Archiv der Kategorie ‘Chemical Sensitivity‘

Wannsee-Schwimmer berichtet: Fachgespräch „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“

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Hallo Leute,

ich habe am Freitag mal den Wannsee im Stich gelassen und mir angehört, was im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus diskutiert wurde. Ich schreib hier Alles auf, für euch, die ihr vielleicht gern mitdiskutiert hättet, aber wegen der MCS dort nicht hinkönnt.

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Im ersten Teil des Fachgesprächs „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“ gab es drei Vorträge von bayrischen Umweltmedizinern: 

Dr. Frank Bartram
Dr. Bartram (IGUMED) berichtete, was die bedeutendsten Expositionsbereiche für umweltassoziierte Erkrankungen sind (Innenräume, Dentalersatzmaterial, Nahrung/Getränke, Genussmittel).
Er erklärte, wie man eine „Umweltmedizinische Spezialanamnese“ durchführt. Dabei muss man zunächst die „Lebensumfelder“ des Patienten abfragen, andere Erkrankungen ausschließen, weil „umweltassoziierte Erkrankungen“, wie Dr. Bartram sagte, „unspezifisch“ sind.
Dr. Bartram hat so eine Laboranalytik, mit der er verschiedene Marker erfasst. Er lässt die Biomarker (Belastung in Körpermaterial) messen, die Effektmarker (Sensibilisierungsreaktionen, pathologische Zytokinexpressionsmuster), Suszeptibilitätsmarker (Polymorphismen, Blut-Hirn-Schranke), Umweltmarker (Messung durch Bausachverständige) und er schaut nach inneren Belastungen durch die Dentalersatzmaterial.

Lasst euch nicht erschrecken von den vielen Fachbegriffen, die haben in Berlin auch nicht alle gleich verstanden. Aber Dr. Bartram hat das alles auch zum Nachlesen zur Verfügung gestellt.

Auch über die häufigsten Symptome seiner Patienten hat Dr. Bartram berichtet. Das Grundproblem „Es handelt sich um unspezifische Symptome“. Allgemeinsymptome (Leistungsmangel), Nervensystem (Konzentrationsstörungen, somatopsychische Störungen, Polyneuropathie), Störungen des Immunsystems, Schleimhautsystem (Magen-Darm, NNH, Lungen-Bronchien, Harnwege, gyn. Schleimhautbereich), Haut /Haare/Nägel.

Die „Multiple Schadstoff Sensitivität“ (MCS) hat Dr. Bartram unter den Stichworten „Oxidativer Stress und Inflammation“ und „Wirkungen von IFN-gamma“ erklärt.

Dr. Bartram meint „Expositionen zu neurotoxischen Substanzen können bei Einwirkung auf das… ZNS auch zu psychischen Störungen/Veränderungen führen: somatopsychische Störungen“

Er berichtet auch, dass es zu reaktiven Verstimmungszuständen kommen kann durch jahrelange Arztbesuche, Arbeitsunfähigkeit, Perspektivlosigkeit, sozialen Abstieg.
Abschließend erklärte Dr. Bartram, was bei nachgewiesener Erkrankung zu machen ist:

Expositionsvermeidung, Expositionsverminderung, Expositionsstop.

Dr. Bartram hat uns Zuhörern schon was abverlangt, aber wie gesagt, es gibt ein Papier zum nachlesen.

Dr. Peter Ohnsorge
Dr. Ohnsorge vom Deutschen Berufsverband der Umweltmediziner hat uns in Berlin die Augen geöffnet über das, was an den Universitäten und in der Fortbildung so geschieht oder besser gesagt, nicht geschieht. Zwar ist die Umweltmedizin im Studium vorgesehen, aber in der Realität  sieht das dann so aus, dass zum Beispiel ein Toxikologe über Intoxikation  und Grenzwerte lehrt, aber über Langzeiteffekte von Schadstoffen, die für Umwelterkrankungen relevant sind, nicht gesprochen wird.

Dr. Ohnsorge meinte, dass die vielen Symptome, die man bei Umwelterkrankungen vorfindet, für die Mediziner verwirrend seien und dass die Mediziner deshalb nicht mit dieser Komplexität zurechtkämen. Die „Entität des Krankheitsbildes“ würde nicht erkannt.
Dann kritisierte Dr. Ohnsorge auch, dass Umwelterkrankungen nicht in den „Scientific Mainstream“ passen, der sich vor allem um Genetik und um High-Tech-Medizin drehe.

Dr. Ohnsorge hat von einer „historischen Lagerbildung“ gesprochen. Umweltmedizin würde mit Naturheilkunde im negativen Sinn gleichgesetzt. Viele Mediziner behaupteten, es gäbe keine Umwelterkrankungen. Und was noch dazukomme, Umweltmedizin lasse sich schlecht abrechnen. Man hätte 8 Minuten zur Verfügung, wo man acht Stunden brauche.

Von Dr. Ohnsorge haben wir auch erfahren, dass die Weiterbildung im Bereich Umweltmedizin von ehemals 200 Stunden auf 100 Stunden gekürzt wurde. Dr. Ohnsorge hat an den Inhalten dieser 100 Stunden-Weiterbildung mitgearbeitet. Nicht, weil er diese Kürzung gut findet, sondern, weil er wenigsten dazu beitragen wollte, dass die wichtigsten Inhalte noch erhalten bleiben.

Es gibt nämlich Umweltmediziner, die sich während ihres Studiums schon spezialisiert haben – also so wie Augenärzte- und es gibt weitergebildete Ärzte. Das sind dann die mit den 100 Stunden.

Die Grünen hören nach Dr. Ohnsorge zu sehr auf Toxikologen und das RKI und zu wenig auf Umweltmediziner. Er kritisierte auch den Lobbyismus und die Finanzierung der Forschung aus Drittmitteln. 

Dr. John Ionescu
Der dritte Referent Dr. Ionescu von der Spezialklinik Neukirchen sprach über Allergische Erkrankungen durch Umweltbelastungen. Es gibt in der Bundesrepublik 25 Millionen Allergiker. Dass die Allergien in den letzten Jahren ständig zugenommen haben, sieht Dr. Ionescu vor dem Hintergrund der Umweltbelastung. Er berichtete zum Beispiel über ein Ehepaar, das mit Holzschutzmittel in Kontakt gekommen war. Beide hatten die gleiche Exposition mit diesem Holzschutzmittel, der Mann blieb gesund, während die Frau erkrankte. Interessanterweise hatte der Mann mehr Schadstoffe im Urin als seine Frau. Er hatte aber dieselbe Exposition, war also nicht stärker belastet. Es stellte sich heraus, dass die Leber der Frau hier Ursache war und die Frau deshalb die Schadstoffe nicht richtig entgiftete. Nach mehrwöchiger Unterstützung der Leberfunktion  erholte sich Frau von ihrer schweren Erkrankung.

Dr. Ionescu kritisierte den Einsatz von Kortison. Er behandelt die Ursachen einer allergischen Erkrankung. Er wies auch auf die Bedeutung der Ernährung und der Darmflora bei Allergien hin.
Dr. Ionesu stellte einen Sonderdruck OM und Ernährung Heft 2008/122 über „Umweltbedingte Erkrankungen – Diagnosekriterien und integrative Therapieverfahren bei MCS, CFS und Fibromyalgie“ zur Verfügung.

Diskussionsrunde, Kommentare
Nach den Vorträgen der drei Mediziner hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich zu Wort zu melden.

Ein Dr. Otto aus Osnabrück warf ein, Krebs sei ein Altersproblem, die Umwelt spiele, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle.

Ein Mitglied einer Selbsthilfegruppe aus NRW informierte über die Probleme, die die Krankenkassen bei Diagnostik und Therapie von Umweltkrankheiten den Patienten machen. Er kann sich als Privatpatient eine bessere Diagnostik und Therapie leisten als andere Menschen, die gesetzlich versichert sind.

Dr. Scheiner kritisierte Studien zum Mobilfunk. Er wurde von Dr. Ionescu unterstützt, der Laborerfahrungen mit dem Blut sensibler Personen hat und der auch eine mobilfunkerkrankte Patientin, Frau Frielinghaus, vorstellte.

Frau Infante-Göb, die auf ihre Unabhängigkeit von Vereinen und Verbänden hinweisend als Betroffene sich zu Wort meldete, forderte von den Politikern mehr Prävention und berichtete, bei dem Begriff MCS habe in den neunziger Jahren eine Änderung stattgefunden. Sie sprach von schadstoffinduzierter Krankheit.

Dann baten die Gastgeber zu Kaffee und Kuchen und belegten Brötchen. (Lecker!)

Podiumsdiskussion
Nach der Kaffeepause war die Podiumsdiskussion angesetzt.

Die angekündigte Mitarbeiterin der ZEIT, Frau Zinkant war verhindert, und für sie war der stellvertretende Chefredakteur der TAZ vor Ort.

Frau Kotting-Uhl (Grüne) berichtete über die „Kleine Anfrage“ aus dem Jahr 2007 und die Antwort der Bundesregierung. Sie wollte von Dr. Straff, UBA wissen, wie er an Stelle der Bundesregierung geantwortet hätte bzw. wie er Umwelterkrankung definieren würde. Dr. Straff ist nach eigener Aussage nicht an der Antwort aus 2007 beteiligt gewesen, hätte aber genau so  wie die Bundesregierung geantwortet.

Dr. Wiedemann vom Forschungszentrum Jülich sieht keine Probleme bei einer klaren Definition des Begriffs Umwelterkrankung, gefragt sei der gesunde Menschenverstand.

Dr. Ohnsorge vertrat die Meinung, der Begriff Umwelterkrankung müsse die individuelle Verletzbarkeit/Empfindlichkeit einbeziehen.

Auf die Frage von Frau Kotting-Uhl nach Berichten von Betroffenen meldeten sich eine ehemalige Friseurin, die Tochter eines Obstbauern und eine Frau aus Stuttgart zu Wort. Die Friseurin berichtete, dass sie von keinem Arzt ernst genommen wurde, die Tochter eines Obstbauern war durch Pestizide in der Kindheit und durch Chemikalien während ihrer Schreinerlehre erkrankt und war zeitweise nur noch im Rollstuhl. Ihr Gesundheitszustand hat sich in der Klinik Neukirchen verbessert. Die Frau aus Stuttgart ist sehr durch die schlechte Luft an ihrem Wohnort belastet und müsste eigentlich wegziehen.
Abschließend wurde über die „Umkehr der Beweislast“ diskutiert. Und über die Anerkennung von Berufskrankheiten.

Herr Metzger von der TAZ meinte, dass das, was heute schon als Berufskrankheit anerkannt würde, nie ohne den Druck seitens der Gewerkschaften zur Anerkennung gebracht hätte.

Bei der Diskussion um Pestizide, äußerte Dr. Straff vom UBA, Pestizide seien bei korrekter Anwendung unschädlich.

Frau Kotting-Uhl forderte bei neuen Stoffen müsse vor Einsatz deren Unbedenklichkeit nachgewiesen werden. Allerdings meinten Frau Kotting-Uhl und Dr. Terpe (Grüne), es gäbe in der Gesellschaft eine gewisse Bereitschaft, Risiken zu akzeptieren. Als Beispiel wurden die Todesfälle im Straßenverkehr angeführt.
Frau Kotting-Uhl könnte sich Freiräume zum Beispiel bei Mobilfunk vorstellen.

Frau Regina Nowack, die die Replik zu der Antwort der Bundesregierung 2007 verfasst hat, wies nochmals auf die Gefahren durch Amalgam hin.

Resümee
Jetzt fragt Ihr euch, was Ihr erwarten könnt?

Die beiden Politiker der Grünen werden alles noch mal in Ruhe bedenken. Sie werden es zunächst in der Partei diskutieren (Dr. Terpe) und sehen, was man in Entwürfe umsetzten kann.
Gegebenenfalls wollen sie zu weiteren Fachgesprächen einladen.

Flyer, Material zum Mitnehmen
Was gab es an Papieren, außer den erwähnten Papieren:

– Flyer „Unnötige Duftstoffe vermeiden“ vom Verein für Umwelterkrankte e.V. Bredstedt
– Flyer „Entgiftung und Prävention – gewusst wie“ vom Verein zur Hilfe umweltbedingt Erkrankter e.V. Neunkirchen
– Sonderdruck 8/2006 von Aktiv for you, BAYER Health Care mit einem Beitrag zur Allergologie von Dr. Ionescu
– Auszug aus „raum und zeit“ von 2007 mit einem Beitrag von Hanne Weizenegger, „Macht die Umwelt krank?“

Ich berichte euch hier, was bei mir angekommen ist. Also ohne Gewähr. Sicher haben andere Teilnehmer noch andere Erinnerung. Ich hoffe aber, dass mein Gedächtnis das Wesentliche hergegeben hat.

Und jetzt geht es ab in den Wannsee. Bei dem Wetter.

 Die Antwort auf die Anfrage der Grünen

Reaktion auf Parfum auch ohne Riechen des Parfums möglich

Schutzanzug

Gegen Parfum reicht eine Aktivkohlemaske als Schutz nicht aus 

Parfums werden von den meisten Menschen mit Chemikalien-Sensitivität – MCS als häufigster Auslöser ihrer Reaktionen im Alltag angegeben. Parfums und Duftstoffe zu umgehen ist nahezu unmöglich und kann im schlimmsten Fall bedeuten, das sich eine hypersensibilisierte Person aus dem Sozial- und Berufsleben zurückziehen muss, denn einen 100%igen Schutz gibt es nicht dagegen, außer einem professionellen Schutzanzug.   

Es gibt mehr als nur Allergien

 Die schwedische Wissenschaftlerin Eva Millqvist untersuchte eine Gruppe von neun Patienten mit respiratorischen Symptomen nach unspezifischen, reizenden Stimuli, um vermutetes Asthma zu ermitteln. Ausgeschlossen von der Studie wurden Patienten mit IgE-vermittelter Allergie oder demonstrierbarer bronchialer Obstruktion. 

Placebokontrollierte Studie mit Parfum

Um ein Provokationsmodel zu finden und die Symptome der Patienten objektiv in einer kontrollierten Studie festzustellen, wurden Provokationen mit Parfum oder Placebo durchgeführt. Die gleichen Patienten durchliefen auch eine spezielle Provokation mit Parfum, mit und ohne Aktivkohlemaske, um festzustellen, ob das Atmen durch einen Filter mit Aktivkohle Symptome verhindern könne. Die Patienten atmeten im Verlauf der Provokationen durch den Mund, während sie eine Nasenklammer benutzten, um das Riechen von Parfum zu verhindern. Die schwedischen Wissenschaftler fanden heraus, dass die früheren Symptome der Patienten gegenüber Parfum bestätigt werden konnten. Das Atmen durch den Aktivkohlefilter hatte keinen schützenden Effekt gezeigt.  

Reaktion ohne Riechen möglich

Millqvist und Lowhagen schlossen aus ihrer schon vor zwölf Jahren durchgeführten Studie, dass Symptome, die eine Hyperreaktivität des Respirationstraktes und Asthma andeuten, durch Parfum, ohne das Vorhandensein von bronchialer Obstruktion, provoziert werden können. Weiterhin wurde in dieser Studie deutlich, dass dabei ein Aktivkohlefilter keinen vollständigen präventiven Nutzen bei Parfum hat. Die Symptome werden nicht über den Olfaktorius (Riechnerv) übertragen, weil die Patienten das Parfum nicht riechen konnten, können aber durch einen trigeminalen Reflex (Reflex eines Hirnnervs) über den Respirationstrakt oder über die Augen verursacht worden sein.  

Voller Schutz vor Chemikalien

Ein 100% Schutz vor bestimmten Chemikalien ist nur mit einer professionellen ABC-Schutzkleidung möglich, wie sie zum Beispiel von der Bundeswehr eingesetzt wird, doch damit wird sich kaum jemand im Alltag unter die Menschen wagen. Für Menschen mit Hypersensibilität auf Parfum und Duftstoffe bleibt somit nur die soziale Isolation.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur:

Millqvist Eva, Lowhagen O.; Asthma and Allergy Center, Sahlgrenska University Hospital, Göteborg, Schweden, Placebo-controlled challenges with perfume in patients with asthma-like symptoms, Allergy, Jun. 1996; 51(6):434-9

Plastik-Duschvorhänge – die Giftbombe im Haus

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Mit über 100 giftigen Chemikalien duschen?  Nein Danke!

  Wovor führende Umweltmediziner seit Jahren warnen, wurde nun durch eine wissenschaftliche Studie bestätigt. PVC Duschvorhänge sind von der Produktion bis zur Entsorgung problematisch. Nicht nur das, sie sind auch gesundheitsschädlich und gasen oftmals über Hundert zum Teil hochgiftiger Chemikalien aus. Alternative zu den Giftvorhängen sind Duschkabinen aus Glas oder Duschvorhänge aus Baumwolle. In der Wohnung einer chemikaliensensiblen Person sollten PVC-Duschvorhänge ausnahmslos absolutes Hausverbot haben.  

Hübsch bunt oder hässlich giftig?

Duschvorhänge aus Plastik können schöne Eyecatcher im Bad sein, denn es gibt sie in allen Farben und mit hübschen Designs. Sie werden aus PVC hergestellt und sind unempfindlich gegen Algen oder Schimmel. In einem kleinen Bad sind sie für viele ein willkommener Farbklecks. Doch gerade in einem kleinen Bad können sie zu einem großen Problem werden, denn sie gasen giftige Chemikalien aus.  

Eine Chemiefabrik mit Leck im eigenen Haus?

Das Center of Health, Environment & Justice ließ Duschvorhänge aus PVC untersuchen und erstellte einen 44-seitigen Bericht darüber, der am vergangen Dienstag veröffentlich wurde. Dem Bericht geht eine Studie voraus, die zwei Jahre dauerte, um herauszufinden, aus was nun dieser typische Geruch eines Duschvorhangs besteht.  Im Labor wurde man fündig. Von den zu erwartenden Phthalaten (Weichmacher), über Lösemittel, Metallen und Chlor war alles drin, was niemand in seinen eigenen vier Wänden braucht. Man fand in den fünf Duschvorhängen, die es in gängigen Geschäften zu kaufen gibt, u.a. hohe Konzentrationen von Toluol, Xylol, Heptan, Decan, Benzol, Naphatalin, Butanol, Phenol, Trichlorbenzol, Hexanol, Styrol, Azeton.  In einem Vorhang fand das Labor sage und schreibe 108 Chemikalien, die in die Umgebungsluft ausgasen. Einige davon persisierten über einen Monat.  

Geruch wie eine Chemiefabrik oder Tankstelle

Mehrere Personen gaben den Autoren des Berichtes Auskunft, wie es ihnen ging, nachdem sie einen Plastikduschvorhang aufgehängt hatten, und welche Symptome sie bekamen: 

„Es roch wie eine Art Benzin. Es hat fast das ganze Haus zugestunken. Zuerst dachten wir, ein Benzintank sei undicht, so übel war es, und dann realisierten wir, dass es der neue Duschvorhang war, den wir an diesem Tag aufgehängt hatten…Ich nahm die Plastiktüte, in dem er eingepackt gewesen war, und mir wurde sofort schlecht. Ich weiß, neue Duschvorhänge haben diesen Geruch nach „neu“, aber ich habe nie zuvor so etwas wie diesen gerochen.“ (Bericht Studienteilnehmer) 

„Es ist schon typisch für die meisten Duschvorhänge, dass sie diesen „merkwürdigen Plastikgeruch“ haben, aber nicht so!!! Der Geruch des Vorhangs war UNBESCHREIBLICH! Stellen Sie sich strenge Farbe, gemischt mit Formaldehyd, Chlorbleiche und anderen beißende Chemikalien vor! Ich beschloss ihn trotzdem aufzuhängen, beschloss ihn aber dann doch abzuhängen, nachdem es jedem im Haus übel wurde.“ (Bericht Studienteilnehmer)  

Gesundheit ruiniert durch Duschvorhang

Sieben der gefundenen Chemikalien sind laut Stephen Lester, dem wissenschaftlichem Direktor und Co-Autor des Berichtes, von der Umweltschutzbehörde EPA als gefährliche Luftschadstoffe identifiziert.  Potentielle Beeinträchtigungen durch die Chemikalien, die aus den Duschvorhängen ausgasen, können zu Krebs, Entwicklungsschäden, Schädigung der Leber und des Nervensystems, als auch der Atemwege und des Fortpflanzungssystems führen.  Einige der Additive in solchen Duschvorhängen, wie die Phthalate und organischen Zinnverbindungen, gasen aus und werden im Hausstaub gebunden. Man nimmt sie über die Atmung auf und Kinder über Hand zu Mundkontakt.  

Was tun mit einem PVC-Duschvorhang?

„Ich habe diesen Duschvorhang aufgehängt, doch der Geruch war so überwältigend, dass ich Kopfschmerzen bekam. Ich gab ihm trotzdem eine Chance, stand aber um zwei Uhr Morgens auf, um ihn abzunehmen, so schlimm war es. Der Geruch durchzog mein ganzes Haus. Ich musste ihn zurückbringen und kaufte online einen aus Baumwolle.“ (Bericht Studienteilnehmer) 

Gifte gehören nicht in den Wohnraum, und nachhaltig die Gesundheit schädigenden Chemikalien wie die, die von den Wissenschaftlern gefunden wurden, schon gar nicht. Es gibt also nur eins, was man mit einem PVC-Duschvorhang tun kann: Entsorgen. Als Alternative bieten sich Baumwoll-Duschvorhänge an oder eine Duschkabine aus Glas. Sondermüll, wie ihn ein PVC-Duschvorhang darstellt, gehört definitiv nicht ins Wohnumfeld.  

Der Bericht des Center of Health, Environment & Justice zeigte bereits Wirkung: Einige der großen amerikanischen Wohnbedarfmärkte handelten umgehend und nahmen die giftigen PVC-Duschvorhänge aus den Regalen, andere stellten ihr Angebot bereits komplett auf ungiftige Duschvorhänge um.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur:
Stephen Lester, Michael Schade, Caitlin Weigand, Center of Health, Environment & Justice, Volantile Vinyl – The new shower curtains chemical smell, June 2008

Studie beweist: Asthma durch Parfumwerbung in Zeitschriften ausgelöst

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Parfum? VORSICHT es könnte Ihnen den Atem rauben

In Hochglanzmagazinen für Frauen und Lifestyle finden sich häufig Parfumstreifen, die zum Kauf eines Parfums verführen sollen. Für Asthmatiker ist diese geringe Konzentration von Duftstoffen häufig bereits völlig ausreichend, um Beschwerden und einen Asthmaanfall auszulösen. Für Wissenschaftler der Louisiana State University war dies der Anlass, eine placebokontrollierte Studie durchzuführen, um den Beweis zu erbringen, dass tatsächliche eine derart geringe Konzentration von Parfum ausreicht. Der Beweis wurde erbracht und verdeutlicht, welche Hürden den Alltag eines Asthmatikers erschweren. 

Konsequentes Studiendesign

An der Studie der Wissenschaftler der Louisiana State University in New Orleans nahmen 29 Erwachsene mit Asthma und 13 Normalpersonen als Kontrollgruppe teil. Von allen Probanden wurde eine ausführliche Anamnese erstellt und eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Der Schweregrad des Asthmas wurde mittels validierter klinischer Kriterien ermittelt. Zusätzlich führten die Mediziner Hauttests (Pricktests) mit den allgemein gängigen Inhalationsallergenen durch, als auch mit dem Parfum, das man in der anschließenden Untersuchung verwendete.  

Provokationstests mit Parfum

Um objektiv beurteilen zu können, ob Personen mit Asthma auf Parfum reagieren, wurden insgesamt vier Provokationstests durchgeführt. Die Wissenschaftler nahmen hierzu Parfumstreifen, wie man sie in vielen Zeitungen vorfindet. Sie bestehen aus einem speziellen Papier, dass mit Parfum imprägniert ist. In den verdeckten Testverfahren wurden als Kontrolle 70%iger Isopropyl- Alkohol und normale Kochsalzlösung verwendet. Symptome und Beschwerden der Patienten wurden vor und nach den Provokationstests festgehalten. Begleitend wurden Lungenfunktionstests vor den Testungen und 10, 20 und 30 Minuten danach durchgeführt.  

Eindeutiges Studienergebnis: Parfum löst Asthma aus

Die Provokationstests mit Parfum erbrachten beim Verlaufsparameter FEV1 (Einsekundenkapazität) bei den Asthmatikern einen signifikanten Abfall im Vergleich zu den Kontrollpersonen. Bei der Placebotestung mit Kochsalzlösung hingegen zeigten die Asthmatiker keine FEV1 Reaktion. Der prozentuale FEV1 Abfall war nach der Provokationstestung bei schweren Asthmatikern signifikant größer als vergleichweise bei leichten Asthmatikern. Bei 20,7% der Asthmapatienten trat nach der Parfumtestung Keuchen und Brustenge auf. Asthmaanfälle durch die Provokation mit Parfum traten bei 36% der schweren Asthmatiker, bei 17% der mittelschwer betroffenen Asthmatiker und bei 8% der leicht betroffenen Asthmatiker auf. Als weiterer interessanter Aspekt wurde offenkundig, dass Patienten mit allergisch bedingtem Asthma einen weitaus größeren FEV1 Abfall nach der Parfumtestung hatten als Patienten mit nichtallergischem Asthma. Die Mediziner schlossen aus ihren Beobachtungen und Messungen, dass Parfumstreifen in Zeitschriften ausreichen, um eine Verstärkung von Symptomen und Atemwegsobstruktion bei Asthmatikern hervorzurufen. Schweres Asthma oder allergisch bedingtes Asthma stellten laut der Wissenschaftler ein erhöhtes Risiko dar, respiratorische Reaktionen durch Parfum zu erleiden.  

Parfums schließen Menschen aus der Gesellschaft aus

In Alltagssituationen trifft man nahezu überall auf parfümierte Mitmenschen oder auf parfümierte Räumlichkeiten. Selbst in Krankenhäusern oder Schulen befinden sich Duftvernebler in den Toiletten und neuerdings sogar in Patienten- bzw. in Klassenzimmern. Durch die Studie der Wissenschaftler aus New Orleans wird deutlicht, wie schwer und folgenreich es für Menschen, die unter Asthma oder Chemikalien-Sensitivität leiden, zwangsläufig sein muss, in unserer Gesellschaft zu existieren.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur: Kumar P, Caradonna-Graham VM, Gupta S, Cai X, Rao PN, Thompson J., Inhalation challenge effects of perfume scent strips in patients with Asthma, Department of Medicine, Louisiana State University Medical Center, New Orleans, USA, Ann Allergy Asthma Immunol. 1995 Nov;75(5):429-33.

