Monatsarchiv für Juni 2008

Afrika – Menschen mit MCS leiden besonders unter Pestiziden

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Hitze, Feuchtigkeit – ideale Brutplätze für Moskitos – Malaria. Durch die Bevölkerungsexplosion im Hochland im Südwesten von Uganda wurden fruchtbare Feuchtgebiete in Moskitolöcher verwandelt. Malariagebiet. Allein im Jahr 1999 starben dort schätzungsweise 100 000 Menschen an der Malaria. Durch die USA wurden Hilfsmaßnahmen durchgeführt. Pestizide sollten Rettung bringen, doch die gesundheitlichen Nebenwirkungen sind groß. Auch in Afrika gibt es Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS – Multiple Chemical Sensitivity), sie trifft es besonders. 

Pyrethroide im Großeinsatz
Die Malaria Kontrollinitiative von U.S. Präsident Bush wurde 2005 ins Leben gerufen  und führte dazu, dass im Distrikt Kabale, an der Grenze zu Ruanda, Hunderte von Häusern mit einem Pestizid gegast wurden. Verwendet wurde das Pyrethroid Lambda-Cyhalothrin (ICON). Ganz abhängig von den Chemikalien, die als weiterer Inhaltsstoff verwendet werden, ist das Pestizid leicht bis sehr gefährlich. Rund ein halbes Jahr ist das Pyrethroid, das auf die Wände gesprüht und vergast wird, aktiv. 

Pyerthroid verursacht Gesundheitsbeschwerden
Trotz dass man das Projekt zur Bekämpfung von Malaria überwachte, klagten viele Bewohner von 107 000 behandelten Häusern über Symptome. Kopfschmerzen, Schwindelanfälle und temporärer Hörverlust wurden insbesondere beklagt, sagte ein Offizieller, der seinen Namen aus Furcht nicht nennen wollte. Er selbst litt unter Niesen und tagelang anhaltendem Husten. Nicht verwunderlich, denn die Bewohner der pestizidbehandelten Häuser hatten keine Schutzkleidung wie die Arbeiter, die die Gifte ausbrachten, und waren dann anschließend dem Gift in ihren Häusern bis zu dessen Zerfall ausgesetzt.

Schaden- Nutzenabwägung statt ungiftige Alternativen
Von Seiten der Gesundheitsbehörde versuchte man hingegen, das Pestizid und dessen Anwendung zu verteidigen. Man stellte den Nutzen und die Effektivität des Pyrethroids in der Moskitobekämpfung heraus. Die Menschen hätten nur kurzfristig unter Jucken der Haut gelitten, wenn sie mit den besprühten Wänden in Kontakt gekommen wären. Der Rest wurde verschwiegen und dass es ungiftige Alternativen gibt, kam nicht zur Sprache.

Chemikaliensensible sind besonders gefährdet
Alex Muhwezi, ein Repräsentant von IUCN (eine internationale Vereinigung zum Erhalt der Natur) beschrieb ICON als ein normal übliches Pestizid, dass von der WHO für Innenräume zur Bekämpfung von Malaria anerkannt sei. Anerkannt für seine Wirksamkeit, nicht dass es unschädlich für Menschen ist. Seiner Auffassung nach käme es vor allem darauf an, wie das Pestizid gehandhabt würde. Am  Wichtigsten dabei sei zu wissen, dass eine Person, wenn sie vor dem Kontakt mit dem Pyrethroid bereits krank gewesen oder allergisch auf Parfum oder auf Insektensprays sei, dass diese Person dann mit schlimmen Auswirkungen rechnen müsse.

Wer krank ist hat das Nachsehen

Man weiß im afrikanischen Uganda somit ganz genau, dass bestimmte Pestizide, wie das in Kabale eingesetzte Pyrethroid ICON, auf kranke, chemikaliensensible und allergische Menschen sehr gefährlich wirken können, eine Tatsache, die nicht in jedem Land so deutlich ausgedrückt wird. Aber wie sieht die Prävention für diese krankheitsbedingt besonders anfälligen Menschen aus? Sie leben meist in großer Armut, wohin sollten sie unterdessen ausweichen, um den angenommenen schweren gesundheitlichen Folgen zu entkommen?

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. Juni 2008 

Literatur: IPS, HEALTH-UGANDA: USAID’s Malaria Control Plan Risks Public Disapproval, 25. Sept. 2006

Schutzengel Helene: Hilfe für MCS-Kranke aus der Politik

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Nun ist sie vorbei, die von vielen so langersehnte Fachanhörung im Deutschen Bundestag „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“. Der Termin weckte bei vielen MCS-Kranken im Vorfeld große Erwartungen und Hoffnungen. Hoffnungen darauf, dass sich in Deutschland recht bald etwas in die richtige Richtung bewegt, denn die deutsche Umweltmedizin führt derzeit im internationalen Vergleich leider nur ein Schattendasein. Viele schmiedeten Pläne, nach Berlin zu fahren, mussten dieses Vorhaben auf Grund ihrer starken Krankheitsbeschwerden letztendlich zum Schluss dann doch aufgeben. Schade, zu gerne hätten sie an der besonders wichtigen Tagung teilgenommen. 

Probleme Umweltkranker bedürfen Lösungen
Dass dieses Fachgespräch im Bundestag zustande kam, geht auf den persistenten Einsatz von Frau Regina Nowack von der SHG Amalgam in Berlin zurück. Besten Dank an dieser Stelle an Frau Nowak und an die Politiker von Bündnis90/Die Grünen, die diese Fachtagung ermöglichte! 

Hauptgründe für dieses gesuchte Gespräch waren, eine Verbesserung der umweltmedizinischen Versorgung zu bewirken, die Zahl gut ausgebildeter Umweltmediziner voranzutreiben, da den Betroffenen, umweltgeschädigten Patienten, nur völlig unzureichende Hilfe in unserem Land zuteil wird. Ganz besonders MCS-Patienten stehen ihrer Erkrankung in Deutschland quasi alleine gegenüber und sind deren einschneidenden massiven Folgen hilflos ausgeliefert. Die Behandlung von MCS und anderen Umwelterkrankungen ist absolut unzureichend, Umweltkliniken mit internationalem Standard sind hierzulande völlige Fehlanzeige. Der Realisierung des Titels der Fachtagung „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“ ist dementsprechend längst, längst überfällig.

Logisch: Kranke Umwelt – Kranker Mensch
Stand der Dinge: Dass die Umwelt krank macht, ist erwiesen, Handeln seitens der Entscheidungsträger ist bisher leider ausgeblieben. In Zeiten leerer öffentlicher Kassen und Massenarbeitslosigkeit, ist die Finanzierung unabhängiger Studien zur Erforschung von Umwelterkrankungen und adäquate Präventions- und Arbeitsschutzmaßnahmen in weite Ferne gerückt.

Der behördlichen und sozialrechtlichen Umsetzung der Anerkennung von Umwelterkrankungen fehlt es offensichtlich an Untermauerung und tatsächlicher Ausführung, denn die Praxis spricht leider eine andere Wahrheit als bisher auf dem Papier proklamiert.

Die Schweiz ist z. B. Vorreiter in unseren Gefilden, es gibt dort ein öffentlich finanziertes MCS-Wohnprojekt, das in Arbeit ist. Solche hilfreichen Projekte sind in Deutschland zu forcieren, ohne langes Gerede. Jetzt leben schwer an MCS Erkrankte z.B. bei Freunden im gekachelten Bad, in ihrem Auto oder schlafen im Freien. Manche ohne Perspektive, brachten sich um.

