Erzeugnissen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, nichts zu suchen. Unsere Analyse der Dosengetränke hat auch gezeigt, dass Bisphenol A aus dem Epoxidlack in die Flüssigkeiten übertritt. Der höchste gemessene Wert betrug beim Faxe-Bier 3,9 Mikrogramm pro Liter. Während in allen Dosenbeschichtungen Bisphenol A nachgewiesen werden konnte, waren die Getränke selber nicht in jedem Fall belastet. Vermutlich hängt das auch von den Lagerbedingungen und dem Doseninhalt selbst ab. Dazu benötigen wir weitere Analysen.“

Der BUND forderte die Bundesregierung auf, den Einsatz Bisphenol-A-haltiger Kunststoffe wie Polycarbonat, Epoxidlacke und -harze bei Gegenständen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen oder direkten Hautkontakt haben, zu verbieten. Zudem müsse die Bundesregierung bei der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA für eine verschärfte Risikobeurteilung von Bisphenol A eintreten.

Der Bisphenol-A-haltige Kunststoff Polycarbonat sei in Ländern wie Kanada und einigen Staaten der USA für die Herstellung von Babyflaschen bereits verboten. Erst kürzlich habe die amerikanische Gesundheitsbehörde ihre Warnungen vor Bisphenol A verschärft.

Die Analyseergebnisse zu Bisphenol A in Getränkedosen finden Sie im Internet unter: BUND Bisphenol A

Autor Antext: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network 24. 02. 2010

Literatur: BUND, Pressemeldung, 24. Februar 2010

Weitere CSN Artikel über Bisphenol A

Neue Studie ermittelte Beeinträchtigungen im Alltag durch MCS, CFS und FMS

Die Einschränkungen im Alltag können bei Umweltkranken mit MCS, CFS und FMS sehr einschneidend sein und oft ziehen sie die Aufgabe des Berufes nach sich. Dies fanden Wissenschaftler an der Umweltklinik in Toronto heraus. Sie führten die aktuell in der medizinischen Fachzeitschrift „The Canadian Family Physican“ veröffentlichte Studie durch, um Patienten mit Multiple Chemical Sensitivity (MCS), Chronic Fatigue Syndrom (CFS) oder Fibromyalgie (FM) diagnostisch zu charakterisieren und den Grad der Einschränkungen der Funktionalität mit den Werten der kanadischen Durchschnittsbevölkerung zu vergleichen. Weiterhin bewerteten die Mediziner die Faktoren, die mit der körperlichen Funktionsfähigkeit verbunden sind.

Patienten einer Umweltklinik in Toronto

Das Studienkollektiv bestand aus 128 Patienten des EHC Toronto, die dort zwischen Januar 2005 und März 2006 diagnostiziert wurden. Bei diesen Patienten waren eine oder mehrere der Umweltkrankheiten MCS, CFS und FMS festgestellt worden. Für die Studie wurden die Krankenakten und weitere klinische Informationen ausgewertet. Die kanadischen Wissenschaftler ermittelten die demographischen und sozioökonomischen Merkmale, vorhergehende Diagnosen, Dauer der Erkrankung, sowie die Nutzung von Gesundheitsdiensten durch die Erkrankten.

Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung

Therapeutische Strategien, die sich im Leben der Patienten als betont hilfreich erwiesen hatten und funktionelle Beeinträchtigung wurden durch ein spezifisches Erfassungswerkzeug, die Short Form-36 gemessen und mit den Ergebnissen der kanadischen Durchschnittsbevölkerung verglichen.

Umweltkrankheiten kosten oft den Arbeitsplatz

Das Patientenkollektiv war überwiegend weiblich (86,7%), mit einem Durchschnittsalter von 44,6 Jahren. Von 70 Patienten hatten Acht eine der Diagnosen MCS, CFS oder FM erhalten, während die restlichen Patienten zwei oder drei überlappende Diagnosen hatten. Die meisten (68,8%) der Studienteilnehmer hatten ihre Arbeit durchschnittlich 3 Jahren nach Einsetzen der Symptome wegen der Krankheit aufgeben müssen.

Mehrere Diagnosen gleichzeitig

Auf jedem der Bewertungsbögen der Short Form-36 Subskalen wiesen die Patienten mit MCS, CFS und FMS deutlich niedrigere Ergebnisse hinsichtlich ihrer funktionalen Fähigkeiten auf als die Durchschnittsbevölkerung. Die Werte fielen umso schlechter aus, wenn ein Patient zwei oder drei dieser Diagnosen gleichzeitig aufwies. Fibromyalgie, junges Erkrankungsalter und niedriger sozioökonomischer Status wurden am häufigsten schlechter Funktion zugeordnet.

FAZIT:

Patienten, die an der Umweltklinik Toronto diagnostiziert und behandelt wurden, wiesen auffällige funktionelle Einbußen auf, die im Einklang mit den Schwierigkeiten standen, die sie aus ihrem Alltag berichteten. Die Einbußen der Funktionsfähigkeit hatten Auswirkungen auf ihre Arbeit und die Fürsorge für ihre Häuser und Familien während ihrer normalerweise produktivsten Jahre.

Frühzeitiges Erkennen von MCS, CFS und FMS, sowie eine umfassende Bewertung, medizinische Betreuung, soziale und finanzielle Unterstützung könnten, gemäß der Aussage der Ärzte, eine Verschlechterung der Funktionsfähigkeit vorbeugen, die gleichlaufend mit längerer Krankheit assoziiert ist. Die kanadischen Wissenschaftler halten des Weiteren eine adäquate Ausbildung und spezielle Informationsressourcen für Angestellte in den Gesundheitsberufen und der Öffentlichkeit, zusammen mit weiterer ätiologischer und prognostischer Forschung für erforderlich.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. Februar 2010

Literatur: Lavergne MR, Cole DC, Kerr K, Marshall LM., Functional impairment in chronic fatigue syndrome, fibromyalgia, and multiple chemical sensitivity, Can Fam Physician. 2010 Feb;56 (2):e57-65.

Diabetes – Bitter, süß oder giftig?

Indigene Völker, Diabetes und die Bürde der Umweltverschmutzung

Diabetes wird heute vielerorts als die Epidemie des 21. Jahrhunderts angesehen. Mit ungefähr 284 Millionen Menschen, bei denen diese Krankheit gegenwärtig diagnostiziert wurde, ist dies bestimmt keine Übertreibung, nicht zuletzt für Indigene Völker.

