Normalität für Chemikaliensensible (MCS): Kopfschmerzen, Schwindel und Asthma an Weihnachten

Obwohl das ganze Weihnachtsfest harmonisch abgelaufen ist und das Essen wunderbar gelungen, stellen sich bei manchen Menschen Kopfschmerzen, Schwindel oder Asthmaanfälle ein. Woran mag es liegen, wenn nicht tief ins Glas geschaut wurde und kein Stress vorhanden war? Einer der Hauptauslöser können duftstoffhaltige Geschenke oder Gäste mit speziell für die Festtage aufgetragenen Duftstoffen sein. Ca. 15% der Bevölkerung leidet unter MCS – Multiple Chemical Sensitivity, sie haben an Weihnachten einen sehr schweren Stand. Ausweichen ist kaum möglich, wenn sie das Fest im Kreis der Familie verbringen möchten, für viele bleibt nur die Isolation.

Aftershaves, Parfüms und Bodylotions sind dafür bekannt, Asthma und Kopfschmerzen auszulösen. Grund dafür können die darin enthaltenen komplexen Chemikaliengemische sein, die akut auf das Nervensystem oder die Atmungsorgane einwirken. Über 4.000 Chemikalien kommen in künstlichen Duftstoffen zur Anwendung. Lösemittel wie bspw. Xylol, Toluol, Azeton oder allergieauslösende natürliche ätherische Öle wie u.a. Kampfer, Citral und Limonen gelten als typische Inhaltsstoffe. Besonders empfänglich für Reaktionen gegenüber Duftstoffen sind Asthmatiker, Chemikaliensensible, Personen mit MCS- Multiple Chemical Sensitivity und Allergiker.

Auch Kerzen, Duftkerzen und Raumduftsprays zählen häufig zu den Auslösern von weihnachtlichen Beschwerden. Normale Kerzen bestehen aus Paraffin, ein Abfallprodukt der Erdölindustrie, und die Dochte sind oft zusätzlich bleihaltig. Wer nicht lüftet nach dem Abbrennen von Kerzen, hat schnell eine hohe Schadstoffkonzentration in der Innenraumluft. Ist ein Weihnachtsbaum vorhanden, muss man zusätzlich an Terpene und Pestizide als Belastung denken. All diese Chemikalien addieren sich zu den bereits in der Raumluft befindlichen Chemikalien aus Reinigungsmitteln, Möbeln, etc. hinzu und sorgen dafür, dass bei einer erkrankten Person das „Fass überläuft“. Beschwerden stellen sich ein.

Was häufig hilft gegen Kopfschmerzen, Asthma und anderen Beschwerden an den Festtagen, ist frische Luft, sowie rigoroses Eliminieren von Duftstoffen und anderen enttarnten Auslösern. Das mag zwar alles traurig für denjenigen sein, der die Duftstoffe geschenkt hat, aber auch ein Lehrstück. Am Besten klärt man schon im Vorfeld mit allen Weihnachtsbesuchern ab, dass auf Duftstoffe und duftende Geschenke völlig verzichtet werden muss.

Stellen sich Asthma, Atemwegsbeschwerden, Kopfschmerzen oder erhebliche Stimmungsschwankungen nach Abbrennen von Kerzen, Anwendung eines Parfüms, Aftershaves, Raumduftes oder ähnlichem ein, weg damit aus dem Umfeld der chemikaliensensiblen oder allergischen Person. Duschen mit neutralem Duschshampoo, ein Spaziergang durch die klare Winterluft und lüften des Wohnraums führt häufig schnell zu Linderung.

Autor: Silvia K. Müller, Dezember 2007

Literatur:

  1. Burstein R, Jakubowski M., Unitary hypothesis for multiple triggers of the pain and strain of migraine, J Comp Neurol. 2005 Dec 5;493(1):9-14
  2. Baldwin CM, Bell IR, O’Rourke MK., Odor sensitivity and respiratory complaint profiles in a community-based sample with asthma, hay fever, and chemical odor intolerance, Toxicol Ind Health. 1999 Apr-Jun;15(3-4):403-9
  3. Baldwin CM, Bell IR, O’Rourke MK, Lebowitz MD., The association of respiratory problems in a community sample with self-reported chemical intolerance. Eur J Epidemiol. 1997 Jul;13(5):547-52
  4. Baldwin CM, Bell IR., Increased cardiopulmonary disease risk in a community-based sample with chemical odor intolerance: implications for women’s health and health-care utilization, Arch Environ Health. 1998 Sep-Oct;53(5):347-53
  5. Bell IR, Schwartz GE, Peterson JM, Amend D., Self-reported illness from chemical odors in young adults without clinical syndromes or occupational exposures, Arch Environ Health. 1993 Jan-Feb;48(1):6-13
  6. Cone JE, Shusterman D., Health effects of indoor odorants,Environ Health Perspect. 1991 Nov;95:53-9.
  7. Elberling J, Skov PS, Mosbech H, Holst H, Dirksen A, Johansen JD.,Increased release of histamine in patients with respiratory symptoms related to perfume. Clin Exp Allergy. 2007 Nov;37(11):1676-80
  8. Fisher BE.,Scents and sensitivity, Environ Health Perspect. 1998 Dec;106(12):A594-9
  9. Henneberger PK., Work-exacerbated asthma, Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2007 Apr;7(2):146-51.
  10. Kelman L.The triggers or precipitants of the acute migraine attack, Headache Center of Atlanta, Cephalalgia, 2007 May;27(5):394-402
  11. Kumar P, Caradonna-Graham VM, Gupta S, Cai X, Rao PN, Thompson J., Inhalation challenge effects of perfume scent strips in patients with asthma, Ann Allergy Asthma Immunol. 1995 Nov;75(5):429-33
  12. Millqvist E, Bengtsson U, Löwhagen O.,Provocations with perfume in the eyes induce airway symptoms in patients with sensory hyperreactivity, Allergy. 1999 May;54(5):495-9
  13. Millqvist E, Löwhagen O., Placebo-controlled challenges with perfume in patients with asthma-like symptoms, Allergy. 1996 Jun;51(6):434-9

4 Kommentare zu “Normalität für Chemikaliensensible (MCS): Kopfschmerzen, Schwindel und Asthma an Weihnachten”

  1. Mary-Lou 26. Dezember 2007 um 23:57

    Da hast Du Recht Silvia, Weihnachten ist für Chemikaliensensible eigentlich auch eine besonders schlimme Zeit. Die Menschen verwenden ihr Parfüm, welches sie geschenkt bekommen haben, zusätzlich kommen verstärkt Duftkerzen und Raumduftsprays zum Einsatz. Das Verständnis uns Chemikaliensensiblen gegenüber bleibt meist auf der Strecke. Der Trend zu noch mehr Parfüm-Einsatz ist deutlich zu spüren. Die Parfümierien waren vor Weihnachten so voll wie nie und es werden ständig mehr Filialen eröffnet. Auch in Bioläden ist man vor Parfümgeruch nicht sicher, denn auch Naturkosmetik-Hersteller setzen auf den Trend der Duftstoffe und die überall als Wundermittel angepriesene Aromatherapie. Aber sie erfüllen nur die Wünsche der Kunden, denn Parfüm liegt so stark im Trend wie nie zuvor.

    Was können wir tun, damit sich etwas ändert, etwas verbessert? Im CSN-Forum habe ich eben über Natur-Möbel gelesen, die mit duftenden Kräuterölen behandelt sind. Wo soll das alles noch hinführen?

    Allerdings wäre aufgeben, den Kopf in den Sand zu stecken und zu denken, an der allgemeinen Entwicklung kann man nichts machen, sicherlich der falsche Weg. Vielleicht sollten wir Natur-Möbelhäuser auf diese negative Entwicklung hinweisen. Was könnten wir sonst noch unternehmen?

    Ich finde es überaus wichtig, immer nach Lösungen zu schauen und nicht zu resignieren.

    Mir hilft auch immer besonders gut, wenn ich in der frischen Luft einen Spaziergang unternommen habe. Leider muss ich aber sogar auch im Wald immer öfter und auch länger die Luft anhalten, wenn mir parfümierte Menschen begegnen.

  2. Silvia 27. Dezember 2007 um 09:28

    Selbst wenn man in die Stadt geht, muß man hinterher die Haare waschen, weil sie nach den Duftstoffen anderer Leute riechen und Kopfschmerzen verursachen.

    Wusstest Du, dass es in USA und Kanada schon ganze Städte gibt, die neben Rauchverbot ein Duftstoffverbot eingeführt haben? Für uns wäre das ein Traum, wir hätten unglaublich mehr an Lebensqualität. Auch für Duftstoffbenutzer wäre es besser, denn die Chemikalien, die in vielen Parfüms enthalten sind, tragen nicht gerade zur Lebensverlängerung bei. Viele enthalten Stoffe die krebserregend sind und das Nervensystem schädigen. Das wäre mir ein Parfüm nicht wert, auch wenn ich keine Chemikaliensensibilität mehr hätte, würde ich keines mehr verwenden.

  3. Analytiker 2. Januar 2008 um 10:47

    Ja die Duftstoffe sind heutzutage äußerst hartnäckig. Der „Duft“ ist extra so konzipiert, dass er möglichst lange anhält und schwer zu entfernen ist.

    Die USA sind ansonsten oft Trendsetter für uns Deutsche. Wünschenswert ist es also, dass man auch diese Vorlage auf Deutschland überträgt und wir bald, neben dem nun endlich eingetretenen Rauchverbot auch ein Duftstoffverbot genießen können. Bis dahin ist es sicherlich noch ein hartes Stück Arbeit, bei dem es gilt, all die großen Steine aus dem Weg zu räumen, mit denen man uns eifrig in die Quere kommt. Aufklärungsarbeit braucht viele Unterstützer. Vielleicht ist dieser informative Blog ein wichtiges Instrument, die Leute wachzurütteln.

  4. Silvia 3. Januar 2008 um 23:46

    Danke Analytiker. Der Blog steht noch am Anfang und wir haben noch einiges vor, um Wissen über all die interessanten internationalen Studien und wichtigen Maßnahmen anderorts zu berichten. Seid gespannt.

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