Archiv der Kategorie ‘Allergien‘

Wannsee-Schwimmer berichtet: Fachgespräch „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“

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Hallo Leute,

ich habe am Freitag mal den Wannsee im Stich gelassen und mir angehört, was im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus diskutiert wurde. Ich schreib hier Alles auf, für euch, die ihr vielleicht gern mitdiskutiert hättet, aber wegen der MCS dort nicht hinkönnt.

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Im ersten Teil des Fachgesprächs „Wenn Umwelt krank macht – muss die Politik handeln“ gab es drei Vorträge von bayrischen Umweltmedizinern: 

Dr. Frank Bartram
Dr. Bartram (IGUMED) berichtete, was die bedeutendsten Expositionsbereiche für umweltassoziierte Erkrankungen sind (Innenräume, Dentalersatzmaterial, Nahrung/Getränke, Genussmittel).
Er erklärte, wie man eine „Umweltmedizinische Spezialanamnese“ durchführt. Dabei muss man zunächst die „Lebensumfelder“ des Patienten abfragen, andere Erkrankungen ausschließen, weil „umweltassoziierte Erkrankungen“, wie Dr. Bartram sagte, „unspezifisch“ sind.
Dr. Bartram hat so eine Laboranalytik, mit der er verschiedene Marker erfasst. Er lässt die Biomarker (Belastung in Körpermaterial) messen, die Effektmarker (Sensibilisierungsreaktionen, pathologische Zytokinexpressionsmuster), Suszeptibilitätsmarker (Polymorphismen, Blut-Hirn-Schranke), Umweltmarker (Messung durch Bausachverständige) und er schaut nach inneren Belastungen durch die Dentalersatzmaterial.

Lasst euch nicht erschrecken von den vielen Fachbegriffen, die haben in Berlin auch nicht alle gleich verstanden. Aber Dr. Bartram hat das alles auch zum Nachlesen zur Verfügung gestellt.

Auch über die häufigsten Symptome seiner Patienten hat Dr. Bartram berichtet. Das Grundproblem „Es handelt sich um unspezifische Symptome“. Allgemeinsymptome (Leistungsmangel), Nervensystem (Konzentrationsstörungen, somatopsychische Störungen, Polyneuropathie), Störungen des Immunsystems, Schleimhautsystem (Magen-Darm, NNH, Lungen-Bronchien, Harnwege, gyn. Schleimhautbereich), Haut /Haare/Nägel.

Die „Multiple Schadstoff Sensitivität“ (MCS) hat Dr. Bartram unter den Stichworten „Oxidativer Stress und Inflammation“ und „Wirkungen von IFN-gamma“ erklärt.

Dr. Bartram meint „Expositionen zu neurotoxischen Substanzen können bei Einwirkung auf das… ZNS auch zu psychischen Störungen/Veränderungen führen: somatopsychische Störungen“

Er berichtet auch, dass es zu reaktiven Verstimmungszuständen kommen kann durch jahrelange Arztbesuche, Arbeitsunfähigkeit, Perspektivlosigkeit, sozialen Abstieg.
Abschließend erklärte Dr. Bartram, was bei nachgewiesener Erkrankung zu machen ist:

Expositionsvermeidung, Expositionsverminderung, Expositionsstop.

Dr. Bartram hat uns Zuhörern schon was abverlangt, aber wie gesagt, es gibt ein Papier zum nachlesen.

Dr. Peter Ohnsorge
Dr. Ohnsorge vom Deutschen Berufsverband der Umweltmediziner hat uns in Berlin die Augen geöffnet über das, was an den Universitäten und in der Fortbildung so geschieht oder besser gesagt, nicht geschieht. Zwar ist die Umweltmedizin im Studium vorgesehen, aber in der Realität  sieht das dann so aus, dass zum Beispiel ein Toxikologe über Intoxikation  und Grenzwerte lehrt, aber über Langzeiteffekte von Schadstoffen, die für Umwelterkrankungen relevant sind, nicht gesprochen wird.

Dr. Ohnsorge meinte, dass die vielen Symptome, die man bei Umwelterkrankungen vorfindet, für die Mediziner verwirrend seien und dass die Mediziner deshalb nicht mit dieser Komplexität zurechtkämen. Die „Entität des Krankheitsbildes“ würde nicht erkannt.
Dann kritisierte Dr. Ohnsorge auch, dass Umwelterkrankungen nicht in den „Scientific Mainstream“ passen, der sich vor allem um Genetik und um High-Tech-Medizin drehe.

Dr. Ohnsorge hat von einer „historischen Lagerbildung“ gesprochen. Umweltmedizin würde mit Naturheilkunde im negativen Sinn gleichgesetzt. Viele Mediziner behaupteten, es gäbe keine Umwelterkrankungen. Und was noch dazukomme, Umweltmedizin lasse sich schlecht abrechnen. Man hätte 8 Minuten zur Verfügung, wo man acht Stunden brauche.

Von Dr. Ohnsorge haben wir auch erfahren, dass die Weiterbildung im Bereich Umweltmedizin von ehemals 200 Stunden auf 100 Stunden gekürzt wurde. Dr. Ohnsorge hat an den Inhalten dieser 100 Stunden-Weiterbildung mitgearbeitet. Nicht, weil er diese Kürzung gut findet, sondern, weil er wenigsten dazu beitragen wollte, dass die wichtigsten Inhalte noch erhalten bleiben.

Es gibt nämlich Umweltmediziner, die sich während ihres Studiums schon spezialisiert haben – also so wie Augenärzte- und es gibt weitergebildete Ärzte. Das sind dann die mit den 100 Stunden.

Die Grünen hören nach Dr. Ohnsorge zu sehr auf Toxikologen und das RKI und zu wenig auf Umweltmediziner. Er kritisierte auch den Lobbyismus und die Finanzierung der Forschung aus Drittmitteln. 

Dr. John Ionescu
Der dritte Referent Dr. Ionescu von der Spezialklinik Neukirchen sprach über Allergische Erkrankungen durch Umweltbelastungen. Es gibt in der Bundesrepublik 25 Millionen Allergiker. Dass die Allergien in den letzten Jahren ständig zugenommen haben, sieht Dr. Ionescu vor dem Hintergrund der Umweltbelastung. Er berichtete zum Beispiel über ein Ehepaar, das mit Holzschutzmittel in Kontakt gekommen war. Beide hatten die gleiche Exposition mit diesem Holzschutzmittel, der Mann blieb gesund, während die Frau erkrankte. Interessanterweise hatte der Mann mehr Schadstoffe im Urin als seine Frau. Er hatte aber dieselbe Exposition, war also nicht stärker belastet. Es stellte sich heraus, dass die Leber der Frau hier Ursache war und die Frau deshalb die Schadstoffe nicht richtig entgiftete. Nach mehrwöchiger Unterstützung der Leberfunktion  erholte sich Frau von ihrer schweren Erkrankung.

Dr. Ionescu kritisierte den Einsatz von Kortison. Er behandelt die Ursachen einer allergischen Erkrankung. Er wies auch auf die Bedeutung der Ernährung und der Darmflora bei Allergien hin.
Dr. Ionesu stellte einen Sonderdruck OM und Ernährung Heft 2008/122 über „Umweltbedingte Erkrankungen – Diagnosekriterien und integrative Therapieverfahren bei MCS, CFS und Fibromyalgie“ zur Verfügung.

Diskussionsrunde, Kommentare
Nach den Vorträgen der drei Mediziner hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich zu Wort zu melden.

Ein Dr. Otto aus Osnabrück warf ein, Krebs sei ein Altersproblem, die Umwelt spiele, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle.

Ein Mitglied einer Selbsthilfegruppe aus NRW informierte über die Probleme, die die Krankenkassen bei Diagnostik und Therapie von Umweltkrankheiten den Patienten machen. Er kann sich als Privatpatient eine bessere Diagnostik und Therapie leisten als andere Menschen, die gesetzlich versichert sind.

Dr. Scheiner kritisierte Studien zum Mobilfunk. Er wurde von Dr. Ionescu unterstützt, der Laborerfahrungen mit dem Blut sensibler Personen hat und der auch eine mobilfunkerkrankte Patientin, Frau Frielinghaus, vorstellte.

Frau Infante-Göb, die auf ihre Unabhängigkeit von Vereinen und Verbänden hinweisend als Betroffene sich zu Wort meldete, forderte von den Politikern mehr Prävention und berichtete, bei dem Begriff MCS habe in den neunziger Jahren eine Änderung stattgefunden. Sie sprach von schadstoffinduzierter Krankheit.

Dann baten die Gastgeber zu Kaffee und Kuchen und belegten Brötchen. (Lecker!)

Podiumsdiskussion
Nach der Kaffeepause war die Podiumsdiskussion angesetzt.

Die angekündigte Mitarbeiterin der ZEIT, Frau Zinkant war verhindert, und für sie war der stellvertretende Chefredakteur der TAZ vor Ort.

Frau Kotting-Uhl (Grüne) berichtete über die „Kleine Anfrage“ aus dem Jahr 2007 und die Antwort der Bundesregierung. Sie wollte von Dr. Straff, UBA wissen, wie er an Stelle der Bundesregierung geantwortet hätte bzw. wie er Umwelterkrankung definieren würde. Dr. Straff ist nach eigener Aussage nicht an der Antwort aus 2007 beteiligt gewesen, hätte aber genau so  wie die Bundesregierung geantwortet.

Dr. Wiedemann vom Forschungszentrum Jülich sieht keine Probleme bei einer klaren Definition des Begriffs Umwelterkrankung, gefragt sei der gesunde Menschenverstand.

Dr. Ohnsorge vertrat die Meinung, der Begriff Umwelterkrankung müsse die individuelle Verletzbarkeit/Empfindlichkeit einbeziehen.

Auf die Frage von Frau Kotting-Uhl nach Berichten von Betroffenen meldeten sich eine ehemalige Friseurin, die Tochter eines Obstbauern und eine Frau aus Stuttgart zu Wort. Die Friseurin berichtete, dass sie von keinem Arzt ernst genommen wurde, die Tochter eines Obstbauern war durch Pestizide in der Kindheit und durch Chemikalien während ihrer Schreinerlehre erkrankt und war zeitweise nur noch im Rollstuhl. Ihr Gesundheitszustand hat sich in der Klinik Neukirchen verbessert. Die Frau aus Stuttgart ist sehr durch die schlechte Luft an ihrem Wohnort belastet und müsste eigentlich wegziehen.
Abschließend wurde über die „Umkehr der Beweislast“ diskutiert. Und über die Anerkennung von Berufskrankheiten.

Herr Metzger von der TAZ meinte, dass das, was heute schon als Berufskrankheit anerkannt würde, nie ohne den Druck seitens der Gewerkschaften zur Anerkennung gebracht hätte.

Bei der Diskussion um Pestizide, äußerte Dr. Straff vom UBA, Pestizide seien bei korrekter Anwendung unschädlich.

Frau Kotting-Uhl forderte bei neuen Stoffen müsse vor Einsatz deren Unbedenklichkeit nachgewiesen werden. Allerdings meinten Frau Kotting-Uhl und Dr. Terpe (Grüne), es gäbe in der Gesellschaft eine gewisse Bereitschaft, Risiken zu akzeptieren. Als Beispiel wurden die Todesfälle im Straßenverkehr angeführt.
Frau Kotting-Uhl könnte sich Freiräume zum Beispiel bei Mobilfunk vorstellen.

Frau Regina Nowack, die die Replik zu der Antwort der Bundesregierung 2007 verfasst hat, wies nochmals auf die Gefahren durch Amalgam hin.

Resümee
Jetzt fragt Ihr euch, was Ihr erwarten könnt?

Die beiden Politiker der Grünen werden alles noch mal in Ruhe bedenken. Sie werden es zunächst in der Partei diskutieren (Dr. Terpe) und sehen, was man in Entwürfe umsetzten kann.
Gegebenenfalls wollen sie zu weiteren Fachgesprächen einladen.

Flyer, Material zum Mitnehmen
Was gab es an Papieren, außer den erwähnten Papieren:

– Flyer „Unnötige Duftstoffe vermeiden“ vom Verein für Umwelterkrankte e.V. Bredstedt
– Flyer „Entgiftung und Prävention – gewusst wie“ vom Verein zur Hilfe umweltbedingt Erkrankter e.V. Neunkirchen
– Sonderdruck 8/2006 von Aktiv for you, BAYER Health Care mit einem Beitrag zur Allergologie von Dr. Ionescu
– Auszug aus „raum und zeit“ von 2007 mit einem Beitrag von Hanne Weizenegger, „Macht die Umwelt krank?“

Ich berichte euch hier, was bei mir angekommen ist. Also ohne Gewähr. Sicher haben andere Teilnehmer noch andere Erinnerung. Ich hoffe aber, dass mein Gedächtnis das Wesentliche hergegeben hat.

Und jetzt geht es ab in den Wannsee. Bei dem Wetter.

 Die Antwort auf die Anfrage der Grünen

Reaktion auf Parfum auch ohne Riechen des Parfums möglich

Schutzanzug

Gegen Parfum reicht eine Aktivkohlemaske als Schutz nicht aus 

Parfums werden von den meisten Menschen mit Chemikalien-Sensitivität – MCS als häufigster Auslöser ihrer Reaktionen im Alltag angegeben. Parfums und Duftstoffe zu umgehen ist nahezu unmöglich und kann im schlimmsten Fall bedeuten, das sich eine hypersensibilisierte Person aus dem Sozial- und Berufsleben zurückziehen muss, denn einen 100%igen Schutz gibt es nicht dagegen, außer einem professionellen Schutzanzug.   

Es gibt mehr als nur Allergien

 Die schwedische Wissenschaftlerin Eva Millqvist untersuchte eine Gruppe von neun Patienten mit respiratorischen Symptomen nach unspezifischen, reizenden Stimuli, um vermutetes Asthma zu ermitteln. Ausgeschlossen von der Studie wurden Patienten mit IgE-vermittelter Allergie oder demonstrierbarer bronchialer Obstruktion. 

Placebokontrollierte Studie mit Parfum

Um ein Provokationsmodel zu finden und die Symptome der Patienten objektiv in einer kontrollierten Studie festzustellen, wurden Provokationen mit Parfum oder Placebo durchgeführt. Die gleichen Patienten durchliefen auch eine spezielle Provokation mit Parfum, mit und ohne Aktivkohlemaske, um festzustellen, ob das Atmen durch einen Filter mit Aktivkohle Symptome verhindern könne. Die Patienten atmeten im Verlauf der Provokationen durch den Mund, während sie eine Nasenklammer benutzten, um das Riechen von Parfum zu verhindern. Die schwedischen Wissenschaftler fanden heraus, dass die früheren Symptome der Patienten gegenüber Parfum bestätigt werden konnten. Das Atmen durch den Aktivkohlefilter hatte keinen schützenden Effekt gezeigt.  

Reaktion ohne Riechen möglich

Millqvist und Lowhagen schlossen aus ihrer schon vor zwölf Jahren durchgeführten Studie, dass Symptome, die eine Hyperreaktivität des Respirationstraktes und Asthma andeuten, durch Parfum, ohne das Vorhandensein von bronchialer Obstruktion, provoziert werden können. Weiterhin wurde in dieser Studie deutlich, dass dabei ein Aktivkohlefilter keinen vollständigen präventiven Nutzen bei Parfum hat. Die Symptome werden nicht über den Olfaktorius (Riechnerv) übertragen, weil die Patienten das Parfum nicht riechen konnten, können aber durch einen trigeminalen Reflex (Reflex eines Hirnnervs) über den Respirationstrakt oder über die Augen verursacht worden sein.  

Voller Schutz vor Chemikalien

Ein 100% Schutz vor bestimmten Chemikalien ist nur mit einer professionellen ABC-Schutzkleidung möglich, wie sie zum Beispiel von der Bundeswehr eingesetzt wird, doch damit wird sich kaum jemand im Alltag unter die Menschen wagen. Für Menschen mit Hypersensibilität auf Parfum und Duftstoffe bleibt somit nur die soziale Isolation.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur:

Millqvist Eva, Lowhagen O.; Asthma and Allergy Center, Sahlgrenska University Hospital, Göteborg, Schweden, Placebo-controlled challenges with perfume in patients with asthma-like symptoms, Allergy, Jun. 1996; 51(6):434-9

Studie beweist: Asthma durch Parfumwerbung in Zeitschriften ausgelöst

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Parfum? VORSICHT es könnte Ihnen den Atem rauben

In Hochglanzmagazinen für Frauen und Lifestyle finden sich häufig Parfumstreifen, die zum Kauf eines Parfums verführen sollen. Für Asthmatiker ist diese geringe Konzentration von Duftstoffen häufig bereits völlig ausreichend, um Beschwerden und einen Asthmaanfall auszulösen. Für Wissenschaftler der Louisiana State University war dies der Anlass, eine placebokontrollierte Studie durchzuführen, um den Beweis zu erbringen, dass tatsächliche eine derart geringe Konzentration von Parfum ausreicht. Der Beweis wurde erbracht und verdeutlicht, welche Hürden den Alltag eines Asthmatikers erschweren. 

Konsequentes Studiendesign

An der Studie der Wissenschaftler der Louisiana State University in New Orleans nahmen 29 Erwachsene mit Asthma und 13 Normalpersonen als Kontrollgruppe teil. Von allen Probanden wurde eine ausführliche Anamnese erstellt und eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Der Schweregrad des Asthmas wurde mittels validierter klinischer Kriterien ermittelt. Zusätzlich führten die Mediziner Hauttests (Pricktests) mit den allgemein gängigen Inhalationsallergenen durch, als auch mit dem Parfum, das man in der anschließenden Untersuchung verwendete.  

Provokationstests mit Parfum

Um objektiv beurteilen zu können, ob Personen mit Asthma auf Parfum reagieren, wurden insgesamt vier Provokationstests durchgeführt. Die Wissenschaftler nahmen hierzu Parfumstreifen, wie man sie in vielen Zeitungen vorfindet. Sie bestehen aus einem speziellen Papier, dass mit Parfum imprägniert ist. In den verdeckten Testverfahren wurden als Kontrolle 70%iger Isopropyl- Alkohol und normale Kochsalzlösung verwendet. Symptome und Beschwerden der Patienten wurden vor und nach den Provokationstests festgehalten. Begleitend wurden Lungenfunktionstests vor den Testungen und 10, 20 und 30 Minuten danach durchgeführt.  

Eindeutiges Studienergebnis: Parfum löst Asthma aus

Die Provokationstests mit Parfum erbrachten beim Verlaufsparameter FEV1 (Einsekundenkapazität) bei den Asthmatikern einen signifikanten Abfall im Vergleich zu den Kontrollpersonen. Bei der Placebotestung mit Kochsalzlösung hingegen zeigten die Asthmatiker keine FEV1 Reaktion. Der prozentuale FEV1 Abfall war nach der Provokationstestung bei schweren Asthmatikern signifikant größer als vergleichweise bei leichten Asthmatikern. Bei 20,7% der Asthmapatienten trat nach der Parfumtestung Keuchen und Brustenge auf. Asthmaanfälle durch die Provokation mit Parfum traten bei 36% der schweren Asthmatiker, bei 17% der mittelschwer betroffenen Asthmatiker und bei 8% der leicht betroffenen Asthmatiker auf. Als weiterer interessanter Aspekt wurde offenkundig, dass Patienten mit allergisch bedingtem Asthma einen weitaus größeren FEV1 Abfall nach der Parfumtestung hatten als Patienten mit nichtallergischem Asthma. Die Mediziner schlossen aus ihren Beobachtungen und Messungen, dass Parfumstreifen in Zeitschriften ausreichen, um eine Verstärkung von Symptomen und Atemwegsobstruktion bei Asthmatikern hervorzurufen. Schweres Asthma oder allergisch bedingtes Asthma stellten laut der Wissenschaftler ein erhöhtes Risiko dar, respiratorische Reaktionen durch Parfum zu erleiden.  

Parfums schließen Menschen aus der Gesellschaft aus

In Alltagssituationen trifft man nahezu überall auf parfümierte Mitmenschen oder auf parfümierte Räumlichkeiten. Selbst in Krankenhäusern oder Schulen befinden sich Duftvernebler in den Toiletten und neuerdings sogar in Patienten- bzw. in Klassenzimmern. Durch die Studie der Wissenschaftler aus New Orleans wird deutlicht, wie schwer und folgenreich es für Menschen, die unter Asthma oder Chemikalien-Sensitivität leiden, zwangsläufig sein muss, in unserer Gesellschaft zu existieren.   

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008 

Literatur: Kumar P, Caradonna-Graham VM, Gupta S, Cai X, Rao PN, Thompson J., Inhalation challenge effects of perfume scent strips in patients with Asthma, Department of Medicine, Louisiana State University Medical Center, New Orleans, USA, Ann Allergy Asthma Immunol. 1995 Nov;75(5):429-33.

Das Gift der Insektenblume

  Totenkopf, Totenschädel - auf der einen Seite der Globus, Weltkugel mit Blumenkranz  - Symbol für Verseuchung des Globus durch Pestizide aus der Chrysantheme

Pestizide aus der Chrysantheme verseuchen den ganzen Globus

  

Im Herzen Afrikas findet man sie. Die Felder mit Chrysanthemum cinerafolis und Chrysantemum coccineum. Wunderschöne margaritenähnliche Blumen, die aber nur auf den Feldern das Auge des Betrachtes erfreuen. Sie sind nicht für die Vasen im fernen Europa bestimmt. Die Blüten dieser Blumen werden getrocknet und zu feinem Pulver verarbeitet. Und dieses Pulver ist eine der begehrten Handelwaren des Kontinents. 

Chrysanthemum cinerafolis und Chrysantemum coccineum gehören nämlich zu jenen Pflanzenarten, die insekttötende Wirkstoffe produzieren. 

Durch Zugabe von Extraktionsmitteln (Kerosin/ Methanol, Petroether/ Acetonnitril oder Petroether/ Nitromethan) werden aus dem Pulver der Blüten sogenannte Pyrethrine gewonnen. Pyrethrine wurden bereits 1917 von der US Marine hergestellt: Insektizide zum Einsatz gegen Moskitos, Hausfliegen und andere Tierchen. 

Natur im Chemielabor umgebaut

Das Pulver der Chrysanthemum-Blüten ist teuer. Deshalb setzten Chemiker Piperonylbutoxid und anderer Substanzen zu und erzielten damit eine höhere Toxizität. Die zugesetzten Substanzen wirken als Synergisten.  

Weil aber auch das so gewonnene Insektizid immer noch teuer ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis Chemiker die Struktur der natürlichen Pyethrine entschlüsselten. Das gelang  bereits im Jahr 1924. Und 1947 wurde dann Allethrin synthetisiert. Damit gelang in den fünfziger Jahren der Markteinstieg. 

Allethrin war dem Naturprodukt noch ähnlich. Aber es war weniger giftig als Pyrethrine und ebenso wie Pyrethrine nicht photostabil. In rascher Folge kamen neue Produkte aus den Chemielaboren. Giftigere (zweite Generation) und photostabilere (dritte Generation). 

Permethrin ist ein Insektizid aus der dritten Generation. Permethrin ist in Deutschland als Mittel gegen Kopfläuse und Krätze zugelassen und findet auch in der Tiermedizin gegen Läuse, Flöhe, Milbe und Zecken Verwendung. Permethrin dient als vorbeugendes und/oder bekämpfendes Holzschutzmittel. Wollteppiche werden damit ausgerüstet. In Deutschland und Österreich ist Permethrin nicht als Pflanzenschutzmittel zugelassen. 

Ein Gift erobert den ganzen Globus

Der Boom der Pyrethroide kam mit der Einführung photostabiler Verbindungen (vierte Generation) für die Landwirtschaft. Fenvalerat, Deltamethrin, Cypermethrin und Permethrin sind die Umsatzrenner der Hersteller. 

Pyrethrine und Pyrethroide werden tonneweise produziert und sind mittlerweile über den Globus verteilt. Pyrethrine und Pyrethroide sind Insektizide. Aber auch für Menschen sind sie gefährlich:

„Naturpyrethrum und alle Pyrethroide sind Nervengifte, die auch das Zentralnervensystem angreifen. Pyrethroide reichern sich im Gehirn an. Kurz nachdem man Pyrethroiden ausgesetzt war, können die Gifte im Blut gemessen werden, sie werden aber relativ schnell abgebaut. Bei Langzeitbelastungen können sie im Fettgewebe gespeichert werden.“ 

Was passiert bei akuten Vergiftungen?

„Bei akuten Vergiftungen mit Pyrethroiden sind die ersten Symptome Reizungen und Rötungen der Haut und Schleimhaut, Kribbeln und Jucken, Taubheit um den Mund, Augenbrennen und Reizhusten. Dazu kommen die Symptome von Vergiftungen mit Nervengiften wie Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Schwächegefühl, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schweißausbrüche. Diese Empfindungen gehen wieder zurück, wenn die Belastung vorüber ist.“ 

Was passiert bei chronischen Vergiftungen?

„Bei chronischer Einwirkung können Taubheitsgefühle auf der Haut, Kopfschmerz, Schwindel, Depression, Erschöpfung, Angst, Seh- und Hörstörungen, Herz-Rhythmusstörungen, Muskelschwäche, Immunschwäche und Asthma auftreten.Bei Personen in stark belasteten Innenräumen und Flugpersonal sind chronische Vergiftungen beobachtet worden. Permethrin und Cypermethrin stehen im Verdacht, hormonelle Wirkungen zu haben und die Fortpflanzung zu schädigen“ 

Auch die Natur ist bekanntermaßen nicht harmlos 

Pyrethrine sind entgegen der landläufigen Meinung nicht harmlos:

„Pyrethrine wirken neurotoxisch, sowohl auf sensorische wie auch auf motorische Nerven… Ein zweijähriges Kind starb, nachdem es 14 g Pyrethrum-Pulver gegessen hatte. Es gab auch tödliche Vergiftungen durch inhaliertes Pyrethrin-Aerosol Pyrethrine verursachten im Rattenversuch Leber- und Schilddrüsenkrebs. 

Belastende Hintergrundbelastung

Das alltägliche Gift gehört zu dem, was die Experten eine „Hintergrundbelastung“ nennen. Auch unsere Kinder bleiben vor der alltäglichen „Hintergrundbelastung“ nicht verschont. Unsere Human Biomonitoring Spezialisten wissen das auch: 

Kinder-Umwelt-Survey, Pilotstudie (2001/2002):

Hinweise auf Expositionspfade für die innere Belastung mit Organophosphaten und Pyrethroiden: 

„In der Pilotstudie des Kinder-Umwelt-Surveys (KUS) wurden die Urine von 2- bis 17-jährigen Kindern aus vier Orten in Deutschland auf ihre Gehalte an Organophosphat- und Pyrethroidmetaboliten untersucht… 

Die Exposition gegenüber Pyrethroiden wird bestimmt durch das Lebensalter, den Probenahmeort, den Konsum von gekochtem Gemüse und die Verwendung von Pyrethroiden im häuslichen Innenraum. Die signifikante Korrelation zwischen den Metabolitgehalten im Urin und den Permethringehalten im Hausstaub zeigt, dass Hausstaub eine Quelle für die Belastung von Kindern darstellen kann. Wahrscheinlich ist dies auf die Staubaufnahme durch Hand-zu-Mund-Kontakt zurückzuführen“ 

Herzlichen Dank an Gastautorin Juliane für diesen informativen Blogartikel!

Exklusiv Interview Prof. Dr. Rapp über Kinder mit Umweltkrankheiten

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Interview Silvia K. Müller im Gespräch mit Professor Dr. Doris Rapp 

Prof. Dr. Doris Rapp gehört zu den bekanntesten Umweltmedizinern weltweit. Sie leitete eine Klinik für Kindermedizin in Buffalo und behandelte in ihrem Berufsleben Tausende von Kindern und Jugendlichen. Viele kennen die noch immer hochaktive amerikanische Wissenschaftlerin von internationalen Kongressen, Fernsehbeiträgen oder durch ihre Bücher, die z. T. New York Times Bestseller waren und in vielen Sprachen erschienen. Für Menschen aus aller Welt waren und sind die Bücher von Prof. Rapp ein erster erfolgreicher Einstieg, um ihre Krankheit besser zu verstehen und um endlich Wege zu finden, ihren Gesundheitszustand zu verbessern. 

SKM: Professor Rapp, Sie haben viele Jahrzehnte Erfahrung mit Kindern, die unter schweren Allergien oder Chemikaliensensibilität leiden, die allergisch auf ihre Nahrung oder ihre Umwelt reagieren. Wie viele Kinder haben Sie diagnostiziert und behandelt?
 
Doris Rapp: Viele Tausende aus allen Staaten in den USA und sogar Kinder aus Europa waren dabei. Sie kamen zu mir in die Klinik von überall her. Wir haben sie ausgetestet und dann individuell behandelt. Von fast allen diesen Kindern haben wir Videodokumentationen vom gesamten Verlauf erstellt. Wir haben die Kinder ausgetestet, auf was sie reagieren, und dabei gefilmt. Dadurch haben wir sichtbar gemacht, dass es Kinder gibt, die auf Nahrungsmittel oder Chemikalien reagieren.
 
SKM: Welche Beschwerden hatten diese Kinder, auf was und wie reagierten sie?
 
DR: Man kann auf alles Mögliche reagieren. Von Nahrungsmitteln angefangen bis zu Chemikalien. Es gab Kinder, die extrem auf Schimmel reagierten, weil sie in einem Haus mit Schimmel wohnten. Bei manchen waren es nur zwei, drei Nahrungsmittel, andere reagierten auf Nahrungsmittel, Pollen, Chemikalien und auf ihre Haustiere. Man muss es herausfinden, das ist bei jedem Kind verschieden.
 
Viele Kinder haben schwere Kopfschmerzen, sind total erschöpft. Sie schaffen es kaum noch, in die Schule zu gehen. Ständige Infekte waren oft Anlass, dass die Eltern mit ihren Kindern zu uns kamen.
 
Muskelschmerzen und Atemwegsbeschwerden sind sehr häufig. Sehstörungen, Tinnitus, Hörstörungen, Epilepsie, Krämpfe und Herzbeschwerden haben wir ebenfalls oft erlebt bei den Kindern. Ja, und dann natürlich hyperaktive Kinder oder solche, die depressiv oder extrem aggressiv wurden, wenn sie mit etwas in Kontakt kamen oder ein bestimmtes Nahrungsmittel gegessen hatten. Kinder, die zur Schule gingen und noch ins Bett machten, weil sie auf bestimmte Nahrungsmittel reagierten. Es gibt sehr viele Auswirkungen, und bei jedem sind sie unterschiedlich.
 
SKM: Haben Sie auch Kinder gesehen, die durch ihre Schule krank wurden?
 
DR: Oh ja, das kommt recht häufig vor. Ich habe viele gesehen, die durch ihre Schule krank wurden, manche sehr krank, so dass sie zuhause bleiben mussten deswegen.
 
SKM: Gibt es Beweise, dass solche Kinder tatsächlich durch ihre Schule krank wurden?
 
DR: Selbstverständlich. Das Anderson Labor hat dies sogar mit Videos dokumentiert. Jeder kann sie dort bestellen und selbst anschauen. Nicht nur die Kinder reagierten beispielsweise auf den giftigen Schulteppichboden, sondern auch die Lehrer und Labormäuse, die man den gleichen Emissionen aussetzte. Das dürfte Beweis genug sein.
 
SKM: Wie viele Kinder haben Sie ungefähr gesehen, die durch ihre Schule krank wurden? Waren es viele?
 
DR: Es ist schwer, dass ganz genau zu beantworten. Ich schätze, dass waren mindestens 30% und aus manchen Gegenden, in denen Ritalin häufig verabreicht wird, da waren es viel mehr, manchmal bis zu 70%. Manche Kinder reagierten auch nicht auf ihre Schule, sondern auf den Schulbus, mit dem sie fuhren, auf die Dieselabgase an der Haltestelle oder im Bus.
 
SKM: Durch was wurden die Kinder, die Sie gesehen haben, krank an ihren Schulen?
 
DR: Schimmel, belasteter Staub, Chemikalien, aber auch Nahrungsmittel, die sie dort gegessen haben und worauf sie allergisch reagierten.
 
SKM: Wie kann man herausfinden, auf was ein Kind reagiert?
 
DR: Es ist eigentlich sehr leicht herauszufinden, auf was so ein Kind reagiert. Jeder kann es, indem er meine „Big Five“ anwendet. Man muss herausbekommen, wo und wann es jemand plötzlich schlecht geht oder sich jemand plötzlich völlig auffällig verhält. Ist es innen oder draußen passiert? Kam es durch eine Chemikalie oder durch ein Nahrungsmittel? Durch die „Big Five“ bekommt man es heraus.
 
SKM: Was genau sind die „Big Five„, Professor Rapp? Können wir sie auch lernen?
 
DR: Ja sicher, jeder kann die „Big Five“ im Nu erlernen, es sind fünf Fragen:
1.      Wie sieht die Person aus?
2.      Wie fühlt sie sich?
3.      Wie sieht die Handschrift aus?
4.      Wie ist der Puls?
5.      Wie ist die Atmung?
 


Vergleichen Sie die „Big Five“ vor und 10-60 Minuten nach 
SKM: Was können die Leute noch tun, um herauszufinden, was mit ihnen los ist, und ganz wichtig, was empfehlen Sie, damit es den Betroffenen besser geht?
 
DR: Finden und beseitigen der Ursache und dann in Folge Vermeiden dieser Auslöser, das ist meine beste Idee, und das Allerbeste daran ist, man braucht keine Medikamente dazu.
 
Tausenden kann geholfen werden, indem sie eine Woche eine ganz strikte Diät essen ohne die Nahrungsmittel, auf die sie reagieren. Genauso schnell kann vielen mit einem Luftfilter geholfen werden. Ich erinnere mich, dass ich bei Dr. Runow in Deutschland einen besonders guten Luftfilter sah. Es ertönte ein Warnton, wenn Chemikalien im Raum waren. Das hat mir sehr gut gefallen. Solche Luftfilter eliminieren Pollen, Schimmel, Staub und Chemikalien. Wer auf Nahrung und auf Allergene in der Luft und Chemikalien reagiert, sollte beides ausprobieren. Viele staunen, wie schnell es ihnen besser geht. Dann müssen sie lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen und Auslöser vermeiden. Auf diese Weise wird eine kranke Person wieder stabiler und kann fast normal leben. Ist ein Kind bereits schwer erkrankt, empfiehlt es sich, eine Umweltklinik aufzusuchen und dort eine Behandlung durchzuführen. Kinder haben gegenüber Erwachsenen den Vorteil, dass ihr Körper schneller auf Therapien anspricht, und wenn konsequent nach den Vorgaben der Ärzte gelebt wird, kann sehr schnell Erfolg erzielt werden.
 
SKM: Herzlichen Dank für das interessante Interview, Professor Rapp. Wir wünschen Ihnen alles Gute, viel Gesundheit und weiterhin viel Kraft, um Ihre wichtige Arbeit fortsetzen zu können und freuen uns auf den nächsten Kongress, auf dem Sie sprechen werden.

  •  Essen oder Trinken
  • Aufenthalt im Außenbereich versus Aufenthalt im Innenraum, checken Sie jeden Raum oder Bereich
  • Chemikalienexposition (vergleichen Sie hierbei nach 1-5 Minuten, nicht erst nach 10-60 Minuten)
  • Einnahme von Medikamenten
  • Einnahme eines Immunsystemmodulators
  • Anwendung von desensibilisierenden Allergieextrakten 

Bayrisches Ministerium warnt vor Duftstoffen und gibt Tipps

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Duftstoffe können die Gesundheit und die Umwelt ganz schön belasten

Duftstoffe sind trotz, aber nicht nur wegen ihres Geruchs zur Last geworden. Um über die Wirkungsweise von Duftstoffen und deren Gefahren aufzuklären, entwickelte das Bayrische Staatsministerium eigens eine kleine Broschüre über Duftstoffe, die aufklärt und mithelfen soll, Asthmatiker, Allergiker und Chemikaliensensible zu schützen. Dass Ministerium weißt darauf hin, dass bei einer Allergie auf Duftstoffe nur ein wirksamer Schutz bleibt: Vermeidung.

Duftstoffe belasten Gesundheit

Über 6000 unterschiedliche, größtenteils chemische Substanzen werden in der Duftstoffindustrie als so genannte „Riechstoffe“ verwendet. Sie belasten im erheblichen Maße die Umwelt und immer häufiger die Gesundheit vieler Menschen. Insbesondere durch die zunehmend in Mode gekommene „Raumluftaromatisierung“ werden Asthmatiker, Allergiker und Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) belastet und in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Für manchen, für dessen Gesundheit Duftstoffe zur Qual geworden sind, bleibt als Konsequenz nur noch Vermeidung, und das kann im schlimmsten Fall sogar den Arbeitsplatz und somit die Existenz kosten, denn es gibt kaum einen Bereich, der nicht „beduftet“ wäre oder an dem sich keine Menschen aufhalten, die Parfums, Aftershaves, Weichspüler, duftstoffhaltige Waschmittel, etc. verwenden.

Ministerium klärt auf

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nahm all diese Tatsachen zum Anlass und erstellte im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz eine kleine Broschüre zum Thema Duftstoffe:

Ist angenehmer Duft auch immer gesund? Riech-, Duft- und Aromastoffe

In für jeden verständlicher Form vermittelt das Ministerium in seiner Aufklärungsbroschüre, wo Duftstoffe anzutreffen sind, aus was sie bestehen, über welche Aufnahmewege sie aufgenommen werden, wie sie sich auswirken können und dass sie, wo immer es unnötig ist, zu vermeiden sind.

Ministerium empfiehlt lüften statt beduften

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit schließt seine Broschüre mit den nachfolgenden Empfehlungen für den Verbraucher:

  • Wenn es unangenehm riecht, überdecken Sie den Geruch nicht durch Versprühen von Duftstoffen.
  • Versuchen Sie die Geruchsquelle zu beseitigen!
  • Lüften ist allemal gesünder!
  • Verzichten Sie auf Duftstoffe in der Raumluft.
  • Denken Sie an empfindliche Personen.Helfen Sie Allergien vermeiden!
  • Bewahren Sie Duftöle immer außerhalb der Reichweite von Kindern auf.
  • Geben Sie Duftstoffe nur in die Raumluft, wenn alle Raumnutzer einverstanden sind.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008

Literatur:

Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Ist angenehmer Duft auch immer gesund? Riech-, Duft- und Aromastoffe, 19.9.2003

Minnesota schafft Gesetz für Verbot von Duftstoffen und Parfum an Schulen

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Parfums enthalten oft mehrere Hundert verschiedene chemische Einzelsubstanzen. Wie solche Gemische letztendlich auf den Menschen wirken, ist bis dato unbekannt. Man kennt nur die gefährliche Wirkung einzelner Inhaltsstoffe, die u.a. Allergien auslösend, krebserregend, erbgutverändernd und sensibilisierend sind, und die sich auch auf das Verhalten von Menschen auswirken. Der US Bundesstaat Minnesota will Schüler vor Auswirkungen von Parfums und Duftstoffen per Gesetz schützen.   

Umzingelt von Duftstoffe

Nicht nur Parfums sind ein Problem, auch viele Alltagsprodukte wie beispielsweise Reinigungsmittel sind fast ausnahmslos beduftet. Diese Putzmittel enthalten zusätzlich meist hochaktive, zum Teil toxische Substanzen, die eine Wirkung der Duftstoffchemikalien potenziert. In manchen Fällen wird heutzutage sogar schon Beduftung mittels Duftsäulen oder Duftzerstäubern in Schulen betrieben. Ganz abgesehen von bedufteten Filzschreibern, Radiergummis und allerlei anderem Schulbedarf, den Schüler in den Unterricht mitbringen.   

Geringe Dosis, gefährliche Wirkung

Bei manchen Menschen reicht eine geringe Konzentration solcher duftstoffhaltigen Produkte aus, um schwere Asthmaanfälle, Allergieschübe oder, bei chemikaliensensiblen Menschen, Reaktionen auszulösen. Die Reaktionen bei diesen chemikaliensensiblen Kindern können sich leicht bis total behindernd auswirken. Migräne mit Erbrechen, Schwindel, Augenbrennen, Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität, unvermittelte Aggressionsschübe, Krämpfe, Atembeschwerden, Übelkeit bis zu Bewusstlosigkeit werden u.a. als Reaktionen auf Duftstoffe berichtet. Bei einigen sehr schwer betroffenen Kindern kann der allgemein verbreitete Duftstoffwahn folglich soweit führen, dass sie keine öffentliche Schule mehr besuchen können.   

Duftstoffverbot mittels Gesetz

Um die Gesundheit aller Schüler und insbesondere von Kindern und Jugendlichen die bereits auf Duftstoffe reagieren zu schützen, wurde im US Bundesstaat Minnesota die GesetzesvorlageMinnesota HB 2148, entitled – Fragrance-Free Schools Pilot Projectzur Realisierung eines Pilotprojektes zum Verbot von Duftstoffen an Schulen beim Senat vorgelegt. Mittels des geplanten Gesetzes soll das Benutzen von Parfum und duftstoffhaltigen Cremes, die Verwendung von „Raumlufterfrischern“ und duftstoffhaltigen Reinigungsmitteln an öffentlichen Schulen verboten werden. Als Grund dafür wird angegeben, dass duftstoffhaltige Produkte Asthmaanfälle oder Chemikalien-Sensitivitätsreaktionen bei den Schülern und Studenten auslösen können. Im Rahmen des Pilotprojektes sollen Schüler und Eltern über die nachhaltigen Gefahren durch die Verwendung von Duftstoffen in Schulen aufgeklärt werden.    

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Juni 2008   

Literatur:

Bill seeks to ban scents in schools, Minnesota HB 2148, entitled – Fragrance-Free Schools Pilot Project, introduced – 85th Legislative Session (2007-2008), Mar 15, 2007  

Dufte Schule

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Anna steht heute im Mittelpunkt. Sie führt ihr neues Diddl Lipp Gloss Banane vor. Dann geht der Stift reihum. Annas Freundinnen dürfen ihn ausprobieren. Isabell will Anna nicht nachstehen. Sie packt ihr Prinzessin Lilifee Kinderparfüm aus und reicht es in die Runde. Das gefällt sogar dem Klassenkameraden Max. Er schnappt sich den Flakon und sprüht damit die kreischenden Jungs ein. Jetzt geht es in der 2b der Kästner Grundschule* über Tische und Bänke.

Am Schluss wirft Max Isabell den leeren Flakon zu. Isabell ist sauer. Aber Max weiß, wie er sie wieder beruhigen kann. Flugs holt er seine Diddl Duftkarten aus dem Ranzen und schenkt sie Isabell. Die anderen holen auch ihre Diddl Duftkarten und tauschen und rubbeln den Duft frei. Isabells Kummer ist schnell vergessen. Jana hat noch weitere Tauschobjekte im Ranzen. Sie bietet ihren Apfelduftradiergummi gegen fünf Diddl Duft Karten. Sven zieht gleich ein ganzes Paket Radiergummis aus der Hosentasche: Apfel, Orange, Erdbeere, Heidelbeere. Max schnappt sich auch Svens Schätze und wirft sie durch das Klassenzimmer. Dann klingelt es und Frau Maier* rauscht in die Klasse. Sie trägt heute ihr geliebtes Roma. * Namen verändert.


Ein ganz normaler Schultag an einer ganz normalen deutschen Grundschule beginnt. Der Raum ist geschwängert von einer Mischung aus Fruchtaromen, Duftstoffen aus Waschmitteln, Weichspülern, Shampoos, Haargels, Deos, Kinderparfums und einer Mintnote aus den Duftstoffen verwendeter Putzmittel.

„Welche Folgen Duftstoffe generell – und speziell im Gehirn – haben, ist noch weitgehend unbekannt“, schreibt das Umweltbundesamt.
Welche Folgen mag die Duftwolke im Schulraum der 2b haben?
„Die Wirkung von Substanzgemischen ist kaum untersucht und weitgehend unbekannt.“ (UBA)

Das Robert Koch Institut berichtete im letzten Jahr über den Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen:
„Bei ca. 22% der untersuchten Kinder und Jugendlichen liegen Hinweise auf eine psychische Auffälligkeit vor, wobei circa 10% aller Kinder und Jugendlichen als im engen Sinn psychisch auffällig beurteilt werden  Unter den spezifischen psychischen Auffälligkeiten treten Störungen des Sozialverhaltens (10%), Ängste (7,6%) und Depressionen (5,4%) am häufigsten auf. müssen.“
„Bei 40,8% zeigt die Blutuntersuchung eine Sensibilisierung gegen mindestens ein Allergen“

In Berlin weiß man wohl um die Gefahren der Duftwolken:
„Wer Düften anhaltend ausgesetzt ist, bei dem können sich – genauso wie bei Lärm – Stressreaktionen einstellen, die gesundheitliche Beschwerden zur Folge haben.

Duftstoffe können über die Atmung in den Organismus gelangen und sich über die Blutbahn im gesamten Körper verteilen. Bei bestimmten Duftstoffen ist – wegen ihrer chemischen Struktur – auch von einer Resorption über die Haut auszugehen. Werden Duftstoffe über die Riechsinneszellen resorbiert, so ist es wahrscheinlich, dass sie wegen der physiologischen Besonderheiten der Geruchsbahn (Reizweiterleitungssystem des Geruchsinns) über die Nervenfaserbündel direkt als Substanz in den Bulbus olfactorius (einen Teil des Gehirns) gelangen“ heißt es in einem Schreiben des UBA. Deshalb kann man auch in der Empfehlung des Umweltbundesamtes lesen:


„Aus Gründen der Vorsorge empfiehlt das UBA, Duftstoffe in öffentlichen Gebäuden  …nicht einzusetzen.“

Wer sorgt aber für Anna, Isabell, Max und ihre Klassenkameraden vor?
Niemand!!

Im Schulraum der 2b und in allen bundesdeutschen Schulräumen gilt: Rauchen verboten- Beduften erlaubt.
Diese Beduftungserlaubnis geht sogar mittlerweile schon soweit, dass Kinder und Jugendliche zwecks Verhaltensmodifikation mit Duftsäulen beduftet werden dürfen, wie man im Internet nachlesen kann.

Wie das Magazin Spiegel und die Süddeutsche Zeitung berichteten, lässt der Herr Professor Dr. Wabner mittlerweile in 30 Schulen ätherische Öle mit Duftsäulen verströmen, wie er selbst sagt, als Aromatherapie mit dem Ziel die „Kreativität der Schüler anzuregen und die Konzentrationsfähigkeit zu steigern“. „Aggressionen werden abgebaut“.

Prof . Dr. Wabner bietet seine Duftstoffe auch in der Apotheke an. Dort kann man das Set aus Duftöl und Duftstein unter dem Produktnamen „Dufte Schule“ erwerben. Zu therapeutischen Zwecken.

Herr Prof. Dr.Wabner beduftet die Schüler klassenweise. Für sich zieht er individuelle Lösungen vor:
SZ: „Bei welchem Duft können Sie selbst besonders gut arbeiten?“

Wabner: „Zitrone – die macht munter. Ich mag auch Neroli, aber davon werde ich zu schnell high.“

Prof. Wabner wird von Neroli high. Von was werden die Kinder in den Duftschwaden deutscher Klassenzimmer high? Von welchen Duftstoffen werden sei depressiv, aggressiv oder gar krank?

Jeder hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das steht in Artikel 2 unseres Grundgesetztes. Wer aber garantiert dieses Recht an Schulen?

Warum gibt es aus Berlin nur Worte und niemals Taten?

In Kanada und Nordamerika ist man da schon ein ganzes Stück weiter:

For example: antiduftstoffzeichen-iii.jpg

School – Community Relations  – Jefferson City Public Schools

Visitors to the Jefferson City Public Schools will often see signs regarding – Fragrance Free – Zones. We also make every attempt to remind patrons of the district about fragrance free through our news releases to the media.

Fragranced products can cause people with some chronic illnesses to suffer additional and extra symptoms and medical expenses. These include asthma, allergies, sinus problems, rhinitis and migraine headaches. Some authorities and victims also believe that neurological conditions such as ADHD, autism, and other behavioral and learning disorders are exacerbated by fragrances.  The Jefferson City School District has students, parents and staff with health conditions that are, at times, severely affected by fragrances. In an effort to help these people enjoy their experience with the Jefferson City Public School District, we respectfully request that all patrons that attend any JCPS event, be as fragrance free as possible by not wearing perfume, aftershave, scented lotions, fragranced hair products, and/or similar products.  If you have questions about Fragrance Free, please call us.

A Fragrance Free Campus – North Seattle Community College

has always strived to provide both the best curriculum for their students, as well as the best environment for higher learning. As part of the campus initiatives, the college adopted an important policy several years ago to help ensure everyone is comfortable on a variety of levels, including air quality.

Did you know the school advocates for a pollutant/fragrance free environment? That’s right, the school asks that all individuals be sensitive to air quality, which helps support a more healthful learning/teaching environment. This includes perfumes, fragrances and any other air pollutants which could cause people with allergies to be less comfortable.   So …were you made aware of this policy when you first arrived on campus? Did your instructor or other faculty make you aware of this when you were orientated to the college? And more importantly…do you do your part to help keep this clean air initiative in place?  Keeping the air clean at North Seattle Community College benefits everyone don’t you think?

SCENT FREE SCHOOL  –  Oliver School

Please remember Oliver School is a – Scent Free – School

This limitation includes the use of any product with a strong odor including all perfumes and scented preparations. Due to severe allergy concerns, we request the understanding and co-operation of all students and parents in our efforts to provide a safe and healthy environment for all students and staff members.

Meadowbrook Elementary School (a scent-free school)

Making a Difference Together

University of Windsor – Scent-free Guidelines

Please consider how fragrance use affects others who may be highly sensitive. The University Windsor’s – Scent-free Guidelines – may be viewed at

St. Peter’s Junior High – Weekly Newsletter

Allergies . There are some students with serious, life-threatening nut allergies in our building. Please ensure that your son or daughter does not bring any nuts or food containing nut product to school or on the bus. There are also staff members an d students who have scent allergies.  We ask that you help keep our school scent free by not wearing perfumes and colognes while in the building. Thank-you for your cooperation in this important matter.

November School Newsletter 2007-2008 – St. Augustine School

January 2008 St. Augustine School Important Safety Reminders:

This school is a nut free and scent free school at all times. Thank you for your help in ensuring that all children are safe at school. Thank you for your assistance.

SHERWOOD ELEMENTARY SCHOOL HANDBOOK  – 2007 – 2008

Food Allergy – Sherwood School & playground areas are totally „peanut/nut free“ Many students at our school are anaphylactic. Please be diligent and check labels. Please do not send any products that contain peanuts/nuts trace amounts of these products. We appreciate and thank you for your cooperation.

Anaphylactic/Life Threatening ConditionsAll students identified with life threatening allergies/conditions must have an emergency treatment plan in place. This plan is coordinated through Public Health and your family physician. MedicationIf a student requires medication to be administered at school a form must be completed by the family physician before this can occur.

Scent Free – Sherwood is designated as scent free. All staff, students and visitors are asked to refrain from wearing scented products

Herzlicher Dank für diesen Gastbeitrag geht an Juliane.

Domina bietet außergewöhnliche Dienste an

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Rücksicht auf Chemikaliensensible ist Pflichtprogramm

Hi, hier ist Lady Nell. Mein schwarz gestrichenes Atelier mit Käfig und Stahlfesseln und meine Peitsche warten auf Dich„.

Die harte dominante Frauenstimme auf dem Anrufbeantworter fährt nach dem scharfen Zischen einer Peitsche fort:

Lass mich beim Bestätigungsanruf wissen, ob Du Probleme mit Parfum oder Allergien auf Duftstoffen hast, ich richte mich in diesem Punkt nach Dir, ansonsten bist Du mein Spielzeug und unterliegst meinen Regeln. Mein Atelier ist rauchfrei„.

Diesen außergewöhnlichen Service bietet Lady Nell, eine strenge Domina aus San Francisco an und füllt damit eine Marktlücke. Es gäbe immer mehr Kunden, die zwar höchsten Wert darauf legen, sich nach allen Regeln der Kunst zu unterwerfen, sie wollen ihr Sklave sein, doch Lady Nell hat dennoch kein Bestreben, ihre Schmerz liebenden Kunden mit Kopfschmerzen, Schwindel, Ausschlag, Atembeschwerden, Übelkeit oder ähnlichem nach Hause zu schicken, weil diese allergisch auf Duftstoffe reagieren oder zu jenen gehören, die chemikaliensensibel sind. Diese Leute gäbe es immer häufiger, lässt die mit Vorliebe in schwarzem Lack gekleidete Frau wissen. Das müsse man als erfahrene Domina wissen und einplanen, meint Lady Nell und ihre harte Stimme lässt keine Zweifel aufkommen als sie abschließend sagt:

Der Schmerz muss aus erotischer Dominanz und meiner Hand stammen, nicht durch ein banales Parfum oder Weichspüler in der Bettwäsche erzeugt werden, das ist in meiner bizarren Welt nicht erwünscht“.

Das alles erfuhr ich, nachdem ich einen Artikel über Chemikalien-Sensitivität, Duftstoffverbote und Leute, die auf Parfum reagieren, in einer großen amerikanischen Zeitung las und anschließend zum Telefonhörer griff,

Euer Thommy

Weichspüler kann den Atem rauben

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Weichspüler verschmutzen nachgewiesenermaßen unsere Gewässer, doch was nur Wenige wissen, der unnötige Waschzusatz kann auch die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Im Mäuseversuch wurde durch ein US Forschungslabor bestätigt, dass viele Menschen sich zu Recht über Gesundheitsbeschwerden durch Weichspülergeruch beschweren, denn auch die Versuchstiere reagierten erheblich auf die Ausdünstungen von handelsüblichen Weichspülern, und Mäuse lügen bekanntermaßen nicht.

Gesundheitsbeschwerden durch Weichspüler

Weichspüler sind trotz dass sie problematische Substanzen für unsere Umwelt darstellen immer noch in vielen Haushalten im ständigen Gebrauch. Wäsche, die einmal damit gewaschen wurde, „duftet“ über lange Zeit oder präziser gesagt: Sie dünstet gesundheitsschädliche Chemikalien aus. Allergiker, Asthmatiker und insbesondere chemikaliensensible Personen beklagen sich immer wieder, dass bei ihnen Weichspülergeruch erhebliche Gesundheitsbeschwerden auslöst. In Einzelfällen kann dies soweit führen, dass eine betroffene Person aus einem Haus ausziehen muss, weil der Nachbar ständig mit Weichspüler gewaschene Wäsche im Garten oder auf dem Balkon aufhängt und dadurch die gesundheitlichen Beschwerden im Lauf der Zeit unerträglich werden.

Menschen kann man als Simulanten hinstellen, Mäuse nicht

„Das kann doch überhaupt nicht sein, auf Weichspüler kann man gar nicht reagieren, was für ein Spinner“, so oder ähnlich klingt oft die Rede eines uneinsichtigen Weichspüleranwenders, den ein Nachbar verzweifelt um Rücksicht bittet. Dass es sehr wohl sein kann, dass eine Person auf Weichspülerausdünstungen reagiert, liegt auf der Hand, denn herkömmlicher Weichspüler enthält eine erhebliche Anzahl von Chemikalien. Ein Labor in Vermont konnte die Auswirkungen im Tierversuch eindeutig nachvollziehen, so dass nun auch der letzte Zweifel erlöschen muss. In einer kontrollierten Studie untersuchte Anderson Laboratories, ein Speziallabor für Schadstoffanalytik, ob es eine biologische Ursache für die akuten nachhaltigen Beschwerden von bestimmten Personen, beispielsweise Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) oder mit Asthma, auf Weichspüler gibt. Dafür wurden verschiedene Tests mit Mäusen durchgeführt, bei denen die Tiere den Emissionen von 5 verschiedenen handelsüblichen Weichspülern für 90 Minuten unter verschiedenen Testbedingungen ausgesetzt wurden. Der Testverlauf wurde per Video dokumentiert.

Präziser Untersuchungsablauf

Sensoren zur Feststellung der Lungenfunktion und eine computergestützte Version der ASTM Testmethode E-981 wurden vom Anderson Team verwendet, um die akuten Veränderungen in verschiedenen Atmungszyklen bei den Versuchstieren festzustellen. Ganz spezielles Augenmerk wurde hierbei auf die Atempause nach dem Einatmen und die Pause nach dem Ausatmen, als auch auf den Luftfluss in der Mitte der Ausatmungsgeschwindigkeit gelegt. Die Wissenschaftler untersuchten die stattfindenden Veränderungen bei fünf verschiedenen Weichspülern und achteten dabei insbesondere auf sensorische Irritationen (SI), pulmonale Irritationen (PI) und die Einschränkungen im Luftfluss (AFL) in Bezug auf eine sich verändernde Intensität.

Auch Mäuse reagieren auf die Chemikalien in Weichspüler

Am Höhepunkt des jeweils eintretenden Effektes auf Weichspülergeruch bei den Versuchstieren erstreckten sich die sensorischen Irritationen auf 21 bis 58% der Atemzüge. Nach drei Expositionen wurde eine krankhafte Veränderung in Form einer leichten Entzündung in den Lungen der Mäuse festgestellt. Analysen aus den Emissionen eines Weichspülertuchs wurden mittels gaschromatographischer Massenspektrometrie durchgeführt. Die Wissenschaftler identifizierten verschiedene bekannte irritative Substanzen, dazu zählten die aromatischen Kohlenwasserstoffe Isopropylbenzol, Styrol und Trimethylbenzol, sowie Phenol und das Monoterpen Thymol.

Langanhaltender gesundheitsschädlicher Effekt

Wäsche, die bereits mit einem der Weichspülertücher getrocknet wurde, emittierte Chemikalien, die ausreichten, um während des Höhepunktes des Effekts, eine sensorische Irritation bei 49% der Atemzüge auszulösen. Das Auslegen eines Weichspülertuches über Nacht in einem kleinen Raum, was dem Trocknen in einem Bad oder einer kleinen Küche gleichkommt, führte zu einer Atmosphäre, die eine deutliche sensorische Irritation bei 61% der Atemzüge auslöste.

Ohne Weichspüler waschen ist gesünder

Die Ergebnisse der Wissenschaftler von Anderson Laboratories, demonstrieren ganz unverkennbar, dass einige handelsübliche Weichspüler Chemikalien freisetzen, die dazu in der Lage sind, erhebliche Atemwegsbeschwerden auszulösen. Sie verursachten sensorische und pulmonale Irritation, sowie einen reduzierten Luftfluss in der Mitte der Ausatmungsphase bei normalen Mäusen. Diese Forschungsergebnisse bieten klare toxikologische Grundlage für eine Erklärung, warum einige Menschen schwere gesundheitliche Reaktionen auf Weichspülerausdünstungen erleiden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Mai 2008

Literatur:

Anderson RC, Anderson JH., Respiratory toxicity of fabric softener emissions, J. Toxicol Environ Health A. 2000 May 26;60(2):121-36.