Archiv der Kategorie ‘Gedichte, Geschichten‘

Isolation – Sonntagsgedicht der Glasprinzessin

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Isolation

Einfach wegfahren

sich mit Freunden treffen

über Schönes plaudern

sich gegenseitig ermuntern

Buntes sehen

Leben

Abgeschirmt wohnen

fast immer alleine sein

mit Ängsten fertig werden

Überlebensstrategien ausdenken

die Zeit füllen

schwarz-weiß sehen

MCS.

Autor: Mona, die Glasprinzessin, Sonntag, 24. Mai 2009

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Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draussen in der Natur verbringen.

Mona’s Geschichte: Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und eine Geschichte der Glasprinzessin:

Naturchaos * Heilung * Rotkehlia, das Rotkehlchen erzählt aus seinem Leben * Dazwischen * Sonntagsgeschichte: Papo Mio’s Oase für Umweltkranke

Sonntagsgeschichte: Papo Mio’s Oase für Umweltkranke

Ristorante Italien

Als ich nach 20 Jahren wieder nach Terragenia kam, stand Papo Mio gerade genauso einladend vor der Tür seines Ristorantes wie damals und lächelte mir entgegen.

GiuseppeDie letzten Meter lief ich immer schneller und dann warf ich mich in seine Arme.
Nun wusste ich, was mir so viele Jahre gefehlt hatte – warum ich so unvollständig war; nun war ich angekommen – endlich da, wo ich schon lange hingehörte.
Nach langem Festhalten und Hin und Herwiegen wurde mir plötzlich bewusst, dass irgendetwas anders war. Eine ganze Weile brauchte ich, um es zu realisieren.

Der Blick zum Meer…das in schon einiger Entfernung von der der Terrasse aus doch immer zu sehen war – er war verbaut von 2 Hotels  – gerade ein kleiner Spalt blieb noch offen.

Ich zeigte dorthin und schaute Papo Mio an … aber er lächelte wie immer und nahm mich bei der Hand und zog mich hinter sein Haus. …Vor 10 Jahren fingen sie an zu bauen und da reagierte ich sofort. Ich kaufte noch mehr Land hinter dem Haus und den Pinien und Zedernwald. Du weißt ja, dass ich hier schon einen kleinen Park angelegt hatte mit Orangen und Zitronenbäumchen.

Eines Tages hörte ich von Menschen, die an einer schlimmen Krankheit leiden. Sie heißt MCS und diese Menschen reagieren auf alle Chemikalien mit Unverträglichkeit und werden mit der Zeit auch elektrosensibel, d. h. sie reagieren mit vielen Symptomen auf elektromagnetische Felder und auch auf die Sonneneinstrahlung. Viele von ihnen können überhaupt keine Minute mehr in die Sonne, und so brauchen sie auch im Sommer viel Schatten. Und da kam mir der Gedanke für diese armen Geschöpfe hier eine Oase zu bauen – kleine Glashäuschen in Verbindung mit Natursteinen und diese im Schatten aufstellen unter den vielen Bäumen. Du weißt ja, dass der Bach hier hinten durchfliest und dort waschen sie sich. Duftstoffe und irgendwelche Chemikalien sind alle beseitigt worden und so konnte ich auch noch für biologisches Gemüse und Obst sorgen und für das Pizzabrot, für die, die es vertragen.

Glaube mir, Piccolina –  es ist wie ein Wunder – zu beobachten, wie diese Menschen hier aufblühen und lebendig werden! Viele haben 7-12 Jahre schon in völliger Isolation von sozialen Kontakten gelebt…
Einige in einem gefliesten Badezimmer mit Luftfilter und Sauerstofflasche…
Andere in alten, ausgedünsteten Wohnwägen alleine im Wald…
Manche in Bushaltestellen aus Glas geschlafen und am Tag auf einer ungedüngten Wiese, weil sie ihre Wohnungen nicht mehr vertragen und…
Einige haben ihr Leben und ihre Qual beendet, weil sie keine Hoffnung mehr sahen…

Vor kurzem geschah das leider wieder auch hier in unserem Land…

GlashausAber nun … schau her…hier sind sie unter sich und trotzdem hat jeder sein Glashäuschen und jeder ist glücklich, weil er sich hier frei bewegen kann und nicht mehr so alleine sein muss.

