Jahresarchiv für 2008

Plastik-Duschvorhänge – die Giftbombe im Haus

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Mit über 100 giftigen Chemikalien duschen?  Nein Danke!

  Wovor führende Umweltmediziner seit Jahren warnen, wurde nun durch eine wissenschaftliche Studie bestätigt. PVC Duschvorhänge sind von der Produktion bis zur Entsorgung problematisch. Nicht nur das, sie sind auch gesundheitsschädlich und gasen oftmals über Hundert zum Teil hochgiftiger Chemikalien aus. Alternative zu den Giftvorhängen sind Duschkabinen aus Glas oder Duschvorhänge aus Baumwolle. In der Wohnung einer chemikaliensensiblen Person sollten PVC-Duschvorhänge ausnahmslos absolutes Hausverbot haben.  

Hübsch bunt oder hässlich giftig?

Duschvorhänge aus Plastik können schöne Eyecatcher im Bad sein, denn es gibt sie in allen Farben und mit hübschen Designs. Sie werden aus PVC hergestellt und sind unempfindlich gegen Algen oder Schimmel. In einem kleinen Bad sind sie für viele ein willkommener Farbklecks. Doch gerade in einem kleinen Bad können sie zu einem großen Problem werden, denn sie gasen giftige Chemikalien aus.  

Eine Chemiefabrik mit Leck im eigenen Haus?

Das Center of Health, Environment & Justice ließ Duschvorhänge aus PVC untersuchen und erstellte einen 44-seitigen Bericht darüber, der am vergangen Dienstag veröffentlich wurde. Dem Bericht geht eine Studie voraus, die zwei Jahre dauerte, um herauszufinden, aus was nun dieser typische Geruch eines Duschvorhangs besteht.  Im Labor wurde man fündig. Von den zu erwartenden Phthalaten (Weichmacher), über Lösemittel, Metallen und Chlor war alles drin, was niemand in seinen eigenen vier Wänden braucht. Man fand in den fünf Duschvorhängen, die es in gängigen Geschäften zu kaufen gibt, u.a. hohe Konzentrationen von Toluol, Xylol, Heptan, Decan, Benzol, Naphatalin, Butanol, Phenol, Trichlorbenzol, Hexanol, Styrol, Azeton.  In einem Vorhang fand das Labor sage und schreibe 108 Chemikalien, die in die Umgebungsluft ausgasen. Einige davon persisierten über einen Monat.  

Geruch wie eine Chemiefabrik oder Tankstelle

Mehrere Personen gaben den Autoren des Berichtes Auskunft, wie es ihnen ging, nachdem sie einen Plastikduschvorhang aufgehängt hatten, und welche Symptome sie bekamen: 

„Es roch wie eine Art Benzin. Es hat fast das ganze Haus zugestunken. Zuerst dachten wir, ein Benzintank sei undicht, so übel war es, und dann realisierten wir, dass es der neue Duschvorhang war, den wir an diesem Tag aufgehängt hatten…Ich nahm die Plastiktüte, in dem er eingepackt gewesen war, und mir wurde sofort schlecht. Ich weiß, neue Duschvorhänge haben diesen Geruch nach „neu“, aber ich habe nie zuvor so etwas wie diesen gerochen.“ (Bericht Studienteilnehmer) 

„Es ist schon typisch für die meisten Duschvorhänge, dass sie diesen „merkwürdigen Plastikgeruch“ haben, aber nicht so!!! Der Geruch des Vorhangs war UNBESCHREIBLICH! Stellen Sie sich strenge Farbe, gemischt mit Formaldehyd, Chlorbleiche und anderen beißende Chemikalien vor! Ich beschloss ihn trotzdem aufzuhängen, beschloss ihn aber dann doch abzuhängen, nachdem es jedem im Haus übel wurde.“ (Bericht Studienteilnehmer)  

Gesundheit ruiniert durch Duschvorhang

Sieben der gefundenen Chemikalien sind laut Stephen Lester, dem wissenschaftlichem Direktor und Co-Autor des Berichtes, von der Umweltschutzbehörde EPA als gefährliche Luftschadstoffe identifiziert.  Potentielle Beeinträchtigungen durch die Chemikalien, die aus den Duschvorhängen ausgasen, können zu Krebs, Entwicklungsschäden, Schädigung der Leber und des Nervensystems, als auch der Atemwege und des Fortpflanzungssystems führen.  Einige der Additive in solchen Duschvorhängen, wie die Phthalate und organischen Zinnverbindungen, gasen aus und werden im Hausstaub gebunden. Man nimmt sie über die Atmung auf und Kinder über Hand zu Mundkontakt.  

Was tun mit einem PVC-Duschvorhang?

„Ich habe diesen Duschvorhang aufgehängt, doch der Geruch war so überwältigend, dass ich Kopfschmerzen bekam. Ich gab ihm trotzdem eine Chance, stand aber um zwei Uhr Morgens auf, um ihn abzunehmen, so schlimm war es. Der Geruch durchzog mein ganzes Haus. Ich musste ihn zurückbringen und kaufte online einen aus Baumwolle.“ (Bericht Studienteilnehmer) 

Gifte gehören nicht in den Wohnraum, und nachhaltig die Gesundheit schädigenden Chemikalien wie die, die von den Wissenschaftlern gefunden wurden, schon gar nicht. Es gibt also nur eins, was man mit einem PVC-Duschvorhang tun kann: Entsorgen. Als Alternative bieten sich Baumwoll-Duschvorhänge an oder eine Duschkabine aus Glas. Sondermüll, wie ihn ein PVC-Duschvorhang darstellt, gehört definitiv nicht ins Wohnumfeld.  

Der Bericht des Center of Health, Environment & Justice zeigte bereits Wirkung: Einige der großen amerikanischen Wohnbedarfmärkte handelten umgehend und nahmen die giftigen PVC-Duschvorhänge aus den Regalen, andere stellten ihr Angebot bereits komplett auf ungiftige Duschvorhänge um.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur:
Stephen Lester, Michael Schade, Caitlin Weigand, Center of Health, Environment & Justice, Volantile Vinyl – The new shower curtains chemical smell, June 2008

Viva Argentina – Verbot für giftiges Spielzeug

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Aus und vorbei für tödliches Spielzeug

Knallig buntes Spielzeug aus Plastik ist etwas, was Kinder über alles lieben und dafür jedes schöne Holzspielzeug in der Ecke liegen lassen. Manches Kinderzimmer ist so voll gestopft damit, dass man denken könnte, man wäre in einem Spielzeugladen. Die Luft ist nicht besonders gut in solchen Kinderzimmern, in den die Kleinen meist auch schlafen. Das Problem ist, dass diese Spielzeuge aus Plastik häufig erhebliche Konzentrationen an Weichmachern, den sogenannten Phthalaten, enthalten. Manche sogar so stark, dass man den „Giftgeruch“ deutlich riechen kann. Weichmacher sind hochgradig gesundheitsschädigend, weil sie im Körper ein Hormon nachahmen, was zu Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen führen kann.   

