Archiv der Kategorie ‘Duftstoffe‘

Reaktion auf Parfum auch ohne Riechen des Parfums möglich

Schutzanzug

Gegen Parfum reicht eine Aktivkohlemaske als Schutz nicht aus 

Parfums werden von den meisten Menschen mit Chemikalien-Sensitivität – MCS als häufigster Auslöser ihrer Reaktionen im Alltag angegeben. Parfums und Duftstoffe zu umgehen ist nahezu unmöglich und kann im schlimmsten Fall bedeuten, das sich eine hypersensibilisierte Person aus dem Sozial- und Berufsleben zurückziehen muss, denn einen 100%igen Schutz gibt es nicht dagegen, außer einem professionellen Schutzanzug.   

Es gibt mehr als nur Allergien

 Die schwedische Wissenschaftlerin Eva Millqvist untersuchte eine Gruppe von neun Patienten mit respiratorischen Symptomen nach unspezifischen, reizenden Stimuli, um vermutetes Asthma zu ermitteln. Ausgeschlossen von der Studie wurden Patienten mit IgE-vermittelter Allergie oder demonstrierbarer bronchialer Obstruktion. 

Placebokontrollierte Studie mit Parfum

Um ein Provokationsmodel zu finden und die Symptome der Patienten objektiv in einer kontrollierten Studie festzustellen, wurden Provokationen mit Parfum oder Placebo durchgeführt. Die gleichen Patienten durchliefen auch eine spezielle Provokation mit Parfum, mit und ohne Aktivkohlemaske, um festzustellen, ob das Atmen durch einen Filter mit Aktivkohle Symptome verhindern könne. Die Patienten atmeten im Verlauf der Provokationen durch den Mund, während sie eine Nasenklammer benutzten, um das Riechen von Parfum zu verhindern. Die schwedischen Wissenschaftler fanden heraus, dass die früheren Symptome der Patienten gegenüber Parfum bestätigt werden konnten. Das Atmen durch den Aktivkohlefilter hatte keinen schützenden Effekt gezeigt.  

Reaktion ohne Riechen möglich

Millqvist und Lowhagen schlossen aus ihrer schon vor zwölf Jahren durchgeführten Studie, dass Symptome, die eine Hyperreaktivität des Respirationstraktes und Asthma andeuten, durch Parfum, ohne das Vorhandensein von bronchialer Obstruktion, provoziert werden können. Weiterhin wurde in dieser Studie deutlich, dass dabei ein Aktivkohlefilter keinen vollständigen präventiven Nutzen bei Parfum hat. Die Symptome werden nicht über den Olfaktorius (Riechnerv) übertragen, weil die Patienten das Parfum nicht riechen konnten, können aber durch einen trigeminalen Reflex (Reflex eines Hirnnervs) über den Respirationstrakt oder über die Augen verursacht worden sein.  

Voller Schutz vor Chemikalien

Ein 100% Schutz vor bestimmten Chemikalien ist nur mit einer professionellen ABC-Schutzkleidung möglich, wie sie zum Beispiel von der Bundeswehr eingesetzt wird, doch damit wird sich kaum jemand im Alltag unter die Menschen wagen. Für Menschen mit Hypersensibilität auf Parfum und Duftstoffe bleibt somit nur die soziale Isolation.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur:

Millqvist Eva, Lowhagen O.; Asthma and Allergy Center, Sahlgrenska University Hospital, Göteborg, Schweden, Placebo-controlled challenges with perfume in patients with asthma-like symptoms, Allergy, Jun. 1996; 51(6):434-9

Studie beweist: Asthma durch Parfumwerbung in Zeitschriften ausgelöst

 sauerstoff-notwendig-4u.jpg 

Parfum? VORSICHT es könnte Ihnen den Atem rauben

In Hochglanzmagazinen für Frauen und Lifestyle finden sich häufig Parfumstreifen, die zum Kauf eines Parfums verführen sollen. Für Asthmatiker ist diese geringe Konzentration von Duftstoffen häufig bereits völlig ausreichend, um Beschwerden und einen Asthmaanfall auszulösen. Für Wissenschaftler der Louisiana State University war dies der Anlass, eine placebokontrollierte Studie durchzuführen, um den Beweis zu erbringen, dass tatsächliche eine derart geringe Konzentration von Parfum ausreicht. Der Beweis wurde erbracht und verdeutlicht, welche Hürden den Alltag eines Asthmatikers erschweren. 

Konsequentes Studiendesign

An der Studie der Wissenschaftler der Louisiana State University in New Orleans nahmen 29 Erwachsene mit Asthma und 13 Normalpersonen als Kontrollgruppe teil. Von allen Probanden wurde eine ausführliche Anamnese erstellt und eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Der Schweregrad des Asthmas wurde mittels validierter klinischer Kriterien ermittelt. Zusätzlich führten die Mediziner Hauttests (Pricktests) mit den allgemein gängigen Inhalationsallergenen durch, als auch mit dem Parfum, das man in der anschließenden Untersuchung verwendete.  

Provokationstests mit Parfum

Um objektiv beurteilen zu können, ob Personen mit Asthma auf Parfum reagieren, wurden insgesamt vier Provokationstests durchgeführt. Die Wissenschaftler nahmen hierzu Parfumstreifen, wie man sie in vielen Zeitungen vorfindet. Sie bestehen aus einem speziellen Papier, dass mit Parfum imprägniert ist. In den verdeckten Testverfahren wurden als Kontrolle 70%iger Isopropyl- Alkohol und normale Kochsalzlösung verwendet. Symptome und Beschwerden der Patienten wurden vor und nach den Provokationstests festgehalten. Begleitend wurden Lungenfunktionstests vor den Testungen und 10, 20 und 30 Minuten danach durchgeführt.  

Eindeutiges Studienergebnis: Parfum löst Asthma aus

Die Provokationstests mit Parfum erbrachten beim Verlaufsparameter FEV1 (Einsekundenkapazität) bei den Asthmatikern einen signifikanten Abfall im Vergleich zu den Kontrollpersonen. Bei der Placebotestung mit Kochsalzlösung hingegen zeigten die Asthmatiker keine FEV1 Reaktion. Der prozentuale FEV1 Abfall war nach der Provokationstestung bei schweren Asthmatikern signifikant größer als vergleichweise bei leichten Asthmatikern. Bei 20,7% der Asthmapatienten trat nach der Parfumtestung Keuchen und Brustenge auf. Asthmaanfälle durch die Provokation mit Parfum traten bei 36% der schweren Asthmatiker, bei 17% der mittelschwer betroffenen Asthmatiker und bei 8% der leicht betroffenen Asthmatiker auf. Als weiterer interessanter Aspekt wurde offenkundig, dass Patienten mit allergisch bedingtem Asthma einen weitaus größeren FEV1 Abfall nach der Parfumtestung hatten als Patienten mit nichtallergischem Asthma. Die Mediziner schlossen aus ihren Beobachtungen und Messungen, dass Parfumstreifen in Zeitschriften ausreichen, um eine Verstärkung von Symptomen und Atemwegsobstruktion bei Asthmatikern hervorzurufen. Schweres Asthma oder allergisch bedingtes Asthma stellten laut der Wissenschaftler ein erhöhtes Risiko dar, respiratorische Reaktionen durch Parfum zu erleiden.  

Parfums schließen Menschen aus der Gesellschaft aus

In Alltagssituationen trifft man nahezu überall auf parfümierte Mitmenschen oder auf parfümierte Räumlichkeiten. Selbst in Krankenhäusern oder Schulen befinden sich Duftvernebler in den Toiletten und neuerdings sogar in Patienten- bzw. in Klassenzimmern. Durch die Studie der Wissenschaftler aus New Orleans wird deutlicht, wie schwer und folgenreich es für Menschen, die unter Asthma oder Chemikalien-Sensitivität leiden, zwangsläufig sein muss, in unserer Gesellschaft zu existieren.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur: Kumar P, Caradonna-Graham VM, Gupta S, Cai X, Rao PN, Thompson J., Inhalation challenge effects of perfume scent strips in patients with Asthma, Department of Medicine, Louisiana State University Medical Center, New Orleans, USA, Ann Allergy Asthma Immunol. 1995 Nov;75(5):429-33.

Bayrisches Ministerium warnt vor Duftstoffen und gibt Tipps

duftstoffe-ii.jpg

Duftstoffe können die Gesundheit und die Umwelt ganz schön belasten

Duftstoffe sind trotz, aber nicht nur wegen ihres Geruchs zur Last geworden. Um über die Wirkungsweise von Duftstoffen und deren Gefahren aufzuklären, entwickelte das Bayrische Staatsministerium eigens eine kleine Broschüre über Duftstoffe, die aufklärt und mithelfen soll, Asthmatiker, Allergiker und Chemikaliensensible zu schützen. Dass Ministerium weißt darauf hin, dass bei einer Allergie auf Duftstoffe nur ein wirksamer Schutz bleibt: Vermeidung.

Duftstoffe belasten Gesundheit

Über 6000 unterschiedliche, größtenteils chemische Substanzen werden in der Duftstoffindustrie als so genannte „Riechstoffe“ verwendet. Sie belasten im erheblichen Maße die Umwelt und immer häufiger die Gesundheit vieler Menschen. Insbesondere durch die zunehmend in Mode gekommene „Raumluftaromatisierung“ werden Asthmatiker, Allergiker und Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) belastet und in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Für manchen, für dessen Gesundheit Duftstoffe zur Qual geworden sind, bleibt als Konsequenz nur noch Vermeidung, und das kann im schlimmsten Fall sogar den Arbeitsplatz und somit die Existenz kosten, denn es gibt kaum einen Bereich, der nicht „beduftet“ wäre oder an dem sich keine Menschen aufhalten, die Parfums, Aftershaves, Weichspüler, duftstoffhaltige Waschmittel, etc. verwenden.

Ministerium klärt auf

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nahm all diese Tatsachen zum Anlass und erstellte im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz eine kleine Broschüre zum Thema Duftstoffe:

Ist angenehmer Duft auch immer gesund? Riech-, Duft- und Aromastoffe

In für jeden verständlicher Form vermittelt das Ministerium in seiner Aufklärungsbroschüre, wo Duftstoffe anzutreffen sind, aus was sie bestehen, über welche Aufnahmewege sie aufgenommen werden, wie sie sich auswirken können und dass sie, wo immer es unnötig ist, zu vermeiden sind.

Ministerium empfiehlt lüften statt beduften

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit schließt seine Broschüre mit den nachfolgenden Empfehlungen für den Verbraucher:

  • Wenn es unangenehm riecht, überdecken Sie den Geruch nicht durch Versprühen von Duftstoffen.
  • Versuchen Sie die Geruchsquelle zu beseitigen!
  • Lüften ist allemal gesünder!
  • Verzichten Sie auf Duftstoffe in der Raumluft.
  • Denken Sie an empfindliche Personen.Helfen Sie Allergien vermeiden!
  • Bewahren Sie Duftöle immer außerhalb der Reichweite von Kindern auf.
  • Geben Sie Duftstoffe nur in die Raumluft, wenn alle Raumnutzer einverstanden sind.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008

Literatur:

Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Ist angenehmer Duft auch immer gesund? Riech-, Duft- und Aromastoffe, 19.9.2003

Minnesota schafft Gesetz für Verbot von Duftstoffen und Parfum an Schulen

capitol-ii.jpg

Parfums enthalten oft mehrere Hundert verschiedene chemische Einzelsubstanzen. Wie solche Gemische letztendlich auf den Menschen wirken, ist bis dato unbekannt. Man kennt nur die gefährliche Wirkung einzelner Inhaltsstoffe, die u.a. Allergien auslösend, krebserregend, erbgutverändernd und sensibilisierend sind, und die sich auch auf das Verhalten von Menschen auswirken. Der US Bundesstaat Minnesota will Schüler vor Auswirkungen von Parfums und Duftstoffen per Gesetz schützen.   

