Plastik-Duschvorhänge – die Giftbombe im Haus

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Mit über 100 giftigen Chemikalien duschen?  Nein Danke!

  Wovor führende Umweltmediziner seit Jahren warnen, wurde nun durch eine wissenschaftliche Studie bestätigt. PVC Duschvorhänge sind von der Produktion bis zur Entsorgung problematisch. Nicht nur das, sie sind auch gesundheitsschädlich und gasen oftmals über Hundert zum Teil hochgiftiger Chemikalien aus. Alternative zu den Giftvorhängen sind Duschkabinen aus Glas oder Duschvorhänge aus Baumwolle. In der Wohnung einer chemikaliensensiblen Person sollten PVC-Duschvorhänge ausnahmslos absolutes Hausverbot haben.  

Hübsch bunt oder hässlich giftig?

Duschvorhänge aus Plastik können schöne Eyecatcher im Bad sein, denn es gibt sie in allen Farben und mit hübschen Designs. Sie werden aus PVC hergestellt und sind unempfindlich gegen Algen oder Schimmel. In einem kleinen Bad sind sie für viele ein willkommener Farbklecks. Doch gerade in einem kleinen Bad können sie zu einem großen Problem werden, denn sie gasen giftige Chemikalien aus.  

Eine Chemiefabrik mit Leck im eigenen Haus?

Das Center of Health, Environment & Justice ließ Duschvorhänge aus PVC untersuchen und erstellte einen 44-seitigen Bericht darüber, der am vergangen Dienstag veröffentlich wurde. Dem Bericht geht eine Studie voraus, die zwei Jahre dauerte, um herauszufinden, aus was nun dieser typische Geruch eines Duschvorhangs besteht.  Im Labor wurde man fündig. Von den zu erwartenden Phthalaten (Weichmacher), über Lösemittel, Metallen und Chlor war alles drin, was niemand in seinen eigenen vier Wänden braucht. Man fand in den fünf Duschvorhängen, die es in gängigen Geschäften zu kaufen gibt, u.a. hohe Konzentrationen von Toluol, Xylol, Heptan, Decan, Benzol, Naphatalin, Butanol, Phenol, Trichlorbenzol, Hexanol, Styrol, Azeton.  In einem Vorhang fand das Labor sage und schreibe 108 Chemikalien, die in die Umgebungsluft ausgasen. Einige davon persisierten über einen Monat.  

Geruch wie eine Chemiefabrik oder Tankstelle

Mehrere Personen gaben den Autoren des Berichtes Auskunft, wie es ihnen ging, nachdem sie einen Plastikduschvorhang aufgehängt hatten, und welche Symptome sie bekamen: 

„Es roch wie eine Art Benzin. Es hat fast das ganze Haus zugestunken. Zuerst dachten wir, ein Benzintank sei undicht, so übel war es, und dann realisierten wir, dass es der neue Duschvorhang war, den wir an diesem Tag aufgehängt hatten…Ich nahm die Plastiktüte, in dem er eingepackt gewesen war, und mir wurde sofort schlecht. Ich weiß, neue Duschvorhänge haben diesen Geruch nach „neu“, aber ich habe nie zuvor so etwas wie diesen gerochen.“ (Bericht Studienteilnehmer) 

„Es ist schon typisch für die meisten Duschvorhänge, dass sie diesen „merkwürdigen Plastikgeruch“ haben, aber nicht so!!! Der Geruch des Vorhangs war UNBESCHREIBLICH! Stellen Sie sich strenge Farbe, gemischt mit Formaldehyd, Chlorbleiche und anderen beißende Chemikalien vor! Ich beschloss ihn trotzdem aufzuhängen, beschloss ihn aber dann doch abzuhängen, nachdem es jedem im Haus übel wurde.“ (Bericht Studienteilnehmer)  

Gesundheit ruiniert durch Duschvorhang

Sieben der gefundenen Chemikalien sind laut Stephen Lester, dem wissenschaftlichem Direktor und Co-Autor des Berichtes, von der Umweltschutzbehörde EPA als gefährliche Luftschadstoffe identifiziert.  Potentielle Beeinträchtigungen durch die Chemikalien, die aus den Duschvorhängen ausgasen, können zu Krebs, Entwicklungsschäden, Schädigung der Leber und des Nervensystems, als auch der Atemwege und des Fortpflanzungssystems führen.  Einige der Additive in solchen Duschvorhängen, wie die Phthalate und organischen Zinnverbindungen, gasen aus und werden im Hausstaub gebunden. Man nimmt sie über die Atmung auf und Kinder über Hand zu Mundkontakt.  

Was tun mit einem PVC-Duschvorhang?

