Edeka und Kaiser’s verwenden noch immer giftige Kassenbons

Bei vielen Discountern hat Profit Vorrang vor Gesundheit der Verbraucher und vor dem Umweltschutz

Während Umweltschutz und die Gesundheit der Konsumenten vielen Konzernen am Herzen liegt, scheinen sich die Discounter Edeka und Kaiser’s auf Greenwashing zu beschränken. Sie verwenden noch immer hochgiftiges, BPA-haltiges Thermopapier für ihre Kassenbons. Der französische Discounter Carrefour, REWE, ALDI Nord und Lidl sind sensibler, sie suchten nach Bekanntwerden der Problematik Hersteller für Kassenbons, die weniger giftige Ersatzstoffe verwenden.

Andererseits kommt die Reue spät, denn seit 120 Jahren ist man sich bewusst, dass die Chemikalie Bisphenol A, meist kurz BPA genannt, sich im Körper wie das Hormon Östrogen verhält. In den vergangenen drei Jahren handelten Regierungen und Konzerne und eliminierten die bedenkliche Chemikalie aus einigen Produkten. Babyfläschchen aus Polycarbonat, die BPA enthalten, wurden in vielen Ländern und in der EU verboten. An Unkenntnis hinsichtlich der Toxizität und Umweltbedenklichkeit von BPA kann es bei Edeka und Kaiser’s nicht liegen.

Greenpeace gab eine Pressemitteilung heraus, um auf das sorglose Verhalten der beiden Discounter hinzuweisen:

Andere Firmen haben nach Kritik auf Ersatzstoffe umgestellt

Hamburg (ots) – Vor einem Jahr hatte eine Untersuchung des Greenpeace Magazins ergeben, dass sieben von acht getesteten Unternehmen im Thermopapier für Kassenbons giftige Bisphenole verwendeten.

Jetzt zeigt der Folgetest:

Kassenbons von Edeka enthalten noch immer das höchst umstrittene Bisphenol A (BPA), Kaiser’s setzt das kaum weniger kritische Bisphenol S (BPS) ein. Aldi Nord, die Deutsche Bahn und Lidl sind auf den Ersatzstoff Pergafast 201 umgestiegen. Rewe verwendet nun die Chemikalie D-8, Galeria Kaufhof und die Deutsche Post höchstwahrscheinlich ebenfalls.

BPA, das auch in Kunststoffen enthalten ist, steht seit Jahren in der Kritik. Es wirkt ähnlich wie das weibliche Sexualhormon Östrogen. Studien deuten darauf hin, dass es unter anderem die Reifung des Gehirns von Kleinkindern schädigen und die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Problematisch ist auch der Ersatzstoff BPS: Studien zufolge wirkt er ähnlich stark hormonell wie BPA.

CSN Artikel über die Gefährlichkeit der Chemikalien Bisphenol A (BPA):

Die Substanzen befinden sich als Farbentwickler an der Oberfläche von Thermopapier und machen ein bis zwei Prozent von dessen Gewicht aus. Beim Anfassen können sie über die Haut ins Blut gelangen. Die schwedische Chemikalienbehörde KEMI hat kürzlich die Bisphenol-A-Exposition durch Thermopapiere berechnet und nennt die Gefahr einer Schädigung Ungeborener „nicht angemessen beherrschbar“. Die Behörde plädiert für ein vorsorgliches BPA-Verbot in Quittungen, da sich die hormonelle Wirkung schon „bei sehr geringen Dosen“ zeige. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat inzwischen eine neue Risikobewertung angekündigt. Auch das Umweltbundesamt will prüfen, „ob das Risiko für Mensch und Umwelt möglicherweise unterschätzt wird.“

Sechs der acht geprüften Unternehmen sind auf die Ersatzstoffe Pergafast 201 oder D-8 umgestiegen. Beide Chemikalien wurden jetzt neben 15 anderen möglichen BPA-Alternativen von der US-Umweltbehörde EPA untersucht. Sie sind demnach für den Menschen weniger bedenklich als BPA, aber auch nicht risikofrei. D-8 ist BPS strukturell ähnlich, laut kalifornischer Umweltbehörde hat es eine „eindeutig hormonell aktive Wirkung“. Für Pergafast 201 gilt das nach heutigem Forschungsstand nicht. Beide Substanzen gefährden aber laut EPA die Umwelt. Gelangen sie in Gewässer, kann vor allem Pergafast Fische und andere Wassertiere schädigen. Wie schon vor einem Jahr empfehlen Experten deshalb: Kassenbons nur kurz anfassen, nicht in Kinderhände geben und im Restmüll entsorgen, damit die Chemikalien nicht in den Recyclingkreislauf gelangen.

Autor:

Antext: Silvia K. Müller, Chemical Sensitivty Network, 16. August, 2012

Pressemitteilung: Greenpeace, Weiterhin Gift in Kassenbons, 14.08.2012

4 Kommentare zu “Edeka und Kaiser’s verwenden noch immer giftige Kassenbons”

  1. Carsten 16. August 2012 um 17:29

    Das Putzmittel bei Penny ist auch nicht koscher! Ich breche jedesmal in Schweiß aus wenn ich da reingehe. Einer der Kassierer lässt mich immer vor oder macht schonmal den Bon und kassiert dann später. Selbst wenn ich nur rein renne und nur ein Brot holen will gehts mir schlecht.

    Und bei Kaufland machen mir die ganzen Kühlschränke zu schaffen.

  2. Twei 17. August 2012 um 11:51

    Gibt es denn nie ein Ende vom Experimentierfeld Mensch und Umwelt.

    Vermutlich will man auf gefährliche Giftstoffe nicht verzichten, weil die Druckgeräte sonst zu erheblich umkonstruiert werden müßten oder die Patentrechte eventuell bei jemand anderem liegen.

    Im obigen Artikel erfahre ich schon wieder, dass die Druckchemikalien etwas verändert wurden.

    Und schon hat man wieder einen neuen Produktnamen ohne adäquate Gesundheitsstudie.
    Schon kann man wieder jahrelang unbekümmert weiterdrucken, weil ja erst gemeldete Gesundheitsbeschwerden zwangsweise zu ernsthaften Studien führen…

    …und dann kommen noch die jahrelangen Gerichtsverfahren und politischen Machteinflüsse hinzu.

    Ja – so einfach kann man immer wieder neuen Giftmüll in den alltäglichen Gebrauch der Menschen verbreiten, ohne eine gesetzliche und ethische Verantwortung übernehmen zu müssen.

  3. PappaJo 17. August 2012 um 15:21

    Ein Gift wird abgeschafft und durch ein neues unbekanntes ersetzt, wie immer.

    Aber wie schon Carsten schrieb, solange die Geschäfte dufte Putzmittel verwenden und das Duftmanagement ist der Zutritt für mich unmöglich. Das Duftmanagement arbeitet so gut, das selbst die Produkte/Artikel damit bedeckt werden. Das Zeug klebt an allen Umverpackungen und an den nicht verpackten Obst und Gemüse.

    Dazu kommt natürlich der nicht erträgliche Geruch der Wasch- und Putzmittelabteilung. Sowas gehört eingehaust und nicht unter Lebensmitteln lagernd.

    Ein Glück das es noch die winzig kleinen Naturkostläden gibt.

  4. Kira 20. August 2012 um 18:42

    Habe mir extra die Mühe gemacht und verschiedene Mitarbeiter, bis hin zum Abteilungsleiter beim Kaufland bezgl. der giftigen Kassenbons gefragt.
    Keiner wußte Bescheid und keiner ist/war informiert!!
    Antworten des Abteilungsleiters u.a.: „wir fragen doch den Kunden, ob er einen Kassenbon haben möchte, sie können das doch selbst entscheiden …. auf was sollen wir denn noch alles achten …. ausserdem ist eh überall Chemie drin ….und, und …“
    Soviel interessiert es Ottonormalverbraucher!!!!

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