Exklusiv Interview Prof. Dr. Rapp über Kinder mit Umweltkrankheiten

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Interview Silvia K. Müller im Gespräch mit Professor Dr. Doris Rapp 

Prof. Dr. Doris Rapp gehört zu den bekanntesten Umweltmedizinern weltweit. Sie leitete eine Klinik für Kindermedizin in Buffalo und behandelte in ihrem Berufsleben Tausende von Kindern und Jugendlichen. Viele kennen die noch immer hochaktive amerikanische Wissenschaftlerin von internationalen Kongressen, Fernsehbeiträgen oder durch ihre Bücher, die z. T. New York Times Bestseller waren und in vielen Sprachen erschienen. Für Menschen aus aller Welt waren und sind die Bücher von Prof. Rapp ein erster erfolgreicher Einstieg, um ihre Krankheit besser zu verstehen und um endlich Wege zu finden, ihren Gesundheitszustand zu verbessern. 

SKM: Professor Rapp, Sie haben viele Jahrzehnte Erfahrung mit Kindern, die unter schweren Allergien oder Chemikaliensensibilität leiden, die allergisch auf ihre Nahrung oder ihre Umwelt reagieren. Wie viele Kinder haben Sie diagnostiziert und behandelt?
 
Doris Rapp: Viele Tausende aus allen Staaten in den USA und sogar Kinder aus Europa waren dabei. Sie kamen zu mir in die Klinik von überall her. Wir haben sie ausgetestet und dann individuell behandelt. Von fast allen diesen Kindern haben wir Videodokumentationen vom gesamten Verlauf erstellt. Wir haben die Kinder ausgetestet, auf was sie reagieren, und dabei gefilmt. Dadurch haben wir sichtbar gemacht, dass es Kinder gibt, die auf Nahrungsmittel oder Chemikalien reagieren.
 
SKM: Welche Beschwerden hatten diese Kinder, auf was und wie reagierten sie?
 
DR: Man kann auf alles Mögliche reagieren. Von Nahrungsmitteln angefangen bis zu Chemikalien. Es gab Kinder, die extrem auf Schimmel reagierten, weil sie in einem Haus mit Schimmel wohnten. Bei manchen waren es nur zwei, drei Nahrungsmittel, andere reagierten auf Nahrungsmittel, Pollen, Chemikalien und auf ihre Haustiere. Man muss es herausfinden, das ist bei jedem Kind verschieden.
 
Viele Kinder haben schwere Kopfschmerzen, sind total erschöpft. Sie schaffen es kaum noch, in die Schule zu gehen. Ständige Infekte waren oft Anlass, dass die Eltern mit ihren Kindern zu uns kamen.
 
Muskelschmerzen und Atemwegsbeschwerden sind sehr häufig. Sehstörungen, Tinnitus, Hörstörungen, Epilepsie, Krämpfe und Herzbeschwerden haben wir ebenfalls oft erlebt bei den Kindern. Ja, und dann natürlich hyperaktive Kinder oder solche, die depressiv oder extrem aggressiv wurden, wenn sie mit etwas in Kontakt kamen oder ein bestimmtes Nahrungsmittel gegessen hatten. Kinder, die zur Schule gingen und noch ins Bett machten, weil sie auf bestimmte Nahrungsmittel reagierten. Es gibt sehr viele Auswirkungen, und bei jedem sind sie unterschiedlich.
 
SKM: Haben Sie auch Kinder gesehen, die durch ihre Schule krank wurden?
 
DR: Oh ja, das kommt recht häufig vor. Ich habe viele gesehen, die durch ihre Schule krank wurden, manche sehr krank, so dass sie zuhause bleiben mussten deswegen.
 
SKM: Gibt es Beweise, dass solche Kinder tatsächlich durch ihre Schule krank wurden?
 
DR: Selbstverständlich. Das Anderson Labor hat dies sogar mit Videos dokumentiert. Jeder kann sie dort bestellen und selbst anschauen. Nicht nur die Kinder reagierten beispielsweise auf den giftigen Schulteppichboden, sondern auch die Lehrer und Labormäuse, die man den gleichen Emissionen aussetzte. Das dürfte Beweis genug sein.
 
SKM: Wie viele Kinder haben Sie ungefähr gesehen, die durch ihre Schule krank wurden? Waren es viele?
 
DR: Es ist schwer, dass ganz genau zu beantworten. Ich schätze, dass waren mindestens 30% und aus manchen Gegenden, in denen Ritalin häufig verabreicht wird, da waren es viel mehr, manchmal bis zu 70%. Manche Kinder reagierten auch nicht auf ihre Schule, sondern auf den Schulbus, mit dem sie fuhren, auf die Dieselabgase an der Haltestelle oder im Bus.
 
SKM: Durch was wurden die Kinder, die Sie gesehen haben, krank an ihren Schulen?
 
DR: Schimmel, belasteter Staub, Chemikalien, aber auch Nahrungsmittel, die sie dort gegessen haben und worauf sie allergisch reagierten.
 
SKM: Wie kann man herausfinden, auf was ein Kind reagiert?
 
DR: Es ist eigentlich sehr leicht herauszufinden, auf was so ein Kind reagiert. Jeder kann es, indem er meine „Big Five“ anwendet. Man muss herausbekommen, wo und wann es jemand plötzlich schlecht geht oder sich jemand plötzlich völlig auffällig verhält. Ist es innen oder draußen passiert? Kam es durch eine Chemikalie oder durch ein Nahrungsmittel? Durch die „Big Five“ bekommt man es heraus.
 
SKM: Was genau sind die „Big Five„, Professor Rapp? Können wir sie auch lernen?
 
DR: Ja sicher, jeder kann die „Big Five“ im Nu erlernen, es sind fünf Fragen:
1.      Wie sieht die Person aus?
2.      Wie fühlt sie sich?
3.      Wie sieht die Handschrift aus?
4.      Wie ist der Puls?
5.      Wie ist die Atmung?
 


Vergleichen Sie die „Big Five“ vor und 10-60 Minuten nach 
SKM: Was können die Leute noch tun, um herauszufinden, was mit ihnen los ist, und ganz wichtig, was empfehlen Sie, damit es den Betroffenen besser geht?
 
DR: Finden und beseitigen der Ursache und dann in Folge Vermeiden dieser Auslöser, das ist meine beste Idee, und das Allerbeste daran ist, man braucht keine Medikamente dazu.
 
Tausenden kann geholfen werden, indem sie eine Woche eine ganz strikte Diät essen ohne die Nahrungsmittel, auf die sie reagieren. Genauso schnell kann vielen mit einem Luftfilter geholfen werden. Ich erinnere mich, dass ich bei Dr. Runow in Deutschland einen besonders guten Luftfilter sah. Es ertönte ein Warnton, wenn Chemikalien im Raum waren. Das hat mir sehr gut gefallen. Solche Luftfilter eliminieren Pollen, Schimmel, Staub und Chemikalien. Wer auf Nahrung und auf Allergene in der Luft und Chemikalien reagiert, sollte beides ausprobieren. Viele staunen, wie schnell es ihnen besser geht. Dann müssen sie lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen und Auslöser vermeiden. Auf diese Weise wird eine kranke Person wieder stabiler und kann fast normal leben. Ist ein Kind bereits schwer erkrankt, empfiehlt es sich, eine Umweltklinik aufzusuchen und dort eine Behandlung durchzuführen. Kinder haben gegenüber Erwachsenen den Vorteil, dass ihr Körper schneller auf Therapien anspricht, und wenn konsequent nach den Vorgaben der Ärzte gelebt wird, kann sehr schnell Erfolg erzielt werden.
 
SKM: Herzlichen Dank für das interessante Interview, Professor Rapp. Wir wünschen Ihnen alles Gute, viel Gesundheit und weiterhin viel Kraft, um Ihre wichtige Arbeit fortsetzen zu können und freuen uns auf den nächsten Kongress, auf dem Sie sprechen werden.