Umzingelt von Duftstoffe

Nicht nur Parfums sind ein Problem, auch viele Alltagsprodukte wie beispielsweise Reinigungsmittel sind fast ausnahmslos beduftet. Diese Putzmittel enthalten zusätzlich meist hochaktive, zum Teil toxische Substanzen, die eine Wirkung der Duftstoffchemikalien potenziert. In manchen Fällen wird heutzutage sogar schon Beduftung mittels Duftsäulen oder Duftzerstäubern in Schulen betrieben. Ganz abgesehen von bedufteten Filzschreibern, Radiergummis und allerlei anderem Schulbedarf, den Schüler in den Unterricht mitbringen.   

Geringe Dosis, gefährliche Wirkung

Bei manchen Menschen reicht eine geringe Konzentration solcher duftstoffhaltigen Produkte aus, um schwere Asthmaanfälle, Allergieschübe oder, bei chemikaliensensiblen Menschen, Reaktionen auszulösen. Die Reaktionen bei diesen chemikaliensensiblen Kindern können sich leicht bis total behindernd auswirken. Migräne mit Erbrechen, Schwindel, Augenbrennen, Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität, unvermittelte Aggressionsschübe, Krämpfe, Atembeschwerden, Übelkeit bis zu Bewusstlosigkeit werden u.a. als Reaktionen auf Duftstoffe berichtet. Bei einigen sehr schwer betroffenen Kindern kann der allgemein verbreitete Duftstoffwahn folglich soweit führen, dass sie keine öffentliche Schule mehr besuchen können.   

Duftstoffverbot mittels Gesetz

Um die Gesundheit aller Schüler und insbesondere von Kindern und Jugendlichen die bereits auf Duftstoffe reagieren zu schützen, wurde im US Bundesstaat Minnesota die GesetzesvorlageMinnesota HB 2148, entitled – Fragrance-Free Schools Pilot Projectzur Realisierung eines Pilotprojektes zum Verbot von Duftstoffen an Schulen beim Senat vorgelegt. Mittels des geplanten Gesetzes soll das Benutzen von Parfum und duftstoffhaltigen Cremes, die Verwendung von „Raumlufterfrischern“ und duftstoffhaltigen Reinigungsmitteln an öffentlichen Schulen verboten werden. Als Grund dafür wird angegeben, dass duftstoffhaltige Produkte Asthmaanfälle oder Chemikalien-Sensitivitätsreaktionen bei den Schülern und Studenten auslösen können. Im Rahmen des Pilotprojektes sollen Schüler und Eltern über die nachhaltigen Gefahren durch die Verwendung von Duftstoffen in Schulen aufgeklärt werden.    

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008   

Literatur:

Bill seeks to ban scents in schools, Minnesota HB 2148, entitled – Fragrance-Free Schools Pilot Project, introduced – 85th Legislative Session (2007-2008), Mar 15, 2007  

Dufte Schule

dufte-schule-ii.jpg

Anna steht heute im Mittelpunkt. Sie führt ihr neues Diddl Lipp Gloss Banane vor. Dann geht der Stift reihum. Annas Freundinnen dürfen ihn ausprobieren. Isabell will Anna nicht nachstehen. Sie packt ihr Prinzessin Lilifee Kinderparfüm aus und reicht es in die Runde. Das gefällt sogar dem Klassenkameraden Max. Er schnappt sich den Flakon und sprüht damit die kreischenden Jungs ein. Jetzt geht es in der 2b der Kästner Grundschule* über Tische und Bänke.

Am Schluss wirft Max Isabell den leeren Flakon zu. Isabell ist sauer. Aber Max weiß, wie er sie wieder beruhigen kann. Flugs holt er seine Diddl Duftkarten aus dem Ranzen und schenkt sie Isabell. Die anderen holen auch ihre Diddl Duftkarten und tauschen und rubbeln den Duft frei. Isabells Kummer ist schnell vergessen. Jana hat noch weitere Tauschobjekte im Ranzen. Sie bietet ihren Apfelduftradiergummi gegen fünf Diddl Duft Karten. Sven zieht gleich ein ganzes Paket Radiergummis aus der Hosentasche: Apfel, Orange, Erdbeere, Heidelbeere. Max schnappt sich auch Svens Schätze und wirft sie durch das Klassenzimmer. Dann klingelt es und Frau Maier* rauscht in die Klasse. Sie trägt heute ihr geliebtes Roma. * Namen verändert.


Ein ganz normaler Schultag an einer ganz normalen deutschen Grundschule beginnt. Der Raum ist geschwängert von einer Mischung aus Fruchtaromen, Duftstoffen aus Waschmitteln, Weichspülern, Shampoos, Haargels, Deos, Kinderparfums und einer Mintnote aus den Duftstoffen verwendeter Putzmittel.

„Welche Folgen Duftstoffe generell – und speziell im Gehirn – haben, ist noch weitgehend unbekannt“, schreibt das Umweltbundesamt.
Welche Folgen mag die Duftwolke im Schulraum der 2b haben?
„Die Wirkung von Substanzgemischen ist kaum untersucht und weitgehend unbekannt.“ (UBA)

Das Robert Koch Institut berichtete im letzten Jahr über den Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen:
„Bei ca. 22% der untersuchten Kinder und Jugendlichen liegen Hinweise auf eine psychische Auffälligkeit vor, wobei circa 10% aller Kinder und Jugendlichen als im engen Sinn psychisch auffällig beurteilt werden  Unter den spezifischen psychischen Auffälligkeiten treten Störungen des Sozialverhaltens (10%), Ängste (7,6%) und Depressionen (5,4%) am häufigsten auf. müssen.“
„Bei 40,8% zeigt die Blutuntersuchung eine Sensibilisierung gegen mindestens ein Allergen“

In Berlin weiß man wohl um die Gefahren der Duftwolken:
„Wer Düften anhaltend ausgesetzt ist, bei dem können sich – genauso wie bei Lärm – Stressreaktionen einstellen, die gesundheitliche Beschwerden zur Folge haben.

Duftstoffe können über die Atmung in den Organismus gelangen und sich über die Blutbahn im gesamten Körper verteilen. Bei bestimmten Duftstoffen ist – wegen ihrer chemischen Struktur – auch von einer Resorption über die Haut auszugehen. Werden Duftstoffe über die Riechsinneszellen resorbiert, so ist es wahrscheinlich, dass sie wegen der physiologischen Besonderheiten der Geruchsbahn (Reizweiterleitungssystem des Geruchsinns) über die Nervenfaserbündel direkt als Substanz in den Bulbus olfactorius (einen Teil des Gehirns) gelangen“ heißt es in einem Schreiben des UBA. Deshalb kann man auch in der Empfehlung des Umweltbundesamtes lesen:


„Aus Gründen der Vorsorge empfiehlt das UBA, Duftstoffe in öffentlichen Gebäuden  …nicht einzusetzen.“

Wer sorgt aber für Anna, Isabell, Max und ihre Klassenkameraden vor?
Niemand!!

Im Schulraum der 2b und in allen bundesdeutschen Schulräumen gilt: Rauchen verboten- Beduften erlaubt.
Diese Beduftungserlaubnis geht sogar mittlerweile schon soweit, dass Kinder und Jugendliche zwecks Verhaltensmodifikation mit Duftsäulen beduftet werden dürfen, wie man im Internet nachlesen kann.

Wie das Magazin Spiegel und die Süddeutsche Zeitung berichteten, lässt der Herr Professor Dr. Wabner mittlerweile in 30 Schulen ätherische Öle mit Duftsäulen verströmen, wie er selbst sagt, als Aromatherapie mit dem Ziel die „Kreativität der Schüler anzuregen und die Konzentrationsfähigkeit zu steigern“. „Aggressionen werden abgebaut“.

Prof . Dr. Wabner bietet seine Duftstoffe auch in der Apotheke an. Dort kann man das Set aus Duftöl und Duftstein unter dem Produktnamen „Dufte Schule“ erwerben. Zu therapeutischen Zwecken.

Herr Prof. Dr.Wabner beduftet die Schüler klassenweise. Für sich zieht er individuelle Lösungen vor:
SZ: „Bei welchem Duft können Sie selbst besonders gut arbeiten?“

Wabner: „Zitrone – die macht munter. Ich mag auch Neroli, aber davon werde ich zu schnell high.“

Prof. Wabner wird von Neroli high. Von was werden die Kinder in den Duftschwaden deutscher Klassenzimmer high? Von welchen Duftstoffen werden sei depressiv, aggressiv oder gar krank?

Jeder hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das steht in Artikel 2 unseres Grundgesetztes. Wer aber garantiert dieses Recht an Schulen?

Warum gibt es aus Berlin nur Worte und niemals Taten?

In Kanada und Nordamerika ist man da schon ein ganzes Stück weiter:

For example: antiduftstoffzeichen-iii.jpg

School – Community Relations  – Jefferson City Public Schools

Visitors to the Jefferson City Public Schools will often see signs regarding – Fragrance Free – Zones. We also make every attempt to remind patrons of the district about fragrance free through our news releases to the media.

Fragranced products can cause people with some chronic illnesses to suffer additional and extra symptoms and medical expenses. These include asthma, allergies, sinus problems, rhinitis and migraine headaches. Some authorities and victims also believe that neurological conditions such as ADHD, autism, and other behavioral and learning disorders are exacerbated by fragrances.  The Jefferson City School District has students, parents and staff with health conditions that are, at times, severely affected by fragrances. In an effort to help these people enjoy their experience with the Jefferson City Public School District, we respectfully request that all patrons that attend any JCPS event, be as fragrance free as possible by not wearing perfume, aftershave, scented lotions, fragranced hair products, and/or similar products.  If you have questions about Fragrance Free, please call us.

A Fragrance Free Campus – North Seattle Community College

has always strived to provide both the best curriculum for their students, as well as the best environment for higher learning. As part of the campus initiatives, the college adopted an important policy several years ago to help ensure everyone is comfortable on a variety of levels, including air quality.

Did you know the school advocates for a pollutant/fragrance free environment? That’s right, the school asks that all individuals be sensitive to air quality, which helps support a more healthful learning/teaching environment. This includes perfumes, fragrances and any other air pollutants which could cause people with allergies to be less comfortable.   So …were you made aware of this policy when you first arrived on campus? Did your instructor or other faculty make you aware of this when you were orientated to the college? And more importantly…do you do your part to help keep this clean air initiative in place?  Keeping the air clean at North Seattle Community College benefits everyone don’t you think?

SCENT FREE SCHOOL  –  Oliver School

Please remember Oliver School is a – Scent Free – School

This limitation includes the use of any product with a strong odor including all perfumes and scented preparations. Due to severe allergy concerns, we request the understanding and co-operation of all students and parents in our efforts to provide a safe and healthy environment for all students and staff members.