MCS-Kranke wurden wie immer ausgegrenzt
Anmerken möchte ich, wegen der oben genannten Umstände, dass ich als MCS-Schutzengel mir den Ablauf des Fachgespräches anders gewünscht hätte. Viele wichtige bedeutende Belange von Umwelterkrankten, schwerpunktmäßig von uns MCS-Kranken wurden m. E. nicht genügend hervorgehoben. Sicher, es war viel zu wenig Zeit, um in die Tiefe zu gehen und MCS ist „nur“ eine Umweltkrankheit von vielen für die dringend Lösungen gefunden werden müssen. Aber als MCS-Schutzengel denke ich natürlich in erster Line an all die MCS-Kranken in Not, die mich kontaktieren. Mir gehen dann viele Geschichten von Schwerkranken durch den Kopf und all das Elend, das damit verbunden ist. Für sie passierte in Berlin genau das, was ihnen im Alltag widerfährt, sie konnten nicht teilnehmen. Ich kenne keinen schwer MCS-Erkrankten, der diese Strapaze auf sich nehmen konnte. Das ist wirklich ein Dilemma, denn der Eindruck, der somit bei dem Fachgespräch entstanden ist, spiegelt nicht die Realität wider, leider, denn die Fakten sind m. E. weitaus schlimmer, als man es nunmehr nach dem Gespräch in Berlin annehmen könnte.

Schwer MCS-Kranke – aus den Augen aus dem Sinn
Es kam in Berlin insbesondere nicht zum Ausdruck, dass das Gros der Umweltkrankten/ MCS-Betroffenen auf Grund ihrer schwerwiegenden gesundheitlichen Beschwerden überhaupt nicht in der Lage war, dieser Fachtagung, bei der es grundsätzlich um ihre Bedürfnisse gehen sollte, teilnehmen zu können – paradox irgendwie, die Hauptpersonen waren nicht anwesend.

Eine weitere Fachtagung wünsche ich mir deshalb im Rahmen von entsprechender Barrierefreiheit für MCS-Kranke. Machbar wäre dies durch eine per Computer zu verfolgende Fachtagung, damit die Menschen, die es tatsächlich am Härtesten betrifft, ebenfalls am Geschehen teilhaben könnten. Eine solche weitere Veranstaltung ist wirklich ganz bitter nötig, das können die anderen MCS Schutzengel genauso bestätigen, wie jeder Selbsthilfegruppenleiter, der direkten Patientenkontakt hat. Alle von uns sind überlastet und oft auch überwältigt von all dem Elend gegen das wir ankämpfen müssen und dass wir den Kranken fast nur Trost bieten können, anstatt direkte Hilfe.

Als MCS-Schutzengel bitte ich um:

  • Zukünftige barrierefreie MCS-Fachgespräche mit Politikern und Entscheidungsträgern.
  • Unabhängige Forschung und das Einrichten adäquater und an internationale Standards angepasste Umweltkliniken mit entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten.
  • Duftstofffreie Zonen in Krankenhäusern, Behördengebäuden, Universitäten, Schulen, Kindergärten. Es kann nicht länger angehen, dass langjährige Warnungen des UBA in Bezug auf Duftstoffe ohne eingreifende Konsequenzen bleiben und die Duftstoffindustrie im Gegenzug im sog. Duftdesign weiter kräftig aufgerüstet, mit all seinen schweren und gesundheitsschädigenden Einschneidungen im Leben von Umwelt- und MCS-Patienten.
  • Einfließen von Fachwissen über MCS in die Aus- und Weiterbildung bei Ärzten und Krankenhaus-, Pflege- und Rettungspersonal.
  • Wohnprojekte und betreutes Wohnen für MCS-Kranke, MCS-Altenwohneinrichtungen.

Wannsee-Schwimmer berichtet: Fachgespräch „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“

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Hallo Leute,

ich habe am Freitag mal den Wannsee im Stich gelassen und mir angehört, was im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus diskutiert wurde. Ich schreib hier Alles auf, für euch, die ihr vielleicht gern mitdiskutiert hättet, aber wegen der MCS dort nicht hinkönnt.

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Im ersten Teil des Fachgesprächs „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“ gab es drei Vorträge von bayrischen Umweltmedizinern: 

Dr. Frank Bartram
Dr. Bartram (IGUMED) berichtete, was die bedeutendsten Expositionsbereiche für umweltassoziierte Erkrankungen sind (Innenräume, Dentalersatzmaterial, Nahrung/Getränke, Genussmittel).
Er erklärte, wie man eine „Umweltmedizinische Spezialanamnese“ durchführt. Dabei muss man zunächst die „Lebensumfelder“ des Patienten abfragen, andere Erkrankungen ausschließen, weil „umweltassoziierte Erkrankungen“, wie Dr. Bartram sagte, „unspezifisch“ sind.
Dr. Bartram hat so eine Laboranalytik, mit der er verschiedene Marker erfasst. Er lässt die Biomarker (Belastung in Körpermaterial) messen, die Effektmarker (Sensibilisierungsreaktionen, pathologische Zytokinexpressionsmuster), Suszeptibilitätsmarker (Polymorphismen, Blut-Hirn-Schranke), Umweltmarker (Messung durch Bausachverständige) und er schaut nach inneren Belastungen durch die Dentalersatzmaterial.

Lasst euch nicht erschrecken von den vielen Fachbegriffen, die haben in Berlin auch nicht alle gleich verstanden. Aber Dr. Bartram hat das alles auch zum Nachlesen zur Verfügung gestellt.

Auch über die häufigsten Symptome seiner Patienten hat Dr. Bartram berichtet. Das Grundproblem „Es handelt sich um unspezifische Symptome“. Allgemeinsymptome (Leistungsmangel), Nervensystem (Konzentrationsstörungen, somatopsychische Störungen, Polyneuropathie), Störungen des Immunsystems, Schleimhautsystem (Magen-Darm, NNH, Lungen-Bronchien, Harnwege, gyn. Schleimhautbereich), Haut /Haare/Nägel.

Die „Multiple Schadstoff Sensitivität“ (MCS) hat Dr. Bartram unter den Stichworten „Oxidativer Stress und Inflammation“ und „Wirkungen von IFN-gamma“ erklärt.

Dr. Bartram meint „Expositionen zu neurotoxischen Substanzen können bei Einwirkung auf das… ZNS auch zu psychischen Störungen/Veränderungen führen: somatopsychische Störungen“

Er berichtet auch, dass es zu reaktiven Verstimmungszuständen kommen kann durch jahrelange Arztbesuche, Arbeitsunfähigkeit, Perspektivlosigkeit, sozialen Abstieg.
Abschließend erklärte Dr. Bartram, was bei nachgewiesener Erkrankung zu machen ist:

Expositionsvermeidung, Expositionsverminderung, Expositionsstop.

Dr. Bartram hat uns Zuhörern schon was abverlangt, aber wie gesagt, es gibt ein Papier zum nachlesen.