  •  Essen oder Trinken
  • Aufenthalt im Außenbereich versus Aufenthalt im Innenraum, checken Sie jeden Raum oder Bereich
  • Chemikalienexposition (vergleichen Sie hierbei nach 1-5 Minuten, nicht erst nach 10-60 Minuten)
  • Einnahme von Medikamenten
  • Einnahme eines Immunsystemmodulators
  • Anwendung von desensibilisierenden Allergieextrakten 

Bayrisches Ministerium warnt vor Duftstoffen und gibt Tipps

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Duftstoffe können die Gesundheit und die Umwelt ganz schön belasten

Duftstoffe sind trotz, aber nicht nur wegen ihres Geruchs zur Last geworden. Um über die Wirkungsweise von Duftstoffen und deren Gefahren aufzuklären, entwickelte das Bayrische Staatsministerium eigens eine kleine Broschüre über Duftstoffe, die aufklärt und mithelfen soll, Asthmatiker, Allergiker und Chemikaliensensible zu schützen. Dass Ministerium weißt darauf hin, dass bei einer Allergie auf Duftstoffe nur ein wirksamer Schutz bleibt: Vermeidung.

Duftstoffe belasten Gesundheit

Über 6000 unterschiedliche, größtenteils chemische Substanzen werden in der Duftstoffindustrie als so genannte „Riechstoffe“ verwendet. Sie belasten im erheblichen Maße die Umwelt und immer häufiger die Gesundheit vieler Menschen. Insbesondere durch die zunehmend in Mode gekommene „Raumluftaromatisierung“ werden Asthmatiker, Allergiker und Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) belastet und in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Für manchen, für dessen Gesundheit Duftstoffe zur Qual geworden sind, bleibt als Konsequenz nur noch Vermeidung, und das kann im schlimmsten Fall sogar den Arbeitsplatz und somit die Existenz kosten, denn es gibt kaum einen Bereich, der nicht „beduftet“ wäre oder an dem sich keine Menschen aufhalten, die Parfums, Aftershaves, Weichspüler, duftstoffhaltige Waschmittel, etc. verwenden.

Ministerium klärt auf

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nahm all diese Tatsachen zum Anlass und erstellte im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz eine kleine Broschüre zum Thema Duftstoffe:

Ist angenehmer Duft auch immer gesund? Riech-, Duft- und Aromastoffe

In für jeden verständlicher Form vermittelt das Ministerium in seiner Aufklärungsbroschüre, wo Duftstoffe anzutreffen sind, aus was sie bestehen, über welche Aufnahmewege sie aufgenommen werden, wie sie sich auswirken können und dass sie, wo immer es unnötig ist, zu vermeiden sind.

Ministerium empfiehlt lüften statt beduften

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit schließt seine Broschüre mit den nachfolgenden Empfehlungen für den Verbraucher:

  • Wenn es unangenehm riecht, überdecken Sie den Geruch nicht durch Versprühen von Duftstoffen.
  • Versuchen Sie die Geruchsquelle zu beseitigen!
  • Lüften ist allemal gesünder!
  • Verzichten Sie auf Duftstoffe in der Raumluft.
  • Denken Sie an empfindliche Personen.Helfen Sie Allergien vermeiden!
  • Bewahren Sie Duftöle immer außerhalb der Reichweite von Kindern auf.
  • Geben Sie Duftstoffe nur in die Raumluft, wenn alle Raumnutzer einverstanden sind.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008

Literatur:

Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Ist angenehmer Duft auch immer gesund? Riech-, Duft- und Aromastoffe, 19.9.2003

Minnesota schafft Gesetz für Verbot von Duftstoffen und Parfum an Schulen

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Parfums enthalten oft mehrere Hundert verschiedene chemische Einzelsubstanzen. Wie solche Gemische letztendlich auf den Menschen wirken, ist bis dato unbekannt. Man kennt nur die gefährliche Wirkung einzelner Inhaltsstoffe, die u.a. Allergien auslösend, krebserregend, erbgutverändernd und sensibilisierend sind, und die sich auch auf das Verhalten von Menschen auswirken. Der US Bundesstaat Minnesota will Schüler vor Auswirkungen von Parfums und Duftstoffen per Gesetz schützen.   

Umzingelt von Duftstoffe

Nicht nur Parfums sind ein Problem, auch viele Alltagsprodukte wie beispielsweise Reinigungsmittel sind fast ausnahmslos beduftet. Diese Putzmittel enthalten zusätzlich meist hochaktive, zum Teil toxische Substanzen, die eine Wirkung der Duftstoffchemikalien potenziert. In manchen Fällen wird heutzutage sogar schon Beduftung mittels Duftsäulen oder Duftzerstäubern in Schulen betrieben. Ganz abgesehen von bedufteten Filzschreibern, Radiergummis und allerlei anderem Schulbedarf, den Schüler in den Unterricht mitbringen.   

Geringe Dosis, gefährliche Wirkung

Bei manchen Menschen reicht eine geringe Konzentration solcher duftstoffhaltigen Produkte aus, um schwere Asthmaanfälle, Allergieschübe oder, bei chemikaliensensiblen Menschen, Reaktionen auszulösen. Die Reaktionen bei diesen chemikaliensensiblen Kindern können sich leicht bis total behindernd auswirken. Migräne mit Erbrechen, Schwindel, Augenbrennen, Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität, unvermittelte Aggressionsschübe, Krämpfe, Atembeschwerden, Übelkeit bis zu Bewusstlosigkeit werden u.a. als Reaktionen auf Duftstoffe berichtet. Bei einigen sehr schwer betroffenen Kindern kann der allgemein verbreitete Duftstoffwahn folglich soweit führen, dass sie keine öffentliche Schule mehr besuchen können.   

Duftstoffverbot mittels Gesetz

Um die Gesundheit aller Schüler und insbesondere von Kindern und Jugendlichen die bereits auf Duftstoffe reagieren zu schützen, wurde im US Bundesstaat Minnesota die GesetzesvorlageMinnesota HB 2148, entitled – Fragrance-Free Schools Pilot Projectzur Realisierung eines Pilotprojektes zum Verbot von Duftstoffen an Schulen beim Senat vorgelegt. Mittels des geplanten Gesetzes soll das Benutzen von Parfum und duftstoffhaltigen Cremes, die Verwendung von „Raumlufterfrischern“ und duftstoffhaltigen Reinigungsmitteln an öffentlichen Schulen verboten werden. Als Grund dafür wird angegeben, dass duftstoffhaltige Produkte Asthmaanfälle oder Chemikalien-Sensitivitätsreaktionen bei den Schülern und Studenten auslösen können. Im Rahmen des Pilotprojektes sollen Schüler und Eltern über die nachhaltigen Gefahren durch die Verwendung von Duftstoffen in Schulen aufgeklärt werden.    

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008   

Literatur:

Bill seeks to ban scents in schools, Minnesota HB 2148, entitled – Fragrance-Free Schools Pilot Project, introduced – 85th Legislative Session (2007-2008), Mar 15, 2007  

Dufte Schule

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Anna steht heute im Mittelpunkt. Sie führt ihr neues Diddl Lipp Gloss Banane vor. Dann geht der Stift reihum. Annas Freundinnen dürfen ihn ausprobieren. Isabell will Anna nicht nachstehen. Sie packt ihr Prinzessin Lilifee Kinderparfüm aus und reicht es in die Runde. Das gefällt sogar dem Klassenkameraden Max. Er schnappt sich den Flakon und sprüht damit die kreischenden Jungs ein. Jetzt geht es in der 2b der Kästner Grundschule* über Tische und Bänke.

Am Schluss wirft Max Isabell den leeren Flakon zu. Isabell ist sauer. Aber Max weiß, wie er sie wieder beruhigen kann. Flugs holt er seine Diddl Duftkarten aus dem Ranzen und schenkt sie Isabell. Die anderen holen auch ihre Diddl Duftkarten und tauschen und rubbeln den Duft frei. Isabells Kummer ist schnell vergessen. Jana hat noch weitere Tauschobjekte im Ranzen. Sie bietet ihren Apfelduftradiergummi gegen fünf Diddl Duft Karten. Sven zieht gleich ein ganzes Paket Radiergummis aus der Hosentasche: Apfel, Orange, Erdbeere, Heidelbeere. Max schnappt sich auch Svens Schätze und wirft sie durch das Klassenzimmer. Dann klingelt es und Frau Maier* rauscht in die Klasse. Sie trägt heute ihr geliebtes Roma. * Namen verändert.


Ein ganz normaler Schultag an einer ganz normalen deutschen Grundschule beginnt. Der Raum ist geschwängert von einer Mischung aus Fruchtaromen, Duftstoffen aus Waschmitteln, Weichspülern, Shampoos, Haargels, Deos, Kinderparfums und einer Mintnote aus den Duftstoffen verwendeter Putzmittel.

„Welche Folgen Duftstoffe generell – und speziell im Gehirn – haben, ist noch weitgehend unbekannt“, schreibt das Umweltbundesamt.
Welche Folgen mag die Duftwolke im Schulraum der 2b haben?
„Die Wirkung von Substanzgemischen ist kaum untersucht und weitgehend unbekannt.“ (UBA)

Das Robert Koch Institut berichtete im letzten Jahr über den Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen:
„Bei ca. 22% der untersuchten Kinder und Jugendlichen liegen Hinweise auf eine psychische Auffälligkeit vor, wobei circa 10% aller Kinder und Jugendlichen als im engen Sinn psychisch auffällig beurteilt werden  Unter den spezifischen psychischen Auffälligkeiten treten Störungen des Sozialverhaltens (10%), Ängste (7,6%) und Depressionen (5,4%) am häufigsten auf. müssen.“
„Bei 40,8% zeigt die Blutuntersuchung eine Sensibilisierung gegen mindestens ein Allergen“

In Berlin weiß man wohl um die Gefahren der Duftwolken:
„Wer Düften anhaltend ausgesetzt ist, bei dem können sich – genauso wie bei Lärm – Stressreaktionen einstellen, die gesundheitliche Beschwerden zur Folge haben.