Meadowbrook Elementary School (a scent-free school)

Making a Difference Together

University of Windsor – Scent-free Guidelines

Please consider how fragrance use affects others who may be highly sensitive. The University Windsor’s – Scent-free Guidelines – may be viewed at

St. Peter’s Junior High – Weekly Newsletter

Allergies . There are some students with serious, life-threatening nut allergies in our building. Please ensure that your son or daughter does not bring any nuts or food containing nut product to school or on the bus. There are also staff members an d students who have scent allergies.  We ask that you help keep our school scent free by not wearing perfumes and colognes while in the building. Thank-you for your cooperation in this important matter.

November School Newsletter 2007-2008 – St. Augustine School

January 2008 St. Augustine School Important Safety Reminders:

This school is a nut free and scent free school at all times. Thank you for your help in ensuring that all children are safe at school. Thank you for your assistance.

SHERWOOD ELEMENTARY SCHOOL HANDBOOK  – 2007 – 2008

Food Allergy – Sherwood School & playground areas are totally „peanut/nut free“ Many students at our school are anaphylactic. Please be diligent and check labels. Please do not send any products that contain peanuts/nuts trace amounts of these products. We appreciate and thank you for your cooperation.

Anaphylactic/Life Threatening ConditionsAll students identified with life threatening allergies/conditions must have an emergency treatment plan in place. This plan is coordinated through Public Health and your family physician. MedicationIf a student requires medication to be administered at school a form must be completed by the family physician before this can occur.

Scent Free – Sherwood is designated as scent free. All staff, students and visitors are asked to refrain from wearing scented products

Herzlicher Dank für diesen Gastbeitrag geht an Juliane.

Mona, die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

 Es regnet und es ist neblig, klamm, kalt, kein Wetter, bei dem man gerne vor die Tür geht. Trotzdem den ganzen Tag draußen zu verbringen ist eine Herausforderung, die niemand freiwillig annimmt. Es gibt Menschen in unserer Gesellschaft, die keine andere Wahl haben. Nicht, weil sie draußen ihre Arbeit verrichten müssen oder sie kein Geld für vernünftigen Wohnraum hätten, nein, dass ist nicht das Problem. Die Rede ist von Menschen, die so schwer auf minimale Spuren von Alltagschemikalien reagieren, dass ihnen kein Aufenthalt in einem Haus oder auch nur in der Nähe von Ansiedlungen möglich ist. Das gibt es nicht? Doch, diese Menschen gibt es leider in unserem Land, und anderswo auch.

mona-ii.jpg 

 

Ein Traum im Sommer bei Sonnenschein, doch was wenn es regnet, wenn es kalt ist? Und wie fühlt sich die Einsamkeit auf Dauer an? 

 

Freiwillig gezwungen – einsames Leben im Wald
Meine erste Begegnung mit einem Menschen, der kein richtiges Zuhause mehr hat aufgrund seiner Chemikalien-Sensitivität, war eine brillante deutsche Wissenschaftlerin, die in den USA krank geworden war. Sie war einer der Überflieger an ihrer Uni gewesen und bekam dadurch ein Stipendium in Berkeley. Jeder, der sich etwas auskennt, weiß: Das will etwas heißen. Sie arbeitete dort in einem Forschungslabor umgeben von viel Phenol, Radioaktivität. Viele der damaligen Mitarbeiter dort sind längst verstorben, und das Labor ist schon lange geschlossen. Niemand will mehr daran erinnert werden, der Fall wurde totgeschwiegen. Die junge Frau wusste nicht, wie ihr geschah, es war nur offensichtlich, dass sie nirgendwo mehr auch nur für Minuten Ruhe finden konnte, ohne schwerste körperliche Beschwerden zu bekommen oder zu kollabieren. Es folgte ein Leben in einer alten Schutzhütte mitten in der Einsamkeit in den Wäldern von Kalifornien. Wie ihre Krankheit hieß, die dies gnadenlos von ihr abforderte, wurde ihr viel später gesagt. Heute lebt sie einsam fernab von anderen Menschen in Colorado, weil ihre Chemikalien-Sensitivität dies noch immer von ihr abfordert. 

Ein „Kaktushaus“ statt einer Villa
Eine weitere Begegnung, an die ich mich noch wie heute erinnere, hatte ich in Arizona. Es war ein junger intelligenter Mann, der durch Pestizide und Schimmelpilze extrem krank und hypersensibel geworden war. Er hatte eine Familie, die ihm jedes Haus gekauft hätte, ganz gleich zu welchem Preis. Der Reichtum der Familie nutzte nichts, denn in der Nähe von Häusern brach der junge Mann sofort zusammen, was von ihm ein einsames Leben in der kargen Wüste von Arizona forderte. Mit einem alten, längst ausgedünsteten Auto kam er alle paar Tage zu einem ebenfalls chemikaliensensiblen Freund und duschte dort unter größten Schmerzen. Wenn er abfuhr, winkte er zum Abschied und rief. „Bis bald Freunde, mein „Kaktushaus“ ruft.“ 

Tapferer Kampf gegen Schmerzen und die Einsamkeit
Es gibt sie auch in Deutschland, chemikaliensensible Menschen, die gerne wie jeder andere mit ihrer Familie leben würden und deren Krankheit dies nicht zulässt. Mona B., ihre Familie nennt sie „unsere Glasprinzessin“, ist gezwungen, bei Wind und Wetter draußen zu leben. Mona ist tapfer, kämpft für sich und andere, und trotzdem kommt es immer wieder knüppeldick. 

Nichts ist vergönnt
„Habe ich endlich einen Platz gefunden, an dem ich mich einigermaßen aufhalten kann, kommt irgendjemand, der mich vertreibt“, berichtet Mona. „Um all diese Restriktionen zu verkraften und zu ertragen, dass ich meine Enkel nicht einfach lieb drücken kann oder mit ihnen schöne Spiele spielen kann, ihnen etwas vorlesen, ihnen tolle Geschichten erzählen kann, die ich noch von meinem Beruf als Erzieherin im Kopf habe, schreibe ich Gedichte. Eines davon handelt vom Vertriebenwerden von einem Platz, an dem man atmen kann, an dem man keine Schmerzen hat. Ich widme es allen denen da draußen, deren Alltag es ist, und hoffe inständig, dass man aufhört, uns totzuschweigen, und dass wir endlich Hilfe bekommen.“ 

Mona B., Alter: 56 Jahre

MCS durch chronische Formaldehydexposition im Niedrigdosisbereich, Wildlederspray und Insektizide. Ferner als Kind schon hohe Belastung durch Wohnsituation bei der Daimler-Benz Lackiererei, etc. Später kamen Belastung durch Abgase und Harze aus Lacken noch hinzu.

Symptome
Schwere Reaktionen der Haut (Hautvergiftung), Herzrasen, Bluthochdruck, extreme Lichtempfindlichkeit, Elektrosensibilität, narkoseartige Zustände, ständig geschwollene Lymphknoten, Fibromyalgie durch Einlagerung der Stoffe in die Muskeln, Zittern, Schleimhautblutungen nach Duftstoffexposition, Drehschwindel, Leberschwellungen, Magen-Darm-Koliken. 

Es wurde eine „Hautvergiftung“ diagnostiziert, die durch Wildleder-Schuhsprays ganz am Anfang meiner MCS eintrat. Die Haut bekam damals Blasen von den Füßen bis unter die Brust, die dann unter starken Schmerzen aufgingen und aus denen Lymphflüssigkeit lief. Keiner wusste zu helfen, ich starb mehrfach fast durch den Flüssigkeitsverlust. Es dauerte Monate, bis die Haut dann abfiel und wurde von einer Heilpraktikerin dann nur noch mit Heilerde-Ganzkörper-Umschläge entgiftet. Seit dieser Vergiftung durch Wildlederspray leide ich unter Sensitivität auf viele Chemikalien und andere Stoffe. 

Einschränkungen
Seit 8 Jahren muss ich im Wald leben, bin sehr isoliert von sozialen Kontakten.
Meine Bezugspersonen sind mein Mann und eine Freundin mit Duftstoff-Allergie. Es sind keine Besuche bei Freunden möglich, kein Einkaufen, keine Stadt- oder Dorfbesuche. Ein „stabiler Zustand“ ist nur haltbar durch völliges Meiden von Abgasen und chemischen Stoffen in der Luft. 

Meine Kinder und Enkel kann ich nicht besuchen, und sie mich auch nicht in der Wohnung. Nur ganz selten im Sommer und draußen kann ich sie sehen, wenn keine Sonne scheint; mit gebührendem Abstand. Zwangsläufig erfolgte ein Zurückziehen der gesunden Freunde wegen meiner starken Reaktionen. Ich muss mich zurückhalten, darf mir nichts Unnötiges zumuten, damit mein Mann noch seiner Arbeit nachgehen kann und mich nicht noch mehr pflegen muss als schon jetzt. Manchmal habe ich Depressionen, weil Freunde und Kinder und Enkel mir nicht beistehen können, zum Teil aus Unverständnis und durch zu viele Duftstoffe. 

Veränderungen aufgrund von MCS
Ich muss eine Maske beim Autofahren tragen, doch auch damit ist eine Fahrt nur noch 30 Min. möglich, trotz Luftfilter. An Einkaufen ist auch mit Maske nicht zu denken. Sauerstoff für Notfälle, die häufig sind, habe ich im Auto immer dabei und auch zuhause. 

Es waren mehrere Umzüge bis 2000 nötig, bis ich dann hier in dem alten Lehm-Fachwerkhaus am Wald gelandet bin. Meine mir ans Herz gewachsene Arbeit als Erzieherin und als Tagesmutter musste ich 2001 aufgeben. Es gab keine Urlaube mehr seit 8 Jahren. Die starke Elektrosensibilität forderte eine Abschirmung von Zimmer meines Mannes wegen der Elektrogeräte. Radiohören kann ich nur kurz nur mit Batterie, am Laptop kann ich nur 10 Min. und nur mit Akku sein. 

Draußen am See
Seit 2007 lebe ich von März  bis Juni tagsüber bei einer Hütte am See wegen dem häufigen Spritzen der Felder hier auf der einen Seite des Waldes. Es gab viel Kampf um den Aufenthalt dort. Ich muss mich den größten Teil des Tages draußen aufhalten und habe jetzt, für die Zeit des Spritzens der Felder, ein halbes Jahr lang um eine Bretterbude an einem See in einem unbelastetem Gebiet gekämpft mit der Waldgesellschaft und dem Förster usw. Da ich dort nicht schlafen darf (deutsches Gesetz), muss ich dann jeden Tag mit einer Begleitperson dorthin fahren (ca.15 km). Dies wiederum ist eine enorme finanzielle Belastung. Aber immer noch besser als von April – Oktober das Haus überhaupt nicht mehr verlassen zu können und wieder diese schlimmen Reaktionen der Haut zu bekommen. 

Medizinische Behandlung
Kein Ernstnehmen der Ärzte, besonders Umweltambulanz in Giessen-Behandlung mit Atem-Sprays fehlgeschlagen – falsche Diagnosen von Internisten – nur Fibromyalgie diagnostiziert – aber keine Hilfe, außer Selbsthilfe.
Seit 2005 Behandlung durch Umweltarzt, Dr. Kuklinski, Rostock. Dadurch stabilere Lebenssituation und weniger lebensbedrohliche Anfälle. 