Dr. Peter Ohnsorge
Dr. Ohnsorge vom Deutschen Berufsverband der Umweltmediziner hat uns in Berlin die Augen geöffnet über das, was an den Universitäten und in der Fortbildung so geschieht oder besser gesagt, nicht geschieht. Zwar ist die Umweltmedizin im Studium vorgesehen, aber in der Realität  sieht das dann so aus, dass zum Beispiel ein Toxikologe über Intoxikation  und Grenzwerte lehrt, aber über Langzeiteffekte von Schadstoffen, die für Umwelterkrankungen relevant sind, nicht gesprochen wird.

Dr. Ohnsorge meinte, dass die vielen Symptome, die man bei Umwelterkrankungen vorfindet, für die Mediziner verwirrend seien und dass die Mediziner deshalb nicht mit dieser Komplexität zurechtkämen. Die „Entität des Krankheitsbildes“ würde nicht erkannt.
Dann kritisierte Dr. Ohnsorge auch, dass Umwelterkrankungen nicht in den „Scientific Mainstream“ passen, der sich vor allem um Genetik und um High-Tech-Medizin drehe.

Dr. Ohnsorge hat von einer „historischen Lagerbildung“ gesprochen. Umweltmedizin würde mit Naturheilkunde im negativen Sinn gleichgesetzt. Viele Mediziner behaupteten, es gäbe keine Umwelterkrankungen. Und was noch dazukomme, Umweltmedizin lasse sich schlecht abrechnen. Man hätte 8 Minuten zur Verfügung, wo man acht Stunden brauche.

Von Dr. Ohnsorge haben wir auch erfahren, dass die Weiterbildung im Bereich Umweltmedizin von ehemals 200 Stunden auf 100 Stunden gekürzt wurde. Dr. Ohnsorge hat an den Inhalten dieser 100 Stunden-Weiterbildung mitgearbeitet. Nicht, weil er diese Kürzung gut findet, sondern, weil er wenigsten dazu beitragen wollte, dass die wichtigsten Inhalte noch erhalten bleiben.

Es gibt nämlich Umweltmediziner, die sich während ihres Studiums schon spezialisiert haben – also so wie Augenärzte- und es gibt weitergebildete Ärzte. Das sind dann die mit den 100 Stunden.

Die Grünen hören nach Dr. Ohnsorge zu sehr auf Toxikologen und das RKI und zu wenig auf Umweltmediziner. Er kritisierte auch den Lobbyismus und die Finanzierung der Forschung aus Drittmitteln. 

Dr. John Ionescu
Der dritte Referent Dr. Ionescu von der Spezialklinik Neukirchen sprach über Allergische Erkrankungen durch Umweltbelastungen. Es gibt in der Bundesrepublik 25 Millionen Allergiker. Dass die Allergien in den letzten Jahren ständig zugenommen haben, sieht Dr. Ionescu vor dem Hintergrund der Umweltbelastung. Er berichtete zum Beispiel über ein Ehepaar, das mit Holzschutzmittel in Kontakt gekommen war. Beide hatten die gleiche Exposition mit diesem Holzschutzmittel, der Mann blieb gesund, während die Frau erkrankte. Interessanterweise hatte der Mann mehr Schadstoffe im Urin als seine Frau. Er hatte aber dieselbe Exposition, war also nicht stärker belastet. Es stellte sich heraus, dass die Leber der Frau hier Ursache war und die Frau deshalb die Schadstoffe nicht richtig entgiftete. Nach mehrwöchiger Unterstützung der Leberfunktion  erholte sich Frau von ihrer schweren Erkrankung.

Dr. Ionescu kritisierte den Einsatz von Kortison. Er behandelt die Ursachen einer allergischen Erkrankung. Er wies auch auf die Bedeutung der Ernährung und der Darmflora bei Allergien hin.
Dr. Ionesu stellte einen Sonderdruck OM und Ernährung Heft 2008/122 über „Umweltbedingte Erkrankungen – Diagnosekriterien und integrative Therapieverfahren bei MCS, CFS und Fibromyalgie“ zur Verfügung.

Diskussionsrunde, Kommentare
Nach den Vorträgen der drei Mediziner hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich zu Wort zu melden.

Ein Dr. Otto aus Osnabrück warf ein, Krebs sei ein Altersproblem, die Umwelt spiele, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle.

Ein Mitglied einer Selbsthilfegruppe aus NRW informierte über die Probleme, die die Krankenkassen bei Diagnostik und Therapie von Umweltkrankheiten den Patienten machen. Er kann sich als Privatpatient eine bessere Diagnostik und Therapie leisten als andere Menschen, die gesetzlich versichert sind.

Dr. Scheiner kritisierte Studien zum Mobilfunk. Er wurde von Dr. Ionescu unterstützt, der Laborerfahrungen mit dem Blut sensibler Personen hat und der auch eine mobilfunkerkrankte Patientin, Frau Frielinghaus, vorstellte.

Frau Infante-Göb, die auf ihre Unabhängigkeit von Vereinen und Verbänden hinweisend als Betroffene sich zu Wort meldete, forderte von den Politikern mehr Prävention und berichtete, bei dem Begriff MCS habe in den neunziger Jahren eine Änderung stattgefunden. Sie sprach von schadstoffinduzierter Krankheit.

Dann baten die Gastgeber zu Kaffee und Kuchen und belegten Brötchen. (Lecker!)

Podiumsdiskussion
Nach der Kaffeepause war die Podiumsdiskussion angesetzt.

Die angekündigte Mitarbeiterin der ZEIT, Frau Zinkant war verhindert, und für sie war der stellvertretende Chefredakteur der TAZ vor Ort.

Frau Kotting-Uhl (Grüne) berichtete über die „Kleine Anfrage“ aus dem Jahr 2007 und die Antwort der Bundesregierung. Sie wollte von Dr. Straff, UBA wissen, wie er an Stelle der Bundesregierung geantwortet hätte bzw. wie er Umwelterkrankung definieren würde. Dr. Straff ist nach eigener Aussage nicht an der Antwort aus 2007 beteiligt gewesen, hätte aber genau so  wie die Bundesregierung geantwortet.

Dr. Wiedemann vom Forschungszentrum Jülich sieht keine Probleme bei einer klaren Definition des Begriffs Umwelterkrankung, gefragt sei der gesunde Menschenverstand.

Dr. Ohnsorge vertrat die Meinung, der Begriff Umwelterkrankung müsse die individuelle Verletzbarkeit/Empfindlichkeit einbeziehen.

Auf die Frage von Frau Kotting-Uhl nach Berichten von Betroffenen meldeten sich eine ehemalige Friseurin, die Tochter eines Obstbauern und eine Frau aus Stuttgart zu Wort. Die Friseurin berichtete, dass sie von keinem Arzt ernst genommen wurde, die Tochter eines Obstbauern war durch Pestizide in der Kindheit und durch Chemikalien während ihrer Schreinerlehre erkrankt und war zeitweise nur noch im Rollstuhl. Ihr Gesundheitszustand hat sich in der Klinik Neukirchen verbessert. Die Frau aus Stuttgart ist sehr durch die schlechte Luft an ihrem Wohnort belastet und müsste eigentlich wegziehen.
Abschließend wurde über die „Umkehr der Beweislast“ diskutiert. Und über die Anerkennung von Berufskrankheiten.

Herr Metzger von der TAZ meinte, dass das, was heute schon als Berufskrankheit anerkannt würde, nie ohne den Druck seitens der Gewerkschaften zur Anerkennung gebracht hätte.

