Jahresarchiv für 2008

Der individuelle Mobilitätswahn kontra Umwelt

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Schlafen wir immer noch? Wir hatten ja 1973 schon mal eine so genannte Ölkrise mit Sonntagsfahrverbot. Sogar in Amerika, dem Land des Autos, denkt man über den Ausbau des ÖPNV nach.

Autos haben noch immer Vorrang vor Umwelt

Hier in Lingen (Ems) soll eine Umgehungsstraße ausgebaut werden, natürlich durch ein Naturschutzgebiet. Für mich die falsche Entscheidung, habe eine Protest-Mail verschickt. Aber so ähnlich wie in der ehemaligen DDR, der Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf, ist es, wenn die Planungen schon fast fertig sind. Solch eine neue Straße kann doch wohl nicht die Antwort auf das immer knapper werdende Gut Erdöl sein.

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Mein Vorschlag zu Steigerung der Energieeffizienz müsste der ÖPNV erheblich gefördert und das Auto behutsam immer mehr zurückgedrängt werden. Der ÖPNV ist wesentlich energieeffizienter im Verbrauch von Treibstoffen als der Individualverkehr.

Keine Einsicht bis der letzte Tropfen fließt?

Ich befürchte, falls da nicht bald etwas geschieht, werden wir eines Tages gezwungen werden, so zu handeln. Man stelle sich gasoline-x.jpgnur vor, China oder Indien hätten die gleiche Autodichte wie wir. China müsste dann ca. 300 Millionen Autos bauen. Welche Verschwendung an Rohstoffe und Energie und irgendwann doch unmöglich. Nur leider, wie sieht die Realität bei mir aus? Zur nächsten Stadt sind die Busverbindungen noch in Ordnung. Nur zurück, der letzte Bus fährt ca. 17.30Uhr Richtung Heimatdorf. Kinobesuche, Theaterbesuche sowie Volks-hochschule usw. mit öffentlichen Verkehrsmitteln unmöglich. Die Akzeptanz der öffentlichen Verkehrmittel ist hier zu bestimmten Zeiten sehr gering, in manch einem Bus sitzen nur 5-20 Leute. Ich bin schon mal ganz allein als Fahrgast mit einem großen Bus nach Lingen gefahren.

Öffentlichen Nahverkehr aus der Tristesse holen
Die Beschilderung am Busbahnhof in Lingen Ems für mich schlecht gemacht, keine große Übersichtstafel für alle Busverbindungen. Habe schon mehrfach bei der Stadt nachgefragt, ob da bald eine neue Beschilderung kommt, keiner konnte mir  eine befriedigende Auskunft geben. Der Busbahnhof soll umgebaut werden. Bei der Fahrgemeinschaft Süd bekam ich die Info, die Schilder seien noch gut und für größere Schilder sei kein Geld da.

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Die kleinen roten Schildchen sind die Fahrpläne für die Busse. Es fehlt da eine große Infotafeln für alle Busse. In der Schweiz habe ich eine elektronische Anzeigentafel wie bei uns auf Flugplätzen gesehen. Von Weiten konnte man schon alles erkennen. Laut meiner Recherche gibt es so was auch in deutschen Städten, sogar Verspätungen werden dort angezeigt. Ist mit der heutigen Technik kein Problem, nur es kostet dann auch eine Kleinigkeit.

Übermobilisiert, wozu?

Vor jedem Haus sehe ich hier fast überall 1 meistens sogar 2 Autos. Wie lange können wir und noch so einen Luxus leisten? Die heutige Autoindustrie wäre nicht arbeitslos. Öffentliche Verkehrmittel und Autos für Polizei, Taxi, Krankenwagen und Handel, auch Autos aber mit hohem Aufpreis (Umlage) für öffentliche Verkehrsmittel müssten ja noch gebaute werden. Wer Autos baut, kann auch Windkraftwerke bauen, nur als Beispiel. Es gibt ja sehr kreative Lösungen zu Thema öffentlicher Personennahverkehr, so dass kein Bürger auf Komfort verzichten müsste. Im Zeichen der schwindenden Erölreserven ist Erdöl doch für med.- chem. Produkte viel zu wichtig, als so uneffektiv verschleudert zu werden.

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Der Zwangsjacke Auto entledigt – für die Umwelt

Ich habe mein Auto im Februar dieses Jahres verlustreich verkauft. Wohne im Doppelhaus und kann im Notfall  ein Auto von meiner Schwester ausleihen. Fahre jetzt überwiegend, wie auch vorher schon, mit dem Fahrrad. Ein Bericht im Fernsehen hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ein 80 jähriger Mann nahm freiwillig an einem Fahrtauglichkeitstest teil. Der med. Test ergab, dass er eine erhebliche Gefahr für die Menschheit sei, würde er weiter Autofahren. Dieser Mann war erschüttert, ohne sein Auto wollte er nicht mehr leben. Sind wir schon so abhängig vom Auto geworden? Dieser Bericht und auch mein Bestreben, mich umweltfreundlich fortzubewegen, haben mich dann zu dem Entschluss kommen lassen, ich will kein Auto mehr.

Vorteile über Vorteile und dann noch Pro Natur

Ich habe jetzt nur den Aspekt der Energieverschwendung beleuchtet, sieht man auch noch die Luftverpestung, Landschaftsverbrauch und die unglaubliche Zahl von Verletzen und Toten, die unser geliebtes Auto mit sich bringt, dann steht  der ÖPNV noch besser da.

In Berlin von der Bahn und auch in Frankreich (Metz) habe ich öffentliche Fahrräder, Leihfahrräder gesehen – finde ich praktisch.

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Mein Bruder wohnt in Münster (West) eine Vorzeigestadt für Radfahrer, mit einer 4,5 km langen Promenade für Fußgänger und Radfahrer. Wenn ich ihn besuche machen wir manchmal eine Fahrradtour.

Würdet Ihr auch auf Euer Auto verzichten, zugunsten von öffentlichen Nahverkehrmitteln oder einem Fahrrad?

Lasst mich Eure Meinung wissen, sie interssiert mich brennend.

Viele Grüße,

Euer Energiefox

MCS- Blogfrage der Woche: Hat sich Eure Einstellung zur Umwelt durch MCS geändert?

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Chemikaliensensible müssen sich mit einer Welt arrangieren, die auf Chemikalien nicht mehr verzichten kann. Es gibt für sie kaum noch einen Ort, an dem sie symptomfrei durchatmen können. MCS- Kranke spüren es in Windeseile, wenn eine Umgebung belastet ist.

Viele der Chemikaliensensiblen können am normalen Leben nicht mehr teilnehmen, sie müssen in schadstofffreien Räumen mit Wasser- und Luftfilter leben und können nur noch biologische Nahrung essen.

Blogfrage der Woche:

  • Doch hat sich durch Ihre Krankheit auch ihre Einstellung zur Umwelt verändert?
  • Denken und handeln Chemikaliensensible umweltbewusst?
  • Vielleicht sogar umweltbewusster als andere Menschen?
  • Wie geht es Euch? Hat MCS Impulse gesetzt, Eure Einstellung und Handlungsweise verändert?

Geheimnis um Inhaltsstoffe in duftstoffhaltigen Produkten gelüftet

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Duftstoffhaltige Alltagsprodukte sind allgegenwärtig – Kosmetika, Parfums, Wasch- und Reinigungsmittel, Duftsprays – wo begegnet man ihnen nicht?

Sie sind in unseren Wohnräumen ebenso anzutreffen wie im öffentlichen Bereich und auf Arbeitsplätzen. Obwohl duftstoffhaltige Produkte so weit verbreitet sind, sind ihre Inhaltsstoffe der Allgemeinheit weitgehend unbekannt und es stehen ihr keine Sicherheitsdatenblätter zur Verfügung, weil die Preisgabe der Informationen durch Hersteller nicht vorgeschrieben ist. Eine aktuelle Studie von Anne Steinemann von der Universität Washington bringt ganz neue Erkenntnisse und Antworten auf Fragen, die schon zu lange offen stehen. Steinemann untersuchte sechs repräsentative Produkte, nahezu 100 Lösungsmittel wurden dabei identifiziert, wovon kein einziges Lösungsmittel auf der Verpackung aufgeführt war.

Kein Gesetz greift bei Duftstoffen
Duftstoffe sind, obwohl sie uns allgegenwärtig umgeben und gesundheitsschädliche Chemikalien enthalten, gesetzlich weitgehend vogelfrei. Das bedeutet, dass der Verbraucher und derjenige, der ihnen ausgesetzt ist, nicht weiß, was er genau im Einzelnen ausgesetzt ist, und er kann es auch nicht in Erfahrung bringen, weil kein Gesetz in Europa oder den USA es vorschreibt, sie komplett zu deklarieren. Auch müssen bei solchen Produkten keine Sicherheitsdatenblätter mitgeliefert werden, außer für Arbeitssicherheit bei der Produktion oder in Einzelfällen bei Luftfrachttransporten. Wobei die Sicherheitsdatenblätter, wenn sie gründlich studiert werden, meist äußerst mangel- und lückenhaft sind und fast nie Hinweise auf Gefahren hinsichtlich chronischer Toxizität liefern. Der normale Verbraucher hat ohnehin keinen Zugang zu diesen Informationen.