Über die Flächen, wo die Sonne noch hin scheint, habe ich abschirmende Baldachine von Baum zu Baum gebunden, so dass es große Schattenflächen gibt.

Ich habe auch ringsherum noch Land gekauft, das sehr, sehr günstig war, weil alle ans Meer wollen und hier im Hinterland angeblich nichts los ist. Und das kommt nun meinen Freunden hier zugute.

Es gibt hier keine Handys… nur ein  Telefon bei mir im Ristorante…
Keine Fernsehgeräte…und nur, wer noch kann und möchte, kann sich bei mir ein Laptop ausleihen mit Akku zum Schreiben an Freunde. Besonders die, die kein Papier und keine Kulis und Co. mehr vertragen, greifen gerne darauf zurück. Ich habe ein strahlungsarmes Modell besorgt.

Gekocht und gebraten wird nur im Ristorante und das habe natürlich ich übernommen und mein Enkel, der Giuseppe, der ja auch auf so Vieles immer allergisch reagiert hat, hilft mir seit 2 Jahren in der Küche. Für ihn war es auch die Rettung…er konnte so die MCS noch rechtzeitig abbiegen.

Ich schaute ihn an und dann zeigte er mir von oben sein ganzes Refugium. Ich war sprachlos. So etwas Wunderschönes hatte ich noch nie gesehen.

Outdoor Spa…Bevor ich nun weitergehe, muss ich mich doch umziehen und waschen, denn ich trage doch bestimmt Stoffe, die für deine Freunde unverträglich sind?…
„Du kommst in die Schleuse“, sagte Papo Mio und nahm mich wieder bei der Hand.

Er zog mich neben das Ristorante und da sah ich das kleine Badehaus mit einem großen Becken mit Salzwasser zum baden und entduften. Meine Kleider kamen in einen Foliensack und ich bekam andere…viel Schönere aus Leinen, Biobaumwolle und Seide.

„Bleibe ruhig 1-2 Stunden im Wasser und wasche dann deine Haare hiermit, dann kannst du erstmal schlafen und dann essen und morgen versuchen wir es zu meinen Freunden zu gehen, wenn Du möchtest“.

„Aber natürlich, Papo“, sagte ich und umarmte ihn noch ein paar Mal. „Weißt Du“, sagte er wieder mit einem Lächeln, …ich hätte damals ausrasten können, als da ganz vorne die Hotels gebaut wurden; du kennst ja mein Temperamente…, aber ich sagte mir, aus jeder Hürde im Leben mache ich eine andere Seite. Jedes Hindernis hat 2 Seiten, eine davor und eine dahinter. Und so kam mir die Idee mit dem Land dahinter. Vorne am Meer…überall hier am Küstenstreifen…sind der Lärm, die Hektik, die Habgier, der Kommerz, der Gestank nach allerlei…

GiuseppeAber hier hinter der Hürde ist mein Pinienhain … meine Stille …. meine Einfachheit…meine gute Nahrung und meine Liebe! Und das zählt viel, viel mehr, meine kleine Piccolina. Und ich durfte etwas für andere tun… für isolierte. kranke Menschen, die hier auch im Freien sich endlich wieder entfalten können.

Manche können sogar wieder 1-2 mal die Woche mit Giuseppe, meinem Enkel, eine Fahrt machen in einem abgeschirmten, extra für sie gebauten Bus in eine kleine Schattenlagune am Meer (ca.15 km) von hier entfernt. Sie baden dann und schwimmen im Meer und das tut ihnen gut. Es ist unser „Plaza del Paradiso“. Wenn ich die Freudentränen in ihren Gesichtern sehe, dann bin ich so beglückt, wie noch nie in meinem langen Leben. Sie blühen auf und ihre Seele heilt und sie können eine stabile Phase erreichen. Das ist all die Arbeit wert, meine Kleine….

Ich nahm die Hände von Papo Mio und drückte sie. „Du hast mich schon früher so glücklich gemacht mit deinen sanften Wesen und nun bin ich noch viel glücklicher. Ich möchte dir auch gerne helfen und bei dir bleiben und auch für diese Menschen sorgen. Kannst du mich gebrauchen?“

„Oh ja,“ sagte Papo Mio,… denn wir möchten schon wieder erweitern und noch mehr Gemüsegärten anlegen ins Hinterland hinein und noch ein paar neue Glashäuschen bauen, denn es werden immer mehr Freunde auf der ganzen Erde, die MCS bekommen. Du kannst vielleicht auch bei der einfachen Inneneinrichtung behilflich sein.“ „Sehr gerne und ich kenne auch einige Leute, die die geeigneten Materialien haben. Ach Papo Mio…ich liebe dich so sehr und nun verschwinde ich im Badehaus.“

Papo Mio gab mir einen Kuss auf die Stirn und lächelte wie immer.

Ich war endlich angekommen…endlich Zuhause…da, wo ich hingehörte.

Welch eine innere Freude und so ließ ich mich in das Solebecken eintauchen voller Dankbarkeit… das alles hier erleben und erfahren zu dürfen und mitzuhelfen.

Autor: Mona Baranczyk für den CSN Blog, Mai 2009

Sonntagsgedicht der Glasprinzessin: Nähe

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Nähe

Begegnungen sind das Lebenselixier
wir brauchen sie
wie das Salz in den Speisen

Alles wird fade – machst du es immer
alleine.

Und wachsen an den Gaben des Gegenüber
kannst du nicht
ohne das
miteinander begegnen.

* * *

Autor: Mona, die Glasprinzessin, Sonntag, 3. Mai 2009

Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draussen in der Natur verbringen.

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Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

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Naturchaos * Heilung * Rotkehlia, das Rotkehlchen erzählt aus seinem Leben * Dazwischen

CSN-Blog Top 10 – Die beliebtesten Artikel im April

CSN Blogs sind top!

Der am häufigsten gelesene Artikel im Monat April im CSN-Blog lässt durchblicken, dass gerade Heuschnupfenzeit ist und das viele Menschen wegen ihre Allergien auf der Suche nach alternativen Behandlungsmethoden ohne Nebenwirkungen sind. Akupressur ist eine solche nebenwirkungsfreie Methode die zudem nicht einmal etwas kostet und überall angewendet werden kann.

Auf Platz drei landete, direkt nach einem Bericht über verseuchte Schiffscontainer, noch ein weiterer Artikel über alternative Behandlungsmethoden  Doch schaut selbst, welche Artikel von den CSN-Bloglesern im Monat April am häufigsten gelesen wurden.

Zum Lesen der CSN Top 10 Artikel einfach anklicken:

Sonntagsgedicht der Glasprinzessin: Dazwischen

Im Kanu den Eisvogel suchend

Dazwischen

Im Kanu
auf dem See
den Eisvogel suchend
die Stille genießend
ein Hauch von Glück
wie er losfliegt –
schillerndes Blau – orangenrot
wie ein Pfeil schießt er
übers Wasser
entzückt verharre ich
in tiefer Dankbarkeit
zwischen den Tagen des Graus
ein Farbtupfer der Seligkeit.

Autor: Mona, die Glasprinzessin, Sonntag, 19. April 2009

Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draussen in der Natur verbringen.