Bei der Diskussion um Pestizide, äußerte Dr. Straff vom UBA, Pestizide seien bei korrekter Anwendung unschädlich.

Frau Kotting-Uhl forderte bei neuen Stoffen müsse vor Einsatz deren Unbedenklichkeit nachgewiesen werden. Allerdings meinten Frau Kotting-Uhl und Dr. Terpe (Grüne), es gäbe in der Gesellschaft eine gewisse Bereitschaft, Risiken zu akzeptieren. Als Beispiel wurden die Todesfälle im Straßenverkehr angeführt.
Frau Kotting-Uhl könnte sich Freiräume zum Beispiel bei Mobilfunk vorstellen.

Frau Regina Nowack, die die Replik zu der Antwort der Bundesregierung 2007 verfasst hat, wies nochmals auf die Gefahren durch Amalgam hin.

Resümee
Jetzt fragt Ihr euch, was Ihr erwarten könnt?

Die beiden Politiker der Grünen werden alles noch mal in Ruhe bedenken. Sie werden es zunächst in der Partei diskutieren (Dr. Terpe) und sehen, was man in Entwürfe umsetzten kann.
Gegebenenfalls wollen sie zu weiteren Fachgesprächen einladen.

Flyer, Material zum Mitnehmen
Was gab es an Papieren, außer den erwähnten Papieren:

– Flyer „Unnötige Duftstoffe vermeiden“ vom Verein für Umwelterkrankte e.V. Bredstedt
– Flyer „Entgiftung und Prävention – gewusst wie“ vom Verein zur Hilfe umweltbedingt Erkrankter e.V. Neunkirchen
– Sonderdruck 8/2006 von Aktiv for you, BAYER Health Care mit einem Beitrag zur Allergologie von Dr. Ionescu
– Auszug aus „raum und zeit“ von 2007 mit einem Beitrag von Hanne Weizenegger, „Macht die Umwelt krank?“

Ich berichte euch hier, was bei mir angekommen ist. Also ohne Gewähr. Sicher haben andere Teilnehmer noch andere Erinnerung. Ich hoffe aber, dass mein Gedächtnis das Wesentliche hergegeben hat.

Und jetzt geht es ab in den Wannsee. Bei dem Wetter.

 Die Antwort auf die Anfrage der Grünen

Reaktion auf Parfum auch ohne Riechen des Parfums möglich

Schutzanzug

Gegen Parfum reicht eine Aktivkohlemaske als Schutz nicht aus 

Parfums werden von den meisten Menschen mit Chemikalien-Sensitivität – MCS als häufigster Auslöser ihrer Reaktionen im Alltag angegeben. Parfums und Duftstoffe zu umgehen ist nahezu unmöglich und kann im schlimmsten Fall bedeuten, das sich eine hypersensibilisierte Person aus dem Sozial- und Berufsleben zurückziehen muss, denn einen 100%igen Schutz gibt es nicht dagegen, außer einem professionellen Schutzanzug.   

Es gibt mehr als nur Allergien

 Die schwedische Wissenschaftlerin Eva Millqvist untersuchte eine Gruppe von neun Patienten mit respiratorischen Symptomen nach unspezifischen, reizenden Stimuli, um vermutetes Asthma zu ermitteln. Ausgeschlossen von der Studie wurden Patienten mit IgE-vermittelter Allergie oder demonstrierbarer bronchialer Obstruktion. 

Placebokontrollierte Studie mit Parfum

Um ein Provokationsmodel zu finden und die Symptome der Patienten objektiv in einer kontrollierten Studie festzustellen, wurden Provokationen mit Parfum oder Placebo durchgeführt. Die gleichen Patienten durchliefen auch eine spezielle Provokation mit Parfum, mit und ohne Aktivkohlemaske, um festzustellen, ob das Atmen durch einen Filter mit Aktivkohle Symptome verhindern könne. Die Patienten atmeten im Verlauf der Provokationen durch den Mund, während sie eine Nasenklammer benutzten, um das Riechen von Parfum zu verhindern. Die schwedischen Wissenschaftler fanden heraus, dass die früheren Symptome der Patienten gegenüber Parfum bestätigt werden konnten. Das Atmen durch den Aktivkohlefilter hatte keinen schützenden Effekt gezeigt.  

Reaktion ohne Riechen möglich

Millqvist und Lowhagen schlossen aus ihrer schon vor zwölf Jahren durchgeführten Studie, dass Symptome, die eine Hyperreaktivität des Respirationstraktes und Asthma andeuten, durch Parfum, ohne das Vorhandensein von bronchialer Obstruktion, provoziert werden können. Weiterhin wurde in dieser Studie deutlich, dass dabei ein Aktivkohlefilter keinen vollständigen präventiven Nutzen bei Parfum hat. Die Symptome werden nicht über den Olfaktorius (Riechnerv) übertragen, weil die Patienten das Parfum nicht riechen konnten, können aber durch einen trigeminalen Reflex (Reflex eines Hirnnervs) über den Respirationstrakt oder über die Augen verursacht worden sein.  

Voller Schutz vor Chemikalien

Ein 100% Schutz vor bestimmten Chemikalien ist nur mit einer professionellen ABC-Schutzkleidung möglich, wie sie zum Beispiel von der Bundeswehr eingesetzt wird, doch damit wird sich kaum jemand im Alltag unter die Menschen wagen. Für Menschen mit Hypersensibilität auf Parfum und Duftstoffe bleibt somit nur die soziale Isolation.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur:

Millqvist Eva, Lowhagen O.; Asthma and Allergy Center, Sahlgrenska University Hospital, Göteborg, Schweden, Placebo-controlled challenges with perfume in patients with asthma-like symptoms, Allergy, Jun. 1996; 51(6):434-9

Plastik-Duschvorhänge – die Giftbombe im Haus

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Mit über 100 giftigen Chemikalien duschen?  Nein Danke!

  Wovor führende Umweltmediziner seit Jahren warnen, wurde nun durch eine wissenschaftliche Studie bestätigt. PVC Duschvorhänge sind von der Produktion bis zur Entsorgung problematisch. Nicht nur das, sie sind auch gesundheitsschädlich und gasen oftmals über Hundert zum Teil hochgiftiger Chemikalien aus. Alternative zu den Giftvorhängen sind Duschkabinen aus Glas oder Duschvorhänge aus Baumwolle. In der Wohnung einer chemikaliensensiblen Person sollten PVC-Duschvorhänge ausnahmslos absolutes Hausverbot haben.  

Hübsch bunt oder hässlich giftig?

Duschvorhänge aus Plastik können schöne Eyecatcher im Bad sein, denn es gibt sie in allen Farben und mit hübschen Designs. Sie werden aus PVC hergestellt und sind unempfindlich gegen Algen oder Schimmel. In einem kleinen Bad sind sie für viele ein willkommener Farbklecks. Doch gerade in einem kleinen Bad können sie zu einem großen Problem werden, denn sie gasen giftige Chemikalien aus.  

Eine Chemiefabrik mit Leck im eigenen Haus?