Duftstoffe können über die Atmung in den Organismus gelangen und sich über die Blutbahn im gesamten Körper verteilen. Bei bestimmten Duftstoffen ist – wegen ihrer chemischen Struktur – auch von einer Resorption über die Haut auszugehen. Werden Duftstoffe über die Riechsinneszellen resorbiert, so ist es wahrscheinlich, dass sie wegen der physiologischen Besonderheiten der Geruchsbahn (Reizweiterleitungssystem des Geruchsinns) über die Nervenfaserbündel direkt als Substanz in den Bulbus olfactorius (einen Teil des Gehirns) gelangen“ heißt es in einem Schreiben des UBA. Deshalb kann man auch in der Empfehlung des Umweltbundesamtes lesen:


„Aus Gründen der Vorsorge empfiehlt das UBA, Duftstoffe in öffentlichen Gebäuden  …nicht einzusetzen.“

Wer sorgt aber für Anna, Isabell, Max und ihre Klassenkameraden vor?
Niemand!!

Im Schulraum der 2b und in allen bundesdeutschen Schulräumen gilt: Rauchen verboten- Beduften erlaubt.
Diese Beduftungserlaubnis geht sogar mittlerweile schon soweit, dass Kinder und Jugendliche zwecks Verhaltensmodifikation mit Duftsäulen beduftet werden dürfen, wie man im Internet nachlesen kann.

Wie das Magazin Spiegel und die Süddeutsche Zeitung berichteten, lässt der Herr Professor Dr. Wabner mittlerweile in 30 Schulen ätherische Öle mit Duftsäulen verströmen, wie er selbst sagt, als Aromatherapie mit dem Ziel die „Kreativität der Schüler anzuregen und die Konzentrationsfähigkeit zu steigern“. „Aggressionen werden abgebaut“.

Prof . Dr. Wabner bietet seine Duftstoffe auch in der Apotheke an. Dort kann man das Set aus Duftöl und Duftstein unter dem Produktnamen „Dufte Schule“ erwerben. Zu therapeutischen Zwecken.

Herr Prof. Dr.Wabner beduftet die Schüler klassenweise. Für sich zieht er individuelle Lösungen vor:
SZ: „Bei welchem Duft können Sie selbst besonders gut arbeiten?“

Wabner: „Zitrone – die macht munter. Ich mag auch Neroli, aber davon werde ich zu schnell high.“

Prof. Wabner wird von Neroli high. Von was werden die Kinder in den Duftschwaden deutscher Klassenzimmer high? Von welchen Duftstoffen werden sei depressiv, aggressiv oder gar krank?

Jeder hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das steht in Artikel 2 unseres Grundgesetztes. Wer aber garantiert dieses Recht an Schulen?

Warum gibt es aus Berlin nur Worte und niemals Taten?

In Kanada und Nordamerika ist man da schon ein ganzes Stück weiter:

For example: antiduftstoffzeichen-iii.jpg

School – Community Relations  – Jefferson City Public Schools

Visitors to the Jefferson City Public Schools will often see signs regarding – Fragrance Free – Zones. We also make every attempt to remind patrons of the district about fragrance free through our news releases to the media.

Fragranced products can cause people with some chronic illnesses to suffer additional and extra symptoms and medical expenses. These include asthma, allergies, sinus problems, rhinitis and migraine headaches. Some authorities and victims also believe that neurological conditions such as ADHD, autism, and other behavioral and learning disorders are exacerbated by fragrances.  The Jefferson City School District has students, parents and staff with health conditions that are, at times, severely affected by fragrances. In an effort to help these people enjoy their experience with the Jefferson City Public School District, we respectfully request that all patrons that attend any JCPS event, be as fragrance free as possible by not wearing perfume, aftershave, scented lotions, fragranced hair products, and/or similar products.  If you have questions about Fragrance Free, please call us.

A Fragrance Free Campus – North Seattle Community College

has always strived to provide both the best curriculum for their students, as well as the best environment for higher learning. As part of the campus initiatives, the college adopted an important policy several years ago to help ensure everyone is comfortable on a variety of levels, including air quality.

Did you know the school advocates for a pollutant/fragrance free environment? That’s right, the school asks that all individuals be sensitive to air quality, which helps support a more healthful learning/teaching environment. This includes perfumes, fragrances and any other air pollutants which could cause people with allergies to be less comfortable.   So …were you made aware of this policy when you first arrived on campus? Did your instructor or other faculty make you aware of this when you were orientated to the college? And more importantly…do you do your part to help keep this clean air initiative in place?  Keeping the air clean at North Seattle Community College benefits everyone don’t you think?

SCENT FREE SCHOOL  –  Oliver School

Please remember Oliver School is a – Scent Free – School

This limitation includes the use of any product with a strong odor including all perfumes and scented preparations. Due to severe allergy concerns, we request the understanding and co-operation of all students and parents in our efforts to provide a safe and healthy environment for all students and staff members.

Meadowbrook Elementary School (a scent-free school)

Making a Difference Together

University of Windsor – Scent-free Guidelines

Please consider how fragrance use affects others who may be highly sensitive. The University Windsor’s – Scent-free Guidelines – may be viewed at

St. Peter’s Junior High – Weekly Newsletter

Allergies . There are some students with serious, life-threatening nut allergies in our building. Please ensure that your son or daughter does not bring any nuts or food containing nut product to school or on the bus. There are also staff members an d students who have scent allergies.  We ask that you help keep our school scent free by not wearing perfumes and colognes while in the building. Thank-you for your cooperation in this important matter.

November School Newsletter 2007-2008 – St. Augustine School

January 2008 St. Augustine School Important Safety Reminders:

This school is a nut free and scent free school at all times. Thank you for your help in ensuring that all children are safe at school. Thank you for your assistance.

SHERWOOD ELEMENTARY SCHOOL HANDBOOK  – 2007 – 2008

Food Allergy – Sherwood School & playground areas are totally „peanut/nut free“ Many students at our school are anaphylactic. Please be diligent and check labels. Please do not send any products that contain peanuts/nuts trace amounts of these products. We appreciate and thank you for your cooperation.

Anaphylactic/Life Threatening ConditionsAll students identified with life threatening allergies/conditions must have an emergency treatment plan in place. This plan is coordinated through Public Health and your family physician. MedicationIf a student requires medication to be administered at school a form must be completed by the family physician before this can occur.

Scent Free – Sherwood is designated as scent free. All staff, students and visitors are asked to refrain from wearing scented products

Herzlicher Dank für diesen Gastbeitrag geht an Juliane.

Mona, die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

 Es regnet und es ist neblig, klamm, kalt, kein Wetter, bei dem man gerne vor die Tür geht. Trotzdem den ganzen Tag draußen zu verbringen ist eine Herausforderung, die niemand freiwillig annimmt. Es gibt Menschen in unserer Gesellschaft, die keine andere Wahl haben. Nicht, weil sie draußen ihre Arbeit verrichten müssen oder sie kein Geld für vernünftigen Wohnraum hätten, nein, dass ist nicht das Problem. Die Rede ist von Menschen, die so schwer auf minimale Spuren von Alltagschemikalien reagieren, dass ihnen kein Aufenthalt in einem Haus oder auch nur in der Nähe von Ansiedlungen möglich ist. Das gibt es nicht? Doch, diese Menschen gibt es leider in unserem Land, und anderswo auch.

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Ein Traum im Sommer bei Sonnenschein, doch was wenn es regnet, wenn es kalt ist? Und wie fühlt sich die Einsamkeit auf Dauer an? 

 

Freiwillig gezwungen – einsames Leben im Wald
Meine erste Begegnung mit einem Menschen, der kein richtiges Zuhause mehr hat aufgrund seiner Chemikalien-Sensitivität, war eine brillante deutsche Wissenschaftlerin, die in den USA krank geworden war. Sie war einer der Überflieger an ihrer Uni gewesen und bekam dadurch ein Stipendium in Berkeley. Jeder, der sich etwas auskennt, weiß: Das will etwas heißen. Sie arbeitete dort in einem Forschungslabor umgeben von viel Phenol, Radioaktivität. Viele der damaligen Mitarbeiter dort sind längst verstorben, und das Labor ist schon lange geschlossen. Niemand will mehr daran erinnert werden, der Fall wurde totgeschwiegen. Die junge Frau wusste nicht, wie ihr geschah, es war nur offensichtlich, dass sie nirgendwo mehr auch nur für Minuten Ruhe finden konnte, ohne schwerste körperliche Beschwerden zu bekommen oder zu kollabieren. Es folgte ein Leben in einer alten Schutzhütte mitten in der Einsamkeit in den Wäldern von Kalifornien. Wie ihre Krankheit hieß, die dies gnadenlos von ihr abforderte, wurde ihr viel später gesagt. Heute lebt sie einsam fernab von anderen Menschen in Colorado, weil ihre Chemikalien-Sensitivität dies noch immer von ihr abfordert. 