Auf Verpackungen muss lediglich das Wort „Duftstoffe oder Parfum“ aufgeführt werden und einige Komponenten, wenn ihr Anteil einen gewissen Prozentsatz übersteigt, sowie gesetzlich geregelte 26 Substanzen mit allergenem Potential. Es muss im Einzelnen nicht aufgeführt werden, was sich hinter dem Begriff  „Duftstoff oder Parfum“ verbirgt. Was kaum ein Verbraucher weiß, sogar ein Produkt, was als „duftfrei“ deklariert ist, kann Duftstoffe enthalten, die gleichzeitig durch eine Maskierungssubstanz neutralisiert wurden.

Die Hersteller schützen sich, in dem sie das Produktgeheimnis in den Vordergrund stellen und dies als Entschuldigung anführen dafür, dass sie Inhaltsstoffe nicht oder nicht vollständig zu deklarieren. Nur eine vollständige, kostenintensive chemische Analyse der Inhaltsstoffe in einem Produkt kann ein solches Produktgeheimnis lüften.

Unterschätzte Gefahrenquellen
Chemikalien sind im Normalfall unsichtbar, das macht es schwierig festzustellen ob, wo, wann und auf welche Weise man welchen Chemikalien für wie lange ausgesetzt ist. Auswirkungen durch Chemikalien auf die Gesundheit sind schwer nachzuvollziehen, weil sie oft subtil ablaufen und der Normalbürger sie nicht einordnen kann. Viele der Auswirkungen verlaufen unterschwellig, oder in Phasen und im subklinischen Bereich ab. Die wenigsten Auswirkungen von Chemikalien treten unmittelbar auf und sind sofort erkennbar. Erschwerend stehen im Fall von Duftstoffen keine Warnhinweise oder vollständige Inhaltsstofflisten auf der Verpackung. Ganz besonders bedenklich einzustufen sind chronische Expositionen gegenüber Chemikaliengemischen, wie wir sie im Alltag überall antreffen und solche, die im Niedrigdosisbereich ablaufen. Sie werden in der Regel in ihrer Wirkung, die auf lange Sicht meist in den Auswirkungen einer akuten Exposition gleichkommt, unterschätzt.

Der Alltag  – unsichtbare Gifte auf leisen Sohlen

Wissenschaftler stellten in den letzten beiden Jahrzehnten zweifelsfrei fest, dass wir in unserem Alltag im Prinzip rund um die Uhr Lösungsmitteln (VOC’s) ausgesetzt sind. Fast 90% der Lösungsmittel, denen wir in unserem Alltag ausgesetzt sind, stammt nicht aus Quellen, die wir für verantwortlich halten würden, sondern haben paradoxerweise ihren Ursprung dort, wo es keine gesetzliche Regulierung gibt und niemand hinschaut oder kontrolliert. Ganz besonders Duftstoffe, die in einer Unzahl von Alltagsprodukten Einzug gehalten haben, können als primäre Quelle von Lösungsmitteln im Alltag genannt werden: Waschmittel, Parfums, Aftershaves, Raufduftsprays, Spülmittel, Pflegemittel, Kosmetika, Seifen, Lotionen, Reiniger, etc. Ein individueller „Duftstoff“ in einen Produkt kann mehrere Hundert einzelne Chemikalien enthalten. Über 2600 Chemikalien sind zur Herstellung in Duftstoffkompositionen registriert, von denen die individuelle Zusammensetzung für die Öffentlichkeit nicht bekannt und nicht zugänglich ist.

Viele Unbekannte, die ungeahnte Wirkung haben
Bisher wurde wenig Forschung darauf verwendet festzustellen, welche Lösungsmittel in duftstoffhaltigen Produkten enthalten sind. Die Studien von Wallace (1991) und Cooper (1992) gehören zu den Meilensteinen der Forschung zu diesem Thema. Die beiden Wissenschaftler untersuchten 31 duftstoffhaltige Alltagsprodukte, darunter waren u.a. Deos, Seifen, Duftsprays, Parfums und Weichspüler. Zu den Lösungsmitteln, die in einem Drittel der Produkte enthalten waren, gehörten Ethanol, Limonene, Linalool und verschiedene andere Aldehyde und Terpene. Auch Rastogi und sein Forscherteam fanden in 59 duftstoffhaltigen Alltagsprodukten, die sie untersuchten, Komponenten, die die Gesundheit beeinträchtigen. Das große Problem, das nur bei genauer Betrachtungsweise zutage tritt, ist, dass diese Chemikalien oft hochreaktiv sind und wieder mit anderen Substanzen reagieren und so zusätzlich eine Sekundärbelastung schaffen. Terpene, die häufig als Duftstoffe Verwendung finden, oxidieren mit Ozon in der Luft (natürliches Ozon und durch Geräte wie z.B. Kopierer) und produzieren so eine Sekundärbelastung, die wesentlich toxischer sein kann als die Ursprungssubstanz. Formaldehyd ist eine der Chemikalien, die bei solchen Prozessen neben Feinstaubbelastung entstehen kann.

Duftstoffe als Auslöser von Krankheiten und Gesundheitsbeschwerden
Steinermann führte in ihrer Studie an, dass Kontakt zu duftstoffhaltigen Alltagsprodukten in einigen Studien in direkten Zusammenhang mit Asthma, Kopfschmerzen, Kontaktdermatitis, Schleimhautreizungen, Atemwegsbeschwerden und anderen Gesundheitsbeschwerden gebracht wurde. Die Wissenschaftlerin führte auch Studien der Duftstoffindustrie an, die genau das Gegenteil behaupten, um das Dilemma in dem wir stecken zu verdeutlichen.

In zwei vorherigen epidemiologischen Studien hatte Steinemann (Caress und Steinemann 2004, 2005) anhand von zwei Kategorien von duftstoffhaltigen Alltagsprodukten festgestellt, dass 17.8% und 20.5% der US Bevölkerung über Kopfschmerzen, Atembeschwerden und anderen Gesundheitsbeschwerden durch Raumduftsprays und andere „Lufterfrischer“ leiden, wenn sie diesen ausgesetzt sind.

In der zweiten Studie berichtete das Wissenschaftlerteam über Irritationen, die durch Waschmittel, Weichspüler und Vliestüchern für in den Trockner bei 10.9% der Bevölkerung beklagt wurden, wenn die Waschzusätze durch Wasch- und Trockenvorgänge in die Außenluft gelangten. Bei dem Teil der Bevölkerung, der bereits sensibilisiert ist, wie bspw. bei Asthmatikern, lag der Prozentsatz noch höher. Von dieser Bevölkerungsgruppe berichteten 29.7% und 37.2% über Atembeschwerden und andere Gesundheitsbeschwerden, wenn sie Raumduftsprays ausgesetzt seien, und 21.2% beklagte sich über Irritationen durch den Geruch von Waschmitteln, Weichspülern und Vliestüchern für in den Trockner, der während des Wasch- und Trockenvorgangs in die Außenluft gelangt.

Analysen bringen toxische Lösungsmittel zutage
Moderne Laboranalytik macht es einfach, ein Produkt in seine Bestandteile auseinander zu nehmen. Steinemann benutzte gaschromatographische und massenspektrometrische Verfahren in Kopfhöhe, um die Lösungsmittel, die eine Auswahl in den USA gängiger bedufteter Alltagsprodukte enthält, möglichst alltagsnah zu ermitteln. Sie untersuchte die Bestseller aus den Produktgruppen: Lufterfrischer (Toilettensteine, Sprays, Duftstecker) und Waschzusätze (Trocknertücher, Weichspüler, Waschmittel).

Lufterfrischer – keine frische Luft zum Atmen

Toilettensteine
Steinemann untersuchte in ihrer Studie spezielle Toilettensteine, wie sie in den Toiletten der 20 größten Airlines zum Einsatz kommen. Neben Terpenen wie d-Limonen und Pinenen, enthielten diese u.a. Azeton, Ethanol und Acetaldehyd, die in den USA als toxische Substanzen gelistet sind. Die Produktverpackung und Sicherheitsdatenblätter teilten keine dieser gefährlichen Inhaltsstoffe mit. Im Gegenteil, im Sicherheitsdatenblatt stand zu lesen, dass die Inhaltsstoffe Produktgeheimnis seien und nicht offenbart würden.

