Ignorieren von Umweltkrankheiten ist ein Kunstfehler mit Folgen

Schadstoffsanierung bringt Besserung für die Gesundheit

Immer wieder werden Beschwerden von Umweltkranken schlichtweg bagatellisiert und ebenso oft werden die Erkrankten grundlos psychiatrisiert, um Kosten für Verursacher abzuwehren. Eine japanische Fallberichtstudie über eine Hausfrau, deren Haus mit Formaldehyd und anderen Lösemitteln durch Baumaterialien und Ausstattung kontaminiert war, belegt, dass Ernstnehmen und Handeln der bessere Weg ist. Nach der Sanierung erholte sich die Bewohnerin, und die Formaldehyd- und Lösemittelwerte blieben deutlich unter Grenzwert. Ein Beispiel am Rande, dafür, was Sanierung von belastetem Umfeld und korrekte Diagnostik erreichen kann. Eine Ende dreißigjährige Hausfrau, Mutter von zwei Kindern, beschwerte sich über die Innenraumluft in ihrem Haus. Inspekteure eines öffentlichen Gesundheitscenters untersuchten die Beschwerde der Hausfrau und stellten in verschiedenen Räumen Formaldehyd und andere Lösemittel in so hohen Konzentrationen fest, dass die japanischen Grenzwerte für Innenraumbelastung drastisch überschritten wurden.

Verbesserung durch Sanierung

Es wurde eine Sanierung des Hauses durchgeführt, um die Innenraumluft zu verbessern. Vinyltapeten wurden ausgetauscht gegen Tapeten, die aus Pflanzen hergestellt waren. Türen aus Spanplatten wurden gegen Vollholztüren ausgetauscht, Spanplattentreppenstufen mit Kork belegt, etc. Nach Sanierung des Hauses wurden Formaldehyd und Lösemittel nochmals gemessen. Die Konzentrationen waren nun so weit heruntergegangen, dass keine Belastung mehr vorhanden war, was die Effizienz der Sanierung belegte. Die Beschwerden der Hausfrau waren ebenfalls zurückgegangen, was gleichfalls die Effizienz der Sanierung bewies. Vier Jahre nach der Inspektion untersuchte das gleiche Institut die Formaldehyd- und Lösemittelkonzentrationen erneut. Sie waren noch immer unter den nationalen Grenzwerten. Bei der Hausfrau wurde mittels Fragebogen bzgl. der Innenraumluft, ihres Alltags, ihrer körperlichen Verfassung etc. eine gute Gesundheit festgestellt.

Ignorieren ist ein Kunstfehler

Diese Fallberichtsstudie aus Japan verdeutlicht auf anschauliche Weise, dass das Ignorieren von umweltbedingten bzw. Innenraumluft bedingten Beschwerden einen Kunstfehler darstellt, da es bei Erkrankten eine Besserung ihres Gesundheitszustandes verhindert. Durch richtige Diagnostik und entsprechendes Sanieren kann hingegen die Gesundheit, wie im vorliegenden Fall, wieder gewonnen und weitere Folgen vermieden werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity, Dezember 2007

Literatur:

Harada K, Hara K, Wei CN, Ohmori S, Matsushita O, Ueda A., Case study of volatile organic compounds in indoor air of a house before and after repair where sick building syndrome occurred, Department of Microbiology and Environmental Chemistry, School of Health Sciences, Kumamoto University, Kumamoto, Japan, Int J Immunopathol Pharmacol. 2007 Apr-Jun; v20(2 Suppl 2):69-74.

Frohe Weihnachten, Merry Christmas

Ein Weihnachtengel zu Besuch
 
Irgendwie stellte sich dieses Jahr bei mir keine Weihnachtsstimmung ein. Das Wetter mag eine Rolle gespielt haben, es war eher novemberartig als vorweihnachtlich. Vielleicht war es auch die Hektik, das ganze Jahr ist wie im Fluge vergangen. Während ich darüber nachdenke, höre ich ein helles Glöckchenklingeln. Schnell schaue ich zum Fenster, und im gleichen Augenblick ist alles in Silber getaucht. Sternchen schwirren durch die Luft und schwups steht ein Engel auf meiner Fensterbank. Ob mich das verwundert? Oh nein, ich kenne den Weihnachtsengel, er war bereits zweimal bei mir. Schnell öffne ich das Fenster und kaum geschehen, ist mein ganzes Büro erfüllt mit silbernen Sternen. „Hallo“, haucht der Engel etwas atemlos, „endlich habe ich Dich gefunden. Mir hat wieder einmal keiner gesagt, dass Du umgezogen bist. Nichts klappt mehr richtig.“ Der Engel streicht sich über die Flügel und kommt, sich umschauend, langsam zu Ruhe. „Hallo, lieber Weihnachtsengel, welche Freude, Dich wiederzusehen“, begrüße ich ihn und bemerke, dass er irgendwie noch prächtiger aussieht als beim letzten Besuch. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor, weil ich mich riesig freue. „Magst Du nicht Platz nehmen, lieber Engel, und etwas trinken?“ Der Engel nickt mit dem Kopf und setzt sich in den Sessel, der im Nu von feinem silbernen Sternenstaub überdeckt ist. Dann schaut er sich um und raunt mir zu: „Oh ja, eine heiße Tasse Schokolade, das wäre einfach himmlisch. Nur in Eile bin ich, das ist nicht gut für die Gesundheit. Die Suche nach Dir hat mich viel Kraft gekostet, aber jetzt bin ich da und nehme mir die Zeit, über das mit Dir zu sprechen, was in diesem Jahr bei Dir passiert ist. Außerdem will ich mit Dir reden, denn was sich so abspielt in dieser Welt verstehe ich nicht ganz, dabei musst Du mir auf die Sprünge helfen.“ „Erst einmal ausruhen, lieber Engel, und die heiße Schokolade genießen, dann reden wir über Alles“, rufe ich ihm bei hinaushuschen zu. Der Engel schließt seine Augen und entspannt sich.
 
Es fühlt sich richtig gut an, den Engel wieder hier zu haben, denke ich beim Zubereiten seines Getränks. Automatisch überlege ich, ob nun Sahne auf die heiße Schokolade darf oder nicht. Dann muss ich lachen und gebe eine große Portion auf die lecker duftende heiße Schokolade. „Was hast Du so gelacht“ fragt der Engel, der plötzlich wieder putzmunter aussieht. „Ob Du Allergien hast und ob Sahne wohl in Ordnung ist für Dich“, lasse ich ihn wissen. Der Engel lacht nun ebenfalls und entgegnet: „Seit wann haben Engel Allergien? Ich glaube, Du bist arg im Stress und hörst kaum etwas Anderes, kann das sein? Engel und Allergien pfff, “ kichert der Weihnachtsengel vor sich hin. „Ja, das stimmt, deshalb tut es mir jetzt gut, mit Dir hier zu sitzen und einfach einmal zu lachen. Weißt Du, lieber Engel, es sind immer mehr Menschen und vor allem Kinder, die unter Allergien aller Art leiden. Am Traurigsten sind die dran, die bereits auf Chemikalien oder noch schlimmer auf  Strahlung reagieren. Was diese Menschen zum Teil mitmachen müssen, ist unbeschreiblich. Verstehen will sie keiner, es würde zum Handeln zwingen.“ Der Engel seufzt tief und schaut mich mit bekümmertem Gesicht an. „Trotzdem kann es so nicht weitergehen. Das Wegschauen nützt doch nichts. Schau nach draußen, kein Schnee, und auch sonst ist alles etwas merkwürdig. Wir wundern uns oft über die Menschen, Dir kann ich es ja sagen. Ihr redet und redet und redet vom Klima, von Umweltverschmutzung,… aber was ändert Ihr? Fast nichts! Es geht Euch immer noch um Profit, Märkte, Konsum. An eure Umwelt denkt ihr nur in kleinen Schritten, viel zu kleinen Schritten, “ sagt nun der wütende Engel. „Ja, ich weiß,“ kann ich nur entgegnen. „Das Schlimmste dabei ist die Bagatellisierung zum Schutz von irgendwelchen Interessengruppen. Eine Verhöhnung der Umstände und der Menschen, die es schon erwischt hat.“

