Monatsarchiv für Dezember 2007

Tyrannisierte Ärzte bekommen Unterstützung durch Ärzteverband

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Schnappschuss Prof. William Rea mit Dr. Klausdietrich Runow am 25. International Symposium On Man and His Environment in Health and Disease

Während viele Patienten unter dem herrschenden Gesundheitssystem zu leiden haben, geht es Ärzten nicht viel besser. Ganz besonders im Brennpunkt stehen dabei Umweltmediziner. Nicht nur in Deutschland ist dies der Fall, sondern auch in anderen Ländern. Im vergangenen August erreichte uns eine Meldung. In den USA sollte ein kapitaler Schlag gegen die Umweltmedizin verübt werden. Das Texas Medical Board (TMB) versuchte zu veranlassen, Professor William Rea, dem ersten Professor für Umweltmedizin weltweit und Gründer des renommierten Environmental Health Center in Dallas, die Lizenz zum Praktizieren zu entziehen.

Schlag gegen Umweltmedizin vereitelt

Was als kapitaler Schlag gegen die gesamte Umweltmedizin gedacht war, wurde für das TMB zum Verhängnis. Kollegen, Patienten aus aller Welt und viele umweltmedizinische Organisationen aus den USA und Europa traten in Aktion und bekundeten ihre Solidarität mit Professor William Rea.

Ein europäischer Solidaritätsbrief für Professor Rea wurde von 42 Organisationen und umweltmedizinischen Fachverbänden, vielen Ärzten, Wissenschaftlern, Medizinjournalisten und Umweltpatienten aus ganz Europa unterzeichnet. Auch Hiltrud Breyer, MdEP, brachte mit Ihrer Unterschrift ihre Solidarität gegenüber Professor Rea, der als einer der Gründer der Umweltmedizin gilt, zum Ausdruck. Einige Umweltärzte schrieben zusätzlich Solidaritätsbriefe an den texanischen Senat und das Texas Medical Board. Und die gemeinsamen internationalen Anstrengungen zeigten Wirkung. Der Senat von Texas berief eine Sitzung ein, bei der die Mitglieder des TMB und die betroffenen Ärzte angehört wurden. Diese Anhörung dauerte über 11 Stunden, sie kann über die Links im Anhang angehört werden. Eine Episode möchten wir Ihnen vorab berichten.

Senatsabgeordnete Debbie Riddle während der Zeugenvernehmung, an Prof. Dr. William Rea gerichtet:

„…Aber eines der Dinge, die mich absolut wütend machen; und ich sage es hier geradeheraus, sind die Leute hinter Ihnen und der Ausdruck in ihren Gesichtern, von solcher Arroganz, während ein Mann von Ihrem Charakter, mit Ihren Leistungen und Ihrer Würde hier sitzt, um auszusagen. Ihr Leute solltet Euch dringend schämen.“

Die Senatssitzung brachte sehr viel des groben Fehlverhaltens und der üblen Machenschaften des TMB ans Licht, denn nicht nur gegen Professor Rea hatte man Strategien zur Eliminierung durchgeführt, sondern noch gegen viele weitere für das TMB unliebsame Mediziner im Staate Texas. Der Senat zieht daraus seine Konsequenzen und steht damit nicht alleine, denn ganz aktuell ist nun auch die Vereinigung der amerikanischen Ärzte und Chirurgen (AAPS) aktiv geworden. Der Medizinerverband hat das Texas Medical Board angezeigt und möchte damit den Ärzten ermöglichen, wieder voll für ihre Patienten eintreten zu können, ohne tyrannisiert und regelrecht verfolgt zu werden.

Pressemitteilung des AAPS vom 21.12.2007 in Übersetzung:

Ärzte verklagen das Texas Medical Board wegen Fehlverhaltens und prangern eine institutionalisierte Kultur von Vergeltung und Einschüchterung an

Das komplette Texas Medical Board (TMB) und seine offiziellen Mitarbeiter wurden in einer Klageschrift genannt, die von der Association of American Physicians and Surgeons (AAPS) [Vereinigung amerikanischer Ärzte und Chirurgen] eingereicht wurde. Die Beschwerde, die diese Woche beim Bezirksgericht in Texarkana eingereicht wurde, beschuldigt den Ausschuss/das Board des Fehlverhaltens bei der Ausübung seiner offiziellen Pflichten, insbesondere:

  1. Manipulation anonymer Beschwerden;
  2. dem Bestehen von Interessenkonflikten;
  3. Verstoß gegen ordnungsgemäße Verfahrensweisen;
  4. Verletzung der Privatsphäre; sowie
  5. Vergeltungsmaßnahmen gegenüber denen, die sich wehren.

„Die Situation hat für Patienten und Ärzte einen kritischen Punkt erreicht“, sagte Jane M. Orient, M.D, geschäftsführende Direktorin der AAPS. „Unsere Mitglieder fürchten sich zu sehr vor Vergeltungsmaßnahmen, um den Ausschuss als Einzelpersonen zu verklagen.“

Die Klageschrift hebt insbesondere das Fehlverhalten von Roberta Kalafut hervor, der Präsidentin des Ausschusses. Die Klage behauptet, dass Kalafut „es arrangiert hat, dass ihr Ehemann anonyme Beschwerden gegen andere Ärzte einreichte, darunter ihre Konkurrenten in Abilene …“ Dann „… erwirkte sie innerhalb des TMB zusammen mit anderen Angeklagten die Disziplinierung von Ärzten auf der Grundlage anonymer Beschwerden, die von ihrem Ärzteehemann eingereicht worden waren.“

Außerdem beschuldigt die Klage Kalafut und Donald Patrick, geschäftsführender Direktor, von den Interessenkonflikten von Keith Miller gewusst zu haben, als dieser Vorsitzende des Disciplinary Process Review Committee [Komitee zur Überprüfung des Disziplinarprozesses] war. Miller diente als Zeuge der Anklage in mindestens 50 Fällen, die vor den Ausschuss gebracht worden waren, ohne dies gegenüber den disziplinierten Ärzten oder der Öffentlichkeit offen zu legen. Im Verlauf eines elfeinhalbstündigen legislativen Marathonhearings über das TMB am 23 Oktober 2007 gaben Kalafut und Patrick unter Eid zu, das sie sich der Interessenkonflikte bewusst waren.

„Aufgrund der beeideten Aussage vor dem legislativen Komitee scheint es klar, dass sie von den Problemen wussten und alles in ihrer Macht stehende taten, um sie zu verbergen,“ sagte Dr. Orient. Die Klageschrift verlangt, dass das Gericht missbräuchliches Verhalten des Ausschusses sofort stoppt und dass frühere Disziplinarmaßnahmen, die durch die Verfehlungen des Boards kompromittiert wurden, neu eröffnet werden. „Die Ärzte in Texas sollten nicht gezwungen sein, in dieser Atmosphäre der Angst und Einschüchterung praktizieren zu müssen“, sagte Dr. Orient. „Beschwerden von unseren Mitgliedern haben das TMB als das wahrscheinlich schlimmste im ganzen Land identifiziert. Es ist schlecht für die Patienten, wenn ihre Ärzte Angst davor haben, dass, wenn sie das Richtige tun, es in einer Anfechtung ihrer Lizenz enden kann.“

Pressemitteilung des AAPS , Doctors sue Texas Medical Board for misconduct – Cites institutional culture of retaliation & intimidation, 21. Dezember 2007 (Anm.: Sehr lesenswerte Kommentare von Ärzten im Anhang der Pressemitteilung)

Anmerkung:

Das AAPS ist eine gemeinnützige Fachgesellschaft von Ärzten aller Fachrichtungen, die sich seit 1943 zum Schutz der Beziehung zwischen Arzt und Patienten verpflichtet hat.