Toilettenduftspender
Es gibt kaum noch eine öffentliche Toilette, in der kein Duftspender hängt und den Benutzern rücksichtslos Chemikalien überpustet. Auch in Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten kommen solche Duftstoffvernebler zum Einsatz. Steinemann ermittelte auch bei dieser Produktgruppe beim Bestsellerprodukt Lösungsmittel und als Allergen bekannte Inhaltsstoffe (u.a. Octanal, 3-Hexen-1-ol, Ethanol, Pinene, Nonanal, Linalool, d-Limone). Das im Duftspendergemisch enthaltene Octanal bspw. ist mit einem Andreaskreuz als reizender Gefahrstoff gekennzeichnet. Als Sicherheitshinweis für dieses Aldehyd gilt: Einatmen, Verschlucken oder Aufnahme über die Haut kann zu Gesundheitsschäden führen. Reizt die Augen, Atmungsorgane und die Haut. Die Wissenschaftlerin musste feststellen, dass weder das Octanal noch die anderen Chemikalien deklariert waren oder auf dem jeweiligen Sicherheitsdatenblatt aufgeführt wurden. Produktgeheimnis.

Duftstecker
Mittels Wärme werden Duftstoffplättchen in Duftsteckern erhitzt und verströmen über einen längeren Zeitraum Geruch. Sie werden hauptsächlich privat genutzt, aber auch in Geschäften und auf Arbeitsplätzen z.B. in Büros. Steinemann ermittelte sieben  Chemikalien (u.a. Azeton, Ethanol, Isopropanol, Benzaldehyd, Pinene, Äthylazetat), die normalerweise als toxisch oder gefährlich eingestuft sind. Keiner der Inhaltsstoffe wurde im Sicherheitsdatenblatt oder auf der Verpackung aufgeführt. Das Sicherheitsdatenblatt enthielt lediglich den Vermerk: „Mischung von Parfumölen“.

Frische Wäsche?

Duftvlies für den Trockner
Vliestücher für den Trockner, die Duft verströmen und die Wäsche weich machen, werden mittlerweile immer häufiger verwendet. Steinemann musste auch bei dem Bestsellerprodukt dieser Produktsparte feststellen, dass keiner der gesetzlich als toxisch und gefährlich eingestuften Inhaltsstoffe (u.a. d-Limonen, Pinene, Ethanol, Benzylacetat, Phenyl- Ethyl- Acetat) im Sicherheitsdatenblatt oder auf der Verpackung aufgeführt waren.

Weichspüler
In nahezu jeden Haushalt haben Weichspüler, eine Flüssigkeit, die in den Waschgang gegeben wird, irgendwann Einzug gehalten. Bei diesem Produkt musste Steinemann ebenfalls feststellen, dass es Lösemittel enthielt und keiner der gesetzlich als toxisch und gefährlich eingestufte Inhaltsstoffe (u.a. Chlormethan, Ethanol, Pinene, Acetaldehyd) im Sicherheitsdatenblatt oder auf der Verpackung aufgeführt war.

Flüssigwaschmittel

Gängigerweise werden fast nur noch Flüssigwaschmittel zur Wäschepflege verwendet. Nahezu ausnahmslos enthalten sie Duftstoffe. Steinemann identifizierte durch Analyse beim meist verkauften Produkt, fünf gesetzlich als toxisch und gefährlich eingestufte Inhaltsstoffe (u.a. 1-4 Dioxan, Ethanol, Pinene, Äthylacetat, 2-Butanon), die nicht im Sicherheitsdatenblatt oder auf der Verpackung aufgeführt waren.

Alltagsprodukte mit Duft – eine verschleierte Gefahr
Steinemann’s Studie zeigt einen Missstand auf, der dringend korrekturbedürftig ist, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Mittels Analysen fand die Wissenschaftlerin in sechs Alltagsprodukten, die in ihrer Produktklasse Bestseller waren, 98 verschiedene teils hochreaktive Lösungsmittel. Fünf der sechs untersuchten Produkte emittierten einen oder mehrere gefährliche Luftschadstoffe, bei keinem Produkt wurden die Lösungsmittel als Inhaltsstoff auf der Verpackung aufgeführt, obwohl sie als Chemikalie gesetzlich als gesundheitsgefährlich oder toxisch eingestuft sind. Nur ein Lösungsmittel war auf einem Sicherheitsdatenblatt bei einem einzigen Produkt aufgeführt, was nur Behörden oder Firmen vorgelegt wird.

Eine Auflistung aller Chemikalien (in manchen Fällen mehrere Hundert), die sich in einem duftstoffhaltigen Produkt befinden, könnte Verbraucher erheblich verunsichern und in Alarmzustand versetzen. Keine Information über gesundheitsgefährliche oder toxische Inhaltsstoffe hingegen wiegt den Verbraucher fälschlicherweise in Sicherheit und er kann sich nicht angemessen schützen. Die Wissenschaft und die Gesetzgeber sind gefragt, einen Mittelweg zu finden und mitzuhelfen, die Verbrauchersicherheit sicherzustellen und Auswirkungen von Chemikalien durch duftstoffhaltigen Produkte zu erforschen und zu reglementieren.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 14. August 2008

Literatur:
Anne C. Steinemann, Fragranced consumer products and undisclosed ingredients, Department of Civil and Environmental Engineering, Evans School of Public Affairs, University of Washington, USA, Environ Impact Asses Rev (2008), doi:10:1016/j.eiar.2008.05.002

Das Ableben des FR Forums Politik und Gesellschaft

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Ein Nachruf

„Auch mächtige Wasser können das Wissen nicht löschen;

auch Ströme schwemmen es nicht weg.“

(Hohelied 8.7 modifiziert entsprechend dem Anlass)

Neun Monate durften wir im Forum Politik und Gesellschaft der Frankfurter Rundschau schreiben. Neun Monate Zeit hatten wir, unser Wissen über Multiple Chemikalien Sensitivität in die Öffentlichkeit zu tragen.

Ein FR Artikel als Stein des Anstoßes:

Am 3. November 2007 veröffentlichte die Frankfurter Rundschau einen doppeltseitigen Artikel mit dem Titel „Wenn Parfüm zur Ohnmacht führt“ und ein Interview mit dem RKI Mitarbeiter Herrn Dr. Dieter Eis. Viele MCS Kranke erfuhren im Forum von CSN über den Artikel und auch chemikaliensensitive FR Leser informierten sich untereinander über den Artikel. Der Artikel löste insbesondere wegen der Äußerungen des Giessener Professors Dr. Thomas Eikmann unter den Patienten Protest aus. Denn Herr Prof. Dr. Eikmann bestritt auch in jenem Gespräch der FR Autorin, wie schon so oft, die Existenz einer von der WHO und auch von dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation DIMDI gelistete Krankheit: MCS (ICD-10-T78.4)

Zitate aus dem Artikel über MCS:

„Wir haben MCS noch nicht nachgewiesen“, sagt Eikmann, räumt aber ein, dass von allen Patienten, die die Umweltambulanz aufsuchten, im Schnitt fünf Prozent übrig bleiben, „bei denen wir offen lassen müssen, was sie haben“. „Aber bei den meisten Patienten, die für sich reklamierten, wegen Chemikalien-Belastung in der Umwelt erkrankt zu sein, finden sich in deren Umgebung nur die üblichen Schadstoff-Konzentrationen, denen wir alle ausgesetzt sind: Sie haben auch kein besonderes Geruchsvermögen“. Der Stoffwechsel sei normal. „Alles, was die Patienten angeben, können wir wissenschaftlich nicht nachweisen“ bilanziert Eikmann…

Thomas Eikmann weiß genau, wie sehr die Patienten leiden. „Wenn jemand chronische Schmerzen hat, hat das psychische Folgen: Er ist deprimiert, hat Angst: Viele gehen nicht mehr aus dem Haus. Sie bauen sich aufwendige Schutzvorrichtungen, tragen Atemschutzmasken“. Die Verhaltenstherapie, die die Giessener anbieten, soll den Patienten helfen, „wieder normal zu leben“…

Eikmann ärgert sich über manche niedergelassenen Ärzte: „Die diagnostizieren MCS und verschreiben Vitaminpräparate. Dabei klärt die Diagnose MCS gar nichts, weder, was für eine Krankheit jemand hat, noch, was man dagegen tun kann.“ Manche Patienten hätten eine Bindung an ihre Ärzte, „‚wie an eine Sekte“. Sein Team versuche den Patienten andere Erklärungsmuster zu geben, „um sie aus dem Teufelskreis herauszukriegen“. So sollen sie versuchen, Gerüche auszuhalten, ohne gleich umzufallen. Die müssen aus der sozialen Isolierung raus. “

MCS im FR Forum Politik und Gesellschaft

Am 3. November 2007 begann ich damit, jenes Bild, das die Frankfurter Rundschau über Multiple Chemikalien Sensitivität in die Öffentlichkeit getragen hatte, zu korrigieren. Ich eröffnete im Forum „Politik und Gesellschaft“ der Tageszeitung einen Strang:

Wenn Chemikalien Menschen sensibilisieren. Eine Anmerkung zum FR Thema MCS

Dieser Strang wurde sehr schnell von MCS Patienten aufgefunden und hatte in den neun Monaten seines Bestehens zig Seiten und etwa 28.000 Aufrufe, obwohl ab Januar 2008 nur noch einige wenige „Aktivisten“ im Strang regelmäßig mitschrieben.