„So ist es, und dann sitzt Ihr hier wie Du mit Deiner Maschine, die saubere Luft produziert und die klingt wie der Nordwind.“ Ich lache und der Engel stimmt ein. „Ach lieber Engel, Du hast recht, es ist schon merkwürdig. Den Luftfilter brauche ich noch immer. Du siehst ja, das Papier wird nicht weniger. Obwohl mein neues Büro hier Lehm an den Wänden hat und Holz auf dem Boden, wird die Luft für mich problematisch durch den ganzen Papierkram.“ Der Engel wandert im Büro umher, schaut sich interessiert um und sieht mir in die Augen. „Habt Ihr Chemikaliensensiblen etwas erreicht dieses Jahr? Ist es besser geworden für Euch? Ich meine, wenn ich hier Deine ganze Arbeit sehe, dann sieht es doch so aus, als würde einiges vorangehen.“ Langsam lässt er sich in den Sessel gleiten, nimmt seine Tasse und genießt mit geschlossenen Augen ein paar Schlückchen seiner heißen Schokolade. „Nun erzähl schon, spann mich nicht auf die Folter“, sagt der Engel mit zwinkernden Augen. „Das Wichtigste, was passiert ist, ist, dass sich immer mehr Menschen auf die Suche nach Informationen begeben, Selbsthilfegruppen gründen und sich immer effektiver vernetzen. Sie bleiben nicht mehr passiv in der Ecke sitzen, sie wollen gesünder werden, und dafür kämpfen sie. Für sie ist es nicht mehr länger akzeptabel, ins Abseits gestellt zu werden. Stell Dir vor, in Italien und in der Schweiz gingen Chemikaliensensible sogar vor das Regierungsgebäude und sprachen die Minister an.“ Der Engel sieht mich mit großen Augen an und meint „Gut, gut, dann passiert wirklich langsam etwas. Es wird auch Zeit, dass die Menschen aufwachen. Was gibt es Wichtigeres als die Gesundheit? Wo können die Leute denn Informationen herbekommen?“ „Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten. Immer mehr Menschen schauen sich im Internet um, wenn sie etwas Bestimmtes wissen möchten. Andere nehmen Kontakt zu Selbsthilfegruppen auf, lesen Bücher und Infobroschüren, oder sie gehen auf medizinische Kongresse. All das ist auch ein Nebeneffekt der Gesundheitsreform und weil kaum noch ein Arzt Zeit hat für seine Patienten. Dadurch übernehmen die Leute mehr Eigeninitiative. Das Austauschen von Wissen untereinander bringt ihnen viel und gibt Rückhalt.“ Der Weihnachtsengel nickt zustimmend und stellt seine Tasse nieder, „Ja, das hört sich gut an. Es schaut wirklich so aus, als hätte ein Umdenkprozess stattgefunden. Manchmal gefällt mir eure neue Technik richtig gut, wenn man so hört, wie sich Menschen dadurch verbinden und sich dann gegenseitig helfen. Ihr müsst nur aufpassen, dass sie Euch nicht schadet. Zuviel ist ungesund, das ist bekannt, und niemand muss dringend mit dem Handy von überall telefonieren oder oben in den Bergen mit dem Computer arbeiten. Das ist Quatsch und das braucht keiner.“ „Du hast Recht, wo es unnötig ist, ist es unnötig. Gut, dass es auch dazu Menschen gibt, die aufstehen und auf die Gefahren hinweisen. Das sind keine Zukunftsverweigerer, die uns den Fortschritt vermiesen wollen, sondern Menschen, die geschädigt wurden. Nicht selten werden sie aus ihrer Not heraus zu richtigen Experten. Sie sind dann oft die einzige Rettung für viele andere, denen es ähnlich geht.“ Der Engel nickt und meint. „Genau, wenn ich das höre von Dir, dann ist mir wohler. Ich sehe jetzt, dass Ihr Menschen wach werdet. Es beruhigt mich etwas, denn wir Engel sind oft erschöpft, weil wir ständig auf Euch aufpassen müssen.“ sagt der Weihnachtsengel im Aufstehen. „Was nicht heißen soll, dass wir nicht da sind, wenn Ihr uns braucht. Du weißt ja, Ihr liegt uns sehr am Herzen, sage das auch Deinen Leuten. Und noch etwas, wir Weihnachtsengel haben auch Wünsche frei, wusstest Du das? Ich wünsche mir für nächstes Jahr, dass es für Euch Leute mit Allergien und Umweltkrankheiten viel Hilfe gibt und dass aufgehört wird, Euch hinzustellen, als würdet Ihr Euch alles einbilden. Warte ab, wenn wir Engel uns etwas wünschen…, „raunt mir der Weihnachtsengel überzeugend zu, „dann passiert etwas Gutes. Jetzt muss ich mich sputen, es steht noch viel auf meinem Zettel, was ich erledigen muss. Sag Deinen Leuten frohe Weihnachten von mir, und es wird alles gut werden. Der Engel steht schon am Fenster, dreht sich noch einmal um und umarmt mich mit seinen silbernen Flügeln. Plötzlich sind wir beide in glitzernden Sternenstaub gehüllt und alles leuchtet silbern. Noch einmal streicht mir der Engel über den Kopf und dann sehe ich ihn nur noch davonfliegen durch den winterlichen Abendhimmel. Noch einmal glänzen seine Flügel in der roten Abendsonne auf, dann ist er verschwunden. Ich schließe das Fenster und merke, mir ist ganz wohlig ums Herz, jetzt ist Weihnachten.  

Autor: Silvia K. Müller, Dezember 2007

Weihnachtsgedanken der MCS Schutzengel

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Ein Jahr gibt es unsere Aktion MCS Schutzengel bereits. Unsere Engelsgarde besteht aus neun Schutzengeln aus Deutschland und Österreich.

Wir kennen uns fast alle untereinander, helfen uns gegenseitig und wurden gute Freunde. Doch hört Elly und mir einfach zu, was wir Engelchen zu berichten haben:

MCS Schutzengel Helene: Es war mal wieder ein aufregendes und trauriges Jahr für uns Chemikaliensensiblen. Unser Bewegungsradius wird immer kleiner, gerade nach Weihnachten, wenn alle ihr neues Parfüm auftragen, mir graut jetzt schon davor! Erst kürzlich, als ich zu einem Arzttermin durch die Fußgängerzone gehen musste, kam ich an einer Parfümerie vorbei. Man merkt, die Werbung in den Medien fruchtet, der Laden war total voll. Die Auswirkungen des Ganzen bekommen wir in Kürze zu spüren. Da könnte ich platzen vor Wut. Leider wird die Zahl der MCS-Kranken weiter ansteigen, doch wir werden alles versuchen, damit sich unsere Lage verbessert.

Um für einander da zu sein, uns gegenseitig zu unterstützen und zu helfen so gut es geht, dazu haben wir die Aktion MCS Schutzengel ins Leben berufen. Aus meinen bisherigen Erfahrungen heraus kann ich Euch sagen, dass es eine sehr wichtige, dringend benötigte und erfolgreiche Einrichtung ist. Dieses Jahr haben uns sehr viele MCS-Kranke um Rat gebeten und ich habe viel Trauriges erfahren. Eine liebe Chemikaliensensible unter uns, die leider nicht die modernen Mittel der Kommunikation benutzen kann, fühlte sich ganz besonders einsam. Letztes Weihnachten war besonders schlimm für sie. Kennenlernen durfte ich diese liebe Person allerdings erst Anfang dieses Jahres. In zahlreichen Telefongesprächen konnte ich sie ab und an aufmuntern oder ihr einfach nur zuhören. Ich weiß, dass ich ihr wenigstens ein bißchen helfen konnte. Ihre schwerwiegenden Probleme sind enorm. Dadurch, dass sie eben keinen PC nutzen kann, hat sie es besonders schwer und sie fühlt sich oft einsam. Bei mir konnte sie sich ihren Kummer von der Seele reden, es war ihr eine wichtige Hilfe. Auch wenn ich ihr als Schutzengel ihre Probleme nicht wegzaubern kann, so war ich ihr dennoch eine Stütze, das weiß ich.
Helene: Und wie war es bei Dir MCS Schutzengel Elly?

MCS Schutzengel Elly: Auch mir wurde viel Trauriges anvertraut. Mir geht der Hut hoch, dass man MCS-Kranke so ungerecht behandelt. Auch Gutachter in Renten- oder Schwerbehindertenverfahren treten Chemikaliensensiblen oft herablassend und demütigend gebenüber. MCS-Kranke haben auch eine Würde. MCS-Kranke werden in Deutschland um ihre Rechte und Ansprüche betrogen. Das möchte ich nicht hinnehmen und werde mich daher bemühen, dass sich dieser Mißstand ändert.

MCS Schutzengel Elly: Was können wir noch tun, Helene?

Helene: Ich schlage vor, dass wir versuchen, tatkräftige Unterstützung von neuen „MCS Schutzengeln“ zu erhalten, die ebenfalls wie wir, anderen helfen möchten. Denn Zuhören und gegenseitige Hilfe sind sehr wichtig, oftmals auch entscheidend in sozialrechtlichen Verfahren. Ich selber habe mitbekommen, wie ein lieber Schutzengel einer MCS-Betroffenen durch Rat und Tat zur Seite gestanden hat. Sie ging ruhig und nicht nervös zu ihrem Renten-Gutachtertermin. Das wirkte auch positiv auf den Gutachter. So kam es, dass dieses Verfahren sogar ein positives Ende nahm. Also, wir brauchen uns gegenseitig. Durch Mutmachen, gegenseitiges Beruhigen, Tipps erteilen, mit all solchen Dingen können Schutzengel Großes bewirken. Mehr als sie selber erahnen! Einige Schutzengel haben vielleicht sogar ihr eigenes Rentenverfahren abgeschlossen und können anderen bei dieser speziellen Angelegenheit nützliche Tipps geben. Vielleicht fühlen sich Mitbetroffene von unseren Erfahrungen angesprochen und möchte uns unterstützen. Das wäre wunderbar! Unter den Schutzengel haben sich sogar Telefonfreundschaften entwickelt. Und ganz nebenbei haben die MCS Schutzengel eine sinnvolle Beschäftigung. Ich empfinde es jedenfalls so, denn meine frühere Arbeit fehlt mir immer noch sehr. Es ist schön anderen helfen zu können, man wird wieder gebraucht. Das ist auch wichtig für das eigene Wohlbefinden. Also alles in allem eine runde Sache.

Elly: Ach Helene, und jetzt steht Weihnachten vor der Tür, was können wir da für unsere Schützlinge tun?

Helene: Liebe Elly, das ist garnicht so einfach. Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Familie. Viele unter uns, sind ganz alleine, haben keine Angehörigen mehr oder keine Kontakte zu ihnen, meist krankheitsbedingt. An Weihnachten werden sie sich dann ganz besonders einsam fühlen. Stell Dir vor, Du wärst ganz alleine und dann noch an solch einem Abend. Viele Menschen müssen Heilig Abend alleine verbringen, mit MCS ist es sicherlich ganz besonders schwer. Ich denke, dass wir als Schutzengel ein wenig dazu beitragen können, dass sie wenigstens durch einen Anruf oder eine schöne Weihnachtskarte von uns, ein wenig Freude erfahren. Wir werden weiterhin unsere Hilfe anbieten, wenn wir gebraucht werden. Und wir werden gebraucht, dass wissen wir beide, oder?

Elly: Ich hätte da eine Idee, Helene.

Die alleinstehenden MCS-Kranken unter uns, könnten sich doch an Heilig Abend oder an den Weihnachtsfeiertagen im CSN-Chat verabreden und sich dort ein wenig unterhalten. Das wäre sicherlich eine tolle Abwechslung, gerade an diesen Feiertagen. Sie wären nicht alleine und sicher nicht so traurig, sie könnten sich gegenseitig austauschen.

Helene: Oh, Elly, da hast Du wirklich eine schöne Idee, die es gleich zu verbreiten gilt. Vielleicht entstehen dabei sogar dauerhafte Kontakte oder manche schließen sogar Freundschaft dadurch, wie wir beide! Das würde ich mir für alle wünschen.

Wie findet Ihr diese Idee von Elly? Verabredet Euch im Forum zum Chat und entflieht der Einsamkeit!
Wir wünschen Euch allen ein schönes und beschwerdefreies Weihnachtsfest.
Alles Liebe,

Eure MCS-Schutzengel

Helene und Elly

Unverhoffte weihnachtliche Überraschung

Weihnachten ist das Fest der Freude und der Liebe. Für Chemikaliensensible zugegebenermaßen auch das Fest der Schwierigkeiten. Zu erklären brauche ich Euch nicht viel dazu. Ihr wisst ja, mit Pestiziden behandelte Weihnachtsbäume, Kerzen aus Erdölschlacken, duftende Gäste, und, und, und. Trotzdem sollten wir auch Freude an Weihnachten haben. Oder selbst welche verbreiten. Was meint Ihr? Seid Ihr dabei?  

Falls Ihr keine Idee habt, wie man eine Weihnachtsfreude zaubert, hört Euch einfach einmal diese tolle Idee einer Aktivistenfreundin aus den USA an. Maggie geht heimlich in die Natur und schmückt Bäume. Sie nimmt Glitzergirlanden, dicke fette Kugeln, Schleifen, was ihr in den Sinn kommt. Ich habe Bilder von ihren Bäumen gesehen. Herrlich!  

Und nun stellt Euch vor, jemand fährt an einer Straße vorbei oder geht einen häufig besuchten Spazierweg und plötzlich sieht er unverhofft einen toll geschmückten Baum. Ups, was ist das? Glaubt mir, es wird jedem warm im Herzen und ein Lächeln huscht über das Gesicht. Vielleicht beginnt so mancher, der den toll geschmückten Baum sieht, sogar wieder an den Weihnachtsengel zu glauben.  

Sobald meine heftige Erkältung vorbei ist, lege ich los. Einen Baum habe ich mir schon ausgesucht und wenn ich fertig bin, stelle ich Euch ein Photo davon hier ein.

Na, wäre das nicht auch etwas für Euch?
Ich verrate nichts!

Arbeitsplätze für Menschen mit Chemikaliensensitivität (MCS)

Frau mit MCS - Multiple=

Wer unter Chemikaliensensitivität oder Multiple Chemical Sensitivity (MCS) in schwerer Ausprägung leidet, hat auf dem normalen Arbeitsmarkt kaum eine Chance. Schon Alltagschemikalien aus Parfüms, After Shave oder normalen Reinigungsmitteln reichen in geringer Dosierung aus, um diese Menschen außer Funktion zu setzen. Auf normalen Arbeitsplätzen begegnet man zusätzlich regelmäßig noch vielen weiteren Chemikalien wie beispielsweise Lösemittel aus Inventar und Produktionsvorgängen, neuer Teppichboden oder belastete Drucker- und Kopiererstäube, die dieser Personengruppe bereits den Aufenthalt in den Räumlichkeiten unmöglich gestalten, geschweige denn kontinuierliche Leistung zulassen. Unsichtbare Barrieren nennt man diese Problematik im Fachjargon, weil man die Chemikalienbelastung nicht sehen kann. Anstatt Verständnis erhalten Erkrankte am Arbeitsplatz oft Gespött oder werden sogar von Kollegen bewusst Chemikalien ausgesetzt. Es gibt jedoch auch positive Projekte.

Treffender, als es Marlene Catterall aus Ottawa bei einer Debatte des kanadischen Unterhauses sagte, kann man die Situation der Umweltsensiblen kaum beschreiben:

„Es gibt da beim Management und der Regierung einige Tendenzen, die diese Probleme (Umweltsensibilitäten) nicht ernst nehmen und die glauben lassen, dass sie es mit einer Gruppe von Hypochondern zu tun haben. Ich denke, kein verantwortungsbewusster Arbeitgeber kann wirklich glauben, dass eine Gruppe von Angestellten plötzlich über Nacht zu Hypochondern wird. Dies sind sehr reale Probleme, sie sind nicht unbekannt in der internationalen Wissenschaft und verdienen sehr ernsthafte Aufmerksamkeit von der Regierung.“ (1)

Rehabilitierungsprogramm für Rehabilitierungsprogramm
Ein aktuell erschienener Bericht in der amerikanischen Fachzeitung Work setzt sich mit den Einschränkungen und Barrieren auseinander, die Chemikaliensensible (MCS) im Arbeitsleben betreffen. Wegen der Schwere der Symptome, der oft anzutreffenden Stigmatisierung und der unerfüllten krankheitsbedingten Bedürfnisse am Arbeitsplatz, müssen diese Menschen ihr Arbeitsleben sehr häufig frühzeitig beenden. Damit Chemikaliensensiblen geholfen wird, weiter arbeiten zu können oder eine neue Beschäftigung zu finden, müssen Rehabilitationsexperten die Barrieren genau verstehen, die sich für diese behinderten Menschen an einem Arbeitsplatz ergeben. Ihre Aufgabe besteht dann darin, diese Barrieren zu reduzieren oder zu beseitigen. Im Bericht in der Fachzeitschrift Work wird von Wissenschaftlern der University of Arkansas als Lösung eine „umweltmäßige Karriereentwicklung“ präsentiert, um weitere Beschäftigung von Chemikaliensensiblen durch Rehabilitationsinterventionen in Gang zu setzen und Barrieren zu beseitigen. (2) Dies ist dringend erforderlich, denn wie kürzlich in einem anderen Bericht in der gleichen Fachzeitschrift dargelegt wurde, werden Chemikaliensensible häufiger als Personen mit AIDS, Allergien, Asthma, Magenbeschwerden, Trauma oder Tuberkulose in ihrem Berufsleben diskriminiert. (3)

Arbeitsplätze, die besser für alle sind
Es gibt in den USA und Kanada seit vielen Jahren von staatlichen Behörden und Gewerkschaften geführte Programme, die für eine effektive Integration von Chemikaliensensiblen sorgen, statt sie völlig aus der Gesellschaft auszustoßen. Das erste großangelegte Programm startete 1993. Es gab dazu sogar Arbeitsbücher und ein Video für Mitarbeiter und Vorgesetzte zur besseren Veranschaulichung. (4,5,6) Besonders im Bildungsbereich gibt es zahlreiche Integrationsprogramme mit großem Erfolg. So haben beispielsweise über 30 Universitäten seit Jahren Statuten, die Duftstoffe und Einsatz von Chemikalien auf dem Campus verbieten. (7) Diese Maßnahme sorgt dafür, dass erkranktes Lehrpersonal oder Studenten mit MCS arbeiten können. (8) Professoren und gesunde Studenten haben längst den Vorteil dieser speziellen Anpassungen bemerkt und bekunden erhöhte Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, seit z.B. Duftstoffe verboten sind. Auch auf privater Ebene haben Firmen unterschiedlicher Größe Arbeitsplätze geschaffen, die Chemikaliensensiblen ermöglichen, ihre Qualifikation einzubringen.

Menschenrechte gelten auch am Arbeitsplatz
Die kanadische Menschrechtskommission tritt nicht nur bei Diskriminierung von Umweltsensiblen in jedem einzelnen Fall ein, sie hat auch bereits einen Leitfaden zur Gestaltung MCS gerechter Arbeitsplätze herausgegeben. (9) Hierdurch können Betriebe ein Umfeld schaffen, dass es Umweltsensiblen ermöglicht zu arbeiten und Kollegen den Umgang mit ihnen erleichtert.

Maxwell Yalden, ehemals Vorsitzender der Kanadischen Menschenrechts-kommission, äußerste sich zur bestehenden Problematik bereits 1990 in unmissverständlicher Form: „Ich und meine Kollegen empfinden alles, was Umweltsensibilität betrifft und alle damit verbundenen Angelegenheiten als sehr bedauerlich. Es gibt eine Tendenz in vielen Kreisen, diese Erkrankung tot zu reden oder so zu behandeln, als gäbe es sie nicht. Sie schütteln ihre Köpfe; sie sagen, es gibt einfach keine Möglichkeit, mit manchen Menschen umzugehen. Unsere Einstellung jedoch ist, dass es ein Problem ist, ein echtes Problem. Es ist ein Problem, unter dem manche Menschen leiden, und sie leiden sehr schmerzhaft. Sie leiden noch mehr wegen des Demütigungsfaktors. Niemand nimmt sie ernst. Wir glauben, dass es ein großes Ausmaß öffentlicher Missverständnisse gibt, und wir möchten versuchen, sie zu beseitigen.

Wir werden jeder Beschwerde von jeglicher Person nachgehen, die glaubt, dass man sie diskriminiere, weil sie an Umweltsensibilitäten leidet. Es ist nicht an uns, über medizinische Sachverhalte ein Urteil zu sprechen – und es gibt medizinische Sachverhalte. In der Medizinwelt gibt es ein großes Ausmaß von Meinungsverschiedenheiten bzw. Fehlen von Einstimmigkeit betreffs dieses Syndroms. Wir denken, es ist klar, dass es eine Krankheit ist. Es ist ein Problem. Es ist keine Illusion. Ich denke, wir alle haben die Aufgabe, den Menschen zu helfen zu verstehen, was involviert ist und etwas dagegen zu tun.“ (10)

Chemialiensensitivität akzeptieren spart Milliarden
In Deutschland verwiesen Politiker schon 1998 darauf, dass Chemikaliensensitivität für die Betroffenen katastrophale persönliche, finanzielle und soziale Folgen hat. Insbesondere der Wirtschaft und in der Industrie entstünden jährlich Kosten in Milliardenhöhe aufgrund der nachlassenden Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz. (11)

In Kanada wurden von der Environmental Illness Society of Canada noch genauere Zahlen ermittelt. Dort kostet Chemikaliensensibilität pro Jahr ca. 10 Milliarden Dollar an Produktivitätsverlust, 1 Milliarde Dollar an Steuerverlust und 1 Milliarde Dollar an vermeidbaren Kosten im Gesundheitssystem. (12)

Caress und Steinemann hatten in den USA im Jahr 2002 eine aufsehenerregende Studie mit Fakten und Zahlen über die Auswirkungen von MCS veröffentlicht. Rund 36,5 Millionen Amerikaner sind chemikaliensensibel. Bei rund 5,2 Millionen der Erkrankten kann Chemikaliensensitivität bis zum Verlust des Arbeitsplatzes führen. (13)

Arbeitsplätze sichern
Viele Chemikaliensensible schleppen sich mit letzter Kraft zur Arbeit, um nicht aus dem sozialen Netz zu fallen. Sie haben Familien zu versorgen und Verpflichtungen, was ihnen keinen anderen Ausweg lässt. Doch wenn keine Änderungen durchgeführt werden, um den Arbeitsplatz chemikalienfrei zu gestalten, wird die Bandbreite der Substanzen, die Symptome auslösen, immer größer, und der Gesundheitszustand zwangsläufig immer schlechter. Das Resultat führt zu völliger Invalidität, häufig Überschuldung, Ende des Arbeitslebens und nicht selten schlußendlich zu auseinanderbrechenden Familien.

Nicht jeder Chemikaliensensible wird wieder arbeiten können, auch nicht unter schadstoffkontrollierten Bedingungen. Manche dieser Erkrankten sind auf Arbeitsplätzen tätig, die man auch mit großen Änderungen nicht umfassend schadstofffrei gestalten kann, wie z.B. Chemiker, Friseure, Laborangestellte, Anstreicher oder Schädlingsbekämpfer. Andere sind schlicht und einfach zu krank zum Arbeiten oder ihre Reaktionen zu schwerwiegend. Eine Erhebung geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Chemikaliensensiblen zu dieser Gruppe zählt. Dies trifft insbesondere für solche zu, die durch neurotoxische Chemikalien erkrankten. Die verbleibenden zwei Drittel hätten jedoch eine reelle Chance, wieder halbwegs funktionierende Teile der Gesellschaft zu werden, wenn man die entsprechenden Voraussetzungen schafft und für Akzeptanz, Verständnis und Kooperation bei den Mitarbeitern in einem Betrieb sorgt.

Wenn Chemikaliensensitivität nicht mehr länger ignoriert würde und Erkrankte dahingehend unterstützt würden, dass sie ihre Arbeit weiter verrichten können, würde dies, wie die oben genannten Studien und Aussagen belegen, Milliarden einsparen. Zusätzlich würde das unbeschreibliche menschliche Leid und finanzielle Verluste für Chemikaliensensible und deren Familien minimiert, und die Gesellschaft könnte weiterhin auf das Wissen und die Fähigkeiten vieler wertvoller Menschen zurückgreifen. Nicht zuletzt würden durch gesündere Arbeitsplätze alle profitieren.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN, Dezember 2007

Literatur:

1. Marlene Catterall, M.P. (Ottawa West), Hansard, House of Commons Debates, 5. Juni, 1990
2. Szirony GM, Kontosh LG, Koch L, Rumrill P, Hennessey M, Vierstra C, Roessler RT., An ecological approach to facilitate successful employment outcomes among people with multiple chemical sensitivity, Work. 2007;29(4):341-9
3. Vierstra CV, Rumrill PD, Koch LC, McMahon BT., Multiple chemical sensitivity and workplace discrimination: the national EEOC ADA research project, Work. 2007;28(4):391-402
4. Multiple Chemical Sensitivities at Work: A Training Workbook for Working People, New York: The Labor Institute, 1993
5. Videotape „MCS: An Emerging Occupational Hazard.“ New York: The Labor Institute, 1993
6. Job Accommodation Network, Tracie DeFreitas Saab, Accommodation and Compliance Series: Employees with Multiple Chemical Sensitivity and Environmental Illness, 01/02/06.
7. Silvia K. Müller, Duftverbot an über 30 Universitäten, CSN, Mai 2007
8. Thomas Kerns, When the day is particularly beautiful, Our Toxic Times, Dez. 2007
9. Debra Sine, Leslirae Rotor, Elizabeth Hare, Canadian Human Rights Commission, Acommodating Employees with Environmental Sensitivities, A Guide fort he Workplace, Nov. 2003
10. Maxwell Yalden, former CHair Canadian Human Rights Commission, Hansard, House of Commons Minutes of Proceedings and Evidence of the Standing Commitee on Human Rights and the Status of Disabled Persons, 10. Mai 1990
11. Deutscher Bundestag, Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Abgeordneten Michael Müller, Dr. A. Schwall-Düren, 13. Wahlperiode, Drucksache 13/11125, 19.06.1998
12. Environmental Illness Society of Canada, Socio-Economic Study of MCS, 2001
13. Caress SM, Steinemann AC, Waddick C. 2002. Symptomatology and etiology of multiple chemical sensitivities in the southeastern United States. Arch Environ Health 57(5):429-436.

Fairness gegenüber Umweltkranken mit MCS ist überfällig

Frau mit Schutzmaske, MCS - Multiple Es ist erschütternd, wie sehr Chemikalien-sensible und Umweltkranke darunter leiden müssen, wie mit ihnen umgegangen wird. Höhnische Bemerkungen, Belächeln oder direktes Anzweifeln der Existenz ihrer Krankheit ist für viele Erkrankte der traurige Alltag. Von einschlägig bekannten „Experten“ geprägte Berichterstattung leistet den letzten Feinschliff. „Umweltkranke sind unser Gesellschaftsmüll“, sagte ein Politiker „treffend“ vor Jahren.

Wenn ich mit Umweltkranken am Telefon spreche, berichtet man mir häufig von ungerechter Behandlung, Schikanen und direkter Diskriminierung. Chemikaliensensible leiden oft sogar mehr darunter, als unter ihren zweifelsfrei vorhandenen Schmerzen und körperlichen Einschränkungen im Alltag. Muss das sein? Tritt jemand einem Gelähmten gegen den Rollstuhl? Wird ein AIDS- oder Krebskranker als Hypochonder bezeichnet, weil er auf Nahrung, Duftstoffe und Alltagschemikalien zu reagieren beginnt im Endstadium oder nach Chemotherapie? Oder nimmt jemand einem Blinden den Stock weg? Niemals, wer es wagen würde, den würde die Gesellschaft ächten.