Ein „Kaktushaus“ statt einer Villa
Eine weitere Begegnung, an die ich mich noch wie heute erinnere, hatte ich in Arizona. Es war ein junger intelligenter Mann, der durch Pestizide und Schimmelpilze extrem krank und hypersensibel geworden war. Er hatte eine Familie, die ihm jedes Haus gekauft hätte, ganz gleich zu welchem Preis. Der Reichtum der Familie nutzte nichts, denn in der Nähe von Häusern brach der junge Mann sofort zusammen, was von ihm ein einsames Leben in der kargen Wüste von Arizona forderte. Mit einem alten, längst ausgedünsteten Auto kam er alle paar Tage zu einem ebenfalls chemikaliensensiblen Freund und duschte dort unter größten Schmerzen. Wenn er abfuhr, winkte er zum Abschied und rief. „Bis bald Freunde, mein „Kaktushaus“ ruft.“ 

Tapferer Kampf gegen Schmerzen und die Einsamkeit
Es gibt sie auch in Deutschland, chemikaliensensible Menschen, die gerne wie jeder andere mit ihrer Familie leben würden und deren Krankheit dies nicht zulässt. Mona B., ihre Familie nennt sie „unsere Glasprinzessin“, ist gezwungen, bei Wind und Wetter draußen zu leben. Mona ist tapfer, kämpft für sich und andere, und trotzdem kommt es immer wieder knüppeldick. 

Nichts ist vergönnt
„Habe ich endlich einen Platz gefunden, an dem ich mich einigermaßen aufhalten kann, kommt irgendjemand, der mich vertreibt“, berichtet Mona. „Um all diese Restriktionen zu verkraften und zu ertragen, dass ich meine Enkel nicht einfach lieb drücken kann oder mit ihnen schöne Spiele spielen kann, ihnen etwas vorlesen, ihnen tolle Geschichten erzählen kann, die ich noch von meinem Beruf als Erzieherin im Kopf habe, schreibe ich Gedichte. Eines davon handelt vom Vertriebenwerden von einem Platz, an dem man atmen kann, an dem man keine Schmerzen hat. Ich widme es allen denen da draußen, deren Alltag es ist, und hoffe inständig, dass man aufhört, uns totzuschweigen, und dass wir endlich Hilfe bekommen.“ 

Mona B., Alter: 56 Jahre

MCS durch chronische Formaldehydexposition im Niedrigdosisbereich, Wildlederspray und Insektizide. Ferner als Kind schon hohe Belastung durch Wohnsituation bei der Daimler-Benz Lackiererei, etc. Später kamen Belastung durch Abgase und Harze aus Lacken noch hinzu.

Symptome
Schwere Reaktionen der Haut (Hautvergiftung), Herzrasen, Bluthochdruck, extreme Lichtempfindlichkeit, Elektrosensibilität, narkoseartige Zustände, ständig geschwollene Lymphknoten, Fibromyalgie durch Einlagerung der Stoffe in die Muskeln, Zittern, Schleimhautblutungen nach Duftstoffexposition, Drehschwindel, Leberschwellungen, Magen-Darm-Koliken. 

Es wurde eine „Hautvergiftung“ diagnostiziert, die durch Wildleder-Schuhsprays ganz am Anfang meiner MCS eintrat. Die Haut bekam damals Blasen von den Füßen bis unter die Brust, die dann unter starken Schmerzen aufgingen und aus denen Lymphflüssigkeit lief. Keiner wusste zu helfen, ich starb mehrfach fast durch den Flüssigkeitsverlust. Es dauerte Monate, bis die Haut dann abfiel und wurde von einer Heilpraktikerin dann nur noch mit Heilerde-Ganzkörper-Umschläge entgiftet. Seit dieser Vergiftung durch Wildlederspray leide ich unter Sensitivität auf viele Chemikalien und andere Stoffe. 

Einschränkungen
Seit 8 Jahren muss ich im Wald leben, bin sehr isoliert von sozialen Kontakten.
Meine Bezugspersonen sind mein Mann und eine Freundin mit Duftstoff-Allergie. Es sind keine Besuche bei Freunden möglich, kein Einkaufen, keine Stadt- oder Dorfbesuche. Ein „stabiler Zustand“ ist nur haltbar durch völliges Meiden von Abgasen und chemischen Stoffen in der Luft. 

Meine Kinder und Enkel kann ich nicht besuchen, und sie mich auch nicht in der Wohnung. Nur ganz selten im Sommer und draußen kann ich sie sehen, wenn keine Sonne scheint; mit gebührendem Abstand. Zwangsläufig erfolgte ein Zurückziehen der gesunden Freunde wegen meiner starken Reaktionen. Ich muss mich zurückhalten, darf mir nichts Unnötiges zumuten, damit mein Mann noch seiner Arbeit nachgehen kann und mich nicht noch mehr pflegen muss als schon jetzt. Manchmal habe ich Depressionen, weil Freunde und Kinder und Enkel mir nicht beistehen können, zum Teil aus Unverständnis und durch zu viele Duftstoffe. 

Veränderungen aufgrund von MCS
Ich muss eine Maske beim Autofahren tragen, doch auch damit ist eine Fahrt nur noch 30 Min. möglich, trotz Luftfilter. An Einkaufen ist auch mit Maske nicht zu denken. Sauerstoff für Notfälle, die häufig sind, habe ich im Auto immer dabei und auch zuhause. 

Es waren mehrere Umzüge bis 2000 nötig, bis ich dann hier in dem alten Lehm-Fachwerkhaus am Wald gelandet bin. Meine mir ans Herz gewachsene Arbeit als Erzieherin und als Tagesmutter musste ich 2001 aufgeben. Es gab keine Urlaube mehr seit 8 Jahren. Die starke Elektrosensibilität forderte eine Abschirmung von Zimmer meines Mannes wegen der Elektrogeräte. Radiohören kann ich nur kurz nur mit Batterie, am Laptop kann ich nur 10 Min. und nur mit Akku sein. 

Draußen am See
Seit 2007 lebe ich von März  bis Juni tagsüber bei einer Hütte am See wegen dem häufigen Spritzen der Felder hier auf der einen Seite des Waldes. Es gab viel Kampf um den Aufenthalt dort. Ich muss mich den größten Teil des Tages draußen aufhalten und habe jetzt, für die Zeit des Spritzens der Felder, ein halbes Jahr lang um eine Bretterbude an einem See in einem unbelastetem Gebiet gekämpft mit der Waldgesellschaft und dem Förster usw. Da ich dort nicht schlafen darf (deutsches Gesetz), muss ich dann jeden Tag mit einer Begleitperson dorthin fahren (ca.15 km). Dies wiederum ist eine enorme finanzielle Belastung. Aber immer noch besser als von April – Oktober das Haus überhaupt nicht mehr verlassen zu können und wieder diese schlimmen Reaktionen der Haut zu bekommen. 

Medizinische Behandlung
Kein Ernstnehmen der Ärzte, besonders Umweltambulanz in Giessen-Behandlung mit Atem-Sprays fehlgeschlagen – falsche Diagnosen von Internisten – nur Fibromyalgie diagnostiziert – aber keine Hilfe, außer Selbsthilfe.
Seit 2005 Behandlung durch Umweltarzt, Dr. Kuklinski, Rostock. Dadurch stabilere Lebenssituation und weniger lebensbedrohliche Anfälle. 

Wo ist ein Platz zum Wohnen?
Seit 3 Jahren bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Wohnprojekt mit anderen MCS Betroffenen, um von hier, von den mit Pestiziden gespritzten Feldern auf der anderen Seite des Waldes, wegzukommen.
Wohnraum ohne Belastung, vor allem ohne Strahlenbelastung, ist kaum zu finden. Entweder gibt es Abgase und Duftstoffe, auch in Dörfern, oder es hat Felder und gedüngte Wiesen in Waldgebieten. Wohin also? 

Wer immer Wohnraum kennt, sei es eine Höhle, ein Hüttchen, wo man auch schlafen darf während der Monate April-Juni und Sept.-Ende Okt., lasst es mich wissen.
 

Das nachfolgende Gedicht widme ich allen, die wegen Chemikalien- und/oder Elektro-Sensitivität ein Leben in Einsamkeit leben müssen: 

Auf der Flucht
              
Gerade eine Insel
gesichtet
eine Oase des Friedens
und schon
wirst du verjagt
hinweg gebeten
zum Verlassen aufgefordert.