Viele Diskussionsstränge über wichtige Themen

In der Zeit unserer Anwesenheit im FR Forum haben wir mehrere Diskussionsstränge eröffnet, die ich hier mit der Zahl ihrer Aufrufe aufliste:

  • Wenn Chemikalien Menschen sensibilisieren. Eine Anmerkung zum FR Thema MCS 27.524 Aufrufe
  • Wenn Alltagsdüfte krank machen 11.068 Aufrufe
  • Umfrage: Wird Ihnen von Parfums schlecht? 10.595 Aufrufe
  • Umfrage: Sollen MCS Patienten Provokationstests ausgesetzt werden? 4.249 Aufrufe
  • MCS Ballade Ein Dachverband für’s ganze Land 1.070 Aufrufe
  • Lenor Mystery Shangri, Vernel Aromatherapie, brauchen wir das? 4.039 Aufrufe
  • Die Alpenklinik – Aus heiterem Himmel 4.218 Aufrufe
  • Schadstoff Schulen 2.815 Aufrufe
  • Dufte Schule 1.920 Aufrufe
  • MCS im Mai. Weltweiter Aufklärungsmonat über Chemikaliensensitivität 1.891 Aufrufe
  • Was passiert, wenn ein Arzt in der BRD toxische Schädigung diagnostiziert 21 Aufrufe
  • Lösemittel als Krankheitsursache 3.055 Aufrufe
  • Dioxin in Lebensmittel 3.803 Aufrufe
  • Gentechnik – Fortschritt oder Untergang? 4.894 Aufrufe
  • Resultat eines Arbeitslebens als Maler 1.733 Aufrufe
  • Der Preis der Milch 779 Aufrufe
  • Brustkrebs heilen. Prostatakrebs heilen. Eine Anmerkung zum FR Artikel 4.081 Aufrufe
  • „Kampf dem Karzinom“ oder „Was Sie schon immer über Brustkrebs wissen wollten 5.440 Aufrufe
  • Das Anti Krebs Buch 5.609 Aufrufe
  • GesundheitPro Expertenforum Umwelt und Gesundheit 260 Aufrufe

Kritische Beiträge nicht mehr länger erwünscht

Der Strang „GesundheitPro Expertenforum Umwelt und Gesundheit“, in dem ich Zitate aus einem Artikel der kostenlosen Apotheken Umschau vom 15.Juli 2008 veröffentlichte bzw. auf das eröffnete Forum zu diesem Artikel aufmerksam gemacht hatte, wurde sofort nach der Eröffnung durch die Moderation des Forums geschlossen.

Anfang August kündigte der Moderator des FR Forums dessen bevorstehende Schließung an.

Es verblieb noch kurze Zeit, um einzutragen, „Was passiert, wenn ein Arzt in der BRD toxische Schädigung diagnostiziert“ und die Stellungnahmen aus den USA öffentlich zu machen.

Wenige Tage später verschwand dann zunächst das FR Forum Politik und Gesellschaft. Das Forum für den Lokalteil bestand noch und man konnte das Forum Politik und Gesellschaft noch im Cache über Google finden. Dann konnte man nur noch die jeweils erste Seite eines Strangs aus dem Forum Politik und Gesellschaft über Google lesen. Und schließlich verschwand das gesamte FR Forum aus dem Netz.

Letztes Zeichen eines Forums

Dass es das Forum einmal gab, kann man aktuell noch an diesem Eintrag im Cache von Google finden:

„Dies ist das Cache von Google von http://forum.fr-online.de/forum/forumdisplay.php?f=1.

Es handelt sich dabei um ein Abbild der Seite, wie diese am 12. Aug. 2008

vBulletin-Systemmitteilung Das Forum ist geschlossen.

„Powered by: vBulletin Version 3.0.7 (Deutsch) 2000 – 2008, Jelsoft Enterprises Ltd.“

Nun, es war eine produktive Zeit für uns Nutzer des Forums der Frankfurter Rundschau. Und wie heißt es in Traueranzeigen immer: Wir sind froh, es gehabt zu haben. Ja, wir sind froh jenes Forum, das von vielen gelesen wurde, gehabt zu haben.

Vielleicht haben unsere Beiträge hier und da einen Menschen zum Nachdenken angeregt. Zum Nachdenken über viele Zusammenhänge, die sonst nur wenigen Menschen bekannt werden.

Ruhe sanft, liebes FR Forum

Wir behalten Dich in guter Erinnerung

Umweltaktivist kämpft gegen Müll, Gift und Naturschändung

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Direkt hinter meinem Grundstück erstreckt sich ein kleiner Wald mit angrenzendem Speichersee. Es ist der Speichersee des Emslandes, oft auch „Badewanne des Emslandes“ genannt. Dieser See liegt in Lingen bei Geeste. Er ist Teil meiner Heimat und liegt mir am Herzen. Täglich gehe ich dort eine Strecke von ca. 2 km spazieren und fast jeden Tag finde ich bei meinem Marsch Müll. Achtlos wird alles mögliche, was man sich nur denken kann, schnöde in die Natur oder sogar neben die Mülltonne geworfen. Das nervte mich, gelinde gesagt, gewaltig und ich begann als Initiative dagegen, diesen Müll von anderen aufzusammeln, der mich stört und die Natur verschmutzt.

Das Müll-Fototagebuch

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Beim Surfen im Internet bekam ich kürzlich eine Idee: Ein Müll-Fototagebuch. So ähnlich wie mein „Müll-Fototagebuch“ waren dort von anderen Müllfotos präsentiert gewesen. Weil ich gerne fotografiere, dachte ich mir, dass mache ich auch. Ab dem Tag habe ich zur Dokumentation täglich Fotos von meinem gesammelten Müll gemacht.

Die Strecke, die ich gehe, ist immer dieselbe, zuerst etwa 150m durch den Wald bis zum Speichersee, dann zurück durch den Wald zu einem kleinen Anglersee. Vom Anglersee ist es dann noch ca. 100 m bis zu meiner Wohnung. Vom 27.04.- 05.08. 2008 habe ich 71 Müll-Fotos gemacht. Ein paar Tage muss man abrechnen, weil ich Urlaub hatte, bzw. nicht spazieren war. Man kann sagen, täglich ist neuer Müll da, und nicht zu knapp.

Ab in die Tonne

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Den Müll werfe ich am kleinen Anglersee in eine Mülltonne. Kurz vorher mache ich mein Foto. Papiertaschentücher sind fast täglich zu finden. Oftmals findet sich viel Müll in einer kleinen Bucht am Anglersee. Der Anglersee ist eigentlich nur für landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben. Ich sehe dort aber jeden Tag frische Autospuren. Der Müll in der kleinen Bucht, das muss man sich bildhaft vorstellen, liegt nur 2 – 5 m von der Mülltonne entfernt. Auch am Speichersee sind überall Mülltonnen und niemand hat Not, etwas zu entsorgen. Außerdem hat jeder Hosentaschen, um etwas Zuhause wegzuwerfen.

Pflegeleicht und abwaschbar“ – statt Natur

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Ich mache mir viele Gedanken über meine Umwelt und deshalb frage ich mich, warum wird am Speichersee an den Wegrändern viel zu breit (ca.1, 5 m) und zu oft, das Gras abgemäht? Auch hier im Dorf mähen leider auch viele Bürger wöchentlich das Straßenbegleitgrün mit ihren eigenen Rasenmähern ab.

Natur (über)leben lassen als abrasieren

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Nicht dass ich untätig wäre, ich starte immer wieder Versuche, etwas im Sinne der Natur zu ändern oder besser gesagt, einen Anstoß zu geben. Einen Schubs in die richtige Richtung. Doch auch nach einem Leserbrief in der Lingener Tagespost und anderen Aktionen – die Bürger mähen weiter. Weil die Stadt etwa 2-mal im Jahr mäht, sind die Mähaktionen von Bürgern völlig unnötig und verhindern den natürlichen Wuchs der Wildblumen. Das hat zur Folge, dass Hummeln und andere Insekten ihrer Nahrung beraubt werden.

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Auf diesem Foto vom Speichersee sieht man, dass das Gras verdorrt ist, ganz einfach weil es zum falschen Zeitpunkt gemäht wurde. Während meiner Müllsammelaktion fand ich dann dort auch noch Zigarettenkippen im verdörrten Gras. Mein Haus und andere wären bei einem Waldbrand direkt gefährdet.

Die Krönung: Gift zur Bekämpfung der Natur

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Als Krönung meiner Spaziergänge stach mir kürzlich der typische Geruch von Gift in der Nase. Resultat: Tage darauf war das Gras auf den Wegen wie verbrannt und von Tag zu Tag wurde es schlimmer. Ich bin dann mal mit dem Rad ca. 6-7 km rund um den See am Deichboden entlang gefahren, um mich über die ganze Giftaktion in Kenntnis zu setzen. Überall der Anblick von abgestorbenem Gras. Selbst die Wege hoch zur Deichkrone. Oben auf dem Deich konnte ich es nicht feststellen, bis dorthin waren die Giftspritzer wohl nicht gelangt.