Das Center of Health, Environment & Justice ließ Duschvorhänge aus PVC untersuchen und erstellte einen 44-seitigen Bericht darüber, der am vergangen Dienstag veröffentlich wurde. Dem Bericht geht eine Studie voraus, die zwei Jahre dauerte, um herauszufinden, aus was nun dieser typische Geruch eines Duschvorhangs besteht.  Im Labor wurde man fündig. Von den zu erwartenden Phthalaten (Weichmacher), über Lösemittel, Metallen und Chlor war alles drin, was niemand in seinen eigenen vier Wänden braucht. Man fand in den fünf Duschvorhängen, die es in gängigen Geschäften zu kaufen gibt, u.a. hohe Konzentrationen von Toluol, Xylol, Heptan, Decan, Benzol, Naphatalin, Butanol, Phenol, Trichlorbenzol, Hexanol, Styrol, Azeton.  In einem Vorhang fand das Labor sage und schreibe 108 Chemikalien, die in die Umgebungsluft ausgasen. Einige davon persisierten über einen Monat.  

Geruch wie eine Chemiefabrik oder Tankstelle

Mehrere Personen gaben den Autoren des Berichtes Auskunft, wie es ihnen ging, nachdem sie einen Plastikduschvorhang aufgehängt hatten, und welche Symptome sie bekamen: 

„Es roch wie eine Art Benzin. Es hat fast das ganze Haus zugestunken. Zuerst dachten wir, ein Benzintank sei undicht, so übel war es, und dann realisierten wir, dass es der neue Duschvorhang war, den wir an diesem Tag aufgehängt hatten…Ich nahm die Plastiktüte, in dem er eingepackt gewesen war, und mir wurde sofort schlecht. Ich weiß, neue Duschvorhänge haben diesen Geruch nach „neu“, aber ich habe nie zuvor so etwas wie diesen gerochen.“ (Bericht Studienteilnehmer) 

„Es ist schon typisch für die meisten Duschvorhänge, dass sie diesen „merkwürdigen Plastikgeruch“ haben, aber nicht so!!! Der Geruch des Vorhangs war UNBESCHREIBLICH! Stellen Sie sich strenge Farbe, gemischt mit Formaldehyd, Chlorbleiche und anderen beißende Chemikalien vor! Ich beschloss ihn trotzdem aufzuhängen, beschloss ihn aber dann doch abzuhängen, nachdem es jedem im Haus übel wurde.“ (Bericht Studienteilnehmer)  

Gesundheit ruiniert durch Duschvorhang

Sieben der gefundenen Chemikalien sind laut Stephen Lester, dem wissenschaftlichem Direktor und Co-Autor des Berichtes, von der Umweltschutzbehörde EPA als gefährliche Luftschadstoffe identifiziert.  Potentielle Beeinträchtigungen durch die Chemikalien, die aus den Duschvorhängen ausgasen, können zu Krebs, Entwicklungsschäden, Schädigung der Leber und des Nervensystems, als auch der Atemwege und des Fortpflanzungssystems führen.  Einige der Additive in solchen Duschvorhängen, wie die Phthalate und organischen Zinnverbindungen, gasen aus und werden im Hausstaub gebunden. Man nimmt sie über die Atmung auf und Kinder über Hand zu Mundkontakt.  

Was tun mit einem PVC-Duschvorhang?

„Ich habe diesen Duschvorhang aufgehängt, doch der Geruch war so überwältigend, dass ich Kopfschmerzen bekam. Ich gab ihm trotzdem eine Chance, stand aber um zwei Uhr Morgens auf, um ihn abzunehmen, so schlimm war es. Der Geruch durchzog mein ganzes Haus. Ich musste ihn zurückbringen und kaufte online einen aus Baumwolle.“ (Bericht Studienteilnehmer) 

Gifte gehören nicht in den Wohnraum, und nachhaltig die Gesundheit schädigenden Chemikalien wie die, die von den Wissenschaftlern gefunden wurden, schon gar nicht. Es gibt also nur eins, was man mit einem PVC-Duschvorhang tun kann: Entsorgen. Als Alternative bieten sich Baumwoll-Duschvorhänge an oder eine Duschkabine aus Glas. Sondermüll, wie ihn ein PVC-Duschvorhang darstellt, gehört definitiv nicht ins Wohnumfeld.  

Der Bericht des Center of Health, Environment & Justice zeigte bereits Wirkung: Einige der großen amerikanischen Wohnbedarfmärkte handelten umgehend und nahmen die giftigen PVC-Duschvorhänge aus den Regalen, andere stellten ihr Angebot bereits komplett auf ungiftige Duschvorhänge um.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur:
Stephen Lester, Michael Schade, Caitlin Weigand, Center of Health, Environment & Justice, Volantile Vinyl – The new shower curtains chemical smell, June 2008

Viva Argentina – Verbot für giftiges Spielzeug

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Aus und vorbei für tödliches Spielzeug

Knallig buntes Spielzeug aus Plastik ist etwas, was Kinder über alles lieben und dafür jedes schöne Holzspielzeug in der Ecke liegen lassen. Manches Kinderzimmer ist so voll gestopft damit, dass man denken könnte, man wäre in einem Spielzeugladen. Die Luft ist nicht besonders gut in solchen Kinderzimmern, in den die Kleinen meist auch schlafen. Das Problem ist, dass diese Spielzeuge aus Plastik häufig erhebliche Konzentrationen an Weichmachern, den sogenannten Phthalaten, enthalten. Manche sogar so stark, dass man den „Giftgeruch“ deutlich riechen kann. Weichmacher sind hochgradig gesundheitsschädigend, weil sie im Körper ein Hormon nachahmen, was zu Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen führen kann.   

Konsequenz für die Gesundheit von Kindern

In der vergangenen Woche beschloss das argentische Gesundheits-ministerium, ein Verbot für Spielzeuge, Babyartikel zum Beißen und Kinderartikel auszusprechen, die Phthalate enthalten. Das Ministerium untersagt mit seinem Beschluss Herstellung, Import, Export, Handel und das Verteilen von Spielzeug zu wohltätigen Zwecken, die mehr als 0,1% der Weichmacher DEHP, DBP, BBP, DINP, DIDP oder DNOP enthalten. Im Fall, dass Spielzeug über Importwege ins Land kommt und mitgeteilt wird, es würde keine der Weichmacher enthalten, werden diese Spielzeuge dennoch einer technischen Revision durch das Nationale Institut für Industrietechnologie unterzogen.   

Der Spielzeugmarkt in Argentinien wird mit diesem konsequenten Verbot zwangsläufig kinderfreundlicher werden, und Spielsachen aus Holz, Glasmurmeln und Blechautos werden ganz sicher ein Comeback feiern.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 13. Juni 2008-06-13 

Literatur:   

Ministerio de Salud, Resolución 583/2008, 11. Juni 2008

Studie beweist: Asthma durch Parfumwerbung in Zeitschriften ausgelöst

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Parfum? VORSICHT es könnte Ihnen den Atem rauben

In Hochglanzmagazinen für Frauen und Lifestyle finden sich häufig Parfumstreifen, die zum Kauf eines Parfums verführen sollen. Für Asthmatiker ist diese geringe Konzentration von Duftstoffen häufig bereits völlig ausreichend, um Beschwerden und einen Asthmaanfall auszulösen. Für Wissenschaftler der Louisiana State University war dies der Anlass, eine placebokontrollierte Studie durchzuführen, um den Beweis zu erbringen, dass tatsächliche eine derart geringe Konzentration von Parfum ausreicht. Der Beweis wurde erbracht und verdeutlicht, welche Hürden den Alltag eines Asthmatikers erschweren. 