Links zum Lesen, Anhören oder Ansehen:

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Spanische Universität stellt in zwei Studien fest: Insektizide verursachen Multiple Chemical Sensitivity (MCS)

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Während in Deutschland immer wieder bewusst Artikel veröffentlicht werden, in denen behauptet wird, man wüsste nicht, ob Chemikaliensensitivität (MCS- Multiple Chemical Sensitivity) überhaupt existiert und durch was diese gesteigerte Sensibilität gegenüber Chemikalien im Niedrigdosisbereich ausgelöst wird, häufen sich wissenschaftliche Studien aus vielen anderen Ländern, die Existenz und Ursachen dieser Erkrankung darlegen. Von der Universität Barcelona wurden zwei Studien veröffentlicht, die über Patienten referieren, die als Folge einer Insektizidexposition eine Hypersensibilität gegenüber Chemikalien, sowie MCS – Multiple Chemical Sensitivity und CFS – Chronic Fatigue Syndrome entwickelten. (1,2)

Stand der Wissenschaft zu MCS in Spanien

Laut einem Team spanischer Wissenschaftler der multidisziplinären Klinik für Toxikologie und Chronische Erschöpfung, sind CFS – Chronic Fatigue Syndrome – und MCS – Multiple Chemical Sensitivity – gut definierte Erkrankungen, die nach Exposition von Insektiziden eintreten können. Diese Erkenntnis hatte man durch ein Kollektiv von 26 Patienten gewonnen, welches CFS nach Insektizidexposition entwickelt hatten. Ein Drittel der Fälle entwickelte gleichzeitig auch eine Hypersensibilität auf Chemikalien (MCS). 

Ursache & Wirkung

Die Patienten, über die die Wissenschaftlergruppe berichtete, hatten als Ursache ihrer Erkrankung eine toxische Exposition erlitten, nachdem sie ihren normalen Arbeitsplatz nach einer Insektizidvernebelungsaktion betreten hatten. Bei 42% der Patienten waren die Sicherheitsmaßnahmen bei der Vernebelungsaktion nicht eingehalten worden. Die Mehrzahl der Patienten, Frauen im mittleren Alter, hatten eine akute Entzündung der oberen Atemwege, ohne muscarinartige oder nikotinartige Manifestation, gefolgt von einem Darmsyndrom und neurokognitiven, wie auch fibromyalgischen Manifestationen, sowie chronische Erschöpfung, entwickelt.

Folgen von Insektizidintoxikation

Die Dauer der Erkrankung der spanischen Patienten war unterschiedlich. Bei 19% betrug die Dauer weniger als ein Jahr. 58% der Insektizidexponierten waren länger als ein Jahr krank. 23 % der Patienten hatten so schwere gesundheitliche Probleme erlitten, dass sie dadurch arbeitsunfähig geworden waren.

Dringende Präventionsempfehlung

Da die gesundheitlichen Folgen der Insektizidexposition sehr schwerwiegend und für die Betroffenen durchweg überaus folgenreich waren, empfahlen die Wissenschaftler der Universität Barcelona in der medizinischen Fachzeitschrift Medicina Clinica: Um solche toxischen Expositionen zu vermeiden, ist es sehr wichtig, Sicherheitsmaßstäbe wie Abriegelung und Ventilation der Umgebung nach Insektizideinsätzen sehr sorgsam zu befolgen. Dadurch kann das Entstehen solcher Erkrankungen verhindert werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Dezember 2007

Literatur:

  1. Fernandez-Sola J, Liuis Padierna M, Nogue Xarau S, Munne Mas P., Chronic Fatigue Syndrome and Multiple Chemical Hypersensitivity after Insecticide Exposure, Medicina Clinica, 124(12):451-3, April, 2005
  2. Nogué S, Fernández-Solá J, Rovira E, Montori E, Fernández-Huerta JM, Munné P., Multiple Chemical Sensitivity: study of 52 cases, Med Clin (Barc). 2007 Jun 16; 129(3):96-8

Japanische Multicenterstudie zu Multiple Chemical Sensitivity (MCS)

Fragebogen zur MCS Diagnostik

Ein japanisches Wissenschaftlerteam beschreibt Multiple Chemical Sensitivity (MCS) als ein Syndrom, bei dem multiple Symptome durch Chemikalien-exposition im Niedrigdosisbereich eintreten, Details seien bisher ungeklärt. Das Ziel der Ende Dezember 2007 veröffentlichten Multicenterstudie bestand darin, die jeweiligen klinischen Charakteristika bei ärztlich diagnostizierten MCS Patienten zu analysieren. Die Wissenschaftler bewerteten diese spezifischen Charakteristika anhand der 106 Krankenakten von Patienten, bei denen MCS gemäß den international in der Wissenschaft angewendeten Diagnosekriterien, dem American Consensus von 1999, und den japanischen Diagnosekriterien für MCS diagnostiziert worden waren. (1)

 Studiendesign

Das Team führte mittels eines validierten Fragebogens, des Quick Environment Exposure Sensitivity Inventory (QEESI), eine Auswertung subjektiver Symptome der Patienten durch. Anschließend verglichen sie diese QEESI Auswertungs-ergebnisse mit denen von vier Patientengruppen aus den USA, über die Miller und Prihoda zuvor berichtet hatten. Es handelte sich bei den amerikanischen Wissenschaftlern um einen kontrollierten Vergleich von Symptomen und chemischen Intoleranzen, die von Golfkriegsveteranen, Personen mit Implantaten und Personen mit Multiple Chemical Sensitivity berichtet worden waren. (2)  

Patientengruppe

74% des japanischen Patientenkollektivs waren Frauen. Die Mehrzahl der männlichen Patienten war um dreißig Jahre alt, während das Alter der Frauen zwischen 10 und 65 Jahren variierte. Bei den bewerteten verursachenden Faktoren lag bei Männern die Tendenz bei einer Verursachung durch den Arbeitsplatz, während weibliche Patienten eine Vielfalt von Faktoren zeigten.

 Studienergebnis

Allergische Erkrankungen waren bei 84.0% der Patienten vor der Erkrankung präsent. Ein signifikanter Unterschied bei der QEESI Auswertung zwischen Männern und Frauen wurde nur in einem von zehn Punkten gefunden, der Symptomschwere und der Auswirkung der Krankheit im Leben. Jedoch waren alle zehn Bewertungspunkte bei der chemischen Intoleranz bei Frauen signifikant höher als bei Männern, was auf eine schwerere Symptomatik bei der weiblichen Patientengruppe hindeutet. Die durchschnittliche QEESI Punktzahl in der japanischen Patientengruppe lag niedriger, als bei allen vier amerikanischen Patientengruppen mit selbst berichteter MCS. Hierzu ist anzumerken, dass die amerikanischen Patientenkollektive, die zum Vergleich herangezogen wurden – u. a. Implantatpatienten und Golfkriegsveteranen – Extremgruppen darstellen, die nicht unbedingt repräsentativ für die allgemeinen Patienten mit Chemikalien-sensitivität anzusehen sind.