Konsequenz für die Gesundheit von Kindern

In der vergangenen Woche beschloss das argentische Gesundheits-ministerium, ein Verbot für Spielzeuge, Babyartikel zum Beißen und Kinderartikel auszusprechen, die Phthalate enthalten. Das Ministerium untersagt mit seinem Beschluss Herstellung, Import, Export, Handel und das Verteilen von Spielzeug zu wohltätigen Zwecken, die mehr als 0,1% der Weichmacher DEHP, DBP, BBP, DINP, DIDP oder DNOP enthalten. Im Fall, dass Spielzeug über Importwege ins Land kommt und mitgeteilt wird, es würde keine der Weichmacher enthalten, werden diese Spielzeuge dennoch einer technischen Revision durch das Nationale Institut für Industrietechnologie unterzogen.   

Der Spielzeugmarkt in Argentinien wird mit diesem konsequenten Verbot zwangsläufig kinderfreundlicher werden, und Spielsachen aus Holz, Glasmurmeln und Blechautos werden ganz sicher ein Comeback feiern.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 13. Juni 2008-06-13 

Literatur:   

Ministerio de Salud, Resolución 583/2008, 11. Juni 2008

Studie beweist: Asthma durch Parfumwerbung in Zeitschriften ausgelöst

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Parfum? VORSICHT es könnte Ihnen den Atem rauben

In Hochglanzmagazinen für Frauen und Lifestyle finden sich häufig Parfumstreifen, die zum Kauf eines Parfums verführen sollen. Für Asthmatiker ist diese geringe Konzentration von Duftstoffen häufig bereits völlig ausreichend, um Beschwerden und einen Asthmaanfall auszulösen. Für Wissenschaftler der Louisiana State University war dies der Anlass, eine placebokontrollierte Studie durchzuführen, um den Beweis zu erbringen, dass tatsächliche eine derart geringe Konzentration von Parfum ausreicht. Der Beweis wurde erbracht und verdeutlicht, welche Hürden den Alltag eines Asthmatikers erschweren. 

Konsequentes Studiendesign

An der Studie der Wissenschaftler der Louisiana State University in New Orleans nahmen 29 Erwachsene mit Asthma und 13 Normalpersonen als Kontrollgruppe teil. Von allen Probanden wurde eine ausführliche Anamnese erstellt und eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Der Schweregrad des Asthmas wurde mittels validierter klinischer Kriterien ermittelt. Zusätzlich führten die Mediziner Hauttests (Pricktests) mit den allgemein gängigen Inhalationsallergenen durch, als auch mit dem Parfum, das man in der anschließenden Untersuchung verwendete.  

Provokationstests mit Parfum

Um objektiv beurteilen zu können, ob Personen mit Asthma auf Parfum reagieren, wurden insgesamt vier Provokationstests durchgeführt. Die Wissenschaftler nahmen hierzu Parfumstreifen, wie man sie in vielen Zeitungen vorfindet. Sie bestehen aus einem speziellen Papier, dass mit Parfum imprägniert ist. In den verdeckten Testverfahren wurden als Kontrolle 70%iger Isopropyl- Alkohol und normale Kochsalzlösung verwendet. Symptome und Beschwerden der Patienten wurden vor und nach den Provokationstests festgehalten. Begleitend wurden Lungenfunktionstests vor den Testungen und 10, 20 und 30 Minuten danach durchgeführt.  

Eindeutiges Studienergebnis: Parfum löst Asthma aus

Die Provokationstests mit Parfum erbrachten beim Verlaufsparameter FEV1 (Einsekundenkapazität) bei den Asthmatikern einen signifikanten Abfall im Vergleich zu den Kontrollpersonen. Bei der Placebotestung mit Kochsalzlösung hingegen zeigten die Asthmatiker keine FEV1 Reaktion. Der prozentuale FEV1 Abfall war nach der Provokationstestung bei schweren Asthmatikern signifikant größer als vergleichweise bei leichten Asthmatikern. Bei 20,7% der Asthmapatienten trat nach der Parfumtestung Keuchen und Brustenge auf. Asthmaanfälle durch die Provokation mit Parfum traten bei 36% der schweren Asthmatiker, bei 17% der mittelschwer betroffenen Asthmatiker und bei 8% der leicht betroffenen Asthmatiker auf. Als weiterer interessanter Aspekt wurde offenkundig, dass Patienten mit allergisch bedingtem Asthma einen weitaus größeren FEV1 Abfall nach der Parfumtestung hatten als Patienten mit nichtallergischem Asthma. Die Mediziner schlossen aus ihren Beobachtungen und Messungen, dass Parfumstreifen in Zeitschriften ausreichen, um eine Verstärkung von Symptomen und Atemwegsobstruktion bei Asthmatikern hervorzurufen. Schweres Asthma oder allergisch bedingtes Asthma stellten laut der Wissenschaftler ein erhöhtes Risiko dar, respiratorische Reaktionen durch Parfum zu erleiden.  

Parfums schließen Menschen aus der Gesellschaft aus

In Alltagssituationen trifft man nahezu überall auf parfümierte Mitmenschen oder auf parfümierte Räumlichkeiten. Selbst in Krankenhäusern oder Schulen befinden sich Duftvernebler in den Toiletten und neuerdings sogar in Patienten- bzw. in Klassenzimmern. Durch die Studie der Wissenschaftler aus New Orleans wird deutlicht, wie schwer und folgenreich es für Menschen, die unter Asthma oder Chemikalien-Sensitivität leiden, zwangsläufig sein muss, in unserer Gesellschaft zu existieren.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur: Kumar P, Caradonna-Graham VM, Gupta S, Cai X, Rao PN, Thompson J., Inhalation challenge effects of perfume scent strips in patients with Asthma, Department of Medicine, Louisiana State University Medical Center, New Orleans, USA, Ann Allergy Asthma Immunol. 1995 Nov;75(5):429-33.