Nach dem „State of the World’s Indigenous Peoples Report“, dem Bericht über die Lage der Indigenen Weltbevölkerung der Vereinten Nationen, haben mehr als 50% der Indigenen Erwachsenen über 35 Jahre Diabetes Typ 2, und es heißt darin, „diese Zahlen werden voraussichtlich noch steigen“.

Diabetes wird „Lifestyle Krankheit“ genannt, für deren grassierende Ausbreitung man Fettleibigkeit verantwortlich macht, die unserem zunehmenden Verlass auf die westliche Ernährungsweise (auch als Fleisch-Zucker-Diät bekannt) und unserem Verzicht auf regelmäßige körperliche Betätigung geschuldet ist.

Während dies sicher mitverursachende Faktoren sein können, gibt es immer mehr wissenschaftliche Belege, dass zwischen Diabetes und unserer Umwelt ein enger Zusammenhang besteht. Es wurden über ein Dutzend Studien veröffentlicht die langlebige organische Schadstoffe, Persistent Organic Pollutants (POPs), darunter Polychlorierte Biphenyle (PCBs), als Dioxine bekannte krebserzeugende Kohlenwasserstoffe und das tödlichste synthetische Pestizid DDT, in einen Zusammenhang mit höheren Raten der Erkrankung bringen.

„Wenn es die POPs sind, wenn nicht Übergewicht Diabetes verursacht, ist dies wirklich heftig, wenn es stimmt“, meint Dr. David O. Carpenter, Direktor des Institutes für Gesundheit und Umwelt an der Universität von Albany (im Bundesstaat New York).

Einer von vier Indigenen Erwachsenen, die in Kanadischen Reservaten leben, wurde mit Diabetes vom Typ 2 diagnostiziert, der am weitesten verbreiteten Form von Diabetes. Die Prävalenz dieser Erkrankung scheint dermaßen stark zu sein, dass die Zahl der in Kanada neu diagnostizierten Fälle über dem Wachstum der Indigenen Bevölkerung liegen könnte. Es ist nicht mehr ungewöhnlich, Kinder die nicht älter als drei Jahre sind, mit dieser Erkrankung zu finden. Nach der Statistik der Regierung werden 27 Prozent aller Indigenen Menschen in Kanada in den nächsten 10 Jahren an Diabetes vom Typ 2 leiden.

Die Situation der Sandy Lake First Nation in der Sioux Lookout Zone von Nord Ontario entspricht genau diesen Daten. Eine Studie vom März 2009, die von Dr. Stewart Harris mitverfasst wurde stellte fest, dass 26 Prozent der Gemeinschaft an dieser Krankheit leiden, die höchste in Kanada festgestellte Diabetes-Rate. Mit einer Bevölkerung von 2.500 wurde die nördliche Cree Gemeinschaft kürzlich als ein „Epizentrum“ der Epidemie beschrieben.

Es wurde wenig über die Konzentrationen langlebiger organischer Schadstoffe in Sandy Lake geforscht, doch nach Angaben des First Nations Environmental Health Innovation Network (FNEHIN), (Plattform zur Vernetzung von First Nations und Umweltmedizin-Forschung) sind von mehreren Nachbar-Gemeinschaften die ebenfalls hohe Diabetes Raten aufweisen, wie der Kitchenuhmaykoosib Inninuwug First Nation, erhöhte PCB-Werte ihrem Blut bekannt.

Die Mohawk Gemeinschaft von Akwesasne muss sich auf ihre Art mit Diabetes und der Belastung durch POPs auseinandersetzen. Ihr Lebensraum erstreckt sich über die Staatsgrenze zwischen New York und Ontario-Quebec entlang des St. Lawrence Flusses. Über Jahrzehnte leiteten drei Aluminium-Gießereien stromaufwärts des Reservats PCBs in den Fluss und verseuchten Wasser, Boden und Vegetation.

Dr. Carpenter hat sich jahrelang mit erwachsenen Mohawks in Akwesasne wissenschaftlich beschäftigt. Erst kürzlich, im Jahre 2007, war er an einer Studie beteiligt, die den Zusammenhang zwischen Diabetes und Umweltverschmutzung in der Gemeinschaft untersuchte. „Unsere Studie an erwachsenen Mohawks zeigte eine auffällige Erhöhung der Diabetes-Raten in Abhängigkeit von den Blutwerten dreier langlebiger organischer Schadstoffe, DDE, dem Stoffwechselprodukt von DDT, Hexachlorbenzol und PCBs“, so Dr. Carpenter. „Unsere Ergebnisse stimmen sehr gut mit denen von Lee et al überein.“

2006 zeigten Dr. Dae-Hee Lee und ihre Kollegen, dass für Menschen mit der höchsten Belastung durch POPs die Wahrscheinlichkeit an Diabetes zu erkranken ungefähr 38 mal höher ist, als für solche mit der niedrigsten Belastung. Außerdem, „zeigten sie, dass für Personen die zwar übergewichtig waren, aber keine hohen Werte von POPs im Blut aufwiesen, das Risiko an Diabetes zu erkranken nicht erhöht war“, fährt Dr. Carpenter fort. „Wahrscheinlich werden die meisten Leute übergewichtig, weil sie zu viele tierische Fette aufnehmen und genau in denen sind die POPs enthalten.“

Die Aufnahme von POPs über die Nahrung wurde von der Amerikanischen EPA (Environmental Protection Agency) in ihrem Entwurf von 1994 zur Dioxin Neubewertung bestätigt, der offiziell nie veröffentlicht worden ist. Nach diesem Entwurf zur Neubewertung stammt 93 Prozent unserer Dioxinbelastung aus dem Verzehr von Rindfleisch, Milchprodukten, Milch, Geflügel, Schweinefleisch, Fisch und Eiern. Mit anderen Worten, die westliche Ernährungsweise.

Eine im Mai 2001 im Journal für Toxikologie und Umweltmedizin veröffentlichte Studie zog ähnliche Schlüsse aus der Neubewertung der EPA. Zusätzlich zeigte die Studie, dass „Säuglinge sehr viel mehr Dioxine in Relation zum Körpergewicht aufnehmen, als alle älteren Altersgruppen“ und dass Muttermilch doppelt so giftig ist wie Milch aus dem Handel. Außerdem wurde festgestellt, dass Veganer den aller niedrigsten Anteil von POPs in ihrem Körper aufwiesen.

Nach einer Veröffentlichung vom Oktober 2009, des Forschungszentrums für Umweltchemie und Ökotoxikologie der Masaryk University, sind die Weltmeere eine weitere Hauptquelle von POPs, insbesondere DDT. Darüber hinaus wurde in der Abhandlung festgestellt, dass trotz aller Einschränkungen, die der Verwendung von DDT vor über 30 Jahren auferlegt wurden, die Konzentrationen des Giftes weiter zunehmen.

Indigene Völker tragen einen ungleich hohen Anteil dieser globalen Giftlast. Nach dem National Pollutant Release Inventory (NPRI), der staatlichen Erfassung von Schadstoffemissionen von Environment Canada, einer Einrichtung des Kanadischen Umweltministeriums, gibt es in Kanada beispielsweise 212 Indigene Gemeinschaften, die flussabwärts oder in der Nähe von Zellstoff-Fabriken oder anderen Anlagen leben, die Dioxine oder Furane abgeben. Ein erschreckendes Beispiel ist die alte Dryden Pulp Mill in der Nähe von Grassy Narrows. Nach Auskunft des Mercury Disability Boards, dem von den betroffenen Gemeinschaften gebildeten Rat für Quecksilber-Behinderung, der auf gesetzlicher Grundlage über Entschädigungsrenten für Angehörige der Grassy Narrows und Islington Bands entscheidet, leitete dieser Betrieb von 1962 bis 1970 tonnenweise Quecksilber-Abwasser, das zusätzlich Dioxin enthielt, in den English-Wabigoon River.

Vierzig Jahre später stellt der giftige Abfall immer noch eine „ernsthafte Gefahr“ für die Grassy Narrows und die Wabaseemoong First Nations dar, wie das Disability Board erklärt. Zur Dekontamination wurden von der Staats- oder Landesregierung keinerlei offizielle Schritte unternommen.

Die Lage der Tohono O’odham Nation erinnert sehr an die Grassy Narrows: diese Nation im Südwesten Arizonas weist die welthöchste Diabetesrate auf. Stammeseigenen Gesundheitsbeamten zufolge wurde bei fast 70 Prozent der 28.000 Menschen zählenden Bevölkerung diese Erkrankung diagnostiziert. Die O’odham Angehörigen sind die zweitgrößte Indigene Nation in den Vereinigten Staaten.

Lori Riddle gehört zur Aquimel O’odham Gemeinschaft und ist Gründerin der Gila River Alliance for a Clean Environment (GRACE), der Gila River Allianz für eine unbelastete Umwelt.

GRACE dient dem zehnjährigen Kampf gegen eine gefährliche Müllaufbereitungsanlage, die ohne ausreichende Genehmigung für Jahrzehnte auf O’odham-Gebiet in Betrieb war. Die Anlage gehörte der Romic Environmental Technologies Corporation und spuckte ununterbrochen Abwasser in die Luft, bis sie schließlich 2007 geschlossen wurde.

Die Anlage von Romic war nicht der erste Beitrag zur toxischen Belastung der O’odham’s, erklärt Riddle. Sich an ihre Kindheit erinnernd berichtet sie: „Fast ein Jahr lang, immer wenn ein Flugzeug über unseren Köpfen geflogen ist, konnte man den Nebel sehen. Wir dachten nie daran unser Wasser abzudecken. Die Chemikalien bemächtigten sich unser und wurden ein Teil von uns.“

Von den frühen 50’er Jahren bis in die späten Sechzigern sprühten Baumwoll-Farmer im Wassereinzugsgebiet des Gila Rivers routinemäßig DDT auf ihre Pflanzen um sie gegen Baumwollraupen zu schützen. Nach Angabe der Agentur für giftige Substanzen und Erfassung von Erkrankungen, der Agency of Toxic Substances and Disease Registry (ATSDR), versprühten die Farmer jährlich ungefähr 23 Pfund DDT pro Acre, das sind etwa 25.7 Kilogramm pro Hektar.

1969 wurde im Staat Arizona der Einsatz von DDT verboten. Zu dem Zeitpunkt war der Fluss hochgradig kontaminiert. Nach Auskunft der ATSDR wechselten die Farmer danach zu Toxaphen, einem Ersatz für DDT, bis dieses 1990 von der US-Regierung verboten wurde.

Wegen diesen Chemikalien, erklärt Riddle, waren die O’odham gezwungen, ihre traditionelle Ernährung aufzugeben und die westliche anzunehmen. Auch mussten Farmen aufgegeben werden und nötigten die Familien ihre Stammesgemeinschaft zu verlassen. Gesellschaften wie Romic begannen, sich auf ihrem Gebiet nieder zu lassen und trieben die Situation auf die Spitze. „Das hat unserer Lebensqualität einen Tribut abverlangt“, sagt sie. „Ich habe mich in den Schlaf geweint.“

Die O’odham schlagen sich mit dem herum, was Riddle als „Cluster Symptome“ bezeichnet. Das sind Fehlgeburten, Arthritis der Wirbelsäule, Atemprobleme, unerklärliche Hautausschläge und Probleme mit der Produktion roter Blutkörperchen. Dies zusätzlich zu Diabetes, der häufig zu Nierenversagen, Erblindung, Herzerkrankungen und Amputationen führt.

Es werden immer mehr Studien veröffentlicht, die in Nachfolge der wegweisenden „Ranch Hand“ Studie den Zusammenhang zwischen Diabetes und langlebigen organischen Schadstoffen wie DDT belegen. 1998 stellte diese Studie für US Air Force Personal, das während des Vietnamkrieges mit dem Herbizid und Entlaubungsmittel Agent Orange besprüht worden war, eine Zunahme von Diabetes (der eine Insulinkontrolle erfordert) um 166 Prozent fest. Die Studie zeigte auch, dass sich mit höheren Dioxinwerten die Häufigkeit und die Schwere von Typ 2 Diabetes ebenfalls erhöht; die Zeit bis zur Erkrankung verkürzte sich einem ähnlichen Trend folgend.

Dr. Carpenter weist jedoch darauf hin, dass wegen der überall auf Zustimmung stoßenden Meinung, Diabetes sei eine durch die Lebensweise verschuldete Erkrankung, die von der Ernährungsweise und dem Maß an Bewegung abhängt, dem Zusammenhang mit POPs von Regierungen, Nachrichtenagenturen oder irgend einer von den Hunderten an gemeinnützigen Diabetes-Stiftungen weltweit, wenig Beachtung geschenkt wird. „Nicht einmal bei uns, in Medizinerkreisen, ist dies angekommen“, fügt Dr. Carpenter hinzu. „Man braucht viel Zeit um beides zu ändern, die Ansichten der Medizin und die der Öffentlichkeit.“

„Das eine was jeder tun kann ist eindeutig, weniger tierisches Fett zu essen“, empfiehlt Dr. Carpenter. Einige Indigene Gemeinschaften im nördlichen Manitoba und in British Columbia haben damit begonnen dies zu tun, indem sie ihre eigenen Gärten bepflanzen und Gewächshäuser bauen; indem sie ganz traditionell auf ein paar Lebensmitteln zurückgreifen, die sie seit Millenien versorgt haben. Andere wenden sich körperlichen Aktivitäten zu, was nicht nur für die Prävention von Diabetes, sondern für ihre gesamte Gesundheit eine wichtige Rolle spielt.

„Wir müssen also Wege finden, die POPs aus den Tieren herauszubekommen, die wir essen. Das wird nicht einfach sein, angesichts des Ausmaßes, wie verseucht wir die Welt gemacht haben“, ergänzt Dr. Carpenter. Deshalb weist Lori Riddle, die selbst an Diabetes erkrankt ist, auf den Tribal Council (Stammesrat) und auf die US-Bundesregierung hin.

Autor und Copyright:

John „Ahniwanika“ Schertow, Indigenous people, diabetes and the burden of pollution, Winnipeg 02.02.2010

Zum Autor: Ahni  ist ein Verfechter Indigener Rechte und Autor des Blogs Intercontinental Cry

Wir danken Ahni für die Genehmigung den Artikel übernehmen und übersetzen zu dürfen.

Wer den Artikel übernehmen möchte, bitte bei Ahni Kontakt oder CSN anfragen.

Übersetzung: IP: 87.187.136.186 @19.02.2010 00:40:56

Metamorphose im Leben mit Multiple Chemical Sensitivity

In der englischsprachigen Version des nachfolgenden Artikels, der den Titel „Metamorphosis inside Multiple Chemical Sensitivity“ trägt, steht das Wort „inside“ für das Leben mit MCS. Die innere Selbstbetrachtung, durch welche die spanische Buchautorin und Bloggerin Eva die Metamorphose ihrer eigenen Metamorphose erlebte. Die erste Metamorphose bestand für sie darin, an MCS zu erkranken. Die zweite war ihre Verwandlung in eine trotz aller äußeren Einschränkungen aktiv handelnde Person. Das kann man kaum mit einem Wort übersetzen.

Eva Caballé: Metamorphose im Leben mit Multiple Chemical Sensitivity

(Das Original erschien auf Delirio)

Im Laufe unseres Lebens erleiden wir zahlreiche Metamorphosen. Einige sind schmerzhaft, andere sind positiv, egal ob wir sie uns ausgesucht haben. Die Erfahrungen und das Leben an sich verändern und entwickeln uns.

Meine persönliche Geschichte ist nicht anders, obwohl meine radikalste Metamorphose stattfand, als ich an Multiple Chemical Sensitivity erkrankte. Doch obwohl ich plötzlich erkrankte, ging der Prozess selber langsam von statten. Über viele Jahre bereitete ich mich auf MCS vor, bevor mir ich mir dessen bewusst war. Mein Körper hat mich wiederholt gewarnt, ohne dass ich verstand, was er mir sagen wollte. Wie konnte ich denn wissen, dass alles, was mir widerfuhr, das Vorspiel zu MCS war? Es ist fast nicht möglich, dies zu wissen, da Informationen über MCS vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden und wenn irgendjemand es wagt, seine Stimme zu erheben, wird sie automatisch von jenen zum Verstummen gebracht, die behaupten, MCS sei gänzlich eine Angelegenheit der Psyche der Patienten.

Es ist nicht einfach zu verstehen, was mit einem geschieht, wenn man nach einer Diagnose sucht, die ganze Zeit bemüht ist, auf diesem langen Weg nicht zu versagen, während man ständig Versuchen ausgesetzt ist, das eigene Selbstwertgefühl zu beschädigen und täglich mit seinem sich weiter verschlechterndem Gesundheitszustand kämpft. Die letzte Stufe dieser besonderen Metamorphose ist erreicht, wenn man endlich weiß, was los ist: Du hast MCS. Und dann fängst Du an, das Leben, das Du bisher kanntest, in Frage zu stellen, um Dich neu zu orientieren und für die Zukunft zu überleben.

Alle von uns haben die Phase durchgemacht zu beklagen, was uns abhanden kam, zu hassen, was wir wurden. Wo ist die unermüdliche und impulsive Person geblieben, welche die Welt im Sturm eroberte? Es ist eine natürliche, gesunde und notwendige Phase. Seltsamerweise kommt danach das aller schwierigste: unseren Platz in dieser neuen Welt zu finden, in der zu leben wir verdammt sind.

Und überraschenderweise begann eine andere Metamorphose, als ich dachte, mein Leben könnte nicht vorhersehbarer und monotoner sein, diesmal gründlicher und bis ins Innerste. Diesmal war die Metamorphose gewollt.

Das Bedürfnis zu kommunizieren, die Welt wissen zu lassen, dass ich immer noch lebe, laut meine eigenen Rechte zu fordern und die Rechte von Millionen von Menschen, die weltweit an MCS leiden, veranlassten mich zu schreiben. Meine schüchterne Stimme war zuerst auf meinen Blog No Fun zu vernehmen und gewann dann an Stärke, Dank der Artikel in Delirio (span. Kunst-Magazin), die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Der erste davon, „Die nackte Wahrheit über MCS“, wurde in Carne Crude (Rohes Fleisch) im dritten Programm des Spanischen Rundfunks vorgelesen. Es war jene Zeit, in der ich mich schließlich etwas zu tun getraute, was ich mir niemals zu tun vorgestellt hatte: ein Buch zu schreiben.