„Ich habe diesen Duschvorhang aufgehängt, doch der Geruch war so überwältigend, dass ich Kopfschmerzen bekam. Ich gab ihm trotzdem eine Chance, stand aber um zwei Uhr Morgens auf, um ihn abzunehmen, so schlimm war es. Der Geruch durchzog mein ganzes Haus. Ich musste ihn zurückbringen und kaufte online einen aus Baumwolle.“ (Bericht Studienteilnehmer) 

Gifte gehören nicht in den Wohnraum, und nachhaltig die Gesundheit schädigenden Chemikalien wie die, die von den Wissenschaftlern gefunden wurden, schon gar nicht. Es gibt also nur eins, was man mit einem PVC-Duschvorhang tun kann: Entsorgen. Als Alternative bieten sich Baumwoll-Duschvorhänge an oder eine Duschkabine aus Glas. Sondermüll, wie ihn ein PVC-Duschvorhang darstellt, gehört definitiv nicht ins Wohnumfeld.  

Der Bericht des Center of Health, Environment & Justice zeigte bereits Wirkung: Einige der großen amerikanischen Wohnbedarfmärkte handelten umgehend und nahmen die giftigen PVC-Duschvorhänge aus den Regalen, andere stellten ihr Angebot bereits komplett auf ungiftige Duschvorhänge um.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur:
Stephen Lester, Michael Schade, Caitlin Weigand, Center of Health, Environment & Justice, Volantile Vinyl – The new shower curtains chemical smell, June 2008

10 Kommentare zu “Plastik-Duschvorhänge – die Giftbombe im Haus”

  1. T-Rex 16. Juni 2008 um 08:45

    Aus dem gleichen Material sind Kinderschwimm- und Plantschbecken und viele andere Spielwaren. Der Markt muss rigoros zu Gunsten der Gesundheit von Kindern gesäubert werden. Geldverdienen ist legitim, aber nicht auf Kosten der Gesundheit und des Lebens anderer.

  2. Franz 16. Juni 2008 um 23:58

    Alfred Hitchcock lässt grüßen. Da braucht’s gar kein „Psycho“, keinen Motel-Besitzer, kein Messer. Hier tut es der Chemikaliencocktail.

    Und wer die Duschvorhänge länger in Gebrauch hat, dem blühen auch noch die Schimmelgifte.

    Ach so, ist ja auch nur so eine Hintergrundbelastung, hätte ich fast vergessen.

  3. Lucca 20. Juni 2008 um 09:10

    Diese Hintergrundbelastungen werden schnell zum Grund für epileptische Anfälle, Asthma, Black Outs, Verhaltensauffälligkeiten, Kopfschmerzen, Leistungsabfall, …

    Denkt jemand von den Verantwortlichen an die Kinder, die viel empfindlicher sind als Erwachsene, was eine solche Giftbombe von Duschvorhang beim Gehirn eines Kindes anrichten kann???

    Irgendwann wird hoffentlich begriffen, dass man mit Chemikalien sorgsamer umgehen muss, damit unsere Gesellschaft gesund und leistungsfähig bleibt.

  4. Terminator 21. Juli 2008 um 10:54

    Erschreckend, welche Alltagsprodukte mit ihren Chemikalien-Ausdünstungen auf uns alle einwirken, und unsere Gesundheit nachhaltig schädigen können. Wieviele Menschen wird es wohl sogar schon erwischt haben, ohne dass sie den Bezug zu ihrer Gesundheitsstörung je erfahren?

    In diesem Zusammenhang denke ich gerade an einen Bericht in einem anderen Forum, der mir verdeutlicht, wie bagatellisierend man das Thema Umwelt-Schadstoffe bei uns angeht und wie die Meinung so mancher Experten dazu beiträgt, dass sich die Bevölkerung in falscher Sicherheit wiegt:

    http://forum.fr-online.de/forum/showthread.php?t=1279

    Aber diese im Forumsbeitrag zitierten „Experten“ sind schon des öfteren mit derartigen, das Problem Umwelterkrankungen dermaßen verwässernden Äußerungen, negativ aufgefallen. Hierzulande vertritt man eben lieber die Interessen der Industrie und läuft dabei Gefahr, dass ahnungslose Menschen dadurch ein Leben lang an Umwelterkrankungen wie z. B. MCS (Chemikaliensensitivität) zu leiden haben.

    Vielfach leider völlig unnötig, wären solche Chemie-Produkte erst garnicht im Handel und würde man objektiv und sachkundig über Umwelt und Gesundheit aufklären.

  5. Jewel 2. August 2008 um 11:49

    Duschvorhänge sind mit Sicherheit nicht das einzige Produkt, dass bei den ahnungslosen Menschen in Ihren Wohnungen extreme Gesundheitsschäden verursacht. Es ist eine Schande, dass krankmachende Waren überhaupt in den Handel kommen. Ist man dann letztendlich gesundheitlich stark angeschlagen, will fast niemand die wahren Verursacher aufstöbern. Vielen Ärzten fehlt die Ausbildung, andere wiederum dichten Ihren die Patienten lieber psychische Erkrankungen an, anstatt Farbe zu bekennen.