Wo ist ein Platz zum Wohnen?
Seit 3 Jahren bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Wohnprojekt mit anderen MCS Betroffenen, um von hier, von den mit Pestiziden gespritzten Feldern auf der anderen Seite des Waldes, wegzukommen.
Wohnraum ohne Belastung, vor allem ohne Strahlenbelastung, ist kaum zu finden. Entweder gibt es Abgase und Duftstoffe, auch in Dörfern, oder es hat Felder und gedüngte Wiesen in Waldgebieten. Wohin also? 

Wer immer Wohnraum kennt, sei es eine Höhle, ein Hüttchen, wo man auch schlafen darf während der Monate April-Juni und Sept.-Ende Okt., lasst es mich wissen.
 

Das nachfolgende Gedicht widme ich allen, die wegen Chemikalien- und/oder Elektro-Sensitivität ein Leben in Einsamkeit leben müssen: 

Auf der Flucht
              
Gerade eine Insel
gesichtet
eine Oase des Friedens
und schon
wirst du verjagt
hinweg gebeten
zum Verlassen aufgefordert.

 
Dann suchst du
eine neue Bleibe
mit vielen Bitten
und Hindernissen
und schon wieder
jagen dich
Gesetze davon.
 

Du bist unerwünscht
keiner will
dich haben
Du bist unerwünscht
keiner hält zu dir.
 

Du bist unerwünscht
weil du Dinge
nicht verträgst
weil du nicht bist
wie die Andern
so kannst du
weiter wandern
Du bist unerwünscht.    MB2008

 
 
Mona’s Leben mit MCS kann in ihrem Werk nachgelesen werden: Die Glasprinzessin- Leben mit MCS, 2003

WIDERLEGT – Die Lüge „Chemikalien-Sensitivität sei nicht anerkannt“ / Teil III

zerspringende-kette-ii.jpg

Eine Gesellschaft ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied

Chemikalien-Sensitivität stellt unbestritten eine Herausforderung für alle dar. In erster Linie natürlich für den Erkrankten, seine Familie, aber auch für sein Umfeld und nicht zuletzt für unsere Gesellschaft. Ein Leugnen kommt einer Selbstverleugnung gleich, denn wer bis jetzt noch nicht verstanden hat, dass ein Umdenken auf die leichtfertige Handhabung von Chemikalien stattfinden muss, hat seine Augen vor der Realität verschlossen.

Der Großteil der amerikanischen Gouverneure haben den Notstand die Bevölkerung über toxische Schädigungen und Chemikalien-Sensitivität zu informieren seit Jahren erkannt und rufen deshalb den Monat Mai seit zehn Jahren als Aufklärungsmonat aus.

Eine peinliche Lüge: „MCS ist nirgends anerkannt“

Sehr engagiert traten in den vergangenen Jahren amerikanische Behörden für die Erkrankten ein. Um Basis für Gesetzesgrundlagen und Änderungen im Sozialwesen zu schaffen, gab es u. a. einige staatlich finanzierte Kongresse und zahlreiche Studien, die zur Definition und weiteren Erforschung der Erkrankung dienten. Auch Wohnungsbauprojekte für Chemikaliensensible wurden staatlich unterstützt. Gesetze zum Schutz chemikaliensensibler Menschen und Regelungen zum Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen für Betroffene wurden verabschiedet.

Nachfolgend jeweils eine kleine Auswahl von Anerkennungen und Mitteilungen über Akzeptanz gegenüber Chemikalien-Sensitivität, um einen Eindruck zu verschaffen.

Behörden unterstützen Chemikaliensensible

Das US Access Board ist ein unanhängiger Bundesausschuss, der den Zutritt von Behinderten in staatliche Einrichtungen regelt. Die Hälfte der Mitglieder sind Repräsentanten von staatlichen Behörden.

Das US Access Board übernahm am 26. Juli 2000 folgende Richtlinie (1):

Bundesregister Nachrichten, die Sitzungen von Behörden bekannt geben, werden folgende Anweisung umfassen:

Personen, die an Behördensitzungen teilnehmen, werden für das Befinden anderer Teilnehmer gebeten, davon Abstand zu nehmen Parfüm, Cologne und andere Duftstoffe zu benutzen. Ein Schild wird außerhalb des Sitzungsraumes aufgestellt, dass Teilnehmer der Sitzung darauf hinweist, auf Duftstoffe zu verzichten.

Hotels und andere Einrichtungen, in denen Sitzungen abgehalten werden, werden gebeten, Duftstoff versprühende Apparate von den Sitzungsräumen und anschließenden Toiletten zu entfernen oder abzuschalten und jegliche Umbaumaßnahmen (Malerarbeiten, Anstriche, etc.) oder Teppichshampoonierungen und Pestizidausbringungen nicht vor den Sitzungen zu terminieren.

Senatsunterausschuss für die Rechte der Behinderten: Senator Milton Marks aus Kalifornien beschloss 1996 behindertengerechte Bedingungen für Menschen mit einer Multiplen Chemikalien-Sensitivität. (2)

MCS in Medizin und Forschung

Im Vergleich zum Schweregrad der Erkrankung und dass sie bis dato unheilbar ist, wird Forschung und Förderung von Projekten auf diesem Sektor zwar nur gering, aber dennoch unterstützt.

Fachkrankenhaus Nordfriesland: Seit 1992 werden in der Institutsambulanz und seit 10/1995 auch im stationären Bereich des Fachkrankenhauses Nordfriesland in Bredstedt Patienten mit MCS behandelt. Die Klinik wurde als Pilotprojekt finanziert. Von Anfang an wurde die Arbeit durch die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holsteins und das Institut für Toxikologie der Christian-Albrechts-Universität in Kiel dokumentiert. Von 1996 bis 1998 wurde eine prospektive Beobachtungsstudie zur Evaluation der Arbeit der Klinik durch das Institut für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Lübeck durchgeführt. (3)

Mit Hilfe des Bundesministeriums für Gesundheit konnte das Fachkrankenhaus Nordfriesland ein Patientenregister erstellen, um die einzelnen Bereiche der Therapie auf ihre Gewichtung im gesamttherapeutischen Ansatz zu überprüfen. (4)

Qualitätszirkel MCS: Der Qualitätszirkel MCS (Multiple Chemical Sensitivity-Syndrom) wurde 2001 von Ärzten und Betroffenen der Selbsthilfegruppe MCS in Hamburg gegründet. Der Qualitätszirkel trifft sich in regelmäßigen Abständen. Zum Qualitätszirkel werden Referenten eingeladen, die zu unterschiedlichen Themen vortragen. Hierbei geht es um die Ätiologie, die Diagnostik und auch die Therapie des MCS. Der Qualitätszirkel MCS ist zudem bei der Hamburger Ärztekammer als zertifizierte Fortbildung anerkannt und wird je Sitzung mit 1 Fortbildungspunkt versehen. (5)

Fachgespräch MCS im Jahr 2003 im Umweltbundesamt

Stellungnahme Prof. Dr. med. Thomas Eikmann, Dr. med. Doris Stinner, Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Justus-Liebig-Universität Giessen. „Was hat das abgeschlossene MCS-Vorhaben gebracht? Aus der Sicht der beteiligten Ambulanzen“ (6):

„…Die Anzahl nationaler und internationaler Patienten mit selbst berichteter Multipler Chemikalien Sensibilität (MCS) ist insbesondere auf der Basis US-amerikanischer Studien als bedenklich hoch einzustufen.

…Dies führt zu meiner Empfehlung, für diese Patienten im allgemeinmedizinischen und umweltmedizinischen Versorgungsbereich angemessene Therapiemöglichkeiten und Kapazitäten zu schaffen, die innerhalb der vorhandenen Sozialversicherungssysteme liegen.

…Obwohl die gesetzlichen Voraussetzungen zur unfallversicherungsrechtlichen Anerkennung von MCS als Berufskrankheit derzeit nicht gegeben sind, sollte das Vorliegen einer MCS- Symptomatik zumindest in den übrigen Sozialversicherungsbereichen durch eine angemessene Einschätzung des Schweregrades berücksichtigt werden.

…Weiterhin sollte die Entwicklung spezifischer Betreuungsmodelle, z.B. in Form spezieller Zentren, unter Einbeziehung der MCS- Patienten bzw. Patientenverbände entwickelt werden. Um den betroffenen Patienten in ausreichendem Maße gerecht zu werden, sind finanzielle Mittel für die Versorgung umweltkranker Patienten bereit zu stellen.“

Die erste staatliche Umweltklinik entstand in Nova Scotia in Kanada. (7)

Das Jewish Hospital (Jüdisches Hospital) in Louisville, KY, verfügt über eine Abteilung, die speziell für Chemikaliensensible eingerichtet ist und unterzieht das Personal ständigen Schulungen bezüglich der speziellen Erfordernisse Chemikaliensensibler.

US Department of Defense: Senator Tom Harkin legt fest, dass 3 Millionen Dollar des DOD’s Etat für die Erforschung der Golfkriegskrankheit in multidisziplinäre Studien über CFS; FM und MCS fließen, 1999. (8)

New Jersey Department of Health (Gesundheitsministerium von New Jersey): Gab eine umfangreiche Bewertung über MCS mit Empfehlungen für staatliche Maßnahmen in Auftrag. „Chemical Sensitivities: A Report to the New Jersey Department of Health“. Der auch in Deutschland in Buchform erschiene Bericht wurde 1989 von Dr. Nicholas Ashford und Dr. Claudia Miller erstellt. (9)

MCS in Politik, Regierung und Ländern

Es wurde über Jahre viel Akzeptanz von Seiten der deutschen Politik und Regierung ausgesprochen.

Die Bundesregierung erklärte 1996 gegenüber dem Deutschen Bundestag, dass sie keinerlei Bedenken gegen die Anerkennung des MCS Syndroms als Schwerbehinderung nach dem geltenden Schwerbehindertenrecht hat. (10)

MCS Patienten wird in einer gemeinsamen Presseerklärung des BGVV und Umweltbundesamtes angeraten, bezüglich symptomauslösender Chemikalien Vermeidungsstrategien zu entwickeln, diese dürfen jedoch nicht zu einer sozialen Isolation führen. (11)

Die Bundesregierung erklärte gegenüber dem Deutschen Bundestag, dass sie keinerlei Bedenken gegen die Anerkennung des MCS Syndroms als Schwerbehinderung nach dem geltenden Schwerbehindertenrecht hat. (12)

Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage vom April 1997:

„.. Wenngleich es hinsichtlich derartiger umweltassoziierter Krankheitsbilder noch eine Vielzahl ungeklärter Fragen im Hinblick auf Krankheitsursachen und Entwicklung, Diagnostik und Therapie gibt, ist die Bundesregierung der Auffassung, dass es gegenwärtig darauf ankommt, die Patienten ernst zu nehmen und angemessen zu betreuen, Krankheiten mit definierten Ursachen auszuschließen (Differentialdiagnose), geeignete Forschungsstrategien hinsichtlich Ursachen, Entstehungsmechanismen, Krankheitsspezifität, Betreuung und Behandlung zu entwickeln.

…Die Bundesregierung hat inzwischen internationale und nationale Fachtagungen zur MCS- Problematik gefördert und Forschungsmittel für geeignete Projekte im Rahmen des Umweltforschungsplanes zur Verfügung gestellt.

…Es ist auch nicht in ihrem Sinne, wenn Patienten, die ihre Beschwerden auf chemikalienbedingte Einflüsse zurückführen, von vorneherein pauschal als psychisch krank bezeichnet werden.“ (13)

Diese Antwort der Bundesregierung aus dem Jahr 1998 wurde mit Schreiben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit namens der Bundesregierung übermittelt:

Antworten auf kleine Anfrage: Hilfe für Menschen mit MCS- Syndrom

„…Die Symptome von MCS-Patienten sind individuell stark unterschiedlich und treten typischerweise in mehr als einem Organsystem auf. Es handelt sich um schwere chemische Verletzungen, und es ist unbestritten, dass den Betroffnen alle nur mögliche Hilfe zuteil werden muss.

…es ist unbestritten, dass weltweit Patienten unter einer Vielzahl von – durch Chemikalien im Niedrigdosisbereich ausgelösten – Symptomen leiden und dass sie professioneller Hilfe bedürfen.

…Es ist wichtig, dass in Deutschland MCS- Patienten angemessene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Ebenso wichtig ist es, dass sich der Gesetzgeber bemüht, Menschen mit Multiple Chemikalienempfindlichkeit zu ermöglichen, am öffentlichen Leben teilzunehmen.“ (14)

Ärztlicher Sachverständigen Rat, Sektion Versorgungsmedizin, Bundesministerium für Arbeit im November 1998:

„Gemäß Beschluss sind so genannte Umweltkrankheiten, wie das „MCS- Syndrom“, die mit vegetativen Symptomen, gestörter Schmerzverarbeitung, Leistungseinbussen und Körperfunktionsstörungen, etc. einhergehen, grundsätzlich als Behinderung nach dem Schwerbehindertenrecht SGB IX anerkannt. Es wird darauf hingewiesen, dass psychische oder psychiatrische Krankheiten nicht mit dieser Einstufung verbunden sind.“ (15)

Bayerisches Landesamt für Umweltschutz im November 2001:

„Umweltsyndrome“ Ein zunehmender Anteil von Menschen in Industrienationen leidet unter ihnen – in Deutschland vorsichtigen Schätzungen zufolge etwa zwei bis zehn Prozent der Bevölkerung allein an MCS.

„Außer Frage steht, dass die Patienten ihre Beschwerden tatsächlich erleben und einer gezielten Diagnose und umfassender Beratung bedürfen.“ (16)

Arbeiten trotz Chemikalien-Sensitivität

In Deutschland verwiesen Politiker 1998 darauf, dass Chemikalien-Sensitivität für die Betroffenen katastrophale persönliche, finanzielle und soziale Folgen hat. Insbesondere der Wirtschaft und in der Industrie entstünden jährlich Kosten in Milliardenhöhe aufgrund der nachlassenden Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz.

Damit Chemikaliensensiblen geholfen wird, sie u. U. weiter arbeiten oder eine neue Beschäftigung finden können, versuchen Rehabilitationsexperten Barrieren zu reduzieren oder zu beseitigen. Es gibt dazu in den USA und Kanada seit vielen Jahren von staatlichen Behörden und Gewerkschaften geführte Programme, die für eine effektive Integration von Chemikaliensensiblen sorgen, statt sie völlig aus der Gesellschaft auszustoßen. Das erste groß angelegte Programm startete 1993. Es gab dazu sogar Arbeitsbücher und ein Video für Mitarbeiter und Vorgesetzte zur besseren Veranschaulichung. (17,18,19)

Das amerikanische Job Accommodation Network gab im Jahr 2006 einen ausführlichen Bericht heraus, der darstellt, was Chemikalien-Sensitivität ist, welche Limits daraus entstehen können, wie man Mitarbeitern helfen kann, wie ein MCS Arbeitsplatz aussehen sollte, etc. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, diese behinderten Menschen im Arbeitsleben zu integrieren und Schaden von ihnen abzuwenden. (20)

Gleichstellung Behinderter am Arbeitsplatz in Bezug auf Chemikalien-Sensitivität wurde 1996 in einem Brief der US. Equal Employment Opportunity Commission dargelegt. (21)

CAW, eine kanadische Gewerkschaft, hat eigens einen Leitfaden herausgegeben, in dem Chemikalien-Sensitivität beschrieben wird und erläutert wird, wie man Erkrankten das Arbeitsleben erleichtert, bzw. ermöglichen kann. (22)

Pestizide besonders gefährlich für Chemikaliensensible

Pestizide gehören zu den folgenreichsten Auslösern von Reaktionen bei Chemikaliensensiblen. Die Florida State Legislatur (Gesetzgeber Floridas) schuf ein freiwilliges Pestizid Benachrichtigungsregister für Personen mit Pestizidsensibilität oder MCS, voraussetzend, dass deren Gesundheitszustand von einem Mediziner der Fachrichtung Arbeitsmedizin, Allergologie / Immunologie oder Toxikologie bestätigt ist. Diese Gesetzgebung verlangt von Straßenpflegefirmen, registrierte Personen über Chemikalienausbringung bis eine halbe Meile vor deren Haus, zu benachrichtigen. Colorado, Connecticut, Louisiana, Maryland, Michigan, New Jersey, Pennsylvania, West Virginia und weitere US Bundesstaaten haben ähnliche Register übernommen. (23,24) In Washington State existiert ein solches Register beispielsweise seit 1992. (24)

Durch MCS obdachlos

Manche der hypersensiblen Menschen finden seit Jahren keine Unterkunft. Sie schlafen in der Natur, in einem Aluwohnwagen oder in einem Auto. Es wird immer wieder über traurige Fälle berichtet, bei denen Chemikaliensensible letztendlich keinen anderen Ausweg sahen, als Suizid zu begehen.

Minneapolis Public Housing Authority (Behörde für öffentlichen Wohnungsbau in Minneapolis): Brachte in einem Brief 1994 an die Twin Cities Human Ecology Action League (HEAL) und an das US Department of Urban Development (US Ministerium für Städtebau) ihr Interesse zusammen mit HEAL Häuser für Menschen mit MCS zu entwickeln zum Ausdruck.

Pennsylvania Human Rights Commission (Kommission für Menschenrechte in Pennsylvania): Hielt einen Widerspruch gegenüber dem Gericht für Gemeinwesen aufrecht, dass ein Vermieter angemessenes Entgegenkommen gegenüber einem Hausbewohner mit MCS zeigen muss, einschließlich einer Benachrichtigung im Vorfeld über Malerarbeiten und Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen.

Die Stadt Zürich beschloss im Februar 2008 den Bau eines Apartmenthauses für Chemikaliensensible. (25)

Duftstoffe die größte unsichtbare MCS Barriere

Als Konsens zur multizentrischen MCS Studie wurde 2003 bei einem Fachgespräch zu MCS im Umweltbundesamt festgestellt, dass Patienten, die unter MCS leiden, schwer krank sind und Hilfe benötigen. Es sei derzeit nur eine symptomatische Therapie möglich. Duftstoffe spielen beim MCS Krankheitsgeschehen eine wichtige Rolle, der unnötige Einsatz von Duftstoffen sollte möglichst unterbleiben. (26)

Das Bayrisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, gab 2003 eine Fachinformation heraus: Ist angenehmer Duft auch immer gesund? (27) Riech-, Duft- und Aromastoffe

Bei besonders empfindlichen Personengruppen wie Asthmatikern, bei Patienten mit Heuschnupfen und Patienten mit einer Multiplen Chemikalien- Überempfindlichkeit wird über Unverträglichkeiten gegen Parfüm berichtet.

Empfehlung für den Verbraucher:

  • Verzichten Sie auf Duftstoffe in der Raumluft. Denken Sie an empfindliche Personen. Helfen Sie Allergien zu vermeiden!
  • Bewahren Sie Duftöle außerhalb der Reichweite von Kindern auf.
  • Geben Sie Duftstoffe nur in die Raumluft, wenn alle Raumbenutzer einverstanden sind.

San Francisco Department of Public Health, HIV Health Services Planning Council

Ministerium für Öffentliche Gesundheit in San Franzisko, HIV Gesundheitsservice Planungsrat): Seit Jahren und auch 2008 weist man darauf hin, dass in Anbetracht von teilnehmenden Personen mit schweren Allergien, Umweltkrankheiten, Multipler Chemikaliensensibilität und ähnlichen Behinderungen, Besucher bei öffentlichen Sitzungen daran erinnert werden, dass andere Teilnehmer auf verschiedene chemische Produkte sensibel reagieren und man auf Duftstoffe und Chemikalien verzichten soll. (28)

Contra Costal Medical Advisory Planning Commission (Kommission für Einsparungen im Medizinsektor): Mitteilung bei Ankündigungen öffentlicher Sitzungen: „Bitte helfen Sie uns, Personen mit EI/MCS entgegenzukommen und verzichten Sie darauf, Duftstoffe bei dieser Anhörung zu tragen.“ 1994.

San Francisco Board of Supervisors (Aufsichtsrat von San Franzisko): Fordert von Bürgern die an öffentlichen Sitzungen teilnehmen „das Benutzen von Parfüm und anderen Duftstoffen zu unterlassen, um Personen mit MCS eine Möglichkeit zu geben, teilzunehmen“,1993.

Immer mehr Schulen und Universitäten duftstoff- und chemiefrei

Bei einer spontanen CSN Recherche wurden mit minimalem Zeitaufwand über 30 Schulen und Universitäten in USA und Kanada gefunden, die weitgehend auf Verwendung von Chemikalien verzichten und über ein Duftstoffverbot verfügen. Nachfolgend ein Beispiel zur Verdeutlichung:

Die kanadische Mennonite Universität, eine christliche Universität in Winnipeg, ist duftfrei. Die Regelung wurde getroffen, um Studenten die unter MCS oder Asthma leiden, die Möglichkeit zu geben, studieren zu können.

Die Resonanz der Studenten war sehr positiv, sagte Peters Kliewer, der Leiter der Universität. Die Universität hat alle möglichen Produkte in duftfreie oder Produkte mit geringem Geruch umgestellt. Dies betrifft beispielsweise Reinigungsmittel für die Böden oder Seife für die Spender auf den Toiletten. Die Abteilung für Instandhaltung kauft ebenfalls nur Farben und Baumaterialien mit geringem Geruch. Randy Neufeld, der Leiter der Einrichtung sagte:

„Es kostet zwar ein wenig mehr, aber das ist es wert, für das Wohlbefinden und die Sicherheit der Studenten.“

Wenn mit Produkten gereinigt werden muss, die stärker riechen, werden die Studenten, die Probleme damit haben rechtzeitig benachrichtigt, damit sie das Areal meiden können oder für ein paar Stunden fernbleiben.

Um Besucher über die duftfreie Regelung zu informieren, hat jede Tür, die in die Universität führt, ein Schild mit der Aufschrift: „In Anbetracht der Rücksicht auf Personen, die unter Asthma, Allergien und Umwelt-, Chemikaliensensibilitäten leiden, werden Sie gebeten, es zu unterlassen Duftstoffe, oder duftende Produkte auf dem Campus zu tragen. CMU bemüht, sich eine duftfreie Umgebung zu sein.“

Anerkennung auf dem „kleinen Dienstweg“

Vor einiger Zeit bekam CSN eine Mail von einer amerikanischen Mutter, deren schulpflichtige Tochter chemikaliensensibel ist. Molly stand kurz davor, die Schule verlassen zu müssen, weil es ihr täglich schlechter ging. Der Schulleiter, die Lehrer, Eltern und Mitschüler hatten Verständnis, und Molly bekam Unterstützung. Sogar der Jahresabschlussball war duftfrei, und sie konnte teilnehmen.

