In Spanien geht es mit Siebenmeilenstiefeln voran – MCS-Kranke sollen rasch Hilfe erhalten

Eine weitere gute Meldung aus Spanien traf ein. Das Meeting des Spanischen Ministerium für Gesundheit, Ärzten und Vertretern von MCS-Organisationen verlief sehr gut. Nachfolgend Informationen darüber, die Eva Caballé in ihrem No Fun Blog über das aktuelle Treffen bereitstellte.

Kranke werden auf die lange Bank geschoben

Wie in Deutschland, wurden auch in Spanien MCS-Kranke immer wieder vertröstet und so behandelt, als seien sie nicht existent. Die Wende trat im vergangenen Oktober auf ungewöhnliche Weise ein. Seit dem erfahren wir ständig neue Erfolge, bis hin zum jüngsten Treffen der MCS-Selbsthilfegruppen mit Repräsentanten des Gesundheitsministeriums.

Ein Radiosender brachte die positive Wende

Ein spanisches Radioprogramm namens „Carne Cruda“, zu Deutsch „Rohes Fleisch“, publizierte am 22. Oktober vergangenen Jahres einen Artikel in seinem Blog, der den Titel „Ich bin Dein Fan“ trug. Die Leser wurden im Artikel gefragt, was ihr Lieblingssong sei.

José Luís Aparicio schrieb einen Kommentar mit seinen 10 Lieblingssongs, und als letztes Lied, das er aufzählte, wählte er “No Fun”. Er erklärte, warum er gerade dieses Lied gewählt habe, nämlich weil Eva Caballé’s Blog „No Fun“ nach diesem Lied benannt sei und dann erklärte er, was MCS ist und dass er selbst auch von dieser Krankheit betroffen sei. Abschließend fragte er, ob Carne Cruda über MCS berichten könne und erwähnte das Interview, das Salvador L. Arnal mit Eva für Rebelión durchgeführt hatte. Carne Cruda fand das Thema wichtig und schon vier Tage später erhielt Eva eine Einladung für ein Interview.

Am 4. November war es dann soweit und Eva wurde vom Radiosender Carne Cruda interviewed und traf José Luís Aparicio. Man konnte es nicht fassen und war schockiert über MCS. So geschockt, dass der Direktor dieser Radiosendung am nächsten Tag während der Sendung sagte, dass man den Gesundheitsminister kontaktieren wolle. Eva glaubte damals selbst kaum daran, dass dies Realität würde. Doch man hielt Wort und wollte ein Interview mit dem Gesundheitsminister arrangieren und mit ihm über MCS sprechen und vor allem erklären, wie furchtbar die Situation der MCS Kranken ist.

Und dann fing die Geschichte an, richtig interessant zu werden. Der Radiosender tätigte eine ganze Reihe von Anrufen beim Gesundheitsministerium. Man erhielt keinerlei Resonanz. Der Radiosender ließ aber nicht locker und rief während einer Live Sendung beim Gesundheitsministerium an und hatte endlich Erfolg. Das Interview kam für den 15. Januar 2010 zustande. Es gab eine Sondersendung von Carne Cruda, die das Thema MCS behandelte. Eingeladen waren der Generalsekretär des Gesundheitsministeriums José Martínez Olmos und Miguel Jara, Dr. Pablo Arnold, José Luís Aparicio. David Palma vertrat seine Frau Eva Caballé, die zu krank ist, um außer Haus zu gehen. Dann geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte. Der Generalsekretär des Gesundheitsministeriums versprach in der Sendung, die viele Menschen mithörten, dass ein Treffen mit den MCS Selbsthilfegruppen des Landes innerhalb der nächsten 10-20 Tage nach der Radioshow stattfinden solle.

Erstes Treffen des Gesundheitsministeriums mit MCS-Organisationen

Am 4. Februar war es dann soweit, das Treffen des Gesundheitsministeriums mit den spanischen MCS-Selbsthilfegruppen fand statt. Die Situation der MCS-Kranken wurde erörtert. Die Organisationen hatten unter David Palmer’s Koordination eine Petition erstellt, die überbracht wurde. Neben einem Repräsentanten von jeder Selbsthilfegruppe nahmen auch ein Rechtsanwalt und ein Arzt an diesem Meeting teil. Es wurde eine Kopie von Eva’s Buch übergeben, als Beispiel dessen, was MCS-Kranke in Spanien durchmachen. Die Repräsentanten des Gesundheitsministeriums versprachen, die MCS-Organisationen zu kontaktieren, um mit ihnen ein wissenschaftliches Komitee abzustimmen, das ein Konsens-Dokument hinsichtlich MCS erstellen soll.

Gründung eines MCS-Komitees

Dann gründeten die 13 MCS Organisationen ein Komitee zur Anerkennung von MCS in Spanien, um eine einheitliche Stimme zu bilden, Dieses Komitee erstellte eine Liste von Ärzten und das Gesundheitsministerium lud alle elf Ärzte ein, die vom MCS-Komitee benannt worden waren. Am Meeting das am 21. April 2010 stattfand, nahmen neben 16 Personen des Gesundheitsministeriums, diese 11 Ärzte und Vertreter der Organisationen teil.

Zweites positives Treffen im Gesundheitsministerium

Der erste Eindruck zum Treffen ist positiv. Die Arbeitsgruppe erstellte einen Zeitplan und zeigte sich einverstanden, einen Entwurf für ein MCS-Konsens-Dokument zu erarbeiten. Dieser Entwurf wird von allen MCS-Organisationen im September/Oktober 2010 geprüft. Das Überprüfte wird vom Gesundheitsministerium im Dezember 2010 veröffentlicht. Das Ministerium bestätigte, dass dies der erste Schritt ist, der es möglich macht, dass MCS in den ICD-10 aufgenommen wird, etc – eine offizielle Anerkennung von MCS in Spanien.

Dank der MCS-Kranken an den Radiosender Carne Cruda

Eva Caballé ließ wissen, dass es noch eine offizielle Pressemitteilung geben wird, doch man gab bereits eine Meldung durch Carne Cruda einen Tag nach dem Meeting. Weil dem Radiosender der Dank für all das gehört, was in Spanien seit der Radiosendung im vergangenen Jahr passierte, gab man ihm den Vorzug. Der Direktor des Senders war sehr bewegt, als er die Nachricht über das Ergebnis des Meetings am 21. April erfuhr und den Dank aller MCS-Kranken in Spanien, den Eva und ihr Mann David Palma überbrachten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. April 2010

Literatur: Meldung von Eva Caballé, No Fun Blog, 24. April 2010

Weitere Artikel von Eva Caballé:

6 Kommentare zu “In Spanien geht es mit Siebenmeilenstiefeln voran – MCS-Kranke sollen rasch Hilfe erhalten”

  1. Franzi 26. April 2010 um 08:31

    Das ist ja wundervoll. Genau so muss es gehen. Das freut mich außerordentlich.

    Haben wir hier im Lande auch einen Radiosender, der hartnäckig und durchsetzungsfähig genug ist, unseren Interessen in Deutschland auch endlich Geltung und uns Recht zu verschaffen?

    Ich denke dabei an etliche, die schon ähnlich weit vorgedrungen sind mit Aktivitäten, was aber wohl mangels breitgefächerter, flächendeckender und unmißverständlicher Wirkung auf große Bevölkerungskreise und nicht zuletzt aufgrund der Aktivitäten mächtiger Lobbyisten immer wieder zum Erliegen gebracht wurde. Läßt sich diese deutsche Schranke wirksam und flächendeckend durchbrechen?

    Wir können doch nicht ewig hintanstehen im ach so reichen Deutschland?

  2. Gerhard Becker 26. April 2010 um 23:05

    Ich kann mich den Worten von Franzi nur anschließen.

    Eva Caballé und ihren Mann David Palma, dem Radiosender Carne Cruda und den mitwirkenden spanischen Ärzten, MCS-Organisationen und dem Gesundheitsministerium gebührt großen Dank für diese, zu tiefst menschliche, europäische Pionierarbeit.

    Gruß Gerhard

  3. Phönix 26. April 2010 um 23:19

    Wie toll ist das denn ????!!!!!

    Prima Nachricht! Erkrankungen durch Alltagschemikalien kann man halt nicht länger ignorieren! Zu viele sind betroffen und es werden immer mehr!

    Sehr gute Nachricht. Danke dafür.

  4. Energiefox 27. April 2010 um 11:16

    Also finde ich toll was da über einen Radiosender gelaufen ist. Meine Erfahrung hier mit Fernsehsender, das Thema Umweltschutz jedenfalls
    wie der Fox es sich vorstellt, wird nicht ernst genommen oder ist zu heiß?
    Hier sind auch sehr gute Sender, nur wenn es richtig zur Sache geht, denke ich kneifen die.

    Leben die nicht auch von Werbung.

    Super ich hoffe dank Internet das Sender immer mehr Druck bekommen endlich auch mal mehr Themen zu bringen die was bewegen.
    Danke Silvia,
    mal eine positive Nachricht.
    Gruß Fox

  5. Eric 29. April 2010 um 16:32

    Es ist kaum zu glauben, was in Spanien MCS-mäßig alles auf die Beine gestellt wird.

    Einfach spitze, danke für die klasse Info.

  6. Eva 5. Juni 2010 um 20:21

    Thanks a lot Silvia for all your support and for translating my article. Thanks to all of you for your comments. And I’m really sorry for my delay!

    Thanks Franzi! The director of the program has been very brave because Radio 3 is a national radio and he took the risk. We are so grateful to him!

    Thanks a lot for your words Gerhard. All of us are very hopeful and we really want that this process finish with MCS fully recognized as an illness in Spain.
    Kind regards.

    Thanks Phoenix. I totally agree with you. Today the world is toxic but it doesn’t have to be that way! This has to change before it’s too late!

    Thanks Energiefox. It’s really difficult to find a politically committed journalist. Too many times they prefer not to run risks. We have recently done a TV report about MCS aired during the News and when first the journalist contacted to us, she didn’t know a lot about MCS and we didn’t agree with her approach. But she wanted to read my book and she also read some articles of my blog. Then she understood our situation and she agreed with us to make a protest report.

    Thanks Eric. We hope that we have more good news soon. We have a lot of journalists by our side thanks to our last interviews, and I’m sure that this will help us to put pressure on the process.

    Kind regards.

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