Konsequentes Studiendesign

An der Studie der Wissenschaftler der Louisiana State University in New Orleans nahmen 29 Erwachsene mit Asthma und 13 Normalpersonen als Kontrollgruppe teil. Von allen Probanden wurde eine ausführliche Anamnese erstellt und eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Der Schweregrad des Asthmas wurde mittels validierter klinischer Kriterien ermittelt. Zusätzlich führten die Mediziner Hauttests (Pricktests) mit den allgemein gängigen Inhalationsallergenen durch, als auch mit dem Parfum, das man in der anschließenden Untersuchung verwendete.  

Provokationstests mit Parfum

Um objektiv beurteilen zu können, ob Personen mit Asthma auf Parfum reagieren, wurden insgesamt vier Provokationstests durchgeführt. Die Wissenschaftler nahmen hierzu Parfumstreifen, wie man sie in vielen Zeitungen vorfindet. Sie bestehen aus einem speziellen Papier, dass mit Parfum imprägniert ist. In den verdeckten Testverfahren wurden als Kontrolle 70%iger Isopropyl- Alkohol und normale Kochsalzlösung verwendet. Symptome und Beschwerden der Patienten wurden vor und nach den Provokationstests festgehalten. Begleitend wurden Lungenfunktionstests vor den Testungen und 10, 20 und 30 Minuten danach durchgeführt.  

Eindeutiges Studienergebnis: Parfum löst Asthma aus

Die Provokationstests mit Parfum erbrachten beim Verlaufsparameter FEV1 (Einsekundenkapazität) bei den Asthmatikern einen signifikanten Abfall im Vergleich zu den Kontrollpersonen. Bei der Placebotestung mit Kochsalzlösung hingegen zeigten die Asthmatiker keine FEV1 Reaktion. Der prozentuale FEV1 Abfall war nach der Provokationstestung bei schweren Asthmatikern signifikant größer als vergleichweise bei leichten Asthmatikern. Bei 20,7% der Asthmapatienten trat nach der Parfumtestung Keuchen und Brustenge auf. Asthmaanfälle durch die Provokation mit Parfum traten bei 36% der schweren Asthmatiker, bei 17% der mittelschwer betroffenen Asthmatiker und bei 8% der leicht betroffenen Asthmatiker auf. Als weiterer interessanter Aspekt wurde offenkundig, dass Patienten mit allergisch bedingtem Asthma einen weitaus größeren FEV1 Abfall nach der Parfumtestung hatten als Patienten mit nichtallergischem Asthma. Die Mediziner schlossen aus ihren Beobachtungen und Messungen, dass Parfumstreifen in Zeitschriften ausreichen, um eine Verstärkung von Symptomen und Atemwegsobstruktion bei Asthmatikern hervorzurufen. Schweres Asthma oder allergisch bedingtes Asthma stellten laut der Wissenschaftler ein erhöhtes Risiko dar, respiratorische Reaktionen durch Parfum zu erleiden.  

Parfums schließen Menschen aus der Gesellschaft aus

In Alltagssituationen trifft man nahezu überall auf parfümierte Mitmenschen oder auf parfümierte Räumlichkeiten. Selbst in Krankenhäusern oder Schulen befinden sich Duftvernebler in den Toiletten und neuerdings sogar in Patienten- bzw. in Klassenzimmern. Durch die Studie der Wissenschaftler aus New Orleans wird deutlicht, wie schwer und folgenreich es für Menschen, die unter Asthma oder Chemikalien-Sensitivität leiden, zwangsläufig sein muss, in unserer Gesellschaft zu existieren.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur: Kumar P, Caradonna-Graham VM, Gupta S, Cai X, Rao PN, Thompson J., Inhalation challenge effects of perfume scent strips in patients with Asthma, Department of Medicine, Louisiana State University Medical Center, New Orleans, USA, Ann Allergy Asthma Immunol. 1995 Nov;75(5):429-33.

Das Gift der Insektenblume

  Totenkopf, Totenschädel - auf der einen Seite der Globus, Weltkugel mit Blumenkranz  - Symbol für Verseuchung des Globus durch Pestizide aus der Chrysantheme

Pestizide aus der Chrysantheme verseuchen den ganzen Globus

  

Im Herzen Afrikas findet man sie. Die Felder mit Chrysanthemum cinerafolis und Chrysantemum coccineum. Wunderschöne margaritenähnliche Blumen, die aber nur auf den Feldern das Auge des Betrachtes erfreuen. Sie sind nicht für die Vasen im fernen Europa bestimmt. Die Blüten dieser Blumen werden getrocknet und zu feinem Pulver verarbeitet. Und dieses Pulver ist eine der begehrten Handelwaren des Kontinents. 

Chrysanthemum cinerafolis und Chrysantemum coccineum gehören nämlich zu jenen Pflanzenarten, die insekttötende Wirkstoffe produzieren. 

Durch Zugabe von Extraktionsmitteln (Kerosin/ Methanol, Petroether/ Acetonnitril oder Petroether/ Nitromethan) werden aus dem Pulver der Blüten sogenannte Pyrethrine gewonnen. Pyrethrine wurden bereits 1917 von der US Marine hergestellt: Insektizide zum Einsatz gegen Moskitos, Hausfliegen und andere Tierchen. 

Natur im Chemielabor umgebaut

Das Pulver der Chrysanthemum-Blüten ist teuer. Deshalb setzten Chemiker Piperonylbutoxid und anderer Substanzen zu und erzielten damit eine höhere Toxizität. Die zugesetzten Substanzen wirken als Synergisten.  

Weil aber auch das so gewonnene Insektizid immer noch teuer ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis Chemiker die Struktur der natürlichen Pyethrine entschlüsselten. Das gelang  bereits im Jahr 1924. Und 1947 wurde dann Allethrin synthetisiert. Damit gelang in den fünfziger Jahren der Markteinstieg. 

Allethrin war dem Naturprodukt noch ähnlich. Aber es war weniger giftig als Pyrethrine und ebenso wie Pyrethrine nicht photostabil. In rascher Folge kamen neue Produkte aus den Chemielaboren. Giftigere (zweite Generation) und photostabilere (dritte Generation). 

Permethrin ist ein Insektizid aus der dritten Generation. Permethrin ist in Deutschland als Mittel gegen Kopfläuse und Krätze zugelassen und findet auch in der Tiermedizin gegen Läuse, Flöhe, Milbe und Zecken Verwendung. Permethrin dient als vorbeugendes und/oder bekämpfendes Holzschutzmittel. Wollteppiche werden damit ausgerüstet. In Deutschland und Österreich ist Permethrin nicht als Pflanzenschutzmittel zugelassen. 

Ein Gift erobert den ganzen Globus

Der Boom der Pyrethroide kam mit der Einführung photostabiler Verbindungen (vierte Generation) für die Landwirtschaft. Fenvalerat, Deltamethrin, Cypermethrin und Permethrin sind die Umsatzrenner der Hersteller. 

Pyrethrine und Pyrethroide werden tonneweise produziert und sind mittlerweile über den Globus verteilt. Pyrethrine und Pyrethroide sind Insektizide. Aber auch für Menschen sind sie gefährlich:

„Naturpyrethrum und alle Pyrethroide sind Nervengifte, die auch das Zentralnervensystem angreifen. Pyrethroide reichern sich im Gehirn an. Kurz nachdem man Pyrethroiden ausgesetzt war, können die Gifte im Blut gemessen werden, sie werden aber relativ schnell abgebaut. Bei Langzeitbelastungen können sie im Fettgewebe gespeichert werden.“ 

Was passiert bei akuten Vergiftungen?