Fazit

Diese japanische Studie ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sich erfreu-licherweise weltweit immer mehr Wissenschaftler adäquat mit dem Thema MCS auseinander setzen und im Stande sind, die Erkrankung zu diagnostizieren.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Literatur:

  1. Hojo S, Ishikawa S, Kumano H, Miyata M, Sakabe K., Clinical characteristics of physician-diagnosed patients with multiple chemical sensitivity in Japan, Department of Environmental Science, Shokei Gakuin University, Japan; Department of Psychosomatic Medicine, The University of Tokyo, Tokyo, Japan; Department of Public Health and Clinical Ecology, Kitasato University School of Pharmaceutical Sciences, Tokyo, Japan., Int J Hyg Environ Health. 2007 Dec 20.
  2. Miller, C.S., Prihoda, T.J., 1999b. A controlled comparison of symptoms and chemical intolerances reported by Gulf War veterans, implant recipients, and persons with Multiple Chemical Sensitivity. Toxicol Ind Health 15, 386-397.  

Anhang

Diagnosekriterien Chemikaliensensitivität (MCS) American Consensus 1999

  1. Die Symptome sind durch (wiederholte chemische) Exposition reproduzierbar
  2. Der Zustand ist chronisch
  3. Minimale Expositionen (niedriger als vorher oder allgemein toleriert) resultieren in Manifestationen des Syndroms
  4. Die Symptome verbessern sich, oder verschwinden, wenn der Auslöser entfernt ist
  5. Reaktionen entstehen auch gegenüber vielen chemisch nicht verwandten Substanzen
  6. Die Symptome betreffen mehrere Organsysteme

Asthma, Allergien, Migräne, Chronic Fatigue Syndrome (CFS) und Fibromyalgie stellen keine Ausschlussdiagnose für MCS dar.

Normalität für Chemikaliensensible (MCS): Kopfschmerzen, Schwindel und Asthma an Weihnachten

Obwohl das ganze Weihnachtsfest harmonisch abgelaufen ist und das Essen wunderbar gelungen, stellen sich bei manchen Menschen Kopfschmerzen, Schwindel oder Asthmaanfälle ein. Woran mag es liegen, wenn nicht tief ins Glas geschaut wurde und kein Stress vorhanden war? Einer der Hauptauslöser können duftstoffhaltige Geschenke oder Gäste mit speziell für die Festtage aufgetragenen Duftstoffen sein. Ca. 15% der Bevölkerung leidet unter MCS – Multiple Chemical Sensitivity, sie haben an Weihnachten einen sehr schweren Stand. Ausweichen ist kaum möglich, wenn sie das Fest im Kreis der Familie verbringen möchten, für viele bleibt nur die Isolation.

Aftershaves, Parfüms und Bodylotions sind dafür bekannt, Asthma und Kopfschmerzen auszulösen. Grund dafür können die darin enthaltenen komplexen Chemikaliengemische sein, die akut auf das Nervensystem oder die Atmungsorgane einwirken. Über 4.000 Chemikalien kommen in künstlichen Duftstoffen zur Anwendung. Lösemittel wie bspw. Xylol, Toluol, Azeton oder allergieauslösende natürliche ätherische Öle wie u.a. Kampfer, Citral und Limonen gelten als typische Inhaltsstoffe. Besonders empfänglich für Reaktionen gegenüber Duftstoffen sind Asthmatiker, Chemikaliensensible, Personen mit MCS- Multiple Chemical Sensitivity und Allergiker.

Auch Kerzen, Duftkerzen und Raumduftsprays zählen häufig zu den Auslösern von weihnachtlichen Beschwerden. Normale Kerzen bestehen aus Paraffin, ein Abfallprodukt der Erdölindustrie, und die Dochte sind oft zusätzlich bleihaltig. Wer nicht lüftet nach dem Abbrennen von Kerzen, hat schnell eine hohe Schadstoffkonzentration in der Innenraumluft. Ist ein Weihnachtsbaum vorhanden, muss man zusätzlich an Terpene und Pestizide als Belastung denken. All diese Chemikalien addieren sich zu den bereits in der Raumluft befindlichen Chemikalien aus Reinigungsmitteln, Möbeln, etc. hinzu und sorgen dafür, dass bei einer erkrankten Person das „Fass überläuft“. Beschwerden stellen sich ein.

Was häufig hilft gegen Kopfschmerzen, Asthma und anderen Beschwerden an den Festtagen, ist frische Luft, sowie rigoroses Eliminieren von Duftstoffen und anderen enttarnten Auslösern. Das mag zwar alles traurig für denjenigen sein, der die Duftstoffe geschenkt hat, aber auch ein Lehrstück. Am Besten klärt man schon im Vorfeld mit allen Weihnachtsbesuchern ab, dass auf Duftstoffe und duftende Geschenke völlig verzichtet werden muss.

Stellen sich Asthma, Atemwegsbeschwerden, Kopfschmerzen oder erhebliche Stimmungsschwankungen nach Abbrennen von Kerzen, Anwendung eines Parfüms, Aftershaves, Raumduftes oder ähnlichem ein, weg damit aus dem Umfeld der chemikaliensensiblen oder allergischen Person. Duschen mit neutralem Duschshampoo, ein Spaziergang durch die klare Winterluft und lüften des Wohnraums führt häufig schnell zu Linderung.

Autor: Silvia K. Müller, Dezember 2007

Literatur:

  1. Burstein R, Jakubowski M., Unitary hypothesis for multiple triggers of the pain and strain of migraine, J Comp Neurol. 2005 Dec 5;493(1):9-14
  2. Baldwin CM, Bell IR, O’Rourke MK., Odor sensitivity and respiratory complaint profiles in a community-based sample with asthma, hay fever, and chemical odor intolerance, Toxicol Ind Health. 1999 Apr-Jun;15(3-4):403-9
  3. Baldwin CM, Bell IR, O’Rourke MK, Lebowitz MD., The association of respiratory problems in a community sample with self-reported chemical intolerance. Eur J Epidemiol. 1997 Jul;13(5):547-52
  4. Baldwin CM, Bell IR., Increased cardiopulmonary disease risk in a community-based sample with chemical odor intolerance: implications for women’s health and health-care utilization, Arch Environ Health. 1998 Sep-Oct;53(5):347-53
  5. Bell IR, Schwartz GE, Peterson JM, Amend D., Self-reported illness from chemical odors in young adults without clinical syndromes or occupational exposures, Arch Environ Health. 1993 Jan-Feb;48(1):6-13
  6. Cone JE, Shusterman D., Health effects of indoor odorants,Environ Health Perspect. 1991 Nov;95:53-9.
  7. Elberling J, Skov PS, Mosbech H, Holst H, Dirksen A, Johansen JD.,Increased release of histamine in patients with respiratory symptoms related to perfume. Clin Exp Allergy. 2007 Nov;37(11):1676-80
  8. Fisher BE.,Scents and sensitivity, Environ Health Perspect. 1998 Dec;106(12):A594-9
  9. Henneberger PK., Work-exacerbated asthma, Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2007 Apr;7(2):146-51.
  10. Kelman L.The triggers or precipitants of the acute migraine attack, Headache Center of Atlanta, Cephalalgia, 2007 May;27(5):394-402
  11. Kumar P, Caradonna-Graham VM, Gupta S, Cai X, Rao PN, Thompson J., Inhalation challenge effects of perfume scent strips in patients with asthma, Ann Allergy Asthma Immunol. 1995 Nov;75(5):429-33
  12. Millqvist E, Bengtsson U, Löwhagen O.,Provocations with perfume in the eyes induce airway symptoms in patients with sensory hyperreactivity, Allergy. 1999 May;54(5):495-9
  13. Millqvist E, Löwhagen O., Placebo-controlled challenges with perfume in patients with asthma-like symptoms, Allergy. 1996 Jun;51(6):434-9

Ignorieren von Umweltkrankheiten ist ein Kunstfehler mit Folgen

Schadstoffsanierung bringt Besserung für die Gesundheit

Immer wieder werden Beschwerden von Umweltkranken schlichtweg bagatellisiert und ebenso oft werden die Erkrankten grundlos psychiatrisiert, um Kosten für Verursacher abzuwehren. Eine japanische Fallberichtstudie über eine Hausfrau, deren Haus mit Formaldehyd und anderen Lösemitteln durch Baumaterialien und Ausstattung kontaminiert war, belegt, dass Ernstnehmen und Handeln der bessere Weg ist. Nach der Sanierung erholte sich die Bewohnerin, und die Formaldehyd- und Lösemittelwerte blieben deutlich unter Grenzwert. Ein Beispiel am Rande, dafür, was Sanierung von belastetem Umfeld und korrekte Diagnostik erreichen kann. Eine Ende dreißigjährige Hausfrau, Mutter von zwei Kindern, beschwerte sich über die Innenraumluft in ihrem Haus. Inspekteure eines öffentlichen Gesundheitscenters untersuchten die Beschwerde der Hausfrau und stellten in verschiedenen Räumen Formaldehyd und andere Lösemittel in so hohen Konzentrationen fest, dass die japanischen Grenzwerte für Innenraumbelastung drastisch überschritten wurden.