Das Gift der Insektenblume

  Totenkopf, Totenschädel - auf der einen Seite der Globus, Weltkugel mit Blumenkranz  - Symbol für Verseuchung des Globus durch Pestizide aus der Chrysantheme

Pestizide aus der Chrysantheme verseuchen den ganzen Globus

  

Im Herzen Afrikas findet man sie. Die Felder mit Chrysanthemum cinerafolis und Chrysantemum coccineum. Wunderschöne margaritenähnliche Blumen, die aber nur auf den Feldern das Auge des Betrachtes erfreuen. Sie sind nicht für die Vasen im fernen Europa bestimmt. Die Blüten dieser Blumen werden getrocknet und zu feinem Pulver verarbeitet. Und dieses Pulver ist eine der begehrten Handelwaren des Kontinents. 

Chrysanthemum cinerafolis und Chrysantemum coccineum gehören nämlich zu jenen Pflanzenarten, die insekttötende Wirkstoffe produzieren. 

Durch Zugabe von Extraktionsmitteln (Kerosin/ Methanol, Petroether/ Acetonnitril oder Petroether/ Nitromethan) werden aus dem Pulver der Blüten sogenannte Pyrethrine gewonnen. Pyrethrine wurden bereits 1917 von der US Marine hergestellt: Insektizide zum Einsatz gegen Moskitos, Hausfliegen und andere Tierchen. 

Natur im Chemielabor umgebaut

Das Pulver der Chrysanthemum-Blüten ist teuer. Deshalb setzten Chemiker Piperonylbutoxid und anderer Substanzen zu und erzielten damit eine höhere Toxizität. Die zugesetzten Substanzen wirken als Synergisten.  

Weil aber auch das so gewonnene Insektizid immer noch teuer ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis Chemiker die Struktur der natürlichen Pyethrine entschlüsselten. Das gelang  bereits im Jahr 1924. Und 1947 wurde dann Allethrin synthetisiert. Damit gelang in den fünfziger Jahren der Markteinstieg. 

Allethrin war dem Naturprodukt noch ähnlich. Aber es war weniger giftig als Pyrethrine und ebenso wie Pyrethrine nicht photostabil. In rascher Folge kamen neue Produkte aus den Chemielaboren. Giftigere (zweite Generation) und photostabilere (dritte Generation). 

Permethrin ist ein Insektizid aus der dritten Generation. Permethrin ist in Deutschland als Mittel gegen Kopfläuse und Krätze zugelassen und findet auch in der Tiermedizin gegen Läuse, Flöhe, Milbe und Zecken Verwendung. Permethrin dient als vorbeugendes und/oder bekämpfendes Holzschutzmittel. Wollteppiche werden damit ausgerüstet. In Deutschland und Österreich ist Permethrin nicht als Pflanzenschutzmittel zugelassen. 

Ein Gift erobert den ganzen Globus

Der Boom der Pyrethroide kam mit der Einführung photostabiler Verbindungen (vierte Generation) für die Landwirtschaft. Fenvalerat, Deltamethrin, Cypermethrin und Permethrin sind die Umsatzrenner der Hersteller. 

Pyrethrine und Pyrethroide werden tonneweise produziert und sind mittlerweile über den Globus verteilt. Pyrethrine und Pyrethroide sind Insektizide. Aber auch für Menschen sind sie gefährlich:

„Naturpyrethrum und alle Pyrethroide sind Nervengifte, die auch das Zentralnervensystem angreifen. Pyrethroide reichern sich im Gehirn an. Kurz nachdem man Pyrethroiden ausgesetzt war, können die Gifte im Blut gemessen werden, sie werden aber relativ schnell abgebaut. Bei Langzeitbelastungen können sie im Fettgewebe gespeichert werden.“ 

Was passiert bei akuten Vergiftungen?

„Bei akuten Vergiftungen mit Pyrethroiden sind die ersten Symptome Reizungen und Rötungen der Haut und Schleimhaut, Kribbeln und Jucken, Taubheit um den Mund, Augenbrennen und Reizhusten. Dazu kommen die Symptome von Vergiftungen mit Nervengiften wie Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Schwächegefühl, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schweißausbrüche. Diese Empfindungen gehen wieder zurück, wenn die Belastung vorüber ist.“ 

Was passiert bei chronischen Vergiftungen?

„Bei chronischer Einwirkung können Taubheitsgefühle auf der Haut, Kopfschmerz, Schwindel, Depression, Erschöpfung, Angst, Seh- und Hörstörungen, Herz-Rhythmusstörungen, Muskelschwäche, Immunschwäche und Asthma auftreten.Bei Personen in stark belasteten Innenräumen und Flugpersonal sind chronische Vergiftungen beobachtet worden. Permethrin und Cypermethrin stehen im Verdacht, hormonelle Wirkungen zu haben und die Fortpflanzung zu schädigen“ 

Auch die Natur ist bekanntermaßen nicht harmlos 

Pyrethrine sind entgegen der landläufigen Meinung nicht harmlos:

„Pyrethrine wirken neurotoxisch, sowohl auf sensorische wie auch auf motorische Nerven… Ein zweijähriges Kind starb, nachdem es 14 g Pyrethrum-Pulver gegessen hatte. Es gab auch tödliche Vergiftungen durch inhaliertes Pyrethrin-Aerosol Pyrethrine verursachten im Rattenversuch Leber- und Schilddrüsenkrebs. 

Belastende Hintergrundbelastung

Das alltägliche Gift gehört zu dem, was die Experten eine „Hintergrundbelastung“ nennen. Auch unsere Kinder bleiben vor der alltäglichen „Hintergrundbelastung“ nicht verschont. Unsere Human Biomonitoring Spezialisten wissen das auch: 

Kinder-Umwelt-Survey, Pilotstudie (2001/2002):

Hinweise auf Expositionspfade für die innere Belastung mit Organophosphaten und Pyrethroiden: 

„In der Pilotstudie des Kinder-Umwelt-Surveys (KUS) wurden die Urine von 2- bis 17-jährigen Kindern aus vier Orten in Deutschland auf ihre Gehalte an Organophosphat- und Pyrethroidmetaboliten untersucht… 

Die Exposition gegenüber Pyrethroiden wird bestimmt durch das Lebensalter, den Probenahmeort, den Konsum von gekochtem Gemüse und die Verwendung von Pyrethroiden im häuslichen Innenraum. Die signifikante Korrelation zwischen den Metabolitgehalten im Urin und den Permethringehalten im Hausstaub zeigt, dass Hausstaub eine Quelle für die Belastung von Kindern darstellen kann. Wahrscheinlich ist dies auf die Staubaufnahme durch Hand-zu-Mund-Kontakt zurückzuführen“ 

Herzlichen Dank an Gastautorin Juliane für diesen informativen Blogartikel!