Die Mutter von Molly berichtete, dass sie zu 95% klarkommt und, im Gegensatz zu vorher, ihre Noten hervorragend seinen. Molly ist unter Gleichaltrigen, kommt jetzt gesundheitlich gut klar, und die anderen Mitschüler sind stolz auf sie, genau wie ihre Mutter. Nur deren Mut, mit dem Leiter der Schule zu sprechen, und dessen Offenheit und Menschlichkeit ist es zu verdanken, dass ein junger Mensch trotz Handicap seinen Weg macht.

Akzeptanz von chemikaliensensiblen Mitmenschen sollte viel öfter auf dem „kleinen Dienstweg“ erfolgen, anstatt schwer kranke Menschen fortwährend zermürbenden, Kräfte raubenden Dialogen zu unterziehen, sie sogar zu diskriminieren oder ihnen selbst minimalstes menschliches Entgegenkommen zu verwehren.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2008

Literatur:

  1. US Access Board, Board Policy to Promote Fragrance-Free Environments, 26.07. 2000
  2. C A L I F O R N I A L E G I S L A T U R E, SENATE SUBCOMMITTEE ON THE RIGHTS OF THE DISABLED SENATOR MILTON MARKS CHAIRMAN, FINAL REPORT, ACCESS FOR PEOPLE WITH ENVIRONMENTAL ILLNESS/ MULTIPLE CHEMICAL SENSITIVITY AND OTHER RELATED CONDITIONS, SEPTEMBER 30, 1996
  3. Fachkrankenhaus Nordfriesland – KV Schleswig-Holstein, Uni Kiel, 1992
  4. Fachkrankenhaus Nordfriesland – Bundesministerium für Gesundheit, 2001
  5. Qualitätszirkel MCS Hamburg, 2001
  6. Fachgespräch MCS im Umweltbundesamt, 04.09.2003
  7. Gerald H. Ross, Services Provided at the Nova Scotia Environmental Medicine Clinic, Herbst 1994
  8. MCS Definition, Multiple Chemical Sensitivity: A 1999 Consensus, Archives of Environmental Health v.54, n.3 May/Jun99
  9. Nicholas A. Ashford, Low-level chemical sensitivity: implications for research and social policy, Ashford Toxicol Ind Health.1999; 15: 421-427
  10. Bundesregierung Bundestagsdrucksache 13/6324 Ziffer 15, 1996
  11. Presserklärung BGVV, Umweltbundesamt, Feb. 1996
  12. Bundesregierung Bundestagsdrucksache 13/6324 Ziffer 15, 1996
  13. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage mit BT- Drs. 13/7463, Ziff. 3, April 1997
  14. Deutscher Bundestag, Antwort der Bundesregierung, 13. Wahlperiode, Drucksache 13/11125 vom 17.06.1998
  15. Ärztlicher Sachverständigen Rat, Sektion Versorgungsmedizin, Bundesministerium für Arbeit, TOP 1.9, Nov. 1998.
  16. Bayerisches Landesamt für Umweltschutz , Fachinformation „Umwelt und Gesundheit“ Umweltsyndrome, November 2001
  17. Multiple Chemical Sensitivities at Work: A Training Workbook for Working People, New York: The Labor Institute, 1993
  18. Videotape „MCS: An Emerging Occupational Hazard.“ New York: The Labor Institute, 1993
  19. Job Accommodation Network, Tracie DeFreitas Saab, Accommodation and Compliance Series: Employees with Multiple Chemical Sensitivity and Environmental Illness, 01/02/06.
  20. Job Accommodation Network, Accommodation and Compliance Series: Employees with Multiple Chemical Sensitivity and Environmental Illness, 01.02.2006
  21. EEOC GUIDANCE LETTER, US. EQUAL EMPLOYMENT OPPORTUNITY COMMISSION, Washington, DC 20507, JULY 24 1996
  22. CAW, Multiple Chemical Sensitivity Syndrome, 2006
  23. Pesticide Registration Registries: Descriptive Summary of a Survey of State Pesticide Sensitivity Registries and Evaluation of Louisiana’s Registry for Pesticide sensitive Individuals, Louisiana Department of Health and Hospitals, Dezember 2003.
  24. Washington State, Pesticide Sensitivity Registry, 16.07.2007
  25. Silvia K. Müller, Anerkennung von MCS durch Stadt Zürich, CSN Blog, 18.Feb. 2008
  26. Umweltbundesamt, Fachgespräch zum MCS Syndrom, Sept. 2003
  27. Bayrisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, 17.09. 2003
  28. San Francisco Department of Public Health, Mitchell H. Katz, M.D., Director of Health, February 6, 2008

WIDERGELGT: Die Lüge, Chemikalien-Sensitivität (MCS) sei nicht anerkannt/Teil II

justitia-ii.jpg

Chemikalien-Sensitivität durch Justitia persönlich anerkannt

Es gibt sie, die Anerkennungen bei Gericht. In den USA, Schweden und auch in Deutschland. Womit auch die Lüge „Chemikalien-Sensitivität ist nicht anerkannt“ durch Justitia persönlich widerlegt wurde.

Der lange Weg zum Recht

Zwischen Recht haben und Recht erhalten kann ein langer, zermürbender Weg liegen. Ein guter Anwalt alleine ist noch lange nicht die „halbe Miete“, wenn es zu Prozessen kommt, bei denen Menschen klagen, die durch Chemikalien krank wurden.

Was dazu gehört, um Recht zu erhalten:

  1. Aufrichtige Richter, die sich in die Materie einarbeiten

  2. Mutige Ärzte, die Untersuchungen veranlassen und belegte Schädigungen durch Chemikalien und deren Auswirkungen auf Gesundheit und Alltag attestieren

  3. Eiserne, unerschütterliche Anwälte mit medizinischen und toxikologischen Kenntnissen, die sich nicht ins Bockshorn jagen lassen

  4. Ehrliche Gutachter, die Willens sind, das Vorhandene korrekt zu dokumentieren, zu interpretieren und Falschgutachten zu widerlegen

  5. Sachverständige, die Berge von Material sichten, Ordnung darin schaffen und für Anwalt und Gericht verständlich aufbereiten

  6. Der Erkrankte selbst, der immer wieder ärztlich dokumentieren lässt, mit Akribie und Fleiß Beweise sammelt, seine Akten auf Vordermann hält und nie seinen Mut und Kampfgeist aufgibt

  7. Etwas Glück und ein gewisses finanzielles Potential

  8. Schlussendlich Durchhaltekraft für alle Beteiligten

Durchhaltekraft und ein Packen handfester Beweise

Doch auch dann, wenn alle an einem Strang ziehen, ist der Sieg vor Gericht noch nicht 100% in der Tasche, denn neben einigen notorisch „nicht verstehen wollenden“ Richtern stehen meist mächtige Interessen auf der Gegenseite. Diese Gegenseite versucht grundsätzlich alles nur Erdenkliche, um einen Sieg zugunsten des Geschädigten zu verhindern. Bekannte Falschgutachter werden auf den Plan gerufen, unwahre Behauptungen aufgestellt, gefälschte Studien angeführt, etc.

Wer jedoch gleich den Kopf in den Sand steckt, hat auch schon gleich verloren.Die nachfolgenden gerichtlichen Erfolge sollen Mut und Kampfgeist vermitteln.

Vollrente durch Landessozialgericht bestätigt

Prozesse bei Gericht können dauern. Im Jahr 2006, fünf Jahre nach einem obsiegenden Urteil am Sozialgericht Düsseldorf, bestätigte das Landessozialgericht das obsiegende erstinstanzliche Urteil eines chemikaliensensiblen Mannes. Die Rentenversicherung NRW war gegen das Urteil mit Berufung vorgegangen. Der anerkannt durch Pestizide berufskranke Kläger (TE II b; PNP; MCS) erhielt die erstinstanzlich zugesprochene Vollrente nachbezahlt, und sie wurde ihm auch für künftig zugestanden. Das Gericht hatte der beklagten Landesversicherungsanstalt in der mündlichen Verhandlung nahe gelegt, die Berufung zurückzunehmen. Die Beklagte tat dies ohne weiteren Kommentar. Das zuvor gefällte Urteil des Sozialgerichts Düsseldorf aus dem Jahr 2000 wurde damit im Januar 2006 rechtskräftig. 

Im Gerichtsprotokoll stand zu lesen:

„Dabei ist ferner zu berücksichtigen, dass ausweislich der ärztlichen Bescheinigung von Dr. M. beim Kläger mit einer erheblichen Symptomatik (Missempfindungen, Kopfschmerzen, Palpationen der Augenlider und verschiedener Muskelgruppen sowie Herzrhythmusstörungen) zu rechnen ist, wenn er Chemikalien ausgesetzt ist, die in ihrer Höhe von der Durchschnittsbevölkerung gut toleriert würden.“

„Auch diese Bescheinigung im Zusammenhang mit den medizinischen Unterlagen der Berufsgenossenschaft machen deutlich, dass die Verwendungsmöglichkeiten des Klägers auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt auch im Hinblick auf die mögliche Exposition von Chemikalien drastisch eingeschränkt ist. Die Beklagte hat keine Tätigkeiten des allgemeinen Arbeitsmarktes, auf die der Kläger noch zumutbar verweisbar wäre, benannt oder benennen können. Dies wäre aber im Hinblick auf die schwere gesundheitliche Beeinträchtigung des Klägers und daraus resultierende weitreichende Leistungseinschränkung erforderlich gewesen.“ (1)

Rente durch Gericht zuerkannt

Ein Angestellter war auf seinem Arbeitsplatz in der Süßwarenindustrie durchschnittlich sechs Mal im Jahr Chlorpyrifos, einem in den USA seit Jahren verbotenen Insektizid der Organophosphatklasse, ausgesetzt gewesen. Als Folge litt er auch unter Chemikalien-Sensitivität. Im Jahr 2000 erhielt der Mann richterlich 35 % berufsbedingte MdE/Rente zugestanden. Zu den gerichtlich anerkannten Folgen zählte u.a.: „Sensibilisierung gegenüber Gerüchen und Schadstoffen, insbesondere Pestiziden“. (2)

Bundesgerichtshof erkennt MCS an

Bereits vor fast 11 Jahren wurde in Deutschland ein Urteil zugunsten einer chemikaliengeschädigten Frau, die an MCS erkrankt war, gefällt. Der Bundesgerichtshof hob damit die ablehnende Entscheidung der Vorinstanzen „in Bausch und Bogen“ auf, wie RA Krahn-Zembol 2001 es in der Fachzeitung UMG beschrieb. (3)

„Die Klägerin hatte zivilrechtliche Schadensersatz – und Ausgleichsansprüche gegenüber einer 3 km entfernten Lackieranlage, von der erhebliche Geruchsemissionen ausgegangen waren, geltend gemacht. Die Klägerin hatte vorgetragen, dass insbesondere der Geruch von Lösungsmitteln und anderen toxischen Substanzen bei ihr erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Übelkeit, Ödembildung, Sehstörungen, Haarausfall, Schwächung des Immunsystems etc. verursacht und ihre Schulunfähigkeit herbeigeführt habe“. (3)

Richter sagt: „Nein“ zum Versprühen von Duftstoffen

Duftstoffe verursachen bei Chemikaliensensiblen schwere Reaktionen und gehören zu den Chemikalien, die am häufigsten als Auslöser beklagt werden. Das Oberlandesgericht Düsseldorf erkannte die Problematik und sprach sich gegen das Versprühen von Duftstoffen aus:

„Der Wohnungseigentümer einer Wohnanlage darf im Treppenhaus nicht eigenmächtig Duftstoffe versprühen und damit bestimmen, dass diese von allen benutze Räumlichkeit in ganz bestimmter, von ihm als angenehm, von anderen Eigentümern als störend empfundener Weise zu riechen habe“. Der Wohnungseigentümer habe nicht das Recht, „gewissermaßen die Atmosphäre vorzuschreiben, die die übrigen Eigentümer im Hausflur zu riechen haben„. (4)

Offizielle Anerkennung von MCS

In einem Schreiben der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) wurde MCS als „Somatisierungsstörung auf dem Boden eine prädisponierenden Persönlichkeitsorganisation“ bezeichnet. Als Reaktion darauf startete die Redaktion der umweltmedizinischen Zeitung „Umwelt-Medizin-Gesellschaft“ (UMG) eine Umfrage bei MCS Kranken und fragte nach amtlichen Anerkennungen von MCS als Behinderung, in denen anders verfahren worden war. (5) Der UMG wurden damals fünf Bescheide aus dem norddeutschen Raum zugestellt. Gemäß den amtlichen Dokumenten wurden Chemikaliensensiblen seit 1990 durch Versorgungsämter in verschiedenen Bundesländern eine Anerkennung des Schwerbehindertenstatus zuerkannt, auch mit ausdrücklicher Anerkennung von MCS. Die der UMG zugesandten Anerkennungen lagen bei GdB 30 bis GdB 80. (6) CSN liegen Bescheide mit ausdrücklicher Anerkennung von MCS mit GdB 30 bis GdB 100 aus verschiedenen Teilen Deutschlands vor.

Schwedisches Gericht schützt Chemikaliensensible

Eine Schwedin, die in Växjö auf der Insel Malmö lebt, darf in weiten Teilen ihres Gartens nicht mehr rauchen. Grund: Der Bewohner des Nachbarhauses hatte geklagt, weil er sein Grundstück nur noch mit Gasmaske benutzen konnte. Der Anwalt hatte seine Klage nach jahrelangem Streit damit begründet, dass der Mann unter „extremer Empfindlichkeit“ gegen Nikotin leide. Bei Rauchentwicklung vom Nachbargrundstück sei er stets zum Anlegen einer Gesichtsmaske gezwungen. Das Gericht gab dem Kläger nach einer Besichtigung vor Ort weitgehend Recht und verbot der Frau das Rauchen in allen an das Nachbarhaus angrenzenden Teilen ihres Gartens. Die uneinsichtige Raucherin sagte daraufhin: „Völlig verrückt. Dieser Mann läuft doch sowieso immer mit Maske ‚rum.“ Nach dem endgültigen Gerichtsentscheid muss die Frau sich nun an die vorgegebenen Rauchzonen in ihrem eigenen Garten halten, da sie sonst damit rechnen muss, ein Bußgeld auferlegt zu bekommen. (7)

USA – Berge von MCS Anerkennungen

Die Liste aller Rechtsfälle, die von amerikanischen Chemikaliensensiblen gewonnen wurden, würde viele Seiten in Anspruch nehmen. Alleine bis zum Jahr 1998 gab es 8 Bundesgerichtsentscheide, 21 Landesgerichtsentscheide und 14 Entscheidungen zugunsten von Chemikaliensensiblen in Fällen gegen die Berufsunfähigkeitsversicherung, die bekannt wurden. (8) Wir beschränken uns daher auf eine kleine Auswahl zu Verdeutlichung der Situation in Amerika.

Beweislast liegt in den USA beim Verursacher

In den USA liegt die Beweislast beim Verursacher, das stellt einen erheblichen Vorteil für Kläger dar, die durch Chemikalien erkrankten und möglicherweise Chemikalien-Sensitivität entwickelten. Da die Erkrankung in den USA schon wesentlich länger bei Ärzten diagnostiziert wird und teils auch renommierte arbeitsmedizinische und Umweltkliniken helfen, Beweise für den durch Chemikalien geschädigten Kläger zu schaffen, gibt es dort weitaus mehr Urteile, die zugunsten des Opfers ausgehen. Weitere Punkte, weshalb über dem großen Teich Erkrankte mehr Erfolge zu verzeichnen haben, ist, dass die Entschädigungssummen ganz andere Dimensionen erreichen und Anwälte auf Provisionsbasis arbeiten.

US Gericht erkennt MCS vor fast 30 Jahren als Behinderung an

Als Schwerbehinderung wurde Chemikalien-Sensitivität (MCS) in den USA erstmals 1979 von den Gerichten anerkannt. (8) Seit dieser Zeit haben amerikanische Chemikaliensensible viele Rechte und Zugeständnisse als Behinderte erkämpft. Im Jahr 1992 wurde eigens ein Memorandum verfasst. (9)

Der US District Court Hawaii (US Bezirksgericht in Hawaii) erklärte MCS 1979 als Schwerbehinderung und befahl dem Department of Health, Education (Ministerium für Gesundheit und Bildung) und der Welfare Division (Sozialhilfe), einem MCS Patienten Sozialhilfe zukommen zu lassen. (8)

US Staatsanwälte schützen Chemikaliensensible

Ein Generalstaatsanwalt aus New York führte 1991, unterstützt durch weitere Generalstaatsanwälte aus 25 US-Bundesstaaten, erfolgreich eine Petition bei der US Consumer Product Safety Commission (Kommission für Verbrauchersicherheit) durch. Durch diese Petition kam es zur Auferlegung von Sicherheitsstandards in der Industrie, die dazu führten, dass auf Teppichboden, Teppichbodenklebern und Polsterfüllungen Warnetiketten angebracht werden müssen, die beim Verkauf darauf hinweisen, dass der Verdacht besteht, dass diese Materialien Chemikalien-Sensitivität (MCS) und andere Krankheiten auslösen. (8)

US Gerichte erkennen MCS durch Arbeitsplatz an

Chemikaliensensibilität entsteht häufig durch Chemikalien am Arbeitsplatz, demgemäß führen Erkrankte Prozesse gegen die Verursacher. Einige Beispiele für frühe Urteile zugunsten der Erkrankten:

  • Oregon Court of Appeals legte fest, das ein Möbelverkäufer aufgrund von MCS Arbeitsunfähigkeitsrente bekam, 1986
  • Robinson gegen Saif Corp, Workers Compensation, 1987
  • Kyles gegen Workers Compensation Appeals Board,1987
  • McCreary gegen Industrial Commission of Arizona, 1992

US Gerichte sprechen sich gegen Diskriminierung von MCS aus

Diskriminierung im Gesundheitswesen:

Hall, Buffallo, Molloy und Lent gegen Kenneth Kizer/Molly Coe / California Department of Health Services. Die Kläger gewannen 1989 das Recht, wegen ihrer Chemikalien-Sensitivität Sauerstoffversorgung zu erhalten. (8)

US Gericht spricht Entschädigung zu

Produkthaftung: Bahura, Watkins, Shapiro, Lively-Dibold, Biggs gegen S.E.W. Investors et al. Die Kläger bekamen im Jahr 1993 Entschädigung für ihre durch toxische Exposition im Gebäude der Hauptverwaltung der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA, entstandene Chemikalien-Sensitvität. (8)

Einsatz für Recht und Gerechtigkeit

Wir bedauern, dass wir hier aus Platzgründen natürlich nur eine ganze kleine Auswahl an Beispielen vorstellen konnten, bei denen Chemikalien-Sensitivität gerichtlich anerkannt wurde. Es gibt viele weitere Fälle, denen wir allen zum Dank verpflichtet sind, weil sie viel Kraft dafür einsetzten, um Recht letztendlich zum Wohle von uns allen zu erkämpfen.

Danke an alle, die als Chemikaliensensible um Recht kämpften – Mut und Erfolg für alle, die jetzt und in Zukunft dafür kämpfen!

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Senstitivity Network, Mai 2008

Literatur:

  1. RA Herrmann, Sozialgericht Düsseldorf, Urteil vom 13.12.2000, Az.: S 5 RJ 116/99
  2. RA Herrmann, BG GroLa Mannheim Az.: E1/02620/966 BK 1307,13.03.2000
  3. RA Wilhelm Krahn-Zembol, BHG Urteil zu Gunsten einer MCS Erkrankten, Umwelt-Medizin-Gesellschaft 14 3/2001, S. 263. Urteil vom 17. Juni 1997, Az:VI ZR 372/95
  4. OLG Düsseldorf, Urteil gegen Duftstoffe im Treppenhaus, AZ: 3Wx98/03
  5. Umwelt-Medizin-Gesellschaft 15 (3/2002):197
  6. MCS offiziell anerkannt, Umwelt-Medizin-Gesellschaft, 2006
  7. Gerichtsurteil: Schwedin darf in Teilen ihres Gartens nicht mehr Rauchen, Kölner Stadtanzeiger, 23.08.07
  8. MCS Referral & Resources, Recognition of MCS as a Legitimate Disease and Disability, 23.10.2006
  9. MEMORANDUM FOR: Frank Keating, General Counsel,G, Equal Opportunity and Administrative Law, GM, SUBJECT: Multiple Chemical Sensitivity Disorder and Environmental Illness as Handicaps, March 5, 1992

Domina bietet außergewöhnliche Dienste an

domina_kontrast-ii.jpg

Rücksicht auf Chemikaliensensible ist Pflichtprogramm

Hi, hier ist Lady Nell. Mein schwarz gestrichenes Atelier mit Käfig und Stahlfesseln und meine Peitsche warten auf Dich„.

Die harte dominante Frauenstimme auf dem Anrufbeantworter fährt nach dem scharfen Zischen einer Peitsche fort:

Lass mich beim Bestätigungsanruf wissen, ob Du Probleme mit Parfum oder Allergien auf Duftstoffen hast, ich richte mich in diesem Punkt nach Dir, ansonsten bist Du mein Spielzeug und unterliegst meinen Regeln. Mein Atelier ist rauchfrei„.

Diesen außergewöhnlichen Service bietet Lady Nell, eine strenge Domina aus San Francisco an und füllt damit eine Marktlücke. Es gäbe immer mehr Kunden, die zwar höchsten Wert darauf legen, sich nach allen Regeln der Kunst zu unterwerfen, sie wollen ihr Sklave sein, doch Lady Nell hat dennoch kein Bestreben, ihre Schmerz liebenden Kunden mit Kopfschmerzen, Schwindel, Ausschlag, Atembeschwerden, Übelkeit oder ähnlichem nach Hause zu schicken, weil diese allergisch auf Duftstoffe reagieren oder zu jenen gehören, die chemikaliensensibel sind. Diese Leute gäbe es immer häufiger, lässt die mit Vorliebe in schwarzem Lack gekleidete Frau wissen. Das müsse man als erfahrene Domina wissen und einplanen, meint Lady Nell und ihre harte Stimme lässt keine Zweifel aufkommen als sie abschließend sagt:

Der Schmerz muss aus erotischer Dominanz und meiner Hand stammen, nicht durch ein banales Parfum oder Weichspüler in der Bettwäsche erzeugt werden, das ist in meiner bizarren Welt nicht erwünscht“.