Verbesserung durch Sanierung

Es wurde eine Sanierung des Hauses durchgeführt, um die Innenraumluft zu verbessern. Vinyltapeten wurden ausgetauscht gegen Tapeten, die aus Pflanzen hergestellt waren. Türen aus Spanplatten wurden gegen Vollholztüren ausgetauscht, Spanplattentreppenstufen mit Kork belegt, etc. Nach Sanierung des Hauses wurden Formaldehyd und Lösemittel nochmals gemessen. Die Konzentrationen waren nun so weit heruntergegangen, dass keine Belastung mehr vorhanden war, was die Effizienz der Sanierung belegte. Die Beschwerden der Hausfrau waren ebenfalls zurückgegangen, was gleichfalls die Effizienz der Sanierung bewies. Vier Jahre nach der Inspektion untersuchte das gleiche Institut die Formaldehyd- und Lösemittelkonzentrationen erneut. Sie waren noch immer unter den nationalen Grenzwerten. Bei der Hausfrau wurde mittels Fragebogen bzgl. der Innenraumluft, ihres Alltags, ihrer körperlichen Verfassung etc. eine gute Gesundheit festgestellt.

Ignorieren ist ein Kunstfehler

Diese Fallberichtsstudie aus Japan verdeutlicht auf anschauliche Weise, dass das Ignorieren von umweltbedingten bzw. Innenraumluft bedingten Beschwerden einen Kunstfehler darstellt, da es bei Erkrankten eine Besserung ihres Gesundheitszustandes verhindert. Durch richtige Diagnostik und entsprechendes Sanieren kann hingegen die Gesundheit, wie im vorliegenden Fall, wieder gewonnen und weitere Folgen vermieden werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity, Dezember 2007

Literatur:

Harada K, Hara K, Wei CN, Ohmori S, Matsushita O, Ueda A., Case study of volatile organic compounds in indoor air of a house before and after repair where sick building syndrome occurred, Department of Microbiology and Environmental Chemistry, School of Health Sciences, Kumamoto University, Kumamoto, Japan, Int J Immunopathol Pharmacol. 2007 Apr-Jun; v20(2 Suppl 2):69-74.

Frohe Weihnachten, Merry Christmas

Ein Weihnachtengel zu Besuch
 
Irgendwie stellte sich dieses Jahr bei mir keine Weihnachtsstimmung ein. Das Wetter mag eine Rolle gespielt haben, es war eher novemberartig als vorweihnachtlich. Vielleicht war es auch die Hektik, das ganze Jahr ist wie im Fluge vergangen. Während ich darüber nachdenke, höre ich ein helles Glöckchenklingeln. Schnell schaue ich zum Fenster, und im gleichen Augenblick ist alles in Silber getaucht. Sternchen schwirren durch die Luft und schwups steht ein Engel auf meiner Fensterbank. Ob mich das verwundert? Oh nein, ich kenne den Weihnachtsengel, er war bereits zweimal bei mir. Schnell öffne ich das Fenster und kaum geschehen, ist mein ganzes Büro erfüllt mit silbernen Sternen. „Hallo“, haucht der Engel etwas atemlos, „endlich habe ich Dich gefunden. Mir hat wieder einmal keiner gesagt, dass Du umgezogen bist. Nichts klappt mehr richtig.“ Der Engel streicht sich über die Flügel und kommt, sich umschauend, langsam zu Ruhe. „Hallo, lieber Weihnachtsengel, welche Freude, Dich wiederzusehen“, begrüße ich ihn und bemerke, dass er irgendwie noch prächtiger aussieht als beim letzten Besuch. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor, weil ich mich riesig freue. „Magst Du nicht Platz nehmen, lieber Engel, und etwas trinken?“ Der Engel nickt mit dem Kopf und setzt sich in den Sessel, der im Nu von feinem silbernen Sternenstaub überdeckt ist. Dann schaut er sich um und raunt mir zu: „Oh ja, eine heiße Tasse Schokolade, das wäre einfach himmlisch. Nur in Eile bin ich, das ist nicht gut für die Gesundheit. Die Suche nach Dir hat mich viel Kraft gekostet, aber jetzt bin ich da und nehme mir die Zeit, über das mit Dir zu sprechen, was in diesem Jahr bei Dir passiert ist. Außerdem will ich mit Dir reden, denn was sich so abspielt in dieser Welt verstehe ich nicht ganz, dabei musst Du mir auf die Sprünge helfen.“ „Erst einmal ausruhen, lieber Engel, und die heiße Schokolade genießen, dann reden wir über Alles“, rufe ich ihm bei hinaushuschen zu. Der Engel schließt seine Augen und entspannt sich.
 
Es fühlt sich richtig gut an, den Engel wieder hier zu haben, denke ich beim Zubereiten seines Getränks. Automatisch überlege ich, ob nun Sahne auf die heiße Schokolade darf oder nicht. Dann muss ich lachen und gebe eine große Portion auf die lecker duftende heiße Schokolade. „Was hast Du so gelacht“ fragt der Engel, der plötzlich wieder putzmunter aussieht. „Ob Du Allergien hast und ob Sahne wohl in Ordnung ist für Dich“, lasse ich ihn wissen. Der Engel lacht nun ebenfalls und entgegnet: „Seit wann haben Engel Allergien? Ich glaube, Du bist arg im Stress und hörst kaum etwas Anderes, kann das sein? Engel und Allergien pfff, “ kichert der Weihnachtsengel vor sich hin. „Ja, das stimmt, deshalb tut es mir jetzt gut, mit Dir hier zu sitzen und einfach einmal zu lachen. Weißt Du, lieber Engel, es sind immer mehr Menschen und vor allem Kinder, die unter Allergien aller Art leiden. Am Traurigsten sind die dran, die bereits auf Chemikalien oder noch schlimmer auf  Strahlung reagieren. Was diese Menschen zum Teil mitmachen müssen, ist unbeschreiblich. Verstehen will sie keiner, es würde zum Handeln zwingen.“ Der Engel seufzt tief und schaut mich mit bekümmertem Gesicht an. „Trotzdem kann es so nicht weitergehen. Das Wegschauen nützt doch nichts. Schau nach draußen, kein Schnee, und auch sonst ist alles etwas merkwürdig. Wir wundern uns oft über die Menschen, Dir kann ich es ja sagen. Ihr redet und redet und redet vom Klima, von Umweltverschmutzung,… aber was ändert Ihr? Fast nichts! Es geht Euch immer noch um Profit, Märkte, Konsum. An eure Umwelt denkt ihr nur in kleinen Schritten, viel zu kleinen Schritten, “ sagt nun der wütende Engel. „Ja, ich weiß,“ kann ich nur entgegnen. „Das Schlimmste dabei ist die Bagatellisierung zum Schutz von irgendwelchen Interessengruppen. Eine Verhöhnung der Umstände und der Menschen, die es schon erwischt hat.“