Exklusiv Interview Prof. Dr. Rapp über Kinder mit Umweltkrankheiten

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Interview Silvia K. Müller im Gespräch mit Professor Dr. Doris Rapp 

Prof. Dr. Doris Rapp gehört zu den bekanntesten Umweltmedizinern weltweit. Sie leitete eine Klinik für Kindermedizin in Buffalo und behandelte in ihrem Berufsleben Tausende von Kindern und Jugendlichen. Viele kennen die noch immer hochaktive amerikanische Wissenschaftlerin von internationalen Kongressen, Fernsehbeiträgen oder durch ihre Bücher, die z. T. New York Times Bestseller waren und in vielen Sprachen erschienen. Für Menschen aus aller Welt waren und sind die Bücher von Prof. Rapp ein erster erfolgreicher Einstieg, um ihre Krankheit besser zu verstehen und um endlich Wege zu finden, ihren Gesundheitszustand zu verbessern. 

SKM: Professor Rapp, Sie haben viele Jahrzehnte Erfahrung mit Kindern, die unter schweren Allergien oder Chemikaliensensibilität leiden, die allergisch auf ihre Nahrung oder ihre Umwelt reagieren. Wie viele Kinder haben Sie diagnostiziert und behandelt?
 
Doris Rapp: Viele Tausende aus allen Staaten in den USA und sogar Kinder aus Europa waren dabei. Sie kamen zu mir in die Klinik von überall her. Wir haben sie ausgetestet und dann individuell behandelt. Von fast allen diesen Kindern haben wir Videodokumentationen vom gesamten Verlauf erstellt. Wir haben die Kinder ausgetestet, auf was sie reagieren, und dabei gefilmt. Dadurch haben wir sichtbar gemacht, dass es Kinder gibt, die auf Nahrungsmittel oder Chemikalien reagieren.
 
SKM: Welche Beschwerden hatten diese Kinder, auf was und wie reagierten sie?
 
DR: Man kann auf alles Mögliche reagieren. Von Nahrungsmitteln angefangen bis zu Chemikalien. Es gab Kinder, die extrem auf Schimmel reagierten, weil sie in einem Haus mit Schimmel wohnten. Bei manchen waren es nur zwei, drei Nahrungsmittel, andere reagierten auf Nahrungsmittel, Pollen, Chemikalien und auf ihre Haustiere. Man muss es herausfinden, das ist bei jedem Kind verschieden.
 
Viele Kinder haben schwere Kopfschmerzen, sind total erschöpft. Sie schaffen es kaum noch, in die Schule zu gehen. Ständige Infekte waren oft Anlass, dass die Eltern mit ihren Kindern zu uns kamen.
 
Muskelschmerzen und Atemwegsbeschwerden sind sehr häufig. Sehstörungen, Tinnitus, Hörstörungen, Epilepsie, Krämpfe und Herzbeschwerden haben wir ebenfalls oft erlebt bei den Kindern. Ja, und dann natürlich hyperaktive Kinder oder solche, die depressiv oder extrem aggressiv wurden, wenn sie mit etwas in Kontakt kamen oder ein bestimmtes Nahrungsmittel gegessen hatten. Kinder, die zur Schule gingen und noch ins Bett machten, weil sie auf bestimmte Nahrungsmittel reagierten. Es gibt sehr viele Auswirkungen, und bei jedem sind sie unterschiedlich.
 
SKM: Haben Sie auch Kinder gesehen, die durch ihre Schule krank wurden?
 
DR: Oh ja, das kommt recht häufig vor. Ich habe viele gesehen, die durch ihre Schule krank wurden, manche sehr krank, so dass sie zuhause bleiben mussten deswegen.
 
SKM: Gibt es Beweise, dass solche Kinder tatsächlich durch ihre Schule krank wurden?
 
DR: Selbstverständlich. Das Anderson Labor hat dies sogar mit Videos dokumentiert. Jeder kann sie dort bestellen und selbst anschauen. Nicht nur die Kinder reagierten beispielsweise auf den giftigen Schulteppichboden, sondern auch die Lehrer und Labormäuse, die man den gleichen Emissionen aussetzte. Das dürfte Beweis genug sein.
 
SKM: Wie viele Kinder haben Sie ungefähr gesehen, die durch ihre Schule krank wurden? Waren es viele?
 
DR: Es ist schwer, dass ganz genau zu beantworten. Ich schätze, dass waren mindestens 30% und aus manchen Gegenden, in denen Ritalin häufig verabreicht wird, da waren es viel mehr, manchmal bis zu 70%. Manche Kinder reagierten auch nicht auf ihre Schule, sondern auf den Schulbus, mit dem sie fuhren, auf die Dieselabgase an der Haltestelle oder im Bus.
 
SKM: Durch was wurden die Kinder, die Sie gesehen haben, krank an ihren Schulen?
 
DR: Schimmel, belasteter Staub, Chemikalien, aber auch Nahrungsmittel, die sie dort gegessen haben und worauf sie allergisch reagierten.
 
SKM: Wie kann man herausfinden, auf was ein Kind reagiert?
 
DR: Es ist eigentlich sehr leicht herauszufinden, auf was so ein Kind reagiert. Jeder kann es, indem er meine „Big Five“ anwendet. Man muss herausbekommen, wo und wann es jemand plötzlich schlecht geht oder sich jemand plötzlich völlig auffällig verhält. Ist es innen oder draußen passiert? Kam es durch eine Chemikalie oder durch ein Nahrungsmittel? Durch die „Big Five“ bekommt man es heraus.
 
SKM: Was genau sind die „Big Five„, Professor Rapp? Können wir sie auch lernen?
 