Natur- und Umweltschutz zum Thema für alle machen

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Jeden Tag, wenn ich meinen Müllsammelspaziergang mache, frage ich mich, warum so sorglos mit der Natur umgegangen wird. Es ist für mich völlig unfassbar und lässt mich nicht mehr los. Ich würde gerne noch mehr unternehmen, damit meine Mitmenschen endlich wach werden und umweltbewusster werden. Ein paar Lehrer habe ich angerufen, in der Hoffnung, dass sie in ihrer Schule Schülern unsere Umwelt nahe bringen – Fehlanzeige, nichts tat sich. Es frustriert manchmal, aber ich gebe nicht auf.

Deshalb Frage an Euch:

Habt Ihr zündende Ideen, wie man effektive Überzeugungsarbeit zum Schutz unserer Umwelt und Natur leisten kann?

Lasst es mich wissen und überlegt auch, wo Ihr selbst ansetzen könnt,

Euer Energiefox

CSN-Blogfrage der Woche: Kann man trotz MCS ein Haustier halten?

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Chemikalien-Sensibilität (MCS) ist eine Krankheit, die zwangsläufig einsam werden lässt.

Durch Reaktionen auf Alltagschemikalien wie Parfum und Duftstoffe, Abgase, frischer Farbe, Zeitungsdruck, Reinigungsmittel, etc., ist für die Erkrankten meist keine Teilnahme am normalen Leben mehr möglich. Sie bekommen Kopfschmerzen, Übelkeit, Krämpfe, werden schwindlig, um nur ein paar Beispiele für Beschwerden aufzuzählen, die diese Menschen erleiden.

Um beschwerdefrei zu sein, müssen MCS- Kranke Chemikalien meiden, was in der Realität bedeutet: Chemikaliensensible müssen wegen ihrer Reaktionen völlig isoliert leben, sie können meist keinen Beruf mehr ausüben und Hobbys, die noch auszuüben wären, gibt es kaum. Was ganz schlimm ist, gängigerweise ist Freunden die Umstellung auf duftfreie Kosmetika und Waschmittel zu aufwendig, es bleibt also nur selten noch ein treuer Freund übrig.


Blogfrage der Woche:

  • Gegen Einsamkeit kann ein Haustier helfen und Trost spenden. Doch kann man mit MCS eine Katze, einen Hund, ein Vögelchen oder ein anderes Haustier halten?
  • Was sind Eure Erfahrungen?

Mounting actions against environmental medicine practitioners

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Lately the prominent case of Prof. Rea in Dallas, who has been investigated by the Texas medical board, has drawn significant national and international public attention Dr. Rea has been the first physician worldwide to have been awarded the title of a professor of environmental medicine, by the University of Surrey, England. According to him in the USA „there is currently an organized nation-wide effort to destroy the specialty of Environmental Medicine and to eliminate from practice physicians who diagnose and treat patients suffering from chemical sensitivities“.

Unfortunately, similar activities are observed in Germany

Dr. Peter Binz, a internationally renowned neurologist practicing in the German City of Trier, is paying dearly for diagnosing his patients with toxic injury for many years:
It happened more than two years ago on June 4, 2006: Agents of the Public Prosecutor’s Office of Trier searched the home and the practice of Dr. Peter Binz without advance notice or leaving him a chance to object or discuss the reason for this raid. Dr. Binz had been accused of fraudulent billing by the local Doctors Association (Kassenärztliche Vereinigung = KV). The agents of the Public Prosecutor’s Office seized all of his patients‘ files beginning with the year 2000. The archives in the basement had been sealed. The Doctors Association, which is specifically responsible for collecting the money owed to physicians from the German National Healthcare System on behalf of the doctors, suspended all payments to Dr. Binz until November 8, 2006. His home, in which he is living with his family, had been seized to cover an alleged claim of 183,966.19 Euros.

A Doctor for the workers

According to statements from Dr. Binz’s tax-adviser, Gerhard Eppler, the revenue of his practice is lower and his expenses are higher than those of the average comparable practices. His income is about 50,000 Euros lower than the average. He prescribes 1/3 less drugs than the average neurologist. And his revenue per patient is lower than average. He didn’t charge for medical certificates. Because his wife was working as a teacher, she has helped to provide the funds necessary to support his family -including 5 Children (of which 4 are adopted).

On January 9, 2007, his appeal was rejected. It followed the interrogation of all his medical assistants, a psychologist he had hired for his practice, etc. Dr. Binz himself was not heard at all.

600 severely sick patients are scheduled for questioning

Recently, in June 2008, the police started to interrogate his patients all over Germany. According to reports, 600 severely sick patients are scheduled for questioning. They are sometimes asked to remember and to provide detailed testimony about visits to his practice they made 5 years ago.
It has become known from interrogated patients that the police usually declared that their investigation is about charges of fraud. In Trier a patient was specifically asked to talk to a tape recorder. He did then ask for a written protocol to be signed by him, which he was denied by the interrogator. Subsequently the interviewee refused to provide testimony.

Comments from the police were:

A day has only 24 hours, so Dr. Binz cannot work more than 24 hours per day. Their alleged claim obviously is intended to be construed from the files with additional support from patient interviews. As it seems the files aren’t sufficiently supportive. The police in Boppard stated that Dr. Binz must have worked 26 hours a day, while the Police in Bonn mentioned 24 hours.

According to Mrs. Binz there are only very few mandatory time data in the items which neurologists are permitted to charge for. Of relevance for Dr. Binz‘ practice is only No. 823 (30min interview with the patient).

In the town of Merzig a police inspector visited a patient to arrange a date for a summoning. She was appalled about what she was told about Dr. Binz and declared she could only report positive experiences with him. Whereupon she was told that in this case, she doesn’t have to come to the summoning.

In Dresden the police surprised a severely sick patient with information that made her doctor look like a felon. Up until July 25, 2008, 75 patients, who had been asked for an interrogation, notified Dr. Binz.

Dr. Binz has been lobbied against and bullied for a long time

At first it was enterprises, then Public Health Insurance, because he insisted on diagnostic evidence for the toxic injury of workers, which is more expensive in the short term than drugging them. Later the Doctors Association (DA) joined in. In 1996 there had been a first meeting of a complaints board of the DA with the threat that he (Dr. Binz) has to pay for non-IgE mediator release tests himself. Further, the validity of psychometric tests of patients with toxic injury had been questioned and payments for PET-scans of the brain rejected.

Toxic injuries and consequences

He diagnosed toxic injuries in workers of Romika and other shoe manufacturers, Kalle, Michelin, Agrob, V+B, Pegulan, Kuag, Fanck, Mosel-Stahl-Werke (=Steel Works) , carpenter’s shops, car repair shops, metal workshops, gas stations, swimming pools, hospitals, butcher’s shops, dry cleaners, market gardens, vineyards and many other workplaces.

In 1989 Dr. Binz won a lawsuit against the shoe manufacturer Romika in the first instance in Trier and in the second instance in Koblenz, which had poisoned some of their workers.

In 1993 a disciplinary action had been agreed upon because he felt called upon to „pursue comprehensive investigations about the causes of certain disease syndromes“. The disciplinary action had been cancelled but a reason for this was never stated. Mr. Spaetgens, a lawyer, just declared „it could have been“.

1996 Dr. Binz had been subjected to accusations from the part of the German Berufsgenossenschaften (= BG, compulsory insurance for work related damages to workers paid for by employers).

In 1997 an action had been brought before the Court of the Medical Profession (a special court of the Doctors‘ Association concerned with professional conduct) at the Administration Court in Mainz by the state section of the Doctors Association.

In 1997 he was prohibited to counsel his patients in matters of German social law.

1998 there had been a new action before the Court of the Medical Profession, filed by the Doctors Association.

In 1999 the Doctors Association repeated its action to have Dr. Binz’s license suspended. This was tried on accusations of false treatment and neglect of duty.

In 2000 the Court for the Medical Professions decided to discontinue the lawsuit.

Dr. Binz continued to help those who had been made sick at work by chemicals
In spite of all these indignities and an abundance of written vilifications by the Doctors Association, Dr. Binz stayed with his convictions. He continued to help those who had been made sick at work by chemicals. Since the suspension of his license didn’t work, the DA resorted to more radical means. The package of the charges mentioned at the beginning contained a lot of documents from the aforementioned actions. His license for the German public insurance system was always important to Dr. Binz, because most of his patients became sick on the job and cannot afford to pay for his services by other means.

The lists of the dead would be shorter, if anyone would have taken action on behalf of them

Though Dr. Binz treats a lot of patients who had been damaged at work he doesn’t view himself as working against industry as such, just against enterprises without adequate job safety – measures. Workers have lost their health and quality of life and many are dying. Dr. Binz had to notify health insurers, disability insurers (BG), the ministry of health and the Public Prosecutor’s Office of these cases because he was legally obliged to do so as a physician. The lists of the dead would be shorter, if anyone would have taken action on behalf of them. Dr. Binz has five folders with copies of those case-histories of sick workers, which he had reported to the Public Prosecutor’s Office. Only once he did he obtained a receipt from their office, which is obligatory according to German Federal Law.

Cases of death continue to accrue

On the occasion of the raid in June 2006, the State Attorney in charge rejected to seize at least two of these folders. In the meantime the cases of severely injured people and cases of death continue to accrue. The last two years Dr. Binz has been systematically deprived of his quality of life. It has been tried to intimidate him, but he carries on. There continue to be reports about toxic injury going to the Public Attorney’s Office because that’s the law.

In November 2007 Dr. Binz received the Civil Courage Award of the Solbach- Freise Stiftung (Foundation) in Bodenwerder near Hameln.

Support is needed

Dr. Binz has the support of his patients. He was co-initiator of many support groups. He has received a lot of backup from support groups, non-governmental organizations, prominent scientists, and environmental physicians from Germany and abroad. More is needed given the continuing actions and would be welcome.

If you would like to add your solidarity and support you may send an email to „CSN-Chemical Sensitivity Network“ csn.deutschland@googlemail.com) or use the blog function to write a comment. (If you need assistance to sign in just let us know)

Strafanzeige und das zivilrechtliche Verfahren gegen Dr. Peter Binz – Hintergründe

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Dr. Binz diagnostiziert toxische Schädigungen – dafür soll er büßen

Eine Strafanzeige

Es geschah vor über zwei Jahren, am 4. Juni 2006. Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Trier durchsuchen das Wohnhaus und die Praxisräume des Trierer Neurologen Dr. Peter Binz ohne vorherige Ankündigung, ohne seine Anhörung.

Der niedergelassene Mediziner wird des Abrechnungsbetrugs verdächtigt. Die Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten alle Krankenakten der Patienten ab dem Jahr 2000. Die Archive in den Kellerräumen der Praxis wurden versiegelt. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) sperrte bis zum 8.11.2006 alle Zahlungen an den Mediziner. Das Wohnhaus des Arztes, in dem er mit seinen Kindern und Enkelchen wohnt, wurde gepfändet, um die Forderung der sofortigen Bereitstellung einer Summe von 183.966,19 Euro abzudecken.

Widerspruch abgelehnt – Keine Vernehmung des Angeschuldigten

Am 9. Januar 2007 wurde der Widerspruch des Neurologen im Rahmen einer Plausibilitätsprüfung mit festgesetztem Regress, betreffend den Ansatz der EBM 822 und 823, zurückgewiesen. Es folgt die Vernehmung aller Arzthelferinnen, des Psychologen, u.a., Dr. Binz selbst wurde hingegen nicht angehört.

Patientenbefragung quer durchs Land

Im Juni 2008 begann die Polizei mit einer Patientenbefragung quer durch Deutschland. Dem Vernehmen nach sollen rund 600 schwerkranke Patienten befragt werden. Sie sollen sich teils an Arztbesuche erinnern, die fünf Jahre zurückliegen, und dazu detailliert Auskunft erteilen.

Die Polizei erklärte bei ihrer Patientenbefragung, wie bisher durch Patientenberichte bekannt wurde, fast überall, dass es sich um ein Verfahren wegen Betruges handele.

In Trier sollte ein Patient nur auf Tonband sprechen. Er forderte jedoch ein Protokoll, das er unterschreiben könne. Dies wurde ihm vom Polizeikommissar nicht gestattet. Daraufhin machte er von seinem Verweigerungsrecht Gebrauch. Kommentar des Polizisten: „Ein Tag hat nun mal nur 24 Stunden, und länger könne auch Dr. Binz nicht arbeiten.“

Die Polizei in Boppard erklärte, dass Dr. Binz 26 Stunden gearbeitet habe, in Bonn beschränkte die Polizei sich auf 24 Stunden.

In Merzig besuchte ein Polizeikommissar eine Patientin, um einen Termin wegen Vorladung mit ihr abzusprechen. Sie erschrak über das, was man ihr über Dr. Binz mitteilte und erklärte, dass sie nur Positives über den Arzt berichten könne, worauf der Kommissar erklärte, dass sie dann nicht zur Vorladung kommen müsse. Es hätte sich erledigt.

In Dresden überraschte die Polizei eine schwer erkrankte Patientin mit den Informationen, die den Arzt, Herrn Dr. Binz, gar als Verbrecher erschienen ließen.

Bis zum 25. Juli 2008 meldeten sich 75 Patienten bei Herrn Dr. Binz, denen man eine Patientenbefragung angetragen hatte.

Der Hintergrund – Die Lobby gegen Dr. Binz war immer sehr groß

Zunächst waren es die Unternehmer, dann die Krankenkassen, weil Dr. Binz auf den diagnostischen Beweisen der Arbeitsschädigung bestand, und schließlich war auch die Ärztekammer und die Kassenärztliche Vereinigung gegen ihn. So kam es bereits 1996 zu einer Sitzung des Beschwerdeausschusses der KV mit der Androhung, dass alle kernspintomographischen Leistungen von Dr. Binz selbst zu zahlen seien. Weiter wurden die Psychometrien bei toxisch Geschädigten angezweifelt und die Positronen-Emissions-Tomographien des Hirns (PETs), die wichtigsten bildhaften Beweise, also auch abgelehnt.

Ein unbequemer Mediziner

Peter Binz ist unbeliebt. Bei der KV, bei den Berufsgenossenschaften, beim Medizinischen Dienst, bei Krankenkassen und bei der Industrie. Der Neurologe erkannte in den 90er Jahren Schäden bei den Arbeitern an verschiedenen Arbeitsplätzen. Weil er sich mit seiner Meinung nicht zurückhielt, versuchte man ihn einzuschüchtern. 

Gerichtliche Auseinandersetzungen und angedrohte Disziplinarverfahren blieben nicht aus:

1989 gewann der Neurologe Dr. Binz den in erster Instanz in Trier verlorenen Romika-Prozess, in zweiter Instanz in Koblenz.

1993 wurde ein Disziplinarverfahren beschlossen und angekündigt, weil Herr Dr. Binz sich dazu berufen fühle: „umfängliche Ursachenforschung für bestimmte Krankheitsbilder zu betreiben“. Das Disziplinarverfahren wird eingestellt – aber eine Entschuldigung gab es nicht. Herr RA Spaetgens erklärte: „es hätte ja sein können“.

1996 wurde Dr. Binz von Berufsgenossenschaften beim Amtsgericht Wiesbaden angegriffen,

1997 vom Berufsgericht für Heilberufe beim Verwaltungsgericht Mainz durch die Landesärztekammer. Es gab ebenfalls einen Prozess.

1997 erging ein Verbot bzgl. sozialjuristischer Beratung der Patienten.

1998 kam es erneut zu einem berufsgerichtlichen Verfahren durch die Ärztekammer, dazu gibt es einen geheimen Briefwechsel Krönig, Trabach, Michels, der Zeugnis gibt über diese seltsamen Machenschaften (im Internet unter Abekra nachzulesen).

1999 stellte die Ärztekammer erneut den Antrag zum Ruhen der Approbation. Man versuchte, Pflichtverletzung oder Falschbehandlung nachweisen.

2000 lehnte das Berufsgericht für Heilberufe die Eröffnung des Hauptverfahrens ab.

Eisern – trotz Demütigungen, Schmähungen,…

Trotz all dieser Demütigungen und der vielen schriftlichen Schmähungen durch die KV, besonders durch deren Assessor, blieb Dr. Binz bei seiner Überzeugung. Er half den durch Chemikalien auf ihrem Arbeitsplatz erkrankten Arbeitern weiter. Da der Versuch des Approbationsentzugs noch nicht funktionierte, griff die KV jetzt zu brutaleren Mitteln. Im „Anklagepaket“ für die oben genannte Strafanzeige waren viele Schriftstücke der oben genannten Vorgänge enthalten.

Ein Arzt, der für seine Patienten einsteht

Dr. Binz war die Kassenzulassung immer besonders wichtig, denn die meisten seiner Patienten erkrankten am Arbeitsplatz und viele von ihnen kommen aus einer Schicht, die sich keine privatärztliche Behandlung leisten kann. So wurden in der Praxis Bescheinigungen immer mit dem Vermerk ausgestellt: Liquidation: keine. Da seine Frau berufstätig war und für den Unterhalt der 5 Kinder sorgte, konnte er dies so handhaben.

Über beschlagnahmte und nicht beschlagnahmte Akten

Dr. Binz behandelt zwar viele Patienten, die durch ihre Arbeit geschädigt sind, fest steht aber, dass er nicht gegen die Industrie arbeitet, sondern nur gegen drittklassige Industrie. Solche Industriezweige, für die es keinen Arbeitsschutz gibt. Die Arbeiter dort haben ihre Gesundheit und ihre Lebensqualität verloren und viele sterben. Dr. Binz musste diese Fälle melden, dazu ist er als Arzt verpflichtet, und die Listen der Toten wären nicht so lang, wenn jemand dagegen eingeschritten wäre.