„So ist es, und dann sitzt Ihr hier wie Du mit Deiner Maschine, die saubere Luft produziert und die klingt wie der Nordwind.“ Ich lache und der Engel stimmt ein. „Ach lieber Engel, Du hast recht, es ist schon merkwürdig. Den Luftfilter brauche ich noch immer. Du siehst ja, das Papier wird nicht weniger. Obwohl mein neues Büro hier Lehm an den Wänden hat und Holz auf dem Boden, wird die Luft für mich problematisch durch den ganzen Papierkram.“ Der Engel wandert im Büro umher, schaut sich interessiert um und sieht mir in die Augen. „Habt Ihr Chemikaliensensiblen etwas erreicht dieses Jahr? Ist es besser geworden für Euch? Ich meine, wenn ich hier Deine ganze Arbeit sehe, dann sieht es doch so aus, als würde einiges vorangehen.“ Langsam lässt er sich in den Sessel gleiten, nimmt seine Tasse und genießt mit geschlossenen Augen ein paar Schlückchen seiner heißen Schokolade. „Nun erzähl schon, spann mich nicht auf die Folter“, sagt der Engel mit zwinkernden Augen. „Das Wichtigste, was passiert ist, ist, dass sich immer mehr Menschen auf die Suche nach Informationen begeben, Selbsthilfegruppen gründen und sich immer effektiver vernetzen. Sie bleiben nicht mehr passiv in der Ecke sitzen, sie wollen gesünder werden, und dafür kämpfen sie. Für sie ist es nicht mehr länger akzeptabel, ins Abseits gestellt zu werden. Stell Dir vor, in Italien und in der Schweiz gingen Chemikaliensensible sogar vor das Regierungsgebäude und sprachen die Minister an.“ Der Engel sieht mich mit großen Augen an und meint „Gut, gut, dann passiert wirklich langsam etwas. Es wird auch Zeit, dass die Menschen aufwachen. Was gibt es Wichtigeres als die Gesundheit? Wo können die Leute denn Informationen herbekommen?“ „Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten. Immer mehr Menschen schauen sich im Internet um, wenn sie etwas Bestimmtes wissen möchten. Andere nehmen Kontakt zu Selbsthilfegruppen auf, lesen Bücher und Infobroschüren, oder sie gehen auf medizinische Kongresse. All das ist auch ein Nebeneffekt der Gesundheitsreform und weil kaum noch ein Arzt Zeit hat für seine Patienten. Dadurch übernehmen die Leute mehr Eigeninitiative. Das Austauschen von Wissen untereinander bringt ihnen viel und gibt Rückhalt.“ Der Weihnachtsengel nickt zustimmend und stellt seine Tasse nieder, „Ja, das hört sich gut an. Es schaut wirklich so aus, als hätte ein Umdenkprozess stattgefunden. Manchmal gefällt mir eure neue Technik richtig gut, wenn man so hört, wie sich Menschen dadurch verbinden und sich dann gegenseitig helfen. Ihr müsst nur aufpassen, dass sie Euch nicht schadet. Zuviel ist ungesund, das ist bekannt, und niemand muss dringend mit dem Handy von überall telefonieren oder oben in den Bergen mit dem Computer arbeiten. Das ist Quatsch und das braucht keiner.“ „Du hast Recht, wo es unnötig ist, ist es unnötig. Gut, dass es auch dazu Menschen gibt, die aufstehen und auf die Gefahren hinweisen. Das sind keine Zukunftsverweigerer, die uns den Fortschritt vermiesen wollen, sondern Menschen, die geschädigt wurden. Nicht selten werden sie aus ihrer Not heraus zu richtigen Experten. Sie sind dann oft die einzige Rettung für viele andere, denen es ähnlich geht.“ Der Engel nickt und meint. „Genau, wenn ich das höre von Dir, dann ist mir wohler. Ich sehe jetzt, dass Ihr Menschen wach werdet. Es beruhigt mich etwas, denn wir Engel sind oft erschöpft, weil wir ständig auf Euch aufpassen müssen.“ sagt der Weihnachtsengel im Aufstehen. „Was nicht heißen soll, dass wir nicht da sind, wenn Ihr uns braucht. Du weißt ja, Ihr liegt uns sehr am Herzen, sage das auch Deinen Leuten. Und noch etwas, wir Weihnachtsengel haben auch Wünsche frei, wusstest Du das? Ich wünsche mir für nächstes Jahr, dass es für Euch Leute mit Allergien und Umweltkrankheiten viel Hilfe gibt und dass aufgehört wird, Euch hinzustellen, als würdet Ihr Euch alles einbilden. Warte ab, wenn wir Engel uns etwas wünschen…, „raunt mir der Weihnachtsengel überzeugend zu, „dann passiert etwas Gutes. Jetzt muss ich mich sputen, es steht noch viel auf meinem Zettel, was ich erledigen muss. Sag Deinen Leuten frohe Weihnachten von mir, und es wird alles gut werden. Der Engel steht schon am Fenster, dreht sich noch einmal um und umarmt mich mit seinen silbernen Flügeln. Plötzlich sind wir beide in glitzernden Sternenstaub gehüllt und alles leuchtet silbern. Noch einmal streicht mir der Engel über den Kopf und dann sehe ich ihn nur noch davonfliegen durch den winterlichen Abendhimmel. Noch einmal glänzen seine Flügel in der roten Abendsonne auf, dann ist er verschwunden. Ich schließe das Fenster und merke, mir ist ganz wohlig ums Herz, jetzt ist Weihnachten.  

Autor: Silvia K. Müller, Dezember 2007

Weihnachtsgedanken der MCS Schutzengel

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Ein Jahr gibt es unsere Aktion MCS Schutzengel bereits. Unsere Engelsgarde besteht aus neun Schutzengeln aus Deutschland und Österreich.

Wir kennen uns fast alle untereinander, helfen uns gegenseitig und wurden gute Freunde. Doch hört Elly und mir einfach zu, was wir Engelchen zu berichten haben:

MCS Schutzengel Helene: Es war mal wieder ein aufregendes und trauriges Jahr für uns Chemikaliensensiblen. Unser Bewegungsradius wird immer kleiner, gerade nach Weihnachten, wenn alle ihr neues Parfüm auftragen, mir graut jetzt schon davor! Erst kürzlich, als ich zu einem Arzttermin durch die Fußgängerzone gehen musste, kam ich an einer Parfümerie vorbei. Man merkt, die Werbung in den Medien fruchtet, der Laden war total voll. Die Auswirkungen des Ganzen bekommen wir in Kürze zu spüren. Da könnte ich platzen vor Wut. Leider wird die Zahl der MCS-Kranken weiter ansteigen, doch wir werden alles versuchen, damit sich unsere Lage verbessert.