DR: Ja sicher, jeder kann die „Big Five“ im Nu erlernen, es sind fünf Fragen:
1.      Wie sieht die Person aus?
2.      Wie fühlt sie sich?
3.      Wie sieht die Handschrift aus?
4.      Wie ist der Puls?
5.      Wie ist die Atmung?
 


Vergleichen Sie die „Big Five“ vor und 10-60 Minuten nach 
SKM: Was können die Leute noch tun, um herauszufinden, was mit ihnen los ist, und ganz wichtig, was empfehlen Sie, damit es den Betroffenen besser geht?
 
DR: Finden und beseitigen der Ursache und dann in Folge Vermeiden dieser Auslöser, das ist meine beste Idee, und das Allerbeste daran ist, man braucht keine Medikamente dazu.
 
Tausenden kann geholfen werden, indem sie eine Woche eine ganz strikte Diät essen ohne die Nahrungsmittel, auf die sie reagieren. Genauso schnell kann vielen mit einem Luftfilter geholfen werden. Ich erinnere mich, dass ich bei Dr. Runow in Deutschland einen besonders guten Luftfilter sah. Es ertönte ein Warnton, wenn Chemikalien im Raum waren. Das hat mir sehr gut gefallen. Solche Luftfilter eliminieren Pollen, Schimmel, Staub und Chemikalien. Wer auf Nahrung und auf Allergene in der Luft und Chemikalien reagiert, sollte beides ausprobieren. Viele staunen, wie schnell es ihnen besser geht. Dann müssen sie lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen und Auslöser vermeiden. Auf diese Weise wird eine kranke Person wieder stabiler und kann fast normal leben. Ist ein Kind bereits schwer erkrankt, empfiehlt es sich, eine Umweltklinik aufzusuchen und dort eine Behandlung durchzuführen. Kinder haben gegenüber Erwachsenen den Vorteil, dass ihr Körper schneller auf Therapien anspricht, und wenn konsequent nach den Vorgaben der Ärzte gelebt wird, kann sehr schnell Erfolg erzielt werden.
 
SKM: Herzlichen Dank für das interessante Interview, Professor Rapp. Wir wünschen Ihnen alles Gute, viel Gesundheit und weiterhin viel Kraft, um Ihre wichtige Arbeit fortsetzen zu können und freuen uns auf den nächsten Kongress, auf dem Sie sprechen werden.

  •  Essen oder Trinken
  • Aufenthalt im Außenbereich versus Aufenthalt im Innenraum, checken Sie jeden Raum oder Bereich
  • Chemikalienexposition (vergleichen Sie hierbei nach 1-5 Minuten, nicht erst nach 10-60 Minuten)
  • Einnahme von Medikamenten
  • Einnahme eines Immunsystemmodulators
  • Anwendung von desensibilisierenden Allergieextrakten 

Bayrisches Ministerium warnt vor Duftstoffen und gibt Tipps

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Duftstoffe können die Gesundheit und die Umwelt ganz schön belasten

Duftstoffe sind trotz, aber nicht nur wegen ihres Geruchs zur Last geworden. Um über die Wirkungsweise von Duftstoffen und deren Gefahren aufzuklären, entwickelte das Bayrische Staatsministerium eigens eine kleine Broschüre über Duftstoffe, die aufklärt und mithelfen soll, Asthmatiker, Allergiker und Chemikaliensensible zu schützen. Dass Ministerium weißt darauf hin, dass bei einer Allergie auf Duftstoffe nur ein wirksamer Schutz bleibt: Vermeidung.

Duftstoffe belasten Gesundheit

Über 6000 unterschiedliche, größtenteils chemische Substanzen werden in der Duftstoffindustrie als so genannte „Riechstoffe“ verwendet. Sie belasten im erheblichen Maße die Umwelt und immer häufiger die Gesundheit vieler Menschen. Insbesondere durch die zunehmend in Mode gekommene „Raumluftaromatisierung“ werden Asthmatiker, Allergiker und Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) belastet und in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Für manchen, für dessen Gesundheit Duftstoffe zur Qual geworden sind, bleibt als Konsequenz nur noch Vermeidung, und das kann im schlimmsten Fall sogar den Arbeitsplatz und somit die Existenz kosten, denn es gibt kaum einen Bereich, der nicht „beduftet“ wäre oder an dem sich keine Menschen aufhalten, die Parfums, Aftershaves, Weichspüler, duftstoffhaltige Waschmittel, etc. verwenden.

Ministerium klärt auf

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nahm all diese Tatsachen zum Anlass und erstellte im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz eine kleine Broschüre zum Thema Duftstoffe:

Ist angenehmer Duft auch immer gesund? Riech-, Duft- und Aromastoffe

In für jeden verständlicher Form vermittelt das Ministerium in seiner Aufklärungsbroschüre, wo Duftstoffe anzutreffen sind, aus was sie bestehen, über welche Aufnahmewege sie aufgenommen werden, wie sie sich auswirken können und dass sie, wo immer es unnötig ist, zu vermeiden sind.

Ministerium empfiehlt lüften statt beduften

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit schließt seine Broschüre mit den nachfolgenden Empfehlungen für den Verbraucher:

  • Wenn es unangenehm riecht, überdecken Sie den Geruch nicht durch Versprühen von Duftstoffen.
  • Versuchen Sie die Geruchsquelle zu beseitigen!
  • Lüften ist allemal gesünder!
  • Verzichten Sie auf Duftstoffe in der Raumluft.
  • Denken Sie an empfindliche Personen.Helfen Sie Allergien vermeiden!
  • Bewahren Sie Duftöle immer außerhalb der Reichweite von Kindern auf.
  • Geben Sie Duftstoffe nur in die Raumluft, wenn alle Raumnutzer einverstanden sind.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008

Literatur:

Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Ist angenehmer Duft auch immer gesund? Riech-, Duft- und Aromastoffe, 19.9.2003

Hörschäden durch Pestizide bei Kindern und Erwachsenen festgestellt

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Schwerhörig durch Pestizide. Vergiften Bauern ihre eigenen Kinder?