Die sehr zurückhaltende Person die ich einmal gewesen bin, gibt es nicht mehr, damit ich der Welt meine Geschichte erzählen kann, während ich in den tiefsten Gründen meines Wesens wühle. „Verschwunden: Ein von Multiple Chemical Sensitivity zerstörtes Leben“ (Titel des Buches) ist ein in Erfüllung gegangener Wunsch, da ich die Situation beschreibe, in der wir leben. Es ist meine Metamorphose innerhalb der Metamorphose, mit MCS zu leben. Es ist mein Zeugnis, mein Leben, es sind meine Gedanken. Auch ist es mein Beitrag zum Kampf, den wir auf internationaler Ebene führen, damit MCS vollständig anerkannt wird. Mein Buch ist der eindeutigste Beweis, dass MCS nicht mein Wesen oder meine innere Einstellung zerstört hat. MCS hat mir nicht meine Träume gestohlen, eher hat dies meine Träume verändert, so dass ich in der Lage bin, anderen zu helfen.

Es ist mein Wunsch, dass viele Bücher von Leuten geschrieben werden, die wegen MCS „verschwunden“ sind, damit die Öffentlichkeit weiß, dass es uns gibt. Wir sind krank, aber niemand wird uns zum Schweigen bringen.

Autor: Eva Caballè, No Fun Blog. Der Originalartikel erschien im span. Kunst- und Kulturmagazin Delirio im Januar 2010.

Übersetzung: BrunO

Englische Version

Spanische Version

Japanische Version

Weitere Artikel von/über Eva Caballé:

Büttenrede aus Hessen über eine Umweltambulanz in Giessen

Liebe Närrinen und Narren,

gerade erreicht CSN die diesjährige Büttenrede eines hessischen Hofnarren.

Kinder und Narren sagen die Wahrheit sagt man.

Der hessische Hoffnarr kennt sich aus.

Lest selber. Hessisch ist gar nicht so schwierig.

Einfach laut mitlesen, dann klappt es schon.

Wolle mern rei lasse?

***

In Giesse da gibt es ä Ambulanz

Ei horscht a moo, ihr liewe Leud,

in Hesse sinn se net gescheid,

was Roland macht und aach de Weimar,

des iss euch sischer lang schon klar.

Die Presse hots ans Licht gebracht,

wie merr aus Gesunde Kranke macht

um zu vertusche, was mit Geld

in diesem Land wird angestellt

**

Doch liewe Leud, des iss net Alles,

in Hesse gilt im Fall des Falles,

is Aaner nischt mehr angenehm,

nimmt merr Gutachter, wie bequem.

Des mescht merr ach mit echte Kranke,

da drüwwer macht euch heut Gedanke!

**

Des glaabt ihr net? Ihr treue Seele!

Na horscht, isch will euch was verzähle.

**

Es gibt do Mensche in Betriewe un Geschäfte,

dene entschwinde tagtäglich die Kräfte,

die laafe von dokder zu dokder und klaache,

was ihne tagtäglich geht uff de mache,

wies ihne geht, wann se ziddern un schwächeln

wenn se koppweh hawwe und von Parfüm röcheln.

Und kaaner der Doktoren will ebbes finne,

die saache es iss in deim Kopp da nur drinne!

**

Vom Owwäschdibbsche solls dann soi ,

in mansche Fälle vom Abbelwoi,

aach dann, wenn die Leud den gar net drinke,

duud de Doktor nur müd wincke

und schickt die Pantjente vielleicht in die Kur

oder nach Giesse zum suchen der Spur.

In Giesse nämlisch sin die Experte,

die kenne sich aus mit derlei Beschwerde.

**

In Giesse da gibt es ä Ambulanz

mit em Professor, der mand er kanns,

de läschelt dann breid und fracht nach Beschwerde,

stellt sich vor als MCS-Experte

Er schwätzt von Verständnis,

erklärt ganz geflisse

dass alle Experte begutachte müsse.

Und wenn die Patjente dann ehrlisch saache

dass ihne Gestank geht uff de Maache,

dass Rauch ihne zu schaffe mäscht

selbst Parfüm ihnen die Sinne verschläscht,

dann sache die Experte

Sie armer Dropp,

sie dauern uns,

doch ihre Beschwerde

die komme vom Kopp!

**

Die schicke den Mensch dann zum Terrapeude,

der iss spezialisiert uff koppkranke Leude,

mit dem müsse die üben dann,

wie merr Chemikalie aach noch vertrache kann.

Und wenn des ned klappt, dann gehts uff Station

und was dann kommt, ihr ahnt es schon!

Da gibt es dann Spritze und aach noch Pille

sozusaache für die rosa Brille.

Doch nutze duds nix, bei dene Kranke!

De Experte mäscht des kei Gedanke!

Die reiwe die Händ

und schreibe mit Macht,

sie hätte aus Kranke Gesunde gemacht.

**

Wer denkt isch berischte von Einzelfälle,

den muss ich uffklärn, uff der Stelle

diese Experte von dene ich sprach,

die reise durchs Land

in dieser Sach!

Sie wolle verhüde im ganze Land,

dass de Mensche wird eine Krankheit bekannt!

Die predische und die schweiwwe Büscher

und ziehn über Tatsache Schleier und Düscher!

Die hacke aach Helmholtz,

wenn euch des was säscht

und achte darauf, dass kein Gutachten äscht!

Mir wurde bekannt, das se globalisiere!

Sie wolle jetzt auch weltweit intoniere!

Deshalb ist meine Pflicht es heud,

zu unnerrichte Land und Leud!

Tracht weider, was der Hoffnarr sprach!

MCS , liewe Leud , iss aach euer Sach.

**

Es grüßt Euch der Hofnarr aus Hesse,

der für Euch an der Quell hat gesesse.

**

Helau!