„Bei akuten Vergiftungen mit Pyrethroiden sind die ersten Symptome Reizungen und Rötungen der Haut und Schleimhaut, Kribbeln und Jucken, Taubheit um den Mund, Augenbrennen und Reizhusten. Dazu kommen die Symptome von Vergiftungen mit Nervengiften wie Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Schwächegefühl, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schweißausbrüche. Diese Empfindungen gehen wieder zurück, wenn die Belastung vorüber ist.“ 

Was passiert bei chronischen Vergiftungen?

„Bei chronischer Einwirkung können Taubheitsgefühle auf der Haut, Kopfschmerz, Schwindel, Depression, Erschöpfung, Angst, Seh- und Hörstörungen, Herz-Rhythmusstörungen, Muskelschwäche, Immunschwäche und Asthma auftreten.Bei Personen in stark belasteten Innenräumen und Flugpersonal sind chronische Vergiftungen beobachtet worden. Permethrin und Cypermethrin stehen im Verdacht, hormonelle Wirkungen zu haben und die Fortpflanzung zu schädigen“ 

Auch die Natur ist bekanntermaßen nicht harmlos 

Pyrethrine sind entgegen der landläufigen Meinung nicht harmlos:

„Pyrethrine wirken neurotoxisch, sowohl auf sensorische wie auch auf motorische Nerven… Ein zweijähriges Kind starb, nachdem es 14 g Pyrethrum-Pulver gegessen hatte. Es gab auch tödliche Vergiftungen durch inhaliertes Pyrethrin-Aerosol Pyrethrine verursachten im Rattenversuch Leber- und Schilddrüsenkrebs. 

Belastende Hintergrundbelastung

Das alltägliche Gift gehört zu dem, was die Experten eine „Hintergrundbelastung“ nennen. Auch unsere Kinder bleiben vor der alltäglichen „Hintergrundbelastung“ nicht verschont. Unsere Human Biomonitoring Spezialisten wissen das auch: 

Kinder-Umwelt-Survey, Pilotstudie (2001/2002):

Hinweise auf Expositionspfade für die innere Belastung mit Organophosphaten und Pyrethroiden: 

„In der Pilotstudie des Kinder-Umwelt-Surveys (KUS) wurden die Urine von 2- bis 17-jährigen Kindern aus vier Orten in Deutschland auf ihre Gehalte an Organophosphat- und Pyrethroidmetaboliten untersucht… 

Die Exposition gegenüber Pyrethroiden wird bestimmt durch das Lebensalter, den Probenahmeort, den Konsum von gekochtem Gemüse und die Verwendung von Pyrethroiden im häuslichen Innenraum. Die signifikante Korrelation zwischen den Metabolitgehalten im Urin und den Permethringehalten im Hausstaub zeigt, dass Hausstaub eine Quelle für die Belastung von Kindern darstellen kann. Wahrscheinlich ist dies auf die Staubaufnahme durch Hand-zu-Mund-Kontakt zurückzuführen“ 

Herzlichen Dank an Gastautorin Juliane für diesen informativen Blogartikel!

Exklusiv Interview Prof. Dr. Rapp über Kinder mit Umweltkrankheiten

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Interview Silvia K. Müller im Gespräch mit Professor Dr. Doris Rapp 

Prof. Dr. Doris Rapp gehört zu den bekanntesten Umweltmedizinern weltweit. Sie leitete eine Klinik für Kindermedizin in Buffalo und behandelte in ihrem Berufsleben Tausende von Kindern und Jugendlichen. Viele kennen die noch immer hochaktive amerikanische Wissenschaftlerin von internationalen Kongressen, Fernsehbeiträgen oder durch ihre Bücher, die z. T. New York Times Bestseller waren und in vielen Sprachen erschienen. Für Menschen aus aller Welt waren und sind die Bücher von Prof. Rapp ein erster erfolgreicher Einstieg, um ihre Krankheit besser zu verstehen und um endlich Wege zu finden, ihren Gesundheitszustand zu verbessern. 

SKM: Professor Rapp, Sie haben viele Jahrzehnte Erfahrung mit Kindern, die unter schweren Allergien oder Chemikaliensensibilität leiden, die allergisch auf ihre Nahrung oder ihre Umwelt reagieren. Wie viele Kinder haben Sie diagnostiziert und behandelt?
 
Doris Rapp: Viele Tausende aus allen Staaten in den USA und sogar Kinder aus Europa waren dabei. Sie kamen zu mir in die Klinik von überall her. Wir haben sie ausgetestet und dann individuell behandelt. Von fast allen diesen Kindern haben wir Videodokumentationen vom gesamten Verlauf erstellt. Wir haben die Kinder ausgetestet, auf was sie reagieren, und dabei gefilmt. Dadurch haben wir sichtbar gemacht, dass es Kinder gibt, die auf Nahrungsmittel oder Chemikalien reagieren.
 
SKM: Welche Beschwerden hatten diese Kinder, auf was und wie reagierten sie?
 
DR: Man kann auf alles Mögliche reagieren. Von Nahrungsmitteln angefangen bis zu Chemikalien. Es gab Kinder, die extrem auf Schimmel reagierten, weil sie in einem Haus mit Schimmel wohnten. Bei manchen waren es nur zwei, drei Nahrungsmittel, andere reagierten auf Nahrungsmittel, Pollen, Chemikalien und auf ihre Haustiere. Man muss es herausfinden, das ist bei jedem Kind verschieden.
 
Viele Kinder haben schwere Kopfschmerzen, sind total erschöpft. Sie schaffen es kaum noch, in die Schule zu gehen. Ständige Infekte waren oft Anlass, dass die Eltern mit ihren Kindern zu uns kamen.
 
Muskelschmerzen und Atemwegsbeschwerden sind sehr häufig. Sehstörungen, Tinnitus, Hörstörungen, Epilepsie, Krämpfe und Herzbeschwerden haben wir ebenfalls oft erlebt bei den Kindern. Ja, und dann natürlich hyperaktive Kinder oder solche, die depressiv oder extrem aggressiv wurden, wenn sie mit etwas in Kontakt kamen oder ein bestimmtes Nahrungsmittel gegessen hatten. Kinder, die zur Schule gingen und noch ins Bett machten, weil sie auf bestimmte Nahrungsmittel reagierten. Es gibt sehr viele Auswirkungen, und bei jedem sind sie unterschiedlich.
 
SKM: Haben Sie auch Kinder gesehen, die durch ihre Schule krank wurden?
 
DR: Oh ja, das kommt recht häufig vor. Ich habe viele gesehen, die durch ihre Schule krank wurden, manche sehr krank, so dass sie zuhause bleiben mussten deswegen.
 
SKM: Gibt es Beweise, dass solche Kinder tatsächlich durch ihre Schule krank wurden?
 
DR: Selbstverständlich. Das Anderson Labor hat dies sogar mit Videos dokumentiert. Jeder kann sie dort bestellen und selbst anschauen. Nicht nur die Kinder reagierten beispielsweise auf den giftigen Schulteppichboden, sondern auch die Lehrer und Labormäuse, die man den gleichen Emissionen aussetzte. Das dürfte Beweis genug sein.
 