Pestizide werden weltweit im privaten, öffentlichen und landwirtschaftlichen Bereich zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Sie können jedoch bei Menschen je nach Art des Wirkmechanismus schwere Gesundheitsschäden verursachen. Meist liegen diese Schädigungen im Bereich des Immun- und Nervensystems.
Wissenschaftliche Studien aus verschiedenen Ländern haben bestätigt, dass Pestizide das menschliche Gehör bis zu völliger Taubheit schädigen können. In erster Linie betroffen sind Arbeiter in der Industrie und im Agrarbereich, die häufigen Umgang mit diesen Pestiziden haben, bedenklicherweise aber leider auch die Kinder von Bauern, wie eine Studie der Harvard Universität herausfand. (1)

Dass bestimmte Chemikalien Hörschäden und Hörverlust auslösen können, ist bekannt und beschäftigt Wissenschaftler weltweit. (1-13) Eine relativ neue Erkenntnis ist, dass auch Pestizide in der Lage sind, Hörschäden zu verursachen, die sogar bis zu permanentem Hörverlust führen können. (1,3,4,5) Als Ursache für besonders schwerwiegende Schädigungen des Gehörs, wie permanentem Hörverlust, wird die  potenzierende Kombinationswirkung verschiedener Wirkstoffe angenommen.

Pestizide haben ein breites Einsatzgebiet
Am weitesten verbreitet sind die Pestizide der Organophosphatklasse. Sie gelten als besonders wirkungsvoll und werden im privaten, öffentlichen und landwirtschaftlichen Bereich häufig eingesetzt. Dichorvos, Chlorpyrifos und Malathion gehören zu den klassischen Vertretern dieser Pestizidklasse, die über eine relativ hohe Toxizität verfügt. E605 gehört ebenfalls dazu und ist sehr lange als klassisches Suizidmittel bekannt. Der Wirkstoff wurde aus geächteten Kriegskampfstoffen, wie Tabun, Sarin, Saran, abgeleitet.
Man findet Organophosphat- Insektizide für den Hausgebrauch vor allem in Ameisenköderdosen, Mottenstrips, Mückensprays, Flohsprays für Haustiere und Mitteln zur Bekämpfung von Kakerlaken und anderen Schädlingen. Im öffentlichen, sowie im landwirtschaftlichen Bereich, im Obstanbau, auf Plantagen und im Weinbau werden Organophosphate ebenfalls noch immer in großem Umfang angewendet.

Eine weitere Insektizidklasse, die mittlerweile sehr häufig eingesetzt wird, sind die Pyrethroide. Sie sind lang anhaltend wirkende synthetische Abkömmlinge des natürlichen Wirkstoffs Pyrethrum, der aus Chrysanthemen gewonnen wird.

Pestizide schädigen das Gehör
Der Wirkmechanismus der Organophosphate besteht hauptsächlich in der Hemmung eines Enzyms, der Acetylcholinesterase. Diese Hemmung ist irreversibel. Schädigungen durch höhere oder chronische Expositionen treten vor allem im Bereich des Nerven- und Immunsystems auf. Weiterhin wird über Sensibilisierung und darauf folgende Chemikalien-Sensitivität als Begleitsymptomatik berichtet. Durch neuere wissenschaftliche Forschung fand man heraus, dass Organophosphatinsektizide wie auch Pyrethroide für Schäden am Gehör verantwortlich sein können. Auch im Tierversuch konnten pestizidinduzierte Gehörschäden bestätigt werden. (14)

Hörschäden bei Kindern durch Pestizide
Eine Studie der Harvard Universität belegte, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, multiplen Risiken durch Unfälle und Krankheiten durch die Landwirtschaft ausgesetzt sind. Die Studie beschäftigte sich vornehmlich mit Risiken für das Gehör durch Lärm und Chemikalien. Von beidem sind Bauernkinder potentiell umgeben. Es wurde durch das Wissenschaftlerteam Perry und May deren Evidenz in der derzeitigen Literatur beleuchtet. Als Risikofaktoren kristallisierten sich Lärm durch die Landwirtschaftmaschinen und potenziell toxische chemische Expositionen durch Lösemittel und Pestizide heraus, die Alltag auf Bauernhöfen sind. Im Schlusswort ihrer Studie betonen Perry MJ, May JJ, dass die ermittelten Ergebnisse die Notwendigkeit für vermehrte Forschung über das Problem, das bis zu 2 Millionen Kinder alleine in den USA betrifft, illustriert. Die Mediziner forderten als Konsequenz öffentliche und arbeitsmedizinische Lösungen. (1)

Hörverlust durch Organophosphate und Pyrethroide
In zwei Studien untersuchten brasilianische Wissenschaftler in einer kontrollierten Studie eine Gruppe von 98 Arbeitern, die im Rahmen von Ausbringen von Organophosphaten und Pyrethroiden zur Bekämpfung von Überträgern von Gelbfieber und anderen Krankheiten, gegenüber den Pestiziden exponiert waren. Unter den exponierten Personen litten 63.8% unter Hörverlust. In der Gruppe der Arbeiter, die Lärm und Insektiziden ausgesetzt waren, wurde Hörverlust bei 66.7% festgestellt. Die mittlere Expositionszeit, bis sich ein Hörverlust einstellt, betrug 3.4 Jahre für Arbeiter, die beidem ausgesetzt waren. Bei Personen, die nur Insektiziden ausgesetzt waren, betrug der mittlere Expositionszeitraum bis zur Entwicklung eines Hörschadens 7.3 Jahre.
Die Gruppe, die gegenüber Pestiziden und Lärm exponiert war, hatte ein relativ hohes Risiko für zentrale Schädigung, es lag bei 6.5 (95% CI 2.2-20.0) im Vergleich zur Kontrollgruppe und bei 9.8 (95% CI 1.4-64.5) verglichen mit der ausschließlich lärmexponierten Gruppe. Durch diese Ergebnisse schloss die Wissenschaftlergruppe aus Recife, dass Expositionen gegenüber Organophosphatinsektiziden und Pyrethroiden Schädigungen am zentralen audiotorischen System verursachen und dass Lärm die ototoxische Wirkung der Insektizide potenzieren kann (4,6).

In der medizinischen Fachzeitung Laryngoscope stellte ein Wissenschaftlerteam den Fall eines Mannes vor, der eine kombinierte Intoxikation durch ein Organophosphat Kombipräparat; ein Aerosol, das Malathion und Methoxychlor enthielt, ausgesetzt gewesen war. Nach einem leichten Einsetzen von Symptomen und Anzeichen wurde ein beidseitiger und permanenter neurosensorischer Hörverlust und verbleibende periphere Neuropathien der Extremitäten festgestellt. Eine mögliche Potenzierung durch die Kombinationswirkung der beiden Organophosphate, wegen der normalerweise leichten Toxizität von Malathion, wurde von den Wissenschaftlern angenommen. (3)

Lösungsmittel verstärken Wirkung von Pestiziden
Lösemittel, die oft als Vermittler und Wirkungsverstärker in Pestizidzubereitungen zum Einsatz kommen, können ebenfalls ototoxische Wirkung haben. Besonders bei Toluol, Xylol und Aceton wurde in Studien und Untersuchungen festgestellt, dass schädigende Auswirkungen auf das Gehör auftreten können. (8-13) Erschwerend kann durch diese ototoxischen Lösemittel ein weiterer zusätzlicher Potenzierungseffekt bei Organophoshat- und Pyrethroidzubereitungen auftreten.

Ursache für Hörschaden aufdecken
Es ist wichtig, dass Mediziner bei Hörschäden, die keinen offensichtlichen Grund wie generelle Schwerhörigkeit in einer Familie, ein Knalltrauma, etc., auch Chemikalien als Ursache in Betracht ziehen und durch gründliche Anamnese ermitteln, wo eine hörgeschädigte Person arbeitet, ob sie in einem belasteten Umfeld wohnt oder anderweitig Kontakt mit bestimmten, als bekannt ototoxisch wirkenden Lösemitteln, Metallen oder Pestiziden hatte. In Bereichen, in denen ototoxisch wirkende Substanzen zur Anwendung kommen müssen, sollten präventiv strikte Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, die einschließen, dass Kinder mit diesen Substanzen nicht in Kontakt geraten können.

Autor: Silvia K. Müller, CSN, Juni 2008


Literatur:

  1. Perry MJ, May JJ., Noise and chemical induced hearing loss: special considerations for farm youth. Department of Environmental Health, Harvard
    School of
    Public Health,
    Boston, MA,
    02115, USA. J Agromedicine. 2005;10(2):49-55.
  2. Morata TC , Chemical exposure as a risk factor for hearing loss, J Occup Environ Med. 2003 Jul;45(7):676-82.
  3. Harell M, Shea JJ, Emmett JR. Bilateral sudden deafness following combined insecticide poisoning. Laryngoscope. 1978 Aug;88(8 Pt 1):1348-51.
  4. Teixeira CF, Giraldo Da Silva Augusto L, Morata TC, Occupational exposure to insecticides and their effects on the auditory system. Noise Health. 2002;4(14):31-39
  5. Ernest K, Thomas M, Paulose M, Rupa V, Gnanamuthu C., Delayed effects of exposure to organophosphorus compounds. Indian J Med Res. 1995 Feb;101:81-4.
  6. Teixeira CF, Augusto LG, Morata TC, Hearing health of workers exposed to noise and insecticides, Rev Saude Publica. 2003 Aug;37(4):417-23. Epub 2003 Aug 20.
  7. Palacios-Nava ME, Paz-Roman P, Hernandez-Robles S, Mendoza-Alvarado L. Persistent symptomatology in workers industrially exposed to organophosphate pesticides, Salud Publica Mex. 1999 Jan-Feb;41(1):55-61.
  8. Morata TC, Fiorini AC, Fischer FM, Colacioppo S, Wallingford KM, Krieg EF, Dunn DE, Gozzoli L, Padrao MA, Cesar CL. Toluene-induced hearing loss among rotogravure printing workers. Scand J Work Environ Health. 1997 Aug;23(4):289-98.
  9. Cynthia Wilson, Chemical Exposures and Human Health, McFarland, 1993
  10. Morata TC, Engel T, Durao A, Costa TR, Krieg EF,
    Dunn DE, Lozano MA.Hearing loss from combined exposures among petroleum refinery workers. 1: Scand Audiol. 1997;26(3):141-9.
  11. Polizzi S, Ferrara M, Pira E, Bugiani M., Exposure to low levels of solvents and noise, ear canal volume and audiometric pattern, G Ital Med Lav Ergon. 2003 Jul-Sep;25 Suppl(3):67-8.
  12. Sliwinska-Kowalska M, Zamyslowska-Szmytke E, Szymczak W, Kotylo P, Fiszer M, Dudarewicz A, Wesolowski W, Pawlaczyk-Luszczynska M, Stolarek R., Hearing loss among workers exposed to moderate concentrations of solvents., Scand J Work Environ Health. 2001 Oct; 27(5):335-42
  13. Sliwinska-Kowalska M, Zamyslowska-Szmytke E, Kotylo P, Wesolowski W, Dudarewicz A, Fiszer M, Pawlaczyk-Luszczynska M, Politanski P, Kucharska M, Bilski B., Assessment of hearing impairment in workers exposed to mixtures of organic solvents in the paint and lacquer industry, Med Pr. 2000;51(1):1-10.
  14. Nicotera TM, Ding D, McFadden SL, Salvemini D, Salvi R.Paraquat-induced hair cell damage and protection with the superoxide dismutase mimetic m40403., Audiol Neurootol. 2004 Nov-Dec;9(6):353-62. Epub 2004 Oct 1.

Bauern bereit, 28% mehr zu zahlen für weniger giftige Pestizide

Altes rostiges Fass mit Pestiziden, Umweltgefahr, tickende Zeitbombe 

Hersteller können ihre schädlichen Pestizide bald selbst behalten

Die Bauern, die in Nicaragua Gemüse anpflanzen, gehören nicht zu den Reichsten. Das mittelamerikanische Land ist von Armut geprägt. Sie sind darauf angewiesen, dass jede Ernte ein Erfolg wird, damit ihre Familien nicht in ihrer Existenz gefährdet sind. Um das Gemüse vor Schädlingen zu schützen, werden Pestizide eingesetzt. Doch diese fordern ihren Tribut. Pestizide sind dafür ausgelegt, Schädlinge zu töten, und demnach hinterlassen sie auch Spuren bei den Menschen. Zum Teil sind die Spuren sichtbar durch angeborene Missbildungen bei Kindern. Schlimme Ekzeme an Armen und Beinen treten regelmäßig auf, bei Kindern und Erwachsenen, die den Pestiziden ausgesetzt sind, durch Arbeit auf den Feldern, oder auch durch den ständigen Kontakt mit Pestiziden durch Benutzung der durch die Felder führenden Wege, z.B. Schulwege. Dazu kommen eine ganze Reihe von Krankheiten und gehäuft sogar Sterilität, von denen die Bauern sicher sind, dass sie vom Gift, das sie versprühen, verursacht werden. Sie sind es leid, haben Angst davor, und dennoch sind sie auf Pestizide angewiesen, um Missernten durch Schädlingsbefall zu verhindern.   

Folgen von Pestiziden nicht mehr wegzulügen

In Nicaragua kennt man die Folgen von Pestiziden. Viele Tausend Bananenplantagenarbeiter in Zentral- und Südamerika waren durch das Pflanzengift Nemagon steril geworden. Ende vergangenen Jahres gewannen sie nach einem langen Kampf den Prozess um Entschädigung von den verantwortlichen Großkonzernen Dow Chemical und Dole. Doch ein solcher Kampf ist hart, viele der Pestizidopfer überleben ihn nicht, weil sie zuvor an den Gesundheitsschäden durch die Pestizide sterben. Zudem verschwinden die Folgen wie Krebs, missgebildete Kinder, Sterilität, etc. nicht durch Entschädigungszahlungen. Dort wo es möglich ist, schwenken Bauern daher um, versuchen in Öko- oder Fair Trade Projekte eingebunden zu werden. Doch die Möglichkeit ist nicht jedem gegeben, und das Vergiften geht weiter.  

Trotz schlimmer Armut bereit, für die Gesundheit zu zahlen

Ein Wissenschaftlerteam der Universität Hannover führte aktuell eine Studie bei nicaraguanischen Bauern durch um festzustellen, wie viel den Gemüsebauern ihre Gesundheit wert ist, die unerbittlich durch die dort eingesetzten Pestizide in Mitleidenschaft gezogen wird. Das Ergebnis der wissenschaftlichen Erhebung ist erstaunlich und erschütternd zugleich, denn es lässt die Tragweite des Pestizid-Martyriums erahnen, dem die Bauern ausgesetzt sind. Es ist vor allem dann erschütternd, wenn man mit in Betracht zieht, wie groß die Armut in diesem Land ist und wie gering das Einkommen der Bauern, und dass auch sie Wünsche für sich und ihre Kinder haben. Beispielsweise dass ihre Kinder endlich eine gute Schulbildung erhalten, damit sie rauskommen aus den giftigen Anbaufeldern und hoffentlich dadurch ein besseres Leben bekommen. Doch die Bauern haben aus ihrer bitteren Erfahrung mit den Giften und deren nachhaltigen Folgen gelernt. Sie wären bereit, für eine gesündere Zukunft für sich, ihre Kinder und ihre Umwelt zurückzustecken und sich dafür, wo es nur geht, einzuschränken.   Das Studienergebnis der Universität Hannover ergab, dass Gemüsebauern in Nicaragua trotz ihrer Armut und Not bereit wären, im Schnitt 28% zusätzlich zu dem, was sie schon jetzt für ihre Pestizide aufwenden, zu bezahlen, wenn diese nur weniger giftig und nicht so gesundheitsschädlich wie die Jetzigen wären.  

Doch müssen weniger giftige Pestizide gleichzeitig teurer sein? Sollte nicht schon in der Entwicklung von Pestiziden das oberste Gebot darin bestehen, Gesundheit und Umwelt zu schonen, statt nachhaltig zu zerstören? 

Autor:  Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008  

Literatur:

Garming H, Waibel H., Pesticides and farmer health in Nicaragua: a willingness-to-pay approach to evaluation, Development and Agricultural Economics, Faculty of Economics and Management, Leibniz University of Hannover, Eur J Health Econ. 2008 Jun 3.

Pestizide als Frühlingsgruss? Armes Deutschland

  Bauer spritzt Pestizide neben Deutschlandfahne

Ein Gruß mit Nervengiften für den Nachbarn im Garten

Jetzt sprühen sie wieder, die Bauern. Pestizide, Fungizide, Herbizide, was das Zeug hält und ohne Rücksicht auf Verluste. Bis auf den letzten Millimeter wird ein Feld gesprüht, ganz gleich ob Anwohner Gärten daneben haben, in denen Kinder spielen oder Gemüse angepflanzt ist. Kein Warnschild, keine Schutzzone, nichts, was Menschen, die sich in die Nähe der frisch gespritzten Bereiche aufhalten, zum Fernbleiben warnen würde.  

Krank durch Pestizide

Ohne Maske, ohne Schutz werden teils hochpotente Nervengifte versprüht, die Mensch und Tier schaden können. Manchmal sogar von Jugendlichen, die stolz darauf sind, den Traktor mit den großen Auslegern fahren zu dürfen. Dass Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt Studien veröffentlichen, in denen auf neurologische Entwicklungsschäden bei Kindern durch Pestizide hingewiesen wird, und welche Immun- und Nervenschäden dadurch ausgelöst werden, scheint genauso wenig zu interessieren, wie die Tatsache, dass Wissenschaftler immer wieder publik machen, dass Parkinson, Diabetes, MS, verschiedene Krebsarten und viele andere Krankheiten im direkten Zusammenhang mit Pestiziden stehen.

ACHTUNG: Reinigungsmittel können Giftgasalarm auslösen

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Es war schon spät, nicht mehr viele Menschen befanden sich im Gebäude. Ein schriller Alarm hallte durch die weiten Hallen und Gänge des Capitol in Washington. Der Alarmton bedeutet NERVENGIFT. Glücklicherweise war es nicht tagsüber, denn dann befinden sich viele Senatoren und Angestellte im Gebäude.  

Trotz bedrohlichem Alarmton, gab es keine Panik, man befolgte die Weisungen des Sicherheitspersonals, bewahrte Ruhe. Etwa 200 Personen, darunter mindestens 9 Senatoren, mussten in eine gesicherte Tiefgarage evakuiert werden. Elektronische Sicherheitssensoren im Gebäude hatten die Existenz eines Nervengiftes lokalisiert und den Alarm ausgelöst. Spätere Tests und Spezialuntersuchungen der Polizei verliefen negativ, man fand heraus, dass ein Reinigungsmittel, das von den Putzfrauen verwendet worden war, den Nervengiftsensor ausgelöst hatte. 

Autor:

Silvia K. Müller 

Copyright: CSN-Chemical Sensitvity Network

Literatur:

Capitol Tests negative for Nerve Agent, Lara Jakes Jordan, Juan-Carlos Rodriguez, Associated Press, 9.Februar, 2006.