Plötzlich springt der Funke über…
Was war für Euch früher Öko? Ein Synonym für Birkenstock tragende Müslifresser? Irgendetwas in diese Richtung hatte jeder im Kopf, wenn er an Öko dachte, oder? Jedenfalls hätten wir nie an eine Managerin im Designerkostüm gedacht, die sich vom kühlen Glasschreibtisch aus für die Umwelt einsetzt. Oder einen Malermeister, der sich ausschließlich schadstofffreien Anstrichen verschworen hat? Viele Menschen haben heutzutage eine ökologische Gesinnung, ohne sie nach außen sichtbar zur Schau zu tragen.
Ich bin froh, dass sich die Zeiten geändert haben und ökologisches Denken und Handeln nicht mehr verknüpft sind mit ausgelatschten Birkenstocks, in denen handgestrickte geringelte Strümpfe stecken. Im Bioladen z.B. trifft man heute Menschen aus jeder Gesellschaftsschicht, und es sind alles interessante, wache und meist gesund aussehende Menschen. Ich musste schmunzeln, als ein Artikel in einer edlen Hochglanz Frauenzeitung, der an Singles gerichtet war, den Tipp weitergab, in einem Biosupermarkt Ausschau zu halten. Witzig, aber warum nicht? Richtige Ignoranten trifft man dort selten. Parfümträger auch nicht so oft. Dafür bekommt man eher ein nettes Lächeln zurück oder ein Gespräch an der Kasse oder im Cafe. Mir ging es per Zufall einmal so. Ich war auf der Suche nach einem schadstofffreien Haus für ein chemikaliensensibles Ehepaar in Not. An der Kasse fragte ich den Besitzer, ob er nicht etwas wüsste. Hmm, nein im Moment nicht. „Aber ich“, sagte der junge Mann hinter mir, „ich habe genau das was Sie suchen.“ Ich drehte mich um, und wir kamen direkt ins Gespräch. Das mit dem Haus klappte für das Ehepaar in Not nicht, ihnen war es doch nicht komfortabel genug. Dafür wurden wir beide dicken Freunde und konnten zusammen noch vielen Menschen helfen. Das Haus war in den letzten Jahren mehrfach Obdach für Chemikaliengeschädigte und der junge Mann verlangte nie etwas dafür. Wo findet man das noch heutzutage?!
Es stimmt wirklich, dass man im Bioladen auf Gleichgesinnte trifft und nette Gespräche finden kann. Es sind Leute, denen man nicht groß erklären muss, was für einen wichtig und gesund ist, und was andererseits unakzeptabel ist, weil es die Umwelt zerstört. Der Funke springt schneller über als sonst wo, weil irgendwie die Wellenlänge stimmt. Es muss nicht die Frau oder der Mann fürs Leben sein, für den man auf der Pirsch ist. Bekanntschaften schließen, Gleichgesinnte treffen, ein nettes Gespräch ist viel wert. Wer weiß, was sich daraus ergibt…
Autor: Silvia K. Müller, CSN-Chemical Sensitivity Network
Das stimmt, dass man in Ökoläden schnell und unkompliziert ins Gespräch mit anderen netten Menschen kommen kann. Ich persönlich stand einmal vor dem Waschmittelregal und suchte nach einem Waschmittel ohne Duftstoffe. Ich hatte ein Waschmittelpaket in der Hand und las die Inhaltsstoffe. Da reichte mir eine nette junge Frau ein Säckchen mit Waschnüssen und meinte, die seien noch besser als das Waschmittel. Ich könne ja ein Probesäckchen ausprobieren, da sei ja nicht viel Geld verloren. Sie benutze es schon seit längerem und käme mit einem Kilosack der Waschnüsse fast ein Jahr aus, und das mit einem 4-Personen-Haushalt. Sie sei super zufrieden, meinte sie mit einem freundlichen Lächeln. Ja, sie wolle etwas mehr für die Gesundheit ihrer Familie tun…
Das waren meine ersten Erfahrungen mit Öko-Waschmittel und Waschnüssen. Für diesen Tipp bin ich heute noch dankbar.
Solche Tipps habe ich auch schon im Bioladen erhalten. Überhaupt hat man dort immer mindestens ein Gespräch. Im Supermarkt hat man höchstens einen verbalen Schlagabtausch an der Kasse, wenn einem wieder einmal jemand in die Hacken gefahren ist.
Letzte Woche hatte ich wieder ein nettes kleines Gespräch im Bioladen. An der Kasse kurz bevor ich ging, schenkte mir der Mann eine wunderschöne Broschüre über Bilder die er gemalt hat und lud mich in sein Atelier ein. Zuhause angekommen, schaute ich mir die Bilder in Ruhe an und las die Texte. Einfach schön dachte ich und freute mich über das unverhoffte Geschenk.
Auch ich finde, dass die Menschen in den Bioläden freundlicher sind, als in normalen Geschäften. Vielleicht liegt es daran, dass viele gesundheitlich eingeschränkt sind und deshalb hilfsbereiter sind. Für Kranke ist eben nicht alles so selbstverständlich, sie leben oft intensiver und wissen einiges besser zu schätzen, als es oft bei Gesunden der Fall ist. Viele gesunde Menschen durchleben den Tag meist nur noch hektisch und sind meistens nur mit sich selbst beschäftigt.