SKM: Wie viele Kinder haben Sie ungefähr gesehen, die durch ihre Schule krank wurden? Waren es viele?
 
DR: Es ist schwer, dass ganz genau zu beantworten. Ich schätze, dass waren mindestens 30% und aus manchen Gegenden, in denen Ritalin häufig verabreicht wird, da waren es viel mehr, manchmal bis zu 70%. Manche Kinder reagierten auch nicht auf ihre Schule, sondern auf den Schulbus, mit dem sie fuhren, auf die Dieselabgase an der Haltestelle oder im Bus.
 
SKM: Durch was wurden die Kinder, die Sie gesehen haben, krank an ihren Schulen?
 
DR: Schimmel, belasteter Staub, Chemikalien, aber auch Nahrungsmittel, die sie dort gegessen haben und worauf sie allergisch reagierten.
 
SKM: Wie kann man herausfinden, auf was ein Kind reagiert?
 
DR: Es ist eigentlich sehr leicht herauszufinden, auf was so ein Kind reagiert. Jeder kann es, indem er meine „Big Five“ anwendet. Man muss herausbekommen, wo und wann es jemand plötzlich schlecht geht oder sich jemand plötzlich völlig auffällig verhält. Ist es innen oder draußen passiert? Kam es durch eine Chemikalie oder durch ein Nahrungsmittel? Durch die „Big Five“ bekommt man es heraus.
 
SKM: Was genau sind die „Big Five„, Professor Rapp? Können wir sie auch lernen?
 
DR: Ja sicher, jeder kann die „Big Five“ im Nu erlernen, es sind fünf Fragen:
1.      Wie sieht die Person aus?
2.      Wie fühlt sie sich?
3.      Wie sieht die Handschrift aus?
4.      Wie ist der Puls?
5.      Wie ist die Atmung?
 


Vergleichen Sie die „Big Five“ vor und 10-60 Minuten nach 
SKM: Was können die Leute noch tun, um herauszufinden, was mit ihnen los ist, und ganz wichtig, was empfehlen Sie, damit es den Betroffenen besser geht?
 
DR: Finden und beseitigen der Ursache und dann in Folge Vermeiden dieser Auslöser, das ist meine beste Idee, und das Allerbeste daran ist, man braucht keine Medikamente dazu.
 
Tausenden kann geholfen werden, indem sie eine Woche eine ganz strikte Diät essen ohne die Nahrungsmittel, auf die sie reagieren. Genauso schnell kann vielen mit einem Luftfilter geholfen werden. Ich erinnere mich, dass ich bei Dr. Runow in Deutschland einen besonders guten Luftfilter sah. Es ertönte ein Warnton, wenn Chemikalien im Raum waren. Das hat mir sehr gut gefallen. Solche Luftfilter eliminieren Pollen, Schimmel, Staub und Chemikalien. Wer auf Nahrung und auf Allergene in der Luft und Chemikalien reagiert, sollte beides ausprobieren. Viele staunen, wie schnell es ihnen besser geht. Dann müssen sie lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen und Auslöser vermeiden. Auf diese Weise wird eine kranke Person wieder stabiler und kann fast normal leben. Ist ein Kind bereits schwer erkrankt, empfiehlt es sich, eine Umweltklinik aufzusuchen und dort eine Behandlung durchzuführen. Kinder haben gegenüber Erwachsenen den Vorteil, dass ihr Körper schneller auf Therapien anspricht, und wenn konsequent nach den Vorgaben der Ärzte gelebt wird, kann sehr schnell Erfolg erzielt werden.
 
SKM: Herzlichen Dank für das interessante Interview, Professor Rapp. Wir wünschen Ihnen alles Gute, viel Gesundheit und weiterhin viel Kraft, um Ihre wichtige Arbeit fortsetzen zu können und freuen uns auf den nächsten Kongress, auf dem Sie sprechen werden.

  •  Essen oder Trinken
  • Aufenthalt im Außenbereich versus Aufenthalt im Innenraum, checken Sie jeden Raum oder Bereich
  • Chemikalienexposition (vergleichen Sie hierbei nach 1-5 Minuten, nicht erst nach 10-60 Minuten)
  • Einnahme von Medikamenten
  • Einnahme eines Immunsystemmodulators
  • Anwendung von desensibilisierenden Allergieextrakten 

Bayrisches Ministerium warnt vor Duftstoffen und gibt Tipps

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Duftstoffe können die Gesundheit und die Umwelt ganz schön belasten

Duftstoffe sind trotz, aber nicht nur wegen ihres Geruchs zur Last geworden. Um über die Wirkungsweise von Duftstoffen und deren Gefahren aufzuklären, entwickelte das Bayrische Staatsministerium eigens eine kleine Broschüre über Duftstoffe, die aufklärt und mithelfen soll, Asthmatiker, Allergiker und Chemikaliensensible zu schützen. Dass Ministerium weißt darauf hin, dass bei einer Allergie auf Duftstoffe nur ein wirksamer Schutz bleibt: Vermeidung.

Duftstoffe belasten Gesundheit

Über 6000 unterschiedliche, größtenteils chemische Substanzen werden in der Duftstoffindustrie als so genannte „Riechstoffe“ verwendet. Sie belasten im erheblichen Maße die Umwelt und immer häufiger die Gesundheit vieler Menschen. Insbesondere durch die zunehmend in Mode gekommene „Raumluftaromatisierung“ werden Asthmatiker, Allergiker und Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) belastet und in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Für manchen, für dessen Gesundheit Duftstoffe zur Qual geworden sind, bleibt als Konsequenz nur noch Vermeidung, und das kann im schlimmsten Fall sogar den Arbeitsplatz und somit die Existenz kosten, denn es gibt kaum einen Bereich, der nicht „beduftet“ wäre oder an dem sich keine Menschen aufhalten, die Parfums, Aftershaves, Weichspüler, duftstoffhaltige Waschmittel, etc. verwenden.

Ministerium klärt auf

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nahm all diese Tatsachen zum Anlass und erstellte im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz eine kleine Broschüre zum Thema Duftstoffe:

Ist angenehmer Duft auch immer gesund? Riech-, Duft- und Aromastoffe

In für jeden verständlicher Form vermittelt das Ministerium in seiner Aufklärungsbroschüre, wo Duftstoffe anzutreffen sind, aus was sie bestehen, über welche Aufnahmewege sie aufgenommen werden, wie sie sich auswirken können und dass sie, wo immer es unnötig ist, zu vermeiden sind.

Ministerium empfiehlt lüften statt beduften

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit schließt seine Broschüre mit den nachfolgenden Empfehlungen für den Verbraucher:

  • Wenn es unangenehm riecht, überdecken Sie den Geruch nicht durch Versprühen von Duftstoffen.
  • Versuchen Sie die Geruchsquelle zu beseitigen!
  • Lüften ist allemal gesünder!
  • Verzichten Sie auf Duftstoffe in der Raumluft.
  • Denken Sie an empfindliche Personen.Helfen Sie Allergien vermeiden!
  • Bewahren Sie Duftöle immer außerhalb der Reichweite von Kindern auf.
  • Geben Sie Duftstoffe nur in die Raumluft, wenn alle Raumnutzer einverstanden sind.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008

Literatur:

Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Ist angenehmer Duft auch immer gesund? Riech-, Duft- und Aromastoffe, 19.9.2003