Das alles erfuhr ich, nachdem ich einen Artikel über Chemikalien-Sensitivität, Duftstoffverbote und Leute, die auf Parfum reagieren, in einer großen amerikanischen Zeitung las und anschließend zum Telefonhörer griff,

Euer Thommy

WIDERLEGT Lüge Nummer 3: „Chemikalien-Sensitivität ist eine neue Krankheit“

old-book_chemical-sensitivi.jpg

Chemikalien-Sensitivität ist keine „neue Krankheit“, eher ein „alter Hut“

Es war im geschichtsträchtigen Jahr 1945, als die erste Veröffentlichung über Menschen, die plötzlich auf minimale Spuren von Alltagschemikalien reagierten, mit denen sie zuvor keine Probleme hatten, in einer medizinischen Fachzeitschrift für Allergologen in den USA erschien. Theron Randolph, der Autor des Artikels, stand damals noch in den Anfängen seiner Beobachtungen, doch lernte er durch seine Patienten rasch hinzu.

Über ein Schlüsselerlebnis berichtet Randolph in einer frühen Fallbeschreibung aus dem Jahr 1947:

Eine 41-jährige Kosmetikverkäuferin, die Frau eines Arztes, litt unter häufigen Kopfschmerzen, chronischer Erschöpfung, ständigem Schnupfen, Ausschlag, Irritiertheit, etc. Jedes Mal, wenn sie Nagellack auftrug, bekam sie spontan Ödeme und Ausschlag an den Augenlidern. Sie hatte ganz offensichtlich eine Hypersensitivität gegenüber Parfums, Kosmetika mit Duftstoffen und vielen Medikamenten.

Im Verlauf stellte Randolph fest, dass sie auch auf Hausstaubmilben, Seide und sehr viele Nahrungsmittel reagierte. Das Spektrum der Substanzen, auf die die Frau Reaktionen entwickelte, weitete sich immer weiter aus. Randolph berichtet, dass diese Frau beispielweise jedes Mal, wenn sie zu ihm nach Chicago zur Behandlung fuhr, akuten Husten, Asthmaanfälle und Kopfschmerzen bekam, wenn sie eine Gegend im nördlichen Indiana erreichte, in der eine große Ölraffinerie ihren Stützpunkt hatte. An nebligen oder regnerischen Tagen ging es ihr noch schlechter, weil die Emissionen der Ölraffinerie nach unten gedrückt wurden.

Auch auf Autoabgase, insbesondere Dieselabgase, regierte die ehemalige Kosmetikverkäuferin sehr stark. So konnte sie im Hotel nur im obersten Stockwerk übernachten, wo sie keinen Abgasen ausgesetzt war. Hielt sie sich im zwanzigsten Stock des Hotels auf, verbesserte sich ihr Zustand innerhalb vierundzwanzig Stunden. Hielt sie sich im Parterre des Hotels auf, ging es ihr zunehmend schlechter. Randolph musste zusehen, wie sich die Gesundheit der Frau zunehmend verschlechterte. Sie bekam Phasen, in denen sie wie betrunken herum torkelte und das Bewusstsein verlor. Dreimal lief sie in einen Wagen in einem solchen Zustand.

Der Allergologe Randolph verschrieb eine möglichst weiträumige Karenz gegenüber allen Auslösern der Reaktionen, die ihm und der Patientin bekannt waren, und siehe da, die Frau stabilisierte sich und Randolph war klar, dass Vermeidung ein Grundpfeiler der Behandlung von Patienten sein musste, die besondere Empfindlichkeit gegenüber Alltagschemikalien zeigten. 

Theron Randolph, der Autor dieses Fallberichtes, stand damals noch in den Anfängen seiner Beobachtungen, die er im weiteren Verlauf intensivierte und die er 1962 im ersten Buch über die Krankheit Chemikaliensensitivität ausführlich darlegte (1,2). Wenig später sollte der Allergologe die erste Umweltklinik weltweit gründen. Diese Klinik hatte sehr streng kontrollierte Umweltbedingungen, die bis heute in ihrer Perfektion nicht oft erreicht wurden. Randolph veröffentlichte insgesamt 4 Bücher, sowie über 300 medizinische Artikel, die einen ersten Grundstock für die heutige Umweltmedizin bilden und noch immer informative lesenswerte Standartwerke darstellen.

Der Aufschrei blieb bis heute aus

Eigentlich hätte mit Erscheinen von Randolphs erstem Buch und seinen vielen damaligen Publikationen in medizinischen Zeitschriften ein Aufschrei erfolgen müssen, und gleichzeitig hätte die Medizin beginnen müssen, diese anschaulich vermittelten Erkenntnisse in die Praxis einfließen zu lassen. Doch weit gefehlt, nichts geschah, denn man befand sich gerade im Rausch der Möglichkeiten, die ständig neu auf den Markt kommende Chemikalien boten. Nylonstrümpfe, Haarspray, Nagellack, Putzmittel, die im Nu jeden Fleck tilgen, erste synthetische Parfums, wetterfeste Farben und wunderschöne chromblitzende, benzinfressende Straßenkreuzer, die Statussymbol einer ganzen Ära wurden.

Das Wirtschaftwunder hatte sich seinen Weg gebahnt und wollte nicht durch Menschen gestört werden, die auf das „Wunder Chemie“ reagierten, welches einer aufstrebenden Industrie größten Profit versprach. Man wollte den Zweiten Weltkrieg vergessen, man wollte leben, das Leben in vollen Zügen genießen.

Seit der damaligen Zeit ist die Zahl der auf dem Markt befindlichen Chemikalien rasant angestiegen. Eine Welt ohne synthetische Chemikalien ist undenkbar geworden. Wir profitieren davon, müssen aber längst die Kehrseite der Medaille bezahlen, wie durch Chemikalien induzierte Krankheiten beweisen.

Die Fragen, mit denen Randolph sein 1962 erschienenes Buch „Human Ecology and Susceptibility to the Chemical Environment“ beginnt, können bis heute nicht vollständig beantwortet werden (2).

Theron Randolph, 1962:

  • Wie sicher ist unsere derzeitige chemische Umwelt?
  • In welchem Ausmaß trägt sie zu chronischen Krankheiten bei?
  • Wieviel wissen wir über die Langzeitfolgen von solchen Nebenprodukten des „Fortschritts“; wie chemischen Schadstoffe in der Luft unserer Häuser und Städte; chemische Zusatzstoffe und Kontaminierungen in unserer Nahrung, im Wasser und in biologischen Medikamenten ebenso wie in synthetischen Medikamenten, Kosmetika und vielen anderen persönlichen Expositionen, denen wir ausgesetzt sind, und den Kontakten mit den von Menschen hergestellten Chemikalien am Arbeitsplatz?

Das Szenario, dass Chemikalien in der Tat einen negativen Einfluss auf unsere Gesundheit, Gene und Fortpflanzungsfähigkeit haben können, wird heutzutage durch wissenschaftliche Veröffentlichungen bestätigt. Es wird täglich deutlicher und mahnt zu sorgsamerem Umgang mit Chemikalien.

Forschung in den Sechzigern weiter als heute?

Ab den sechziger Jahren häuften sich die Fälle von Chemikalien-Sensitivität, und man fing man an, die Krankheit wissenschaftlich zu erforschen. Erste Doppelblindstudien von Eloise Kailin belegten schon damals, 1963, dass die Beschwerden der Patienten real sind und Erkrankte sich von Normalpersonen durch ihre Reaktionen auf Chemikalien unterscheiden. (4-6) Verstärkte Forschung über Chemikalien-Sensitivität wurde ab den achtziger Jahren betrieben. Heute ist die Zahl der wissenschaftlichen Studien auf über 800 angewachsen (7,8). Das ist viel für eine Krankheit, die angeblich „neu“ sein soll, und für „eine Krankheit, die es nicht gibt“, wie manche Interessenvertreter als Abwehrmechanismus gerne behaupten.

Wo bleibt Hilfe für Chemikaliensensible nach über 60 Jahren?

Vergleichsweise gibt es tatsächlich Krankheiten, die noch weitgehend „jung“ sind im Gegensatz zu Chemikalien-Sensitivität. Dennoch wird dazu weltweit geforscht. Erkrankte solcher „neuen Krankheiten“ bekommen Therapien angeboten, auch wenn die Krankheit bis dato nicht heilbar ist. Je nachdem gibt es Hilfsfonds, Unterstützung, Beistand, kurzum es existiert im Nu eine Infrastruktur für die Erkrankten. Anders bei Chemikalien-Sensitivität. Warum?

Über 60 Jahre, das ist länger als ein halbes Jahrhundert, ist es nun bekannt, dass es Menschen gibt, die leichte bis völlig behindernde Symptome auf Alltagschemikalien im Niedrigdosisbereich erleiden. In all dieser Zeit verloren viele der Erkrankten ihre Gesundheit, Arbeit, Familie, Existenz und ihre Lebensqualität. Manche brachten sich sogar um, weil ihnen keiner half, weil sie auf alles reagierten und nur diskriminiert wurden oder weil sie keinen Ort fanden, an dem sie auch nur Minuten beschwerdefrei leben konnten.

FAZIT: Die Behauptung, „MCS ist eine neue Krankheit“, stellt nachweisbar eine dreiste Lüge dar. Gegenüber vielen anderen Krankheiten ist Chemikalien-Sensitivität ein „alter Hut“. Wo bleibt also Hilfe, medizinische Versorgung, Unterstützung und unabhängige Forschung für die Millionen Erkrankten, die es zweifelsfrei weltweit gibt?

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2008

Literatur:

  1. Randolph, T.G. 1945. Fatigue and weakness of allergic origin (allergic toxemia) to be differentiated from nervous fatigue or neurasthenia. Ann.Allergy 3:418-430.
  2. Randolph Theron, Human Ecology and Susceptibility to the Chemical Environment, Thomas Publisher, 1962
  3. Randolph, Theron G. (1987). Environmental medicine: beginnings and bibliographies of clinical ecology. Fort Collins, CO: Clinical Ecology Publications.
  4. Kailin, E. and C. Brooks. 1963. Systemic toxic reactions to soft plastic food containers: a double-blind study [of MCS patients]. Med.Ann.Washington DC 32:1-8.
  5. Kailin, E. and C. Brooks. 1965. Cerebral disturbances from small amounts of DDT; a controlled study [of MCS patients]. Med..Ann.Washington DC 35:519-524.
  6. Kailin, E. and A. Hastings. 1966. Electromyographic evidence of DDT-induced myasthenia [in MCS patients]. Med.Ann.Washington DC 35:237-245.
  7. Silvia K. Müller, Wissenschaftlicher Sachstand zu MCS, CSN Blog, Jan.2008
  8. MCS Bibliographie, http://www.csn-deutschland.de/mcs_bib_main.htm

Die 10 größten Lügen über Chemikalien-Sensitivität (MCS)

Alle 10 größten Lügen über Chemikalien-Sensitivität sind längst widerlegt.