    Auffallend ist, dass die Umweltambulanzen der Universitätskliniken ebenfalls nicht in der Lage sind, Umweltkrankheiten wie MCS festzustellen,
    wie bspw. auch Prof. Thomas Eikmann, Direktor Justus-Liebig-Universität Gießen, der bisher keinen einzigen MCS-Fall diagnostiziert hat.

    Nachzulesen im Expertenforum der Apotheken Umschau zum Thema Umwelt, bei dem sich Prof. Eikmann und Prof. C. Herr, den Fragen der Interessenten stellten:

    https://www.gesundheitpro.de/forum/viewthread;jsessionid=A4F058B773C4B13F9691941D1785E3AA?thread=3827

    https://www.gesundheitpro.de/forum/listthreads?forum=43

  6. Jewel 2. August 2008 um 23:16

    Nachfolgend der Link im Expertenforum der Apotheken Umschau zur Diagnosestellung in Bezug auf MCS in der Universitätsklinik Gießen:

    https://www.gesundheitpro.de/forum/viewthread;jsessionid=A4F058B773C4B13F9691941D1785E3AA?thread=3839

    Das kommt mir persönlich schon spanisch vor, dass die Diagnose MCS bisher noch nie in der Umweltstation der Universitätsklinik Gießen gestellt wurde.

    Aber ich habe mittlerweile Menschen kennengelernt, die dort behandelt wurden bzw. dort zur Abklärung einer evtl. vorliegenden umweltbedingten Ursache ihrer schweren Gesundheitsstörungen, einen stationären Aufenthalt verbrachten. Man berichtete mir, dass dort keinerlei umweltmedizinische Untersuchungen unternommen wurden, nur die herkömmlichen Allergie-Austestungen, großes Blutbild und Termine beim Psychiater und Psychotherapeuten, zur Abklärung der Krankheitsursache, veranlasst wurden. Eine Umweltkrankheit bekamen sie nicht diagnostiziert.

    Aber warum sollte es in der Universitätsklinik Gießen auch anders laufen, als anderswo.

  7. Alex 6. September 2008 um 22:47

    Das schreibt BUND in seinen Ökotipps zum Thema:

    Giftfreie Duschvorhänge

    Um beim Duschen Wasserspritzer im Bad zu vermeiden, sind Vorhänge unentbehrlich. Viele davon sind jedoch stark mit giftigen Chemikalien belastet. Die sogenannten “Weichmacher“-Substanzen dienen dazu, die Kunststoffe zu flexibilisieren. Besonders Badtextilien aus PVC sind betroffen. Die in ihnen enthaltenen Weichmacher werden aus dem Produkt herausgelöst, über Atmung und Haut aufgenommen und reichern sich im Körper an. Sie können Leber und Nieren schädigen, zu Missbildungen bei Embryonen führen und bei männlichen Kindern die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen.

    Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) empfiehlt Duschvorhänge aus gewachster Baumwolle, Polyetylenvinylacetat (“PEVA“) oder PVC-freiem Kunststoff. Auf Duschvorhänge mit Bleibändern zum Straffen sollte verzichtet werden, da auch Blei giftig ist.

    Um die Schimmelpilzbildung zu vermeiden, sollten die Vorhänge nach dem Duschen gut austrocknen und regelmäßig gereinigt werden. Manche Vorhänge lassen sich auch in der Waschmaschine waschen.

    Die BUND-Ökotipps

  8. Waltraud Dusche 23. November 2010 um 15:21

    Kann man denn bei überhaupt nichts unbesorgt sein! Habe meinen alten ausrangiert – umgehend! Vor allem meinen Kindern möchte ich derartiges nicht zumuten!!! Nächste Woche gibt’s eine Glasduschkabine. LG, Waltraud

  9. Martina Duschel 28. April 2011 um 20:20

    Gibt’s bei Duschvorhängen irgendein Gütesiegel, bei dem man sicher sein kann, dass sie nicht giftig sind, oder einen Hersteller, der vernünftige Ware vertreibt? Oder muss ich tatsächlich auf Baumwolle umsteigen?

  10. Silvia 29. April 2011 um 08:47

    Hallo Martina,

    ein Gütesiegel gibt es nicht. Bei Duschvorhängen sollte man vorher daran schnuppern. PVC Duschvorhänge „stinken“ schon durch die Verpackung nach Chemie. Baumwoll-Duschvorhänge müssen gepflegt werden, d.h. für gute Lüftung sorgen damit sie trocknen. Wer sicher gehen will sollte auch bei Baumwoll-Duschvorhängen genau prüfen, denn konventionelle Ware wird mit Fungiziden gegen Schimmeln behandelt sein.

    Die beste Lösung: Eine Duschkabine oder Duschabtrennung aus Glas.

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