Mona’s Geschichte:

Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und eine Geschichte der Glasprinzessin:

Naturchaos * Heilung * Rotkehlia, das Rotkehlchen erzählt aus seinem Leben

Rotkehlia, das Rotkehlchen erzählt aus seinem Leben

Das Rotkehlchen erzählt

Als ich vor ein paar Wochen ziemlich traurig in unseren Garten ging, weil ein paar Enttäuschungen und der trübe Winter mich hinaustrieben, sah ich auf einem Haselnussbusch meine Freundin Rotkehlia sitzen.

Aufgeblüstertes RotkehlchenAllein schon ihr Anblick … das buschige, rote Kehlchen und das aufgeplusterte Federkleid versetzten mich in Entzücken. Als dann noch eine leise, wohlklingende Stimme zu mir sagte: „Sei nicht so traurig; ich werde Dir eine kleine Geschichte erzählen“, wurde ich ganz ruhig und lauschte. So begann Rotkehlia von ihrem kleinen Leben zu berichten:

„Es gibt nicht mehr viele von uns, weil auch wir Feinde haben. Ein Waschbär hat mir die Kleinen kurz nach dem Ausschlüpfen geraubt und gefressen. Auch ich war tieftraurig! Dann verließ mich mein Vogelmännchen, weil er nur in der Balzzeit an mir interessiert ist. Es ist bei uns Kehlchen nicht so, wie bei den Kranichen, die ein Leben lang glücklich zusammenleben.

Und dann der Winter – oft schon wollte ich aufgeben, weil ich so alleine hier bin. Ständig andere Temperaturen machen meinem kleinen Vogelherz schwer zu schaffen und dann laufen hier noch ein Marder und ein Kater herum, die jeden Tag nach mir schielen, um mich zu verzehren. Dazu kommen die Feinde aus der eigenen Gattung, besonders die Meisen, die immer in Gruppen auftreten; sie verjagen mich täglich vom Futterhäuschen.

Rotkehlchen im WinterStell Dir vor: der Boden ist hart gefroren und du hast quälenden Hunger, findest keinen Wurm und dort hängt das Futterhäuschen mit leckeren Samen und Flocken – aber keine Chance! So habe ich jeden Tag den Kampf, ein paar Reste zu ergattern. Die Meisen sind auch noch so unverschämt und picken jeden anderen Vogel weg, weil sie als Gruppe so stark sind. Ja, und dann sind da noch die Eichelhäher, vor deren spitzen Schnäbeln habe ich richtig Angst, und so warte ich, bis sie alle weggeflogen sind mit satten Bäuchen und nehme mir die Reste.

„Hast Du denn gar keine Freunde?“, fragte ich sie. „Doch ich habe einen kleinen Freund, das ist der Zaunkönig, und wir beide halten zusammen. Er zeigt mir oft Möglichkeiten, im Winter zu überleben; denn er findet öfters in Gärten noch liegen gebliebene Hülsen oder Körnchen. Auch am Komposthaufen ist er ein Spezialist. Er weiß genau, was wir futtern dürfen, ohne dass es uns schlecht wird. Und so schaffe ich es dann den Winter zu überstehen, aber Kampf und Traurigkeit gehören dazu.“

Rotkehlchen singt ein LiedRotkehlia belohnte mein Zuhören mit einem wunderschönen Lied, das sie nur für mich sang. „Meine Stimme kann mir keiner nehmen, und dafür bin ich so dankbar“, sagte sie und flog auf einen anderen Ast.

Ja, dachte ich, Du bist eine wirkliche Freundin, Rotkehlia, und ich bin so froh, Dich getroffen zu haben, um aus Deinem kleinen Leben zu erfahren. Von dem Tag an schaue ich immer nach ihr und lege ihr an verschiedenen Stellen Futter aus. Ich wünsche ihr, dass sie ihre Kleinen im Frühling behalten darf und werde ein Auge auf ihr Nestchen haben, wenn ich es finde.

Als ich wieder aus dem Garten ging, wo nur braune Erde mich ansah, war ich dennoch sehr beglückt über meine kleine Freundin Rotkehlia.Rotkehlchen sitzt am Boden

Wann immer mir nun ein Kehlchen begegnet, denke ich an den Mut zum Weitermachen, und dankbaren Herzens wandle ich durch die Zeiten.

Autor: Mona, die Glasprinzessin, Ostersonntag, 12. April 2009

Diese Gegeschichte wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona ist chemikaliensensibel und muss fast die ganze Zeit draussen in der Natur verbringen. Mona’s Geschichte:

Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Sonntagsgedicht der Glasprinzessin: Naturchaos

Der Mensch ruiniert die Erde

Naturchaos

es ist nicht zu fassen
sie können`s nicht lassen
sie müssen verseuchen
Korallen – sie keuchen.

dem Ende entgegen
nichts kann sie bewegen
die Schönheit zu zerstören
die Medien betören.

nur wer kämpft, bleibt am Leben
nicht mehr viele danach streben
die Apathie ist eingekehrt
kaum einer da, der sich noch wehrt.

Wahrheit – lassen außer Acht
hat noch keinem was gebracht
handeln heißt hier die Devise
wenn man uns doch endlich ließe.

drum schauen wir
hinauf zum Vater
er macht ein Ende
dem Theater.

er lässt die Erd‘
zur Ruhe kommen
er schenkt dem Kämpfer
Seelenwonnen.

—-

Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona ist chemikaliensensibel und muss fast die ganze Zeit draussen in der Natur verbringen. Mona’s Geschichte:

Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weiteres Gedicht von der Glasprinessin:

Heilung

Heilung

 Einsames Leben mit MCS

Heilung   
 
Weißt Du,wie gut mir das täte,
mit dir mal ein Stückel des Weges zu gehn?
 
Mal zu plaudern und zu erzählen
und einfach nur mal das Schöne zu sehn?
 
Wie wär es mit uns Beiden
auf der Landstraße zu schreiten
fernab von Bosheit und Zorn?
 
Laß es uns probieren
und nicht nur protestieren
den Weg der Heilung ohne Dorn.  

—-

Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona ist chemikaliensensibel und muss fast die ganze Zeit draussen in der Natur verbringen. Ihre Geschichte: Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

 

Nikolausgedicht von Maria

Nikolaus liest ein Gedicht vor

Heute Leute gebt fein acht,

es ist soweit, denn diese Nacht,

kommt Er zusammen mit seinem Knecht,

dem überall gefürchteten Knecht Ruprecht.

So geht schnell hin und holt geschwind,

Eure Stiefel raus aus Eurem Spind.

Geschenke vom NikolausSo könnt Ihr Euch alle sicher sein,

wenn Eurer Herz ist ehrlich und auch rein,

braucht Ihr heute nicht besorgt zu sein,

lässt Knecht Ruprecht seine Rute bei Euch im Sack.

Denn wart Ihr gut zu anderen Menschen,

wird Er Euch diese Nacht beschenken.

Mit langem Bart und Jutesack,

ist Er unterwegs heute die ganze Nacht.

Er weiß genau, was alles geschah,

denn Er beobachtet alle Leute das ganze Jahr.

Und wer von Herzen war fürs Gute,

braucht nicht zu fürchten Knecht Ruprechts Rute.

Nikolaus ist ein guter MannWer Gutes tut und ehrlich ist,

also für seine Mitmenschen nicht gefährlich ist,

dem gibt Er von alledem heute was zurück, beschert Euch mit Mandelkern und Glück,

tut Er Euch heute Gutes auch,

Ihr werdet sehen, so ist der langjährige Brauch.

Heute Nacht, es ist ganz klar,

kommt Er vorbei, wie jedes Jahr,

aber nur wenn Euer Herz ist wirklich rein,

könnt Ihr Euch wirklich sicher sein,

dann kommt Er auch zu Euch nach Haus,

der langersehnte Nikolaus.

Nikolaus merkt sich gute TatenFür Andere da zu sein trotz eigener Sorgen,

bleibt auch dem Nikolaus nicht verborgen.

Er wird es belohnen, seid gewiss,

Er weiß genau wer von den Guten ist,

drum stellt geschwind Eure Stiefel hin,

mit Sicherheit ist morgen auch bei Euch was drin.

Mona, die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

 Es regnet und es ist neblig, klamm, kalt, kein Wetter, bei dem man gerne vor die Tür geht. Trotzdem den ganzen Tag draußen zu verbringen ist eine Herausforderung, die niemand freiwillig annimmt. Es gibt Menschen in unserer Gesellschaft, die keine andere Wahl haben. Nicht, weil sie draußen ihre Arbeit verrichten müssen oder sie kein Geld für vernünftigen Wohnraum hätten, nein, dass ist nicht das Problem. Die Rede ist von Menschen, die so schwer auf minimale Spuren von Alltagschemikalien reagieren, dass ihnen kein Aufenthalt in einem Haus oder auch nur in der Nähe von Ansiedlungen möglich ist. Das gibt es nicht? Doch, diese Menschen gibt es leider in unserem Land, und anderswo auch.

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Ein Traum im Sommer bei Sonnenschein, doch was wenn es regnet, wenn es kalt ist? Und wie fühlt sich die Einsamkeit auf Dauer an? 

 

Freiwillig gezwungen – einsames Leben im Wald
Meine erste Begegnung mit einem Menschen, der kein richtiges Zuhause mehr hat aufgrund seiner Chemikalien-Sensitivität, war eine brillante deutsche Wissenschaftlerin, die in den USA krank geworden war. Sie war einer der Überflieger an ihrer Uni gewesen und bekam dadurch ein Stipendium in Berkeley. Jeder, der sich etwas auskennt, weiß: Das will etwas heißen. Sie arbeitete dort in einem Forschungslabor umgeben von viel Phenol, Radioaktivität. Viele der damaligen Mitarbeiter dort sind längst verstorben, und das Labor ist schon lange geschlossen. Niemand will mehr daran erinnert werden, der Fall wurde totgeschwiegen. Die junge Frau wusste nicht, wie ihr geschah, es war nur offensichtlich, dass sie nirgendwo mehr auch nur für Minuten Ruhe finden konnte, ohne schwerste körperliche Beschwerden zu bekommen oder zu kollabieren. Es folgte ein Leben in einer alten Schutzhütte mitten in der Einsamkeit in den Wäldern von Kalifornien. Wie ihre Krankheit hieß, die dies gnadenlos von ihr abforderte, wurde ihr viel später gesagt. Heute lebt sie einsam fernab von anderen Menschen in Colorado, weil ihre Chemikalien-Sensitivität dies noch immer von ihr abfordert. 

Ein „Kaktushaus“ statt einer Villa
Eine weitere Begegnung, an die ich mich noch wie heute erinnere, hatte ich in Arizona. Es war ein junger intelligenter Mann, der durch Pestizide und Schimmelpilze extrem krank und hypersensibel geworden war. Er hatte eine Familie, die ihm jedes Haus gekauft hätte, ganz gleich zu welchem Preis. Der Reichtum der Familie nutzte nichts, denn in der Nähe von Häusern brach der junge Mann sofort zusammen, was von ihm ein einsames Leben in der kargen Wüste von Arizona forderte. Mit einem alten, längst ausgedünsteten Auto kam er alle paar Tage zu einem ebenfalls chemikaliensensiblen Freund und duschte dort unter größten Schmerzen. Wenn er abfuhr, winkte er zum Abschied und rief. „Bis bald Freunde, mein „Kaktushaus“ ruft.“ 

Tapferer Kampf gegen Schmerzen und die Einsamkeit
Es gibt sie auch in Deutschland, chemikaliensensible Menschen, die gerne wie jeder andere mit ihrer Familie leben würden und deren Krankheit dies nicht zulässt. Mona B., ihre Familie nennt sie „unsere Glasprinzessin“, ist gezwungen, bei Wind und Wetter draußen zu leben. Mona ist tapfer, kämpft für sich und andere, und trotzdem kommt es immer wieder knüppeldick. 

Nichts ist vergönnt
„Habe ich endlich einen Platz gefunden, an dem ich mich einigermaßen aufhalten kann, kommt irgendjemand, der mich vertreibt“, berichtet Mona. „Um all diese Restriktionen zu verkraften und zu ertragen, dass ich meine Enkel nicht einfach lieb drücken kann oder mit ihnen schöne Spiele spielen kann, ihnen etwas vorlesen, ihnen tolle Geschichten erzählen kann, die ich noch von meinem Beruf als Erzieherin im Kopf habe, schreibe ich Gedichte. Eines davon handelt vom Vertriebenwerden von einem Platz, an dem man atmen kann, an dem man keine Schmerzen hat. Ich widme es allen denen da draußen, deren Alltag es ist, und hoffe inständig, dass man aufhört, uns totzuschweigen, und dass wir endlich Hilfe bekommen.“ 

Mona B., Alter: 56 Jahre

MCS durch chronische Formaldehydexposition im Niedrigdosisbereich, Wildlederspray und Insektizide. Ferner als Kind schon hohe Belastung durch Wohnsituation bei der Daimler-Benz Lackiererei, etc. Später kamen Belastung durch Abgase und Harze aus Lacken noch hinzu.

Symptome
Schwere Reaktionen der Haut (Hautvergiftung), Herzrasen, Bluthochdruck, extreme Lichtempfindlichkeit, Elektrosensibilität, narkoseartige Zustände, ständig geschwollene Lymphknoten, Fibromyalgie durch Einlagerung der Stoffe in die Muskeln, Zittern, Schleimhautblutungen nach Duftstoffexposition, Drehschwindel, Leberschwellungen, Magen-Darm-Koliken. 

Es wurde eine „Hautvergiftung“ diagnostiziert, die durch Wildleder-Schuhsprays ganz am Anfang meiner MCS eintrat. Die Haut bekam damals Blasen von den Füßen bis unter die Brust, die dann unter starken Schmerzen aufgingen und aus denen Lymphflüssigkeit lief. Keiner wusste zu helfen, ich starb mehrfach fast durch den Flüssigkeitsverlust. Es dauerte Monate, bis die Haut dann abfiel und wurde von einer Heilpraktikerin dann nur noch mit Heilerde-Ganzkörper-Umschläge entgiftet. Seit dieser Vergiftung durch Wildlederspray leide ich unter Sensitivität auf viele Chemikalien und andere Stoffe. 

Einschränkungen
Seit 8 Jahren muss ich im Wald leben, bin sehr isoliert von sozialen Kontakten.
Meine Bezugspersonen sind mein Mann und eine Freundin mit Duftstoff-Allergie. Es sind keine Besuche bei Freunden möglich, kein Einkaufen, keine Stadt- oder Dorfbesuche. Ein „stabiler Zustand“ ist nur haltbar durch völliges Meiden von Abgasen und chemischen Stoffen in der Luft. 

Meine Kinder und Enkel kann ich nicht besuchen, und sie mich auch nicht in der Wohnung. Nur ganz selten im Sommer und draußen kann ich sie sehen, wenn keine Sonne scheint; mit gebührendem Abstand. Zwangsläufig erfolgte ein Zurückziehen der gesunden Freunde wegen meiner starken Reaktionen. Ich muss mich zurückhalten, darf mir nichts Unnötiges zumuten, damit mein Mann noch seiner Arbeit nachgehen kann und mich nicht noch mehr pflegen muss als schon jetzt. Manchmal habe ich Depressionen, weil Freunde und Kinder und Enkel mir nicht beistehen können, zum Teil aus Unverständnis und durch zu viele Duftstoffe. 

Veränderungen aufgrund von MCS
Ich muss eine Maske beim Autofahren tragen, doch auch damit ist eine Fahrt nur noch 30 Min. möglich, trotz Luftfilter. An Einkaufen ist auch mit Maske nicht zu denken. Sauerstoff für Notfälle, die häufig sind, habe ich im Auto immer dabei und auch zuhause. 

Es waren mehrere Umzüge bis 2000 nötig, bis ich dann hier in dem alten Lehm-Fachwerkhaus am Wald gelandet bin. Meine mir ans Herz gewachsene Arbeit als Erzieherin und als Tagesmutter musste ich 2001 aufgeben. Es gab keine Urlaube mehr seit 8 Jahren. Die starke Elektrosensibilität forderte eine Abschirmung von Zimmer meines Mannes wegen der Elektrogeräte. Radiohören kann ich nur kurz nur mit Batterie, am Laptop kann ich nur 10 Min. und nur mit Akku sein. 

Draußen am See
Seit 2007 lebe ich von März  bis Juni tagsüber bei einer Hütte am See wegen dem häufigen Spritzen der Felder hier auf der einen Seite des Waldes. Es gab viel Kampf um den Aufenthalt dort. Ich muss mich den größten Teil des Tages draußen aufhalten und habe jetzt, für die Zeit des Spritzens der Felder, ein halbes Jahr lang um eine Bretterbude an einem See in einem unbelastetem Gebiet gekämpft mit der Waldgesellschaft und dem Förster usw. Da ich dort nicht schlafen darf (deutsches Gesetz), muss ich dann jeden Tag mit einer Begleitperson dorthin fahren (ca.15 km). Dies wiederum ist eine enorme finanzielle Belastung. Aber immer noch besser als von April – Oktober das Haus überhaupt nicht mehr verlassen zu können und wieder diese schlimmen Reaktionen der Haut zu bekommen. 

Medizinische Behandlung
Kein Ernstnehmen der Ärzte, besonders Umweltambulanz in Giessen-Behandlung mit Atem-Sprays fehlgeschlagen – falsche Diagnosen von Internisten – nur Fibromyalgie diagnostiziert – aber keine Hilfe, außer Selbsthilfe.
Seit 2005 Behandlung durch Umweltarzt, Dr. Kuklinski, Rostock. Dadurch stabilere Lebenssituation und weniger lebensbedrohliche Anfälle. 

Wo ist ein Platz zum Wohnen?
Seit 3 Jahren bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Wohnprojekt mit anderen MCS Betroffenen, um von hier, von den mit Pestiziden gespritzten Feldern auf der anderen Seite des Waldes, wegzukommen.
Wohnraum ohne Belastung, vor allem ohne Strahlenbelastung, ist kaum zu finden. Entweder gibt es Abgase und Duftstoffe, auch in Dörfern, oder es hat Felder und gedüngte Wiesen in Waldgebieten. Wohin also? 

Wer immer Wohnraum kennt, sei es eine Höhle, ein Hüttchen, wo man auch schlafen darf während der Monate April-Juni und Sept.-Ende Okt., lasst es mich wissen.
 

Das nachfolgende Gedicht widme ich allen, die wegen Chemikalien- und/oder Elektro-Sensitivität ein Leben in Einsamkeit leben müssen: 

Auf der Flucht
              
Gerade eine Insel
gesichtet
eine Oase des Friedens
und schon
wirst du verjagt
hinweg gebeten
zum Verlassen aufgefordert.

 
Dann suchst du
eine neue Bleibe
mit vielen Bitten
und Hindernissen
und schon wieder
jagen dich
Gesetze davon.
 

Du bist unerwünscht
keiner will
dich haben
Du bist unerwünscht
keiner hält zu dir.
 

Du bist unerwünscht
weil du Dinge
nicht verträgst
weil du nicht bist
wie die Andern
so kannst du
weiter wandern
Du bist unerwünscht.    MB2008

 
 
Mona’s Leben mit MCS kann in ihrem Werk nachgelesen werden: Die Glasprinzessin- Leben mit MCS, 2003