In der Praxis des Neurologen Dr. Binz gibt es fünf Aktenordner mit Kopien über die bislang gemeldeten Krankengeschichten erkrankter Arbeiter an die Staatsanwaltschaft.

Alle Meldungen der Krankheiten der Arbeiter waren an die Staatsanwaltschaft gegangen, nur in einem einzigen Fall gab es von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken eine Eingangsbestätigung.

Bei der Razzia in der Praxis Binz im Juni 2006 wurde der leitende Staatsanwalt gebeten, wenigstens zwei dieser fünf Aktenordner zu beschlagnahmen. Der Staatsanwalt lehnte das Ansinnen ab. Inzwischen nehmen die schweren Erkrankungen und die Toten, die in der Praxis Binz bekannt werden, weiter zu.

Dr. Binz wurde in den letzten beiden Jahren systematisch der Lebensqualität beraubt. Man versucht ihn als Arzt, der viele tausend Menschen betreut, einzuschüchtern, aber er macht weiter: Es gehen weiterhin Meldungen über toxisch geschädigte Menschen an die Staatsanwaltschaft, weil es das Gesetz so vorschreibt.

Solidarität mit Dr. Peter Binz

Rückhalt hat Dr. Binz immer bei seinen Patienten, er war Mitbegründer vieler Selbsthilfegruppen. Unterstützung hat er auch durch bedeutende Umweltmediziner im In- und Ausland.

Folgende Organisationen, Ärzte, Wissenschaftler und Politiker, bekundeten im Herbst 2006 ihre Solidarität mit Dr. Binz:

  • CSN – Chemical Sensitivity Network
  • Dr. H.U. Hill, Wiesbaden SHG für Chemikaliengeschädigte im Rhein-Main Gebiet
  • Antje Bultmann, Wissenschaftsjournalistin, Ethikschutz-Initiative
  • Initiative Gifterkrankter Weser-Ems/Oldenburg
  • SHG Chemikaliengeschädigte Wiesbaden,
  • PI – Politischer Arbeitskreis von Patienten-Initiativen Umwelterkrankter Dr. Birgit Stöcker
  • Interessengemeinschaft umweltgeschädigter Schüler und Lehrer der Gemeinschaftsgrundschule und Realschule Nideggen e. V.
  • Initiative Gesunde Schule Hamm
  • ZEB
  • IVU e.V. – Internationaler Verein für Umwelterkrankte
  • MCS Selbsthilfegruppe Umweltgeschädigter Hamburg VHUE e.V.  – Verein zur Hilfe Umweltbedingt Erkrankter
  • Deutsche Umwelt- und Gesundheitsinitiative e.V.
  • Bereich Schulen der AG Innenraumschadstoffe und Gesundheit im BBU e.V., Dagmar von Lowjewski
  • Initiative Chemikalienerkrankte Berlin R. Frey
  • IHG – IInteressengemeinschaft der Holzschutzmittelgeschädigten
  • IPG – Interessengemeinschaft der Pyrethroidgeschädigten ABEKRA – Verband arbeits- und berufsbedingt Erkrankter e.V. Dr. Angela Vogel
  • Selbsthilfegruppe für Chemikaliengeschädigte, Arbeits- und Unfallopfer und Kontaktstelle abeKra (Verband arbeits- u. berufsbedingt Erkrankter e.V.) Kontakt: Manfred Heppner
  • MCS Liga Schweiz, Christian Schifferle
  • MCS Infoportal Schweiz, Silvia Nussio
  • Selbsthilfegruppe Umwelterkrankter Olpe, Christian Hohn, Sprecher der Landes Arbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz NRW von Bündnis 90 die Grünen
  • Selbsthilfegruppe Amalgam Berlin, c/o Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle MitteStadtRand
  • ASSOCIATION PROTECTION DEFENSE DE L’ENVIRONNEMENT, DE BOURG FIDELE, France Denise Schneider
  • Hiltrud Breyer, Mitglied des Europäischen Parlaments
  • Prof. Dr. Lawrence Plumlee, CSDA Chemical Sensitivity Disorder Asocciation, USA
  • Dr. Hanspeter Donate Vorstand dbu
  • Prof. Dr. Doris Rapp, Phoenix Arizona, PARF
  • Prof. Dr. William Rea, EHC-Dallas
  • Prof. Dr. med. Helmuth Müller Mohnssen, München
  • Dr. habil. Richard Albrecht, Ph.D. online-Editor rechtskultur.de, 53902 Bad Münstereifel
  • Dr. Wolfgang Baur, Gründer Ökologischer Ärztebund, 38690 Vienenburg

Für weitere Solidaritätsbekundungen bitte die Kommentarfunktion des Blogs nutzen.

Alkohol in Parfums und Duftstoffen verstärkt Gesundheitsbeschwerden

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Die schwedische Wissenschaftlerin Eva Millqvist forscht seit vielen Jahren nach den Ursachen von Hypersensitivitätsreaktionen bei Menschen mit Chemikalien-Sensitivität und sensorischer Hyperreaktivität. Parfums und Duftstoffe gehören zu den häufigsten Auslösern für die Reaktionen bei diesen Personengruppen. In ihrer Mitte Juli erschienenen Doppelblindstudie berichtet Millqvist ihre allerneuesten Erkenntnisse. Bei mit Duftstoffen versehenen Produkten und Parfüm könnte als Ursache die Kombination von Ethanol als Lösungsmittel bei empfindlichen Personen die Atemwegsreaktion verstärken.

Parfums und Duftstoffe besonders problematisch

Ethanol (normaler Alkohol) dient in Parfums und duftstoffhaltigen Produkten in erster Linie als Lösemittel, Füllstoff, Haftvermittler und Trägersubstanz. Aftershaves und Eau de Toilette enthalten einen besonders hohen Ethanolgehalt, ebenso manche Reinigungsmittel wie beispielsweise Glasreiniger.

Den Ursachen auf der Spur

Ein Aspekt, den Millqvist und ihr Team in ihrer aktuellen Studie zur Erklärung von Atemwegssymptomen aufgriffen, die durch Chemikalien und Duftstoffe ausgelöst wurden, ist die sensorische Hyperreaktivität (SHR) der Nerven in den Schleimhäuten der Atemwege. Patienten mit SHR zeigen eine erhöhte Hustenreaktion auf inhaliertes Capsaicin (Wirkstoff von Chili), vermittelt durch TRP-(transient receptor potential) Ionenkanäle. In Tierversuchen wurden einige TRP-Kanäle durch Ethanol verstärkt, weshalb das Ziel in der aktuellen Millqvist Studie darin bestand zu untersuchen, ob vorherige Inhalation von Ethanol die Capsaicin-Hustenreaktion bei Patienten mit SHR in irgendwelcher Weise beeinflussen kann.

Sauberes Studiendesign enttarnt Alkohol als Wirkungsverstärker

Fünfzehn Patienten mit SHR und 15 gesunde Kontrollpersonen wurden in drei Sitzungen mit zwei Konzentrationen von inhaliertem Capsaicin provoziert. Vor jeder Provokation mit Capsaicin wurde vorhergehend inhalativ Kochsalz oder eine von zwei Konzentrationen von Ethanol in einer doppeltblinden, randomisierten Verfahrensweise verabreicht. Die Studienteilnehmer reagierten in Dosis abhängiger Weise mit Husten auf die Inhalation von Capsaicin. Bei den Patienten, aber nicht bei der Kontrollgruppe, erhöhte vorhergehende Inhalation von Ethanol die Hustenantwort in Dosis abhängiger Weise.

Alkoholhaltige Duftstoffe als Problem erkannt

Millqvist und ihr Team ermittelten, dass eingeatmetes Ethanol die Hustenreaktion auf Capsaicin (Chili) bei Patienten mit sensorischer Atemwegshyperreaktivität verstärkt. Das Studienergebnis legt nahe, dass die Pathophysiologie von SHR mit TRP-Rezeptoren in den sensorischen Nerven der Schleimhäute der Atemwege zusammenhängt. Diese Erkenntnis könnte eine wichtige Erklärung dafür darstellen, dass Chemikaliensensible und Personen mit sensorischer Hyperreaktivität über Beschwerden durch alkoholhaltige Duftstoffverbindungen wie Parfums und Aftershaves ganz besonders häufig klagen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. Juli 2008

Übersetzung: Karlheinz

Literatur: Millqvist E, Ternesten-Hasséus E, Bende M., Inhaled ethanol potentiates the cough response to capsaicin in patients with airway sensory hyperreactivity, Department of Respiratory Medicine and Allergology, Asthma and Allergy Research Group, The Sahlgrenska Academy at University of Gothenburg, S-413 45 Gothenburg, Sweden. Pulm Pharmacol Ther. 2008 Jun 22.

