Pestizide als Frühlingsgruss? Armes Deutschland

  Bauer spritzt Pestizide neben Deutschlandfahne

Ein Gruß mit Nervengiften für den Nachbarn im Garten

Jetzt sprühen sie wieder, die Bauern. Pestizide, Fungizide, Herbizide, was das Zeug hält und ohne Rücksicht auf Verluste. Bis auf den letzten Millimeter wird ein Feld gesprüht, ganz gleich ob Anwohner Gärten daneben haben, in denen Kinder spielen oder Gemüse angepflanzt ist. Kein Warnschild, keine Schutzzone, nichts, was Menschen, die sich in die Nähe der frisch gespritzten Bereiche aufhalten, zum Fernbleiben warnen würde.  

Krank durch Pestizide

Ohne Maske, ohne Schutz werden teils hochpotente Nervengifte versprüht, die Mensch und Tier schaden können. Manchmal sogar von Jugendlichen, die stolz darauf sind, den Traktor mit den großen Auslegern fahren zu dürfen. Dass Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt Studien veröffentlichen, in denen auf neurologische Entwicklungsschäden bei Kindern durch Pestizide hingewiesen wird, und welche Immun- und Nervenschäden dadurch ausgelöst werden, scheint genauso wenig zu interessieren, wie die Tatsache, dass Wissenschaftler immer wieder publik machen, dass Parkinson, Diabetes, MS, verschiedene Krebsarten und viele andere Krankheiten im direkten Zusammenhang mit Pestiziden stehen.

5 Kommentare zu “Pestizide als Frühlingsgruss? Armes Deutschland”

  1. Juliane 4. Juni 2008 um 23:37

    Sie spritzen im Frühjahr, im Frühsommer. Sie spritzen im Frühherbst und im Spätherbst. Sie spritzen gegen Pilzbefall, gegen Insekten, gegen das, was sie die Unkräuter nennen. Ich kann sie sehen vom Fenster im ersten Stock. Ein Bauer kommt selten allein. Es sieht aus, als wäre der Einsatz koordiniert. Oft kommen sie in den Abendstunden. Manche haben einen offenen Trecker, manche eine Kabine. Sie kommen auch in der Dunkelheit. Dann fahren sie mit Scheinwerferlicht über ihre Felder. Wenn die Kartoffel reif sind, spritzen sie die Stauden gelb. Am schlimmsten stinkt das Gift der Rosengärtner.

    Sie winken ab, wenn man sie anspricht. Sie wollen es nicht wissen. Sie dürfen es gar nicht wissen. Nur nicht drüber nachdenken. Wenn Sie wüssten, was manche Doktoranten schreiben:

    „Organophosphor-Verbindungen (OP) sind Substanzen, die als Insektizide lebensnotwendig für
    die Sicherung der Ernährung eines Großteils der Erdbevölkerung sind. Spielen sie, aufgrund
    des Klimas mitteleuropäischer Breitengrade, hier nur eine eher geringe Rolle, so ist ihr
    Haupteinsatzgebiet in heißen, subtropischen bis tropischen Regionen der Entwicklungsländer.
    Weltweit werden gegenwärtig ca. 100 Insektizide auf Organophosphorbasis eingesetzt…

    Gegenüber früher eingesetzten Organochlor-Verbindungen besitzen sie den
    Vorteil, schnell und vollständig abgebaut zu werden und sich nicht, wie z.B. DDT, in der
    Nahrungskette anzureichern. Dafür muss allerdings eine deutlich höhere akute Warmblüter-
    Toxizität in Kauf genommen werden. Pro Jahr treten schätzungsweise 3 Millionen durch
    Organophosphorinsektizide verursachte Vergiftungen auf, ca. 300 000 davon enden tödlich…

    Die Mehrzahl der Fälle sind jedoch akzidentelle oder chronische Expositionen, mit weniger akutem Krankheitsverlauf“

    Kann man nachlesen in einer Doktorarbeit aus dem Jahr 2007 :

    „Einfluss des Paraoxonase-Phänotyps auf die Abbaugeschwindigkeit
    hochtoxischer Phosphoryloxime“

    http://edoc.ub.uni-muenchen.de/6898/1/Stenzel_Jochen.pdf

    Ja, so schreibt der Herr Doktor in seiner Dissertation:

    „… muss allerdings eine deutlich höhere akute Warmblüter-Toxizität in Kauf genommen werden….
    Die Mehrzahl der Fälle sind jedoch akzidentelle oder chronische Expositionen, mit weniger akutem Krankheitsverlauf“

    Die Bauern und Gärtner, die Landarbeiter wissen das nicht, was die Herren und Damen im weißen Kittel schon lange wissen. Und nur zu oft müssen das Mittel mit der „deutlich akut höheren Warmblütlertoxizität in Kauf nehmen“.