Ich erinnere mich, als sei gestern gewesen, an einen Abend in meinem damaligen Arbeitskreis Giftgeschädigter Trier. Ein Ehepaar, das fast jedes Mals extra aus dem Saarland angereist kam, wollte mich beim Rausgehen sprechen. Der Mann war Schreiner gewesen und konnte kaum noch außer Haus funktionieren. Er reagierte aufgrund seiner Formaldehydsensibilität auf fast alles. „Ich muss Dir etwas sagen, Silvia“, sagte er mit fester Stimme, „bei mir haben sie jetzt Krebs festgestellt.“ Ich war wie erschlagen und wusste vor Betroffenheit nicht recht, was ich antworten sollte. „Das tut mir furchtbar Leid“, mehr kam nicht aus mir heraus, weil ich die beiden so sehr mochte. „Nein, Silvia, es ist in Ordnung, ich bin froh darüber, denn jetzt müssen sie mir endlich glauben.“

Diese Begebenheit habe ich einige Male an medizinischen Kongressen berichtet. Die Ärzte schauen für üblich nach unten. Kommentare kommen keine. Eigentlich kann man dazu auch kaum noch etwas sagen, so ungeheuerlich ist es, dass ein schwer kranker Mensch in unserer Gesellschaft froh ist, dass er schlussendlich Krebs bekommen hat durch die Chemikalien, die ihn an seinem Arbeitsplatz erkranken ließen.

Was meint Ihr, warum werden wir diskriminiert und was können wir unternehmen, dass sich die Situation mittelfristig ändert?

Autor: Silvia K. Müller, CSN-Chemical Sensitivity Network

Unbequemer Umweltmediziner aus Trier erhielt Zivilcouragepreis

Am vergangenen Samstag erhielt der Trierer Neurologe Dr. Peter Binz in Bodenwerder bei Hameln den Zivilcouragepreis der Solbach- Freise Stiftung. Der jährlich vergebene Ehrenpreis wurde an Dr. Binz für sein langjähriges, herausragendes und tapferes Engagement für chemikaliengeschädigte Menschen aus allen Lebensbereichen vergeben. Seit Jahrzehnten setzt der Arzt von der Mosel sich insbesondere für Arbeiter ein, die in Betrieben durch Chemikalien zu Schaden kamen. Mancher Betrieb verbesserte durch seinen Einfluss die Arbeitsbedingungen und sorgte so nachhaltig für gesündere Arbeitsplätze. Menschen aus ganz Deutschland waren zu der Vergabe des Ehrenpreises angereist und wohnten der harmonischen, musikalisch untermalten Preisverleihung bei.

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Letztendlich Ehrung für unbequeme Wahrheit

Es hat sich viel bewegt durch den gerechtigkeitsbewussten Trierer Arzt, der es nicht akzeptieren kann, dass ausgerecht die Menschen, die die Arbeit in unserem Land verrichten, im Schadensfall leer ausgehen und oft auf das Schlimmste schikaniert werden. Durch seine Einstellung bekam Dr. Binz in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder härteste Repressalien durch Verursacher, Versicherungen, Behörden und sogar Standeskollegen zu spüren. Für die Solbach- Freise Stiftung war er, insbesondere wegen seiner unbeugsamen Selbstverpflichtung seinen Patienten gegenüber, der richtige Kandidat für den mit 4.000€ dotierten Zivilcouragepreis in diesem Jahr. In ihrer Laudatio stellte die Gründerin der Stiftung, Anne Solbach- Freise, diese Beweggründe umfassend dar.

Die Zeit liefert die unwiderlegbaren Beweise

Arztkollegen, Wissenschaftler, Selbsthilfegruppenleiter für Chemikaliengeschädigte, Patienten und gerechtigkeitsbewusste Menschen, sie alle waren aus ganz Deutschland angereist, um der Vergabe des Zivilcouragepreises „Demokratie wahren – Zivilcourage zeigen“ an Dr. Peter Binz beizuwohnen.

Tief betroffen folgten die Anwesenden den Worten des Preisträgers, der von seinen Patienten und den Ereignissen der vergangenen Jahrzehnte berichtete. Mancher Zweifel seiner Gegner ist durch erschütternde Tatsachen widerlegt worden. Wenn fast alle Arbeiter eines Werkes, manchmal sogar alle, durch bestimmte Chemikalien verstorben sind, gibt es keine plausible Basis mehr für Zweifel an den Aussagen oder Negieren der Feststellungen des fachlich hochkompetenten Arztes. Das einstige Unterstellen von Simulantentum, Gefälligkeitsgutachten gegen die Opfer, Fehlen von epidemiologischen Studien und dass es so gut wie nie behördlichen Nachforschungen gab, erscheint bei diesem Hintergrund unentschuldbar.

Statt Zweifel an der Glaubwürdigkeit – Solidarität

Für die Patienten selbst gab es nie einen Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Dr. Peter Binz. Sie gingen sogar mehrfach auf die Strasse für ihren Arzt, der vielen von ihnen das Leben gerettet hatte. Während der Feierlichkeit in Bodenwerder wurde hierzu sinnbildlich eine Filmdokumentation aus dem Jahr 1997 gezeigt. Damals hatten die Gegner mit vereinten Kräften versucht, zu erwirken, dass Dr. Binz die Approbation entzogen würde. Mehrere Hundert Patienten aus allen Teilen Deutschlands waren nach Mainz angereist, um gegen das Unrecht gegenüber ihrem Arzt zu demonstrieren und ihre Solidarität zu bekunden. Einige der damaligen Demonstranten sind zwischenzeitlich an ihren schweren Chemikalienschädigungen verstorben. Der Filmbeitrag rührte daher manche der anwesenden Betrachter zu Tränen.

Verfolgung ist der Alltag für Überbringer unliebsamer Botschaften

Damals entschied das Gericht, dass Dr. Binz für seine Patienten eingetreten sei und keine Absicht bestand, jemandem Schaden zuzufügen. Dennoch verhalten sich die Kostenabwehrer eher so, wie die Stifterin, Frau Solbach Freise, es treffend formulierte: „Nicht die Botschaft ist das Übel, sondern ihr Überbringer“, und der soll büßen. Einfach ist eine solche Verfolgung über mehrere Jahrzehnte nicht zu erdulden, dass kann die ganze Familie Binz bekunden. Allen Familienmitgliedern sitzt es noch in den Knochen, wie auf Intension der KV Trier eine überfallartige Durchsuchung der Praxis- und Wohnräume von Dr. Binz erfolgte und alle Patientenakten beschlagnahmt wurden. In der Laudatio wurden daher auch der hohe Einsatz von Frau Binz und der große Zusammenhalt der Familie besonders hervorgehoben, ohne die der widerständige Arzt die ehrverletzenden und existenzbedrohenden Vorwürfe der Kassenärztlichen Vereinigung Trier im vergangenen Jahr hätte nicht durchhalten können.

Ein Leben für Patienten und Aufklärung

Im Leben des Dr. Binz gibt es neben Ehrlichkeit zwei wichtige Dinge: Seine große Familie und seine Patienten. Auch zukünftig wird sich der in der Umweltmedizin weltweit geschätzte Arzt der Aufklärung von Gesundheitsschäden durch Chemikalien widmen und, wenn er aus dem Berufsleben aussteigt, darüber schreiben. Ganz gemäß seiner Lebensphilosophie: „Allem voran der Patient“, wird das Preisgeld des Zivilcouragepreises den Opfern von Chemikalienschädigungen zugute kommen.

Photoalbum: Verleihung Zivilcouragepreis an Dr. Peter Binz (Diaschau anklicken)

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20.11.2007

Presseinformation:

Weitere Informationen, Bild- und Videomaterial können bei CSN – Chemical Sensitivity Network, Silvia K. Müller, Tel. 06784-9839913, csn.deutschland@gmail.com angefordert werden.

Parfüm: Schlecht für die Ratte – gut für den Menschen?

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Dick aufgetragen können Parfüms eine Plage sein, das können viele Menschen sofort aus eigener Erfahrung bestätigen. Sie stinken einfach, wie mancher sagt. Doch mangelnder Wohlgeruch ist nicht alles. Einige der Duftwässerchen rauben einem regelrecht die Sinne, verursachen Kopfschmerzen, Schwindel und lassen einen keinen klaren Gedanken mehr fassen. Dass solche Reaktionen durch die Chemikalien in so manchem Parfüm verursacht werden, ist leicht nachvollziehbar, wenn man sich die Inhaltsstoffe anschaut. Nicht schlecht gestaunt habe ich dennoch, als ich eine Pressemitteilung der amerikanischen Stiftung National Toxic Encephalopathy Foundation (NTEF), die sich für Menschen mit toxisch bedingten Hirnschäden einsetzt, bezüglich des Parfüms „Angel“ von Thierry Mugler zugeschickt bekam. (1) Demnach ist manches Parfüm nicht nur „dick aufgetragen“ eine Gefahr.

Parfüm nur noch auf Verordnung in der Apotheke?

„Angel“ zu Deutsch Engel, enthält das toxikologisch relevante Cumarin. Cumarin ist laut der Gefahrstoffverordnung mit dem Andreaskreuz als gesundheitsschädlich gekennzeichnet. Cumarinderidivate werden als sehr wirksames Rattengift vertrieben. In geringerer Dosierung wird Cumarin als hochpotentes Herzmedikament eingesetzt. Natürlich kein Medikament, das man ohne ärztliche Verschreibung erhält wie Halsschmerzpastillen, sondern eines, was nach ganz präziser Diagnostik in einer wohlüberlegten Dosierung verordnet wird. Die Stiftung NTEF sieht genau hier eine Gefahr für Benutzer des cumarinhaltigen Parfüms. Sie fordert durch eine Petition die Reglementierung von „Angel“ und dass es als Medikament eingestuft wird. Außerdem soll der Import wegen zahlreicher Verletzungen der amerikanischen Importbestimmungen beendet werden.

Parfüminhaltsstoffe im Nebel der Verschwiegenheit

Bis vor einiger Zeit waren die Inhaltsstoffe von Parfüms völlig unbenannt, angeblich um Nachahmungen zu verhindern. Mancher unbedarfte Verbraucher mag es glauben. Doch die Realität sieht anders aus, denn mit wenig Mühe und relativ geringem finanziellen Aufwand kann eine Laboranalyse eines Parfüms erstellt werden und nicht lange danach könnte es in Kopie auf dem Markt sein. Neuen gesetzlichen Regelungen ist es zu verdanken, dass nun wenigstens einige von mehreren Tausend im Einsatz befindlichen Inhaltsstoffen angegeben werden müssen. Allerdings nur dann, wenn sie einen bestimmten Prozentsatz überschritten haben, was für Extremallergiker immer noch keinen umfassenden Schutz bedeutet. Eine leichte Verbesserung bestenfalls, denn vormals bestand überhaupt keine Pflicht, Inhaltsstoffe zu deklarieren. Im Fall von „Angel“ habe der Hersteller einige Jahre lang nur wenige Inhaltsstoffe bekannt gegeben, berichtet die Stiftung, doch jetzt kamen weitere hinzu, unter anderem das besagte Gift Cumarin.

Parfüm verstößt gegen Gesetze

Die Petition, die an die amerikanische Behörde für Arzneimittelzulassung FDA gerichtet ist, verweist im Fall des Parfüms auf über 10 Verstöße des Kodex der Vereinigten Staaten und des Kodex für staatliche Vorschriften, sagte die Präsidentin des NTEF, Angel de Fazio aus Las Vegas. Gerade habe sie der FDA auf deren Bitte noch eine fehlende Angabe zukommen lassen, die Ermittlungen sind also angelaufen.

Parfüm – Gefahr für Kranke

„Ein potentielles Gesundheitsproblem, das mit dem Parfüm Angel in Zusammenhang steht, besteht im darin enthaltenen Cumarin“, führt der bekannte Toxikologe mit Spezialgebiet Immuntoxikologie, Jack D. Thrasher, an. „Cumarin ist eine Vorstufe zum gesetzlich geregelten Medikament Warfarin und wird von Personen eingenommen, die unter Herzkrankheiten leiden oder bei denen Blutgerinnung fatal sein kann. Das Parfum enthält auch Ethanol und weitere Chemikalien, die eine Durchlässigkeit der Haut verstärken, was es dem Cumarin ermöglicht, in den Blutstrom einzudringen. Das verstärkt das potentielle Risiko für Herzpatienten und auch Personen, die vor einer Operation stehen. Dieser Duft ist ein Medikament, was erfordert, dass er neu eingestuft wird, und Restriktionen bezüglich seiner Verwendung.“

Parfüminhaltsstoffe bedenklich für jeden

Was weiß man in Deutschland über die Gefahr von Cumarin? Eine Menge, denn das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich aus Sicht des gesundheitlichen Verbraucherschutzes im vergangenen Jahr intensiver mit dem nach frischem Heu, Waldmeister oder Vanille riechenden Duft- und Aromastoff Cumarin befasst. Von Umweltorganisationen war herausgefunden worden, dass zimthaltiges Weihnachtsgebäck meist Cumarin in unterschiedlicher Konzentration enthält. Das Bundesamt für Risikobewertung nahm sich der Angelegenheit an und erstellte eine Zusammenfassung mit dem Titel: „Verbraucher, die viel Zimt verzehren, sind derzeit zu hoch mit Cumarin belastet“, über die Gefahren der Substanz (2). Wegen der gesundheitsschädlichen Wirkung größerer Mengen – Cumarin kann Leberschäden verursachen – darf Cumarin im Lebensmittelbereich nur als Bestandteil von Aromen und sonstigen Lebensmittelzutaten mit Aromaeigenschaften verwendet werden…Lange bekannt ist zudem, dass Cumarin im Tierexperiment die Bildung von Tumoren auslösen kann. Nach tierexperimentellen Befunden einer hepatotoxischen Wirkung wurde 1954 zunächst in den USA der Zusatz von synthetischem Cumarin zur Aromatisierung von Lebensmitteln verboten. Darüber hinaus wird Cumarin als Medikament zur Behandlung insbesondere von Stauungsfolgen durch venöse (chronische venöse Insuffizienz) und lymphatische (Lymphödem) Abflussstörungen eingesetzt. Die kanzerogenen Eigenschaften von Cumarin im Tierversuch sind seit den 1970er Jahren bekannt und haben seitdem zu anhaltenden Diskussionen über die Bedeutung dieser Ergebnisse für den Menschen und über den zugrunde liegenden Wirkmechanismus geführt.“

Auf Seite 8 und 9 der gesundheitlichen Bewertung des BfR steht über die dermale Aufnahme der Substanz aus Kosmetika zu lesen: „Im Gegensatz zum Einsatz bei der Lebensmittelherstellung darf synthetisches Cumarin als Duftstoff in kosmetischen Mitteln ohne Beschränkung eingesetzt werden. Nach EU-Verordnung 76/768/EWG über kosmetische Mittel (Amtsblatt der EU vom 11.03.2003) muss Cumarin lediglich ab einer Konzentration von 0,001 % in „Leave-on“Produkten und ab einer Konzentration von 0,01 % in „Rinse-off“-Produktion als Bestandteil deklariert werden.“

Wie viel Gift bekommt der Verbraucher täglich?

Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) hat im Fall von Cumarin ermittelt und führt an: „Bereits aus einer überschlägigen Betrachtung der Produktionsmenge von synthetischem Cumarin, umgerechnet auf den pro Kopf-Anteil in der Bevölkerung, wird deutlich, dass die dermale Exposition nicht unwesentlich ist. Yourick und Bronaugh (1997) berechneten aus einer jährlichen Produktion von 250.000 angelsächsischen Pfund (113,4 t) in den USA bei einer Bevölkerungszahl von 250 Millionen Menschen eine durchschnittliche tägliche Cumarin- Menge von 1,2 mg pro US-Amerikaner.“ (2) Hier stutzte ich beim Lesen etwas, denn nicht jeder in der amerikanischen Bevölkerung verwendet Duftstoffe und selbst wenn, enthalten diese nicht zwangläufig auch immer Cumarin, ergo ist für Benutzer solcher Cumarinhaltiger Produkte mit wesentlich höheren Werten und somit höherem Risiko für die Benutzer zu rechnen.

Parfümlobby – Änderungen wären besser als aussitzen

Die Fachzeitung für Parfumeure scheint ihrer ersten Reaktion zufolge recht hilflos zu sein gegenüber dem „Angriff“ der amerikanischen Stiftung NTEF auf ein erfolgreiches Parfüm. Rat, was zu tun ist, weiß man nicht und fragt stattdessen die Leser um Vorschläge. (3) Guter Rat ist nicht teuer, ich würde etwas logisches Denken und Pragmatismus vorschlagen: Zurück zu natürlichen Essenzen, die ungiftig sind, auch wenn ein Parfüm etwas teurer in der Herstellung ist, denn lebende Kunden kaufen länger.

Autor: Silvia K. Müller, CSN-Chemical Sensitity Network

Literatur:

  1. NTEF Presseerklärung, NTEF Petitions the FDA to Have Angel Perfume Declared a Drug, Las Vegas, NV 89126, 29. Oktober 2007
  2. BfR, Verbraucher, die viel Zimt verzehren, sind derzeit zu hoch mit Cumarin belastet, Gesundheitliche Bewertung des BfR Nr. 043/2006 16. Juni 2006
  3. Comment: NTEF Attacks Clarins, Perfumer & Flavorist magazine, Okctober 30, 2007

Die Natur sucht sich Wege

Zerstörte Landschaft

Eines meiner Lieblingsmotive beim Photographieren ist Industrie und Natur im Kontrast. Orte, an denen die Natur wieder Oberhand gewinnt oder Signale aussendet.  img8517_dxo.jpg

Die Industrie ist an vielen Stellen auf unserem Planeten dabei, die Natur in die Ecke zu drängen, sie zu verdrängen, und mancherorts geschieht dies gnadenlos. Doch sie bäumt sich auf und kämpft erfolgreich zurück und zeigt uns dabei, wo wir als Mensch stehen. img8585_dxo.jpg

Manchmal triumphiert die Natur, indem sie den Stolz des Menschen überwuchert oder umschlingt.

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Ein anderes Mal wirken die morbiden Zerfallsprozesse vor sich hinrostender Industriekultur schon fast wie von einem Künstler perfekt inszeniert. p1010510.JPG

Die Natur kann auch ein zynischer Clown sein, der uns Menschen den Spiegel vorhält. Unsinniges wird uns von ihr vor Augen geführt, um zum Umdenken anzuregen. Und dann ist es immer wieder der Mensch, der sich durch seine Handlungen selbst in Frage stellt.

Plötzlich springt der Funke über…

Menschen im Straßencafe, südländisches Flair

Was war für Euch früher Öko? Ein Synonym für Birkenstock tragende Müslifresser? Irgendetwas in diese Richtung hatte jeder im Kopf, wenn er an Öko dachte, oder? Jedenfalls hätten wir nie an eine Managerin im Designerkostüm gedacht, die sich vom kühlen Glasschreibtisch aus für die Umwelt einsetzt. Oder einen Malermeister, der sich ausschließlich schadstofffreien Anstrichen verschworen hat? Viele Menschen haben heutzutage eine ökologische Gesinnung, ohne sie nach außen sichtbar zur Schau zu tragen.

Ich bin froh, dass sich die Zeiten geändert haben und ökologisches Denken und Handeln nicht mehr verknüpft sind mit ausgelatschten Birkenstocks, in denen handgestrickte geringelte Strümpfe stecken. Im Bioladen z.B. trifft man heute Menschen aus jeder Gesellschaftsschicht, und es sind alles interessante, wache und meist gesund aussehende Menschen. Ich musste schmunzeln, als ein Artikel in einer edlen Hochglanz Frauenzeitung, der an Singles gerichtet war, den Tipp weitergab, in einem Biosupermarkt Ausschau zu halten. Witzig, aber warum nicht? Richtige Ignoranten trifft man dort selten. Parfümträger auch nicht so oft. Dafür bekommt man eher ein nettes Lächeln zurück oder ein Gespräch an der Kasse oder im Cafe. Mir ging es per Zufall einmal so. Ich war auf der Suche nach einem schadstofffreien Haus für ein chemikaliensensibles Ehepaar in Not. An der Kasse fragte ich den Besitzer, ob er nicht etwas wüsste. Hmm, nein im Moment nicht. „Aber ich“, sagte der junge Mann hinter mir, „ich habe genau das was Sie suchen.“ Ich drehte mich um, und wir kamen direkt ins Gespräch. Das mit dem Haus klappte für das Ehepaar in Not nicht, ihnen war es doch nicht komfortabel genug. Dafür wurden wir beide dicken Freunde und konnten zusammen noch vielen Menschen helfen. Das Haus war in den letzten Jahren mehrfach Obdach für Chemikaliengeschädigte und der junge Mann verlangte nie etwas dafür. Wo findet man das noch heutzutage?!

Es stimmt wirklich, dass man im Bioladen auf Gleichgesinnte trifft und nette Gespräche finden kann. Es sind Leute, denen man nicht groß erklären muss, was für einen wichtig und gesund ist, und was andererseits unakzeptabel ist, weil es die Umwelt zerstört. Der Funke springt schneller über als sonst wo, weil irgendwie die Wellenlänge stimmt. Es muss nicht die Frau oder der Mann fürs Leben sein, für den man auf der Pirsch ist. Bekanntschaften schließen, Gleichgesinnte treffen, ein nettes Gespräch ist viel wert. Wer weiß, was sich daraus ergibt…

Autor: Silvia K. Müller, CSN-Chemical Sensitivity Network