Autor: Hessischer Hofnarr

US Top-Wissenschaftler – Martin L. Pall – hält elf Vorträge über MCS und Umweltkrankheiten in fünf Europäischen Ländern

Gastbeitrag von Martin L. Pall, Professor Emeritus für Biochemie und Medizinischer Grundlagenforschung, Washington State University und Forschungsleiter der Tenth Paradigm Research Group über seine Vortragsreise quer durch Europa im Frühling:

Ich werde beginnend mit dem 10. April elf Vorträge in fünf europäischen Ländern halten, alle über den NO/ONOO Zyklus. Neun davon wurden so geplant, dass sie sich mit meiner Reise nach Europa decken, darunter einige Konferenzen. Die Vorträge sind folgendermaßen vorgesehen:

Ich werde mit einem ganztägigen Workshop in Berlin beginnen, der von mir und auch Dr. Ohnsorge veranstaltet wird. Meine Präsentation wird simultan ins Deutsche übersetzt. Ich werde nur über Multiple Chemical Sensitivity (MCS) sprechen und über deren Therapie und werde möglicherweise noch andere Themen erörtern, die durch meinen Vortrag in London abgedeckt werden, der anschließend stattfinden wird.

In London werde ich drei 90-minütige Vorträge halten, zusammen insgesamt 4 1/2 Stunden, alle an der Royal Society of Medicine (Königliche Academy für Medizin), einem der der angesehensten Stätten der Welt. Der erste Vortrag wird sich auf die Mechanismen des NO/ONOO Kreislaufs fokussieren und welche Rolle er in der Ätiologie von CFS/ME und auch Fibromyalgie spielt. Der zweite Vortrag wird sich darauf ausrichten, wie dieser gleiche Mechanismus MCS erklärt und auch die drei klassischen neurodegenerativen Erkrankungen: Alzheimer, Parkinson und ALS. Die drei neurodegenerativen Krankheiten werden auch in meinem Buch „Explaining, unexplained illnesses“ (Erklärung, unerklärter Krankheiten) als offensichtliche NO/ONOO-Zyklus Krankheiten diskutiert, aber es gibt erhebliche neue Beweise, dass es weitere Stützpfeiler gibt.

Konkret gibt es zwingende Beweise dafür, dass die vier Besonderheiten, die Bildung von Amyloid-beta-Protein (A-beta) bei Alzheimer, die Bildung von hyperphosphoryliertem Tau-Protein hervorruft, was zu neuro-fibrillären Durcheinander führt (auch Alzheimer), die Entstehung von Lewy-Körperchen (Parkinson) und der Bildung von Neurofilament Komplexen (ALS) werden alle unter dem Einfluss von NO/ONOO-Zyklus-Elementen gebildet, von denen Peroxynitrit das Wichtigste ist, aber einige andere ebenfalls eine Rolle spielen. Was interessant ist, ist, dass sowohl A-beta-Komplexe und Neurofilament Komplexe einwirken, was wiederum NO/ONOO-Zyklus Elemente ansteigen lässt und daher als Gewebe-spezifische Elemente des Zyklus fungiert. Neuere Untersuchungen der A-beta-Komplexe haben den Mechanismus, mit dem dies geschieht, erläutert.

Der dritte Vortrag an der Royal Society of Medicine wird vollständig über Therapie handeln – wie wir den NO/ONOO Zyklus herunterregulieren können.

Dann fliege ich am Morgen des 17. April für eine Präsentation weiter nach Rom, später am Tag dann nach Catania/Sizilien für ein Meeting über MCS. Dieses Meeting wurde ebenfalls so geplant, dass es sich in meine Europareise einfügt und ist die erste Veranstaltung, die bisher in Italien über MCS abgehalten wurde. Dann kehre ich nach Rom zurück für ein zwangloses Treffen mit Leuten am National Institute of Health um die Mechanismen von MCS zu diskutieren. Die Situation in Italien hat sich auf erstaunliche Weise gewandelt, verglichen mit der Situation als ich dort im November 2008 besuchte. Zu dieser Zeit gab ich Vorträge an der medizinischen Fakultät in Brescia in Norditalien und auch in Rom, und mir wurde dort berichtet, dass die Situation bezüglich MCS regelrecht barbarisch sei, mit Ärzten, die zur Rechenschaft gezogen und für die Behandlung ihrer Patienten mit MCS ins Gefängnis geworfen wurden. Vielleicht, aber nur vielleicht, habe ich die Situation in diesem Land innerhalb 1 1/2 Jahren gedreht? Wir können nur hoffen.

Von Rom aus fliege ich nach Paris, um bei einer Veranstaltung über MCS zu sprechen. Dieses Meeting ist die erste Veranstaltung, die jemals über MCS in Frankreich gehalten wurde und auch hier wurde es so eingerichtet, dass sie sich in meine Europareise einfügt. Es folgt ein Vortrag, den ich bei einem umweltmedizinischen Meeting in Aix-en-Provence im vergangenen April gab. Dieser letztere Vortrag war der erste Vortrag, der je beim französischen umweltmedizinischen Kongress gehalten wurde. Eine Veranstaltung, bei der in der Vergangenheit größtenteils umweltbedingte Karzinogenese dominierte. Die Situation in Frankreich hat sich auf andere Art und Weise dramatisch gewandelt. Meine Veröffentlichung auf meiner Webseite über MCS wurde ins Deutsche und Französische übersetzt und die Rückmeldungen aus beiden Ländern waren beeindruckend. Die französische Fachgesellschaft der Allergologen bat um Erlaubnis, ob sie die französische Übersetzung auf ihrer Webseite einstellen dürfe und hat die Erlaubnis auch bekommen. Beide, die französische und die deutsche Übersetzung, wurden auf mehreren Webseiten eingestellt.

Nach dem Paris Meeting gehe ich nach Würzburg für eine weitere Veranstaltung – eine, die bereits geplant war. Ich wurde ausdrücklich gebeten, zwei Vorträge zu halten – einen über Alzheimer, Parkinson und ALS als NO/ONOO-Zyklus Erkrankungen – dies wird sich sehr aus dem Material ergeben, dass ich zu diesem Thema für das London Meeting umrissen habe. Ich wurde auch noch gefragt, einen Vortrag über Therapie zu geben – wie wir den NO/ONOO Zyklus herunterregulieren können.