 
Dann suchst du
eine neue Bleibe
mit vielen Bitten
und Hindernissen
und schon wieder
jagen dich
Gesetze davon.
 

Du bist unerwünscht
keiner will
dich haben
Du bist unerwünscht
keiner hält zu dir.
 

Du bist unerwünscht
weil du Dinge
nicht verträgst
weil du nicht bist
wie die Andern
so kannst du
weiter wandern
Du bist unerwünscht.    MB2008

 
 
Mona’s Leben mit MCS kann in ihrem Werk nachgelesen werden: Die Glasprinzessin- Leben mit MCS, 2003

Analyse neuer Wortschöpfungen, die den etablierten Fachausdruck Chemikaliensensitivität (MCS) ersetzen sollen / Teil II

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 Nicht jeder Plan ist letztendlich ein „Goldfisch“   

„Multi-Systemerkrankung“ statt Fachbegriff Multiple Chemical Sensitivity (MCS) 

Es gibt aktuell einen weiteren Versuch, den international eingebürgerten und auch von der WHO verwendeten Fachbegriff Multiple Chemical Sensitivity, kurz MCS, durch eine neue Wortschöpfung zu ersetzen. Nicht von Interesse scheint dabei zu sein, dass sich Patientenvertreter, Organisationen und Aktivisten aus ganz Europa längst entschieden haben, dass der Fachbegriff MCS bleiben soll.

 Im aktuellen Fall soll „Multi-Systemerkrankung“ den etablierten Fachbegriff Multiple Chemical Sensitivity (MCS) ersetzen. Dieser Begriff rückt gezielt noch weiter von der Realität ab, als der in Teil I der Analyse der neuen Wortschöpfungen angeführte Begriff „erworbene Chemikalienintoleranz“.  

Als Hauptgrund dafür, den in der Medizin und Wissenschaft verwendeten Fachbegriff Chemikalien-Sensitivität durchMulti-Systemerkrankung“ zu ersetzen, wurde angegeben, dass eine Abänderung der Bezeichnung MCS notwendig sei, denn  „der Name ist zu abgenutzt“.  Die eigentlichen Gründe für diese neue Wortschöpfung sind, wie beim Begriff „erworbene Chemikalienintoleranz“, ebenfalls mannigfaltig. Auch in diesem Fall würde man durch die Einführung eines neuen Begriffs bereits feststehende Fakten wieder eliminieren und davon ablenken, wie viel an Wissen, Anerkennung, sowie validierter Diagnose- und Falldefinitionen bereits existieren.  

Allerdings geht die Wortschöpfung „Multi-Systemerkrankung“ noch einen Schritt weiter. Aus einem prägnanten Begriff würde ein verwässertes Nichts, das für eine Gruppe von Hunderten vielerlei gearteter Krankheiten steht. Als Clou würde jedoch der im Fachbegriff Chemikalien-Sensitivität enthaltene eindeutige Hinweis auf die eigentliche Ursache von MCS, nämlich Chemikalien, eliminiert.  

Zwei Experten auf dem Gebiet Chemikalien-Sensitivität, Prof. Dr. Plumlee aus den USA und Dr. Tino Merz aus Deutschland, äußerten sich in Stellungnahmen, die für jeden verständlich darlegen, was von einem Namenstausch Chemikalien-Sensitivität gegen „Multi-Systemerkrankung “ zu halten ist und wo die Hintergründe zu suchen sind.  

Stellungnahme von Prof. Dr. Lawrence Plumlee 

Prof. Dr. Lawrence Plumlee kennt beide Seiten, er leidet selbst an Chemikalien-Sensitivität und war früher bei der Umweltschutzbehörde EPA tätig. Prof. Plumlee ist Träger des ersten Theron Randolph Award für besonderen Aktivismus für Chemikaliensensible 

Seit über 10 Jahren versucht die Chemieindustrie, das Wort „Chemikalien“ aus dem Begriff Chemikalien-Sensitivität heraus zu bekommen.
Vorgeschlagen wurde der Name „Idiopathische Umweltintoleranzen“, weil idiopathisch bedeutet, dass der Grund unbekannt ist. Aber ein Untersuchungssachverständiger berichtete kürzlich, dass toxische Chemikalien idiopathische Umweltintoleranzen hervorrufen. Also sind die Intoleranzen doch nicht wirklich „idiopathisch“.

Es ist absolut sinnlos, Chemikalien-Sensitivität „Multi-Systemerkrankung“ zu nennen, denn viele andere Erkrankungen betreffen multiple Systeme. 

„Multi-Systemerkrankung“ ist eine Bezeichnung, die von der spezifischen, wissenschaftlichen anerkannten Bezeichnung abrückt, zurück auf eine unspezifische Bezeichnung. Sie ist in diesem Fall eine medizinische Absurdität.  

„Chemikalien-Sensitivität“ ist eine Bezeichnung, die von Wissenschaftlern und Gerichten anerkannt ist und mit der bereits Prozesse gewonnen wurden. Wieso sollte man dann einen Namen einführen, der nichts bedeutet und mit dem niemals ein Gerichtsprozess gewonnen wurde. Der angestrebte Namenswechsel ist nur eine weitere Masche der Chemieindustrie, das Wort „Chemikalien“ aus dem Begriff „Chemikalien-Sensitivität“ heraus zu bekommen.  

Lawrence Plumlee M.D.  

Stellungnahme Dr. Merz

Dr. Tino Merz ist für Menschen, die in Deutschland durch Chemikalien erkrankten, kein Unbekannter. Durch viele Publikationen, Vorträge bei Kongressen und in der Vertretung von Erkrankten als Sachverständiger hat er sich seit Jahren einen Namen gemacht.  

Wer eine Umbenennung von MCS fordert, ist sich darüber im Klaren, dass er damit alles vernichtet, was zu diesem Thema seit 60 Jahren erforscht wurde. MCS ist definiert, es gibt Diagnosekriterien und es gibt eine lange Liste sensibilisierender Stoffe in der MAK-Liste. Mit einer Umbenennung finge alles von vorn an. Das will die Gegenseite.    

In den 90er Jahren hat das die chemische Industrie vergeblich bei der WHO versucht (Damaliger Vorschlag IEI). Deshalb ist kaum anzunehmen, das zwei deutsche Vereine, die noch nicht lange existieren, aber schon von Start weg Führungsansprüche anmeldeten, allzu viel Schaden anrichten werden.  

Interessant ist, dass diesmal die Initiative aus den Reihen der Organisationen der Betroffen kommt.   

Daraus kann man lernen: diese Möchtegerneführer  wollen eine Umbenennung, verlangen Kooperation mit dem Gegner und erörtern Provokationstests.  

Eine Anmerkung: auch in den 90er Jahren schlug ein Tübinger Psychologieprofessor vor, die MCS-Patienten zu begasen, um Ihnen die Angst vor Chemikalien abzugewöhnen. Er nannte das Therapie. Ich habe ihm damals mitgeteilt, dass das unabhängig davon, ob die Begasten reagieren oder nicht, vorsätzliche Körperverletzung ist. Danach war davon nicht mehr die Rede. 

Wer solche Provokationsversuche vorschlägt, ignoriert und revidiert den Stand der Wissenschaft zu MCS. Es unterstützt die Propaganda der Gegenseite „wir wissen nichts über MCS, vielleicht ist es psychisch“. Denn solche Provokationsversuche sind unnötig. 1966 wurde MCS doppelblind mit sehr niedrigen Dosen per Provokation bereits nachgewiesen. Solche Vorschläge sind demnach eine Revision des Standes der Wissenschaft um mehr als 40 Jahre.   

Wenn diese Diskussion von außen gesteuert ist, sollte den Hintermännern gesagt werden, dass sie sich besser informierte Protagonisten aussuchen sollten. Soweit sich hier nur eitler Egoismus spreizt, sollte man den Protagonisten einen Strauß Narzissen offerieren.  

Dr. Tino Merz
Sachverständiger   
 

Um es nochmals abschließend auf den Punkt zu bringen: MCS Gegner, die u.a. behaupten, „der Name MCS ist zu abgenutzt“, bezeugen mit dieser Aussage ihre absolute Unkenntnis der tatsächlichen Gegebenheiten sowohl des internationalen wissenschaftlichen Sachstandes als auch der vielen positiven gesellschaftlichen und auch juristischen Anerkennungen von MCS und auch der Fortschritte für MCS-Kranke. Dass die gewollte Abschaffung des Fachbegriffes MCS ausschließlich denen nutzt, die auch weiterhin die Auswirkungen toxischer Chemikalien verschleiern wollen, und zwar auf Kosten der Menschen, der Umwelt und der Gesellschaft, und auch denen, die sich am Leid der MCS-Kranken sogar noch bereichern wollen, anstatt ihnen aufrichtig zu helfen, diese Schlussfolgerung liegt klar auf der Hand.