Um für einander da zu sein, uns gegenseitig zu unterstützen und zu helfen so gut es geht, dazu haben wir die Aktion MCS Schutzengel ins Leben berufen. Aus meinen bisherigen Erfahrungen heraus kann ich Euch sagen, dass es eine sehr wichtige, dringend benötigte und erfolgreiche Einrichtung ist. Dieses Jahr haben uns sehr viele MCS-Kranke um Rat gebeten und ich habe viel Trauriges erfahren. Eine liebe Chemikaliensensible unter uns, die leider nicht die modernen Mittel der Kommunikation benutzen kann, fühlte sich ganz besonders einsam. Letztes Weihnachten war besonders schlimm für sie. Kennenlernen durfte ich diese liebe Person allerdings erst Anfang dieses Jahres. In zahlreichen Telefongesprächen konnte ich sie ab und an aufmuntern oder ihr einfach nur zuhören. Ich weiß, dass ich ihr wenigstens ein bißchen helfen konnte. Ihre schwerwiegenden Probleme sind enorm. Dadurch, dass sie eben keinen PC nutzen kann, hat sie es besonders schwer und sie fühlt sich oft einsam. Bei mir konnte sie sich ihren Kummer von der Seele reden, es war ihr eine wichtige Hilfe. Auch wenn ich ihr als Schutzengel ihre Probleme nicht wegzaubern kann, so war ich ihr dennoch eine Stütze, das weiß ich.
Helene: Und wie war es bei Dir MCS Schutzengel Elly?

MCS Schutzengel Elly: Auch mir wurde viel Trauriges anvertraut. Mir geht der Hut hoch, dass man MCS-Kranke so ungerecht behandelt. Auch Gutachter in Renten- oder Schwerbehindertenverfahren treten Chemikaliensensiblen oft herablassend und demütigend gebenüber. MCS-Kranke haben auch eine Würde. MCS-Kranke werden in Deutschland um ihre Rechte und Ansprüche betrogen. Das möchte ich nicht hinnehmen und werde mich daher bemühen, dass sich dieser Mißstand ändert.

MCS Schutzengel Elly: Was können wir noch tun, Helene?

Helene: Ich schlage vor, dass wir versuchen, tatkräftige Unterstützung von neuen „MCS Schutzengeln“ zu erhalten, die ebenfalls wie wir, anderen helfen möchten. Denn Zuhören und gegenseitige Hilfe sind sehr wichtig, oftmals auch entscheidend in sozialrechtlichen Verfahren. Ich selber habe mitbekommen, wie ein lieber Schutzengel einer MCS-Betroffenen durch Rat und Tat zur Seite gestanden hat. Sie ging ruhig und nicht nervös zu ihrem Renten-Gutachtertermin. Das wirkte auch positiv auf den Gutachter. So kam es, dass dieses Verfahren sogar ein positives Ende nahm. Also, wir brauchen uns gegenseitig. Durch Mutmachen, gegenseitiges Beruhigen, Tipps erteilen, mit all solchen Dingen können Schutzengel Großes bewirken. Mehr als sie selber erahnen! Einige Schutzengel haben vielleicht sogar ihr eigenes Rentenverfahren abgeschlossen und können anderen bei dieser speziellen Angelegenheit nützliche Tipps geben. Vielleicht fühlen sich Mitbetroffene von unseren Erfahrungen angesprochen und möchte uns unterstützen. Das wäre wunderbar! Unter den Schutzengel haben sich sogar Telefonfreundschaften entwickelt. Und ganz nebenbei haben die MCS Schutzengel eine sinnvolle Beschäftigung. Ich empfinde es jedenfalls so, denn meine frühere Arbeit fehlt mir immer noch sehr. Es ist schön anderen helfen zu können, man wird wieder gebraucht. Das ist auch wichtig für das eigene Wohlbefinden. Also alles in allem eine runde Sache.

Elly: Ach Helene, und jetzt steht Weihnachten vor der Tür, was können wir da für unsere Schützlinge tun?

Helene: Liebe Elly, das ist garnicht so einfach. Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Familie. Viele unter uns, sind ganz alleine, haben keine Angehörigen mehr oder keine Kontakte zu ihnen, meist krankheitsbedingt. An Weihnachten werden sie sich dann ganz besonders einsam fühlen. Stell Dir vor, Du wärst ganz alleine und dann noch an solch einem Abend. Viele Menschen müssen Heilig Abend alleine verbringen, mit MCS ist es sicherlich ganz besonders schwer. Ich denke, dass wir als Schutzengel ein wenig dazu beitragen können, dass sie wenigstens durch einen Anruf oder eine schöne Weihnachtskarte von uns, ein wenig Freude erfahren. Wir werden weiterhin unsere Hilfe anbieten, wenn wir gebraucht werden. Und wir werden gebraucht, dass wissen wir beide, oder?

Elly: Ich hätte da eine Idee, Helene.

Die alleinstehenden MCS-Kranken unter uns, könnten sich doch an Heilig Abend oder an den Weihnachtsfeiertagen im CSN-Chat verabreden und sich dort ein wenig unterhalten. Das wäre sicherlich eine tolle Abwechslung, gerade an diesen Feiertagen. Sie wären nicht alleine und sicher nicht so traurig, sie könnten sich gegenseitig austauschen.

Helene: Oh, Elly, da hast Du wirklich eine schöne Idee, die es gleich zu verbreiten gilt. Vielleicht entstehen dabei sogar dauerhafte Kontakte oder manche schließen sogar Freundschaft dadurch, wie wir beide! Das würde ich mir für alle wünschen.

Wie findet Ihr diese Idee von Elly? Verabredet Euch im Forum zum Chat und entflieht der Einsamkeit!
Wir wünschen Euch allen ein schönes und beschwerdefreies Weihnachtsfest.
Alles Liebe,

Eure MCS-Schutzengel

Helene und Elly

Unverhoffte weihnachtliche Überraschung

Weihnachten ist das Fest der Freude und der Liebe. Für Chemikaliensensible zugegebenermaßen auch das Fest der Schwierigkeiten. Zu erklären brauche ich Euch nicht viel dazu. Ihr wisst ja, mit Pestiziden behandelte Weihnachtsbäume, Kerzen aus Erdölschlacken, duftende Gäste, und, und, und. Trotzdem sollten wir auch Freude an Weihnachten haben. Oder selbst welche verbreiten. Was meint Ihr? Seid Ihr dabei?  

Falls Ihr keine Idee habt, wie man eine Weihnachtsfreude zaubert, hört Euch einfach einmal diese tolle Idee einer Aktivistenfreundin aus den USA an. Maggie geht heimlich in die Natur und schmückt Bäume. Sie nimmt Glitzergirlanden, dicke fette Kugeln, Schleifen, was ihr in den Sinn kommt. Ich habe Bilder von ihren Bäumen gesehen. Herrlich!  

Und nun stellt Euch vor, jemand fährt an einer Straße vorbei oder geht einen häufig besuchten Spazierweg und plötzlich sieht er unverhofft einen toll geschmückten Baum. Ups, was ist das? Glaubt mir, es wird jedem warm im Herzen und ein Lächeln huscht über das Gesicht. Vielleicht beginnt so mancher, der den toll geschmückten Baum sieht, sogar wieder an den Weihnachtsengel zu glauben.  

Sobald meine heftige Erkältung vorbei ist, lege ich los. Einen Baum habe ich mir schon ausgesucht und wenn ich fertig bin, stelle ich Euch ein Photo davon hier ein.

Na, wäre das nicht auch etwas für Euch?
Ich verrate nichts!

Arbeitsplätze für Menschen mit Chemikaliensensitivität (MCS)

Frau mit MCS - Multiple=

Wer unter Chemikaliensensitivität oder Multiple Chemical Sensitivity (MCS) in schwerer Ausprägung leidet, hat auf dem normalen Arbeitsmarkt kaum eine Chance. Schon Alltagschemikalien aus Parfüms, After Shave oder normalen Reinigungsmitteln reichen in geringer Dosierung aus, um diese Menschen außer Funktion zu setzen. Auf normalen Arbeitsplätzen begegnet man zusätzlich regelmäßig noch vielen weiteren Chemikalien wie beispielsweise Lösemittel aus Inventar und Produktionsvorgängen, neuer Teppichboden oder belastete Drucker- und Kopiererstäube, die dieser Personengruppe bereits den Aufenthalt in den Räumlichkeiten unmöglich gestalten, geschweige denn kontinuierliche Leistung zulassen. Unsichtbare Barrieren nennt man diese Problematik im Fachjargon, weil man die Chemikalienbelastung nicht sehen kann. Anstatt Verständnis erhalten Erkrankte am Arbeitsplatz oft Gespött oder werden sogar von Kollegen bewusst Chemikalien ausgesetzt. Es gibt jedoch auch positive Projekte.

Treffender, als es Marlene Catterall aus Ottawa bei einer Debatte des kanadischen Unterhauses sagte, kann man die Situation der Umweltsensiblen kaum beschreiben:

„Es gibt da beim Management und der Regierung einige Tendenzen, die diese Probleme (Umweltsensibilitäten) nicht ernst nehmen und die glauben lassen, dass sie es mit einer Gruppe von Hypochondern zu tun haben. Ich denke, kein verantwortungsbewusster Arbeitgeber kann wirklich glauben, dass eine Gruppe von Angestellten plötzlich über Nacht zu Hypochondern wird. Dies sind sehr reale Probleme, sie sind nicht unbekannt in der internationalen Wissenschaft und verdienen sehr ernsthafte Aufmerksamkeit von der Regierung.“ (1)

Rehabilitierungsprogramm für Rehabilitierungsprogramm
Ein aktuell erschienener Bericht in der amerikanischen Fachzeitung Work setzt sich mit den Einschränkungen und Barrieren auseinander, die Chemikaliensensible (MCS) im Arbeitsleben betreffen. Wegen der Schwere der Symptome, der oft anzutreffenden Stigmatisierung und der unerfüllten krankheitsbedingten Bedürfnisse am Arbeitsplatz, müssen diese Menschen ihr Arbeitsleben sehr häufig frühzeitig beenden. Damit Chemikaliensensiblen geholfen wird, weiter arbeiten zu können oder eine neue Beschäftigung zu finden, müssen Rehabilitationsexperten die Barrieren genau verstehen, die sich für diese behinderten Menschen an einem Arbeitsplatz ergeben. Ihre Aufgabe besteht dann darin, diese Barrieren zu reduzieren oder zu beseitigen. Im Bericht in der Fachzeitschrift Work wird von Wissenschaftlern der University of Arkansas als Lösung eine „umweltmäßige Karriereentwicklung“ präsentiert, um weitere Beschäftigung von Chemikaliensensiblen durch Rehabilitationsinterventionen in Gang zu setzen und Barrieren zu beseitigen. (2) Dies ist dringend erforderlich, denn wie kürzlich in einem anderen Bericht in der gleichen Fachzeitschrift dargelegt wurde, werden Chemikaliensensible häufiger als Personen mit AIDS, Allergien, Asthma, Magenbeschwerden, Trauma oder Tuberkulose in ihrem Berufsleben diskriminiert. (3)

Arbeitsplätze, die besser für alle sind
Es gibt in den USA und Kanada seit vielen Jahren von staatlichen Behörden und Gewerkschaften geführte Programme, die für eine effektive Integration von Chemikaliensensiblen sorgen, statt sie völlig aus der Gesellschaft auszustoßen. Das erste großangelegte Programm startete 1993. Es gab dazu sogar Arbeitsbücher und ein Video für Mitarbeiter und Vorgesetzte zur besseren Veranschaulichung. (4,5,6) Besonders im Bildungsbereich gibt es zahlreiche Integrationsprogramme mit großem Erfolg. So haben beispielsweise über 30 Universitäten seit Jahren Statuten, die Duftstoffe und Einsatz von Chemikalien auf dem Campus verbieten. (7) Diese Maßnahme sorgt dafür, dass erkranktes Lehrpersonal oder Studenten mit MCS arbeiten können. (8) Professoren und gesunde Studenten haben längst den Vorteil dieser speziellen Anpassungen bemerkt und bekunden erhöhte Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, seit z.B. Duftstoffe verboten sind. Auch auf privater Ebene haben Firmen unterschiedlicher Größe Arbeitsplätze geschaffen, die Chemikaliensensiblen ermöglichen, ihre Qualifikation einzubringen.

Menschenrechte gelten auch am Arbeitsplatz
Die kanadische Menschrechtskommission tritt nicht nur bei Diskriminierung von Umweltsensiblen in jedem einzelnen Fall ein, sie hat auch bereits einen Leitfaden zur Gestaltung MCS gerechter Arbeitsplätze herausgegeben. (9) Hierdurch können Betriebe ein Umfeld schaffen, dass es Umweltsensiblen ermöglicht zu arbeiten und Kollegen den Umgang mit ihnen erleichtert.

Maxwell Yalden, ehemals Vorsitzender der Kanadischen Menschenrechts-kommission, äußerste sich zur bestehenden Problematik bereits 1990 in unmissverständlicher Form: „Ich und meine Kollegen empfinden alles, was Umweltsensibilität betrifft und alle damit verbundenen Angelegenheiten als sehr bedauerlich. Es gibt eine Tendenz in vielen Kreisen, diese Erkrankung tot zu reden oder so zu behandeln, als gäbe es sie nicht. Sie schütteln ihre Köpfe; sie sagen, es gibt einfach keine Möglichkeit, mit manchen Menschen umzugehen. Unsere Einstellung jedoch ist, dass es ein Problem ist, ein echtes Problem. Es ist ein Problem, unter dem manche Menschen leiden, und sie leiden sehr schmerzhaft. Sie leiden noch mehr wegen des Demütigungsfaktors. Niemand nimmt sie ernst. Wir glauben, dass es ein großes Ausmaß öffentlicher Missverständnisse gibt, und wir möchten versuchen, sie zu beseitigen.

Wir werden jeder Beschwerde von jeglicher Person nachgehen, die glaubt, dass man sie diskriminiere, weil sie an Umweltsensibilitäten leidet. Es ist nicht an uns, über medizinische Sachverhalte ein Urteil zu sprechen – und es gibt medizinische Sachverhalte. In der Medizinwelt gibt es ein großes Ausmaß von Meinungsverschiedenheiten bzw. Fehlen von Einstimmigkeit betreffs dieses Syndroms. Wir denken, es ist klar, dass es eine Krankheit ist. Es ist ein Problem. Es ist keine Illusion. Ich denke, wir alle haben die Aufgabe, den Menschen zu helfen zu verstehen, was involviert ist und etwas dagegen zu tun.“ (10)

Chemialiensensitivität akzeptieren spart Milliarden
In Deutschland verwiesen Politiker schon 1998 darauf, dass Chemikaliensensitivität für die Betroffenen katastrophale persönliche, finanzielle und soziale Folgen hat. Insbesondere der Wirtschaft und in der Industrie entstünden jährlich Kosten in Milliardenhöhe aufgrund der nachlassenden Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz. (11)

In Kanada wurden von der Environmental Illness Society of Canada noch genauere Zahlen ermittelt. Dort kostet Chemikaliensensibilität pro Jahr ca. 10 Milliarden Dollar an Produktivitätsverlust, 1 Milliarde Dollar an Steuerverlust und 1 Milliarde Dollar an vermeidbaren Kosten im Gesundheitssystem. (12)

Caress und Steinemann hatten in den USA im Jahr 2002 eine aufsehenerregende Studie mit Fakten und Zahlen über die Auswirkungen von MCS veröffentlicht. Rund 36,5 Millionen Amerikaner sind chemikaliensensibel. Bei rund 5,2 Millionen der Erkrankten kann Chemikaliensensitivität bis zum Verlust des Arbeitsplatzes führen. (13)

Arbeitsplätze sichern
Viele Chemikaliensensible schleppen sich mit letzter Kraft zur Arbeit, um nicht aus dem sozialen Netz zu fallen. Sie haben Familien zu versorgen und Verpflichtungen, was ihnen keinen anderen Ausweg lässt. Doch wenn keine Änderungen durchgeführt werden, um den Arbeitsplatz chemikalienfrei zu gestalten, wird die Bandbreite der Substanzen, die Symptome auslösen, immer größer, und der Gesundheitszustand zwangsläufig immer schlechter. Das Resultat führt zu völliger Invalidität, häufig Überschuldung, Ende des Arbeitslebens und nicht selten schlußendlich zu auseinanderbrechenden Familien.