    Und die Damen und Herren im weißen Kittel wissen noch mehr. Sie wissen, warum es den Einen hart und den Anderen weniger hart trifft. Sie kennen die genetischen Varianten im Gen Paraoxonase1. Jene Variante , die verhindert, dass der Körper ihres Trägers die toxischen Substanzen abbauen kann.

    Chemikaliensenitive Menschen reagieren schon auf geringe Mengen von Insektiziden auf Organophosphorbasis. Sie sind auch häufig Träger einer genetischen Variante im Gen PON1.

    Auch das wissen unsere Wissenschaftler. Aber sie haben ja einen Sachzwang:

    „Gegenüber früher eingesetzten Organochlor-Verbindungen besitzen sie den
    Vorteil, schnell und vollständig abgebaut zu werden und sich nicht, wie z.B. DDT, in der
    Nahrungskette anzureichern“.

    Würde man keine Chemikalien einsetzten, würde sich auch kein Schadstoff in der Nahrungsmittelkette anreichern. Aber diese Tatsache liegt wohl nicht im Interesse der Chemiekonzerne.

  2. T-Rex 4. Juni 2008 um 23:52

    Da spritzt dieser Bauer doch tatsächlich sein Gift rücksichtslos weiter obwohl da ein Mensch an seinem Garten steht.

    TIPP: Die Deutschlandfahne sollte dort als Warnzeichen auf Halbmast gesetzt werden wenn Nervengift gesprüht wird.

  3. Terminator 5. Juni 2008 um 04:57

    Das Ausbringen der Pestizide wird für die Baueren vermutlich auch nicht folgenlos sein. Bei der EU wird das Thema Pestizide aktuell diskutiert. Lt. Ärzteblatt möchte das EU-Parlament ein Verbot für die Zulassung von Pestiziden aussprechen, während sich Deutschland dafür einsetzt, dass Schädlingsbekämpfungsmittel, die Krebs erzeugen oder das menschliche Erbgut und die Reproduktionsfähigkeit (sogenannte CMR-Stoffe) beeinträchtigen können, weiterhin bis zu bestimmten Grenzwerten zu zulassen.

    Es ist immer wieder das gleiche Spiel, Deutschland nimmt es mit dem Gesundheitsschutz nicht so genau, entscheidet eher nach industriellen Interessen, nimmt also Gesundheitsschäden, wie z. B. Schädigungen des Nerven- und Immunssystems der Bevölkerung in Kauf. Besonders schlimm sind die Gesundheitsschäden bei Kindern zu bewerten, da deren Immunsystem noch nicht voll ausgebildet, d. h. besonders empfindlich auf Umwelteinflüsse und dergleichen reagiert.

    Dieses Verhalten ist äußerst fragwürdig und besorgniserregend.

    http://www.aerzteblatt-studieren.de/doc.asp?docid=108003

  4. Franz 5. Juni 2008 um 10:53

    Letztes Jahr verteilte Greenpeace vor Supermärkten eine kleine Broschüre „Essen ohne Pestizide. Einkaufsratgeber und Supermarktvergleich für Obst und Gemüse.“
    http://www.greenpeace.de/pestizide

    Ein wirklich nützlicher Ratgeber, der über die Pestizidbelastung, die verwässerten Grenzwerte und die Möglichkeiten der Schadensbegrenzung durch Auswahl weniger belasteter Produkte informiert.

    Auf Seite 7 der Broschüre sieht man ein Foto eines Obstbauern im Spritzeinsatz.

    Bildunterschrift:

    „Im konventionellen Anbau werden Äpfel zwischen Blüte und Ernte durchschnittlich 28-mal gespritzt.“

    Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Denn die Luftfracht dieser Spritzeinsätze landet bei entsprechender Windrichtung immer in unserem Wohngebiet.

    Und niemand warnt die Mütter mit Babys und Kleinkindern auf dem Spielplatz.

    Und niemand warnt kranke Menschen, die Fenster zu schließen.

    Chemikaliensensitive Menschen sind zu Spritzzeiten gefährdet. Für Spritzeinsätze gibt es keine Vorwarnung. Und so wird jeder Spaziergang zum Risiko.

  5. no doubt 15. Juli 2008 um 15:12

    Ich kann mich kaum draußen aufhalten, die Bauern spritzen mal wieder munter drauf los. Entweder bekomme ich Weichspüler und Waschmittelgeruch meiner Nachbarn ab oder es „riecht“ nach Spitzmittel, nirgends kann ich hin. Ich bin praktisch in meinen 4 Wänden gefangen, aber da bin ich als MCS-Kranker nicht alleine. Es ergeht den meisten Chemikaliensensiblen ähnlich. Was muss noch passieren, ich denke, wir haben es schon schlimm genug.

Kommentar abgeben: