Brustkrebs bei Männern: Studie findet Berufe als Ursache und Chemikalien als Risikofaktor

KFZ Mechaniker besonders gefährdet

Brustkrebs ist bei Männern eine seltene auftretende Erkrankung mit bislang weitgehend unbekannter Ätiologie. Neben genetischen und hormonellbedingten Risikofaktoren stehen eine große Anzahl von Umweltchemikalien in Verdacht, bei Brustkrebs eine Rolle zu spielen. Eine Wissenschaftlergruppe des CESP – INSERM, ein französisches, staatliches Institut für Gesundheit und medizinische Forschung, führte eine Studie zur Identifizierung von Berufen oder beruflichen Chemikalienexpositionen durch, um verstärktes Auftreten von Brustkrebs bei Männern und auslösende Mamma-Karzinogene in der Umwelt zu ermitteln. Das Studienergebnis enthüllte, dass bei sechs Berufsgruppen ein erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, vorliegt.

Multizentrische Studie sucht Krebsauslöser

Um eine möglichst repräsentative Bewertung berufsbedingter Risikofaktoren für Brustkrebs bei Männern durchzuführen, wurde eine multizentrische Fall-Kontroll-Studie durchgeführt. An der Studie nahmen acht europäische Länder teil. Die Wissenschaftler bezogen 104 Brustkrebsfälle ein, die mit 1901 Kontrollpersonen abgeglichen wurden. In einem persönlichen Anamnesegespräch ermittelten sie, welche einzelnen Berufe die Probanden während ihres Arbeitslebens ausgeführt hatten. Ergänzend wurden die jeweiligen beruflichen Expositionen gegenüber endokrinwirksamen Substanzen (Alkylphenolharz Verbindungen, Phthalate, polychlor- ierte Biphenyle und Dioxine) von sachkundigen Experten bei jedem einzelnen Studienteilnehmer bewertet.

Automechaniker besonders gefährdet

Die Inzidenz (Anzahl der Neuerkrankungen) für Brustkrebs bei Männern trat besonders verstärkt bei Kfz-Mechanikern hervor (OR 2.1, 95% CI 1.0 bis 4.4) und ging mit einer Dosis-Wirkungs-Beziehung über die Dauer der Beschäftigung einher. Ein verstärktes Auftreten ließ sich aber auch bei Arbeitnehmern feststellen, die einen der nachfolg- enden Berufe ausübten:

  • Papierhersteller
  • Maler
  • Arbeiter in der Forst-und Holzwirtschaft
  • Angestellte in Gesundheits- und Sozialberufen
  • Arbeiter in der Möbelherstellung

Das Quotenverhältnis für die Exposition gegenüber Alkylphenolharz-Verbindungen über dem Mittelwert war 3,8 (95% CI 1,5-9,5). Diese Verbindung blieb nach Adjustierung des Signifikanzniveaus für berufliche Exposition gegenüber anderen umweltbedingten Östrogen bestehen.

Bestimmte Chemikalien lösen Brustkrebs bei Männern aus

Die Studienergebnisse legen nach Aussage der Wissenschaftler nahe, dass einige Umweltchemikalien mögliche Mamma-Karzinogene darstellen. Insbesondere Benzin, organische petrochemische Lösemittel oder polyzyklische aromatische Kohlenwas- serstoffe stehen für die Wissenschaftler in Verdacht, weil sie zu konsequent erhöhtem Risiko für männlichen Brustkrebs bei Kraftfahrzeugmechanikern führten. Auch endokrine Disruptoren wie Alkylphenolharz-Verbindungen können, gemäß den Stud- ienergebnissen, bei Brustkrebs eine Rolle spielen.

Die CESP – INSERM Studie wurde am 25. August 2010 in der medizinischen Fach- zeitschrift Occupational Environmental Medicine veröffentlicht.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 30. August 2010.

Literatur:

Villeneuve S, Cyr D, Lynge E, Orsi L, Sabroe S, Merletti F, Gorini G, Morales-Suarez-Varela M, Ahrens W, Baumgardt-Elms C, Kaerlev L, Eriksson M, Hardell L, Févotte J, Guénel P., Occupation and occupational exposure to endocrine disrupting chemicals in male breast cancer: a case-control study in Europe, CESP – INSERM (National Institute of Health and Medical Research), Villejuif, France, Occup Environ Med., Aug 25, 2010.

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2 Kommentare zu “Brustkrebs bei Männern: Studie findet Berufe als Ursache und Chemikalien als Risikofaktor”

  1. Energiefox 31. August 2010 um 15:57

    Prima Bericht Silvia,
    früher war es bei einigen – Kfz Leuten üblich sich mit Diesel die verölten Finger (Hände) sauber zu machen. Der Diesel diente als Fettlöser, jedenfalls waren die Hände dann schnell sauber. Ein Bekannter sagte es mir, einer der es jahrelang gemacht hat bekam Krebs. Mein Bekannter hatte den starken Verdacht das es an dem Diesel lag. Mein Bruder hat KFZ – Mechaniker gelernt, hat aber nach der Lehre den Beruf nicht weiter ausgeübt. Der sagte mir die Hände wären immer ölig bzw. stark dreckig gewesen. Der konnte überhaupt nicht begreifen das Frauen den Beruf auch interessant finden.
    Jedenfalls denke ich es stimmt, dass KFZ – Mechaniker besonders gefährdet sind.
    Gruß Fox

  2. Clarissa 1. September 2010 um 11:24

    Es ist aber auch Wahnsinn, dass Fleisch, Wasser,Verpackungen Östrogen bzw. ähnlich wirkende Stoffe beinhalten. Männer sind doch gar nicht für Östrogen konstruiert, selbst bei Frauen sieht man ja was eine zu hohe Konzentration anrichten kann.

    Was wollen wir wetten das ein Mechatroniker*das niemals als Berufskrankheit anerkannt bekäme.
    Kann nicht sein, darf nicht sein, ist alles nur eine Einbildung, wer weiß, was sie in ihrer Freizeit so alles gemacht haben. So oder so ähnlich wird es dann aus dem Gutachter-Wald schallen.

    (*Mechatroniker waren früher KFZ Klempner, seit einigen Jahren sind das aber Mechaniker und Elektroniker, so entstand der Begriff MECHATRONIKER.)

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