Tyrannisierte Ärzte bekommen Unterstützung durch Ärzteverband
Schnappschuss Prof. William Rea mit Dr. Klausdietrich Runow am 25. International Symposium On Man and His Environment in Health and Disease
Während viele Patienten unter dem herrschenden Gesundheitssystem zu leiden haben, geht es Ärzten nicht viel besser. Ganz besonders im Brennpunkt stehen dabei Umweltmediziner. Nicht nur in Deutschland ist dies der Fall, sondern auch in anderen Ländern. Im vergangenen August erreichte uns eine Meldung. In den USA sollte ein kapitaler Schlag gegen die Umweltmedizin verübt werden. Das Texas Medical Board (TMB) versuchte zu veranlassen, Professor William Rea, dem ersten Professor für Umweltmedizin weltweit und Gründer des renommierten Environmental Health Center in Dallas, die Lizenz zum Praktizieren zu entziehen.
Schlag gegen Umweltmedizin vereitelt
Was als kapitaler Schlag gegen die gesamte Umweltmedizin gedacht war, wurde für das TMB zum Verhängnis. Kollegen, Patienten aus aller Welt und viele umweltmedizinische Organisationen aus den USA und Europa traten in Aktion und bekundeten ihre Solidarität mit Professor William Rea.
Ein europäischer Solidaritätsbrief für Professor Rea wurde von 42 Organisationen und umweltmedizinischen Fachverbänden, vielen Ärzten, Wissenschaftlern, Medizinjournalisten und Umweltpatienten aus ganz Europa unterzeichnet. Auch Hiltrud Breyer, MdEP, brachte mit Ihrer Unterschrift ihre Solidarität gegenüber Professor Rea, der als einer der Gründer der Umweltmedizin gilt, zum Ausdruck. Einige Umweltärzte schrieben zusätzlich Solidaritätsbriefe an den texanischen Senat und das Texas Medical Board. Und die gemeinsamen internationalen Anstrengungen zeigten Wirkung. Der Senat von Texas berief eine Sitzung ein, bei der die Mitglieder des TMB und die betroffenen Ärzte angehört wurden. Diese Anhörung dauerte über 11 Stunden, sie kann über die Links im Anhang angehört werden. Eine Episode möchten wir Ihnen vorab berichten.
Senatsabgeordnete Debbie Riddle während der Zeugenvernehmung, an Prof. Dr. William Rea gerichtet:
„…Aber eines der Dinge, die mich absolut wütend machen; und ich sage es hier geradeheraus, sind die Leute hinter Ihnen und der Ausdruck in ihren Gesichtern, von solcher Arroganz, während ein Mann von Ihrem Charakter, mit Ihren Leistungen und Ihrer Würde hier sitzt, um auszusagen. Ihr Leute solltet Euch dringend schämen.“
Die Senatssitzung brachte sehr viel des groben Fehlverhaltens und der üblen Machenschaften des TMB ans Licht, denn nicht nur gegen Professor Rea hatte man Strategien zur Eliminierung durchgeführt, sondern noch gegen viele weitere für das TMB unliebsame Mediziner im Staate Texas. Der Senat zieht daraus seine Konsequenzen und steht damit nicht alleine, denn ganz aktuell ist nun auch die Vereinigung der amerikanischen Ärzte und Chirurgen (AAPS) aktiv geworden. Der Medizinerverband hat das Texas Medical Board angezeigt und möchte damit den Ärzten ermöglichen, wieder voll für ihre Patienten eintreten zu können, ohne tyrannisiert und regelrecht verfolgt zu werden.
Pressemitteilung des AAPS vom 21.12.2007 in Übersetzung:
Ärzte verklagen das Texas Medical Board wegen Fehlverhaltens und prangern eine institutionalisierte Kultur von Vergeltung und Einschüchterung an
Das komplette Texas Medical Board (TMB) und seine offiziellen Mitarbeiter wurden in einer Klageschrift genannt, die von der Association of American Physicians and Surgeons (AAPS) [Vereinigung amerikanischer Ärzte und Chirurgen] eingereicht wurde. Die Beschwerde, die diese Woche beim Bezirksgericht in Texarkana eingereicht wurde, beschuldigt den Ausschuss/das Board des Fehlverhaltens bei der Ausübung seiner offiziellen Pflichten, insbesondere:
- Manipulation anonymer Beschwerden;
- dem Bestehen von Interessenkonflikten;
- Verstoß gegen ordnungsgemäße Verfahrensweisen;
- Verletzung der Privatsphäre; sowie
- Vergeltungsmaßnahmen gegenüber denen, die sich wehren.
„Die Situation hat für Patienten und Ärzte einen kritischen Punkt erreicht“, sagte Jane M. Orient, M.D, geschäftsführende Direktorin der AAPS. „Unsere Mitglieder fürchten sich zu sehr vor Vergeltungsmaßnahmen, um den Ausschuss als Einzelpersonen zu verklagen.“
Die Klageschrift hebt insbesondere das Fehlverhalten von Roberta Kalafut hervor, der Präsidentin des Ausschusses. Die Klage behauptet, dass Kalafut „es arrangiert hat, dass ihr Ehemann anonyme Beschwerden gegen andere Ärzte einreichte, darunter ihre Konkurrenten in Abilene …“ Dann „… erwirkte sie innerhalb des TMB zusammen mit anderen Angeklagten die Disziplinierung von Ärzten auf der Grundlage anonymer Beschwerden, die von ihrem Ärzteehemann eingereicht worden waren.“
Außerdem beschuldigt die Klage Kalafut und Donald Patrick, geschäftsführender Direktor, von den Interessenkonflikten von Keith Miller gewusst zu haben, als dieser Vorsitzende des Disciplinary Process Review Committee [Komitee zur Überprüfung des Disziplinarprozesses] war. Miller diente als Zeuge der Anklage in mindestens 50 Fällen, die vor den Ausschuss gebracht worden waren, ohne dies gegenüber den disziplinierten Ärzten oder der Öffentlichkeit offen zu legen. Im Verlauf eines elfeinhalbstündigen legislativen Marathonhearings über das TMB am 23 Oktober 2007 gaben Kalafut und Patrick unter Eid zu, das sie sich der Interessenkonflikte bewusst waren.
„Aufgrund der beeideten Aussage vor dem legislativen Komitee scheint es klar, dass sie von den Problemen wussten und alles in ihrer Macht stehende taten, um sie zu verbergen,“ sagte Dr. Orient. Die Klageschrift verlangt, dass das Gericht missbräuchliches Verhalten des Ausschusses sofort stoppt und dass frühere Disziplinarmaßnahmen, die durch die Verfehlungen des Boards kompromittiert wurden, neu eröffnet werden. „Die Ärzte in Texas sollten nicht gezwungen sein, in dieser Atmosphäre der Angst und Einschüchterung praktizieren zu müssen“, sagte Dr. Orient. „Beschwerden von unseren Mitgliedern haben das TMB als das wahrscheinlich schlimmste im ganzen Land identifiziert. Es ist schlecht für die Patienten, wenn ihre Ärzte Angst davor haben, dass, wenn sie das Richtige tun, es in einer Anfechtung ihrer Lizenz enden kann.“
Pressemitteilung des AAPS , Doctors sue Texas Medical Board for misconduct – Cites institutional culture of retaliation & intimidation, 21. Dezember 2007 (Anm.: Sehr lesenswerte Kommentare von Ärzten im Anhang der Pressemitteilung)
Anmerkung:
Das AAPS ist eine gemeinnützige Fachgesellschaft von Ärzten aller Fachrichtungen, die sich seit 1943 zum Schutz der Beziehung zwischen Arzt und Patienten verpflichtet hat.
Links zum Lesen, Anhören oder Ansehen:
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Pressemitteilung AAPS, Doctors sue Texas Medical Board for misconduct – Cites institutional culture of retaliation & intimidation, 21. Dezember 2007
- Anklageschrift des AAPS
- 11stündige Anhörung des Texas Medical Board TMB im Texas Senat zum Lesen
- Anhörung des Texas Medical Board TMB im Texas Senat zum Ansehen als Videos
- Weitere Audioversionen der Anhörung und einzelner Vernehmungen vor dem Senat
Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network