Gesunde, umweltfreundliche Schulen per Gesetz

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Der Geruch von Schulgebäuden ist einem noch lange nach der Schulzeit im Gedächtnis. Er ist signifikant und häufig geprägt von scharfen Putzmitteln, die in der Luft zu stehen scheinen. Die langen Schulgänge mit ihrem alten PVC- oder Linoleumboden glänzen durch das Wachs, das stetig aufgetragen wird und süßlich nach Chemie riecht. Wen wundert es, dass manche Putzkammer in einer Schule regelrecht einer Chemiefabrik gleicht, so viele Dosen, Kanister und Behälter mit aufgedruckten Warnzeichen für deren giftigen Inhalt stehen herum. Im Bundesstaat Missouri ist jetzt Schluss damit. Wer dort eine Schule betritt, dem weht frische Luft entgegen.   

Noten unten – Krank durch giftige Putzmittel 

Reinigungsmittel können erhebliche Gesundheitsschäden anrichten, manche Putzfrau kann von völlig ruinierter Gesundheit berichten. Auch Schulkinder leiden erheblich unter der Chemikalienbelastung, die von den gängigen Reinigungsmitteln in der Schule ausgehen. Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Aggression, Atemwegsbeschwerden, juckende Augen, Asthmaanfälle, Konzentrationsstörungen und Lernschwierigkeiten gehören mit zu der Palette der Beschwerden, die häufig beklagt werden. Der US Bundesstaat Missouri zog Anfang Juli nach New York und Illinois einen Schlussstrich und verbietet giftige Reinigungsmittel in Schulen – der Gesundheit und der Umwelt zuliebe.   

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Unterschrift des Gouverneurs gegen giftige Putzmittel an Schulen

Am 11. Juli setzte Gouverneur Matt Blunt seine Unterschrift unter eine neue Gesetzgebung zum Wohl von Schulkindern, Lehrpersonal und Reinigungskräften. An den Schulen von Missouri wird fortan nur noch mit „grünen Reinigungsmitteln“ geputzt, also solchen Reinigungsmitteln, die umwelt- und gesundheitsverträglich sind.  Missouri ist der dritte Bundesstaat, der diese sinnvolle Entscheidung trifft. In New York wurde bereits 2006 und in Illinois im Jahr 2007 Gesetze verabschiedet, die giftfreie Reinigungsmittel in Schulen vorschreiben.  

Giftfreies Putzen an amerikanischen Schulen bald Norm

Mark Bishop, Leiter der Kampagne für gesunde Schulen, ist stolz auf die bisherigen Erfolge und sieht darin den Beginn einer nationalen Bewegung zum Schutz der Gesundheit von Kindern. Bishop geht sogar euphorisch davon aus, dass in wenigen Jahren im ganzen Land nur noch ohne Gift geputzt wird. Deutlich würde dies dadurch, dass auch Gouverneure aller Staaten langsam zu verstehen beginnen, dass ein gesunder Innenraum zu mehr und zu besserer Leistung führt, meint Bishop begeistert.    

Auch Gary Walker, der als Triebfeder für „Green Cleaning“ gilt, ist zuversichtlich. Er half mit, die Gesetzesvorlage in Illinois zu schaffen. „Grünes Reinigen“ schützt die Umwelt und die Gesundheit, das ist wichtig und wird ganz sicher zur allgemeinen Norm werden an amerikanischen Schulen.  

Jede Schule kann Vorbild sein

Healthy School Campain ist eine gemeinnützige Organisation, die Anleitungen und Informationen auf ihrer Webseite anbietet, die leicht von jeder Schule umzusetzen sind. Der „Quick and Easy Guide to Green Cleaning in Schools“ ist ein Leitfaden, den die Organisation herausgegeben hat, der in schnellen einfachen Schritten erklärt, wie man eine Schule auf Reinigungsmittel umstellt, die Gesundheit und Umwelt schonen. Interessierte Schulen bekommen ihn sogar kostenlos zugeschickt.   

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Fünf einfache Schritte für bessere Gesundheit und besseren Noten

Eine Schule mit umwelt- und gesundheitsfreundlichen Reinigungsmitteln auszustatten, ist nicht so schwer, wie man es sich vorstellt. Fünf Schritte genügen für den Anfang und werden schnell Erfolg zeigen. Die Initiatoren von Healthy School Campain geben mit auf den Weg, dass man sich nur nicht überwältigen lassen soll und mit den nachfolgenden Schritten beginnen solle:    

Schritt 1: Zertifizierte“grüne Reinigungsprodukte“ kaufen

Es gibt Dutzende von Möglichkeiten, die hervorragend funktionieren und auch preislich kaum unterschiedlich zu den normalen Reinigungsprodukten sind. Im Anfangsstadium sollte das Reinigungspersonal gezielte Hinweise erhalten, wie Reinigungsmittel richtig verwendet werden (Aufbringen, mischen, verdünnen, entsorgen, etc.).  

Schritt 2: Einführung umweltfreundlicher Ausrüstung und Hilfsmittel

Verwendung von Saugern und spezieller Ausrüstung zum Reinigen von Böden, die mit Hocheffizienzfiltern ausgestattet sind, um mikroskopische Partikel und Feinstäube aufzunehmen, die Gebäudebenutzer nachhaltig schädigen. Solche „grüne Ausrüstung“ kostet zwar mehr, ist aber von höherer Qualität und längerer Haltbarkeit. Über lange Sicht überwiegt der Nutzen die Kosten.    

Schritt 3: Einführung „grüner Reinigungsverfahren“

Änderung der Frequenz, Technik und dem Zeitpunkt, wann das Reinigen durchgeführt wird. Beispielsweise, dass ein Spray nur auf ein Tuch gesprüht wird, um eine Oberfläche zu behandeln, anstatt die ganze Oberfläche einzusprühen. Oder ganz auf Sprays zu verzichten, stattdessen Reiniger stark mit Wasser zu verdünnen. Das Vermeiden von Pestiziden und Einführen von integrierten Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen, die ganz ohne Gift auskommen.   

Schritt 4. Verwendung von Umweltpapier und Umweltkunststoffprodukten

Einführung von Umweltpapier in den Papierspendern und recycelten Müllsäcken für die Mülleimer der Schule. Durch Austausch der Papiertücher und Toilettenpapier gegen Papier auf Rollen sinkt beispielsweise der Verbrauch drastisch.    

Schritt 5: Beteiligung an der Verantwortung

Schulung von Lehrpersonal, Schülern, Besuchern, etc. darüber, was sie tun können, um eine gesunde Schulumgebung zu unterstützen. Beispielsweise recyceln von Papier und Plastik, Wassersparen, kein Liegenlassen von Nahrungsmitteln, Sauberkeit,…  

Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein zahlt sich aus

„Das kostet viel mehr, wir können uns keine Ökoputzmittel leisten, das Budget ist zu klein.“ So, oder so ähnlich könnte das wohl einzige Argument gegen die Einführung umwelt- und gesundheitsbewusster Reinigungsmittel lauten. Dass genau das Gegenteil der Fall sein kann, davon berichten Schulen auf der Webseite von „Green Schools“.    

Besonders die richtige Putzausrüstung kann den Unterschied ausmachen und letztendlich Kosten sparen. So berichteten verschiedene Schulen über den Einsatz von speziellen HEPA-Saugsystemen, die selbst Feinstäube wirklich effektiv in Griff bekommen und für weniger Krankheiten und sichtbar weniger Staub sorgen. Schulen im Distrikt von San Fransisco hatten immer wieder Beschwerden, dass Kinder unter Atemwegsproblemen litten. Seit der Einführung von HEPA-Saugsystemen, staubanziehenden Fußmatten in den Eingangsbereichen und neuen speziellen Putzmopps gab es keinerlei Beschwerden und Nachfragen mehr.   

Auch die Wahl der Papierhandtuch-Systeme kann entscheidend sein, so stellte ein Schulleiter fest, dass durch den Einsatz von speziellen Systemen, die keinen Handkontakt zur Entnahme des Papierhandtuchs erfordern, die Infektionen an seiner Schule zurückgingen und man auch kaum noch desinfizierende Reiniger benutzen musste.    

Eine Untersuchungsbehörde stellte während einer Pilotphase in den Jahren 2003-2004 an Schulen in der Region Chicago fest, dass umwelt- und gesundheitsfreundliche Reinigungsmittel ohne Mühe zum gleichen Preis wie konventionelle Mittel erhältlich sind. Was noch interessanter war, sie putzen oft sogar noch besser als die giftigen herkömmlichen Reiniger.  

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Impuls

Vielleicht ist der Erfolg in den US Bundesstaaten New York, Illinois und Missouri ein Impuls, dass auch in Deutschland Eltern und Lehrer „grünes Reinigen“ der Schulen einfordern, statt der bisherigen oft mit gesundheitsschädlichen Chemikalien durchgeführten Reinigung von Schulgebäuden. Von wem auch der erste Impuls in Deutschland ausgehen mag, eins ist sicher, viele Schüler und Lehrer werden mit Begeisterung an Programmen zur Entwicklung umwelt- und gesundheitsfreundlicher Strategien teilnehmen und an Wettbewerben für die „grünste Schule“, um aus ihrer Schule eine gesunde Schule werden zu lassen.    

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juli 2008  

Literatur: Healthy School Campain, 2008