Nach der Veranstaltung in Würzburg ist Madrid an der Reihe, das letzte Meeting auf meiner Reise. Ich bin mir noch nicht ganz sicher über was ich auf dieser Veranstaltung sprechen werde, aber ich tendiere dazu, über exzessive NMDA Aktivität als ein häufiger „Zielpunkt“ einer großen Anzahl von Umweltchemikalien zu sprechen. Dies ist, in einiger Hinsicht, das wichtigste neue Verständnis, das sich aus meinem kürzlich veröffentlichten großen MCS Review ergab – dass eine große Anzahl von Umwelt-Schadstoffen allesamt einen Anstieg der NMDA Aktivität produzieren und gezeigt haben, dass ihre toxischen Reaktionen größtenteils durch NMDA Antagonisten reduziert werden. Bisher gab es zwei Hauptzielpunkte für Giftstoffe – etwas, was als Genotoxizität für viele Karzinogene genannt wurde – und ein zweiter, endokrine Störung. Somit ist dies ein dritter Hauptzielpunkt, und er ist mit ziemlicher Sicherheit wichtiger als endokrine Störung, in Bezug auf seine Auswirkung auf die menschliche Gesundheit.

Ich hatte eine wundervolle Reise nach Europa im November 2008, die Tour, auf der ich in sechs Ländern sprach, endende damit, dass ich als einziger Nicht-Europäer zu einer besonderen Sitzung über Umweltmedizin im EU-Parlament eingeladen wurde. Aber diese nächste Reise verspricht noch vielversprechender zu werden.

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 7. Feb. 2010

Kontakt:

Martin L. (Marty) Pall

Professor Emeritus für Biochemie und Medizinische Wissenschaften an der Washington State University

503-232-3883

martin_pall@wsu.edu

www.thetenthparadigm.org

Deutschsprachige Webseite: Martin Pall

Weitere CSN Blogs über die Arbeit von Prof. Martin Pall:

Das Spanische Gesundheitsministerium traf sich mit MCS-Selbsthilfeorganisationen

Am 04. Februar 2010 fand das Treffen zur Bestandsaufnahme der Situation von Menschen, die in Spanien an Multiple Chemical Sensitivity leiden, mit dem Gesundheitsministerium statt.

Herr José Martínez Olmos, der Generalsekretär des Gesundheitsministeriums und Herr Alberto Infante Campos, der Generaldirektor der Ordenación Profesional aus Nationalem Gesundheitssystem SNS (Sistema Nacional de Salud) und oberster Aufsichtsbehörde, nahmen an dem Treffen als Vertreter des spanischen Gesundheitsministeriums teil. Von fast jeder MCS-SHG war ein Vertreter anwesend, sowie Rechtsanwalt Jaume Cortés von Colectivo Ronda und Dr. Pablo Arnold, ein auf MCS spezialisierter Immunologe.

* ACAF: Cristina Montané

* AFCISQUIM: María Roldán

* Alas de Mariposa- SQM: Tránsito Rodríguez

* ALTEA – SQM: Cristobalina Bejarano

* APQUIRA: Mª Carmen Gómez de Bonilla

* AQUA: Mario Arias

* ASQUIFYDE: Francisca Gutiérrez

* AVASFASEM-AVASQ: Francisca García

* ENA: Laura Domínguez

* MERCURIADOS: Mª Carmen Miravete

* Plataforma Estatal Contra la Contaminación Ambiental: Minerva Palomar

* PLATAFORMA PARA LA FM , SFC, SQM, reivindicación de derechos, Asociación Nacional: Elena Navarro

Petition der Selbsthilfegruppen

Ein unter Leitung von David Palma erarbeitetes Petitionspapier wurde übergeben. Dieses Dokument wurde von folgenden Personen unterzeichnet:

* ABAF: Margarita Pascual

* ACAF: Maite Ribera

* AFCISQUIM: María Roldán

* Alas de Mariposa- SQM: Irene Escudero

* ALTEA – SQM: Cristobalina Bejarano

* APQUIRA: Mª Carmen Gómez de Bonilla

* AQUA: Mario Arias

* ASQUIFYDE: Francisca Gutiérrez

* AVASFASEM-AVASQ: Francisca García

* ENA: Rosa de Gabriel

* MERCURIADOS: Servando Pérez

* Plataforma Estatal Contra la Contaminación Ambiental: Minerva Palomar

* PLATAFORMA PARA LA FM SFC, SQM, reivindicación de derechos, Asociación Nacional: Elena Navarro

* Eva Caballé

Zur Veranschaulichung, was MCS-Kranke in Spanien erleiden müssen, wurde ein Exemplar des Buches „Una vida rota por la Sensibilidad Química Múltiple“ („Vermisst: Ein durch Multiple Chemical Sensitivity zerstörtes Leben“) im Namen der Autorin Eva Caballé, die nicht am Treffen teilnehmen konnte, ebenfalls überreicht.

Das Treffen mit dem Gesundheitsministerium bedeutete zwar nur eine Anerkennung von Minimalstandards durch das Ministerium, für die MCS-Kranken verbindet sich damit jedoch eine große Hoffnung.

Vertreter des Gesundheitsministeriums hatten sich bereit erklärt, innerhalb von zwei Wochen Selbsthilfegruppen zu kontaktieren, um sich gemeinsam auf Experten zu verständigen, die ein wissenschaftliches Komitee zur Erstellung eines Konsenspapiers über MCS bilden sollten. Sie haben mitgeteilt, dies wäre der erste Schritt, der die Aufnahme von MCS in das Spanische Alphabet des ICD-10, d.h. die offizielle Anerkennung dieser Erkrankung, in Spanien ermöglicht. Später müssen hierfür Leitlinien angefertigt werden

Alle, die an diesem Vorgang beteiligt waren, sind über das Ergebnis des Treffens begeistert, denn nun stehen uns die Türen offen, um eine Anerkennung von Multiple Chemical Sensitivity in Spanien zu erreichen und um zu bewirken, dass MCS-Kranke die gleichen Rechte wie andere chronisch Kranke haben.