Nicht jeder Chemikaliensensible wird wieder arbeiten können, auch nicht unter schadstoffkontrollierten Bedingungen. Manche dieser Erkrankten sind auf Arbeitsplätzen tätig, die man auch mit großen Änderungen nicht umfassend schadstofffrei gestalten kann, wie z.B. Chemiker, Friseure, Laborangestellte, Anstreicher oder Schädlingsbekämpfer. Andere sind schlicht und einfach zu krank zum Arbeiten oder ihre Reaktionen zu schwerwiegend. Eine Erhebung geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Chemikaliensensiblen zu dieser Gruppe zählt. Dies trifft insbesondere für solche zu, die durch neurotoxische Chemikalien erkrankten. Die verbleibenden zwei Drittel hätten jedoch eine reelle Chance, wieder halbwegs funktionierende Teile der Gesellschaft zu werden, wenn man die entsprechenden Voraussetzungen schafft und für Akzeptanz, Verständnis und Kooperation bei den Mitarbeitern in einem Betrieb sorgt.

Wenn Chemikaliensensitivität nicht mehr länger ignoriert würde und Erkrankte dahingehend unterstützt würden, dass sie ihre Arbeit weiter verrichten können, würde dies, wie die oben genannten Studien und Aussagen belegen, Milliarden einsparen. Zusätzlich würde das unbeschreibliche menschliche Leid und finanzielle Verluste für Chemikaliensensible und deren Familien minimiert, und die Gesellschaft könnte weiterhin auf das Wissen und die Fähigkeiten vieler wertvoller Menschen zurückgreifen. Nicht zuletzt würden durch gesündere Arbeitsplätze alle profitieren.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN, Dezember 2007

Literatur:

1. Marlene Catterall, M.P. (Ottawa West), Hansard, House of Commons Debates, 5. Juni, 1990
2. Szirony GM, Kontosh LG, Koch L, Rumrill P, Hennessey M, Vierstra C, Roessler RT., An ecological approach to facilitate successful employment outcomes among people with multiple chemical sensitivity, Work. 2007;29(4):341-9
3. Vierstra CV, Rumrill PD, Koch LC, McMahon BT., Multiple chemical sensitivity and workplace discrimination: the national EEOC ADA research project, Work. 2007;28(4):391-402
4. Multiple Chemical Sensitivities at Work: A Training Workbook for Working People, New York: The Labor Institute, 1993
5. Videotape „MCS: An Emerging Occupational Hazard.“ New York: The Labor Institute, 1993
6. Job Accommodation Network, Tracie DeFreitas Saab, Accommodation and Compliance Series: Employees with Multiple Chemical Sensitivity and Environmental Illness, 01/02/06.
7. Silvia K. Müller, Duftverbot an über 30 Universitäten, CSN, Mai 2007
8. Thomas Kerns, When the day is particularly beautiful, Our Toxic Times, Dez. 2007
9. Debra Sine, Leslirae Rotor, Elizabeth Hare, Canadian Human Rights Commission, Acommodating Employees with Environmental Sensitivities, A Guide fort he Workplace, Nov. 2003
10. Maxwell Yalden, former CHair Canadian Human Rights Commission, Hansard, House of Commons Minutes of Proceedings and Evidence of the Standing Commitee on Human Rights and the Status of Disabled Persons, 10. Mai 1990
11. Deutscher Bundestag, Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Abgeordneten Michael Müller, Dr. A. Schwall-Düren, 13. Wahlperiode, Drucksache 13/11125, 19.06.1998
12. Environmental Illness Society of Canada, Socio-Economic Study of MCS, 2001
13. Caress SM, Steinemann AC, Waddick C. 2002. Symptomatology and etiology of multiple chemical sensitivities in the southeastern United States. Arch Environ Health 57(5):429-436.

Fairness gegenüber Umweltkranken mit MCS ist überfällig

Frau mit Schutzmaske, MCS - Multiple Es ist erschütternd, wie sehr Chemikalien-sensible und Umweltkranke darunter leiden müssen, wie mit ihnen umgegangen wird. Höhnische Bemerkungen, Belächeln oder direktes Anzweifeln der Existenz ihrer Krankheit ist für viele Erkrankte der traurige Alltag. Von einschlägig bekannten „Experten“ geprägte Berichterstattung leistet den letzten Feinschliff. „Umweltkranke sind unser Gesellschaftsmüll“, sagte ein Politiker „treffend“ vor Jahren.

Wenn ich mit Umweltkranken am Telefon spreche, berichtet man mir häufig von ungerechter Behandlung, Schikanen und direkter Diskriminierung. Chemikaliensensible leiden oft sogar mehr darunter, als unter ihren zweifelsfrei vorhandenen Schmerzen und körperlichen Einschränkungen im Alltag. Muss das sein? Tritt jemand einem Gelähmten gegen den Rollstuhl? Wird ein AIDS- oder Krebskranker als Hypochonder bezeichnet, weil er auf Nahrung, Duftstoffe und Alltagschemikalien zu reagieren beginnt im Endstadium oder nach Chemotherapie? Oder nimmt jemand einem Blinden den Stock weg? Niemals, wer es wagen würde, den würde die Gesellschaft ächten.

Ich erinnere mich, als sei gestern gewesen, an einen Abend in meinem damaligen Arbeitskreis Giftgeschädigter Trier. Ein Ehepaar, das fast jedes Mals extra aus dem Saarland angereist kam, wollte mich beim Rausgehen sprechen. Der Mann war Schreiner gewesen und konnte kaum noch außer Haus funktionieren. Er reagierte aufgrund seiner Formaldehydsensibilität auf fast alles. „Ich muss Dir etwas sagen, Silvia“, sagte er mit fester Stimme, „bei mir haben sie jetzt Krebs festgestellt.“ Ich war wie erschlagen und wusste vor Betroffenheit nicht recht, was ich antworten sollte. „Das tut mir furchtbar Leid“, mehr kam nicht aus mir heraus, weil ich die beiden so sehr mochte. „Nein, Silvia, es ist in Ordnung, ich bin froh darüber, denn jetzt müssen sie mir endlich glauben.“

Diese Begebenheit habe ich einige Male an medizinischen Kongressen berichtet. Die Ärzte schauen für üblich nach unten. Kommentare kommen keine. Eigentlich kann man dazu auch kaum noch etwas sagen, so ungeheuerlich ist es, dass ein schwer kranker Mensch in unserer Gesellschaft froh ist, dass er schlussendlich Krebs bekommen hat durch die Chemikalien, die ihn an seinem Arbeitsplatz erkranken ließen.

Was meint Ihr, warum werden wir diskriminiert und was können wir unternehmen, dass sich die Situation mittelfristig ändert?

Autor: Silvia K. Müller, CSN-Chemical Sensitivity Network