Autoren: Eva Caballé, David Palma, NoFun Blog, 4. Februar 2010

Weiterer Artikel zum Thema:

Update: Emotionalität und Falschinformationen schaden allen MCS-Kranken

In seinem letzten Blog schrieb Dr. Merz über Aktivisten und Selbsthilfegruppen, die künstlich Verwirrung über den im ICD-10 stehenden Diagnoseschlüssel für MCS schaffen. Seit rund drei Jahren gehen einzelne Patientenvertreter hin und stellen diesen Diagnoseschlüssel, der darlegt, dass MCS eine körperlich bedingte Erkrankung ist, mit Nachdruck in Frage und dessen Existenz sogar in Abrede. Trotz dass von CSN ein eindeutiges Schreiben von DIMDI breitflächig verbreitet wurde, hören diese Störungen nicht auf. Auch im aktuellen Fall gibt es keine Einsicht, die Verbreitung falscher Informationen wird von einer Aktivistin sogar auf nationaler und internationaler Ebene weiter betrieben. Sie schreibt seit ein paar Wochen in diversen Newsgruppen über den ICD-10 zu MCS Verfälschendes und versucht, ihr für alle MCS Kranken schädliches Verhalten in einem der letzten Schreiben moralisch zu rechtfertigen, indem sie ihren eigenen verlorenen Rechtsstreit anführt.

Die von einer Aktivistin verbreitete Meinung über den MCS ICD-10:

Nach Auskunft von Dr. Küppers vom DIMDI (Deutsches Institut für Medizin, Dokumentation und Information – medizinische Klassifikation [s. Anmerkung!]), dient das ICD-10-GM Klassifikationssystem nur dem Zweck der ärztlicher Abrechnung und der Statistik. Sie schrieb, dass der ICD-10 (-GM) in der Regel keine Krankheiten definiert.

Trotz des ICD-10-GM Klassifikationssystems, Codes 78.4… Allergie, nicht näher bestimmt, können Mediziner, Psychiater, Psychologen und Medizinische Experten unsere Erkrankung immer noch als „mentale“, „psychogene“, „psychosomatische“ Störung diagnostizieren, wenn sie das so wollen.

Als Beleg für diese traurige Wahrheit möchte ich Dich über meine eigenen Erfahrungen mit dem Deutschen Rechtssystem informieren. Im April 2002 klagte ich. In einem Verfahren vor dem Landgericht xx behauptete der Gutachter, ein angesehener Professor und Leiter der Universitätsklinik in Köln ganz offen das unten stehende, obwohl er mit dem ICD-10 Klassifikationssystem vertraut sein sollte:

>> Was die herkömmliche (orthodoxe, traditionelle) Medizin betrifft, ist ein klinisches Syndrom wie „MCS“ nicht bekannt und anerkannt. „Multiple Chemical Sensitivities“, wie die Klägerin diese Bezeichnung für die Krankheit übersetzt, hat im Rahmen der herkömmlichen medizinischen Behandlung keinen Einfluss auf die therapeutischen Verfahren. „MCS“ ist eine Angelegenheit nichtmedizinischer Praktiker (Homöopathen, und andere).>>

Diese Verfahren löste bei mir eine Art Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD – Posttraumatic Stress Disorder) aus. Wenn ich also z.B. über Artikel wie den von Christiane Tourtet stolpere „GERMANY IS THE FIRST COUNTRY TO RECOGNIZE MULTIPLE CHEMICAL SENSITIVITY (MCS) AS A PHYSICAL DISEASE“ („DEUTSCHLAND IST DAS ERSTE LAND, DAS MULTIPLE CHEMICAL SENSITIVITY (MCS) ALS EINE ORGANISCHE ERKRANKUNG ANERKENNT“) dann schmerzt mich das immer noch und ich schlucke meinen Zorn über die erfahrene Ungerechtigkeit herunter.

Alles Gute aus Deutschland,

xx

* Anmerkung: DIMDI wurde falsch ins Englische übersetzt. Das DIMDI heißt auf Deutsch „Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information“ und nicht „Deutsches Institut für Medizin, Dokumentation und Information“

Dr. Tino Merz zur erneuten Falschdarstellung der Aktivistin:

Den Text der Aktivistin muss man von hinten lesen. Die Autorin ist verletzt und ärgert sich über ein Gutachten, in dem steht, dass es MCS aus der Sicht der Schulmedizin gar nicht gibt. Statt sich schlau zu machen, wie man einen solchen Unfug effektiv begegnen kann – wenn der Herr Professor den ICD nicht kennt, ist er entweder inkompetent oder befangen – schluckt Sie Ihren Ärger runter.

Nun kann und will sie nicht glauben, was Dr. Küppers in ihrem klaren Schreiben an Silvia Müller geschrieben hat. Sie hat wohl gefragt, ob es denn wirklich stimmt. Das ist die alte Weisheit: „Wer lang fragt …“ Mittlerweile hat wohl Frau Dr. Küppers Druck bekommen. Also rudert sie zurück und unsere Autorin gibt ihr die Gelegenheit dazu.

Schließlich verkündet unsere Autorin die Welt belehrend, dass der ICD gar keine Diagnosen enthält und die Ärzte sich daran auch nicht halten müssen, als traurige Wahrheit.

Dieser Vorgang zeigt, wie es denjenigen, die, wider besseres Wissen, den Stand der Wissenschaft in Sachen MCS in Abrede stellen und als Psycho umdeuten, schaffen, eine immense wissenschaftliche Literatur zu Müll zu verarbeiten, nämlich indem sie ihre Pseudowissenschaft als neue wissenschaftliche Erkenntnisse präsentieren (Prinzip Erlanger Fake: Vertauschung von Ursache und Wirkung), dies als schulmedizinische Korrektness apostrophieren und von allen verlangen, dies als „seriös“ zu akzeptieren. Sie habe es offensichtlich geschafft, dass viele Selbsthilfegruppen dies akzeptieren. Ich verweise auf das Zitat in meinem MCS-Strategiepapier zur „Wissenschaftsgläubigkeit“. Dort sagt eine Aktivistin, die Nichtakzeptanz von MCS liege an der Wissenschaftsgläubigkeit der Journalisten und Politiker. Also akzeptiert die Aktivistin, dass MCS wissenschaftlich ungeklärt ist. Die traurige Wahrheit ist folglich, dass solche Selbsthilfegruppen am eigenen Grab fleißig mitschaufeln.

Autor: Dr. Tino Merz für CSN – Chemical Sensitivity Network, 5. Februar 2009

Teil I: Künstlich erzeugte Verwirrung über den ICD-10 zu MCS

Weiterführende Informationen: